The Hero and the Thief [Nao & Stiftchen]

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    • Andrew

      Zu hören, wie Ezra auf einmal mit seiner Wohnung angab, ließ Andrew grinsen. Es war für ihn immernoch völlig unverständlich, dass er in seinen Gesprächen so ein großes Thema darstellte. Seit Jahren. Andrew hatte seine Bewunderung größtenteils für sich behalten, außer ihm war in Thomas Nähe mal ein kleines Kommentar rausgerutscht, aber man konnte schlecht für die Verbrecher schwärmen, die man fangen sollte.
      Er lachte bei Hopes Worten auf. Vielleicht sollte Ezra auch lieber aufpassen, ihn nicht zu sehr zu glorifizieren in den Augen irgendwelcher anderen Leute.
      In der einen Hand hielt Andrew einen Espresso Martini, den anderen Arm hatte er um Ezra gelegt, als er sich auf der kleinen Bank so eng an ihn setzte. Es kostete jegliche Willenskraft in seinem Körper, ihm nicht ungefragt einen Kuss auf den Kopf zu geben. In Hopes Gegenwart sollte er sich vielleicht auch ein bisschen zusammenreißen. Normalerweise war Andrew nie so klammernd gewesen, aber…
      „Oh, Yoga ist super“, warf Andrew plötzlich ein und nahm einen Schluck von seinem Cocktail. „Hab ich auch eine Zeit lang gemacht, aber aus Zeitgründen aufgegeben“ Genau wie das Fitnessstudio. „Irgendwann wird es immer leichter“, meinte er um Hope etwas die Motivation zurückzugeben. Für ihn persönlich war es auch eine kleine Herausforderung gewesen, solange still in Positionen zu verweilen, die anfangs auch noch dermaßen unangenehm waren, aber er hatte zur Arbeit einen Ausgleich suchen wollen. Damals, als er noch etwas im Gehirn gehabt hatte.
      Er überlegte angestrengt, wie man Hope am unbesorgniserregendsten von ihren letzten Wochen erzählen konnte. Außerdem wollte er ihr nicht wirklich beichten, dass sie seit etwa 4 Tagen zusammen waren. „Oh, nicht viel“, erwiderte er etwas unbeholfen. Auch seine Arbeitslosigkeit musste er nicht unbedingt ansprechen. „Wir versuchen, die ganzen Dates nachzuholen, die wir die letzten Jahre hätten haben können, also… falls du einen Tipp hast“ Er lächelte leicht.
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    • Ezra

      Gut, das war eine recht kurze, sichere Zusammenfassung ihrer letzten Tage und Wochen, aber Ezra wusste nicht, wie er es besser hätte machen sollen. Hope hatte offensichtlich nicht den Artikel in der Zeitung über sie gesehen - etwas, worüber er absolut dankbar war - und es würde sich unglaublich seltsam anfühlen, ihr alles über die letzten Wochen zu erzählen. Am Ende würde sie ihn und Andrew vielleicht noch einweisen lassen, weil das alles so abenteuerlich erfunden klang.
      "Oh, das ist süß", kommentierte sie stattdessen, offensichtlich ohne das kleine Zögern in Andrews Stimme zu bemerken. "Also Paar-Yoga kann ich schon mal nicht empfehlen. Aber wenn du darin geübt bist, könnte ich dir eine Perücke besorgen und du gehst als meine Vertretung hin."
      "Würde kaum auffallen", kommentierte Ezra flach. "Setz ihm noch eine Brille auf die Nase und man kann euch nicht mehr auseinander halten."
      "Absolut." Hope nickte lachend und schwenkte leicht ihren Drink. "Ansonsten..." Sie legte nachdenklich den Kopf schräg, während sie wahrscheinlich alle Dates durchging, auf denen sie selbst gewesen war. "Kommt ein bisschen drauf an, was euch eher liegt, schätze ich. Oh! Eine Ex von mir hat mich mal zu einer Tee-Busfahrt eingeladen. Das ist ganz nett. Man fährt in einem Sight-Seeing Bus durch London und bekommt dazu Tee und Snacks. Sandwiches und Törtchen und so."
      Oh. Das klang definitiv wie etwas, was zu ihnen passen würde. Zwar kannte Ezra die Londoner Straßen relativ gut, aber das ganze mit Tee und Gebäck zu sehen klang trotzdem traumhaft. Er nickte langsam. "Okay, klingt gut. Zwei Fragen: 1. Ist deine Ex wegen dieser Tour deine Ex und 2. machst du jetzt Yoga wegen der Tour?"
      Hope lachte und schüttelte den Kopf. "Nein, wir haben uns getrennt, als sie für ein Jahr nach Canada musste und dort eine neue Beziehung gefunden hat und...nein, ich glaube den Bus hat meine Figur noch überlebt. Es sind die kleinen Zwischendurch-Snacks, die mir das Leben schwer machen."
      "Dann sollten wir das auf jeden Fall auf unsere Liste setzen", beschloss Ezra mit einem Lächeln. "Die Bus Tour, nicht die Zwischendurch-Snacks. Obwohl...vielleicht auch die Zwischendurch-Snacks. Aber kein Yoga."
    • Andrew

      „Wenn es sowas mit Kaffee gibt, kriegt ihr mich von dem Bus nie wieder runter“, kommentierte Andrew und nahm einen Schluck seines Getränks.
      „Yoga ist garnicht so schlecht, Babe“, sagte er sogleich. Er dachte einen Moment nach. Vor allem Paaryoga klang nach etwas, das Ezra gerade absolut unterschätzte. Anstrengend war es definitiv, aber es hatte etwas sinnliches. Wenn überhaupt hatte es Hopes letzte Beziehung bestimmt um eine Weile verlängert. Er wandte den Blick zu Ezra und strich ihm wie im Automatismus einige Haare aus dem Gesicht, als er sie bemerkte. „Bedank dich bei Hope. Auf die Idee wäre ich vorher nicht gekommen, aber wir probieren das definitiv aus“ Er schmunzelte. „Oh, da fällt mir noch was ein. Wir könnten mal einen Thermenurlaub machen. Als Belohnung fürs Yoga?“ Er lachte leicht und trank wieder Schluck und genoss den Abend so weitaus mehr, als er es sich ursprünglich erwartet hätte.
      Nach einer Weile zog Andrew Ezra wieder auf die Tanzfläche, diesmal weitaus enthusiastischer und selbstbewusster als noch vor einigen Stunden. Bis er absolut keine Kraft mehr in den Muskeln hatte und die Mischung aus Alkohol, keinem Wasser und immenser Hitze ihm in den Kopf stieg, hielt er das gut durch, dann war es irgendwann an der Zeit, sich ein Taxi zu rufen. Sie verabschiedeten sich von Hope, Andrew holte vom Eingangsbereich ihre Jacken ab und in der Stadt war es um die Zeit nicht schwer, ein Taxi zu finden.
      „Fahren wir… zu dir? Zu mir? Oder willst du mich langsam wieder loswerden?“, fragte er Ezra beim Einsteigen. Er war angetrunken und müde und alles, was er gerade wollte, war zu duschen und in ein Bett zu kippen, bestenfalls neben Ezra, um neben seinem hübschen Gesicht einzuschlafen. Auch wenn sie langsam… wirklich aneinander klebten. Aber plötzlich kam es Andrew normal vor, nie mehr alleine zu sein, obwohl er es vorher ständig gewesen war.
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    • Ezra

