Divided Essence [Kiimesca & Codren]

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    • Keira sah sich im Zelt um, ob sie irgendetwas nützliches erblicken konnte, während Malvas in seinen Zweifeln unterging. Sein Bruder war einschüchtern, aber der Dämon schien besonders darunter zu leiden. Er glaubte zu sehr an die Worte des Generals, dass er nutzlos war, auch wenn die Elfe das Gegenteil behauptete.
      "Sie werden uns nicht finden", glaubte Ana'Maera entschlossen. Malvas Zweifel auszureden und gleichzeitig die Schmerzen zu ignorieren war alles andere als einfach. Auch wenn sie nicht einknicken würde, war es für sie das erste Mal, dass sie solche Qualen erlitten hatte. Doch sie war eine Hüterin und zeigte keine Schwäche. Als Malvas sie jedoch hoch hob, fühlte sie sich ein klein wenig wohler. Unter ihren verbrannten Fußsohlen spürte sie jedes einzelne Sandkörnchen als wäre es ein Kieselstein.
      Mit den Armen um seinen Hals beobachtete sie, wie Keira ihnen einen Weg aus dem Zelt verschaffte. Der Rest lag nun an Malvas und seinen Illusionen. Aber er verfiel in Angst und Panik, was auch Keira unruhig werden ließ. Ihr war klar, dass sie kaum eine Chance hatten. Noch weniger jedoch, wenn Malvas sich nicht endlich zusammenriss.
      "Malvas", sagte sie bestimmend und legte ihre Hand an seine Wange, um in seine Augen zu sehen. So wie er sie nicht nur einmal aus ihrem Wahn geholt hatte, musste sie es nun versuchen.
      "Du kannst das. Du hast uns in Calanin gerettet. Ohne dich wäre ich dort nicht rausgekommen. Ohne dich kommen wir hier nicht raus. Du bist der einzige, der uns retten kann. Und ich weiß, dass du das schaffst. Ich vertraue dir."
      Er musste sich einfach nur beruhigen. Seiner Angst Herr werden.
      "Du kannst das, ich weiß es. Ich brauche dich."
      Sanft strich sie mit ihrem Daumen über seine Wange und die verbliebene Spur seiner Tränen.
      "Du bringst uns hier raus und dann zahlst du es ihm heim. Ich bin bei dir. Gemeinsam können wir ihn besiegen, hörst du?"
      Sie hoffte inständig, dass sie die passenden Worte fand.
      "Ganz ruhig. Atme tief durch", meinte sie und machte es ihm vor. Für Malvas ignorierte sie den Schmerz, der jeder Atemzug mitbrachte.
      "Alles wieder okay?"
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco
    • Malvas verstummte bebend, als Ana'Maera die Hand an seine Wange legte. Ihre Berührung war fast wie kaltes Wasser, das man ihm über den Kopf schüttete. Für einen kurzen Moment war nichts auf der Welt so wichtig wie die Elfe.
      Er starrte in ihre glühenden Augen hinab, in ihr verbranntes Gesicht. Sie lag noch immer in seinen Armen, fest gegen seine Brust gepresst. Vom Rauch und vom Feuer war ihre Stimme ganz leise und heiser.
      Sie glaubte an ihn, sie, eine Elfe, gerade an ihn, einen nutzlosen Dämon. Aber er hatte es schon einmal vollbracht, hatte sie in Calanin ganz eigenständig vor den Dämonen gerettet, ohne jemandes Zutun. Aber Calanin war etwas anderes gewesen! Dort waren sie nicht in einem ganzen verdammten Heerlager gewesen - und dort war auch nicht Kasran gewesen. Wenn sie hier erwischt würden, würde die Hölle auf Erden sie erwarten. Wusste Ana'Maera das etwa nicht?
      Oder wusste sie es und war sie trotzdem der festen Überzeugung, dass er es schaffen könnte? Und wenn Ja... konnte er es schaffen?
      Langsam, zögerlich nahm er ein paar Atemzüge, wie sie es ihm vormachte. Seine Brust erzitterte, seine Nasenflügel bebten. Er konnte das schaffen, vielleicht. Er bekam doch wohl ein paar Büsche und Sträucher hin!
      "Ja... vielleicht. Ich glaube schon."
      Er atmete noch einmal tief ein, dann starrte er furchtsam die eigene Illusion um sie herum an. Unter seiner Aufsicht und seinen weit aufgerissenen Augen veränderten sich die Blätter, formten sich neu und bildeten sich nach den Vorstellungen des Künstlers, wie ein Kunstwerk, das erst geschaffen wurde. Dafür mussten sie weiterhin an Ort und Stelle verharren, allen möglichen neugierigen Augen ausgesetzt, die ihnen aber zum Glück keine Aufmerksamkeit zuteil kommen ließen. Nur konnte das nicht ewig so gehen; irgendwann würde Kasran zurückkommen. Irgendwann würde der Ausbruch auffallen.
      Aber unter seinem konzentrierteren Blick besserte sich das Strauchwerk um sie herum und langsam, zögerlich konnten sie anfangen, sich zu bewegen. Malvas hatte Ana'Maera noch immer behutsam an sich gedrückt, während sie sich einen vorsichtigen Weg um die Zelte herum und an den Wachen vorbei bahnten. Das Gebüsch begleitete sie, veränderte sich aber langsam und schleichend, um bloß keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Malvas arbeitete daran mit der größten Konzentration, die er aufbringen konnte. Feine Schweißtropfen perlten auf seiner Stirn.
