Raven and Vampire (Taru & Codren)

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    • Ryo wurde von Azora erneut als Mahlzeit betrachtet, und sie wollte gern seinen Lebenssaft kosten, aber er drohte damit, ihr die Zähne zu ziehen, sollte sie ihn auch nur bei Gelegenheiten ankratzen. Als wenn er ihr sein Blut spenden würde. Eher würde er verrecken und Azora mit dem letzten Atemzug auslachen.
      Sie konterte damit, das sie auch seine Leiche schänden und aussaugen würde, so das er zu einer trocknen Mumie werden würde, aber dann geschah etwas seltsames mit dem geraubten Amulett.
      "Was ist?", fragte Ryo genervt, als Azora dieses hervor holte und begutachtete. Es vibrierte und sie überreichte es ihm, um es zu untersuchen.
      Kaum hatte er es in Händen, als blitzartig ein grauer Schleier aus diesem hervorschnellte. Zunächst dachte Ryo, der Kampf wäre noch nicht vorbei gewesen, aber es tauchte plötzlich eine andere Geistgestallt vor ihnen auf, und Azora sprang sofort auf, und setzte erneut die Augen als Ziel an, während Ryo das Amulett in der Linken hielt, und etwas zurück hielt, und zum Schwert griff, für einen schnellen Schlag, bevor der Geist handeln konnte.
      Dazu kam es dann aber doch nicht mehr, da Azora sich plötzlich auf Ryo warf und ihn drängte, den Angriff sein zu lassen.
      "Was ... Azora, was soll das?", knurrte er, weil sie ihm im Weg war und er so nicht zuschlagen konnte. Was trieb diese Nervensäge da eigentlich?
      Der Geist stellte sich schließlich auf Nachfrage als Omega vor. Was auch immer das für ein komischer Name war.
      Azora aber meinte, das sie ihn besser nicht töten, und das es wohl Ärger geben könnte ... oder würde.
      Ryo kniff die Augen zusammen, weil er nicht wusste, was er davon halten sollte, und Azora schien jetzt zwischen beiden Partein die Kampfeslust bremsen zu müssen.
      Ryo gab ein genervtes Brummen von sich, als Azora davon sprach, er würde zu ihr gehören. Aber es schien wohl um Informationen zu gehen, und die schienen wichtig zu sein. Der Geist war also extra deswegen hergekommen, um Azora zu treffen. Klang interessant. Um was es wohl ginge?
      Sekunden verstrichen, und beide Seite begutachteten sich, schätzen die Lage ab, und befanden sie wohl schließlich als neutral und ungefährlich. Zumindestens für den Moment.
      Als der Geist seine Nachricht übergeben hatte, auf einem seltsamen Stück papier, und ein weiterer Name namens Delta gefallen war, klang es für Ryo wie eine Nummerierung. Und Azora gehörte wohl dazu. Man erfährt immer wieder Neues über diesen garstigen Vampir. Vielleicht war sie Mitglied in einem Club für schlechten Geschmack?
      Der Bote verpuffte schließlich ohne weitere Worte, und die Energien die er gebraucht hatte, um diesen Ort aufzusuchen, vernichteten schließlich das Amulett, das zu Staub zerfiel.
      Na klasse. Damit war wohl eine mögliche fette Auszahlung zu Staub zerbröselt. Und irgendwie gab Ryo Azora die Schuld dafür, das ihre Nummerkumpels auf derartige Weise Kontakt aufnahmen und Hallo sagten. Das würde sie abarbeiten müssen.
      "Sehr gut gemacht, Azora. Da überlässt man dir den Fang des Abends, und zum Dank zerfällt es zu Staub. Kann es kaum erwarten, dich ebenfalls in Staub zu verwandeln.", knurrte er mürrisch, aber Azora war ohne Konterlaune in der Nachricht vertieft, und sprach dann davon, das sie einberufen würde. Ein Ort namens Höllenkneipe. Klang wie ein Ort, an dem das Drecksgesindel billigen Fusel konsumierte und jammerte, das sie von Jägern wie ihm fertig gemacht werden.
      Was es auch sei, es würde sicher Ziele bringen, und nen Haufen Geld. Und Gefahrenbonus.
      Azora bestätigte das ganze dann auch.
      "Wir mischen uns unter Dämonen? Und ich soll dich begleiten? Dir ist schon klar, das ich da nicht ganz untätig bleiben kann? Wie stellst du dir das also vor, wenn ein Jäger sich in diese Kneipe verirrt, und von Dämonen umringt wird? Werden sie dir auch abkaufen, das ich zu eurer Spitzzahnhoheit gehöre?"
      Am liebsten hätte er Azora am Kragen gepackt und geschüttelt. Vielleicht war das ja nur ein Trick, und sie wollte später selber das Amulett abgeben, und hat mit ihren möglichen Vampirfähigkeiten eine Kopie gefertigt, mit einem kleinen Geisterzauber, der das wertvolle Stück verpuffen ließ. Er fragte sich, was er noch alles aus ihrer Wäsche schütteln könnte?
      Aber Azora beteuerte, das sie doch mit einem Fluch aneinandergebunden waren, und ihm deshalb keiner Angreifen würde, weil man so auch Azora angreifen würde. Da man etwas von ihr wollte, musste auch Ryo zwangsläufig am Leben bleiben. Aber er sollte sich wenigstens zurückhalten, und selber keinen unnötigen Ärger machen.
      Ryo stimmte dem vorerst zu. Er hoffte auf gewinnbringende Informationen.
      "Also gut. Heute will ich mein Schicksal mal wieder in deine fähigen Hände legen. Also, wie kommen wir nun zu dieser Höllenkneipe? Fahren wir mit einem Geisterbus?"
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    • Es war ganz klar, dass Ryo erstmal was zu meckern hätte, kaum als Omega wieder verschwunden war. Aber sollte er doch; Azora würde ihm bald zeigen, wie man richtiges Geld verdient. Nicht dieses bisschen Wechselgeld, das er mit seinen Aufträgen an Land zog.
      "Selbst-ver-ständlich wirst du mich begleiten! Wir sitzen in dieser Sache beide gleichermaßen drin, weil ich ich bin und weil du jetzt ein Teil von mir bist. Aber wegen der Dämonen musst du dir keine Gedanken machen - wir erzählen einfach jedem, dass du mein Sklave bist."
      Damit grinste sie ganz breit und fröhlich und ergötzte sich an dem fabelhaften Gesichtsausdruck, den Ryo ihr dafür zur Verfügung stellte. Tatsächlich war sie ein wenig aufgeregt, sich wieder beschäftigen zu können, aber mit Ryo hintendran, der sich vor sämtlichen übernatürlichen Wesen in die Hose machen würde, war es viel lustiger.
      Triumphierend grinste sie noch breiter.
      "Wir könnten mit dem Geisterbus fahren, aber das dauert zu lange. Nein, mein toller Jäger, wir nehmen den Direktzugang, ich weiß nämlich nicht, wie viel Zeit uns zugestanden wird. Und ob es überhaupt Delta ist, die was von uns will. Vielleicht geht es auch um Delta."
      Sie rieb sich den Kopf und stolzierte dann in die Nacht hinein, Ryo dicht hinter ihr.

      Der besagte Direktzugang war eigentlich ein Portal und der Portalwächter ganz und gar nicht erpicht darauf, Azora durchzulassen. Aber eigentlich sah er auch nicht so aus, als würde er irgendjemanden durchlassen.



      Das Portal war in einem Weinkeller einer echten Kneipe und das auch nur, weil der Keller gerade groß genug war, dass die gesamte Präsenz des Wesens sich hineinquetschen konnte - viel weniger dafür die Besucher, die um Zugang baten. Azora und Ryo wurden beide von schwarzen Schleiern ummantelt, während das Ding sie aus nichtexistenten Augen niederstarrte.
      Bis heute hatte Azora nicht verstanden, was es genau sein sollte, aber sie bedeutete ihrem Begleiter mit einem vielsagenden Blick, dass er nicht versuchen sollte, es mit Experimenten herauszufinden. Portalwächter wollte man nun wirklich nicht verärgern.
      Nach eingehender Diskussion, die Azora als Monolog abhielt, schrumpfte das Wesen irgendwann in sich selbst und zum Vorschein kam ein grünliches Licht, das in mitten dunklerer Schatten waberte und sich über Sekunden hinweg weiter ausdehnte. Azora wartete darauf, dass das Licht sie erreichen würde, und griff nach Ryos Hand, nicht, um sich etwa an ihm festzuhalten, sondern um sicherzustellen, dass er im Portal nicht verloren ging. Immerhin war das seine erste Reise und sie wollte wirklich nicht herausfinden, ob das Zersetzen einer Seele bei einem Übergang mit einem Tod gleichkam und ob sie dasselbe Schicksal dann teilen müsste.
      Er ging ihr aber nicht verloren und beide tauchten in einem größeren, weitläufigeren Raum wieder auf.



      Entgegen sämtlicher Vermutungen war die Höllenkneipe nicht in der Hölle ansässig, sondern irgendwo in Indien, wie Azora wusste. Dafür kam ihr Name von der Tatsache, dass seine Besucher ausschließlich mindestens einen Besuch in die Hölle abgestattet hatten und diese jetzt, zumindest nach dem Namen, mit auf die Erde genommen hatten.
      Ryo war entsprechend, als einziger Mensch, völlig fehl am Platz.
      Reihen an Dämonen, Geistern, Succuben, Racheengel, Vampiren und Teufel tummelten sich hier an den Tischen und an der Bar. Manche hier hatten Auswüchse an ihren Körpern, die sie fast hoch bis zur Decke wachsen ließen, andere waren beinahe gänzlich durchsichtig, bis auf wahlweise Augen, Mund oder Hände. Wieder andere waren kaum hüfthoch oder in so schrille Klamotten gekleidet, die unmöglich von Menschenhand hätten angefertigt werden können.
      Und alle wandten sich nach den menschlichen Ausdünsten und dem hämmernden Herz um.
      Azora zog die Stirn in Falten.
      "Mein Sklave! Finger weg von ihm!"
      Manche wandten sich missmutig ab, manche beschimpften Azora, manche starrten nur noch eindringlicher und manche versuchten, auch einen Geschmack seines Geruchs zu erhaschen. Azora ließ Ryos Hand immernoch nicht los und führte ihn zur Bar.
      "Bestell dir was. Ich sag dir, ob du es trinken kannst oder nicht."
    • Es gab heute Abend mindestens zwei Dinge, die Ryo Fragen aufkommen ließen, oder die er irgendwie nicht glauben wollte. Das Erste war - es gab wirklich einen Geisterbus? Seine Frage danach war eigentlich nur ein Witz gewesen. Er hatte vermutet, das Azora eine Art Portal öffnen würde oder sowas. Oder sie einen Ort mit dergleichen aufsuchen würden. Einen Ort, den man später in Kleinholz hätte verarbeiten können. Tja, diese Chance blieb wohl eher aus.
      Das Portal, oder der Wächer der dazu gehörte, der dieses wohl erstellt hatte, befand sich in einer handelsüblichen Kneipe, genauer gesagt, im Weinkeller. Der Besitzer musste wohl irgendwie dazugehören. Ein Sturm auf den Laden war also überflüssig, und würde vermutlich nur den Wächer vertreiben, der dieses Portal anderswo dann eröffnen würde. Aber so hatte Ryo wenigstens Anhaltspunkte, wo Dämonen herkommen oder auch hinflüchten könnten. Ideal um hier ab und zu mal Köpfe rollen zu lassen. Er wird das der Organisation melden, und beobachten lassen. Kommt jemand Verdächtiges hervor, bekommt er sicher den Auftrag, diese Person zu prüfen.
      Aber das schob er erstmal in den Hinterkopf.

      Mürrisch blickend folgte Er Azora zu besagter Kneipe, und war gar nicht erfreut darüber, das er hier zum Sklaven degradiert wurde.
      Im Keller gab es nicht wirklich viel Platz. Dieser Wächer nahm den größten Teil davon in Besitz, und er und Azora blieben eher bei der Treppe stehen, während sie mit dem Wächter den Zugang klärte, und Ryo jederzeit kampfbereit seine Hand in der Nähe des Schwertgriffes hielt und sich konzentrierte.
      Irgendwann dann durften sie tatsächlich eintreten, das Portal öffnete sich und Azora griff überrascht nach Ryos Hand, der sich nur auf das Bildnis vor sich konzentriert hatte.
      Sie durchquerten das Tor und fanden sich sogleich wieder in einem deutlich geräumigeren Ort wieder, der aber ganz und gar nicht dämonenhaft wirkte. Er sah sich mit schnellen Blicken um, war dann der Meinung, das es sich um gewöhnliche Menschenkunst handelte. Aber sowas könnte ja auch täuschen.
      Sein Körper spannte sich an, als er sich umsah, und haufenweise Kreaturen vorfand, die sich hier tummelten. Natürlich startten sie sofort in die Richtung von Azora, und besonders auf ihn. War ja auch klar. Er war hier in menschlicher Gestallt und viel komplett aus der Reihe. Er sah auch nicht nach Vampir aus, und sicher war seine Aura auch alles andere als dämonisch. Solche Wesen spürten diese Dinge halt.
      Azora verteidigte beide sogleich, damit hier kein plötzlicher Kampf entbrannte, und beide hier mit dem Leben zahlen müsste. Ryo selbst war der Meinung, ohne Verstärkung hier nicht sonderlich viel ausrichten zu können.
      Und die Organisation wüsste nicht, wo er sich aufhielt.
      Sie gingen schließlich zur Bar, und Ryo fühlte sich etwas eingeengt, weil Azora ihn immer noch an der Hand hielt. Erst an der Bar ließ sie ihn los.
      "Was zu Trinken? Ohh, sehr großzügig von euch ..", er grinste besonders künstlich und knirschte dann die Satzvollendung hervor ..." ... ver-ehr-te Meis-ter-in!"
      Sein Blick schien tausend Strafen auf Azora niederhageln zu lassen. Eine Schande war das. Musste er sich hier als unterwürfiger Sklave verhalten und brav tanzen, wenn sie klatschte. Er würde sich noch gebührend dafür an ihr Rächen. Noch heute Morgen wird sie es bereuen, ihn zum Sklaven, anstatt zum Verbündeten, gemacht zu haben.
      Er wandte sich wieder der Bar zu.
      Eine Kreatur stand dahinter, die Ryo und Azora neugierig anstartte. Azora schien er zu kennen, aber bei Ryo gab es eher ein fieses Grinsen. So, als ob er sich darauf freute, das dieser Mensch gleich ganz besondere Drinks zu sich nehmen würde, und er kaum erwarten konnte, wie er sich übergeben würde.
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      "Was darfs denn sein?", fragte dieser grantelig.
      Ryo starrte diesen gehörnen Barkeeper kurz in seine Fratze, deren Schädel glatt hohl hätte sein können, weil Augen, Nase und Mund mit dem gleichen Leuchten zurück blickten.
      "Hmmmm....",machte er gespielt. "Gibt es hier irgendwas mit Kräutern ... so Knoblauchmäßig? Außerdem wollte meine Meisterin heute an diesen besonderen Abend gern etwas, was nach Rasierwasser schmeckt. Also ... ähm ... nähm..., einen doppelten Davidoff Cool Water für meine MEISTERIN ...., und für mich dann bitte einmal eine Knoblauchschnapsmischung. Machen sie es gern speziell. Ist mein erster Besuch hier. Soll ja in Erinnerung bleiben.", grinste er übertrieben.
      Der Barmann schien überrascht zu sein, aber er wollte den Wünschen der Gästen nicht im Wege stehen, und machte sich daran, die BGestellungen abzuarbeiten. Für das ein oder andere brauchte er wohl ein Zauberbuch oder sowas, um ein paar Zutaten zusammenzubekommen. Dann folgten noch ein paar Extras.
      "Bitteschön. Einmal David auf Cool Water ( das waren wohl Finger von einem Eiswesen das David hieß, oder einer gefrorenren Leiche ...), und deine Gemüsebrühe." Und für Ryo gab es allerhand Kräutermischungen mit Knoblauchbeigabe und ... irgendwas, was wie Tentakel aussah. Vielleicht auch eine Schnecke oder was anderes schleimiges. Immerhin gabs noch ne Limette am Glasrand. Und nen Strohhalm.
      Na hoffentlich konnte man das nicht nur trinken, sondern auch genießen.
      Tatsächlich hatte der Barman kein Interesse sich mit Azora zu streiten, und ihren Sklaven zu vergiften. Allerdings war das, was im Glas steckte, auch nicht tot, und war auch nicht länger daran interessiert, in diesem schauerlichen Gesöff länger zu verweilen. Jedoch konnte es das Glas auch nicht verlassen, obwohl es halb raus hing. Dann gab es auf, und hing schlaff runter. Der Knoblauch hatte es wohl erlöst. Das war auch das Erste, was Ryo in seinen Nasenflügeln roch. Er grinste.
      "Also, Meisterin, ich danke für diese Einladung gebe hiermit offiziell einen aus. Cheers."
      Nebenbei fragte sich Ryo, was sie denn nun hier sollten. Wer wollte, das Azora hierher kam? War das wirklich dieser Geist? Er wirkte eher wie ein Überbringer einer Einladung, und das wars dann auch schon.


