Don't fall in love with a human (Kiimesca & Nordlicht)

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    • Sophie

      Inzwischen kam ich mir richtig albern vor, dass ich ihm so viele Fragen stellte, und er keine einzige. Warum tat ich das hier überhaupt? Ganz offensichtlich war er nicht an einem Gespräch mit mir interessiert. Vielleicht war er auch einfach kein leichter Gesprächspartner? Aber wenn er so viele Freunde hatte, mussten diese sich doch auch mit ihm unterhalten. Vermutlich über irgendwelche Themen, die mich absolut nicht interessierten. Vielleicht darüber, wie sie das Leben anderer ruinieren konnten. Immerhin hatten sie es geschafft, mir einige schlaflose Nächte zu bescheren durch ihren "ach so lustigen" Streich. Ich wandte den Blick ab. Bis die Bestellung frisch und dampfend an den Tisch gebracht wurde, schwiegen wir uns an. Es war eine bedrückende Stille, die mir absolut unangenehm war. Kurz überlegte ich, einfach aufzustehen und zu gehen, denn die Minuten, bis ich mich für meinen Salat bedanken konnte, dauerten quälend lange.
      Als wir unsere Gerichte bekamen, ich mich anständig bedankt hatte, wie der gute Ton es verlangte, wünschte ich Dennis einen guten Appetit, sagte aber fast im gleichen Atemzug: "Du bist nicht besonders gut darin, Smalltalk zu betreiben, oder? In der Regel stellt man auch Fragen an das Gegenüber. Sonst ist es einfach nur ein Verhör, weißt du."
      Ich konnte mir diese Belehrung einfach nicht verkneifen. Er könnte doch zumindest ein klein wenig Interesse heucheln, um es für uns beide nicht zu unangenehm werden zu lassen.

      Benjamin

      "Das klingt gut", sagte ich auf ihre Worte hin, und es deckte gleich all ihr Gesagtes ab. Zum einen, dass die Arbeit, die sie jeden Tag mit viel Liebe und Hingabe verrichtete, keine Bürde für sie war, und auch das Interesse an anderen Orten der Welt war sicher ein interessantes Hobby. Den Dschungel musste ich nun nicht aus nächster Nähe sehen, aber wenn es ihr Wunsch war, fand ich das großartig. Ich mochte Personen, die wussten, was sie in ihrem Leben noch erleben wollten und was nicht. "Vielleicht bekommst du dazu ja irgendwann noch eine Gelegenheit."
      Lächelnd fragte ich kurz darauf: "Möchtest du noch etwas? Ich übernehme."
      War doch selbstverständlich.

      Muttersein ist eine Liebesgeschichte, die niemals endet.
    • Dennis

      Mir war die Stille nicht unangenehm. Mit den anderen lag ich auch oft einfach nur rum und genoss die Ruhe. Aber wir hatten natürlich auch interessante Gesprächsthemen. Auch privates war dabei. Aber worüber ich mit Sophie sprechen sollte? Keine Ahnung.
      "Danke", sagte ich, als das Essen kam und wollte mich diesem auch direkt widmen, als sie mich auf meine Schwäche ansprach.
      "Eh.. ne.." Nun fühlte ich mich irgendwie beschämt. Wer mochte schon seine Schwächen? "Tut mir leid.. Ich frag mich nur, warum du überhaupt mit mir redest und warum du hier mit mir sitzt. Ich dachte, du hasst mich..." Den letzten Teil sagte ich etwas leiser, sah sie dabei auch nicht an und stocherte in meinem Essen herum. "Hast du Mitleid mit mir? Kannste dir sparen..", meinte ich nicht aggressiv oder dergleichen. Eher etwas schmollend.


