The Hero and the Thief [Nao & Stiftchen]

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Ezra

      Es war vollkommen sinnlos, sich zurückzuhalten, er hätte es nicht mal gekonnt, wenn er es versucht hätte. Dafür war das alles hier viel zu heiß. Ezra dachte nicht mehr nach, er reagierte nur noch. Jede von Andrews Bewegungen fühlte sich zu gut an, so, als würde jeder einzelne Nerv in seinem Körper in Flammen stehen. Zu merken, dass er selbst den Rhythmus verlor, war irritierend attraktiv. Andrews raue Stimme und die Küsse auf seiner Haut gaben ihm den Rest. Ezra zischte ein kurzes "Oh Fuck", bevor er Andrews Namen stöhnte, als er kam.
      Ezra brauchte ein paar Sekunden, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Er strich mit seinen Fingern weiter über Andrews Rücken, bevor er ihn wieder für einen Kuss zu sich zog. "Das war unglaublich, Darling", hauchte er, immer noch vollkommen außer Atem, während er über Andrews Wange strich und dann einen zweiten Kuss auf seine Lippen drückte. "Dafür hat sich das Warten auf jeden Fall gelohnt." Wenn er dazu noch genug Luft gehabt hätte, hätte er fast über sich selbst lachen können. Sein Herz schlug immer noch viel zu schnell. Irgendwie konnte er immer noch nicht ganz fassen, was gerade passiert war. Er war vollkommen fertig, absolut mit sich und der Welt zufrieden und konnte nicht anders, als zu Lächeln, als er sanft mit seinen Fingern durch Andrews absolut ruinierte Frisur fuhr. Er sah unverschämt gut aus.
      Einen Moment verharrte Ezra einfach so, den Kopf immer noch wundervoll leer, während er darauf wartete, dass sich seine Atmung langsam wieder normalisierte, dann sah er wieder zu Andrew. "Duschen und dann schlafen?", schlug er vor. Jetzt, wo er langsam von seinem High runter kam, hatte er das Gefühl, kaum noch die Augen offen halten zu können. Der Gedanke, sich an Andrew zu kuscheln und zu schlafen wirkte absolut traumhaft. Er hoffte nur, dass seine Dusche groß genug für zwei Leute war - zum einen wollte er Andrew gerade nicht mehr von der Seite weichen, zum anderen war er sich wirklich unsicher, ob seine Beine noch so funktionierten, wie sie sollten.
    • Andrew

      „Mein Name klang noch nie so heiß, weißt du das?“, sagte er einige Sekunden nachdem Ezra sich wieder entspannte und lachte leicht erschöpft. Irgendwie konnte Andrew sein Glück nicht fassen, dass sie das jederzeit wiederholen konnten. Naja, gut, wenn Ezra eine angemessene Pause hatte. Er ließ sich in einen Kuss ziehen und sich dann von Ezras Lächeln ansteckten, als er durch seine Haare fuhr. Er musste absolut zerstört aussehen. Ezra dagegen gab einen wahnsinns Anblick ab, den er versuchte, in sein Gehirn einzubrennen.
      „Duschen und dann schlafen“, stimmte er zu, brachte es aber gerade nicht über sich, aufzustehen. Er hob sich über Ezras Bein und ließ sich neben ihm ins Bett fallen, entfernte sein Kondom, das er fast vergessen hatte und nach einem Moment griff er erneut nach dem Nachttisch, auf dem ein Taschentuch-Spender stand, absolut unauffällig. Andrew zupfte eines heraus und strich damit über Ezras Körper. Er stemmte den Kopf in seine Hand und sah ihn eine Weile nur an. Er hatte den verdammten Jackpot gewonnen. Dass Sex noch so viel besser sein konnte, wenn man… richtige, absolut überwältigende Gefühle für die Person hatte. Es machte Sinn. Andrew hatte nur begonnen, daran zu zweifeln, dass er das jemals erlebte.
      „Du bist wirklich… wundervoll. Auf jede einzelne Art und Weise“, flüsterte er und küsste noch ein paar Mal über Ezras Brust, bevor er sich erhob und vom Bett herunter rutschte, den Blonden mit sich ziehend.
      Sie hatten Glück, dass die Wohnung zwar ein Altbau war, aber einige Renovierungen hinter sich hatte und eine tolle, große Dusche mit Glaswand bieten konnte, in der genug Platz für sie beide war. Er machte das Wasser an, testete die Wärme mit der Hand und schob Ezra dann in einem Mal darunter. Er lachte, bevor er sich zu ihm gesellte und ihn küsste, während das Wasser über ihre Gesichter lief.
      And when you die, the only kingdom you'll see
      Is two foot wide and six foot deep


    • Ezra

      Ezra stieß ein leichtes Summen aus, als Andrew sich um ihn kümmerte und anschließend wieder Küsse auf seiner Brust verteilte. Diese kleinen Komplimente aus seinem Mund zu hören war wie ein Rausch. Das alles war einfach unbeschreiblich schön und zu wissen, dass das erst das erste offizielle Date war, machte ihn irgendwie ein bisschen fertig. Wie in alles in der Welt sollten sie diesen Abend noch toppen können? Alles war einfach absolut perfekt gewesen!
      Er seufzte leise auf, als Andrew ihn mit sich auf die Beine zog und folgte ihm ins Bad. Zum Glück war die Dusche groß genug für sie beide, wie Ezra feststellen durfte, als Andrew ihn großzügig vorschickte. Das Wasser war furchtbar angenehm auf seiner Haut und der Kuss rundete das ganze Erlebnis ab.
      "Das ist mit Abstand das beste Date, das ich je hatte", merkte Ezra mit einem kleinen Lächeln und einem verträumten Blick an, während er nach Andrews Shampoo griff, es kurz zwischen seinen Händen verteilte und dann durch Andrews Haare fuhr. Hoffentlich hing er nicht zu sehr an seiner Frisur, irgendwie fühlte es sich nämlich verdammt nett an, mit seinen Haaren zu spielen. Andrew würde sich einfach daran gewöhnen müssen, nicht immer perfekt gestyled auszusehen.
      "Du bist absolut perfekt, hab ich das schon erwähnt?" Ezra grinste, bevor er wieder einen Kuss auf Andrews Hals platzierte. "Ich kann immer noch nicht so richtig glauben, dass das alles hier real ist", gab er dann mit einem kleinen Lachen zu. Es war wirklich fast schon zu perfekt. Alleine der Gedanke, dass er das alles hier haben konnte, wann er wollte, ohne sich den Kopf darüber zerbrechen zu müssen, ob sie zu schnell waren, oder ob er Andrew irgendwie missverstehen würde war...seltsam. "Wenn dich das nächste mal jemand fragt, was du an dir selbst am attraktivsten findest, kannst du deine Stimme hinzufügen. Nachdem du ihm gesagt hast, dass du vergeben bist, natürlich."
    • Andrew

      Andrew neigte den Kopf etwas, als Ezra seinen Hals küsste, und fuhr mit seiner Hand über seinen Nacken aufwärts in seine Haare. „Es ist real, Ezra, keine Sorge“, raunte er zurück, während er seine Lippen an seiner Haut genoss und Minute für Minute selbst immer mehr realisierte, dass er sich das alles nicht einbildete. Und für einen Traum war es doch äußerst lebensecht gewesen.
      Er musste leicht lachen, als Ezra seine Stimme als attraktiv bezeichnete. „Gut zu wissen“, murmelte er ihm ins Ohr. Dann nahm er sich ein wenig Duschgel aus einem Spender und fuhr Ezra damit über die Schultern, die Arme und den Oberkörper, als würde er ihn eher mit Massageöl einreiben. Und irgendwie kam ihm da schon eine gute Idee für einen anderen Tag.
      „Aber dann musst du deine Gesichtsausdrücke auf deine eigene Liste schreiben. Ich glaube, das ist meine neue Lieblingssache an dir. Wenn du aussiehst, als hättest du den absoluten Kontrollverlust“, schmunzelte er und massierte seinen Rücken. Oh ja, mit einem Biss auf seine Unterlippe konnte Ezra ihn in Zukunft ganz schön manipulieren. Und diesen hübschen Augen… Beim nächsten Mal würde Andrew sie schon dazu bringen, in seinen Kopf zurück zu rollen. Beim nächsten Mal. Diese Worte jagden ihm sofort einen Schauer über den Rücken.
      „Wenn ich‘s mir so überlege… erzähl das lieber keinem. Der Anblick ist ab heute für mich reserviert“, korrigierte er sich und drückte Ezra einen Kuss auf. „Mir fallen jetzt schon so viele Dinge ein, die ich noch mit dir machen will“, murmelte er, bevor er begann, das Shampoo aus seinen Haaren zu waschen. Gerade erschien es ihm garnicht mehr so schlimm, dass er die nächsten Tage nicht arbeiten gehen musste. So hatte er genug Zeit, für Dinge, die ihn momentan weitaus mehr reizten. Andrew war gerade zwar todmüde, aber er würde sich gleich noch zwingen, möglichst lange wach zu bleiben und Ezra zu küssen, bis sie beide zu erschöpft waren, um sich noch ansatzweise zu bewegen. Das war definitiv ein Punkt auf seiner Liste der Dinge, die er mit Ezra tun wollte, die er sich im Kopf gerade zusammenstellte.
      And when you die, the only kingdom you'll see
      Is two foot wide and six foot deep


