@Glaskatze @Attari
„ Doktor Aden!“, sprach die alte Frau vor ihm gereizt, während sie die Hände in die Seiten stemmte. Ihre kurzen gelockten Haare hatten längst die Farbe dieser Einrichtung angenommen: weiß! Alles hier war weiß. Vermutlich wollten sie das Department 5 der Agentur für übernatürliche Angelegenheiten, die wissenschaftliche Abteilung, einem Krankenhaus der 60er Jahre nachempfinden. Aber keinen von diesen modischen Dingern mit ihrer einen Akzentfarbe, die sie auf alles klatschten - Decken, der untere Streifen an den Wänden und kleine Deko. Die Innenausstatter hatten sich eine von diesen gruseligen Nervenanstalten zum Vorbild genommen! Alles hier war weiß, selbst die metallische Oberfläche des Tisches auf welchem er saß war weiß lackiert worden. Deren kühle Natur hatte sich langsam an der Stelle, wo er seinen Hintern platziert hatte, erwärmt. Er saß im Schneidersitz, im Schoße den einen Laptop und die Hände auf der Tastatur ruhend. Sein Blick glitt über den Rand des Bildschirms zu der Frau.
Hinter ihr an der Wand hing eine Uhr. Über dem Rand der gefliesten Teile der Wände. Dieser reichte bis knapp unter das obere Ende des Türrahmen. Kein sonderlich durchdachter Aspekt. Die Uhr gab ein leises Ticken von sich. Jede dahin gleitende Sekunde der Stille dokumentierte sie, der Doktor zählte sie in Gedanken. Fünfundfünfzig… Sechsundfünfzig… Sieben…
„ Doktor!“, der Dame riss der Geduldsfaden schneller als erwartet. Seine Augen glitten, ohne das sein Kopf sich bewegte auf den Bildschirm zurück. Diesen füllte eine Exceltabelle, mit dem Titel ‚Studie zur Geduldsprobe mit Fischer’ , aus. Er tippte leise das heutige Datum ein, die Uhrzeit und die von ihm gezählten Sekunden. Sein Blick glitt wieder hoch. Inzwischen bot ihre sonst bleiche Haut einen angenehmen Kontrast zur weißen See dar. In ihrem Gesicht war sie unter dem straken Make-Up rot angelaufen. Der Doktor blieb ruhig. Frau Fischer gehörte wie die Inspiration der Innenausstattung in das letzte Jahrhundert. Hat sie nicht letztes Jahr ihren 70ten gehabt?… grübelte er unauffällig. Das Inventar des Department 5 war heute mit der üblichen starken Gesichtsbemalung erschienen. Starker hellblauer Lidschaffen und ein sich damit beißender Lippenstift. Dazu trug sie ein passendes hellblau gestreiftes Hemd und einen engen Rock unter dem Laborkittel. Ihre Schuhwahl gehörte zur lautesten der Belegschaft. Wie immer schmückte sie sich auch als sei die Arbeit eine Benefizveranstaltung: schwerer, vermutlich wertvoller, Schmuck an Händen, um den Hals und an den Ohren. Jene hingen wie ihre Brust tief.
„ Doktor!“
„ Würden sie es nochmal wiederholen?“, fragte er, während er den Kopf leicht schief legte. Aden setzte ein entschuldigendes Lächeln auf die Lippen, welches auch seine Augen schmaler werden ließ.
„ Sie…?!“, begann sie zu fluchen. Mit voller Wucht schlug sie einen Stapel von Akten auf die Fläche, auf der auch er saß.
„ Lesen sie es sich durch! 1400 Uhr!“
Mit diesen Worten stampfte die alte Frau aus dem Raum, zurück auf den Flur. Sie war leicht zur Weißglut zu treiben. Ganz besonders durch ‚Jugendliche Ignoranz‘.
