The Hero and the Thief [Nao & Stiftchen]

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    • Ezra

      Es war irgendwie seltsam charmant, dass Andrew sich der neuen Aufgabe direkt annahm und nicht versuchte, den Hausaufgaben irgendwie zu entgehen. Er hätte es ihm auch nicht zugetraut, aber…jetzt war es fast schade, dass Andrew noch keinen Gedanken an eigene Kinder verschwendet hatte. Er würde sich bestimmt irgendwie in die Vaterrolle reinfuchsen. Es war eine niedliche Vorstellung, wie er mit ihren eigenen Kindern am Küchentisch sitzen und Hausaufgaben machen würde. Oder wie er darauf wartete, dass sie alt genug waren, um Kaffee zu trinken, damit er all seine liebsten Sorten mit ihnen teilen konnte - Okay, vielleicht wäre es wirklich besser, wenn Ezra nicht zu hart darüber nachdenken würde. Sich in eine hypothetische Zukunft hinein zu steigern, ging nie gut aus. Außerdem war es immer noch gut möglich, dass Andrew keine Kinder wollte.
      Liz starrte derweil angestrengt auf ihre Aufgabe. Bei dem Wort “Gummibärchen” waren ihre Augen kurz aufgeblitzt, bei der Bewegung hatte sie gelächelt, aber der Tipp am Ende schien sie wieder etwas zu überfordern. Sie hielt den Blick kurz auf das Papier gerichtet, dann sah sie zu Andrew auf und antwortete mit einem zögerndem “Zwei?”
      Ezras Mundwinkel zuckten kurz nach oben. Mathe war wirklich nicht ihr Glanzfach. Dafür ratterte sie durch englisch Hausaufgaben, als wäre es die leichteste Übung der Welt. “Er meint, dass du die Null wegdenken und dann die eins von der zwei anziehen sollst, Krümelchen.”
      Liz blinzelte kurz. “Eins?”
      “Und die Null wieder dran?”
      “Eins-Null? Oh! Zehn!” Liz sah sehr stolz auf sich selbst aus, während sie die Zahl auf ihr Papier kitzelte. Sie sah auf die nächste Aufgabe, 10 + 20, das Gegenteil zu der vorherigen. Kurz zögerte sie, dann legte sie ihren Bleistift über eine Null, hielt ihren Finger auf die andere, überlegte, sah zu Andrew und fragte “30?” Zumindest schien der Trick mit der Null für sie jetzt irgendwie zu funktionieren. Ezra warf einen kurzen Blick auf die nächsten Aufgaben. Wenn sie in dem Tempo weiter machen würden, waren sie vielleicht noch fünfzehn Minuten beschäftigt, was ein relativ guter Schnitt war.
      “Vielleicht wird es doch wieder Zeit für die Gummibärchen.”
    • Andrew

      Andrew verstand schlagartig, wieso Liz so versessen darauf war, jemanden zu finden, der ihre Mathe Hausaufgaben für sie erledigen konnte. Aber dafür verstand sie seinen Tipp letztendlich doch noch und bekam die nächste Aufgabe umso schneller hin. Der kleine Erfolg machte sogar Andrew glücklicher, als er vielleicht sollte.
      "Stimmt", sagte er und lächelte und widmete sich den weiteren Rechnungen und versuchte Liz irgendwelche anderen, aus den Haaren herbeigezogenen Tipps und Tricks zu vermitteln, wobei am Ende dann doch noch die Gummibärchen zum abzählen ins Spiel kamen und Andrew auch garnicht undankbar über den Snack war, wenn Liz gerade nicht hinsah. Schlechtes Vorbild, Mittagessen sollte vermutlich ls nächstes auf dem Plan stehen. Als sie fertig waren und Liz, wie es wohl üblich war, zu ihrer Mum ging, um zu essen, blieb Andrew mit Ezra noch zurück. Er hatte außerdem Zweifel, Ada gegenübertreten, bevor er eine Art Halstuch oder Schal gefunden hatte.
      "Du hast nicht zufällig was, das mich davor bewahrt, nochmal auf Dinge angesprochen zu werden, die zwischen uns bleiben sollten?", fragte er und lächelte leicht, als er auf seinen mit Knutschflecken übersäten Hals deutete. Wenigstens hatte er sich bei Ezra ein wenig zurückgehalten, aber der Blonde war wohl mit einem Staubsauger verwandt. Dagegen hatte Andrew bestimmt nichts einzuwenden aber… ein Rollkragenpullover wäre vielleicht eine gute Idee gewesen, so weit hatte er heute Morgen nur nicht gedacht und auch später nicht, bis Richy es angesprochen hatte. Aber er musste definitiv nicht vor Adeline so auftauchen, die ihn schon bei ihrem letzten Treffen eher misstrauisch beäugt hatte. Sie heute garnicht zu begrüßen schien ihm aber auch irgendwie falsch. Er wollte nicht wirklich das Phantom sein, dass in Ezras Hausteil ein und aus ging und hin und wieder Zeit mit ihrer Tochter verbrachte.
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    • Ezra

      Andrew mit Liz arbeiten zu sehen war wirklich süß. Außerdem half es ein wenig zu wissen, dass Liz' Schwäche in Mathe nicht an Ezras Nachhilfemethoden lag - bei Andrew schien sie ungefähr genau so viel zu verstehen, wie bei ihm, was bei ihm den Drang auslöste, Andrew zwischendurch zu versichern, dass Liz durchaus auch Fächer hatte, in denen sie mühelos durch die Hausaufgaben durchflitzte, ohne Hilfe zu benötigen. Liz selbst schien absolut kein Problem damit zu haben, Mathe nicht zu verstehen. Sie rechnete, so gut es ging und wartete auf mehr Gummibärchen, wenn sie eine Aufgabe nicht verstand. Trotzdem konnte man die Erleichterung auf ihrem Gesicht erkennen, als sie das Heft zuschlug, sich ihren Rucksack schnappte und runter zu ihrer Mom lief.
      Ezra lächelte ihr kurz hinterher, als Andrew ihn ansprach und ihm ein kleines Auflachen entlockte. "Warum? Ich finde, es sieht sexy aus." Ezra grinste amüsiert, bevor er Andrew an sich zog und ihn küsste. "Ich hol dir einen Schal", lenkte er schließlich immer noch grinsend ein, ließ Andrew los und ging in seinen kleinen Hausflur, um einen seiner Schals aus dem Schrank zu ziehen. Ein wenig schade war es schon. Andrew standen die Flecken am Hals tatsächlich, aber er konnte nachvollziehen, dass der Held so nicht unbedingt unter Leute gehen wollte. Vor allem nach dem Kommentar heute morgen. Vielleicht sollte er Ada irgendwann nach einer guten Foundation zum Abdecken fragen.
      "Ich hoffe, der Schal ist im Haus nicht zu warm", merkte Ezra an, als er mit einem hellgrauen, dünnen Schal wieder kam. Sollten sie das Haus verlassen, könnte er Andrew immer noch einen neuen Wollschal holen. "Aber du meintest ja schon, dass du es lieber heiß magst", fuhr er fort und legte den Schal um Andrews Hals. "Mir kann das ja egal sein. Du siehst mit und ohne Klamotten gut aus." Ezra zupfte den Schal noch kurz zurecht, bevor er einen Schritt zurück trat und Andrew zuzwinkerte. "Also, wie sieht dein restlicher Plan für heute aus? Testest du immer noch, ob du mich 72 Stunden aushalten würdest, oder gibst du schon auf?"
    • Andrew

