The Hero and the Thief [Nao & Stiftchen]

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      Thomas

      Ob es sein Ding war… Ezra schien nicht zu verstehen, dass genau das sein Problem war. Thomas konnte sich, wenn es hoch kam, an 2 Prozent dieses Abends erinnern und die waren auf jedenfalls nichts Negatives im weitesten Sinne. Das einzig Negative an dieser ganzen Sache war, dass es Steve war. Nicht, weil er hässlich oder unsympathisch war, bei Gott, er hätte es wahrscheinlich kaum besser treffen können, als ihn. Es war nur ein Problem, weil er nie wollte, dass sich an ihrer perfekten, rein platonischen Freundschaft etwas änderte. Allein der Gedanke war absolut surreal. Es stand kaum zur Debatte, ob es gut war oder nicht, sondern bloß, dass es passiert war. Also war der einzige Lösungsansatz, den Thomas akzeptieren würde, dass sie jetzt gleich anfingen ihr Bestes zu geben um eine Zeitmaschine zu bauen. Darüber lachen? Das konnte er wohl erst, wenn er aus seinem Kopf jeglichen Gedanken darüber verbannte, dass Steve vielleicht tatsächlich ganz gut aussah, nicht nur objektiv betrachtet. Dass er… das alles freiwillig getan hatte, gut fand und jetzt mit der Person zusammenleben musste, mit der er niemals etwas anderes als Freundschaft haben wollte bis… zu diesem Moment. Thomas wollte nichts lieber, als in der Zeit zurückgehen und im Unwissenden zu bleiben. Er wollte nicht wissen, wie Steve aussah oder klang, wenn er kam. Gott, es war absolut schrecklich, sowas über seinen besten Freund zu wissen. Sollte es jedenfalls sein.
      Er riss die Schokolade auf und begann, sie aus reinem Frust heraus zu essen. Machte Steve eigentlich regelmäßig Sport oder hatte er einfach gute Gene? GAH. Genau das war es, was er nicht wollte. Sich diese Frage überhaupt stellen.
      "Ich versteh einfach nicht, wie das passieren konnte. Wie stehen die Chancen?", jammerte er mit vollem Mund. Er schluckte. "Gratuliere zu eurer Beziehung, übrigens. Wurde irgendwie Zeit", fügte er dann beiläufig ein, bevor er weiter laut über seine eigenen Probleme nachdachte. "Ich wusste nicht, dass er… auf Männer steht. Ich meine, sollte man das über seinen besten Freund nicht wissen? Ich hab zumindest die Ausrede, dass ich es selbst nicht wusste?! Aber wieso hab ich das denn dann nie gemerkt? Sollte man sowas nicht irgendwie… irgendwann merken?"
      "Nicht jeder", warf Andrew ein, brachte aber damit Thomas Redeschwall nicht zum Stoppen.
      "Was, wenn Steve es auch nicht wusste? Was, wenn er das als endgültige Bestätigung gesehen hat, hetero zu sein??" Die bessere Frage war, wieso dieser Gedanke Thomas Sorgen bereitete.
      "Okay, warte. Ich komme nicht mit. Willst du das Ganze vergessen oder es wiederholen?", kam von vorne die Frage und ein skeptischer Blick durch den Rückspiegel. Es wiederholen?! Bisher war Thomas zu beschäftigt damit gewesen, alles zu bereuen, um sich diese Frage zu stellen. "Ich will, dass alles so ist, wie es vorher war", murmelte er kurzerhand.
      "Okay. Verstehe ich. Aber manchmal ist es garnicht so schlecht, andere Optionen in Erwägung zu ziehen" Thomas bemerkte Andrews kleinen Seitenblick zu seinem Beifahrer und musste in all seinem Schmerz trotzdem kurz schmunzeln. "Vielleicht wäre eine Beziehung ja sogar besser, als eine Freundschaft"
      Thomas lehnte sich nachdenklich zurück. "Ich weiß nicht. Beziehungen enden. Freundschaften sind für immer" Bros before Hoes.
      "Okay… das… ist eine interessante Denkweise. Würde ich jetzt… nicht so unterschreiben. Vielleicht endet die Beziehung ja garnicht. Oder eure Freundschaft endet wegen dieser Sache"
      Thomas starrte ungläubig in den Spiegel. "Nicht hilfreich"
      Andrew zuckte mit den Schultern. "Ich meine ja nur, dass du die Idee nicht gleich verteufeln solltest. Vielleicht denkt er sich ja das Gleiche. Oder ihr kommt zu dem Schluss, dass ihr… drüber lacht und es vergesst, wie Ezra meinte"
      Thomas saß eine Weile stumm auf der Rückbank und ließ diese Worte sickern. Es war irgendwie… ein ziemlich merkwürdiger Gedanke, irgendetwas von gestern Abend zu wiederholen. Abseits davon, dass Thomas sich nicht sicher war, was überhaupt alles passiert war. Ihm gefiel die Option, alles endgültig zu vergessen, definitiv besser. Er musste wohl wirklich mal mit Steve darüber reden, auch wenn ihm beim Gedanken daran schon schlecht wurde. Aber… er war immer noch sein bester Freund. Sie würden da schon irgendwie drüber hinweg kommen.
      "Hey, äh… sorry aber kannst du vielleicht umdrehen?", fragte Thomas verlegen.
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      Ezra