    • Ezra

      Zum Glück war das hier alles real. Wenn es das nicht wäre, würde Ezra mit seinem Leben gar nicht mehr klarkommen. Vor allem jetzt, wo er das Gefühl hatte, unter Andrews Fingern zu schmelzen. Er revanchierte sich mit Duschgel und kreisenden Bewegungen auf Andrews Haut. Ein Grinsen erschien auf seinen Lippen, als Andrew seine Gesichtsausdrücke erwähnte und erwiderte den folgenden Kuss nur allzu gerne, ohne sich zurück zu halten. Das Kompliment hatte ihm vorher noch niemand gemacht. Vielleicht sollte er in Zukunft mal testen, wie weit er mit einem gekonnten Schmoll-Blick bei ihm kommen würde. Obwohl Andrew offenbar schon seine ganz eigenen Pläne schmiedete.
      "Oh?", fragte Ezra lächelnd. "Möchtest du deine Pläne mit mir teilen, oder überraschst du mich?" Er drückte einen Kuss auf Andrews Schulter, bevor er sich das Duschgel vom Körper spülte und an Andrew vorbeigriff, um das Wasser abzustellen. Er hatte absolut nichts dagegen, zukünftig mehr Zeit mit ihm unter der Dusche zu verbringen, aber jetzt gerade merkte er wirklich, dass er schlafen musste.
      Er stieg mit Andrew aus der Dusche und ließ sich von ihm ein Handtuch reichen. Hoffentlich hatte er nichts gegen ein bisschen Wasser auf den Kopfkissen - Ezra war definitiv zu fertig, um sich noch zu föhnen. "Ist es verrückt, dass ich unser nächstes Date schon gar nicht erwarten kann?", fragte er mit einem leichten Lachen in der Stimme, während er eine Hand ausstreckte und ein kleines Herzchen auf den beschlagenen Badezimmerspiegel malte. "Steckt das auch schon in deinen Zukunftsplänen? Unser nächstes Date?" Er warf Andrew einen kleinen, neckenden Seitenblick zu, obwohl er sich durchaus bewusst war, das er langsam an der Reihe war, sich etwas zu überlegen. Andrew war so verdammt aufmerksam, dass er selbst auch nicht weniger, als das Beste verdient hatte. Ezra küsste ihn erneut, bevor er sich die Haare zumindest etwas trocken rieb und das Bad verließ, um sich zumindest Unterwäsche aus der Tasche zu holen, die er irgendwo neben der Haustüre fallen gelassen hatte.
    • Andrew

      Andrew schnappte sich sein Handtuch von einem Haken und reichte Ezra ein anderes, dann trocknete er sich ab und versuchte seine Haare ein wenig trocken zu rubbeln. „Oh und wie. Dates sind nach heute definitiv die oberste Priorität und in jedem Zukunftsplan enthalten“, lachte er und betrachtete ganz ohne Zurückhaltung Ezras Hintern, als er aus dem Badezimmer lief. Daran konnte er sich schnell gewöhnen.
      Andrew wickelte sich das Handtuch um die Hüfte und ließ sich Zeit, bis der Spiegel etwas klarer wurde, um sich Hautcreme und Conditioner aufzutragen, wie er es im Ausland viel zu sehr vernachlässigt hatte, und putzte sich die Zähne. Zahnseide und Mundspülung würden ab heute auch nicht mehr zu kurz kommen, nachdem er den größten Stress seines Lebens nun hoffentlich hinter sich hatte und wieder auf die kleinen Dinge achten konnten. Er zupfte sich noch ein verirrtes Haar seiner Augenbrauen, bevor er zurück ins Zimmer kam und das Handtuch mit einer Boxershorts tauschte, die eigentlich seinen ganzen Pyjama darstellte, wenn er zuhause war. Das Set aus Seide, das Ezra von ihm kannte, war jedenfalls eine Reise-Eigenheit.
      Er legte sich endlich zu Ezra ins Bett, nachdem er sein Handy an ein Ladekabel angesteckt hatte und die verstreuten Kleidungsstücke auf einen Haufen zusammengetragen hatte. Die Bettdecke war für ihn beinahe zu viel, da ihm noch immer recht warm war. Eine Wärme, die irgendwie von innen ausstrahlte und vielleicht auch einfach von Ezras Anwesenheit ausgelöst wurde.
      Er lächelte, als sein Kopf aufs Kissen viel und er zu Ezra gedreht den besten Anblick hatte, den er sich wünschen konnte. Kurzum rutschte er noch ein gutes Stück an ihn heran und legte einen Arm um ihn, dann küsste er ihn sanft.
      „Ich will nicht, dass dieses Date endet. Vielleicht sollten wir morgen Früh einfach gleich ins nächste übergehen“, murmelte er und merkte schon im Reden, dass er immer müder wurde. Vielleicht war er irgendwie aufdringlich. Aber darüber konnte er gerade nicht nachdenken.
      „Dann mach ich dir Frühstück… English Breakfast“ Die letzten zwei Worte betonte er überzogen. „Schwarztee mit Milch… und Toast mit Butter kann ich dir anbieten“, flüsterte er und strich Ezra einige nasse Haare hinters Ohr. „Oder ein paar Kekse“, schmunzelte er, denn die hatte Ezra schließlich sich selbst zu verdanken.
      And when you die, the only kingdom you'll see
      Is two foot wide and six foot deep


      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Nao.nline ()

    • Ezra

      Andrew brauchte deutlich mehr Zeit im Bad, als Ezra. Was eventuell daran liegen könnte, dass Ezras abendliche Routine meist darauf bestand, sich die Zähne zu putzen, bevor er ins Bett kippte. Andrew war eindeutig mehr mit seiner Gesichtspflege beschäftigt, worüber er sich nicht beschweren wollte. Immerhin war Ezra selbst ja derjenige, der die ganze Zeit Andrews hübsches Gesicht anschauen durfte.
      In der Zwischenzeit zog sich Ezra Boxerhorts und ein Shirt über, schnappte sich sein Handy und legte sich auf Andrews Bett. Wenn er sich ohne irgendeine Beschäftigung hinlegen würde, würde er wahrscheinlich direkt einschlafen und das wollte er auf jeden Fall vermeiden. Er warf einen kleinen Blick auf Adas letzte Nachricht, die ihm zur offensichtlichen Übernachtung gratulierte - er ersparte sich eine Antwort - und scrollte sich dann durch ein paar Social Media Apps, ohne die Posts so richtig wahrzunehmen.
      Er legte das Handy wieder beiseite, als Andrew sich zu ihm legte und kuschelte sich sofort an ihn. Andrews Wunsch ließ seine Mundwinkel kurz nach oben zucken. Natürlich ging es wieder ums Essen. Wenigstens musste er sich auf dieser Ebene offenbar keine großen Sorgen darum machen, Andrew irgendwie bei Laune zu halten - Restaurants würden immer funktionieren. "Naja, es muss ja noch nicht so schnell enden", antwortete er, während er nach Andrews Hand griff, bevor er sie wieder zurückziehen konnte und einen Kuss auf seine Pulsadern drückte. "Frühstück klingt wundervoll. Du bist wundervoll." Er lächelte Andrew entgegen, während er sich etwas enger an ihn kuschelte. Er war dermaßen müde, dass er praktisch spüren konnte, wie er einschlief. Er küsste Andrews Halsbeuge und murmelte ein kleines "Ich liebe dich", während er über Andrews Oberarm strich. Er hatte ein wundervolles Date gehabt, war frisch geduscht, lag neben dem bezauberndsten Mann, den er kannte und sie planten schon ihren nächsten Morgen. Besser ging es doch gar nicht mehr, oder?
    • Andrew

