The Hero and the Thief [Nao & Stiftchen]

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    • Ezra

      Der Typ mit den kreativen Spitznamen. Ezra konnte sich noch vage daran erinnern, dass Andrew sich schon mal über ihn aufgeregt hatte, was wahrscheinlich alles war, was er wissen musste. Naja, fast alles, aber seine anderen Zweifel lösten sich in Luft auf, als Andrew ihn küsste. Es war vollkommen unmöglich zu denken, dass jemand, der ihn so küsste, nicht auf ihn stehen würde. Ezra musste ein bisschen in den Kuss hineinlächeln, während er eine Hand an Andrews Wange legte. Ob Andrew irgendwie Gedanken lesen konnte? Oder spürte er es mittlerweile, wenn Ezra sich über irgendwas den Kopf zerbrach?
      "Wahrscheinlich ist er einfach neidisch, weil er merkt, dass er dir nicht das Wasser reichen kann. Wortwörtlich und im übertragenen Sinne." Ezra grinste, bevor er Andrews Wange küsste. "Weißt du eigentlich, dass ich das Ziel habe, irgendwann mal jede einzelne deiner Sommersprossen geküsst zu haben?", fragte er mit einem kleinen Lachen, um Andrew auf andere Gedanken zu bringen, bevor er wieder nach seiner Hand griff und weiter ging. Offensichtlich musste er sich bei Richard zumindest keine Sorgen machen.
      "Außerdem hatte ich nicht wirklich vor, Weihnachten mit meinen Geschwistern zu verbringen, um auf unser ursprüngliches Thema zurück zu kommen", fuhr er fort. "Ich denke, ich feiere mit Ada und Liz, wie jedes Jahr. Und dir, wenn du möchtest?" Er warf Andrew einen kleinen Seitenblick zu. "Wir machen nicht viel. Meistens essen wir was, schauen Liz beim Auspacken zu und gucken dann einen Film. Alles relativ entspannt und casual." Zwei Worte, bei denen er sich nicht ganz sicher war, ob Andrew überhaupt wusste, was sie bedeuteten, aber er wollte Weihnachten einfach nicht ohne ihn verbringen. "Oder wir machen irgendwas anderes zusammen. Wir könnten Essen gehen, oder so." Vielleicht würden sie das ganze erneut in ein nicht-endendes-Date verwandeln. Von Weihnachten bis Neujahr zusammen, jeden Tag spontan entscheiden, was sie mit ihrer Zeit anfangen sollten, wenn sie nicht einfach im Bett blieben, oder einen Film anschauten.
    • Andrew

      „Natürlich. Er platzt vor Neid, wenn er mich nur sieht. Würde ich auch, wenn ich jemanden sehe, der mit dir die Straße entlang läuft. Wahrscheinlich dachte er sich ‚Oh Mann, Andrew, jetzt hast du wirklich alles erreicht, ich wünschte ich wäre wie du!‘ und er wird wahrscheinlich 12 Jahre lang nicht über deinen Anblick hinwegkommen, aber da muss er erst an mir vorbei“, sagte er und machte Richards Stimme bestmöglich nach, in dem er einige Oktave tiefer ging und sich letztendlich wie ein Vollidiot anhörte. Perfekt also. Er grinste, dann ging es in ein peinlich berührtes Lächeln über, das auch seine Wangen plötzlich erwärmte. Er kam nicht darüber hinweg, dass Ezra so vernarrt in seine halbunsichtbaren Sommersprossen war.
      „Ich werde dich nicht aufhalten“, murmelte er und schielte zu ihm herunter, wohlwissend, dass er selbst den Gedanken hatte, viel mehr als nur Ezras Gesicht mit Küssen zu erkunden, sobald er einen Moment dafür fand.
      Ezra lenkte das Thema zum Glück wieder in eine Richtung, die in der Öffentlichkeit besprochen werden konnte. Ob Andrew Weihnachten mit ihm verbringen wollte? Das klang deutlich besser als sein jährliches Schicksal bei seiner Cousine abzusitzen. Allerdings wusste er tief im Inneren, dass sie ihn nicht bloß einlud, damit er nicht alleine war, sondern weil sie ihre Familie um sich haben wollte, oder was davon übrig war, wenigstens einmal im Jahr.
      „Das klingt wundervoll. Aber… ich muss leider eine Weile auch in Liverpool absitzen. Das will ich dir nicht antun. Vielleicht kann ich die Woche zwischen Weihnachten und Neujahr ja irgendwie aufteilen. Ich würde dich eigentlich schon gerne um Mitternacht küssen“, sagte er und warf ihm ein Lächeln zu. Weihnachten zusammen zu verbringen klang auch nett, auch wenn es Andrew irgendwie das Gefühl gab, dass sie schon deutlich länger als 3 Tage ein Paar waren.

      Am Markt angekommen wuselten die Menschen nur so vor sich hin. Spätestens jetzt hätte Andrew sich sowieso an Ezra festgeklammert, damit sie sich nicht verloren. Immer diese Touristen.
      Nachdem sie sich eine Weile durch die Menge geschummelt hatten, zog er Ezra irgendwann beiseite. „Okay, ich rieche etwas. Und wir folgen jetzt meinem Geruchssinn. Da lang“, sagte er in vollem Ernst und zog ihn durch einige weitere Stände hindurch. Und tatsächlich. Andrew hatte das schon so oft gemacht, dass er seinen Sinnen wirklich vertrauen konnte. Ein Stand, an dem gebrannte Nüsse und Punsch verkauft wurden. Jackpot.
      Er bestellte zwei heiße Getränke und Packungen mit einem Mix an gebrannten, karamellisierten Nüssen und stellte sich mit Ezra ein Stück abseits an einen Tisch. „Da kommt richtig Weihnachtsstimmung auf“, lachte er und meinte damit weniger den Punsch als die Menschenmassen und überteuerten Waren. Es war zwar erst Vormittag, aber bei Punsch galten die normalen Alkohol-Regeln sowieso nicht. „Cheers!“
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    • Ezra

      Das kurze, warme Gefühl in ihm, als Andrew ihn als jemanden darstellte, für den man neidisch werden könnte, wurde nur von der darauffolgenden Absage getrübt.
      Also kein gemeinsames Weihnachten. Okay. Da würde er drüber hinweg kommen. Irgendwie. Eigentlich war es ja auch vollkommen normal, dass Andrew seine Familie vorzog, immerhin waren sie erst seit Kurzem zusammen und so schräg seine Cousine auch sein mochte, Tradition war halt Tradition. Ezra versuchte, sich die Enttäuschung nicht zu sehr anmerken zu lassen. Dafür hätten sie Neujahr zusammen. Vielleicht. Bis dahin würde er nur irgendwie über die Runden kommen müssen, ohne Andrew zu sehr zu vermissen. Das konnte nur schiefgehen.