Die Türe zu Adens Labor fiel laut ins Schloss. Der Dämpfer für den Fall der Türe war vor langer Zeit kaputt gegangen und Aden hatte sich niemals um einen neuen bei der Gebäudeverwaltung bemüht. Er schlug den Laptop zu und stellte ihn neben sich ab. Fischer war freundlich genug gewesen die alten nah genug auf den Tisch zu klatschen, dass er sich nicht erheben musste. Er griff den grauen Ordner mit der roten ‚streng geheim‘ Aufschrift und legte ihn an die Stelle, die zuvor sein Laptop erwärmt hatte. Ein desinteressierter Blick huschte über die ersten paar Seiten.
Bei einer Inobhutgabe handelte es sich um eine Art Adoptionsverfahren. Ein Wissenschaftler übernahm die weiterlaufende Aufsicht über ein Versuchsobjekt und hatte die langfristigen Veränderungen zu dokumentieren. Es kam ganz auf das Experiment und das Objekt an, ob es eine lästige Aufgabe oder eine angenehme sein würde. Aden blinzelte und gab ein leichtes Gähnen von sich, bevor er auf die Seiten zurück sah. Ein Versuchsobjekt der Reihe P-5 aus den Tests von Doktor Bates. Sein Blick wurde enger. Die Parasiten-Experimente…
Doktor Bates. 56 Jahre alt, ein Genie auf der Mikrobiologie und weiteren Gebieten. Ein Visionär wie die Führungsspitze ihn nannte. Als dieser Parasit begann Menschen zu befallen, glaubte er darin die Lösung zu so vielen ihrer menschlichen Probleme zu finden. Und menschlichen Probleme führen zu menschlichen Versuchen.
Er warf die Akte von seinem Schoß und ließ sich auf den Rücken sinken. Die Gliedmaßen von sich gestreckt wie ein Seestern, lag er eine Weile da. Den Blick auf die schummerigen Lichter in der Decke gerichtet. Auch diese war weiß. Von grauen Linien in regelmäßige Vierecke unterteilt.
Dieses Muster setzte sich auch auf dem Flur fort, über welchen eine erboste Fischer marschierte. Die Flure des Gabäudes waren lang und weiß. Ein riesiges Ausmaß an Laboren und Kammern, verwinkelt wie ein altes Haus. Von Zeit zu Zeit säumten nummerierte Linien und Schilder den Boden und die Wände, Wegweiser der schlechten Natur. Ohne zu wissen, welchen Ort man suchte und welche Nummer er besaß, war man verloren! So hing auch an jeder Türe ein Schild mit Nummer und manchmal einer Aufschrift.
Ihr Schritt echote noch lang über die Gänge. Bald gesellte sich ein weiterer zu ihr.
„ Haben sie Doktor Aden angetroffen?“, fragte eine ruhige Stimme. Ein wenig müde klang sie, so als wäre die letzte Nacht eine schlaflose gewesen. Sie sah nicht zur Seite. „ Leider ja!“, fauchte sie nur in Verständnislosigkeit. „ Ich verstehe nicht, warum man einen solchen Luftkopf beschäftigt!“ Sie schüttelte den Kopf, sodass die weißen Locken flogen.
Ein mattes Lachen ertönte. „ Ich verstehe…“ mehr sagte er dazu nicht. Wissend, dass man den Doktor aus anderen Gründen beschäftigte und aus diesen auch ihm die weitere Aufsicht übergeben wollte.
Vor einem bewachten Raum blieben sie stehen. Männer in voller Montur flankierten die Türe rechts und links.
„ Öffnen!“
Es piepte. Die Türe ging auf. Ein heller Raum lag dahinter, mitten drin eine Zelle. Schlicht und weiß… Darin eine Person. Nicht weiß, aber darin gekleidet.
