Raven and Vampire (Taru & Codren)

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    • Ryo

      Das Gespräch nahm nun eine ganz andere Richtung auf, mit der Ryo so auch nicht gerechnet hatte. Azora sprach jetzt davon, das sie wohl in ihrer Wohnung geschnüffelt hatte. Sie sollte wohl nach Mandarinen riechen, stritt aber alles ab. Der Versuch, Ryo besser an ihr schnüffeln zu lassen, schlug dann auch eher fehl. Vanya schien sowohl erschrocken, als auch wütend zu sein. Sicher wurde sie ertappt. Azora war was ihre Nase betraf, wie ein Wachhund.
      Keine schlechte Idee. Ryo sollte ihr ein Flohhalsband kaufen und eine Leine. Innerlich kicherte er bei dem Gedanken daran.
      Störgeräusche beendeten dann wohl das Gespräch. Vanya schien etwas zu wissen, aber sie wollte wohl auch das Wissen von ihm und Azora aufdgabeln. Sicher, um sich was abstauben zu können. Waren sie Verbündete, oder Gegner? Würde sie auch zur Hölle fahren, und im Fegefeuer darauf lauern, einen Dämon zu Fall zu bringen? Wollte sie gar Belial erledigen? Eine große Nummer. Und ein fetter Bonus war sicher drin.
      Vanya drückte letztenendes noch eine Warnung an Ryo gerichtes, aus. Aber Ryo sah nur genert zu Vanya, ließ sie reden, und spähte ihr dann nach, wie sie flüchtete.
      Die halbe Bar hatte bereits aufmerksame Augen und Ohren auf die kleine Gruppe gerichtet, die sich jetzt im Streit trennte. Azora warf Vanya noch giftige Worte nach. Etwas zu laut, für Ryos Geschmack.
      Ryo packte Azora dann, und nahm ihren Dickschädel in den Schwitzkasten. "A-Z-O-R-A.... halt endlich die Klappe. Halb Narada hört bereits mit. Erzähle doch gleich jedem, das du ein nerviger Blutsauger bist. Sind hier Jäger bekannt, wird man sicher Aufträge schalten lassen. Und dann bin ich sicher auch bald Toast. Wir gehen jetzt Heim."
      Ryo ließ das zappelnde Bündel los, das ihn danach auf Beschwerdeebene anfauchte. Irgendwie musste er jetzt alles beim Barkeeper bezahlen. Wenigstens hätte sie noch ihren Drinken löhnen können. Diese Schlampe. Er würde nächstesmal in ihren Taschen nach Kleingeld suchen. Das schwor er sich. Schon als Ausgleich für den Wohnungsbesuch.

      Die Nacht war gelaufen. Ryo hätte jetzt auch keine Lust mehr, nochmal die Wege abzulaufen. Also gingen sie Heim und mürrisch setzte er sich an den Tisch. Heißes Wasser hatte seinen Weg in eine Nudel Cup gefunden, und es dampfte jetzt vor ihm auf dem Tisch. Für Azora gab es auch eine. Er beäugte sie, weil sie jetzt mit einem - ich will gleich losbrüllen Gesicht - gegenüber saß, und die Erdbeermilch begutachtete, die dort noch verschlossen auf dem Tisch stand.
      "Was? Wusstest du wirklich nicht, das die Milch schlecht war? HAHAHA, typisch Azora. Du hast trotz deiner Jahrhunderte Lebenszeit irgendwie kein Plan vom modernen Leben, was? Hast du in einer Gruft gelegen? Oder dich nur im Müllberg aufgehalten?", lachte er, und rührte im Nudelbecher herum.
      "Du hast die Milch schon sein Tagen konsumiert. Jetzt trink wenigstens die Reste aus. Sie wurde schließlich mit hart verdientem Geld gekauft. Und wir wollen ja nichts verschwenden, oder?", grinste er frech, nur um Azora jetzt wissentlich, die verdorbene Milch reinzuwürgen.
      Beim Nächstenmal wird sie halt kaltgestellt.
      Ryo fand einen Flyer zwischen den Zeitschriften, wühlte ihn hervor und las ihn.
      "Soso, eine Aufführung.", erseufzte. "Wie wäre es damit? In drei Tagen gibt es im großen Opernhaus von Narada eine Theateraufführung. Der vegetarische Werwolf und das Vampirmädchen mit der Eisenallergie. Klingt irgendwie spannend. Wir müssen uns eh mal den Kopf freipusten."
      Damit Azora hier nicht wieder den ganzen Abend gezeter mit der Milch veranstallten würde, täte diese Ablenkung sicher gut.
      "Wir könnten dir zudem ein passendes Outfit im Laden besorgen. Und für mich natürlich auch. Kann ja wohl kaum in dem Mantel da aufkreuzen."
      Die Nudeln waren fertig, und er schlürfte ein paar aus dem Becher heraus, während er abwartete, wie Azora darauf reagieren würde.
      Dabei dachte er noch, das sie unbedingt sparen sollten. Aber sie brauchten auch mal einen Durchzug im Schädel. Es lag noch viel Arbeit vor ihnen, was Belial betraf.
      Und das Geld für Kleidung und Aufführung, die nach einer Komödie roch, käme sicher schnell wieder rein.
      "Wir müssen uns die nächsten Nächte anstrengen, und noch etwas Geld machen. Sofern deine Nase nicht von Mandarinen gelähmt wurde, solltest du ein paar fiese Kreaturen mit ihr aufspüren."
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    • Der Rest der Nacht war damit völlig ruiniert. Sowohl Azora als auch Ryo hatten keine sonderliche Lust mehr, nach dieser Begegnung weiter nach Monstern zu schnüffeln, denn Vanya konnte ja schließlich hinter jeder Ecke lauern und versuchen, ihnen Informationen abzugreifen. Und dass die Frau von dem Fegefeuer mitbekam, das war nun wirklich nicht zulässig. Dann mussten sie halt für diese Nacht abblasen und sich nachhause zurückziehen.
      Azora war stinkwütend wegen der Milch und der Demütigung, die sie dadurch erfahren hatte. Sie saß säuerlich - genauso wie ihr Getränk - am Tisch und wusste nicht wohin mit ihrer Wut. Vanya hatte sie ankeifen können, aber Vanya war jetzt nicht mehr hier. Ryo könnte sie sicher auch fertigmachen, aber zum Schluss würde er ihr Flöhe in die Matratze schmuggeln oder sowas, einfach nur, um es ihr heimzuzahlen.
      Es war nicht so, dass die vergammelte Milch ihr jetzt plötzlich nicht mehr schmeckte. Es war eher so, dass sie sich jetzt dafür schämen musste, nicht erkannt zu haben, dass die pelzige, grüne Oberfläche des Getränks nichts gutes war.
      Dabei schmeckte es so schön interessant.
      Halt die Klappe! Ich habe schon mit Königen getrunken, da wussten deine Vorfahren noch nicht einmal, dass sie eines Tages eine solche Enttäuschung auf die Welt bringen würden!!
      Sie war so sauer. Warum eigentlich? Weil diese Vanya es einfach wagte, sich in ihr Leben einzumischen und dabei noch so zu tun, als wäre sie irgendetwas besseres. Dabei war sie nur ein sterblicher Mensch! Aber sie war trotzdem eingebrochen, ohne dass Azora es verhindert hätte!
      Ryo fand nach einer seligen Minute des Schweigens eine wohl interessante Anzeige in der Zeitung: Irgendeine Aufführung. Gegen Theater hatte Azora nichts einzuwenden, aber nur, wenn es von richtigen Menschen aufgeführt wurde und wenn dabei keine irrsinnig laute Musik dröhnte und Lichter erstrahlen, die in den Farben und Intensitäten eigentlich gar nicht möglich sein dürften.
      Natürlich war es aber die Aussicht auf neue Kleidung, die Azora gleich viel mehr packte als die Aufführung.
      Das halte ich für eine gute Idee - eine wichtige sogar. Kopf freikriegen und sowas. Wann gehen wir shoppen?
      Ihre Augen glitzerten schon bei der Erinnerung an die tolle Boutique, für die Ryo arbeitete. Hoffentlich gab es mittlerweile wieder neue Kleider im Sortiment.

      In der nächsten Nacht war Azora sogar selbst energetisch dabei, die Umgebung nach fremden Wesen abzusuchen. Sie fanden einen Gestaltwandler, der nicht nur die Körper seiner Opfer übernahm, sondern auch gleich noch ihre Seelen verschlang und Ryo beinahe in einen hirntoten, sabbernden Idioten verwandelt hätte. Nicht, dass es da groß einen Unterschied zu dem vorherigen Ryo gegeben hätte, warf sie ihm hinterher zu und fing sich dafür fast ein Silbermesser ein. Nunja, das war schon irgendwie zu erwarten gewesen.
      Sie stießen außerdem auf einen muskelbepackten Dämon, der nichts davon hielt, dass Azora für Belial arbeitete und ihr den Arm brach. Ryo spießte ihn dafür mit seinem Schwert auf. Für die restliche Nacht weinte aber Azora, weil der Dämon ihr den Ärmel abgerissen hatte und ihr Kleid unbrauchbar geworden war. Ihr gebrochener Arm hing noch einige Stunden schlaff an ihrer Seite herab, bevor er sich wieder zusammengefügt hatte.

      Am Tag vor der Aufführung gingen sie dann aber endlich shoppen. Diesmal musste Ryo bei der Auswahl des Kleides aktiv helfen, denn er hatte schon ein Stück recht damit gehabt, dass Azora sich manchmal einfach nicht in der modernen Welt zurechtfand. Sie verstand nicht, wieso die modernen Frauen einfach keine Korsetts und Schnürkleider mehr trugen. Sie fühlte sich hässlich in allem anderen. Sie verstand tatsächlich sehr vieles nicht, was sie Ryo aber niemals gesagt hätte.
      Zum Schluss kleidete er sich auch selbst ein, verzichtete aber auf einen angemessenen Hut und auf Rüschenhemden oder einen Umhang, was Azora auch nicht verstand. Zusammen sahen sie aber tatsächlich wie ein recht modernes, stimmiges Paar aus.
      Ich hab’ Hunger”, murrte sie dafür, als sie das Foyer des Aufführungssaales betraten. So viele Herzschläge und warme Leiber um sie herum, dass es ihr den Mund wässerte.
      Darf ich mir was zum Abendessen nehmen? Biiiiitte.
    • Ryo

      Zwei harte Arbeitstage waren vergangen, oder eher Arbeitsnächte, bei denen Azora äußerst motiviert mitgeholfen hatte. Abgesehen von den üblichen Sticheleien, war die Arbeitszeit viel angenehmer gewesen. Und auch das Bekämpfen der nächtlichen Kreaturen.
      Dabei wurde ein Kleid von Azora stark beschädigt, und ihr Arm hatte wohl auch das Vergnügen, zerbrochen zu werden. Ryo fand das schon amüsant, als ihr Arm so schlaff daherhing.
      Aber schon nach wenigen Stunden war Azora wieder Azora - mit kaputtem Kleid.
      Ryo konnte sich dieses Gejammer nicht lange anhören, und versprach, für den nächtlichen Einsatz ebenfalls einen Neukauf zu erlauben. Aber erst nach der Aufführung.
      Immerhin war ja ohnehin noch ein Einkauf geplant. Extra für so nen Opernhaus. Ein Ausgeh Outfit.

      Der Abend war abgebrochen, und die beiden waren in ihrem neugekauften Sachen mit U-Bahn und Bus zum Zielort gelangt. Natürlich gabs noch ne Jacker drüber, damit nichts schmutzig werden würde.
      Trotzdem waren die beiden irgendwie im Blickfeld der anderen Leute gelandet.
      Viele Leute tummelten sich bereits vor und in der Oper. Der Aufführungssaal füllte sich langsam. Überall Gemurmel und Gegacker.
      Die Jacken blieben beim Eingangsbereich zurück, wo man sie entgegennahm.
      Die Karten wurden kontrolliert und entwertet. Dann traten sie weiter in den Eingangsbereich hinein.
      Azora schien sich neugierig umzusehen. Dabei lächelte sie erwartungsvoll und fröhlich. Ob sie sich diesesmal wohl wirklich freute und benehmen könnte?
      Ryo wurde enttäuscht. Ja, sie freute sich. Auf das ganze Blut was sie wohl hier konsumieren könnte.
      Mit leuchtenden Augen und gespielter Bitte, bat sie darum, etwas Blut verkosten zu können.
      Sie sabberte schon fast auf ihr Kleid.
      Ryo knurrte tief aus der Khle. Oder war es nur ein brummiges Murren?
      "Wenn du auch nur einen Tropfen Blut saugst, bekommt die Aufführung noch eine Sondervorstellung. Dann tanzen wir zwei auf der Bühne und Spielen Zahnarzt vs. Vampirzahn. Ich bin der Arzt ...."
      Er starrte sie grimmig an, grinste dann und gab ihr mit der flachen Hand einen gespielt freundlichen Klopfer auf den Rücken.
      "Kannst du dich nicht einmal benehmen? Wir haben das verdiente Geld extra für den Abend hier wieder ausgegeben. Und ein weiteres Kleid steht an. Setz das nicht aufs Spiel. Außerdem ..."
      Er geriet ins Nachdenken, grübelte etwas, und versuchte wohl etwas zu sagen.
      "Naja, das Kleid scheint dir ungewöhnlich gut zu passen. Man könnte glatt öfters ausgehen wollen."
      Selbstverständlich würde der Geldbeutel das nicht zulassen. Dazu legte er zu viel zurück für eine bessere Unterkunft als die, die sie jetzt bewohnten. Bald war es soweit. Außerdem fühlte er sich in seinem feinen Anzug viel zu steif und vornehm. Er sah fast aus wie ein reicher Prinz aus irgendeinem Fantasyfilm. Was zum Teufel hatten die auch für Klamotten?
      Das war wohl auch der Grund, warum sie auch hier betuschelt und beäugt wurden. Während andere - bis auf wenige Ausnahmen - irgendwie normal wirkten, trotz teurer Garderobe.
      Ryo meinte zu hören, ob das möglicherweise Darsteller vom Theater wären. Er seufzte nur und folgte den Angaben zu den Sitzplätzen.

      Zu seinem Erstaunen waren das recht gute Karten, die er bekommen hatte. Mittele Position in einer der mittelhohen Logen. Man hatte hier eine wirklich gute Sicht auf die Bühne.
      Und das Gute daran, hier oben war es nicht so voll wie da unten. Für Azora vermutlich trotzdem ein Fest voller Herzschläge und pulsierenden Adern. Aber hier hätte er sie gut unter Kontrolle.
      Er machte aber keine Anstallten, den vornehmen Gentlemen zu machen, und nahm einfach Platz.
      "Gemütlich. Solltest das auch mal ausprobieren.", grinste er frech.
      Wieder das übliche Sticheln. Immerhin konnte sie Ryo sein Komplimet vor die Nase halten. Auch wenn Azora ihr Kleid als etwas zu modern bezeichnetre, und wohl gern etwas altbackendes angezogen hätte.

      Wenig später war das Haus voll, und das Licht wurde gedämpft. Die großen, schweren Vorhänge öffneten sich, und boten den Blick auf eine recht gut gestaltete Bühne. Das Stück begann von im Inneren eines Vampirschlosses, aus dem sich nun die Protagonistin aus ihrem Sarg schälte.
      Die Vampirfrau mit der Eisenallergie. Dann fehlte ja nur noch der blutrünstige Werwolf, der sich nur pflanzlich ernährte.
      In der Loge gab es sogar kleine Operngläser für die Herren und für die Damen. Selbstverständlich hatte sich Azora schon eines genommen.
      Und noch Jemand hatte bereits das Opernglas fest auf seinen Augen platziert.
      Auf einer der Außenseiten, der Saal war halbkreisförmig, zwei Reihen über Ryo und Azoras Loge, heftete bereits der Blick auf diese.
      Es war Luna, die sich ebenfalls Karten besorgt hatte, um sich etwas zu vergnügen. Und später noch Blut zu trinken. Ambesten von den Schauspielern.
      Ihr scharfer Blick hatte das seltsame Pärchen schnell entdeckt. Und um ganz sicher zu gehen, glotze sie jetzt durch die Gläser. Vorn an der Brüstung die Arme abgestützt, hopste sie mit den Beinen aufgeregt auf und ab, schwang dabei ihren kleinen Hintern hin und her.
      "W-w-wa-was machen DIE denn hier? Wuhahaha, die ..... die sind zu zweit? Sind die etwa ..... auf einem ... DATE?"
      Sie hopste wieder auf und ab, brabbelte etwas, kicherte, und fixierte Azora.
      "Azooooraaaaa... hihihihiiiiii....du bist mir schon ganz nahe ...."
      Irgendjemand der in der Loge saß, räusperte sich, über das Benehmen und Verhalten der Dame da vorn.
      Luna hatte das gar nicht mitbekommen, fixierte gerade Ryo, und knurrte finster und boshaft. "Du kleiner Penner, mich wirst du nicht beeinflussen. Eher werde ich dich auseinandernehmen, wenn du mir zu nahe kommst .... werde dir deine Knochen brechen, und dir dein Herz aus der Brust reissen, während es noch die letzten Schläge schlägt, HAHAHA!"
      Der Typ in der Loge zuckte kurz, und seine weibliche Begleitung klammerte sich an dessen Arm. Er ging wohl davon aus, das er gemeint wäre.
      Wenig später kamen Sicherheitsbeamte und baten die Frau, sie zu begleiten. Es hätte wohl Ärger gegeben, und man hatte Gäste mit Gewalt bedroht. Luna konnte sich doch hier nicht outen. Sicher waren weitere Jäger anwesend. Sie keifte, beschwerte sich, und wurde schließlich selbst mit Handgreiflichkeiten aus der Loge befördert.
      Ein wenig Lärm hatte das schon bedeutet, und sogar von unten aus dem Saal spähten einige Gäste hinauf, zu dem Gezappel in der einen Randloge.
      "Tztztz, immer diese Störenfriede.", kommentierte eine dicke Frau, ehe sich die Zuschauer wieder vollständig dem Stück widmeten, und gelegentliches Gelächter durch den Saal schallte.

      Auch Ryo musste gelegentlich auflachen, und fand die eine Sache gar nicht schlecht.
      "He, Azora. Wäre das nicht eine gute Diät für dich? Frisch gepresster Gemüsesaft à la Werwolf. Dann bräuchtest du kein Blut mehr trinken, hahaha...", kicherte er flüsternd, und rammte ihr den Ellenbogen in die Seite.
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    • Es war eigentlich sowieso keine wirkliche Frage gewesen, denn wirklich, Azora würde doch nicht ernsthaft Ryo um Erlaubnis bitten, bevor sie sich genehmigen würde. Es war eher wie eine... Höflichkeit gewesen. Eine Nettigkeit, die sie ihm entgegen brachte, weil sie wusste, dass sie das Risiko mit sich barg, den Abend zu ruinieren. Aber dass der Jäger ihr dann diese Höflichkeit nicht auch entgegen bringen konnte - eine Frechheit!
      Grimmig starrte sie ihn nieder.
      "Ich benehme mich! Aber ich habe auch Hunger und normales Menschenessen macht nicht satt - das wirst du niemals begreifen!"
      Dann komplimentierte er aber unvorhersehens ihr Kleid und Azora ließ sich das glatt deutlicher gefallen. Komplimente von Ryo fielen rar aus, denn wirklich, was gäbe es in ihrer merkwürdigen Konstellation auch zu komplimentieren? Sie waren aneinander festgewachsen mit keinem Lichtblick vor den nächsten 11 Monaten und entsprangen dem natürlichsten Ursprung aller Feinde. Es gab einfach keine Aussicht darauf, dass sie sich jemals verstehen würden, geschweige denn miteinander auskamen - dachte Azora bislang zumindest. Aber das Kompliment war eine nette Abwechslung, denn sie sah ja wirklich gut aus.
      "Ja, oder? Auch wenn mir die Mode nicht passt. Aber dein Anzug sieht auch nicht schlecht aus! Stell dir nur mal vor, hier könnte sich glatt eine Frau in dich vergucken. Hah! ... Pass bloß auf, dass du niemanden mit nachhause bringst!"
      Damit war das Thema wohl auch schon gegessen; kein Blut heute Abend. Naja, dann eben morgen oder Azora würde sich in der Nacht noch einmal irgendwo bedienen. Krankenhäuser und Straßenbettler gab es hier immerhin genug, einer der Hauptgründe, weshalb sie sich überhaupt in der Gegend ständig aufhielt.