      Ezra hatte natürlich gewusst, dass Andrew eine Vorliebe fürs Essen hatte, aber sein scharfer Geruchssinn machte ihn trotzdem kurz sprachlos. Beeindruckend. Vollkommen bizarr, aber absolut beeindruckend. Vielleicht sogar fast ein bisschen beängstigend. Vielleicht sollte er sich zukünftig auch immer etwas zu Essen einstecken, damit Andrew ihn im Zweifelsfall immer wiederfinden würde, auch, wenn er bisher dafür noch keine Geruchsspur benötigt hatte.
      "Sláinte", beantwortete Ezra den kleinen Prost, bevor er an dem Punch nippte. "Erinnere mich bitte daran, nie was Essbares im Haus zu verstecken in der Hoffnung, dass du es nicht findest. Dein Spürsinn für Nahrung ist ja fast gruselig." Vielleicht war es doch Zeit, an Magie abseits von Steinen zu glauben. Vielleicht war Andrew auch einfach ähnlich begabt, wie Caleb, nur, dass er statt Steinen Essen in seiner Umgebung spüren konnte. Ganz abwegig war das nicht. Vielleicht sollte Ezra einen Kochkurs in seine Neujahrsvorsätze einbinden.
      "Denkst du, es wird noch Schnee geben, oder bleibt es bei dem typischen Regen?", fragte er schließlich, während er hoch in die Wolken sah. Eben hatte zumindest kurz die Sonne geschienen, was...nicht sonderlich vielversprechend war. Eigentlich wünschte er sich eine wundervolle weiße Weihnacht, wie aus einem Kinderbuch. "Als ich noch ein Kind war, hatten wir einen kleinen See in der Nähe, der über Weihnachten immer zugefroren ist. Das war wirklich gut zum Schlittschuhlaufen, aber momentan sieht es wirklich nicht nach so einem Dauerfrost aus", fuhr er fort, bevor er erneut an seinem Getränk nippte. "Kannst du Schlittschuh fahren? Vielleicht wäre das auch eine nette Date-Idee, wenn du Lust hast."
    • Andrew

      "Die Frage ist ja, wieso du etwas Essbares vor mir verstecken solltest. In deinem Haus. Bin ich in deinen Augen die Raupe Nimmersatt?", schmunzelte er. Nagut, eigentlich musste er so wirken. Die letzten Tage hatte er wirklich kaum etwas anderes getan, als zu essen. Aber immerhin war das eine Ausnahmezustand gewesen. Bisher hatte er nicht gewusst, dass er begann zu essen, wenn er gestresst war. Jetzt wusste er es. Aber jetzt war er auch wieder entspannt. Gebrannte Nüsse hatten eben einen besonderen Platz in Andrews Herzen.
      "Keine Sorge, wenn ich andere um etwas ärmer mache, ist es in der Regel Kaffee.", beruhigte er ihn.
      "Und definiere können", beantwortete er dann die Frage. "Langsam übers Eis gleiten ohne zu Fallen krieg ich hin. Alles was darüber hinaus geht, willst du dir nicht ansehen müssen"
      Eislaufen war nicht unbedingt eine Priorität in seinem Leben gewesen, aber diese süße Date-Idee hatte nicht nur Ezra, darum hatte Andrew es wohl oder übel irgendwann mal halbwegs gelernt. Wenn sie schon dabei waren, sollte sie vielleicht einfach alle Sportarten einmal abhaken, die Andrew nicht beherrschte, aber irgendwie wollte er sich auch nicht wie der größte Loser darstellen. Aber wenn das Wort Ball fiel, war er eigentlich schon raus. Radfahren konnte er zumindest.
      "Wenn es nach mir geht, könnte schon wieder Sommer sein. Hier sehen doch sowieso alle Jahreszeiten fast gleich aus und dann könnte es zumindest ein paar Grad mehr haben", sagte er. Er war kein großer Fan vom Winter.
      "Ich lasse mich vielleicht einmal zum Eislaufen überreden, aber lass dir gesagt sein, dass mir lieber heiß ist, als kalt" Demonstrativ zog er sich ein Paar Handschuhe aus der Tasche seines Mantels.
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    • Ezra

      "Naja, wenn ich dir irgendwann mal was als Geschenk mitbringe, zum Beispiel?", schlug Ezra vor, als Andrew hinterfragte, wieso er etwas Essbares verstecken sollte und unterschlug dabei nebenbei, dass er durchaus in der Lage wäre, seine liebsten Snacks vor Andrew zu verstecken, wenn die Woche anstrengend genug wäre. Obwohl er nicht davon ausgehen würde, dass Andrew ihm je die Snacks wegessen würde. Aber sicher war sicher und vielleicht war es gar nicht so schlecht, wenn man sich ein kleines bisschen Egoismus beibehielt, auch wenn man in einer absolut traumhaften Beziehung steckte.
      "Ich hab damals meinen ersten Zahn verloren, als ich zum ersten mal Schlittschuhlaufen war und mittlerweile bekomme ich sogar Sprünge hin. Wenn du von jemandem lernen kannst, dann von mir." Ezra trank einen weiteren Schluck, bevor er kurz innehielt. "Vorausgesetzt, dass du eine Zahnzusatzversicherung hast, natürlich. Man weiß ja nie." Er grinste Andrew kurz entgegen, bevor er wieder auf den Punsch in seinen Händen sah.
      "Und das mit der Hitze bekommen wir danach doch locker hin. Wenn man danach Duschen geht, oder sich zusammen ins Bett kuschelt...Ich bekomme dich schon irgendwie wieder warm. Nicht, dass du nicht sowieso schon heiß genug wärst." Er sah mit einem vielsagenden Blick zu Andrew auf und zwinkerte ihm kurz zu. Er selbst hatte nie wirklich ein Problem mit Kälte gehabt, es war viel mehr die Nässe, die ihn irgendwann fertig machte. Wahrscheinlich waren sie beide in London irgendwie fehl am Platz.
      "Wenn du es eher warm magst, würden mir sonst nur Indoor-Aktivitäten einfallen. Aquarien, Planetarien, Escape-Rooms...du kannst dein Schicksal frei wählen, ich glaube, ich mache fast alles mit." Er zuckte kurz mit den Schultern. Sofern man ihn ausschlafen ließ, war Ezra eigentlich nicht sonderlich wählerisch, wie er seinen Tag verbrachte. Seine jahrelange Erfahrung als Liz' persönlicher Babysitter hatte ihn in mancher Hinsicht etwas abstumpfen lassen, wenn es um Dinge ging, die er nicht gerne tat.
    • Andrew

