Don't fall in love with a human (Kiimesca & Nordlicht)

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Timothy

      Ich konnte mir immer noch in den Hintern beißen, als diese unbändige Stille mein Hirn zermaterte. Sie war gerade mal den zweiten Tag in der Redaktion angestellt, und ich Idiot - vielleicht galt ich jetzt sogar als geiler Lustmolch? - betitelte sie als "schön". Nicht hinter ihrem Rücken, sondern ins Gesicht! Ich wusste nicht, was da über mich gekommen war. Ich machte nie "den ersten Schritt", und auch wenn es nicht offiziell verboten war, Beziehungen, die über ein kollegiales Verhältnis hinausgingen, auf unserer Arbeit zu führen, wollte ich nicht, dass sie sich bedrängt fühlte. Darum hoffte ich, dass sie das kleine Kompliment schnell wieder vergaß und wir gut zusammen arbeiten konnten. Privates und Berufliches sollte man meiner Meinung nach besser trennen, denn ich hatte schon zu oft erlebt, dass dies gehörig in die Hose gehen konnte. Als sie dann allerdings sagte, dass sie gerne ins Kino gehen wollte, sah ich sie mit großen Augen an, wäre beinahe meinem Vordermann drauf gefahren, als dieser sich in eine Schlange an einer weiteren roten Ampel reihte. Heftig drückte ich aufs Bremspedal, bevor ich sie wieder ansah. "K-Kino?" War das etwa eine Einladung? "Ich... ehm. Ich kann dir das Kino z-zeigen, also, falls du nicht alleine gehen möchtest. Aber vielleicht hast du ja auch eine Freundin, die mit dir geht. I-ich bin auch unwahrscheinlich beschäftigt... a-aber wenn du sonst a-allein gehen musst. Also... ich könnte es sicher... möglich machen. Gerne. Also..."
      Ich warf einen Blick zum Kennzeichen meines Vordermanns und presste meine Beißerchen, zornig auf mich selbst, heftig aufeinander. Ich war ein Trottel!

      Muttersein ist eine Liebesgeschichte, die niemals endet.
    • Samantha

      Als Timothy meinetwegen den Verkehr vernachlässigte, bereute ich es sofort etwas gesagt zu haben. Ich wollte nicht, dass er seine Fassung verliert, die er so sehr versuchte zu behalten. Er reagierte ja schon fast geschockt und doch machte ihn genau das so sympathisch. Sein Stottern war für mich gleichzeitig angenehm und unangenehm zugleich. Er war schüchtern und zurückhaltend, aber unglaublich höflich. Er zog mich an und machte es mir unheimlich schwer mich fernzuhalten. Das ich ihm nicht so einfach widerstehen konnte, war für mich der unangenehme Teil. Nun war es zu spät für einen Rückzieher und auch wenn ich wusste, dass es falsch war, wollte ich vermeiden, dass er einen falschen Eindruck von mir hatte. Ich könnte ebenso schüchtern noch einen Rückzieher versuchen, oder aber zu meinen Worten stehen und ihn selbstbewusst einladen, was eher nach mir klang.
      "Ich würde mich sehr freuen, wenn du mitkommst..." Damit hatte ich nun alle Unklarheiten beseitigt und musste mich wirklich zusammenreißen. Wenn ich vor meiner Ankunft in Rainville noch nichts getrunken hätte, würde sein Geruch mich dazu verleiten meinen Durst zu stillen. Ich wollte ihn nicht verletzen und nicht für irgendetwas benutzen. Jetzt steckte ich ziemlich in der Klemme und wusste nicht, wie ich da wieder rauskommen sollte. Als Vampir war es äußerst unklug seine Freizeit auf diese Weise mit einem Menschen zu verbringen. Doch der Teil in mir, der sich schon immer jemanden an meiner Seite gewünscht hatte, hielt Timothy für eine gute Wahl. Vielleicht sogar für den richtigen. Würden wir nur nicht unterschiedlichen Spezies angehören..
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco
    • Timothy

      Fast hätte ich mich an meiner eigenen Spucke verschluckt. Dann hätte sich das Date sowieso erledigt. Ein Date... es zerging wie Kräuterbutter auf meiner Zunge. War es denn wirklich ein Date? Also in anbetracht der Tatsache, dass wir ins Kino gingen... und sie mich mehr oder weniger eingeladen hatte... ja, ich würde schon sagen, dass es ein Date war. Oh man! Ich konnte mein Glück kaum fassen. Am liebsten hätte ich das Auto angehalten, wäre hinausgesprungen und hätte meine Freude ins verregnete Rainville geschrien, doch ich ließ es sein und versuchte eine kühle Fassung zu bewahren. "Ich denke, das ließe sich einrichten. Schauen wir mal, was füe ein Film läuft... dann hole ich dich nachher wieder ab. Das Kino ist nicht weit von deinem Zuhause entfernt... wir könnten... spazieren", schlug ich vor und musste mich mit aller Leibeskraft zusammenreißen, nicht zu stottern oder irgendeinen Blödsinn zu erzählen. Wir fuhren auf den Parkplatz der Redaktion, während der Regen weiter unaufhörlich gegen die Autoscheiben schlug. "Vorausgesetzt der Regen verzieht sich wieder...", wonach es nun eher nicht aussah. Begann es in Rainville zu regnen, hörte es oft den ganzen Tag und die ganze Nacht nicht mehr auf. Gerne wollte ich ihr die Wahl überlassen. Ich schaltete den Motor aus, zückte mein Handy aus der Hosentasche - galant wie immer - und schaute, was für Filme heute im Programm liefen. "Was schaust du gerne? Horror... lieber was zum lachen?", fragte ich neugierig, während ich mit meinem Daumen runter scrollte und die ingesamt vier Filme durchlief.

      Muttersein ist eine Liebesgeschichte, die niemals endet.
    • Samantha

      Als er zusagte, konnte ich mein Lächeln kaum beherrschen. Diese große Freude, die ich verspürte, konnte doch nicht schlecht sein. Sie verdrängte jeden Zweifel in mir und ließ mich fast wieder nur ein Mensch sein. "Wofür gibt es Regenschirme..", meinte ich, als er wegen des Regens und dem Spaziergang besorgt war. So ein bisschen Wasser sollte uns nicht schaden.
      Ich fand es wirklich süß, wie er sofort schon nach einem Film schauen wollte. "Oh, ich mag alles. Ich liebe Filme. Liebesfilme, Komödien, Horrorfilme... In der Reihenfolge", lachte ich zum Schluss. Alles andere würde ich zwar auch schauen, aber das waren meine Top 3. "Und du?", fragte ich und beobachtete ihn neugierig, um jede Regung seines Gesichts regelrecht aufzusaugen. Er hatte so wundervolle Augen, die ich gern aus der Nähe betrachten würden. Näher als jetzt. Dieses Bedürfnis.. Dieses Verlangen.. Ich konnte mich kaum mehr dagegen wehren.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco
    • Timothy

      "Oh ehm...", überlegte ich, während ich mir die kurzen Beschreibungen der Filme ansah. Neben einem blutigen Horrorstreifen, gab es noch eine Liebeskomödie und einen Astronauten-Film sowie ein weiterer Horrorfilm. Liebesfilme war also ihr absoluter Favorit. Innerlich musste ich schmunzeln. Es war nun nicht wirklich mein Genre, da ich mir diesen Herzschmerz nicht unbedingt gerne ansah. Oft schlief ich bei solchen Filmen ein und ich mochte nicht, wie perfekt und fehlerfrei die Menschen dort dargestellt wurden. Und obwohl ich ein ehrlicher Mensch war, und mir zweifelsfrei der Horrorstreifen mit der FSK-Freigabe 18 lieber gewesen wäre, schaute ich auf und lächelte ihr sanft zu. "Die Liebeskomödie klingt doch ganz gut", sagte ich. Eine Liebesgeschichte, verpaart mit ein paar Lachern... das war okay. Reine Liebesgeschichten, in denen entweder einer der beiden Liebenden auf tragische Weise starb, oder eine ewige On Off Beziehung führten... das hingegen hätte mich weitaus mehr Überwindung gekostet. Dass ich mir am liebsten Tier-Dokus anschaute, band ich ihr nun nicht auf das hübsche Stupsnäschen. Eigentlich wollte ich ihr mein Handy reichen, damit sie sich die Beschreibung des Films selbst ansehen konnte, der "1000 Wege und mehr zu dir" hieß, ziemlich bescheuerter Titel, aber okay... hielt mich ihr Blick auf, die Hand auszustrecken. Das tiefe Braun ihrer Augen zog mich in einen Bann, aus dem ich nicht entrinnen konnte. Unmerklich musste ich schlucken, bemerkte erst jetzt, dass ich mich ihren Lippen ein Stück genähert hatte. Doch ich schaffte es, mich aus der Trance wachzurütteln, ihr das Handy hinzuhalten und den Blick abzuwenden, während ich leise murmelte: "Schau ihn dir mal an..."