„ Herr Atef, ihre weitere Aufsicht wurde organisiert…“, teilte der Müde mit Freude in der Stille mit. „ Hat sich in Ihrem Befinden etwas verändert?“
„ Doktor Aden!“, sprach die alte Frau vor ihm gereizt, während sie die Hände in die Seiten stemmte. Ihre kurzen gelockten Haare hatten längst die Farbe dieser Einrichtung angenommen: weiß! Alles hier war weiß. Vermutlich wollten sie das Department 5 der Agentur für übernatürliche Angelegenheiten, die wissenschaftliche Abteilung, einem Krankenhaus der 60er Jahre nachempfinden. Aber keinen von diesen modischen Dingern mit ihrer einen Akzentfarbe, die sie auf alles klatschten - Decken, der untere Streifen an den Wänden und kleine Deko. Die Innenausstatter hatten sich eine von diesen gruseligen Nervenanstalten zum Vorbild genommen! Alles hier war weiß, selbst die metallische Oberfläche des Tisches auf welchem er saß war weiß lackiert worden. Deren kühle Natur hatte sich langsam an der Stelle, wo er seinen Hintern platziert hatte, erwärmt. Er saß im Schneidersitz, im Schoße den einen Laptop und die Hände auf der Tastatur ruhend. Sein Blick glitt über den Rand des Bildschirms zu der Frau.
Hinter ihr an der Wand hing eine Uhr. Über dem Rand der gefliesten Teile der Wände. Dieser reichte bis knapp unter das obere Ende des Türrahmen. Kein sonderlich durchdachter Aspekt. Die Uhr gab ein leises Ticken von sich. Jede dahin gleitende Sekunde der Stille dokumentierte sie, der Doktor zählte sie in Gedanken. Fünfundfünfzig… Sechsundfünfzig… Sieben…
„ Doktor!“, der Dame riss der Geduldsfaden schneller als erwartet. Seine Augen glitten, ohne das sein Kopf sich bewegte auf den Bildschirm zurück. Diesen füllte eine Exceltabelle, mit dem Titel ‚Studie zur Geduldsprobe mit Fischer’ , aus. Er tippte leise das heutige Datum ein, die Uhrzeit und die von ihm gezählten Sekunden. Sein Blick glitt wieder hoch. Inzwischen bot ihre sonst bleiche Haut einen angenehmen Kontrast zur weißen See dar. In ihrem Gesicht war sie unter dem straken Make-Up rot angelaufen. Der Doktor blieb ruhig. Frau Fischer gehörte wie die Inspiration der Innenausstattung in das letzte Jahrhundert. Hat sie nicht letztes Jahr ihren 70ten gehabt?… grübelte er unauffällig. Das Inventar des Department 5 war heute mit der üblichen starken Gesichtsbemalung erschienen. Starker hellblauer Lidschaffen und ein sich damit beißender Lippenstift. Dazu trug sie ein passendes hellblau gestreiftes Hemd und einen engen Rock unter dem Laborkittel. Ihre Schuhwahl gehörte zur lautesten der Belegschaft. Wie immer schmückte sie sich auch als sei die Arbeit eine Benefizveranstaltung: schwerer, vermutlich wertvoller, Schmuck an Händen, um den Hals und an den Ohren. Jene hingen wie ihre Brust tief.
„ Doktor!“
„ Würden sie es nochmal wiederholen?“, fragte er, während er den Kopf leicht schief legte. Aden setzte ein entschuldigendes Lächeln auf die Lippen, welches auch seine Augen schmaler werden ließ.
„ Sie…?!“, begann sie zu fluchen. Mit voller Wucht schlug sie einen Stapel von Akten auf die Fläche, auf der auch er saß.
„ Lesen sie es sich durch! 1400 Uhr!“
Mit diesen Worten stampfte die alte Frau aus dem Raum, zurück auf den Flur. Sie war leicht zur Weißglut zu treiben. Ganz besonders durch ‚Jugendliche Ignoranz‘.
