Sophie
Was hatte sich dieser Nichtsnutz eigentlich dabei gedacht, mir solch einen Schrecken einzujagen!? Wie kam man überhaupt auf so etwas? Über einen kleinen Scherz hätte ich vermutlich sogar gelacht. Doch diese Nummer war echt ein wenig zu heavy, findet ihr nicht? Ich meine... wie viele Leute hatte er im Boot!? Alleine diese ganzen Huskys, die viel mehr nach echten Wölfen aussahen. Sogar die hatte er auf seiner Seite. Und dann diese ganzen Statisten. Das hatten sie doch sicher nicht umsonst gemacht. Sicher Freunde von ihm. Solch ein Mister Cool kannte doch halb Rainville, und eben weil er so "cool" und unwiderstehlich war, wollten sie alle mit ihm befreundet sein, nur um auf der "Ich bin ja so mega cool"-Skala nach ganz oben zu wandern. Süß. Las man meine Ironie heraus? Gut! Es war nämlich pure IRONIE. Oh Leute, ich war wirklich sauer auf diesen... diesen... Schwachkopf! Und auch in den Tagen, die verstrichen, und ich allerlei mit der Renovierungsarbeit im Friseursalon meiner Mam zu tun hatte, musste ich immer wieder an diesen von Schrecken erfüllten Tag denken. Ich meine... es war alles so... so... echt. Als wäre der Mann wirklich von einem Wolf getötet worden, zusammengesackt, in seinem eigenen Blut. Es bereitete mir einige schlaflose Nächte. Und obwohl ich sicher war, dass es nur Show war, ein echt mieser Streich, so hing es mir in der Magengegend wie ein dickes, fettes Geschwür. Ob ich mit meinen Eltern darüber sprach? Nein. Das heißt... ich wollte, aber ich tat es nicht. Sie hatten genug zu tun. Dad mit seinem Politik-Kram und Mam mit der Neueröffnung des Salons. Und da auch ich voll in die Renovierung involviert war, war ich froh um jede Ablenkung. Sicher war schon eine Woche vergangen. Morgen sollte der Salon bereits wieder eröffnet werden. Ich war noch dabei den Boden zu wischen, als sich der Himmel in seinen wärmsten und intensivsten Farben präsentierte und durch die große Glasfront das Orange-Rot der untergehenden Sonne schien. In meine Arbeit vertieft, bekam ich nicht mit, das Mam voll bepackt auf den Salon zu spazierte. Sie hatte noch etwas Deko kurz vor Ladenschluss besorgt, und da sie sicher vorhatte, viel weniger einzukaufen, aber zu geizig war, noch eine Tragetasche im Laden zu kaufen, trug sie alles in ihren Händen. Es war so viel, dass ihre Sicht versperrt war und sie geradewegs in den jungen Mann lief, der ihr entgegen spazierte. Ich konnte von der Glasfront aus alles beobachten, war aber zunächst starr vor Schreck, als ich erkannte, wer es war. Zum Glück ging lediglich eine Vase zu Bruch.
"Ach, ich Dummerchen. Tut mir leid, junger Mann. Ich hätte mir eine Tasche besorgen sollen!", entschuldigte sich meine Mutter mit einem Lächeln, beugte sich herab, um die Sachen von dem Asphalt aufzuheben. "Ich habe es aber schlichtweg nicht eingesehen. Kennst du das, wenn du eintausenddreihundert Taschen Zuhause herum liegen hast, aber nie daran denkst eine mitzunehmen? Und bei der Eintausenddreihundertundeins habe ich nun gestreickt. Aber mein Laden wird morgen neu eröffnet, und bei den Preisen muss man zuschlagen", sagte sie weiter, unaufhörlich wie ein Wasserfall, lachte amüsiert, denn wirklich aufs Geld musste Grace, die Frau des Bürgermeisters, nicht schauen. Doch sie tat es trotzdem, denn die leidenschaftliche Friseurin, die eine Schwäche für die gute alte Hippie-Zeit hatte, was man an ihrem langen, krausen Haar und dem typischen bunten 80er Jahre Outfit unschwer erkennen konnte, spendete das Geld gerne den armen Kindern in Afrika oder den verlassenen Hundeseelen, die quer über den Kontinent verteilt lebten. Ja, Grace war durch und durch eine gute und immer fröhliche Seele. "Bist du so lieb und hilfst mir die Sachen hereinzutragen, Kleiner? Nicht, dass noch mehr zu Bruch geht. Der Laden ist gleich da drüben", sagte sie und deutete auf den Friseursalon, auf dessen Glasfront groß und breit "Grace's precisely" zu lesen war.