      Yoga. Toll. Und Hope wunderte sich, warum sie sich auseinandergelebt hatten... Mit ein bisschen Glück hatte Andrew den Plan bis morgen vielleicht wieder vergessen, aber Ezra rechnete sich keine großartigen Chancen aus. Es war wahrscheinlicher, dass Hope irgendwie Andrews Mailadresse rausfinden und ihm die ersten Angebote für Yoga-Kurse rüber senden würde, noch ehe sie ihren Kater ausgeschlafen hatten.
      Zum Glück beschränkte sich der restliche sportliche Teil des Abends auf das Tanzen, das mit steigendem Alkoholpegel immer unterhaltsamer wurde. Ezra stolperte zwar mehr, als vorher, hatte allerdings kein Problem damit, ab und an in Andrews Armen zu landen und das ganze zu nutzen, um noch näher mit ihm zu tanzen. Auch, wenn er irgendwann mit Drehungen aufhören musste, um von der stickigen Luft, dem Alkohol und der Wärme keine Kopfschmerzen zu bekommen. Er hatte jetzt schon keine Lust darauf, morgen aufzustehen. Aber das war ein Problem, mit dem sich Andrew morgen herumschlagen konnte - Ezra selbst hatte kein Problem damit, einfach auszuschlafen.
      Im Gegensatz zu dem Klub, war die Luft draußen mittlerweile schneidend kalt. Ezra zog seine Jacke ein wenig enger um sich, während sie sich ein Taxi suchten und Andrew die berühmte Frage stellte. "Zu mir", entschied Ezra, ohne zu zögern und gab dem Taxifahrer seine Adresse durch. "Ich würde gerne sagen, dass ich morgen für das Frühstück verantwortlich bin, aber ich glaube, ich bin morgen einfach nicht ansprechbar, also...hab keine großen Erwartungen." Er warf Andrew ein kleines, entschuldigendes Lächeln zu, bevor er sich zu ihm herüberlehnte und ihm einen Kuss auf die Lippen drückte. Der Abend war auf jeden Fall gut gelaufen. Er konnte gar nicht darauf warten, einfach ins Bett zu kommen.

      Ezra bemühte sich, möglichst leise zu sein, um Ada und Liz nicht aus dem Schlaf zu wecken. Er schaffte es, die Haustür relativ leise zu schließen und nicht über Liz' Gummistiefel an der Garderobe zu stolpern, nur, um den Haken zu verfehlen, als er seine Jacke aufhängen wollte. Zum Glück war die Jacke nicht allzu laut und aus Adas Wohnung drang kein einziger Laut. Lediglich der Kater hob kurz den Kopf von der Treppe, um ihnen einen kritischen Blick zuzuwerfen. Ezra tätschelte ihm im vorbeigehen den Kopf, während er Andrew leise mit sich hoch zog.
      An seiner Wohnungstür angekommen, blinzelte er kurz. Ada hatte ihm tatsächlich ihr Fotoalbum an die Tür gestellt. Er hob das kleine Buch hoch, bevor er seine Tür öffnete und Andrew mit sich rein zog. Okay. Nein. Sie würden sich die Fotos garantiert nicht betrunken anschauen.
      "Sieht so aus, als könntest du morgen noch mehr Kindheitsfotos von mir sehen", verkündete Ezra, während er das Album auf den Wohnzimmertisch legte. "Duschen und dann ins Bett? Ich kann kaum noch die Augen offen halten."
    • Andrew

      Zu ihm. Gut, dann musste Andrew sich nur überlegen, wie er das mit Zahnbürste, Pyjama und Kleidung im Allgemeinen anstellte. Auch, wenn er nichts dagegen hatte, sich Ezras Sachen auszuleihen, musste er spätestens bei der Zahnbürste eine Grenze ziehen und außerdem fing das ganze Vernachlässigen seiner Gesichtspflege wieder von Vorne an, je länger er nicht nachhause kam. Wäre es merkwürdig, morgen ein paar Sachen mit zu Ezra zu nehmen? War es dafür… zu früh? Absehbar war zumindest, dass er bestimmt öfter bei ihm die Nacht verbringen würde.

      Mit einem schnellen Handgriff versuchte Andrew Ezras Jacke zu fangen, bevor sie auf den Boden klatschte, aber seine eigene Reaktionsfähigkeit war nun auch nicht mehr die beste und er musste selbst aufpassen, nicht über die Stiegen zu stolpern, während er noch Ezras Arm festhielt, um diesen vor etwaigen Stürzen zu bewahren, die sie aber einfach beide in den Tod ziehen würden.
      „Oh, das wird mein Tageshighlight. Ich weiß es jetzt schon“, sagte er, kicherte und sah dem Album sehnsüchtig hinterher als er in Richtung Badezimmer ging.
      „Duschen klingt himmlisch“, antwortete er dann und zog Ezra mit sich, auch wenn er nicht vorhatte, sich jetzt die Dusche zu teilen. Wenn es hoch kam, war er in 5 Minuten fertig und er war zu müde, um sich von Ezra ablenken zu lassen oder nass neben ihm in der Kälte zu stehen, während er das Wasser brauchte. Wer auch immer also zuerst ging, es würde bestimmt schneller gehen, als zu teilen. Und Schlaf… Schlaf war gerade eine Priorität.
      „Bitte sag mir, du hast eine Ersatz-Zahnbürste“, sagte er dann, als er im Bad zu stehen kam und Ezra die Bühne ließ, um ihm eine zu suchen. Mittlerweile wusste er selbst, wo die Handtücher waren und er würde Ezra schon noch eine gute Auswahl an Hautpflegeprodukten kaufen, damit er darauf nicht mehr verzichten musste.
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    • Ezra

      “Natürlich. Warte.” Ezra schob sich an Andrew vorbei zu dem kleinen Badezimmerschrank in der Ecke und zog die oberste Schublade auf. “Hier findest du generell alles drin, was irgendwie aufgebraucht werden kann. Zahnbürsten, Zahnpasta, Wattestäbchen und so”, erklärte er, als ob sich Andrew zukünftig öfter in seiner Wohnung zurechtfinden müsste, was ja eigentlich gar nicht so abwegig war. “Du hast die Wahl zwischen Hellblau und Orange.” Er hielt Andrew beide Zahnbürsten entgegen, warf die überflüssige wieder zurück in die Schublade und gab Andrew Zeit, sich zuerst fertig zu machen, während er selbst schon mal ins Schlafzimmer ging und seinen Schrank öffnete. Er hatte immer noch kein richtiges Gefühl dafür, was Andrew normalerweise zum schlafen anzog, aber er wollte ihm zumindest ein Shirt anbieten. Zum Glück hatte er bei ihrem gestrigen Date schon mit dem Gedanken gespielt, Andrew mit sich nach Hause zu nehmen und zumindest schon mal die zweite Bettgarnitur bereitgelegt - so angetrunken, wie er war, hätte er jetzt definitiv keine Lust mehr darauf gehabt, sie aus dem Schrank zu kramen.

      "Ich hab dir ein Shirt aufs Bett gelegt, falls du eines zum Schlafen brauchst", informierte Ezra Andrew, als selbiger kurze Zeit später aus dem Bad kam. Ezra selbst hatte seine Jogginghose und ein oversized Shirt bereits in der Hand, um direkt nach dem Duschen zu wechseln.
      Er selbst brauchte auch nicht lange im Bad. Er war zu müde, um sich Zeit zu lassen. Eigentlich musste er schon mit sich kämpfen, damit ihm beim Duschen nicht die Augen zufielen. Als er endlich im Bett lag hatte er das Gefühl, vollkommen fertig zu sein. Ohne großartig zu zögern schmiegte er sich an Andrew ran, gab ihm eine Kuss auf die Wange und legte seinen Kopf anschließend auf seine Brust. "Gute Nacht. Ich liebe dich." Es kam ihm selbst irgendwie ein bisschen kitschig vor, aber Andrew einfach sagen zu können, was er für ihn empfand, war momentan das schönste Gefühl der Welt für ihn. Egal, wie schnell ihre Beziehung sich entwickelte. "Fühl dich wie zuhause, falls ich morgen zu lange schlafe", erklärte er nach einer kurzen Pause abschließend, während er einen Arm über Andrews Taille legte. Klebten sie vielleicht ein bisschen zu oft aneinander? Wen interessierte das schon.
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      Andrew

