The Hero and the Thief [Nao & Stiftchen]

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    • Andrew

      So nett die Worte wohl auch gemeint waren, hörte Andrew das Mitleid aus dem Satz ganz deutlich heraus. Um ihn kümmern? Er hatte sein ganzes Leben so gelebt, damit kam er wirklich gut zurecht. Das Ezra zu erklären, der mit vielen Menschen um sich herum aufgewachsen war, wäre vermutlich nicht zielführend. Also… dann hatte er eben Mitleid. Auch wenn es wirklich nicht notwendig war. Schließlich hatte er ja, was er brauchte. Jemals den Kontakt zu Ezra zu verlieren, egal wie, hatte ihn schon vor einigen Wochen in Grund und Boden traumatisiert, ganz zu schweigen von den vielen Momenten, in denen es ziemlich real geworden war, ihn vielleicht nie wieder zu sehen. Somit war Andrew mittlerweile ziemlich klar, dass er alles hatte, was er brauchte, solange Ezra da war. Nicht, damit er sich um ihn kümmerte, sondern einfach, damit er in seiner Nähe war. Mit ihm redete, und wohlauf war und, so dämlich es klang, dieser chaotische Sturm aus Liebe in seinem Leben war. Andrew hatte jedenfalls das Gefühl, allem gewappnet zu sein, wenn sie nur zusammen waren. Und offensichtlich hatte er nicht nur das Gefühl, erfahrungsgemäß.
      Auch wenn das hieß, Adas Mobbing als nächstes zu überstehen, nachdem er sich jahrelang mit Ezras herumgeschlagen hatte. Das lag wohl in der Familie.
      Er setzte sich neben Ezra auf die Couch und betrachtete etwas ängstlich den Teller, der auf seinem Knie wackelte, bis er ihn sicherheitshalber in die Hand nahm. Erst als Ezra die Fernbedienung wieder ablegte, gab er ihn zurück.
      "Ich versuch es", gab Andrew zurück, weiterhin etwas skeptisch, ob Ezra sie vielleicht unterschätzte oder besser: ihn überschätzte. Aber er hoffte inständig, dass Ada seine Existenz irgendwann aushielt.
      "Ich kann es ihr nicht verübeln", hing er an. Sie hatte ja jedes Recht, sich Sorgen um Ezra zu machen. Besonders nach der ganzen Sache, in die Andrew ihn mit hineingezogen hatte. Er hatte vorher irgendwie nicht bedacht, dass es gefährlicher werden könnte, als Ezras ohnehin kriminelles Leben. Er teilte Adas Sorge voll und ganz und hoffte wirklich, dass Nadia ihr Interesse an ihm verlor und so auch aufhörte, Ezra umbringen zu wollen. Wie oft konnte er das realistisch betrachtet denn verhindern? Hoffentlich jedes Mal… aber hoffentlich gab es keinen weiteren Anlass.
      "Also, Film?", fragte er, um das Thema lieber abzuhaken, und schob sich eine Gabel Pasta in den Mund. Diesen beängstigenden Brocken, der über ihnen hing, zu ignorieren, war im Moment das einzige, das sie tun konnten. Ein Ausweichen gab es sowieso nicht. Irgendwann würde sich schon herausstellen, ob sie dem Leben noch entkommen waren, in das sie da kurzzeitig hineingerutscht waren. Nicht nur um Adas Willen hoffte er, dass es so war.
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    • Ezra

      Wenn dieses ungewöhnlich lange Date, oder die zusammenhängenden Dates, wie sie sich geeinigt hatten, vorbei war, würde Ezra wirklich mal mit Ada reden müssen. Er hatte zumindest das Gefühl, dass sie Andrew Unrecht tat. Ezra hatte die bewusste Entscheidung getroffen, mit Andrew nach Polen zu fliegen und seit dem hatte Andrew ihm bereits zwei mal das Leben gerettet. Es gab niemanden, bei dem er sich sicherer fühlte, als bei ihm. Was immer noch ein seltsamer Gedanke war, aber das Thema schien durch zu sein, also musste er sich damit vorerst wohl nicht mehr auseinandersetzen.
      Ezra startete den Film, warf die Fernbedienung mit einem solchen Schwung zurück auf den Kaffeetisch, dass sie fast hintenüber fiel und nahm seinen Teller wieder von Andrew entgegen. "Weißt du...'Die Braut des Prinzen' ist einer dieser Filme, bei denen ich mich immer frage, wieso ich nicht früher realisiert habe, dass ich bi bin", merkte er mit einem kleinen Lachen an, während die ersten Szenen über den Bildschirm flimmerten. Es gab mehrere solcher Filme und Serien - und eventuell auch ein paar Kindheitsfreunde - die in ihm dieses Gefühl auslösten. Er hoffte nur, dass er damit nicht alleine war.

      Es dauerte nicht lange, bis die Nudeln aufgegessen waren. Ezra verbrachte den restlichen Film damit, sich an Andrew zu kuscheln und ihn ab und an zu küssen. Er kannte den Film eh auswendig, also war sein Date deutlich spannender. Außerdem fiel es ihm eh mit jeder Sekunde in Andrews Nähe schwerer, seine Finger bei sich zu behalten.
      "Also", fragte er schließlich, während er seine Hand unter Andrews Shirt schob und von seiner Hüfte zu seinen Rippen strich. "Date Nummer eins war wundervoll stereotyp, Date Nummer zwei ist verdammt gemütlich...was haben wir mit Date Nummer drei vor?" Es gab so vieles, was er noch mit Andrew machen wollte, dass sich sein Kopf gar nicht auf eine einzige Sache fokussieren konnte. Irgendwo feiern gehen? In ein Aquarium gehen? Einfach wieder den ganzen Tag im Bett verbringen? Solange Andrew dabei war, klang alles irgendwie gut.
    • Andrew

      Durchaus nachvollziehbar. So viel dachte sich Andrew zu Ezras Kommentar. Er sah den Film zum ersten Mal aber er verstand, im weitesten Sinne, wie man sich zu beiden Hauptfiguren hingezogen fühlen konnte. Zudem fragte er sich noch einmal mehr, wie es für Ezra wohl gewesen sein musste, das zu realisieren. Andrew war sich bisher sehr sicher gewesen, dass er mit der Akzeptanz seiner Sexualität keine Probleme gehabt hatte, gerade weil er damals kein wirkliches Interesse an Beziehungen gehabt hatte. Aber manchmal kam er nicht umhin sich zu fragen, ob er sich das bloß einredete. Ob diese „Akzeptanz“ erst gekommen war, als er sich in Beziehungen getraut hatte, weil er zuvor einfach Angst vor der Realität gehabt hatte. Natürlich waren auch die Kinder und Jugendlichen, geprägt von ihren Eltern, damals nicht unbedingt tolerant gewesen. Als ohnehin schon Außenseiter wäre das wohl sein Todesstoß gewesen. Nadias Geschichte brachte ihn zum Nachdenken, vielleicht aber auch zum überdenken. Er konnte sich nicht erinnern, sich je absichtlich versteckt zu haben. Seine Vergangenheit jetzt zu analysieren brachte aber wohl auch nichts. Er war glücklich mit allem, so wie es war, und konnte sich sein Leben garnicht anders vorstellen. Er konnte sich vor allem nicht vorstellen, wie er es nicht unfassbar heiß finden könnte, wenn Ezras Finger über seine Haut strichen bis sie eine Gänsehaut hinterließen.
      Während er überlegte, was sie heute noch tun konnten, wobei er deutliche Präferenzen hatte, fiel Andrew aber noch etwas ein. Er nahm sein Handy in die Hand, das auf dem Sofa lag. Heute Mittag hatte er irgendeine Nachricht bekommen, die er hervorragend ignoriert hatte. Er ging davon aus, dass es entweder Thomas sein würde oder vielleicht Serena, nachdem er gestern mit beiden im Büro nicht wirklich gesprochen hatte, aber dann sah er, dass es eine Mail war und tippte eher auf Spam. Dass es eine unbekannte Adresse war, die einen nicht sehr Spam-artigen Betreff hatte, ließ eine leichte, kribbelnde Aufregung in ihm aufflammen, die nicht von positiver Natur war und ihm ein paar Flashbacks schenkte. „Vernetzungstreffen“. Ein Vernetzungstreffen mit wem wozu?
      Stirnrunzelnd öffnete er die Mail.