      Niemand beachtete sie. Niemand hielt sie auf. Kein Alarm erklang und als sie die Wachen des Lagerrandes passiert hatten und in die Finsternis der Bäume entschlüpfen konnten, lag das Lager still hinter ihnen.
      Malvas atmete auf, als seine Illusion verpuffte und der Sog der Magie ihn freiließ. Er bewegte Ana'Maera in seinen Armen, um ihr Gewicht zu verlagern. Zielgerichteter setzte er sich in Bewegung.
      "Wir marschieren die Nacht durch. Wir halten nur an, sollten wir einen Bach finden. Keira, du behältst unseren Rücken im Blick."
      Jetzt ging es ihm schon besser, nachdem er das Lager und damit Kasran hinter sich gelassen hatte. Jetzt konnte er schon klarer denken.
      Aber natürlich war das Schicksal nicht auf ihrer Seite - wann wäre es das je? Sie hatten vermutlich zu viel Zeit bei ihrer Flucht vergeudet, zu lange im Zelt und dann außerhalb darauf gewartet, dass Malvas sich selbst wieder in den Griff bekam, denn als sie kaum eine halbe Stunde gelaufen waren, wurde es hinter ihnen mit einem Mal hell. Ein Feuerstrahl schoss in den Himmel hinauf und war leuchtend genug, dass er ihre ganze Umgebung erhellte.
      Malvas wusste, was das bedeutete. Sein Herz sackte ihm in die Hose.
      "Dämonenkönigin steh uns bei, er ist wütend. Oh und wie er wütend ist."
      Sie starrten in die Dunkelheit zurück und noch während sie starrten, erhob sich ein weiteres Feuer. Doch dieses eine Feuer blieb bestehen; Kasran begann wohl damit, den Wald abzubrennen. Direkt in ihre Richtung.
      "... Weiter. Weiter!"
      Und mit plötzlicher, alles verschlingender Panik machte Malvas sich daran, weiter durch das Unterholz zu hetzen.
    • Die Erleichterung war kaum zu spüren, als Malvas sich besser konzentrierte und Keira angespannt in seinem Schatten blieb. Ihr Magen zog fürchterlich und ja verdammt - sie hatte Schiss! Doch es spielte wohl kaum eine Rolle, ob sie brav gewartet oder ihre Flucht vereitelt werden würde. Das Ergebnis wäre in beiden Fällen grausam und darauf war sie überhaupt nicht scharf. Ana'maera hatte ihn jedoch irgendwie wieder zu Sinnen gebracht.
      Ihr Herz pochte unaufhörlich und jeder Muskel in ihrem Körper fühlte sich verkrampft an. Jedes Mal wenn sie einen Dämonen sah, rutschte ihr das Herz in die Hose. Ihr Blick fiel dabei auf die Elfe, die vollkommen ruhig wirkte. Vermutlich kämpfte sie gerade nur viel zu sehr mit den Schmerzen. Sicher würden Alpträume die Menschenfrau von nun an plagen.

      Auch als sie das Lager verlassen hatten, fühlte Keira sich kaum besser. Sie umklammerte ihre Ellenbogen und sah Malvas mit leicht zusammengekniffenen Augen an. Die Nacht durchmarschieren? Dafür waren ihre adligen Füße nicht gemacht, auch wenn sie längst nicht mehr das Leben einer feinen Dame führte. Aber alles war besser, als lebendig verbrannt zu werden oder gegen Lösegeld verschachert zu werden.
      "Aye..", murmelte sie und tat was der Dämon verlangte. Viel mehr nervös blickte sie sich immer wieder um und zuckte bei jedem Rascheln der Blätter zusammen, wenn sie ein Kaninchen oder sonst was aufgescheucht hatten.
      Die Feuersäule die sie schon bald erblickte, konnte nichts gutes verheißen. Malvas Worte benannten das Offensichtliche. Keira blieb starr und fasste sich erst, als Malvas sie vorantrieb.
      "Als wäre ihm der Tod seines Bruders wichtiger als der Ätherionstein...", nuschelte Keira missmutig vor sich hin. Sollte er sich doch freuen und einfach abziehen. Würde er nun tatsächlich nach ihnen suchen? Wegen Malvas? Oder doch wegen ihr und dem Lösegeld?

      Die Elfe war still und rührte sich kaum, klammerte sich nur an Malvas und wirkte angespannt, als würde sie sich darauf vorbereiten gegen die Dämonen zu kämpfen. Darauf konnte Keira verzichten, denn sie bezweifelte, dass sie eine Chance hätten. Nicht mal gegen einen von ihnen. Nicht gegen diesen General.
      Also blieb ihnen nichts anderes übrig, als immer weiter zu laufen. Eine gefühlte Ewigkeit und Keira wusste schon gar nicht mehr, ob sie in die richtige Richtung liefen. Ana'Maera meldete sich jedoch gelegentlich, um die Richtung anzugeben, also konnte sie nichts anderes tun, als ihr zu vertrauen. Ob Kasran die Suche nach ihnen jemals aufgeben würde? Wusste er überhaupt in welche Richtung sie gingen? Als würde es ihr jetzt erst plötzlich in den Sinn kommen, blickte sie auf den Boden und sah auf die Fußspuren in der weichen Erde. Große Klasse. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis er sie einholen würde.