      Okay, langsam wurde es ein bisschen klarer, was Thomas' eigentliches Problem bei der ganzen Sache war. Offensichtlich wusste er selbst nicht so richtig, was er wollte - oder er wusste es und wollte es sich selbst einfach nicht eingestehen. Alles in allem war Ezra nur wirklich froh, dass Andrew nicht nochmal angemerkt hatte, dass er neun Jahre gebraucht hatte um sich sicher zu sein, dass Andrew schwul war. So viel zu dem Thema 'sollte man sowas nicht merken'. Manchmal steckte man einfach zu sehr in seinem eigenen Kopf und der eigenen Panik fest. Sehr tief im Kopf, offenbar, gemessen daran, dass ihre Beziehung selbst für Thomas nur eine Frage der Zeit gewesen war.
      Wenigstens widersprach Andrew Thomas' Auffassung von der Dauer von Beziehungen, was irgendwie seltsam beruhigend war. Ezra war selbst auf jeden Fall nicht gewillt, Andrew so schnell gehen zu lassen. Da würde er wahrscheinlich eher ein paar seiner engsten Freundschaften aufs Spiel setzen. Am Ende war Andrew immerhin die Person, bei der er sich am wohlsten fühlte. Für andere würde er sich wahrscheinlich nicht mal überlegen, ob er diesen blöden Job annehmen würde. Offenbar schien Thomas über seinen Mitbewohner ähnlich zu denken.
      Ezra stieß ein kleines, enthusiastisches "Wuhu!" aus, als Thomas darum bat, doch wieder umzudrehen. Das klang weitaus positiver, als der verzweifelte Monolog vom Anfang! "Überstürz es nur nicht. Vielleicht solltest du nicht unbedingt mit dem Fakt anfangen, dass das eventuell ein bisexuelles Erwachen war." Er grinste Thomas kurz entgegen. Gut, er schien sich bei der Sache selbst nicht so sicher zu sein, aber wie hetero konnte man wirklich sein, wenn das einzige Argument gegen eine Beziehung 'Freundschaften halten länger' war und nicht 'oh, ich stehe nicht auf Männer', oder 'Ich könnte mir nie vorstellen, mit ihm zusammen zu sein'. Er gab Thomas eine Woche, bevor er wieder bei Andrew anrufen würde, um zu fragen, woran genau man merkte, dass man auf Männer stand.
      "Ihr packt das sicher schon. Eine gute Freundschaft wird sicher nicht an so einem - ähm - Ausrutscher scheitern." Ezra konnte nur hoffen, dass Thomas' Mitbewohner eine ähnliche Denkweise hatte, oder zumindest gerade ähnlich guten Zuspruch bekam. Und hey - falls alle Stricke reißen sollten, konnte er immer noch Andrew überzeugen, seine Wohnung an Thomas abzugeben und stattdessen bei ihm einzuziehen. Als Notlösung halt. Dann musste er sich wenigstens keine Gedanken darum machen, ob ihre Beziehung wieder zu schnell lief.
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      Thomas