      Dear Mr Morgan,
      With reference to recent events in your career, we are writing to inquire about your attendance at an upcoming internal meeting of our firm. Due to the protection of confidential information, we would appreciate the opportunity to meet with you in person only. Any further questions you may have will be answered at the meeting. You are invited to attend at
      Scarsdale Pl, London W8 5SY, UK
      this Friday at 6 p.m.
      Snacks and drinks will be provided.
      Please do not reply to this address.
      Yours sincerely,
      Magia Lapides

      Andrew blinzelte seinem Display entgegen. War das als Spam zu klassifizieren? Was zum Teufel war „Magia Lapides“? Klang jedenfalls nach Spam. Er drehte Ezra sein Handy entgegen.
      “Moment, äh… Ich hab eine Mail bekommen. Kennst du die Adresse?“, fragte er und schmunzelte, obwohl er seine Gefühle gerade nicht richtig einordnen konnte. So eine merkwürdige Einladung hatte er noch erhalten. Und dann durfte er nicht einmal Rückfragen stellen? Im fielen schlagartig die Worte des Sergeants ein und ihm wurde mulmig zumute. Er googelte die Adresse schnell. Ein Hotel. Ein geheimes Treffen in einem Hotel?
      Er überlegte, aber sein Misstrauen ließ kaum zu, die Nachricht für etwas anderes zu halten, als eine Falle. Oder… die Berühmtheit in Paris schlug langsam ihre Wellen. Vielleicht sollte er mal im Büro nachfragen…

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    • Ezra

      Das war...ein unerwarteter Themenwechsel. Ezra wusste nicht ganz, was er davon halten sollte, als er seine Hand zurück zog und sich etwas aufrechter hinsetzte, um die Mail zu lesen, die Andrew ihm entgegen hielt. Eigentlich hatte er mit einem anderen Ausgang der Konversation gerechnet, als diesem. Mehr Körperkontakt und weniger Mails. Vielleicht wurde es Andrew doch langsam zu viel? Vielleicht hatte Ada am Ende doch Recht und es war schwer, ihn 48 Stunden am Stück auszuhalten? Er versuchte, den Gedanken zu verdrängen, während er die wenigen Zeilen überflog und irritiert blinzelte.
      "Das liest sich wie Spam, aber irgendwie sehe ich den Sinn dahinter nicht." Er las den Text ein zweites Mal, bevor Andrew das Handy wieder zurück zog, um die Adresse zu googeln. "Vielleicht ist das ein sehr abgedrehter Versuch, dich zu einer Kaffeefahrt zu locken?", schlug er amüsiert vor. Sich vorzustellen, dass Andrew in dem Hotel ankam, um dort von einem überdrehten Typen Heizdecken angedreht zu bekommen war zumindest eine schönere Vorstellung, als die anderen Alternativen, die ihm in den Sinn kamen. Was, wenn es eine Falle war? Wenn Jelena sich dafür rächen wollte, dass sie Nadia hinter Gitter gebracht hatten? Aber wäre Jelena so unglaublich auffällig, obwohl sie wusste, dass sie jetzt vorsichtig sein würden? Das ließ Ezra diese Möglichkeit fast wieder ausschließen.
      "Hast du 'Magia Lapides' mal gegoogelt? Klingt ein bisschen, als wäre das eine Firma für Beauty-Produkte, oder Schmuck, oder so", fragte er, während er sich etwas schräg hinsetzte, um einen Blick auf Andrews Handy-Display zu werfen. Vielleicht war das ganze ja einfach ein bekannter Scherz, oder sowas. Eine Ketten-Nachricht, oder eine Mail, die eigentlich für jemand ganz anderen bestimmt war, der damit viel mehr anfangen konnte, als sie.
      "Könnte auch eine abgedrehte Dungeons and Dragons Gruppe sein, die einfach ein bisschen Inspiration sucht und sich selbst für zu wichtig hält, aber dafür wäre der Text wirklich etwas überzogen", merkte er schließlich an, während er seinen Kopf auf Andrews Schulter stützte. "Obwohl...hattest du nicht gesagt, dass du ein Nerd in der Schule warst? Willst du mir vielleicht noch von deinem Rollenspiel-Hobby beichten, Darling?" Er grinste kurz, bevor er einen Kuss auf Andrews Hals drückte.
    • Andrew

      Er schmunzelte. "Sehr witzig", sagte er und legte sein Handy wieder weg. Was es auch war, Dungeons and Dragons, Kosmetik oder Spam, Andrew konnte sich den Kopf da noch später drüber zerbrechen, wenn er verzweifelt genug war, Einladungen oder Jobangebote zu akzeptieren, die ihm nicht einmal eine Kontaktperson anboten.
      "Ich hab noch nie was davon gehört, bin mir aber ziemlich sicher, ich kann auf was auch immer in diesem Hotel abgeht, verzichten" Bei so einer kryptischen Einladung konnten die doch echt nicht erwarten, das jemand bei dem Event auftauchte, oder? Selbst wenn sie etwas armselig mit Snacks und Getränken warben. Beim Googlen des Namen der Firma, oder was es auch war, tauchten zudem nur fremdsprachige Artikel auf, die in Andrew nicht unbedingt mehr Vertrauen weckten. Er hing noch ein wenig zu sehr an seinem Leben, um auf so etwas reinzufallen.
      "Zurück zum Thema", murmelte er also und legte den Kopf zurück. Jetzt hatte er ja den letzten gespeicherten Punkt auf der To-Do List seines Hinterkopfes abgehakt und hatte nicht mehr das Gefühl, ständig irgendetwas zu vergessen. "Rechnen wir die Dates in Tagen oder Events? Bei deiner Zeitrechnung sind wir dann nämlich bei Date 4 angelegt. Vergiss nicht den Markt heute Vormittag", warf er ein. "Das gefällt mir eigentlich besser. Sonst holen wir die 9 Jahre nie auf. Wenn wir pro Tag drei Dates einbauen können, sind wir gut dabei", überlegte er amüsiert. Das hieß aber auch, sich drei Mal täglich eine Aktivität zu auszudenken, die bestenfalls nicht immer etwas kostete.
      "Aber wir können heute eine Ausnahme machen und es bei zwei belassen, glaube ich", murmelte er und hob den Kopf um zu Ezra hinunter zu schielen. "Außer du siehst das jetzt… als eigene Aktivität fürs vierte Date. Aber dann… wäre es richtig betrachtet ja schon das fünfte" Er rutschte ein Stück weg und küsste Ezra lang während er seinen Versuch kopierte, eine Hand unter sein Shirt schob und über seinen Bauch bis zu seiner Brust streichen ließ. "Oder wir hören auf zu zählen", schmunzelte er gegen Ezras Lippen. "Es ist mir nämlich eigentlich absolut egal" Seine Hand bahnte sich etwas provokativ den Weg hinunter zu Ezras Schritt.
      "Natürlich könnten wir auch spazieren gehen… So schlecht ist das Wetter heute nicht", murmelte er unschuldig, während er mit etwas Druck über seine Oberschenkel strich und immer wieder bedacht in die Mitte abrutschte.
      "Oder doch noch in einen Klub. Hab ja gesagt, dass ich dafür offen bin. Oder wir probieren's nochmal mit einem Museum?" Während Andrew sprach, machte er bereits Anstalten vom Sofa auf den Boden zu rutschen. "Kunst aber nicht. Ich will keinen Eintritt zahlen, um nackte Männer zu sehen… Statuen mein ich" Er grinste.
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    • Ezra

