The Hero and the Thief [Nao & Stiftchen]

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      Andrew

      Bizzarerweise fiel Andrew ein Stein vom Herzen, als Ezra den Vertrag unterschrieb. Er sollte definitiv misstrauischer sein. Doch seine Hoffnung, dass dies etwas mit seinem verlorenen Job zu tun haben könnte, war viel zu groß, um nur eine weitere Sekunde zu warten, bevor er ebenfalls seinen Stift am Papier ansetzte.
      "Oh, wundervoll. Wir haben mit den Einladungen wohl die richtige Wahl getroffen!", lachte der ältere Herr rau und klatschte seine Hände ineinander, bevor er ebenfalls am Tisch Platz nahm, sich räusperte und begann sich vorzustellen. "So, ich kenne Ihre Namen ja, aber um das Mysterium aufzulösen: Ich bin Harald Godwin, Vorsitzender von Magia Lapides. Manche von Ihnen wissen von dem großen Stein, der kürzlich gestohlen wurde, das ist allerdings nicht nur bei uns in London der Fall. Meine Organisation kümmert sich um die sichere Aufbewahrung und den Schutz der Steine, nun… haben wir es mit einer Diebin zu tun, die uns zwingt, frischen Wind in die Organisation zu bringen. Deshalb sind Sie hier. Auf die eine oder andere Art haben Sie alle bewiesen, dass Sie vertrauenswürdige Kandidaten für Jobs bei MLO sind. Ihre Positionen sind unterschiedlich und Sie werden- ah, da ist Margaret ja wieder. Margaret teilt Ihnen Ihre Arbeitsverträge aus, in denen Ihre Aufgaben beschrieben stehen, sowie weitere Informationen… Datenschutz, Bezahlung… Nunja. Sie müssen natürlich nicht sofort unterschreiben, Sie haben ja einiges zu verdauen. Sie bekommen den Vertrag alle per Mail zugesandt und antworten bitte in 48 Stunden auf diese Mails mit einer Unterschrift oder einer Absage"
      Margaret ging um den Tisch herum und legte jedem einen dreiseitigen Vertrag vor. Andrew linste natürlich sofort auf Ezras, allerdings schienen sie beide dieselbe Stelle angeboten bekommen zu haben. Schutz-Beauftragte. Naja, bisher waren sie darin nicht sonderlich begabt gewesen. Außerdem gefiel Andrew die ganze Sache immer weniger. Dieser Godwin hatte eben von Nadia gesprochen, darin bestand kein Zweifel. Und eigentlich… hatten sie vorgehabt, sich von dieser Frau künftig fernzuhalten und nicht, ihre Brötchen damit zu verdienen, ihr hinterher zu laufen. Und sollte sie nicht eigentlich im Gefängnis stecken?
      "Vorerst möchte ich Ihnen aber anbieten, an unserer Willkommensfeier teilzunehmen, selbst, wenn Sie sich am Ende gegen eine Mitarbeit entscheiden sollten. Sie können sich heute Abend mit Ihren möglichen Kollegen austauschen oder diese Feier einfach als kleine Entschädigung für die Unannehmlichkeiten betrachten. In jedem Fall wünsche ich Ihnen viel Spaß und stehe Ihnen noch eine Weile für Fragen zur Verfügung. Margaret wird Sie alle in den… äh, ja, den Partyraum begleiten" Der Vorsitzende schloss seine Rede mit einem breiten Lächeln ab, stand auf und Gemurmel brach am Tisch los. Verständlicherweise.
      Auch Andrew musste sich zuerst einmal an seinen Partner wenden. "Also… das war nicht unbedingt der Plan, würde ich sagen", murmelte er unsicher, beinahe enttäuscht.
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      Ezra

      Okay. Was auch immer da gerade geschehen war - Ezra war dezent überfordert. Er griff zögernd nach dem Arbeitsvertrag und blätterte durch die wenigen Seiten, die zwar sehr legal aussahen, sich insgesamt allerdings wie ein Fiebertraum anfühlten. Vor allem der Betrag, der in dem kleinen Abschnitt über sein mögliches Gehalt stand, ließ ihn kurz blinzeln. Gut. Das war mehr, als er erwartet hatte. Mehr, als er sonst im Monat zusammenkratzen konnte. Genug, um ihn im Grunde noch misstrauischer zu machen. Was genau ging hier ab? Je mehr er über diese Organisation herausfand, desto verwirrter wurde er.
      "Nein, das hier ist wirklich eine Überraschung", stimmte er Andrew zu, während die Leute um sie herum anfingen, fröhlich lachend den Raum zu verlassen. Die meisten schienen nicht auf Margarets Hilfe angewiesen zu sein, um den 'Partyraum' zu finden, andere sahen so aus, als würden sie einfach dem Strom folgen. Die anderen Neulinge, die soeben unterzeichnet hatten, schienen ebenfalls gemischte Gefühle zu haben. Der ältere Typ griff nach seinem Vertrag und stand auf, während das - eventuelle - Mutter-Tochter-Duo sich vollkommen perplex anstarrte und langsam aufstand, offensichtlich unschlüssig, was sie tun sollten. Der jüngere Mann neben Ezra las sich das Jobangebot genau so aufmerksam durch, wie die Schweigepflicht von eben und schien mit dem Kugelschreiber kleine Kreise auf das Papier zu ziehen.
      Ezra entschloss sich, seinen Arbeitsvertrag in die Innentasche seiner Jacke zu schieben und ebenfalls aufzustehen. Er wartete, bis Andrew seinen Stuhl zurückgeschoben hatte, hakte sich bei ihm unter und folgte den anderen. In dem Zimmer sitzen zu bleiben würde ihnen nicht viel bringen, da würde er lieber herausfinden, mit wem genau er es hier zu tun hatte.
      "Was denkst du darüber?", fragte er Andrew leise, während sie durch das Hotel geleitet wurden. Auf den Fluren standen ebenfalls Leute, meist mit einem Getränk oder einem Snack in der Hand, die sich unterhielten. Die Party schien schon im vollen Gange zu sein. "Kommt dir das hier alles nicht ein wenig zu gut vor?" Vor allem, weil sie in letzter Zeit keinen sonderlich guten Job gemacht hatten, wenn es darum ging, Steine zu schützen. Zumindest nicht absichtlich. Eigentlich wollte Ezra auch nicht darüber nachdenken, was sie besser hätten machen können - er wäre zwei mal fast gestorben, wenn es nach ihm ginge würde er am liebsten vergessen, dass es diese großen Steine überhaupt gab. Er war vollkommen zufrieden damit, den Rest seines Lebens einfach vollkommen ruhig mit Andrew zu verbringen, ohne Gefahren hinter jeder Ecke. Obwohl die Bezahlung wirklich für sich sprach.
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      Andrew

