Ellie
"Ja... das finde ich wirklich", sagte ich auf die Frage hin, ob ich sein Klavierspiel tatsächlich schön fand. Schön war garkein Ausdruck. Die Mondscheinsonate hatte etwas melancholisches. Er hatte es mit solch einer Inprunst gespielt, als würde er jeden einzelnen Klang tief in seinem Herzen spüren. Dieses Gefühl nach außen zu tragen, schafften nur wenige. Er musste schon viele Jahre geübt sein. Dass ich selbst auch Klavierunetrricht nahm, seit ich aufrecht sitzen konnte, verschwieg ich, denn gegen seine Begabung, hätte ich keine Chance.
Als er sich nach meinem Wohlbefinden erkundigte, musste ich an meine dröhnenden Kopfschmerzen und an die fehlende Erinnerung denken. Es war mir mehr als unangenehm, hier in seinem Wohnbereich zu stehen, ungeduscht, mit den Kleidern vom Vortag, dem Schweiß im Nacken und den ungeputzten Zähnen. Sicher hatte ich eine Alkoholfahne und roch nach Schweiß. Darum presste ich meine Arme dicht an meinen Körper. "Oh, ehm... es geht mir ganz gut, schätze ich", gab ich ihm zur Antwort und wandte den Blick wie ein Kind zu Boden, das wusste, dass es irgendetwas falsch gemacht hatte. "Hör mal...", begann ich nach kurzem Schweigen und wusste gar nicht so recht, was ich mit meinen nach unten baumelnden Händen machen sollte. Also rieb ich sie nervös aneinander, während ich nach den passenden Worten suchte. "Normalerweise trinke ich nicht... niemals. Ich werde es auch vermutlich nie wieder tun", in Anbetracht der Tatsache, aus meiner Sicht wohl verständlich. "Falls ich... irgendetwas peinliches gesagt oder getan habe... tut mir das sehr leid. Ich wollte dir wirklich nicht zur Last fallen."
Vorsichtig schaute ich zu ihm. Das Herz in meiner Brust pochte unaufhörlich und meine Hände wurden ganz schwitzig. "Also, warum auch immer du mich zu dir mitgenommen hast... Danke."
Timothy
Den Kopf wieder vollends in die Arbeit gesteckt, bemerkte ich Samantha erst, als sie vor mir stand. Genauso schön und erholt als am Tag zuvor. Ich musste unweigerlich lächeln und konnte für einen Moment den Berg an Arbeit, der sich unglaublicherweise innerhalb eines Tages angesammelt hatte, vergessen. "Guten Morgen. Na, gut geschlafen?", wollte ich wissen und warf einen flüchtigen Blick auf meine Armbanduhr. Es war gerade einmal kurz nach acht Uhr. Zwar war ich bereits seit einer Stunde hier, doch mir machte das frühe Aufstehen nichts aus. Ich fand, man hatte einfach mehr vom Tag, wenn man den zwitschernden Vögeln einen Guten Morgen wünschte. "Du bist sehr früh", bemerkte ich, denn zu solch einer Uhrzeit hatte ich Samantha noch nicht erwartet. Auch wenn sie erst seit zwei Tagen bei uns in der Redaktion arbeitete, und sicher Eindruck schinden wollte, wäre es heute ihr gutes Recht gewesen, auszuschlafen. Niemand hätte ihr dies übel genommen, denn ich dachte mir, dass ihr der Umzug noch in den Knochen steckte, auch wenn äußerlich nichts darauf schließen ließ, denn sie sah aus wie ein blühender Sommertag. Und duftete auch danach. Allzu gerne nahm ich einen tiefen Luftzug und presste die Luft daraufhin aus meinen Lungen wieder heraus. "Na dann... nimm Platz. Ich zeige dir gerne unsere Übersicht über die Versände. Eigentlich hätte es auch noch Montag Zeit, da unsere Zeitung immer Mittwochs erscheint und das Ganze innerhalb eines Tages gedruckt wird. Aber ich mache es lieber gerne am Wochenende... man weiß ja nie."
