Cian

"-und deshalb bin ich mir absolut sicher, dass es sich hier um eine Heimsuchung handelt!"
Ich blinzelte und wartete eine Sekunde, bevor ich realisierte, dass Mrs. Smith's viel zu lange und furchtbar...kreative...Erklärung für Türen, die offenbar von selbst zufielen, hiermit endete und sie irgendeine Antwort von mir erwartete. "Oh. Ähm. Das tut mir leid?" Ich warf der kleinen, alten, etwas rundlichen Frau vor mir einen leicht verwirrten Blick zu und hoffte, dass sie die letzte Kundin wäre, mit der ich mich heute auseinandersetzen musste.
"Was mach ich jetzt?" Fragte die leicht genervte Dame, die mit ihrem hellblauen Mantel einen starken Kontrast zu meinem eher dunklen kleinen Laden bildete. Wir standen an zwei verschiedenen Seiten einer Theke, an der ich bis gerade noch damit beschäftigt gewesen war, einen Trank gegen Fieber für die Nachbarskinder zu brauen. Die Wände des Ladens bestanden praktisch vollständig aus Regalen, gefüllt mit Büchern, Kerzen, Zutaten und lauter anderem Zeug, bei dem ich noch nicht die Motivation gefunden hatte, es ordentlich weg zu sortieren. In der Mitte des kleinen Raumes stand ein einziger Tisch mit verschiedenen Kristallen, Runensteinen und...naja, dem selben Chaos, wie in den Regalen. Aber offenbar reichte alles das nicht aus, um Mrs. Smith klar zu machen, dass ich ein Hexer war und kein Medium. Oder sie verstand den Unterschied einfach nicht. Obwohl ich offenbar sowieso immer ihre persönliche Lösung für alles war.
Ich seufzte kurz und zog etwas Pergament und einen Stift aus dem Chaos auf der Theke. "Ich schreibe Ihnen den Namen eines Mediums auf, Mrs. Smith", erklärte ich mit einem aufgesetzten Lächeln, in der Hoffnung, die Unterhaltung damit abzukürzen. "Und dann gebe ich Ihnen etwas Weihrauch mit. Das sollte Geister zumindest abschwächen." Ich schob das Pergament in ihre Richtung und legte ein kleines Säckchen mit Weihrauch dazu. Wahrscheinlich wäre eine Abdichtung für Fenster und Türen, um Zugluft zu vermeiden, besser gewesen, aber damit würde sich das Medium dann auseinandersetzen können.
Mrs. Smith warf einen kurzen Blick auf das Pergament, bevor sie ein "Danke sehr" nuschelte, mir eine Münze auf den Tresen legte und den Laden verließ. Ich wartete einen kurzen Moment um sicherzugehen, dass ihr spontan nicht noch ein zweites Problem einfiel und sie zurückkommen würde, bevor ich mich wieder dem Trank zuwandte. Es war später Nachmittag, fast Abend. Wenn ich mit dem Trank fertig war, würde ich den Laden schließen. Wenn in diesem kleinen Zeitfenster niemand mehr rein kommen würde, würde es sogar ein recht entspannter Feierabend werden.