      Sarah

      Ich hatte viele Dinge auf meiner Liste, aber es war auch nicht schlimm, wenn ich nicht alle in meinem Leben schaffen würde. Schon dieser Umzug nach Rainville hatte mein Leben sehr bereichert. "Ja, vielleicht", lächelte ich sanft, nachdem ich die letzte Pommes verdrückt hatte. Natürlich würde ich noch einen Nachtisch nehmen, aber als er meinte, er würde übernehmen, hob ich lächelnd eine Augenbraue. "Ich kann selbst zahlen. Oder ist das hier ein Date?", fragte ich, stützte mein Kinn auf meinem Handrücken ab und lehnte mich leicht zu ihm rüber. "Ich hätte gern noch einen Nachtisch", sagte ich dann. Nur ein winziger Unterton der eine gewisse Zweideutigkeit andeuten sollte, streute ich in meine Aussage, während ich noch immer lächelte. Damit es nicht zu sehr in diese Richtung ging, warf ich auch schon einen Blick auf die Dessertkarte. Zu einem anderen Nachtisch würde ich aber auch nicht Nein sagen. Immerhin saß ich hier mit dem heißesten Typen Rainville's! Ich war aber niemand, der dauernd wechselnde Partner hatte. Da war ich wohl sehr wählerisch. So nötig hatte ich es auch nicht, denn für mich war es noch immer die schönste Nebensache der Welt.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco
    • Sophie

      Was? Mitleid? "Nein!", kam es sofort aus mir heraus, wie aus einem aktiven Vulkan und mit der Inbrunst eines Kaisers bei seiner wichtigsten Rede. "Nein, ich habe kein Mitleid mit dir", gab ich nun etwas ruhiger bekannt, und erstickte dabei fast an einem Salatblatt. "Ich wüsste auch nicht, wieso... ich mein. Das mit deiner Schwester tut mir echt leid, was auch immer damals passiert ist. Aber irgendwie... haben wir doch alle schon jemanden verloren, oder nicht? Und jeder ist seines Glückes selbst Schmied", redete ich so vor mich her, während ich mit der Gabel auf dem gemischten Salat mit den Hähnchenstreifen herum stocherte. Ich selbst musste zugeben, kaum jemanden in meinem Leben verloren zu haben. Meinen früheren Kater. Oder auch Grandpa. Hier und da noch ein paar Verwandte, die mir ferner kaum sein konnten. Aber das war's auch schon. Und da Grandpa kalt wie ein Eisblock war, hatten wir nicht das beste Verhältnis zueinander. Demzufolge traf mich sein Tod nicht sonderlich schmerzlich. Daher hatte ich leicht reden. Aber das wusste Dennis in diesem Moment ja nicht, also versuchte ich irgendwie von diesem schlechten Thema abzulenken. Und dass er ein Kleinkrimineller war, vermutlich arbeitslos, wenn er nicht mehr die High School besuchte... dafür konnte ich kein Mitleid empfinden. "Ich hasse dich auch nicht, oder so etwas. Obwohl ich allen Grund dazu hätte. Immerhin bist du kriminell und hast mir nen echt miesen Streich gespielt", sprach ich weiter, aber es klang keine bittere Note in meinem Tonfall mit. Eher gedankenverloren führte ich eine Gabel zu meinem Mund. Der erste Bissen, neben dem, der mich fast mein Leben gekostet hätte. "Ich wollte einfach nicht allein ins Diner", gab ich ehrlich zu und zuckte mit den Schultern. Erst jetzt sah ich ihn wieder an. "Außerdem sahst du hungrig aus. Ich rede nun mal gerne. Bin ziemlich kommunikativ. Die Kunden lieben das. Du nicht, schon klar. Ich kann auch einfach schweigen. Bis zum letzten Salatblatt", scherzte ich ein wenig herum und musste sogar schmunzeln dabei. "Ich kann auch ganz still sein."


      Benjamin

      Moment mal. Flirtete sie etwa gerade mit mir? Meinte sie mit Nachtisch das, was es gerade vermuten ließ? Nein, nie im Leben. Ich musste dennoch schmunzeln, lehnte mich zurück und erwiderte ruhig: "Sieh das hier ganz wie du möchtest. Du bist eingeladen", versicherte ich ihr nochmals, also konnte sie ganz nach Belieben entscheiden, welches Gericht sie wählen würde. Ich würde bei einem Espresso bleiben. Das süße Zeug war nicht meine Welt.