      Ezra küsste ihn und auf einmal bereute Andrew nach einem Schal gefragt zu haben, weil er sogleich aufstand um einen zu holen, anstatt lieber bei ihm zu bleiben und ihm noch für einige Stunden an den Lippen zu hängen. Andrew blieb sitzen und holte kurz Luft, bis Ezra zurück und vor ihm zu stehen kam, um ihm den Schal umzulegen.
      "Wegen dir wird mir warm", murmelte er, mehr unbeabsichtigt, weil er langsam offensichtlich seine Hemmungen verlor. Er lächelte leicht, stand auf und legte seine Arme um Ezra.
      "72 Stunden sind ein Kinderspiel. Ich seh dir schlimmstenfalls einfach beim Atmen zu, aber irgendwas fällt uns schon ein", sagte er und küsste ihn. Etwa jedes zweite Mal fühlte er, wie sein Körper sich für eine Millisekunde aus reiner Verwirrung zurückziehen wollte. Er hatte es sich wohl ein paar Jahre zu viel antrainiert, Ezra eben nicht zu küssen, wenn er so nah vor ihm stand. So wie er ihn körperlich wie einen Magneten an sich zog, war in seinem wohl Gehirn manchmal wohl noch nicht ganz angekommen, dass es okay war, sich nahe zu sein. Mehr als okay, genau genommen. Die Küsse sollten jedenfalls helfen, ihr Zusammensein in sein Hirn zu imprägnieren. Sogar rein wissenschaftlich musste das funktionieren. Das war doch eine tolle Ausrede, um den ganzen Tag einfach nichts mehr zu tun, als zusammen auf diesem Sofa zu liegen.
      Andrew zog Ezra wie im Stichwort mit sich hinunter auf die Couch zwang ihn mehr oder weniger in einen der weichen Sitze hinein. "Vielleicht probier ich einfach deine Taktik aus", kündigte er an und legte sich rücklings hin, sodass sein Kopf in Ezras Schoß landete und er wunderbar zu ihm aufsehen konnte. "Perspektivenwechsel", sagte er dann feststellend und hob eine Hand, mit der er über Ezras, für seinen Geschmack zu weit entfernte, Wange strich.
      "Also, merkst du schon, wie du niedergedrückt wirst? Wann beginnt das Verschmelzen, damit wir nie wieder aufstehen können? Erläutere", grinste er. Andrew war irgendwie überraschend faul in Ezras Nähe, fühlte sich allerdings ziemlich produktiv, wenn er auch nur auf die banalste Weise mit ihm Zeit verbrachte. Ob er das jemals satt haben konnte? Im Moment kam ihm das unendlich unwahrscheinlich vor.
      "Für ein paar Filme bin ich übrigens immer offen. Und vielleicht was zu essen", fügte er hinzu und lächelte unschuldig.
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    • Ezra

      Langsam fragte sich Ezra wirklich, ob sie es je irgendwann schaffen würden, eine halbwegs normale Beziehung zu führen. Bisher schienen sie so ziemlich allem aus dem Weg zu gehen, was irgendwie Standard war. Sicher, sie hatten das typische Kino-Date, aber es war wohl eher unüblich, selbiges über drei Tage strecken zu wollen. Generell waren erste Dates meistens deutlich kürzer. Dafür dateten sich die meisten Leute wohl auch, bevor sie sich zum ersten mal geküsst hatten. Und das seltsamste daran war, dass das alles Ezra nicht mehr so sehr störte, wie er gedacht hätte. Offensichtlich gab es bei ihnen kein wirkliches 'zu schnell'. Es war furchtbar chaotisch, aber vielleicht machte das auch gerade den Reiz aus.
      Ezra musste kurz auflachen, als Andrew es als "seine Taktik" bezeichnete, Menschen effektiv daran zu hindern, sich zu bewegen. Als ob er selbst sich daran stören würde, einfach hier zu sitzen und mit den Fingern durch Andrews Haare zu streichen. Von ihm aus konnte das stundenlang so weiter gehen.
      "Nicht ganz so niedergedrückt, wie wenn du mich Nachts unter dir begräbst, aber es reicht, damit ich mich nicht mehr bewegen will", antwortete er mit einem Grinsen, bevor er sich zu Andrew herunterlehnte und ihn küsste. Der Winkel war nicht ganz ideal, aber es würde weitaus mehr, als einen unschönen Winkel brauchen, um ihn davon abzuhalten, Andrew zu küssen. Er wusste gar nicht mehr, wie er es hinbekommen hatte, ihn die letzten Jahre über seine Finger von ihm zu lassen. Jetzt kam ihm das alles vollkommen unmöglich vor.
      "Wir können was zu Essen bestellen, wenn du willst", schlug Ezra vor, während er sein Handy vorsichtig aus seiner Hosentasche zog, um eine seiner Liefer-Apps zu öffnen. Theoretisch hatte er zwar eine Küche, praktisch hatte er sich allerdings nie dir Mühe gemacht, sich irgendwie fürs Kochen zu begeistern und die Küche entsprechend zu nutzen. Sein Kühlschrank war relativ leer, dafür kannte er die meisten Imbisse in der Nähe auswendig.
      "Wie wäre es mit Italienisch? Pizza? Nudeln?" Er sah kurz zu Andrew hinab, was...eine spannende Perspektive war, die er definitiv im Hinterkopf behalten sollte. Wenn Andrew schon mit dem ganzen 'Verschmelzen' anfing...
      "Oder willst du irgendwo hingehen?", fragte er weiter, um sich selbst auf andere Gedanken zu bringen. "Essen gehen, als-" Er stockte. "Okay, zählt das hier immer noch als das erste Date, oder legen wir jeden Tag einfach als ein separates Date fest?"
    • Andrew