      Die Sigmaschwestern
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      Schon als Azora und Ryo die Kneipe betreten hatten, waren sie sofort aufmerksam auf die Beiden geworden. Ein seltsames Paar. Zunächst glaubten auch sie an ein Gastgeschenk. Aber schnell klärte es diese Vampiren und erwähnte nur, das er ein Sklave sei. Jammerschade. Heute wäre so ein Snak sicher genau passrnd gewesen.
      Wütend starrten sie auf Zeta. Wie konnte eine Vampirin es überhaupt wagen, in dieser Ranghöhe zu sitzen? Eigentlich müssten sie, die unbeschreiblich schrecklichen Schwestern der Verdorbenheit und Verwesung, auf einem höheren Status angesiedelt sein. Haben sie denn für ihren Herrscher nooch nicht genug getan?
      Sie würden erstmal beobachten. Ja, vielleicht war Zeta ja eine Verräterin. Dann müsste man sie töten. Aber wenn sie keine war, dann wären sie als Schwestern Verräter, wenn sie einen Anhänger Belials einfach angriffen. Sie mussten vorsichtig sein.
      "Wir hätten uns auch einen Sklaven holen sollen ...Schwester." "Ja, Schwester. Wir denken das Nächstemal darüber nach. Aber einen schmackhaften .." "Oh jaa, einen der schmeckt ..... hrhrhrhrkk ...*kli-klack*"
      Ihre Köpfe zuckten etwas,legten sich schief, während sie über ihre zukünftigen Taten nachdachten. Dann hoben sie ihre Gläser. Sie hatten lange Stiele mit einer gelblichen Flüssigkeit, in der ein Auge schwomm, und nippten dann elegant an diesen.

      Die Sigmaschwestern waren geheimnisvolle Kreaturen, die ihre Namen vorerst nicht preis gaben. Man sagte, sie seien Insektenartig, Kreaturen der Fäulnis und Verwesung. Ihr Charakter soll morbide und verdorben sein. Sie sollen vor nichts zurückschrecken und in Brutalität baden. Ihre Schönheit soll im Dämonenreich bekannt und begehrt, aber ebenso gefürchtet sein. Wer sie kennt, meidet sie. Wer sie nicht kennt, verfällt ihnen, und .... vergeht ....
      Angeblich hat noch niemand eine Nacht mit ihnen überstanden. Sie sind wie vergifteter Zucker. Man will die Süße schmecken, doch nach dem Genuss lauert nur noch der Tod.
      Vor Monanten schon waren sie auf Belials Seite gewechselt. Sie dienten einst dem Dämon namens Tarraz. Einer Kreatur, die in Diensten Luzifers. Allerdings gab man ihnen wohl nicht die Aufmerksamkeit, die sie verdienten. Belial soll sie angeblich damit gelockt haben, ihre Taten zu würdigen. Damit hatte er den Feind schwächen können, und seine Macht wuchs. Vielleicht wird er einmal Beherrscher von allem? Auch der Hölle?
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    • Heute musste Azoras Glückstag sein. Nicht nur bekam sie eine Nachricht von Omega, die sie von der alles erdrückenden Langeweile, die sich menschlicher Alltag nannte, befreite, sondern sie bekam auch noch die grandiose Gelegenheit, Ryo als Sklave zu halten - wenn auch nur temporär und zum Schein. Aber immerhin! Das würden die besten Minuten oder Stunden ihres bisherigen ganzen Lebens werden und das mochte schon was heißen.
      Diebisch grinsend ließ sie sich von ihrem neuen Sklaven - hihihihi! - danken und legte sogar ein eigenes Kopfnicken hinzu.
      "Aber nur, weil du heute so brav warst!"
      Ryos Blick ließ sie tausend Tode sterben, aber das ließ Azora ganz galant an sich abprallen. Immerhin würde er ihr als vermeintlicher Sklave ja wohl keine Szene machen wollen.
      Der Barkeeper war auch der Typ vom letzten Jahrhundert, immer ein Grinsen drauf und eine seltsame Mischung zwischen Geist und Dämon, die Azora nicht ganz zu ergründen wusste. Vielleicht wüsste ja Ryo etwas daraus zu machen, aber der würde heute Abend mal ausnahmsweise nicht Jäger spielen.
      Während er bestellte sah Azora sich bereits nach anderen bekannten Gesichtern um: Entweder Geschöpfe, denen sie so mal begegnet war, oder auch einer von ihrem eigenen Stab. Delta zum Beispiel, um den es ja irgendwie gehen musste oder der sie herberufen hatte. Aber bis auf ein paar geplagte Seelen, die hier festsaßen und sowieso immer da waren, und ein paar Stammkunden konnte sie niemanden sehen - zumindest niemand, der ihre Aufmerksamkeit würdig gewesen wäre. Vampire gab es hier wenig, immerhin konnte man hier nicht genussvoll essen, wenn man nicht extra einen Drink dafür bestellen wollte.
      Sie drehte sich wieder um, um von Ryo ihren Drink entgegenzunehmen, der nach allen Regeln der Kunst wirklich schauerlich aussah. In seinem Inneren schwamm ein gewisses Etwas, das ziemlich sicher ein Finger war.
      Fröhlich hob Azora das Glas an und prostete Ryo zu, von dessen Glas ein so fürchterlicher Gestank zu ihr herüberschwappte, dass sie sich fast übergeben hätte. Angewidert verzog sie das Gesicht.
      "Bah, komm mir nicht zu nahe damit. Cheers!"
      Sie nippte an ihrem Drink, befand ihn als absolut grauenhaft und verstörend und kippte damit auch den Rest hinunter. Zum Schluss fischte sie sich auch noch die Finger hinaus, um daran zu lecken wie an einem Lollipop.
      "Sag mal", sie wandte sich wieder dem Barkeeper zu, "irgendwelche besonderen Gäste heute Abend hier? Jemand, von dem ich wissen sollte?"
      "Kommt drauf an wer fragt", kam die grollende Antwort. Vielleicht doch mehr Dämon als Geist?
      "Pah - du kennst mich doch!"
      "Muss nochmal fragen. Bei euch wechselt das so schnell."
      "Zeta!"
      Er nickte, als hätte er schon darauf gewartet und machte dann einen Fingerzeig zu ein paar abgeschiedenen Bereichen neben der Bar, die man mit einem Vorhang verhüllen konnte. Ein Bereich für Privatgespräche oder wenn etwas besonders blutiges vonstatten ging, mit dem man nicht die ganze Bar versauen wollte.
      Eigentlich hatte Azora sich schon denken können, dass der Übermittler der Nachricht sie dort treffen würde.
      "Danke. Sklave! Bei Fuß!"
      Noch immer diabolisch grinsend trat sie den Marsch zu den Bereichen an, wobei ihr aus dem Augenwinkeln doch noch eine bekannte Gestalt auffiel - oder eher zwei. Sie warf den Blick auf die Sigma-Schwestern hinüber und grinste sie im Vorbeigehen an.
      "Sigma."
      Ausdruckslose, dunkelrote Augen starrten zurück. Azora versuchte, sich davon nicht einschüchtern zu lassen.
      "Nicht zu lange da rüberschauen. Die können bestimmt Seelen fressen oder sowas", zischte sie Ryo zu, der die beiden Damen vielleicht auch entdeckt hatte. Was sie wohl hier wollten? Waren sie auch eingeladen worden und zogen sie nur ihre komische Geschwister-Nummer ab, bei der sie sich irgendwo in den Hintergrund stellten, beobachteten und dann auf der gewinnenden Seite einsprangen, so als hätten sie nie etwas anderes geplant?
      Azora ignorierte sie so gut es ging. Immerhin müssten sie ein ganzes Wunderwerk vollbringen, wollten sie bis nach oben auf Azoras Platz springen und ihr den streitig machen. Ein riesiges Wunderwerk.
      Sie schlug den Vorhang eines der Bereiche auf und enthüllte eine Gruppe Wesen, die sich um den einzigen Tisch dort sammelten. Darunter war Delta.


      Überraschenderweise war Delta ein Dämon. Warum überraschend? Weil der alte Delta ein Vampir gewesen war, einer von Azoras Art. Ein alter auch noch dazu. Diesen hier hatte sie vorher noch nie gesehen, Epsilon war er auch nicht gewesen. Ein kleiner Paradigmenwechsel? Eigentlich war das nicht Belials Art.
      "Huch. Guten Tag auch."
      Delta war eine massive Gestalt, die gleich zwei Sitze vereinnahmte. Er saß zurückgelehnt, Arme und Beine lässig ausgestreckt, neben sich ein weiterer Dämon, den Azora nicht kannte. Eigentlich kannte sie in dieser Runde niemanden, wenn sie es sich recht überlegte.
      Deltas Blick wanderte einmal über Azora und dann einmal über Ryo, als würde auch er abschätzen, ob sie da ein Geschenk mitgebracht hatte. Aber Ryo stand nicht zum Verkauf, zumindest für die nächsten 11 Monate nicht.
      "Wer von euch ist Zeta?"
      "Huh?!" Empört plusterte sie sich auf. "Das soll ja wohl ein Witz sein! Wer ist Zeta! Als ob das nicht klar ist!"
      "Ist es nicht. Antworte."
      "Ich bin Zeta!! Und du?!"
      "Delta."
      "Natürlich! Ich meinte auch wer du bist! Wer genau!!"
      "Das tut nichts zur Sache. Schrei nicht und mach den Vorhang zu."
      Zu Azoras noch viel größerer Empörung gehorchte sie, immerhin war er der neue Delta. Danach setzte sie sich aber nicht, auch wenn noch Platz frei gewesen wäre. Sie blieb stehen und achtete darauf, dass Ryo bei ihr blieb. Immerhin gab es in diesem kleinen Raum ein paar sehr hungrige Blicke.
      "Wer ist er, wenn du Zeta bist?"
      "Er ist mein Sklave. Er kann alles hören, was hier geredet wird, weil er mir hilft."
      Delta brummte, was sich ein bisschen wie ein Knurren anhörte. Eines seiner Ohren zuckte und Azora mochte nicht, dass sie aus dieser Regung nicht wirklich schlau wurde.
      "Ein Sklave ohne Leine? Riskant."
      "Er ist stubenrein."
      "Das habe ich auch nicht in Frage gestellt."
      Seine Aufmerksamkeit wanderte wieder auf die Vampirin zurück.
      "Wir werden anfangen. Zwei Wochen."
      Azora wusste, was das hieß: Belials Beschwörung. Anscheinend war nun jeder auf dem Posten, den er innehaben sollte. Sie würden Belial ein Tor ins Fegefeuer öffnen. Wieso dorthin? Weil das Fegefeuer alle Höllen miteinander verband.
      "Wurde aber auch Zeit."
      "Du bist für Japan zuständig. Die Instruktionen werden dir zugeliefert. Zwei Wochen und keine Sekunde später, der 13. um Punkt 6 Uhr EST. Sobald es offen ist, werden alle ins Fegefeuer überwechseln. Warst du schon dort?"
      "Selbstverständlich!"
      "Gut. Keinen Unsinn anstellen. Mit niemandem reden. Nirgends hingehen. Durchgehen, an Ort und Stelle bleiben, auf weitere Anweisungen von Omega oder einem anderen von uns warten. Danach geht es weiter."
      "Kann ich meinen Sklaven mitbringen?"
      Wieder ein Blick zu Ryo.
      "Mensch?"
      "Ja."
      "Warst du schon im Fegefeuer?"
      Bevor Ryo den Fehler begehen konnte, auf diese Frage noch persönlich zu antworten, was definitiv kein Guter-Sklave-Benehmen war, schüttelte Azora heftig den Kopf.
      "Nein! Niemals. Nur auf der Erde."
      "Er ist deine Verantwortung. Wenn er verlorengeht, wirst du nicht die Mission dafür gefährden. Du kannst ihn später suchen gehen, wenn er irgendwo falsch abbiegt."
      "Gut!"
      "Das war's."
      "... Dafür hast du mich hierhergeholt?! Du hättest es Omega mitgeben können!"
      "Ich muss das Gesicht hinter Zeta kennen. Zu viel Unruhen in den Reihen in letzter Zeit."
      Azora wartete darauf, dass er näher darauf eingehen würde, aber das tat er nicht. Schließlich mussten sie sich dem Schweigen geschlagen geben und den Bereich wieder verlassen.
    • Der Moment, als beide die Gläser nahmen, ließ das Grinsen von Ryo nur noch scheinheiliger wirken. Immerhin hatte Azora schon den Geruch seines Drinks aufgenommen, und bat darum, damit bloß Abstand zu halten.
      Ryo begutachtete seinen Drink, und da Azora ihn ja kaum verrecken lassen würde, und nichts weiter dazu sagte, könnte er das Gesöff wohl kippen. Das Zeug schmeckten wirklich .... scharf. Was auch immer noch in dem Glas schwamm, es war glibberrig. War das nur eine Art Aromabringer oder gehörte das als Zugabe dazu? Ryo nahm große Schlücke und flutsch, war das verstorbene Geschöpf seinen Hals hinabgeglitten. Es folgte ein kurzes Bäuerchen, und er rieb sich den Bauch. "Furchtbar ....Hust..."
      Azora jedenfalls schien ihr Getränk auch nicht sonderlich zu mögen, was ihm innerlich eine Art kleinen Sieg schenkte. Trotzdem spülte sie es die Kehle hinunter, und lutzschte danach an diesem Finger. Ekelhaft. Aber so waren Vampire, Dämonen und Geister wohl.
      Nach kurzem Ausfragen des Barkeepers, erhielt Azora weitere Informationen, und begab sich dann zu entsprechender Person.
      Natürlich nicht ohne Befehl. Ryo wurde hier förmlich wie ein Hund behandelt. Und er musste auch noch mitspielen.
      Zähneknirschend erhob er sich. "Zu Befehl .... Meister ....."
      Seine Augen verengten sich zu Schlitzen und hafteten Azora am Hinterkopf. Wenn Blicke stechen könnten, hätte sie jetzt garantiert Kopfschmerzen.
      Was Sigma betraf, so hatte Azora recht behalten. Ryo hatte kurz zu den Ladys geschaut, und direrkt von Azora eine Warnung erhalten, und den Blick wieder abgewendet.
      "Du pflegst einen äußerst sonderbaren Umgang ... Zeta!", knurrte er zurück, und sprach sie mit ihrem Codenamen an.
      Und wenn hier einer Seelen erntet, dann wäre er es. Aber nicht heute. Heute war viel los, und er brauchte mehr Informationen. Sicher würde er diese auch gleich erhalten.
      Sie erreichten einen abgegrenzen Bereich, der mit Vorhängen neugierige Blicke fern hielt, und Gespräche dämpfte. Auch der Lärm aus dem Schankraum wurde abgedämpft, so das es angenehmer war, Gespräche zu führen, ohne selbst noch lauter sprechen zu müssen.
      Sie trafen auf Delta, aber Azora schien überrascht zu sein, so als hätte sie einen anderen erwartet.
      Sie blieben am Eingang stehen, schlossen jedoch wieder den Vorhang und das Gespräch begann. Erneut wurd Ryo als Sklave vorgestellt. Stubenrein also? Noch mehr Anspielungen auf einen Hund, und er würde ihr lachend ans Bein pinkeln. Aber ein Tritt in den Hintern würde auch reichen. Allerdings wäre dann hier sicher buchstäblich die Hölle los.