      "Ich kann nicht mehr..", stöhnte Keira und quälte sich trotzdem zu den nächsten Schritten.
      "Können wir tauschen? Kannst du mich jetzt tragen?" Halb scherzhaft, halb ernst, sah sie zu Malvas und seufzte. Er würde die Elfe nicht absetzen. Eher würde er Keira hier zurücklassen. Also musste sie weiter und weiter. Sich mit schönen Gedanken an ein heißes Bad motivieren. Und ein kuschlig weiches Bett.

      Vorsichtshalber verzichtete Ana'Maera darauf, überhaupt nur an ihre eigene Heilung zu denken. Im schlimmsten Fall bräuchte sie jedes Tröpfchen Mana, um sich und die anderen zu verteidigen. Da sie keine Waffen zur Verfügung hatte, war ihre Windmagie alles, was sie noch hatte. Nicht besonders tödlich, aber zum Fliehen noch äußerst praktisch.
      "Jetzt rechts.. dann sollte bald ein Fluss kommen.." Dort könnten sie ihre Verfolger vielleicht abhängen. In ihren Gedanken versuchte sie sich jedes Detail der Landkarte ins Gedächtnis zu rufen, um so einen besseren Fluchtweg für sie zu planen. Es sollte nur noch wenige Minuten bis zum Fluss dauern.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco
    • Malvas drängte immer weiter durch den Wald, selbst dann noch, als seine eigenen Arme durch Ana’Maeras Gewicht taub zu werden drohten und als seine Beine längst zu schmerzen begonnen hatten. Er hätte die Elfe bis über die Berge und den Ozean getragen, wenn sie das nur weiter weg von Kasran gebracht hätte. Kasran, der hinter ihnen den Wald abbrannte.
      Malvas wusste genau, weshalb er sie nicht ziehen ließ. Immerhin hatten sie mit ihrem Ausbruch seinen Stolz gekränkt.
      Geh selbst und leg einen Zahn zu”, keuchte er Keira an, die bereits schwächelte. Er hätte selbst schon längst eine Pause eingelegt, wäre da nicht die akute Bedrohung in ihrem Rücken, die stetig näherkommen würde.
      Und wäre da nicht die Elfe, die diesmal sicher nicht nur mit ein paar Verbrennungen davonkommen würde. Aber ein weiteres Mal würde Malvas sich ihre Folter nicht antun können, ohne dabei den Verstand zu verlieren.
      Beeil dich.
      Er stolperte über eine Wurzel und hätte beinahe die kostbare Fracht in seinen Armen verloren. Dann fing er sich und seine Arme protestierten mit dumpfem Schmerz.
      Eine weitere halbe Stunde hetzten sie unter Ana’Maeras Anweisung durch den Wald, während der Himmel hinter ihnen in dunklem Rauch verschwand. Malvas kannte sich hier nur schlecht aus, weil die Gegend so nahe an elfischem Gebiet lag und damit keine Menschen hier wohnten. Er musste der Elfe vertrauen, die sie aber tatsächlich an einen reißenden Fluss lotste.
      Dort ließ er Ana’Maera eher unsanft zu Boden und ließ sich selbst keuchend auf den Hintern plumpsen. Seine Arme pulsierten und fühlten sich an wie von Nadelstichen getroffen.
      Nur eine… Minute. ... Wie geht es dir? Lass mich dir helfen."
      Er kam auf alle Viere und krabbelte zu Ana'Maera hinüber, um sich mit ihr am Flussufer niederzulassen.
      "Zeig mir das mal."
      Er besah sich ihre Verbrennungen mit der Expertise eines Mannes, der sie selbst schon erlitten hatte, wenn auch in anderen Ausführungen. Es sah nicht gut aus, denn die Verbrennungen waren schlimm und Kasran musste genau gewusst haben, wie hoch er gehen konnte, ohne permanent zu schädigen. Ihre Haut war an manchen Stellen vollständig weggebrannt und rohes Fleisch war darunter zum Vorschein gekommen.
      "Das muss desinfiziert werden. Und verbunden."
      Er sah Keira für einen Moment erwartungsvoll an, aber die Frau hatte lediglich das Feuer für ihre Befreiung gehabt, sie hatte nicht rein zufällig auch noch Desinfektionsmittel bei sich. Oder gar Verbände. Sie hatten immerhin alle ihre Sachen im Lager gelassen.
      "Pass auf, dass bei den offenen Wunden nichts drankommt. Den Rest können wir ein bisschen kühlen. Okay?"
      Mit größter Vorsicht half er Ana'Maera, ihre Verbrennungen in das eiskalte Wasser zu halten.
    • Keira wusste nicht, wie lange ihre Füße sie noch tragen würden, aber sie wusste, dass jede Blase allemal besser war, als stehen zu bleiben. Also lief sie weiter, wenn auch unbeholfener als Malvas, der nicht nur sich selbst zu tragen hatte. Dennoch gelang es ihm durchzuhalten, da wollte Keira nicht klein bei geben.
