Tessa, die sich bereits damit abgefunden hatte, den angeregten Gesprächen im Stillen zu lauschen, sah erstaunt auf als eine junge Frau mit einem herzlichen Lächeln ihren Namen erwähnte. Kurz blinzelte Tessa überrascht, da erschien ein zurückhaltendes Lächeln auf ihren Lippen. Die Frau, Yasmin, hatte einen herzlichen und warmen Ausdruck in den Augen, der ein wenig von nervösen Anspannung fort wischte. Im Gegensatz zur ihrer Sitznachbarin, Malia, schien sie sich aufrichtig zu freuen, dass sich ein neues Gesicht zu ihnen gesellte. Nur die Frage verstand die Diebin nicht ganz. Bemüht, sich die Verwirrung darüber nicht anmerken zu lassen, nickte sie Frederic und Maria zu. Bevor sie überhaupt den Mund zu einer Antwort öffnen konnte, erklang von der Seite ein Räuspern. Liam, der dürre Mann und an diesem geselligen Abend ohne sein Klemmbrett bewaffnet, sah mit einem für Tessa rätselhaften Blick in zu Yasmin. Der Einwand schürte das Unverständnis der Diebin. Vielleicht hätte sie der Unterhaltung vorher doch besser zuhören sollen. Hatte sie etwas verpasst? Yasmin jedenfalls schien ganz genau zu verstehen und hatte dafür gleich die nächste Frage parat.
"Also..."
"Sag nichts falsches, auf so eine Frage gibt es nur eine richtige Antwort."
Tessa legte den Kopf ein wenig zurück und entdeckte schräg im Augenwinkel Chester mit zwei dampfenden Bechern voller Punsch. Sie fragte sich, ob es genauso süß schmeckte wie es duftete. Die Noten verschiedenster Gewürze und Honig vermischte sich mit dem Geruch von brennenden Holz. Es hätte wirklich gemütlich sein können, wenn die fragenden Blicke Tessa nicht so furchtbar nervös gemacht hätten. Dennoch verwandelte sich das schüchterne Lächeln in die Andeutung eines Grinsens.
"Bist du dir da sicher?", antwortete Tessa.
Mit einem Seufzen, denn der warme Becher taute ihre Fingerspitzen ein wenig auf, schloss Tessa die Finger um das erhitzte Porzellan. Behutsam führte sie den Becher an ihre Lippen und pustete sachte hinein, um sich nicht beim ersten Schluck die Zunge zu verbrennen. Genauso vorsichtig nippte sie am Punsch und genoss den Geschmack von Zimt, Honig, Anis und der Süße von roten Beeren. Für die nächsten Minuten begnügte sich Tessa damit der heiteren Unterhaltung zu lauschen. Sie versteckte das Lächeln hinter dem Rand des Bechers und ließ sich von Punsch, Lagerfeuer und der Wärme, die Chester an ihrer Seite verströmte, einhüllen. Für einen kurzen Augenblick ließ sie die Vorstellung zu, wie es wäre, öfters die Gelegenheit für einen Abend wie diesen zu haben. Mit Freunden schwatzend und scherzend am Feuer zu sitzen, warm und trocken, mit gefüllten Bäuchen und ohne sich dabei zu fragen, was der nächste Tag bringen könnte. Würden sie genug essen finden? Würde ihnen das Holz für den alten Ofen ausgehen? Würden sie genug Decken für alle haben? Was für andere banal anmutete, war für Tessa ein täglicher Rhythmus gewesen. Abende, an denen sie sich zurücklehnen konnte, waren selten und viel zu kurz gewesen. Nachdenklich sah die Brünette in den Becher und spürte das Zwicken ihres Gewissens. Wer würde sich jetzt um die Jüngeren kümmern ohne Jacob? Ohne Rosie?
Gelächter brach um Tessa herum aus und holte die Diebin ins Hier und Jetzt zurück.
Sie schenkte Chester ein Lächeln, der sie mit einem fragenden Gesichtsausdruck ansah, und schüttelte den Kopf. Das war kein Thema für eine große Runde. Stattdessen sah sie zu Yasmin, die sich um Kopf und Kragen redete und mit Frederic herum alberte. Tessa kicherte leise und fand Halt in etwas gänzlich anderem. Es war die Art, wie nah Chester neben ihr saß. So nah, dass sie sich beim Trinken des Punsches nicht mit den Ellbogen versehentlich anstießen, aber nah genug, dass sich ihre Beine von den Oberschenkeln bis zu den Knien beinahe unscheinbar aneinander drückten. Der Punsch allein war schon lange nicht mehr für die Wärme in ihrer Magengrube verantwortlich.