      Okay, ja, das ging mehr in die Richtung, die Ezra sich eben vorgestellt hatte und war definitiv interessanter, als sich den Kopf über irgendeine seltsame Mail zu zerbrechen. Er schnappte scharf nach Luft und biss sich auf die Unterlippe, als Andrew mit seiner Hand über seinen Schritt fuhr, konnte aber ein Lächeln nicht verhindern. "Du hast Recht. Irgendwann zählt man sowieso nicht mehr, schätze ich", stimmte er zu, bemüht, zwischendurch nicht aufzustöhnen. Es war wirklich vollkommen egal, wie viele Dates sie jetzt gehabt hatten, oder was als Date zählte und was nicht. Hauptsache, sie waren zusammen. Wer fragte Pärchen später schon danach, auf wie vielen Dates sie jetzt schon gewesen waren?
      Er hielt Andrew kurz zurück, um ihm einen weiteren intensiven Kuss zu entlocken und ihm anschließend den Schal vom Hals zu ziehen. "Wenn du nackte Haut sehen möchtest, kannst du mich gerne jederzeit ausziehen, Baby. Ich koste dich auch nicht mehr, als ein bisschen gut investierte Lebenszeit", raunte er ihm mit einem Grinsen ins Ohr, bevor seine Lippen wieder über Andrews Hals fuhren. "Wie wäre es, wenn wir heute Abend feiern gehen und uns die Zeit bis dahin irgendwie nett überbrücken? Wir könnten noch mal über das Thema mit dem 'verschmelzen' diskutieren." Er knöpfte langsam Andrews Hemd auf und strich unter seinem Shirt über seine Brust. Seine Haut fühlte sich warm unter seinen Fingerspitzen an, während er von der Brust hinab zu seinem unteren Rücken strich.
      Irgendwie war die Idee, mit Andrew in einen Klub zu gehen seltsam spannend. Wie würde es sich wohl anfühlen, von Andrew auf eine Tanzfläche gezerrt zu werden? Den ganzen Abend nichts anderes zu tun, als mit ihm zu tanzen, zu trinken, zu lachen und sich zu küssen, während man bei den ganzen Party-Liedern mitsang, die garantiert jeder kannte, nur, um abends zusammen ins Bett zu fallen und Arm in Arm einzuschlafen? Zumindest, bis Andrew sich im Schlaf wieder auf ihn rollen würde, aber es gab deutlich schlimmeres, als das.
    • Andrew

      Andrew spürte, wie bei Ezras Stimme an seinem Ohr sein Herz einen Zahn zusetzte und ihm etwas wärmer wurde. "Mhm, das klingt nach einem Plan", erwiderte er leise und war dankbar über die Luft an seiner Haut, als Ezra sein Hemd öffnete. Er fühlte sich deutlich entspannter, als gestern Abend. Entspannter, aber nur mental. Sein Herz pochte und er fühlte, wie alleine bei einigen abschweifenden Gedanken das Blut zielsicher in seine Körpermitte floss. Das war eigentlich nicht sein Plan gewesen, aber auch schwer zu verhindern, wenn Ezra das Wort Verschmelzen nur in den Mund nahm. Lebensechte Bilder vom Vorabend schossen Andrew in den Kopf. Dabei hatte er erstmal nur mit dem Gedanken gespielt, Ezra etwas Gutes zu tun.
      "Okay, langsam, du durchkreuzt mir meine Pläne", sagte er und setzte sich auf. Er rollte sich abgestützt über Ezra und stieg über eines seiner Beine bis er zwischen diesen zu Boden gehen konnte. Vor ihm kniend strich er mit beiden Händen über seine Oberschenkel. Vielsagender konnte eine Stellung kaum sein. Er spielte sich mit dem Verschluss seiner Hose und warf einen Blick nach oben. Verdammt, war es ein schlechtes Lebensziel seinen Partner aus jeder möglichen Perspektive einmal Kommen sehen zu wollen? Das erste Mal hatte in Andrew irgendetwas geweckt, das ihn jetzt nicht genug davon bekommen ließ. Aber wenn sie wirklich den Nachmittag überbrücken wollten, mussten sie sich Zeit lassen. Oder… einfach genug Ausdauer haben.
      Er zog Ezra mit etwas Hilfe die Hose von den Hüften und stützte sich über ihn, wieder einmal begeistert davon, was wenige Berührungen bewirken konnten. "Entspann dich", murmelte er, bevor er ihn in den Mund nahm. Andrew versuchte es noch ein Stück langsamer anzugehen, als gestern, auch wenn es irgendwie schwer war, gedanklich am Boden zu bleiben und nicht zu enthusiastisch zu werden. Aber sich mal die Zeit zu nehmen; die Zeit geradezu auszukosten, um seine Skills zu präsentieren, hatte auch seinen Reiz.
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    • Ezra

      Ezra musste kurz auflachen, als Andrew sich darüber beschwerte, dass er seinen Plan durchkreuzt hatte. Wenigstens schienen sie ähnliche Gedankengänge zu haben, auch, wenn Ezra eher sich selbst in Andrews Position gesehen hatte. Aber er wollte sich nicht beschweren. Eigentlich konnte er sich auch nicht beschweren, weil er hörbar nach Luft schnappte, als er Andrews Lippen um seine Körpermitte spürte und direkt wieder alle logischen Gedanken aus seinem Kopf verbannt wurden. Andrews Mund war warm, feucht und fühlte sich traumhaft an.
      "Fuck, Baby. Erinnere mich daran, mir immer erst deinen Plan anzuhören, bevor ich meinen präsentiere", sagte Ezra mit einem leichten Stöhnen in der Stimme, bevor er ein zufriedenes Seufzen ausstieß und durch Andrews Haare strich. Die Perspektive war fantastisch und der Fakt, dass sie noch so viel Zeit zu füllen hatten, turnte Ezra fast zusätzlich an. Er konnte jetzt schon kaum darauf warten, sich hierfür zu revanchieren.
      Er bewegte seine Hüften sanft in Andrews Takt, bedacht darauf, ihn nicht zu überfordern und tat sein bestes, mit seinen Fingern die Frisur des Dunkelhaarigen zu ruinieren. Es war seltsam, wie einfach sich das alles anfühlte, nachdem er gestern Abend noch so nervös gewesen war. Langsam fing er fast an, sich selbst dafür zu hassen, dass er fast zehn Jahre hierauf gewartet hatte. Sie hatten wirklich viel nachzuholen.
      "Gott, Andy, hab ich dir heute schon gesagt, wie unfassbar heiß du aussiehst?", plapperte Ezra weiter, während sich seine freie Hand in das Kissen hinter ihm krallte. Doch, an diese Perspektive könnte er sich definitiv gewöhnen, auch wenn Andrew es gerade wohl darauf anlegte, sich unfassbar viel Zeit zu lassen, was Ezra ein kleines bisschen in den Wahnsinn trieb.
    • Andrew

      Innerlich lachte Andrew sich ein wenig darüber ab, wieviel Ezra reden konnte. In absolut jeder Situation, wie es aussah. Sollte er ihm jetzt antworten oder war er mit einem Monolog auch zufrieden? Dass er es hörbar genoss, machte es Andrew noch schwerer, ihm nicht mehr zu geben, als er bereits tat. Stattdessen ließ er langsam von ihm ab, ließ etwas Spucke auf seine Spitze tropfen und machte nur sanft mit der Hand weiter, während er den Kopf über Ezras Oberschenkel in die anderen Hand stützte. Er lächelte ihn von unten leicht an. „Heute noch nicht. Ich zähle nicht mit, aber sag‘s gerne öfter“, schmunzelte er und war absolut verliebt in seinen derzeitigen Ausblick. Er biss sich leicht auf die Lippe. „Du hast dir da echt was eingebrockt mit dem Zeit überbrücken. Wir haben es noch nicht sehr spät“ Amüsiert sah er Ezra weiterhin an und ignorierte seinen eigenen Drang. „Übrigens, wie sieht es mit Gleitgel aus?“
      Andrew bezweifelte, dass sein Speichel den ganzen restlichen Nachmittag zu einer angenehmen Erfahrung machen konnte, außer er machte ein paar Trinkpausen zwischendurch. Die Zeit hatten sie ja. Mh, Zeit. Und Andrew hatte sich gerade sehr gut unter Kontrolle. Eigentlich eine ideale Chance, um herauszufinden, was Ezra besonders mochte. Ob er generell lieber passiv war? War ihm Mund oder Hand lieber? Wo wurde er gern berührt? Sollte er das zu seinem eigenen kleinen Experiment machen, solange er noch konnte?
      Andrew stützte sich auf und zog Ezras Shirt ein Stück nach oben, bis er es auszog und küsste seinen Bauch und seine Brust ab, bis er an seinen Brustwarzen verweilte und diesen ein wenig mehr Aufmerksamkeit schenkte, mit der Zunge um sie kreiste und mit den Fingern stimulierte. Er warf kurz sein eigenes Hemd in die nächste Ecke und küsste dann Ezras Hals etwas intensiver, als er es normalerweise tun würde. Mit der Hand, die immernoch zwischen seinen Beinen war, massierte er in einem langsamen Tempo weiter. Andrew war dabei so fürchterlich bedacht auf jede einzelne Reaktion von Ezras Körper, dass ihn alles nur immer mehr anturnte; und wenn es bloß sein Atem war. Kurzerhand stand er auf und setzte sich auf Ezras Schoß, um ihm näher zu kommen. Seine eigene Erektion war dabei so prägnant, dass es in dieser Position bekleidet beinahe unangenehm war. Sehr viel schwerer als Ezra konnte er jedenfalls nicht sein und eigentlich diente das viel eher der Demonstration, dass er für jede Stellung offen war — welche Position er dabei auch einnehmen würde. Wenn Ezra ihn für einseitig im Bett hielt, lag er definitiv falsch. Er küsste von oben herab seinen Hals weiter, hielt irgendwann inne und konzentrierte sich wieder auf seine Finger an seiner Brust, die sich vorsichtig an seinen Nippeln herumspielten.
      Mein Plan ist übrigens, alles über dich herauszufinden“, flüsterte Andrew. „Falls du den noch hören wolltest“
      Oh, und wie glücklich er sich gerade schätzte, mit diesem Mann machen zu können, was er wollte. Er war sich sicher, dass niemand auf dieser Welt auch nur ansatzweise an Ezra herankommen konnte. Allein sein Anblick machte Andrew völlig fertig.
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    • Ezra