      "Ich denke, dass ich langsam kein Geld mehr habe, um meine Miete zu bezahlen und dass ich durchdrehe, wenn ich länger nicht arbeite. Und ich denke auch, dass ich meine Chancen, alt zu werden, nicht absolut minimieren will, indem ich dieser Psychopathin weiter hinterher renne. Und ich will auch keine Sekunde mehr Angst haben, dass sie dich umbringt", antwortete er, hörbar unschlüssig, während sie der Gruppe in den großen, bunt beleuchteten Raum folgten, der gefüllt mit Menschen war, die die Tanzfläche bislang noch eher mieden und sich über den Getränketisch her machten. Andrew zog Ezra mit sich zu besagtem Tisch, um sich einen Becher mit Punsch zu holen. Glücklicherweise hatten sie ja noch 48 Stunden um eine Entscheidung zu treffen und er musste beim Brainstorming heute Abend keine allzu seriösen Gedanken formen. Er trank einen Schluck und überlegte kurz. Die letzten Wochen waren eine Achterbahnfahrt gewesen und ihre kleinen Auslandsreisen definitiv nicht das, was Andrew auf seiner Bingokarte erwartet hatte. Aber… sie hatten sich schließlich aus einem Grund für diese Verfolgungsjagden entschieden, und der war, dass sich niemand um das Problem mit den Edelsteinen kümmern zu wollen schien und sie sich verpflichtet gefühlt hatten, etwas zu tun. Sie hatten in den Nachrichten die Vernichtung einer Kirche und eines Parlaments gesehen und Jelena und Nadia würden ganz sicher nicht stoppen, vor allem nachdem es sich eben nicht so angehört hatte, als wäre Nadia weggesperrt. Andrew wüsste auch zu gerne, wie das sein konnte, wenn man sie doch gerade erst gefasst hatte. War der Staat wirklich so unfähig oder einfach zu bestechlich?
      Dennoch schien es nun eine ganze Menge Leute zu geben, die sich um die Steine kümmern wollten und eigentlich… könnten Ezra und er jetzt entspannt nachhause fahren, in dem Wissen, dass sich jemand der Sache annahm und es nicht mehr in ihren Händen lag. Beunruhigend war allerdings, dass sie wohl nicht mit Nadia klarkamen und sie deshalb einstellen wollten. Also… hatte MLO wohl doch nichts unter Kontrolle. Und es hing schon wieder… an ihnen.
      "Ich würde so gerne jeden einzelnen Tag mit dir auf dem Sofa verbringen, Essen bestellen und Filme ansehen und nie wieder an irgendetwas anderes denken", sprach Andrew kurzerhand leise seine Gedanken aus. Es war doch Wahnsinn, sich wieder in dieses Geflecht zu stürzen, wenn sie dem gerade erst entkommen waren. Aber Andrew war sich nicht sicher, ob er sein Leben ohne Schuldgefühle weiterleben konnte, wenn er jetzt nicht Ja sagte. Tief im Inneren hatte er sich bereits entschieden und wollte es einfach nicht wahrhaben.
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      Ezra

      "Ich bin auch nicht sonderlich versessen darauf, ständig von dir gerettet werden zu müssen. Ich meine, versteh mich nicht falsch, es ist verdammt heiß, aber ich kann darauf verzichten, dass du dein Leben für mich aufs Spiel setzt." Er lächelte Andrew kurz entgegen, auch, wenn er den Anfang seiner Antwort erst noch irgendwie verdauen musste. Als Andrew weiter sprach, hatte er das ungute Gefühl, dass ein unausgesprochenes 'aber' zwischen ihnen hing. Andrew hatte sich wahrscheinlich längst entschieden und Ezra war sich nicht sicher, was er von dieser Entscheidung halten sollte. Die komplette Situation war dermaßen verwirrend, dass er nicht mal wusste, ob die zwei Tage reichen würden, um eine Entscheidung zu treffen. Er würde den Vertrag nochmal durchlesen müssen und überlegen, ob er wirklich bereit dazu bereit war, sein Leben erneut aufs Spiel zu setzen - aber war das wirklich wichtig, wenn Andrew sich sowieso in die Gefahr stürzen würde? Er konnte und wollte ihn das alles nicht alleine machen lassen.
      Ezra schnappte sich ein Sektglas in der Hoffnung, dass es ihn schnell genug betrunken genug machen würde, um diese ganze Situation hier irgendwie nicht mehr so ernst zu nehmen. Sie konnten morgen noch darüber diskutieren, was sie machen sollten, auch, wenn er das Gefühl hatte, dass es eine sehr kurze, einseitige Diskussion werden würde. Vielleicht hätte er das bei ihrem ersten Date fragen sollen. Ihre berufliche Zukunft schien eindeutig ein dringenderes Thema zu sein, als eventuelle Kinder, für die sie noch Jahre Zeit hatten.
      "Es ist irgendwie überraschend, wie viele unterschiedliche Leute hier sind", wechselte er das Thema, nachdem er das Sektglas in einem Zug zur Hälfte geleert hatte. Vielleicht wäre es wirklich gut, sich gerade auf andere Gedanken zu bringen. Das Publikum war wirklich überraschend vielfältig. Unweit von ihnen unterhielt sich eine Dame in einem Anzug und Hijab mit einem Mann der doppelt so alt war wie sie und aussah, als ob er tatsächlich hier war, um Urlaub zu machen. Ein kleines Grüppchen von Frauen hatte sich neben dem Buffet versammelt und schien lebhaft über irgendwas zu diskutieren. Ein junger Mann mit gebräunter Haut und überraschend blauen Augen lehnte an einem der Stehtische und war vollkommen auf sein Handy fokussiert. Zwei weitere Männer zogen mit Zigaretten in der Hand an ihnen vorbei, wohl, um draußen rauchen zu gehen. Die Stimmung schien insgesamt wunderbar gelöst zu sein. Vielleicht war der Job doch nicht so gefährlich, wie Ezra den Anschein hatte. Zumindest wirkte hier niemand so, als würde man täglich sein Leben aufs Spiel setzen.
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      Andrew