      Wie durch ein Wunder hatten sie wirklich gute Karten bekommen, wodurch sie in einer erhöhten Lage saßen, von der aus Azora das Meer aus Herzschlägen - äh, natürlich die Bühne wunderbar überblicken konnte. Eigentlich wartete sie darauf, dass Ryo ihr den Stuhl zurückzog, wie es sich für einen anständigen Herrn gehörte, aber was dachte sie da; Ryo und ein anständiger Herr? Er war nicht mehr wert als das Hundefutter für den Köter des Polizisten, der vor ein paar Nächten so ausgebüchst war. Schnaubend ließ sie sich neben ihn fallen.
      "Gentlemen waren wohl auch vor deiner Zeit in, was?"
      Früher war halt alles besser, das sagte sie jedes Mal und würde sie auch weiterhin sagen. Früher war alles besser gewesen.
      Das Stück fing an und Azora hatte schon gleich etwas zu bemängeln: Diese Vampirfrau trug die völlig falschen Sachen! Sie war eigentlich draußen in der Stadt unterwegs, trug aber ein Festtagskleid. Das ging doch nicht! Würde man sie nicht hängen?
      Das versuchte Azora ihrem unfreiwilligen Partner mitzuteilen, aber der hatte wenig Verständnis für sie übrig. Ein Banause durch und durch eben.
      Ansonsten war es aber sogar recht unterhaltsam. Der Werwolf erklärte bald höchst dramatisch, dass er nicht wie seine anderen Artgenossen war und auf Fleisch verzichtete - und trotzdem sei er gesund und quicklebendig! (Natürlich völlig unmöglich, wie Azora lästerte). Vielleicht konnten sich ja beide zusammenschließen, schlug er vor; er würde alles Eisen von der Vampirin fernhalten und die Vampirin würde ihm bei seiner Diät helfen. Auch alles völliger Schwachsinn, denn solche Erzfeinde konnten ja wohl niemals einfach so miteinander kooperieren! Aber ansonsten war es ganz lustig. Zur Pause hin tauchte sogar ein Jäger ohne Eisen im Blut auf.

      Azora war guter Laune, als sie das Theater verließen. Einen kleinen Aufruhr hatte es unten gegeben, aber das war zu weit weg gewesen, um sie irgendwie zu beeinflussen. Jetzt führte aber nichts daran vorbei, dass Ryo seinem Anzug auch einmal gerecht wurde; sie zwang seinen Arm nach oben und harkte sich dort selbst ein, was er geschehen lassen musste, nachdem sie sowieso viel stärker war. Danach war sie auch gleich viel glücklicher.
      "Jetzt geh auch mal anständig! Tu so, als wärst du ein Prinz, oder sowas. Ich weiß, schwer vorstellbar - mach's trotzdem!"
      Zusammen marschierten sie hoch erhobenen Hauptes nach draußen und das fühlte sich sogar gut an. Azora grinste, als sie sich von ihm löste.
      "Ich werde jetzt Abendessen gehen und du siehst zu, dass du mir nicht in die Quere kommst! Aber ausnahmsweise einmal hat das Spaß gemacht, wir sollten mehr Sachen tun, bei denen man nicht sprechen kann. Dann muss ich deine große Klappe nicht ertragen."
    • Ryo seufzte. Ständig hatte Azora was zu bemängeln an der Aufführung. Outfits, die nicht stimmten, falsche Landschaftsgestaltung, falscher Ort, wo Vampiure oder Werwölfe dies und jenes taten .... und das Verhalten erst.
      Ryo musste Azora nochmal darauf hinweisen, das es auch eine Komödie war. Alsi nichts, was man für absolut authentisch halten müsste.
      Allerdings gab es wohl auch andere, die unzufrieden schienen. Irgendwer wurde am rande der Logenbereiche vom Sicherheitsdienst entfernt, und hatte wohl das Bedürfnis gehabt, sich irgendwie negativ bemerkbar zu machen. Leute gibts.
      Wenns einem nicht gefällt, einfach nicht mehr ins Theater gehen.
      Dann endlich war die Vorstellung vorüber, und tosender Beifall füllte den Saal. Kurz darauf begann das große Wuseln, und die Leute verließen nach und nach den Saal, während einige erst abwarteten, bis man sich besser bewegen konnte, und noch auf ihren Plätzen über die Aufführung diskutierten.
      Ryo hatte nicht das Bedürfnis, und meinte, das sie jetzt gehen werden.
      Azora nutzte das, und zwang Ryo förmlich, sich bei ihr einzuhaken, was er knurrend kommentierte. Hier wollte er jetzt sicher nicht auffallen, und musste es unter mehreren Gründen wohl geschehen lassen. Sowas von ätzend.
      "Ich soll ein Prinz sein?", knurrte er mürrisch zurück, und wurde gleich noch heftiger am Arm umklammert, und Azora ließ erst wieder etwas lockerer, als er brav folgte.
      Während sie Vampirin stolz und erhaben dahinschreitete, war Ryo eher steif wie ein Stock und versuchte zu lächeln, was aber eher nach einem schattigen künstlichen Grinden aussah.
      Man konnte sich daher fragen, weshalb man das seltsame Pärchen betrachtete und tuschelte. Der Auftritt oder Ryos Grimasse?
      Zwei Damen, die mit vorgehaltener Hand tuschelten, wurden von Ryo dann grinsend angesehen, und er verneigte sich leicht und sagte spielerisch zum Gruße: "Edle Damen ...!"
      Etwas verlegen grinsten die Damen dann zurück, aber man konnte förmlich ihre Unsicherheit, und die ein oder andere Schweißperle an der Stirn feststellen. Als hätte man ihnen gerade etwas nachgewiesen, was nicht ganz korrekt gewesen wäre.
      Dann endlich waren sie raus aus dem Gebäude und als Azora sich löste, war es für Ryo, als wäre ihm eine Tonne Ballast abgenommen wurden.
      Während sie davon sprach, ihr Abendessen zu besorgen, und zudem gern öfters Taten umgesetzt werden könnten, bei dem sie seinen Worten nicht ausgeliefert wäre, entgegnete er nur: "Kein Problem. Geh du ruhig deine dreckigen Ratten aussaugen. Mit Abfall scheinst du ja eh am glücklichsten zu sein."
      Versifftes Lager, schimmelige Milch ..., das scheinen alles Dinge zu sein, die Azora aufnahm, wie ein Drogensüchtiger. Er Ryo wusste, das es wohl eher ein paar Menschen auf der Straße waren, die heute mal ein paar Schluck Blut verloren.
      "Ich werde ein Teil deines Lohnes spenden ... für Obdachlosenküchen. Immerhin müssen die ihre Nährstoffe ersetzen, die du ihnen abzapfst. Ausgleichende Gerechtigkeit."
      Es folgte wieder ein Kommentar, das er doch nachhause gehen sollte, woraufhin er meinte, das er das auch vor hatte. Er würde nachhause gehen. Und er fragte Azora grinsend, wo sie denn hingehen würde? Frei dem Motto, und wo schläft du heute?
      Natürlich käme sie später wieder in die Wohnung, und würde Ryo dabei erwischen, wie er gemütlich TV schaute oder in Zeitschriften stöberte. Vielleicht würde er aber auch früher pennen gehen.
      Jedenfalls war heute Nacht kein Dienst. Er hatte frei, extra für den Abend. Obwohl die Vorstellung zur Mitternachtszeit vorbei war, und er durchaus ein paar Stunden durch die Parks hätte schlendern können.


      Wenig später irgendwo in einer Seitengasse

      Nörgelnd stiefelte eine kleine junge Dame durch die Nacht, und fluchte über die Situation im Theater. Dabei hatte sie extra Karten für eine Loge gekauft. Für den Ärger den sie gemacht hatte, bekam sie natürlich nicht das Geld zurück, und man schenkte ihr noch ein Hausverbot dazu. Immerhin konnte sie danach ungehindert verschwinden, und man stellte keine weiteren Fragen. Den Pass den sie vorlegen musste, war gefälscht. Eigentlich war er schon echt, aber er stellte sie als Menschenfrau dar, und eben nicht als Vampirin. Gut das Vampire auch in gewissen Behörden arbeiteten, und sowas legal bewerkstelligten. So konnten langlebige Wesen wie sie immer als neue Menschen auftauchen, wenn es um pllizeiliche Angelegenheiten ging, oder sonstigen neumodischen Behördenkram.
      Aberr das hatte sie ja schon von Anfangan mitbekommen. Sie war immerhin über 500 Jahre alt, und kannte daher die Geschichte der Menschheit. Früher war es angenehmer. Heute waren die Menschen überall, waren mit ihren Geräten ratzfatz an weiten Orten, und Vampire hatten kaum noch Rückzugsorte, die von allen gemieden wurden.
      Im Gegenzug gab es reichlich Futter. Das Blut sprudelte nur so in den großen Städten. Und man fand überall Leute, die keiner vermissen würde, und keiner käme auf die Idee, mit Fackeln das nächste Schloss aufzusuchen, weil man dort ein Monster vermutete.
      Luna wollte sich daher wenigstens einen kleinen Mitternachtssnack gönnen, und bog in eine Seitengasse ab. Sie wollte sich gwrade einen Penner gönnen, als sie etwas hörte. "Verflucht, wieso stört ausgerechnet jetzt jemand? Ich muss mich verstecken, aber wo ...?"
      Es blieb nur der versiffte Müllkontainer, in den sie jetzt schnell reinsprang und den Deckel zuzog. Von hier konnte man prima lauschen. Vielleicht kam ja noch ein Obdachloser. Dann gäbe es noch Nachtisch. Sie hörte etwas. Geräusche, seltsam vertraut, dann eine Stimme, seltsam bekannt. Das konnte doch nicht sein? War das etwa ...? Sie sprang auf, knallte mit dem Kopf gegen den Kontainerdeckel, fluchte kurz, riss dann den Deckel auf und richtete sich auf, während etwas Müll umherflog.
      "A...A....AZORAAA?", keifte sie plötzlich los, und zeigte mit dem Finger auf Azora, die sich gerade einen Penner vorgenommen hatte. Auch sie spähte überrascht auf, während etwas Blut aus den Bisslöcher lief, und sie selbst etwas am Mundwinkel hatte.
      Natürlich wusste Azora nicht, wer Luna war, und warum die Person in einem Müllkontainer residierte.
      Hatte sie vermutlich vergessen, wer Luna war? Das nervte Luna noch mehr. Wie konnte sie es wagen, eine so hochständische Vampirin vom Adel zu vergessen? Naja, immerhin wusste Luna nicht mehr, wie der Clan hieß, dem Azora angehörte. Nur das es einen Konflikt gab, und Azora besiegt werden musste, weil sie die höchste im Clan war, die aktuell lebte. Immerhin war sie Erbin. Ein Sieg über sie könnte viele Jahrhunderte weitere Suche nach versprengten Mitgliedern einsparen. Azora musste sich nur ergeben. Aber vorher wollte Luna sie besiegen und dann unterwerfen. Aber an Luna Bloodmoon würde man sich doch erinnern.
      Da fiel ihr ein, das sie ja als Mensch getarnt unterwegs war.
      Mit euphorischem Blick richtete sie erneut den Zeigefinger auf Azora, was noch eine alte schmutzige Plastiktüte umherfliegen ließ. "HAAAA, diesesmal erwische ich dich, Azora! Seit Jahrhunderten suche ich dich, und finde dich an solch einem Ort in fernen Landen. Ich habe dich beobachtet, hihihihiiii, DU VERRÄTERIN! Wie kannst du es wagen, deine Ehre als stolze Vampiren in den MÜLL zu werfen? Dir ist wohl nichts mehr unheilig? Närrin!"
      Stolz setzte sie nun ein Lächeln auf, während Azora sie angaffte, und holte tief Luft.
      "Ich bin die stolze und mächtige Fürstin der Nacht, vom Clan Haus der Nacht. Die wunderschöne, elegante, erhabene und reinblütige Luna Bloodmoon." Sie verwandelte sich wieder in ihre Vampirgestalt und stand noch immer stolz lächelnd im Kontainer.
      Die kleinen Flügel, die sich ausbreiteten, warfen weiteren Müll hoch, während sie lachte. "NAAA HAHAHAHAAAAA."
      Zehn Zerrüttete Zahme Zebragestreifte Zauberhafte Zypern Ziegen Zogen Zum Zehnten Zehnten Zukunftsorientiert Zehnmal Zähneknirschend Zehn Zentner Zerstoßenen Zucker Zum Zoo Zurück
    • Azora trennte sich vor dem Theaterhaus von Ryo und schritt dann vergnügter Stimmung davon. An einen Jäger hatte eben auch gewisse Vorteile, die es mit sich brachte, zum Beispiel, dass sie immer eine saubere Wohnung haben würde, in die sie zurückkehren konnte, während andere Vampire dabei zusehen mussten, wie sie genügend Verdienst für eine Wohnung bekamen. Bis Azora auf Ryo getroffen war, hatte sie meistens in ihrer höchst-legal-und-überhaupt-nicht-gestohlenen Garage geschlafen, weil sie zu faul war, sich irgendwo eine Arbeit zu besorgen. Was sollte sie denn auch arbeiten, etwa Kellnerin? Kassiererin? Mit der ganzen neumodischen Technik kannte sie sich ja kaum aus und außerdem war das weit unter ihrer Gürtellinie. Azora kam aus gutem Haus, sie verrichtete doch nicht die Arbeit eines Bediensteten!
      Daher war sie guter Stimmung, als sie gleich den nächstbesten, einzelnen Herzschlag anpeilte, den sie in den Gassen vor sich vernehmen konnte. Sicher wieder irgendein Trunkenbold, der hier seinen Rausch auszuschlafen gedachte oder vielleicht auch ein Obdachloser, der sich vor den nächtlichen Winden schützte. Wenn Azora nicht die Aufmerksamkeit von Jägern auf sich ziehen wollte - andere Jäger als Ryo, die ihr auch wirklich an den Hals gingen - musste sie sich eben beim Gesindel bedienen. Das war schon okay so. Die Alternative war, dass sie mühselig in einer Arztpraxis einbrach und diese winzigen Blutproben austrank. Das war aufwendig und sicher genauso gefährlich.
      Daher war sie auch gleich vergnügt an der Sache, als sie ihr Opfer fand: Einen älteren, betrunkenen Bettler, der kaum richtig sitzen konnte. Seine trüben Augen wurden ganz groß, als sie in sein Blickfeld trat und er versuchte mit einem Grunzen sie zu begrabschen.
      "Ah-ah. Lass das mal, Mann. Schön stillhalten, dann tut's nicht weh, versprochen."
      Er gurgelte irgendwas unverständliches, da beugte sie sich zu ihm hinab, drückte seinen Kopf beiseite und -
      "A...A....AZORAAA?"
      "HUUUUUH?!"
      Wie von der Tarantel gestochen sprang sie auf und wirbelte herum. Sie war doch alleine hier! Sie war sich ganz sicher gewesen, dass hier niemand -
      Eine Frau stand vor ihr, aufgetaucht aus dem Nichts. Nein, moment, aufgetaucht aus dem Müllcontainer. Aus dem Müllcontainer? Was hatte sie dort denn verloren - und dann auch noch eine Vampirin? Azora war sich ziemlich sicher, dass es eine war, durch den fehlenden Herzschlag.
      Aber sie schien sie zu kennen, nur Azora kannte sie nicht. Sie hatte keine Ahnung, wenn sie da gerade vor sich hatte.
      "Wer bist du denn? Willst du mir etwa mein Abendessen stehlen?!"
      Sowas konnte sie ja gar nicht leiden. Sie würden darum kämpfen müssen - und dann auch noch in dem heutigen Kleid! Dabei war das extra ein schönes wegen dem Theater!!
      Missmutig bleckte sie ihre blutverschmierten Zähne. Dieser alten würde sie es schon noch zeigen. Aber bevor sie dazu eine Gelegenheit bekam, stellte die andere sich schon selbst vor: Luna Bloodmoon vom Clan Haus der Nacht. Haus der Nacht... das sagte ihr irgendetwas. Das hörte sich nicht japanisch an, sondern so... vertraut. Heimisch. Azora konnte sich aber nicht erklären wieso, immerhin war das ganz sicher nicht ihr Clan-Name. Vielleicht eine Bekannte?
      Aber die kleine Frau, die jetzt ihre Flügel ausbreitete und laut im Müllcontainer lachte, kam ihr nicht wie eine Bekannte vor. Eher wie eine Wahnsinnige, sowas war bei Vampiren immerhin gängig. Ein paar Jahrhunderte zu viel konnten schon mit dem Verstand spielen.
      Eine Bananenschale flog durch die Luft und landete ganz gezielt auf ihrem Kopf.
      "Äh... okay. Du hast da... ich glaube, da ist ein Kaugummi in deinen Haaren."
      Sie sah dabei zu, wie diese Luna ihre Würde zu retten versuchte, was ihr nicht sehr gut gelang.
      "Aus welchem Clan stammst du hast du gesagt? Haus der Nacht? Das kommt mir bekannt vor. Es gibt doch heutzutage gar keine Clans mehr, oder? Die sind doch alle ausgestorben."
      Fragend tippte sie sich gegen das Kinn. Der röchelnde, sterbende Penner im Hintergrund war schon fast vergessen.
    • Luna Bloodmoon