      Hellblau, natürlich Hellblau. Andrew gab sich Mühe, durch die aufkeimende Müdigkeit nicht zu langsam zu machen, putzte sich die Zähne, duschte und hing sich ironischerweise ein Handtuch um, als er rauskam, aber egal. Sich von anderen Unterwäsche auszuleihen wurde auch nicht weniger eigenartig, selbst wenn es Ezras war, und er hatte Glück, dass die einigermaßen passte, im Gegensatz zu dem Zeug, das er bei seiner Schwester im Haus anprobiert hatte. Auf das Shirt verzichtete er gleich, da ihm Nachts sowieso zu heiß wurde, und er legte sich ins Bett, sehr bemüht, nicht sofort wegzunicken. Er tippte eine Weile auf seinem Handy herum, dann ging er noch einmal seine Mails durch. Es war wirklich… ziemlich merkwürdig. Irgendetwas gab Andrew das Gefühl, dass er das nicht als Spaß verstehen sollte.
      Als Ezra sich an ihn kuschelte, legte er sein Handy weg und wurde von der Wärme und Nähe beinahe brutal und überwältigend in den Schlaf gekickt. Jedes letzte bisschen an Energie verschwand einfach. Zum Glück hörte er Ezras Worte noch, die sich in Form von kleinen kribbelnden, wohligen Schauern in seinem Körper ausbreiteten. Er war es definitiv nicht gewohnt, das von ihm zu hören.
      „Ich liebe dich“, murmelte er zurück, mit mehr Aufmerksamkeit, als er sich selbst jetzt noch zugetraut hatte, aber es kam ihm nicht einfach so nebenbei über die Lippen. Er gab beim Sprechen jedem Wort die Bedeutung, die es verdiente. Und morgen würden sie ja sehen, wie stark Ezras Liebe war, wenn sie das Fotoalbum durchgingen.

      Mal wieder wachte Andrew teils über, teils unter Ezra auf. Dass er sich von dem Arm quer über seinen Hals nicht belästigt fühlte, war Andrew ein Rätsel. Er lag am Bauch, so wachte er üblicherweise auf, eines seiner Beine unter Ezras geschoben, das anderen hing zur Hälfte vom Bett. Nichtmal ein Doppelbett konnte ihn aufhalten. Vorsichtig schob er alle seine Gliedmaßen wieder an die Positionen, wo sie hingehörten und setzte sich auf, um sich anzulehnen und kurz einen Moment Zeit zu lassen, um auf sein Leben klarzukommen. Dann beugte er sich zu Ezra, gab ihm einen Kuss auf die Wange und nahm das Shirt mit auf dem Weg in die Küche. Dort machte er sich einen Kaffee, mit einer Maschine, die er erstmal kurz verstehen musste, und nahm sich einen Apfel zum Frühstück. Dann starrte er wieder einige Minuten seine Mail an und begann einen Google-Marathon.
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      Ezra

      Ein weiterer morgen, an dem Ezra mit klopfendem Herzen aus dem Schlaf gerissen wurde. Er wusste nicht mehr, wovon er geträumt hatte, aber es war offensichtlich nichts schönes gewesen. Er fuhr sich kurz durch die Haare, irgendwie seltsam froh darüber, dass Andrew offensichtlich schon aufgestanden war, als er realisierte, was genau ihn aufgeweckt hatte. Sein Handy summte auf dem Nachttisch fröhlich vor sich hin, verstummte kurz und fing dann wieder an.
      Mit einem Seufzen griff er danach und unterdrückte ein Stöhnen, als er Calebs Namen auf dem Display sah. Kurz überlegte er, ihn einfach wegzudrücken, aber das würde die Anrufe wahrscheinlich nicht stoppen. Also nahm er an.
      “Guten Morgen, Sonnenscheinchen”, grüßte Caleb ungefähr doppelt so gut gelaunt, wie man zu dieser Uhrzeit sein sollte, noch bevor Ezra die Chance hatte, etwas sagen zu können. Er konnte Motorengeräusche im Hintergrund hören.
      “Morgen”, antwortete Ezra verschlafen.
      “Ich hab dir geschrieben, aber offensichtlich ließt du deine Nachrichten ja nicht”, fuhr Caleb fort. “Ich wollte nur sicher gehen, dass du heute Abend noch nichts vor hast.”
      “Wieso sollte dich das interessieren?”, fragte Ezra, während er den Lautsprecher einschaltete und parallel zu den Nachrichten sprang, die Caleb ihm in den letzten Tagen geschrieben hatte. Überraschend viele.
      “Weil Niamh der Ansicht war, dass du alleine nicht zurecht kommst und eventuell vergessen könntest, dass wir einen Deal hatten und ich schon lange nicht mehr am Westend unterwegs war.”
      “Bitte was?”
      “Ich komme heute abend vorbei und wollte dir fairerweise die Chance geben, bis dahin aufzustehen”, erklärte Caleb in einer Stimmlage, als würde er mit einem Fünfjährigen sprechen.
      “Woher willst du wissen, dass ich noch im Bett bin?”, fragte Ezra, während er von den Nachrichten auf seine Mails sprang.
      “Oh ich bitte dich. Wir haben nicht mal 12. Ich würde meinen kompletten Kontostand darauf verwetten, dass ich dich wachgeklingelt habe. Ich-”
      “Cal, sorry, ich muss Schluss machen”, unterbrach Ezra, während er auf die letzte Mail in seinem Posteingang starrte. “Bis heute Abend.”
      “Warte, was-”
      Ezra legte auf, bevor Caleb seinen Satz beenden konnte und rappelte sich auf. Er tauschte Jogginghose und Shirt mit… einer anderen Jogginghose und einem frischen Shirt und wanderte zu Andrew in die Küche.
      “Morgen, Darling”, grüßte er, während er sich zu ihm hinab neigte und ihm einen Kuss auf die Schläfe drückte. “Erinnerst du dich an die Mail, die du gestern bekommen hattest? Ich hab so eine ähnliche gekriegt.” Er legte sein Handy mit der geöffneten Mail auf den Küchentisch, bevor er den Wasserkocher anknippste und sich Tee und Tasse aus seinem Küchenschrank zog.
      Der Anfang seiner Mail war anders - und bei seinem Nachnamen fehlte ein m - aber es war unverkennbar der selbe Absender. “Denkst du, das ist irgendeine Falle, oder so?"
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      Andrew

      Nichts, rein gar nichts. Das Internet wollte einfach nichts ausspucken. Magia Lapides? Alles, das Andrew herausfand, war, dass die Organisation von einem Kind benannt worden sein musste, weil sie 'Magische Steine' hieß. Auch die angegebene Location war bloß ein normales Hotel, bei dem die Reservierungen für den kommenden Freitag allerdings geschlossen waren. Das bedeutete, es konnte gut sein, dass dort tatsächlich ein Event stattfand. Aber eines, zu dem Andrew eingeladen wurde? Bezüglich der Edelsteine? Und seiner Arbeit? Er zerbrach sich noch eine Weile den Kopf, weil er einfach nicht damit abschließen konnte, aber dann kam Ezra bereits auf ihn zu und legte ihm eine ähnliche Mail vor die Nase. Andrew verzog das Gesicht und knallt beinahe den Kopf auf den Tisch. Jetzt hatten sie eigentlich keine Wahl mehr, als herauszufinden, was das sein sollte.
      Er seufzte laut. "Ich weiß nicht. Bei dir fehlt zwar… das Datum… und der Name ist falsch geschrieben, aber die Tatsache, dass die Mails an uns angepasst wurden, ist echt beunruhigend. Ich glaube, das sind ernst gemeinte Einladungen. Nadia und Jelena würden sich vermutlich garnicht die Mühe machen, eine Falle zu stellen. Die bringen uns einfach im Schlaf um", versuchte er seinen Gedankengang zu erklären. "Ich könnte Thomas anrufen, ob er herausfinden kann, wer das Hotel für Freitag ausgebucht hat", schlug er vor und begann bereits, eine Nachricht an seinen ehemaligen Kollegen zu schreiben, der ihn vermutlich nie loswerden würde.
      "Wir sollten vermutlich hingehen", murmelte er dann vorsichtig, weil er nicht wusste, was Ezra davon halten würde. Natürlich war es riskant. Aber es ließ Andrew nicht los. Nicht, seit er solch merkwürdige Aussagen von seinem Sergeant gehört hatte. Vielleicht hatte sie ihn deshalb aufgefordert, eine Weile abzuwarten? Für dieses… Vernetzungstreffen?
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      Ezra

