Delicacy [Kiimesca & Valac]

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    • Delicacy [Kiimesca & Valac]




      Lord Blair, Graf von Velmond. Der Besucher, der mir heute angekündigt wurde. Pünktlich zur Dämmerung hielt seine Kutsche vor meinem Anwesen, nachdem sie durch den gepflegten Garten fuhr. Kniehohe Hecken, kreisförmig gepflanzt, gefüllt mit Kieselsteinen und in der Mitte ein einzelnes Bäumchen, dessen zwei Arme kugelförmige Kronen trugen, zierten die Mitte des Pfades vom Tor zu den breiten Treppen meiner Villa. Rings herum mit 3 Metern Abstand zwei Sichelmonde mit prachtvollen Blumen bestückt. Die Villa stand schon seit vielen Jahrzehnten auf diesem Platz, wurde jedoch stets liebevoll von der Familie Noiret gepflegt. Inzwischen hieß es Fürstentum Noiret, dessen Fürst, Nathan, meine Wenigkeit war. Ein ewig jungbleibender Geschäftsmann, mit einem dunklen Geheimnis. Ein Geheimnis, das der Graf von Velmond und ich gemeinsam hatten. Wir waren Vampire, Kreaturen der Nacht, Blutsauger. Was auch immer uns die Menschen für Spitznamen gaben. Das meiste waren Gerüchte; Beweise vertuschten wir geschickt.