      Ezra hatte recht… ihre Freundschaft würde sowas schon überleben. Thomas konnte zwar gerade an keine Referenz denken, bei wem sowas geklappt hatte, aber sie bekamen das schon hin und konnten wieder in den normalen Alltag zurückkehren. Zusammen zocken, Essen bestellen und sich über ihre Kollegen beschweren. Es sollte bloß nicht mehr so komisch zwischen ihnen sein. Das war alles, was er wollte. Er atmete tief durch, als er aus dem Auto stieg.
      Okay, das… würde schon halb so schlimm werden. Andrew und Ezra hatten kurzzeitig sein Selbstbewusstsein gepusht, aber das ließ mit jeder Stiege, die er in Steves Wohnhaus betrat, wieder nach. Als er oben ankam, war er aus diversen Gründen leicht verschwitzt, ein wenig zittrig und hatte Probleme, die Tür aufzuschließen. Er schlich eher in die Wohnung und versuchte sich möglichst leise die Jacke auszuziehen, eine eher sinnbefreite Aktion. Als würde es irgendetwas daran ändern, dass er dieses Gespräch führen musste.
      "Steve?", fragte er in den Gang hinein, um zu erörtern, wo sein Freund war. Irgendwie fühlte es sich falsch an, in sein Schlafzimmer zu gehen, also kam er da besser raus, falls er drin war. Nachdem er nicht im Wohnzimmer oder in der Küche war, blieb jedenfalls wenig übrig. Thomas nahm sich ein Glas Wasser in der Küche und lehnte sich an die Theke, während er auf Steve wartete.

      Andrew

      "Das war eine Erfahrung", murmelte Andrew, als er Thomas aussteigen hatte lassen und drehte den Wagen um, um zurück zu Ezra nachhause zu fahren. "Also… um zurück zum Thema zu kommen", begann er. "Du stehst auf mich?" Er grinste Ezra schief an. Seine Augen leuchteten dabei vielleicht etwas zu sehr, um den Satz wirklich als Witz ankommen zu lassen. Ach, er würde nie genug davon kriegen, das zu hören.
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      Steve

      Steves Gedanken hatten sich die letzte Stunde einfach nur im Kreis gedreht, von einem Horror-Szenario zum nächsten. Er wollte Thomas auf keinen Fall als Freund verlieren, aber was, wenn das ihr Ende gewesen war? Was, wenn Thomas ausziehen wollen würde? Sollte er schon mal seine Sachen packen? Er entschied sich dagegen. Zum einen, weil er dazu aufstehen müsste, zum anderen, weil das alles irgendwie realer machen würde. Außerdem bestand immer noch die Chance, dass sie ihre Freundschaft irgendwie retten konnten. Aber konnte er noch normal mit Thomas umgehen, jetzt, wo er wusste, wie wundervoll es sich anfühlte, ihn zu küssen? Egal, wie er es drehte und wendete, es war eine absolute Lose-Lose Situation.
      Irgendwann war er selbst zu erschöpft, um zu weinen. Er lag einfach auf seinem Bett, starrte die Decke an und hoffte, dass das alles nur ein böser Traum war. Dass er gleich alleine in seinem Bett aufwachen und hören würde, wie Thomas im Bad war, oder so. Es wäre alles einfach nur ein sehr verwirrender Traum, den er nie in seinem Leben mit irgendjemandem teilen würde. Sie würden einfach so weitermachen, wie bisher und Steve würde sich bis ans Ende seines Lebens fragen, ob Thomas' Stöhnen wirklich so heiß klang.
      Leider wachte er nicht auf. Irgendwann rollte er sich zur Seite und griff nach seinem Handy. Mit einem kleinen Seufzen öffnete er seine Notizen und begann zu tippen, zu löschen, erneut zu tippen, wieder zu löschen. Er war noch nie sonderlich gut darin gewesen, Reden zu halten, oder seine Gefühle wirklich per Text rüber zu bringen. Er wollte Thomas aber trotzdem nicht einfach so gegen lassen. Steve wollte sich wenigstens entschuldigen, oder darauf verweisen, dass das nicht geplant war, oder...irgendwas. Er wollte ihm irgendwas schreiben, was Thomas die Gelegenheit geben würde, zu antworten, oder ihn zu ignorieren, ohne sich schlecht vor zu kommen.
      Er hatte ganze zwei Sätze geschrieben, als er hörte, wie Thomas seinen Namen rief. Mist. Steve warf sein Handy zur Seite und rappelte sich auf. Er hatte wahrscheinlich nur diese eine Chance, nicht? Also musste er irgendwie das Beste daraus machen. Kein Druck.
      "Hey", grüßte er, als er die Küche betrat. Er achtete darauf, genügend Abstand zwischen ihnen zu lassen, was ein seltsames Gefühl war. Er hatte vorher nie ein Problem mit Nähe gehabt.
      Thomas sah furchtbar aus, aber Steve selbst musste wahrscheinlich ähnlich verheult aussehen. "Das was gestern passiert ist tut mir leid", setzte er an, selbst ein wenig unsicher, was er überhaupt sagen wollte. "Ich glaube, ich fasse für den Rest meines Lebens keinen Alkohol mehr an. Das war wirklich nicht geplant. Du bist mein bester Freund und ich will dich nicht verlieren. Ich kann verstehen, wenn du ausziehen möchtest, aber- bitte block mich nicht, oder so", sprudelte es aus ihm heraus, ohne, dass er sich selbst noch irgendwie stoppen konnte. Er konnte wirklich nur hoffen, dass Thomas nicht hier war, um seine Sachen einzusammeln.