      So eng umschlungen und nachdem er seine Worte hörte, hatte Andrew endlich das Gefühl, Ezra nahe genug zu sein. Es war ihm unverständlich, wie Ezra ihn derartig anhimmelte und jahrelang nichts gesagt hatte. Die Worte trafen ihn jedesmal wie aus dem Nichts. Noch dazu kannte er Andrew nun besser als jede andere Person in seinem Leben und beschrieb ihn dennoch als perfekt, als wundervoll. Davon fühlte er sich weit entfernt und absolut gesegnet mit diesem Mann, dessen Augen ihn so sahen.
      Zwei Sekunden später wurde die wohlige Wärme, die durch seinen Körper wanderte, erstarrt. Ich liebe dich. Ich liebe dich? Andrew war gewillt, seinen Kopf zu heben und Ezra anzustarren, weil er das Gefühl hatte, sich verhört haben zu müssen. Doch wenn er ihn verstanden hatte, konnte er ihm gerade auch nicht in die Augen sehen.
      „Du liebst mich…?“, hauchte er ins Nichts, denn er sah über Ezras Kopf hinweg gegen die geziegelte Zimmerwand. Er bekam keine Antwort. Es war still, nur Ezras gleichmäßiger Atem war zu hören und Andrews Arm hob und senkte sich leicht im selben Rhythmus, in dem Ezras Körper sich bewegte.
      Das war ein entsprechend schlechter Zeitpunkt für ihn, um einfach wegzunicken. Andrew starrte weiterhin an die Wand. Sie waren seit gerade mal etwa 48 Stunden zusammen und Ezra sagte ihm, dass er ihn liebte, am Abend ihres ersten Dates? Gut, Zeitlinien waren bei ihnen definitiv keine Anhaltspunkte mehr. Hier stimmte garnichts, wenn man nach gesellschaftlichen Konventionen ging, aber… dennoch war Andrew kurzzeitig überfordert. Ganz genau wie bei ihrem Gespräch über Kinder, das ihn aus dem Nichts getroffen hatte. Er hatte eben nicht darüber nachgedacht. Zwei oder drei Wochen waren keine lange Zeit, um über alle möglichen Szenarien nachzudenken, wenn man noch enorm verwirrt von seinen Gefühlen der Anziehung war. Jetzt musste er ziemlich schnell herausfinden, ob diese Anziehung Liebe war. Ezra hatte irgendwie… sehr viel mehr Zeit dafür gehabt. Oder sagte er so etwas einfach aus einer Launa heraus? Ehrlich gesagt konnte er ihn nicht gut genug dafür einschätzen. Er würde so etwas doch nicht sagen, wenn er es nicht meinte, oder?
      Andrew begann nachdenklich sanft über Ezras Rücken zu streichen. Wenn er sich an die schiere Panik erinnerte, die seinen Körper durchwallt hatte, als er Ezras Schreie aus dem Nebenzimmer in Russland gehört hatte, oder die plötzlich Kraft, die ihn befallen konnte, wenn er Ezra aus irgendeiner Situation retten musste. Oder das Verlangen, ihm sein Leid abzunehmen, wenn er im Flugzeug Angst hatte. Das Gefühl, ihn ständig berühren und in Sicherheit wissen zu müssen und egal was er sagte oder tat, das Wissen, dass sich dieses Gefühl nicht ändern würde. Er liebte ihn. Er liebte Ezra und er hatte es bis eben nicht gewusst, obwohl es so eindeutig war. Fuck.
      „Ich liebe dich auch“, flüsterte er, wenn auch mehr zu sich selbst, bevor er die Augen schloss und sich endlich in die Müdigkeit fallen ließ, die ihn übermannte.

      Sieben Uhr, Zeit aufzustehen. Sein Körper funktionierte ganz von selbst wie eine Uhr nach all den Jahren. So gerne er auch weiter über und unter Ezra liegen wollte, Gliedmaßen quer im Bett verteilt, konnte er sich im Halbschlaf noch erinnern, dass er Frühstück machen wollte. Auch wenn er langsam lernte, dass man von Ezra vor neun Uhr keine offenen Augen erwarten konnte. Dennoch quälte er sich aus der merkwürdigen Stellung bestmöglich heraus, ohne ihn zu wecken. Anscheinend hatte er ihn doch nicht geheilt und Andrew schlief weiterhin wie ein Seestern mit unvorhersehbaren nächtlichen Bewegungsschüben.
      Er trottete in die Küche und nahm sich erst ein Glas Wasser und setzte sich. Wenn er jetzt Frühstück machte, konnte er es vermutlich zwei Stunden lang stehen lassen. Aber wenn er mal wach war, schlief er auch nicht mehr ein. Hm.
      Sein Blick wanderte zurück zum Bett und über Ezra, der immernoch ausgeknockt war. Schlagartig erinnerte Andrew sich an ihre letzten Worte bevor sie beide eingeschlafen waren und fiel beinahe vom Barhocker. Jegliche Normalität schien plötzlich wieder zu schwinden. Er war natürlich davon ausgegangen, dass ihre Beziehung eine Weile halten würde. Ehrlich gesagt… hoffentlich nicht nur für eine Weile. Aber das erste Liebesgeständnis kam doch normalerweise eher so… nach einigen Wochen, nicht?
      Irgendwie hatte Andrew auf einmal das Gefühl, dass die Sache mit den Kindern eine schnellere Klärung erforderte, wenn sie in dem Tempo weitermachten. Nur, wie zum Teufel wurde man sich über so etwas klar, wenn man sein ganzes Leben nicht damit gerechnet hatte und Kindern mit einer kleinen falschen Entscheidung deren ganzes Leben ruinieren konnte? Er mochte seine Ruhe, die Tatsache, nur sein eigenes Leben ruinieren zu können. Aber… mit Ezra konnte er sich sowieso von beidem verabschieden. Das machte ihm auch erstaunlich wenig aus.
      Er schlich nun doch wieder zurück zum Bett und legte sich ganz vorsichtig hinein. Er zog die Decke wieder über sich und betrachtete Ezra. Er brauchte keine Ruhe, sein kleines Chaos war besser. Und wenn Verantwortung bedeutete, ihn auch vor dem Tod zu beschützen, dann war es eben so. Hoffentlich wurde das allerdings nicht zur Normalität.
      Aber Kinder? Bestimmt war Ezra wundervoll mit ihnen. Andrew konnte sich den Blonden beim Fußballspielen mit einem Haufen Kindern im Park vorstellen. Oder im Garten eines hübschen Hauses. Er konnte sich auch vorstellen, wie er ihnen absolut unpassende Klamotten anzog, weil er zu verpeilt und die Hälfte der Socken im Haus verteilt waren. Andrew schmunzelte. Oder wenn eines ihrer Kinder hinfiel und weinte und er es tröstete. Oder sich eine Rede überlegte für den ersten Liebeskummer.
      Moment. Ihrer Kinder? Schon der Klang in seinem Kopf wich langsam von befremdlich zu einer realistischen Option, wenn er sich nur vor seinem geistigen Auge vorstellte, wie Ezra mit diesen Kindern umgehen würde. Und er selbst…? Er würde sich vermutlich panisch im Supermarkt Rezepte überlegen, die alle Nährstoffe beinhalteten. Und er würde sich als Prinzessin oder Superheld verkleiden lassen, weil er zu einem Kind nie Nein sagen könnte. Oh Mann, das konnten sie vermutlich beide nicht. Diese Kinder würden verdammt verzogen werden.
      Er beugte sich etwas über Ezra und runzelte die Stirn. „Unsere Kinder wären verdammt verzogen“, flüsterte er ganz leise. Vielleicht konnte er dadurch ja seine Träume beeinflussen und Ezra dachte selbst nochmal darüber nach, wie sehr er welche wollte.
      And when you die, the only kingdom you'll see
      Is two foot wide and six foot deep


      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Nao.nline ()

    • Ezra

      Ezra träumte. Was ungewöhnlich war. Es war einer dieser Träume, die einfach nur aus unzusammenhängenden Szenen zu stehen beschien, die ohne roten Faden ineinander übergingen. Er sah Andrew und sich selbst, glücklich zusammen auf einem Date in irgendeinem Restaurant, bevor die Szene zu seiner Kindheit wechselte, mit seinen Geschwistern in dem Haus, in dem sie zusammen aufgewachsen sind. Am Ende wechselte die Szene zurück zum Louvre. Dunkle Gänge, schräge Schatten. Ezra hatte keine Ahnung, wo er war. Jeder Gang sah gleich aus. Er rannte, wusste aber nicht genau, wieso. Atemlos bog er um eine Ecke und rannte geradewegs in Nadia, die eine Pistole auf ihn gerichtet hatte. Sie lächelte kurz, dann zog sie den Abzug.