      "Du machst mir das Eislaufen nicht schmackhafter", sagte er und verzog das Gesicht. Seine Zähne waren ihm eigentlich doch recht viel Wert. Er hatte zwar schon einiges einstecken müssen, wie Schläge im Gesicht, aber glücklicherweise hatte er da nie großartige Schäden davongetragen. Wieso also unnötige Risiken eingehen? Ezra hatte es vielleicht auch lieber, wenn er alle seine Zähne behielt und er traute sich selbst definitiv nicht zu, auf dem Eis herumzuspringen, ohne dasselbe Schicksal zu erleiden, nur dass es sein erster zweiter Zahn sein würde. Zusehen würde er allerdings doch gerne mal, wenn Ezra seiner wahren Begabung einer Ballerina nachging. Auch wenn er daneben vermutlich zittern würde, aus Angst, dass er hinfiel.
      "Wenns nach mir geht springen wir gleich zur Dusche und dann ins Bett, da sehe ich mich schon eher", schmunzelte er und zog Ezra kurzerhand an seiner Jacke etwas näher und küsste ihn. "Leider hilft es mir im Winter auch nicht, dass ich heiß bin", hing er amüsiert dran. Wäre aber ein netter Nebeneffekt. Dann dürfte Ezra ja auch nie kalt sein.
      Andrew war kurz geschockt davon, wieviele Dinge Ezra tatsächlich einfielen, die sie zusammen machen konnten. Er schien da deutlich kreativer zu sein. Dabei hätte Andrew gewettet, dass seine Date Pläne wirklich aus Tagen im Bett bestehen würden.
      "Das klingt alles gut. Ich denke, ich hab noch nichts davon je erlebt, also… können wir vermutlich alles abklappern, was dir so einfällt", sagte er. Mann, er hatte wohl wirklich etwas im Leben verpasst, so ganz ohne Freizeit.
      Andrew kippte sich den Rest des Punschs in den Mund und spürte langsam, wie ihm von innen doch noch warm wurde. Vielleicht gab es ja auch die Option, Alkohol mit zum Eislaufen zu bringen. Hm. Eigentlich gab es die doch immer. Wozu wurden Flachmänner erfunden? Aber dann konnte er sich wohl wirklich von seinen Zähnen verabschieden.
      "Was tun wir jetzt?", fragte er Ezra mit einem Blick, der vermuten ließ, das sich kein einziger Gedanke mehr in seinem Gehirn befand. Eigentlich war es ihm ganz egal. Er war nur immer noch furchtbar schlecht darin, seinen Tag zu planen, wenn er nicht arbeiten musste und gar keine Zeit hatte, um über so etwas nachzudenken. Aber solange Ezra sich nicht von ihm verabschiedete, würde er das auch nicht tun. Seinetwegen konnten sie wirklich zu einer Person verschmelzen. Das würde sogar einiges erleichtern, wenn es darum ging, zu entscheiden, wie lange ein Date dauern konnte.
      "Was tun Menschen, die frei haben?", fragte er, weil es sich ihm tatsächlich nicht erschloss. Irgendwie kam ihm nur wieder Essen in den Sinn. So konnte er nicht weitermachen, wenn er bis nächste Woche nicht 300 Kilo wiegen wollte.
      "Was tust du so, wenn du nicht irgendwo etwas klaust?", fragte er also und grinste. Andrew würde ja sowieso alles mitmachen. Auch wenn es ganz simpel 'Nichts' war.
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    • Ezra

      Ezra brauchte eine Sekunde um zu verarbeiten, dass Andrew noch nie in einem Aquarium gewesen war, bis er realisierte, dass man das ohne Kinder wahrscheinlich tatsächlich eher seltener machte - selbst, wenn er Liz in diesen Situationen eher als Alibi-Kind missbrauchte, statt tatsächlich wegen ihr hin zu gehen. Es war überraschend entspannend, sich irgendwelche bunten Fische anzusehen, die von links nach rechts schwammen und so aussahen, als ob sie in ihrem ganzen Leben noch keinen einzigen zusammenhängenden Gedanken gehabt hätten. Okay, wenn er Liz so oft mit ins Aquarium nahm, musste er sich wahrscheinlich nicht darüber wundern, dass ihre Lieblings Disney-Prinzessin eine Meerjungfrau war.
      "Ich nehme an 'mit dir flirten' ist nicht die Antwort, die du hören willst, oder?", fragte Ezra amüsiert, als Andrew mal wieder unter Beweis stellte, wie verwachsen er mit seinem Job gewesen war. Obwohl es ihm selbst vorgestern ja noch nicht ganz anders gegangen war. Es war einfach seltsam, nach so viel Stress wieder freie Zeit und keinen Zeitdruck zu haben.
      "Kommt drauf an, worauf ich Lust habe", antwortete er schließlich etwas ernster. "Ich lese, schaue einen Film, geh Ada auf die Nerven, oder beschäftige Liz irgendwie. Manchmal geh ich abends in Pubs, oder selten mal in einen Club. Zwischendurch steht natürlich die Hausarbeit an...irgendwie bekommt man den Tag so ganz gut rum." Er hatte sich nie großartige Gedanken um seine Tagesplanung gemacht. Abgesehen von seinem Haushalt und den wenigen Terminen, an denen er Liz babysitten musste, hatte er nie wirklich einen Tagesplan gebraucht. Er hatte einfach gemacht, worauf er spontan Lust gehabt hatte und es war irgendwie seltsam, dass Andrew das alles offenbar so fremd war. Er hatte offenbar wirklich nie Urlaub genommen.
      "Ab und an kann man auch einfach ein bisschen in die Innenstadt gehen und durch Geschäfte streifen, oder halt einfach nichts machen und entspannen. Das solltest du vielleicht sowieso öfter machen." Er lächelte Andrew kurz entgegen, bevor er ihm einen Kuss auf die Wange drückte. Ihn in der Öffentlichkeit zu küssen fühlte sich irgendwie fast schon ein bisschen riskant an, auf eine berauschende Art.
      "Oder man holt die ganzen Sachen nach, die man immer schon mal machen wollte, aber für die man keine Zeit gehabt hat. Kleiderschrank ausmisten, Sehenswürdigkeiten abklappern und sowas."
    • Andrew