      Auch wenn Ezras Worte wie immer von einer Portion Humor begleitet waren, ließ sich doch recht gut der Ernst dahinter herausfiltern und Andrew wurde mulmig zumute. Er erwiderte etwas gezwungen sein Lächeln. Dann trank er die Hälfte von seinem Punsch aus. Das hier fühlte sich an wie ihre Meinungsverschiedenheit über Kinder. Unangenehm. Und Andrew wollte dieses Gefühl sofort im Alkohol ertränken. Er betrachtete die Menschenmenge eine Weile, als Ezra drauf hinwies, wie unterschiedlich sie doch waren.
      "Hm… vielleicht eine internationale Organisation? Würde Sinn machen. Ich kann mir vorstellen, dass der Job mit viel Reisen verbunden ist" Gemessen daran, was sie bisher durchgemacht hatten, hatte Andrew das Gefühl, seine Aufgabenbereiche relativ gut einschätzen zu können, ohne den Vertrag vollständig gelesen zu haben. Und Ezra hatte recht, er hatte auch schon die ein oder andere Fremdsprache durch den Raum zu sich dringen hören. Sein Blick schweifte eine Weile, dann blieb er ruckartig hängen.
      Andrew musste zwei Mal hinsehen, bevor er sich zu Ezra wandte, dann versicherte er sich aber noch einmal, bevor er ihm tatsächlich ins Ohr sagte: "Das ist doch Richard, oder halluziniere ich?" Er sah erneut hin. Nope, diesen Riesen mit seinem selbstgefälligen Grinsen konnte man schwer verwechseln. Andrew verspürte das Verlangen, sich irgendwo zu verstecken, aber er konnte sich höchstens hinter Ezra stellen und das würde ihm kaum helfen. Verdammt, hoffentlich sah er nicht her- Und er hatte hergesehen.
      "Das kann doch nicht wahr sein", murmelte Andrew, als er den Dunkelhaarigen auf sich zukommen sah. Sein Blick hatte nicht viel von 'überrascht'. Er sah ihn an, als hätte er seit zehn Minuten am Treffpunkt auf ihn gewartet.
      "Andrew und Blondie! Hab ich euch vermisst", begrüßte er sie in einem Stimmton, der nicht ganz zwischen Ernsthaftigkeit und Ironie zu unterscheiden war. "Sorry, wie heißt du?", fragte er an Ezra gewandt und lächelte giftig. Andrew wurde plötzlich übel. Sein Körper realisierte schneller als sein Kopf, was hier los war. Der Kerl arbeitete hier…
      "Ezra", antwortete Andrew für seinen Freund. Er konnte es nicht gebrauchen, dass die beiden auch nur ein Wort miteinander wechselten. Nach ihrem letzten Treffen war seine Abneigung gegenüber Richy um das zehnfache gestiegen.
      "Ah… freut mich", sagte Richard und starrte dabei Andrew an.
      "Nur… um sicherzugehen. Du arbeitest hier? Du bist nicht die Begleitung von irgendjemanden?" fragte er schnell.
      "Ich arbeite hier"
      "Ah, schön"
      "Mhm"
      Andrew blinzelte ein paar Mal und packte Ezra dann am Arm. "Wir wollten gerade tanzen. Man sieht sich" Damit zog er den Blonden hinter sich her. Weg. Einfach nur weit weg von Richard. Die Tanzfläche schien tatsächlich der beste Ausweg, auch wenn sie dafür das Eis brechen mussten und die Party starteten, weil sonst alle noch eher zurückhaltend waren.
      Andrew stoppte irgendwann. "Tut mir leid. Ich glaube aber, Tanzen ist garkeine so schlechte Idee, um an was anderes zu denken. Wie wär's?", fragte er dann etwas schuldbewusst, bevor er tatsächlich in die Mitte des Raums lief. "Und äh… ich bin mir sicher, dass man sich bei so einer riesigen Organisation ganz leicht aus dem Weg gehen kann. Das sollte uns von allen neuen Informationen am wenigsten den Abend verderben" Hoffentlich kam das überzeugend rüber.
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      Ezra