      Blinzelnd schlug Ezra die Augen auf. Für einen Moment hing er noch in einem Traum, an den er sich nicht mehr sonderlich gut erinnern konnte. Er wusste nur, dass er nicht wirklich gut gewesen war. Er hatte immer noch ein leicht gestresstes Gefühl, während er seinen eigenen Herzschlag hören konnte. Es half nicht, dass er ein paar Sekunden brauchte, um sich zu orientieren, während er sich beinahe automatisch an Andrew neben ihn kuschelte.
      Andrew. Richtig. Er war bei ihm. Sie hatten gestern einen fantastischen Abend gehabt und waren todmüde in Andrews Bett gefallen, auch, wenn Ezra sich nicht mehr ganz daran erinnern konnte, wie er vom Bad hierher gekommen war. Er wusste nur noch, wie verdammt müde er gewesen war, alle anderen Details waren ein bisschen verschwommen. Was nichts daran änderte, dass er nicht darauf warten konnte, den Abend zu wiederholen.
      “Morgen”, nuschelte er verschlafen, während er Andrews Wange küsste und anschließend seinen Kopf gegen seine Schulter lehnte, unwillens, aufzustehen. Nicht, wenn es gerade so unglaublich gemütlich war. Früher oder später würde er aufstehen müssen, wenn er Andrews Gastfreundschaft nicht überstrapazieren wollte, aber nach Gestern war er sich ziemlich sicher, dass er in dieser Hinsicht einen ziemlich großen Spielraum hatte. Hinsichtlich ihrer Vorgeschichte war es absolut verrückt, aber er fühlte sich unglaublich sicher, wenn er in Andrews Nähe war. Ein Gefühl, das er schon lange nicht mehr gehabt hatte. Obwohl er auch schon lange nicht mehr zwei mal von jemandem gerettet worden war - von den ganzen anderen Momenten, in denen Andrew ihm schützend zur Seite gestanden hatte, vollkommen abgesehen.
      “Bist du schon lange wach?”, fragte er, während er einen Arm um Andrews Taille legte und die Augen geschlossen hielt. “Warte.” Er schlug die Augen wieder auf und sah zu Andrew hoch. “Blöde Frage. Du stehst gefühlt ja eh noch vor der Sonne auf.” Er grinste kurz, bevor er ein wenig nach oben rutschte und einen Kuss auf Andrews Sommersprossen drückte. "Hast du gut geschlafen?", fragte er stattdessen, während er seinen Kopf wieder auf Andrews Schulter sinken ließ, teils, weil er die Nähe zu ihm genoss, teils, um ihn am Aufstehen zu hindern. Nicht, dass Andrew sich am Ende noch einbilden würde, direkt aufstehen zu können, nur, weil er wach war.
    • Andrew

      Andrew war bereits im Doomscrolling an seinem Handy gefangen gewesen, als Ezra letztendlich doch noch beschloss aufzuwachen und er wieder die Nähe genießen konnte, die er vermieden hatte, um ihn nicht aufzuwecken. Sofort ließ er das Handy neben sich liegen. "Morgen", sagte er und lächelte, als er den Kuss auf seiner Wange spürte. Dafür lohnte es sich doch, sich der ewigen Langeweile hinzugeben und unter ihren unterschiedlichen Schlafrhythmen zu leiden. Solange er dafür sehen konnte, wie Ezra sich den Schlaf aus den Augen blinzelte und sich an ihn drückte, als hätten sie die letzten 60 Jahre im selben Bett verbracht.
      "Ich hab super geschlafen. Kurz, aber super. Gibt doch nichts besseres als Sport vorm Schlafen gehen", antwortete er und ließ seine Hand durch Ezras Haare streichen. "Du hoffentlich auch, nachdem du circa 30 Stunden ausgeknockt warst", fügte er dann noch hinzu, denn er konnte Ezra einfach nicht nicht verarschen, seit er wusste, dass er einem Murmeltier ähnelte. Er grinste leicht in sich hinein. Sie waren wohl irgendwie zwei einander gegenüberliegende Extreme.
      "Ich seh auch schon deine Taktik…", sprach er weiter. "Du fängst deine Beute, indem du sie mit deinem Körpergewicht niederdrückst und nie wieder aufstehen lässt, bis sie mit dir verschmilzt" Er lachte und zwang Ezra damit seinen Kopf zu heben. Zusätzlich nahm er sein Gesicht in beide Hände und sah ihn an. "Aber gegen Verschmelzen hab ich nichts", sagte er lächelnd, hob den Kopf leicht und gab ihm einen Kuss. Dann ließ er sich wieder zurück ins Kissen fallen. "Wenn du später nichts vorhast, dann trag ich Verschmelzen in meinen Terminplan ein, ich hab nämlich frei"
      Frei war vielleicht etwas optimistisch ausgedrückt, aber arbeitslos klang nicht sonderlich gut, wenn man dann tatsächlich auch nichts anderes vorhatte, als mit dem Mann den man liebte und seinem Bett eine Symbiose einzugehen. Andrew hatte für heute wirklich keine Pläne, aber er wusste, dass er Ezra möglichst lange davon ablenken musste, dass er ein eigenes Leben und Haus hatte. Er hatte mittlerweile auch akzeptiert, sich wie eine Klette zu fühlen. Die getrennte Nacht vorgestern gefolgt von gestern Nacht hatte zumindest nicht ihren Zweck erfüllt, ihn daran zu gewöhnen, von Ezra getrennt zu sein. Nein, jetzt wollte er ihm am liebsten noch näher sein, als vorher, aber nicht aus der Angst, das ihm etwas passierte. Er wollte ganz einfach seine Stimme hören, seine Haare zwischen den Fingern rollen und seine Haut mit seinen Lippen abtasten, jeden Zentimeter, den er erreichen konnte. Laut aussprechen würde er das jedenfalls nicht. Schritt Eins war also, Ezra so sehr zu verwirren, dass er jedes Gefühl für Ort und Zeit verlor und für immer bei ihm blieb. Gruselig hin oder her, das war der heutige Tagesplan.
      "Wie wär's mit Frühstück, einer Dusche und einem Spaziergang? In welcher Reihenfolge auch immer. Der einzige Haken ist, dass ich dir nicht von der Seite weiche", schlug er vor.
      And when you die, the only kingdom you'll see
      Is two foot wide and six foot deep


    • Ezra

      Andrews Finger in seinen Haaren war ein Gefühl, dass er so schnell nicht mehr vergessen wollte. Wenn Andrew nicht angefangen hätte zu reden, hätte Ezra fast wieder einschlafen können. Er musste kurz auflachen, als Andrew ihre nächtlichen Aktivitäten als 'Sport' bezeichnete, nickte allerdings zustimmend. "Wenn du mich dermaßen fertig machst, musst du damit rechnen, dass ich circa 30 Stunden Schlaf brauche. Die Schuld liegt da nicht bei mir." Er musste erneut auflachen, als Andrew seine Taktik so wundervoll beschrieb und ließ sich protestlos in den folgenden Kuss hineinziehen. Daran könnte er sich auf jeden Fall gewöhnen.
      "Mhm. Ich glaube, ich hab gestern gemerkt, dass du nichts gegen das Verschmelzen hast. Verschmelzen klingt super", antwortete er mit einem kleinen Grinsen, während er Andrews Seite entlang strich. Es fühlte sich seltsam befreiend an, wieder ungeniert flirten zu können, vor allem in dem Wissen, dass Andrew nichts dagegen hatte und gerne Zeit mit ihm verbrachte. Ezra drückte ihm einen weiteren Kuss auf die Lippen, bevor er sich leicht aufstützte, um in Andrews Augen sehen zu können. "Du weißt schon, dass ein Haken normalerweise eine schlechte Sache ist, oder?", fragte er mit einem kleinen Lachen, während er Andrew eine verirrte Strähne aus dem Gesicht strich. "Ich nehme gerne jede einzelne freie Sekunde in deinem Terminplan in Beschlag, so lange ich dir dabei nicht auf die Nerven gehe." Es war im Grunde genau das, was er immer schon getan hatte - alles nehmen, was Andrew ihm anbot und nicht nach mehr fragen.
      "Frühstück, Dusche, Spaziergang klingt nach einer guten Reihenfolge. Können wir vielleicht ein 'nur noch fünf Minuten' vor dem Frühstück einbauen?", stimmte er schließlich zu, immer noch nicht ganz gewillt, Andrew einfach aufstehen zu lassen. Er war ihm gerne nah. Jede Umarmung und jedes Kuscheln fühlte sich zu schön an, um wahr zu sein. Jeder Kuss verdrehte ihm aufs neue den Kopf. "Ich glaube, in dem Viertel hier war ich noch nie. Gibt es hier irgendwas interessantes, außer dir?" Er presste einen Kuss auf Andrews Unterkiefer. Etwas interessanteres, als ihn konnte er sich hier zumindest nicht vorstellen, aber vielleicht würde ihr Spaziergang sie ja zufällig an einem Restaurant vorbeibringen, oder etwas ähnliches. War es irgendwie schräg, wenn das erste Date nahtlos in das zweite übergehen würde? Oder würde sich das alles schon zu sehr so anfühlen, als ob sie einfach zusammen wohnen und ihren Tag planen würden? Galten solche Regeln bei ihnen überhaupt noch irgendwie?
    • Andrew