      Muttersein ist eine Liebesgeschichte, die niemals endet.
    • Samantha

      Eine Liebeskomödie also? Ich mochte auch herzzerreißende Filme wie Titanic - den hab ich bestimmt schon 100 mal gesehen - aber ein Paar, dass auf witzige und umständliche Weise ihren Weg zueinander fand, liebte ich genauso. Ich dachte, er wolle mir noch etwas sagen, doch als sich unsere Blicke trafen, war es still. Nur das Prasseln des Regens war zu hören. Aber auch sein Herzschlag konnte sich nicht vor meinen Ohren verstecken. Wenn ich ein Mensch wäre, könnte ich all die Eindrücke von ihm gar nicht wahrnehmen und genau das war es doch, was mich so an ihm anzog.
      Unser Blickkontakt hielt eine ganze Weile und ich dachte fast schon, dass wir gerade dabei waren uns einander zu nähern, aber für einen Kuss war das nun wirklich zu früh! Auch, wenn ich mich dabei ertappte, es mir vorzustellen. Timothy beendete diesen Moment zum Glück, bevor ich mich dazu durchringen musste und reichte mir sein Handy. Schweigend betrachtete ich das Bild und las mir den Text durch, bevor ich es ihm zurückgab. "Das hört sich gut an..", meinte ich und raffte mich auf. "Ich bearbeite als erstes die Bilder. Danach kannst du mir zeigen, welche Arbeit ich von Eric übernehmen soll." Ein warmes Lächeln umspielte meine Lippen, ehe ich versuchte nicht all zu fluchtartig aus dem Auto auszusteigen, um etwas Abstand zu gewinnen. Es war ein Spiel mit dem Feuer. Viel mehr was ich das Feuer, das ihn verschlingen wollte, doch er war derjenige, der immer mehr Benzin hineingoss. Was sollte ich nur tun? Wir hatten ein Date, da war ja nichts dabei.. Und danach? Ich würde ihn belügen müssen und wenn er merkte, dass ich in den nächsten Jahren nicht älter werde, müsste ich ihn verlassen. Doch diese Gedanken verschwanden immer mehr in den Hintergrund, je mehr Zeit ich mit ihm verbrachte.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco
    • Timothy

      "Gut, dann ist es gebongt. Ich reserviere die Karten", ließ ich sie lächelnd und voller Vorfreude wissen. Keine unbändige Freude für den Film, sondern um etwas Ruhe vor der Arbeit und Mr. Johnson zu finden, vorallem aber, um mit ihr Zeit zu verbringen. Schnell hatte ich diesen kurzen Tastenklick noch erledigt, wählte Plätze in den oberen Reihen aus, damit man eine perfekte Sicht auf die Leinwand genießen konnte, bevor ich ihrem Vorschlag, was die Arbeit betraf, zustimmend entgegen nickte. "Mr. Johnson ist bestimmt schon ganz gespannt", sagte ich, und ich war auch überzeugt davon, dass er begeistert sein würde. Somit konnte sie dem alten Alkoholiker wenigstens eine kleine Freude bereiten.
      Gegen 17 Uhr kamen wir wieder in der Redaktion an. Wir waren nicht mehr vollzählig. Ganz offensichtlich hatte Gabriella sich den Mittag frei genommen, denn ihr freundliches Lächeln begrüßte uns nicht, als wir durch die Glastür ins Innere der Redaktion traten. Mr. Johnson's laute, zornige Stimme schien gerade ein Telefonat zu führen, weswegen die Kollegen auf den Gängen das Weite gesucht hatten. Lediglich eine der Praktikantinnen lief etwas herrenlos umher wie ein streunender Hund und grüßte uns flüchtig durch ihre großen, runden Brillengläser. "Dann mal an die Arbeit, was?" Ich schenkte Samantha noch ein kurzes Lächeln, bevor ich mich dem Artikel der Ballettschule widmete, der spätestens morgen fertiggestellt werden musste. Die Zeilen kamen fließend auf den Monitor und gegen 18:30 Uhr musste ich ihn lediglich nochmal Korrekturlesen. Ich war zufrieden mit meiner Arbeit. Inzwischen war neben mir, Samantha und Mr. Johnson niemand mehr in den Räumlichkeiten anzutreffen. Somit verließ ich das Büro und klopfte kurz darauf an Samanthas Bürotür. "Hey... na, hat alles geklappt? Du hast eigentlich schon Feierabend... ich zeige dir die Sachen, die Eric so machte gerne morgen. Ich musste mich heute dem Artikel widmen. Mr. Johnson ist noch in seinem Büro, falls du ihm die Aufnahmen zeigen möchtest."
      Ich lehnte mit lächelnd und mit vor der Brust verschränkten Armen in den Türrahmen.

      Muttersein ist eine Liebesgeschichte, die niemals endet.
    • Samantha

      Ich war vertieft in meine Arbeit, suchte eine handvoll Bilder heraus und bearbeitete diese noch ein wenig. Für den Artikel könnten wir wohl höchstens 2 übernehmen, doch die Wahl überließ ich dann dem Chef. Die Zeit verging wie im Flug und zu meinem Glück konnte ich mich immer gut auf etwas fokussieren. Die Verabredung mit Timothy vergaß ich zwar nicht, aber ich dachte erst wieder daran, als eben jener in mein Büro kam.
      Also hob ich meinen Kopf und blinzelte kurz. War es schon so spät? Sanft schüttelte ich den Kopf und lächelte. "Schon gut. Bin fertig. Ich hab' ihm die Auswahl der Bilder schon per E-Mail geschickt." So könnte er sie sich in Ruhe anschauen, ohne das ich ihm dabei wie ein Geier dabei zusehen müsste. Das er überhaupt noch in der Redaktion war, wunderte mich. Ich konnte den Geruch von Alkohol leider zu gut wahrnahmen und wusste gestern schon, dass er diesem Laster verfallen war. Ich wusste, dass Gabriella gern Pfefferminztee trank. Pierre war ein Kaffeejunkie und Timothy.. roch einfach wunderbar. Nicht nur, was er gegessen oder getrunken hatte. Er trug auch keinen aufdringlichen Duft. Menschen neigten dazu mit dem Parfüm etwas zu übertreiben, was wirklich furchtbar für meine empfindliche Nase war. Aber Timothy könnte ich den ganzen Tag riechen.
      Kurz sah ich auf meinen PC und dann wieder zu ihm auf. "Was ist mit dir? Machst du schon Feierabend?" Bis zum Film war noch etwas Zeit und ich hatte ohnehin nichts besseres vor bis dahin. "Wenn du noch etwas zutun hast, kann ich dir helfen", bot ich an und strahlte geradezu vor Energie. Überstunden machten mir überhaupt nichts aus. Wenn ich Timothy so etwas unterstützen könnte, wäre es das auf jeden Fall wert.

      _____

      Nick

      Heute verbrachte ich den Tag lieber zuhause, auch wenn ich gern noch etwas süßes im Café gegessen hätte. Ich hatte jedoch keine Lust wieder von Naomi belästigt zu werden. Also tat ich, was ich immer tat, wenn ich den ganzen Tag zuhause hockte, während Sam auf der Arbeit war. Ich zupfte gedankenverloren auf meiner Gitarre herum, lag auf dem Sofa mit den Füßen über der Lehne und starrte an die Decke. Man könnte wohl meinen, das so ein Vampirleben langweilig war, wenn man nichts zutun hatte, aber das war es ganz und gar nicht. Faulenzen war eines meiner größten Hobbies. Ja, wirklich. Nebenbei ein bisschen Musik machen, machte den Tag schon zu einem guten Tag.
      Allmählich wurde es jedoch Zeit mich für die Arbeit fertig zu machen. In aller Frische betrat ich die Bar und nahm einen tiefen Atemzug der stickigen Luft. Jedenfalls für uns Vampire dürfte sie stickig würden. Verschiedene Alhokolgerüche, Erbrochenes aus vergangenen Tagen, das längst bereinigt wurde, Zigarettenrauch der von draußen reingezogen war. Ein Cocktail aus angenehmen und unangenehmen Gerüchen. Eines beunruhigte mich jedoch. Ich konnte den Geruch von Vampiren wahrnehmen, der seit ein paar Tagen an den Möbeln haftete. Überbleibsel ihrer Anwesenheit. In einer Ecke hatte ich auch jemanden über ungewöhnliche Vorfälle sprechen hören, dem ich auf den Grund gehen musste. Sollte sich hier schon ein Vampir eingenistet haben, müsste ich David dazu raten, Rainville zu verlassen und uns schon früher einem neuen Leben zu widmen.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Kiimesca ()