      Ezra folgte automatisch Andrews Blick hin zu Richard, der sie nur einen kurzen Moment später ebenfalls zu bemerken schien. Yay. Ein weiterer wundervoller Pluspunkt für diesen Job, nicht? Wenigstens bewies Richard formschön, dass man für diesen Job nicht sonderlich viel Empathie oder Geist besitzen musste, immerhin schien er es weiterhin darauf anzulegen, ihn aufziehen zu wollen, während er unfähig war, sich einen kurzen Namen zu merken. Zum Glück antwortete Andrew für Ezra, bevor selbiger einen kritischen Kommentar in diese Richtung äußern konnte. Im Nachhinein wäre es wahrscheinlich ziemlich unschön gewesen, einen Streit vom Zaun zu brechen, bevor sie die Arbeitsverträge unterzeichnet hatten - falls die das überhaupt tun würden. Was plötzlich gar nicht mehr so sicher zu sein schien, wie Ezra auffiel, als Andrew ihn in die Richtung der Tanzfläche zog. Vielleicht reichte Richards Anwesenheit, um ihn nochmal umdenken zu lassen.
      Oder auch nicht.
      "Denkst du nicht, dass du dir das ein wenig schön redest?", fragte Ezra, während er an Andrew vorbei in Richards Richtung sah. "Er wirkt beinahe versessen darauf, dich anzusprechen und dir das Leben schwer zu machen." Er sah erneut zu Andrew und zog fragend eine Augenbraue nach oben. "Außerdem möchte ich dich nochmal daran erinnern, dass ich nicht tanzen kann. Ich kann es diesmal nicht mal auf die Enge schieben, wenn ich dir auf die Füße trete, also...Entschuldigung schon mal." Belebt war die Tanzfläche wirklich nicht. Ein paar Pärchen schienen zu versuchen, das Eis zu brechen, aber nur mit mäßigem Erfolg. Gut, es lief hier auch nicht gerade Klub Musik und die meisten Anwesenden schienen Arbeitskollegen zu sein, die nicht sonderlich viel Lust auf Körperkontakt miteinander zu haben schienen.
      Zugegebenermaßen war Ezra sich selbst auch nicht sonderlich sicher über den Tanz. Es war ihm vollkommen egal, dass er nicht tanzen konnte, er wurde nur leicht nervös darüber, dass die restlichen Tänzer so, naja, heteronormativ unterwegs zu sein schienen. Ezra hatte sich im Leben nie großartige Mühe gegeben, seine Bisexualität zu verstecken, aber das hieß nicht, dass er in einem Raum voller unbekannter Fremder nicht immer ein wenig skeptisch war.
      "Wo waren all diese Leute eigentlich, als wir in Russland festgesessen haben? Oder in den Louvre eingestiegen sind?", fragte er schließlich leise. "Sollte man bei so einer Belegschaft nicht davon ausgehen, dass noch irgendjemand anderes ein Auge auf die Steine in Polen und Frankreich gehabt hat?" Er stockte kurz. "Gott, ich hoffe, dass sie das nicht als unsere neue Stelle auserkoren haben. Nichts gegen Paris, aber wenn ich jetzt bis an mein Lebensende im Louvre festhängen muss, setze ich das Gebäude irgendwann selbst in Brand."
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      Andrew

      "Okay, genug von Feuer. Wir hätten hoffentlich… Mitspracherecht. Ich wohne eigentlich ganz gern in England", schmunzelte er. "Und wir haben uns noch nicht entschieden. Reden wir morgen nochmal darüber? Ich hätte wirklich gerne wieder einen Job aber ich bin mindestens so skeptisch wie du" Das entsprach vermutlich nur halb der Wahrheit. Aber es hatte nicht allzu viel Sinn, jetzt sofort darüber zu diskutieren, wenn sie gerade erst alles erfahren hatten. Besser sie nutzten die 48 Stunden und schliefen einmal darüber. Und… außerdem war es ganz nett, dass eine Willkommensfeier stattfand, für die extra dieses schicke Hotel ausgebucht wurde. Das leuchtete nun auch irgendwie ein. Die internationalen Mitarbeiter würden vermutlich hier übernachten.
      "Wir können doch direkt testen, ob das Arbeitsklima einladend ist", murmelte Andrew dann, während er Ezra zu sich zog und rückwärts auf die Tanzfläche schritt. Natürlich war das hier ein gewaltiger Unterschied zu einem queeren Klub und Andrew musste jetzt tatsächlich seine Paartanz Fähigkeiten auspacken, aber wenn er bei einer Firmenfeier nicht entspannt Zeit mit seinem Freund verbringen konnte, wie es alle anderen tun konnten, war das kein Arbeitsplatz für ihn. Seine Prioritäten hatten sich in dem Fall eindeutig gewandelt.
      "Mich stört übrigens nicht, dass du nicht tanzen kannst", sagte er und legte eine Hand auf Ezras Taille und zog ihn etwas näher zu sich. "Ich führe. Und den Blues kriegen wir hin" Er grinste, nahm Ezras andere Hand und machte einen Schritt nach rechts, einen Schritt nach links. Dann begann er sich langsam im Schritt zu drehen. "Ganz einfach", murmelte er und lächelte. Dieser Tanz gab Ezra auch kaum eine Chance, ihm auf die Füße zu steigen oder zu stolpern. Und nach ein, zwei Minuten hatte Andrew schon völlig vergessen, dass Menschen um sie herum waren.
      "Mir leuchtet langsam ein, wieso meine Eltern so versessen auf Tanzkurse waren. Irgendwie kann man sie ja doch brauchen" Er lachte leicht. In so einem Ambiente hatte er sich bisher noch selten wiedergefunden, aber jetzt machte es ihm doch mehr Spaß, als er gedacht hätte. Nach einer Weile schien es um sie herum auch nicht mehr so leer zu sein.
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      Ezra