      Andrew war sich beinahe sicher, dass es sich nicht um 'nur-noch-5' Minuten handeln würde, denn sie waren sowieso beide keine großen Frühstück-Liebhaber und auch wenn es ihn langsam im ganzen Körper juckte, endlich aufzustehen und etwas Produktives zu tun, wirkten Ezras Augen über ihm gerade viel zu anziehend. Vermutlich war das Produktivste, das er tun konnte, sowieso einfach nur in sie hinein zu starren.
      "Du kannst mir garnicht auf die Nerven gehen. Sogar deine Singstimme macht mich wunderbar ausgeglichen und entspannt", grinste er. "Ich glaube, ich kann auch mit deinem Murmeltier-Dasein leben, wenn ich weiß, dass ich hin und wieder Mal Grund für die 80 Stunden Schlaf bin" Ja, mit dem Hinweis machte ihm das alles plötzlich nichts mehr aus. Im Gegenteil, vielleicht nahm er die Challenge an. Wie lange konnte Ezra wohl schlafen, wenn er richtig fertig war? Es musste ja nicht nach einer Runde enden.
      Andrew strich ihm über den Arm und schloss einen Moment die Augen. Irgendwie war es noch immer nicht so richtig bei ihm angekommen, dass alles in Ordnung war, größtenteils zumindest. Aber er hatte keinen Stress. Er konnte auch mal hier liegen und an nichts denken, als Ezras Körperwärme, die ihn wie ein Heizkissen aufwärmte und seine blonden Haare, die ihn leicht in der Nase kitzelten, wenn er versuchte den Kopf zu heben. Er atmete tief durch.
      "Hier gibt's… Straßen und Autos… Wohnhäuser… Möwen… Viele lästige Möwen, die den Strand hinter sich gelassen haben. Ich würde gerne tauschen", begann er leise zu erzählen. "Es gibt ein paar Cafés, ein paar Second Hand Läden in dem Teenager herumtummeln zu jeder Tages und Nachtzeit… und ein Stück weiter die Stadtmitte. Mein altes Büro… tolle Restaurants und merkwürdige Läden. Touristen…" Er murmelte sich selbst beinahe wieder in den Schlaf, bis er es endlich bemerkte und die Augen wieder öffnete. "Verdammt, Ezra. Deine Taktik funktioniert wirklich"
      Er begann sich wohl oder übel aufzusetzen und schob Ezra im Zuge dessen von sich herunter. "Ich verspreche, dass ich das mit dem Verschmelzen nicht vergesse, aber jetzt mach ich Frühstück", schmunzelte er. Dabei gab es sowieso bloß Kaffee und Toastbrot, wenn er ehrlich war. Für Ezra eben einen Tee, Andrew wollte mal nicht so sein. Aber das Verschmelzen konnte er garnicht vergessen. Irgendwie klang das gerade wie ein Code Wort. In jedem Fall musste er sich einen Energieschub von seinem geliebten Koffein holen, sonst schlief er wirklich noch ein.
      Er rutschte vom Bett und zog sich anschließend auf dem Weg zur Küche ein T-Shirt aus dem Schrank, das er sich überwarf, bevor er die Kaffeemaschine einschaltete.
      And when you die, the only kingdom you'll see
      Is two foot wide and six foot deep


    • Ezra

      "Ich weiß gar nicht, was du meinst, Darling", antwortete Ezra gespielt unschuldig, bevor er ein kurzes, überraschtes Geräusch ausstieß, als Andrew sich aufsetzte. Schlussendlich konnte er allerdings doch nichts anderes machen, als zu lachen. Es war fast, als würde Andrew eingehen, wenn er sich mal fünf Minuten nicht bewegte. Vielleicht würde er es ja in den nächsten Wochen irgendwie schaffen, ihn doch wieder zurück ins Bett zu ziehen und ein bisschen länger zu schlafen. Irgendeine Schwachstelle musste er ja haben. Kurz sah Ezra noch vom Bett aus zu, wie sein Date sich ein Shirt überzog, dann rappelte er sich selbst auf. Der Anblick von Andrew, die Haare noch immer durcheinander, den Hals voll mit Knutschflecken, war einfach zu reizend, um liegen zu bleiben.
      Er unterdrückte ein Gähnen, während er von hinten die Arme um Andrew legte und eine Hand unter sein Shirt schob. Er strich über Andrews Bauch bis hoch zu seine Brust und stützte sein Kinn auf seine Schulter "Kann ich irgendwie beim Frühstück helfen, oder reicht es, wenn ich nur eine nette Ablenkung bin?", fragte er amüsiert, bevor er Andrews Hals küsste. Er hoffte wirklich, dass zukünftig jeder Morgen so aussehen würde. Er und Andrew zusammen in der Küche, ohne Zeitdruck, ohne, dass jemand etwas von ihnen wollte, dafür mit zerstörten Frisuren und Knutschflecken. Bizarr, dass das durchaus im Rahmen des Möglichen lag. "Ich bin wirklich sehr gut darin, eine nette Ablenkung zu sein, falls das deine Entscheidung irgendwie beeinflussen sollte." Er grinste, während er den nächsten Kuss hinter Andrews Ohr platzierte.
      Ablenken konnte er wirklich besser, als kochen. Backen war das höchste aller Gefühle und selbst dabei war er nicht unbedingt hochbegabt. Für Andrew würde er natürlich über seinen Schatten springen, aber wozu, wenn er ihm auch anders auf die Nerven gehen konnte?
    • Andrew

      Ezras Hand unter seinem Shirt brachte ihn irgendwie völlig aus dem Konzept und er vergaß beinahe, eine Tasse unter die Maschine zu stellen. Fast hätte er kostbaren Kaffee verschwendet. "Du bist eine gefährliche Ablenkung", brummte er und drehte sich um. Er lehnte sich an die Küchentheke und zog Ezra ein Stück zu sich, fuhr ihm mit beiden Händen einige Male an den Seiten seines Oberkörpers auf und ab, bevor er auf einmal alles aufgab und den Kopf in seine Schulterbeuge legte. Konnten sie so nicht jede Sekunde jeden Tages miteinander verbringen… für immer? Andrew wusste nicht recht, welchen Gott er darum bitten sollte, das zu ermöglichen, aber er würde sich schon einen persönlichen finden, der ihm sympathisch war.
      "Eine gefährliche, zum vernaschen gutaussehende Ablenkung, gegen die ich sofort jedes Frühstück der Welt eintauschen würde", murmelte er vor sich hin. "Und jedes Mittagessen und Abendessen… Bei Kaffee zieh ich vielleicht die Grenze. Nur vielleicht"
      Was schwafelte er da eigentlich? Wenn Ezras Duft so in seiner Nase hing, fühlte er sich, als würde er irgendwo über den Wolken schweben. Oder eher im Weltraum, wo der Sauerstoffmangel seine Denkfähigkeiten beeinträchtigte.
      Er küsste ein paar Mal über die warme, weiche Haut zwischen seinem Hals und seiner Schulter. "Kaffee und du, die perfekte Kombi für jeden Tag. Jetzt weiß ich auch, warum ich so gern gearbeitet hab"
      Verdammt, der Kaffee im Büro war wirklich von kaum einem anderen zu übertreffen gewesen. Aber wenn er dann auch noch in Aussicht hatte, Ezra an dem Abend zu sehen… Jetzt wäre es ja doch nicht mehr das selbe, zur Arbeit zu gehen. Er musste nur aufpassen, dass er nicht wirklich zum Penner wurde, der seine Wohnung nie weder verließ, weil dieser Mann ihn hier mit seiner Aura festhielt. Aber davon war er hoffentlich noch weit genug entfernt, immerhin konnte er Ezra ja einfach mit nach draußen schleppen. Zumindest solange er ihn tatsächlich aus dem Bett heben konnte.
      Diesen Gedanken betrachtete er irgendwie als Aufforderung an sich selbst. Kurzum testete er seine eigene Hebekraft und ging in die Knie, um Ezra unter seinem Hintern zu packen und aufzuheben, dann drehte er sich herum und platzierte ihn auf der Theke. Das hatte ja tatsächlich geklappt. Das musste er sich merken. Die Begeisterung über sich selbst war kurzzeitig überwältigend. Hatte Andrew ernsthaft jahrelang die Möglichkeit ignoriert, Ezra einfach mal aufzuheben? Der Überraschungseffekt im Kampf wäre wunderbar gewesen… Eine verpasste Chance.
      And when you die, the only kingdom you'll see
      Is two foot wide and six foot deep