      Diese verfluchte Azora. Hatte sie eins auf den Schädel bekommen? Oder waren ihr die letzten Jahrhunderte zuviel geworden? Eine Frechheit, sich nicht an das Haus der Nacht zu erinnern. Dabei trug sich noch den aldmotisch Kram, der durchaus was fürs Auge war.
      "Wie kannst du es wagen?", fauchte Luna, und sprang aus dem Kontainer hoch, schwebte kurz ein Stück und setze sanft und elegant auf dem Boden auf.
      "Natürlich gibt es noch Clane. Das weiß doch wirklich jeder. Aber du Azora, du scheinst ja alles vergessen zu haben?" Sie seufzte und solizierte umher, während sie ein paar Erinnerungen durchforstete und aufzählte.
      "Dabei hatten wir als Nachbarn doch zur Blutmondnacht zusammen Blut getrunken. Haaaaahhh, war das ein Fest gewesen. Wie der süße rote Saft des Lebens unsere Kehlen hinunterran, und wir uns mit einem fein gesticktem Taschentuch die Mundwinkel tupften ....."
      Sie sah wieder zu Azora. "Hmmm, deinen Clannamen weiß ich nicht mehr. Liegt wohl daran, das er nichts besonderes war. Immerhin, hühühühühüüü, hat mein Clan den DEINIGEN fast ausradiert.", kicherte sie, verfiel dann aber in Gedanken, grübelte ebenfalls und rieb sich wie Azora das Kinn.
      "Wieso eigentlich? Ging es um ein Dorf, .... um Macht, .... Ränge...?"
      Vielleicht schien es bei Azora auch gefunkt zu haben. Es waren schon ein paar Hundert Jahre vergangen. Da mussten die beiden vielleicht gerade 50 oder 100 Jahre alt gewesen sein.
      Luna war also eine Reinblütige. Das bedeutete, das sie auch ganz andere Fähigkeiten haben könnte. Wobei die von Familie zu Familie durchaus unterschiedlich sein konnten. Manche Vampire waren stark, andere äußerst schnell und geschickt. Manche konnten sich sogar in Fledermäuse verwandeln oder waren so zahlenfanatisch, das man ihnen leicht entkommen konnte, wenn man Reis oder Erbsen auf den Boden war und nach der Anzahl fragte, oder ihnen eine Rechenaufgabe stellte.
      Diese Häuser waren schwach und starben früh aus. Angeblich zählten sie sogar die Minuten, bis der nächste verrottete.
      Aber war Azora nicht auch reinblütig? War sie nicht auch vom Adel?
      "AZORA! Nicht umsonst kam ich her. Wie ich schon erwähnte, habe ich dich gesucht, und nun an diesem Ort gefunden. Es wird Zeit, den Clankrieg endlich zum Ende zu führen. Wenn ich dich besiege, dann kann ich das Haus der Nacht vollständig erben und anführen. Und du .... und DUUUUUUU.... wirst vor mir im Dreck krabbeln, hihihi, und um Gnade winseln. Hehehe. Vielleicht lasse ich dich ja am Leben, und integriere dich in mein Haus als Untergebene. NAAA HAHAHAAAAAAA"
      Luna schwang ihren rechten Arm zur Seite, und ihr ganzes Outfit hatte sich verändert. Sie trug jetzt ein weißes Kleid, mit schwarzen und roten Verzierungen. Zudem erschien plötzlich eine rötliche Stange in ihrer Hand, die langsam in die Länge wuchs und an der Spitze eine Klinge bildete. Eine Art Axt, ähnlich eine Hellebarde.
      "ZEIT FÜR DICH, DEINE NEUE MEISTERIN ANZUERKENNEN!", brüllte sie voller Euphorie und hob die Waffe und wollte losstürmen. Dann ertönte ein --KLONK--, und ihr Angriff wurde gestoppt. Sie schaute blinzelnd und fragend nach oben, wo ein altes Gerüst an der Wand hing. Verrostete Stangen und ein Rohr. Darin hatte sich jetzt ihre Blutaxt verfangen.
      "H-heee, ... m-momentmal ... nur einen Moment .... *ächtz* ... geh ab ... verflucht ...", stotterte sie genervt und rüttelte und zupfte. Drähte hingen da wohl auch noch rum.
      "Das ... kann ... ja .... wohl ... nicht ... wahr ... sein ...", nörgelte sie, und zupfte fleissig weiter, was die Sache nur noch verschlimmerte. Azora könnte ihr jetzt wieder entwischen. Jetzt, wo sie in greifbarer Nähe war und ohne Beobachter erledigt werden könnte.
      Auf die Idee, ihr Blut einfach wieder aufzusaugen, oder die Waffe umzubauen, kam sie gerade nicht.
      Zehn Zerrüttete Zahme Zebragestreifte Zauberhafte Zypern Ziegen Zogen Zum Zehnten Zehnten Zukunftsorientiert Zehnmal Zähneknirschend Zehn Zentner Zerstoßenen Zucker Zum Zoo Zurück
    • Das mit den Clanen war für Azora nun doch etwas neues. Sie hatte gedacht... weil sie ja damals auch hatte fliehen müssen... es gab doch sowas gar nicht mehr! Aber anscheinend doch? War sie etwa eine der wenigen Vampire, die nicht in einem Clan war?
      Dann kam aber endlich die Enthüllung und damit die Offenbarung - Nachbarn, die zusammen zur Blutmondnacht Blut getrunken hatten. Das regte nun schon etwas mehr in Azoras Innerem und mit einem Mal...
      "LUNA?! LUNA BLOODMOON, ABER NATÜRLICH!"
      So begeistert war Azora schon lange nicht mehr, als sie in das jetzt bekannt werdende Gesicht einer alten Freundin blickte. Einer sehr alten Freundin, die dann aber keine mehr war, weil... weil.....
      "DER FÜRST!!!"
      Azoras Augen wurden groß, als längst vergessene - oder verdrängte - Erinnerungen über sie hereinschwappten.
      "Ihr habt uns vorgeworfen, den Fürsten umgebracht zu haben!! Er hat bei uns residiert, obwohl Verhandlungen mit eurem Clan liefen, weil er... wegen seiner Allergie!! Aber dann wurde er tot aufgefunden, an der Grenze unseres Reviers und ihr habt uns beschuldigt, sein Erbe eingestrichen zu haben, von dem ihr etwas bekommen wolltet!! Aber das waren wir nicht, ganz sicher!! Ihr habt uns ja nicht zugehört!!!"
      Azora hatte in ihrem Leben wirklich schon die ein oder andere Sache erlebt, um einen einzelnen gestorbenen Mann zu vergessen, aber andere mochten es wohl nicht vergessen haben. Jetzt hatte sie ihren Clan verloren, Jahrzehnte lang in dem Glauben gelebt, dass das Voranschreiten der Zeit die Clans sowieso hinfällig machte, und nun wurde sie doch wieder damit konfrontiert - von derselben Person, mit der sie vor einer halben Ewigkeit noch ihr Blut geteilt hatte!! Diese Frechheit!! Und genau dieselbe Person bildete sich jetzt ein, ihr Haus erben zu können, wenn sie Azora zur Strecke brachte! Das konnte nur bedeuten...
      Azoras Augen wurden noch viel größer, dann sah sie aber finster drein.
      "DESWEGEN BIST DU HIER?! Und ich dachte, du wolltest ein nettes Wiedersehen! Wir hätten einen Kaffee trinken können, oder was auch immer man heutzutage macht!!"
      Das stand aber gar nicht in Lunas Interesse. Eigentlich musste auch Azora zugeben, dass sie jetzt mit der Frau nirgends hingehen wollte, wenn sie gerade erfahren hatte, dass ihr Clan noch existierte. Ihren Clan gab es noch - sie!
      Aber die andere Vampirin verwandelte sich bereits. Eine allzu bekannte Waffe erschien in ihrer Hand, eine Stange, an deren Seite Azora auch schon selbst gekämpft hatte, zu einer mittlerweile vergessenen Zeit.
      Azora hatte keine solche Waffe mehr, immerhin hatte sie auch gedacht, ihr Clan wäre zerstört worden. Daher konnte sie nur zusehen und schließlich den Mund hinter ihrer Hand verstecken, als Luna anzugreifen versuchte. Versuchen war hier wohl das Stichwort, denn die ausladende Waffe war keinesfalls für eine enge Gasse wie diese geeignet. Sie hätten dafür auf einen größeren Platz gehen müssen, aber dann hätten sie auch die Aufmerksamkeit von Menschen und Jägern auf sich gelenkt und das konnte wohl auch nicht in Lunas Interesse sein...
      Aber für die Gasse reichte es nicht. Und weil Azora schlau, klug und gerissen war, nutzte sie die Gelegenheit gleich aus.
      "Was für ein netter Besuch das war, Luna! Ich freue mich sehr, dich gesehen zu haben, aber wenn du mich jetzt entschuldigst, ich habe noch etwas zu tun - ich muss einen Clan wieder aufbauen! Denn ich bin die Anführerin und werde ihm zu neuem Glanz verhelfen!! Pack deine Sachen, weil das Haus der Nacht bald nur noch das Haus der Niederlage sein wird! HAHAHAH!"
      Bevor sich ihre alte Freundin und nun Rivalin doch noch hätte befreien können, schoss Azora auch schon davon. Ihr Abendessen war jetzt nicht mehr wichtig, genauso wenig, wie irgendwelche Nostalgien an die Vergangenheit. Sie hatte ein Ziel vor Augen!

      "RYOOOOO!!!"
      Mit Wucht trat Azora die Tür zur Wohnung ein und stellte sich dort auf wie die Königin der Welt höchstpersönlich.
      "Wir haben einen Auftrag! Einen ganz wichtigen sogar!"
      Sie stolzierte herein, riss ihm das Magazin aus der Hand, das er gerade gelesen hatte, und baute sich in ihrem kleinen, aber höchst glorreichen Format vor ihm auf.
      "Du wirst es mir nicht glauben, aber ich, die einzig wahre, lebendige Azora Takima, werde mein Erbe annehmen! Ja, du hast richtig gehört, ich werde den Titel als Fürstin annehmen und meinen Clan zu alter Glorie verhelfen! Lange Zeit haben wir versteckt in den Ruinen dieser Welt gelebt, aber jetzt ist Schluss damit!! Der Clan... äh... der Clan Irgendwie wird sich zu neuer Macht erheben!"
      Sie deutete mit dem Finger auf seine Nase.
      "Und du, du wirst den Anfang machen! Dein nächstes Ziel heißt Luna Bloodmoon, die Fürstin der Nacht! Du wirst sie finden, niederstrecken und der Welt beweisen, dass niemand, nicht einmal das Haus der Nacht, dem Clan... Wie-auch-immer-er-heißt etwas anhaben kann! Wir werden die Welt beherrschen!!"
    • Luna Bloodmoon

      Lunas Waffe hing immer noch fest, und Azora schien diese Situation gekonnt auszunutzen. Da Luna gerade vollkommen überfordert war, und ihr Denkvermögen durch Blutrache vernebelt war, bekam sie ihre Waffe nur mühselig Stück für Stück wieder befreit. Aber Azora bedankte sich grinsend für den Besuch und die Aufklärung ihrer vernebelten Vergangenheit, und drohte sogar damit, ihren Clan wieder aufzubauen.
      Lachen schwor sie wohl noch, Lunas Haus zum Verliererhaus zu befördern.
      "WARTEEEEEEEE.... bleib gefälligst hier und kämpfe, du Biest ...!", keifte Luna noch Azora nach, aber die Vampirin verschwand irgendwo auf den Dächern der Gebäude und hopste davon.
      Luna fluchte, ließ ihre Waffe wieder verschwinden und trat mit ganzer Wucht gegen den Müllkontainer. Dieser bekam ne heftige Delle und verschob sich. Lunas Fuß sendete daraufhin ein pochendes Signal zu ihrem Hirn, das jetzt begriff, es tat weh. Fauchend, jammernd und fluchend hielt Luna ihren Fuß fest, hüpfte im Kreis auf einem Bein und schwor, Azora binnen weniger Tage erneut aufzuspüren, und die Sache endlich zu beenden.
      Dann tauchte - angelockt durch den Lärm - auch noch wieder dieser Polizist auf, mit seinem Hund. Dieser bellte wieder und stürmte auf Luna zu, die jetzt jedoch ihr Heil in der Flucht suchte. Sie sprang in den Schatten, und krabbelte dann die Wand hinauf, was eher eine Art kraftvoller Sprung war. Sie krallte sich noch etwas am Mauerwerk fest und nutzte ihre Flügel um dann davonzuflattern.
      Der Hund bellte noch nach oben, als der Polizist an kam, und kurz hinterher sah. Er sah nichts. Aber er fand einen Penner am Boden liegen. Die Vermutung war, das es hier ein Mordversuch gab. Womöglich unter Gleichgesinnten.


      Ryo

      Wie herlich still es doch war, wenn diese olle Vampirin nicht anwesend war. Schon ein Monat Unruhe, und Platzmangel, den er aushalten musste. Dieser verdammte Fluch. Naja, der Platzmangel würde sich ggf. noch verhindern lassen.
      Er stöberte in Zeitschriften, während der TV leise im Hintergrund lief und das Nachtprogramm zeigte, das heute eher langweilig war.
      Genervt seufzte er. Musste er doch Azora gewähren lassen, wenn sie sich ihr Fastmahl genehmigte. Sie brauchte nunmal auch Blut zum überleben. Vielleicht tranbk sie ja von mehreren Zielen immer nur ein paar Schluck, dann würde dabei keiner draufgehen.
      Allerdings vermutete er schon, das Azora die ein oder andere Leiche hinterlassen hatte. Hier und da wurden ja in den Medien dazu Berichte gebracht.
      Die gemütliche Mitternacht endete plötzlich, als er Azoras Gebrüll vernahm, und mit einem Rumms die Tür aufgestoßen wurde.
      Das hagelt sicher Beschwerden der Nachbarn. Hatte die Dame etwa ihren Anstand im Theater vergessen? Oder wollte sie hier selbst eins veranstalten?
      "GEHTS NOCH, DU BLÖDE KUH? Hier wohnen noch andere Mieter.", kläffte er sie an, aber das prallte wohl einfach an ihr ab. Ihre Antwort bestand daraus, das sie wohl einen Auftrag hätten. Angeblich wohl ein ganz wichtiger. Ryo schnaubte. Als wenn sie einen Auftrag hätten. Und was könnte schon so wichtig sein, das Azora hier nen nächtlichen Aufstand probt?
      Sie kam auf ihn zu und verlangte nach ganzer Aufmerksamkeit. Seine Zeitschrift wurde dabei halb zerrissen und aus seinen Händen entfernt. Dann fuchtelte sie damit rum, während sie ihren Vortrag hielt, und Ryo dabei zusehen durfte, wie ein paar Seiten hier und da zu Boden schwebten.
      Ryo starrte Azora kurz fassungslos an, und lachte kurz auf. "Erbe? Du hast geerbt? HAHA. Unmd du hast einen Clan? Das ist ja ganz was Neues. Welchen Clan hast du denn geernt? Den Müllhausender? HAHAHAAA. Besitzt du jetzt ein Schloss aus Deponieabfall?"
      Azora fand das sichtlich unangemessen, aber es war ja wieder klar, der dieser Idiot Ryo wieder von Nichts eine Ahnung hatte, und keinen Anstand besaß, eine edle Dame, eine Anführerin, eine Clanherrin, mit dem nötigen Respekt zu behandeln.
      Die Zeitschrift flog über ihre Schulte weg und dann zeigte sie auf ihn. Ihr Zeigefinger deutete direkt auf seine Nase, und er schielte für eine Sekunde, weil Azora so dich vor ihm stand.
      Sie verlangte doch tatsächlich, das er den Beginn ihrer Clanauferstehung umsetzen, und nach einer Luna Bloodmoon suchen sollte, um sie niederzustrecken. Die Fürstin der Nacht. Also ging er davon aus, das es sich dabei ebenfalls um eine Vampirin handelte.
      "Du willst die Welt beherrschen, hast aber kein Schimmer, wie dein Clan heißt?", fragte Ryo, erschrak etwas und stand auf, packte Azora an den Schultern und schüttelte sie. "Hast du einen starken Alkoholiker ausgesaugt? Oder einen Drogensüchtigen? Bist du noch klar im Schädel?"
      Er ließ los, und sie verneinte, aber sprach von Jahrhunderter alter Erinnerungen, die bald gänzlich im Tageslicht baden würden. Und diese Luna hatte das Ganze ins Rollen gebracht. Azora witterte wohl ihre Chance, etwas großes zu erschaffen.
      Ryo nahm wieder Platz und tat etwas gelangweilt, etwas nachdenklich. "Hmmmm, Luna Bloodmoon also. Eine Vampirin? Hmmmm, wenn ich mich mit ihr verbünden würde, könnte ich dich in 11 Monaten zusammen mit ihr nen Kopf kürzer machen, und sie danach auch. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Was hälst du von der Idee?"
      Natürlich zog er sie damit nur etwas auf. Trotzdem war er neugierig. Azora sprach von einem Clan, von dem sie offenbar der Boss war. Und diese Luna schien mehr zu wissen.
      Natürlich hagelte es wieder Kritik an Ryo, diesem Nichtsnutz. Er sollte doch nur seine Arbeit machen. Was spielt es für eine Rolle, wenn dabei Luna Bloodmoon draufgehen würde?
      "Ich habe eine andere Idee. Wiese treffen wir uns nicht mit dieser Luna, und kitzeln noch ein paar Informationen raus? Wäre für dich doch sicher auch interessant. Außerdem werde ich kaum zulassen, das sie dich killt. Sonst geh ich ja leider mit drauf. Wenn man nicht mit ihr reden kann, spricht halt das Schwert, und ich beende es. Aber, dafür das ich dir den Quälgeist vom Leib halte, wirst du mir einiges schuldig sein."

      Jetzt hatte er tatsächlich von Azora förmlich einen Auftrag angenommen. Oder besser, einen Gefallen. Sie hatten ja noch die Sache mit dem Fegefeuer vor sich. In ein paar Tagen startete die Aktion. Wie das wohl aussehen würde? Irgendwas mit Portalen, und dann käme einer der Höllenherrscher hervor. Und dann? Grillparty im Fegefeuer? Und Ryo dachre immer, die ganze Hölle wäre direkt miteinander verbunden, und jeder hätte nen Loch, in dem er hausen würde. Tja, so war nun klar, das die Fürsten der Hölle nicht einfach so in die Bereiche der anderen gelangen konnten, ohne dabei entdeckt oder daran gehindert zu werden.
      Eine der Seiten aus dem Heft fiel ihm ins Auge. Ein Wohnungsangebot. Er krallte sich diese und las genauer.
      "Oho, schau mal einer an. Azora? Wenn Belial im Fegefeuer brutzelt, werden wir danach einen Umzug starten. Dann gehst du mir weniger auf den Sack.", grinste er.
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    • Selbstverständlich hatte Ryo mal wieder keinerlei Verständnis oder sogar Hirnmasse dafür übrig, dass vor ihm eine noch lebendige, leibhaftige Clananführerin stand, deren Clan vor mehreren Jahrhunderten ausgelöscht worden war. Fast ausgelöscht, immerhin hatte sie noch überlebt! Aber natürlich hatte er dafür nur ein paar hämische Worte übrig und ein paar Sticheleien, die Azora so gut es ging an sich abprallen ließ. Wenn er nur wüsste, was für einen Einfluss ein vampirischer Clan ausüben konnte - zumindest, wenn es so wie damals war. Oder welche Verbindungen sie knüpfen könnte, wenn sie ihren Clan wieder aufleben ließ! Natürlich hatte er keine Ahnung, immerhin gab es bei den Sterblichen sowas nicht. Heutzutage nannte sich das ja nicht Clan sondern Regierung, so ein Unsinn.
      Ich weiß NICHT MEHR, wie mein Clan heißt, das ist etwas ganz anderes!!”, keifte sie ihm entgegen. Wobei, warum nahm sie sich überhaupt die Mühe, ihm das erklären zu wollen? Sollte er doch selbst sehen, wo er abblieb, wenn sie in 11 Monaten ihren Clan bereits aufgebaut hatte und ihn untergehen lassen würde. Nicht nur umbringen, sondern gänzlich vernichten würde sie ihn, aufdass seine Blutlinie auch nicht den letzten Fetzen hervorbringen würde!
      Aber halt erst in 11 Monaten. Bis dahin… bis dahin war sie womöglich ein bisschen auf ihn angewiesen.
      Sobald ich meinen Clan wiederhabe, kannst du mit ihr machen, was du willst”, verkündete sie fast großzügig. “Das wäre dann einfaches Geld für deine doofen Aufträge. Also sei froh, dass du diese Gelegenheit bekommst! Ein zweites Mal passiert das nicht!
      Das konnte sie jetzt quasi als erste Amtshandlung als Clananführerin sehen. Wie aufregend! Und Ryo war dann schon ihr erster… Anhänger? Weniger aufregend. Wenn er sich gut machte, würde sie ihm ja vielleicht einen Posten in ihrer Hierarchie beschaffen, als Küchenjunge vielleicht oder sowas. Als Blut-Quelle. Ja, das wäre doch verlockend, das Blut eines Jägers nur für sie, wann immer sie Lust darauf hatte. Hihi, ja, das würde sie machen.
      Dann lass dir was einfallen, du bist hier der Experte! Luna wird mich kaum wiedersehen wollen, ohne mir dabei eins über die Rübe zu ziehen. Wie können wir dann also mit ihr reden?