      Andrew verzog das Gesicht entschuldigend und setzte ein kleines Lächeln auf. „Sorry“, murmelte er. Er hatte ja gewusst, dass es zu schön gewesen war um wahr zu sein, als er Ezra die eine Nacht nicht unter sich begraben hatte. Er war verflucht und würde für immer und ewig im Schlaf unfreiwillig versuchen, seine Partner zu ersticken.
      „Kick mich nächstes Mal einfach weg, ich verkrafte das schon“, sagte er übertrieben theatralisch bevor er den Kuss erwiderte und leicht gegen Ezras Lippen grinste. „Oder küss mich wach wie Dornröschen und ich rolle von dir runter“ Auch wenn er davon ziemlich sicher nicht wach werden würde sondern Ezra einfach seine Träume aufhübschen würde.
      Andrew überlegte bereits, welches Essen ihn am meisten ansprach, als Ezra eine gute Frage stellte. War das ein langes Date? Ein… unheimlich langes erstes Date? Oder doch eher ganz viele kleine Dates aneinander gereiht ohne Pausen? Und viel wichtiger: wen interessierte es? Okay schön, sie sollte es interessieren, denn sie hatten einander nicht ohne Grund geschworen, ihre Beziehung mit einer normalen Basis zu starten. Aber bei „Normal“ schienen sie immer auf ganzer Linie zu versagen, egal worum es ging.
      Andrew entschied sich also mit der Option zu antworten, die ihnen die meisten Vorteile einbrachte und ihrer Situation am nächsten kam. „Ich stimme für ‚jeder Tag ist ein eigenes Date‘, also ist das hier unser zweites Date und beim zweiten Date ist es in Ordnung, Essen zu bestellen und einen Filmabend zu machen“, sagte er in einer Überzeugung, die er in sich selbst garnicht vermutet hatte.
      „Also… Nudeln für mich und… ich glaube, es ist an der Zeit, deine Liebe für Kitsch an die Oberfläche zu holen. Irgendwelche Romanzen, die dir in den Sinn kommen?“ Er schielte kurz in Richtung des Bücherregals. Natürlich war ihm das aufgefallen. Es stellte sich nur die Frage, ob Ezra die Liebesgeschichten nur las, oder auch anschaute. Nach seinem einsamen Filmabend mit Titanic war Andrew jedenfalls klargeworden, dass er vermutlich selbst ein Fan von dramatischen Liebesfilmen war und… eigentlich bloß Ezras Buchkollektion als Vorwand nutzte.
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    • Ezra

      "Es macht mir nichts aus und bis jetzt bin ich noch nicht erstickt, also..." Ezra zuckte kurz mit den Schultern. Es war ungewohnt, neben jemandem zu schlafen, der so anhänglich war. Er war die letzte Nacht zwei mal kurz wach geworden, aber solange er wusste, wer gerade versuchte, ihn zu ersticken, schien es nicht so schlimm zu sein. Es war generell schwer, ihn am Schlafen zu hindern, wenn er ganz ehrlich war. Auch, wenn der Gedanke, Andrew zwischendurch wach zu küssen, irgendwie süß war. Vielleicht würde er das irgendwann mal einfach so versuchen - vorausgesetzt, es würde irgendwann mal passieren, dass er vor Andrew wach werden würde, was eher unwahrscheinlich schien.
      Dafür schien wenigstens ihre Date-Situation geklärt zu sein. Langsam kam Ezra das alles eigentlich weniger wie ein Date vor und mehr wie ein vollkommen normales Zusammenleben, aber wäre viel zu weit gedacht. Obwohl es sich seltsam leicht anfühlte. Obwohl sie die letzten Tage eh schon mehr Zeit mit-, als ohneeinander verbracht hatten, hatte Ezra nicht das Gefühl, mehr Zeit für sich alleine zu brauchen. Andrews Anwesenheit kam ihm nicht störend, oder fremd vor. Im Gegenteil, Andrew nicht um sich herum zu haben, erschien ihm weitaus schlimmer.
      Zumindest bis Andrew zu seinem Bücherregal schielte.
      "Okay, ich schwöre, dass das nicht alles Kitsch ist. Ich habe durchaus auch ein paar Klassiker im Regal. Und ein bisschen Fantasy mit weniger Kitsch." Und ein paar Werke, die er aus gutem Grund außerhalb der Reichweite einer Sechsjährigen positioniert hatte, aber das tat nicht zur Sache. Ezra scrollte sich durch die Menükarte des nächsten Italieners und suchte sich ein paar Nudeln aus, bevor er sein Handy an Andrew weiterreichte, damit er seine Wahl treffen konnte.
      "Und wo wir bei Klassikern sind- hast du je 'Die Braut des Prinzen' gesehen? Comedy, Romanze, Mittelalter-Flair. Der perfekte Film für faule Nachmittage." Ezra strich wieder mit seinen Fingern durch Andrews Haare. Vielleicht sollte er ihm vorschlagen, sie ein wenig rauswachsen zu lassen. Irgendwann mal. "Außerdem kenne ich den Film auswendig, also ist es nicht so schlimm, wenn ich zwischendurch abgelenkt werde", ergänzte er mit einem kleinen Grinsen.
    • Andrew

      „Mhm… vielleicht schau ich da mal durch. Dann weiß ich, was in deinem Kopf so für Fantasien schwirren“, grinste er. Irgendwie süß, wie Ezra versuchte, sich zu verteidigen. Dabei gefiel es Andrew, dass er diese romantische, weiche Seite an sich hatte. Es war unerwartet und doch… ergänzte es ihn ganz wunderbar.
      Er nahm das Handy entgegen und scrollte durchs Menü. Die ganzen Bilder von Pasta vor seinen Augen während Ezra mit seinen Haaren spielte… Andrew verspürte einen so intensiven Schwall an Glücksgefühlen, dass er sich kurz auf die Lippe beißen musste, um nicht zu breit zu grinsen. Er sah sich für einen Moment aus der Vogelperspektive und ekelte sich beinahe selbst vor dieser kitschigen Glückseligkeit. Dass in seinem Leben je eine Minute dieser Perfektion vorkommen würde, hatte er nicht geglaubt.
      Andrews Augen wanderten vom Display hinauf zu Ezra. „Du wirst bestimmt abgelenkt sein“, raunte er. Er bezweifelte langsam, sich selbst in seiner Nähe jemals wieder auf irgendetwas anderes konzentrieren zu können. Höchstens, wenn sie fünf Meter Abstand zwischen sich brachten. Aber zusammen auf einem Sofa? Da konnte ein Film noch so spannend sein, Ezra war in jeder Faser seines Körpers spannender. Andrew würde es sich schon zur Aufgabe machen, dass er gerne abgelenkt war.
      Aber da war noch etwas, das ihm
      durch den Kopf schwirrte. Er setzte sich auf.
      „Aber vorher müssen wir zu Ada und sie davon überzeugen, dass ich nicht nur das Arschloch bin, dass dir jahrelang hinterher gejagt ist und dich letztendlich mit auf ein Selbstmordkommando geschleppt hat“
      Andrew war nicht unbedingt guter Dinge. Diese Vergangenheit war schon hart, wenn Außenstehende aus Ezras Leben ihn mögen sollten. Er war in seiner Geschichte der reinste Antagonist. Normalerweise interessierte es ihn auch kaum, ob ihn jemand mochte, oder nicht, wenn er ohnehin nichts mit der Person zu tun hatte, aber… Das war vielleicht ein Grund für das Fehlschlagen etlicher Beziehungen in seinem Leben. Er wusste mittlerweile, dass es wichtig war, Freund der Familie zu werden und in Ezras Fall war Ada die Familie, nicht ihre irischen Entführer. Liz hatte Andrew ja bereits auf seine Seite gezogen, was wirklich kein Aufwand gewesen war. Anscheinend hatte sie ihn ja bereits gemocht bevor sie ihn kannte und Andrew wüsste zu gerne, was Ezra über ihn erzählt hatte, um das zu bewerkstelligen. Meowgan war jedenfalls der Beweis. Ob ihre Mutter aber so begeistert sein würde? Hatte sie nicht sogar etwas gegen die Katze?
      „Bitte gib mir irgendeinen Tipp, wie ich Ada dazu bringen kann, mich zu mögen“, flehte er Ezra leicht an.
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    • Ezra