    • Ezra

      "Ich versuche gar nicht erst, mich mit dem Kaffee zu messen", antwortete Ezra lachend. "Ich hab ein bisschen Hoffnung, dass ich auf deiner Beliebtheits-Skala vielleicht noch über deine Arbeit komme, aber selbst ich bin nicht optimistisch genug, um davon auszugehen, dass ich je den Kaffee überholen könnte." Wahrscheinlich war das sogar realistischer, als er dachte, aber das machte ihm aufrichtig nichts aus. Wenigstens wäre Kaffee so zumindest ein nettes Geschenk für zwischendurch und es war vielleicht ganz gut, wenn sie Hobbys hatten, die nichts miteinander zu tun hatten. Falls man Kaffee als Hobby bezeichnen konnte. Ob Kaffee-Pflanzen gute Geburtstagsgeschenke waren? Oder sollte er es vorerst bei einer besseren Kaffeemaschine belassen?
      "Aber es ist schön zu wissen, dass ich dir den Berufsalltag offensichtlich ein bisschen versüßen konnte. Zum Glück kannst du diese umwerfende Kombi jetzt jeden Tag genießen und musst nicht auf Mittwochs warten." Sie mussten beide nicht mehr warten. Er konnte Andrew sehen, wann er wollte, küssen, wann er wollte, alles, ohne zweimal darüber nachdenken zu müssen.
      Ezra konnte dieses absolut glückliche Gefühl gar nicht in Worte fassen. Irgendwie fühlte er viel zu viel auf einmal und dachte dabei wieder viel zu weit in die Zukunft. Es war wirklich ein bisschen zu früh, sich eine gemeinsame Wohnung vorzustellen, egal, ob mit Kindern, oder ohne. Andrew war ihm wichtiger, als seine Familienplanung, auch, wenn er dieses Gefühl nicht richtig beschreiben konnte. Dafür stieß er einen überraschten Laut aus, als Andrew ihn plötzlich hochhob und auf die Theke setzte. Er brauchte ein paar Sekunden, um zu realisieren, was gerade passiert war, während seine Wangen sich verräterisch warm anfühlten.
      "Liegt es an mir, oder war das irgendwie heiß?", fragte er, während er seine Arme um Andrews Hals legte und ihn für einen weiteren Kuss an sich zog. Irgendwann würden die Küsse vielleicht ihren Reiz verlieren, aber momentan konnte er nicht genug von ihnen bekommen. Vor allem, wenn Andrew ihn gerade einfach so hochgehoben hatte, eine Info, die er sich definitiv für die Zukunft merken musste. Er drückte einen zweiten Kuss auf Andrews Lippen, bevor er kurz zur Seite sah und lächeln musste. "Ich glaube, dein Kaffee ist fertig, Darling."
    • Andrew

      "Findest du?", grinste er und konnte nicht verbergen, dass ihn das ziemlich zufrieden machte. "Ich kann das bestimmt öfter machen"
      Er hatte gerade erst herausgefunden, dass er es überhaupt konnte. Natürlich würde er das eine Weile auskosten. Wenn irgendwo ein Tisch in der Nähe war, würde Ezra schon noch darauf zu sitzen kommen.
      Er erwiderte die Küsse und brachte das glückliche Kräuseln seiner Lippen kaum mehr unter Kontrolle. Umso weniger enthusiastisch war er über die Info, dass der Kaffee fertig war. "Der kann kurz warten", murmelte er gegen Ezras Wange und drehte mit einer Hand sanft seinen Kopf wieder zu sich, um ihn weiter zu küssen. Das würde ihm niemals langweilig werden. Irgendwie waren sie in all diesen Dingen perfekt aufeinander abgestimmt. Nicht nur bei Verfolgungsjagden, wie es scheinte. Vielleicht waren sich einige der Bewegungsabläufe letztendlich garnicht so unähnlich und sie hatten daher ihre jahrelange Übung miteinander.
      Irgendwann löste er sich doch noch aus dem Kuss, als er merkte, dass er gedanklich zu sehr abschweifte. Sie mussten es ja nicht gleich übertreiben. Zumindest sagte ihm das irgendeine kleine Portion Menschenverstand ganz hinten in seinem Hirn. Genauso wie 'Frühstücken ist gesund'. Also zog er sich widerwillig aus Ezras Umklammerung.
      Nach wenigen Minuten konnte er eine getoastete, gebutterte Scheibe Toastbrot präsentieren, daneben eine Tasse Tee und ein halbvoller Kaffee, der fast zum Nachschenken bereit war. Ein eher trauriger Anblick, aber Andrew hatte sich in seinem Leben noch nie um Frühstück geschert und musste außerdem vielleicht auch mal wieder einkaufen gehen.
      "Bon Appetit", sagte er und setzte sich auf einen der Barhocker. "Ich denke, Restaurants und Cafés sind doch die bessere Option. Da kann ich nicht mithalten", lachte er leicht. Wenn es nicht am Geld hängen würde, dann wäre er bestimmt bereits jeden Tag damit beschäftigt, sich zwei bis drei Mahlzeiten zu bestellen.
      And when you die, the only kingdom you'll see
      Is two foot wide and six foot deep


    • Ezra

      Für den Bruchteil einer Sekunde war Ezra sich nicht sicher, ob er nicht vielleicht doch die Chance hatte, den Kaffee noch zu überholen. Aber irgendwo musste er in seinen Träumen ja auch realistisch bleiben. Er beobachtete Andrews Bewegungsabläufe von seinem Platz auf der Theke aus und machte es sich einfach zur Aufgabe, ihn jedes mal in einen kurzen Kuss hinein zu ziehen, wenn der Held an ihm vorbei lief. Was eine Menge Küsse waren, immerhin war seine Küche nicht sonderlich groß.
      Er ließ sich erst von der Küchentheke heruntergleiten, als das Frühstück fertig war. Mit einem Grinsen auf dem Gesicht setzte er sich auf den freien Barhocker und griff nach dem Tee. "Das mag sein, aber in einem Restaurant kann ich nicht so ungehemmt mit den unverschämt attraktiven Koch flirten." Er zwinkerte Andrew über den Rand seiner Tasse hinweg zu. Irgendwie fühlte sich das gemeinsame Frühstücken mittlerweile fast vertraut an. Es war einfach, sich über alles und nichts zu unterhalten und am Ende war es fast ein bisschen schade, als Ezra seine leere Tasse beiseite stellte. Aber nur fast. Immerhin stand Duschen als nächstes auf dem Plan.

