Project Sky [ Glaskatze & Notizblock ]

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    • Project Sky [ Glaskatze & Notizblock ]

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      @Glaskatze & @Notizblock

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      ->>> Steckis & Wichtiges <<<-




      „Sind die Bereiche abgesichert?“
      „Es sind zusätzliche Wachposten um das ganze Sperrgebiet positioniert und die Schakale werden mit einer Ablenkung beschäftigt.“
      „Kennt jeder seine Aufgabe?“
      „Sind wir mehrfach durchgegangen. Sowohl Plan A, als auch Plan B.“
      Balyk, eine Erscheinung, die ganz ohne Worte Respekt und Ehrfurcht einforderte, strich sich über seinen Nasenrücken und wippte schließlich seinen Kopf zu einem Nicken nach vorne und nach hinten.
      „Noch einmal für jeden: Rein und wieder raus. Sind wir draußen und haben die Vier mit uns nach draußen bringen können, gilt die Mission als bestanden. Treffpunkt ist im Hauptquartier. Kommt ein Team nicht wieder oder nicht vollständig, dann werden die Gefangenen zur Vorsicht entsorgt. Ich zähle auf jeden einzelnen von euch, passt gut auf euch auf!‘‘ Damit war alles gesagt. Die Mission war klar, ihr Ziel war klar und auch die Risiken. Lange Jahre haben die Iyalis darauf hinaus gearbeitet und früher oder später musste einfach der erste Schritt gemacht werden. Und Balyk, der Anführer der Iyalis, war ganz weit vorne an der Front mit dabei. Genaugenommen würde er in der heutigen Nacht, die stürmisch zu werden verspricht einer der Männer sein, der den Boden Skys unbemerkt berühren und unversehrt wieder zurück komme würde. Allerdings nicht mit leeren Händen. Vier Teams, jeweils aus drei Männern zusammengestellt, würden vier Sky Bewohner kidnappen und nach Downtown bringen. Der 1. Schritt von 4. Doch dieser Schritt war der Wichtigste, er bildete das Fundament für die Zukunft aller in Downtown.

      Die Iyalis, die eingeweiht waren, hatten die Transportwege über die sie ihr ‚Blutgeld‘ erhielten, lange studiert und beobachtet. Sie wussten genau, wann die Schleusen aufgingen, wie lange sie offen blieben und wann sie sich wieder schlossen. Und sie wussten auch, dass die selbstgebauten Tunnel und Vorrichtungen zu den Schleusen, ihnen genug Zeit verschafften sich in der kurzen Zeit der Öffnung bis ins Innere der schwebenden Insel durchzukämpfen und von dort aus schließlich durch ein dunkles und gefährliches Tunnelsystem bis nach oben zu gelangen. Es gab vier Schleusen auf der Insel und eigentlich bewachten jeweils zwei die Iyalis und die anderen zwei die Schakale. Und eigentlich respektierten die zwei Gangs das auch, doch heute mussten die Iyalis eine Ausnahme machen und deshalb die Ablenkung – sie würde hoffentlich keine zu großen Streitigkeiten entfachen, doch darum würde man sich zu seiner Zeit kümmern.

      Downtown hatte schon so viele Stürme und Gewitter hinter sich, dass man sagen konnte, dass sie zur Normalität dazu gehörten. Nahezu jeder Bewohner wusste, wann etwas aufzog und wie schlimm es werden würde. Heute, in der besagten Nacht, kündigten aufleuchtende Wolken nur kurz vorher einen schweren Platzregen an, gefolgt von einem schweren Gewitter. Jeder, der keinen triftigen Grund hatte sich draußen aufzuhalten – zum Beispiel den, dass er gar kein Zuhause besaß – hielt sich geschützt auf. Selbst die Gangs hatten bei solchem Wetter keinen triftigen Grund sich draußen herumzutreiben. Außer die vier Teams, die inmitten des Gewitters ihre Positionen bezogen hatten und auf die Schleusen warteten, während die Wachen Wache hielten und die Ablenkung ihren Teil erfüllte.
      „Es ist soweit“, Balyk warf einen kurzen Blick in die Runde. Darin spiegelten sich so viele Emotionen wider, wie, Hoffnung, Entschlossenheit, aber auch Besorgnis und tatsächlich auch ein wenig Furcht. Dennoch schaltete alles in dem Mann von Bär auf Konzentration und Entschlossenheit um, als sich die Schleuse vor ihm öffnete und er als erster hinein sprang.