    • Timothy

      Also hatte sie schon ihre Arbeit erledigt und Mr. Johnson sein betrunkenes Näschen bereits in die Aufnahmen statt in sein immer volles Glas Brandy gesteckt. Dass er trotz seines dauerhaft gleichbleibenden Alkoholpegels dennoch Auto fuhr, beunruhigte mich ungemein, doch ich war nicht der einzige, der ihn versucht hatte, davon abzubringen. "Ich kann noch fahren, ihr Idioten!", hörte ich ihn in mein Ohr schreien, wutentbrannt und irgendwelche längst vergessenen Ordner nach uns werfend. Und ich kann euch versichern... er zielt sehr gut.
      "Oh... ehm ja. Ja, wenn du unbedingt bis zum Film in der Redaktion bleiben möchtest? Das ist noch...", ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr. "Fast 1,5 Stunden."
      Doch sie schien nicht abgeneigt, gleich von hier aus ins Kino zu starten. Dann würde der Spaziergang im immer noch prasselnden Regen eben etwas länger ausfallen. So hatten wir also noch knapp eine Stunde Zeit, jene Arbeit, die sonst liegen geblieben wäre, zu erledigen. "Dann komm... ich zeig dir gerne Erics Arbeit. Die fertigen Artikel werden erst morgen früh an unsere Firma geschickt."
      Ja, ich arbeitete tatsächlich auch an Samstagen. Die Versände erledigte ich gerne am Wochenende. Extra bezahlt wurde ich dafür zwar nicht, aber was soll's. Ich erklärte ihr, dass Eric neben der Erstellung der Berichte sowie dem Postein- sowie ausgang, auch mit der Erstellung von Filmkritiken und den einzelnen Versänden, die wir uns teilten, zuständig war. Zwar übernahm hiervon auch einen großen Teil unser Großmäulchen Gabriella, aber alles schaffte sie nun mal nicht. Auch hierbei ging die Zeit überraschend schnell vorbei. Zu schnell, denn prombt war es bereits 19:30 Uhr. In einer halben Stunde fing der Film an, weswegen wir wohl doch das Auto nehmen mussten.
      "Sie sind noch da?", hörte man Mr. Johnsons überraschte Stimme sagen und er streckte den Kopf mit dem auffälligen Zwirbelbad in mein Büro, seinen Aktenkoffer in der Hand.
      "Oh ja... ich zeige Sa- Ms. Anderson noch Erics Aufgabenbereich."
      "Sehr schön... und gute Arbeit, Ms. Anderson. Die Aufnahmen gefallen mir. Fraser, ich habe Ihnen zwei der Aufnahmen geschickt, die Sie in den Artikel einfügen können. Morgen, 8 Uhr. Schönen Abend", wünschte er und verschwand. Ich musste schmunzeln, denn ich hatte geahnt, dass ihm die Arbeit von Samantha gefallen würde. Für ihn war diese Reaktion schon euphorisch. Aber das würde Sam früher oder später auch noch erfahren. "So", sagte ich und fuhr den PC herunter. Ich sah zu Samantha, nachdem ich mich nach der Uhrzeit vergewissert hatte. "Am besten nehmen wir das Auto. Sonst verpassen wir den Anfang."

      Ellie

      Vergeblich hatte ich darauf gewartet diesen jungen Mann von gestern heute nochmal zu sehen. Und noch schlimmer: mich selbst dabei ertappt. Er wollte einfach nicht so recht aus meiner Gedankenwelt verschwinden. Außerdem meinte er, er wollte uns - oder besser dem Café und seinen Leckereien - nun öfter einen Besuch abstatten. Vielleicht war das, neben den wenig hilfreichen Bemerkungen von Naomi, auf die ich immer noch stinksauer war, der Grund, weshalb ich andauernd zum Eingang schaute, was selbstverständlich meiner dunkelhäutigen Freundin nicht entging.
      "Weißt du was, Sweetie? Weißt du, was dir fehlt?"
      Ich warf ihr nur einen zornigen Blick zu, während ich damit beschäftigt war, die sauberen Tassen wieder in die Schränke zu räumen. "Bist du etwa immer noch sauer wegen deiner Handynummer?", fragte sie und machte einen Schmollmund. Das schlimme an der Sache war, dass ich ihr einfach nicht lange genug böse sein konnte, damit sie verstand, dass sie eindeutig großen Mist gebaut hatte.
      "Ob ich noch sauer bin? Machst du Witze!? Du hast ja nur irgendeinem Typ meine Nummer gegeben und mich als völlig unfähige, notgeile Idiotin dastehen lassen! Ob ich also sauer bin?!", zischte ich ihr mürrisch entgegen und schloss die Schranktür mit einem lauten Knall.
      "Ach Schatz, komm schon... ich habe es doch nur gut gemeint. Der Typ war echt heiß... machte nicht so einen draufgängerischen Eindruck... außerdem hatte er dir doch auch gefallen, oder nicht? Oder doch?", grinste sie und bewegte ihren Kopf mehrmals nach rechts und links, was ausgesprochen komisch aussah. Mein leichtes Schmunzeln verriet, dass er mir natürlich gefiel. Wie könnte er nicht?
      "Also, pass auf, Süße... da ich meinen Fehler wiedergutmachen muss, lade ich dich heute Abend in unsere Bar ein... ein paar Drinks hier, ein paar heiße Typen da, und glaub mir... die Sichtweise der Dinge wird sich komplett verändern", wobei die Betonung eindeutig auf dem Wort "komplett" lag. Seufzend zuckte ich mit den Schultern.
      "Ich habe noch nichts vor...", grummelte ich und wurde sogleich in eine überschwängliche Umarmung verwickelt.
      Mit den Worten "zieh dir was heißes an" machten wir ein paar Stunden später Feierabend, um uns Zuhause etwas frisch zu machen und vor der Bar zu treffen. Ich entschied mich für ein kurzes Schwarzes, schulterfrei und ohne besondere Schnörkelei. Dazu hohe Schuhe und die blonden Haare offen und mit leichten Wellen. Ein wenig Make-Up, das wars. Naomi, die eindeutig mehr Zeit im Badezimmer verbracht hatte, aber es irgendwie schaffte noch vor mir da zu sein, sah wie immer fantastisch aus. Ein kurzer Blick auf mein Smartphone verriet, dass es gerade 21:32 Uhr war. Ich steckte das Handy in meine kleine schwarze Tasche und zog die Jeansjacke etwas zusammen. Es war kühl geworden, aber zumindest hatte sich der Regen gelegt.
      Naomi und ich begrüßten uns mit einer herzlichen Umarmung und ich erblasste fast neben ihrem goldenen Pailettenkleid, das sich perfekt ihrem dunklen Hautton anpasste. Kurz darauf betraten wir die gut besuchte Bar. Ich sah mich um, bereits nach freien Plätzen Ausschau haltend, als mich Naomi fest am Arm packte. Schnell sah ich zu ihr und folgte ihrem Blick, direkt zur Bar.
      "Sieh mal wer da ist! Ich glaub's ja nicht! Unser Süßmäulchen! Na komm!", kicherte sie, und meine jämmerlichen Versuche, mich gegen ihren Griff zu wehren, scheiterten.
      "Lass mich los!", zischte ich leise, verstummte jedoch, als wir die Bar erreichten und sich Naomi elegant auf einen der Barhocker niederließ.
      "Hey Süßer... na so sieht man sich wieder", grinste sie. Ich versuchte ihn nicht anzuschauen, als ich gezwungen war, mich neben Naomi an die Bar zu setzen. Als sich unsere Blicke dann doch trafen, lächelte ich ihm entschuldigend zu.

      Muttersein ist eine Liebesgeschichte, die niemals endet.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Nordlicht ()

    • Samantha

      Ich zuckte nur ganz leicht mit den Schultern, als er fragte, ob ich bis zum Film hier bleiben wollte. Mich störte es wie gesagt nicht. Andernfalls blieb die Arbeit ja bei ihm liegen und das wollte ich nicht. "Morgen früh?", fragte ich etwas überrascht und schmunzelte. Er legte sich wohl wirklich ins Zeug für diese Redaktion. Man merkte auch, dass er hier eine wichtige Rolle inne hatte und das Mr. Johnson ihn schätzte, auch wenn er dies manchmal nicht so aussehen ließ.
      Aufmerksam folgte ich seiner Erklärungen zu Eric's Aufgaben, die ich ohne große Probleme übernehmen könnte. Mein Blick richtete sich auf unseren Chef, der über unsere Anwesenheit verwundert, aber womöglich auch erfreut war. "Danke, Mr. Johnson. Schönen Abend." Das ihm meine Arbeit gefallen würde, zweifelte ich nicht eine Sekunde an. Ich hatte viel Zeit in die Perfektion meiner Fotografien investiert, um immer das beste aus einer Szene rauszuholen.
      Nach dem das erledigt war, streckte ich mich kurz und nickte Timothy zu. "Okay." Voller Vorfreude fuhren wir also ins Kino, wo ich jedoch bevorzugte ohne Getränk und Snacks zu sitzen. Ich mochte ja nichts süßes, wie erwähnt und außerdem brauchte ich es auch nicht. Warum sollte ich mir also etwas reinzwängen?

      _____

      Nick

      Eigentlich müsste ich Samantha hier mal schnüffeln lassen, aber dieser Dunst wäre für ihre noch feiner Nase wohl eine Qual. Zumal sie den Geruch von Alkohol auch nicht besonders mochte. In unserer Familie hatte sie jedoch den feinsten Geruchssinn und könnte sogar bestimmen, wie lange ihr Besuch her war. Vielleicht waren sie nur auf der Durchreise und längst fort. Jedenfalls hoffte ich das.
      Sollte ich etwas aufschnappen, müsste ich den anderen umgehend davon berichten. Selbst Noah, was mir nicht so wirklich gefiel. Er war nützlich, ohne Frage. Aber eben ein Arsch. Wie er mit Frauen umging, vor allem Samantha, gefiel mir überhaupt nicht. Zu den wohlerzogenen Adligen gehörte er damals wohl nicht.
      Ein leises Seufzen entglitt mir, als ich Naomi's Stimme vernahm und mich weiter meinen Gästen widmete. Was hatte ich erwartet? Das sie sich nicht in Bar's herumtreibt? Wohl kaum. Sehr oft vermutlich. Aber wie nannte sie mich? Süßmäulchen? Mein Blick richtete sich auf die beiden, als sie sich an den Tresen setzten. "Scheint so..", meinte ich und wischte über den Tresen. "Was möchtet ihr trinken?" Ich bemerkte, dass es der Blondine unangenehm war, wie ihre Freundin sie mitschleifte, allerdings könnte sie sich auch dagegen wehren, wenn sie es nicht insgeheim befürwortete.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco
    • Timothy