      Ezra

      Wie heiß musste Thomas' Mitbewohner sein, dass er es geschafft hatte, den armen Jungen in nur einer einzigen Nacht dermaßen durcheinander zu bringen? Wohnte er mit einem Model zusammen?
      Ezra sah Thomas kurz hinterher, als er im Wohnhaus verschwand und wünschte ihm im Stillen viel Glück. Irgendwie würde sich das ganze schon richten. Anders, als sein eigenes kleines Problem. Ezra seufzte kurz, als Andrew zu sprechen begann, vollkommen davon überzeugt, dass er den Vertrag erwähnen würde, bevor die eigentliche Frage ihn ungewollt zum Lachen brachte.
      "Das ist sehr milde ausgedrückt", merkte er an, während er grinsend eine Hand auf Andrews Oberschenkel legte. "Ich hab noch nie eine Person so sehr geliebt, wie dich." Wenn er nicht befürchten würde, Andrew zu sehr vom Straßenverkehr abzulenken, hätte er ihn jetzt geküsst. "Außerdem wette ich ein Abendessen darauf, dass Thomas keine zwei Wochen braucht, bevor er dich anruft, um dir zu erzählen, dass er jetzt seinen Mitbewohner dated."
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      Thomas

      Steves Anblick erinnerte Thomas daran, dass er selbst aussehen musste, als wäre er gerade vom Tod auferstanden. Zumindest war er damit jetzt nicht allein. Und Steve schien das alles genau so sehr zu bereuen, wie er. Das war doch schonmal gut. Sie wollten beide, dass ihre Freundschaft überlebte.
      "Gott, ich würde dich nie einfach blockieren", murmelte er und fuhr sich durch die Haare, nachdem er sich Steves Entschuldigung angehört hatte. Die ihn irgendwie überraschte. Er war bestimmt nicht alleine an der Sache schuld. "Es… muss dir auch nicht leid tun, ich meine… woran ich mich noch erinnere, war mindestens genauso sehr mein Verdienst" Thomas wusste nicht, ob er darüber lachen sollte, sein minimales Schmunzeln starb also ziemlich schnell wieder ab. Zu früh. Definitiv zu früh. Aber damit hatte er wenigstens ganz gut eingeleitet, worauf er hinaus wollte.
      "Äh… nachdem ich… mich echt kaum an irgendwas erinnern kann… können wir das alles einfach vergessen. Oder?" Er sah Steve etwas unsicher an. "Ich will nicht ausziehen oder dass wir keinen Kontakt mehr haben, das wär irgendwie… albern, wenn du mich fragst. Wir waren halt betrunken und ähm… irgendwann lachen wir… vielleicht darüber" Das Lachen kam Thomas momentan noch nicht über die Lippen, aber er versuchte einfach mal zu wiederholen, was er eben fünf Mal im Auto gehört hatte. Bestimmt lachten sie darüber irgendwann. Ganz bestimmt. Nur noch nicht jetzt. Jetzt musste er erstmal verarbeiten, dass er Dinge gesehen hatte, die er nicht hätte sehen sollen. Und dass er diese Dinge ab jetzt stur ignorieren musste, um ein normales Verhältnis zwischen ihnen zurückzubringen.
      "Wie wär's… mit nem Mittagessen", murmelte er dann als Vorschlag. Hauptsache sie kamen auf andere Gedanken.