      Ryos Plan war absolut hirnrissig und dämlich, weshalb Azora schon in der Nacht darauf ganz mutterseelenalleine in einer Gasse campierte. Sie hatte sich extra ihr bestes Kleid angezogen, ein Fund aus einem sogenannten Vintage-Laden, der zwar trotzdem ein paar Jahrhunderte zu jung für sie war, aber doch immerhin recht nahe an dem lag, was sie in ihrer Heimat stets getragen hatte. Sie hatte eine Leiche vor sich liegen, irgendein betrunkener Glückspilz, dem sie einen schnellen Tod bereitet hatte und sich ein paar Schlucke genehmigt hatte, bevor sie ihn ausbluten ließ. Jetzt lag er in einer Pfütze seines eigenen Blutes das bis zum Himmel roch und ihr schon seit geraumer Zeit die Tränen in die Augen beförderte. Wie gerne sie auch den ganzen Rest noch getrunken hätte, aber sie musste ja Luna herbeilocken und das ging nunmal am effektivsten mit einem hergerichteten Mitternachts-Buffet.
      Ohh, wie alleine ich doch bin…”, säuselte sie laut vor sich hin. “Ganz ungeschützt… und keine Waffe und sowas… und viel zu viel Blut, als dass ich trinken kann…
    • Das mit der neuen Wohnung ignorierte Azora erstmal, weil sie jetzt etwas ganz Wichtiges vor hatte. Sie stolzierte die halbe Nacht noch wie die frischgebackene Anführerin einer Spitzzahnbande durch die viel zu kleine Bude, und ging Ryo damit mächtig auf den Sack.
      Auch weiteres Diskutieren half da nicht wirklich. Welchen Floh hatte diese Luna da nur in ihre sicherlich verdrecken Ohren gesetzt?
      Vermutlich war ihr sogenanntes Erbe schon zu Staub zerfallen.
      Allerdings war diese Luna Bloodmoon natürlich eine Gefahr, auch für ihn. Wenn sie Azora nachhetzte, und sie vorzeitig dahinraffen ließ, wäre das auch sein Ende. Daher mussten sie wohl oder übel gemeinsam mit dieser Luna fertig werden.
      Und wenn man sie mit Worten überzeugen könnte, wäre das natürlich von Vorteil.
      Am nächsten Morgen stand ein ganz wundervoller Plan parat, den Ryo sich ganz mühselig hatte einfallen lassen. Schließlich war er hier der Experte. Und das was Azora so gesagt hatte, rieb er ihr unter die Nase, als sie ein Veto einlegen wollte.


      Die nächste Nacht

      Ein feiner Plan. Azora würde ohnehin wieder jemanden jagen und dessen Blut konsumieren. Es half ja leider nichts. Diesen Umstand musste Ryo erstmal akzeptieren. Ob sie alle ihre Opfer umbrachte, oder bei einigen nur ein wenig zapfte, und die dann weiterlebten? Egal. Hauptsache sie kriegen die 11 Monate rum. Und dann wird eh abgerechnet.
      Jetzt aber durfte Azora sich in einer finsteren Seitengasse mit einem Blutspender vergnügen und diesen danach dann als Hilfsmittel verwenden. Azora war der Lockvogel. Luna wollte ihren Kopf. Und mit Blut konnte man sicher einen Vampir locken.
      Es war auch nicht bekannt, das weitere Vampire hier in der Stadt waren.
      Ryo hielt sich in der Nähe auf. Dank Azora wusste er, das Vampire durchaus auch Herzschläge und so weiter erkennen konnten und wahrnahmen. Aber es gab unterschiedliche Vampire. Ob Luna auch solch gute Ohren und Augen hatte? Trotzdem blieb er in der Nähe. Er würde eh vortreten, wenn Luna aufmarschiert.
      Und tatsächlich ließ die Vampirin nicht lange auf sich warten.
      Voll verwandelt in ihrem weißen Kleid schwebte sie auf ihren Flügeln daher und landete lachend in der Gasse.
      "NAA HAHAHAAA, Azora .... wenn das nicht Azora ist. Hihihii, sitzt hier und jammert. Haaaach, was für ein herrlicher Anblick. Natürlich weiß ich deine Gastfreundschaft zu schätzen, und das Geschenk, das du mir darbietest, aber .... das wird dirt nicht helfen, du Gör. Ich werde dich trotzdem fertig machen.Dann endlich werde ich zur wirklichen Herrscherin meines Hauses aufsteigen können, und der lange Clankrieg hat endlich sein Ende gefunden."
      Sie hielt bereits wieder ihre Axt in der Hand und schnitt damit einmal quer durch die Luft. Dann spähte sie erstmal die Umgebung ab. Nichts. Nur kahle Wände. Prima. Diesesmal würde ihre Waffe nicht irgendwo hängen bleiben.
      Aber dennoch wurde ihr Angriff unterbrochen, als Ryo vortrat.
      "Nicht so hastig, Luna Bloodmoon. Ich kann leider nicht zulassen, das Azora hier das Zeitliche segnet. Das werde ich verhindern müssen. Willst du Sie, dann musst du mich besiegen."
      Luna starrte fassungslos und überrascht zu dem Menschenmann hinüber.
      "Wer bist du denn? Ahh, du bist doch dieser Jäger. Du hast ja schon die ganze Zeit etwas mit Azora zu schaffen. Ich frage mich, wieso das so ist. Enerlei. Wenn du dich mir in den Weg stellst, Mensch, mache ich auch vor dir keinen Halt. Ich glaube kaum, das du mich aufhalten könntest."
      Azora meinte, das sie auch noch da wäre, und es Zwei gegen einen stünde. Egal wen Luna zuerst töten würde, so hätte der andere die Chance, Luna zu erwischen. Und ein Jäger könnte auch einem Vampir gefährlich werden.
      Das klang tatsächlich glaubhaft, wie Luna es zugeben musste.
      Ryo erhob wieder das Wort, und sprach von einer Verhandlung und einem Waffenstillstand. Luna lachte daraufhin nur. Aber da sie auch neugierig war, stimmte sie nur unter der Bedingung zu, das sie ihr Geheimnis offenbaren würden.
      Natürlich tat Ryo das ohne nachzudenken, und bot sogleich Angriffsfläche. Aber Azoras Beschwerde wurde abgeschmettert.
      Luna hingegen warf sich auf den Boden und lachte.
      "HAAAHAHAA HA HA HAAAA HAHAAAA.... Azora, das ist wirklich zu komisch. Du bist tatsächlich durch einen Fluch an diesen Menschen gebunden? Eine Vampirin? Und hilfst ihm wie ein Diener? HAHAHAA! Ich brauch nen Schluck Blut. Das ist zuviel...."
      Auch da keifte Azora zurück, das es eh nur ein blöder Unfall war, von einer dummen Möchtegernhexe. Aber Luna winkte nur ab.
      Immerhin waren nun weitere Fragen beantwortet wurden. Azora war nur aufgrund eines Fluches bei dem Menschen und arbeitete mit ihm zusammen. Das machte sie wieder ein Stück mehr zu einer Vampirin.
      Luna ließ ihre Waffen sinken und verschwinden.
      "Also gut. Verhandeln wir. Du als Mensch willst sicher weiterleben, weshalb ich also Azora nicht töten darf. Hmmm, vielleicht hatte ich das eh nicht vor. Ich will nur den Krieg beenden. Sie zu unterwerfen hätte völlig ausgereicht. Aber ich hgätte sie nach Zahn und Blutfaden so richtig verdroschen, NAHAHAA. Naja, dann verschieb ich das mal auf später. Also, was schlägst du mir, Luna Bloodmoon, Fürstin der Nacht, aus dem Hause der Nacht, vor, kleiner Wurm?"
      Wer hier wohl klein war. Auch Luna machte eine stolze Pose. Einen Fuß weiter nach vorn, einen Arm quer erhoben oberhalb ihrer Brust, als hätte sie gerade einen Umhang geschwungen, und dazu das passende breite Grinsen und Gekicher.
      Ryo entspannte sich etwas, blieb aber wachsam und beobachtete diesen Vampirzwerg genau.
      "Informationsaustausch wäre doch mal was. Außerdem würde ich gern die Fluchzeit abwarten. 11 Monate sollten doch für eine solch edle Vampirfürstin ein Klacks sein?" Natürlich schmierte er Blut um ihre Lippen. Das erhöhte die Chance auf Zustimmung. Und tatsächlich genoss sie es, entsprechend behandelt zu werden.
      "Informationsaustausch?" "Ja, genau. Azora hier war ganz aus dem Häuschen, als sie von irgendeinem Erbe sprach. Sie will jetzt auch Clananführerin sein, haha. Wäre es da nicht schön, nochmal etwas über die Vergangenheit zu sprechen, und mögliche Gründe, weshalb ich euch bekämpft, zu ergründen? Außerdem werde ich meine Auftragsgeben informieren, damit kein Jäger auf dich angesetzt wird. Damit dürftest du hier etwas sicherer unterwegs sein. Solltest du allerdings ablehnen, so muss ich zuerst an die Sicherheit denken, und die Bewohner der Stadt, mich und .... das da..... vor dem Tode bewahren. Dann werde ich dich besiegen müssen."
      Mit -Das da- war Azora gemeint, auf die er kurz einen Daumen über die Schulter zeigend richtete. Sie war der Esel, der zuletzt genannt wurde, während man den Feind Luna mit edlen Worten schmeichelte und ihren Status pries.
      Ryo hatte mit mehr Widerstand gerechnet und das die Verhandlungen schwerer ausfallen würden, aber Luna rieb sich nur kurz das Kinn und stimmte einfach zu. "Okay. Waffenstillstand für 11 Monate, hihihi. Da hast du aber noch mal Glück gehabt, Azora.", grinste sie finster und etwas arrogant.
      "Das Blut darfst du vom dreckigen Boden lecken .... zukünftige Clanführerin, hühühüh, sofern ich es zulassen werde, das es soweit kommt. Das liegt ganz daran, ob ihr für mich einen Wert besitzt."
      Sie überlegte kurz und kam dann zu einen ganz tollen Idee.
      "Wie wäre es denn damit. Ich könnte jederzeit einen von euch einzelnd auflauern, und euch so beide aufeinmal töten. Aber das wollt ihr sicher nicht, oder? Und da du ein Jäger bist .... hmmm, wie wäre es, wenn ich dir bei deinen nächtlichen Aufträgen ebenfalls ein wenig aushelfe. Nicht das Azora noch von einem stinkenden Dämon zerrissen wird, hihihiii."
      "Ach, das würdest du tun? Ist ja interessant. " Luna winkte ab. "Ich habe jetzt eh nichts weiter vor. Ich habe bisher nur nach Azora gesucht, und sie nun gefunden. Jetzt hab ich nichts anderes zu tun, außer 11 lächerliche Monate zu warten. Die Zeit könnte ich mit etwas Aktivität verkürzen. Außerdem stelle ich so sicher, das Niemand .. NIEMAND .. außer MIR natürlich, euren Lebensfaden durchtrennt, neeehehehee. So kann ich euch im Auge behalten."
      Und Azora wird an der Flucht gehindert, wenn die 11 Monate rum sind. Sie müsste nur am letzten Tag einen von ihnen umbringen. Daher wird Azora erst fliehen, wenn der Fluch gebrochen wurde.
      Luna breitete ihre Flügel aus und flog etwas in die Höhe, zeigte dann auf Ryo. "Halte dein Versprechen, Mensch. Ich will morgen die schriftliche Bestätigung, das dein Auftraggeber nicht nach mir jagen lässt. Und du Azora ...... bleib brav am Leben, verstanden? Wenn dich so ein schwächlicher Dämon zerfleischt, kann ich dich nicht unterwerfen oder selbst zerfetzen. Wir sehen uns bald wieder ..."
      Dann flog sie lachend geschwind davon, um die Gebäudewand und, was beide nicht sehen konnten, Azora möglicherweise noch hörte, geradewegs gegen ein Werbeschild, das Werbung für Unfallschäden machte, verursachte einen Funkenflug, ehe sie dann fluchend und murmelnd etwas schwankend in die Nacht davon glitt.

      Ryo stand da und kratzte sich am Hinterkopf. "Was war das denn? Das ging ja leichter als ich dachte. Tja, so wie es aussieht, haben wir jetzt einen Deal mit deiner alten Bekannten. Wenn das kein Grund zu feiern ist..."
      Gleich zum Feierabend hin würde er im Moonlight bescheid geben, das aus Sicherheitsgründen vorerst die Vampirin Luna Bloodmoon nicht gejagt werden sollte. Auch aus Informationsgründen. Womöglich waren weitere Vampire hier.
      Außerdem stand ja auch noch die Sache mit Belial an. Da musste Ryo ja auch schon helfen.
      Wie er diesen Fluch hasste. Sein ganzes Leben wurde umgekrempelt. Und jetzt nervte schon ein weiterer Vampir. Ein Treffpunkt tagsüber in der Einkaufsstrasse sollte für eine sichrere Umgebung sorgen, in der man sich unterhalten kann. Zu viele Zeugen.
      "Gehen wir noch ein paar Mücken jagen."
      Zehn Zerrüttete Zahme Zebragestreifte Zauberhafte Zypern Ziegen Zogen Zum Zehnten Zehnten Zukunftsorientiert Zehnmal Zähneknirschend Zehn Zentner Zerstoßenen Zucker Zum Zoo Zurück
    • Es dauerte nicht allzu lang, dann kam Luna angeflogen, fast schon wie ein heiliger Engel, wenn man dabei außer Acht gelassen hätte, dass sie dämonische Flügel trug und ein noch viel dämonischeres Lachen draufhatte. So gut konnte Azora nicht lachen, dachte sie eingeschnappt, als ihre Artgenossin einen geradezu dramatischen Auftakt hinlegte. Das Kleid war eigentlich gar nicht mal so hässlich - und sicher auch noch ihre eigene Größe. Eine Schande sowas.
      "Ohh, äh, erbarmen...! Und so... denke ich... ich ergebe mich, vielleicht....."
      Sie zögerte es nur noch ein wenig weiter hinaus, während sie bereits Ryos näherndem Herzschlag lauschte. Das Geräusch seines Herzens hätte sie überall erkennen können, die Aussicht auf das Festmahl, das sie in 11 Monaten erwartete. In diesem Fall auch noch die Aussicht darauf, diese Scharade zeitnah zu beenden.
      Ganz eindeutig war Luna nicht mit ihr verwandt, denn die andere Vampirin bekam nichts von dem Jäger mit, bis es nicht zu spät war. Da hatte Ryo sich offenbart und der Rivalin die andere Richtung der Gasse abgeschnitten. Nur nach oben könnte sie jetzt noch verschwinden, oder den Kampf wählen. Nachdem Azora und Ryo diese Sache hier beenden wollten, lieber letzteres.
      "Hey!"
      Azora schnitt eine Grimasse, als Luna sich provokant Ryo zuwandte. Er war hier ja immerhin keine größere Bedrohung als Azora selbst!
      "Ich bin auch noch da!"
      Da musste sich Luna geschlagen geben. Bis dorthin lief es dann auch eigentlich ganz gut... bis Ryo die Sache mal wieder global vermasselte.
      "RYO!!!!", kreischte Azora aufgebracht, aber da hatte der Mann doch tatsächlich schon offenbart, dass sie an eine Hexe geraten waren. Und das noch nicht einmal absichtlich! Aber die Worte konnten nicht zurückgenommen werden und so lag Luna schon lachend auf dem Boden, mit ihr alles an Azoras Würde, die sie irgendwie besaß. Noch kein einziges Mal gegen die andere Vampirin gekämpft und schon haushoch verloren!
      "Es war gar nicht so dumm, wie er es sagt! Es war nur ein blöder Zufall!!! Zur falschen Zeit am falschen Ort!!! Was soll ich denn gegen eine Hexe machen?!"
      Zumindest das schien die andere dann doch einzusehen, die sich ja sicherlich auch schon mit der einen oder anderen Hexe hatte herumschlagen müssen. Sie gestattete es, dass Ryo sie weiter überredete, auch wenn der es höchst ungeschickt tat. Natürlich ärgerte er Azora dabei absichtlich. Sollte er doch, sein Leben lief in 11 Monaten ab.
      "Ich werde dir den ganzen Hals ausreißen, wenn wir den Fluch los sind", zischte sie ihm grimmig zu. Aber immerhin: Mit Ach und Krach konnte er hier einen einigermaßen brauchbaren Deal herausschlagen. Dabei bot Luna sogar noch an, ihn bei seinen nächtlichen Jagden zu unterstützen, was bedeutete, dass Azora sich nicht mehr vor Langeweile jede Nacht durchquälen konnte. Sie konnte wieder ihre eigenen Raubzüge unternehmen oder gar etwas ganz anderes machen - gar keine schlechte Idee. Sie war schon soooo lange nicht mehr zum reinen Vergnügen in der Höllenkneipe gewesen! Das wäre doch mal was. Zum Schluss war sie also selbst gar nicht so abgetan von dem Endresultat dieser Verhandlung. Etwas weniger mürrisch blickte sie also Luna nach, die geschwind gegen das Werbeschild - ups, natürlich in die Nacht hinaus entflog. Das ließ nur noch sie beide zurück - so wie immer.
      "Dein Tod wird langsam und qualvoll sein."
      Ja, so in etwa hatte er sich ihren auch schon vorgestellt.

      Wie versprochen lauerte die andere Vampirin nicht mehr auf. Sie hatte sich quasi aus ihrem Leben verabschiedet, und das war auch gut so, denn keine fünf Tage später war der Zeitpunkt gekommen: Azora riss Ryo um 10 Uhr morgens aus den Federn. Sie waren erst gegen 6 Uhr ins Bett gekommen, aber all der Schlaf der Welt war jetzt nur noch zweitrangig: Sie hatten einen Höllenkönig zu führen. Und weil Azora bei dieser speziellen Aufgabe ziemlichen Spaß hatte, nahm sie sie auch deutlich ernst.
      Also fuhren sie erst mit dem Bus ein Stück aus der Stadt hinaus. Es überraschte wohl niemanden, dass es in Richtung Azoras Müll... Zuhause ging und Azora an der gleichen Station ausstieg und Ryo weiterleitete. Sie kamen an ihrem Lager vorbei und gingen dann noch etwa zwanzig Minuten weiter bis zu einer verlassenen Lagerhalle im Industriegebiet. Hier war die Luft fahl von längst vergangenen Maschinen, die die Gegend damals noch verpestet hatten, und von Industriemittel, das hier entweder verwendet oder gar produziert worden war. Azora ging schnurstracks zur Mitte der Halle, inspizierte die Gegend und holte dann ihr unscheinbar wirkendes Medaillon hervor. Mehrmals linste sie auf ihre Uhr, bevor sie mit den Schultern zuckte.
      "Ach, wird schon schiefgehen."
      Das war immerhin nicht ihr erstes Portal, das sie erstehen ließ.
      Ryo erhielt ganz klare Anweisungen: Er würde sich am Saum ihres Kleides festhalten - ein hübsches natürlich, für diesen besonderen Anlass - und eigenständig keinen Muskeln bewegen, solange sie es ihm nicht ausschließlich auftrug. Außerdem musste er die Lippen geschlossen halten. Das war zwar keine überlebenswichtige Anweisung, aber dann würde er zumindest für eine Weile nicht nerven.
      Alles in allem fühlte Azora sich ganz zufrieden. Sie begann, mit einem Kohlestift den Boden zu bemalen, ein paar Kerzen aufzustellen, ihr Blut mit den Zeichen zu vermischen, alles ganz eingängige Rituale. Es geschah rein gar nichts, als sie ihr Meisterwerk beendete und sich mit Ryo am Rande ihrer dunklen Zeichen aufstellte. Sie schaute auf ihre Uhr. Mehrere Minuten lang war es still und dann...