      "Ich finde, Flirten geht immer. Aber wir brauchen eine Hauptaktivität", erwiderte er und überlegte, während er Ezras Aufzählung seiner Freizeitaktivitäten folgte. Dabei fiel ihm auf, dass er keine Ahnung hatte, wie er die letzten Jahre eigentlich überlebt hatte. Haushalt? Wenn es hoch kam, hatte er zwei Mal in der Woche gekocht und sich den Rest der Zeit Essen ins Büro liefern lassen. Nicht einmal geschlafen hatte er in seiner Wohnung immer und die Wäscheberge waren immer immens gewesen. Nachdem er sogar an Wochenenden meist freiwillig gearbeitet hat, war er auch nie wirklich Abends weggegangen. Beim Wort Pub leuchteten daher seine Augen auf.
      "Wir sollten mal zusammen tanzen gehen", sagte er plötzlich. Schön, vielleicht nicht direkt tanzen, aber Ezra wusste hoffentlich, was er damit meinte. "In einen Club. Das ist total an mir vorbeigegangen"
      In Bars gab es zwar auch ab und an Events, bei denen eine Tanzfläche eingeführt wurde, aber Andrew war nie wirklich der Typ dafür gewesen, so locker zu sein, dass er tatsächlich tanzte. Es kam ihm immer noch absolut befremdlich vor. Aber irgendwann musste man doch alles mal ausprobieren, oder? Und mit Ezra konnte es vielleicht sogar… ganz lustig werden.
      Aber das löste dennoch nicht sein Problem, dass er keine Tagespläne hatte, auch wenn Ezra zu meinen schien, dass er auch mal einfach nichts tun sollte. Aber das kam ihm fast befremdlicher vor, als in einem Club zu tanzen. Sehenswürdigkeiten? Da hatte er definitiv schon alles gesehen. Die waren schließlich nicht selten Opfer von Vandalismus. Liz beschäftigen? Hatte die nicht auch mal Schule oder so? Wie spät war es eigentlich?
      Andrew warf einen Blick auf seine Uhr. Es war fast Mittag. "Wie wär's, wenn wir Ada entlasten und Liz von der Schule abholen?", schlug er spontan vor. Was er nicht aussprach, war der geheime Gedanke, Liz als eine Art Übungskind zu betrachten oder zumindest mal Ezra aufmerksam dabei zu beobachten, wie er sich mit ihr beschäftigte. Gut, sie hätten bestimmt noch ein paar Jährchen Zeit, sollten sie tatsächlich je Ezras Wunsch folgen, aber langsam hatte Andrew das Gefühl, sich bei allem lieber etwas schneller sicher sein zu sollen, als die meisten normalen Menschen.
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    • Ezra

      "Tanzen klingt nach einer guten Idee", antwortete Ezra, während er mit der Tasse in seinen Händen spielte. Er war kein sonderlich guter Tänzer, aber das hatte ihn bisher nie davon abgehalten, es trotzdem zu tun und mit Andrew in seinen Armen konnte das alles eigentlich nur noch besser werden, oder? Sie mussten sich nur auf irgendeinen der Londoner Clubs einigen, immerhin gab es genügend in der Nähe und sie alle hatten ihre Vor- und Nachteile. Aber das war wahrscheinlich das geringste Problem.
      Als Andrew vorschlug, Liz abzuholen, musste Ezra kurz irritiert blinzeln. Das Ganze kam ein bisschen aus dem Nichts. Entweder war Andrew gerade wirklich langweilig, oder der Punsch war ihm zu Kopf gestiegen. "Sicher", antwortete Ezra nach einem Moment, während er sein Handy zückte, um auf die Uhr zu schauen. "Wir müssen uns dann nur ein bisschen beeilen. Und ich sollte Ada Bescheid geben, bevor sie sich auf den Weg macht." Er tippte nebenbei schon auf ihren Kontakt und hielt sich das Handy ans Ohr. Ada brauchte nicht lange, um den Anruf anzunehmen.
      "Ezra", grüßte sie. Er konnte hören, wie sie im Hintergrund an ihrem Laptop tippte.
      "Hey. Macht es dir was aus, wenn wir Liz abholen?"
      Das Tippen stoppte. "War das Date so schlecht, dass du ein emotionales-support-Kind brauchst, oder braucht ihr ein Alibi-Kind, um irgendwo rein zu kommen?"
      "Ich frage natürlich aus der Güte meines Herzens heraus, damit du Zeit zum Lernen hast", antwortete Ezra pikiert. "Und vielleicht ist es die Alibi-Kind Sache. Das kann ich nicht ganz ausschließen. Aber größtenteils Herzensgüte."
      Er konnte Ada am anderen Ende der Leitung lachen hören. "Dann wäre es wirklich lieb von euch. Wenn ihr die Hausaufgabenbetreuung auch übernehmt, verdopple ich das Budget für eure Weihnachtsgeschenke."
      "Das klingt nach Erpressung", seufzte Ezra gespielt dramatisch. Sie hatten sich seit Jahren nichts mehr geschenkt. Das doppelte von Null war immer noch Null.
      "Ich hab dich trotzdem lieb. Danke nochmal. Bis dann!" Ada wartete nicht darauf, dass er antwortete, bevor sie auflegte, was nicht unbedingt unüblich für sie war.
      "Okay, gehen wir Liz einsammeln", verkündete Ezra mit einem kleinen Lächeln, während er sein Handy wegsteckte und wieder zu Andrew sah. "Wenn wir ihr noch bei den Hausaufgaben helfen, besteht sogar die Aussicht auf ein Weihnachtsgeschenk von Ada." Er lachte kurz auf.
    • Andrew

      Andrew versuchte dem Gespräch nicht zu lauschen, aber wenn er genau neben Ezra stand, war das eine echte Herausforderung. Er dachte sich also einfach die Hälfte der Konversation dazu und akzeptierte, dass er keine Aufklärung mehr von Ezra brauchte. Sie konnten Liz abholen, soviel hatte er sich ja schon denken können. Welche Mutter brauchte nicht hin und wieder eine Auszeit von ihrem Kind, die sie nichtmal bezahlen musste?
      Wobei das vielleicht ja doch noch ein netter Nebenverdient werden konnte… Da war das materialistische Denken wieder. Arbeitslos sein tat ihm nicht gut. Er würde nicht damit beginnen, Mütter auszubeuten. Ganz zu schweigen davon, dass er im Alleingehen vermutlich jedes Kind verderben würde, weil er keine Ahnung hatte, was er tat.
      Andrew lächelte Ezra zu und nahm ihn wieder an der Hand um zurück zu seiner Wohnung zu gehen und das Auto zu nehmen. "Hausaufgaben einer Erstklässlerin schaffe ich vielleicht noch", sagte er und lachte leicht. Was lernte sie da überhaupt? Die Uhr? Das Alphabet? Das lag wohl noch im Rahmen seiner Fähigkeiten.