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    • Dennis

      Das sie gern redete, brauchte sie nicht einmal erwähnen. Ich war also nur der nächstbeste, um nicht allein zu gehen. Ob sie wirklich still sein konnte bezweifelte ich ein wenig. Ich sah sie wieder an und kaute zu Ende, bevor ich antwortete. "Mir egal. Es war still genug die letzten Tage." Bis Benji mich aus der Höhle rausholen musste. "Bin nur nicht gut in Smalltalk." Wie sie ja bereits festgestellt hatte. "Keine Ahnung. Was hast du denn so für Hobbies?" Das war das erstbeste was mir einfiel. Ich wusste ja, dass sie aus Rainville kam, daher brauchte ich sie nicht darüber ausfragen. "Malst du gern?" Ja Leute, mir war die Wand im Salon nicht entgangen. Aber sie roch gelegentlich auch nach Farbe.


      Sarah

      "Okay", antwortete ich lächelnd und musterte ihn noch einmal kurz. Dann war das ein Date. Obwohl das eigentlich keine Rolle spielte. Musste man denn alles irgendwo einordnen können? Wir saßen zusammen, aßen und unterhielten uns. Es war nett, das war die Hauptsache. "Dann danke ich dir", fügte ich hinzu und blickte zu Georg auf, bei dem ich ein Schokoküchlein bestellte. Ein warmer Schokokuchen mit flüssigem Kern - was gab es besseres? Nein, ich musste nicht so sehr auf meine Ernährung achten, um schlank zu bleiben. Das war bei vielen Werwölfen ein Segen. Ob es an unserer höheren Körpertemperatur lag? Wir verbrannten wohl mehr kalorien als Menschen. Aber das war genau so wenig wichtig, wie unser Beisammensitzen zu benennen.
      Dann nahm ich wieder eine entspannte Haltung an und blickte in seine Augen. "Lass mich raten.. Du bist single, weil du keine Zeit hast? Die Frauen stehen doch Schlange, dass du dir nur eine rauspicken musst", meinte ich nun ein wenig offensiver. Ihn nur still anzuschmachten würde mir schließlich auch nichts bringen. Eine Frau, die darauf wartete von einem Mann erobert zu werden, hatte wohl noch nicht verstanden, dass wir im 21. Jahrhundert waren. Frau durfte die Dinge ruhig selbst in die Hand nehmen. Jedenfalls war meine Aussage offensichtlich genug, aber nicht aufdringlich. Es ließ mich nicht dastehen, als würde ich bei seinem Anblick sabbern, aber das er mir durchaus gefiel. Ich sah ihn auch nicht an, wie ein lüsternes Luder, das ihn so schnell wie möglich besteigen wollte.
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      - Eugene Ionesco
    • Sophie

      So so. Und ich dachte doch tatsächlich, dass ihm ein Schweigen lieber wäre. Aber gut. Klar. Gerne. Ich liebte es, mich zu unterhalten. Und auch wenn ich bezweifelte, dass ihn meine Hobbys wirklich interessierten, antwortete ich: "Malen ist mein liebstes Hobby!"
      Immerhin war alles besser als zu schweigen. Es wäre solch eine bedrückende Stille. Und diese wollte ich vermeiden. Zumindest bis ich gegessen und bezahlt hatte. "Ich male eigentlich seit ich denken kann", begann ich zu erzählen, während ich eine weitere volle Gabel mit einem Stück des saftigen Hähnchenfleischs zu meinem Mund führte. "Ich erinnere mich, dass ich bei Grandma früher immer im Wintergarten auf dem Boden lag und stundenlang gemalt habe. Ich malte ihr tausende Bilder. Irgendwann hatte sie die ganze Küche vollgeklebt mit meinem Bildern", kicherte ich in Erinnerungen an sie. Inzwischen lebte sie in einer Seniorenresidenz. Ich besuchte sie für gewöhnlich jede Woche. Manchmal auch jede zweite.
      "Was ist mit dir?", wollte ich wissen, legte den Kopf leicht in die Schräge, während ich nach dem Wasserglas griff, in welches Georg mir freundlicherweise vorhin was eingeschenkt hatte.
      "Was machst du so, wenn du Mal gerade nicht mit deinem Freunden rumhängst oder irgendwelche Supermärkte bestiehlst?"
      Die Frage sollte keinesfalls vorwurfsvoll klingen. Herausfordernd jedoch schon. Ich schmunzelte dabei, um ihn nicht gleich wieder grimmig werden zu lassen und etwas die Ernsthaftigkeit herauszunehmen.