      Es war nett zu wissen, dass Andrew ihr weiteres Vorgehen gemeinsam besprechen wollte. Eigentlich hatte Ezra absolut keinen Anspruch darauf, dass sie sich irgendwie abstimmten - Andrew könnte den Job auch annehmen, wenn er selbst ablehnte. Sie waren beide erwachsen und konnten selbst bestimmen, was sie taten - wenn Andrew das Adrenalin in seinem Leben brauchte, hielt ihn nichts davon ab, den Vertrag sofort zu unterschreiben, egal, was Ezras Meinung dazu war.. Ezra war sich nicht ganz sicher, ob das am Ende nicht auch genau so passieren würde. Aber darüber könnten sie sich morgen unterhalten, hoffentlich ruhiger, als Ezra gerade fürchtete. Sie hatten so viel zusammen durchgemacht, es wäre ein Witz, wenn das hier jetzt zum nächsten Streit führen würde. Zumal Ezra sich selbst nicht sicher war, was er tun wollte.
      Außerdem war das Tanzen gerade zu schön, um sich Sorgen zu machen. Andrews Optimismus beruhigte Ezra nicht sofort, aber nach den ersten paar Schritten fiel er in einen überraschend leichten Rhythmus. Das hier fühlte sich definitiv anders an, als die Nächte im Klub. Mehr wie aus einem der Bücher in Ezras Regal. Standardtänze wurden wirklich nicht genug gewürdigt. Ezra merkte selbst, wie seine Anspannung sich nach der ersten halben Minute löste, während Andrew ihn führte. Vielleicht sollten sie das zukünftig öfter machen.
      “Deine Eltern schienen da wirklich auf dem richtigen Weg zu sein”, stimmte er mit einem kleinen Lachen - und der Hoffnung, dass Andrew nicht auf die Idee kam, irgendwelche schwierigeren Schritte auszuprobieren - zu. Er traute es sich sogar zu, Andrew in der Bewegung einen flüchtigen Kuss auf die Wange zu geben. Wenigstens schien ihre Anwesenheit hier niemanden zu stören, was zumindest ein gutes Zeichen innerhalb all des Zweifels war.
      “Wie lief das Babysitten?”, fragte er schließlich, um endgültig das Thema zu wechseln, bemüht, durch das Reden nicht aus dem Takt zu kommen. Er war zu nervös, um einfach den Mund zu halten und den Moment zu genießen. Aber Andrew führte absolut wundervoll.
      “Glitzert jetzt deine halbe Wohnung, oder ward ihr vorsichtig mit dem Bastelglitzer?” Zumindest hatte Andrew keinen Glitzer an sich, also schien Sarah entweder deutlich vorsichtiger zu basteln, als Liz, oder Andrew kannte irgendeine Methode, um Glitzer loszuwerden, die Ezra noch nicht kannte. Seine eigene Methode bestand immer daraus, Liz mit dem Glitzer zurück in Adas Wohnung zu schicken, mit dem Hinweis, nicht über den Kater zu stolpern, seit selbiger die letzte Glitzerdusche…nicht sonderlich begrüßt hatte.
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      Andrew

      "Es war Glitzerkleber, das schränkt die Gefahr deutlich ein", erklärte er Ezra. Richtigen Glitzer würde er im Leben nicht in seine Wohnung lassen. "Und mein Boden hat ein bisschen etwas davongetragen. Das Zeug trocknet schneller, als man denkt. Ich werd es demnächst vielleicht nochmal mit Holzreiniger versuchen" Er schmunzelte. "Aber Sarah war vorsichtig. Sie ist um die vier Stunden lang still am Boden gesessen und hat ihr Ding gemacht. Abgesehen von dem Gesumme von Kinderliedern. Macht Liz das auch? Ich hab das Gefühl, die bauen ihnen in der Schule ein Radio ein"
      Er hatte den Tag wirklich angenehmer empfunden, als gedacht. Allerdings konnte Andrew sich das nur so erklären, dass Sarah ein Alien von einem fremden Planeten war, das Serena sich geholt hatte, um sich nicht mit einem nervtötendem Kind herumschlagen zu müssen.

      Sie tanzten eine Weile und unterhielten sich und Andrew vergaß komplett, wo sie waren und wieso sie hier waren, bis seine Konzentration langsam nachließ und sie immer mehr aus dem Takt fielen. Sie machten also eine kurze Pause, holten sich noch etwas zu trinken und konnten jetzt schon weitere Paare auf der Tanzfläche betrachten, viele die auch einfach nur ohne Körperkontakt hin und her tappten und ein wenig plauderten. Andrew hatte irgendwie das Gefühl, dass die Einladungen zu diese Feier kein +1 enthalten hatten und es war wohl selten, dass tatsächliche Paare denselben Job in einer Geheimorganisation hatten. Das erklärte dann auch die Hemmungen beim Tanzen. Aber es war irgendwie traurig. Bestimmt hätten viele der Mitarbeiter jemanden mitbringen können und konnten jetzt bloß mit ihren Kollegen den Abend verbringen. Aber… vielleicht waren die Beziehungen am Arbeitsplatz ja auch sehr gut. Andrew konnte sich zwar nicht vorstellen, mit Serena oder Thomas lachend auf einer Tanzfläche zu stehen, aber die Menschen hier schienen doch ziemlich ausgelassen und zufrieden mit der Situation zu sein.
      Andrew drückte Ezra sein Champagnerglas in die Hand. "Kannst du das mal kurz halten? Ich geh aufs Klo, bin gleich wieder da" Hauptsächlich war ihm langsam etwas heiß in diesem Partykeller und sein Anzug machte ihn wahnsinnig und er musste mal wieder seine Haare richten. Hier war nirgends ein Spiegel und es machte ihn wahnsinnig.