      Mit den Händen hinter meinem Rücken und stolzer Haltung, wartete ich oberhalb der 8 Stufen und blickte auf die Kutsche herab, aus der mein Gast und ein Begleiter stiegen. Ein Mensch, wie interessant. Ich betrachtete seine roten Haare und feinen Gesichtszüge, ehe sich der Graf meine Aufmerksamkeit holte. "Lord Nathan, wie schön Euch zu sehen", grüßte er mich mit offenen Armen und schob den Menschen voran, um die Stufen zu mir zu erklimmen. "Ich wollte mich bei Euch erkenntlich zeigen." Bei seinen Worten legte er seine Hand an die Schulter des Mannes, an dessen Hals ich recht frische Bissspuren entdeckte. "Und wie ich sehe, habt Ihr schon vorgekostet", meinte ich, woraufhin Blair herzhaft lachte. Ich betrachtete ihn noch einmal aus der Nähe und bat meinen Gast herein. Sein Geschenk landete in einem kleinen Zimmer, das für Bedienstete eingerichtet war. Allerdings waren die Fenster abgeschlossen und auch die Tür wurde von außen zugesperrt. Mein Geschenk verbrachte gute 3 Stunden darin, bis ein Schlüssel die Tür entriegelte und ich mit einem Tablett in den Händen hineintrat. Auf dem Teller waren dampfende Kartoffeln, etwas kleingeschnittenes Gemüse und sogar eine gute Portion Speck. In der kleinen Karaffe befand sich frisch gepresster Orangensaft, den meine Diener aus den Orangen im hinteren Garten hergestellt hatten. "Du musst hungrig sein.." Das Tablet stellte ich auf den kleinen Tisch und entfernte mich wieder 2 Schritte von diesem, um meinen neuen Besitz zu begutachten. Wieder verschränkte ich meine Hände hinter dem Rücken und betrachtete ihn von oben bis unten, ohne dabei nur einen Gesichtsmuskel zu rühren.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche, sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco
    • Heute war es soweit, ich werde an einen neuen Besitzer verschenkt, und doch das dieses Prozedere nichts neues für mich war, hatte ich etwas Angst.
      Das letzte Mal, als ich verkauft worden war, stand ich vor meinen jetzigen Meister und trotz, dass er mir harmlos erschien, machte ich eine unschöne Erfahrung.
      Dieser Meister war eigensinnig und kompliziert und dennoch war es ein Zuhause. Ein Zuhause, dass mir Essen versprach und ein Dach über den Kopf.
      Ein wirklich lange Zeit hatte ich nun schon hier verbracht und mich perfekt an meinen Meister angepasst. Gewusst wann er Blut brauchte und wann ich mich um den Haushalt kümmern sollte. Alles gut studiert und keine Fehler gemacht und was war der Dank? Wieso werde ich immer weiter gegeben... war ich wirklich nichts weiter als ein Objekt? Ein Blutbeutel?
      Diese Gedanken gingen mir durch den Kopf, als ich in der Kutsche fuhr und bei jedem Stock und jedem Stein, hoffte das die Kutsche aus ihrer Balance gerät.
      Es sollte mir eine Fluchtmöglichkeit bieten und doch, war dieser Gedanke mir viel zu negativ und depressiv. Lieber blickte ich aus dem Fenster und sah mir den Himmel an.
      Sein sättiges Blau war für mich immer ein Trost und ermöglicht mir immer ein Lächeln im Gesicht zu haben. Mein rotes Haar, das wohl genauso faszinierend für die Vampire war, war einst meine Rettung und nun zugleich mein Fluch.
      Als die Kutsche anhielt und mich aus dem Gedanken gezogen hatte, erblickte ich vor mir ein gewaltiges Anwesen und war fassungslos. Dagegen war das Zuhause meines jetzigen Meisters wirklich ein kleines Häuschen, und doch war ich nicht ganz begeistert von dieser Entwicklung. Sollte ich das ganze Haus etwa bewirtschaften..? Hoffentlich nicht.
      Natürlich wie immer aus der Kutschte gedrängt, war ich diese grobe Behandlung schon gewohnt. Als meine Schuhe die kleinen Kieselsteine unter der Sohle verspürten, musste ich lächeln. Solch ein Boden war mir zuvor nicht untergekommen und auch der kleine Baum, der sich in die Höhe streckt, war ein Blickfang.
      Die Natur blieb mir als geborener Sklave leider immer wieder verwehrt, um so schöner war es nun bei jeder Kutschenfahrt, diese Pracht von weiten zu entdecken.
      Aber nun stand dieser fast zum greifen nah vor mir. "Wunderschön..." , musste ich von mir geben, ehe das Tor zum Gebäude durchschritten wurde.
      In einen großen Saal gekommen, blickten meine Augen wie stehts immer gehorsam auf den Boden. Schließlich wollte mein Meister nie, dass ich seine Geschäftspartner in die Augen starrte. Wieso war mir jedoch immer ein Rätsel. Doch diese Berührung an meiner Schulter, war etwas unerwartetes, weshalb sich mein Hals streckte und einer der Regeln missachtete. Meine Augen kreuzten die mit meinem Gegenüber. Meine Augen waren so rötlich wie die Rubine dieser Welt. Und doch konnte man meinen, das Blut meines Körper manchmal in Ihnen pulsieren zu sehen.
      3 Stunden wartete ich nun schon in diesem Zimmer. Nicht aufgestanden und artig am warten, sah ich mir die Inneneinrichtung an.
      Es hatte etwas vom der späten Renaissance und doch waren einige kleine Elemente wie die Bilder an den Wänden aus der frühen Gotik.
      Unwichtige Details, die ich bemerkte, um die Zeit tot zu schlagen. Es dauerte ein wenig, doch plötzlich hörte ich die Tür knarzen.
      Meine Augen weiteten sich , als ich doch tatsächlich Essen vor mir auf dem Tisch erblickte und statt das ein Diener dieses vorbei brachte, erblickte ich meinen zukünftigen Meister. Leicht verwundert vergaß ich heute schon zum 2. Mal meine Manieren und zuckte urplötzlich zusammen, als der Blick auf mir zu ruhen schien.
      "Ahh... Bitte entschuldigt..." , erhob ich mich und verneigte mich um 45 Grad. "Mein Name ist Lui Ryuk... mir wurde mitgeteilt, dass ich von heute an euer Diener sein werde... ich bedanke mich für die nette Geste und das Essen mein Herr", erhob ich mich wieder und schenkte meinem neuen Meister ein freundliches Lächeln.
      Die Arme vorne verschränkt umgriff ich meine Hände, um zumindest meine Anspannung etwas zu verstecken. Doch mein Puls sollte bei den Verhältnissen ziemlich angestiegen sein, als du in den Raum getreten warst.
      Ein Blick zum Essen hob ich mich leicht nach vorne und nahm mir eine Kleinigkeit, wie ein Stück der Kartoffeln und führte sie zu meinen Lippen. Kurz gepustet schob ich es mir in den Mund und kaute prüfend darauf herum. Schnell funkelten meine Augen, weil es wirklich köstlich schmeckte. Meine Mimik verriet direkt meine Gedanken, gleich unbedingt davon mehr essen zu wollen.