      Benjamin

      Etwas verdutzt sah ich sie an, als sie mich so offensichtlich... anbaggerte? Was? Was war das auf einmal? Ich meine... Wir kannten uns schon einige Monate. Wir waren uns nicht mehr fremd, auch wenn wir bis heute kaum etwas über den anderen wussten. Doch sie zeigte Interesse an mir. Was? Wie ich sie fand? Nun ja... Sie war sicher keine unattraktive Person, aber... es war merkwürdig. Und ich schien sicherlich völlig überrumpelt. Nach außen hin versuchte ich mir dies allerdings nicht anmerken zu lassen. Ob mir dies gelang? Keine Ahnung.
      "Oh, ehm...", kam dann aber als erstes hervor, denn mein Kopf wollte schneller sprechen als mein Bauchgefühl.
      "Auch wenn Frauen Männer in Uniform ganz toll finden... Nein. Tatsächlich nein", schmunzelte ich und lehnte mich nochmal im Stuhl zurück. "Was ist mit dir? Wartet jemand auf dich Zuhause?", fragte ich sie neugierig und wartete ab, was sie zu erzählen hatte. Sie hatte nie etwas von einem festen Freund erzählt. Und da wir in einer Zeit lebten, in der es wirklich alles gab und in der alles möglich war, würde mich weder das eine noch das andere wundern.

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    • Dennis

      "Ah..", erwiderte ich auf ihren Schwank aus ihrer Kindheit. Das klang wirklich nach einem perfekten Prinzessinnenleben. "Dann ist das Kunstwerk im Salon wohl von dir. Sieht gut aus." Etwas zu hippiemäßig, aber gut gemalt.
      Ich nahm einen weiteren Bissen, als sie nach mir fragte. Was ich so in meiner Freizeit machte. Mit hochgezogener Augenbraue und einem Schmunzeln lehnte ich mich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. "Tja, das ist wohl alles, was mich ausmacht", meinte ich und sah sie einen Moment an. "Und jetzt? Willst du mich bekehren und zu einem besseren Menschen machen?", fragte ich sie ein wenig herausfordernd und stach erneut mit der Gabel in die Pommes. "Oder glaubst du, das ist hoffnungslos?", fragte ich und nahm den nächsten Bissen.

      Sarah

      Bei seiner Antwort musste ich schmunzeln. Hätte mich auch überrascht. "Nein. Da warten nur Zimmerpflanzen auf mich, die regelmäßig gegossen werden wollen", sagte ich und nahm einen Schluck meiner Limonade. "Bevor ich her kam, kannte ich niemanden außer meinen Eltern und John, die so sind wie wir. Naja und hier.. hat sich das eben einfach noch nicht ergeben. Was aber kein Grund ist auf die schönen Dinge einer Beziehung verzichten zu müssen", erklärte ich und legte meinen Kopf etwas schief, während ich ihn abstützte und Benjamin betrachtete.
      Dann brachte Georg mir meine Nachspeise, wofür ich mich bei ihm bedankte. Davon ließ ich mir auch sogleich ein Stück auf der Zunge zergehen. Daraufhin ließ ich es mit den Anspielungen sein und warf ihm einen letzten Blick zu, ehe ich mich voll und ganz meinem Dessert widmete.
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      - Eugene Ionesco
    • Sophie