Was hatte sich dieser Nichtsnutz eigentlich dabei gedacht, mir solch einen Schrecken einzujagen!? Wie kam man überhaupt auf so etwas? Über einen kleinen Scherz hätte ich vermutlich sogar gelacht. Doch diese Nummer war echt ein wenig zu heavy, findet ihr nicht? Ich meine... wie viele Leute hatte er im Boot!? Alleine diese ganzen Huskys, die viel mehr nach echten Wölfen aussahen. Sogar die hatte er auf seiner Seite. Und dann diese ganzen Statisten. Das hatten sie doch sicher nicht umsonst gemacht. Sicher Freunde von ihm. Solch ein Mister Cool kannte doch halb Rainville, und eben weil er so "cool" und unwiderstehlich war, wollten sie alle mit ihm befreundet sein, nur um auf der "Ich bin ja so mega cool"-Skala nach ganz oben zu wandern. Süß. Las man meine Ironie heraus? Gut! Es war nämlich pure IRONIE. Oh Leute, ich war wirklich sauer auf diesen... diesen... Schwachkopf! Und auch in den Tagen, die verstrichen, und ich allerlei mit der Renovierungsarbeit im Friseursalon meiner Mam zu tun hatte, musste ich immer wieder an diesen von Schrecken erfüllten Tag denken. Ich meine... es war alles so... so... echt. Als wäre der Mann wirklich von einem Wolf getötet worden, zusammengesackt, in seinem eigenen Blut. Es bereitete mir einige schlaflose Nächte. Und obwohl ich sicher war, dass es nur Show war, ein echt mieser Streich, so hing es mir in der Magengegend wie ein dickes, fettes Geschwür. Ob ich mit meinen Eltern darüber sprach? Nein. Das heißt... ich wollte, aber ich tat es nicht. Sie hatten genug zu tun. Dad mit seinem Politik-Kram und Mam mit der Neueröffnung des Salons. Und da auch ich voll in die Renovierung involviert war, war ich froh um jede Ablenkung. Sicher war schon eine Woche vergangen. Morgen sollte der Salon bereits wieder eröffnet werden. Ich war noch dabei den Boden zu wischen, als sich der Himmel in seinen wärmsten und intensivsten Farben präsentierte und durch die große Glasfront das Orange-Rot der untergehenden Sonne schien. In meine Arbeit vertieft, bekam ich nicht mit, das Mam voll bepackt auf den Salon zu spazierte. Sie hatte noch etwas Deko kurz vor Ladenschluss besorgt, und da sie sicher vorhatte, viel weniger einzukaufen, aber zu geizig war, noch eine Tragetasche im Laden zu kaufen, trug sie alles in ihren Händen. Es war so viel, dass ihre Sicht versperrt war und sie geradewegs in den jungen Mann lief, der ihr entgegen spazierte. Ich konnte von der Glasfront aus alles beobachten, war aber zunächst starr vor Schreck, als ich erkannte, wer es war. Zum Glück ging lediglich eine Vase zu Bruch.
"Ach, ich Dummerchen. Tut mir leid, junger Mann. Ich hätte mir eine Tasche besorgen sollen!", entschuldigte sich meine Mutter mit einem Lächeln, beugte sich herab, um die Sachen von dem Asphalt aufzuheben. "Ich habe es aber schlichtweg nicht eingesehen. Kennst du das, wenn du eintausenddreihundert Taschen Zuhause herum liegen hast, aber nie daran denkst eine mitzunehmen? Und bei der Eintausenddreihundertundeins habe ich nun gestreickt. Aber mein Laden wird morgen neu eröffnet, und bei den Preisen muss man zuschlagen", sagte sie weiter, unaufhörlich wie ein Wasserfall, lachte amüsiert, denn wirklich aufs Geld musste Grace, die Frau des Bürgermeisters, nicht schauen. Doch sie tat es trotzdem, denn die leidenschaftliche Friseurin, die eine Schwäche für die gute alte Hippie-Zeit hatte, was man an ihrem langen, krausen Haar und dem typischen bunten 80er Jahre Outfit unschwer erkennen konnte, spendete das Geld gerne den armen Kindern in Afrika oder den verlassenen Hundeseelen, die quer über den Kontinent verteilt lebten. Ja, Grace war durch und durch eine gute und immer fröhliche Seele. "Bist du so lieb und hilfst mir die Sachen hereinzutragen, Kleiner? Nicht, dass noch mehr zu Bruch geht. Der Laden ist gleich da drüben", sagte sie und deutete auf den Friseursalon, auf dessen Glasfront groß und breit "Grace's precisely" zu lesen war.
Muttersein ist eine Liebesgeschichte, die niemals endet.