      Ryo verfolgte das Gespräch, das äußerst schnell auf den Punkt kam. In zwei Wochen also sollte etwas beginnen. Ryo wusste nicht genau, um was es ging, aber Azora würde ihm das später ganz genau erklären dürfen.
      Alles was er noch aufschnappte, war etwas vom Fegefeuer. Sie wollten ins Fegefeuer gehen, und er sollte mit? Azora würde ihr eigenes Fegefeuer erhalten, sobald sie wieder in seiner Wohnung wären. Bei der gehts wohl etwas zu bunt ab?
      Sie verließen den Bereich wieder, und der Vorhang fiel zu. Ein paar Meter weiter begab sich Ryo etwas in die Beuge, seitlich neben Azora und sprach sie knurrend leise an.
      "Du wirst mir später eine Menge zu erklären haben, mein kleiner Meister. Am besten beim Frühstück. Und wehe, ich bin hinterher nicht zufrieden. Dann verlege ich dein Bett nach draußen auf den Müllkontainer!"

      Ihre Arbeit hier war wohl erledigt. Es gab nur ein paar Infos für Zeta, und neue Fragen für Ryo. Über solche Dinge, die Azora trieb, wusste er noch nichts. Er bat darum, hier zu verschwinden. Viel mehr, außer ein paar Bezeichnungen, die wohl eh jederzeit den dazugehörigen Dämon, oder was auch immer, wechserln konnten, würde er hier wohl eh nicht erfahren, ohne Aufmerksamkeit zu generieren.
      Er sah noch einige Blicke, die beiden nachspähten, auch jene von Sigma, diesen seltsamen Kreaturen in damenhaften Kleider.
      Einige wirkten zufrieden, gut, das er endlich verschwand. Und andere hätten sich wohl gern über ihn her gemacht. Darunter wohl Sigma. Eine wedelte mit einem Fächer, die andere nickte wohlwollend in seine Richtung, was er nur mit einem müden Grinsen erwiederte und dann Azora durch das Portal zurück folgte.

      Ryo verlegte das Gespräch auf morgens. Sie hatten ja noch ein paar Stunden, die nahezu ereignislos waren. Am Morgen jedoch, hatte bereits der Bäcker offen, und Ryo kaufte sich drei von den Knoblauchbaguettes, die man förmlich ausdrücken konnte, wie einen feuchten Lappen.
      Sie saßen an dem winzigen Tisch im Raum und Ryo knallte die Tüte Brot auf den Tisch, und holte eines hervor. Sein Schwert lag neben dem Tisch, griff bereit.
      "Also gut. Wenn du abhaust, werde ich dir die Füße abschneiden, verstanden? Ich werde jetzt gemütlich frühstücken ... mit dir zusammen. Wir verlassen erst den Tisch, wenn alle fertig sind. Möglicherweise geht es zügiger, wenn deine freche Zunge die richtigen Töne aus deiner Kehle kitzelt."
      Er riss etwas vom Baguete ab, und ein starker Knoblauchgeruch verteilte sich in der winzigen Wohnung, deren Fenster auf seine Anordnung NICHT geöffnet werden sollten.
      Er biss und kaute herzhaft, pustete dann mit seiner Aufforderung förmlich in Azoras Richtung. Immerhin durfe sie ihre Milch genießen.
      "Also ..... was hat es .... mit euren Codenamen ... aufsich. Und was passieret ..... in Zwei Wochen? Und wieso .... gehen wir ins Fegefeuer? Was habe ich da bitte verloren?"
      Sein Blick hatte sich auf ihre Augen geheftet. Sie sah nicht sonderlich glücklich aus, was das Aroma betraf, das die Wohnung flutete.
      Ein herlicher Anblick.
      Herzhaft biss er erneut rein, um die nächste Wolke zu verteilen. Er hielt das 50 cm lange Brot sogar in ihre Richtung über den Tisch, fuchtelte minimal damit. "Möchtest du auch ein Stück?"
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    • Leider war der ganze Ausflug viel schneller vorüber als gedacht. Es war zwar auch gut, weil Azora dem neuen Delta noch nicht über die Wege traute und sich fragte, was mit dem alten geschehen war - aber vordergründig war es schade. Es hatte ihr gefallen, dass Ryo sich ganz freiwillig an der kurzen Leine halten ließ.
      Zurück unter Sterblichen bekam sie dafür die ganze Bandbreite ihres Vergnügens zurückgezahlt. Erst wurde sie der unglaublichen Folter unterzogen, mehrere Stunden unter sterbender Langeweile zu verbringen - die Langeweile selbst war nicht gestorben, das wäre ja noch schön gewesen - und dann musste Ryo wahrscheinlich ganz absichtlich ein Baguette mit Knoblauch kaufen. Er wusste, dass sie Knoblauch hasste. Das war der Anfang seiner Rache dafür, dass sie ihn als Sklaven gehalten hatte.
      "Ughhh!!"
      Demonstrativ sackte sie auf ihrem Stuhl wie ein Kartoffelsack zusammen und drückte dann das Gesicht in die verschränkten Arme auf dem Tisch, weil sie sich so erhoffte, dem Knoblauchgeruch zu entgehen. Aber sie hatte eine feine Nase; der Knoblauch war überall. Wenn sie nur ein bisschen länger hier verbringen würden, würde er ihnen an den Kleidern haften bleiben.
      "Ich hab's verstanden. Iss endlich! ISS! Dieses Ding isst sich nicht von alleine!"
      Er riss sich ein Stück ab. Er stopfte es sich in den Mund. Er kaute und schmatzte dabei und ließ den Knoblauch durch die ganze Wohnung treiben.
      Azoras Magen drehte sich um. Sie war knapp davor aufzuspringen und sich eine Wäscheklammer an die Nase zu klemmen, aber Ryo hatte sehr unmissverständlich klar gemacht, wann er ihr die Füße abschneiden würde. Und die brauchte sie schließlich noch.
      "Erst essen dann reden", jammerte sie ohne auf Gehör zu stoßen. Schließlich antwortete sie trotzdem, damit alles schneller vorbei sein würde.
      "Es gibt 24 für uns - für jeden Buchstaben einen. Wir heißen deswegen so dämlich, weil später irgendwann noch Gefolgschaft dazukommen soll. Je weiter vorne man im Alphabet steht, desto mehr Macht soll man haben."
      Sie kniff sich so fest die Hand auf die Nase, bis es wehtat.
      "Alpha bis Delta werden Belial direkt unterstehen - achja, wir arbeiten alle für Belial. Du weißt schon, der große fiese aus der Hölle. Deswegen sind die Posten heiß begehrt, weil sie auch den größten Gewinn rausschlagen. Epsilon bis Lambda sind... stell es dir wie in einer Armee vor. Einer europäischen. Alpha bis Delta sind die Generäle, dann kommen... äh... naja, was auch immer dann kommt. Und dann das dadrunter und das dadrunter. Bis auf Omega hat jeder einen festen Führungsplatz in der Armee, Omega ist ein Spezialfall. Der Geist von vorhin, er macht nur Botengänge, sowas muss es schließlich auch geben."
      Weil ein besonders starker Dunst Knoblauch sie traf, würgte sie schließlich absichtlich, um Ryo vielleicht den Appetit zu versauen. Das hatte er davon.
      "In zwei Wochen werden wir Belial einen Pfad aus der einen Hölle zur anderen schlagen. Das funktioniert am besten mit dem Fegefeuer, weil das mit allen Höllen verbunden ist. Bist du jemals gestorben? Nein? Ihr Menschen seid so langweilig."
      Fröhlich bot Ryo ihr ein Stück an und Azora bleckte dafür auf ganz primitive Weise ihre Zähne. Sollte er doch sehen, wie er noch grinsen wollte, wenn sie sie erstmal in seinen Hals schlagen würde.
      "Du wirst aber mitkommen, weil ich Ärger erwarte. Und weil du ein Jäger bist. Und weil da diese kleine Sache ist, bei der du auch stirbst, wenn ich sterbe, also wirst du wohl dafür sorgen müssen, dass das nicht passiert."
      Ganz diplomatisch verschränkte sie dann beide Hände auf dem Tisch und atmete einfach nicht mehr. So ging's auch.
      "Wir werden ins Fegefeuer gehen, wir werden Belial helfen die Höllen einzunehmen, wir werden da unten ein bisschen Spaß haben und zum Schluss bekommen wir ja vielleicht eine ganz schöne Entschädigung. Sicher mehr als was du in deinem winzigen Laden verdienst."
    • Es amüsierte ihn, Azora so gequält zu sehen, wie sie dabei versuchte, das ganze erträglicher zu machen. Gut, das sie eine solche Schwachstelle hatte, die er ganz sicher noch einigemale ausnutzen wird. Eher wird das Amen in der Kirche verboten, als das es nicht geschehen würde.
      Letztenendes rückte sie dann mit einigen Informationen heraus, erklärte ein System von 24 Mitgliedern, die alle für Belial arbeiten würden. Und jeder davon hatte einen Codenamen. Azora war Zeta. Und die Obersten waren einem der Höllenfürsten direkt untergeben. Wohl die üblichen Hohen Generals Tiere, die sich um bestimmte Bereiche kümmerten, damit der feine Herr in Ruhe herrschen konnte. Oder was er auch immer tat.
      Und Azora hier, war dann wohl eine Art niederer Offizier. Eine bestimmte Macht schien ihr zugeschrieben zu sein. Ob sie Gefolgsleute hat? Oder hat sie nur Rechte, Truppen der Hölle zu kommandieren, die tief genug unter ihr lagen?
      "Der Geist ist also nur eine Bote? Vermutlich sind auch nicht sehr viele scharf auf diesen Posten.", meine Ryo schließlich, und pustete dabei in Azoras Richtung, die daraufhin ekelhaft aufwürgte. Für einen Moment schien es ihn zu stören, aber er vermutete bereits, das sie etwas übertrieb. Täuschungsmanöver würde er sich nicht bieten lassen. Also biss er erneut herzhaft ab. Viel war nicht mehr übrig, aber ein paar Bissen hatte er noch.
      Azora erzählte weiter, das man vor hatte, Belials Höllenreich mit einem anderen zu verbinden. Klang nach einem Krieg in den von Azora erwähnten Höllen. Und dafür müssten sie alle ins Fegefeuer, da dies eine Art Vorhof zur Hölle war, der alle miteinander verband.
      "Sehr interessant. Auch ein Stück?"
      Er reichte ihr noch die Reste vom Baguette, aber sie lehnte dankend ab, zeigte sogar Zähne. Ein gutes Zeichen. Seine Folter wirkte, und sie trachtete mehr den je nach seinem Blut. Nun, man würde sehen, was schneller war. Kleine spitze Zähnchen, oder sein Schwert.
      Und sollte er verlieren, so würde er zuvor sein Blut noch mit Knoblauchextrakten mischen, auf das ihre Genussmahlzeit sich in ihre persönliche Geschmackshölle verwandeln würde, und sie kotzend vor Belials Füßen krabbeln würde.
      "Na dann wünsche ich deinem Herren doch viel Erfolg. Und jedesmal, wenn einer seiner Schergen zufällig diesen Ort ( damit meinte er Narada und sein Wachgebiet ) betritt, werde ich da sein, und abkassieren. Grinsend tätschelte er sein Schwert, welches Azora nur kurz anstarrte, grinste und dann beiläufig noch etwas hinzufügte, was sein Grinsen versterben ließ.
      "Was soll ich? Ich soll mit dir ins Fegefeuer gehen, nur um mein eigenes Leben zu bewahren? Wieso kündigst du nicht bei diesem Höllenfürsten, und bleibst lieber hier."
      Nicht das er sich sorgte, aber recht hatte sie schon. Starb sie, starb auch er. Und umgekehrt. Und sie war wohl sicher, das ein Mensch, nur weil er Jäger ist, mal eben so ins Fegefeuer geht und Aufpasser spielt, während sie ihre Aufgabe erfüllte? Und das nannte sie dann Spaß?
      Ryo erhob sich schlagartig, würgte den letzten Bissen runter und hustete die Worte förmlich hervor.
      "ICH SOLL WAS? Ich soll mit dir zusammen für den Höllenfüsten Belial arbeiten? Ihm helfen, die Herrschaft zu erreichen? Gehts noch? Wie du schon erwähnt hast, bin ich Jäger. Und ich jage eben genau solche Kreaturen. Darunter gehört auch dein sogenannter Höllenboss. Da kannst du mir Entschädigungen anbieten, bis dir die Zähne ausfallen. Das wird niemals geschehen. NIEMALS!"
      Zur Knoblauchluft kam dann noch dicke Luft hinzu, und das Ende vom Arbeitstag endete mit feindlichen Blicken, die Blitze schossen.
      Der Schlaf würde schon einiges an Wogen glätten, aber auch am Mittag war die Stimmung nicht viel besser gewesen.