Tessa hörte zu. Sie beobachtete die Menschen, die kamen und gingen. Manche setzten sich zu ihnen, andere schienen den Platz um das Feuer zu meiden. Der Grund verstand Tessa nicht, aber sie wusste, dass in einer großen Familie, denn das schien dieser Zirkus zu sein, sich nicht immer alle vertrugen. Die muntere Runde um das Lagerfeuer nahm Tessa mit offenen Armen auf, zumindest die Mehrzahl. Liam schenkte ihr keine Beachtung, worüber sie auch nicht wirklich böse war. Malia wirkte auf sie selbst im Verlauf der Stunden genauso einschüchternd wie zuvor.
Kurz sah sie zu Chester, der zum wiederholten Mal den Blick suchend durch das Zelt wandern ließ als wartete er auf jemanden.
In diesem Moment bat Yasmin um ihre Geschichte und Tessa...zögerte.
"Ja, ich...lebe in der Stadt", antwortete sie. Sie drehte den Becher zwischen ihren Fingern.
Anscheinend ahnte doch nicht jeder, dass sie die Diebin war, die für Trubel gesorgt hatte. Sie kaute unsicher auf ihrer Unterlippe. Wie sollte sie darauf antworten?
Hallo, meine Name ist Tessa und ich bin eine ziemlich talentierte, obdachlose Taschendiebin. Ach, übrigens, es tut mir furchtbar leid, dass ich vor ein paar Tagen ein ziemliches Chaos hier angerichtet und vermutlich das oder andere bei meiner Flucht kaputt gemacht habe. Und meine Eltern sind verurteilte Trickbetrüger und sitzen im Gefängnis.
"Also, ich...", murmelte Tessa und kniff kurz die Augen zusammen.
Augen zu und durch, dachte sie.
"Da gibt es nicht viel zu erzählen. Meine Eltern habe ich nicht mehr gesehen seit ich 17 war. Sie sind...waren Straßenkünstler und Trickbetrüger oder wären es immer noch, wenn sie auf freiem Fuß wären. Ich schlag mich seit 7 Jahren alleine durch. Es ist nichts besonderes, ich versuche nur irgendwie zurecht zukommen. Ich hatte bisher ein großes Talent dafür der Miliz zu entwischen...und eurem Sicherheitspersonal...naja, bis sie mich dann doch erwischt haben mit den Taschen voller Geldbörsen."
Tessa lachte verhalten.
Sie sah zu dem Mann, der sie festgehalten hatte an jenem Abend.
"Tut mir leid wegen des Schienbeins..."
"Also..."
"Sag nichts falsches, auf so eine Frage gibt es nur eine richtige Antwort."
Tessa legte den Kopf ein wenig zurück und entdeckte schräg im Augenwinkel Chester mit zwei dampfenden Bechern voller Punsch. Sie fragte sich, ob es genauso süß schmeckte wie es duftete. Die Noten verschiedenster Gewürze und Honig vermischte sich mit dem Geruch von brennenden Holz. Es hätte wirklich gemütlich sein können, wenn die fragenden Blicke Tessa nicht so furchtbar nervös gemacht hätten. Dennoch verwandelte sich das schüchterne Lächeln in die Andeutung eines Grinsens.
"Bist du dir da sicher?", antwortete Tessa.
Mit einem Seufzen, denn der warme Becher taute ihre Fingerspitzen ein wenig auf, schloss Tessa die Finger um das erhitzte Porzellan. Behutsam führte sie den Becher an ihre Lippen und pustete sachte hinein, um sich nicht beim ersten Schluck die Zunge zu verbrennen. Genauso vorsichtig nippte sie am Punsch und genoss den Geschmack von Zimt, Honig, Anis und der Süße von roten Beeren. Für die nächsten Minuten begnügte sich Tessa damit der heiteren Unterhaltung zu lauschen. Sie versteckte das Lächeln hinter dem Rand des Bechers und ließ sich von Punsch, Lagerfeuer und der Wärme, die Chester an ihrer Seite verströmte, einhüllen. Für einen kurzen Augenblick ließ sie die Vorstellung zu, wie es wäre, öfters die Gelegenheit für einen Abend wie diesen zu haben. Mit Freunden schwatzend und scherzend am Feuer zu sitzen, warm und trocken, mit gefüllten Bäuchen und ohne sich dabei zu fragen, was der nächste Tag bringen könnte. Würden sie genug essen finden? Würde ihnen das Holz für den alten Ofen ausgehen? Würden sie genug Decken für alle haben? Was für andere banal anmutete, war für Tessa ein täglicher Rhythmus gewesen. Abende, an denen sie sich zurücklehnen konnte, waren selten und viel zu kurz gewesen. Nachdenklich sah die Brünette in den Becher und spürte das Zwicken ihres Gewissens. Wer würde sich jetzt um die Jüngeren kümmern ohne Jacob? Ohne Rosie?
