Clockwork Curse
by @Codren & Winterhauch
They are enthusiasts, devotees. Addicts. Something about the circus stirs their souls,
and they ache for it when it is absent. They seek each other out, these people of
such specific like mind. They tell of how they found the circus, how those first
few steps were like magic. Like stepping into a fairy tale under a curtain of stars.
by @Codren & Winterhauch
They are enthusiasts, devotees. Addicts. Something about the circus stirs their souls,
and they ache for it when it is absent. They seek each other out, these people of
such specific like mind. They tell of how they found the circus, how those first
few steps were like magic. Like stepping into a fairy tale under a curtain of stars.
"Das ist mit Abstand die dümmste Idee, die du jemals hattest, Tess", flüsterte Rosalie.
Der Rotschopf sah sich nervös zu allen Seiten um und bemühte sich gleichzeitig darum die Balance auf dem matschigen Untergrund nicht zu verlieren. Rosalie ächzte unter dem Gewicht der zweiten Person, die gerade versuchte mit Hilfe einer wackeligen Räuberleiter über den massiven Eisenzaun zu klettern. Die Schuhsole drückten sich beißend in die Handflächen ihrer verschränkten Hände während sie sich mit aller Kraft gegen das Gewicht stemmte, das sie beständig tiefer in den Matsch drückte. Das Mädchen, das gerade angestrengt versuchte sich über den Zaun zu hieven, pustete sich kichernd eine störende Haarsträhne aus den Augen und klang dabei für Rosalies Geschmack ein wenig zu vergnügt. Die zierliche Brünette mit den blassgrünen Augen und der geteilten Augenbraue war eine äußerst talentierte Taschendiebin und Rosalie kannte das Mädchen seit sie beide als Jugendliche zu einer chaotischen Bande aus Waisenkindern und Ausreißern gestoßen waren.
Theresa Penhallow hatte eindeutig zu viel Spaß an brenzligen Situation.
"Stell Dich nicht so an, Rosie. Das wird das reinste Kinderspiel. Ich will mich doch nur kurz umsehen und komme sofort wieder zurück. Easy peasy", kam die Antwort von oben.
"Hör auf 'easy peasy' zu sagen. Das letzte Mal, als Du das gesagt hast, haben wir eine ganze Nacht in einem stinkenden Müllcontainer verbracht", grummelte Rosie.
"Weniger jammern, mehr drücken", antwortete Tessa.
Rosalie verdrehte dermaßen stark die Augen, dass sie davon Kopfschmerzen bekam. Sonderlich verwundert, war sie allerdings nicht. Theresa hatte ein ausgesprochen gutes Händchen für kühne Manöver und auf ein unbekanntes Zirkusgelände einzubrechen, auf dem kurz vor Beginn der Vorstellung noch Hochbetrieb herrschte, passte perfekt ins Schema. Das Argument, das alle Angestellten des Zirkus ausschließlich Augen für die zahlende Kundschaft und ihre Vorbereitungen hatten, beruhigte den Rotschopf nicht. Sobald die ansässige Miliz die dreisten Eindringlinge entdeckte, hieß es für die nächsten Monate die tristen Innenwände einer Zelle zu bewundern. Rosie legte ihre letzten Kraftreserven in die Räuberleiter und ein Knie drückte sich dabei unangenehm in ihre Schulter. Wenn Tessa es nicht bald über den Zaun schaffte, würden sie beide auf ihrem Hintern im Matsch landen. Der Druck auf ihren Händen ließ plötzlich nach und sie geriet für eine Sekunde ins Straucheln. Mit rudernden Armen fand Rosalie halt an den kalten Metallstangen und klammerte sich regelrecht daran fest. Besorgt sah sie nach oben. Die geschmiedeten Zierelemente auf der Umzäunung hatten in der Dunkelheit und im dichten Nebel verdächtig spitze ausgesehen. Fröstelnd zog Rosie die alte Jacke fester um den Körper. Es war ungemütlich und unheimlich und selbst die fröhliche Melodie, die vom imposanten Zirkuszelt ausging, konnte sie über die feuchte Kälte nicht hinweg trösten. Sie wollte nach Hause.
"Tess?", flüsterte sie beunruhigt.
Über der besorgten Rosalie hatte Theresa Penhallow nur Augen für das märchenhafte Bild, das sich ihr eröffnete.