Lächelnd stand ich auf, um ihr Platz zu machen. Es war einfacher, ihr diese Übersicht am PC zu zeigen.
Noah
Auch wenn wir weder trinken noch essen mussten, um zu überleben, so, wie die jämmerlichen Menschen, trank ich am Morgen gerne eine heiße Tasse Kaffee, während ich mit nacktem Oberkörper auf dem Balkon stand und die Sonne so glücklich fiel, dass sie nicht direkt auf mich schien. Wir konnten uns im Sonnenlicht aufhalten, weder verbrannten wir, noch wurden wir zu Staub, und vorallem: wir glitzern nicht in der Sonne, wie in diesen lächerlichen Liebesromanen. Doch besonders gut tat uns das Sonnenlicht auch nicht. Es löste verschiedene Symptome aus, wie Kopfschmerzen oder Übelkeit, hielten wir uns länger darin auf. Manche bekamen auch einen Art Ausschlag, Juckreiz. Ähnlich wie bei einer allergischen Reaktion. Bei dem einen war es schlimmer als bei dem anderen. Dar ich glücklicherweise nicht so sehr darauf reagierte wie meine anderen Leidensgenossen, verbrachte ich die wenigen Sonnenstunden Rainvilles gerne hier. Meinen Blick über die Küste schweifend, eine Kippe im Mund und die Kaffeetasse in der Hand, roch ich die frische Meeresluft und lauschte dem Geschrei der Möwen, die ihre Kreise zogen. Ich wohnte erst seit ein paar Tagen hier, hatte das Haus aber selbstverständlich möbeliert übernommen und es mir auf dem nicht sonderlich großen, aber sehr gemütlichen Balkon, von dem aus man einen fabelhaften Blick über die Landschaft genießen konnte, eingerichtet. Hier und da stand eine Palme, eine nette, bequeme Sitzecke und ein kleiner runder Tisch mit zwei Stühlen, direkt an der Balustrade, auf dem ein Teelicht und ein Aschenbecher stand. Lediglich bedauerte ich, dass es platztechnisch statt für einen riesigen Pool, der zweifelsfrei noch im Grundstück Platz finden sollte, für einen Whirlpool gereicht hatte.
Ich hatte noch keine Bekanntschaft mit den wenigen Nachbarn geschlossen - und wisst ihr was? Sie interessierten mich auch nicht. Sie waren Menschen. Außerdem konnte sich keine junge, gutaussehende Frau ein Haus in dieser Ecke Rainvilles leisten. Es war das nobelste Viertel der Kleinstadt. Nur das Beste für den Besten, versteht sich. Also nahm ich an, hier nur irgendwelche alten Senioren mit verzogenen Enkeln anzutreffen. Doch als laute Musik ertönte und geschmackvoller Heavy Metal durch Latino-Musik ersetzt wurde, begann ich zu grummeln. Ich ging etwas näher an die Balustrade und blickte hinunter zum anderen Grundstück, in dessen Hof gerade ein Ford GT gesäubert wurde. Wo kam der Rotschopf denn auf einmal her? Verwundert nahm ich die Kippe aus meinem Mund und warf sie ihr entgegen, nachdem ich sie eine Weile beobachtet hatte. Erstens hätte sie meinen Ruf vermutlich sowieso nicht gehört, so wie sie in ihrem Element war, und zum anderen wollte ich nicht wie ein Irrer herumschreien. Zwar liebte ich ebenfalls laute Musik, genoss stürmische Nächte in Bars und verbrachte nur selten Abende ohne Gesellschaft, doch am Morgen genoss ich auch gerne so etwas wie RUHE. Als ich sie natürlich mit der Kippe am Kopf getroffen hatte, denn ich traf immer mein Ziel, ihr rotes, lockiges Haar aber leider nicht in Flammen aufging, rief ich ihr entgegen: "Hey! Rotschopf! Mach die Musik gefälligst leiser!", und zog an meinem neuen Glimmstängel. Zwar hatte sie hübsche Beine, einen netten Arsch, aber trotzdem war diese Musik kaum zu ertragen.