      Das Portal entstand durch eine Krümmung der Realität. Dort, wo sich vor kurzer Zeit noch die Vampirin so frei und unbeschwert bewegt hatte, schien Raum und Zeit mit etwas zu kollidieren, das nicht sein dürfte, das keinen Bestand hatte. Das Portal zur Höllenkneipe, zu einem Ort auf der Welt selbst, war lediglich eine Art Tunnel gewesen, ein Weg von einem Ort an den anderen, aber dorthin, wohin sie jetzt unterwegs waren, gab es keinen Ort und auch keinen Tunnel. Die Welt und das Fegefeuer existierten nicht als gemeine Sache und so war das, was sich vor ihnen dort auftat, nicht greifbar. Es war wie ein Loch in der Wahrnehmung, als würde sich nach und nach ein Stück der Welt auflösen und Vakuum hinterlassen. Es war gleichzeitig da und dürfte niemals existieren. Es unterlag keinerlei physikalischen Gesetzen, außer seinen eigenen.
      Es war, in all seiner Pracht, ein wahrhaftiges, dämonisches Tor.
      Azora grinste vergnügte, während sich dieses Etwas, dieses Nichts vor ihnen ausbreitete. Eine Form war nicht zu bestimmen, denn es gab keine wirklichen Ränder. An einer Stelle existierte die Realität noch, so wie man sie kannte, an der nächsten Stelle war sie von etwas anderem ersetzt.
      Ryo hielt sich brav an ihrem Kleidsaum fest, während das Portal größer und größer wurde. Es schien keine Grenzen zu haben, hätte eines Tages womöglich die Größe der ganzen Welt einnehmen können, aber darauf wartete Azora nicht. Sie bedeutete ihrem Begleiter mit fröhlicher Stimme, mit ihr einen Schritt nach vorne zu treten. Sie gingen gemeinsam. Ihre Füße überquerten die äußerste Linie der Malerei am Boden und dann hatte das Portal sie verschluckt.

      Der Übergang zur Höllenkneipe war kurz und gefühllos gewesen, ein einzelner Schritt und schon war man drüben gewesen. Das hier war anders, in sämtlichen Facetten. Kaum waren sie in das Portal eingetreten, wurden sie von einem Nichts empfangen - es gab keine Dunkelheit, denn Dunkelheit hätte Licht benötigt, um zu existieren. Es gab keine Stille, denn Stille hätte Geräusche benötigt. Um sie herum gab es einfach gar nichts; sie waren nichts. Ihre Körper waren verschwunden, die Materie nicht im Einklang mit dem Vakuum, das sie verschluckt hatte. Nur ihre Seelen gab es noch und die trennten sich von der ihnen bekannten Realität mit einem Ruck, der ihnen durch Haut und Knochen gegangen wäre, wenn sie noch Körper gehabt hätten. Aber dennoch hielt Ryo sich noch immer am Saum ihres Kleides fest, so wie Azora es ihm aufgetragen hatte. Und dennoch bewegte er sich nicht, so wie sie gesagt hatte. Sie mussten es beide eben über sich ergehen lassen.
      Sie könnten eine Sekunde, eine Stunde, oder auch tausend Jahre in diesem Nichts, in dieser Ewigkeit verbracht haben, es hätte sich alles gleich angefühlt. Doch irgendwann, nach einer unbestimmten Zeit, entwickelte sich ein Gefühl, dass etwas sehr großes direkt auf sie zugerauscht kam. Sie konnten sich nicht rühren, waren hilflos dem ausgesetzt, was hier mit einer eigenartigen Präsenz und Macht herangerollt kam, wie ein immer größer, immer höher und immer schneller werdender Zug, der sie jede Sekunde erfassen konnte -

      Und dann gab es Licht, einen Raum, Körper. Geräusche. Stimmen. Ein Nebel, der sie umgab und ein fahles Grau, das sich um sie herum in die schiere Unendlichkeit ausbreitete.
      Stimmen, so viele Stimmen. Es waren viel weniger die Stimmen von Körpern, als das Gefühl von Stimmen, die direkt in ihren Gehirnen sprachen. Sicher hätte man mit etwas Übung die einzelnen Stimmen voneinander unterscheiden können, doch für die beiden Sterblichen, die längst nicht lange genug im Fegefeuer gewesen waren, um sich solche Fähigkeiten anzueignen, war es ein einziger, niemals enden wollender Schwall von Chaos in ihren Köpfen. Sie waren jetzt mit dem Fegefeuer verbunden - und das Fegefeuer war mit ihnen verbunden.
      "Alles gut?"
      Azoras Stimme drang in normaler Lautstärke über das Gewirr an Chaos in ihren Köpfen hinweg. Die Vampirin hatte keine Mühe damit, diesen Teil ihrer Wahrnehmung zu ignorieren und sich zu ihrem Begleiter umzudrehen.
      "Ist alles da? Niere, Magen, Darm? Alle Gliedmaßen scheinst du zu haben. Stimme auch noch?"
      Denn tatsächlich: Ihre Körper hatten sich wieder entwickelt, aus dem reinen Nichts.
    • Ryo

      Der Tag den er am meisten verfluchte ( neben den, mit Azora verbunden worden zu sein ), war nun endlich gekommen. Heute würde Ryo voller Begeisterung mit Azora ins Fegefeuer reisen, um einen der Höllenkönige den rechten Pfad zu weisen. Er hätte vor Freue Azora mit einem Vorschlaghammer mit Nägeln aus verdorbenen Hexenknochen ans nächste Kreuz nageln können, um es dann umgedreht abzufackel. So sehr lachte sein Inneres auf.
      Nicht mal ausschlafen durfte er. Jetzt musste er sogar noch seine Freizeit opfern. Hätten die nicht nachts starten können?
      Wenigstens hatte Luna Anstand genug, ihn nicht zu nerven. Wäre der Fluch doch bloß auf Sie übergegangen, statt auf diese Alice im Müllwunderland.
      Wie versprochen hatte sie nur die Bestätigung erhalten, für den Zeitraum des Waffenstillstandes nicht verfolgt zu werden. Sie meinte, erstmal ein paar Tage in irgendeiner dunklen Ecke über Azora zu lachen, ehe sie sich bei einer nächtlichen Jagt anschließen würde.
      Wie auch immer. Ryo rüstete sich mit seinem gewöhnlichen Outfit, prüfte die Taschen innen und außen am Mantel, in denen sich sicher noch ein paar Hilfsmittel verbargen, und prüfte sein Schwert. Schien alles perfekt zu sein. Egal was käme, er würde sich im Notfall durchschlagen. Und leider musste er Azora schützen. Und sie sicher wieder Meisterin nennen oder so. Naja, immerhin konnte er so wenigstens den Fluch verbergen, und so tun, als sei er ihr Diener und Leibwächter, damit sie nicht draufging.
      Und falls sie doch draufgehen sollten, würde er als Seele Belial petzen, das Azora versagt hatte und ihn angelogen hätte. Er würde sich freiwillig bei ihm anstellen lassen, ihm vorschlagen, Azoras Seele an einem Seil aufzuhängen, damit er sie mit seinem Geisterschwert pieksen und quälen könnte, sehr zu Unterhaltung Belials.
      Oder wie auch immer das mit den Seelen aussehen würde.

      Sie waren nun in einer alten Industriezone angekommen, die mehr verlassen war, als benutzt. Diese ganze Gegend war verdorben. Und die Regierung ließ das zu? Als wenn das gewollt wäre.
      Die Luft roch wiederlich verschmutzt.
      "Wehe, wenn das haften bleibt.", knurrte er sie an.
      Irgendwann erreichten sie dann den Ort, an dem Azora ein Portal öffnen, und mit Ryo ins Fegefeuer übertreten würde. Und dann würden sie Belial empfangen und fröhlich niederknien. Und dann? Was würde dann passieren? Ryo hatte kein Plan, und würde sich wohl auf Azora verlassen müssen.
      Vielleicht konnte der Höllenfürst ja von dort selbst die anderen Höllen aufsuchen? Aber keiner der anderen käme dort hin, ohne das man ihnen dazu verhalf? Und sicher waren die anderen Mitstreiter auch vorort, oder zumindestens einige.

      Die Reise begann, und war ein wirklich seltsames Erlebnis. Lebte er noch? Oder war er soeben abgenippelt? Nein, er lebte noch. Denn als sie plötzlich wieder sowas wie Körper hatten, vernahm er die wohlbekannte nervige Stimme Azoras, die sich nach seinem Wohlbefinden erkundigte ( aus Eigeninteresse natürlich )
      "Ja, ich bin noch vollständig erhalten. Und glaube mir. Würde etwas fehlen, was mich verrecken lassen würde, dann hätte ich dem ein schnelles Ende bereitet. Angefangen mit deinem Kopf.", beschwerte er sich. Er sah sich um. Hatte er sich ganz anders vorgestellt. Sie waren im Fegefeuer der Hölle gelandet. Irgendein Raum irgendwo in einer anderen Existenz. Tatsächlich gab es sowas wie Himmel. Düstere Wolken aus Asche, hinter denen etwas rötlichen zu glühen schien. Karge Felsen. Hier und da Glutnester, bridelne Geräusche und das Knistern von Flammen. Dazu roch es verbrannt. Er dachte in der Ferne Schreie zu vernehmen. Ein wirklich seltsamer Ort. Tja, und wohl der Einzige, der die Höllen der Herrscher verband.
      Und sie waren nicht alleine.
      *Kla-Klack* ertönte es, und Ryo und Azora drehten sich in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Käfer krabbelten umher. Etwa so groß wie Ratten, schwarz mit rötlichen Mustern. Und mittendrin erhoben sich die Sigmaschwestern.
      "Ahhh, sie nur, Schwester. Die wiederwärtige Vampiren ist eingetroffen." "Jaaaa, Schwester. Und sie hat ihren Sklaven wieder mit dabei. Hrhrhrkk. Ob wir mal knabbern dürften? Nur ein ganz kleines bisschen. Nur ein Arm." *Kla-Klick*
      Ihre Mandibeln öffneten sich, und zeigten erstmals scharfe Kanten, an ihren ansonsten so glatt und weiblich wirkenden Köpfen, deren Gesichtszüge gefühlt immer grinsen würden, wenn sie ihre Münder geschlossen hielten.
      Weitere Wesen waren dort. Ob aber alle dieser Truppe dabei waren, wusste Ryo nicht.
      "Na, du hast ja ganz wundervolle Freunde. Und sie schauen so elegant aus. Fast schon eleganter als du, mit deinem Kleid.", stichelte er, aber nicht so laut, das die Sigma es mitbekommen würde. Die war eh noch 10 m entfernt, kam aber bis auf 5 m näher, und dann blieben die Schwestern stehen, umzingelt von Käfern, die wild umherwuselten. Sicher auch eine Art Verteidiger.
      Azora hatte aber wohl nichts weiter mit Sigma zu bequatschen, und richtete die Aufmerksamkeit eher auf jemand anderen. Ryo folgte dem Beispiell, blieb innerlich aber auf der Hut. Trotzdem drehte er Sigma den Rücken zu. Bloß keine Schwäche zeigen. Mal sehen, wer noch alles dazu käme.

      Fünf gequälte Seelen näherten sich dem Gebiet, wo Energie erspürt worden waren, die alsbald Tore öffneten. Nur weil sie davon wussten, suchte man überhaupt danach, und fand diesen abgelegenden Ort, der dennoch zentral gelegen war. Egal wohin man ging, man kam immer ins Zentrum des Fegefeuers.
      Hinter Felsen und Steinen krochen die Seelen und beobachteten. Der Gegner war eingetroffen, und würde sicher bald beginnen, Belial einzuladen. Das musste verhindert werden. Schafften sie es, so würde Mephisto ihnen Gnade gewähren.
      Sie hatten hunderte weitere Seelen dabei. Arme Seelen, deren Schicksal sich nicht bessern würde, egal wie sehr sie helfen würden. Sollen sie sich doch um diese krabbelkäfer kümmern. Und was sonst noch so da wäre.
      Und was erspähten sie noch? Eine weitere menschliche Seele? Armer Narr. Er kam wohl mit dieser Vampirfrau. Jetzt wird das Fegefeuer sein neues Zuhause werden. Sie werden ihn schnappen und ihn Mephisto schenken. Oh jaaaaa.....
      Ein Knurren ertönte hinter ihnen. Mephisto hatte einen mächtigen Dämonenkrieger herbestellt. Ein grausamer Dämon, der ab und zu eine Seele verschlang. Meistens jene, deren Sünden viel zu mächtig waren, um so seine eigene Macht und den Hunger nach Verderbnis zu stillen.
      Sein Name war Ogmag, der Sündenschlinger. Eine gartige Kreatur die nur Hass kannte. Er beäugte die fünf Spezialseelen kritisch. Ein Schutzbann hatte sich um sie gelegt. Verschlingen würde er sie nicht. Das war ihre einzige Sicherheit.
      Sie widmeten sich wieder dem Geschehen und warteten kurz ab. Gespräche wurden dort drüben geführt, und irgendwer wollte beginnen. Das war das Zeichen. Die Eindringlinge, die Diener Belials begannen mit ihrem Ritual. Sicher war Belial jetzt auf dem Weg. Sie würden nicht abbrechen, weil es sicher keine zweite Chance gab. Und wenn der Herrscher hier hinein käme, würden sie Belial nicht besiegen können. Auch Ogmag nicht. Aber sie könnten Belial während seiner Beschwörung verschwinden lassen.
      "Es ist soweit, großer Ogmag. Sie haben begonnen. Töten wir die Beschwörer. So vernichten wir Belial"
      "Wüüäääääärrr, das weiß ich selbst, ihr Narren. Greift an. Steht mir nicht im Weg...."


      Ryo beobachtete nach einer kurzen Begüßungsphase die Beschwörung Belials. Aber dann wurden sie gestört. Plötzlich ertönten Schreie. Die Käfer richteten ihre Mandibeln geöffnet in dessen Richtungen, und zichten und fauchten. Auch Sigma wurde nervös. Ein Feuerball rauschte auf sie zu, und in der Ferne rannten Seelen über einen Hang hinab, gefolgt von einem großen Dämon, etwa 5 Meter groß.
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      Sein Haar flatterte wie Flammen, während seine Augen zu brennen schienen. Neben der Bezeichnung Sündenschlinger, war sein eigentlicher Name eher Aschebringer. Manchmal ging er in die Menschenwelt, und brannte ganze Wälder nieder. Eine solche Sünde wurde dann einigen Menschen angelastet, die so groß war, das er sie genüsslich verschlang, sobald sie im Fegefeuer landeten. Jetzt aber würde er Eindringlinge verschlingen.
      Mit großen Schritten näherte er sich. Aber die Seelen trafen zuerst ein, und stürzten sich auf die Feinde. Die Käfer schossen mit Säure und bissen zu, was die Seelen stark quälte. Ein abgetrennter Fuß schien sich aufzulösen, verschwamm in der Realität, kehrte dann zurück, nur um erneut abgebissen zu werden, was die Qualen nur noch erhöhte. Und den Wahnsinn in den Augen der Seelen ......
      Ryo zog das Schwert Blood Raven und griff eine Seele an, die sich plötzlich sprunghaft näherte. "VORSICHT!", warnte er noch, und schlug zu. Er trennte die Seele durch, die sich kreischend zum Teil auflöste und waberte, während ihre Teile zu Boden rauschten. Der Leib wandt sich kreischend am Boden, während der Unterleib verloren ging, und langsam neu aus dem Hauptleib wuchs. Es würde nicht lange dauern, ehe der Verstorbene erneut angreifen würde.
      "Verflucht, was geht hier vor? Eine Falle?", fragte Ryo Azora, die er hier Meisterin Zeta nannte, nur zum Schein.
      "Und was zum Teufel ist das?", fügte er hinzu, und zeigte auf den großen, der mit schweren Schritten grinsend näher rückte, in einer Hand Krallen zeigte, und in der anderen einen Feuerball beschwor, und diesen warf.
      Den ersten hatte er auf die Käfer geschleudert, und ein paar verkohlt. Den zweiten warf er auf einen der Beschwörer, die den Pfad für Belial öffneten.
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    • Azora wollte Ryo gerade eine Lektion darüber erteilen, was denn wirklich mit ihm geschehen wäre, wenn nicht alles mehr an ihm dran gewesen wäre, da wurden sie von dem deutlichen Geräusch der herannahenden Sigma unterbrochen. In dieser Landschaft aus grauen, kahlen Felsen und undeutlichen Schemen, alles untermalt von dem Hintergrundgeräusch menschenartiger Schreie, passte das widerwärtige Klicken von herumkrabbelnden Käfern wie perfekt herein. Und auch die beiden Schwestern, identisch bis aufs letzte Haar, hatten hier durchaus eine Daseinsberechtigung.
      "Seid lieber vorsichtig mit euren vorlauten Mäulern!", giftete Azora gleich zurück, die es viel zu persönlich traf, als Vampirin degradiert zu werden. Immerhin war sie Zeta und die Schwestern nur Sigma!! Manch anderer würde freiwillig vor Zeta im Staub kriechen!
      "Meine Sklaven werden nicht gegessen! Vielleicht in elf Monaten zur Belohnung."
      Sigma gab nur ihr undefinierbares Klacken von sich und bewegte sich auf eine Weise, die Azora nicht ganz verstehen konnte. Angewidert wandte sie sich wieder ab und tracktierte Ryo mit ihrem Blick.
      "Wenn du nicht so geizig wärst, könnte ich mir auch schönere Kleider leisten! Aber nein, der Herr muss ja mit seinem Geld sparen - und stehlen kann ich auch nicht, weil ich deinen Hintern im Gefängnis nicht beschützen kann!"
      Eingeschnappt verschränkte sie die Arme vor der Brust. Das war ja mal ein toller Anfang für die Welteroberung.

      Delta kam auch, nur ein bisschen nach Azora und Ryo. Anstelle eines Portals, das sich für die beiden geöffnet hatte, durchzog ein blitzartiges Zucken die Luft und dann stand er da, der pelzige Dämon Delta, umgeben von einem winzigen Rudel Höllenhunde.



      Er betrachtete die bereits Anwesenden mit einem kurzen Blick.
      "Fertig machen."
      Mehr schien er nicht sagen zu wollen, denn er ging gleich weiter, ohne sich zu einem Plausch herabzulassen. Die Tiere folgten ihm, schnüffelnd und lechzend, bereit, die nächstbeste Seele zu reißen - egal ob lebendig oder nicht.
      Mehr Anhänger tauchten auf, die meisten durch ein Portal, ein paar erschienen aber auch, wie die Sigmaschwestern, einfach aus dem Nichts. Manche redeten miteinander, meistens jedoch nicht. Geräusche wurden sowieso von dem Heulen der Seelen und dem gelegentlichen Klacken von Sigma untergraben.
      Doch dann tauchte Alpha persönlich auf. Der Posten des Alphas war schon zu anfangs besetzt worden und hatte sich seitdem nicht geändert. Alpha trat durch kein Portal, er wurde durch keinen Blitz heraufbeschwören, Alpha drang aus dem Boden heraus.

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      Das Geräusch von brechendem Fels untermalte die Gestalt, die sich samt Pferd aus dem Boden kämpfte und dann vor ihnen aufragte, eine Gestalt, die genauso gut Dämon, als auch Geist hätte sein können.
      Alpha war niemand anderes als einer der vier apokalyptischen Reiter: Tod.
      Bei seinem Anblick senkte sich die Geräuschkulisse gleich und selbst Azora, die sonst nur Verachtung für ihre Mitstreiter übrig hatte, wenn sie sie nicht ordentlich respektierten, verkniff sich einen Kommentar. Stattdessen riss sie Ryo grob am Arm.
      "Runter und verbeugen! Das ist Alpha!"
      Der Reiter sah gar nicht in ihre Richtung und trotzdem senkte Azora ehrfürchtig vor ihm das Haupt. Er war schließlich keine weltliche Kreation, das hier war eine Ausgeburt der Hölle ganz persönlich.
      Und er war hier, um den Dienst eines Höllenkönigs auszuführen.
      Auch andere verneigten sich, ohne zweimal darüber nachzudenken, doch viel eher aus dem Aberglauben, sie könnten unangenehm herausstechen, wenn sie es nicht täten. Dabei schien Alpha sie gar nicht zu beachten; das Wesen hatte sein vermeintliches Gesicht auf einen unbestimmten Punkt gerichtet und rührte sich kaum. Unter ihm schnaubte nur sein Pferd, dann war es still.
      Delta war derjenige, der sie alle anhieß, zu beginnen. Sie sollten auf ihre Posten gehen und diesem Befehl wurde auch ausnahmslos Folge geleistet; nur Alpha blieb unbewegt stehen. Bald stand der Reiter alleine auf dem Platz, schien die Ordnung zu überwachen.

