The Hero and the Thief [Nao & Stiftchen]

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    • Neu

      Steve

      Die letzten zwei Wochen waren die mit Abstand schlimmsten in Steves Leben gewesen. Es war schon stressig genug gewesen, sich um die Neuankömmlinge auf der Arbeit zu kümmern - Mitarbeiter anlegen, Infomaterial vorbereiten, all die kleinen Fleißarbeiten abhaken, auf die wohl sonst niemand Lust hatte - aber es half kein Stück, dass er anschließend nach Hause kam und sich dort mit der seltsamen Stimmung zwischen Thomas und ihm auseinandersetzen musste. Vor allem, weil Thomas offensichtlich versuchte, Steves höflichen Abstand mit mehr Nähe zu kompensieren. Zumindest hatte Steve das Gefühl, dass dies der Fall war. Vielleicht bildete er sich aber auch nur ein, dass Thomas in letzter Zeit viel öfter in seiner Nähe war, als sonst.
      Eigentlich hatte er nie ein Problem mit der ganzen Nähe gehabt. Es war nur ungünstig, dass er jetzt immer wieder das Verlangen hatte, Thomas zu küssen, oder ihn für eine Umarmung an sich zu ziehen. Es war vollkommen egal, wie oft er sich in den letzten Tagen selbst versichert hatte, dass Thomas nie eine Option für ihn gewesen war - sein Kopf war längst darauf eingestellt, alles nur noch mit einem 'aber' zu versehen. Aber was, wenn Thomas plötzlich doch eine Option war? Aber was, wenn da wirklich mehr zwischen ihnen war, als sie immer gedacht hatten?
      Thomas war unglaublich niedlich. Steve hatte immer schon gerne zugehört, wenn er von irgendeinem Fall auf seiner Arbeit erzählte, aber ihm war jetzt erst aufgefallen, wie begeistert Thomas dabei aussah und wie seltsam attraktiv ihn das machte. War es normal, seinen besten Freund anzustarren, wenn er in ein Spiel versunken war und vollkommen relaxed auf dem Sofa saß? Steve war immer schon furchtbar schlecht darin gewesen, zu flirten, aber er hatte immer öfter das Bedürfnis, doch irgendetwas zu sagen, wenn er mit Thomas sprach.

      Der einzige Vorteil dieser seltsamen Spannung war, dass Steve sich fast schon auf Weihnachten mit seiner Familie freute. Es war immer schon ein ziemliches Chaos gewesen - durch seinen ziemlich multikulturellen Stammbaum war Weihnachten irgendwie zu einer kuriosen Verschmelzung aus mehreren Traditionen und Bräuchen mutiert - aber jetzt gerade kam ihm das alles wie die perfekte Ablenkung vor. Lieber hörte er sich zum tausendsten Mal die Story seines Opas an, wie er sein Lieblingshuhn im Wald gefunden hatte, als hier zu sitzen und zu versuchen, seine Freundschaft mit Thomas nicht unwiderruflich zu ruinieren. Und wo er gerade beim Thema war-
      "Hey", rief Steve durch die Wohnung, als er die Wohnungstür hörte. Er selbst stand in der Küche und schob es vor sich her, zu kochen. Eigentlich war er zu demotiviert, um irgendwas zu machen und suchte nur nach einem Vorwand, um was zu Essen zu bestellen, oder essen zu gehen, oder so. Obwohl Essen gehen wahrscheinlich ein Schritt zu weit wäre. Das würde sich einfach zu sehr nach einem Date anfühlen. Außer, man fand eine ungezwungene Location.
      "Darf ich ehrlich sein?", fing Steve an, während er sich aus der Tür der Küche hinauslehnte, um Thomas sehen zu können. Gott, er sah fertig aus. Am liebsten würde er ihn in eine Decke wickeln und mit einem Tee aufs Sofa setzen. "Ich hab keine Lust zu kochen. Wollen wir was bestellen? Oder mal schauen, was es so auf dem Weihnachtsmarkt gibt? Es gibt einen kleinen nicht weit von hier, falls du Lust hast." Das wäre zumindest ungezwungen genug, um nicht als Date durchzugehen und ging schneller, als sich was zu bestellen. "Ich kann dir auch einfach was mitbringen, falls du erst mal sitzen willst, oder so", bot Steve abschließend an. Thomas sah zumindest so aus, als ob er eine Pause gut gebrauchen könnte.