      Ezra stieß ein kurzes “Mhm” aus, während er das kochende Wasser in seine Tasse kippte und sich Andrew gegenüber setzte, um selbst noch mal auf die Mail zu schauen. “Wer auch immer die Mail getippt hat, hat dich zumindest deutlich lieber, als mich”, merkte er an. “Nicht, dass ich das persönlich nehmen würde, oder so.” Er warf einen Blick auf die Uhr an seinem Backofen, um im Kopf zu behalten, wann der Tee durchgezogen war. “Wir könnten vorsichtig vorbeischauen?”, schlug er schließlich unentschlossen vor. Es war vollkommen bescheuert und unnötig gefährlich, aber irgendwie wollte er wissen, was es mit der Nachricht auf sich hatte. Wer würde ihnen eine so offensichtliche Falle stellen?
      Am oberen Rand seines Handys ploppte die nächste Nachricht von Caleb auf, in der er sich offenbar darüber beschwerte, dass Ezra ihn einfach weggedrückt hatte. Ezra wischte die Nachricht ungeöffnet zur Seite.
      “Oh. Übrigens, Caleb hat sich für heute Abend angemeldet. Du hast noch die Chance, wieder nach Hause zu gehen”, informierte er Andrew flach. “Kann ich dir Frühstück anbieten? Ich hab Brötchen, ein bisschen Aufschnitt und Eier im Kühlschrank. Glaube ich zumindest.” Wenigstens würde sie das ein bisschen auf andere Gedanken bringen, während sie immer noch entscheiden mussten, wie sie mit der Mail umgehen sollten. Ezra merkte schon, dass er Kopfschmerzen bekam, war sich aber nicht sicher, ob es an der Mail, oder der gestrigen Nacht lag. Zumindest hatte er nicht das Gefühl, gerade still sitzen bleiben zu können. Also auf zum Kühlschrank, aus dem er etwas Butter, Wurst und Käse nahm und auf den Tisch stellte, um anschließend ein paar Brötchen aufzutauen.
      Wenige Handgriffe später sah die Küche überraschend gemütlich aus, während Ezra an seinem Tee nippte. “Hast du schon eine Antwort von Thomas bekommen?”, fragte er schließlich. So viel zum Thema Ablenkung. Dabei hatte er momentan so unglaublich viel Im Kopf. Er durfte sich mit der Mail rumschlagen, mit seinem Bruder, mit der Tatsache, dass Andrew und er sich noch nicht wirklich abgesprochen hatten, was sie heute tun würden. Würden sie zusammen bleiben, oder würde Andrew heim gehen? Eigentlich wäre Letzteres langsam vernünftig. Sicher war ihre Dating-Phase irgendwie ungewöhnlich, aber langsam fühlte es sich eher so an, als ob sie zusammen wohnen würden. Kein schlechtes Gefühl, aber dennoch etwas sehr…seltsam gemessen daran, dass sie noch nicht mal eine Woche zusammen waren.
    • Neu

      Andrew

      Andrew nippte an seinem Kaffee. „Das klingt super, danke“, erwiderte er während er weiter seine Nachricht tippte und zusammen mit der weitergeleiteten Mail der Organisation abschickte. Dann drehte er sich zu Ezra herum, stand auf und legte seine Arme um seine Taille. Gott, an das Gefühl wollte er sich gewöhnen. Langsame Morgen hatten echt was zu bieten, das Andrew bisher verpasst hatte. Er drückte Ezra vorsichtig einen Kuss auf die Wange, um die Tasse Tee nicht gleich wieder aus der Hand zu schlagen.
      „Caleb…“, murmelte er dann. Ob er ihn unbedingt sehen musste? Naja. Aber vielleicht wäre es ja angenehmer, ihn unter anderen Umständen zu treffen. „Mir macht‘s nichts aus. Aber wenn du Zeit alleine mit ihm verbringen willst, schick mich nachhause. Ich muss sowieso mal wieder die Wäsche waschen… den Geschirrspüler anschmeißen… Und meine Pflanzen dürften langsam verdursten“ Er lächelte. „Ich will dein Haus nicht ewig belagern“
      Er küsste ihn noch einmal schnell, dann setzte er sich wieder. Vielleicht war er auch bloß so geneigt, jede freie Sekunde mit Ezra zu verbringen, weil er nichts anderes zu tun hatte. Aber… das Fitness Center stand noch an und vielleicht konnte er Thomas mal nerven, ohne dass es merkwürdig rüber kam? Gott, er brauchte wieder einen Job. Irgendwann bereute Ezra noch alle seine Entscheidungen wenn er Andrew plötzlich nicht mehr loswurde.
      Er warf einen Blick auf sein Handy. „Oh, Thomas hat schon geschrieben“, meinte er etwas überrascht und öffnete seine Mail. „Die… Magia Lapides Organisation hat das Hotel ausgebucht“ Na dann… war es wohl unumgänglich, einen Abstecher dorthin zu machen.

      Thomas

      Für wen arbeitete Thomas eigentlich? Konnte Andrew ihn nicht einfach als Privatermittler einstellen und ihn bezahlen? Das wäre auch spannender, als alles, was in letzter Zeit im Büro zu erledigen war. Aber er hing andauernd an seinem privaten Laptop und erledigte unbezahlte Anfragen seines Ex Kollegen. Es wurde noch dazu immer merkwürdiger. Magia Lapides? Wie bescheuert klang das denn? Und wieso fand Thomas nirgendwo auch nur die kleinste Information über diese Organisation, außer in den Buchungsdetails eines Hotels?
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    • Neu

      Ezra

      Den Morgen mit Andrew zu verbringen war absolut eines der Highlights ihrer Beziehung. Ezra wusste gar nicht mehr, was er vor Andrew morgens gemacht hatte. Den Fernseher anschalten und sich um den Haushalt kümmern kam ihm wie eine furchtbar langweilige morgendliche Aktivität vor, wenn er stattdessen mit Andrew in der Küche sitzen und ihren Tag planen konnte.
      "Ich würde dich nie nach Hause schicken, Darling. Aber ich kann nachvollziehen, dass dich der Haushalt schlecht pausieren lässt", antwortete er diplomatisch und ersparte sich den absolut verzweifelten Wunsch, ihm einfach anzubieten, dass er seine Wäsche auch bei Ezra waschen und einfach hierbleiben könnte. Sie dateten nur. Sie lebten nicht zusammen. Es wäre wahrscheinlich absolut gesund, noch mal etwas Abstand zu haben. Außerdem konnte Andrew auch direkt eine Tasche packen und beim nächsten Mal ein paar Sachen bei ihm platzieren, falls er nochmal hier übernachten wollte, oder ein paar Sachen von Ezra mitnehmen, falls- Gott, er sollte wirklich aufhören, so abhängig von Andrews Nähe zu sein.
      "Mit ein bisschen Glück kann Ada Cal vielleicht was ablenken. Die beiden haben sich ja auch ewig nicht mehr gesehen", überlegte Ezra laut, während er sich Andrew gegenüber an den Küchentisch setzte. Zugegeben, Cal war ihm immer noch lieber als Niamh, aber insgesamt hatte er das Gefühl, sehr gut auf beide seiner Geschwister verzichten zu können. Vor allem, wenn Cal schon mit dem West End drohte. Aber das wäre ein Problem, das er noch bis heute Abend schieben konnte. Es gab momentan dringlichere Sachen, über die er sich den Kopf zerbrechen konnte. Die Mail, zum Beispiel.
      "Mhm. Okay", antwortete Ezra, während er nach einem Brötchen griff. "Ich denke nicht, dass Jelena extra eine Organisation gründen würde, um uns eine Falle zu stellen, oder? Und sonst würde mir niemand einfallen, der sonst irgendwas von uns wollen könnte." Was die ganze Sache nicht unbedingt sicher machte, aber wenigstens bekam er langsam ein etwas besseres Gefühl dabei.
      "Du musst Thomas übrigens irgendwann mal zum Essen einladen, oder so. Der Arme kann nicht einfach so die ganze Zeit Sachen für uns raussuchen." Irgendwie musste man sich für sowas revanchieren, oder? Wenn sie Thomas schon als ihr persönliches Wikipedia nutzten, wollte er zumindest nicht, dass für Andrews ehemaligen Kollegen nichts dabei heraussprang.
    • Neu