Vom Boden aus war es nicht gut genug zu erkennen gewesen, aber das Gelände des Wanderzirkus schien endlos groß zu sein. Überall verstreut standen bunte Zelte und hölzerne Wohnwagen, bei denen die Farbe bereit von Wind und Wetter gepeinigt abblätterte. Wiederum sahen andere Behausungen fast brandneu aus. Aus winzigen Schornsteinen waberte dichter Qualm empor und vermischte sich mit dem allgegenwärtigen Nebel, der alles zu umgeben schien. Überall erhellten altmodische Gaslämpchen die Pfade zwischen den Zelten und flackerten in der späten Abenddämmerung wie ein Schwarm verirrter Glühwürmchen. Es war bereits zu spät und das Licht zu schwach, um wirkliche viele Einzelheiten erkennen zu können, aber der Zirkus wirkte fast ein wenig aus der Zeit gefallen. Oder aus verschiedenen Zeiten zusammen gesetzt wie ein eigenartiges Puzzle.
Die Neugierde war entfacht und Tessa schwang voller Tatendrang erst ein Bein dann das andere über die scharfkantigen Eisenverzierungen. Mit den Händen umklammerte sie die oberste Zaunstrebe und ließ die Beine für einen flüchtigen Augenblick in der Luft baumeln. Als sie sich abstieß, fühlte sie sich kurz schwerelos. Es waren die wenigen Sekunden zwischen Loslassen und Fallen. Sie liebte das Gefühl, wie sich ihr Kopf kurzzeitig wunderbar leer und frei anfühlte. Dann berührten ihre Stiefel den Boden und der Zauber war vorbei. Triumphierend und mit einem strahlenden Lächeln, das vom linken bis zum rechten Ohr reichte, wirbelte sie zu Rosie herum.
"Siehst du? Kinderleicht", raunte sie und trat kurz näher an den Zaun heran. "Wenn ich in einer halben Stunde nicht zurück bin, verschwindest du. Verstanden? Ich find schon irgendwie einen Weg raus, wenn etwas schief läuft."
"Ich verstehe immer noch nicht, warum du unbedingt da rein willst", murrte Rosie.
"Denk mal nach, Rosie. Hast du nicht gehört, welche Geschichten sich die Besucher vor dem Eingang erzählt haben?", fragte Tessa und verschränkte trotzig die Arme.
"Von wertvollen Schätzen und seltenen Schmuckstücken aus purem Gold und Edelsteinen? Das glaubt Du doch nicht wirklich?", antwortete Rosie skeptisch. "Das sind Märchen!"
"Dieselben Märchen, die mir meine Mutter erzählt hat! Außerdem ist es die perfekte Gelegenheit, um unsere Kasse ein wenig aufzubessern. Wenn alle gebannt in die Manege starren, achtet keiner auf seinen Geldbeutel", verteidigte sie ihre Idee.
"Schon gut, schon gut. Versprich mir nur, dass du vorsichtig bist.", verlangte der Rotschopf.
"Bin ich doch immer", zwinkerte Tessa und machte auf dem Absatz kehrt um zwischen den Zelten zu verschwinden.
Die verschlungenen Pfade, die sie nun betrat, glichen einem eigenartigen Labyrinth aus wehenden Zeltplanen und verblassten Farben. Die Öllampen warfen abstrakte Schattenkreaturen an die Zeltwände, die Theresa auf ihrem Weg zu verfolgen schienen. Hin und wieder schnaubte ein Tier hinter den Stoffbahnen, doch Tessa hatte keine Zeit einen genauen Blick durch die Lücken in den Zeltwänden zu werfen. Ihr Ziel war der Hauptplatz vor dem großen Zelt, dort ließ sich reichlich Beute ergattern und vor allem hoffte sie dort auch eine bessere Orientierung zu bekommen. Obwohl sie erst wenige Minuten zwischen den Zelten und Wohnwagen umher schlich, fühlte es sich wie Stunden an und sie schien ihrem Ziel kein Stückchen näher zu kommen. Frustriert stopfte Tessa die eiskalten Hände in die Taschen der abgetragenen Lederjacke, die viel zu groß und unförmig an ihr herabhing und sie beinahe komplett verschluckte. Es war das wärmste Kleidungsstück, dass sie besaß und viel eigenen Besitz hatte Tessa nicht. Mit Taschendiebstählen ließ sich gerade so das Nötigste finanzieren, vor allem Essen und warme Kleidung für die jüngeren Kinder.
Kurz schloss Theresa die Augen und lauschte.
Ihre Mutter hatte früher wunderschöne Gute-Nacht-Geschichten erzählt, bevor die Gier größer wurde als die Liebe. Als kleines Kind war ihre Lieblingsgeschichte das Märchen über einen verzauberten Zirkus voller Wunder und dem zauberhaften Klang silberner Glöckchen gewesen. Tessa wusste, dass Isadora Penhallow ihre Tochter geliebt hatte, aber das machte sie rückblickend nicht zu einer guten Mutter.
Als sie die Auge öffnete beschloss sie der Melodie der Glöckchen zu folgen.
“We all change, when you think about it.
We’re all different people all through our lives.
And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
so long as you remember all the people that you used to be.”
We’re all different people all through our lives.
And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
so long as you remember all the people that you used to be.”
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Winterhauch ()