      Azora stellte sich mit Ryo auf den ihr angewiesenen Platz und begann, die Kraft ihres Medaillons freizusetzen. Es war nun nicht mehr ihre Aufgabe, ein Portal zu öffnen, das sollten ruhig die Rang-niedrigeren übernehmen, doch sie würde den Platz dafür freihalten, den Ort von Seelen reinigen, die sich in dem Portal verfangen könnten. Doch ganz so weit kam sie schon gar nicht; Sigmas Käfer wurden auf einmal unruhig und auch die Höllenhunde hoben ihre augenlosen Köpfe, als hätten sie etwas gewittert. Delta setzte bereits zu einem Befehl an, da wurden mit einem Schlag die Hügel gestürmt und mit Körpern gesegnete Seelen rannten zu ihnen herab, flossen herbei wie eine unaufhaltsame Welle, die sie alle zu verschlucken drohte. Delta brüllte ein paar Befehle, die Azora nicht interessierten, denn die versuchte gleich die erste Seele abzufangen, bevor Ryo noch überrascht wäre. Der hatte sein Schwert aber schon gezogen und hieb auf die nächste ein, während Azora ihre Zähne in graues, widerliches Fleisch grub und eine vollständige Kehle herausriss. Sie spuckte den Fleischbrocken aus.
      "Da möchte jemand nicht, dass Belial kommt!", vermutete sie über den anschwellenden Kampflärm hinweg. "Geh doch hin und frag ihn selber, was er ist!"
      Das lag gar nicht so abwegig, denn das Vieh, so riesig und massiv wie ein eigener Fels, größer noch als Alpha selbst, kam geradewegs auf die Versammlung zumarschiert. Es hatte ganz anscheinend vor, hier keinen Höllenkönig hindurchzulassen.
      Alpha rührte sich nicht. Der Reiter stand unbewegt, fast schon wie eine Statue, und schien dem Dämon entgegen zu blicken. Es war schwer zu sagen, immerhin trug er kein Gesicht.
      "Wird er nichts machen?! Und sowas soll loyal sein?!"
      Azora fluchte, weil zwei weitere Seelen aufgetaucht waren, eine sich an Ryo bedienen wollte und die andere sich nicht daran scherte, von Azora Körperteile ausgerissen zu bekommen. Sie schrie und versuchte dann weiter auf die Vampirin einzuhieben.

      Doch dann waberte eine Stimme durch die Luft, so dunkel, als käme sie aus dem Erdreich selbst. Sie war nicht laut und doch kam sie von überall - und gleichzeitig nur von dem einsamen Reiter in der Mitte.
      "Ogmag."
      Man kannte sich wohl. Und da, endlich, streckte der Reiter einen verhüllten Arm aus und ergriff eine Waffe aus der Luft. Er schien seinen Gegenüber zu erwarten, doch bei diesem Größenunterschied schien die Aussicht gering, dass er etwas anstellen konnte. Doch davon ließ er sich wohl nicht beeinflussen. Unbewegt stand er in der Mitte und harrte aus, bereit, seinen Teil der Apokalypse über seinen herannahenden Gegner hereinbrechen zu lassen.
    • Ryo

      Der Kampf wurde wilder. Azora selbst hatte sich schon die ein oder andere Seele geschnappt, zeitgleich aber auch Beschwerden geäußert, das hier wohl nicht jeder mithalf, die Beschwörung Belials zu verteidigen.
      Dieser Reiter namens Alpha stand einfach nur an seinem Platz und schien das Geschehen drumherum nur zu beobachten. Selbst Ryo gab ein Seufzen von sich, während er dachte, das der feine Alpha sich wohl für was Besseres hielt, und es nicht nötig hatte, einzugreifen.
      Der Dämonenwächter rückte näher. Der war wirklich eine große Nummer und hätte in der Menschenwelt sicher nen fetten Bonus gebracht.
      Dann endlich ertönte Alphas Stimme, der sich wohl mit dem Ding anlegen wollte.
      "Da hast du die Antwort, Zeta. Er will wohl mit dem Kleinen da spielen ..", damit meinte Ryo den Großen.
      Eine weitere Seele wurde von seinem Schwert gequält und in zwei Teile geschnitten. Aber schon sein erstes Opfer schien sich wieder zu beruhigen.
      "Verdammt, A...Zeta, wie soll man jemanden töten, der schon tot ist? Die bauen sich irgendwie wieder zusammen. Was ist denn jetzt mit deinem ach so wertvollem Geschenk Belials? Dachte du kontrollierst hier alles?", beschwerte er sich, während er eine weitere Seele zerlegte, die gerade rücklings auf Azora zusprang und eine Art Knüppel hielt.
      Wenigstens konnte er den Knüppel erfolgreich vernichten. Die Splitter der stumpfen Waffe verteilten sich und die zwei Hälften blieben liegen. Entwaffnen war also möglich.

      Ogmag stand jetzt ein Stück weit vor Alpha und begutachtete den Reiter. Ein amüsiertes Grinsen huschte über das Gesicht des Dämons.
      "TOD. Wie erfreulich. Das so einer wie du sich mal hierher verirrt? Oder ist dein Gaul einfach nur falsch abgebogen? NAHA!"
      Ogmag hielt seine Hände vor der Brust zusammen und formte langsam einen starken Feuerball. Die Hitze machte sich überall bemerkbar, fast wie ein warmer Wind aus einem Ofen, den man gerade geöffnet hatte. Wer weiter weg stand, empfand es eher wie einen warmen Luftzug. Das Knistern und Rauschen der sich drehenden Flammen untermalte das Spiel.
      "Nun gut, TOD. Dein Gefolge besteht aus Lebenden und Seelenlosen und Untoten. Mein Gefolge aus Seelen des Fegefeuers. Um die ist es nicht schade. Ich werde einfach alles verbrennen. Und was bleibt dir dann noch übrig? Die Seelen werden nach dieser Qual wieder zusammengefügt. Deine Mitstreiter jedoch zerfetzt und zu Asche vergehen ..."
      Er hob den Feuerball über seinen Kopf und lachte. Gleich würde er dieses Glutgeschoss des Höllenfeuers auf den Reiter werfen. Die Explosion würde den Rest erledigen.
      Doch, soweit kam es nicht. Noch ehe Tod etwas engegenwirken oder etwas anderes tun konnte, kam ein weiterer Dämon hinzu.
      Ny.
      Ny - Zagis.jpg

      Ny, eine weite Anhängerin Belials, und direkt aus seiner Hölle stammend, war eine kleine Kindsartige Dämonin, vielleicht mit der Gestallt einer 5 oder 6 Jährigen. Klein, zierlich, tappste sie mit ihren sanften Schritten über den Boden des Fegefeuers. Ihr Hauptmerkmal war der große Kürbiskopf, der unpassend zum Körper wirkte, da er viel größer war, vielleicht wie bei einem Erwachsenen. Zudem trug sie noch einen großen Zipfelhut, in den sie sich sicher hätte reinlegen können, wenn sie sich zusammenrollte.
      Ein wenig wirkte sie wie eine winzige Vogelscheue von gerade mal 1 Meter größe ( inklusive Hut, sonst wohl eher 80 cm )
      Ny, deren eigentlicher Name Zagis, die Kürbispuppe, war, hatte zwar nicht einen sonderlich hohen Rang, war diesen aber im Lauf der Zeit erheblich schnell aufgestiegen.
      In iihrem Kürbisschädel schien es zu leuchten, oder gar zu brennen. Vielleicht waren es einfach nur dämonische Energien, während der Rest von ihr in einem sehr dunklen Gau oder Schwarz aufmarschierte, fast so, als wäre es Nacht um sie herum.
      Nachts sind alle Katzen grau. Und jetzt auch Kürbisse.
      Kichernd rannte sie geschwind durch die Gegend, auf Tod zu. "Hihihihihihihiiiiiii ...", dann sprang sie hoch und landete auf Alphas Kopf, der sich dabei aber kaum regte, auch wenn er selbt davon überrascht wurde.
      Sie klammerte sich mit ihren kleinen Beinchen fest, und hielt beide Hände hoch.
      "Flammensammler erscheine hihihihihihiii..."
      Kürbisgeist.jpg

      Gase stiegen aus dem Boden auf, und formten sich zu einem Geistwesen mit Kürbisartigem Kopf, das breit grinste, und schon wusste, was seine Herrin verlangte.
      Ogmag starrte auf das seltsame Geschehen hinab, schnaufte nur abwägig, und warf dann das vernichtende Branndgeschoss.
      Der Geist aber flog diesem ein Stück entgegen, und hielt seine Laterne hoch. "Giiihihihii, Flammen ... kommt zu mir ... Flammen .... nährt mein Wesen .... nährt meine Laterne ... kommt nur heeeer .... kommt nur heeeeeeeer ...."
      Der Feuerball rauschte heran wie ein Asteroid der gleich das Fegefeuer umgraben wollte, aber dann stoppte dieser im Flug und wurde in einer Spirale abgesaugt, um kurz darauf vollständig in der Laterne zu verschwinden.
      Der Geist drehte sich einmal, spähte zu seiner Meisterin, nahm die Uhr in die Hand, sah hinauf und sagte dann: "Eine Stunde soll verstreichen, so nimm nun die Macht, ich werde sie dir reichen ..."
      Dann verpuffte der Geist plötzlich mit einem Lachen und Ny kicherte und sah auf zu Ogmag. "HAHAHAAA, hast du das gesehen, mein Großer? Dein Feuer ist nichts wert. Krieche zurück zu deinem Herren und winzel um Gnade .."
      Plötzlich waren ihre Augen viel heller, und ihr Mund. Flammen schossen empor. Für eine Stunde hatte sie nun dieselbe Flammenmacht wie Ogmag, und ihm wurde das Feuer gestohlen.
      Irritiert versuchte er zu verstehen, was geschehen war, dann spieh sie ihm einen Flammenatem entgegen, von dem er aufheulend zurück wich.
      "Waaahhhhhh, das Feuer ... es verbrennt mich ... elendiges Weib ..... ich verstehe nun, was geschehen ist. Diesesmal hab ihr mich überraschen können. Der Sieg sei eurer, aber merke dir, schwächlicher Dämon. Wir sehen und wieder!"

      Das wars. Obwohl Ogmag hier der Stärkste war und Zagis sicher ein schwächerer Dämon, war die kleine Kürbispuppe mit allen Höllenwasser gewaschen. Sie spielte gern mit ihren Gegnern und nahm ihnen oft ihr Wichtigstes ab. Manche Gegner trafen so förmlich auf sich selbst, und konnten sich so nicht mehr wehren. Zumindestens wenn es um Feuerkräfte ging.
      Dann neigte sie sich vorn über und gaffte grinsend in Alphas Kutte hinein.
      "Strengt euch nicht an, Alpha. Überlasst den kleinen Fliegen die Arbeit, hihihihiiiii. Jetzt sind es nur noch Seelen. Soll ich sie in Flammen gehüllt tanzen lassen?"

      Es waren tatsächlich noch unheimlich viele Seelen, und fast jeder, der nicht mitr der Beschwörung zu tun hatte, hatte reichlich mit diesen gequälten Quälgeistern zu tun.
      Selbst Ryo, der nicht glauben wollte, was er gerade gesehen hatte, musste Zeta schon wieder vor ein paar Übergriffen schützen.
      "Nimm endlich deine verdammte Kette und mach was! Der Große ist abgehauen. Keine Ahnung, wie dieser Winzling das gemacht hat, aber jetzt hätten wir die Chance hier für Ruhe zu sorgen.", keifte er Azora an.
      Was keiner wusste, waren eben jene 5 Seelen, die nicht von diesem Zauber beeinflusst werden würden. Aber sicher würden sie so tun, um dann blitzschnell zuzuschlagen.
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    • Langsam wurde es auch für Azora anstrengend, denn diese Körper schmeckten gar nicht gut. Sie bluteten, ja, aber es schien irgendein Abklatsch von richtigem Blut zu sein und ließ sie eher noch aufstoßen anstatt sich daran zu bedienen. Sie musste versuchen, weniger ihre Zähne einzusetzen, aber das war nunmal am effektivsten.
      "Damit lassen sich Seelen lenken, keine Körper du dämlicher... uff... BÄH!"
      Sie hatte wieder etwas von diesem widerlichen Zeug in den Mund bekommen und spuckte aus. Eine Hand ohne Besitzer ergriff ihren Knöchel und versuchte an ihr empor zu klettern. Sie schüttelte sie ab.
      "Ich könnte aber mal versuchen... warte... beschäftige sie mal! Zwei Sekunden!"
      Da zog sie sich einen Schritt zurück und überließ Ryo alleine der Front.

      Vorne, in der Mitte des Geschehens, regte Alpha sich kein Stück mehr. Er hatte seine Waffe ergriffen, ja, aber jetzt war er wieder zu einer Statue erstarrt, unbewegt im Angesicht seines Feindes. Vielleicht hatte er ja doch keine Lust mehr zu kämpfen? Auf die Provokation des anderen ging er zumindest nicht ein.
      Das Ende schien ihm zu blühen, als der riesenhafte Dämon seine Feuerkugel anhob, um den Bringer der Apokalypse in dämonischen Flammen untergehen zu lassen, da tauchte noch ein anderer Anhänger auf, unscheinbar in dem sonst so chaotischen Gefecht. Sie wäre wohl gar nicht aufgefallen, auch nicht Ogmag, der trotz seiner Größe auch nur Chaos vorgesetzt bekam, doch dann erdreistete sie es sich und sprang Alpha auf den Kopf - sie, Ny, ein Dämon von zwergenhaftem Auswuchs. Wenn sie damit Alpha überrascht hatte, ließ der es sich nicht anmerken, denn er verharrte noch immer wie eine Säule. Ny hingegen, jetzt strategisch optimal positioniert, kicherte den gemeinsamen Feind nur ein wenig an und begann, ihre eigene Natur heraufzubeschwören.
      Ein Kürbisgeist wurde beschworen, anders konnte man ihn wohl nicht beschreiben - und er stand ganz in Nys Diensten. Ogmag schleuderte sein brennendes Geschoss, aufdass nicht nur Alpha, sondern sicher auch die ganze Gegend um ihn herum in tödliche Flammen aufgehen würden, aber der Kürbisgeist hatte da andere Pläne. Angetrieben von Nys Willem flog er nach vorne - und saugte die Kugel in sich auf. Die Explosion blieb aus, genauso wie das verheerende Feuer, das sie sicher alle aus dem Fegefeuer getrieben hätte. Stattdessen war nun Ny diejenige, die das Feuer in sich trug und Ogmag sicher mit derselben Stärke zurückgeben könnte.
      Der war wohl gänzlich unvorbereitet auf eine derartige Verteidigung. Belial musste seine Anhänger letzten Endes wohl gut gewählt haben. Er spie ihnen seinen Zorn entgegen und stieg zurück hinab, von wo er gekommen war. Vermutlich aus eine der Höllen.
      Ny erdreistete sich auch noch, Alpha ins gesichtslose Gesicht zu schauen. Was auch immer sie unter der Kutte sehen mochte, es blieb vor allen anderen Augen verborgen, doch ihr selbst drang eine endlose Finsternis entgegen, eine unglaublich tiefe Weite, das Konzept eines Todes, das über die reine Verschiebung der Seelen hinausging. Sein Atem schlug ihr gegen den Kürbiskopf, eisig und leblos. Vielleicht sah er sie ja an. Vielleicht besaß er ja sogar einen Mund, mit dem er grinste. Aber zu sehen war nichts als starre Finsternis.
      "Ny."
      Das Pferd bewegte sich, schwenkte den Kopf herum und tänzelte dann ein bisschen auf die Seite. Die Kürbisdämonin musste unweigerlich loslassen, wenn sie nicht an Alphas Kutte zerren und ihm damit noch einen Nerv abbeißen wollte. Immerhin war von der tonlosen Stimme nicht zu erraten, ob es ein Lob oder eine Warnung sein sollte und mit Gevatter Tod sollte man wohl doch kein Risiko eingehen. Ny fiel ab und im selben Moment war der Reiter wieder zu einer Statue erstarrt.

      Die Anhänger waren jetzt alle ein bisschen entspannter, nachdem die größte Gefahr - wortwörtlich - wieder verschwunden war. Die Höllenhunde warfen sich noch immer mit großem Eifer auf ihre unendlichen Mahlzeiten und auch die klackernden Käfer stießen ihre Zacken in nachgiebiges Fleisch. Ryo hatte ganz schön damit zu kämpfen, jetzt auch noch zwei Leute vor diesen Körpern zu verteidigen, aber Azora hatte schon angefangen, sich auf ihr Medaillon zu konzentrieren. Sie hatte es schon einmal gemacht - aber eben nur einmal. Sie musste sich ein bisschen konzentrieren, um den Dreh wieder rauszufinden.
      "Ich habe es... gleich... nur noch ein bisschen..."
      Sie runzelte die Stirn, fühlte mit dem Medaillon, versuchte mit ihrem Geist zu erfassen und dann -
      "HA! Habe ich euch! Weg vom Portal jetzt und hierher! Hierher!!"
      Zuerst wirkte es so, als würde sie Ryo herumkommandieren, aber nur einen Augenblick später begann sich die Atmosphäre um sie herum zu verdichten - und aus dem Boden, direkt vor ihren Füßen, begannen nebelhafte Schwaden aufzusteigen. Oder nein, keine nebelhaften Schwaden, es waren Seelen, vollständige Seelen, die sich um ihr Medaillon herum manifestierten, lauter Geister, klein, groß, dünn, breit, die wie eine Armee um sie herum aus dem Erdreich stiegen. Sie mochten keine Körper haben, mit denen sie sich gewehrt oder angegriffen hätten, aber somit waren auch sie unverwundbar. Sie stiegen herauf und als sich bereits ein Dutzend von ihnen gebildet hatten, zeigte Azora mit einem herrischen Finger auf ihre körperlichen Gegenspieler.
      "ZUM ANGRIIIIIFF!"
      Ein Heulen ertönte, dasselbe Heulen, das sie vorhin noch so dumpf gehört hatten, als all die Seelen in formlosen Gebärden aufschrien und sich auf ihre Artgenossen mit Körpern stützten. Dabei konnten sie ihnen physisch nicht schaden, doch ihre Angriffe galten psychischer Natur. Immer und immer wieder flogen sie auf die Körper ein, warfen sich auf sie, nur um dann durch sie hindurchzugleiten, verschwammen vor ihren Augen, um ihnen die Sicht zu nehmen, ließen sie unten und oben vergessen. Einer fiel vor Schreck auf den Boden und konnte seine Balance nicht wiederfinden, um sich wieder aufzusetzen. Ein anderer Schrie, weil er von den Seelen entweder etwas zu sehen bekommen hatte, was ihm gar nicht gut tat, oder weil er etwa eine Seele entdeckt hatte, vor der er sich lieber versteckt hätte. Immerhin war das hier auch ihr Reich.
      "HAH! Das ist ja einfacher als gedacht! Siehst du Ryo?! Siehst du?!"
      Freudig grinste sie ihren Begleiter an - und dann rumpelte es einmal lautstark, wie ein Donner, der über die Ebene zuckte. Alle Anhänger drehten sich gleichzeitig um. Und da, dort wo Sigma gestanden hatte und das Portal heraufbeschworen hatte, bildete sich endlich ein Durchgang, ein Tor zu einer Welt, die mit Flammen und Schmerzen besetzt war, eine Welt, in der das Schreien noch viel lauter, noch viel qualvoller herüber dröhnte, als im Fegefeuer selbst.
      Das erste Portal zur Hölle stand. Belials Eintritt ins Fegefeuer war gewährleistet.
    • Ny zuckte zusammen, als Alpha ihren Namen, oder eher ihre Bezeichnung, rufte. Das Pferd von Alpha schien seinem Herren zu gehorchen, ohne das ein Wort gewechselt wurde. Das ruckartige Hin und Her führte letztenendes dazu, das Ny los lassen musste, und dann unsanft zu Boden polterte und ein Stück rollte. Dabei kicherte sie auch noch, als würde man sie kitzeln.
      Hoffentlich hatte sie nicht Alphas Lust, den großen Wächter anzugreifen, gekillt. Konnte man bei dem überhaupt was killen? Egal. Belial war wichtiger, als das hier irgendwer sein Willen bekam, außer der Herrscher der Höllen - aller Höllen! Zumindestens war das wohl der Plan.
      Ny rappelte sich wieder auf und kicherte erneut, lief dann wieder ins Getümmel, um woanders Unglück zu verteilen.
      "Verflucht. Ich hab die ganze Feuerpower für den Großen auf einen Schlag verpulvert. Ich hätte sie eine ganze Stunde einteilen und nutzen können ......", nörgelte sie und schnappte sich zur Motivationsaufbesserung eine Seele und zerlegte sie. Ny hätte sich auch direkt eine aus dem Fegefeuer fischen können. Aber wenn schon ein paar hier mit ihrem Körper rumliefen ...