      Andrew

      "Dem macht das nichts aus", murmelte Andrew etwas abgelenkt, während er eine eben erhaltene neue Nachricht, diesmal SMS, auf seinem Handy öffnete. Es war Serena. Ihr Chat war der Beweis dafür, dass sie außerhalb der Arbeit kaum jemals Kontakt zueinander gehabt hatten und dennoch schrieb sie in einem ziemlich verzweifelten Ton, ob Andrew nicht einige Stunden auf Sarah aufpassen könnte, da er ja 'sowieso arbeitslos' war und 'er ihr noch einige Gefallen schuldet'. Ihre Worte. Andrews Stirn runzelte sich in Ungläubigkeit. Sie wollte im ernst, dass Andrew auf ihr Kind aufpasste? Offensichtlich waren mit einem Schlag alle Babysitter auf dem Planeten ausgestorben - und alle Menschen, denen man sonst noch derartige Verantwortung auftragen konnte.
      "Ich… ich muss heute… offenbar babysitten?", sagte er stockend und sah erst einige Sekunden später von seinem Handy auf, als er sichergehen konnte, dass die Nachricht nicht auf magische Weise wieder von seinem Bildschirm verschwand. "Äh… ich denke, ich fahre heute wohl doch nachhause. Schreib mir, wenn du heute Abend eine Rettung brauchst" Er stand auf, gab Ezra einen schnellen Kuss und verschwand im Schlafzimmer, um sich eine Hose anzuziehen. Dann machte er sich fertig, um nachhause zu fahren. Nachdem ein Wochentag war, war Sarah sowieso in der Schule, also hatte er Zeit… Aber wenn Andrew sich nicht irrte, passte an Nachmittagen entweder Serenas Mann auf sie auf oder sie war in der Nachmittagsbetreuung. Oder sie saß im Büro herum, wenn der Sergeant sich kleinkriegen ließ. Im Badezimmer rief er Serena sicherheitshalber an und legte das Handy auf Lautsprecher neben sich an den Rand des Waschbeckens, während er seine Haare stylte.
      "Andrew! Fuck, bin ich froh, dass du zurückrufst" Fluchen, kein gutes Zeichen.
      "Ist alles okay bei euch?", fragte er und kämpfte sich mit einer unbändigen Haarsträhne herum.
      "Nein, Alex ist die Treppen runtergefallen. Sara ist heute nicht für die Betreuung angemeldet, ich erreiche keine der Mütter ihrer Freundinnen und ich sitze gerade in einem Rettungswagen, also… dieser Vollidiot hätte sich ja nicht erst morgen das Bein brechen können" Im Hintergrund hörte man schmerzverzogene Beschwerden. Andrews Mund stand eine Weile offen, bevor er antworten konnte. "Äh… okay. Gute Besserung an Alex?" Oder auch nicht?
      "Könntest du sie bitte einfach in ein, zwei Stunden aus dem Büro abholen? Thomas meinte, er holt sie in seiner Pause von der Schule. Aber ehrlich gesagt ist es mir lieber, wenn sie bei dir ist. Lois sitzt mir sowieso schon im Nacken, weil ich Sarah so oft mitnehmen muss"
      "Oh… klar… kein Problem", erwiderte Andrew zögerlich. Das bedeutete bloß, dass er Sara für unbestimmte Zeit mit in seine Wohnung nehmen musste. "Und wann bist du wieder zuhause?"
      "Gott, keine Ahnung. Ich werde bis heute Abend schon jemanden finden, der dich ablöst, Andrew. Keine Panik. Erinnerst du dich an das eine Mal, als du privat eines der Polizeiautos gefahren bist, weil dein Wagen in der Werkstatt war und du fast eine Fußgängerin überfahren hast und-"
      "JA, mein Gott. Ich erinnere mich. Ich hole sie ab", unterbrach er sie schnell und fuhr sich etwas genervt über die Stirn.
      "Danke", kam es in einer plötzlich süßen Stimmlage zurück und Serena legte ohne Vorwarnung auf. Hah. Super.
      Andrew kam irgendwann wieder aus dem Badezimmer und sammelte seine Sachen ein, auf dem Weg zu Ezra, um ihm die Neuigkeiten zu berichten.
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      Ezra

      Scheinbar brauchten sie beide einen Rettungsplan für heute Abend. Ezra war fast versucht Andrew anzubieten, einfach zu tauschen. Er würde babysitten, wenn Andrew sich dafür mit Cal rumschlug. Er hatte nur nicht das Gefühl, dass es ein fairer Tausch wäre. Also nutzte er die Zeit, die Andrew im Bad war, um mit ein paar Handgriffen das kleine Frühstück aufzuräumen und kurz ins Wohnzimmer zu gehen. Als Andrew wieder kam, drückte er ihm ein kleines Kartenspiel in die Hand, während er die Situation erklärte.
      "Die Regeln sind einfach zu lernen und wenn du es richtig machst, kannst du das Kind so gut wie immer gewinnen lassen", informierte er ihn mit einem kleinen Lächeln, stellte sich anschließend leicht auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. "Du packst das schon." Die Frage war viel mehr, ob Ezra selbst seinen Bruder überleben würde in dem Wissen, dass er sich heute Nacht wohl eher nicht an Andrew kuscheln konnte. Es war unglaublich schräg, aber er vermisste es jetzt schon ein bisschen, im Schlaf erdrückt zu werden. Okay. Abstand war gut. Abstand war wichtig. Sie konnten nicht immer aneinander kleben, als wären sie unzertrennlich.
      "Ich denke, wir sehen uns dann am Freitag", merkte Ezra an, während er Andrew dabei zusah, wie er seine Schuhe zuband. Vielleicht wäre es ganz gut, einen Tag auseinander zu sein. Auch, wenn er Andrew am liebsten direkt fragen würde, ob er morgen früh vorbeikommen könnte.
      "Meld dich einfach, falls Thomas noch etwas zu dieser komischen Organisation herausfindet." Jemand, der es schaffte, ein komplettes Hotel zu mieten musste doch irgendwie bekannt sein. Wenn es keine Website gab, dann doch zumindest irgendwo irgendeinen Eintrag in einer Zeitung, oder einem Register, oder so. Wie schaffte man es, in der heutigen Zeit so anonym zu bleiben?
      "Und stell in der Zwischenzeit nichts Dummes an", schob er schließlich mit einem kleinen Grinsen auf den Lippen hinterher. Obwohl die letzten Tage überraschend ruhig gewesen waren. Oder, naja, eigentlich waren sie einfach nur herrlich normal gewesen. Sie kamen ihm nur so ruhig vor, weil die Tage davor die Hölle gewesen waren. Vielleicht sollte er doch mal über eine Therapie nachdenken.
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      Andrew

      Er nahm das Kartenspiel dankbar an. "Das wird den Tag retten. Ich weiß nicht, ob ich überhaupt Buntstifte besitze" Sarah würde sich in seiner Wohnung vermutlich absolut langweilen und er hatte keine Ahnung, wie er sie beschäftigen sollte. Normalerweise reichte es, ihr von irgendwelchen Fällen zu erzählen und sie mit Post-its spielen zu lassen, aber da hatten sie auch nie mehr als ein bis zwei Stunden miteinander verbracht.
      Er zog sich den Mantel an und sah Ezra einen Moment an, bevor er ihn küsste. Er hatte wirklich… überhaupt… keine Lust, Zeit ohne ihn zu verbringen. Er fuhr mit der Hand durch Ezras Haare und nutzte diesen Kuss, um seinen Speicher für die nächsten Stunden aufzuladen. Sich von ihm zu lösen war eine Herausforderung. "Okay, äh…", sagte er dann irgendwann leicht außer Atem und ging zur Tür. "Ich… geb dir Bescheid, ob das Spiel ein Erfolg war" Er lächelte und verließ die Wohnung.