      Ezra konnte nicht anders, als zu lächeln, als Andrew ihn nach einem Tipp fragte und sich Sorgen um ihre Vorgeschichte machte. Es war süß, dass ihm offenbar so viel an Adas Meinung über ihn lag. Unglaublich süß und vollkommen vergebens.
      “Man kann sich nicht wirklich bei Ada einschleimen. Sie braucht einfach Zeit, denke ich", erklärte Ezra, während er sein Handy an sich nahm und die Bestellung bestätigte. Wenn sie nicht praktisch miteinander aufgewachsen wären, könnte Ada Ezra selbst wahrscheinlich auch nicht leiden. Sie war von Natur aus einfach misstrauisch. “Sie mochte bisher noch keine einzige Person, die ich mit nach Hause gebracht habe, falls dich das irgendwie beruhigt. Ada ist keine sonderlich gute Messlatte.” Er stützte sich ein wenig auf, setzte sich nun selbst auf Andrews Schoß und stahl sich einen Kuss. Ihn hatte eigentlich noch nie wirklich interessiert, was Ada von seinen One Night Stands gehalten hatte, aber…es waren eben One Night Stands und keine wirklichen Beziehungen gewesen. Es wäre schon irgendwie nett, wenn Ada nicht die nächsten Jahre damit verbringen würde, sich über Andrew zu beschweren. Obwohl sie immer irgendetwas fand, worüber sie sich beschweren konnte.
      “So blöd es klingt, aber…sei einfach du selbst. Du bist ein wundervoller Mensch. Sie wird sich schon an dich gewöhnen.” Er strich ihm über die Wange, bevor er ihn erneut küsste und hoffte, dass man seine eigenen Zweifel nicht raushören konnte. Vielleicht half es irgendwie, dass Liz Andrew mochte. Obwohl es schwer war, nicht von ihr gemocht zu werden. Ezras Hände wanderten zu dem Schal um Andrews Hals und er begann, mit den Enden zu spielen.
      “Ich glaube, sie hat einfach nur Sorge, dass jemand verletzt wird. Aber das ist abwegig.” Er lächelte kurz, bevor er einen letzten Kuss auf Andrews Lippen drückte und schließlich aufstand. “Vielleicht ist es trotzdem ganz gut, wenn wir mal bei ihr vorbei schauen.”
      Er zog Andrew mit sich, zurück zur Tür und die Treppen hinab, auf denen sich der Kater wieder breit gemacht hatte, welcher kurz faul den Kopf hob, als sie vorbei gingen, sich sonst aber nicht weiter für sie interessierte.
      Ada öffnete einen Moment, nachdem Ezra geklopft hatte. Sie hatte sich die kurzen Haare nach hinten gebunden und eine Lesebrille in die Locken gesteckt. “Hey”, grüßte sie, mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, das kurz ein wenig zitterte, als sie zu Andrew sah. “Danke fürs Babysitten. Ich hab meine halbe Kursarbeit in der Zeit geschafft.”
      “Das war Andrews Idee.” Ezra lächelte strahlend zurück, während Ada zur Seite trat, um sie in ihre Wohnung zu lassen. Adas Wohnung sah immer ein wenig so aus, als wäre man durch ihre Tür hindurch in ein vollkommen anderes Haus gegangen. Ein Traum in Pastell, in dem selbst das Chaos irgendwie ästhetisch aussah. Ezra hatte keinen blassen Schimmer, wie genau sie das hinbekam.
      "Ah", stieß Ada kurz aus, während sie wieder zu Andrew sah, offensichtlich bemüht, das Lächeln zu halten. "Danke."
    • Andrew

      Andrew zog skeptisch die Augenbrauen zusammen, als Ezra meinte, dass Ada noch niemanden gemocht hatte, den er mitgebracht hatte. Wie standen da denn bitte seine Chancen? Er öffnete gerade den Mund, um seine Zweifel auszudrücken, da landete Ezra auf seinem Schoß und er schloss den Mund bereitwillig wieder. Keine Zweifel mehr. Wen kümmerte Ada schon? Sie konnten ja auch einfach für immer und ewig hier oben bleiben. Andrew erwiderte den Kuss, neigte sich dem Blonden sogar entgegen, als er zurückwich, um weiterzusprechen, aber er hatte sich wohl entschieden. Bevor Andrew sich versah, saß er wieder alleine auf der Couch. Und dann wurde er auch schon hochgezogen und in Richtung seiner, wie es aussah, Nemesis geschleppt. Etwas wehmütig sah er dem Kater nach.
      Andrew hatte ebenso große Schwierigkeiten wie Ada, sein Lächeln auf den Lippen zu bewahren. Nicht, weil er sie nicht mochte. Er kannte die Frau doch kaum. Aber er fühlte sich unheimlich gestresst, sie dazu zu bringen, ihn zu mögen. Wenn jemand Vorurteile hatte konnte das aber schwer zu bewerkstelligen sein. Und außerdem… wusste Andrew, dass er nicht jedermanns Sache war. Ezra mochte ihn zwar für 'wundervoll' halten, aber das würden wohl eher wenige über die Lippen bringen, die sich die Mühe machten, ihn näher kennenzulernen. Er war sich seiner Eigenheiten durchaus… bewusst. Das machte ihm auch nichts aus. Nur gerade machte es die Situation dadurch nicht leichter.
      "Ah, gerne. Das war gar kein Problem, Liz ist wirklich… sehr umgänglich", erwiderte er mit einem unbeholfenen Grinsen im Gesicht, während er sich in Prinzessin Lillifees Wohnung zurechtfand. Waren sie noch immer im selben Universum wie vor fünf Minuten? Andrew erlebte gerade eine Art Kulturschock, nachdem seine Wohnung eher einem antiken Flohmarkt glich. Nach ein paar Sekunden spürte er allerdings schon eine andere Hürde. Worüber sollte er mit Ada reden? Er entschloss sich für sein Rettungsboot.
      "Eine… eine Freundin hat eine Tochter, die gleich alt ist, aber… Liz ist definitiv redefreudiger als sie", sagte er lächelnd. Damit war das Themenrepertoire ausgeschöpft.
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    • Ezra