      Azora erwähnte das die nächsten zwei, drei Tage immer wieder mal, auch während ihrer Arbeitszeiten, das sie wohl eh keine Wahl hätte, und er somit auch mit müsste. Er sagte ihr dabei immer, dass das niemals geschehen würde. Nur über seine Leiche.
      Am vierten Tag zur Mittagszeit, als Azora mal wieder den Briefkasten leerte, fanden sie einen erneuten Auftrag von der Organisation vor. Ryo öffnete diesen und las ihn kurz, kniff die Augen zusammen, schlug sich die Hand an die Stirn, während er das Schriftstück auf den Tisch fallen ließ.
      "Das darf ja wohl nicht wahr sein ...!", knurrte er noch.
      Irgendwer von der Organisation hatte wohl Wind von der Geschichte erhalten, und Ryo einen wundervollen Auftrag erteilt.
      Um mehr Informationen über Belial und seine Schergen zu sammeln, hätte er die Aufgabe, mit Azora zusammenzuarbeiten, und Belial zu unterstützen. Möglicherweise könnten so schon einige Kreaturen beseitigt werden, und am Ende hätte man es nur noch mit Belial zu tun. Oder so ähnlich.
      Azora las ebenfalls den Auftragsbrief, und ein Siegesgrinsen mit aufblitzenden Zähnen zog sich quer über ihr Gesicht. Auf seine Leiche musste er wohl nicht warten, um ins Fegefeuer geführt zu werden.
      Außerdem bedeutete das auch noch Undercovereinsatz. Wenn er Azora half, dann .... musste er sie wieder Meister nennen. Denn so hatte dieses verfluchte Vampirweib ihn ja vorgestellt, als ihren Sklaven. Er ballte die Fäuste, raufte sich die Haare, und wand sich wie ein Wurm, ehe er sich fasste, und mit dem Finger auf Azora zeigte. "DAS ..... wird noch ernsthafte Kosequenzen für dich haben. Das schwöre ich dir bei meinem Blut!"
      Diese verfluchte Organisation. Das sie ihm zu sowas trieb. Woher wussten die überhaupt davon?
      "Warst du das? Hast du denen das gesteckt? Außerdem steht hier nichmal der Verdienst.", nörgelte er. Vielleicht würde das hinterher berechnet werden. Wehe, wenn das nur paar miese Krötenn wären. Er ging immerhin ins Fegefeuer, und saß als Sklave zwischen seinen Feinden, nur einen Schwerthieb erntfernt, und er durfte nichts machen. So ein Unglück. Dieser Fluch weitete sich nach und nach mehr in seinem Leben aus.
      Azora kostete ihren Sieg natürlich aus, sehr zu Ryos Ärger.
      "Wir gehen einkaufen. Ist fast nichts mehr da.", murrte er. Immerhin konnte er sich so etwas ablenken. Und natürlich würde Azoras Geld dafür draufgehen.
      Er ließ ihr kaum Zeit, ihr neu erworbenes Kleid anzuziehen, drängelte sie förmlich aus der Tür. Die Einkaufstüten darf sie auch schleppen. Zumindestens zwei. Er würde eine tragen. Heute gabs mehr Einkauf.
      Und so fanden sie sich wieder in der belebten Einkaufsstraße wieder.
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    • "Es gibt keine Kündigungsklausel, mit der ich mich einfach verabschieden könnte, Dummkopf! Das hier ist ein Job auf Lebenszeit oder auch alternativ, bis die Aufgabe erledigt ist. Weil ich nicht vorhabe, jemals zu sterben, also erst, sobald Belial das bekommen hat, was er haben will! Ist doch ganz lustig, findest du nicht? Ein bisschen für einen der Könige der Hölle arbeiten?"
      Es war schon fast zu erwarten, dass Ryo das eher weniger lustig finden würde. Er regte sich sogar tierisch über Azoras Forderung auf, dass er mitkommen würde. Dabei war das so viel aufregender als seine ganzen kleinen Aufträge hier! Konnte er das nicht sehen?
      Ganz anscheinend konnte er das nicht. Selbst nach seinem Schläfchen stellte er sich noch quer und auch, als Azora ihn den restlichen Tag über zu überzeugen versuchte. Und auch am nächsten Tag. Und am Tag darauf. Ihr gingen nicht die Argumente aus oder etwa der Wille dazu, Ryo beide Ohren abzuschwatzen, mit allen möglichen Überzeugungstaktiken. Es war nicht so, dass Azora ihn unbedingt dabeihaben wollte, aber es war schließlich auch nicht so, als hatte sie diesen Fluch unbedingt gewollt. Manchmal konnte man sich eben nicht aussuchen, wohin das Schicksal einen trieb.
      Ryo blieb hart, bis zu dem Tag, an dem er einen neuen Auftrag erhielt. Aber zu ihrer beider Überraschung war es nichts, womit sie je hätten rechnen können. Ein grandioser Sieg für Azora, eine erbärmliche Niederlage für den Jäger. Sie grinste und veranstaltete Freudentänze.
      "Das Schicksal ist auf meiner Seite! Du wirst mit mir kommen, keine Ausreden mehr! Wir werden ins Fegefeuer reisen!"
      Ryos Gefluche machte alles noch viel besser und ließ ihn damit auch nur noch mehr fluchen. Er trieb es sogar so weit ihr zu unterstellen, etwas damit zu tun gehabt zu haben.
      "Ich gebe zu, das wäre ein sehr cleverer Schachzug gewesen. Hätte mir auch so einiges ersparen können. Aber nein, ich habe niemandem gesteckt, was ich geplant habe. Vielleicht hat irgendein Dämon gesprochen, würde mich nicht überraschen."
      Sie zuckte mit den Schultern.
      "Vielleicht hast du ja Glück und kannst dir ein paar Seelen da unten einfangen. Für die bezahlt deine tolle Chefin sicher eine Unmenge."
      Trotz Hölle und Fegefeuer und Höllenkönig mussten sie aber trotzdem einkaufen gehen. Diesmal tänzelte Azora glücklich neben Ryo einher, auch ohne ihr Kleid.
      "Oh - ich brauche noch meine Sachen. Ich habe außerhalb der Stadt einen Lagerraum gemietet, da ist meine Ausrüstung drin."
      Mit mieten meinte sie eigentlich angeschafft und mit angeschafft meinte sie eigentlich gestohlen. Ryo sah sie für einen Moment verblüfft an und Azora plusterte sich auf.
      "Ja, ich habe auch meine Ausrüstung! Du bist nicht der einzige mit tollen Waffen und sowas! Ich sammle auch Zeug!"
      Dafür hatte Ryo nur Spott übrig und Azora streikte.
      "Entweder wir gehen meine Sachen holen oder ich helf dir nicht beim Einkaufen!"
      Ryo gab sich schließlich geschlagen. Die spitzen Zähne siegten über das Schwert.

      Sie fuhren mit dem Bus hinaus, weil Ryo kein Auto hatte und Laufen zu langweilig war. Die Gegend wurde ein bisschen abgeschiedener, ein bisschen verlassener und dort, wo Azora ausstieg, herrschte das Ghetto von Narada. Schmutzige Straßen, verblichene Häuser, stinkende Gassen. Da lebte Ryo in seiner verblichenen Bude fast schon wie ein König.
      Zu dessen Bestürzung ging Azora noch weiter nach draußen und landete schließlich in einer Gegend, die wie eine große Ruine aussah. Müllhalden, verlassene Häuser und Autos, die fast bis auf die letzte Schraube auseinander genommen worden waren. Fröhlich steuerte Azora dort ein Lagerhaus an, das in einzelne Garagen aufgeteilt war.
      "Hier sollte mal ganz früher ein Kaufhaus gebaut werden, weißt du das?", plauderte sie mit Ryo, während sie in ihren Taschen kramte und einen Schlüsselbund hervorzog, der zwanzig Schlüssel mit sich trug, von denen allesamt verschiedenen Zeitepochen angehörten. Derjenige, den Azora jetzt hernahm, war auch nicht ganz modern.
      "Sie haben auch angefangen, aber dann ist irgendwas passiert und sie haben nicht weitergemacht. Haben das ganze Viertel einfach stehenlassen. Irgendein Streit über den Grund."
      Sie schloss eine der Garagen auf, öffnete die Tor gerade weit genug für sich selbst und duckte sich dann hinein.
      "Das war aber vor 70 Jahren oder sowas. Da warst du noch gar nicht auf der Welt. Deine Eltern auch nicht."
      Drinnen richtete sie sich auf.
      Ihr Lagerraum war eine eigene Müllhalde, vollgestellt mit allerlei Möbeln und Kram, darunter auch längst verschimmeltes Essen, nichts, was dem ungeübten Auge als wertvoll aufgefallen wäre. Es müffelte auch, wobei Azora den Geruch als durchaus angenehm beschreiben würde.
      Sie kämpfte sich nach hinten durch und grub dann durch einige Kommoden, Kisten, Schatullen und täuschend echte Schatztruhen, bevor sie ihre Kette endlich gefunden hatte und herauszog.
      "Ah! Da ist sie ja. Ich hatte schon Angst, ich würde sie gar nicht benutzen dürfen."
      Triumphierend hielt sie ihren Schatz in die Höhe, ihr magisches Gefäß, um Seelen des Fegefeuers zu kontrollieren.
    • Ghetto von Narada

      Nachdem gewisse Dinge schon mal ans Tageslicht befördert wurden, und Ryo den schäbigsten Auftrag seiner bisherigen Karriere erhalten hatte, dachte er eigentlich, das es heute nicht mehr schlimmer kommen könnte. Einfach nur ein entspannter Einkauf. Und ein wenig frische Stadtluft.
      Und was das Fegefeuer betraf - natürlich würde er Seelen sammeln. In Form von gespaltenen Dämonen. Die reichten völlig aus.
      Die Vorspeise zu der fetten Beute in 11 Monaten. Widerlich kicherte er in sich hinein.
      Doch der Einkauf rückte ebenfalls unkontrolliert auf einen späteren Zeitpunkt zu, da Azora sich stolz aufplusterte, und davon sprach, sie hätte eine gewisse Ausrüstung in ihrem Besitz.
      "Hmmm? DU hast Ausrüstung? Und SU mietest außerhalb der Stadt einen Lagerplatz dafür? Haaa, als wenn Madame sich das irgendwie leisten könnte. Zwackst wohl heimlich die Taschengeld ab, was?"
      Immerhin bekam sie von Ryo etwas von IHREM Geld. Den Großteil gab er eh immer für den Haushalt aus, und legte sein eigenes Geld beiseite. Dieser gierige Ausbeuter.
      "Waffen? Ich dachte du kämpft mit deinen Zähnen und deinem Gelaber? Vermutlich kannst du nichtmal mit deinen Waffen umgehen. Selbst deine Zähne wirst du dir wohl bei Gelegenheit noch ausbeißen."
      Und dann begann der Streik. Azora bewegte sich keinen Meter weiter und bestand darauf, das sie ihr Zeug holen würden. Weiter ging sie nicht auf seine Äußerung ein, drohte aber damit, nicht beim Einkauf zu helfen. Ryo hätte sie trotzdem gezwungen, aber er erwartete weiteren Ärger, wenn sie wieder zuhause waren. Die Aura in seiner Bude war ohnehin schon finster gewesen, und die letzten Tage schon äußerst nervig.
      "Ist ja gut, ist ja gut. Hör auf zu zetern, Zeta! Dann gehen wir eben zu deinem Lager. Aber ich werde nicht den ganzen Tag mit Laufen verplempern. Ein Wagen hab ich nicht, daher nehmen wir den Bus. Und DU zahlst!"
      Demonstrativ zeigte er mit dem Finger auf ihre Nase - kein Zweifel das er ganz genau Azora mit "DU" meinte. Und nicht irgendein Passanten.

      Die Fahrt war angenehm ruhig, und Azora saß ebenfalls entspannt in ihrem Sitz gegenüber, während Ryo nur genervt aus dem Fenster starrte und sich fragte, was für nutzloser Plunder ihn erwarten würde. Bisher hatte sie ja kein Bedarf an dem Zeug, befand sich aber schon ein paar mal am Rande der Vernichtung. Welcher Idiot würde dann auf Hilfsmittel verzichten?
      Der Blick aus dem Fenster trübte sich mit jedem Kilometer Stadtfahrt mehr und mehr. Die Gegend wurde immer verkommener, bis man das Gefühl hatte, irgendwo im Niergendwo zu landen. Schrott, Müll, Häuserfassaden die gern mal saniert werden dürften. Leute die auf der Straße rumlungerten, Eisentonnen, in denen alte Zeitungen und Holz brannten, darum Jugendliche Penner und Rocker, ein Ghettoblaster und Alkohol. Ja, passend zur Gegend.
      Endlich kam die Haltestelle. Oder eher, leider? Sie stiegen aus und Ryo genoss die frische Stadtluft, die er eewartet hatte, mit einem Nasenrümpfer. Rauch und Dreck.
      Er folgte der Zetazicke ein ganzen Stück und fragte sich, wo hier Lagerhallen waren? Sah eher aus wie eine Wohngegend für Soziale Opfer und Abschaum.
      Schließlich erreichten sie wohl das Ziel. Vorbei an wohl eher inoffiziellen Müllhalden und leerstehenden Gebäuden, die aussahen, als schliefen Nachts Penner drin, um sich vor dem Wetter zu schützen, schien Azora das alles zu ignorieren. Sie grinste eher fröhlich und stolzierte wie eine kleine Prinzessin auf ein Lagerhaus zu, das in Garagenbereiche aufgeteilt war. Wer passte hier bitte auf den Plunder auf? Ein Wunder, wenn die nicht leergeräumt werden, und Azora gleich auf eine leere Halle starrte. Ryo bereitete sich vor, lauthals loszulachen.
      Sie erzählte etwas von einem geplanten Kaufhaus, und suchte nach einem Schlüssel. Ryo hatte davon aber keine Ahnung. "Und wann soll das gewesen sein? Vor 100 Jahren?"
      Letztenendes klärte sie wohl auf, warum es hier so aussah. Vermutlich ein Rechtsstreit. Zu hohe Kosten, und zu viel Bürokratie.
      "Vor 70 Jahre also? Natürlich war ich dann noch nicht da. Aber jetzt fällt einem wieder auf, was für eine alte Hexe du doch bist.", giftete er Azora an.
      Im Gegenzug öffnete sie das Tor wohl eher für sich und Ryo wäre fast dagegen gelaufen, fluchte kurz und schob dann das Tor weiter hoch, nachdem sie schon hineingehuscht war.