      Der Weg nach oben war weiß Gott kein Zuckerschlecken. Nicht nur, dass die Männer ihren Halt permanent beinahe verloren, es kam auch noch erschwerend hinzu, dass ihre Beute ihnen entgegen kam. Säcke mit Reis, Mehl, Trockenfleisch und noch andere Inhalte, die in Kapseln transportiert wurden, wie Medizin und andere wertvollere Güter. Und als diese ‚Regen‘ aufhörte, schloss sich die Schleuse und Finsternis wurde zum neuen Hindernis. Kleine Taschenlampen oder andere Lichtquellen, die improvisiert wurden, waren die einzige Orientierung. Das Hinaufklettern war anstrengend und sehr Kräfte zerrend, doch sobald sie ein schwaches Licht am Ende des Tunnels erblickten, gab es Hoffnung und neue Kraft. Es handelte sich dabei um die tiefste Ebene auf Sky oder genauer genommen dem Teil, der Fallen gelassen werden würde, wenn Sky eins noch höher abheben müsste. Dieser Teil hier hielt ganz Downtown quasi in seinen Händen. Balyk stieg als erster empor und suchte Schutz an einer dunklen Wand, denn sie konnten nicht wissen, ob dieser Teil nicht ebenfalls irgendwie überwacht wurde – so viel Information hatten sie nicht. Seine Arme und Beine fühlten sich taub an und schmerzten von der Anstrengung des Kletterns. Doch auch das schluckte er runter und das Team, was er anführte, machte es ihm nach. Doch die Zeit des Luftholens war nur kurz gewesen, ehe man aus der Entfernung Schritte hören konnte. Schritte, die die Herzen der Männer fast zum Stillstehen brachte, so tief war die Anspannung. Die ließ jedoch nach, zumindest bei Balyk, als dieser in ein vertrautes Gesicht blickte.
      „Mein Chip darf nicht länger als fünf Minuten hier registriert werden, los folgt mir, hier gibt es keine Kameras!“ Es war nicht gerade blindes Vertrauen, sondern vielmehr keine andere Wahl zu haben, das Balyk in Bewegung setzen ließ und dem fremden Mann folgen. Sie kamen durch eine unscheinbare Tür in einen kleinen Raum von dem aus eine lange Leiter nach oben führte.
      „Ihr seid die letzten, eure anderen Teams sind bereits auf dem Weg nach oben. Die Zielperson wird sich zu dem Zeitpunkt als einzige dort aufhalten, wo ihr rauskommen werden. Es ist ganz wichtig, dass ihr auf die Sirene achten, die ertönen wird. Die kündigt den Schichtwechsel an und dabei schwenkt die Kamera von auch weg. Das Zeitfenster sind maximal 7 Sekunden!“ Balyk, der immer noch wie der Rest seines Trupps außer Atem war, nickte entschlossen und streckte dem uniformierten Mann in weiß seine Hand aus.
      „Danke!“ Doch dieser blickte die wuchtige, dreckige Hand nur an, ehe sein Blick wieder der von Balyk auffing. Seine Gesichtszüge waren angespannt, doch dahinter steckte Sorge.
      „Noch seid ihr hier nicht raus. Ein Danke ist viel zu früh. Und nun los. Ich werde hier sein, wenn ihr pünktlich auftaucht. Doch wenn nicht-„ Erneut nickte Balyk, denn er verstand auch ohne, dass sein Gegenüber ihm die Folgen zu Ende ausführte. Und dann drehte er sich wieder um und legte seine Hände auf die Leiter. Er blickte hinauf, atmete tief durch und erklomm schließlich Sprosse für Sprosse.

      Daraufhin erfüllte nur noch das schwere Keuchen der Männer den kleinen Raum, der sich mittlerweile mehr wie ein Schacht anfühlte, dessen Leiter sie bald bezwungen haben würden. Die Leiter führte zu einem Labor. Die ganze Planung dieses Projects hatte ergeben, dass wenn hier jemand weg käme, es wohl am spätesten auffallen würde. Doch die Entscheidung war dennoch per Münzwurf gefallen, wer es schlussendlich sein würde. Der Haken an der ganze Sache waren nämlich die implantierten Chips. Damit würde jedermanns Verschwinden auffallen, doch nicht ganz so schnell, wenn er sich auf dem selben Fleck befand, weil es nämlich nur in die Tiefe ging. Balyk hatte im Kopf, dass sie das letzte ihrer Teams waren, das bedeutete, dass sie keine Zeit verlieren durften. Und es hätte so reibungslos funktionieren können, denn als die Sirene ertönte und Balik das schwere Gitter über ihm zur Seite schob, um aus dem Schacht zu klettern, erblickte er wie vorhergesagt nur eine einzige Person im Raum. Doch während seine Männer an seine Seite stiegen, raus aus dem Schacht, starrte Balyk für einen Moment mit großen Augen eine junge rothaarige Frau an. Das war nicht ihre Zielperson gewesen.
      "Fuck..", hörte er einen seiner Männer hinter sich und damit seinen eigenen Gedanken laut aussprechen. Für den kurzen Bruchteil einer Sekunde konnte man Mitleid im Blick des Riesen erkennen, doch im selben Moment bewegte er seinen schweren Kopf und nickte.
      ''Los, wir haben keine Zeit!", befahl er und seine Männer packten die junge Frau und hielten ihr den Mund zu, noch ehe ihr Gehirn zu einem Aufschrei schalten konnte. Und als die Sirene verstummte und die Kamera in dem Labor zurück schwenkte, waren Balyk, seine Männer und die junge Frau schon längst wieder im Schacht verschwunden.

      Wer gedacht hatte, dass der Weg nach oben schon schwer gewesen war, wurde spätestens jetzt eines Besseren belehrt. Denn obwohl die junge Frau an Händen und Füßen mit Kabelbindern gefesselt und somit bewegungsunfähig gemacht wurde, war sie bei Bewusstsein und ihr Körper nun einmal ein Körper aus Fleisch und Blut und keine leblose Skulptur. Sie so zu transportieren, dass sie nicht den Schacht hinunter stürzte oder einen den Männer in den Tod stieß, war überaus anstrengend gewesen, zumal das junge Ding sich überraschend hartnäckig wehrte. Einmal schaffte sie es sogar Balyk eine Kopfnuss zu verpassen, doch da waren sie glücklicherweise schon unten auf dem Boden angekommen. Der Gang Anführer wischte sich kommentarlos das Blut unter seiner Nase mit dem Handrücken weg und packte die junge Frau, um sie sich über die Schulter zu werfen.
      Der Komplize von vorhin, der bereits ungeduldig am Schacht wartete, um diesen zu öffnen, war ebenso überrascht über die junge Frau gewesen, wie der Rest der Männer. Doch scheinbar nahm auch er einfach in Kauf, dass sie zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war. Während Balyk die junge Frau dann in seinen starken Arm festhielt, sodass sie sich nicht rühren konnte, tüftelte der Komplize mit einem Skalpell an ihrem Handrücken, doch schnell zeigte sich, dass es offenbar auch da ein Problem gab, nicht gerade auch deswegen, weil der Komplize lauthals fluchte.
      "Ich habe keine Ahnung wer sie ist aber ihr Chip ist nicht an der gewohnten Stelle implantiert! Ich finde ihn nicht und ihr müsst jetzt runter, ich muss die Schleuse jetzt öffnen!" Balyk nickte seinen Männern zu, die sich daraufhin an den Abgrund begaben und einer nach dem anderen hinein sprang. Er und die Rothaarige würden als letztes nachkommen.
      "Wir kümmern uns selbst um den Chip. Danke, pass auf dich auf!" Das waren seine letzten Worte zum Komplizen gewesen, ehe er diesem den Rücken zudrehte, in den tiefen dunklen Abgrund blickte und mit dem verängstigten jungen Ding in seinen Armen hinein sprang.