      Er drehte sich herum und machte sich auf die Suche nach den Toiletten. Die waren interessanterweise genauso edel, wie der Rest des Hauses. Goldene Türschnallen, riesige Spiegel und sogar befüllte Seifenspender. Er ging doch aufs Klo, wo er schon mal hier war und war fast beeindruckt von den Innenräumen, dann wusch er sich die Hände und fuhr sich mit den kaltnassen Händen über den Nacken. So seltsam diese ganze Sache auch war, die Feier war wirklich nett. Und die Leute schienen zumindest zufriedene Mitarbeiter zu sein. Vielleicht war das alles halb so schlimm, wie sie es sich vorstellten? Und wieviel Kontakt würden sie zu Nadia schon haben, wenn es so viele Leute in der Organisation gab… Sie konnte da bestimmt den Abstand bewahren.
      Vielleicht redete Andrew sich das alles tatsächlich etwas zu schön, aber er vermisste es schrecklich, zu arbeiten. Er riss sich ein paar Papiertücher aus dem Spender, als der einzelne andere Kerl, der hier drin war, wieder durch die Türe verschwand und seinen Platz tauschte mit… Richard. Der Dunkelhaarige kam herein, entdeckte Andrew und seine Augen weiteten sich freudig. Andrew wandte irritiert den Blick ab. Am besten ignorierte er ihn ab jetzt einfach… bestmöglich. Oder auch nicht. Richard lehnte sich nur wenige Zentimeter neben ihm an den Rand der Waschbeckenreihe. Personal Space? Andrew trat einen Schritt zu Seite. "Was gibt's Richy?", fragte er leicht genervt. "Bist du hier um mich zu nerven, oder aus dem normalen Grund normaler Menschen, wenn sie durch diese Tür gehen", murmelte und trocknete seine Hände.
      "Hm, ich weiß nicht. Wer hat hier wen zu seinem Arbeitsplatz verfolgt?", fragte er und grinste. Damit fing er sich nur einen genervten Blick ein, bevor Andrew sich umdrehte und gehen wollte, als er aus dem Nichts an der Hüfte zurückgehalten wurde. Was zum Teufel war jetzt los? Andrew machte einen ruckartigen Schritt nach vorne, um sich Richards Händen zu entreißen und sah ihn entgeistert an. "Hast du sie noch alle?", fragte er etwas lauter, als geplant.
      Richard rollte seine Augen, dann drängte er Andrew sanft gegen die Wand, der sofort eine Hand ausstreckte, um den Größeren auf Abstand zu bewahren. Dieser umfasste seinen Arm und starrte ihn durchdringend an. "Ich weiß nicht, was du an diesem Typen findest", murmelte er auf einmal. Andrews Augen weiteten sich. War das sein Ernst?
      Er riss seinen Arm weg, drückte Richard von sich und ging erneut einige Schritte auf Abstand. "Ich weiß nicht, was dein Problem ist, aber eine Therapie würde dir sicher nicht schaden", sagte er und lachte in seiner Ungläubigkeit leicht.
      "Ich hab ein Problem? Du solltest vielleicht mal hinterfragen, wieso du mit einen Dieb zusammen bist, den du eigentlich einbuchten solltest. Aber mich… ignorierst du jahrelang" Richard schüttelte leicht den Kopf, fing sich und ging wieder auf Andrew zu. "Du ziehst einen Verbrecher mir vor?"
      Andrews Kinnlade fiel beinahe zu Boden. Ihm kam das hier vor wie ein merkwürdiger Traum, der nicht enden wollte. Er hatte wohl doch noch herausgefunden, wer Ezra war. Schwer war das ja nicht, wenn er jetzt statt ihm im Dezernat arbeitete. "Dir vorziehen? Ich würde vermutlich jeden dir vorziehen, warum auch immer dich das interessiert" Er brauchte einen Moment, um zu verarbeiten, was Richard ihm damit sagen wollte. "Vielleicht probierst du nächstes Mal eine andere Strategie aus, wenn du auf jemanden stehst" Er stieß ungläubig Luft aus und drehte sich um, nur um schon wieder am Arm gepackt zu werden.
      "Sag mal, was stimmt mit dir n-", setzte er wieder laut an und wurde auf einmal von einem Kuss zum Schweigen gebracht, der ihn reflexartig einen Schlag in Richards Magengrube ausführen ließ. Der Größere knickte mit einem dumpfen Laut ein und Andrew starrte ihn wütend an. "Nein", sagte er. "Wehe, du kommst mir noch einmal zu nahe" Er schluckte seine Wut herunter, auch wenn Richard definitiv verdient hatte, sie zu spüren, und ging raus.
      Draußen blinzelte er sich ein paar Mal den Schock aus den Augen, zupfte an seinem Hemd und suchte mit seinem Blick den Raum nach Ezra ab. Irgendwie war er unschlüssig, ob er überhaupt länger hier bleiben wollte. Auf ungewolltem Wege hatte er zumindest herausgefunden, dass Richard wirklich grenzwertig betrunken war. Ob er endlich verstanden hatte, dass Andrew ihn nicht in seiner Nähe wollte, blieb auch unklar. Eigentlich brauchte er mal einen Moment abseits dieser lauten Musik, um diesen… gesamten Tag zu verarbeiten, besonders jetzt.
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      Steve

