Mein Beileid? Tessa stolperte über die höfliche Beileidsbekundung und fragte sich, ob Chester glaubte, dass ihre Familie tot war. Wenn sie recht darüber nachdachte, hatte sie sich bei der Antwort etwas wage ausgedrückt. Ein schmales Lächeln zuckte um ihre Mundwinkel. Kopfschüttelnd drehte sich Theresa wieder zu ihm herum und in ihren Augen spiegelte sich keine Trauer oder gar Bedauern. Es war nicht der Blick einer Frau, die ihre Familie auf tragische Weise verloren oder die eine rührselige Geschichte zu erzählen hatte. Der Ausdruck in den wachen, blassgrünen Augen glich am ehesten einer Form von Akzeptanz.
"Manchmal...", antwortete Tessa. "...aber ich habe mich schon allein zurecht gefunden, da waren meine Eltern noch da. Meine Mutter pflegte immer zusagen: Tess, Liebling, die Welt schenkt dir nichts, also musst du es dir nehmen. Vermutlich hat diese Lebenseinstellung letztendlich dafür gesorgt, dass die Betrügereien und Diebstähle irgendwann aufgeflogen sind. Sie wusste nie, wann es genug war."
Tessa machte eine kleine Pause.
Es war seltsam, dass Chester ihr seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte als wäre sie zwischen all den bunten Vergnügungen, die der Zirkus zu bieten hatte, das einzig wirklich Bedeutsame. Tessa müsste lügen, wenn sie an dieser Stelle behaupten würde, dass sein Interesse ihr nicht gefiel. Sie fühlte sich geschmeichelt, dass Chester in ihrer zerlumpten Erscheinung überhaupt aufgefallen war. Genug, um sich die weiße Lilie zu verdienen. Rosie hatte recht. Es war naiv und leichtsinnig.
Trotzdem umgab den Mann eine Aura, die sie förmlich dazu einlud, ihm diese privaten Dingen zu erzählen.
"Meine Eltern, eigentlich meine ganze Familie, sitzt seit Jahren im Gefängnis. Ich bin der Miliz entwischt, als sie niemand hingesehen hat", gab sie zu und räumte damit einen vielleicht falschen Verdacht aus. "Unsere Familienbande waren nie sehr stark. Meine Mutter hat mich schon für ihre kleinen Betrugsmaschen eingesetzt, da konnte ich kaum laufen. Ein weinendes Kind ist ein perfekter Publikumsmagnet."
Tessa redete darüber, als würde sie über etwas belangloses wie das Wetter sprechen.
Es war nicht die fehlende Zuneigung ihrer Familie oder die Verantwortungslosigkeit ihrer Mutter, die sie nachts nichts schlafen ließen. Tessa war nie ein sorgloses Kind gewesen, das im Sandkasten spielte oder mit großen Kulleraugen um Süßigkeiten bettelte. Es waren die Ereignisse, die danach kamen, die alles veränderten.
Chester lächelte.
Das Lächeln könnte fast als unscheinbar bezeichnet werden. Es war ein sanftes Heben seiner Mundwinkel begleitet von den ersten flüchtigen Spuren der Lachfältchen um seinen Mund und in den Augenwinkeln. Sah sie nur kurz weg, bestand die Gefahr es zu verpassen. Also sah die Diebin hin und spürte, wie sich die angedrohten Gewitterwolken über ihrem Kopf verzogen.
Chester neigte den Kopf. Eine winzige Bewegung, die Tessa überdeutlich wahrnahm.
"Kommen daher die Narben? Von deinem Leben auf der Straße?"
Reflexartig berührte Tessa die hauchdünne Narbe unter ihrem rechten Auge. Ihre Haut schien unter dem forschenden Blick seiner blauen Augen zu prickeln, während er die blassrosa Linien in ihrem Gesicht betrachtete. Mit dem Daumen fuhr sie unter ihrem Auge entlang.