      Jago ahnte nichts von dieser Mission. Er war zwar ein anerkanntes und geschätztes Mitglied der Iyalis, doch in die Mission wurde er nicht eingeweiht. Keiner außer denen, die mitwirkten wurde eingeweiht. Er sollte lediglich Wache halten und das tat er auch. Doch lange auf einem Fleck herum stehen, das war noch nie sein Ding gewesen. Und so weitete er gelangweilt seinen Radius immer weiter aus und immer weiter, bis er schließlich einige seiner Männer sah. Sie rannten. Keine außer Jago rannte durch so ein Gewitter und das hatte seine Neugier geweckt. Er verließ zügig seinen Wachposten und folgte ohne große Mühe den Männern. Schon bald konnte er auch erkennen, wem sie da hinterher jagten, wenn sie ihn auch nicht zu fassen bekamen, weil der Körper kurze Zeit später einen plötzlichen Vorsprung hinab stürzte und sich wohl für immer von Downtown verabschiedete. Ein wenig enttäuscht seufzte er, denn er hatte sich doch ein wenig mehr Spannung von dieser kleinen Jagd versprochen. Damit hielt ihn nichts mehr an Ort und Stelle, weshalb er zu seinem Wachposten zurück kehrte. Doch aus er da auftauchte, wartete dort bereits Zack mit verschränkten Armen und einer nicht gerade freundlichen Miene auf ihn.
      "Darüber werden wir ein anderes Mal reden!", kam es scharf von ihm und Jago wusste genau, dass es um den verlassenen Wachposten ging. Aber er verspürte keinerlei Schuld, denn jeder wusste, dass er es hasste Wache zu halten! Viel lieber war er mitten im Geschehen dabei und dort war er auch seiner Meinung nach am Nützlichsten! "Komm mit, es werden zwei Männer oben gebraucht."
      "Heute sind weniger Vorräte gekommen, als sonst. Wozu werden so viele Männer gebraucht?"
      "Die Vorräte kommen heute in zwei Schüben und außerdem ist der Transport heute wesentlich schwieriger, als üblich." Zack spielte damit auf das Wetter an, doch Jago scherrte sich nicht darum. Er war es auch, der oberkörperfrei ganz locker neben der rechten Hand des Anführers lief, wie auch eigentlich die meiste Zeit seines Lebens. Schließlich war er nicht aus Zucker und besaß obendrein auch genau drei Oberteile und zwei Hosen, wenn er also nicht musste, wollte er diese Kleidungsstücke nicht unnötig abnutzen und sie lieber für kältere Tage aufbewahren.
      Die beiden Männer kamen schließlich oben an. Es war der übliche Treffpunkt unter der Schleuse, die dieses Gebiet mit Ware versorgte. Die Schleuse selbst hatte Jago noch nie gesehen. Er hatte es so akzeptiert und fühlte sich persönlich auch nicht angegriffen durch den Umstand, dass er nicht alles wissen durfte. Ganz im Gegenteil, je weniger man wusste, desto weniger Verantwortung für andere trug man auch.
      "Alles klar, schnapp dir die Säcke dort drüben, ich nehme-" Beide Männer zuckten überrascht zusammen mit Blick auf das Dach, als dieses ein lautes, Knallen ertönen ließ. Die Entwarnung folgte erst, als sowohl Jago als auch Zack das vertraute tiefe Stöhnen ihres Anführers hörten - er war vermutlich auf dem glatten Blechdach ausgerutscht, der Jüngste zu sein konnte er schließlich nicht mehr von sich behaupten. Aber dem war wohl doch nicht so. Während Jago bereits aus seinem Augenwinkel eine vorbeihuschende Gestalt vernahm, krächzte der alte Balyk etwas, das beide nicht sofort verstanden, bis er wieder einigermaßen zu Luft kam und befahl:
      "Bringt sie ins Hauptquartier!" Sie, wieso, weshalb, warum als das schoss Jago nur beiläufig durch den Kopf, während er bereits los gesprintet war. In der Dunkelheit Downtowns und dann auch noch in diesem starken Regen, war es unmöglich sich zurecht zu finden für einen Fremden. Man musste die Winkel und Ecken dieses Gebirgszipfel schon in- und auswendig kennen, so wie Jago. Oder man endete, so wie der Typ vor einigen Minuten - Jago fragte sich, ob das auch so jemand war. Schließlich war es ein ziemlich großer Zufall, dass es gleich zwei fliegende Menschen so nahe beieinander gab. Schließlich entdeckte der 27-Jährige einen nassen Schopf eine Ebene unter sich und scannte bereits das nächste Geländer ab, das er zum Hinunterspringen nutzen würde.
      "Hey!'', rief er dabei, stützte sich mit den Händen auf der Stahlstange ab und sprang über einen kleineren Abhang, den er hinunter rutschte, als würde er auf einem Board über Wellen surfen. "Hey du! Wenn du sterben willst, lauf ruhig weiter! Da vorne kommt ein Abhang!", rief er erneut durch den lauten, starken Regen. Seine Füße erreichten wieder sicheren Halt, doch dort blieben sie nicht lange, denn erneut sprang er ab, um schließlich endlich auf der selben Ebene zu landen, wie 'Sie'. Hatte irgend so eine Spinnerin Balyk beklaut? Oder vielleicht hatte sie wie so viele schon versucht ihn zu verführen, um ihn dann aus dem Hinterhalt abzustechen. Nein, das passte alles nicht zusammen, denn dann hätte er sie sicherlich nicht im Hauptquartier gewollt. Wie dem auch sein mochte, blieb die Rothaarige einfach nicht stehen, weshalb Jago