      Die Party lief ungefähr genau so gut, wie Steve es sich gedacht hatte. Kollegen, die sich selbst beweihräucherten und Sekt tranken, der wahrscheinlich mehr gekostet hatte, als seine Monatsmiete. Und doch war er hier, immer noch mit der unrealistischen Hoffnung, irgendwann eine Gehaltsstufe aufzusteigen, wenn er nur genug Präsenz zeigte. Auch, wenn er sich dabei momentan nicht sonderlich anstrengte. Er stand am Rand der Veranstaltung und starrte auf sein Handy in der Hoffnung, dass Thomas Zeit finden würde, zu antworten. Bis jetzt war ihr Chatverlauf ziemlich einseitig, Steve hatte ihm geschrieben, dass er noch ein paar Nudeln mit Soße im Kühlschrank hatte - nach dem Stress der letzten Woche war er endlich nochmal dazu gekommen, selbst zu kochen - und danach war er dazu übergegangen, sich über die Party zu beschweren.
      Steve war noch nie ein Partygänger gewesen, seine freie Zeit hatte er immer lieber zuhause verbracht, mit einem guten Spiel, Kaffee, seinem Bett, eventuell einem Film. Partys waren ihm immer zu laut und zu voll. In diesem Fall war es außerdem unglaublich langweilig.
      ‘Thommy, ich glaube, ich schlafe gleich im Stehen ein. Magst du nicht doch irgendwie vorbei kommen? Wir schmuggeln dich schon rein.’
      “Sorry, ist der Platz noch frei?”
      Steve sah von seiner SMS auf zu dem blonden jungen Mann, der zu dem Stehtisch nickte, an dem Steve sich seit Beginn der Party fest klammerte, als ob er ein Rettungsring im offenen Meer wäre. “Sicher”, antwortete er mit einem kleinen, eventuell nicht ganz aufrichtigen Lächeln.
      “Danke.” Der Blonde lächelte weitaus ehrlicher, während er ein halb getrunkenes Sektglas auf den Tisch stellte. Er hielt ein weiteres Glas in der Hand, an dem er nippte, während er auf die Tänzer sah, die sich mittlerweile auf der Tanzfläche versammelt hatten.
      “Darf ich fragen, was deine Rolle hier ist?”, fragte der Blonde schließlich mit interessierten Blick. Offensichtlich würde das eine längere Unterhaltung werden. Toll.
      “Assistenz. Sekretariat. Irgendwas dazwischen.” Steve zuckte kurz mit den Schultern. “Ich darf die ganzen Mails schreiben und organisieren und so.”
      “Oh. Dann bist du derjenige, der meinen Namen falsch geschrieben hat”, antwortete der Blonde mit einem kleinen Lachen.
      Ganz. Toll. “Oh. Äh. Kann sein. Sorry. Ich bin Steve”, entschuldigte er sich, während er parallel auf sein Handy schielte. ‘Thommy, ich schwöre, wenn du nicht in 10 Minuten hier auftauchst und mich erschlägst, bleibt mir nichts anderes übrig, als mich absolut bodenlos zu betrinken.’
      “Ezra”, stellte sich der Blonde mit einem weiteren Lachen vor. “Wie ist es sonst so, hier zu arbeiten?”
      “Als Assistenz nicht zu empfehlen, aber die aktivieren Posten sind ziemlich cool, schätze ich.” Nicht, dass Steve in dem Bereich sonderlich viel Erfahrung hatte. “Zumindest hab ich noch nichts Negatives gehört.” Nur den Flurfunk, wenn Kollegen übereinander herzogen, aber das gab es wahrscheinlich überall und irgendwie…war es auch ziemlich interessant, was zwischenmenschlich so abging. “Überlegst du, das Jobangebot anzunehmen?”
      Ezra spielte mit dem Sektglas in seinen Fingern. “Ich bin noch unentschlossen, aber ich fürchte, dass mein Freund mich letztendlich mit reinziehen wird.”
      Stimmt. Steve hatte Ezra eben mit jemandem tanzen gesehen. Seinem Freund, offensichtlich. Er blinzelte kurz, als die Dominosteinchen in seinem Kopf ineinander fielen und ein Gesamtbild ergaben, das ihn realisieren ließ, wer da vor ihm stand und mit wem er getanzt hatte. War es klischeehaft zu sagen, dass er sich Andrew nach all den Geschichten, die Thomas erzählt hatte, immer irgendwie größer vorgestellt hatte?
      “Ich denke, es gibt schlechtere Jobs, in die man sich reinziehen lassen kann”, antwortete Steve.
      “Mhm. Lieber das, als ein Multi Level Marketing Ding.” Ezra zuckte kurz mit den Schultern, leerte sein Sektglas, zögerte kurz und tauschte es dann gegen das Glas auf dem Tisch aus. “Oh. Sorry, da drüben ist er. Ich geh ihn mal einsammeln. War nett, mit dir gesprochen zu haben.”
      Steve sah Ezra kurz hinterher, bevor er sich wieder seinem Handy widmete, immer noch in der Hoffnung, dass Thomas endlich antwortete.

      Ezra

      “Hey, alles okay?” Ezra warf einen besorgten Blick in Andrews Richtung. Er sah…durcheinander aus. Vielleicht war es doch ganz gut, dass Ezra seinen Sekt direkt mitgetrunken hatte. Es war zugegebenerweise auch irgendwie eine blöde Idee gewesen, zwei mal so dicht nacheinander feiern zu gehen.
      Er streckte seine Hand nach Andrew aus und zog ihn ein bisschen näher an sich. Er hatte die letzten paar Minuten damit verbracht, zumindest ein paar Leute anzusprechen, um ein ungefähres Bild darüber zu bekommen, worauf sie sich einlassen würden. Irgendwie war er dabei nicht zu einem Ergebnis gekommen. Der Job schien genau das zu sein, was sie sowieso schon vermutet hatten - ein Adrenalinrausch, bei dem man seine eigene Sicherheit für Steine aufs Spiel setzen musste. Zumindest, wenn man hier nicht im Sekretariat anfing, aber Steve hatte auch nicht sonderlich glücklich gewirkt. Aber das war ein Argument, dass er sich getrost für morgen aufheben konnte.
      “Wie wäre es mit ein bisschen frischer Luft?”, schlug er also vor, bevor er den letzten Schluck aus Andrews Sektglas leerte und es auf einen der Stehtische um sie herum stellte. Vielleicht würde frische Luft nach dem stickigen Tanzsaal ganz gut tun.
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      Andrew

      "Oh, äh… ja. Frische Luft klingt gut", erwiderte Andrew, noch leicht benommen von allem. Am Weg nach draußen kämpfte er mit sich selbst. Wenn er Ezra erzählte, was gerade passiert war, würde ihn das bloß unnötig wütend machen und ihre Diskussion über das Annehmen dieser Arbeitsplätze eigentlich hinüber. Andrew war auch nicht unbedingt erpicht darauf, mit diesem Psychopathen zusammen zu arbeiten. Er hatte ganz offensichtlich größere Probleme, als bisher vermutet. Und er wollte auch Ezra nicht in seiner Nähe wissen. Aber dieser Job… Andrew wollte diesen Job, sein ganzer Körper schrie danach, wieder einen größeren Sinn in seinem Leben zu haben. Ezra mochte das nicht verstehen und auch sonst kaum einer, aber er brauchte eine Arbeit wie diese.
      Vor der Hotel lehnte Andrew sich an die Hauswand und atmete durch. "Ich bin… ziemlich müde. Wollen wir nachhause fahren?", fragte er und lächelte leicht. Müde traf es kaum. Er war verstört und erschöpft. Er wollte wirklich nicht verheimlichen, was eben passiert war, er fühlte sich fast schuldig, aber es zu erzählen würde ihrer Situation nicht helfen. Es war besser, wenn Ezra sich keine Gedanken darüber machte.