      Bekehren? Nun... Das war eigentlich gar keine schlechte Idee, nicht wahr? Ich denke, dass es bei ihm so einige Dinge gab, die er einmal überdenken musste. Insbesondere die Tatsache, dass man anderen Menschen keine dieser fiesen Streiche spielte. Ob es hoffnungslos war? Nein, das glaubte ich nicht. Die meisten Menschen gaben die Hoffnung einfach viel zu schnell auf. Sei es im Kampf gegen eine todbringende Krankheit, oder auch den Glauben an sich selbst. Ich war eigentlich keine Person, die schnell aufgab. Und würde ich wirklich versuchen aus unserem Konservendieb einen besseren Menschen zu machen, dann würde ich das auch schaffen! Natürlich würde ich das, denn nichts war unmöglich.
      "Ich denke nicht, dass es hoffnungslos wäre", sagte ich schulterzuckend, während ich auf meinem letzten Salatblatt herum kaute als sei es ein zähes Steak. "Du musst dich einfach nur ändern wollen", fügte ich hinzu, denn ich war der Meinung, dass wenn man sich wirklich ändern wollte, eben nur etwas Unterstützung von außerhalb benötigte, es einem selbst viel leichter fallen würde, Fehler, die man vielleicht begangen hatte, einzusehen. "Aber wie auch immer", begann ich kurz darauf, griff nach meiner Serviette, tupfte mir fein säuberlich die letzten Reste des Dressings von meinem Mundwinkeln, bevor ich die Serviette ablegte und nach meinem Glas Wasser griff. Ich schaute zu ihm rüber, bevor ich einen Schluck nahm. "Ich bin nicht deine Mam oder so etwas. Und deine Mentorin bin ich auch nicht."

      Benjamin

      "Zweifellos", antwortete ich schmunzelnd und pflichtete ihr natürlich bei, dass man für gewisse Intimitäten keinen bestimmten Beziehungsstatus vorweisen musste. Einfach etwas Spaß... diese Art von Spaß, genau wie alle anderen Arten dieses fast fremden Begriffs, waren in den letzten Wochen, gar Monaten, schier völlig in den Hintergrund meines viel beschäftigten Lebens geraten. Ob ich dieser Art von Vergnügen gerne wieder nachkommen wollte? Na ihr stellt Fragen... aber ja, natürlich hatte ich darüber nachgedacht. Ich war viel. Polizist, guter Freund, der Retter in der Not. Aber ich war nun mal auch ein Mann. Und vor mir saß nun mal eine sehr schöne Frau, die mir eindeutige Angebote machte. Was? Amber? Amber, ja... sie... das war... kompliziert. Sicher hätte sich die ein oder andere Möglichkeit mit Amber ergeben. Und sie war wunderschön, klug und sie hatte ein wahnsinnig großes Herz. Sie war im Grunde perfekt, und dennoch... Ich weiß nicht. Ich hatte wohl einfach Angst mich zu binden. Bei einer körperlichen Geschichte zu merken, dass ich mehr für sie empfand als pure Freundschaft mit dem gewissen Plus. Vielleicht war es das. Ich denke, dass es das war. Ach... keine Ahnung. Ich versuchte nicht weiter über Amber nachzudenken, bedankte mich bei Georg für den noch dampfenden Espresso und wünschte Sarah einen guten Appetit. Auch wenn der Schokokuchen mit dem flüssigen Kern verlockend gut aussah, würde ich nicht probieren wollen. Diese süßen Speisen waren einfach nichts für mich.
      Nachdem Sarah ihren Nachtisch verspeist hatte, ich die Rechnung bezahlt hatte - mit einem anständigen Trinkgeld versteht sich -, machten wir uns auf den Weg zu meinem Dienstwagen. Inzwischen war die Sonne hinter dem Horizont verschwunden und der Himmel hatte sich fast in seine komplette Schwärze gehüllt. Kein Stern funkelte in dieser Nacht am Himmel, zu dicht war die Wolkendecke, die sich über den Straßen Rainvilles aufgetan hatte. Wir stiegen ein, und nachdem ich den Motor gestartet hatte und den Gurt einrasten ließ, sah ich zu Sarah hinüber.
      "Wo wohnst du noch gleich?"
      Selbstverständlich würde ich sie nach Hause fahren. Wie es dann weitergeben würde... nun, das wird sich zeigen.