einen Zahl zulegte und beschloss eine Abkürzung zu nehmen. Dabei zog er sich zwar eine Schnittwunde am Oberarm zu, als riss es in sein linkes Hosenbein ein langen Streifen, doch er kam gerade noch so rechtzeitig unten am Abgrund an, um den hilflosen Körper, der nicht mehr rechtzeitig schaffte abzubremsen, vor dem sicheren Tod zu bewahren. Dazu brauchte er nur seinen Arm auszustrecken und sie einzufangen, denn ihre Geschwindigkeit reichte aus, um beide zu drehen und in die sichre Richtung zurück zu stoßen. Jago rappelte sich schnell wieder vom Boden auf, doch er ging in die Hocke, als seine Augen neugierig aufblitzten. Kabelbinder an Händen und Füßen, wobei Zweiteres scheinbar nicht so gut gehalten hatte. Eine Gefangene? Oh, Neugierde breitete sich in dem 27-Jährigen aus.
      "Hey wer bist du?", fragte er direkt heraus und zückte einfach nur um seinen Standpunkt ganz schnell deutlich zu machen ein Messer heraus, dessen Klinge er der Frau auf dem Boden präsentierte. Ihr Gesicht war von irgendwelchen nassen Lumpen verdeckt und Jago begriff erst, dass es tatsächlich ihre Haare gewesen waren, als er mit der Klinge versuchte diese beiseite zu schieben und ein Stück davon abschnitt.
    • Nachts herrschte im Labor eine ganz besondere Art der Ruhe.
      Irgendein Programm oder Testlauf war zwar immer aktiv und manchmal piepte es hinter einer der zahlreichen Glastüren, aber es waren keine Menschen hier. Nur sie und das Surren und Piepsen der Technik.
      Genevieve wusste, dass Jones heute über Nacht solch einen Vorgang laufen ließ. Einen Testlauf seines neuen Prototyps.
      Sie war sich außerdem noch sicherer, dass es in Phase drei zu einem Fehler kommen würde. Jones bekam es nie richtig hin, die notwendigen Komponenten zusammenzufügen. Er benutzte zu viel Silizium an den falschen Stellen. Genevieve hatte ihn darauf hingewiesen, aber er hatte ihren Kommentar mit diesem gönnerischen Lächeln abgetan, dass nur Männer seines Schlags beherrschten und ihr gesagt, sie hätte noch einige Jahre im Labor vor sich, bevor sie auch nur verstand, was er da versuchte.
      Die Revolution der Mikrochips, hatte er es genannt.
      Pft, was ein ekelhafter Großkotz. Genevieve hatte sich nur abgewandt und beschlossen, dass ein erneuter Fehlschlag seines Testdurchlaufs als Genugtuung für sie ausreichend war. Morgen früh würde sie ihm ein honigsüßes Lächeln zuwerfen und fragen, wie es gelaufen sei. Der Ausdruck auf seinem arroganten Gesicht würde sie die ganze restliche Woche doppelt so motiviert arbeiten lassen.
      Jetzt, aber, musste sie erstmal die Nacht rumkriegen.
      Es war nicht unüblich, dass jemand über Nacht im Labor war. Meistens hielt sich eine Person hier auf, um die besonders wichtigen Vorgänge zu überwachen und bei einem Fehlschlag eingreifen zu können, um zu retten, was noch zu retten war. Die Materialien die sie hier verwendeten, waren schwer zu beschaffen und teuer. Vor einigen Monaten hatte daher eine Änderung der Arbeitsabläufe stattgefunden, mit der zusätzlichen Mahnung, vorsichtig und sparsam zu sein.
      Heute wäre eigentlich Edmund über Nacht hier gewesen, aber Genevieve hatte ihn gebeten, mit ihr zu tauschen. Es gab da noch den ein oder anderen Bericht, den sie bis morgen fertigstellen musste. Jedes Mal nahm sie sich vor, beim nächsten Mal früher anzufangen. Ihre Erfolgsquote lag bei null Prozent.
      Genevieve stieß einen Seufzer aus und machte ein langes Gesicht, während sie durch die schwachbeleuchteten Gänge in Richtung ihres Arbeitsplatzes schlenderte. Ob es der oberen Abteilung wohl auffallen würde, wenn sie einfach ein paar Wörter aus ihrem letzten Bericht änderte und Sätze von a nach b schob?
      Einen Bericht über ihren echten letzten Versuch konnte sie nämlich nicht schreiben. Zumindest nicht, wenn sie nicht riskieren wollte, gefeuert zu werden.
      Geistesabwesend strich sie sich über den Stoff ihres Oberteils. Dort, wo sie unter dem Stoff, direkt unter ihre Haut, vor einer Woche ihren eignen Prototyp eingesetzt hatte.
      Ein viel besserer Prototyp als der von Jones, wie sie mit einem Funken Genugtuung dachte.
      Zumindest war ihr bis jetzt nicht der Arm abgefallen, oder das Hirn gebraten worden. Sowas von ein Sieg in ihren Büchern.
      Der Laborstuhl gab ein Stückchen unter ihrem Gewicht nach, als Genevieve sich hinein plumpsen ließ. Entschlossen, das ganze schnell hinter sich zu bringen, aktivierte sie den Holoschirm. Ein kühles, blaues Licht erhellte ihre Gestalt, während auf Tischhöhe eine durchsichtige Tastatur erschien.
      Wenn sie ehrlich war, würde sie wahrscheinlich eh wieder die ganze Nacht hier sitzen, selbst wenn sie sich beeilte. Genervt über sich selbst stopfte Genevieve sich ihre Kopfhörer ins Ohr, die immer auf ihrem Arbeitsplatz rumlagen, und rief mit schnellen Bewegungen ihren letzten Bericht auf. Mal sehen, wenn sie vielleicht vielversprechend durch erfolgversprechend ersetzte…