      "Herr Gott, was zum Teufel ist das denn? Wolltest du hier drinnen ein Modell des Ghettos bauen, und es verbessern? Das ist ja widerlich."
      Er sah etwas seltsames auf einem alten Tisch der kurz vor dem Zusammenbruch schien.
      "Und das? War das dein letztes Abendmahl? Wie lange liegt das hier wohl schon? Hoffentlich bietest du das nicht deinen Gästen an."
      Während Azora sich durch ihren Müllberg wühlte und nach Irgendetwas suchte, spähte Ryo sich im Eingangsbereich um, fand einen alten Sessel mit übergroßer Lehne. Fehlte nur noch ein alter Knacker und schlechtes Wetter.
      Er klopfte auf das Polster und bereute es sofort. Eine Staubwolke stieg auf, und er musste einmal niesen, und spuckte aus, da er wohl etwas in den Mund bekommen hatte. Er entschied sich dazu, doch stehen zu bleiben.
      Das war wohl auch besser so. Plötzlich hatte sich wohgl eine Feder aus dem Polster gelöst und stach aus dem Sitzbezug hervor.
      Mürrisch nörgelte er. Wenn er sich da hingesetzt hätte ....
      Azora machte sich bemerkbar. Sie hatte wohl gefunden, wonach sie suchte?
      "Wegen dieser Kette besuchen wir extra deine alte Wohnung? ( er bezeichnete das Lager mal eben so ) Was willst du damit? Dich damit freikaufen, falls du gefangen wirst?"
      Er versuchte zu lachen, aber der Staub ließ ihn eher aufhusten. Er verließ das Lager und atmete tief durch. Selbst der Müll in der Gegend roch besser, als der Muffel den Azora da drinnen gezüchtet hatte.
      Sicher stank er auch schon. Die Rückfahrt wird sicher Blicke ernten, oder mit einem Rauswurf aus dem Bus enden.
      "Und wo sind jetzt überhaupt deine ganzen Waffen? Oder willst du deine Feinde mit dem Gerümpel erschlagen?"
      Oder mit irgendwelchen Pilzen. Er schwor sich, wenn er Ausschläge oder sonstige Krankheiten bekäme, würde er ihren Hintern mit einem Zetazäpfchen stopfen ..... Knoblauchbaguette.
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    • Das hier, mein lieber Ryo”, flötete Azora und legte sich die Kette fast ehrfürchtig um den Hals, “ist ein Zeichen meiner Großartigkeit und der Beweis dafür, dass du viel zu doof bist, um solche Sachen zu wertschätzen.
      Sie kam zurück zu ihm gewühlt, hindurch durch eine Staubwolke, die sicher ihre Lungen verstaubt hätte, wäre Azoras Körper nicht selbstheilend, und schloss hinter sich wieder ab.
      Und außerdem ist es quasi ein Geschenk von Belial. Er hat es mir zwar nicht persönlich gegeben, aber wenn er es getan hätte, hätte er sicher sowas gesagt wie “ich danke für deinen außerordentlichen Dienst, Azora!”. Wann hat denn dich zuletzt ein König der Hölle gelobt? Ja, gar nicht eben!
      Stolz plusterte sie sich vor ihm wieder auf. Manchmal war der Höhenunterschied echt lästig… auch jetzt stierte Ryo auf sie hinab und Azora musste den Unterschied mit umso feurigeren Blicken ausgleichen.
      Hiermit lassen sich die Seelen des Fegefeuers kontrollieren. Wenn du also in genau 11 Monaten und zwei Tagen dort unten landen wirst, weil Jäger wie du ganz sicher nicht in den Himmel gelassen werden, dann werde ich nach unten kommen und werde dich die Wohnung putzen lassen und du wirst dann Geschirr spülen und einkaufen gehen! Und Knoblauch werde ich dir auch für den Rest deines Lebens vorenthalten!!
      Triumphierend grinste sie an.
      Sei also lieber nett zu mir.

      Auf dem Weg zurück war sie aber gutgelaunt genug, um sich dazu abzulassen, Ryo eine richtige Erklärung zu liefern.
      Wir wissen untereinander nicht, was für Waffen oder Aufgaben wir haben. Wir wissen nur, wer mächtiger und weniger mächtiger als wir ist und entsprechend wen wir befehligen können. Ich weiß von Delta, dass wir mehrere Portale weltweit öffnen, ich weiß aber bis auf mein Portal nicht wo genau und wer sie öffnet. Ich weiß nichtmal, wie das alles als Gesamtbild funktioniert, ich kenne nur meinen Teil. Belial ist bestimmt paranoid, dass ihm jemand dazwischenkommen könnte. Immerhin ist es immer ein gewisses Risiko, ein Portal zu durchqueren, wie du sicher bemerkt hast. Da ist der König der Hölle nicht ausgeschlossen. Wenn er mal nicht aufpasst, könnte es puff machen.
      Sie machte eine entsprechende Handbewegung.
      Ich werde also das Portal öffnen, hinüber gehen und das Fegefeuer befehligen. Was der ganze Rest macht, ist mir egal. Belial wird mich sicher am tollsten finden. Einfach, oder?
    • Die Fahrt zurück war wirklich nicht die Angenehmste gewesen. Tatsächlich war wohl etwas Muffel hängen geblieben. Zwei oder drei Nasenrümpfer musste Ryo sich gefallen lassen. Zudem sah er recht mürrisch aus, und verzog ständig das Gesicht, während Azora in ihrem Sitz saß, wie eine Prinzessin, die gerade eine neue Krone vom König spendiert bekommen hätte.
      Die war ja mächtig stolz auf des Teufels Werk und ihren Beitrag dazu.
      Das Fegefeuer befehligen? Ryo malte sich aus, das dort in der Höllenverbindug kleine Flämmchen hin und her tanzen, und sie als Dirigent dort versuchen würde, alle in Reih und Glied aufzustellen. Vielleicht wie in irgendeinem Cartoon. Hoffentlich fing sie dabei nicht noch an zu singen.
      Naja, jedenfalls wusste er zumindestens schon mal wie das Ganze wohl ablaufen würde. Sie würden in ein Portal gehen, das wie einige andere Portale zum Fegefeuer führt, und irgendwie wollte man Belials Höllenteil mit diesem dann kombinieren und vermutlich in einen anderen eindringen? Oder versteckt sich der Höllenfürst dann in Azoras Lager? Das wäre wirklich komisch.
      "Er wird dich am tollsten finden? Paaah, das ich nicht lache. Wenn ich ihm erzähle, das ich ein Jäger bin, und Kreaturen wie ihn erledigen will, dann könnte er auf die Idee kommen, mich zu töten. Das wäre dann wohl auch dein Ende. Und wenn ich ihm erzähle, das du von einer lächerlichen Möchtegernhexe ausversehen an mich verflucht wurdest - eine ach so stolze Vampirin, dann wird er sich vermutlich vorher selber tot lachen. Und der Rest wird auch seine Achtung dir gegenüber verlieren, wenn die merken, das ich gar nicht dein Sklave bin. Wenn du also nicht aufpasst, könnte es .... PUFF .... machen. Hehehehe." Auch er machte eine Handbewegung.

      Er würde Azora schneller opfern als sie gucken könnte, nur um einen Jäger loszuwerden.
      Dumm nur, das Ryo selber nicht vor hatte, abzukratzen. Seine Laune ging gleich wieder tiefer in den Keller, wenn er nur daran dachte, erneut als ihr Untergebener mitzureisen und brav Meisterin zu husten.
      Und dann durften sie sich auich noch überraschen lassen, wie das ganze dann beendet wurde, und was jeder von seinen Anhängern treiben würde. Von den Seelen dort dürfte er aber wohl nicht angegriffen oder verraten werden, wenn Azora diese kontrollieren kann.
      Jedenfalls war Belial nicht unangreifbar. Diese Information war schon Gold wert.

      Letztenendes erreichten sie wieder zivilisiertere Stadtbereiche - die Einkaufsstraße. Abgesehen von den Konsumzombies konnte man das wenigstens als Zivilisation gegenüber dem Ghettoeck bezeichnen. Die Luft war nie angenehmer durch seine Lungen zirkuliert. Düfte von Verkaufsständen und Sauerstoff konnten wahre Wunder wirken, nach dem man Azoras Behausungen besucht hatte.
      "Nur damit du Bescheid weißt, die schweren Tüten schleppst du.", kommentierte er, und begab sich dann des Weges lang, dicht gefolgt von Azora, die vermutlich eh damit gerechnet hatte, ihr Geld und ihre Körperkraft opfern zu müssen.
      Und vermutlich würde sie ihm wieder was andrehen, um den Haushalt aufzupolieren. Selbst ihr Lager hatte mehr nutzbaren Müll, als das es in der Wohnungsküche nach Arbeitsmaterial aussehen würde. Sogar das einzige Geschirrtuch war schon zerlöchert, und wirkte eher wie ein alter Lappen, mit dem man Gehwegplatten mit Kieselsteinoberfläche wischen würde.

      Während sie die Straße entlang gingen, um ein paar der Geschäfte aufzusuchen, wurden sie erneut beobachtet. Wieder war es eine junge Dame, die ebenfalls dort anwesend war, und die beiden entdeckte hatte, als sie den Bus verlassen hatten.
      Sie stand an einem Stand, wo es Fleischbällchen gab. Diese musste sie natürlich probieren.
      Sie hätte sich fast verschluckte, und hustete ein paar zerkaute Brocken aus, klopfte sich auf die Brust, und starrte dann in Richtung Azora. "D-d-da bist du ja wieder ....*HUSTHUST*"
      Sie verschlang schnell die restlichen Bällchen ( einer fiel ihr dabei auch noch in eine der Taschen, die vorn an ihrem Kleid angebracht waren ) und warf den Müll ordnungsgemäß in den Eimer. Gewschwind bewegte sie sich auf der anderen Steite der Straße dem Pärchen hinterher, versteckte sich hinter Laternenmasten und Schildern, beobachtete und grunzte unzufrieden.
      "Hmmmpf, wieso rennt die dem Menschen hinterher? Ist das nicht ihr Diener? Ihr Sklave? Oder ... oder ist sie vielleicht ...", sie griff sich mit beiden Händen an die Wangen und sackte in die Hocke, während sie komische Geräusche machte, die ein paar seltsame Blicke der Passanten auf sich zogen, "... wurde sie von IHM unterworfen?"
      Das war unakzeptabel. Für einen Vampir natürlich. Für Azora genau die richtige Strafe. Möge sie leiden, ehe sie unter Kunas Füßen kriechen würde, und um Vergebung und Gnade betteln würde. Vielleicht würde Azora ihren Kopf behalten dürfen. Aber ein tägliches Fußblutbad mit Azora als Trockenleckerin, das war ein ganz angenehmer Gedanke. Oh ja, sie wird Azora nicht töten, sondern sie versklaven. Außer es ging nicht anders.
      Plötzlich wurde sie angeknurrt, als sie sich an einer Seitengasse hinter einem Kontainer verschanze und die beiden beobachtete, wie sie sich unterhielten. Es sah gelegentliuch so aus, als würde der Typ lachen, und Azora wäre auch noch stolz darauf. Was trieben die da eigentlich?
      WUFF ... WUFF ... KNURRRRRRRR ... HECHELhechelHECHEL ... WUFF *extrem laut und tief*
      Luna erschrak und drehte sich nach hinten. Ein großer Hund, ein wirklich großer Hund, bewachte hier wohl den Seitenzugang zu dem Gebäude.
      "Kusch kusch ...verschwinde, du Werwolf Imitat.", machte sie mit entsprechender Handbewegung, aber den Hund wollte sich das wohl nicht gefallen lassen. Das wirkte für den Köter wohl eher als Einladung, als das er auch nur das geringste Interesse daran hätte, sich wieder gemütlich an seinen Platz zu begeben. Nicht nur, war Luna äußerst verdächtig unterwegs, sie hatte auch noch ein Problem ... in ihrer Kleidtasche. Und das ... gefiel dem Hund besonders gut.
      Er bellte erneut kraftvoll auf, und das Knurren folgte diesesmal aus seinem Magen, während ein gewaltiger Sabberfaden sein Maul verließ, und er mit einem Sprung auf Luna zuschoss. Sie schrie auf, wollte fliehen, rannte aber gegen den Kontainer und verbeulte sich ihre Nase. Dann hatte der Hund sie auch schon erreicht und warf sich auf sie, schlabberte sie kräftig ab und sabberte sie überall voll, während sie fluchte und versuchte, sich aus der Lage zu befreien. Es krachte, schepperte, und ein Ladenschild fiel um, das in der Nähe stand, und von ihrem Gezappel mit einem Fuß erwischt wurde.
      Natürlich hörte man das, und es zog weitere Blicke auf sich. Auch Azora und Ryo spähten kurz über die Straße hinüber.
      Sie hörten aber nur noch das Kläffen des Köters, und vermuteten, das sich zwei Hunde stritten, oder der Hund einfach nur Leute anbellte, die zu nahe an seinen Platz traten.
      Luna wurde noch bevcor Azora etwas sehen konnte, von dem Hund in die Seitengasse gezogen, während sie verzweifelt versucht hatte, sich am Boden festzukrallen.
      Nach weiteren Sabber und Schnüffelattacken, fand der Hund schließlich, was er gerochen hatte - das eine Fleischbällchen in ihrer Tasche, und verschlang es gierig.
      Danach hatte er auch schon kein Interesse mehr an Luna, die völlig fertig und schnaufend in der Ecke kroch, und erstmal den Überfall verarbeiten musste. Für heute war die Jagd beendet, aber beim Nächstenmal würde sie Azora schnappen. Ganz bestimmt.
      Wütend verzog sie ihr Gesicht und hämmerte mit der Faust auf den Boden.

      "Was ist da drüben bloß los? Nerviger Köter. Soll mir bloß vom Leib bleiben.", meinte Ryo, kümmerte sich dann nicht mehr weiter drum und ging weiter. "Warum gesellst du dich nicht zu ihm? Familie muss doch zusammenhalten?", grinste er frech zu Azora. "Dann hätte ich vor dir wenigstens auch meine Ruhe."
      Zum Glück gab es am heutigen Tage dann auch nicht viel mehr zu tun, außer den Einkauf zu erledigen, und wieder zurück in die Bude.
      Ryo hatte bei der Bank noch schnell sein Konto geprüft. Es schien schon einiges drauf zu sein.
      Im Laden hatte er dann noch eine Zeitschrift gekauft, die jetzt auf dem Tisch lag, und er gelangweilt darin blätterte. "Zu teuer ... zu groß ... zu klein ... falsche Lage ...... zu weit weg ...."
      Er suchte wohl nach einer neuen Wohnung.
      Zehn Zerrüttete Zahme Zebragestreifte Zauberhafte Zypern Ziegen Zogen Zum Zehnten Zehnten Zukunftsorientiert Zehnmal Zähneknirschend Zehn Zentner Zerstoßenen Zucker Zum Zoo Zurück
    • Auch, wenn Azora wohl mehr als deutlich gemacht hatte, dass sie im Reich der Dämonen, der Teufel und der gesamten Unterwelt einen wichtigen Platz einnahm, der sie durchaus auch in der Oberwelt zu etwas besonderem machte, entband sie das trotzdem nicht von der Grausamkeit, die Ryos Gesellschaft darstellte. Er hatte ja keine Ahnung, wie toll Azora war, um überhaupt in Belials Reihe aufgenommen zu werden!! Wusste er, wie viele abertausende Dämonen es gab, die töten würden, um auch nur Omegas Stelle einzunehmen?! Und sie hatte es nicht nur geschafft, sie hatte sich sogar in Jahrzehntelanger Schwerstarbeit bis zu Zeta durchgekämpft und hatte diesen Platz nun rechtmäßig zugeschrieben bekommen! Und trotzdem musste sie Einkäufe schleppen?! Der Mensch sollte froh sein, dass der Fluch sie zusammenband, andernfalls hätte sie ihm längst den Körper ausgesaugt!
      Sie würde ihn extra quälen, wenn er vor ihr den Sklaven spielen müssen würde.
      Missmutig ließ sie sich dennoch die Tüten in die Hand drücken und stakste mit ihm bald wieder nach draußen, wo ein nahegelegener Hunderadau ihnen zu Ohren kam. Irgendwo hatte der Köter in der Gasse wohl was zu Fressen geschnappt, ganz nach seinem Gekläffe zu urteilen und natürlich ging Ryo darauf ein. Kurzerhand nahm Azora eine ihrer Tüten zur Hand und haute sie ihm um den Kopf.
      "Wenn du nichtmal lustig sein kannst, dann lass es ganz bleiben!! Du redest hier schließlich mit Zeta, vergiss das nicht!"
      Ein bisschen hatte sie auf dem Weg jetzt schon den Narren gefressen, Ryo das vorzuhalten. Ryo war ein Niemand, nur ein junger, unerfahrener, kurzlebiger Mensch, der sich versuchte, mit seinen Jagden seinen Unterhalt zu verdienen. Azora war viel toller als er, erfahrener und erfolgreicher und auch alles andere. Vielleicht sollte sie anfangen, ihn dazu zu zwingen, sie in einer Schärpe herumzutragen, wie in alten Zeiten. Oh, wie sehr sie das genießen würde.