      Am Weg machte er das Radio an und ließ die Musik laut durch die offenen Fenster seines Autos dröhnen, so kam er wenigstens in etwas bessere Stimmung, bis er im Büro war. Er musste sich auch mental darauf einstellen, Richard an seinem Schreibtisch sitzen zu sehen. Als es dann soweit war, lief er mit einem knappen "Hallo" an dem Dunkelhaarigen vorbei, direkt zu Thomas, der sich gerade einen Schnurrbart von einer Siebenjährigen aufmalen ließ. "Was denn? Sie wollte unbedingt", verteidigte er sich, als er Andrews Blick sah.
      Dieser nahm Sarah nur an der Hand und sagte: "Okay. Das war Edding. Viel Spaß beim Abwaschen"
      Am Weg nach draußen sah Andrew Lois kurz durch die Scheiben zu ihrem Büro, wie sie telefonierte. Sarah holte ihn aus seinen Gedanken.
      "Wo fahren wir hin?", fragte sie piepsig.
      Andrew schielte zu ihr herunter. Das Mädchen hatte vermutlich keinen Plan, was hier los war. "Wir gehen Eis essen. Und dann… in einen Drogeriemarkt", kündigte er spontan an.
      "Ich hab nicht Mittag gegessen"
      "Und deshalb willst du kein Eis?"
      Sarah sah kurz auf ihre Füße und kämpfte sichtlich mit ihren moralischen Einstellungen. "Doch. Aber bitte sag Mama nichts", kam es letztendlich zurück und Andrew schüttelte grinsend den Kopf. Serena konnte einem echt gut schlechtes Gewissen eintrichtern, wie es aussah. "Die hat heute nichts zu melden. Wir machen nur, was du willst. Außer es hat mit Edding zu tun", antwortete er.
      Sarah nahm auf dem Rücksitz platz und Andrew klapperte erst ein Eisgeschäft und anschließend den Drogeriemarkt ab, während Sarah hörbar wieder an Selbstbewusstsein gewann und ihn mit Kinderliedern unterhielt. Nachdem er einen Haufen Geld losgeworden war, um buntes Papier, Stifte, Glitzerkleber, Fake-Federn und Sticker aufzustocken, ging es zurück nachhause.
      "Für das Zeug singst du jetzt aber nochmal Clap your Hands für mich", erklärte Andrew als er sich mit der Einkaufstasche durch die Türe schob und Sarah sich im selben Moment unbedingt an ihm vorbeidrängen musste, was in diesem winzigen Eingang sogar für ein Kind fast unmöglich war.
      "If you're happy and you know it clap your hands", musizierte sie vor sich hin und klatschte in die Hände, während Andrew die Sachen am Boden ausbreitete, weil er Sarah nicht wirklich auf seinem Barhocker sitzen sehen wollte. Noch ein Krankenhausbesuch würde Serena wahrscheinlich zum Explodieren bringen. Dann setzte er sich selbst auf einen Polster und lehnte sich gegen die Wand, während er sein Handy aus der Tasche zog, um ein grenzwertiges Foto von Sarah zu machen, wie sie sich durch den Bastelkram wühlte, und es Serena zu schicken, die mit einem Daumen-hoch reagierte. Ihre Tochter war bereits komplett versunken darin, den Glitzerkleber über das Papier und im Prozess über Andrews Parkettboden zu verschmieren, der das nur dank des Fotos bemerkte und sofort panisch aufstand, um zwei Quadratmeter des Bodens mit Küchenrolle auszupolstern. Irgendwann versorgte er Sarah mit Nudeln und Pesto und Orangensaft, wobei er sich auch gleich eine Einkaufsliste schrieb. Zum Glück hatte die Küchenrolle wohl die Gefahren eingeschränkt und Andrew konnte in Ruhe Wäsche waschen, sein Bett überziehen, die Oberflächen im ganzen Apartment entstauben und dadurch einige Stunden vergehen lassen. Irgendwann fand er Sarah am Boden, wie sie zeichnete. Er hockte sich neben sie.
      "Wer ist das?"
      "Mama, Papa, Liz, Maya und ich"
      Andrew blinzelte. "Die Rothaarige? Das ist Liz?"
      "Yup"
      Okay. Interessant. Er machte ein Foto und schickte es Ezra mit der Beschreibung 'Mama, Papa, Liz, Maya und ich'.
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      Ezra

      Andrew war vielleicht fünf Minuten weg, bevor Ezra das Verlangen hatte, ihm eine Nachricht zu schreiben. Er unterdrückte den Drang in dem verzweifelten Versuch, nicht gerade so extrem anhänglich zu wirken und konzentrierte sich stattdessen darauf, was heute anstand. Caleb. Nicht die beste Alternative zu Andrew, aber vielleicht würde ihn das drohende Unheil ja irgendwie auf andere Gedanken bringen. Gut. Bevor sein Bruder reinschneien würde, sollte er wahrscheinlich aufräumen und sich um das Sofa kümmern.
      Ezra fuhr sich selbst durchs Haar und hielt an der Erinnerung an den atemberaubenden Kuss von vorhin fest. Spätestens Freitag würden sie sich wiedersehen, also musste er nur bis dahin durchhalten. Es würde schon alles irgendwie gut werden. Ob Andrew ihn für vollkommen verrückt halten würde, wenn er heute Abend einfach mit ein paar Schlafsachen bei ihm auf der Matte stehen würde?

      Die letzten Stunden durchzustehen fühlte sich mit jeder verstrichenen Minute schwerer an.
      Die Couch war sauber, das Bad geputzt, die Küche aufgeräumt, Ezra sah nicht mehr so aus, als ob er gerade erst aufgestanden war, Caleb war absolut überpünktlich und er hatte trotzdem noch immer den Drang, Andrew anzurufen. Er hoffte wirklich, dass sich das mit der Zeit legen würde. Er hatte in seinem Leben noch nie das Bedürfnis gehabt, jemanden anzurufen. Im Gegenteil - Ada applaudierte ihm jedes mal, wenn er überhaupt daran dachte, einmal auf sein Handy zu schauen, welches gerade mit einem unvergleichbaren Timing eine neue Nachricht anzeigte. Ezra schielte kurz auf das Display und griff dann nach dem Gerät, als Andrews Name aufploppte.
      “Ich hab dich noch nie so verliebt auf ein Display starren sehen”, kommentierte Caleb trocken, während er kritisch eine Augenbraue nach oben zog. Er saß ihm gegenüber am Küchentisch und zerpflückte seit einer Viertelstunde eine Serviette, offenbar genau so begeistert von ihrem Gespräch, wie Ezra selbst. Bisher war es von relativ vielen Gesprächspausen durchzogen gewesen.
      “Du hast mich generell lange nicht mehr gesehen”, gab Ezra unbeeindruckt zurück, während er auf das Bild sah, dass Andrew ihm gerade geschickt hatte. Süß. Anders konnte er es nicht beschreiben. Interessant zu wissen, dass Andrews Babysitterkind offensichtlich tatsächlich Liz' Freundin war. ‘Süß! Ich kann dir Liz auch noch vorbeibringen, wenn du willst. Danach kannst du nochmal darüber nachdenken, die Wohnung zu renovieren’, schickte er zurück.
      "Gibt bei dir ja nicht viel zu sehen", antwortete Cal mit einem etwas zu selbstzufriedenen Lächeln.
      Ezra verdrehte die Augen. "Können wir das hier irgendwie abkürzen?"
      "Oh. Zu gerne. Ich kann mir deutlich besseres vorstellen, als hier zu sitzen." Cal ließ die kleinen Reste der Serviette auf die Tischplatte fallen und stützte sich auf seinen Arm. "Nia ist der Ansicht, dass du uns noch einen Gefallen schuldest."
      "Und der wäre?" Ezra legte sein Handy zur Seite und konzentrierte sich auf Caleb.
      "Wissen wir noch nicht. Aber es wäre zu schade, wenn du in der Zwischenzeit irgendwie abhanden kommst." Caleb zuckte mit den Schultern, zog einen dunkelgrünen Stein an einer Kette aus seiner Tasche und schob ihn Ezra entgegen. "Das ist ein Schutzschild. Nutz es, bevor es zu spät ist. Und hör auf, dich so sturköpfig anzustellen. Ruf mich an, wenn irgendwas aus der Bahn läuft."
      "Oh, weil dir ja so viel an meinem Wohlergehen liegt." Ezra griff unschlüssig nach dem Stein. Er fühlte sich warm in seinen Fingern an.
      "Hey, wenn ich dir schon nicht helfen kann, will ich wenigstens sehen, wie du dich zu Grunde richtest. Deine Wahl, wie viel Hilfe du akzeptierst, aber verdirb mir nicht den Spaß." Caleb stützte seinen Kopf auf seine Hand. "Selbiges gilt für den Grund deiner verliebten Blicke auf das Handy. Andrew hat Potential. Ich fänd es zu schade, wenn er zu früh den Geist aufgeben würde."
      "Ich denke nicht, dass wir eure Hilfe brauchen werden", antwortete Ezra angespannt. Obwohl Caleb irgendwo Recht hatte. Andrew hatte ihm jetzt schon zwei mal das Leben gerettet. Er wollte es ungerne auf ein drittes mal ankommen lassen - oder Andrew selbst verlieren.
      Caleb stieß ein nicht sonderlich überzeugtes "Mhm" aus. "Ich lasse das mal so stehen. Magst du mir jetzt erzählen wie es kommt, dass ihr zwei mal der selben seltsamen Frau über den Weg gelaufen seid und sie offenbar so versessen darauf ist, euch umzubringen?"
      Ezra seufzte, warf wieder einen Blick auf sein Handy und tippte ein kurzes 'Ich hätte den Abend wirklich lieber mit dir verbracht, als mit Caleb' an Andrew. Wo sollte er mit der ganzen Geschichte überhaupt anfangen?
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      Andrew