      Oh, das lief fantastisch. Ungefähr so fantastisch, wie ein Weihnachtsessen, bei dem sich der Weihnachtsbaum spontan selbst entzündete und dann das Hausdach einstürzte. Ada bot ihnen nicht mal an, sich zu setzen. Aber Ezra hatte eigentlich mit nichts anderem gerechnet. Er kannte Adas recht frostige Art gegenüber Fremden zu gut, um sich irgendein anderes Szenario einzubilden. Aber sie würde irgendwie mit Andrew klar kommen müssen. Er konnte nur darauf hoffen, dass sie in ein paar Wochen auftauen würde. Vielleicht konnte er zwischenzeitlich einfach gut auf sie einreden.
      Ada verdrehte derweil die Augen. "Wenn sie ein mal angeworfen wurde, kann sie stundenlang reden. Ich fürchte, das ist Ezras schlechter Einfluss", erklärte sie, während sie einen kurzen Blick in die Richtung von Liz' Kinderzimmer warf.
      Das Schlimme war, dass Ezra nicht mal etwas darauf erwidern konnte. Er war zwischen ihnen beiden definitiv der Kontaktfreudigere und Liz konnte tatsächlich reden, bis der Arzt kam. "Du kannst nicht immer alles Schlechte auf mich schieben", verteidigte er sich mit wenig Optimismus, diese Diskussion zu gewinnen und erntete als Antwort einen sehr kritischen Blick von Ada.
      "Wie geht es euch eigentlich nach der Sache in Paris?", fragte Ada schließlich, wahrscheinlich um eine drohende Stille zwischen ihnen zu vermeiden. Leider hatten sie noch etwas Zeit, bis ihre Nudeln geliefert werden würden. Mal sehen, ob Andrew es so lange aushalten würde.
      "Oh", setzte Ezra an, während er über die Frage nachdachte. Eigentlich war in den letzten Tagen so viel passiert, dass er gar nicht mehr so richtig wusste, ob er alles verarbeiten konnte. Er hatte das Gefühl, dass die Narbe in seiner Handfläche kribbelte. Mittlerweile hatte er sie nicht mehr verbunden, der Schmerz hatte nachgelassen - die Beweglichkeit der Hand allerdings auch. "Ich glaube, ich hab letzte Nacht furchtbar schlecht geträumt, aber ansonsten kann ich noch keine anderen bleibenden Schäden feststellen." Was erstaunlich war. Er hatte definitiv mit irgendeinem Trauma gerechnet. Bis jetzt hatte er nur das Gefühl, zukünftig einen etwas größeren Bogen um Raucher zu machen, um keinen Qualm einzuatmen.
    • Andrew

      "Ezra hat auf jeden Fall mehr eingesteckt… als ich", gab er leiser zu Antwort, während er, wie zur Kontrolle seines Wohlaufseins, einen Blick auf den Blonden warf. Nadia hatte sich ja unbedingt auf ihn festfahren müssen. Auch wenn Andrew das Gefühl nicht loswurde, dass sie Ezra verletzte, um ihn damit zu verletzen. Sie war bestimmt nachtragend, weil er Jelena gefährdet hatte, aber dann sollte sie das doch auch an ihm auslassen und nicht Ezra halb umbringen. Am besten ließ er diese Information aus dem Gespräch mit Ada lieber weg. Sympathien würde das nicht unbedingt entfachen.
      "Ich denke, es ist schwer zu realisieren, was passiert ist", bestätigte Andrew. Den bleibenden Schaden merkte man bei vielen traumatischen Erlebnissen ja auch erst irgendwann später im Leben, wenn man es am wenigsten gebrauchten konnte. Abgesehen von einem nachhängenden Gefühl der Paranoia und Angst um Ezra, war Andrew allerdings auch noch verschont geblieben. Wenn überhaupt hatte er nun das Gefühl, deutlich abgehärteter zu sein und wohl in jeder Situation die Ruhe bewahren zu können. So schnell schockte ihn nichts mehr.
      "Wenn es nur eine Sache gewesen wäre, könnte man das ja… vielleicht noch verarbeiten. Aber Polen, Russland und Frankreich in einer Woche war wie in einem schlechten Film" Er lächelte etwas verzweifelt, während er Irland absichtlich aus seiner Aufzählung ausließ. Eigentlich war die Frage schon beantwortet, aber Andrew merkte, dass er wohl noch stundenlang darüber reden könnte, wie schrecklich diese paar Tage gewesen waren. Er musste… definitiv eine Therapie beginnen.
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    • Ezra

      "Und wenn man gerade denkt, dass man ganz unten angekommen ist, muss man wieder Zeit mit seinen Geschwistern verbringen", merkte Ezra mit einem dramatischen Seufzen an. Der Geschwister-Chat wurde immer noch in regelmäßigen Abständen mit neuen Nachrichten überschwemmt, aber er hatte sich an den ganzen Diskussionen nicht wirklich beteiligt. Zum einen hatte er deutlich besseres zu tun und zum anderen war er froh, wenn Caleb und Niamh noch ein Weilchen länger mit sich selbst beschäftigt waren und sich nicht daran erinnerten, dass er seinen Teil des Deals theoretisch nicht eingelöst hatte. Der Moment würde auf jeden Fall kommen, aber bis dahin konnte er das Problem wunderbar vor sich herschieben.
      "Die beiden sind nicht so schlimm, wie du denkst", merkte Ada an, während sie ihr Gewicht von einem Bein auf das andere verlagerte. "Wenigstens könnt ihr wegen ihnen wieder hier stehen und seid nicht in der Russischen Einöde verschollen. Was sowieso eine absolute Schnapsidee war. Ich meine, ich wusste, dass Ezra über sowas nicht nachdenkt, aber von dir hatte ich wirklich mehr erwartet." Ada sah wieder zu Andrew, eine Augenbraue kritisch nach oben gezogen. "Ihr habt nicht mal jemandem gesagt, wo ihr hin seid."
      "Es war eine zeitkritische Entscheidung", merkte Ezra an, ein bisschen schärfer, als gewollt. Er schob seine Hand in Andrews, mit dem Drang, ihn irgendwie verteidigen zu wollen. Aber es war nicht falsch - zu dem damaligen Zeitpunkt war es die richtige Entscheidung gewesen. Sie hatten ja nicht gewusst, mit wem sie sich angelegt haben. Hätten sie mehr Zeit gehabt, hätten sie sich ganz anders vorbereitet. Seit Frankreich wussten sie zumindest ein bisschen besser, was Nadia alles auf dem Kasten hatte. Auch, wenn Ezra wirklich hoffte, dass er sie nie wieder sehen musste.
      "Ihr hättet euch trotzdem zwei Minuten Zeit nehmen können, um nachzudenken", feuerte Ada zurück, während sie ihre Hände auf ihre Hüften stützte.
      Ezra presste seine Lippen aufeinander. Der einzige Lichtblick gerade war offenbar, dass Ada sich wenigstens um sie beide Sorgen zu machen schien.
    • Andrew