      Andrew ließ sich von Ezra den Weg zu Liz Schule ansagen, als sie ihm Auto saßen, und wurde innerlich doch schon leicht nervös, weil er sich vermutlich mehr Stress machte, als es ansatzweise normal war. Aber er wusste ja, dass Ezra Kinder wirklich mochte. So sehr, dass er sie anscheinend 24 Stunden am Tag um sich haben wollte. So irritierend das Andrew derzeit auch erschien, hoffte er irgendwie, dass seine Meinung sich noch ändern würde. Er wollte Ezra schließlich auch nicht um so einen Wunsch bringen. Und wie schwierig konnte es am Ende schon sein, eine 7 Jährige zu beschäftigen?
      "Fahren wir dann… zu dir?", fragte er noch sicherheitshalber, auch wenn alles andere wahrscheinlich sinnlos wäre. In seiner eigenen Wohnung würde kein Kind glücklich werden.
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    • Ezra

      "Wäre besser, dann weiß ich wenigstens, wie ich sie beschäftigt bekomme." Wahrscheinlich konnte sich Liz überall irgendwie beschäftigen, aber Ezra wollte vermeiden, dass sie dabei Andrews Wohnung auseinander nahm. Er war sich ziemlich sicher, dass Andrew keine Buntstifte, oder etwas ähnliches rumliegen hatte.
      "Hier links. Da drüben kannst du parken", navigierte er schlussendlich, während sie die Schule erreichten. Die ersten Kinder strömten schon langsam aus dem altmodischen Schulgebäude, hin zu den anderen wartenden Eltern, oder mit dem Rad direkt nach Hause. Irgendwie war es furchtbar seltsam, die anderen Eltern zu beobachten und zu realisieren, dass das hier durchaus auch seine und Andrews Zukunft sein könnte. Ihre Kinder von der Schule abholen, zuhause was essen, Hausaufgaben machen. Nein. Sekunde. Andrew wusste nicht mal, ob er Kinder wollte, was in den meisten Fällen auf ein 'Nein' hinauslief. Also würde dieser kleine Tagtraum wahrscheinlich nur ein Tagtraum bleiben. Es war fast schade.
      Wenigstens war es einfach, Liz in der Masse zu finden. Wenn die roten Locken nicht auffällig genug waren, half der neon-pinke Schulranzen, der sich furchtbar mit ihren Haaren biss, den sie sich aber selbst ausgesucht hatte. Ezra stieg kurz aus dem Auto aus und rief sie herüber. Liz sah für eine Sekunde irritiert aus, bevor ein breites Lächeln auf ihren Lippen erschien. Sie begrüßte ihn mit einem fröhlichen "Ezra!" und einer stürmischen Umarmung.
      "Hey, Krümelchen", grüßte er zurück und zerzauste ihr kurz die Haare, bevor er ihr den Ranzen abnahm und die Tür zu den Rücksitzen öffnete. "Andrew und ich wollten dich heute abholen, damit deine Mom lernen kann."
      Liz nickte kurz, bevor sie auf den Rücksitz kletterte und zu Andrew sah. "Hi!", grüßte sie enthusiastisch, bevor sie nach dem Anschnallgurt griff.
      "Wie war die Schule?", fragte Ezra, während er sich wieder auf den Beifahrersitz setzte und kurz kontrollierte, dass Liz sich richtig angeschnallt hatte.
      "Ganz okay", antwortete das Mädchen. "Wir haben unseren Mathe-Test wiederbekommen."
      "Und?"
      "Ich versteh kein Mathe." Liz sagte es mit so einer ernsten Überzeugung, dass Ezra fast auflachen musste. "Wozu braucht man das überhaupt?", fuhr sie offensichtlich frustriert fort, bevor sie zu Andrew sah. "Braucht man Mathe als Held?"
    • Andrew

      Er hielt das Auto und beobachtete, wie Liz Ezra in die Arme lief und musste schmunzeln. Kurz später saßen beide im Auto und Andrew erhielt wie beim letzten Mal eine enthusiastische Begrüßung. "Hi, Liz", sagte er und warf ihr im Rückspiegel ein Lächeln zu, von dem sie nur die zugekniffenen Augen sah. Dann fuhr er los, ein wenig verwirrt, in welche Richtung er nun musste, aber irgendwie fand er sich einen Weg.
      "Es gibt viele Jobs, bei denen du Mathe nicht brauchst. Was willst du denn werden?", antwortete er.
      Zum Glück brauchte man als Held Mathe tatsächlich eher weniger, solange man sich von der Buchhaltung fernhielt. Er selbst hatte damals zwar mit keinem Fach in der Schule wirklich Probleme gehabt, aber es würde sein Leben auch nicht erleichtern, wenn er jeden Tag Integral Rechnungen durchführen müsste. Oder auch nur… Daten erfassen. Es gab definitiv Dinge, die er lieber tat. Aber vielleicht sollte man einer 7 Jährigen noch nicht einreden, einfach zu akzeptieren, dass sie es nicht konnte, nur weil sie es vermutlich nicht brauchen würde. Dafür hatte sie definitiv noch zu viele Schuljahre vor sich. Aber schlecht fühlen sollte sie sich deshalb auch nicht. Das Schulsystem war doch sowieso der reinste Schwachsinn.
      Auf der anderen Seite… rechnete Liz wahrscheinlich sowas wie 9 plus 3 und dann war es doch besser, noch etwas dran zu bleiben. "Bis zum Ein mal Eins solltest du vielleicht noch kommen, bevor du Mathe komplett aufgibst", grinste Andrew.
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    • Ezra