      Währenddessen...
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      Die Wohnung des Jägers war nicht schwer zu finden und auch nicht schwer zu knacken. Das Gebäude war alt, die Tür noch viel älter, das Schlüsselloch rostig und die Einbrecherin erfahren in solchen Bereichen. Sie machte auf, schlich hinein und schloss die Tür hinter ihr wieder sorgfältig ab.
      "Wollen wir doch mal sehen, was du so weißt..."
      Die Wohnung war klein, ein bisschen unordentlich und muffelig. In der Küche stand noch dreckiges Geschirr, auf dem kleinen Tisch vor dem genauso kleinen Fernseher lagen noch alte Zeitschriften herum. Eine alte Decke lag auf der Couch und in dem kleinen, abgeschnittenen Bereich hinter dem Raumtrenner flossen Klamotten auf den Boden. Frauenklamotten, aber ziemlich alte. Wohnte er mit seiner Oma zusammen?
      Die Einbrecherin fand besagten Brief der Organisation, der ihr bestätigte, dass der Jäger etwas wissen musste, aber sonst bot die Wohnung herzlich wenig Aufschluss darüber, wie ihr Besitzer sein musste und dass er überhaupt ein Jäger war. Er musste seine Waffen irgendwo sorgfältig aufbewahrt haben, aber danach suchte sie momentan eh nicht. Sie wollte nur erfahren, was er von der Verschwörung wusste, die bei den Dämonen vorzugehen schien.
      Vanya suchte, aber in der kurzen Zeit, die sie sich hier erlauben konnte, wurde sie beim besten Willen nicht fündig. Also musste sie es irgendwann aufgeben und schweren Herzens die Wohnung verlassen - gerade noch rechtzeitig, weil der Besitzer früher nachhause kam als geplant.


      Azora half die Einkäufe wegzupacken, alles als ihre kostbare Erdbeermilch, die sie wieder reifen lassen wollte, als sie immer noch den fernen Geruch von Mandarine in der Nase hatte. Azora hatte als Vampir ein feines Gehör, ganz grundsätzlich, denn jeder Herzschlag drang höchst eindrücklich zu ihr durch - ganz besonders der gesunde, starke von Ryo; ohhh wie sehr sie ihn nur auf der Zunge schmecken wollte - aber sie konnte auch eine feine Nase haben, wenn sie sich nur darauf konzentrierte. Und im Moment roch sie in der Wohnung etwas anderes, ein Hauch von Mandarine, der da war, egal, wohin sie sich wand. Sie schnupperte um die Couch herum, in der Küche, um Ryo herum, der am Tisch saß und örtliche Wohnungen absuchte, und ins Bad hinein. Mandarine konnte doch nicht so stinken - oder?
      "Haben wir Mandarine gekauft? Riechst du das nicht auch, Ryo?"
    • Ryo

      Auf dem Rückweg nach dem Einkaufsbummel gab es wieder die üblichen Zankereien zwischen dem ungleichen Paar. Jeder hackte irgendwie auf dem anderen herum, um sich irgendwie, trotz der ganzen Nähe und Zusammenarbeit, die natürliche Feindschaft aufrecht zu erhalten. Beide gefesselt von einem Fluch, lauerten doch nur darauf, das sie dem anderen ans Leder gehen konnten.
      Und das ambesten mit viel Genuss und Qual.
      Trotzdem mussten sie aber auch ihren Alltag bewältigen und irgendwie miteinander auskommen.
      Immerhin nutzte Ryo Azora aus, als Hausputze und Spürhund, wenn er seiner nächtlichen Tätigkeit nach ging. Immerhin war sie dafür ganz gut zu gebrauchen. Und er konnte den größtenteil ihres Lohnes abzwacken, für seine Bedürfnisse. Für ihn war Azora eine Art Gehaltserhöhung. Das Jahr musste man also ausgibig nutzen.
      Mitlerweile aber hatte Ryo das Gefühl, das Azora nicht nur unter Beobachtung der Organisation stand, sondern von dieser schon fast akzeptiert und eingegliedert wurde. Oder auch diese nutze Azora und Ryos Umstände einfach nur aus, um an ganz dicke Fische zu kommen.
      Und Belial schien halt einer zu sein. Wie kamen die bloß an solche Informationen. Gab es Spione? Egal. Hauptsache, man konnte ein paar der Kreaturen loswerden. Und das wurmte Ryo gewaltig. Er bekam einen der dicksten Höllenfische vor die Nase - DIREKT! - und durfte dann nichts unternehmen. Ferner musste er DANK AZORA auch noch FÜR DIESEN Belial stehen.
      Seine Hände zitterten vor Wut, und machte eine Geste, als wäre Azoras Hals zwischen ihnen. Zähneknirschend knurrte er kurz, ehe er sich versuchte, zu entspannen, und nach einer größeren Bleibe in den Zeitschriften blätterte.
      Allerdings hatte Zetalein wohl wieder andere Pläne.
      Sie fing plötzlich an, ganz interessiert in der Wohnung zu schnüffeln.
      "Kannst du nicht einmal still sitzen bleiben? Was treibst du da eigentlich?", fragte Ryo genervt, bekam aber keine wirkliche Antwort, außer das auch er beschnüffelt wurde, und alles andere in der Wohnung. Seine Blicke folgten ihr sogar zum Badezimmer.
      Dann bekam er endlich seine Antwort, die aber eher in einer Gegenfrage endete.
      "Mandarinen? Nein, dafür haben wir kein Geld ausgegeben. Aber, ich glaube, bei deiner feinen Nase macht sich dein Privater Müllbesitz bemerkbar. Hast wohl zu viele von deinen Staubmilben eingeatmet, hahaha."
      Selbstverständlich roch er das nicht. Seine Nase war vermutlich eh nur für Knoblauch ausgelegt.
      Ryo ließ die Zeitschrift auf den Tisch fallen, und seufzte. "Ist das irgendein Trick? Hast du vielleicht Geld für irgendwelche Duftwässerchen oder Duftkerzen ausgegeben, um dich für den Knoblauch zu rächen?"
      Genervt starrte er in ihre Richtung.
      Dann meinte er, die sie vielleicht mal durchlüften sollten.


      Die nächste Nacht

      Es war wieder soweit. Erneut ging es auf nächtliche Patroullie, um nach garstigen Kreaturen ausschau zu halten, die irgendwie Ärger machen würden. Weitere Aufträge gab es nicht, also auf gut Glück.
      Parks waren wie immer beliebte Plätze, wo sich Geister und Dämonen trafen. Aber eben auch jene, die sich gern näher an Menschen wagten, und sogar vor deren Haustür oder manchmal auch im Hause aufhielten.
      Das kam aber wirklich selten in seinem Dienst vor. Bisher hatte er immer nur auf den Straßen und in den Parks gekämpft, oder mal ein Yokai in einem Garten erlegt.
      Für die Hausbesuche gab es ja quasi schon die ganzen Betrpüger, die gern so taten, als könnten sie etwas. Immerhin hatte eine Hexe ja was ganz Großes geleistet. Möge sie in der Hölle schmoren und diesen Belial verfluchen. Ambesten mit Zeta zusammen. Dann müsste er nur diese Nervensäge einen Kopf kürzer machen, und der Fettmops vom Grill wäre auch gleich verkohlt. Keine schlechte Idee.
      Vielleicht sollte er sie mal aufsuchen, und ins Team holen.
      Den Gedanken behielt er mal im Hinterkopf.
      Jetzt waren die beiden wieder in einem Park, einem recht großen sogar. Es war still. Verdächtig still im Park. Kein Vogel, der in der Nacht aktiv war, war zu sehen oder zu hören. Als hätte etwas diese Tiere verscheucht. Allerdings hatte Ryo zwei Raben gesichtet, die in der Nähe auf einem Strommast saßen. Er hatte das Gefühl, als blickten sie sich gegenseitig in die Seele. Und dann meinte Ryo etwas wahrnehmen zu können. Er schüttelte den Kopf. Sicher nur Einbildung. Aber es sah fast aus, wie der Park aus der Sichtperspektive der Raben. Vielleicht verwechselte er das auch nur mit einem Bild aus den Zeitschriften, und erinnerte sich plötzlich daran.
      Sie gingen über den Rasen bis zum Ufer eines kleinen Sees von etwa 100 m im Durchmesser. Mittig gab es noch eine Insel mit einem Springbrunnen. Dieser lief aber nur tagsüber.
      Er starrte kurz ins Wasser, und sah ein paar kleine Fische davonjagen.
      "Und, irgendwas in deiner Nase? Vielleicht das gefürchtete Mandarinenmonster aus der Gemüseabteilung?", witzelte er.
      Der Himmel war bewölkt und bot nur spärlich Mondlicht. Auch die Laternen vom Weg leuchteten hier kaum aus. Trotzdem konnte man Ufer, Wasser und Rasen gut erkennen. Dennoch gab es viele dunkle Ecke. Natürlich wie immer die Büsche und Bäume. Und da steckten häufig ungebetene Gäste drin.
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    • Seit dem gestrigen Tag nahm Azora es Ryo übel, dass er erst ihre Großartigkeit nicht hatte anerkennen wollen und dann auch noch ihren tollen Geruchssinn einfach verunglimpft hatte. Dabei verdankte er ihren tollen Fähigkeiten bereits sein Leben und auch noch, dass er, als einfacher Mensch, einfach so ins Fegefeuer reisen durfte - und auch wieder daraus hervortreten durfte. Das sollte keine Selbstverständlichkeit sein und hätte ein bisschen mehr Respekt verdient!
      Azora hielt sich an diesem Abend also wieder hochnäsig und erzählte ihm auch nicht, dass sie verschiedenste Herzschläge in diesem Park hören konnte. Da waren die ganz feinen, ganz leichten Schläge der Tiere, der beiden Raben die dort auf dem Strommast saßen und eines Eichhörnchens, das im Gebüsch herumwühlte. Aber da war auch noch ein anderer Herzschlag, einer, der sich hinter Ryos starkem, gesunden, leckeren Herz irgendwo versteckte. Azora tippte auf südlich von hier. Sie schwieg aber darüber, weil er gefälligst selber sehen konnte, wo er blieb, wenn er ihre Fähigkeiten schon nicht wertschätzen konnte.
      "Nö. Und wenn das Mandarinenmonster hier auftaucht, dann opfere ich dich freiwillig."
      Sie überlegte, ob es als Tod galt, wenn eine Seele im Fegefeuer verloren ging. Immerhin wäre sie dann nicht zwingend gestorben, sondern nur verloren gegangen. Ein kleiner Schubs während ihres Übergangs und Ryo würde auf ewig irgendwo verloren sein.
      Der andere Herzschlag kam näher und Azora sah sich nur ganz kurz um, bevor sie sich wieder an ihren unfreiwilligen Partner wandte.
      "Ich habe mir überlegt, deinen Hintern einfach im Fegefeuer auszusetzen. Was hältst du davon? Dann musst du mir nie wieder auf die Nerven gehen."
      Murrend sah Azora ins Wasser hinab, als der Herzschlag nun noch näher zu ihnen kam und sie ihn irgendwann nicht mehr ignorieren konnte. Also nörgelte sie unzufrieden vor sich hin, drehte sich um und deutete in die Finsternis.
      "Da."
      Das Hämmern kam nicht gerade schnell näher, ein Zeichen dafür, dass es keine sehr große Kreatur war. Wenn es überhaupt eine war. Diese letzte Vermutung bestätigte sich dann, als plötzlich eine Stimme erklang.
      "Ryo? Ryo Konno?"
      "Huh?"
      Die Kreatur, die Azora vielleicht erwartet hätte, war stattdessen eine hochgewachsene, braunhaarige Frau, die vom Weg her zu ihnen geschlendert kam. Sie trug eine offen sichtbare Waffen an sich und wohl etwas, das man als Rüstung beschreiben könnte, das für Azora aber wie ein Narrenkostüm aussah. So hatten sich zu ihrer Zeit die Gaukler angezogen, um ihre Könige zu bespaßen. Heutzutage sah irgendwie jeder zweite so aus.
      Die Frau kam mit einem offenen Lächeln im Gesicht auf sie zu und betrachtete Ryo dabei wie einen lange vergessenen Freund.
      "Dass ich dich hier treffe - was für ein Zufall! Wie lange ist es her, drei Jahre, fünf Jahre? Sag nicht, du jagst immernoch, du musst doch wahnsinnig sein!"
      Die beiden sahen aus, als würden sie sich jeden Moment umarmen. Azora zog die Stirn in Falten und räusperte sich laut genug, dass sie die Aufmerksamkeit der Fremden bekam.
      "Oh - wie unhöflich, verzeih mir. Ist das deine Freundin? Freut mich sehr, ich bin Vanya Aishun. Ryo und ich kennen uns schon lange, wir sind quasi Kollegen."
      Sie lächelte und zwinkerte. Dann streckte sie ihre Hand aus, damit Azora sie schütteln konnte und die verzog das ganze Gesicht, weil sie Mandarinen riechen konnte.
    • Ryo