      Gemeinsam machten wir uns also auf den Weg ins Kino. Die Vorfreude über die Liebeskomödie hielt sich zwar in Grenzen, aber endlich konnte ich die Arbeit für heute beenden. Oder besser gesagt wir beide, denn Samantha stellte sich im Vergleich zu Eric als echtes Naturtalent heraus. Ich kaufte mir einen kleinen Eimer Popcorn sowie eine Cola Light. Dann betraten wir gemeinsam den fast leeren Kinosaal. Ich hatte schon bei der Reservierung bemerkt, dass der Film schon einige Wochen lief und die wenigen Besucher an einem Freitagabend somit hoffentlich keine schlechte Resonanz bedeuteten. Wir nahmen die Plätze in der vorletzten Reihe von oben ein. Das Kino war herabfallend und so würde keine unnötigen Riesen die Sicht versperren. Ich machte es mir etwas gemütlich. Während ich an meinem Strohhalm schlürfte, betrachtete ich die hübsche Samantha. Sie strahlte eine gewisse Erleichterung aus. Das entspannte auch mich etwas, auch wenn ich innerlich immer noch ein Vulkan war, der jeden Moment auszubrechen drohte, dachte ich darüber nach, dass ich hier mit meiner bezaubernden Kollegin gerade ein echtes Date verbrachte. "Ich bin gespannt... auf den Film", sagte ich und stellte den Becher eiskalte Cola in die dafür vorgesehene Einbuchtung neben dem bequemen Sitz mit dem blauen Bezug. Überall war lautes Schmatzen zu hören, das Rascheln von Tüten und wenn man nach dem Geräuschpegel ging, konnte man von viel mehr Besuchern ausgehen, als es eigentlich waren. Ich hoffte nur, dass ich mich nicht über irgendwelche nervigen Teenies aufregen musste, die unaufhörlich kicherten und somit verhinderten, dass man irgendetwas vom Inhalt des Films mitbekam.

      Ellie

      Ich bemerkte, dass der junge Mann nicht wirklich erfreut war uns zu sehen, was mich fast in den Erdboden versinken ließ. Meiner selbstbewussten Freundin schien dies nichts auszumachen. Sie war sicher, wie immer, der Überzeugung, dass er einfach noch nicht wusste, was er wollte. Und sie hatte die ritterliche Aufgabe, ihm dies zeigen. Mich sichtlich unwohl fühlend, vermied ich, nochmal den Blickkontakt zu ihm aufzubauen, während uns Naomi zwei Pina Colada bestellte, mein Lieblingscocktail. Ich liebte die Note von Kokosnuss, denn sie erinnerte mich an den Sommer, den Strand und die Sonne. Ich war schon als Kind viel gereist und liebte nichts mehr, als den warmen Sand unter meinen nackten Füßen zu spüren.
      "Danke, Herzblatt", bedankte sie sich bei dem jungen Mann, als er ihnen die fertigen Cocktails reichte. Wir stoßen an und ich warf Naomi vielsagende Blicke zu. Ja fast schon flehentlich bettelten meine Augen darum, dass wir uns woanders niederließen, oder am besten: gleich die Bar verließen. Doch gekonnt ignorierte sie mich, nachdem unsere klirrenden Gläser aufeinander trafen. Sie wandte sich zu Nick um und es schien ihr ganz offensichtlich Freude zu bereiten, ihn zu verärgern. "Weißt du was, Mr. Grumpie? Ich habe zwei Theorien, warum du meine kleine Freundin hier nicht interessant findest oder angerufen hast...", begann sie und schlürfte genüsslich an ihrem Cocktail. "Entweder du bist vergeben und darfst es aus den Prinzipien deiner Arbeit nicht offenbaren... der heiße Barkeeper, der immer zu haben ist und so weiter... oder du bist schwul, Nick", sagte sie und betonte dabei besonders seinen Namen, der in kleinen Druckbustaben auf seinem Shirt links oben gedruckt stand. Ich verschluckte mich an meinem Cocktail, als sie das sagte und sah ihn nur mit aufgerissenen Augen an.

      Muttersein ist eine Liebesgeschichte, die niemals endet.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Nordlicht ()

    • Samantha

      Nach außen hin wirkte ich wie die Ruhe selbst. Ein Vampir war eben nicht schnell aus der Ruhe zu bringen. Innerlich fühlte ich mich wie eine Teenagerin bei ihrem ersten Date. Nun.. es war mein erstes Date. In 100 Jahren, unglaublich, ich weiß. Ich war auch nach meiner Verwandlung so versteift darauf auf den richtigen zu warten. Wie sollte ich auch etwas vermissen, das ich nicht kannte? Ich kam in meinem Menschenleben ohne Vergnügen aus und eben auch danach.
      "Ich auch..", erwiderte ich und gab mir Mühe ihn nicht all zu sehr in Verlegenheit zu bringen, indem ich mich zurücklehnte und auf den Film konzentrierte. Aus zahlreichen Filmen und Büchern wusste ich, dass so ein Kino nicht der beste Ort war, um Abstand zu halten. Im Gegenteil. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Meine Hände ruhten entspannt an meinen Ellenbogen, doch ich ertappte mich immer wieder dabei, wie ich versuchte seinen Herzschlag zu hören. Meine Ohren waren nicht so gut, wie die von Nick und ich hörte ihn nur, wenn der Film es zuließ. Andernfalls übertönten die Stimmen und die Musik seine Melodie. Wie gern würde ich mit Nick tauschen, um sie zu hören. Doch ich hatte vielleicht etwas viel besseres. Ich nahm einen tiefen, lautlosen Atemzug und konnte ein Lächeln nicht verhindern. Das Popcorn roch zwar ziemlich intensiv, aber es umspielte seinen eigenen Geruch nur ein wenig. Er umschmeichelte meine Nase, hüllte mich ein und machte mich sogar ein wenig.. durstig. Ich hatte zwar gelernt meinen Durst zu kontrollieren, aber jemand wie er war mir noch nie begegnet. Wollte ich ihn lieben oder vielleicht doch verspeisen? Das machte mir etwas Angst. Doch wenn ich in seine Augen sah, war ich mir sicher, dass es ersteres war.
      Um mich dessen zu vergewissern, sah ich aus den Augenwinkeln zu ihm und betrachtete sein Gesicht, das von den reflektierten Lichtern an der Leinwand umspielt wurde. Dieses dunkle Grün seiner Augen erinnerte mich an die Wälder unter dessen Kronen ich schon oft mein bescheidenes Zelt aufgeschlagen hatte und einfach nur stundenlang dabei zusah, wie die Blätter im Wind wogen. Mein Kopf drehte sich gegen meinen Willen noch weiter zu ihm, um ihn besser zu sehen. Die gepflegten Bartstoppeln, die seinen Kiefer schmückten und seine zarten Wangen hervorhoben. Mir fiel auch erst jetzt auf, was für eine.. perfekt geformte Nase er hatte und seine Lippen wirkten so unglaublich weich, das man darin versinken könnte. Ich konnte es wohl nicht länger abstreiten.. Ich mochte Timothy mehr, als ich sollte. Das war nicht gut.

      ______

      Nick

      Pina Colada, also. Wie immer ließ ich Naomi kaum aus den Augen, als ich die beiden Drinks zubereitete. Ellie schien mich ohnehin nicht ansehen zu wollen. Sie tat mir ein wenig leid, dass sie so unter dem Selbstbewusstsein ihrer Freundin leiden musste. Ich sah nur kurz zu ihr rüber und stellte dann die beiden Drinks ab, als Naomi nicht locker lassen wollte und weiter bohrte. Mr. Grumpie? Wirkte ich wirklich so? Natürlich war ich distanziert, aber immer auf meine Höflichkeit bedacht. Das mochte Naomi anders sehen.
      Gespannt hob ich meine Augenbraue und trocknete nebenbei ein Glas ab, während ich ihren Theorien lauschte. "Wie wäre eine dritte Theorie, die besagt, dass ich nicht jede Frau abschleppe, die auch nur das geringste Interesse an mir zeigt?", meinte ich und schmunzelte frech, aber charmant. "Ich weiß ja nichts weiter als ihren Namen, ihre Handynummer und wo sie arbeitet." Wieder sah ich kurz zu ihr rüber und dann wieder in die Augen von Samantha, die mich wie eine Wildkatze anfunkelten. "Da ich ihr nicht das Herz brechen soll, nehme ich an, dass du dir nicht wünschst, dass ich sie nur für einen One-Night-Stand einlade." Und warum sollte ich mich darum bemühen jemanden näher kennenzulernen, wenn ich nicht daran interessiert war? Ich war nicht so fasziniert von den Menschen wie Samantha. Ein einigermaßen gutes Verhältnis zu meinen Arbeitskollegen war mir völlig ausreichend.
      Ich bereitete erneut ein paar Drinks auf Bestellung zu und blickte Naomi weiterhin in die Augen. "Du wirst aber wohl keine Ruhe geben, oder?" Die Drinks landeten auf dem Tresen und wurden abgeholt, ehe ich die leeren Gläser spülte. Als Barkeeper war ich es gewohnt Gespräche am Tresen zu führen. Ich konnte ja nicht fliehen und reden konnte man auch während der Arbeit. "Also Ellie", sprach ich und beugte mich zu ihr rüber, um meinen Ellenbogen kurz auf dem Tresen abzustützen. "Was machst du denn so in deiner Freizeit?", fragte ich, als würde es mich wirklich interessieren und sah ihr direkt in die Augen. Sie sollte nicht denken, dass ich genervt von ihr war. Das war ich nicht. Ich war nur nicht an einer Beziehung oder sonst etwas interessiert. Ich entfernte mich wieder und trocknete die Gläser ab, wobei ich aus den Augenwinkeln zu Naomi sah, meine Aufmerksamkeit jedoch ab sofort Ellie schenkte.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco

      Dieser Beitrag wurde bereits 5 mal editiert, zuletzt von Kiimesca ()

    • Timothy

      Der Film begann und er begann... ziemlich typisch für eine Liebeskomödie. Er ein umwerfend gutaussehender Geschäftsmann, sie das arme Mädchen vom Lande, trafen sich - ganz zufällig natürlich -, als sie ihn umgefahren hatte. Der Hof ihrer Großmutter war zum Scheitern verurteilt. Der Hof, den sie natürlich geerbt hatte und auf dem unser charmanter Geschäftsmann ein Industriegebiet errichten wollte. Dann kam die Liebe, der Herzschmerz, der andere, ebefalls umwerfende Typ. Naja... so das übliche. Aber die Musik war herrlich schnulzig und der Film hatte durchaus auch seine tiefgründigen Momente.
      Dann spürte ich gegen Ende des Films plötzlich, als ich schon leicht am einnicken war, den Blick von Samantha, die mich zu beobachten schien. Langsam drehte ich den Kopf in ihre Richtung und sah sie lächelnd an. Irgendwie verspürte ich den Wunsch, nun etwas lockeres zu sagen, und ging das Risiko ein, dass es den Moment zerstören könnte. Ich flüsterte leise, während andere wie Ziegen auf ihrem Popcorn herumschmatzten: "Dir ist schon klar, Samantha Anderson, dass in Filmen, in diesen Momenten, immer wild geknutscht wird, oder? Der Kerl legt seinen Arm um seine Liebste... etwa so."
      Ich traute mich doch tatsächlich meinen Arm auf ihre Rückenlehne zu legen, doch in diesem Moment war es Spaß für mich, keine ernsthafte Situation. "Und dann beugt er sich vor...", was ich tat. Ihr leicht blumiger Duft fuhr mir in die Nase. Lächelnd wich ich dann aber zurück, schließlich galt es rein zu Demonstrationszwecken. Ich musste schmunzeln und fing das warme Braun ihrer Augen in meinem Grün auf. Mein Arm ruhte aber weiter auf ihrer Rückenlehne. "Schon mal gesehen?", grinste ich, was eine eindeutige Anspielung auf diese typischen Schmonzetten sein sollte.

      Ellie

      Locker antwortete Nick... was ein passender Name für einen coolen Typen... auf die Theorien meiner Freundin. Irgendwie fühlte ich mich in diesem Augenblick überflüssig. Naomi gefiel, dass er ihr langsam begann, die Stirn zu bieten. Vielleicht war er doch nicht so schräg wie sie dachte. Während sie grinste wie ein Honigkuchenpferd, besonders in dem Moment, als seine Aufmerksamkeit doch tatsächlich mir galt, versuchte ich einfach weiter, nicht im Erdboden zu versinken. Ich konnte kaum seinem Blick standhalten, ohne anzulaufen wie eine überreife Tomate. Doch ich wollte nicht auf seine Frage antworten. Es hätte sich falsch angefühlt, nun, nachdem Ms. Superwoman vermittelt hatte, wie eine läufige Hündin die Beine breit zu machen, auch wenn es nur meine Hobbys waren, und sonst nichts, was ich ihm offenbaren sollte. Ich liebte die Liebe. Die wahre Liebe. Liebesromane. Männer, die Frauen eroberten, Helden waren und sich nicht zu schade, ins eiskalte Nass zu springen. Für mich fühlte es sich falsch an, auf sein geheucheltes Interesse einzugehen, denn seine dritte Theorie hatte mir so einiges klar gemacht. Er fand mich einfach nicht interessant. Nicht auf den ersten Blick, und wie man merkte, auch nicht auf den zweiten. Vermutlich hätte er mich weder angesehen noch angesprochen, wäre ich alleine - ohne Naomis Selbstbewusstsein - in dieser Bar erschienen. Höchstens für ein Getränk-Bestellung aufzunehmen vielleicht. Ich wäre einfach nur eine unter vielen gewesen, und er hätte niemals das Interesse gezeigt, mich aus freien Stücken anzusprechen. Demnach rutschte ich von meinem Barhocker, anstatt ihm zu antworten, griff meinen halb gelerten Pina Colada und hob mit einem gewissen Stolz den Kopf.
      "Es war nett, nochmal mit dir zu sprechen, Nick, aber ich denke, dass es andere Dinge für dich zu tun gibt. Ich will dich nicht von der Arbeit abhalten, also... nichts für ungut. Du machst tolle Cocktails."
      Dann wandte ich mich ab und ging in die hinterste Ecke, um mich dort in eine freie Nische zu setzen.

      Perplex schaute Naomi zwischen Nick und ihrer abdampfenden Freundin hinterher. Ihr Mund blieb offen stehen, doch sie vermochte zunächst kein Wort herauszubekommen. "Was zur Hölle... Was hast du ihr in den Pina Colada getan?", fragte die dunkelhäutige Schönheit scherzhaft.

      Muttersein ist eine Liebesgeschichte, die niemals endet.
    • Samantha

      Ich war verwundert, wie Timothy plötzlich so locker ansprach, was vor allem in den hinteren Reihen eines Kinosaals passierte. Er war schon sehr seltsam, aber das machte ihn umso interessanter. Ich legte meinen Kopf schief, zog eine Augenbraue und einen Mundwinkel nach oben und lauschte interessiert seinen Worten. "Du kennst dich ja gut aus..", meinte ich verspielt und wurde selbst wieder etwas gefasster. Der Film war mit mittlerweile egal - irgendwann käme er sowieso im Fernsehen und dann würde ich ihn noch mal ansehen. Also drehte ich meinen Körper etwas zur Seite, wobei ich eine Hand auf die Lehne zwischen uns legte und ihm näherkam, damit er mein Flüstern hörte, ohne das wir die anderen störten. "Und warum hast du mir das erzählt? Soll ich mich vor dir in Acht nehmen, Timothy Fraser? Wirst du mir sonst mein Herz brechen?" Mein Lächeln wurde größer und ich empfand großen Spaß dabei ihn ein wenig zu necken. Vielleicht wollte ich ihn auch wieder in Verlegenheit bringen, da mir diese Seite so an ihm gefiel.
      ____

      Nick

      Ich seufzte, denn ich hatte befürchtet, dass Ellie so reagieren könnte, obwohl ich das ganze eigentlich locker gestalten wollte. Nachdem sie gegangen war, sah ich zu Naomi. "Du solltest dich etwas zurück halten, wenn sie dir etwas bedeutet. Sie ist nicht wie du, aber sie ist gut wie sie ist. Sie braucht keine Hilfe. Irgendwann wird sie jemanden finden, ganz allein. Ein kleiner Schubs schadet vielleicht nicht, aber du hast sie fast schon in einen Abgrund geworfen", ermahnte ich sie freundlich, klang dabei fast wie ein Vater, was angesichts meines wahren Alter wohl einfach die Weisheit war, die aus mir sprach. "Sie ist hübsch, freundlich, respektvoll und ich denke, sie weiß, was sie will. Zwing ihr nichts auf." Mein Blick wurde etwas sanfter und ich lächelte. Ich hielt für einen Moment inne und drückte das Tuch in meiner Hand. Wäre es eine Zitrone, würde sie wohl platzen. Ein Glas würde in meiner Hand zerspringen. Es war, als stellten sich meine Nackenhaare auf und ein Schauer für über meinen Rücken, als ich diesen Geruch wahrnahm. Was für ein unglaublich starker Vampir musste das sein? Mein Blick ging zur Tür, noch bevor die Schönheit die Bar betrat.
      "Sei einfach eine gute Freundin und eine gute Stütze, ja?", sagte ich noch einmal an Naomi gewandt, ehe sich die furchteinflößende Vampirin an den Tresen setzte und mich längst mit ihrem Blick fokussierte. Diese Aura.. Sie überstieg sogar die von David. Für mich war sie eine blutrünstige Killerin. Wohl genährt, nicht wie wir. Für die anderen sah sie aus wie eine wunderschöne Frau in einem eleganten roten Kleid, das ihre Kurven betonte. Mit einem Blick der zeigte, dass sie wusste, was sie wollte. Sie ließ sich nicht von einem Mann ansprechen, sondern suchte sich ihr Opfer selbst aus. Opfer.. Sie muss für die Toten verantwortlich sein. Das sah nicht gut aus. Wenn sie immer noch hier war und nicht gehen würde, müssten wir Rainville lieber schnell verlassen.
      "Hallo Nick..", begrüßte sie mich, nachdem sie mich von oben bis unten inspiziert hatte und natürlich auch meinen Namen entdeckt hatte. "Willkommen im Franky's, Mylady. Was darf es denn sein?" Ich versuchte cool zu bleiben, doch ich fühlte mich nicht wohl. "Einen Cosmopolitan, bitte.." Ihre Stimme hatte etwas durchaus verführerisches an sich. Noah würde sie bestimmt gefallen. Mich konnte sie damit nicht um den Finger wickeln. Ich machte ihr den gewünschten Drink, an dem sie so gleich nippte, ehe sie sich in der Bar umsah. Es waren zu viele Leute am Tresen, sodass ich sie nicht nach ihren Absichten fragen konnte. Mir blieb nichts anderes als sie zu beobachten. "Hey, Jack. Bin gleich wieder da", informierte ich meinen Kollegen, klopfte ihm im Vorbeigehen auf die Schulter und ging nach hinten in den winzigen Pausenraum. Aus meinem Spint holte ich mein Handy und tippte eine Nachricht in unsere "Familiengruppe", um die anderen über die Anwesenheit der Vampirin zu informieren. Ich steckte es in der Innentasche meiner schwarzen Weste, auch wenn das nicht gern gesehen wurde und ging wieder nach vorne.
      Die Vampirin saß noch immer da, doch ihr Lächeln machte mir Sorgen. Mein Blick ging zu dem Hocker, auf dem eben noch Naomi saß, doch sie war weg. Ich hörte ihre Stimme aus einer der Ecken, wo sie sich mit einem Kerl unterhielt. Offenbar ein Flirt. Dann ging mein Blick zu Ellie, woraufhin die Spanierin sich über den Mundwinkel leckte und mich anfunkelte. "Gefällt dir die Kleine?", fragte sie und ihr Mundwinkel zog sich noch höher. "Wieso sollte sie? Ist nicht mein Typ." Damit meinte ich nur, dass sie kein Vampir war und selbst wenn. Ich hatte immer noch kein Interesse an einer Frau und wenn sie noch so schön war. Das mit Naomi und diesem Kerl war mir nicht geheuer, doch ich wusste zu dem Zeitpunkt nicht, dass ihre Gabe für diesen Flirt verantwortlich war und die beiden somit gar keine andere Wahl hatten, als sich gegenseitig zu begehren. "Hmmm..", meinte sie lediglich und genoss ihren Drink.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco
    • Timothy