      Thomas

      Vielleicht war er ein wenig zu vertieft in sein kleines Hausbau-Projekt in Minecraft gewesen, denn als er eine Pinkelpause einlegte, sah er die Milliarden Nachrichten von Steve auf seinem Handy, die sich seit einer Stunde angesammelt hatten. Er scrollte durch die Nachrichten, die bei Essen anfingen und in einer Art Wutausbruch endeten.
      'Okay, okay. Ich bin in 15 Minuten da'
      Thomas seufzte und wechselte seine Jogginghose wieder mit einer Jeans. Ob Steve sich mittlerweile schon bewusstlos gesoffen hatte? Zumindest war die Location nicht weit von seiner Wohnung entfernt, aber Thomas hatte sich seinen angenehmen Freitag Abend anders vorgestellt. Parties waren so garnicht seins. Wann war er überhaupt das letzte Mal auf einer gewesen?
      Erst als er in den Bus stieg erinnerte Thomas sich daran, dass Steve irgendwann mal etwas über eine Art Kleiderordnung gesagt hatte. Ob die das bei Firmenfeiern auch so eng sahen? Thomas machte einen Blick an sich herunter. Hm… der Wollpulli musste jetzt einfach ausreichen. Als er ankam, textete er Steve eine Nachricht. Er stand an der Seite des Gebäudes, denn er traute sich irgendwie nicht zum Eingang, wenn Steve bereits gemeint hatte, dass es einen Türsteher gab und diese Party so extrem exklusiv war. Hoffentlich gab es eine Hintertüre oder sowas oder Steve packte seinen Charme bei dem Mann am Eingang aus, damit er überhaupt reinkam. Auch, wenn er nichts dagegen hätte, Steve bloß abzuholen und mit ihm wieder nachhause zu fahren, damit er sein Haus fertig bauen und sich über die Pasta hermachen konnte. Er hätte die Nachrichten echt früher lesen sollen, jetzt hatte er einen riesen Hunger.
      And when you die, the only kingdom you'll see
      Is two foot wide and six foot deep


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      Ezra

      "Sicher. Vielleicht ist es eh von Vorteil, wenn wir morgen keine übermüdeten Entscheidungen treffen müssen." Bildete er sich nur ein, dass etwas nicht stimmte? Ezra hatte das Gefühl, Andrew gut genug zu kennen um zu wissen, wenn irgendetwas nicht in Ordnung war, aber vielleicht lag es wirklich nur an dem Alkohol und der Müdigkeit. Oder Andrew war auch gerade bewusst geworden, wie viel Einfluss dieser Job auf ihre Zukunft haben könnte und war sich jetzt doch unsicher darüber. Was es auch war, er schien nicht darüber reden zu wollen.
      "Hey, wenn du möchtest kannst du einen kurzen Abstecher zu mir machen und wir schauen in das Fotoalbum rein. Aber nur wenn du mir versprichst, nicht über die Phase zu lachen, als ich meine Haare schwarz gefärbt habe." Er grinste Andrew entgegen, in der Hoffnung, die Stimmung zumindest ein kleines bisschen zu lockern. "Und falls es doch zu spät werden sollte, kannst du ja dann einfach bei mir übernachten." Was...widererwartend tatsächlich eher als praktische Lösung für ein Problem und weniger als Flirt gemeint war.
      "Nur, wenn du willst, natürlich", fuhr er fort, während er nach Andrews Hand griff und ihn mit sich zog. Vor dem Hotel standen bereits ein paar Taxen, die wohl entweder gewohnheitsmäßig hier Gäste einsammelten, oder mitbekommen hatten, dass hier eine Party stieg, von der Leute abgeholt werden wollten. Andrews Auto müssten sie morgen irgendwie einsammeln.
      "Ich meine, ich will dich wirklich nicht in deiner Entscheidung beeinflussen, aber ich hab es letzte Nacht wirklich vermisst, nicht von dir erdrückt zu werden." Er war nicht anhänglich. Absolut nicht. Alles vollkommen normal. Hoffte er zumindest, während er Andrew mit sich in das nächste Taxi zog.



      Steve

      Steve war bei seinem zweiten Sekt und der dritten Runde Solitär auf seinem Handy angelangt, als Thomas endlich die Zeit fand, zurück zu schreiben. Zum Glück mit einer weitaus positiveren Nachricht, als Steve gehofft hatte. Er schloss die App und sah sich kurz im Raum um. Die ersten Partygäste waren deutlich angetrunken, ein paar waren bereits gegangen. Würde der Türsteher da wirklich noch darauf achten, wer hier rein und raus kam? Er biss sich kurz auf die Unterlippe, bevor er beschloss, es nicht riskieren zu wollen, alleine, um Thomas eine möglicherweise unschöne Erfahrung zu ersparen.
      'Links neben dem Hotel müsste eine kleine Gasse sein. Da sind ein paar Fenster. Ich hole dich rein. Viel Stück!'
      '*Stück'
      '*GLÜCK, duck.'
      '*FUCK'
      Steve schob sein Handy zurück in seine Hosentasche und warf einen weiteren Blick in die Runde, bevor ihm klar wurde, dass wahrscheinlich niemand je bemerken würde, wenn er ging. Alle waren zu sehr in ihren eigenen Geschichten und Konversationen gefangen und niemand achtete so wirklich auf ihn.
      Er leerte das zweite Sektglas und bewegte sich zum ersten Mal an diesem Abend von seinem Stehtisch weg, durch einen Flur und hinein in ein kleines, unauffälliges Zimmer. Eine Waschküche mit Fenstern in die kleine Gasse. Zum Glück hatte Steve das Gelände einmal ablaufen müssen um zu prüfen, dass hier wirklich alles sicher war, als sie angekommen waren. Er schob sich zwischen Bügelbrettern und Wäschebergen durch und stieß ein Fenster auf, das sich direkt quietschend beschwerte. Er erstarrte kurz, horchte, ob irgendjemand kommen würde, um das Geräusch zu untersuchen und lehnte sich schlussendlich aus dem Fenster, als alles ruhig blieb. Jetzt musste er nur noch Thomas reinziehen und dann würde der Abend deutlich angenehmer werden.