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    • Mein Gesicht blieb starr wie das einer Statue, als er sich entschuldigte und anschließend vorstellte. Ich hatte mit einem solchen Geschenk nicht gerechnet und musste mir erst einmal ein Bild von diesem Lui machen. Schweigend blieb ich neben der Tür stehen und konnte mir nun alle Zeit der Welt nehmen, um ihn zu betrachten. Nicht nur sein Haar war rot, auch seine Augen, was mir an der Eingangstür schon aufgefallen war. "Hat Blair dir nicht genug zu essen gegeben?", fragte ich mit ruhiger und tiefer Stimme. So wie er sich über das Essen freute, war er entweder ausgehungert oder einfach nur leicht zu begeistern. Dennoch erschien mir das Hemd, das er trug, etwas zu weit für ihn sein, sodass ich seine wahre Statur nicht beurteilen konnte. Wie oft er wohl angezapft wurde?
      Langsam ging ich zu ihm rüber und stellte mich hinter ihn, bevor ich meine Hände unter sein Hemd an seine Hüften gleiten ließ. Ein paar Kilo mehr könnte er wohl vertragen, aber wenigstens war er nicht ganz abgemagert. Andernfalls wäre auch keine sehr brauchbare Nahrungsquelle gewesen. "Du weißt sicher, dass ich wie er bin", meinte ich und beugte mich zu seinem Ohr. "Aber keine Sorge.. Ich habe schon gegessen." Meine Hände ruhten noch immer auf seinen Hüften, darauf wartend, wie er reagieren würde, wenn ich ihm so nahe war.
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      - Eugene Ionesco
    • Als die Frage bezüglich Blair gestellt wurde zuckte ich kurz zusammen. Natürlich hatte ich Essen bekommen, doch ob man dabei von genug sprechen konnte war fraglich. Ich räusperte sich und sprach "Selbstverständlich bekam ich bei ihm genug zu Essen also...", Stoppte ich sofort als ich die Hände an meiner Hüfte bemerkte... Auch das er hinter mir stand brachte mich ziemlich aus dem Konzept. Fast schon wie mechanisch neigte ich den Kopf zur Seite und wollte meinen neuen Meister etwas anbieten, doch war die Ablehnung ziemlich unerwartet.
      Den Kopf also zurück geneigt schluckte ich ein Mal tief hinunter und schielte leicht hinter mich. Er war gut 1- 1 1/2 Köpfe größer als ich und als wären seine Hände riesig, umschlossen sie meinen zierlichen Körper. Als deine Hände immer noch an meiner Hüfte ruhten sprach ich prüfend. "Kann ich etwas für euch tun? Eure Geste ist leicht verwirrend für mich... Was möchtet ihr von mir?".
      Es musste ein eigenartiges Gefühl sein solch Durst zu verspüren und diesen Geschmack im Mund zu haben und dennoch standen wir hier und jemand wollte mein Blut nicht.
      War mein neuer Meister vielleicht doch netter als ich es erwartet hatte? Ungewiss was als nächstes passierte , bewegte ich mich keinen Millimeter von der Stelle.