      Auf meine Lippen hatte sich wieder ein Schmunzeln gelegt, als ich zu ihr rüber schaute, den Arm langsam von der Rückenlehne zurückzog, um nach dem Becher mit der noch immer eiskalten Cola zu greifen und aus dem Strohhalm zu schlürfen. Erst als ich einen Zug genommen hatte, den Becher wieder zurück in jene Einbuchtung stellte, aus der ich ihn genommen hatte, antwortete ich ihr: "Es tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, Ms. Anderson, aber ich breche keine Herzen. Ich bin wohl im Vergleich zu Typen wie Hardin Scott ziemlich... langweilig", musste ich zugeben und dachte an die Filmreihe "After", die meine Schwester - inklusive der Bücher - förmlich inhaliert hatte. "Und ja...", fuhr ich dann schulterzuckend fort. "Man bekommt so einiges mit an Liebesfilmen und Romanen, wenn man eine kleine Schwester hat."
      Zu oft, vorallem in dem Jahr, in dem sie nun bei mir wohnte, hatte sie mich mehr oder weniger dazu genötigt, hin und wieder gemeinsam mit ihr irgendwelche Filme zu schauen, oder mir von ihrer stolzen Roman-Sammlung erzählt, die sie neben dem großen Bücherregal in Kisten aufbewahrte, weil sie kein Platz mehr für die ganzen Exemplare hatte, in denen es meistens um Liebe, Schmerz und Verluste ging. Manchmal glaubte ich, dass es genau dies war, was sie zu einer hoffnungslosen Romantikerin gemacht hatte. Aber hey - ich kann es ihr nicht verdenken. Ich war ja selbst einer. Auch ich glaubte an die wahre Liebe und an die einzig richtige Frau, der ich irgendwann noch begegnen würde. Für die ich sterben und für die ich durchs Feuer gehen würde. Bei diesem Gedanken betrachtete ich Samantha einen Moment länger, als es wohl unbedingt nötig gewesen wäre, bevor ich meinen Blick von ihr abwandte und wieder auf die Leinwand schaute, auf der sich das Paar den heiß ersehnten letzten Kuss gab - im Regen natürlich gab es natürlich ein Happy End.

      Ellie

      Ich vermied, nochmal meinen Blick zu der Bar zu wenden. Wie kann mich Naomi, die sich eine meiner besten Freundinnen nennt, so vorführen? Was gedenkte sie, damit zu bezwecken? Natürlich gefiel mir Nick. Er sah gut aus, sein ruhiges Gemüt hatte etwas anziehendes. Wäre ich nun Teil eines meiner unzähligen Romane, würde ich sagen, dass er etwas besonderes war, auch wenn ich ihn heute erst das zweite Mal sah und überhaupt nicht wusste, wer er war. Ich kannte lediglich seinen Namen, wusste, dass er gerne Süß aß und dass er in dieser Bar arbeitete. Das wars. Ziemlich dürftig, um ihn als etwas besonderes zu betiteln. Und dennoch...
      Ich versuchte nicht weiter über ihn und diesen bereits misslungenen Abend nachzudenken. Nur kurz kam Naomi nochmal zu mir an den Tisch. Irgendwie sah sie mich... etwas geläutert an? Doch sie kam nicht mehr auf Nick, den Barkeeper, zu sprechen und verschwand einige Minuten später bereits mit einem Kerl an einem anderen Tisch. Mir leistete deren Freund Gesellschaft, der mich aber in keiner Weise anzog, auch wenn er nicht schlecht aussah. Er kam lässig daher - mit einem karierten, aufgeknöpften Hemd, darunter ein schwarzes Shirt, Jeans, Brille. Nichts besonderes. Und das war nun nicht auf sein Aussehen bezogen. Ich mochte einfach keine Typen, die nur von sich selbst erzählten, ohne auch nur den Funken Interesse an ihrem Gegenüber zu zeigen. Darum antwortete ich hin und wieder mit einem "Hmm...", "Ah" und "Ok" - manchmal auch mit einem "Ja" oder einem "Nein", wenn es die Situation erfoderte. Mehr musste ich nicht tun, damit sich... Oliver? Oder wie hieß er noch? bestens unterhalten fühlte.
      Nach einem Cocktail folgte der nächste, und mit jedem Drink, den mir Oliver spendierte, wurde ich lockerer, gesprächiger und mutiger... Jetzt, wo der Alkohol mein Verhalten veränderte, konnte ich mich selbst auch nicht mehr aufhalten, immer und immer wieder zu Nick herüberzuschauen. Oliver, der einfach ununterbrochen weiter redete, bekam das offenbar nicht so wirklich mit. Kurz sah ich mich um. Meine Sichtfeld kam mir verschwommen vor, aber ich erkannte noch immer Naomi, die sich prächtig amsüierte - mit den Lippen irgendeines Typs an ihrem Hals. Mich überkam allmählich auch eine unbändige Lust, doch diese galt in keiner Weise meinem gesprächigen Freund. Ich stand auf und sah breit grinsend zu Oliver, der mir mit seinen Blicken folgte und seine Brille zurecht rückte, die seinen Nasenbogen herunter gerutscht war. "Hey, mein Freund, ich... geh' mal kurz zur Bar", sagte ich, bekam selbst gar nicht mit, wie meine Zunge die Worte komisch klingen ließ. Sofort stand Oliver vor mir und sah mich etwas verwirrt an. Er war kaum größer als ich.
      "Ich kann dir auch noch einen Drink besorgen", bot er an, doch ich lehnte kopfschüttelnd ab.
      "Ich hab' noch ein Date, weißt du?", grinste ich, legte eine Hand auf seine Schulter und drückte ihn wieder auf die Sitzbank. "Mit einem richtigen... Mann"
      Dann torkelte ich etwas unbeholfen, auch wenn ich noch immer bemüht war, einigermaßen elegant daherzukommen, zur Bar und stieß mit dem Tresen zusammen. Ich spürte lüsterne Blicke der Typen neben mir an der Bar, doch ignorierte diese gekonnt. Mein Blick galt einzig und allein dem gutaussehenden Barkeeper. "Hey, Nick!", rief ich ihm zu. Das Grinsen konnte ich in diesem Moment nicht von meinem Gesicht ablegen. "Komm mal bitte her!", rief ich ihm zu. Getuschel neben mir entstand. Ich setzte mich auf den freien Barhocker und als Nick dann zu mir kam, beugte ich mich etwas vor, griff nach seiner Weste und zog ihn etwas unsanft zu mir, sodass er mir viel näher war, als ich es mir im nüchternen Zustand je ausgemalt hätte. "Komm... lass uns verschwinden... du und ich...", versuchte ich zu flüstern, doch durch den Alkoholpegel schaffte ich es nicht so leise zu sein wie ich wollte. Somit bekamen es die Typen an der Bar mit - einer draufgängerischer als der andere. Der mit der Lederjacke und dem gegelten Haar rief uns grinsend zu: "Also wenn du nicht willst, Barkeeper, dann komm' ich mit!", was für amüsiertes Gelächter sorgte.