      Auf welcher Basis genau hatte Ada sich mehr von ihm erwartet? Andrew warf Ezra wieder einen anschuldigenden Blick zu. Was erzählte er eigentlich von ihm? Wieso hatte Andrew das Gefühl, Ada kannte eigentlich seine ganze Lebensgeschichte, obwohl sie sich nur einmal für einige Minuten getroffen hatten? Aber schön, wenn das der Fall wäre, dann hätte sie bestimmt nicht mehr von ihm erwartet. Andrew ersann sich zu erinnern, dass der ganze Trip von Anfang an auch seine Idee gewesen war. Aber es war vielleicht besser, wenn sie ihn für anständiger hielt. Zumal sie ihn ohnehin wohl schon nicht leiden konnte.
      "Äh… ja. Wir hatten wirklich nicht viel Zeit, um nachzudenken. In Polen ist viel passiert", erwiderte er etwas sanfter als die beiden, in der Hoffnung die Situation nicht schlimmer zu machen. Aber zu ihrer Verteidigung hatte die Leiche im Flur wohl auch ein bisschen ihre Denkfähigkeit eingeschränkt. Was genau in sie gefahren war, dann noch hinter Nadia herzulaufen… das konnte Andrew sich nun auch nicht mehr ganz erklären. Sie wollten eben nicht, dass der Stein in falsche Hände geriet. Und sie hatten dabei auf ganzer Linie versagt. Zwei Mal.
      "Äh… in… in dem Haus in Dublin war es aber ganz nett. Ist das eigentlich schon immer in eurer Familie?", versuchte Andrew das Thema unbeholfen zu lenken und wandte sich mit vielsagendem Blick an Ezra. Er hoffte bloß, dass Ada und er genauso gewillt waren, einen Streit zu verhindern, wie er. Das brauchten sie gerade wirklich nicht. Und Andrew wollte ungern der Auslöser dafür sein.
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    • Ezra

      "Es ist gut ausgegangen und das ist, was zählt", fügte Ezra hinzu und war zum ersten mal tatsächlich froh, dass das Thema auf seine Familie gewechselt wurde. Selbst das Thema war momentan angenehmer, als weiter über ihren traumatischen Trip durch Europa zu reden. Ada sah weiterhin nicht sonderlich überzeugt oder annähernd begeistert aus und das würde wahrscheinlich noch eine ganze Weile so bleiben. Sie hatten ihre kleinen Fehlentscheidungen gestern schon zu genüge diskutiert. Irgendwann würde sie hoffentlich einfach akzeptieren, dass sie es überlebt hatten und alles gut war. Und vielleicht konnte man dem ganzen Stress auch etwas positives abgewinnen - wer konnte schon sagen, ob es je zu seiner Beziehung mit Andrew gekommen wäre, wenn er nicht unter dem Stress zusammengebrochen wäre und ihm gebeichtet hatte, dass er etwas für ihn empfand? Wahrscheinlich hätte Ezra diese Tatsache einfach noch weitere zehn Jahre mit sich rumgeschleppt, ohne etwas zu sagen.
      "Das Haus war das erste, was meine Mom sich nach der Hochzeit mit meinem Dad gekauft hat", erklärte er an Andrew gewandt, bemüht, das andere Problemthema vorerst ruhen zu lassen. "Meine Eltern stammen beide selbst aus...eher kriminellen Familien und konnten daher auf einiges an Ruhm und Geld aufbauen. Mein Dad hat ein ähnliches Haus in Manchester." Keine sonderlich glorreiche Vorgeschichte. Bis heute wusste Ezra nicht mal wirklich, ob seine Eltern wirklich aus Liebe geheiratet hatten, oder nur, um ihre jeweiligen Einflussbereiche zu vergrößern.
      "Niamh dürfte das meiste erben, falls es dir darum geht", merkte Ada an mit einem Gesichtsausdruck, der nicht vollkommen darauf schließen ließ, ob sie Andrew aufzog, oder es ernst meinte.
      "Sagt meine liebevolle Untermieterin", kommentierte Ezra flach.
      Adas Mundwinkel zuckten kurz belustigt nach oben. "Ich wusste immer schon, dass ich mich mehr an Niamh hätte halten sollen. Ist Cal noch single?"
      "Ich fürchte, für den nutzt du die falschen Pronomen."
      "Es geht mir weniger um eine Beziehung und mehr um das Erbe."
      Ezra verdrehte die Augen, musste allerdings selbst kurz grinsen, während er sich an Andrew wandte. "Ada hat übrigens noch ein Fotoalbum, falls du weiter in meine Vergangenheit eintauchen willst. Die restlichen Fotos gibt es dann bei Henry, falls er die nicht weggeworfen hat." Es fühlte sich immer noch seltsam an, diesen Teil seines Lebens mit Andrew zu Teilen, vor allem, nachdem er selbst so lange versucht hatte so zu tun, als ob es seine eigene Vergangenheit gar nicht geben würde. Er musste sich selbst immer noch daran erinnern, dass es okay war. Dass seine Vergangenheit nicht zwischen ihnen stand, genauso, wie Andrews alter Job. Die einzige große, offene Frage wäre die nach Kindern, aber...das hatte so unglaublich viel Zeit.
    • Andrew