      Für die Elfe wurde es gelegentlich etwas holprig, doch sie behielt die Umgebung und vor allem den Himmel im Blick, sofern sie ihn sehen konnte, damit sie sich nicht verliefen. Ihre Landung am Flussufer war zwar nicht sehr angenehm, doch ihre Sorge galt eher dem Dämonen, der erschöpft wirkte. Doch statt sich auszuruhen, kam er auf allen Vieren auf sie zu.
      "Alles gut." Offensichtlich nicht, aber etwas anderes würde sie nicht sagen; sich nie beklagen. Während Malvas sich ihre Verbrennungen ansah, betrachtete sie sein Gesicht. Seine Selbstzweifel waren verflogen, doch er wirkte immer noch anders als sonst. Schon wie er sie im Zelt in die Arme genommen hatte, ehe er sie den ganzen Weg hierher trug, obwohl sie auch selbst gelaufen wäre und dabei weniger gejammert hätte, als die andere Frau des Trios. Sein Blick war anders, ebenso seine Stimme, was ein eigenartiges Gefühl in der Elfe hervorrief. Sie wollte lächeln, damit er sich weniger Sorgen machte, doch ihre verbrannten Lippen machten jede Bewegung unerträglich. Stattdessen hob sie ihre Hand und strich ihm einige Haarsträhnen aus dem Gesicht.

      Keira hatte sich förmlich auf die Knie geworfen und schöpfte Wasser mit ihren Händen, um ihren Durst zu stillen. Als der Dämon zu ihr rüber sah, hob sie nur ihre Augenbraue und trank einen weiteren Schluck, ohne etwas zu sagen. Dachte er, dass sie so etwas in ihren Hosentaschen versteckte? Wohl kaum. Noch immer huschte ihr Blick ständig über ihre Schulter, um den dunklen Rauch im Auge zu behalten, der ihnen auf den Fersen war.
      "Okay." Beim Eintauchen ihrer Füße hielt sie den Atem an und presste ihre Kiefer aufeinander. Der Schmerz zog durch ihren ganzen Körper, sodass sich auch ihre Lunge schmerzhaft zusammenzog bei dem Kälteschock, den sie verspürte. Es dauerte einen Moment, bis es sich einigermaßen angenehm anfühlte. Am schlimmsten brannten ihre Ohren, in denen sie das Pochen ihres Herzen überdeutlich spüren konnte. Es zog durch ihren ganzen Kopf, während ihre Wangen sich glühend heiß anfühlten. Ihr Körper zuckte kurz zusammen, als sie etwas Wasser mit ihren Händen zu ihren Wangen führte und es zwischen ihren Fingern auf ihre Brust fiel. Ihre Atmung beschleunigte sich ein wenig, während die salzigen Tränen auf ihren Wangen brannten.
      Währenddessen versuchte Keira ihre Kleidung noch ein wenig zu säubern, bevor sie weiterhetzen müssten. Ihr Blick fiel auf die Elfe, die nun ein großes Stück ihrer Hose abriss, welche am linken Bein nun nur noch bis zu ihrem Knie reichte. Sie breitete es auf dem Boden aus und sah zu der Menschenfrau rüber.
      "Keira, kannst du dieses Zeichen darauf einbrennen?" Sie zeichnete ein elfisches Symbol in den Dreck, welches Keira ohne Nachfrage mit ihrem Finger auf dem Stoff nachzog. Das kleine Flämmchen zwischen Stoff und Finger hinterließ die gewünschten Linien und kurz darauf warf die Elfe das Stück in den Fluss, der es mit sich riss. Anschließend verwischte sie das Zeichen wieder.
      "Was wird das?", fragte sie nun doch neugierig und hoffte, dass Ana'Maera damit einen guten Plan verfolgte.
      "Die Strömung führt nach Vanderi'i. Vielleicht finden sie es und kommen uns entgegen." Wenn jemand am Fluss war und wenn sich der Stoff nicht irgendwo verfangen würde. Einen Versuch war es jedoch wert. Sollte es sie erreichen, würden sie ganz sicher kommen, denn einen Hilferuf in der elfischen Sprache würden sie nicht ignorieren.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco
    • Ana’Maeras Berührung in seinem Gesicht hinterließ ein wohliges Gefühl in Malvas, das gleichermaßen höchst merkwürdig war. Mit einem Mal wurde ihm bewusst, wie wichtig es ihm war, dass diese Elfe wohlbehalten nachhause zurückkehren würde. Er würde alles tun, um das zu gewährleisten.
      Ganz behutsam, weil die Wunden alle noch frisch waren, tauchte sie die Füße ins Wasser und zuckte davon zusammen. Malvas hielt sie fest, genau dort, wo sie noch am wenigsten erlitten hatte, und führte sie vorsichtig aber stetig durch. Er sagte nichts, als sie von der Kälte, oder auch von Schmerzen, nach Luft schnappte und unter Tränen ihr verbranntes Gesicht kühlte. Er drückte sie allerdings an sich und ließ keinen Moment locker.
      Bald war es besser und sie riss unter einiger Verwunderung einen großen Fetzen ihres Hosenbeins ab, den sie Keira präsentierte. Die Frau tat wie geheißen und kurze Zeit später schwamm das Stück Hose im Wasser davon.