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    • Selbst nachdem sein Herr ihn verschenkt hatte, schien er ihn noch zu verteidigen. Interessant. Auch wie er auf meine Nähe reagierte und mich regelrecht einlud, von seinem Blut zu kosten. Das würde ich - nur nicht heute. Ich wich nicht von ihm und zog kaum sichtbar meine Augenbraue nach oben, als er zugab verwirrt zu sein und mich nach meinem Begehren fragte.
      "Ich sehe mir nur mein Geschenk an..", erwiderte ich lediglich und glitt mit meinen Händen sanft seinen Körper hinauf. Dieser Bursche hatte etwas an sich, dass mich irgendwie faszinierte. Er kannte seine Grenzen und doch hatte er sie überschritten, als er mich ansah. Immer wenn ihm ein Fehler bewusst war, entschuldigte er sich und bettelte fast schon nach einer Aufgabe. Kein Mensch, der von meiner wahren Gestalt wusste, wagte je seine Stimme so oft zu erheben wie er. Ehrfürchtig und zitternd vor Angst, war ihnen klar, dass sie auf meiner Speisekarte standen. Dies war auch ihm bewusst und doch schien es so, als wäre noch ein Funken Lebensfreude in ihm. Wie dachte er über mich? Und wie fühlte er sich gerade? Weitergereicht wie ein Spielzeug, dass uninteressant geworden war.
      Langsam fuhren meine Fingerspitzen über seinen Brustkorb und erkundeten seine butterweiche Haut. Er bekam wohl gerade so genug zu essen und seine Muskeln waren eher vergleichbar mit einer Frau oder einem Kind - nämlich so gut wie nicht vorhanden.
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      - Eugene Ionesco
    • Ich wusste nicht genau was ich machen sollte, denn mich gegen diese Näherung konnte ich mich nicht wehren. Schließlich war ich nun sein Eigentum.
      Mein Blick ging durch den Raum und sah wie sich die Flamme der ganzen Kerzen leicht zur Seite neigten. Irgendwo musste ein Fenster offen sein.
      Wohl möglich hatte es jemand nicht geschlossen und Durchzug fand statt.
      Mit etwas Glück würde er vielleicht dieses finden und von hier abhauen können. Natürlich aber nicht sofort, denn etwas Vertrauen musste er zu ihm aufbauen.
      Ich hoffte das mein neuer Meister unaufmerksamer ist, und ich mein Ziel mir ein freies Leben zu schaffen, bald in die Tat umsetzen kann.
      Mein Wille zu leben war nämlich seit jeher nicht erloschen, und solange ich lebte würde ich dieses Ziel nicht aus den Augen verlieren.
      Es würde zwar ein Leben in Angst und als Flüchtling sein, doch am Ende war ich mein eigener Herr.
      Es dauerte nicht lange und ich stand mit meinem Herren still schweigend nun schon ca. 5 Minuten so. Was würde man nun von mir wollen? Sein Geschenk wollte er sich ansehen... Es war ein eigenartiges Gefühl so betitelt zu werden, doch ich musste gehorchen... ich musste mich benehmen... nichts falsch machen ich muss...

      Als würde sich mein Körper selbstständig machen schritt ich ein Mal nach vorne und realisierte was ich tat. Ich entfernte mich von meinem Herren, da diese Nähe und die Situation immer unangenehmer zu werden schien. Als ich es realisiert hatte, ging ich zum Fenster, als wäre nichts gewesen und schloss dieses mit meinen Händen.
      "Ich habe gemerkt das sich ein Fenster wohl eigenständig gemacht hat Sir...", wollte ich einen Grund suchen, um mein Verhalten zu entschuldigen.