      Andrew

      Ein selbstfahrendes Auto wäre gerade ein Traum. Andrew brauchte eine Menge Selbstbeherrschung, um nicht links ranzufahren und über Ezra herzufallen, aber sie hatten ja noch ein ganzes Wochenende und dann… vermutlich auch noch eine ganze Woche und einen ganzen Monat, wenn er Andrew erfolgreich davon abhielt, diesen Job anzunehmen und er sich etwas anderes suchen musste.
      "Oh, die Wette schließ ich nicht ab. Ich bin deiner Meinung. Thomas ist wahnsinnig leicht zu knacken, egal worum es geht. Was glaubst du, wie er drei Jahre mit Leona ausgehalten hat? Ich hoffe nur, dass der Typ weniger labil ist. Und bestenfalls nirgends arbeitet, wo ich öfters hingehe. Wenn er Barista ist, müssen wir umziehen" Andrew kam nicht sofort drauf, was an seinem letzten Satz nicht gestimmt hatte. Aber nach ein paar Sekunden fiel ihm endlich auf, dass er garnicht mit Ezra zusammenlebte, er hatte sich bloß wie ein Parasit dort eingenistet, der seltsamerweise auch willkommen war. Irgendwie hatte er auch garkein Verlangen mehr, in seine eigene Wohnung zurückzukehren. Auch wenn er nicht der größte Fan davon war, wie weit außerhalb Ezra wohnte. Ob er das Haus für den Rest seines Lebens bewohnen wollte? Oder war er offen für andere Optionen? Okay, es war definitiv noch nicht der Zeitpunkt gekommen, um ihn das zu fragen. Aber… billiger wäre es schon, zusammen zu wohnen… Wofür zahlte Andrew momentan eigentlich seine Miete? Er hatte seine Wohnung immer unglaublich geliebt, aber sie war unmenschlich teuer, klein und unpraktisch, wenn er nicht weiterhin quasi nebenan arbeitete.
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      Steve

      Vielleicht hatte er sich doch zu sehr in seine Panik hineingesteigert. Steve brauchte eine Sekunde um zu verstehen, dass Thomas offensichtlich nicht ausziehen wollte und sich auch an ihrer Freundschaft nichts ändern würde. Was ihn unglaublich erleichterte. Wenn er nicht weiterhin darauf achten würde, Abstand zu halten, hätte er Thomas jetzt am liebsten umarmt. Aber es würde wahrscheinlich noch eine ganze Weile dauern, bis er sich das wieder traute. Generell würde es eine ganze Weile dauern, bis er sich trauen würde, wieder irgendwas zu tun oder zu fragen, was ihn an gestern Nacht erinnern würde. Auch, wenn ihm in den letzten Stunden die ein oder andere Frage durch den Kopf gegangen war, die er nur zu gerne beantwortet hätte. Aber das konnte warten. Hauptsache, ihre Freundschaft war noch intakt.
      "Es war ziemlich verrückt", stimmte er vorsichtig zu. "Wir können bestimmt irgendwann darüber lachen. Vielleicht ist es auch eine nette Story für 'Zwei Wahrheiten und eine Lüge', oder so." Auch, wenn ihm aktuell noch nicht danach war, darüber zu lachen. Oder das ganze jemand anderem zu erzählen. Wem auch? Er hatte fast ausschließlich Internetbekanntschaften und die würden sich wahrscheinlich herzlich wenig für sein Privatleben interessieren.
      "Essen klingt gut. Ich müsste noch genug Zeug für Curry dahaben." Er deutete kurz in die Richtung des Kühlschranks. Er war gestern zwischen seinem Job und der Party noch kurz einkaufen gewesen, hatte seinen Fokus allerdings eher auf Gerichte gelegt, die schnell und einfach zu machen waren, statt auf etwas ausgefallenes, das davon ablenken würde, dass man letzte Nacht mit seinem besten Freund geschlafen hatte. Nach der ganzen Panik und Aufregung wäre es vielleicht fast hilfreich, irgendwie zu arbeiten. Kochen, Wäsche machen. Irgendwas würde sich schon finden. "Oder willst du was bestellen?" So hatten sie die letzte Woche schließlich auch überlebt, auch, wenn es langsam wirklich ins Geld ging. Er hatte wirklich keine Lust, seine Eltern um einen Kredit zu bitten und noch weniger Lust, ihnen zu erklären, warum er gerade knapp bei Kasse war. Sein Verhältnis zu Thomas war schon angespannt genug, da brauchte er nicht noch zusätzliche neugierige Nachfragen seitens seiner Mutter.
      "Wir könnten beim Essen einen Film gucken, oder so. Irgendwas, was gerade auf Netflix trended", schlug er schließlich vor.