      Ein paar Minuten und einige unglaublich heiße Küsse später, legte Ezra den Föhn zur Seite und strich sich vor dem Spiegel noch mal durchs Haar. Er hatte sich noch nie übermäßig viele Gedanken um sein Styling gemacht - meistens fielen seine Haare eh so, wie sie wollten, selbst, wenn er mit Haargel oder Haarspray arbeitete.
      "Hast du ein bestimmtes Ziel vor Augen, wenn wir eine Runde spazieren gehen, oder schauen wir einfach, wo es uns hin verschlägt?", fragte er, als er wieder zurück ins größere Zimmer ging und zu Andrew sah. Auf seinem Weg zurück zu seiner Tasche sammelte er die Kleidung ein, die sie gestern so rücksichtlos in der Wohnung verteilt hatten und schlüpfte wieder in seine Jeans. Gespült hatte er eben, als Andrew sich fertig gemacht hatte. Es fühlte sich einfach zu falsch an, die Wohnung zu verlassen, wenn hier noch ein kleines Chaos herrschte. Wenn es nicht unglaublich unhöflich wäre, hätte er wahrscheinlich auch Andrews Regale umsortierte. Für einen Moment überlegte er, sich einfach wieder ein Shirt von Andrew zu klauen, dann entschied er sich dafür, doch seinen eigenen Hoodie aus der Tasche zu ziehen.
    • Andrew

      Die kleine Stimme des Menschenverstands in Andrews Hirn hatte sich beinahe verabschiedet, als sie in die Dusche gestiegen waren. Es kam ihm vor wie eine Illusion, Ezra nackt vor seinen Augen. Er brauchte doch eine gute Portion Selbstkontrolle, es bei einigen Küssen zu belassen. Zum Glück war er Profi darin, sich gedanklich von allem Möglichen ablenken zu lassen, also führte er das Gespräch vom Küchentisch einfach im Badezimmer weiter.
      Dass Ezra schneller fertig war, als er, lag auch nur daran, dass er sich im Spiegel die Ruhe zurück ins Gemüt reden musste. Sie gingen jetzt erstmal spazieren. Während er sich noch mit ein wenig Haargel herumspielte, zog Ezra sich draußen bereits an.
      „Mal sehen, wo es uns hinführt. Mein Ziel ist nur, mich ein bisschen zu bewegen“, antwortete er ihm und kam im nächsten Moment auch aus dem Bad. Es war verrückt. Ezra war vor ihm fertig? Hatte er nicht noch eine Existenzkrise auf dem Plan stehen? Oder konnte die vermieden werden, wenn er nur lange genug im Bett gelegen hatte? Andrew hinterfragte es nicht und zog sich an. Heute ein Hemd mit Pullover darüber, eine heißgeliebte Uhr aus seiner Sammlung, die genauso gut an seinem Handgelenk festgewachsen sein könnte, und der neue französischen Mantel. Dann schnappte er sich Handy und Schlüssel, bevor er mit Ezra aus der Tür ging.
      „Ich dachte mir, wir gehen Richtung Markt. Vielleicht finden wir da irgendwas, das niemand braucht und absolut überteuert ist, aber seinen Reiz hat, weil es unter freiem Himmel verkauft wird“, erklärte er seinen spontanen Plan während sie die Treppen hinunter liefen. Er selbst hatte nicht wirklich ein Auge für Antiquitäten, aber manchmal gab es auch gebrannte Nüsse, die an irgendeinem Eck verkauft wurden, und diese geheime Motivation reichte ihm völlig, um dorthin zu gehen.

      Draußen griff Andrew sogleich nach Ezras Hand. Es war noch etwas ungewohnt, aber durchaus etwas, das er gerne öfter tun würde. Einfach durch die Straßen zu spazieren und seine Hand zu halten. Sogar die Sonne stahl sich hier und da mal hinter den Wolken hervor. Bei den Temperaturen wurde Andrew langsam bewusst, dass Weihnachten garnicht mehr weit entfernt war.
      „Hast du drüber nachgedacht, Weihnachten mit deiner Familie zu feiern? Jetzt, wo ihr wieder Kontakt habt?“, fragte er Ezra im Gehen. Er wirkte bisher nicht zu enthusiastisch, sie ‚wiedergefunden‘ zu haben. Wobei seine Familie eher ihn gefunden, oder besser aufgespürt hatte.
      Gerade setzte Andrew noch einmal zum Sprechen an, da fiel ihm jemand ins Auge, der ihm in einiger Entfernung auf der selben Straßenseite entgegenkam. Oh, fuck. Sogar wenn er nicht arbeitete, verfolgte dieser Kerl ihn.
      Andrew blieb fast stehen aus Überforderung, lenkte Ezra dann aber nur etwas gestresst, um die Straße zu überqueren und Seiten zu wechseln, aber der Verkehr war nicht auf seiner Seite und Richard war ihnen letztendlich zu nahe, als dass sie noch abhauen konnten.
      „Ezra, tut mir leid. Tut mir echt leid“, begann er in weiser Voraussicht, dass dieser gleich den nervtötendsten Menschen der Welt kennenlernte, und wurde da schon unterbrochen.
      „Andyy“, kam es ihm entgegen, die letzte Silbe schrecklich langgezogen. Richard kam vor ihnen zu stehen und musterte Ezra mit einem leicht missbilligendem Blick, der Andrew bereits die Stirn runzeln ließ. „Und der Kerl aus Paris? Doch kein One-Night-Stand?“, fragte er, dann kräuselten sich amüsiert seine Lippen. „Komisch, der ist doch gar nicht dein Typ, oder?“
      Andrew hatte es die Sprache verschlagen. Sein Typ? Was wollte Richard davon wissen? Er konnte sich nicht erinnern, ihm überhaupt je erzählt zu haben, auf Männer zu stehen. Und die letzten Jahre hatten sie definitiv nicht genug Kontakt gehabt, um-
      „Du bist ein bisschen blass. Wasser?“, fragte er plötzlich und hielt ihm eine Wasserflasche entgegen gestreckt. „Übrigens würde ich… mir einen Schal überlegen“, hing er dran und zeigte auf seinen eigenen Hals, während seine Augen auf Andrews gerichtet waren.
      Andrew riss sich zusammen. „Nein, danke. Wir haben es eilig, also, tut mir leid. Wir sehen uns, Richy“, brachte er endlich heraus und begann, sich an ihm vorbei zu drängen. Da hielt er ihn plötzlich mit einer Hand an seiner Brust auf und Andrew sah verwirrt zu ihm auf.
      „Wir sehen uns“, sagte Richard nach einer Weile. Er lächelte, dann ließ er die Hand fallen und ging weiter. Andrew drehte kurz den Kopf herum, dann zog er Ezra weiter die Straße entlang.

      Richard

      Das konnte wirklich nicht wahr sein. In all den Jahren war Richard Andrew so gut wie nie auf der Straße begegnet. Was verrückt war. Sie wohnten nicht allzu weit voneinander entfernt und waren beide Job-bedingt andauernd in jeder möglichen Ecke Londons unterwegs. Hätte er mal das Glück gehabt, ihn außerhalb der Arbeit zu treffen, dann hätte er vielleicht mal mit ihm über etwas anderes reden können, als die Arbeit. Was bekanntermaßen nie gut endete. Was war aus 'Wie geht's dir? Was treibt sich bei dir so? Stehst du immer noch mehr auf Kaffe als auf Menschen?' geworden? Letztere Frage hatte sich ja wohl irgendwie geklärt. Und natürlich… mussten die beiden auch jetzt aneinander kleben.
      "Andyy", brachte Richard möglichst enthusiastisch hervor und schenkte seinem neuen Freund daraufhin gleich einen Blick, der ihn hoffentlich merken ließ, dass er hier absolut nicht willkommen war. Mal ehrlich, Andrew stand auf solche… blonden, mickrigen Typen, die ihm nicht das Wasser reihen konnten? Der Anblick war armselig. Und beißend schmerzhaft, ein anderes Wort fand Richard dafür einfach nicht. Es war wirklich alles andere als angenehm. Genauso wie Andrews abweisende Art, aber an die hatte er sich ja mittlerweile gewöhnt. Es fiel ihm beinahe nicht mehr auf.
      "[…] Wir sehen uns, Richy“
      Nein, warte. Jetzt schon? Zwei Sekunden gab er ihm, mehr nicht? Unvermittelt streckte Richard die Hand aus und hielt Andrew auf. Durch seine Hand pulsierte eine Energie bis in sein Herz hinauf. Richard schluckte. Gott, war es anstrengend, wenn man es einfach nicht schaffte, über jemanden hinwegzukommen. Er sah einen Moment sprachlos in Andrews warme, dunkelbraune Augen, die scheinbar nur in seiner Gegenwart etwas kälter wirkten, und zwang sich dann ein Lächeln auf die Lippen, bevor er den Arm fallen ließ.
      Was bildete er sich eigentlich ein? Mit 18 hatte er sich vielleicht noch einreden können, dass diese Abneigung in Andrews Blick bloß Teil der spielerischen Rivalität war. Gut, es war auch hin und wieder härter zwischen ihnen zugegangen. Aber das hatte ihn damals nicht interessiert. Er hatte damals noch nicht einmal geahnt, welche Längen man gehen konnte, wenn man jemanden mochte und es einfach nicht akzeptieren konnte. Dass man sich lieber prügelte, als umarmte, weil man so doch eine gewisse Nähe hatte, die man mit sich vereinbaren konnte. Aber mit 30? Irgendwann musste auch er akzeptieren, dass Andrew ihn einfach nicht leiden konnte und Richard es nicht besser machte, wenn er seinen Frust in mehr und mehr unsensible Witze verpackte. Das war mal lustig gewesen. Jetzt war es eine Form von Selbstschutz, der nach hinten los ging.
      "Wir sehen uns", sagte er endlich und lief weiter. Das würde sich alles nie ändern, hm? Aber nach all den Jahren… brachte ihn der Anblick von Andrew mit einem anderen Mann an seiner Seite, nur noch mehr zum kochen.