      "Wollen wir mal hoffen, dass sie auch regelmäßig patrouillieren."
      Malvas wusste noch nicht, was er davon halten sollte, bald einer ganzen Elfenschar gegenüberzutreten. Blieb nur zu hoffen dass sie wussten, dass er auf ihrer Seite stand und nicht auf der dämonischen.

      Nach einigen Minuten Pause zum Durchschnaufen drängte der Rauch sie weiter. Kasrans Soldaten hatten natürlich keine Pause gemacht und während die drei eine Reise, eine Hetzjagd und dann eine Folter hinter sich hatten, waren die Dämonen ausgeruht. Der Rauch kam näher, wie eine Wand, die auf sie zurollte und sie irgendwann zerquetschten würde. Flammen flackerten in den verdeckten Himmel empor.
      Malvas nahm Ana'Maera wieder auf, auch wenn seine Arme schmerzten und sein Rücken unter der Last bereits mit Protest nachgab. Trotzdem, er hatte ihre Füße gesehen und konnte nicht zulassen, dass sie ihr ganzes Gewicht darauf legte. Auch noch ohne Schuhe bei dem unebenen Waldboden. Nein, er nahm sie in die Arme und verbiss sich einen Schmerzenslaut.
      Je weiter sie kamen, desto näher schienen ihnen die Dämonen zu rücken. Zuerst war es der Rauch, der langsam zu ihnen aufholte, der sich in den Blätterdächern vor ihnen verfing, begünstigt durch den Wind. Dann war es das ferne Knacken von Bäumen und Ästen, die von den Flammen verzehrt wurden und schließlich waren es dutzende Schritte, die hinter ihnen von Flammen begleitet durchs Unterholz stampften. Malvas stolperte keuchend weiter, seine Lunge von der Anstrengung ihrer Flucht bereits ein schmerzendes, pulsierendes Organ, als er einsehen musste, dass sie so nicht viel weiterkämen. Er musste Ana'Maera absetzen und bemühte sich, sie eilig mitzuziehen. Eine Weile lang ging das auch gut, bis ein Flammenball durch die Sträucher brach und sie fast erwischt hätte. Lediglich Keiras schnellem Handeln war es zu verdanken, dass sie tatsächlich nicht erwischt wurden.
      Aber dann donnerte eine Stimme durch den brutzelnden Wald und besiegelte ihr Schicksal.
      "Keinen einzigen Schritt weiter oder ich lasse eure Knochen brennen!"
      Malvas erschauderte davon. Er blieb wie angewurzelt stehen, denn antrainierten Gehorsam konnte man nicht so schnell wieder ablegen.

      Kasran kam zwischen den Bäumen hinweg hervor. Er loderte förmlich; das Feuer stand nicht nur in seinen Augen, es lag auf seinen Haaren, auf seinem Gesicht, auf seinem ganzen Körper. Alles, was ihn auch nur annähernd berührte, fing sofort Feuer und breitete sich aus. Er sah aus wie eine Gestalt aus den schlimmsten Horrorgeschichten, die Malvas sich nur vorstellen konnte.
      Neben ihnen war der Fluss, der nach Vanderi'i führte und ihnen Hoffnung hätte versprechen müssen, aber jetzt schnitt er ihnen den Fluchtweg ab. Vor ihnen lag der brennende Wald und Kasran, der mitten in seinem eigenen Feuer stand.
      Sie hatten es nicht rechtzeitig geschafft. Das war es.
      Malvas schob die Elfe hinter sich, denn vielleicht konnte er ja seinen Bruder lange genug ablenken, damit sie in den Fluss springen konnte. Und vielleicht, nur vielleicht, würde sie dort nicht ertrinken oder von der Strömung am nächsten Felsen zerschellen, sondern sie würde es bis nach Vanderi'i schaffen. Das hoffte Malvas. Dafür hätte er sogar gebetet.
      Kasran kam näher, hinter ihm seine Soldaten. Er blickte das Trio mit einer Verachtung an, die für den Dämonen typisch war.
      "Habt ihr wirklich geglaubt, ihr könntet so einfach abhauen? Vor mir?"
      Malvas sagte nichts. Er hätte vor Angst keinen Ton rausgebracht, geschweige denn seine Magie verwenden können.
      "Die Elfe hat die Wahrheit gesprochen, deswegen hätte ich euch vermutlich glimpflich behandelt. Vielleicht sogar die Freiheit gewährt, zumindest der Menschenfrau. Aber so? Habt ihr etwa wirklich geglaubt, dass ich -"
      "Sofort alle Waffen runter!"
      Der Schrei ließ ihn herumwirbeln. Es kam von dem unversehrten Dickicht gegenüber, das noch nicht den Flammen zum Opfer gefallen war. Alle Anwesenden wirbelten herum und sahen der Stimme entgegen, die sich jetzt aus dem Unterholz schälte, begleitet von dutzenden ähnlich wirkenden Gestalten.



      Ievis trat aus dem Wald, eine Armbrust im Anschlag. Der Hüter war groß und schlank, aber seine Kraft war nicht zu unterschätzen. Er starrte Kasran nieder, während hinter ihm der restliche Trupp seiner Elfen die Waffen auf die Dämonen ausrichteten. Selbst in den Bäumen über ihnen raschelte es, ein klares Zeichen, dass es noch viel mehr gab, die gar nicht zu sehen waren.