      Genevieve war schon seit zwei Stunde damit beschäftigt, Wörter und Sätze zu verschieben und ändern, bevor sie sich den Bericht nochmal gänzlich durchlas.
      Sie stieß ein verzweifelt „Ahh!“ aus, stütze die Ellenbogen auf den Tisch und legte den Kopf in die Hände.
      Selbst der Idiot Jones würde erkenne, dass sie einfach nur den letzten Bericht abgeändert hatte! „Verdammter Mist.“
      Sie würde einen komplett neuen Bericht anfertigen müssen. Ihr war zum Heulen zu Mute.
      „Nächstes Mal fange ich früher an.“, versprach sie sich leise, atmete tief durch und öffnete ein leeres Dokument auf dem Holoschirm, nur um auf die leere Seite zu starren.
      Die Seite starrte zurück, verhöhnte sie mit ihrer Leere.
      Frustriert stöhnte Genevieve und fuhr sich fahrig durch die Haare.

      Ihr bevorstehender Untergang und die Frustration über sich selbst nahmen sie so ein, dass Genevieve nichts von dem merkte, was sich ein paar Meter weiter im Labor hinter ihr abspielte.
      Das etwas ganz und gar nicht stimmte, merkte sie erst, als sich von hinten etwas großes, warmes über ihren Mund legte und sie nach hinten gerissen wurde. Die Kopfhörer fielen aus ihren Ohren und kullerten über den Boden.
      Für den Bruchteil einer Sekunde versteifte sich ihr Körper, ihre Augen weiteten sich und sie ließ sich einfach mitschleifen. Ihr Herz fing an zu Rasen.
      Dann kickte ihr fight or flight Instinkt und Genevieve fing an zu zappeln und zu treten. Wild drehte sie ihren Kopf hin und her, um die Hand loszuwerden, wurde aber nur noch fester an ihren Entführer gedrückt und in die Dunkelheit gezerrt. Es war stickig und eng – die Hand über ihrem Mund erschwerte ihr das Atmen zusätzlich. Panik stieg in ihr auf. Was zum Teufel war das hier?!
      Sie trat blind mit dem Fuß nach hinten aus und wurde mit einem schmerzerfülltem Laut ihres Entführers belohnt.
      Im nächsten Moment trat eine zweite Gestalt an sie heran und band ihre Füße mit irgendetwas zusammen. Nicht ohne Schwierigkeiten, denn Genevieve versuchte weiterhin blindlings, sich aus dem Griff der anderen Person zu wenden.
      Am Ende hatten sie es zwar geschafft, sowohl ihre Fuß- als auch ihre Handgelenke mit etwas zu Fesseln, dass sich verdächtig nach Kabelbinder anfühlte, aber nicht, ohne einige blaue Flecken einzustecken.
      In dem spärlichen Licht, dass irgendeiner von ihnen mit sich führte, konnte sie ihre Angreifer kaum erkennen. Einer war noch immer hinter ihr, ein zweiter hatte ihr den Kabelbinder angelegt. Ein kleines Stück hinter dieser Person konnte sie die Konturen einer dritten erkennen. Drei Männer, der Größe und Statur nach zu urteilen.
      Die Hand löste sich von ihrem Mund. Blind schnappte Genevieve nach ihr, bekam aber nichts als Luft zu fassen. Im nächsten Moment wurde ihr irgendwas über den Mund geklebt.
      Verschnürt und der Fähigkeit beraubt, um Hilfe zu schreien (was sie vielleicht hätte tun sollen, statt zu beißen), wurde sie erneut gepackt.
      Die Gruppe setzte sich mit ihrem Bündel in Bewegung.
      Nach unten, wie Genevieve überrascht feststellte. Die Erkenntnis ließ sie für einen Moment innehalten, eher sie mit doppelter Heftigkeit anfing, sich zu wehren. Nachdem man ihr Arm- und Beinfreiheit genommen hatte, benutzt sie nun zusätzlich ihren Kopf als Waffe und traf beim Abstieg irgendeinen der drei im Gesicht.
      Ein dumpfer Schmerz breitete sich bei dem Aufprall hinter ihre Stirn aus. Trotzdem fachte sie der Treffer nur noch mehr an.
      Es glich an ein Wunder, dass sie alle vier den Abstieg überlebten.