      Drei Tage zuvor…

      Es hatte nicht viel gebraucht und Richard hätte beinahe sein Bier direkt in das Gesicht seines Kollegen gespuckt, als er Andrews Gesicht im internationalen Fernsehen sah. Was zum Teufel… machte dieser Kerl in Frankreich? Und wer war Blondie da in seinem Arm? Richards Gesicht nahm vor Schock einen unnatürlichen Zustand an, der seinen Kollegen besorgte.
      "Hey, Richy. Hast du einen Geist gesehen?"
      Ihm hatte es die Sprache verschlagen. "Halt die Klappe", murmelte er endlich und versuchte, den Nachrichten zu lauschen, die auf dem winzigen Fernseher im Pub abgespielt wurden. Es war nicht leicht, durch all das Gerede und Lachen irgendetwas zu verstehen, aber dass Andrew in Paris als Held der Nation gefeiert wurde, soviel verstand er. Und dass er wohl den Stein der französischen Hauptstadt vor einem Diebstahl bewahrt hatte, was eigentlich absolut nicht sein Job war. Soweit er sich erinnern konnte, war derzeit garnichts sein Job. Sonst hätte Sergeant Callaghan ihm kaum seine Stelle im 28. Dezernat übergeben. Die… Richard ehrlich gesagt bloß mit Anfang kommender Woche angenommen hatte, in der Hoffnung, dass Andrew wieder eingestellt würde. Aber nach dieser Sache… würden sie wohl noch auf andere Art dazu kommen, zusammen zu arbeiten. Aber wer… war dieser Typ neben ihm?
      And when you die, the only kingdom you'll see
      Is two foot wide and six foot deep


      Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von Nao.nline () aus folgendem Grund: Adding Richy's Perspective :)

    • Ezra

      Andrews Beschreibung ihres Ziels klang irgendwie seltsam charmant. Ezra war für gewöhnlich kein Marktbesucher, aber es gab deutlich schlechtere Ziele und im Grunde wäre er Andrew sowieso überall hin gefolgt, Hauptsache, sie waren zusammen. Mit den richtigen Leuten konnte jedes Ziel irgendwie interessant werden und Andrew schaffte es definitiv, Ezra immer irgendwie zu begeistern. Außerdem klang es gerade seltsam verlockend, viel Geld für irgendeinen Blödsinn auszugeben, um sich von all den anderen Sorgen abzulenken, auch, wenn es nicht sonderlich gesund war, so zu denken. Oder gut fürs Portmonee. Vielleicht sollte Ezra sich wirklich auf den Bewegungsteil des Spaziergangs konzentrieren und die frische Luft.

      Am Ende war es schwer, sich überhaupt auf irgendwas zu konzentrieren. Andrews Hand in seiner fühlte sich immer noch irritierend vertraut an und lenkte seine Gedanken in Richtungen, die er vorerst lieber ignorierte. Er war fast froh darüber, dass Andrew ihn zu Weihnachten befragte und seinen Kopf damit wieder zurück ins Hier und Jetzt brachte, auch, wenn die Vorstellung, Weihnachten mit seinen Geschwistern, oder gar seinen Eltern zu verbringen, mehr Halloween-Charme hatte.
      Ezra wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als Andrew ihn plötzlich zur Seite zog, offenbar bemüht, die Straße zu überqueren und ihn damit dermaßen irritierte, dass er vergaß, was er sagen wollte. Die Entschuldigung ein paar Sekunden später verwirrte ihn nur mehr, bevor Andrew angesprochen wurde und ihm plötzlich ein Licht aufging. Oh.
      Er kannte den Mann nicht, fand ihn aber auf Anhieb unsympathisch, noch bevor er sich einen eindeutig abschätzigen Blick von ihm einfing. Ezra biss sich auf die Zunge, um nichts zu sagen, ein wenig verunsichert, wie genau er reagieren sollte. Am besten, er ließ Andrew die Situation händeln und notierte sich mental die tausend Fragen, die ihm gerade durch den Kopf schossen. Als der Typ nach einem viel zu langen Moment - und einer viel zu langen Berührung - endlich ging, warf Ezra Andrew einen kleinen, fragenden Blick zu.
      "Okay? Zwei Fragen: Erstens, war das der Typ, von dem du mir mal erzählt hast? Und zweitens: Was genau muss er kompensieren?" Er hatte weitaus mehr Fragen, allen vorweg die Frage, woher Richard so genau wissen wollte, was Andrews Typ war und...ob er Recht hatte. Was bescheuert war. Andrew war unwillig gewesen, das Date enden zu lassen, zählte es da noch, ob Ezra theoretisch sein Typ war? Gott, das würde ihm jetzt ewig nicht mehr aus dem Kopf gehen.
    • Andrew

      Was er kompensieren musste? Offenbar eine Menge, wenn ihre Interaktionen noch immer so abliefen wie vor 12 Jahren.
      "Ja, das ist der Typ, der mich anscheinend bis zum Ende meines Lebens verfolgen wird", antwortete er und seufzte frustriert. Es ärgerte ihn, dass Richard ihn so aus der Ruhe brachte. Er war einfach schrecklich unsympathisch und nutzte seine gesamte Energie immerzu, um Andrew auf die Nerven zu gehen, egal wie. Er war eingebildet, wettbewerbssüchtig und ein schlechter Verlier. Außerdem hatte er ganz bestimmt Aggressionsprobleme und das Verlangen, immer im Mittelpunkt zu stehen. Was eine schlechte Kombination mit der Tatsache gewesen war, dass sie sich in Ausbildungszeiten und später auch im Job immer wieder den ersten Platz hatten teilen müssen.
      "Ignorier ihn, er hat… einen Hass auf mich, weil ich in der Schule besser war als er. Und ja, es ist genauso armselig, wie es klingt. Ich weiß nicht, ob er da jemals drüber hinweg kommt, aber nach 12 Jahren stehen die Chancen eher schlecht also… geh ich ihm einfach aus dem Weg. Es wäre nur schön, wenn er mir nicht den Arbeitsplatz gestohlen hätte", erklärte er und griff wieder nach Ezras Hand, die er losgelassen hatte, als er ihn vom Gehsteig hatte schieben wollen. Er musste seine Gedanken jedenfalls wieder weit weg von Richard lenken. Der Typ hatte es nicht verdient, eine einzelne seiner Gehirnzellen einzunehmen.
      Andrew kannte zum Glück den besten Weg, um sich wieder zu fokussieren. "Warte", sagte er kurz angebunden und blieb stehen, bevor er Ezra sanft zu sich an die Seite zog.
      "Du bist absolut mein Typ, der Kerl hat keine Ahnung, wovon er redet", schmunzelte er und legte eine Hand an Ezras Wange.
      Was an ihm konnte nicht sein Typ sein? Dass er ein unheimlich attraktives Gesicht hatte oder vielleicht der sportliche Körper? Oder der Humor gepaart mit einem liebenswerten Hang zum Chaos? Oder dass er anscheinend genauso verrückt nach ihm war, wie umgekehrt?
      Er zog Ezra in einen Kuss.
      Waren es vielleicht die weichen Lippen, die nicht sein Typ waren? Seit der ersten Sekunde, als sie begonnen hatten, Zeit miteinander zu verbringen, war es Andrew größter Stressfaktor gewesen, dass Ezra genau sein Typ war. Was auch immer Richard andeuten hatte wollen, es hatte nicht funktioniert. Wie immer musste er einfach reden, damit heiße Luft da war.
      Als Andrew sich aus dem Kuss löste musste er unwillkürlich ein wenig grinsen. Wie immer funktionierte das super, um seine Gedanken zurück zu den wichtigen Dingen zu bringen. Und zu seiner Mission des Tages. Ezra so den Kopf zu verdrehen, dass er vergaß, wieviele Stunden am Stück sie schon aneinander klebten.
      And when you die, the only kingdom you'll see
      Is two foot wide and six foot deep