      Malvas war vermutlich niemals so glücklich - nein, er war überhaupt noch niemals glücklich gewesen, Elfen zu sehen. Aber jetzt hätte er sich ihnen schier in die Arme geworfen, um von seinem Bruder wegzukommen.
      "Lasst die Elfe frei. Augenblicklich", verlangte Ievis mit einer kalten Stimme, die kaum zu dem emotionslosen Gesichtsausdruck passte. Man mochte es nicht glauben, dass dieser Elf vor Wut überschäumte.
      "Seid ihr gekommen um zu sterben?", gab Kasran zurück und ließ sein Feuer höher steigen. Malvas zuckte davor zurück, gab aber seinen Platz vor Ana'Maera nicht auf.
      "Wir tun, was getan werden muss."
      "Wenn das so ist, dann spürt an eigenem Leib, wie es ist zu verbrennen!"
      Seine Arme ruckten zur Seite weg und ein wahrer Feuerwall raste auf den Elfentrupp zu.
    • Die Pause war kurz und doch viel zu lang, denn ihre Feinde rückten viel zu schnell auf. Sie kamen kaum zu Kräften, sodass sich der Abstand zwischen ihnen und den dunklen Rauchschwaden immer mehr verringerte. Irgendwann ließ Malvas die Elfe runter, sodass sie eigenständig laufen musste. Über ihre Lippen kam jedoch kein Laut, als sie einen Fuß vor den anderen setzte, um mit Malvas schritt zu halten. Jeder noch so kleine Kieselstein stach schmerzvoll in ihre verbrannten Sohlen und selbst das Gras fühlte sich an wie tausende kleine Nadelspitzen, doch sie lief weiter und zögerte nicht.
      Keira konnte das Feuer ganz deutlich spüren, welches immer näher rückte. Zu schön wäre es, wenn sie einfach durch das Feuer anderer spazieren könnte, aber sie war nicht dagegen resistent. Dieser Kasran möglicherweise schon. Zumindest würde er wohl über Keira's kleinen Flämmchen lachen. Dennoch gelang es ihr in letzter Sekunde den Feuerball in den Fluss zu lenken, welcher zischend darin versank und heißen Wasserdampf emporsteigen ließ. Sie dachte nicht im Traum daran stehen zu bleiben, doch als sie sah, wie Malvas stehen blieb, huschte ich Blick schnell von ihm zu Kasran und wieder zurück. Mit ihren Kräften war sie bereits fast am Ende und eine Flucht schien aussichtslos. Höchstens wenn sie die beiden hier zurücklassen würde, könnte sie eventuell entkommen, doch die Chance war leider so winzig wie ein Floh.
      Keuchend blickte sie zu Ana, die nur stehen blieb, weil Malvas es getan hatte. Ihre Hände legte sie an Malvas Schultern und spähte hinter ihm nach vorn, um Kasran zu sehen. Sie entschied sich dafür bei ihm zu bleiben und wollte an ihm vorbei, warf Kasran einen entschlossenen Blick zu, denn das war sie. Entschlossen zu kämpfen. Doch Kasran's Stimme verstimmte, als eine andere Stimme durch den Wald schallte. Keira drehte sich zu ihnen um und versuchte sich hinter den anderen beiden zu verstecken, aber so, dass sie auf der Seite der Elfen stand, denn die würden ihr nichts tun. Nun stieg wieder Hoffnung in ihr auf, dass sie diesen Tag überleben könnten. Wenn die Elfen über die Dämonen siegen würden.

      Ana'Maera drehte sich stattdessen um, um Malvas hinter sich zu wissen. Sie packte sein Handgelenk und beobachtete die Elfen. Wenn sie vor ihm stand, würden sie ihm nichts tun, da sie sonst sie treffen könnten. Die Elfen würden nicht nachgeben, doch Kasran tat es genau so wenig.
      Schnell legte sie einen Arm um den Dämonen und presste ihren Körper an seinen, während sie den Elfen den Rücken zudrehen musste, um den Feuerwall mit einem starken Windstoß zurückzuhalten. Keira half ihr dabei und versuchte die Flammen zu verkleinern. Dann erhob sich jedoch eine gewaltige Welle aus dem Fluss, der sich über den Dämonen und den Flammen ergoss. Erneut stiegen Schwaden von Dampf in den Himmel, die ihnen die Sicht versperrten. Was für ein Glück, dass sich in Vaneri'i ein paar Wasserelfen befanden. Doch Kasran's Feuer war so mächtig, dass es sich nicht einfach so löschen lassen würde. Ein Großteil des Wassers verdampfte, bevor es das Feuer erreichte. Ebenso wie ihn gewöhnliche Pfeile niemals treffen könnten. Sein Feuer war heißer als das der Schmieden. Vermutlich würde selbst eine Eisenspitze Schwierigkeiten haben zu ihm durchzudringen.