      Muttersein ist eine Liebesgeschichte, die niemals endet.
    • Samantha

      Hardin Scott? Bei dem Vergleich hob ich leicht meine Augenbraue und fragte mich, woher er ihn kannte. Einen fiktiven Charakter aus einem meiner Lieblingsfilme. Gut, eine Hitliste hatte ich nicht, da ich einfach zu viele Filme gut finde, aber der war auf jeden Fall so gut, dass ich ihn öfter gesehen hatte. Ebenso die Bücher, die einen oftmals noch viel mehr in den Bann zogen, als der Film.
      Als er seine kleine Schwester erwähnte, kicherte ich kaum hörbar. Er hatte also eine Schwester? Das erklärte diesen Geruch an ihm, der etwas stärker war als der unserer Kollegen und wen Timothy sonst so unterwegs traf.
      "Du bist nicht langweilig..", murmelte ich vor mich hin und wandte mich wieder dem Film zu. Mit Timothy an meiner Seite fühlte ich mich fast wie in meinem ganz eigenem Film. Ja, diesen Film würde ich lieben. Eine Vampirin, die sich in einen Menschen verliebt. Das Geheimnis, dass sie voneinander trennte und doch konnten sie nicht widerstehen. Wie würde diese Geschichte ausgehen? Verlässt sie die Stadt und erfährt nie, was wahre Liebe ist.. Oder verwandelt sie ihn in einen Vampir, damit sie auf ewig zusammen sein konnten? Vielleicht würde er sie auch verstoßen, wenn er von ihrer wahren Identität erfuhr. Ja, wie nur würde diese Geschichte ausgehen.. Das fragte ich mich unentwegt. Ich konnte ihn nicht einfach zu einem Vampir machen, nur weil ich es so wollte. Was, wenn er keiner sein wollte? Er hatte auch Familie und einen Job. Diese Verwandlung würde einfach alles verändern, das war nicht meine Entscheidung. Außerdem wusste ich, dass wir uns bedeckt halten sollten und nicht jeden x-beliebigen Menschen zu einem von uns machen konnten, nur weil uns danach war. Seufzend versank ich etwas in meinem Stuhl, als der Film das Ende erreichte, um kurz darauf aufzustehen und mich zu strecken.

      _____

      Nick

      Mir war nicht entgangen, dass Ellie immer betrunkener wurde. Auch nicht der Typ, der ihr einen nach dem anderen ausgab. Ich brauchte nicht einmal Sam's gute Nase, um zu erkennen, dass dieser Kerl scharf auf sie war. Warum auch nicht? Sie war eine wunderschöne Frau. Das Gespräch verlief jedoch sehr einseitig, was dieser Depp einfach nicht schnallen wollte. "Sie gefällt dir doch..", meinte Ava schmunzelnd, weshalb ich wieder zu ihr sah und ihr leeres Glas bemerkte, woraufhin ich ihr gleich den nächsten Drink servierte, den sie mit einem Zwinkern kommentierte. "Nein. Ich mag nur keine Idioten, die eine Dame belästigen, die kein Interesse an ihnen hat." "Das nennt man Eifersucht..", murmelte sie gegen ihr Glas und trank in aller Ruhe. Diese Frau nervte wirklich gewaltig.. Was wollte sie hier und warum laberte sie mich voll? Warum war sie so auf mich und Ellie fixiert?
      Ich schüttelte nur meinen Kopf, da ich mich nicht von ihr provozieren ließ, doch sie gab einfach nicht auf. "Sie hat ganz offensichtlich Interesse an dir.." Dabei biss sie sich auf die Unterlippe, als würde sie das ganze wirklich sehr amüsieren. Sie hörte genau so gut wie ich, dass Ellie behauptete ein Date mit mir, einem richtigen Mann, zu haben. Das Mädel hatte eindeutig genug Alkohol..
      Als sie meinen Namen rief, sah ich zu ihr rüber, kam ihrer Bitte nach und näherte mich ihr. Obwohl ich nicht damit gerechnet hatte, dass sie mich so zu sich ziehen würde, blieb ich die Ruhe selbst. Ich sah in ihre Augen, die mich vermutlich nicht mehr vollständig wahrnehmen würden und schwieg. Ihr Flüstern scheiterte kläglich und wurde von den umliegenden Geiern gut gehört. Einer von ihnen wagte es sogar, etwas unangebrachtes zu sagen. Ich arbeite gerade, war das erste, was mir in den Sinn kam, doch ich befürchtete, dass es sie kränken könnte oder sogar in die Arme von einem dieser Perversen treiben würde.
      Sanft legte ich meine Hand an ihre, die meine Weste festhielt und kam ihr nahe genug, dass ich meine Stirn an ihre legen konnte. "Du musst auf mich warten.. Ich kann erst in einer halben Stunde gehen.." Mein Flüstern war laut genug, dass sie mich hoffentlich verstand, wobei es ungewollt etwas erotisches an sich hatte. Ich hoffte, dass sie wirklich wartete und nicht allein oder mit jemand anderen gehen würde. Das konnte ich in ihrem Zustand nicht zulassen. Außerdem war da noch diese Vampirin, die uns sehr genau beobachtete, was mir noch weniger gefiel. Hatte sie etwas damit zutun? Ellie's Freundin war auch plötzlich mit diesem Kerl verschwunden und ich musste sofort an Noah's Gabe denken. Er konnte Menschen zu etwas bringen, dass sie selbst nicht tun wollten. Wenn diese Frau nun eine ähnliche Gabe hätte, würde es Ellie's Verhalten durchaus erklären. Oder es war wirklich nur der Alkohol, der aus ihr sprach. Betrunkene lügen ja nicht, sagte man. Vielleicht war es nur der Rausch, der ihr genug Mut gab, mich so anzusprechen.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Kiimesca ()

    • Timothy

      Der Film endete. Viel zu schnell für meinen Geschmack, auch wenn es mit dem Genre und auch mit dem Film an sich nichts zu tun hatte. Es war viel mehr die Zeit, die ich mit Samantha verbringen durfte. In ein paar Tagen würde ich sie zwar wiedersehen, doch nicht allein, sondern umgeben von jeder Menge Arbeit, Kollegen und einem cholerischen Chef. Dennoch konnte ich nicht sitzen bleiben, so gern ich dies auch getan hätte. Ich tat es ihr somit gleich, als der Abspann lief und die Lichter des Kinos sich langsam heller dimmten. Ich musste darüber nachdenken, dass sie mich nicht langweilig fand. Das war doch schon mal was, oder? Viele junge, hübsche Frauen standen auf Bad Boys. Die Jungs mit dem gewissen Etwas. Zähheit, Unverfrorenheit. Viele mochten es, hintergangen und betrogen zu werden. Ganz offensichtlich, denn Typen wie ich... naja, sie waren oft einfach zu nett. Frauen behandeln wie ein Gentleman, ihnen jeden Wunsch von den Augen ablesen, ihnen Komplimente machen, sie zum lachen bringen oder ihnen Blumen zu schenken... ich glaubte manchmal, irgendwo im 19 Jahrhundert steckengeblieben zu sein. Umso mehr erfreute mich, dass Samantha offenbar eine andere Vorstellung eines Mannes hatte, der sein Leben an ihrer Seite verbringen durfte. Auch wenn ich nicht davon ausging, dass ich diesen Platz irgendwann einnehmen würde. Es war nur ein Date... mehr nicht. Die Zeit würde zeigen, ob etwas Großes daraus entstand, oder eben nicht.
      So verließen wir das Kino, hinaus in die dunkle Nacht. Es wehte eine kalte Brise, doch zumindest regnete es nicht mehr. Wir schlenderten gemütlich zum Auto. "Und? Hat dir der Film gefallen?", wollte ich wissen und steckte die Hände lächelnd in die Hosentaschen, während ich auf den Asphalt vor mir schaute.

      Ellie

      Ich war nicht mehr in der Lage, peinlich berührt zu sein, als Nick mir ganz nah kam. Ich sah in seine Augen. Wie wunderschön sie aussahen, so aus der Nähe. Und sein Geruch... so holzig warm. Also sollte ich eine halbe Stunde auf ihn warten? Obwohl ich JETZT dazu bereit war, diesen Schritt mit ihm zu gehen? Sei es nur auf einer Toilette? Kurz lachte ich, bevor ich seine Weste los ließ und vom Barhocker herunter rutschte. "Nick... so heißt du doch? Hör mal... ich bin jetzt scharf, verstehst du!? Und nicht in einer halben Stunde! Hat man dir eigentlich nicht beigebracht, dass man Frauen nicht warten lässt, hm!?", sagte ich wohl lauter, als es unbedingt nötig gewesen wäre. So laut, dass es auch Naomi mitbekam und sich von dem Typen löste, dessen Name sie vermutlich nicht mal kannte. "Diese Typen hier... die würden sich um mich reißen, verstehst du? Aber dir... dir bin ich ja nicht schön genug!", zischte ich zornig und torkelte fast in einen dieser notgeilen Säcke hinein, die alle wohl gerne Nicks Platz eingenommen hätten. Ich stieß denjenigen von mir, der mich aufgefangen hatte. Er wehrte verteidigend die Hände in die Höhe, bevor er mit seinen Freunden wieder in lautem Gelächter ausbrach. Ich ging an ihm vorbei und bemerkte Naomis Blick, doch als diese mir auf die Toilette folgen wollte, winkte ich nur ab. Sie sollte mir genauso gestohlen bleiben wie dieser Nick!

      Muttersein ist eine Liebesgeschichte, die niemals endet.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Nordlicht ()

    • Samantha

      Draußen angekommen, sog ich die frische Luft ein und genoss die kühle Abendluft. Vor allem aber die Dunkelheit in der ich mich leider am wohlsten fühlte. Jedenfalls körperlich. "Oh ja. Mein großer Bruder Nick leidet vermutlich genau so sehr wie du unter meiner Sucht nach Liebesfilmen." Ich lachte herzhaft und hielt mir den Handrücken vor den Mund, da seine Schwester und ich uns in der Hinsicht wohl recht ähnlich schienen. "Ich war schon lange nicht mehr im Kino. Vielen Dank, dass du mich begleitest hast", bedankte ich mich und drehte mich zu ihm um, als ich an der Beifahrertür angekommen war. Meine Hände lagen auf dem Rücken und mein Gesicht zierte ein überglückliches Lächeln.