      Unten angekommen erleuchtete das spärliche Licht kurz den Kerl, den sie mit ihrer Kopfnuss getroffen hatte. Seine Nase schien zu bluten.
      Gut, dachte Genevieve verbissen und funkelte ihn böse an. Im nächsten Moment packte er sie und warf sie sich wie einen Sack Reis über die Schulter. Knurrend versuchte Genevieve sich zu wehren, aber der Typ hatte einen Griff aus Stahl.
      Ein Geräusch ertönte. Irgendwo vor ihrer Gruppe schien sich etwas geöffnet zu haben. Das Dreiertrüppchen setzte sich mitsamt ihrer Beute in Bewegung. Im nächsten Moment veränderte sich die Luft. Es war nicht mehr ganz so stickig, aber immer noch klamm und schwerer zu Atmen als im Labor.
      Bei dem Versuch, herauszufinden, wo sie waren, brach sich Genevieve fast einen ab. Ihre Bauchmuskeln schmerzten schon von dem kurzen Versuch, ihren Oberkörper irgendwie so zu positionieren, dass sie mehr erkannte. Das spärliche Licht ihrer Entführer konnten die Dunkelheit hier unten jedoch nicht durchdringen und so konnte sie den kühlen Beton und harten Stein nur erahnen. Sie mussten irgendwo unter dem Labor sein. Ein Tunnel?
      Plötzlich wurde sie von der Schulter des Kerls gehoben. Ihre Füße hatten wieder festen Boden unter sich. Für einen Moment war ihr Gesicht in dreckige, stinkende Kleidung gedrückt, eher man sie einfach umdrehte und so feste hielt, dass sie sich nicht mehr bewegen konnte.
      Vor ihr stand ein Mann mittleren Alters. Er wirkte überrascht sie zu sehen, unternahm aber nichts weiter, um ihr zu helfen. Der Kleidung nach, handelte es sich um einen Arbeiter auf Sky.
      In Genevieve begann es zu brodeln. Was wurde hier gespielt?
      Von irgendwo kramte der Mann vor ihr ein Skalpell hervor und Schritt auf sie zu.
      Sie durchbohrte ihn mit einem hasserfüllten Blick.
      Das reichte jedoch nicht, um ihn davon abzuhalten, mit dem Skalpell einen Schnitt an ihrem Handrücken zu setzen. Genau dort, wo eigentlich ihr Chip hätte sein müssen.
      Genevieve zuckte, als das kühle Metall einen sauberen Schnitt hinterließ. Eine kleine Menge Blut tropfte heraus. Von einem Chip jedoch keine Spur.
      Das schien auch der der Kerl mit dem Skalpell zu erkennen, der im selben Moment fluchte.
      Der Chip, der eigentlich in ihrem Handrücken sein sollte, teilte sich mit einem Haargummi einen dunklen, flauschigen Platz in der Tasche ihrer Jacke. Die Jacke, die über ihrem Laborstuhl hing. Um die Ortungsfunktion dieses Chips mussten sich ihre Entführer also keine Sorgen machen. Er war genau dort, wo sie gerade auch sein sollte.
      Bis morgen früh die ersten Kollegen eintrudeln würden, würde niemand etwas merken. Wenigstens hatte sie nun eine Erklärung dafür, dass sie den alten Chip nicht mehr implementiert hatte…Sollte sie jemals lebend zurückkommen. Bei dem Gedanken wich ihr jegliche Farbe aus dem Gesicht.
      Ihr eigener Chip hatte zwar auch eine Ortungsfunktion, aber das Programm dafür lief in ihrem Apartment auf ihrem privaten Holo, hinter zahlreichen Verschlüsselungen.
      Na super. Woher hätte sie auch ahnen können, dass sie jemals durch enge Schächte und muffige Gänge verschleppt werden würde.
      Es gab keinen Chip, um den sich ihre Entführer selbst kümmern mussten. Zumindest nicht den, von dem sie wussten. Vielleicht konnte sie das zu ihrem Vorteil nutzen.
      Wenn sie nur lange genug durchhielt und jemand ihr Apartment gründlich genug durchsuchen wür-
      Plötzlich verschwand die Welt in Dunkelheit. Der Boden unter ihren Füßen wurde weggerissen und ihr Magen rutschte ihr fast bin in die Brust. Sie fiel.
      Ihr panischer Aufschrei wurde vom Klebeband gedämpft.
      Vielleicht wars das jetzt. Kein Chip kein Leben, oder so. In irgendeinen Schacht gestoßen, der sie direkt unter Sky in den freien Himmel fallen ließ. Wenigstens wäre sie sofort tot, wenn sie unten auf der Erde aufklatschte.
      Aber irgendwie…passte da was nicht zusammen. Der Typ, dessen Nase sie malträtiert hatte, war direkt hinter ihr und hielt sie fest. Er wäre bestimmt nicht mit in den in den Tod gesprungen.
      Die Art und Weise, wie sie sich bewegten, fühlte sich auch nicht nach fallen an. Sie rutschten.
      In bahnbrechender Geschwindigkeit rauschten sie nach unten, aber sie fielen nicht.
      Die Erkenntnis half, um sich etwas zu beruhigen. Ihr Magen hing immer noch an einem Ort, wo er nicht hingehörte, aber Genevieve konnte wieder klarer denken. Mehr wahrnehmen.
      Wie zum Beispiel, dass sie ihre Füße verdächtig weit auseinander bewegen konnte. Der Kabelbinder musste sich aus irgendeinem Grund gelöst haben.