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    • Dennis

      Es war also nicht hoffnungslos? Ich müsste mich einfach nur ändern wollen? So einfach war das sicher nicht. "Wenn du meine Mam wärst, würde ich auch nicht mit dir sprechen..", meinte ich kalt und sah aus dem Fenster. Sie hatten zwar versucht Kontakt mit mir aufzunehmen, aber ich weigerte mich. "Pass... einfach auf dich auf, okay?" Dann müsste ich ihr auch nicht wieder aus der Patsche helfen.
      Mein Blick haftete an Benji und Sarah, die gerade über den Parkplatz zum Polizeiwagen gingen. Dieser Kerl hatte auch an jedem Finger eine Frau, oder? Klar, ich weiß, dass er nicht mit denen rummacht, aber jeder liebt ihn. Ganz im Gegensatz zu mir. Aber ich wollte keinen auf Superheld machen, damit mich andere mochten. Dennoch.. wollte ich einfach nur, dass.. keine Ahnung. Ich hatte die Mad Dogs, aber das war mir einfach nicht genug. Eine Freundin? Vielleicht. Aber dann wohl eher eine von uns und nicht diese Prinzessin hier.
      "Würdest du überhaupt versuchen mich zu verstehen, wenn ich es dir erkläre?" Dauernd steckte sie mich in irgendwelche Schubladen und doch verbrachte sie Zeit mit mir. Nur weil sie nicht allein gehen wollte? Hatte sie keine Freunde oder was? Da gabs doch sicher bessere Kandidaten als mich.


      Sarah

      Ich war mir nicht sicher, ob Benjamin überhaupt Interesse hatte. Nicht explizit an mir, sondern generell an seinen Artgenossen. Vielleicht wollte er nicht, dass es irgendwie kompliziert werden würde, sollte er mit einer von uns was anfangen. Wobei ich nicht an einer Beziehung interessiert war. Ja, Benjamin war ein toller Kerl und sicher ein toller Partner, aber für mich war diese Beziehungssache immer so einengend gewesen. Ständig musste man Kompromisse eingehen und mit den Fehlern des anderen leben. Mr. Perfect ist mir noch nicht begegnet und ob das auf unseren glänzenden Werwolf-Cop zutraf? Wer weiß. Mir waren Freundschaften weitaus wichtiger und deshalb hab ich eigentlich auch nie was mit Männern, die mir näher stehen, aber kommt schon! Benjamin konnte man einfach nicht widerstehen und sollte er doch Interesse haben, dann würde er sicher kein Theater machen. Er war vielleicht nicht unbedingt der Kerl, der heimlich in der Nacht verschwand, aber auch keiner, der dir gleich einen Ring anstecken wollte. Wie auch immer. Ich sollte mich einfach überraschen lassen.
      Und so ging ich mit ihm zu seinem Wagen, ehe er mich nach meiner Adresse fragte. Ich richtete meinen Blick auf ihn und schmunzelte etwas amüsiert. "Direkt über meinem Geschäft." Der Blumenladen befand sich im Erdgeschoss eines kleineren Wohnblocks und zufällig war damals auch noch eine Wohnung im selben Gebäude frei, die ich natürlich sofort annahm. Das Auto benutzte ich nur, um im Großhandel neue Pflanzen zu kaufen. Alles andere erledigte ich meist zu Fuß.
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      - Eugene Ionesco
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      Sophie