      "Wir müssen es ja nicht bei einer Runde belassen", antwortete Ezra etwas atemloser, als er gehofft hatte. Wie sollte er in dieser Situation auch etwas anderes tun oder denken können? Alles an Andrew war auf eine unglaublich schöne Weise überfordernd, egal, ob es seine Hand war, oder der Moment, in dem er sich auf seinen Schoß setzte. Ezra legte automatisch seine Arme um Andrews Hüften, um ihn ein wenig zu stabilisieren, während er das Gefühl von seiner Hand und seinen Lippen an seiner Brust genoss.
      "Ich bin ein offenes Buch für dich. Frag und ich antworte", versicherte er, bevor er Andrew küsste, als ob sein Leben davon abhängen würde. Vielleicht tat es das auch irgendwie. Mit Andrew zusammen zu sein war immerhin Fluch und Segen zugleich - es war alles, was Ezra je gewollt hatte und er war sich absolut sicher, dass er nicht damit leben könnte, Andrew irgendwie zu verlieren, jetzt wo er wusste, wie es sich anfühlte, ihn zu haben. Er löste eine Hand von Andrews Hüfte und fuhr mit dem Daumen über Andrews Unterlippe. So sehr er sich auch darüber ärgerte, die letzten neun Jahre gewartet zu haben, wenigstens hatte es sich am Ende absolut gelohnt.
      Er küsste ihn erneut, während seine freie Hand zu Andrews Schritt herunter wanderte und seine Hose öffnete. Er strich durch den Stoff seiner Shorts hindurch sanft über Andrews Erektion, während seine andere Hand auf seinem Hintern landete. Für ein paar Sekunden hielt er die Pose, bevor er sie beide zur Seite drehte und Andrew auf das Sofa legte und sich über ihn stützte. Er verteilte ein paar Küsse auf dem Hals des Dunkelhaarigen, bevor er sich aufsetze.
      "Bleib so. Ich bin kurz Gleitgel holen. Ich würde jetzt nämlich gerne herausfinden, wie du klingst, wenn ich dich in die Sofapolsterung drücke." Er stahl sich einen letzten Kuss von Andrew, bevor er aufstand und kurz im Schlafzimmer verschwand. Im Stillen lobte er sich selbst kurz für seine Ordnung, die den Tripp ziemlich kurz machte, bevor er mit Gleitgel und Kondom zurück ins Wohnzimmer kam.
      "Gott, du bist wirklich ein einziger Turn-on", seufzte er, während er Andrew von seiner Hose befreite und sich zwischen seinen Beinen positionierte. "Sag Bescheid, wenn du irgendwas nicht magst", fügte er in einem deutlich ernsteren Tonfall hinzu, während er nach der Tube mit dem Gleitgel griff und es kurz zwischen seinen Fingern warm rieb. "Oh, und halt dich nicht zurück, wenn du etwas magst." Er grinste Andrew kurz entgegen, bevor er begann, Küsse auf der Innenseite seines Oberschenkels zu verteilen und vorsichtig einen Finger in ihn einführte. Er massierte ihn kurz in einem langsamen, vorsichtigen Takt, sorgsam auf jede Reaktion achtend, bevor er einen zweiten Finger hinzunahm und zeitgleich über Andrews Erektion leckte. "Alles gut bei dir?", fragte er mit einem kleinen Grinsen, bevor er ihn wieder in den Mund nahm und den Takt seiner Finger ein wenig anzog. Andrew sollte sich genau so gut fühlen, wie Ezra es immer tat, wenn er in der Nähe war.
    • Andrew

      Oh, er musste wohl gar nichts mehr fragen. Blinzelnd starrte Andrew einen Moment gen Decke, kurz überfordert davon, dass er auf einmal auf dem Sofa lag und sein Plan anscheinend sehr viel besser funktioniert hatte, als geahnt. Er rutschte ein wenig nach oben, um den Kopf auf die Armlehne des Sofas zu legen. Die Küsse an seinem Hals vernebelten ihm jedes Mal den Kopf und er brauchte einen Moment, um sich gedanklich umzustellen, denn sobald Ezra weg war, kam die Realität ein wenig zurück. Die verschwand großteils allerdings gleich wieder und ein Schleier legte sich um seine Gedanken, als Ezra wiederkam und Andrew noch damit beschäftigt war, seinen Hosenknopf mit leicht zittrigen, übereifrigen Fingern zu finden.
      Auch egal, er musste keinen sinnvollen Gedanken fassen. Spätestens als er Ezras Finger in sich spürte war es darum sowieso geschehen. Er sog tief Luft ein und biss sich auf die Lippe, um vergeblich ein aufkommendes Stöhnen zu unterdrücken. Bei dem zweiten Finger und der Sensation von Ezras Zunge riss Andrew den Kopf kurz unbeabsichtigt hoch, nur um ihn gleich wieder unter einem abgehackten Stöhnen zurück in die Armlehne zu drücken und die Finger so in die Seite des Sofas zu krallen, als wolle er ein Stück herausreißen. "Fuck, fuck… ja…", versuchte er zu antworten. Er zog die Augenbrauen zusammen. Fuck, das fühlte sich gut an. Nicht vergleichbar mit gestern Abend. Auf der einen Seite wollte er, dass Ezra weitermachte, tiefer, schneller und mehr. Auf der anderen hatten er noch die leichte Hemmung, sich ganz fallen zu lassen und der Dynamik hinzugeben. Er spürte, wie Ezra mit den Fingern dem Punkt nahe kam, an dem es für Andrew mit jeglicher Selbstkontrolle vorbei sein würde und seine Hand schoss instinktiv hinunter, um Ezra an der Schulter festzuhalten und ihn zu stoppen. "Warte…", keuchte er und atmete einen Moment durch. Er warf einen Blick nach unten, sah Ezra kurz an, war vollkommen überfordert von dem Anblick und ließ den Kopf wieder zurückfallen. Okay.
      "Okay", hauchte Andrew und lockerte den Griff an seiner Schulter, um die Hand in seine Haare wandern zu lassen. Die kurze Pause hatte er gebraucht. Es war doch irgendwie etwas anderes, nicht selbst die volle Kontrolle zu haben. Er kannte das, er brauchte bloß immer etwas, um es zuzulassen. Und dann war es seine absolute Schwachstelle. Ezra durfte diese kennen. Und Andrew merkte außerdem selbst, dass er mehr wollte. Noch mehr.
      Er bahnte sich einen Weg um seine Hand auf Ezras zu legen und diese etwas weiter an sich zu drücken. Es fehlte nicht viel. Nur ein Stück- er hatte ihn. Er ließ sofort wieder los und klammerte sich an die Couch. Durch zusammengebissene Zähne sog er scharf die Luft ein und ließ sie in einem Stöhnen wieder aus. "Da, genau… da…", keuchte er und bewegte ganz automatisch seine Hüfte so, dass Ezras Finger weiter gegen den gut ertastbaren Punkt stießen. Wie kleine intensive Wellen schossen die Berührungen durch Andrews Körper und ließen ihn nicht mehr still halten. Sein Stöhnen kippte in eine Tonlage, die eher einem Wimmern glich und dabei waren es gerade mal Ezras Finger, die ihn massierten. "Gott, ist das gut", keuchte Andrew, damit er auch ja nicht auf die Idee kam, aufzuhören. Dabei war ihm gerade absolut egal, dass es bei der Hand wohl nicht lange bleiben würde. Auch wenn er gerade den perfekten Winkel draufhatte. Ezra hatte damit angefangen, jetzt musste er sehen, was es mit ihm anstellte.
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    • Ezra