      Andrew fror das Lächeln kurz ein, als Ada ihn mehr oder weniger als Erbschleicher bezeichnete. Okay, sie war mehr als nur misstrauisch ihm gegenüber. Es kostete ihn alle Kraft, ihre Worte zu ignorieren. Zumindest nahm sie sich wohl selbst auch nicht so ernst. Andrew konnte sie allerdings wirklich nicht einschätzen und langsam machte ihm die Geschichte mit dem Genickbruch ihres Exmannes doch mehr Sorgen.
      Als Ezra sich an ihn wandte kam ein Funken Freude zurück und Andrew hätte sich beinahe selbst eingeladen, sich die Fotos bei Ada anzusehen, hielt sich aber zurück. „Also irgendwann… würde ich mir die gerne ansehen“, sagte er mit einem zögerlichen Lächeln und schielte kurz zu Ada, bevor er beinahe instinktiv nach Ezras Hand griff, als bräuchte er emotionalen Support. Irgendwie hatte er das Gefühl, das heute nicht der Tag sein würde, an dem er die Fotos ansehen durfte. Aber sein Einschätzungsvermögen war auch schonmal besser gewesen. Und Henry hatte ihn bei weitem besser leiden können.
      „Von mir gibt es auch ein paar Fotoalben, aber ich glaube, die bekommst du erst nach meinem Tod zu Gesicht“, schmunzelte er. Das eine Foto mit Brille und Zahnspange hatte für die nächsten 30 Jahre erstmal ausgesorgt. Aber in Ezras Kindheit ein wenig mehr einzutauchen hörte sich wundervoll an. Er war fast etwas neidisch auf Ada, die ihn wohl schon seit damals kannte, obwohl er selbst ja schon das Gefühl hatte, Ezra eine halbe Ewigkeit zu kennen. Aber wie sie festgestellt hatten, wären sie als Kinder ohenhin kaum miteinander ausgekommen. Nicht, solange es eine gesellschaftliche Hierarchie gab, die bei Kindern sehr beliebt war.
      „Äh… seit wann kennt ihr euch denn genau?“, fragte er dann vorsichtig, um das Gespräch weiter rollen zu lassen und nicht in eine unangenehme Stille zu kippen. Wobei Reden ihm mittlerweile fast unangenehmer erschien, als zu schweigen.
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    • Ezra

      "Foto gegen Foto", echoten Ada und Ezra dermaßen synchron, dass beide sich kurz gegenseitig überrascht ansahen. Gut, wenn man sich so lange kannte, schienen einige Angewohnheiten einfach aufeinander abzufärben. Während Ezra kurz auflachte, seufzte Ada.
      "Ich suche das Album irgendwann mal raus und leg es euch auf die Treppe", versprach sie, bevor sie wieder zu Andrew sah. "Wir kennen uns seit...21 Jahren?", sie schien sich selbst nicht ganz sicher. Ezra zuckte ebenso unsicher mit den Schultern.
      "Kommt ungefähr hin, denke ich", bestätigte er. "Wir waren in der selben Klasse, bis wir 11 waren, dann haben sich unsere Wege getrennt, aber unser Kontakt gehalten."
      "Wir sind uns gegenseitig einfach nie los geworden", merkte Ada an. "Ich hab alle seine aufs und abs miterlebt. Und abs. Und abs. Und-"
      "Wir haben es verstanden", schritt Ezra ein, während er die Augen verdrehte. Gut, er hatte vielleicht nicht immer die richtigen Entscheidungen getroffen, oder ein halbwegs normales Leben geführt, aber so viel konnte gar nicht schief gelaufen sein, immerhin stand er hier und hielt Andrews Hand. Was wollte er schon mehr? "Ada war früher richtig süß. Vor allem, als sie angefangen hat, mit Make-Up zu experimentieren. Du hast immer zu viel Eyeliner genommen."
      Ada presste kurz die Lippen aufeinander. Eine Hand zuckte, als ob sie prüfen wollte, ob ihr - nun makellos aufgetragener - aktueller Eyeliner ebenfalls verschmiert war, aber sie schien sich beherrschen zu können. "Das sind die Fotos, die ich mit ins Grab nehme. Aber ich müsste noch Fotos von deinen ganzen Haarfärbe-Experimenten haben."
      Ezra blinzelte kurz, zog die Augenbrauen zusammen und murmelte ein leises "Vielleicht war das mit dem Fotoalbum doch keine gute Idee", bevor er wieder auf sein Handy sah und sich kurz räusperte. "Unser Essen müsste gleich kommen. Kein Problem, falls du die Bilder doch nicht findest."
      "Oh, ich glaube, ich weiß sogar, wo es steht", erwiderte Ada mit den unschuldigsten Lächeln, das sie zu bieten hatte. "Bis dahin wünsche ich euch einen guten Appetit."
      Ezra lächelte ihr kurz dankend entgegen, bevor er Andrew mit sich zurück auf den Flur zog. "Hast du eigentlich irgendwelche Freunde, die dich schon Ewigkeiten kennen?" Andrew erzählte selten von irgendwelchen Freundesgruppen. Hatte er neben der Arbeit einfach nie Zeit gehabt? Jetzt, wo er sich offensichtlich so viel Mühe gab, Adas gute Seite zu erwischen, hatte Ezra irgendwie das Gefühl, dass er sich mehr in Andrews Leben integrieren sollte, statt ihn einfach in sein eigenes einzubinden.
    • Andrew

      Vielleicht… war Ada auch einfach eine kritische Person. Andrew kannte das von Serena. Nach außen konnte sie geradezu kratzbürstig sein und man durfte ihre Art nicht zu persönlich nehmen. Vielleicht war das der Trend unter jungen Müttern. „Danke“, sagte Andrew lächelnd, als sie anbot, das Album zu suchen, auch wenn Ezra davon nicht mehr zu begeistert wirkte. Er selbst war umso motivierter, Ezra mit verschiedenen Haarfarben zu sehen. Auch, wenn er dann anscheinend selbst wieder Fotos rausrücken musste. Am besten er sah mal seine eigenen Alben durch und zählte ab, wieviele der Fotos herzeigbar waren, bevor er sich durch Ezras Vergangenheit grub.
      Die Erlösung aus dem Stress, Adas Bekanntschaft zu machen, schien nah, als Ezra das Essen erwähnte und Andrew spürte, wie Energie in seinen Körper zurückkehrte. Pasta und Romcom. Das war sein heutiger Abend. Arbeitslos zu sein, ließ ihn wirklich langsam erkennen, dass es noch andere Dinge im Leben gab, die man genießen konnte. Und… Ezra schien langsam auch aufzufallen, dass er abseits seines Jobs kein Leben gehabt hatte. Auch wenn er das nicht wirklich verbarg.
      „Niemand, mit dem ich noch Kontakt hätte“, erwiderte Andrew. Viele Freundschaften hatte er ohnehin nicht gehabt und diese paar wenigen waren nicht unbedingt so eng gewesen, dass sich ein Kontakthalten gelohnt hätte.
      „Ich meine…“ Andrew presste kurz die Lippen aufeinander, bevor er den Namen aussprechen gezwungenermaßen aussprach. „Richy und ich waren auf… eine merkwürdige Art befreundet, als wir in der Academy waren. Die meisten anderen sind nicht in London geblieben. Also… die Antwort ist Nein“
      Er lächelte entschuldigend, weil er das Gefühl hatte, Ezra hoffte, dass er nicht ganz so einsam gewesen war, wie es wirkte. Aber es hatte ihn nie wirklich gestört. Er war doch sowieso zu beschäftigt gewesen, ob mit Schulaufgaben, der Academy oder seiner Arbeit. Er hatte schon immer etwas zu tun gefunden und es als weitaus interessanter empfunden, als andere Menschen auf Dauer. Bekannte hatte er, Exfreunde und Kollegen hatte er. Das war bereits Stress genug. Ezra reichte ihm gerade vollkommen als Kontaktperson. Trotzdem hatte Andrew das Verlangen, sich dafür zu entschuldigen, dass er ihm nicht wirklich jemanden aus seinem Leben vorstellen konnte.
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    • Ezra