Die Türe zu Adens Labor fiel laut ins Schloss. Der Dämpfer für den Fall der Türe war vor langer Zeit kaputt gegangen und Aden hatte sich niemals um einen neuen bei der Gebäudeverwaltung bemüht. Er schlug den Laptop zu und stellte ihn neben sich ab. Fischer war freundlich genug gewesen die alten nah genug auf den Tisch zu klatschen, dass er sich nicht erheben musste. Er griff den grauen Ordner mit der roten ‚streng geheim‘ Aufschrift und legte ihn an die Stelle, die zuvor sein Laptop erwärmt hatte. Ein desinteressierter Blick huschte über die ersten paar Seiten.
Bei einer Inobhutgabe handelte es sich um eine Art Adoptionsverfahren. Ein Wissenschaftler übernahm die weiterlaufende Aufsicht über ein Versuchsobjekt und hatte die langfristigen Veränderungen zu dokumentieren. Es kam ganz auf das Experiment und das Objekt an, ob es eine lästige Aufgabe oder eine angenehme sein würde. Aden blinzelte und gab ein leichtes Gähnen von sich, bevor er auf die Seiten zurück sah. Ein Versuchsobjekt der Reihe P-5 aus den Tests von Doktor Bates. Sein Blick wurde enger. Die Parasiten-Experimente…
Doktor Bates. 56 Jahre alt, ein Genie auf der Mikrobiologie und weiteren Gebieten. Ein Visionär wie die Führungsspitze ihn nannte. Als dieser Parasit begann Menschen zu befallen, glaubte er darin die Lösung zu so vielen ihrer menschlichen Probleme zu finden. Und menschlichen Probleme führen zu menschlichen Versuchen.
Er warf die Akte von seinem Schoß und ließ sich auf den Rücken sinken. Die Gliedmaßen von sich gestreckt wie ein Seestern, lag er eine Weile da. Den Blick auf die schummerigen Lichter in der Decke gerichtet. Auch diese war weiß. Von grauen Linien in regelmäßige Vierecke unterteilt.
Dieses Muster setzte sich auch auf dem Flur fort, über welchen eine erboste Fischer marschierte. Die Flure des Gabäudes waren lang und weiß. Ein riesiges Ausmaß an Laboren und Kammern, verwinkelt wie ein altes Haus. Von Zeit zu Zeit säumten nummerierte Linien und Schilder den Boden und die Wände, Wegweiser der schlechten Natur. Ohne zu wissen, welchen Ort man suchte und welche Nummer er besaß, war man verloren! So hing auch an jeder Türe ein Schild mit Nummer und manchmal einer Aufschrift.
Ihr Schritt echote noch lang über die Gänge. Bald gesellte sich ein weiterer zu ihr.
„ Haben sie Doktor Aden angetroffen?“, fragte eine ruhige Stimme. Ein wenig müde klang sie, so als wäre die letzte Nacht eine schlaflose gewesen. Sie sah nicht zur Seite. „ Leider ja!“, fauchte sie nur in Verständnislosigkeit. „ Ich verstehe nicht, warum man einen solchen Luftkopf beschäftigt!“ Sie schüttelte den Kopf, sodass die weißen Locken flogen.
Ein mattes Lachen ertönte. „ Ich verstehe…“ mehr sagte er dazu nicht. Wissend, dass man den Doktor aus anderen Gründen beschäftigte und aus diesen auch ihm die weitere Aufsicht übergeben wollte.
Vor einem bewachten Raum blieben sie stehen. Männer in voller Montur flankierten die Türe rechts und links.
„ Öffnen!“
Es piepte. Die Türe ging auf. Ein heller Raum lag dahinter, mitten drin eine Zelle. Schlicht und weiß… Darin eine Person. Nicht weiß, aber darin gekleidet.
„ Herr Atef, ihre weitere Aufsicht wurde organisiert…“, teilte der Müde mit Freude in der Stille mit. „ Hat sich in Ihrem Befinden etwas verändert?“