      Oh Fuck.
      Jedes kleine Aufstöhnen seitens Andrew klang wie Musik in Ezras Ohren. Das Bild, das sich ihm bot, war dermaßen heiß, dass er nichts anderes tun konnte, als Andrew vollkommen verliebt anzustarren, in der Hoffnung, diese Szene nie wieder zu vergessen. Es erschien ihm vollkommen verrückt, dass er Andrew in einen solchen Zustand der Ektase versetzen konnte.
      Er massierte den Punkt, den er ihm gezeigt hatte, für einen kleinen Moment, um seinen Effekt auf ihn zu genießen, während er wieder Küsse auf Andrews Hüften verteilte, dann zog er seine Finger zurück. Er wollte ja nicht, dass er zu schnell zum Höhepunkt kommen würde. Nicht heute, zumindest. Nicht, wenn sie sowieso noch so viel Zeit hatten. “Es sollte verboten sein, so unglaublich scharf auszusehen”, raunte er, bevor er einen letzten Kuss auf seinen Oberschenkel platzierte und sich anschließend aufsetzte.
      Ezra griff nach einem der Sofakissen und schob es unter Andrews Hüften, bevor er nach einem Kondom griff und es sich über die Erektion zog. Er half erneut mit ein bisschen Gleitgel nach, während er langsam und vorsichtig in Andrew eindrang. Er konnte sein eigenes Aufstöhnen nicht verhindern, während er sich über Andrew abstützte. Das alles fühlte sich einfach zu himmlisch an. Mit jeder Bewegung seiner Hüften stieß er ein wenig tiefer, bis er wieder den Punkt erreicht hatte, der seinem Freund eben schon so wundervoll den Verstand geraubt hatte. Dann stoppte er kurz, um Andrew die Chance zu geben, sich an das Gefühl zu gewöhnen, während er ihn küsste. Gut, vielleicht brauchte er selbst die Pause auch ein wenig. Sein Herz schlug unglaublich schnell und ihm war verdammt warm.
      “Ich liebe es, dich stöhnen zu hören”, murmelte er gegen Andrews Ohr, während er begann, seine Hüften zu bewegen. Mit einer Hand stützte er sich neben Andrews Kopf auf dem Sofa ab, während die andere zurück zu Andrews Erektion wanderte und im Takt seiner Hüften arbeitete. “Du fühlst dich fantastisch an, Baby”, plapperte er weiter, während er das Tempo erhöhte. Er verteilte erneut Küsse auf Andrews Hals - diesmal ein bisschen bedacht darauf, nicht zu viele Flecken zu hinterlassen - während er Andrews Puls unter seinen Lippen spürte. Jede Bewegung fühlte sich elektrisch aufgeladen an, wie ein angenehmes Knistern, von dem er mehr wollte. Er ließ es sich nicht nehmen, schlussendlich doch einen der Flecken an Andrews Hals aufzufrischen, bevor er sich ein wenig aufsetzte und den Winkel änderte, in dem er in ihn hineinstieß, immer noch auf jede kleine Reaktion seines Partners bedacht.
    • Andrew

      Für einen Moment ließ Ezra ihn schwer atmend und mit geschlossenen Augen zurück, sich erholend von dem Schwall an Lust, der ihn eben überfallen hatte, nur um einen Moment später das Gefühl zu vermissen. Er streckte den Arm aus und strich über Ezras Bein, beobachtete sehnsüchtig was er tat und schloss kurz später die Augen wieder überwältigt, als er ihn in sich fühlte. Erst ein Stück, dann immer mehr. Seine Hand wanderte zu Ezras Arm und hielt sich fest und sein Mund fiel auf, aber es kam kein Laut heraus, bis er den Punkt traf, der ihm bei jeder Berührung kleine Wellen der Ekstase durch den Körper schoss, nur dass die Berühung nun sehr viel fester war. Andrew hätte seinen Rücken gekrümmt, läge da nicht schon ein Kissen, das ihn in die perfekte Lage versetzte. Er stöhnte auf und packte Ezras Arm fester, dann pausierte er auf einmal und Andrew schlug atemlos die Augen auf. Ohne nachzudenken zog er den Blonden zu sich herunter, um ihn zu küssen als wäre er persönlich der Sauerstoff, den Andrew eigentlich brauchte. Der anschließende Rhythmus, in dem Ezra in ihn eindrang, verschlug ihm kurzzeitig das Stöhnen, das dieser hören wollte, nur um sich dann in einer Lautstärke zu äußern, die sie dankbar dafür sein lassen konnte, keine Nachbarn nebenan zu haben. Die zusätzliche Hand war beinahe überfordernd und er begann fast automatisch seine Hüfte mit in Ezras Takt zu bewegen. Anders als er hatte Andrew absolut keine Kapazität, zusammenhängende Sätze von sich zu geben, aber seine Worte und die darauffolgenden Lippen an seinem Hals raubten ihm den Verstand. Er legte ein Bein um Ezras Hüfte und seine Arme über seinen Nacken und Rücken, um ihn fester an sich zu ziehen und, bei Gott, ihm nicht mehr die Freiheit zu geben, jemals mit diesen Küssen aufzuhören. Mittlerweile hatte er wohl verstanden, dass ihn das verrückt machte. Es war fast irrsinnig, wie gut Ezra sich anfühlte und wie perfekt er den Punkt traf, der Andrew Sterne sehen ließ, als hätte er seinen Körper studiert. Es bestand keine Notwendigkeit, irgendetwas an dieser Position zu ändern, im Gegenteil, Andrew würde bald kommen, wenn Ezra weiter so weitermachte, besonders wenn er das Tempo anzog, aber das war irgendwie das Problem. Irgendwo in Andrews Hinterkopf meldete sich, wieviel Zeit sie hatten und dass es, wenn er jetzt kam, verschwenderisch schnell vorbei wäre. Diese Runde zumindest.
      „Ich komme, wenn du so weitermachst- Warte-“, keuchte er atemlos und setzte sich unter Anstrengung etwas auf. Er atmete kurz auf und spürte, wie die intensive Hitze ein klein wenig nachließ; er bemerkte eine Schweißperle, die sich in seinem Nacken bildete und den Weg nach unten bahnte. Und er konnte endlich kurz einen Gedanken fassen, der war, sich unter Ezra wegzuziehen und ihn auf den Rücken legen zu lassen, bevor er sich über ihn kniete. Das Sofa war vielleicht nicht unbedingt ideal aber Andrew nutzte, was ihm zur Verfügung stand und warf zwei Kissen neben sich herunter. „Okay“, schmunzelte er und beugte sich zu Ezra herunter, um ihn zu küssen. Mission erfüllt. Warum musste es denn bei einer Stellung bleiben?
      „Ich will noch ein bisschen mehr davon haben“, murmelte er, während er mit einer Hand nachhalf, Ezra wieder in sich hinein zu bekommen und die Bewegungen selbst übernahm, während seine andere Hand über Ezras Brust strich. Die Position war für ihn etwas geeigneter, um sich Zeit zu lassen, aber… da hätten sie wohl damit starten müssen. Jetzt dort weiterzumachen, wo es eben geendet hatte, war mit der minimalen Pause fast intensiver, als ohne. Noch dazu hatte Andrew in der Hand, welches Tempo er wollte. Gar nicht gut.
      Er stöhnte leicht auf und bewegte sich einige Male vor und zurück und küsste Ezra noch einmal, bevor er sich aufsetzte und einfach gehen ließ. Bis er den richtigen Punkt wiedergefunden hatte dauerte es nicht lange. „Oh, fuck“, entwich es ihm laut und er beugte sich wieder etwas über Ezra, wo ihm kurz ein kleines atemloses Lachen entkam, bevor er sich wieder aufsetzte. Es fühlte sich zu gut an, um das nicht auszukosten. Egal, wie lange er durchhalten würde. Also hielt er sich mit dem Tempo nicht zurück.
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    • Ezra