      Die Menschenfrau hatte allerdings all ihre Kräfte bereits aufgebraucht. Als die Elfe sie zu sich zog und sie daraufhin auf die Seite der Elfen schubste, lief sie zwischen den Spitzohren entlang, um sich hinter ihnen in Sicherheit zu bringen. Sie konnte nichts mehr in diesem Kampf beitragen. Nun zog Ana'Maera auch Malvas mit sich, indem sie ihren Arm um seine Taille legte und langsam rückwärts lief. Ohne Waffen konnte sie nur sein Feuer in Schach halten, doch das würde den Elfen nützlich sein können, weshalb sie ihren Blick nicht von Kasran abwandte. Aber sie wollte Malvas auch nicht los lassen, sodass sie weniger ausrichten konnte, als sonst.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco
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      Es war Ana'Maera allein zu verdanken, dass Kasran sie nicht alle auf der Stelle verschmorte. Mit einer Wucht, die man der zierlichen Elfe gar nicht zugetraut hätte, stieß ihr Wind die Flammen zurück und bildete fast schon eine Mauer vor ihnen, die sie vor der Hitze bewahrte. Malvas zuckte davor zurück, aber in Anbetracht dieser Naturgewalten war er gänzlich machtlos. Er konnte nur hoffen, dass beide Seiten sich zu sehr auf den jeweils anderen konzentrierten, um die Mitte zwischen ihnen unberührt zu lassen.
      Inmitten des Flammeninfernos, das sich durch den Wind und das Feuer entfachte, erhoben sich plötzlich hektische Schreie, die sich auf etwas ganz anderes zu berufen schienen. Malvas hielt die Elfe hinterrücks fest, während er sich umdrehte und selbst beobachten konnte, wie sich eine gigantische Welle aus dem Wasser erhob.
      Ein Tsunami, direkt aus diesem Fluss. Wie von unsichtbarer Hand gelenkt, türmte sich das Wasser auf und wurde höher und höher, bis sie sogar ihre Köpfe überragte.
      Malvas hatte so etwas noch nie gesehen. Wassermagie war unter den Dämonen nicht verbreitet. Er gaffte ganz schön, als sich dieses Monstrum aus Wasser alleine vor ihnen erhob und sich dann über die Dämonen ergoss.
      Es zischte und krachte furchtbar laut, als Dämonen von den Wassermassen getroffen und in den Wald geschleudert wurden, aber viele hielten dem stand - Kasran mit eingeschlossen, dessen Feuer jetzt so heiß glühte, dass es vermutlich die Macht gehabt hätte, die Erde zu schmelzen. Alles Wasser, das auf ihn zuflog, verdampfte bereits zu einer riesigen Wolke, die sie alle vollständig einhüllte. Innerhalb von Sekunden wurde es am Ufer so neblig, dass man kaum mehr fünf Meter weit sehen konnte.
      Ohne auf ein weiteres Wunder zu warten, schubste Ana'Maera Keira bereits in Richtung der Elfen und auch Malvas zerrte sie mit sich, der wohl kaum eine Wahl in der ganzen Sache hatte. Kasran oder Elfen? Die eine Hölle oder die andere? Letzten Endes war ihm aber doch die eine lieber und so stützte er Ana'Maera wieder, während sie auf die Elfen zuliefen.
      Der Kampf spitzte sich zu, denn mit einem Mal war hier alles zu neblig, um noch weiter mit Magie zu kämpfen. Man musste in den Nahkampf übergehen, was die Elfen auch sofort taten, als die vorderste Truppe ihre Waffen zückte und auf die Dämonen zustürmte. Sie wurden ihrerseits mit Waffen begegnet und obwohl Kasran in diesem nebligen, feuchten Wetter ganz definitiv geschwächt war, flackerte sein Feuer trotzdem zuckend über seine Klinge hinweg. Sein Zorn alleine war die Quelle für seine schier unbegrenzte Magie in diesem Augenblick, das wusste Malvas. Noch nie zuvor in seinem Leben hatte er solche Angst empfunden.
      Noch gab es aber an den Elfen kein Vorbeikommen und die Dämonen erkannten schnell, dass sie hier Verstärkung benötigten, wenn sie es wirklich mit dieser Patrouille aufnehmen wollten. Aber wollten sie das? Kasran hatte nur seine geflüchteten Gefangenen zurückholen wollen, aber der Stein war schon längst in seinem Besitz. Wozu dann also hier noch Verluste einbüßen? Viel zu schnell setzten die Dämonen den Rückzug an und flüchteten in die Richtung ihres Heerlagers. Den Rücken schützte ihnen ein tobender Kasran, der seinen ehemaligen Gefangenen noch einen letzten Schrei entgegen warf:
      "Ich werde euch noch fassen! Und ihr werdet leiden, wie ihr noch nie in eurem Leben gelitten habt!"
      Malvas zuckte von der Warnung zusammen und stieß ein ängstliches Wimmern aus. Er hatte keine Zweifel daran, dass das keine leeren Worte war, die sein Bruder da von sich gab.
      Dann hatten sie die schützende Elfenfront erreicht und ein hochgewachsener, schlanker Ievis trat ihnen in den Weg. Keira war bereits in Sicherheit hinter der Front gebracht worden und zwei weitere Elfen standen bereit, um Ana'Maera zu empfangen und in Sicherheit zu bringen.
      Aber nicht Malvas. Für Malvas hatte Ievis ein Kurzschwert in der Hand. Seine Miene war so unergründlich und unlesbar wie die aller Elfen.