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    • Ich wollte mich gerade von ihm lösen, als er sich von mir entfernte. Mein Blick folgte ihm zum Fenster, wo er sich mal wieder entschuldigte. "Du solltest bald schlafen", meinte ich und verschränkte die Arme vor meiner Brust. Menschen mussten ständig schlafen, um ihre Energiereserven zu füllen. Allerdings hatten die Menschen, die nicht für mich arbeiteten, sowieso nichts besseres zutun. Sie lagen nur herum, aßen lustlos ihr Essen, wenn man sie nicht sogar dazu zwingen mussten und warteten darauf, dass ich meine Fangzähne in ihren Hals bohrte. Langweilig.
      "Ich zeige dir dein Zimmer." Wir verließen den Raum und gingen den Flur entlang, der mit einigen Blumen und Gemälden verziert waren. Ich bevorzugte Stillleben und Landschaften, natürliche Farben und Ästhetik. Unser Weg führte ins Untergeschoss, in dem sich ebenfalls mehrere einzelne Zimmer befanden. Man konnte fast meinen, dass dies den oberen Etagen glich, doch die Fenster der einzelnen Zimmer waren klein und mit Gitterstäben versehen. Ich hätte die Räume auch durch Gitter trennen können, aber so fand ich es weitaus angenehmer für meine Augen. An der ersten Tür links blieb ich stehen, um sie zu öffnen. Das Zimmer war noch kleiner als das Zimmer aus dem wir kamen. Ein Bett, sogar mit einer Matratze, auch wenn diese etwas dünn war, eine Toilette und ein Waschbecken befanden sich in diesem Raum.
      Am Ende des Flurs waren noch zwei Zimmer bewohnt, doch die gaben nur selten einen Ton von sich. "Halte es sauber, ja?" Nichts war widerwärtiger als ein Mensch, der sich vor Selbstmitleid im eigenem Dreck suhlte. "Du bekommst 3 Mahlzeiten am Tag und ich werde dich besuchen, wenn ich Durst habe." Noch immer zeigte sich nicht die geringste Emotion in meinem Gesicht. Ich hatte kein Mitgefühl für ihn und handelte für gewöhnlich in meinem eigenen Interesse.
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      - Eugene Ionesco
    • Ich folgte ihm und war von der Innenausstattung wie schon vorher wirklich fasziniert. Er hatte wirklich Geschmack und trotz seiner Kühle wirkte er fürsorglich und charmant.
      Doch was sich äußerlich zeigte, konnte sich immer noch ändern, also blieb ich auf der Hut.
      Als wir in mein Zimmer bogen, war es das größte was ich je hatte. Es sah sicherlich nicht so aus wie das meines Herren, doch es war bequem, schön eingerichtet und ich hatte meine eigene Toilette. Als ich jedoch darauf achten sollte es nicht zu verunreinigen, war ich sprachlos. Was war mein Herr gewöhnt, um so etwas zu kommentieren?
      Unwichtig... Ich nickte nur zustimmend und blieb mitten im Raum stehen.
      Das sollte nun mir gehören? Kaum hatte ich mich umgesehen wollte ich mich gerade bedanken "Danke schö...", und mein Atem stockte.
      Er würde mich besuchen wenn er Durst hätte? Sollte ich nun den ganzen Tag hier verweilen? Im Bett liege oder hatte ich noch andere Aufgaben, außer als Blutbeutel zu fungieren?
      Mit einem sehr lautem Schlucken wollte ich mir nicht mehr Aufgaben aufbürden, als ich wohl am Ende zugewiesen bekam und neigte mich leicht nach vorne mit den Worten. "Jawohl...", ich hasse diese Freundlichkeit, wenn ich doch viel lieber andere Dinge sagen würde.
      Z.b. würde ich mein Leben verteidigen oder gar zu gewissen Dingen nein sagen. Doch es stand mir nicht zu. Mein leben war kostbar und deshalb würde ich noch etwas länger durchhalten bis mein sehnsüchtiger Traum nach Freiheit Wirklichkeit werden würde.
      Ich drehte mich um und begutachte das Bett. Mit einem kurzen Drücken meiner Hand bemerkte ich das es wirklich recht weich und gemütlich zu sein scheint. "Vielen dank Sir..", vervollständigte ich meinen Satz von eben und musste leicht lächeln. Das Leben schien vielleicht doch nicht sooo schlecht zu sein.