      Andrew grinste auf sein Handy und tippte als Antwort auf Ezras Nachricht: 'Du bist jederzeit hier eingeladen. Vor allem, wenn du Glitzerkleber magst'.
      "Was machst du?", kam es neugierig von der Seite.
      "Garnichts!", schoss es aus Andrew heraus und beschwörte ein Grinsen in Sarahs Gesicht herauf. "Garnichts, hab ich gesagt. Mal deine Happy Family weiter", sagte er gespielt ernst und stand wieder auf. Eigentlich hatte er jetzt… absolut nichts mehr zu tun. Seine Wohnung war lange nicht so sauber gewesen und Andrew war begeistert, das so etwas in nur zwei oder drei Stunden vollbracht werden konnte. Er hätte sich vielleicht früher mal dazu durchringen sollen, gleich alles auf einmal zu machen. Es war ziemlich befreiend, alles erledigt zu haben. Und gleichzeitig machte sich diese ekelhafte Langeweile in ihm breit. Wie gerne er jetzt ins Büro fahren würde, um sich mit ein paar Fällen herumzuschlagen… Er ließ sich rücklings aufs Bett fallen und scrollte noch einmal durch seine Mails. Ob er vielleicht bald wieder einen Job hatte…? Oder war das zu optimistisch gedacht? Er seufzte und warf einen Blick zu Sarah. Konnte dieses Kind nicht mal ein bisschen nerviger sein und ihn auf andere Gedanken bringen?
      "Was ist dein Rekord, wie lange du auf dem Boden gesessen bist um zu zeichnen?", fragte er laut und eigentlich bloß, um de Kleine ein wenig zu nerven. Dann mussten sie eben Rollen tauschen.
      "Zeichnen oder basteln?", fragte sie ohne von ihrem Papier aufzusehen.
      Andrew kniff die Augen zusammen. "Beides?" Hatte Sarah echt Zeitrekorde für unterschiedliche Dinge? Wusste sie überhaupt, was ein Rekord war? Zählte sie die Minuten mit? Es würde Andrew nicht einmal wundern, bei der Mutter.
      "50 Stunden", kam es zurück und man konnte das verschmitzte Grinsen in ihren Worten hören.
      "Ah, aha, okay. Dann macht's dir nichts aus, wenn ich kurz einen Ausflug mache? Ich bin dann in 50 Sunden zurück. Wehe, du sitzt dann nicht mehr am Boden", sagte er und sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. Was er nicht erwartete, war der leicht schockierte Blick, den Sarah ihm anschließend zuwarf. "Hey, das war nur ein Witz", murmelte er. Wusste er's ja, man sollte ihn nicht allein mit einem Kind in einem Raum lassen. Er brachte denen bloß Nervenzusammenbrüche ein.
      "Wirklich?", fragte sie.
      "Ja. 50 Stunden reichen nicht für den Ausflug, den ich machen will", erklärte er und setzte sich auf. 'Ausflug' war gut, er wollte viel eher mal nach Hawaii auswandern und für immer und ewig mit Ezra Kokosnusswasser schlürfen, ohne sich Sorgen um plötzliche Messerattacken machen zu müssen. Vor ein paar Wochen hätte man ihn mit dem Gedanken an eine Pension noch jagen können, aber langweilig war ihm nur, wenn Ezra nicht dabei war. Sie würden sich schon eine Beschäftigung finden, da machte er sich keine Sorgen.
      Sarah stand auf und verabschiedete sich von ihrem neuen Rekord, als sie sich an Andrews Bettkante setzte. "Was für ein Ausflug denn? Kann ich mitkommen?"
      Andrew schmunzelte. "Ah, das fändest du total langweilig. Mit Delfinen schwimmen, Wasserfälle ansehen, Obstteller essen…"
      "Was?! Nein! Kann ich mitkommen??", schrie Sarah ihn förmlich an und Andrew konnte schwören, dass ihre Augen zu glitzern begannen.
      Er verzog nachdenklich das Gesicht. "Hmmmm, muss ich mir überlegen. Vielleicht, wenn du noch hundert Mal 'Clap your Hands' singst. Oder wenn du dir eine eigenen Song ausdenkst. Ja, das ist es. Schreib mir einen Song, dann nehm ich dich mit" Er grinste, als Sarahs Kinnlade beinahe auf den Boden fiel und man ihr ansehen konnte, wie die Zahnräder in ihrem Hirn ratterten, während sie versuchte, sie eine Melodie auszudenken, die nicht dieselbe wie 'Clap your Hands' war. Und das konnte nichtmal Andrew gerade bewerkstelligen, nachdem er den Song heute tausend Mal gehört hatte.
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      Ezra

      Und wieder zog sich die Zeit ohne Andrew wie Kaugummi. Gut, Caleb war eine relativ effektive Ablenkung gewesen - aber eben auch nur eine kurze. Ezra war sich ziemlich sicher, dass die Ansprache, die sein Bruder ihm gehalten hatte, als er von vorne bis hinten durchgegangen war, wie genau sie in Russland und später in der pariser Zeitung gelandet waren, ihn in seinen Träume verfolgen würde. Wenn er die nächsten Tage aus dem Schlaf hochschrecken würde, wusste er wenigstens, wieso. Er war wirklich froh gewesen, dass Cal irgendwann entschlossen hatte, stattdessen Ada auf die Nerven zu gehen. Ihm war absolut bewusst, dass die beiden wahrscheinlich den Rest des Abends damit verbringen würden, über ihn her zu ziehen, aber das war okay. Hauptsache, er hatte seine Ruhe und konnte sich darauf konzentrieren so zu tun, als würde er Andrew nicht vermissen.