      Liz schien kurz angestrengt darüber nachzudenken, ob sie diese Antwort irgendwie zufriedenstellte, dann seufzte sie dramatisch. "Eigentlich wollte ich immer Heldin werden, aber ich glaube, ich werde einfach Prinzessin und lasse andere Menschen für mich rechnen."
      "Ich dachte immer, du wolltest Meerjungfrau werden?", fragte Ezra mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen, auch, wenn Liz sein Gesicht nicht sehen konnte.
      "Schon, aber Mom hat gesagt, dass Cornflakes unter Wasser schwammig werden und das find ich doof. Also Prinzessin." Liz' Stimmlage klang so, als ob sie entweder nächtelang über ihren Karrierewechsel nachgedacht, oder ihn sich gerade spontan aus den Fingern gesaugt hatte. Kein Dazwischen.
      "Und was wäre deine erste Regel als Prinzessin?", fragte Ezra weiter.
      Liz summte ein unentschlossenes "Mhm", während sie mit ihren Beinen auf und ab wippte und angestrengt nachdachte. "Gratis Eiscreme jeden Freitag", beschloss sie schließlich, bevor sie nach Luft schnappte - "Nein! Eine gratis Hüpfburg für jeden! Mit Eiscreme!" Sie nickte entschlossen, offenbar selbst absolut zufrieden mit ihrer Entscheidung. "Darf ich Prinzessin werden?"
      "Da musst du deine Mom fragen, ob sie dich einen Prinzen oder eine Prinzessin heiraten lässt", antwortete Ezra, bevor er sich kurz zu Andrew lehnte. "Du musst gleich rechts abbiegen, Darling."
      "Warum muss ich denn dafür heiraten?", fragte Liz entsetzt. "Gehen die nicht irgendwann in Rente?"
      "Ich glaube, du verstehst das britische Königshaus ungefähr genau so gut, wie Mathe, Maus." Ezra musste kurz lachen, während er Liz auf dem Rücksitz schmollen hörte. Zugegeben, es gab schlechtere Anwärterinnen auf einen Prinzessinnen-Titel, als Liz, allerdings war er sich auch absolut sicher, dass das kleine Mädchen es schaffen würde, England binnen zwei Wochen in Grund und Boden zu regieren.
      "Das ist unfair", beschwerte sich Liz schließlich, bevor sie zu Andrew sah. "Sag Ezra, dass er unfair ist. Muss man als Held verheiratet sein? Das wäre auch super unfair."
    • Andrew

      Andrew biss sich auf die Zunge, um nicht über die gesamte Konversation zwischen den beiden zu lachen. Kinder waren wirklich wie kleine Erwachsene, die einfach aussprachen, was alle anderen sich dachten. Gratis Eiscreme und Hüpfburgen? Wieso nicht. Da hatte bestimmt keiner etwas dagegen. Und Liz hatte recht, es war absolut unfair, dass man in die Königsfamilie einheiraten musste. Fuck the System, dachte Andrew sich da nur. Dann blieb ihm das aufkeimende Lachen aber im Hals stecken.
      "Oh, äh. Nein, muss man nicht", antwortete er und überlegte, wie man einer 7 Jährigen erklärte, dass Prinzessin sein eine ganz andere Form von 'Job' war, als der Rest der Bevölkerung ausführte. Wenn er verheiratet sein müsste, um Held zu sein, dann hätte er vermutlich von Anfang an aufgeben können. In den letzten zehn Jahren hatten seine Beziehungen höchstens einige Monate gehalten und die meisten dieser Männer hätten sich wahrscheinlich eher umgebracht, als einen Next-level Workaholic zu heiraten. Das war ehrlicherweise nicht mal unverständlich. Mit Andrew verheiratet zu sein, wäre so gewesen, wie gar nicht verheiratet zu sein, außer, dass man einen Ring trug. Vermutlich hätte er sich sogar geweigert, mit jemand anderem zusammenzuziehen, weil er dafür seine Wohnung hätte aufgeben müssen und das hätte ihm schließlich die Arbeit erschwert.
      "Aber, es ist unfair", sagte er dann und wandte den Blick wie befohlen zu Ezra. "Ezra, wieso können wir nicht alle adelig sein, ohne jemanden dafür zu heiraten? Das ist absolut unfair" Er verkniff sich ein Grinsen und sah wieder auf die Straße. Nach einer Weile sah er wieder in den Rückspiegel zu Liz.
      "Du kannst auch Politikerin werden. Dafür musst du niemanden heiraten und kannst dich trotzdem um ein freie-Eiscreme Gesetz bemühen. Die Chancen stehen gut. Jeder mag Eiscreme" Und offensichtlich konnten sogar Psychokiller Politikerinnen werden also hatte Liz auch in der Hinsicht die besten Chancen. Andrew würde definitiv lieber eine Partei wählen, die sich für gratis Essen einsetzte, als was auch immer Jelena porträtierte.
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    • Ezra

      Ezra versuchte, genervt zu seufzen, musste allerdings zu sehr lachen, um das irgendwie zu bewerkstelligen. "Ich hab die Regeln der Monarchie nicht erfunden. Außerdem ist es auch super unfair, wenn sich zwei gegen einen stellen!", merkte er lachend an. "Außerdem kann man auch durchaus Mitglied der königlichen Familie werden, ohne zu heiraten, aber das nennt man dann 'Königsmord' und ist generell nicht gerne gesehen."
      "Aber machbar", meldete sich Liz fröhlich von der Rückbank.
      "Absolut nicht machbar", korrigierte Ezra. "Bleib bei der politischen Karriere. Da hast du deutlich mehr Chancen." Obwohl der älteste Prinz sogar in Liz' ungefährem Alter war, wenn er sich richtig erinnerte. Blieb nur die Frage, ob man sich für einen Titel überwinden könnte, in die königliche Familie einzuheiraten. Außerdem wusste er nicht so recht, was gefährlicher für England wäre - Liz als Prinzessin, oder als Politikerin. In beiden Fällen würde es wahrscheinlich nicht bei gratis Hüpfburgen und Eiscreme bleiben.
      "Aber Politik ist auch schwer", beschwerte sich Liz. "Was wolltest du als Kind werden, Ezra?"
      Ezra lachte kurz auf. "Ich hab noch nie von Arbeit geträumt, Maus", antwortete er, bevor er ein sehr knappes "Astronaut" hinterherschob. In seiner Freundesgruppe hatte es damals nur die Wahl zwischen Astronauten und Feuerwehrmännern gegeben, was...interessante Spielnachmittage nach sich gezogen hatte. Der Job hatte sich sowieso in vielerlei Hinsicht erledigt.
      "Ew", merkte Liz wenig enthusiastisch an. "Dafür braucht man Mathe und man muss einen hässlichen Anzug tragen."
      Ezra seufzte erneut und sah kurz zu Andrew. "Aber man hätte viele coole Sterne gesehen. Verteidige mich, Darling." Er grinste kurz. "Ich weiß, dass du immer schon Held werden wolltest, aber Astronaut wäre eine ziemlich coole Alternative!" Mal ganz davon abgesehen, dass seine Flugangst absolut nicht mit dem Job übereingepasst hätte.
    • Andrew