      Gedanklich war Ezra irgendwie überall und nirgends. Es war schwer, sich auf irgendetwas anderes als Andrew zu konzentrieren, der so absolut perfekt im Takt mit ihm war, dass es sich fast irreal anfühlte. Er liebte alles hieran - die Art, wie Andrew sich bewegte, wie er stöhnte, der kribbelnde Hautkontakt, Andrews heißer Atem an seiner Wange, wenn sie sich küssten. Ein Fiebertraum, anders konnte er es nicht beschreiben.
      Als Andrew erneut kurz stoppte, musste Ezra unweigerlich auflachen. "Das war irgendwie der Plan, Darling", merkte er an, während er sich von ihm zurückschieben ließ und ihm die Arme entgegenstreckte, als er erneut auf seinen Schoß kletterte. Vielleicht sollten sie die nächsten Runden doch wieder ins Schlafzimmer verlegen, aber irgendwie funktionierte der kleine Positionswechsel, ohne, dass einer von ihnen vom Sofa fiel. Ezra stöhnte unfreiwillig auf, als er wieder in Andrew eindrang und fuhr mit seinen Händen über den Körper des Dunkelhaarigen, über seine Oberschenkel hoch zu seinem Hintern und schließlich zu seiner Brust, wo er kurz seine Nippel massierte, bevor er mit einer Hand über Andrews Wirbelsäule zurück zu seinem Hintern strich.
      Gott, die neue Perspektive machte ihn fertig. Andrews Lippen waren von den Küssen leicht geschwollen, seine Haare durcheinander, die Deckenlampe schräg hinter ihm ließen ihn fast ein wenig leuchten. Das Lachen auf seinen Lippen ließ sein ganzes Gesicht strahlen. Er war atemberaubend. Und er hatte mittlerweile ein ziemlich gutes Tempo drauf.
      Ezra stöhnte auf, als er beide Hände auf Andrews Hintern legte und von unten etwas heftiger in ihn stieß, als eben noch. Okay, Andrew hatte die Runde wohl ein wenig verlängern wollen, aber irgendwie schien er damit nicht sonderlich erfolgreich zu sein. Er fühlte sich wie berauscht, als er ein kleines "Oh Fuck, Baby", zischte und das Tempo noch etwas beschleunigte. Sie konnten sich ja immer noch mit der zweiten Runde Zeit lassen. Jetzt gerade wollte er einfach nur sehen, wie Andrew sich verlor, wie er aussehen würde, wenn er auf ihm kam. Ezra löste eine Hand von Andrews Hintern und strich damit erneut über seine Erektion. Er merkte selbst, dass er dabei langsam begann, aus dem Takt zu kommen, aber das war ihm momentan relativ egal. Er wollte nur sehen, wie Andrew den Verstand verlieren würde, während sich in ihm selbst eine Spannung aufbaute, die nur darauf wartete, gelöst zu werden. Sein Atem ging nur noch stoßweise, während er kurz die Augen schloss und sich einfach auf das Gefühl von Andrews Bewegungen konzentrierte.
      "Andy", stöhnte er erneut auf, als er die Augen wieder öffnete. Er war dem Orgasmus so unglaublich nah. Er hatte das Gefühl, dass sich alles in ihm kurz zusammenzog, bevor er kam und sich ein unbeschreibliches Gefühl in seinem ganzen Körper ausbreitete. Seine Bewegungen wurden unregelmäßiger, heftiger, tiefer, während er stöhnte. Er versuchte, seinen Orgasmus so lange auszukosten, wie es ging, während seine Hand an Andrews Erektion immer schneller wurde, versessen darauf, ihm einen ähnlich berauschenden Höhepunkt zu bescheren.
      "Entspann dich, Andy", murmelte er, während er sich ein wenig aufsetzte, um erneut Küsse auf Andrews Hals zu verteilen. Das schien bisher zumindest wunderbar funktioniert zu haben. "Komm für mich, Baby."
    • Andrew

      Ezras Hände überall auf seinem Körper zu spüren, war eine Überladung seiner Sinne. Andrew legte den Kopf abwechselnd in den Nacken und ließ ihn wieder fallen, sah zu, wie Ezras Brustkorb sich unregelmäßig hob und senkte, spürte wie er sich mit ihm hob und senkte. Mit jedem Stoß zwang sich ein Stöhnen zwischen seinen Lippen hervor und 'sich Zeit lassen' rückte hinter dem Kontrollverlust immer weiter in den Hintergrund. Ezras Bewegungen, als er kam, waren es, was Andrew's Grenzen absolut auslotete. Eine weitere Hitzewelle rollte durch seinen Körper, als Ezra sich aufsetzte und Andrew seine Stimme hörte und seinen Atem an seinem Hals spürte. Ein langgezogenes Stöhnen befreite sich aus seiner Kehle als er den Kopf erneut zurückfallen ließ, mit einer Hand Ezras Schulter packte und sich mit der anderen auf dessen Bein abstützte, um sich etwas nach hinten zu lehnen und wieder den Winkel zu finden, der sich anfühlte, als wären ihre Körper füreinander gemacht worden. Er wurde schneller, ruckartiger, sowie Ezras Hand, und atmete laut. Ein letzter Energieschub durchfuhr ihn, um die Spannung endlich loszuwerden, und als er kam, machte seine Stimme sich selbstständig. "Fuck, Ezra", presste er hervor, atmete laut auf und stöhnte erneut, denn der Höhepunkt wollte nicht enden. Als langsam eine warme Entspannung in seinen Körper zurückkehrte, bewegte er sich noch einige Male, bevor er Ezra aus sich herausgleiten ließ und ein Stück weiter hinten auf seinem Schoß kraftlos sitzen blieb. Er lehnte sich nach vorne, bis er ihn zurück ins Sofa drückte und kurz seine Stirn an seiner Brust ruhen ließ, um zu Atem zu kommen und die kribbelnden Glücksgefühle zu genießen, die ihn durchfuhren.
      "Gott, ich liebe dich", hauchte er unvermittelt. Nach einigen Sekunden, in denen die Kraft in seine Beine zurückkehrte, verteilte er ein paar Küsse auf Ezras Brust und stützte sich seitlich von ihm ab, um aufzustehen, nur um Ezras Beine zusammenzuschieben und sich seufzend hinter ihm in die Couch fallen zu lassen. Er war… außergewöhnlich sauber, wie er merkte, warf also Ezras Hand einen Blick zu und presste die Lippen aufeinander, um sich ein belustigtes Lächeln zu verkneifen. Und dem, was er eben noch in seinem Rausch ausgesprochen hatte, ordnete er immer noch keine sonderliche Bedeutung zu.
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    • Ezra