      Ryo polterte zu Azora zurück. "Ich dachte, wer im Fegefeuer landet, ist automatisch eine Seele? Immerhin bauen sich die Dinger wieder zusammen, wenn man sie zerschnitten hat. Also gibt es dann zwei Zustände nach dem Tod? Das wird ja immer lustiger. Und du wirst immer nutzloser. Dann hol gefälligst Körperlose her und lass die auch was tun. Oder versuche es zumindestens mit diesem Pack hier!"
      Gut, das der Kampflärm jedes Gespräch übertönte. Wenn ein Diener so mit dem Meister sprach, bedeutete das im Grunde sein Ende. Und die anderen hätten Azoras und Ryos Beziehung zueinander sicher neu bewerten müssen.
      Azora versuchte es natürlich, und überließ Ryo mal wieder die ganze Arbeit. Jetzt hatte er nen Haufen wiederlicher Seelen um sich, die plötzlich ganz wild darauf waren, Ryos Schwert zu ergattern.
      Es begann ein fürchterliches Gemetzel, und Ryo ließ ein paar Einzelteile über das Schlachtfeld segeln, die dann irgendwo zuckten, oder krochen.
      Hier und da lag ein schreiender Körper, wandt sich vor Qual, drehte komplett durch oder versuchte sich wieder auf Ryo zu konzentrieren, und zu regenerieren.
      "Mist. So wird das nie zuende gehen. Aber ich verstehe das Fegefeuer jetzt um so besser. Gib einer Seele einen Körper und töte sie - wieder, und immer wieder. Und quälen. Na, das ist ja ein richtig feiner Ort zum Entspannen. Hoffentlich wirst du besonders lange hier einsitzen dürfen, M...Meisterin!"
      Das Wort kam ihm immer noch etwas schwer über die Lippen. Aber er hielt den Schein wenigstens aufrecht.
      Und dann schien sich die nutzlose Vampirin tatsächlich mal als brauchbar zu erweisen.
      Irgendwie schaffte sie es, Seelen zu sammeln, und diese dann in die Schlacht zu schicken. Hoffentlich ging das gut.
      Und das tat es auch. Immerhin störten die Seelen den Angriff der anderen sehr. Das schaffte mehr Raum und Gelegenheiten für die anderen Anhänger. Langsam gewannen sie mehr und mehr die Oberhand, und dann ...... krachte und donnerte es, und die Beschwörergruppe hatte ihr Werk vollendet. Das Portal zu Belials Hölle war nun geöffnet.
      Jetzt musste der Höllenfürst wohl nur noch hindurchschreiten. Aber, dann wäre er nur im Fegefeuer. Also mussten sie sicher noch ein Portal öffnen, in eine andere Hölle. Welche würde das wohl sein?


      In einer weiteren Hölle
      Diabolo
      Diabolo.png

      In einer großen, dunklen Halle, schwach erleuchtet im Kerzenschein, gegossen aus Seelen, die n un langsam vergingen, mit jeder Sekunde, die das Höllenfeuer als winzige Flamme auf ihren neuen Körpern tanzte, saß der Teufel auf einem gemütlichen Ledersessel, den er als Thron gewählt hatte, und dachte über die Nachricht nach, die man ihm hatte zukommen lassen. Belial alao plante, seine Macht auszuweiten, indem er sich eine weitere Hölle aneignete. War es ihm in seiner vielleicht zu kalt geworden? Diablolo hätte sich sicher nicht eingemischt, aber der Umstand, das es auch seine Hölle treffen könnte, bereitete ihm doch Sorge. Welchen Weg würde Belial wählen? Mehrere Höllenbereiche standen noch zur Wahl.
      Zur Zeit also bekämpfte Mephisto ihn, und versuchte ihn davon abzuhalten. Was, wenn dieser danach Rache üben will, und Belials Hölle einnimmt? Ein weiteres Machtverschieben stünde an.
      Es wurde doch spannender als gedacht.
      Ein schwaches, rauchiger Lichtschein von der Decke verriet einen Schatten, der hinabglitt. Ein weiterer geflügelter Dämon setzte sich neben den geflügelten Boten.
      "Krokk, du kleiner Wicht. Hier deine Aufgabe. Ich will, das Belials Vormarsch erstmal gestoppt wird. Ich werde keine Partei ergreifen. Schick Störenfriede, die beide Seiten schikanieren sollen.Und du, Bote Mephistos, fliege zurück zu deinem Herren. Sage ihm, das ich nur mein Reich schützen werde. Aber ich verhindere, das Belial in seines eindringt. Damit ist mein Gefallen erfüllt. FORT mit euch, ihr wiederlichen Schwächlinge."
      Beide Boten flogen los. Der eine kehrte zu seinem Meister zurück, und konnte daher die Höllen wechseln, weil es ihm gestattet war. Und zwar, ohne das er durch das Fegefeuer reisen musste.
      Der andere holte die nötigen Mittel, um Belials Angriff und Mephistos Verteidigung zu stören. Weder der eine noch der andere sollte am Ende die Oberhand gewinnen.
      Mit einer Handbewegung erschuf er vor sich ein schwebendes Auge, auf dem er die Schlacht beobachtete.
      "Ohooo, ich sehe, sie haben bereits einen Zugang zu Belials Hölle geschaffen. Löblich. Was wäre, wenn ich es erstmal in den Irrgarten der hinteren Höllen umleiten würde?", fragte er sich selbst, und rieb sich das Kinn. Langsam formte sich ein amüsiertes Lächeln. So war Diablolo tatsächlich zu einem Spieler verkommen, der sich gern ein paar Späßchen erlaubte. Selbst Belial bräuchte etwas Zeit, um aus dem Irgarten der Flammen zu finden. Das würde den Vormarsch stoppen und Verwirrung stiften. Genug Zeit, sich das ganze mal genauer anzusehen. Möglicherweise mit Belial in Verhandlung treten.
      Diabolo schnipste. Energien lösten sich aus seiner Hand und er pustete sie auf das magische Auge. Eine Abkürzung zum Portal.


      Auf dem Schlachtfeld, das jetzt mehr und mehr von Belials Streitkräften dominiert wurde, war der Sieg nicht mehr fern. Das bemerkten auch die Seelen, die unter Mephistos Schutz standen, und fast schon verzweifelten. Das würde ihrem Herren nicht gefallen, wenn sie als Verlierer zurück kämen. Ihre Qualen würden sich vervielfältigen.
      Aber dann geschah plötzlich noch etwas.
      Ein großer Schwarm Heuschrecken der Hölle, auch Höllenschrecken genannt, näherte sich mit surrenden Flügelschlägen. Sie waren etwa so groß wie eine Faust und sahen bedrohlich aus. Schwarz, mit glühenden Augen und messerscharfen Klauen.
      Dazu gesellten sich am Boden plötzlich Schreckenskäfer, ebenso in schwarz, mit glühenden Augen. Nur das diese etwas die Größe eines Handballs hatten.
      Als hätte jemand einen großen Tank umgekippt, aus dem jetzt Wasser floss, ergossen sie sich über das Schlachtfeld. Bei beiden Varianten war es eher die große Anzahl, die diese gefährlich machten.
      Und sie griffen jetzt beide Seiten an.
      Ryo war schon ganz genervt. "Was ist das denn jetzt schon wieder? Nimmt das denn kein Ende? Langsam hab ich echt die Schnauze voll! Azora, tu was!"
      Vielleicht könnte sie die Seelen auf diese Biester hetzen, oder ein paar von denen auffressen.
      Es half ja nichts. Zeit für ein wenig Hilfsmittelpower. Er wühlte auf der Innenseite des Mantels rum, und holte eine kleine Phiole hervor, und schüttelte diese. Blaues Licht erstrahlte in dieser und dann warf er sie auf einen der Schwärme an Heuschrecken. Sie platze in der Luft und heiliges Wasser verteilte sich Explosionshaft. Es gab nen deftigen Knall und als wäre es ne Feuerwolke aus blauem Feuer, wurde der Himmel über Ryo gesäubert. Die Schrecken schriehen auf und verpufften förmlich. Ein paar Hundert hatte er definitiv erwischt.
      "Hoffentlich war das kein Fehler.", murmelte er sich selbst zu. Immerhin hatte er hier heilige Weihwasserbomben dabei. Vermutlich von der Kirche abgekauft und mit Magie aufgeladen. Oder die Organisation beschaffte sich das Zeug auf andere Weise.
      Es war ein Notfalltrumpf gewesen. Vielleicht hätte er auch Belial damit abduschen können, und er wäre verpufft. Das wäre sicher lustig gewesen.
      Dann jedoch passierte noch etwas, was alle anderen Anhänger, und sogar Tod in Regung setzte. Der Rand vom Portal wurde plötzlich mit zuckenden Blitzen enorm mächtiger Energien ummantelt, und ein weiteres Tor öffnete sich unbemerkt, direkt aufliegend. Man sah es nicht, daher würde auch Belial es nicht merken. Jedoch gehörte das mit den Blitzen nicht zum Beschwörungsergebnis. Ob das was mit dem Angriff zu tun hatte? Wollte man die Beschwörung vereiteln? Dann aber waren die Blitze wieder fort, und das Tor sah unverändert aus. Aber sobald Belial hindurchschreiten würde, würde er vor den Augen aller verschwinden. Und er selbst stünde dann in einem Irrgarten aus Flammenmauern.
      Diabolo saß auf seinem Sessel und lachte voller Vorfreude.
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    • "Im Fegefeuer landet nur die Seele!", keifte Azora ihren Sklaven an, als wäre das etwas völlig verständliches. "Hier besteht alles aus Seelen. In der Hölle bekommen sie ihren Körper, um gefoltert zu werden, aber hier normalerweise nicht. Das solltest du doch wissen als Sterblicher!"
      Zugegeben, Azora hatte sich auch nicht besonders damit auseinandergesetzt, aber wenn es für sie immerhin gut lief, würde sie niemals sterben. Ewiges Leben, sowas hatte Ryo nicht zur Verfügung.
      Aber zumindest in Sachen Kampfeskraft konnte er für irgendetwas herhalten, denn die beseelten Körper hatten kaum eine Chance gegen ihn. Solange es nicht zu viele auf einmal wurden, würde er auch noch durchhalten können.
      Das galt zumindest so lange, bis das Schlachtfeld mit einem Mal zu vibrieren begann. Zu vibrieren? Mit dieser Eigenschaft wusste nun selbst Azora nichts anzufangen, immerhin gab es hier nichts, was irgendwie vibrieren könnte. Aber das Gefühl hielt an und bald näherte sich ein unheilvolles Brummen.
      "Sklaveee.....!"
      Unsicher trat sie einen Schritt zurück, ließ sich von der einen Seite von körperlosen Seelen einkesseln, von der anderen Seite von Ryo. Und dann sah sie es: Eine massive Welle, fast schon einer Wand gleich, dunkel und vibrierend und brummend, die auf sie alle zukam und sich letzten Endes auch über die Kämpfenden ergoss. Dutzende und Aberdutzende von Heuschrecken kamen vom Himmel herab auf sie gestürzt, kurz darauf begleitet von widerlichen Schreckenskäfern. Als wären die kleinen Begleiter von Sigma nicht schon genug gewesen, nein, jetzt musste es auch noch die ganze Verwandtschaft sein, die hier plötzlich aufkreuzte. Und das war widerlich.
      "Was ist denn das für eine Plage? Wo sind die Frösche?"
      Beide sahen sich gegenseitig an. Beide keiften gleichzeitig:
      "Azora, tu was!" "Ryo, mach was!"
      Dass sie so nicht weiterkamen, hätte man schon aus der Entfernung riechen können. So mussten sich beide doch wieder ihrer Aufgabe widmen, nämlich weiter die Gegner in Schach zu halten, während das zweite Portal geöffnet wurde. Das erste stand schon, aber Belial wollte ganz sicher nicht ins Fegefeuer kommen und dort einfach stranden. Er würde sie alle zur Schnecke machen.
      Azora warf sich mit neuem Eifer auf die Viecher, weil sie sehen wollte, ob Käferblut irgendetwas interessantes an sich hatte, als Ryo eine Phiole in die Meute warf. Pures, reines Weihwasser, wie sich einen Moment herausstellte, als es zischte und knisterte und die Höllentiere von dem gereinigten Wasser regelrecht verätzt wurden. Eine gute Idee war das sicherlich, die Idee eines erfahrenen Jägers, aber eine Sache hatte er damit wohl nicht bedacht.
      "Weihwasser?! Du bist wahnsinnig! Du kannst doch nicht inmitten von lauter -"
      Azoras Gezeter wurde von einem tierischen Brüllen unterbrochen, das irgendwo von der Seite kam. Kurz darauf tauchte der Besitzer der Stimme auch auf, Delta selbst, der zwar nichts von der Wasserbombe abbekommen hatte, aber ganz sicher nicht erpicht darauf schien, dass hier unten mit solchen Mitteln gekämpft wurde. Immerhin könnte es die eigenen Leute treffen.
      "Wer war das?! Wer hat soeben so hirnlos mit Weihwass-"
      Seine aufkommende Tirade und sicher damit auch der Sturm, der sich auf Azora als Ryos Meisterin übertragen hätte, wurde von plötzlichen Blitzen unterbrochen, die vom Portal ausgingen und für eine winzige Sekunde die ganze Gegend erhellten. Alle drehten sich um und selbst Tod, der noch immer unbewegt auf seinem Pferd saß, während die Käfer über ihn hinweg krabbelten und vergeblich versuchten, ihn dauerhaft zu verletzten, rührte sich. Allesamt starrten sie auf das bereits stehende Tor, an dessen Rand kurze Blitze entlang zuckten. Dann war alles schon wieder verschwunden, aber eigentlich hätte es von vornherein nicht da sein dürfen. So funktionierte eine gewöhnliche Portalbeschwörung nicht.
      "Verflixt, was war das denn?"
      Azora zerquetschte einen Käfer mit der Hand, indem sie ihn mit einem schmatzenden Geräusch auf dem Boden zerdrückte, obwohl er fast so groß wie ihr ganzer Oberkörper war. Die Vorzüge einer Vampirin eben.
      Auch Delta hatte sich umgewandt und bevor er sich wieder der Weihwasser-Sache zuwenden konnte, brummte Tods dunkle Stimme über die Gegend hinweg, nicht laut, aber dennoch laut genug, dass alle ihn hören konnten.
      "Delta."
      Und da es immerhin Alpha war, der hier sprach, musste selbst Delta sofort springen.
      Wieder der eigenen Front überlassen, ließ Azora ein paar Käfer mit Geistern kämpfen. Die Insekten waren nicht gerade schlau, dumm genug, dass sie auf körperlose Arme und Beine einhackten und sich nicht dafür interessierten, dass sie gar keinen Schaden anrichteten.
      Schon nützlich, dieses Medaillon.
      "Lass das sein mit dem Weihwasser, hier sind lauter Dämonen! Wir können nicht unsere eigenen Leute verletzen, sonst dürfen wir gleich hierbleiben!"
      Und Belial würde sie ganz persönlich auspeitschen. Darauf konnte selbst Azora verzichten.
      Alpha und Delta waren irgendwo in der Menge verschwunden, aber solange keine anderen Befehle kamen, würden alle anderen hier ihre Stellung halten. Mehrere weitere Minuten verstrichen, in denen die Insekten nicht enden wollten und die Anhänger Belials alle Hände voll zu tun hatten, als das zweite Portal mit einem Mal geöffnet wurde: Ein Durchgang zu Mephistos Hölle. Gerade mal hundert Meter entfernt vom anderen Portal.
      Und mit einem Schlag musste alles furchtbar schnell gehen, immerhin war ein Portal mit den nötigen Mitteln nicht zwingend einseitig. Mit Belials Vormarsch machte er seine Hölle genauso angreifbar für alle anderen Höllen, daher musste er schnell sein, schnell ins Fegefeuer und schnell weiter. Kaum eine Sekunde verging, nachdem das Portal heraufbeschworen worden war, und Belials Höllentor knisterte und donnerte. Licht strömte daraus hervor, ein kurzer Einblick von ewigem Feuer und von Leid, das Geräusch nach gefolterten Seelen und schadenfrohen Dämonen und eine Gestalt tauchte auf, so groß und breit wie das Höllentor selbst. Sie war nur ein Schemen, schien auf sie zuzukommen, größer zu werden, eindrucksvoller zu werden - und dann war sie einfach verschwunden. Kein Belial stieg aus dem Portal heraus, auch kein anderer Dämon. Der Schemen war einfach verschwunden und das Portal blieb leer zurück.
      Sämtliche Anwesenden gafften. Wenn Tod Augen gehabt hätte, hätte er sicher auch ziemlich dümmlich dorthin geglotzt. Kein Belial, einfach gar nichts.
      "Bevor du fragst... ich glaube, das sollte nicht passieren. Ich bin mir ganz sicher, das geschieht nicht nach Plan", murmelte Azora. Ihre Geister hielten die Insekten für den Moment auf Abstand.
      Es kam kein Befehl, es kam keine neue Anweisung. Alle Anhänger waren für den Moment zu perplex, um zu imporivisieren.
      Dann donnerte Tods gruselige Stimme über die Ebene hinweg.
      "Schließen."
      Die Kreatur war wohl ganz grundsätzlich kein Fan von großen Worten. Sie wussten trotzdem, was gemeint war: Die Portale sollten wieder geschlossen werden. Vermutlich würden sie sich erst neu ausrichten, bevor sie sie erneut öffneten - oder sich gar in die sterbliche Welt zurückzogen. Aber dann setzte er zu noch etwas anderem an.
      "Delta."
      Ein bewaffneter Arm schoss nach oben und deutete die Spitze des schwarzen Schwertes auf das daneben geöffnete Portal. Delta sagte etwas, aber der Dämon war zu weit entfernt, um ihn zu hören, und Alpha antwortete sowieso nicht. Das Wesen machte einen Satz nach vorne, das Pferd sprang ab und beide sprangen direkt in Belials Portal hinein. Sigma ließ das Portal hinter ihnen schließen, so wie gewünscht.
      Damit war nur noch Mephistos Hölle offen und bevor einer noch an dem Befehl hätte zweifeln können, drehte Delta sich schon zu ihnen um.
      "Wird's bald? Auf, auf, auf, rein mit euch! Wir sichern den Weg zum Thron, Plan B tritt in Kraft!"
      Er scheuchte sie hinein, allen voran die rangniederen, bevor Azora und Ryo nachrückten. Sie konnte sich gerade noch zu ihrem Sklaven umdrehen, um ein paar erklärende Worte zu zischen.
      "Wir gehen in die Hölle, warten auf Meldung von Belial, Alpha, Beta oder Gamma und machen den Weg zu Mephistos Thronsaal frei. Zu Mephisto höchstpersönlich! Spannend oder?"
      Azora grinste ihn an.
      "Nun mach nicht so ein Gesicht! Du wirst der erste Sterbliche sein, der jemals die Hölle betritt, ohne gestorben zu sein. Freu dich!"
      Damit sprang sie vor ihm zuerst ins Portal hinein.
    • Ryo

      Dieses Fegefeuergemetzel hatte sich in eine ungeplante Sache verwandelt, die keiner so recht erklären konnte. Gerade noch hatte sich Ryo darauf vorbereitet, einen Anführer der Höllen persönlich zu treffen. Etwas, was sich sicher kein Sterblicher jemals wünschen würde. Und als Jäger wäre das sicher ein Mega Jackpot, einen solchen zur Strecke zu bringen. Damit hätte Ryo ausgesorgt und sich sicher einen Platz im Himmel reserviert.
      Allerdings wären dann sicher auch die Machtverhältnisse in der Hölle in Schieflage geraten. Und andere hätten ihn gefürchtet und versucht ihn umzulegen. Ein ewiges Katz und Maus Spiel mit ihm auf der Flucht. Kein schöner Gedanke.
      Delta scheuchte nach diesem ungeplanten Zwischenfall die ganze Truppe in das Portal, welches in Mephistos Höllenreich führte.
      Ryo war nicht begeistert. "He, Azora,...", meinte er leise genug zu ihr, das nur die beiden es hörten." ... der Plan war, hier im Fegefeuer alles abzusichern, für deinen Herrn. Aber nicht, das ich mit dir in die Hölle wander, und einen der Spinner vom Thron schubse. Das ist sicher NICHT spannend! Ich schwöre dir, sobald wir wieder in meiner Wohnung stehen .... mach ich dich rund. Ich werde dich in Knoblauch duschen lassen ..."
      Er funkelte Azora finster an. Er meinte es toternst.
      Azora schien das aber nicht all zu sehr zu schocken. Sie laberte nur etwas entgegen, das er sich doch lieber freuen sollte, ohne verrecken zu müssen die Hölle besuchen zu können.
      Danach kam ihm der Gedanke, die bescheuerte Hexe aufzusuchen, und sie zu töten. Nur aus Dankbarkeit, an eine Vampirin wie diese geheftet zu werden.
      Und so sprang er seiner Pseudomeisterin durchs Portal hinterher. Er hatte ja eh keine Wahl. Wie sollte er sonst auch zurück kommen? Und hier zu warten wäre sicher sein Untergang.
      Das Portal hinter ihnen schloss sich wieder. Fast alle waren nun in Mephistos Höllenreich. Nur wenige fehlten, wie z.B. Alpha.