"Ja... das finde ich wirklich", sagte ich auf die Frage hin, ob ich sein Klavierspiel tatsächlich schön fand. Schön war garkein Ausdruck. Die Mondscheinsonate hatte etwas melancholisches. Er hatte es mit solch einer Inprunst gespielt, als würde er jeden einzelnen Klang tief in seinem Herzen spüren. Dieses Gefühl nach außen zu tragen, schafften nur wenige. Er musste schon viele Jahre geübt sein. Dass ich selbst auch Klavierunetrricht nahm, seit ich aufrecht sitzen konnte, verschwieg ich, denn gegen seine Begabung, hätte ich keine Chance.
Als er sich nach meinem Wohlbefinden erkundigte, musste ich an meine dröhnenden Kopfschmerzen und an die fehlende Erinnerung denken. Es war mir mehr als unangenehm, hier in seinem Wohnbereich zu stehen, ungeduscht, mit den Kleidern vom Vortag, dem Schweiß im Nacken und den ungeputzten Zähnen. Sicher hatte ich eine Alkoholfahne und roch nach Schweiß. Darum presste ich meine Arme dicht an meinen Körper. "Oh, ehm... es geht mir ganz gut, schätze ich", gab ich ihm zur Antwort und wandte den Blick wie ein Kind zu Boden, das wusste, dass es irgendetwas falsch gemacht hatte. "Hör mal...", begann ich nach kurzem Schweigen und wusste gar nicht so recht, was ich mit meinen nach unten baumelnden Händen machen sollte. Also rieb ich sie nervös aneinander, während ich nach den passenden Worten suchte. "Normalerweise trinke ich nicht... niemals. Ich werde es auch vermutlich nie wieder tun", in Anbetracht der Tatsache, aus meiner Sicht wohl verständlich. "Falls ich... irgendetwas peinliches gesagt oder getan habe... tut mir das sehr leid. Ich wollte dir wirklich nicht zur Last fallen."
Vorsichtig schaute ich zu ihm. Das Herz in meiner Brust pochte unaufhörlich und meine Hände wurden ganz schwitzig. "Also, warum auch immer du mich zu dir mitgenommen hast... Danke."
Timothy
Den Kopf wieder vollends in die Arbeit gesteckt, bemerkte ich Samantha erst, als sie vor mir stand. Genauso schön und erholt als am Tag zuvor. Ich musste unweigerlich lächeln und konnte für einen Moment den Berg an Arbeit, der sich unglaublicherweise innerhalb eines Tages angesammelt hatte, vergessen. "Guten Morgen. Na, gut geschlafen?", wollte ich wissen und warf einen flüchtigen Blick auf meine Armbanduhr. Es war gerade einmal kurz nach acht Uhr. Zwar war ich bereits seit einer Stunde hier, doch mir machte das frühe Aufstehen nichts aus. Ich fand, man hatte einfach mehr vom Tag, wenn man den zwitschernden Vögeln einen Guten Morgen wünschte. "Du bist sehr früh", bemerkte ich, denn zu solch einer Uhrzeit hatte ich Samantha noch nicht erwartet. Auch wenn sie erst seit zwei Tagen bei uns in der Redaktion arbeitete, und sicher Eindruck schinden wollte, wäre es heute ihr gutes Recht gewesen, auszuschlafen. Niemand hätte ihr dies übel genommen, denn ich dachte mir, dass ihr der Umzug noch in den Knochen steckte, auch wenn äußerlich nichts darauf schließen ließ, denn sie sah aus wie ein blühender Sommertag. Und duftete auch danach. Allzu gerne nahm ich einen tiefen Luftzug und presste die Luft daraufhin aus meinen Lungen wieder heraus. "Na dann... nimm Platz. Ich zeige dir gerne unsere Übersicht über die Versände. Eigentlich hätte es auch noch Montag Zeit, da unsere Zeitung immer Mittwochs erscheint und das Ganze innerhalb eines Tages gedruckt wird. Aber ich mache es lieber gerne am Wochenende... man weiß ja nie."