Gelächter brach um Tessa herum aus und holte die Diebin ins Hier und Jetzt zurück.
Sie schenkte Chester ein Lächeln, der sie mit einem fragenden Gesichtsausdruck ansah, und schüttelte den Kopf. Das war kein Thema für eine große Runde. Stattdessen sah sie zu Yasmin, die sich um Kopf und Kragen redete und mit Frederic herum alberte. Tessa kicherte leise und fand Halt in etwas gänzlich anderem. Es war die Art, wie nah Chester neben ihr saß. So nah, dass sie sich beim Trinken des Punsches nicht mit den Ellbogen versehentlich anstießen, aber nah genug, dass sich ihre Beine von den Oberschenkeln bis zu den Knien beinahe unscheinbar aneinander drückten. Der Punsch allein war schon lange nicht mehr für die Wärme in ihrer Magengrube verantwortlich.
Tessa hörte zu. Sie beobachtete die Menschen, die kamen und gingen. Manche setzten sich zu ihnen, andere schienen den Platz um das Feuer zu meiden. Der Grund verstand Tessa nicht, aber sie wusste, dass in einer großen Familie, denn das schien dieser Zirkus zu sein, sich nicht immer alle vertrugen. Die muntere Runde um das Lagerfeuer nahm Tessa mit offenen Armen auf, zumindest die Mehrzahl. Liam schenkte ihr keine Beachtung, worüber sie auch nicht wirklich böse war. Malia wirkte auf sie selbst im Verlauf der Stunden genauso einschüchternd wie zuvor.
Kurz sah sie zu Chester, der zum wiederholten Mal den Blick suchend durch das Zelt wandern ließ als wartete er auf jemanden.
In diesem Moment bat Yasmin um ihre Geschichte und Tessa...zögerte.
"Ja, ich...lebe in der Stadt", antwortete sie. Sie drehte den Becher zwischen ihren Fingern.
Anscheinend ahnte doch nicht jeder, dass sie die Diebin war, die für Trubel gesorgt hatte. Sie kaute unsicher auf ihrer Unterlippe. Wie sollte sie darauf antworten?
Hallo, meine Name ist Tessa und ich bin eine ziemlich talentierte, obdachlose Taschendiebin. Ach, übrigens, es tut mir furchtbar leid, dass ich vor ein paar Tagen ein ziemliches Chaos hier angerichtet und vermutlich das oder andere bei meiner Flucht kaputt gemacht habe. Und meine Eltern sind verurteilte Trickbetrüger und sitzen im Gefängnis.
"Also, ich...", murmelte Tessa und kniff kurz die Augen zusammen.
Augen zu und durch, dachte sie.
"Da gibt es nicht viel zu erzählen. Meine Eltern habe ich nicht mehr gesehen seit ich 17 war. Sie sind...waren Straßenkünstler und Trickbetrüger oder wären es immer noch, wenn sie auf freiem Fuß wären. Ich schlag mich seit 7 Jahren alleine durch. Es ist nichts besonderes, ich versuche nur irgendwie zurecht zukommen. Ich hatte bisher ein großes Talent dafür der Miliz zu entwischen...und eurem Sicherheitspersonal...naja, bis sie mich dann doch erwischt haben mit den Taschen voller Geldbörsen."
Tessa lachte verhalten.
Sie sah zu dem Mann, der sie festgehalten hatte an jenem Abend.
"Tut mir leid wegen des Schienbeins..."
“We all change, when you think about it.
We’re all different people all through our lives.
And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
so long as you remember all the people that you used to be.”
We’re all different people all through our lives.
And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
so long as you remember all the people that you used to be.”