      Ezra

      'Wir' müssten umziehen?
      Ezras Mundwinkel zuckten unweigerlich nach oben, als er das hörte. Es war irgendwie immer wieder schön zu hören, dass er einen festen Platz in Andrews Zukunftsplanung zu haben schien. Auch, wenn der Grund für den potentiellen Umzug...etwas fragwürdig war.
      "Wäre es nicht eigentlich von Vorteil, wenn er Barista wäre? Wenn du es schaffst, Thomas in eine Beziehung rein zu quatschen, könntest du als Dank gratis Kaffee bekommen." Er lachte, während er seine Hand wieder von Andrews Oberschenkel zurück zog und sich in seinem Sitz zurück lehnte. "Der Typ muss ja einiges auf dem Kasten haben, wenn er es schafft, dass Thomas in einer Nacht seine eigene Sexualität vergisst und danach direkt alles hinterfragt. Ich hab irgendwie Brendan Fraser in Die Mumie vor meinem geisteigen Auge. Der Film ist ein Traum für jede bisexuelle Person."
      Er sah aus dem Fenster auf die Häuser der Wohngegend, durch die sie gerade fuhren. Nicht das teuerste Viertel, aber nett, irgendwie. Viele Reihenhäuser, zwischendrin ein kleiner Park. Hier und da ein Bäcker, oder ein Kiosk. "Wohin würden wir denn ziehen, wenn Thomas' sexuelles Erwachen in einem Café arbeiten sollte?", fragte er schließlich. "Bleiben wir in London, oder fragst du an, ob man den Job auch in irgendeiner anderen Stadt ausführen kann?" Er lächelte ein wenig, als er wieder zu Andrew sah. Er meinte das Thema offensichtlich nicht komplett ernst, aber irgendwie war es trotzdem spannend, wie Andrew sich das alles vorstellen würde. Wahrscheinlich wieder vollkommen anders, als Ezra selbst, alleine aufgrund der Tatsache, dass Ezra sich immer noch nicht dazu überwinden konnte, komplett ohne Kinder zu planen. Gott, daran würde er sich wirklich noch gewöhnen müssen.
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      Andrew