      _____

      Nick

      Sie war jetzt scharf? Was war in sie gefahren, dass sie solche Ausdrücke benutzte? Ich kannte sie zwar kaum, aber so hatte ich sie absolut nicht eingeschätzt. Was erwartete sie denn von mir? Das ich sie auf der Toilette nahm? Oder am besten noch gleich hier auf dem Tresen? Im Gegensatz zu den anderen Kerlen hier hatte ich wenigstens Anstand! In Momenten, wo ich nicht wusste, was ich sagen sollte, zog ich es vor zu schweigen. Ich hätte ohnehin keine Chance gehabt sie zu besänftigen. Nicht schön genug? Was bildete sie sich eigentlich ein? Sie wusste gar nichts über mich und verurteilte mich dafür, dass ich nicht wie ein räudiger Hund über sie herfiel?
      "Ach herrje..", meinte die Vampirin, ihr Kinn auf ihre Hand gestützt. Ich schnalzte mit der Zunge und warf den Männern, die mich nicht verstehen konnten, einen düsteren Blick zu. Als würde ich mich voll und ganz auf meine Arbeit konzentrieren, wusch ich Gläser, polierte sie, mixte Trinks, schenkte Bier aus und doch horchte ich ganz genau hin, was Ellie gerade machte. In diesem Moment erschien sie mir völlig hilflos und triggerte meinen Beschützerinstinkt. Nein, ich stehe nicht auf sie! Ich wollte nur nicht, dass sie meinetwegen irgendetwas dummes anstellte.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco
    • Timothy

      An meinem Cadillac angekommen, der zugegebenermaßen mein ganzer Stolz war, schaute ich sie aufmerksam an, als sie sich zu mir umdrehte. Sie hatte also einen Bruder. Und sie lebte auch mit ihm zusammen? Zuerst wollte ich so etwas sagen wie "wir sind uns wohl doch ähnlicher, als ich dachte", aber ich ließ es. Ich wollte ihr nicht zu nahe treten. Als sie sich bei mir bedanke, musste ich kurz leise lachen.
      "Wenn sich jemand bedanken muss, dann bin das wohl ich. Also..."
      Ich verbeugte mich galant
      vor ihr und als ich mich wieder voll aufgerichtet hatte, schaute ich ihr direkt in die Augen. "Danke, Samantha, dafür, dass du mich in diese Schnulze geschleppt hast und mir wieder mal gezeigt hast, wie verdammt gutaussehend amerikanische Filmschauspieler sein können."
      Ich grinste und meine nächsten Worte wurden deutlich leiser: "Ich habe diesen Abend wirklich genossen."
      Und ich schaffte es sich tatsächlich nicht zu stottern.

      Ellie

      Ich ging zur Toilette, betrachtete mein mitgenommenes Gesicht im Spiegel. Wut und Frustration breiteten sich in meinem Inneren aus. Es war der Alkohol, der mich völlig veränderte, doch in diesen Moment, als ich vor dem Waschbecken der Toilette stand, war mir das nicht bewusst. Ich handelte völlig richtig, und ja - vermutlich hätte ich auf all meine Vorstellungen, was das perfekte erste Mal betraf, gepfiffen. Mich von Nick nehmen lassen, meine Jungfräulichkeit verloren und es vielleicht sogar genossen. Immerhin war ich noch so klar bei Sinnen, dass ich es nicht mit einem der Gorillas tun wollte, sondern nur mit dem hübschen Barkeeper. War es denn richtig, dass ich in diesem Moment beleidigt auf ihn war? Natürlich nicht, aber in dem Stadium, in dem ich mich aktuell befand, eben schon. Ein paar Frauen betraten kichernd die Toilette. Sie tuschelten hinter meinem Rücken, als zwei von ihnen kurz darauf in der Toilette verschwanden und die andere ihren Lidschatten richtete. In gewisser Weise überkam mich ein Schamgefühl. Aber es war nicht stark genug, um gegen den Alkohol, der sich wie pures Gift in meinem Körper verteilte, anzukämpfen. Ich verließ die Toilette, lief in einen der Typen in der Bar hinein, der mich lüstern anschaute, sicher irgendetwas sagen wollte, doch dazu ließ ich es nicht kommen. Ich ging an ihm vorbei, schaute mich flüchtig nach Naomi um, doch diese war nirgends zu sehen. Dann erschien wie aus dem Nichts Olivers Gesicht vor mir.
      "Hey... Geht's dir gut?", fragte er und ein Ausdruck der Besorgnis lag tief in seinen Augen.
      "Bestens", log ich, doch diese Lüge schien er schnell durchschaut zu haben.
      "Komm, wir gehen an die frische Luft..."
      Irgendwie sah ich Oliver in diesem Moment... anders. Er schien wesentlich attraktiver, fürsorglicher, männlicher. Die Lust in mir war noch nicht zum Erliegen gekommen, und so verließ ich mit ihm die Bar. Nick hatte ich keinen einzigen Blick mehr zugeworfen, und auch der wunderschönen Frau im roten Kleid nicht...

      Muttersein ist eine Liebesgeschichte, die niemals endet.
    • Samantha

      Schmunzelnd legte ich meinen Kopf schief und beobachtete, wie er sich vor mir verneigte. Seine Worte brachten mich leise zum Kichern. Die meisten Schauspieler waren wirklich sehr attraktiv - jedenfalls aus meiner Sicht - aber Timothy war nicht weniger attraktiv. Er war vielleicht kein Supermodel und würde die Frauenherzen im Sturm erobern, wenn er auf der Leinwand erschien, aber ich fand ihn attraktiv. Sehr sogar. Und so charmant und liebenswürdig. "Ich auch..", erwiderte ich sanft, bevor wir uns leider schon auf den Rückweg machten.
      Im Auto streckte ich meine Arme nach vorn und betrachtete die Straßen vor uns. Es war nicht mehr weit und dann würde ich ihn zwei Tage nicht sehen.. Außer.. "Hey, Timothy. Du gehst doch morgen in die Redaktion, oder? Darf ich dir dabei helfen?" Lächelnd sah ich zu ihm rüber und hoffte, dass er zusagen würde. Aus irgendeinem Grund betrübte mich der Gedanke ihn nicht zu sehen.

      _____

      Nick

      Als Ellie wieder raus kam, sah ich kurz zu ihr, ehe sie mit dem Kerl von vorhin nach draußen ging und mich dabei vollkommen ignorierte. "Selbst Schuld...", hauchte die Vampirin und glitt elegant vom Barhocker, um die Bar zu verlassen. "Auf Wiedersehen, Nick.." Ich sah ihr Gesicht zwar nicht, aber ich hörte, dass sie dabei amüsiert grinste. Wenn ich mir Mühe gab, konnte ich die Gespräche außerhalb der Bar klar und deutlich mithören, auch wenn der Geräuschpegel innerhalb es ein wenig erschwerte. Dieser Oliver machte sich offenbar an sie heran, was mir nicht besonders gefiel. Ich könnte es auch einfach ignorieren, aber ich fand Ellie viel zu gut für diese Kerle hier. Das sie durch den Alkoholkonsum so anders wurde, war etwas beunruhigend. Oliver schien jedoch ebenfalls völlig verändert, seitdem sie draußen waren. Er drängte sich ihr regelrecht auf, als wolle er sie gleich hinter dem Laden nehmen, solange sie noch willig war. Ich war jetzt schon kurz davor nach draußen zu gehen und einzugreifen, doch ich hatte nicht das Recht mich einzumischen. Ich war weder ihr Freund, noch ihr Kumpel.
      "Spricht man denn so mit einer Dame?", hörte ich die Vampirin sagen und ließ meine Arbeit schon beim ersten Wort liegen. "Ich muss los. Sorry.", entschuldigte ich mich bei meinem Kollegen und ging nach hinten, wo ich die Hintertür nutzte, um schneller bei ihr zu sein. Ob er dachte, dass ich ihr jetzt hinterher lief, war mir egal. Diese Frau gefiel mir nicht und sie hatte etwas sehr bedrohliches an sich. "Ich bring dich lieber nach Hause, Kleines", meinte sie fast schon mütterlich, zeigte jedoch dann ihre Fangzähne, über leckte über diese. Sie schien überrascht zu sein, als ich sie erblickte, allerdings wirkte es nicht so, als hätte ich sie überrascht, sondern Ellie selbst. Was ich nicht wusste - ihre Gabe hatte auf Ellie keine Wirkung und deshalb reagierte sie nicht so, wie die Vampirin sich es gewünscht hätte. "Wag es nicht, ihr etwas anzutun", knurrte ich und drängte mich zwischen die beiden, wobei ich eine schützende Haltung Ellie gegenüber einnahm und mich vergewisserte, dass sie dicht hinter mir war. "Willst du mich etwa herausfordern?" Ihr Hochmut war deutlich zu hören, allerdings wusste sie auch, dass ich ihr sehr wahrscheinlich unterliegen würde.
      Ich wollte nicht kämpfen, aber wenn es sein musste, würde ich es tun. Also bleckte ich meine Zähne und hielt meinen gestreckten Arm vor Ellie, während meine Augen die Vampirin fixierten. Das ich ihr gerade offenbarte, dass ich ebenfalls ein Vampir war, war mir in dem Moment egal. Noah würde das schon wieder richten mit seiner Gabe. "Wie du willst.. Vielleicht schnapp ich sie mir, wenn sie allein ist..", drohte sie mir und kicherte amüsiert, bevor sie sich zum Glück zurückzog. "Ellie, geht's dir gut?", fragte ich und sah sie an, doch da ich kein Blut riechen konnte, schien alles in Ordnung zu sein.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco
    • Benutzer online 2

      2 Besucher