The Hero and the Thief [Nao & Stiftchen]

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      Thomas

      Ob es sein Ding war… Ezra schien nicht zu verstehen, dass genau das sein Problem war. Thomas konnte sich, wenn es hoch kam, an 2 Prozent dieses Abends erinnern und die waren auf jedenfalls nichts Negatives im weitesten Sinne. Das einzig Negative an dieser ganzen Sache war, dass es Steve war. Nicht, weil er hässlich oder unsympathisch war, bei Gott, er hätte es wahrscheinlich kaum besser treffen können, als ihn. Es war nur ein Problem, weil er nie wollte, dass sich an ihrer perfekten, rein platonischen Freundschaft etwas änderte. Allein der Gedanke war absolut surreal. Es stand kaum zur Debatte, ob es gut war oder nicht, sondern bloß, dass es passiert war. Also war der einzige Lösungsansatz, den Thomas akzeptieren würde, dass sie jetzt gleich anfingen ihr Bestes zu geben um eine Zeitmaschine zu bauen. Darüber lachen? Das konnte er wohl erst, wenn er aus seinem Kopf jeglichen Gedanken darüber verbannte, dass Steve vielleicht tatsächlich ganz gut aussah, nicht nur objektiv betrachtet. Dass er… das alles freiwillig getan hatte, gut fand und jetzt mit der Person zusammenleben musste, mit der er niemals etwas anderes als Freundschaft haben wollte bis… zu diesem Moment. Thomas wollte nichts lieber, als in der Zeit zurückgehen und im Unwissenden zu bleiben. Er wollte nicht wissen, wie Steve aussah oder klang, wenn er kam. Gott, es war absolut schrecklich, sowas über seinen besten Freund zu wissen. Sollte es jedenfalls sein.
      Er riss die Schokolade auf und begann, sie aus reinem Frust heraus zu essen. Machte Steve eigentlich regelmäßig Sport oder hatte er einfach gute Gene? GAH. Genau das war es, was er nicht wollte. Sich diese Frage überhaupt stellen.
      "Ich versteh einfach nicht, wie das passieren konnte. Wie stehen die Chancen?", jammerte er mit vollem Mund. Er schluckte. "Gratuliere zu eurer Beziehung, übrigens. Wurde irgendwie Zeit", fügte er dann beiläufig ein, bevor er weiter laut über seine eigenen Probleme nachdachte. "Ich wusste nicht, dass er… auf Männer steht. Ich meine, sollte man das über seinen besten Freund nicht wissen? Ich hab zumindest die Ausrede, dass ich es selbst nicht wusste?! Aber wieso hab ich das denn dann nie gemerkt? Sollte man sowas nicht irgendwie… irgendwann merken?"
      "Nicht jeder", warf Andrew ein, brachte aber damit Thomas Redeschwall nicht zum Stoppen.
      "Was, wenn Steve es auch nicht wusste? Was, wenn er das als endgültige Bestätigung gesehen hat, hetero zu sein??" Die bessere Frage war, wieso dieser Gedanke Thomas Sorgen bereitete.
      "Okay, warte. Ich komme nicht mit. Willst du das Ganze vergessen oder es wiederholen?", kam von vorne die Frage und ein skeptischer Blick durch den Rückspiegel. Es wiederholen?! Bisher war Thomas zu beschäftigt damit gewesen, alles zu bereuen, um sich diese Frage zu stellen. "Ich will, dass alles so ist, wie es vorher war", murmelte er kurzerhand.
      "Okay. Verstehe ich. Aber manchmal ist es garnicht so schlecht, andere Optionen in Erwägung zu ziehen" Thomas bemerkte Andrews kleinen Seitenblick zu seinem Beifahrer und musste in all seinem Schmerz trotzdem kurz schmunzeln. "Vielleicht wäre eine Beziehung ja sogar besser, als eine Freundschaft"
      Thomas lehnte sich nachdenklich zurück. "Ich weiß nicht. Beziehungen enden. Freundschaften sind für immer" Bros before Hoes.
      "Okay… das… ist eine interessante Denkweise. Würde ich jetzt… nicht so unterschreiben. Vielleicht endet die Beziehung ja garnicht. Oder eure Freundschaft endet wegen dieser Sache"
      Thomas starrte ungläubig in den Spiegel. "Nicht hilfreich"
      Andrew zuckte mit den Schultern. "Ich meine ja nur, dass du die Idee nicht gleich verteufeln solltest. Vielleicht denkt er sich ja das Gleiche. Oder ihr kommt zu dem Schluss, dass ihr… drüber lacht und es vergesst, wie Ezra meinte"
      Thomas saß eine Weile stumm auf der Rückbank und ließ diese Worte sickern. Es war irgendwie… ein ziemlich merkwürdiger Gedanke, irgendetwas von gestern Abend zu wiederholen. Abseits davon, dass Thomas sich nicht sicher war, was überhaupt alles passiert war. Ihm gefiel die Option, alles endgültig zu vergessen, definitiv besser. Er musste wohl wirklich mal mit Steve darüber reden, auch wenn ihm beim Gedanken daran schon schlecht wurde. Aber… er war immer noch sein bester Freund. Sie würden da schon irgendwie drüber hinweg kommen.
      "Hey, äh… sorry aber kannst du vielleicht umdrehen?", fragte Thomas verlegen.
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      Is two foot wide and six foot deep