      Der Aufprall kam hart und unerwartet. Ein Beben ging durch ihren gesamten Körper und schlug ihr die Luft aus den Lungen.
      Dem Typen hinter ihr schien es ähnlich zu gehen, denn sein Griff lockerte sich etwas. Sofort nutze Genevieve den Moment und rammte mit voller Wucht ihre Ellenbogen nach hinten. Ihre Bemühungen wurden mit einem dumpfen Geräusch des Kerls belohnt. Seine Hände lockerten sich komplett und sie war frei.
      Augenblicklich stürmte Genevieve los. Ihre Füße hämmerten über das Blechdach. Stürmische Böen zerrten an ihr und kalter Regen klatschte ihr ins Gesicht. Was?
      Aber es gab keine Zeit, um genauer über das ungewöhnliche Wetter nachzudenken. Blindlings sprang sie von dem niedrigen Dach, rutschte dabei beinahe aus du konnte sich gerade noch durch ein ungeschicktes Wedeln mit den gefesselten Armen halten. Durch ein Wunder blieb sie aufrecht. Elegant wie eine Gans mit gestutzten Flügeln.
      Zum Orientieren war keine Zeit. Wie von selbst setzten sich ihre Beine in Bewegung.
      Egal wohin, hauptsache weg hier.
      Schneller, als sie jemals in ihrem Leben gerannt war, stürmte Genevieve den schmalen Steinweg hinab. Mit einer schnellen Bewegung riss sie sich das Klebeband vom Mund und warf es zur Seite.
      Der Wind heulte in ihren Ohren. Dunkelheit und Regen machten es schwer, sich zu orientieren.
      Weiter, einfach weiter. Eine Treppe hinunter. Dann nach links.
      Irgendwo rief jemand etwas. Vielleicht hinter ihr, aber ihr Blut rauschte so laut in ihren Ohren, dass sie es nicht sagen konnte. Das Unwetter tat sein Übriges.
      Ihre nassen Haare klatschten Genevieve ins Gesicht. Keuchend lief sie weiter. Ihre Lungen brannten, ihre Kleidung schien zehn Kilo mehr zu wiegen und war vollkommen durchnässt. Aber sie blieb nicht stehen.
      Geradeaus, einfach geradeaus und – oh scheiße! Da vorne war kein Boden mehr!
      Ihre Augen weiteten sich, der Atem blieb ihr im Hals stecken. Panisch rammte sie die Füße in den Boden, aber er war zu rutschig und ihr Momentum zu groß.
      Sie würde nicht rechtzeitig abbremsen können. Das wars. Und sie hatte sich nicht mal verabschieden können. Ob ihre Eltern jemals erfahren würden, was ihr zugestoßen war?
      Im nächsten Moment rannte sie mit einem dumpfen „Umpf“ in etwas solides. Alles drehte sich und nach einem viel zu kurzen Fall kam Genevieve auf dem harten Boden auf.
      Ihr Herz raste, ihr Atem kam keuchend und ihr Steißbein schmerzte.
      Aber ihr Herz raste, ihr Atem kam keuchend und ihr Steißbein schmerzte.
      Sie lebte.
      Was zum? Niemals hätte sie rechtzeitig abbremsen können. Was war gerade passiert?
      Neben ihr ertönte eine Stimme. Die Worte ergaben in dem Chaos in Genevieves Kopf keinen Sinn. Was?
      Der Mikrochip in ihrem Arm versuchte, das Kauderwelsch zu übersetzen, fing aber nur einige der Wörter auf, was Genevieve nur noch mehr durcheinanderbrachte.
      Irgendwas schob ihre nassen Haare aus ihrem Gesicht. Verwirrt blinzelte Genevieve gegen den Regen.
      Die Verwirrung verwandelte sich ganz schnell in ein hitziges Funkeln, als sie die primitive Waffe über ihrem Gesicht erkannte.
      „Fass mich nicht an!“, fauchte sie. Ihr Blick flog von der Waffe zu dem Gesicht des Waffenschwingers. Dabei registrierte sie den seltsam gebräunten Teint, einige Narben und ein fehlendes Oberteil. Niemand auf Sky sah so aus. Wo war sie hier gelandet?
      Die Hand, die die Waffe hielt, gehörte zu einem Mann, der neben ihr hockte. Er war vielleicht einige Jahre älter als sie.
      Genevieve blitzte ihn an. Alles schmerzte, ihr Lungen brannten und ihr Herz raste. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so elendig gefühlt.
      Aber ganz bestimmt war sie nicht so weit gekommen, um sich jetzt die Kehle mit einem Küchenmesser aufschlitzen zu lassen.
      Kurz dachte sie darüber nach, ihn umzutreten und den Moment zu nutzen, um davonzulaufen. Aber er war nicht in der Reichweite ihrer Beine. Selbst wenn, hätte sie sich mit ihren gefesselten Händen niemals schnell genug aufrichten können.
      Die Gedanken in ihrem Kopf rasten, aber sie kam zu keiner Lösung.
      Gut. Dann musste sie eben auf den passenden Augenblick warten. Das hatte schon einmal funktioniert. Genevieve musste nur wachsam bleiben und den richtigen Moment abpassen.
      So aber konnte sie nichts weiter tun, als dem neugierigen Blick aus seinen dunklenAugen mit einem zornigen aus ihren eigenen zu entgegnen und zu hoffen, dass er ihr nicht doch noch das Messer in die Kehle rammen würde.
      nur, weil du nicht paranoid bist, heißt das nicht, dass sie nicht hinter dir her sind.