      Eigentlich war sich Ezra immer noch nicht ganz sicher, ob er nicht doch in eine Falle laufen würde, aber irgendwie war ihm das auch fast egal. Wenigstens sah er so Andrew wieder. Selbst, wenn das ganze irgendeine komische Racheaktion war, das würden sie schon irgendwie überstehen. Was konnte schon schlimmer sein, als Nadia?
      Nervös spielte Ezra mit dem Stein um seinen Hals, der in der Nachmittagssonne schimmerte, wie eine Scherbe einer Weinflasche. Caleb hatte ihm erklärt, wie genau der Schutz funktionierte und war nicht eher gegangen, bevor Ezra den Stein drei mal aktiviert hatte. Als wäre er ein Kleinkind. Obwohl er sich darüber wahrscheinlich nicht beschweren durfte. Er wusste nicht ganz, ob er tatsächlich von der Standpauke geträumt hatte, aber sein Schlaf war auf jeden Fall nicht erholsam gewesen.
      Er warf einen weiteren Blick auf die Uhrzeit - fünf Minuten zu früh, aber das würde Andrew aushalten müssen - bevor er bei Andrew klingelte. Sie hatten sich dazu verabredet, sich vorher bei ihm zu treffen und zusammen zu dem Hotel zu fahren, das Ezra mittlerweile mehrfach durch Google gejagt hatte. Ein nettes Gebäude, alt, nicht sonderlich groß, aber man musste wirklich was auf dem Konto haben, um es für einen Abend komplett auszubuchen. Ezra war wirklich gespannt, wem sie gleich gegenüberstehen würden. Wer versteckte sich hinter einer solchen Organisation?
      Ezra wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Andrew die Tür öffnete. Er begrüßte seinen Freund mit einem “Hey” und einem Kuss, der wahrscheinlich ziemlich deutlich machte, wie sehr er ihn vermisst hatte, bevor er einen Schritt zurück trat und ihn musterte. “Scheint, als hättest du den Babysitter-Job überlebt. Ich bin beeindruckt.” Er grinste kurz und gab Andrew einen weiteren Kuss auf die Wange, um das kleine Aufziehen auszugleichen. “Du siehst gut aus”, fügte er mit einem Lächeln hinzu, streckte eine Hand aus und fuhr leicht durch Andrews Haar, um es zumindest ein bisschen durcheinander zu bringen. Irgendwie machte ihn das einfach attraktiver. Es war verrückt, wie ruhig sich Ezra in seiner Nähe fühlte. “Also…sind wir immer noch dafür, uns das Hotel anzusehen, oder hast du es dir anders überlegt?”

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      Andrew

      Der Tag mit Sarah war erstaunlich angenehm gewesen. Dass Serena sich so überschwänglich bedankt hatte, war kaum nötig gewesen, da er die Siebenjährige lieber mochte als so manchen Erwachsenen, wie er feststellen musste, und außerdem verdammt viel Hausarbeit erledigt bekommen hatte. Er würde jederzeit wieder als Babysitter einspringen, wenn das hieß, so einen schrecklich produktiven Tag zu haben. Er hatte endlich mal wieder das Gefühl gehabt, eine Aufgabe zu haben.
      Aber heute stand die nächste Aufgabe an, an die Andrew sicherlich zu viele Erwartungen hatte. Er bemühte sich, besonders elegant gekleidet zu sein, weil er ja keine Ahnung hatte, welche Art von Veranstaltung ihn erwarten würde und overdressed erschien ihm immer besser als underdressed. Am Ende fielen die Unterschiede zu seiner Alltagskleidung aber wahrscheinlich auch nur ihm auf.
      Ezra hatte perfektes Timing und so sehr Andrew seine Nähe auch vermisst hatte, war es nach dem kleinen bisschen Abstand schon wieder fast seltsam, dass sie ein Paar waren. Im ersten Augenblick sah er Ezra immer als den Dieb, den er Mittwoch Nachts einfangen sollte. Im zweiten Augenblick hing er allerdings an seinen Lippen und das Verhältnis war wieder vollständig geklärt. Irgendwie mochte Andrew, dass bei ihm der Gewöhnungeffekt wohl doch noch nicht eingesetzt hatte. So war dieser Abend aus zwei Gründen von einer gewissen Aufregung begleitet.
      „Hey, ich weiß nicht, ob diese Veranstalter den Bed-Look genauso mögen werden wie du“, wand er kurz ein, als Ezra ihm die Frisur zerstörte und gab trotzdem auf, sie wieder zu richten, da es einfach zu viel Zeit kosten würde. Ein kurzer Blick in den Spiegel beruhigte ihn auch etwas.
      „Das heißt also, ja, wir fahren da auf jeden Fall hin. Mittlerweile bin ich zu neugierig, um es zu lassen“ Er lächelte und zog Ezra aus der Wohnung mit zu seinem Auto und er hoffte inständig, dass sein Optimismus nicht ihr Ende bedeutete.
      Als sie bei dem Hotel ankamen, war der Parkplatz beinahe komplett zugeparkt und es trödelten einige Leute bei der Türe ein und aus. Das war schonmal ein gutes Zeichen. Da waren stinknormale Menschen um sie herum, was suggerierte, dass das Hotel tatsächlich voll besetzt war und sie nicht direkt in eine Falle liefen.
      Das Hotel war recht groß und schick, es machte in Person jedenfalls etwas mehr her als auf den Bildern. Das Foyer war groß und gefüllt mit… was aussah nach einer Masse aus Businessmännern und -frauen. Andrew zwang sich in seiner leichten Unruhe nicht nach Ezras Hand zu greifen, da wurden sie auf einmal von einer Dame in Empfang genommen. Sie schien sie zu erkennen.
      „Oh, wie schön, dass sie hier sind! Folgen Sie mir bitte“, grüßte sie sie mit einem großen, freundlichen Lächeln. Andrew wusste nicht wirklich, ob er entspannter oder gestresster sein sollte, als sie eine Treppe hinauf geführt und in eine Suite gelotst wurden, deren Hauptraum zu einem Büro umfunktioniert wurde. Darin unterhielten sich locker und lachend eine Gruppe Leute mit Champagnergläsern in den Händen, die erst auf sie aufmerksam wurden, als hinter Ezra und ihm noch vier weitere Personen hereinkamen, die irgendwie… verwirrt aussahen. Es wurden peinlich berührte, mitfühlende Blicke untereinander getauscht, dann meldete sich endlich ein ausgelassener älterer Herr zu Wort, der einen super Abend zu haben schien.
      „Ah, schön! So viele sind diesmal gekommen, Margaret, ist das nicht schön?“, lachte er die Frau an, die sie eben empfangen hatte, welche den Blick nur freudig nickend erwiderte.
      Andrew richtete sich etwas ungeduldig seine Krawatte und wünschte sich aufrichtig eines dieser Champagnergläser in seine Hand. Konnte hier mal jemand zum Punkt kommen? Selbst wenn sie nicht abgestochen wurden, wollte Andrew hier auch nicht an Altersschwäche sterben.
      Die Gruppe an Leuten trat von dem großen Tisch weg, an den die sechs Verwirrten nun eingeladen wurden. Es wurde nun deutlich, dass an jedem Platz ein Blatt Papier und ein Stift vorbereitet lag. Andrew ging zögerlich darauf zu und nahm wie die anderen Platz.
      „Also, meine Damen und Herren“, begann der Opa im Anzug wieder. „Sie fragen sich bestimmt, was hier los ist. Die Antworten können Sie allerdings erst bekommen, wenn Sie diesen hübschen Vertrag zur Schweigepflicht unterschrieben haben! Ha ha ha! Keine Sorge, Sie dürfen dennoch jederzeit gehen, wenn das Angebot nicht Ihren Vorstellungen entspricht, trotzdem würde ich mich außerordentlich freuen, wenn Sie mir eine Weile zuhören und wir ins Gespräch kommen über einige… Karrierechancen, die Ihnen ganz speziell gefallen könnten“
      Der Herr wirkte so nett, dass Andrew vermutlich alles unterschreiben würde, was er ihm vor die Nase klatschte, aber er horchte besonders bei dem Wort ‚Karriere‘ auf. Zumindest war er weitaus entspannter, als noch vor drei Minuten. Dann warf er erst einen Blick zu Ezra. Sie waren bestimmt beide mittlerweile äußerst misstrauisch gegenüber… sogut wie allem. Und Andrew würde nichts tun, das der Blonde für eine schlechte Idee hielt. Wer von Ihnen die bessere Menschenkenntnis hatte oder bessere Lebensentscheidungen traf, war definitiv unklar aber Andrew neigte bekanntlich dazu, sich in Dinge zu stürzen, bloß, weil ihn grade die Lust dazu packte. So wie eben jetzt. Doch nur, weil der Typ sagte, dass Sie jederzeit gehen konnten, hieß das nicht, dass es auch so war. Es brauchte allerdings kaum zwei Blicke auf diesen minimalistischen, kurzgehaltenen Vertrag, um zu sehen, dass er sich wirklich nur auf eine Schweigepflicht bezog.
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