      "Lass sie los und stirb einen schändlichen Tod, Dämon."
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      Es missfiel der Elfe, dass sie dem Kampf nicht beitreten konnte. Das war gegen ihre Natur. Hätte sie eine Waffe gehabt, hätte sie sich von Malvas losgerissen, doch so ließ sie sich von ihm zu den Elfen bringen und achtete darauf, dass sie nicht voneinander getrennt wurden.
      Die Dämonen traten jedoch den Rückzug an und Kasran's Worte ließen sie aufhorchen. Mit geballter Faust sah sie in dessen Richtung und presste die Zähne aufeinander. Nun überlegte sie, ob sie sich das Schwert eines Hüters schnappte und ihm hinterherlief, doch sie wollte Malvas nicht allein lassen. Nicht allein mit den Elfen. Denn als Ievis sich vor sie stellte, forderte er Malvas' Tod. Mit dem Ausdruck der Elfen im Gesicht, stellte sie sich schützend vor Malvas und sah zu dem Elf auf.
      "Nicht."
      Doch bevor dies in einer Diskussion über Malvas' Leben endete, trat sie einen kleinen Schritt vor. Sie wusste nicht, ob die anderen Hüter von ihm ablassen würden, würde sie ihn verteidigen. Nur weil sie Malvas als ihren Verbündeten sah, würden es die anderen Elfen nicht zwangsläufig ebenfalls tun. Also versuchte sie diese Angelegenheit aufzuschieben und die Aufmerksamkeit auf Kasran zu lenken.
      "Dieser Feuerdämon hat den Ätherionstein.. Ich hatte die Aufgabe ihn nach Lumenar zu bringen, doch er konnte uns überwältigen..", erklärte sie ihm in ihrer Muttersprache und sah ihm dabei dringlich in die Augen. Malvas sollte für ihn unwichtig sein, denn ihre oberste Pflicht war es die Ätherionsteine zu beschützen.
      "Gebt mir einen Bogen und ein Schwert. Ich werde ihn mit euch zurückholen."
      Sie würde die Sache den Elfen nicht allein überlassen und sie in diesem Kampf unterstützen. Solche Verletzungen hielten einen Hüter nicht vom Kampf ab.

      Doch dann kam sie wieder auf Malvas zu sprechen und stellte sich neben ihn, wobei sie ihm eine Hand auf die Schulter legte.
      "Malvas weiß mehr über die Dämonen als wir. Er hat mir geholfen", argumentierte sie für ihn und sah ihn dann an.
      "Weißt du, wo sich die Königin aufhält oder wohin sie mit dem Ätherionstein gehen werden?", fragte sie ihn und hoffte, dass er eine Antwort darauf hatte, um Ievis von seinem Nutzen zu überzeugen. Wenn er es nicht wusste, sollte er wenigstens so tun als ob, um mehr Zeit zu schinden. Das würde er doch, oder nicht? Lügen lag doch in seiner Natur.
      Wenn er es aber tatsächlich wusste, wäre dies natürlich umso besser. Jetzt einfach auf die Dämonen zu stürmen, wäre viel zu unüberlegt. Sie sollten jeden Hüter mitnehmen, den sie zur Verfügung hatten. Außerdem brauchte sie Waffen und eventuell ein neues Paar Stiefel.
      Für Malvas wäre es besser, wenn er während des Kampfes flüchtete, falls die anderen Elfen sich nicht davon überzeugen ließen, ihn am Leben zu lassen. Doch sie konnte ihm keine Ratschläge geben, da sie Ievis darüber aufklären musste, wieviele Dämonen in dem Lager waren und wie es aufgebaut war. Jede noch so kleine Information über ihren Feind war hilfreich.

      Ihr Blick glitt zu Keira rüber, die zwischen den Elfen vor ihr zu den beiden sah. Nur kurz trafen sich ihre Blicke, ehe die Menschenfrau ihren abwandte und sich umdrehte, wobei sie ihren Blick senkte. Sie war wirklich froh, dass diese Elfen ihnen so schnell zur Hilfe kamen. Das Schicksal des Steins oder ihrer Gefährten war ihr vollkommen egal. Gut, nicht vollkommen. Aber ihr eigenes Wohl war ihr wichtiger. Ob die Elfen Malvas töteten oder nicht. Das mit dem Stein würde wohl auch für sie irgendwann Nachteile haben können. Aber diese Elfen hatten ja vielleicht tatsächlich eine Chance gegen die Dämonen. Für sie stand allerdings fest, dass sie nichts weiter damit zutun haben wollte. Und dennoch hoffte sie das beste.
      Ana'Maera betrübte ihre Abweisung, weshalb sie noch kurz zu ihr sah, ehe sie ihren Blick wieder auf Ievis richtete. Noch immer stand sie zwischen ihm und Malvas und war nicht gewillt beiseite zu treten. Sie war sogar wieder einen Schritt nach vorn getreten, um mehr von Malvas' Körper hinter sich zu wissen, damit Ievis' Schwert ihn nicht ungehindert erreichen konnte. Außerdem achtete sie darauf, dass sich ihnen auch sonst niemand näherte. In diesem Moment wollte sie niemanden in ihrem Rücken haben. Niemanden außer Malvas.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco

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