      "Entweder ich bekomme gratis Kaffee, oder der Typ entwickelt einen derartigen Hass auf mich, dass ich doppelt zahle. Ich bin ein gebranntes Kind, Ezra", erwiderte er ernst. Sowas brauchte er nicht noch einmal. Thomas Beziehungen hatten zu viel Einfluss auf ihn, aus irgendeinem Grund. Aber solange der Kerl nur halb so eifersüchtig war, wie Leona, würde das schon gut gehen.
      Ezras Frage überraschte ihn ein wenig, denn er war selbst bereit dazu gewesen, seine Aussage einfach mal völlig zu ignorieren. Es war schließlich… wahnsinnig früh, um zusammenzuziehen. Logisch betrachtet. Aber Ezra bewies mal wieder, dass die Norm nicht auf sie zutraf. Vor allem, weil Andrew wirklich langsam eine Vision hatte, wenn er genauer darüber nachdachte. Er wollte auf jeden Fall ein Arbeitszimmer. Das wollte er schon immer. Nicht, dass er wahnsinnig viel Zeit darin verbracht hätte. Und eine Badewanne, Gott. Unbedingt eine Badewanne. Ein Balkon wäre auch nett. Und wenn sie ein Haus hätten, auf jeden Fall ein Garten, egal wie klein. Vermutlich lieber zu klein, als zu groß, denn er war nicht gerade ein Gärtner. Seine Pflanzen überlebten auch nur, weil sie einen starken Willen hatten.
      "Also… ich fände es… ganz gut, mittiger in der Stadt zu wohnen. Auch, weil ich's gewohnt bin, aber… ich mag das Getümmel. Und die tausend Cafés. Und Parks. Große Parks sind in Wohngegenden irgendwie seltener und ich gehe eigentlich gern Laufen, oder Spazieren, wenn ich… mal dazu komme" Er passte auf, nicht zu sehr ins Detail zu gehen, um keinen erneuten Reibungspunkt zu erschaffen. Ezra hatte bestimmt andere Vorstellungen, als er. Sie hatten ihr Leben bisher auch völlig unterschiedlich gelebt. "Ich will aber in London bleiben" Er warf Ezra einen kurzen Blick zu, dachte sich aber bereits irgendwie, dass er das wohl ähnlich sehen würde. Nach ihren kleinen Erlebnissen war Andrew dankbar, einen Ort zu haben, an dem er sich auskannte und sich zuhause fühlte.
      "Wir bräuchten ein riesiges Bett, das steht außer Frage. Und ein riesiges Sofa. Nicht, dass uns Platzmangel bisher aufgehalten hätte, aber… Bewegungsfreiheit ist nicht zu unterschätzen", erklärte er relativ neutral, auch wenn ihm einige Bilder in den Kopf schossen. Die Frage war nur, wie sie sich das alles leisten wollten, wenn Andrew diesen Job nicht annahm. "Wie stehst du zu Haustieren? Moment, bessere Frage. Traust du dir zu, ein Haustier am Leben zu halten?" Er grinste Ezra kurz an. Andrew mochte eigentlich so gut wie jedes Tier, solange es kein Insekt war, aber wenn er sich schon nicht um einen Garten kümmern wollte… Naja, hoffentlich hätte Ezra Futterzeiten und derartiges im Kopf, denn Andrews Part bestünde eher im Kuscheln. "Magst du Hunde oder Katzen lieber?", fügte er dann aus Interesse noch hinzu. Bestimmt waren es Katzen. Tausendprozentig waren es Katzen.

      Thomas

      "Uhm… Curry klingt gut", sagte er und nickte. Er musste Steve heute nicht schon wieder auf der Tasche hocken. Außerdem machte er verdammt gutes Curry. Thomas überlegte kurz, dann kramte er sein Handy aus seiner Hosentasche und stand eine Weile herum, während Steve zu kochen begann. "Ich guck mal, was neu ist", meinte er und scrollte durch die Netflix App, um einen Film zu finden. Vielleicht auch mal wieder eine Serie? Aber dann würden sie vermutlich das ganze Wochenende damit verschwenden. Wäre nicht das erste Mal.
      "Äh… hast du 'Living with Yourself' schon gesehen? Trendet gerade" Egal, wofür sie sich am Ende entschieden, Hauptsache es war spannend genug, um ihre ganze Konzentration zu erfordern und keinen Raum für anderweitige Gedanken zu lassen.

      Nach etwa einer halben Stunde, in der Thomas Steve mit möglichen Filmen und Serien zugequastcht hatte und sich beinahe wieder normal gefühlt hatte, saßen sie endlich mit ihren Schüsseln auf dem Sofa. Thomas zog eine der Decken über sich und suchte am Fernseher nach ihrer Auswahl. Das Essen roch so unfassbar gut, das er sich darauf gerade noch viel mehr freute, als Netflix. Aber ein fauler Samstag war genau das, was er gerade brauchte. Und Steve wahrscheinlich auch. Sie hatten ja beide den ganzen Vormittag damit verbracht, sich die Augen auszuheulen. Es hatte tatsächlich irgendwie geholfen. Demnächst würde er Andrew noch sagen, auch Ezra seinen Dank auszurichten. "Okay, bereit?", fragte er und hielt die Fernbedienung in der Hand, den Finger über dem Play-Kopf schwebend.
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