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    • Kurz froren Jagos Gesichtszüge ein, als die weibliche Stimme in seinen Ohren erklang und ihre Worte an sein Gehirn weitergeleitet wurden0. Anschließend begann sein Gehirn zu rattern, mit schielendem Blick nach oben, dorthin wo sie beide gerade hergekommen waren. Dabei machte er sich keinerlei Sorgen um die Frau, dass sie ihn vielleicht übergehen könnte oder gar weglaufen. Dafür war Jago viel zu sehr von sich überzeugt gewesen. Und plötzlich steckte er das Messer wieder weg, doch vorher nahm er davon die abgeschnittene Haarsträhne runter und begutachtete sie im nahezu Dunklen - er erkannte dennoch, dass diese Haarfarbe ihm noch nie, in keinen seiner 27 Jahren, untergekommen war. Genauso wenig wie diese Sprache. Jago zuckte mit den Schultern und seufzte schwer, wobei ein paar Tröpfchen Regen aus seinen Nasenlöchern schossen, nachdem sie vorher angesaugt worden waren und schließlich erhob er sich.
      ''Steh auf!'', verlangte er von dem fremdartigen Wesen auf dem Boden und stemmte seine Hände in die Hüften. Dabei spannte sich die Haut an seinem Arm an und ließ ihn das erste Mal die neu zugefügte Wunde bemerken. "Fuck...'', murmelte er und strich sich mit der bloßen Hand über den blutigen Schnitt, der dabei das Rot eher mehr auf dem Arm verschmierte, als es wegzuwischen. Die junge Frau war immer noch nicht auf ihre Beine gekommen, was bereits ausreichte um gefährlich an Jagos Geduldsfaden zu kratzen. Drum konnte man seine Zunge hörbar genervt schnacken hören, während seine Hand nach vorne preschte und die Frau an ihren gefesselten Händen ergriff. Wäre es nach ihm gegangen, hätte er sie einfach zurück gelassen, wenn sie nicht hören wollte. Doch Balyk erwartete ihre Anwesenheit im Hauptquartier und darum ging das nicht. Also tat Jago das, was zum Wohl beider junger Menschen war, er packte sich den viel zu leichten Körper über die Schulter - als eine richtige Furie entlarvte sich das junge Ding, so vehement wie sie sich wehrte und herum zappelte. Immer dünner wurde Jagos Faden, während er die Tritte und das unverständliche Gelabber mit knirschenden Zähnen über sich ergehen ließ und dabei war ihm nicht nur ein mal die Versuchung in den Sinn gekommen, den Körper einfach die nächste Klippen hinunter zu werfen!
      Der Regen tropfte von und über die nassen Körper, als beide endlich das Hauptquartier erreichten und das Innere betraten. Hier war es trocken und in diesem Teil des Quartiers auch tatsächlich ein wenig wärmer, weil der Raum mit Holz verkleidet war und die Kälte zum größten Teil aussperrte.
      ''Alles klar!'', ergriff Jago sogleich das Wort, als er Balyk ihm entgegen kommen sah und zeitgleich rollte er den widerspenstigen Körper von seiner Schulter, sodass dieser dumpf auf dem Boden auftraf. ''Hier ist sie und nun will wissen, ob ich wissen will, was hier läuft.'' Balyk war gut noch einen Kopf größer als Jago und tatsächlich um ein Deut breiter. Er hatte sich bereits wieder gefangen - er hatte sich die Schulter ausgekugelt beim Sprung aus der Schleuse, doch nun war alles wieder behoben - und trug ein Tuch um seinen Hals und der Schulter, in dem sein Arm angewinkelt ruhte.
      "Vermutlich willst du das nicht."
      "Perfekt, dann ist meine Arbeit hiermit erledigt!"
      "Jago.'' Er blieb nachdem er sich bereits umgedreht hatte stehen und fluchte innerlich, als Zacks Stimme ertönte. Er hatte ihn doch nicht etwa bei Balyk verpetzt? Doch mit Sicherheit hatte er das.. Und das kotzte den Ungeduldigen richtig an. "Als Übung zum Verantwortungsbewusstsein, die du scheinbar dringend notwendig hast, wirst du sie bei dir aufnehmen un-"
      ''Was?!'' Jagos Körper wirbelte sich wieder um und sein Blick spuckte Verständnislosigkeit. Doch er ersuchte nicht Zack, sondern richtete sich direkt an Balyk. "Was soll das? Ich spiele doch keinen Babysitter für irgend so eine Tussi! Sie wird es ohnehin nicht lange machen und bei der nächst besten Gelegenheit in den Tod stürzen!"
      "Sie ist nicht die einzige und bedauerlicherweise haben wir bereits einen von vier verloren'', ertönte Balyks Stimme ruhig, doch mit bestimmendem Ton. "Du willst nichts mit alle dem zu tun habe, dann respektiere ich das. Aber so viel wirst du tun müssen. Fünf Tage. Dann sehen wir weiter." Fünf Tage?! Der Schwarzhaarige wünschte sich verhört zu haben, doch Balyks Blick wiederholte die Worte ausdrücklich ohne sie aussprechen zu müssen. "Zack."
      "Ja. Hier, fang. Das ist dein Vorrat. Die übliche Ration. Und das hier ist für sie." Zack warf seinem Gefährten zwei Säcke zu, die Jago zwar beide auffing, den kleineren jedoch, der offenbar nicht für ihn vorgesehen war, der Tussi auf dem Boden entgegen warf. Einen Teufel würde er tun und zuerst sie und dann auch noch ihre Klamotten zu schleppen! Im Moment war das bloße Schikane für Jago, eine Bestrafung dafür, dass er seinen Wachposten verlassen hatte. Doch schon bald würde er erkennen, dass diese Verantwortung, die ihm auferlegt wurde ein Teil von etwas ganz Großem war und dass Balyk damit Jago blindes Vertrauen zusprach. Nun, bis es jedoch soweit war, würde der genervte Jago es sich keine Sekunde nehmen lassen seine Unzufriedenheit raushängen zu lassen.
      "Kannst du verstehen was wir sagen?" Oh also hatte Jago sich nicht verhört. Die Frau hatte wirklich ein andere Sprache gesprochen. Was zum Teufel war hier denn nur gelaufen? Langsam wurde Jago doch ein wenig neugierig, doch mit seiner auferlegten Aufgabe hatte er weiß Gott schon genug zu tun und würde sich sicher nicht noch eine weitere aufhalsen. Darum blieb er still. Balyk sprach weiter nachdem er vor die junge Frau am Boden getreten war und ihre gefesselten Hände mit einem Messer löste.
      "Um alle Missverständnisse direkt aus dem Weg zu räumen: solltest du unkooperativ sein, hast du keinen Nutzen für uns. Und wer in unserer Welt keinen Nutzen hat, wird sich selbst überlassen. Dorthin wo du herkommst, wirst du alleine nicht zurück finden. Also spar dir die Mühe. Und dein Chip muss raus. Offensichtlich war er nicht dort, wo er sein sollte, daher wirst du dich selbst darum kümmern. Ihr beide!", sein strenger Blick streifte Jago der nur mit den Augen rollen konnte. "Sollte ich mich unklar ausgedrückt haben und der Chip bliebt dort, wo er momentan ist, dann werde ich ihn eigenhändig entfernen. Alles soweit klar? Wenn dir dein Leben teuer ist, dann hältst du dich an Jago und weichst ihm nicht von der Seite für die nächsten fünf Tage. Habt ihr es bis dahin geschafft, wirst du mit dem Rest von euch wieder vereint und ihr werdet eingeweiht werden, über alles." Tatsächlich jedoch waren die fünf Tage nur eine Frist, um Informationen zu bekommen. Über die Person selbst, über ihren Status, ihre Fähigkeiten und ihr Wissen. Je mehr man heraus fand, desto besser, denn danach hatten die Gefangenen keine Verwendung mehr für Downtown und sollten entsorgt werden. Die Phase eins der Projekts würde damit abschließend und Phase zwei eingeleitet werden.