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    • Wie schon zuvor, beobachtete ich ihn ganz genau dabei, wie er sein Zimmer bestaunte. Er wollte sich sogar bedanken, hielt jedoch inne und verneigte sich wieder. Was hatte Blair mit ihm angestellt, dass er so übertrieben höflich war? Kein Widerspruch, kein Gejammer. Nichts. Stattdessen bedankte er sich erneut und.. lächelte. Warum zum Henker lächelte er? Unweigerlich verriet meine nun etwas höher gezogene Augenbraue meine leichte Verwunderung über sein Verhalten. "Bitte", erwiderte ich lediglich und verließ auch schon den Raum, um die Tür hinter mir zu schließen und zu verriegeln.
      Einen Moment lang blieb ich vor der Tür stehen, noch immer den Schlüssel darin steckend und sah dieses zaghafte Lächeln vor mir. Er bedankte sich für die Zelle, als wäre es eine Verbesserung seines bisherigen Lebens gewesen. Was war er denn gewohnt? Musste er auf dem Boden schlafen? Tatsächlich wäre das hier auch möglich, aber so ein armseliges Bett kostete fast gar nichts. Es war nichts. Er bedankte sich für nichts.
      Allmählich zog ich den Schlüssel heraus und ging in mein Arbeitszimmer, in dem ich ungestört nachdenken und Schriften wälzen konnte. Berichte und Informationen zu den umliegenden Adelshäusern und wie gut unsere Handelsbeziehungen funktionierten. Immer wieder schweiften meine Gedanken ab. Ich dachte an sein Lächeln und fragte mich zunehmend, was er erlebt hatte.

      Die Sonne war bereits aufgegangen, doch das konnte Lui höchstens an dem hellen Himmel erkennen, denn die Sonne stand auf der anderen Seite des Anwesens und zeigte sich den Tag über nicht ein einziges Mal auf der Schattenseite, zu der die kleinen Fenster gerichtet waren. Die Räumlichkeiten des Anwesens waren allgemein sehr dunkel, da dicke Vorhänge die Sonne aussperrte.

      Erneut schloss ich die Tür zu seinem Zimmer auf, wieder mit einem Tablett in der Hand. Dieses Mal gab es Brot, etwas Rührei, Käse und sogar ein Stück Salami zu Essen. Die Portionen waren groß genug, dass ein Mensch mit einem normalen Appetit satt wurde. Ich stellte es auf den kleinen Tisch in der Ecke, auf den gerade Mal dieses Tablett passte und setzte mich auf das Bett. Meine Beine übereinander gelegt, ließ ich ihn auf dem eher schäbigen Hocker, der mit Sicherheit auch nicht mehr der stabilste war, Platz nehmen und beobachtete ihn beim Essen. "Erzähl mir von deinem bisherigen Leben. Dein Leben bei Blair und auch dem davor." Mich interessierte, warum er so war, wie er war.
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      - Eugene Ionesco
    • Ich sah mich um in meinem neuen Zimmer und lächelte fröhlich vor mich hin. Natürlich hatte ich etwas zum schlafen bekommen... Doch es war Luxus ein eigenes Zimmer zu bekommen. Deshalb hatte ich mich so sehr gefreut.
      Als ich alles begutachtet hatte, bemerkte ich frische Sachen im Schrank. Es war wirklich wie in einer anderen Welt. Ich erblickte einen Schlafanzug und legte ihn mir auf das Bett. Bevor ich jedoch ins Bett ging, machte ich mich frisch im Bad und sorgte für die alltägliche Hygiene.
      Danach den Schlafanzug angezogen, erwachte ich erst, als die Tür auf ging und mein Meister sich nun zum 2. Mal mit einem Frühstück zu mir setzte.
      Immer noch total überrascht saß ich auf dem Hocker und konnte das Frühstück zu mir nehmen.
      tatsächlich war es so, dass ich das Frühstück meinem Meister ans Bett bringen musste.