      Diabolo saß auf seinem Thron und rieb sich das Kinn. "Hmmmm, es hat wohl doch nicht ganz so funktioniert, wie es sollte. Sie sind durchaus in Mehpistos Reich eingedrungen. Damit wäre meine Schuld dann wieder offen. Verflucht. Jetzt muss ich dabei helfen das Ungeziefer loszuwerden. Was wäre denn eine gute Lösung?", grübelte er. Das magische Auge beobachtete das Treiben. Sie versammelten sich auf dem schwarzen Vulkangestein, jener Bereich, wo das Portal hingeführt hatte. Sie waren weit vom Thron entfernt. Mephisto würde also Zeit haben. Und er, Diabolo auch. Gut, sehr gut. So konnte er sie weiter beobachten und einen Plan erdenken. Das Auge schloss sich wieder.


      Mephistos Reich

      Ryo sah sich um. Es war verdammt warm hier. Zumindestens für einen Menschen. Verdammt, daran hatte wohl keiner gedacht. Ryo war selbst von einem Kurztrip ausgegangen. Er würde bald etwas zu trinken brauchen. Die warme Luft hier unten hätte auch ein tropischer Dschungel sein können. Gut, das es hier trocken war. Luftfeuchte sicher 0 Prozent. So konnte er wenigstens schwitzen. Ein wenig Schutz bot der Mantel. Aber der wird nicht ewig reichen.
      Er sah sich um. Feuer brodelte hier und da. Meist weit genug weg. Spiutze Felsen, Berge, und der Himmel bedeckt mit grauen und schwarzen Wolken, als wäre heute Regentag. Verdorrte Äste, verbrannte Bäume, Kohle, Schwefelquellen blubberten links am Rande der Ebene.
      "Na, da wird einem ja ganz warm ums Herz ..", knurrte er.
      "Hihihiiiii, das sieht aus, als wären wir in der Randzone vom Kohlewald. Angeblich hatte Mephisto diesen aus Seelen erwachsen lassen. Jeder Baum eine Seele. Hihihiii.", kicherte Ny, und rannte flink hin und her, spähte sich um. Der Weg der in die Ferne führte, würde sie sicher dorthin bringen.
      "Delta, ich glaube, das ist die richtige Richtung.", zeigte die Kleine auf den Weg.
      *Kla-Klick-Klack* "Der Kohlewald von Mephisto, Schwester. Dort lauern sicher Fallen auf uns." "Jaaaa, Schwester. *Klack* Das wird ein harter Kampf werden. Wir brauchen ... Energie." "Fressen wir Azoras Sklaven? Er wird Spaß mit uns haben, und dann sterben." *Klickklick* "Hihi, ja, und dann kann seine Seele gleich wieder in unseren Reihen antreten.", unterhielten sich gut hörbar die Sigmaschwestern. Ihre Köpfe spähten zu Ryo, der angespannt in ihre Richtung spähte.
      Sie wussten ja, das er ein Mensch war. Andere wohl auch. Aber er stand hier in Diensten von Azora. Und ihre Leben waren verwoben. Sein Tod wäre auch ihrer. Also würde sie wohl ebenfalls gegen Sigma kämpfen müssen.
      "Hiihihihihihihiii, wagt es ja nicht, Sigma. Keiner von uns wird hier geopfert. Noch nicht. Sicher würde Zeta das auch nicht zu lassen. Eine Vampirin braucht Blut. Er ist ihre Nahrung. Tut mir leid. Aber ihr müsst dann wohl Seelen fressen. Ich weiß, die schmecken grausam. Aber ihr habt keine Wahl. Keine Wahl."
      Ny starrte Sigma mit ihrem feurigen Blick an. Ihre Gesichtszüge veränderten sich kaum. Immer dieses Grinsen. Schwer zu durchschauen, dieses winzige Dämonenkind.
      Die Sigmaschwestern zischten und klackerten. Ny stand über ihnen. Unbegreiflich wie eine solche Nervensäge das geschafft hatte. Aber Ny musste ggf. mächtiger Sein, als sie. Vorerst fügten sie sich. Aber Ryo würde ein anderesmal von ihnen vernascht werden. Er würde viel Spaß mit ihnen haben dürfen, bevor sie ihn vertilgen würden. Sie würden ihm reichlich Nachkommen widmen. Eierweise. Und diese würden sie dann auf Zeta hetzen, um ihre Position zu ergattern. Ein klickendes Lachen ertönte.
      Aber dann beendete Delta dieses unnütze Gerede und befahl vorzurücken. Hier waren sie nicht sicher. Sie mussten den Wald durchqueren und an einem sicheren Ort lagern, und dann weiteres Vorgehen beraten. Und auf Belials und Alphas Rückkehr warten.
      Ny begab sich zu Zeta, die dem ganzen auch argwöhnisch gefolgt war. Sigma war nicht zu vertrauen. Diese Schwestern waren sehr gefährlich. Sie sollte Ryo besser nicht unbeobachtet lassen.
      Wie ein Kleinkind tappste sie neben Zeta her, schwang die Arme vor und zurück und holte weit mit den Beinen aus, als würde sie durch den Regen tanzen oder so. Fehlte nur noch, das sie ein Lied dabei sang.
      Ny war Zeta auch untergeben, da sie tiefer angeordnet war. Daher versuchte sie wohl zu Punkten.
      "Hihihi, dieser Mensch ist ganz schön mutig.", kicherte die kleine Dämonin. Sie wirkte vergnügt und schien sich anfreunden zu wollen.
      "Ich hoffe, du vergisst meine Hilfe nicht."
      "Vielen Dank, Kürbis.", knurrte Ryo nur, dem der Schweiß auf der Stirn stand.
      Zagis drehte ihren Kopf zu Ryo und spähte zu ihm hoch. "Kürbispuppe. Da bestehe ich drauf. Schließlich bin ich süß wie ein Püppchen, hihihi. Hast du Durst? Du könntest mich bitten dir etwas Wasser zu geben. Zeta, darf ich ihm Wasser geben? Sonst vertrocknet er noch. Wie willat du dich dann nähren? Wenn er vergeht, kann ich auf seiner Asche einen Kürbis pflanzen?"
      Ryo war jetzt schon genervt. Die einen wollten seinen Körper verschlingen, die andere wollte dort einen Kürbis züchten. Von Dankbarkeit für seine Hilfe war hier nichts zu finden.
      Verstohlen fügte Zagis noch hinzu. "Pass nur auf, das er hier unten kein Weihwasser trinkt, hihihiiii."
      Sie hatte es gesehen, und sie vermutete wohl noch mehr davon unter seinem Mantel.
      Zehn Zerrüttete Zahme Zebragestreifte Zauberhafte Zypern Ziegen Zogen Zum Zehnten Zehnten Zukunftsorientiert Zehnmal Zähneknirschend Zehn Zentner Zerstoßenen Zucker Zum Zoo Zurück
    • Natürlich hatte Ryo wieder mal was dagegen einzuwenden, jetzt auch den Vorstoßtrupp in der Hölle zu machen. Er hatte ja einfach auch gar kein Gespür dafür, welche Dinge interessant waren. Da er hier aber einfach global in der Unterzahl war, musste er sich Azora fügen, diesmal ohne Widerworte. Nicht, dass ihn das daran gehindert hätte, nicht doch noch ein bisschen Gift zu versprühen.
      Die Hölle selbst war unspektakulär, eine andere Welt, in der kein Leben sprießen oder gedeihen konnte. Was auch immer hier existierte, war ganz nach den Wünschen und Vorstellungen des Höllenkönigs geschnitten, der seine Welt wiederum nach dem Vorbild schnitzte, sie möglichst hässlich, rau und unangenehm zu gestalten. Mephisto schien dabei wohl einen makabren Geschmack dafür zu haben, seine Seelen in Deko-Stücke umzuwandeln.
      Sie landeten im Kohlewald, sicher ein guter Ausgangspunkt, um die Truppe zu sammeln und dann gemeinsam vorzustoßen, aber ohne Belial wurde das wohl nichts. Und außerdem war nun Delta mit den anderen hier, dabei waren sie eigentlich nur die Fegefeuer-Einheit. Ob die eigentliche Angriffstruppe schon längst hier war und irgendwo Stellung bezogen hatte?
      Azora sah sich um und ließ sich dann mit einem anerkennenden Pfiff von den Seelenbäumen anlenken, die auch Nys Aufmerksamkeit erhascht hatten.
      "Bäume aus Seelen? Wie kreativ. Glaubst du, Mephisto würde mir zeigen, wie sowas geht, wenn ich nett frage?"
      Ryo fand das natürlich gar nicht lustig. Vermutlich machte er hier bald eine Lebenskrise durch, weil er jetzt genau wusste, wo er den Rest seiner toten Tage verbringen durfte.
      Delta war hier der einzige, der griesgrämig dreinblickte, während der Rest der Truppe sich ausgelassen miteinander amüsierte. Dabei wurde natürlich wieder der einzige Mensch zum Mittelpunkt des Gesprächs, aber Ny schlug sich erstaunlicherweise auf Azoras Seite. Das musste sie ihr gutschreiben, das Wesen bildete ja einen noch loyaleren Anhänger als Ryo - das war natürlich kaum zu glauben. Ryo war ja quasi schon mit dem Leben an sie gebunden.
      "Ja, keiner isst hier meinen Sklaven, das ist immerhin meiner. Hättet ihr euch eben selbst einen besorgt, an der Oberfläche gibt es genug davon."
      "Schluss jetzt", schnarrte Delta und wies mit einer pfotenartigen Hand in Nys angegebene Richtung. "Wir ziehen weiter, stellt euer Geplauder ein. Wir haben schließlich Alphas Auftrag zu erfüllen."
      Wie praktisch diese Hierarchie doch war: Keiner stellte die Befehle des ranghöheren in Frage, alle setzten sich sogleich in Bewegung, kaum dass Delta es gesagt hatte. Sicher eine funktionstüchtige, effektive Truppe, die sicherlich schnell Boden in der Hölle gefasst hätte - wäre da nicht das kleine Problem, dass der eigentliche Grund für diesen Vormarsch gar nicht anwesend war. Und wenn sie nun ohne Belial bis zum Thron kämen? Würden sie ihn besetzen müssen, bis ihr Herrscher aufgetaucht wäre? Würde derjenige, der sich auf den Thron setzte, dann auch wieder absteigen wollen?
      Ny blieb während des Marsches an Azoras Seite, als hätte sie dort Stellung bezogen, und unterhielt sie damit, dass sie sie auf Ryos Menschsein aufmerksam machte. Ja sicher, Ryo als Mensch würde hier sicher bald was trinken müssen. Und irgendwann auch essen.
      "Menschen mit ihren Bedürfnissen, das ist so ätzend."
      Sie selbst hatte sich natürlich in der Nacht vor ihrer Abreise noch gut bedient und konnte auch ein paar Tage aushalten, wenn nicht freiwillig.
      "Kann er hier überhaupt sterben? Du bist doch öfter in der Hölle als ich Ny, was passiert mit Ryo, wenn er hier stirbt? Seine Seele müsste doch erst abgewogen werden, bevor sie in die Hölle oder den Himmel kommt. Bekommt er dann eine neue Chance? Ist er hier unten unsterblich?"
      Das wäre natürlich interessant, ein unsterblicher Jäger, der sich in der Hölle einnistete und all den Dämonen eine schwere Zeit machte. Dazu würde dann aber auch Ny gehören... nagut, vielleicht ja nicht allen Dämonen. Aber interessant wäre es allemal - und Azora könnte auf der Oberfläche unbeschwert weiter ihres Weges gehen. Ja, interessant durchaus, hihi.
      Delta führte sie aus dem Kohlewald heraus und eine Weile lang am Styx entlang, dem breiten, tiefschwarzen Fluss, der hier in einer trägen Strömung dahinfloss. Azora sah Ryo grinsend an.
      "Hier kommst du sicher wieder raus, wenn du sterben solltest - sofern du schnell genug schwimmen kannst. Und lang genug."
      Ny ergänzte liebenswerterweise, dass das keiner Seele möglich wäre. Darauf hatte Azora zu erwidern, dass Ryo ja auch nicht irgendeine Seele wäre, sondern ihre eigene, persönliche Sklavenseele, die sie immerhin eigenhändig ausgewählt hatte. Das brachte beide Frauen zum Kichern und den Jäger zum grimmig dreinblicken. Lustig war die Vorstellung aber schon, Ryo bis in alle Ewigkeit in dem Fluss strampeln zu sehen.
      Es dauerte nicht lange, da begegneten sie den ersten Höllenbewohnern, blutrote dämonische Gestalten mit knochigen Flügeln, die hier draußen allein damit beschäftigt waren, zu patrouillieren und nach entflohenen Seelen Ausschau zu halten - oder in diesem Fall nach eindringenden Seelen. Sie trugen Dreizacken bei sich und stießen ein schrilles Kreischen aus, als sie die Truppe erblickten. Delta behielt ganz seine Fassung, er würde jetzt wohl zeigen wie es war, wenn Dämonen ihresgleichen abschlachteten. Azora war darauf nicht so erpicht, weil Dämonenblut scheußlich schmeckte. Würde es in der Hölle irgendwas geben, was einigermaßen lecker war? Vielleicht musste sie ja nur auf die richtige Seele stoßen. Angeregt leckte sie sich die Lippen.

      Währenddessen...

      Belial mochte einer der sieben Höllenkönige sein, aber seine Allmächtigkeit fand wohl auch seine Grenzen, wenn es um den Irrgarten selbst ging. Seit einigen Minuten ließ er jetzt schon im wahrsten Sinne des Wortes die Hölle über die flackernden Flammen hereinbrechen, die einen hier verwirren und orientierungslos machen sollten, aber sie befolgten seine Befehle nicht, egal, wie sehr er sich darum bemühte. Tod saß teilnahmslos daneben auf seinem Ross; selbst die beiden zusammen ragten Belial gerade mal bis zur Brust.
      "DIESER WICHT! DIESER HUND! DIESER BASTARD! ICH WERDE IHN UMBRINGEN! UMBRINGEN!!!"
      Der Boden erzitterte unter seinem Zorn, aber weder Alpha, noch die Flammen des Irrgartens ließen sich davon beirren. So waren nunmal die hinteren Höllen, sie unterstanden nicht der Macht eines Höllenkönigs. Dafür waren sie entsprechend aber auch klein und nutzlos - wenn man nicht unbedingt einen Höllenkönig im Irrgarten festhalten wollte.
      "Belial."
      "WAS?!"
      Rot vor Zorn - naja, eigentlich war ja hier alles irgendwie rot - wirbelte Belial zu Tod herum. Der Höllenkönig war wohl der einzige, den nicht das Grauen packte, wenn er in die endlosen Tiefen starrte, die sich unter der Kapuze des apokalyptischen Reiters verbargen. Immerhin war er sein Erschaffer, er hatte ja wohl keine Angst vor seiner eigenen Kreation. Konnte ein Höllenkönig überhaupt Angst verspüren?
      Tod sagte nichts, er rührte aber den Kopf, bis er seinem Herrscher scheins direkt ins Gesicht starrte. Belial blickte in die Untiefen seiner Kreation, wurde verschluckt von dem schwarzen Nichts unter der Kapuze, aufgesaugt von der Unendlichkeit, fortgespült von dem Loch der Existenz, das dort unter dem fadenscheinigen Stoff verhüllt war, fiel und fiel und immer weiter, immer weiter und...
      "WERD' JETZT NICHT VORLAUT, NATÜRLICH WEISS ICH, DASS ES HIER EINEN AUSGANG GEBEN MUSS!"
      Tod sagte nichts, starrte nur.
      "NATÜRLICH HABE ICH DARAN GEDACHT!"
      Stille.
      "ES GEHT MIR UMS PRINZIP!"
      Schweigen.
      "NATÜRLICH HABE ICH DAS!"
      Nichts.
      "FRECH WILLST DU JETZT AUCH NOCH WERDEN, WAS!"
      "..."
      "NOCH EIN WORT UND ICH LASSE DICH VON PEST QUÄLEN BIS DU WEINST!"
      "..."
      "SO SCHLAU HÄLTST DU DICH ALSO, WAS!"
      "..."
      "... Nagut, du könntest vielleicht recht haben. Dann versuchen wir es. Wir versuchen die Richtung zuerst."
      Tod senkte wieder den Kopf marginal, dann schritten König und Reiter voran in den Irrgarten hinein. Und wahrhaftig: Nach vielem Herumgeirre, nach Sackgassen und fehlgeleiteten Wegen, stießen sie zwar nicht auf den Ausgang, aber auf einen breiten, tiefschwarzen Fluss, der sich selbst hier hindurchschlängelte, in der Ferne verschwand und sich bis in die Unendlichkeit fortführte. Tod hatte recht behalten: Styx floss selbst hier durch und wenn sie es schafften, könnten sie ihn zur Reise verführen. Oder alternativ einen sehr teuren, unschlagbaren Deal mit Charon abschließen.