      Ezra brauchte einen Moment, um wieder klar denken zu können. Das alles war fast ein bisschen zu viel gewesen. Es war so verdammt unfair, wie heiß Andrew aussah, wenn er kam und es fühlte sich viel zu schön an zu wissen, dass es wohl kein einmaliger Anblick bleiben würde. Ezra drückte einen Kuss auf Andrews Haare, als selbiger seinen Kopf gegen seine Brust lehnte und schien gerade wieder fähig zu sein, einigermaßen geradeaus zu denken - seltsamerweise war sein erster Gedanke die furchtbar unromantische Realisation dass er morgen die Couch reinigen musste - als Andrew ihn mit seinem Liebesgeständnis erneut vollkommen aus der Bahn warf.
      Es war seltsam. Irgendwie war das alles, was Ezra je von ihm hören wollte und jetzt, wo Andrew es ausgesprochen hatte, klang es...selbstverständlich. So, als wäre es das logischste auf der Welt, dass er ihn liebte. Er hatte ihm zwei mal das Leben gerettet. Er hatte ihn zum Eiffelturm gezerrt, nur um ihm zu sagen, dass seine Gefühle nicht so einseitig waren, wie er immer gedacht hatte. Er hatte ihm Blumen mitgebracht, obwohl er selbst allergisch darauf reagierte. Wer tat sowas für einen Menschen, den er nicht liebte? Trotzdem hatte Ezra für einen Moment das Gefühl, dass er der glücklichste Mensch auf Erden war, während ihm erneut verdammt warm wurde. Er konnte seinen eigenen Herzschlag praktisch hören, während sein Puls besorgniserregende Höhen erreichte. War doch vollkommen egal, wenn das hier alles ein bisschen zu schnell ging, oder? Ihre Beziehung kam ihm gerade einfach absolut perfekt vor.
      "Ich liebe dich auch", antwortete er, ein bisschen leiser, als er es vorgehabt hatte, bevor er sich Andrew entgegenlehnte und ihn küsste, intensiv, gefühlvoll und vielleicht ein kleines bisschen verzweifelt. "Du bist das Beste, was mir je passieren konnte", schob er hinterher, während er eine Hand hob, um ihm über die Wange zu streichen und kurz stockte. "Oh. Ich glaube, ich sollte kurz ins Bad gehen." Vielleicht hätte er sich weniger Sorgen um die Couch und mehr Sorgen um seinen eigenen Zustand machen sollen. Er blinzelte kurz, bevor er von seiner Hand wieder hoch zu Andrew sah. "Dusche, oder Bett? Wo möchtest du den restlichen Nachmittag verbringen, Andy?", fragte er mit einem kleinen Grinsen. Alles fühlte sich gerade wundervoll leicht an.
    • Andrew

      Oh, er hatte es also wirklich ausgesprochen. Dass Ezra seine Worte erwiderte, überraschte ihn nicht, schließlich hatte er sie von ihm ja schon einmal gehört. Unromantischer hätte Andrew sein Geständnis wohl nicht abliefern können, aber sie schienen beide einen Hang zu haben, nach dem Sex besonders ehrlich zu sein. Er erwiderte den Kuss und lächelte. Bevor Ezras Hand dann auf sein Gesicht traf, weiteten sich seine Augen ein wenig. Nicht, dass es nicht sowieso egal gewesen wäre. Eine Dusche brauchte er ohnehin. Aber fürs erste war es ihm lieber, keine klebrige Wange zu haben. Er nickte und biss sich grinsend auf die Lippe, als Ezra dann doch eine ganz gute Option vorschlug. "Oh, ich finde, ich sollte dich ins Bad begleiten. War ja schließlich meine Schuld", erwiderte er lächelnd, küsste Ezra kurz und hievte sich auf seine Beine. Puh, die letzte Stellung war auch mal einfacher gewesen. Das war jetzt wohl der finale Grund, den er brauchte, um zurück ins Fitnessstudio zu gehen. Er bot Ezra die Hand an, um ihn hochzuziehen, und ließ es auf sich zukommen, mit welcher Hand er sie wohl ergreifen würde. Als er aufstand, wanderte Andrews Blick auch sofort auf Ezras Unterbauch, der nicht unversehrt geblieben war. Alles hatte seine Vor- und Nachteile. Andrew legte kurzerhand beide Arme um ihn und küsste ihn. "Du bist so unverschämt heiß, ich hab keine Ahnung, womit ich das verdient hab", lachte er leise in Ezras Ohr und fuhr seinen Rücken einen Moment auf und ab. Sie waren beide so absolut verschwitzt, dass Andrew sich sowieso nicht guten Gewissens in sein Bett legen konnte.
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    • Ezra

      “Wer sagt mir das?”, fragte Ezra mit einem kleinen Lachen in der Stimme. “Du bist so unglaublich attraktiv, dass ich mich auf gar nichts anderes mehr konzentrieren kann, wenn du bei mir bist.” Vor allem, wenn er wieder Andrews Finger auf seiner Haut spürte. Selbst, wenn sie nicht schon vorher über eine zweite Runde gesprochen hätten, hätte Ezra seine Finger wahrscheinlich nicht bei sich behalten können.
      Er zog Andrew mit einer Mischung aus wackeligen Schritten und stolpernden Küssen mit sich ins Bad, ging sicher, dass die Dusche die perfekte Temperatur hatte und zog ihn mit sich unter das Wasser. Seine Lippen fanden automatisch den Weg zurück zu Andrews Hals, seinen Schultern, seinen Lippen. Wenn sie heute Abend schon feiern gingen, sollte er Andrew vielleicht noch eine nette Erinnerung mit auf den Weg geben, warum es sich nicht lohnen würde, fremd zu flirten.


      Steve

      Steve Patel war immer der Ansicht gewesen, dass jede Fehlentscheidung in seinem Leben irgendeinen Sinn gehabt hatte, irgendeine Lektion, oder eine Bereicherung für ihn. Bei seinem Job war er sich da nicht so sicher.
      Er saß in einem kleinen, vollkommen zugestellten Büro und tippte die tausendste Mail des Tages. Es reichte nicht, dass die nächste Feier anstand, um neue Mitglieder anzuwerben, die bei ihrem Einstieg wahrscheinlich schon mehr Geld verdienen würden, als Steve es nach vier Jahren als Assistenz tat - jeder der Herrschaften wollte natürlich eine Einladung, die perfekt auf ihn oder sie abgestimmt war. Es wäre ja auch zu einfach, einen vorgeschriebenen Text zu nehmen und einfach an alle zu senden. Stattdessen saß er hier und durfte sich tausende Formulierungen ausdenken, um- Fuck.
      Steve merkte, dass sein Herzschlag für eine Sekunde aussetzte, als er die letzte Mail aufrief, die er gerade gesendet hatte, nur um festzustellen, dass er tatsächlich das Datum vergessen hatte. Okay. Er spürte, wie sich langsam ein paar Tränen in seinen Augenwinkeln bildeten. Durchatmen. Alles war okay. Es war nur ein kleiner Fehler. Er würde eine Mail hinterherschicken und alles wäre wieder in Ordnung. Gott, war das peinlich. Mit zitternden Fingern klickte er auf ‘weiterleiten’, fügte den Empfänger erneut hinzu und tippte eine furchtbar unangenehme Entschuldigung, bevor er das Datum anhing. Durchatmen. Alles war gut. Das war nur der Stress, der langsam an seiner Psyche nagte.
      Der einzige - riesengroße - Vorteil an seiner Arbeit war, dass er einen Großteil der Zeit vollkommen alleine im Büro war. Magia Lapides hatte eine ganze Etage eines kleinen Hochhauses in der Londoner Innenstadt angemietet, um ihren Mitgliedern Raum für Forschungen zur Verfügung zu stellen, aber es war selten, dass jemand das Angebot annahm. Steve hatte das Pech, dass er aufgrund des geschützten Netzwerkes nur von diesem einen Computer aus arbeiten durfte, sonst wäre es wahrscheinlich nicht mal aufgefallen, wenn er einfach zuhause geblieben wäre. So hatte er die kleine Kaffeeküche, die Bibliothek und den kleinen Raum, der zum Sozialisieren zwischen den Mitgliedern gedacht war, meistens für sich - und zugegeben, ab und an nahm er seinen privaten Laptop mit, um nebenbei eine Runde zu zocken. Trotzdem hatte er sich seine Karriere so nicht vorgestellt, als ihn einer seiner Professoren diesen Job angeboten hatte. Er war immer davon ausgegangen, dass die Rolle als Assistenz einfach ein Einstieg wäre, während er nebenbei sein Studium beendet, aber den Master hatte er jetzt seit einem Jahr in der Tasche und…nichts hatte sich geändert.
      Steve seufzte, während er die nächste Mail überflog, absendete und realisierte, dass er den Namen falsch geschrieben hatte. Gut. Vielleicht war es Zeit, Feierabend zu machen. Er presste die Lippen aufeinander und zwang sich, durchzuatmen, bevor er den Pc herunterfuhr und nach seiner Tasche griff. Mit ein bisschen Glück war Thomas schon zuhause und sie konnten die nächsten Stunden einfach in irgendeinem Spiel versinken, bis Steve die Mails gar nicht mehr so wichtig vorkamen. Er atmete erneut tief durch, schnappte sich seinen Motorradhelm und knipste das Licht in seinem Büro aus. Er musste es nur nach Hause schaffen, dann wäre schon alles irgendwie wieder gut.
    • Thomas