      Als die Frage über meinen alten Meister und mein altes Leben gestellt wurde verschluckte ich mich leicht an dem Rührei.
      Ein paar Mal auf meine Brust geschlagen sah ich meinen Meister wieder verwundert an. So viel Interesse ist ungewöhnlich, aber ich beantwortete selbstverständlich alles was mein Meister wissen wollte.
      "Nun Sir... Ich wurde von meinem alten Meister Blair auf dem Sklavenmarkt gekauft und diente grundsätzlich als Haussklave und als Nahrung. Als ich zu ihm nach Hause gebracht wurde, lernte ich andere Regeln und Normen kennen. Er war schließlich sehr adlig und hoch angesehen. Ich tat mich schwer mit den gesitteten Verhalten mit zu halten. Leider bereitete ich meinem Meister viele Probleme und durfte die Strafen dafür tragen. Egal ob es übermäßiges aussaugen war und darauffolgende Schwerstarbeiten oder auch Folter Methoden, durch unmenschliche Aufgaben. Ich bin nicht im bilde über seine Vorlieben, doch musste ich das meiste der Dienerschaft übernehmen und sein Haus bewirtschaften.
      Mein Körper ist leider nicht makellos, denn viele Bestrafungen brachten Hinterlassenschaften mit sich... Mein Wert ist dadurch sehr gesunken, dass tut mir sehr leid, wenn Blair es ihnen nicht erzählt hat. Ich wurde mit anderen Dienern in einem Schlafzimmer untergebracht, das nicht genügend Betten für uns bereit hielt, daher habe ich seit ich denken kann in einer Hängematte geschlafen. Wenn ich mir diese Anmerkung erlauben darf... ist das Bett eine merkwürdige Erfahrung gewesen. Dürfte ich eventuell um eine Art Hängematte bitten Sir...? Darin würde ich wohl deutlich angenehmer schlafen können..."

      Hatte ich mich nun wirklich ausgesprochen und hoffte das die Frage meines Meisters, ausreichend beantwortet werden konnte.

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    • Ich lauschte seiner Geschichte und erfuhr dadurch eine ganze Menge über Lui. Er war also bereits als Sklave geboren, das erklärte, warum er sich mit so wenig zufrieden gab, denn er kannte nichts besseres. Auch Schmerz war ihm nicht fremd, ebenso wenig Vampire. Das er zusätzlich noch das Haus bewirtschaftet hatte, wunderte mich allerdings. Ich ließ niemanden von oben hier runter und umgekehrt. Die wenigen Angestellten die ich hatte - ganze zwei um genau zu sein - wussten nicht, dass ich ein Vampir war. Das ich die Sonne mied, erklärte ich mit sofort aufkommender Migräne, die sie auslöste.
      "Gewöhn dich dran..", meinte ich und stand auf, um auf ihn herabzusehen. Das hier war schließlich kein Hotel, indem ich irgendwelchen Sklaven Wünsche erfüllte. Bevor ich jedoch das Zimmer verließ, sah ich noch einmal zu ihm. Dann trat ich hinaus und verriegelte die Tür.

      Zum Mittag hatte ich ihm nur sein Essen gebracht und war schnell wieder verschwunden. Ich sagte ihm lediglich, dass er sich waschen sollte, da sein Geruch unangenehm für meine feine Nase war.

      Zum Abendessen kam ich wieder. Dieses Mal blieb ich neben der Tür stehen und verschränkte meine Arme vor der Brust, während ich ihn beobachtete. "Willst du rausgehen?", fragte ich, allerdings nur um seine Reaktion zu sehen und nicht, weil ich ihn wirklich rauslassen wollte. Niemand, der jemals hier unten gelandet war, kam lebend wieder raus. Doch ich war neugierig, wie er darauf antworten würde.
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      - Eugene Ionesco

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    • Als mein Meister anfing sich zu erheben, halten seine Worte noch in meinem Gehörgang.
      Ich hatte mich wohl zu sehr gefreut so viel neues zu erhalten... Und wagte mich zu schnell zu weit vor.
      Ich stand auf als er ging und verneigte mich respektvoll vor ihm. Als die Tür zu fiel seufzte ich leise. Was sollte ich die ganze Zeit bloß machen?
      Mit einem kurzen Blick in die Ecken des Zimmers war nicht ein Mal Staubwischen nötig.
      Ich war hier völlig überflüssig.....