      "Na klar. Du und Astronaut? Du würdest bei jedem Raketenabflug in ein Panik-Koma fallen", erwiderte Andrew in der Sekunde, in der er das Bild von Ezra in einem Raumanzug vor Augen hatte. Es gäbe wahrscheinlich nichts Schlimmeres für ihn. Als Pilot war man zumindest noch innerhalb der Atmosphäre.
      "Außerdem hat Liz recht, in der Realität machen Astronauten definitiv nicht so coole Sachen, wie im Fernsehen. Es ist eine Kombination aus Mathe, Gefahr und Einsamkeit und außerdem würde ich nicht damit leben wollen, andauernd Monate- oder Jahrelang auf deine Rückkehr zu warten" Andrew verzog etwas das Gesicht. Die Familien von Astronauten taten ihm ja am meisten leid.
      Dann überlegte er, was für ihn wohl eine gute Alternative zum Held-sein wäre und ihm fiel auf, dass er sich ja tatsächlich noch eine suchen musste.
      "Ich denke, mein Plan B wäre… irgendwas anderes gewesen, bei dem man Menschen rettet. Rettungsdienst… Feuerwehr… oder sowas. Vielleicht mach ich ja doch noch eine Umschulung zum Sanitäter", dachte er laut nach. So schlecht klang die Idee garnicht. Auch, wenn er in beiden Fällen vermutlich deutlich öfter mit offenen Wunden konfrontiert werden würde, als bisher. Aber um Ezras Stichwunde hatte er sich ja schonmal kümmern können, ohne umzukippen oder ähnliches, also konnte man mit genug Adrenalin wohl alles irgendwie über sich bringen. Außerdem mochte er Uniformen. Jobs mit Uniformen waren absolut seins.
      "Hey, da fällt mir noch was ein, wofür du kein Mathe brauchst. Eiskunstläuferin. Ezra bringt dir sicher ein paar Tricks bei", sagte er und sah zu Liz. Außerdem war er dann vielleicht befreit davon, selbst aufs Eis zu müssen.
      "Wenn es dir nicht nur um die Macht geht, sondern die Outfits… dann bist du da schon recht nah an einer Prinzessin dran" Irgendwie hatte er zwar langsam das Gefühl, Liz wollte wirklich bloß die Weltherrschaft übernehmen, aber vielleicht konnten hübsche Kleider ja ihren Durst nach Macht mildern.
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    • Ezra

      "Ich habe neun Jahre auf dich gewartet, da würdest du ja wohl ein hypothetisches Jahr ohne mich aushalten", beschwerte sich Ezra gespielt beleidigt. Er war fast ein bisschen froh, die neun Jahre gewartet zu haben - so konnte er diesen Fakt zumindest immer mal wieder zu seinem Vorteil nutzen, so wie jetzt. "Außerdem wäre es nicht einsam. Man hat ja eine Crew um sich herum."
      "Mom sagt immer, dass es niemand volle 48 Stunden mit dir aushalten würde", merkte Liz in ihrer kindlichen Ehrlichkeit an, ohne zweimal darüber nachzudenken.
      Das schlimme war, dass er darauf nicht mal was entgegnen konnte. Die zwei Male, die er bisher gekidnapped worden war, war er tatsächlich binnen zwei Tagen wieder frei gewesen. Gut, nicht unbedingt, weil seine Kidnapper es so gewollt hatten, aber abgeschwächt wurde das Argument dadurch trotzdem. Andrew war der einzige, der tatsächlich mehr als 48 Stunden am Stück mit ihm verbracht hatte, ohne ihn danach irgendwo auszusetzen. Aber zählte das? Immerhin waren sie aufeinander angewiesen gewesen. Ezra presste kurz die Lippen aufeinander, bevor er wieder zu Andrew sah. "Darling, ich habe gerade beschlossen, dass das Date noch ein bisschen länger dauern wird." Er wusste, dass Ada ihn nur aufzog. Sie hatte ihm das mit den 48 Stunden schon oft genug selbst ins Gesicht gesagt. Aber das änderte ja nichts daran, dass er ihr offiziell das Gegenteil beweisen konnte.
      "Eiskunstläuferin wäre auch cool", sinniere Liz, die das ganze Thema offensichtlich immer noch nicht fallen lassen konnte. "Ezra ist schon mal mit mir gefahren. Aber ohne cooles Kostüm."
      "Du hattest deine Glitzerleggings an", erinnerte Ezra.
      "Es hätte aber auch ein Glitzerrock sein können", quengelte Liz. "Kann ich nicht beides machen? Prinzessin sein und Eiskunstlaufen? Dann kann ich hübsch aussehen und trotzdem jemandem befehlen, Mathe für mich zu machen."
    • Andrew

      Gedanklich betete Andrew Liz gerade an. Sie hatte es geschafft, Ezra, wenn auch auf andere Art als geplant, dazu zu bringen, von sich aus das Date zu verlängern, das mittlerweile sowieso schon alle normalen zeitlichen Grenzen überschritten hatte. Das war alles, was Andrew gewollt hatte. Auch wenn ihm langsam egal wurde, dass er anhänglich wirken könnte. Irgendwie würde er ja am liebsten gleich bei Ezra einziehen. Aber das war nun wirklich etwas zu unrealistisch. Trotzdem konnte er Liz vielleicht ja noch dazu bringen, Ezra andere Challenges aufzuerlegen, die ihm in die Karten spielten.
      "Von der Wette bin ich gern ein Teil", sagte er also amüsiert und etwas selbstzufrieden.
      Liz kam offensichtlich nicht von dem Thema zukünftiger Jobaussichten weg. Sie wusste jedenfalls, was sie wollte. Da hatte Andrew eine Idee, die sie vielleicht final beruhigen würde.
      "Wenn du berühmt wirst, hast du Fans, Liz. Denen kannst du so gut wie alles befehlen. Die machen bestimmt auch Mathe für dich", konterte er und fuhr als nächstes schon in Ezras Einfahrt, also würden sie ja gleich sehen, wie dringend Liz jemanden brauchte, der ihre Mathe Hausaufgaben für sie erledigte. Irgendwann sollten sie ihr vielleicht auch sagen, dass sie als Eiskunstläuferin selten Mathe Hausaufgaben haben würde.
      Er parkte, știeg aus und wartete darauf, dass Ezra die Tür aufschloss. Da vibrierte sein Handy in der Tasche seines Mantels, aber Andrew beschloss, dass, wer auch immer gerade etwas von ihm wollte, durchaus warten konnte, denn er war zu beschäftigt damit, Ezra zu beobachten, wie er neben der kleinen zukünftigen Eiskunstläuferin, Slash Prinzessin stand. Verdammt, lag es an ihm oder machte ihn das alles irgendwie noch attraktiver? Langsam hatte Andrew das Gefühl, ihn schon viel zu viele Minuten lang nicht irgendwie berührt zu haben. Als sie reingingen, ließ er Liz also den Vortritt und als sie sich die Schuhe auszog, zog er Ezra ganz kurz zur Seite und gab ihm einen blitzschnellen Kuss auf die Wange.
      "Ich halte dich auch für 72 Stunden am Stück aus, wetten?", flüsterte er, grinste und wandte sich wieder ab um sich selbst Schuhe und Mantel auszuziehen, und vor allem bevor Liz irgendwelche angeekelten Geräusche von sich geben konnte, die nochmal zum Ausdruck brachten, wie unfair sie es fand, als Prinzessin heiraten zu müssen.
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    • Ezra