      "Oh." Wirklich überrascht war Ezra nicht, er hatte eher irgendwie Mitleid. Naja, wenn alle von Andrews ehemaligen Freunden so drauf waren, wie Richard, war es vielleicht sogar besser, dass er keinen Kontakt mehr mit ihnen hatte. Andrew schien wirklich einfach einen sehr speziellen Geschmack zu haben, was seine Bekanntschaften anging, Ezra selbst auf jeden Fall mit eingeschlossen.
      "Ich schätze, dann muss ich mich einfach doppelt so sehr um dich kümmern", beschloss er mit einem Lächeln, bevor er Andrew einen schnellen Kuss stahl. Obwohl das auch nichts vollkommen neues war - irgendwie hatte er sich immer schon um Andrew gesorgt. Sicher, sie hatten ihre Auseinandersetzungen gehabt und er hatte den ein oder anderen schmutzigen Trick angewendet, aber er hatte immer darauf geachtet, Andrew nicht ernsthaft zu verletzen. Das hätte er nie über sich gebracht.
      Ezra spielte gerade mit dem Gedanken, Andrew erneut zu küssen, als er die leicht gedämpfte Türklingel seiner eigenen Wohnung hörte. Er warf Andrew stattdessen also ein kleines Lächeln zu und drehte sich zur Haustüre, um ihr Essen entgegen zu nehmen. Er drückte dem Lieferanten, der leicht irritiert aussah und offensichtlich nicht damit gerechnet hatte, dass sich die Tür so schnell öffnen würde, ein kleines Trinkgeld in die Hand, bevor er die Tüte mit den Nudeln entgegen nahm, Andrew wieder an der Hand nahm und ihn mit sich zurück zu seiner Wohnung zog. Auf dem Weg zum Wohnzimmer stoppte er kurz in der Küche, um Teller und Besteck zu organisieren, bevor sie schlussendlich auf seinem Sofa landeten.
      "Nimm dir Ada nicht zu sehr zu Herzen", merkte Ezra an, während er im Schneidersitz auf dem Sofa saß, den Teller auf seinem Knie balancierte und nach der Fernbedienung griff. Er war sich nicht ganz sicher, ob er das Thema nochmal ansprechen sollte, oder nicht, aber sicher war sicher. "Ich weiß, dass sie schwierig sein kann, aber das legt sich mit der Zeit." Er warf Andrew ein kleines Lächeln zu. "Es liegt wirklich nicht an dir."
    • Andrew

      So nett die Worte wohl auch gemeint waren, hörte Andrew das Mitleid aus dem Satz ganz deutlich heraus. Um ihn kümmern? Er hatte sein ganzes Leben so gelebt, damit kam er wirklich gut zurecht. Das Ezra zu erklären, der mit vielen Menschen um sich herum aufgewachsen war, wäre vermutlich nicht zielführend. Also… dann hatte er eben Mitleid. Auch wenn es wirklich nicht notwendig war. Schließlich hatte er ja, was er brauchte. Jemals den Kontakt zu Ezra zu verlieren, egal wie, hatte ihn schon vor einigen Wochen in Grund und Boden traumatisiert, ganz zu schweigen von den vielen Momenten, in denen es ziemlich real geworden war, ihn vielleicht nie wieder zu sehen. Somit war Andrew mittlerweile ziemlich klar, dass er alles hatte, was er brauchte, solange Ezra da war. Nicht, damit er sich um ihn kümmerte, sondern einfach, damit er in seiner Nähe war. Mit ihm redete, und wohlauf war und, so dämlich es klang, dieser chaotische Sturm aus Liebe in seinem Leben war. Andrew hatte jedenfalls das Gefühl, allem gewappnet zu sein, wenn sie nur zusammen waren. Und offensichtlich hatte er nicht nur das Gefühl, erfahrungsgemäß.
      Auch wenn das hieß, Adas Mobbing als nächstes zu überstehen, nachdem er sich jahrelang mit Ezras herumgeschlagen hatte. Das lag wohl in der Familie.
      Er setzte sich neben Ezra auf die Couch und betrachtete etwas ängstlich den Teller, der auf seinem Knie wackelte, bis er ihn sicherheitshalber in die Hand nahm. Erst als Ezra die Fernbedienung wieder ablegte, gab er ihn zurück.
      "Ich versuch es", gab Andrew zurück, weiterhin etwas skeptisch, ob Ezra sie vielleicht unterschätzte oder besser: ihn überschätzte. Aber er hoffte inständig, dass Ada seine Existenz irgendwann aushielt.
      "Ich kann es ihr nicht verübeln", hing er an. Sie hatte ja jedes Recht, sich Sorgen um Ezra zu machen. Besonders nach der ganzen Sache, in die Andrew ihn mit hineingezogen hatte. Er hatte vorher irgendwie nicht bedacht, dass es gefährlicher werden könnte, als Ezras ohnehin kriminelles Leben. Er teilte Adas Sorge voll und ganz und hoffte wirklich, dass Nadia ihr Interesse an ihm verlor und so auch aufhörte, Ezra umbringen zu wollen. Wie oft konnte er das realistisch betrachtet denn verhindern? Hoffentlich jedes Mal… aber hoffentlich gab es keinen weiteren Anlass.
      "Also, Film?", fragte er, um das Thema lieber abzuhaken, und schob sich eine Gabel Pasta in den Mund. Diesen beängstigenden Brocken, der über ihnen hing, zu ignorieren, war im Moment das einzige, das sie tun konnten. Ein Ausweichen gab es sowieso nicht. Irgendwann würde sich schon herausstellen, ob sie dem Leben noch entkommen waren, in das sie da kurzzeitig hineingerutscht waren. Nicht nur um Adas Willen hoffte er, dass es so war.
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