      Am Mittag bekam ich das Essen und musste feststellen das mein Meister eine sehr feine Nase hatte. Meine Hygiene musste wohl noch intensiver sein, denn ein Mal duschen war wohl nicht genug. Gesagt getan duschte ich ein 2. Mal und machte mich mit den unterschiedlichen Tuben vertraut die hier standen.
      Ich shampoonierte mich ein und verwendete eine Creme die am Ende noch dazu dienen sollte einen gewissen angenehmen Duft abzugeben.

      Es dauerte nicht lange und mein Meister kam unverhofft ein 3. Mal zur Tür hinein.
      Falsch... Er blieb nur im Türrahmen stehen... Merkwürdig... Dieses Verhalten war neu und für mich nicht deutbar.
      Als die Frage aufkam streckte ich mich etwas freudig nach oben bis mein Kopf mir sagte, dass ich nichts verlangen sollte. Mit einem kurzen Blick auf den Boden antwortete ich zögerlich.
      "Wie ihr es möchtet Sir... Ich bin doch sicherlich nicht in der Position etwas zu verlangen oder gar zu wünschen... Natürlich würde ich gerne etwas anderes sehen außer diese 4 Wände... Ein Buch um in andere Welten hinab zu tauchen würde mir aber schon ausreichen."
      Gab ich zur Antwort und fügte noch hinzu "aber gestattet mir eine Frage.... Seit ihr denn gar nicht hungrig?", hatte ich nicht vergessen das er eventuell schon über 12 Stunden ohne einem Tropfen Blut auskommen musste. Natürlich könnte er sich auch an einem anderen Diener satt getrunken haben...
      So unnütz war ich wirklich noch nie.....

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    • So wie es aussah, zügelte er seine Freude noch im richtigen Moment und blieb bescheiden. Blair hatte ihn wohl ganz gut abgerichtet, auch wenn er manchmal noch etwas impulsiv war. Wenigstens haftete der Geruch dieses Vampirs nun nicht mehr an ihm, was es erträglicher machte. "Ein Buch? Du kannst lesen?", fragte ich überrascht, da er doch als Sklave geboren wurde. Die Frage, ob ich nicht hungrig sei, ignorierte ich. Er war schließlich nicht der einzige hier im Keller, der mir als Nahrung diente. Und bisher hatte er mir zu sehr nach Blair gestunken, was mir den Appetit verdarb.

      "Komm mit..", sagte ich und ging nach oben. Meine Diener waren schon in ihren Zimmer, sodass ich mit Lui unbesorgt durch das Anwesen gehen konnte. Ich führte ihn in meine Bibliothek, die Hände auf meinem Rücken und drehte mich zu ihm um. "Du kannst dir eines aussuchen. Aber bring nichts durcheinander." Meine Ordnung war mir wichtig und ich hatte alles kategorisiert und alphabetisch sortiert. Die Bibliothek war zwar nicht so groß wie eine Stadtbibliothek, aber sie war durchaus eindrucksvoll. Auf einer Ebene verteilten sich mehrere Gänge aus Regalen und am Eingang war ein runder Tisch, an dem zwei bequeme Sessel standen, die zum entspannten Lesen einluden.
      Ich war gespannt, was für ein Buch er sich aussuchen würde. Abends waren die Vorhänge und die Fenster geöffnet, um die angenehme Abendluft hereinzulassen. Der Mond schien bereits hell, doch damit er mehr sehen konnte, hielt ich ihm eine Öllampe hin und folgte ihm.
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      - Eugene Ionesco

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