      Zum Glück war Ezra mittlerweile darin geübt, zeitgleich Schlüssel, Ranzen und Liz zu jonglieren. Während Liz laut überlegte, ob Fans eine gute Ressource für Matheaufgaben wären und ob Eiskunstläuferin wirklich besser wäre, als Prinzessin, schloss Ezra die Tür auf und ließ sie rein. Er sah kurz zu, wie das Mädchen - immer noch redend - die Schuhe zur Seite klickte, als Andrew ihn zur Seite zog. Ezra konnte nicht anders, als zu lächeln. “Je länger, desto besser, Darling”, antwortete er, bevor er Andrew für einen richtigen Kuss zurück zog. Ob es übertrieben verzweifelt wäre, einfach immer weiter Dates vorzuschlagen, bis sie sich gar nicht mehr trennen würden? Gerade, nachdem sie eben auf Andrews Kollegen gestoßen sind, wollte Ezra ihn eigentlich nicht mehr so schnell gehen lassen. Er wusste selbst nicht ganz, wieso.
      Liz war mittlerweile die Treppe hochgelaufen und hatte zwischendurch den Kater eingesammelt, der bis dahin ruhig auf den Stufen geschlafen hatte und nun ein bisschen so aussah, als ob er nicht ganz wusste, was passierte. Sie hatten wirklich Glück, dass der Kater so entspannt war - bei jeder anderen Katze hätte Liz definitiv mehr Kratzer abbekommen, als sie zählen konnte. So hing der Kater in ihren Armen, wie ein Schluck Wasser in der Kurve und maunzte kurz kläglich, während Liz am Treppenabsatz auf sie wartete.
      “Ich hoffe, du hast nichts gegen Katzenhaare”, merkte Ezra an, bevor er Andrew mit sich zog. Der Kater war selten in seiner Wohnung, meistens nur, wenn Liz ihn mitschleppte, oder wenn er sich vor ihr versteckte, aber es reichte, um danach nochmal zu Staubsaugen.
      Ezra stieß seine Wohnungstür auf und folgte Liz ins Wohnzimmer. Routiniert ließ sie sich auf den Sessel fallen, während Ezra ihre Tasche neben ihr abstellte. So war es meistens - Hausaufgaben machen, während Ada kochte, damit sie sich danach nicht damit herumschlagen musste.
      “Möchtest du direkt mit Mathe anfangen?”, fragte Ezra.
      “Eigentlich möchte ich gar nicht anfangen”, merkte Liz an, während sie den Kater auf ihrem Schoß streichelte. Dann seufzte sie und lehnte sich zu ihrer Tasche, um ihre Hausaufgaben aus dem Papierchaos zu ziehen, dass sich darin angesammelt hatte.
      “Ich hab es mal mit Gummibärchen probiert. Wenn du andere Methoden hast, um Mathe zu lernen, kannst du jetzt glänzen.” Ezra sah mit einem kleinen Lachen zu Andrew.
    • Andrew

      Je länger, desto besser. Gut, vielleicht war ein spontaner Einzug doch nicht so abwegig? Auch, wenn er sich bei diesem Gedanken selbst nicht ganz ernst nahm, sah Andrew sich heute doch nochmal etwas genauer im Haus um, als er die Treppen hinauf ging und Ezra die Wohnung aufschloss. Ihr Einrichtungsstil unterschied sich irgendwie gewaltig, aber Andrew hing absolut nicht an seinen Möbeln. Die Hälfte war ja schon da gewesen, als er eingezogen war und irgendwie hatte er sich an das alte Holz und die dunkle Küche gewöhnt und war bei weiteren Einkäufen im Stil geblieben. Bei Ezra dagegen war es irgendwie kuschelig und hell und lockte Andrew, sich einfach auf dem Sofa schlafen zu legen, aber die Idee wurde ihm gleich wieder ausgeschlagen. Mathe Hausaufgaben und er?
      Andrew setzte sich neben Ezra und sah zu, wie Liz ihre Hefte aufschlug und die Aufgaben präsentierte. Mhm, wie er es sich gedacht hatte. Rechnen im Zehner Bereich. Gummibärchen klangen zwar gut, aber Andrew konnte sich vorstellen, dass die schneller weg waren als die Hausaufgaben erledigt.
      "Meine Methode ist der Taschenrechner", murmelte er und überlegte dann kurz. "Man sollte Lernen doch mit Bewegung kombinieren", gab er dann kurz oberschlau von sich, weil ihm das als Kind von seinem Vater eingetrichtert wurde. Aber es hatte ja etwas gebracht. Allerdings sollten sie vielleicht mal diese Hausaufgaben hinter sich bringen bevor sie einen Lernmarathon mit Liz veranstalteten.
      "Ich denke, die Gummibärchen sind keine so schlechte Idee. Sonst gibt es ja immer noch die old-school Variante, mit Stiften zu rechnen" Die würden vielleicht weniger schnell weggefuttert werden.
      Andrew betrachtete kurz die erste Seite und meinte dann lächelnd zu Liz: "Aber, 20 minus 10 kriegst du auch so hin. Du musst dir nur die Null wegdenken und hast die leichteste Aufgabe überhaupt"
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