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      Ezra

      Okay, langsam wurde es ein bisschen klarer, was Thomas' eigentliches Problem bei der ganzen Sache war. Offensichtlich wusste er selbst nicht so richtig, was er wollte - oder er wusste es und wollte es sich selbst einfach nicht eingestehen. Alles in allem war Ezra nur wirklich froh, dass Andrew nicht nochmal angemerkt hatte, dass er neun Jahre gebraucht hatte um sich sicher zu sein, dass Andrew schwul war. So viel zu dem Thema 'sollte man sowas nicht merken'. Manchmal steckte man einfach zu sehr in seinem eigenen Kopf und der eigenen Panik fest. Sehr tief im Kopf, offenbar, gemessen daran, dass ihre Beziehung selbst für Thomas nur eine Frage der Zeit gewesen war.
      Wenigstens widersprach Andrew Thomas' Auffassung von der Dauer von Beziehungen, was irgendwie seltsam beruhigend war. Ezra war selbst auf jeden Fall nicht gewillt, Andrew so schnell gehen zu lassen. Da würde er wahrscheinlich eher ein paar seiner engsten Freundschaften aufs Spiel setzen. Am Ende war Andrew immerhin die Person, bei der er sich am wohlsten fühlte. Für andere würde er sich wahrscheinlich nicht mal überlegen, ob er diesen blöden Job annehmen würde. Offenbar schien Thomas über seinen Mitbewohner ähnlich zu denken.
      Ezra stieß ein kleines, enthusiastisches "Wuhu!" aus, als Thomas darum bat, doch wieder umzudrehen. Das klang weitaus positiver, als der verzweifelte Monolog vom Anfang! "Überstürz es nur nicht. Vielleicht solltest du nicht unbedingt mit dem Fakt anfangen, dass das eventuell ein bisexuelles Erwachen war." Er grinste Thomas kurz entgegen. Gut, er schien sich bei der Sache selbst nicht so sicher zu sein, aber wie hetero konnte man wirklich sein, wenn das einzige Argument gegen eine Beziehung 'Freundschaften halten länger' war und nicht 'oh, ich stehe nicht auf Männer', oder 'Ich könnte mir nie vorstellen, mit ihm zusammen zu sein'. Er gab Thomas eine Woche, bevor er wieder bei Andrew anrufen würde, um zu fragen, woran genau man merkte, dass man auf Männer stand.
      "Ihr packt das sicher schon. Eine gute Freundschaft wird sicher nicht an so einem - ähm - Ausrutscher scheitern." Ezra konnte nur hoffen, dass Thomas' Mitbewohner eine ähnliche Denkweise hatte, oder zumindest gerade ähnlich guten Zuspruch bekam. Und hey - falls alle Stricke reißen sollten, konnte er immer noch Andrew überzeugen, seine Wohnung an Thomas abzugeben und stattdessen bei ihm einzuziehen. Als Notlösung halt. Dann musste er sich wenigstens keine Gedanken darum machen, ob ihre Beziehung wieder zu schnell lief.
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      Thomas

      Ezra hatte recht… ihre Freundschaft würde sowas schon überleben. Thomas konnte zwar gerade an keine Referenz denken, bei wem sowas geklappt hatte, aber sie bekamen das schon hin und konnten wieder in den normalen Alltag zurückkehren. Zusammen zocken, Essen bestellen und sich über ihre Kollegen beschweren. Es sollte bloß nicht mehr so komisch zwischen ihnen sein. Das war alles, was er wollte. Er atmete tief durch, als er aus dem Auto stieg.
      Okay, das… würde schon halb so schlimm werden. Andrew und Ezra hatten kurzzeitig sein Selbstbewusstsein gepusht, aber das ließ mit jeder Stiege, die er in Steves Wohnhaus betrat, wieder nach. Als er oben ankam, war er aus diversen Gründen leicht verschwitzt, ein wenig zittrig und hatte Probleme, die Tür aufzuschließen. Er schlich eher in die Wohnung und versuchte sich möglichst leise die Jacke auszuziehen, eine eher sinnbefreite Aktion. Als würde es irgendetwas daran ändern, dass er dieses Gespräch führen musste.
      "Steve?", fragte er in den Gang hinein, um zu erörtern, wo sein Freund war. Irgendwie fühlte es sich falsch an, in sein Schlafzimmer zu gehen, also kam er da besser raus, falls er drin war. Nachdem er nicht im Wohnzimmer oder in der Küche war, blieb jedenfalls wenig übrig. Thomas nahm sich ein Glas Wasser in der Küche und lehnte sich an die Theke, während er auf Steve wartete.

      Andrew

      "Das war eine Erfahrung", murmelte Andrew, als er Thomas aussteigen hatte lassen und drehte den Wagen um, um zurück zu Ezra nachhause zu fahren. "Also… um zurück zum Thema zu kommen", begann er. "Du stehst auf mich?" Er grinste Ezra schief an. Seine Augen leuchteten dabei vielleicht etwas zu sehr, um den Satz wirklich als Witz ankommen zu lassen. Ach, er würde nie genug davon kriegen, das zu hören.
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