Lächelnd stand ich auf, um ihr Platz zu machen. Es war einfacher, ihr diese Übersicht am PC zu zeigen.
Noah
Auch wenn wir weder trinken noch essen mussten, um zu überleben, so, wie die jämmerlichen Menschen, trank ich am Morgen gerne eine heiße Tasse Kaffee, während ich mit nacktem Oberkörper auf dem Balkon stand und die Sonne so glücklich fiel, dass sie nicht direkt auf mich schien. Wir konnten uns im Sonnenlicht aufhalten, weder verbrannten wir, noch wurden wir zu Staub, und vorallem: wir glitzern nicht in der Sonne, wie in diesen lächerlichen Liebesromanen. Doch besonders gut tat uns das Sonnenlicht auch nicht. Es löste verschiedene Symptome aus, wie Kopfschmerzen oder Übelkeit, hielten wir uns länger darin auf. Manche bekamen auch einen Art Ausschlag, Juckreiz. Ähnlich wie bei einer allergischen Reaktion. Bei dem einen war es schlimmer als bei dem anderen. Dar ich glücklicherweise nicht so sehr darauf reagierte wie meine anderen Leidensgenossen, verbrachte ich die wenigen Sonnenstunden Rainvilles gerne hier. Meinen Blick über die Küste schweifend, eine Kippe im Mund und die Kaffeetasse in der Hand, roch ich die frische Meeresluft und lauschte dem Geschrei der Möwen, die ihre Kreise zogen. Ich wohnte erst seit ein paar Tagen hier, hatte das Haus aber selbstverständlich möbeliert übernommen und es mir auf dem nicht sonderlich großen, aber sehr gemütlichen Balkon, von dem aus man einen fabelhaften Blick über die Landschaft genießen konnte, eingerichtet. Hier und da stand eine Palme, eine nette, bequeme Sitzecke und ein kleiner runder Tisch mit zwei Stühlen, direkt an der Balustrade, auf dem ein Teelicht und ein Aschenbecher stand. Lediglich bedauerte ich, dass es platztechnisch statt für einen riesigen Pool, der zweifelsfrei noch im Grundstück Platz finden sollte, für einen Whirlpool gereicht hatte.
Ich hatte noch keine Bekanntschaft mit den wenigen Nachbarn geschlossen - und wisst ihr was? Sie interessierten mich auch nicht. Sie waren Menschen. Außerdem konnte sich keine junge, gutaussehende Frau ein Haus in dieser Ecke Rainvilles leisten. Es war das nobelste Viertel der Kleinstadt. Nur das Beste für den Besten, versteht sich. Also nahm ich an, hier nur irgendwelche alten Senioren mit verzogenen Enkeln anzutreffen. Doch als laute Musik ertönte und geschmackvoller Heavy Metal durch Latino-Musik ersetzt wurde, begann ich zu grummeln. Ich ging etwas näher an die Balustrade und blickte hinunter zum anderen Grundstück, in dessen Hof gerade ein Ford GT gesäubert wurde. Wo kam der Rotschopf denn auf einmal her? Verwundert nahm ich die Kippe aus meinem Mund und warf sie ihr entgegen, nachdem ich sie eine Weile beobachtet hatte. Erstens hätte sie meinen Ruf vermutlich sowieso nicht gehört, so wie sie in ihrem Element war, und zum anderen wollte ich nicht wie ein Irrer herumschreien. Zwar liebte ich ebenfalls laute Musik, genoss stürmische Nächte in Bars und verbrachte nur selten Abende ohne Gesellschaft, doch am Morgen genoss ich auch gerne so etwas wie RUHE. Als ich sie natürlich mit der Kippe am Kopf getroffen hatte, denn ich traf immer mein Ziel, ihr rotes, lockiges Haar aber leider nicht in Flammen aufging, rief ich ihr entgegen: "Hey! Rotschopf! Mach die Musik gefälligst leiser!", und zog an meinem neuen Glimmstängel. Zwar hatte sie hübsche Beine, einen netten Arsch, aber trotzdem war diese Musik kaum zu ertragen.
Muttersein ist eine Liebesgeschichte, die niemals endet.
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