      Noch fünf Minuten. Er musste nur noch dieses eine klitzekleine Dokument finden… Thomas Kopf hing so nah an seinem Bildschirm, dass die Buchstaben und Zahlen wahrscheinlich gleich in seine Augen hineinsprangen. Serena stand mit verzogenem Gesicht hinter dem Blonden und sippte ihren Kaffee.
      „Thomas, du hast seit zehn Minuten aus“
      Er zuckte zusammen. Sein Stuhl drehte sich langsam herum, bis er die Frau ansah, die ihn bei der Arbeit störte. „Ach echt? Hab… ich garnicht gesehen“, erwiderte er mit einem unschuldigen, durchschaubaren Lächeln.
      Serena seufzte. „Du bist der einzige Mensch, den ich kenne, der lügt, um mehr Überstunden zu machen“ Sie stockte. „Halt. Nein. Vergiss das. Du wirst einfach zu Andrew. Was macht dieses Büro nur mit den Leuten?“ Sie schüttelte langsam den Kopf und trank einen Schluck, als würde sie es nicht selbst manchmal vorziehen, hier zu bleiben, anstatt ihre Tochter abzuholen und zuhause dem nächsten Job nachzugehen.
      „Schön wär‘s“, murmelte Thomas fast unhörbar und drehte sich zu seinem PC zurück. Er wollte nicht unbedingt nachhause. Das erinnerte ihn bloß wieder daran, wie unfassbar armselig sein Leben eigentlich war. Dieser Job war alles, woran er hing. Na schön, er war Steve wirklich dankbar, bei ihm wohnen zu dürfen. So ein Glück hatte man nicht alle Tage. Aber verdammt, es wäre mal wieder nett, in einem Bett zu schlafen.
      „Du brauchst eine Brille, Tommy“, schoss Serena nach, bevor sie an seinem offenen Schreibtisch vorbei schlenderte und zu ihrem eigenen ging, um bald Feierabend zu machen. Thomas Klopf klappte nach unten, als sein Lebenswille sich kurz verabschiedete. Sie hatte Recht, er wurde langsam auch noch blind von der Computerarbeit. Oder es war das Gaming? Nope, definitiv der Arbeitscomputer, der hatte etwas an sich, das die Leute erblinden ließ.
      Thomas gab auf, er würde seinen letzten Fall heute nicht mehr erledigen können, vor allem, wenn er Serenas Blicke in seinem Nacken spürte. Gott, er vermisste Andrew. Er vermisste es so unglaublich, seine Fälle zu bearbeiten, seine halben anweisungsartigen Sätze zu hören und von ihm gezwungen zu werden, seinen Kaffee nachzufüllen. Dabei war das absolut nicht Thomas Job. Aber seine raue Art, wenn der Kerl in seinen Job versunken war, hatte etwas heldenhaftes. Und er würde ihn am liebsten sofort anrufen und betteln, dass er doch noch einen Weg fand, seinen Job zurück zu bekommen. Diese Kündigung war Thomas Beweis, dass das Leben unfair war. Leona hin oder her. Sein Herzschmerz war bei Andrews Verlassen des Büros fast größer gewesen als dem Ende seiner 3-Jährigen Beziehung. Mit einer, wie er jetzt wusste, psychisch nicht ganz stabilen Person, die gerne die Kontrolle über andere hatte. Aber Thomas ließ sich nunmal auch hervorragend kontrollieren. Das wusste er, machte ihn aber nicht weniger manipulierbar.
      Er nahm seine Tasche mit dem privaten Laptop, steckte einen USB Stick und sein Handy sein und meldete sich vom PC ab. Dann fuhr er mit der U-Bahn nachhause.
      Der Weg war nicht weit und er war noch vor seinem Mitbewohner da, obwohl er länger im Büro geblieben war. Er zog seine Schuhe aus und ließ sich im Wohnzimmer direkt auf das ausgezogene Schlafsofa fallen, die Tasche neben ihm. Etwas unbeholfen packte er seinen Laptop aus und stellte diesen auf seinen Bauch. Die Bildschirmzeit war für heute definitiv noch nicht zuende. Er googelte nach Augenärzten in der Nähe, um keinen zu langen Weg zu haben. Dann gab er auf und scrollte auf einer Lieferapp auf seinem Handy nach seinem heutigen Abendessen. Als er hörte, wie die Wohnungstüre aufging, rief er laut durch den Raum: „PIZZA?“
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    • Steve

      Zum Glück war der Verkehr nicht ganz so schlimm, wie sonst. Das hätte ihm heute wahrscheinlich noch den Rest gegeben. So konnte Steve sich wunderbar mit seinem Motorrad zwischen den Autos herschlängeln, bis er seine Wohnung erreichte. Er schaffte es sogar, keinen Beinahe-Unfall zu bauen, während er gedanklich immer noch bei den Mails hing. Er musste sich einfach angewöhnen, lieber doppelt drüber zu lesen, bevor er auf Senden drückte. Aber irgendwann war einfach der Punkt erreicht, an dem der Kopf abschaltete und man nur auf den Feierabend wartete.
      Er stieß ein kleines Seufzen aus, als er sein Motorrad in die kleine, unaufgeräumte Garage stellte und seinen Haustürschlüssel zückte. In seiner kleinen Wohnung im dritten Stock brannte schon Licht, also musste er das Elend zumindest nicht alleine durchstehen. Gott, es fühlte sich immer noch furchtbar seltsam an, seine Wohnung mit Thomas zu teilen. Nicht, weil er irgendetwas gegen Thomas hatte, sondern einfach, weil er es nicht gewohnt war, mit jemandem zusammen zu leben. Steve war zum Studium ausgezogen und hatte das Glück gehabt, sich sofort eine kleine Wohnung leisten zu können. Jahrelang konnte er mitbringen, wen er wollte und jetzt musste er plötzlich darauf achten, halbwegs präsentabel auszusehen, wenn er morgens sein Schlafzimmer verließ. Wenigstens ging es ihm damit offenbar noch besser, als Thomas, der zusätzlich noch eine Trennung durchmachte. Von der wohl anstrengendsten Frau, die Steve kannte, aber…trotzdem.
      Steve musste automatisch lächeln, als Thomas ihn mit dem Essensvorschlag für heute Abend begrüßte. “Ich lad dich ein”, rief er zurück, während er seinen Helm auf den kleinen Schrank im Flur legte und Jacke und Schuhe auszog. Er nahm im vorbeigehen die Speisekarte mit und ließ sich schlussendlich neben Thomas auf das Sofa fallen.
      “Such dir was aus.” Er hielt ihm die Speisekarte entgegen, während er einen kurzen Blick auf Thomas’ Bildschirm riskierte, um abzuschätzen, was der restliche Abend noch für sie bereithalten würde. Ärztliche Selbsterkenntnis, offensichtlich. Und ein Lieferdienst. Dann hätte er sich die Karte auch sparen können.
      “Oh. Denkst du doch endlich über eine Brille nach?”, fragte er, während er kurz mit der Speisekarte auf den Bildschirm deutete. “Soll ich dir die Karte vorlesen?”, schob er direkt mit einem Grinsen auf den Lippen hinterher, während er versuchte, sich vorzustellen, wie Thomas mit einer Brille aussehen würde. Wahrscheinlich noch niedlicher, als er eh schon war. Was irgendwann problematisch werden würde.
      Sie hatten sich online kennengelernt, ohne Bilder, nur über einen Voice-Chat mit schlechten Witzen und ähnlichen Skills im Computerspielbereich. Steve hatte immer schon überlegt, wie Thomas aussehen würde, aber als sie sich das erste Mal gegenüber gestanden hatten, war er dennoch überrascht gewesen. Er hatte mit irgendeinem Durchschnittstypen gerechnet, aber Thomas war…niedlich. Anders konnte er ihn nicht beschreiben. Sein einziger Makel war immer schon seine Freundin gewesen, aber das Thema hatte sich ja zum Glück von selbst gelöst.