Sie nickte.
"Nicht jeder Bestohlene schlägt der erwischten Diebin einen freundlichen Deal vor, Chester. Eigentlich...warte ich immer noch auf den Haken. Meine Freunde sind der Meinung, ich sollte nicht her kommen."
"Manchmal...", antwortete Tessa. "...aber ich habe mich schon allein zurecht gefunden, da waren meine Eltern noch da. Meine Mutter pflegte immer zusagen: Tess, Liebling, die Welt schenkt dir nichts, also musst du es dir nehmen. Vermutlich hat diese Lebenseinstellung letztendlich dafür gesorgt, dass die Betrügereien und Diebstähle irgendwann aufgeflogen sind. Sie wusste nie, wann es genug war."
Tessa machte eine kleine Pause.
Es war seltsam, dass Chester ihr seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte als wäre sie zwischen all den bunten Vergnügungen, die der Zirkus zu bieten hatte, das einzig wirklich Bedeutsame. Tessa müsste lügen, wenn sie an dieser Stelle behaupten würde, dass sein Interesse ihr nicht gefiel. Sie fühlte sich geschmeichelt, dass Chester in ihrer zerlumpten Erscheinung überhaupt aufgefallen war. Genug, um sich die weiße Lilie zu verdienen. Rosie hatte recht. Es war naiv und leichtsinnig.
Trotzdem umgab den Mann eine Aura, die sie förmlich dazu einlud, ihm diese privaten Dingen zu erzählen.
"Meine Eltern, eigentlich meine ganze Familie, sitzt seit Jahren im Gefängnis. Ich bin der Miliz entwischt, als sie niemand hingesehen hat", gab sie zu und räumte damit einen vielleicht falschen Verdacht aus. "Unsere Familienbande waren nie sehr stark. Meine Mutter hat mich schon für ihre kleinen Betrugsmaschen eingesetzt, da konnte ich kaum laufen. Ein weinendes Kind ist ein perfekter Publikumsmagnet."
Tessa redete darüber, als würde sie über etwas belangloses wie das Wetter sprechen.
Es war nicht die fehlende Zuneigung ihrer Familie oder die Verantwortungslosigkeit ihrer Mutter, die sie nachts nichts schlafen ließen. Tessa war nie ein sorgloses Kind gewesen, das im Sandkasten spielte oder mit großen Kulleraugen um Süßigkeiten bettelte. Es waren die Ereignisse, die danach kamen, die alles veränderten.
Chester lächelte.
Das Lächeln könnte fast als unscheinbar bezeichnet werden. Es war ein sanftes Heben seiner Mundwinkel begleitet von den ersten flüchtigen Spuren der Lachfältchen um seinen Mund und in den Augenwinkeln. Sah sie nur kurz weg, bestand die Gefahr es zu verpassen. Also sah die Diebin hin und spürte, wie sich die angedrohten Gewitterwolken über ihrem Kopf verzogen.
Chester neigte den Kopf. Eine winzige Bewegung, die Tessa überdeutlich wahrnahm.
"Kommen daher die Narben? Von deinem Leben auf der Straße?"
Reflexartig berührte Tessa die hauchdünne Narbe unter ihrem rechten Auge. Ihre Haut schien unter dem forschenden Blick seiner blauen Augen zu prickeln, während er die blassrosa Linien in ihrem Gesicht betrachtete. Mit dem Daumen fuhr sie unter ihrem Auge entlang.
Sie nickte.
"Nicht jeder Bestohlene schlägt der erwischten Diebin einen freundlichen Deal vor, Chester. Eigentlich...warte ich immer noch auf den Haken. Meine Freunde sind der Meinung, ich sollte nicht her kommen."
“We all change, when you think about it.
We’re all different people all through our lives.
And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
so long as you remember all the people that you used to be.”
We’re all different people all through our lives.
And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
so long as you remember all the people that you used to be.”