      "Ha. Du willst mich freiwillig opfern? Das kauf ich dir nicht ab. Du weisst ja, der Fluch ...!", lachte er zurück und grinste Azora frech an. Die wird keinen Finger krum machen. Und wenn, dann wird sie sich einen ihrer Nägel dabei abbrechen. Jawohl.
      Allerdingskonterte die Dame der Finsternis auch gleich wieder, und sprach davon, ihm im Fegefeuer schmoren zu lassen.
      "Ich soll dir nicht auf die Nerven gehen? Wer geht wohl den Menschen ständig auf die Nerven, höö? Genau, Konsorten wie Vampire, Dämonen und andere Kreaturen, die offenbar Langeweile an ihren Orten wo sie hingehören haben."
      Er seufzte und rieb sich das Kinn. "Ich werde Belial ein Angebot machen. Er bricht den Fluch, dafür schließe ich mich freiwillig an, und werde mitr deinen Posten holen, und dich ihm als Staubhäufchen zum Geschenk machen. Ist das nicht eine tolle Idee?"
      Natürlich würde seine Ehre das gar nicht zulassen. Schon schlimm genug, das er den Auftrag hatte, mit Azora ins Fegefeuer zu gehen und den braven Diener zu spielen, damit er nicht überrumpelt wird.
      Das Gespräch wurde unterbroche. Azora zeigte in die Dunkelheit, und meinte, das dort jemand käme. Aber zunächst sah Ryo nichts. Aber dann schälte sich eine Gestalt aus der Dunkelheit hervor. Ryo hatte schon dier Hand am Schwertgriff, aber der Einsatz der Klinge war wohl vorerst unnötig.
      Zudem fragte die Person direkt nach ihm.
      "Nanu, wer ist das denn?", murmelte Ryo sich zusammen, und die Frau kam näher und begann von vergangenen Zeiten zu sprechen, als hätten sie schon mal viel zusammen erlebt. Er war gerade etwas überfordert sich zu erinnern. Vielleicht bei irgendeiner Ausbildung, Kampftraining? Ein Auftrag? Bisher hatte er aber eigentlich alleine gearbeitet. Mehr oder weniger. Und seit kurzem erst mit Azora - gezungen.
      Ryo kratzte sich am Kopf und versuchte erstmal gute Mine zum bösen Spiel und zwang sich ein Lächeln auf. "Ähm, ja, ähh.... ja ich jage noch immer. Damit verdiene ich mein Geld. Und das schon eine ganze Weile. Ein paar Jahre definitiv."
      Dann entdeckte die Frau Azora und stellte sich vor.
      "Vanya Aishun? Hmm ..., ich meine mich zu erinnern. Aber du könntest mir gern noch auf die Sprünge helfen. Und nein, sie ist nicht meine Freundin. Sie ist ein lästiges Insekt, das wie ein Kaugummi unter einer Schuhsole an mir klebt. Wir sind leider .... verflucht worden. Ganz zufällig, hehe. Noch knapp 11 Monate müssen wir durchhalten. Also komm nicht auf blöde Ideen, sie anzugreifen oder so. Das wäre dann nämlich auch mein Ende."
      Azora schien jedenfalls abgeneigt zu sein, und schüttelte widerwillig die Hand der Frau, aber wirklich nur kurz.
      "Nun, Kollegin, .... was treibt dich hier in den Park? Meine Begleiterin hat eine feine Nase, und spürt für mich Beute auf. Da es hier aber anscheinend nichts gibt, muss dein Hier sein einen anderen Grund haben. Dürfte ich nachfragen, welchen?"
      Azora stand dicht neben Ryo, und schaute finster, schien etwas zu erschnüffeln.
      Ryo knurrte innerlich und quetschte leise genug für Vanya und hörbar genug für Azora feine Ohren noch ein "Benimm dich..." zwischen den Lippen hervor. Dabei haute er ihr die flache Hand auf den Rücken, um sie zu warnen ... und zu ärgern. Leider versemmelte er das total, denn seine Hand landete etwas zu tief und so bekam Azora quasi vor den Augen der Mandarinenfrau - hoffentlich ohne das sie es merkte, da Azoras Körper ein paar cm ruckartig in Bewegung kam - von Ryo einen Klapps auf den Hintern.
      Der schien seinen Fehler ebenfalls bemerkt zu haben, und wurde steif wie ein Stock. Er räusperte sich schnell und hustete kurz.
      Innerlich war er vermutlich gerade gestorben. Äußerlich bewahrte er Haltung und wartete mit forderndem Blick auf Vanyas Antwort.
      Azora würde ihm das sicher noch unter die Nase reiben. Er konnte es förmlich riechen ....



      Tief in einer der Höllenreiche

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      Feuer brodelte, Aschewolken und Rauchschwaden verteilten sich in der Umgebung des Thrones des Höllenfürsten Mephisto, der grinsend dabei zusah, wie ein paar Seelen vor ihm in einem Kessel Glut leideten, der von zwei fetten Dienern kräftig angeheizt wurde, und gelegentlich den Inhalt umrührten.
      Die Seelen wanden sich und schreiten, flehten um Gnade und Vergebung ihrer Sünden, die sie wohl mal begangen hatten, aber der Teufelsdämon blieb gelassen, eisern und amüsiert und gut unterhalten entspannt sitzen und hielt ein Glas Wein in der Hand. Gestohlen aus dem Paradies. Köstlich, solch eine Beute. Und wenn dieser erstmal auf Temperaturen kam .....
      "HAHAHAHARR, brennt, ihr Seelen, brennt. Leidet für mich. Fürchtet mich ... HASST mich. Ihr habt noch 100 Jahre abzusitzen. Freut euch das nicht?"
      Die Seelen schiehen weiter, jammerten, bettelten, aber Mephisto nippte nur am Wein und lehnte sich grinsend vor. "Keine Sorge, keine Sorge, ihr kommt bald wieder zurück zum Fegefeuer. Heute aber dient ihr mir zur Unterhaltung."
      Fegefeuer war das Stichwort. Eine weitere Kreatur kam angelaufen und schien es sehr eilig zu haben. Sie warf sich vor ihrem Herrscher auf den Boden, leckte ein wenig Knochenstaub auf und bat um Gehör. "Oh großer Herrscher, ich bringe wichtige Kunde, was das Fegefeuer betrifft."
      "Das Fegefeuer? Steh auf. SPRICH."
      "J-ja, Herr. W-wie die Spione berichteten, plant Belial eine Verbindung in andere Höllenreiche. Vielleicht auch zur Welt der Lebenden. Er geht dafür durchs Fegefeuer. Er plant sicher seine Macht zu stärken."
      "WAASS?", knurrte Mephisto und zerbrach das Glas in seiner Hand, warf die Splitter fort. "Wie kann er es wagen .... sicher giert er danach, weitere Höllen zu beherrschen. Hmmmm.... das muss verhindert werden. Schickt einen Wächter. Ohne Hilfe ist es uns Höllenfürsten nicht gestattet in andere Reiche einzutreten, ohne die Erlaubnis zu erhalten. Wenn wir seine Reise stören .... oh .. ja, HAHAHARRR, wenn wir seinen Weg unterbrechen, dann .... HAHAHAAA, dann verschwindet ER vielleicht von der Bildfläche. Dann nehme ICH mir einfach SEIN Reich. Rassch, hole einen mächtigen Dämon, der die Aufgabe seiner Unterstützer unter Garantie stören kann."
      "J-jawohl, sofort großer Herrscher."
      Die Kreatur flitze fluchtartig davon, und Mephisto setze sich etwas weniger amüsiert zurück und hielt sich den Kopf nachdenklich.
      "Hmmm, plant er wirklich ein solches Unterfangen? Vielleicht ist es etwas anderes. Ich sollte besser weitere Vorkehrungen treffen. NAKASH .... HER MIT DIR!"
      Es gab Flattergeräusche und ein kleiner geflügelter Dämon setzte sich auf Mehphistos ausgestreckten Arm.
      "Fliege zu Diablo. Ich schulde ihm noch einen Gefallen. Der wäre dann damit abgegolten. Informiere ihn, das Belial etwas unanständiges plant. Vielleicht will er in sein Höllenreich eindringen und es sich nehmen. Oder er will mehr Macht als wir besitzen. Das wäre ein ... Ungleichgewicht. GEH!"
      Der Dämon flatterte davon um die Botschaft einem weiteren Höllenfürsten zu überbringen.
      Dann kam dem Herrscher noch eine Idee. Er stand auf und ging zum Kessel.
      "GENUG. Seelen, hört mich an. Ihr wollt eure Sünden reingewaschen haben? So gebe ich euch jetzt die Möglichkeit dazu. Zurück mit euch, ins Fegefeuer. Und wenn etwas seltsames geschiet, Fremde Mächte sich Zutritt verschaffen, so sammelt eure Mitsünder und unterstützt meinen Wächter so gut ihr könnt. Bin ich zufrieden, so lasse ich euch frei."
      Er kippte den Kessel um und der Inhalt ergoss sich, während die gequälten Seelen erleichtert aufstöhnten und schworen, das sie Mephistos Wunsch ausführen würden, um danach aus dem Fegefeuer entlassen werden zu können.
      "Euch fünf werde ich mit einem persönlichen Schutzbann versehen. Versucht ihr mich reinzulegen, wird er nicht nur euer Schutz sein, sondern auch euer Verderben. GEHT!"
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    • Der Blick von Vanya glitt von Azora zu Ryo und wieder zurück mit einer erzwungenen Höflichkeit, die andere Gedanken verdecken sollte. Azora fiel das aber auf, denn Azora entfiel gar nichts, auch kein Mandarinengeruch, den sie auch bei Ryo Zuhause schon gerochen hatte! Vielleicht war sie eingebrochen? Ryos Appartment war nicht unbedingt wohlhabend genug, um da ein ordentliches Schloss zu haben. Azora hatte ihn schon mehrfach darauf hingewiesen, einfach ein Vorhängeschloss zu nehmen, weil das sicherer war als diese eingebauten Schlösser, aber davon wollte Ryo nichts hören. Typisch "moderner" Mann, keine Ahnung von irgendwas.
      "Ein Fluch? Flüche kann man aufheben, in der Regel. Habt ihr es denn schon versucht?"
      Die Antwort, die sie in der Form von Blicken bekam, reichte da wohl für sie aus. Natürlich hatten sie es schon versucht, natürlich hatten sie schon alles versucht, was ihnen zur Verfügung stünde.
      Danach lag Vanyas Aufmerksamkeit fast ausschließlich auf Ryo und dafür war Azora ihr dankbar, denn das hieß, dass sie die Frau skeptisch beobachten konnte.
      "Oh, ich war nur in der Nähe, einen meiner Rundgänge machen. Genauso wie ihr, wie es scheint."
      Sie lächelte Ryo vielsagend an und Azora zog ein Gesicht. Dafür erntete sie sich glatt ein "Benimm dich" von ihrem Jäger, das gerade noch leise genug war, um nur der Vampirin auf die Nerven zu gehen. Auch ihm schenkte sie einen mürrischen Blick, als er in einer seitlichen Geste den Arm um sie zu legen schien - und ihr dann auf den Hintern schlug! Azora sprang ein Stück und durchfeuerte ihn dann mit einem jahrhunderte starken Blick, der die Macht hätte, Seelen zu verbrennen. Wie konnte er es nur wagen! Und dann auch noch vor dieser Vanya?! Zu ihrer sehr leichten Befriedigung schien ihr Blick etwas an Macht zu haben, denn er versteifte sich sofort und wurde starr wie ein Brett. Gut so! Vielleicht könnte sie, wenn sie sich nur ein bisschen mehr anstrengte, ihn auch gleich ohne Umwege ins Fegefeuer schicken.
      Vanya sah etwas unsicher zwischen beiden hin und her und lächelte dann wieder ein bisschen.
      "Wie wäre es, wenn wir uns lieber irgendwohin zurückziehen, um entspannt reden zu können? Ich bin den ganzen Abend schon keiner Kreatur begegnet und ich denke, das wird auch so bleiben, meint ihr nicht?"
      Es oblag Ryo zu antworten, denn Azora war zu beschäftigt damit, ihn mit ihren Blicken auszuwringen. Sowas bedeutete Rache. Er schlug ihr nicht einfach so auf den Hintern und kam dann ungeschoren damit davon!
      Unter Vanyas Führung verließen sie den Park und peilten eine nahegelegene Bar an, die so spät nachts nicht mehr allzu viele Besucher hatte. Dafür konnten sich die drei an einem Tisch an der Wand niederlassen, wo nicht so viel Trubel herrschte.
      Vanya legte ganz besondere Aufmerksamkeit auf Ryo, die Azora zum Kotzen fand. Sollte er sich doch mit einer Frau abgeben, das war nicht ihr Problem, aber musste sie dabei so für Azora offensichtlich aufmerksamkeitsheischend sein?
      "Wir haben damals zusammen den Gargoyle erlegt, weißt du noch? Der hat ein bisschen außerhalb die Brunnen terrorisiert, da bist du aufgetaucht. Und ich, aber mit wesentlich weniger Erfahrung und mehr Naivität."
      Sie lächelte äußerst charmant, aber wie auch immer dieses tolle Treffen damals abgelaufen war, es hatte wohl nicht so viel Eindruck an Ryo hinterlassen, dass er sich erinnert hätte. Vielleicht war er gar nicht an Frauen interessiert? Das würde so einige Dinge erklären.
      "Aber erzähl, was treibst du in letzter Zeit? Irgendetwas aufregendes passiert?"
      Azoras Kopf schnellte zu Ryo herum, aber weil sie noch keine Gelegenheit gefunden hatte, ihrem Jäger mitzuteilen, dass Vanya nach ihrer Wohnung und andersrum roch, konnte sie ihm nur mit einem glühenden, störrischen Blick weis machen, dass er ihr bloß nichts mitzuteilen hatte. Azora mochte sich mit Dämonen und niederen Kreaturen abgeben, aber einem Einbrecher ihre Pläne zu erzählen war dann nun nichts, was auf ihrer Agenda stand.
    • Die Begegnung im Park endete letztenendes damit, das diese Vanya davon ausging, heute keine ungewöhnlichen Aktivitäten vorzufinden. Sie schlug vor, einen entspanneren Ort aufzusuchen, und Ryo willigte ein. Heute gäbe es wohl keinen Bonus, aber dafür ggf. einen Drink.
      Und tatsächlich landeten sie in einer Bar, die um diese Zeit eher Tote anzog, als lebendige Gäste. Auf jedem Friedhof war mehr Action. Drei Leute saßen hier. Zwei an der Bar und unterhielten sich, und eine Person saß mit einer Zeitung an einem der Tisch und rauchte einen Aschenbecher voll, während der Barmann Gläser pllierte und entspannt vor sich hin starrte.
      Vanya begann das Gespräch, in dem sie aus der Vergangenheit erzählte.
      Angeblich hatte ihr erstes Treffen stattgefunden, als es um einen Gargoyle ging, der in Brunnen hockte, oder sowas. Aber er konnte sich tatsächlich an einen solchen Fall erinnern. Da war er erst ein halbes Jahr angestellt gewesen. Er hatte mehr Erfahrung als diese Vanya, und ja, jetzt fiel ihm ein, das dort auch eine Jägerin anwesend war, und mit gegen diese Kreatur gekämpft hatte. Aber sie war etwas zu voreilig an die Sache rangegangen, und sein Schwert war es, der ihren Hintern gerettet hatte, bevor der Gargoyle mehr Schäden verursachen konnte.
      "Ahh, ja, ich erinnere mich. Irgendwer hatte es versucht, direkt mit ihm aufzunehmen, und ist gnadenlos gescheitert."
      Er sprach das mit einem amüsierten Lächeln im Gesicht aus. Aber dann wurde sein Blick etwas verärgerter. "Tja, und als ich diese Person dann vor ihrem Untergang bewahrt hatte, schnappte sie mir auch noch die Beute vor der Nase weg, und lenkte mich zuvor mit reichlich Dankeschön und wie toll du wars Sprüchen ab."
      Er neigte sich vor und grinste. "Kämpfen lag dir damals nicht. Verbündete abzukassieren aber wohl umso besser. Das waren bestimmt 100.000 Yen gewesen. Oder sogar noch mehr."
      Diese Vanja kicherte nur verlegen - wenn das nicht auch gespielt war -, und faselte was von Sünden ihrer ersten Arbeitstage. Immerhin hatte sie zuerst angegriffen, und Ryo hätte sich bloß eingemischt.
      Danach setze sie aber wieder ein fröhliches Lächeln auf, als wöären sie alle beste Freunde und würden hier regelmäßig einen heben.
      Gute Ablenkungstaktik. Darin kannte sie sich wohl aus.
      Sie fragte sogar nach besonderen Ereignissen. Ryo aber mekte, das Azora irgendwie trotz ihrer Wortstille ihren Blick auf ihn geheftet hatte. Ob sie noch sauer war wegen .... schnell vergessen. Nur ein Unfall.
      Er blickte kurz zur Seite, und fand einen Wutblick in ihren Augen. Ging es dabei jetzt um den Unfall oder um Vanyas Frage? Er seufzte und sein Kopfkino ließ eine Guillotine auf Azoras Hals niedersausen, während er nach dem *Tschiiing-Tschack* laut auflachend daneben stand.
      Aus Azora wurde er einfach nicht schlau. Erst eine große Klappe, dann finsteres Schweigen. Freche Blicke, dann jene der Hölle. Mal so, mal so, und dann mal anders so.
      Ryo rieb sich das Kinn. "Hmmmm, etwas Aufregendes? Ja, diese Klette hier klebt seit gut einem Monat an meiner Jacke. Habe ich ja schon erwähnt. Dieser Fluch ist tatsächlich für ein Jahr festgelegt. Stirbt einer von uns, ist der andere miterledigt. Aber auch das erwähnte ich bereits? Hmmm, ach, hast du gewusst, das sie vergammelte Erdbeermilch konsumiert? TAHAHAHA, und ihre Wohnung hättest du mal sehen sollen. Sie wohnt direkt neben einem Müllberg im elendigem Vorstadtteil. Ich sage dir, wenn du sie besuchen willst, ge lieber ne Runde im Müllberg schwimmen. Ist gesünder, und nicht ganz so verschmutzt."
      Da erzählte er lieber von Azoras Besitztümern, als über die Sache mit Belial. Die wird ihm die Beute nicht nochmal streitig machen. Am Ende will sie bloß mitkommen und verpisst sich dann mit der Beute und kassiert ab. So blöd ist Ryo kein Zweitesmal.
      "Hahaha, selbst meine Bude wirkt dagegen vornehm und geräumig.", fügte er noch hinzu, ohne zu erahnen, das Vanya bereits in besagter Bude drinnen gewesen war, und rumgeschnüffelt hatte.
      Allerdings hatte er schon Azoras geheimes Lager ungefähr verraten. Das würde sich neue Wellen der Freude aufkommen lassen. Aber daran dachte er nicht mal, etwas falsch gemacht zu haben. Es ging doch nur um ein Lager für Sperrmüll.
      "Ansonsten kann ich kaum Klagen. Alle paar Tage gibts mal etwas Beute. Meist im Park. Aber, erzähle doch mal von deinem Arbeitsumfeld. Hast du nicht irgendwas besonderes zu berichten? Oder jagst du nur kleine Fische, die sich nicht wehren können?"
      Er war im Dienst, und trank daher keinen Alkohol. Er nah,m das Glas mit Cola und schlürfte daran. Die Eiswürfel knackten und klimperten dabei etwas.
      Zehn Zerrüttete Zahme Zebragestreifte Zauberhafte Zypern Ziegen Zogen Zum Zehnten Zehnten Zukunftsorientiert Zehnmal Zähneknirschend Zehn Zentner Zerstoßenen Zucker Zum Zoo Zurück
    • Alles, was Vanya zu dieser wohl durchaus berechtigten Kapitulierung vergangener Ereignisse beitragen konnte, war ein Kichern, das Azora ganz und gar dumm fand. Generell lächelte Vanya ihr ein wenig zu breit und klimperte ein wenig zu viel mit den Wimpern, um Ryo schöne Augen zu machen. Dumme Kuh! Vielleicht war Azora auch voreingenommen, weil sie genau wusste, dass die Frau irgendwas in ihrer Wohnung zu schaffen gehabt hatte, aber das glaubte sie nicht. Sie war ihr einfach gänzlich zu ätzend.
      “Ich hatte halt ein besseres Verhandlungsgeschick als du. Manchmal sind die richtigen Worte viel bedeutender als ein gutes Schwert.”
      Sie zwinkerte Ryo zu und Azora machte absichtlich ein Geräusch, als würde sie sich von ihrem Getränk gleich übergeben. Beide sahen zu ihr und beide ermordete sie mit ihrem Blick - allen voran Ryo, der doch tatsächlich die Frechheit besaß, sie einfach so bloßzustellen! Und das auch noch vor dieser Vanya!
      Vergammelt?!
      Sie schlug mit den flachen Händen auf den Tisch.
      Du hast gesagt, dass die Milch noch reifen muss! Außerhalb vom Kühlschrank!!
      Ryo fand das wirklich zum totlachen, aber sich wirklich davon tot lachen, diesen Gefallen tat er Azora dann auch nicht. Sie zeigte ihm ihre spitzen Zähne, während sie gedanklich schon dazu überging, wie sie über den Tisch hechtete und seinen ganzen Kopf abriss. Das schöne, viele Blut; es wäre sicher um ein tausendmal besser als dieses Gesöff, das sie hier trank.
      Vanya beobachtete die beiden nur und lächelte ein bisschen unsicher. Sie schien noch nicht dahinter gekommen zu sein, wie die Dynamik des Paares wirklich aussah. Von einem Fluch aneinander gekettet, aber deutlicher zusammen, als nötig gewesen wäre? Dafür, dass es schließlich gegen deren Strich ging, mit dem jeweils anderen auskommen zu müssen, hatten sie sich das Leben noch nicht zur Hölle gemacht. Jedenfalls nicht absichtlich.
      Azora schmollte daraufhin und Vanya wandte sich wieder deutlich entspannter Ryo zu.
      "Oh, ich habe auch nichts besonderes zu berichten", plauderte sie gleichgültig und nahm einen Schluck von ihrem Cocktail, während Ryo an seiner Cola trank. "Hier und da bin ich einem Dämon begegnet, einem von Belials Schergen."
      Ihr Blick hängte sich an Ryo fast auf, während Azora da gar nichts verdächtiges dran fand. Belial hatte nunmal eine ganze Dämonenarmee, klar, dass sich auch welche an die Oberfläche verirrten.
      "Auch Geister, aber Dämonen in letzter Zeit häufiger. Sie sind schon sehr aktiv momentan, findest du nicht? Mehr als sonst jedenfalls. Das ist so ungewohnt."
      Sie beobachtete Ryo weiterhin scharfsinnig, während sie ihren Strohhalm mit den Fingern umrührte.
      "Man könnte ja glatt glauben, sie hätten etwas geplant..."
    • Jetzt wurde es sogar Ryo zu verdächtig. Diese ganze Ausfragerei, dieses plötzliche auftauchen, und dann ging es zufällig noch um Belial und Konsorten, und als würde diese Vanya schon alles wissen, vermutete sie, das dort irgendwas im Busch wäre.
      Die Ablenkungen mit Azora schienen da auch nicht zu helfen.
      Ryo lehnte sich zurück, räusperte in seine Faust und spähte dann zu Vanya, die mit ihren Wimpern klimperte. Jetzt hatte er das Gefühl, das sie ihn aushorchte.
      "Hmmm, nun ja, es ist tatsächlich so, das hier in letzter Zeit ein paar äußerst verdächtige Dinge geschehen."
      Dann lehnte er sich grinsend vor, und ging in den vollen Angriff. "Was weisst du bereits? Du bist definitiv nicht zufällig hier. Und auch das Treffen im Park war sicher beabsichtigt. Deine Frage gehen doch etwas stark auf Belial zu. Und vor kurzem erst, bekam ich einen wundervollen Auftrag, den ich mit dieser Klette ausführen muss. Und dann tauchst DU auf. Da ist doch was faul. Raus mit der Sprache, oder wir gehen hier jetzt wieder getrennte Wege."
      Ha, der hat er es jetzt aber gegeben. Er wird sich doch nicht von der lumpen lassen, und ausquetschen lassen. Er würde ihr alles aus der Nase ziehen.


      Draußen vor der Bar

      Fröhlich summend hüpfte ein kleines Mädchen die Straße entlang, das den kleinen nächtlichen Spaziergang wohl genoss. Vorbei am Fenster der Bar, das einen Blick in die leicht tiefergelegenen Räumlichkeiten bot und ein Stück auf Kipp stand. Es war eher ein schmales, längliches Fenster, das etwas Zigarettenqualm abziehen lassen sollte. Aber davon gab es bei diesem Totentanz eh nicht viel zu finden.
      Die Person blieb plötzlich erschrocken stehen, als hätte sie was gesehen, was eigentlich nicht sein kann.
      "W-w-was ist das denn?" **SAUSSSS...**, schon hockte sie seitlich am Fenster, und gaffte mit neugierigen Blicken ins Innere der Bar. Dort saßen tatsächlich Azora, und dieser Menschenlump. Und was das Seltsamste war? Es saß noch ein Mensch mit am Tisch. Eine Frau.
      "Aaahhhh...wieso sitzt der jetzt mit zwei Frauen an einem Tisch? Was geht da vor? Mit wem treibst sich diese verzogene Azora da eigetlich rum? Raaarrr, es ist zum Haare raufen. Was ist das für eine wiederliche Kombination. Diese Verräterin. Sie wirft alle vampirischen Grundlagen über den Haufen, hängt mit Menschen ab und .... und ... UND SÄUFT!"
      Sie wackelte aufgeregt und erbost mit ihrem Hintern hin und her und krabbelte von der linken zur rechten Seite, und wieder zurück, um noch besser lauschen zu können, um was es bei diesem Gespräch wohl ginge.
      "Wiederlich. Jetzt lachen die auch noch. Azora, du Stümperin. Du sollst blut trinken. BLUT. Sein Blut. Ihr Blut. Das Blut aller derer die dort sitzen. Mach verdammtnochmal ein Schlachtfest draus. Und dann ...dann .. huihihihi, dann kämpfe gegen mich und lass dich bezwingen. Krieche im Staub die elendiges Wesen der Nacht, und bettel um ewige Sklavendienste. HIHIHI..."

      "HEE, SIE DA! WAS MACHEN SIE DA?", ertönte plötzlich eine Stimme. Luna schreckte auf, und stieß sich ihren Kopf am Mauervorsprung über dem Fenster. Ein verdammter Polizist. Ein Nachtwächter. Die gab es in letzter Zeit auch immer öfters hier in der Gegend zu bewundern. Ausgerechnet jetzt.
      -WUFF WUFF-
      Verflucht. Der hatte doch tatsächlich noch einen Hund dabei. Wieder so ein Werwolfimitat in Pferdegröße.
      "Kuschkusch... verschwindet ihr Nervensägen.", fuchtelte sie, aber hatte damit leider kein Erfolg, und machte sich nur noch verdächtiger. Der Polizist bließ in eine Pfeife, erhob den Knüppel und hielt gerade noch so den Hund an der Leine. Luna fauchte und nahm die Beine in die Hand. Dabei rutschte sie noch aus, krachte mit dem Gesicht ins Fenster, was ein hässlichen Fleck hinterließ, ehe sie auch schon wieder davonkrabbelte, während der Polizist vom Hund, der jetzt seinen Jagdtrieb verfolgte, förmlich am Fenster vorbeigezogen wurde.
      Azora hörte schließlich eher, das draußen vor der Bar etwas merkwürdiges vor sich ging, hörte dann ein dumpfe *BONG-quieeetsch...*, spähte hinüber, und sah noch den kläffenden Hund einen Polizisten mit sich schleifen. Sicher wieder ein paar wilde Katzen unterwegs, oder irgendein Penner.
      Natürlich bekam Ryo davon nichts mit. So ein unfähiger Ignorant. Vampire waren eben besser.
      Zehn Zerrüttete Zahme Zebragestreifte Zauberhafte Zypern Ziegen Zogen Zum Zehnten Zehnten Zukunftsorientiert Zehnmal Zähneknirschend Zehn Zentner Zerstoßenen Zucker Zum Zoo Zurück
    • Vanya schien den Köder direkt zu schlucken in dem vollen Glauben, Ryo nun doch etwas kostbares entlocken zu können. Und auch auf Azoras Gesicht zeigte sich etwas, das sich sehr gut mit schleichendem Entsetzen beschreiben ließ. Ryo wollte dieser Fremden Bekannten doch nicht wirklich erzählen, was sie zu tun beabsichtigten, oder?! Er musste doch wissen, dass selbst - oder gerade - Menschen nichts davon wissen sollten. Was für ein Chaos doch ausbrechen würde, wenn herauskam, dass in Japan ein Portal ins Fegefeuer geöffnet würde!
      Aber da hatte sie ihren unfreiwilligen Partner wohl unterschätzt, denn kurz darauf wandelte sich schon diese Naivität in kalkulierte Strategie. Diesmal war es Vanya, deren Gesicht ein wenig entglitt und Azora, die sich euphorisch nach vorne lehnte.
      "Ja, genau! Und außerdem warst du in unserer Wohnung! Ich habe dich gerochen!!"
      Sie war wohl etwas zu laut, denn der Barkeeper und der einsame Zeitungsleser sahen beide zu ihrem Tisch herüber. Aber Azora konnte sich davon nicht abbringen lassen, jetzt wo sie wusste, dass Ryo Vanya schon durchschaut hatte, wollte sie gleich alles auf den Tisch hauen.
      "Was hattest du da zu suchen?!"
      Vanyas Gesichtsausdruck wechselte zu erschrocken, dann zu empört rüber. Sie sah beide am Tisch mit einem anklagenden Blick an, als wären sie für all diese Taten verantwortlich.
      "Das... Ich weiß gar nicht, wovon ihr redet! Was soll ich schon wissen? Und was sollte ich in eurer Wohnung suchen? Ich bin nur hier, um ein Gespräch zwischen Jägern zu führen und dachte nicht, dass ich hier so -"
      "Ich weiß ganz genau, dass du dort warst!! Ryo, riech selber!"
      Ohne Vorwarnung griff sie Vanya an den Hinterkopf und drückte die überraschte Frau über den Tisch direkt zu Ryo hinüber, damit etwas von ihrem Mandarinengeruch auf ihn übergehen konnte. Da wand Vanya sich und sprang schließlich auf, als sie sich erfolgreich aus Azoras Griff gerungen hatte.
      "Ihr habt doch einen Knall! In niemandes Wohnung war ich und ich weiß auch von nichts! Ihr seid ja wohl diejenigen, die etwas im Schilde führen! Von was für einem Auftrag redest du denn da?! Was weißt du denn von Belial?!"
      Aber Ryo ließ sich nicht lumpen. Ein nahes Geräusch ließ Vanya sowieso auffahren, aber als sie zum Fenster sah, konnte sie draußen nur einen Polizeihund und dessen Herrchen im Schlepptau vorbeiflitzen sehen. Vermutlich direkt einem Kaninchen nach. Da war die Innenaufführung schon unterhaltsamer.
      "Dann behaltet eben eure Geheimnisse", fauchte Vanya jetzt und beugte sich vor, damit ihr zorniger Gesichtsausdruck auch an Gewicht zulegen konnte. "Aber ich würde aufpassen, mit wem du dich abgibst, Ryo. Vampire wie sie hier gehören zurück in die Hölle und ich kann nicht garantieren, dass ein paar gewisse Jäger nicht herausfinden könnten, dass einer davon direkt an deiner Seite wandelt und nur darauf wartet, zurück in die Ewigkeit geschickt zu werden! Da hilft dir auch keine Anstellung bei Belial persönlich!"
      Damit hatte Vanya wohl doch noch offenbart, was sie schon von ihnen wusste. Aber bevor sie sie noch in ein weiteres Gespräch hätten verwickeln können, stürmte sie schon zornig nach draußen.
      Azora war so rasend, sie sah schon Rot vor Augen. Das gute Rot.
      "Ich werde sie umbringen! Zerfleischen werde ich sie! Aussaugen werde ich sie bis auf den letzten Tropfen!"
      Vielleicht war sie dabei auch ein bisschen zu laut für die kleine Kneipe.