      "Natürlich!", schoss sogleich aus mir heraus, als er mir die Frage stellte, ob ich versuchen wolle, ihn zu verstehen. Was wäre ich für ein Mensch, wenn ich das nicht versuchen würde? Alles konnte ich bisher nicht verstehen. Zum einen, warum sich ein junger Mann in dem Alter so hängen ließ. So am Existenzminimum nagte, dass er Konservendosen aus einem Supermarkt stehlen musste, statt einer einfachen Tätigkeit nachzugehen, sei es die Post austragen oder den Pizzaboten spielen. Okay... zum anderen erzählte er von dem Tod seiner Schwester. Das war sicher tragisch und tat mir aufrichtig leid. Ganz ehrlich. Aber musste man sich deshalb so... gehen lassen? Vielleicht waren auch diese Freunde ein schlechter Einfluss auf ihn? Sicher nicht alle, aber diese Maddy... na ich weiß ja nicht. Ich glaubte, dass sie die Älteste war. Vielleicht schon volljährig? Sicherlich. Hatte sie dann nicht die Verantwortung für ihre Freunde zu tragen? Ob die beiden schon etwas miteinander hatten? Was meint ihr? Was!? Warum ich mir diese Frage stellte? Ehm... einfach nur so. Egal, weiter. Der Unfalltod seiner Schwester, okay... und zu seiner Mam hatte er, seiner kürzlichen Aussage nach zu urteilen, wohl auch nicht viel am Hut. Mr. Potter hatte ihn irgendwo aufgegabelt und er lebte vermutlich in einem Wohnheim. Er hatte keine besonderen Hobbys, außer seine Freunde und vielleicht den Reiz, irgendwann als Meisterdieb in die Geschichte einzugehen. Mehr wusste ich nicht über ihn. Also war ich sehr gespannt darauf, was er mir noch über sich erzählen würde. Keine Sorge, ich hatte nicht vor es herumzutratschen. Das sagte man Friseusen ja oft nach. Aber wir waren nicht alle gleich. Gespannt legte ich also das Kinn auf meine gefalteten Hände, während ich die Ellenbogen auf dem Tisch vor meinem leeren Teller abstützte. "Ich bin ganz Ohr", versicherte ich ihm lächelnd und mit einem übertriebenem Augenzwinkern.

      Benjamin

      Stimmt. Dass sie eine der Wohnungen über dem Blumenladen bewohnte, das hatte sie einmal zu Anfang ihres Beitritts bei den Alphas erwähnt. Ich startete den Motor und fuhr los. Die kurze Fahrt von ein paar Minuten verlief schweigend. Wir lauschten der Musik und der angenehmen Stimme im Radio, die für den morgigen Tag, wie nicht anders zu erwarten, Regenschauer ankündigte. Das war sicher nichts besonderes in einer Stadt wie Rainville.
      Ich setzte den Blinker, als wir an dem Blumenladen ankamen und hielt an. Lächelnd und mit den Worten: "Da wären wir", sah ich zu Sarah rüber. Ich machte keine Anstalten irgendetwas zu tun. Das wäre sicher falsch gewesen. Oder nicht? Keine Ahnung. Also tat ich einfach nichts weiter, als sie anzusehen und darauf zu warten, wie ihre Reaktion aussehen würde. Was ich dachte? Ob sie einfach gehen würde? Mich zu küssen versuchte, oder mir anbot, auf einem Drink mit nach oben zu kommen? Das werden wir dann wohl im nächsten Beitrag erfahren, nicht wahr?

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      Dennis

      Natürlich? Für so natürlich hielt ich es nicht. Sie war ganz Ohr.. Aber was sollte ich ihr jetzt erzählen? "Ich...", begann ich und sah in ihre Augen, ehe ich meinen Blick senkte. "Ich kann nicht.. Ich weiß nicht, ob ich dir vertrauen kann... Außerdem vertraust du mir sicher auch nicht.. Du hast wahrscheinlich nicht genug Interesse, um gegenseitiges Vertrauen aufzubauen, oder?" Warum sollte sie mehr Zeit mit mir verbringen, als nötig? Obwohl ich zugeben musste, dass sie nicht immer so unausstehlich war. Bei diesem Essen war sie eigentlich sogar recht erträglich.


      Sarah

      Als wir beim Blumenladen ankamen, sah ich kurz aus dem Fenster. Ich hatte während der Fahrt überlegt, was ich tun oder sagen sollte. Immerhin war ich alles andere als aufdringlich, aber ich würde auch keine Monate warten, bis er den ersten Schritt machte. Wir waren doch erwachsen, oder etwa nicht?
      Mein Blick drehte sich zu ihm, als seine Stimme erklang, woraufhin ich sein Lächeln erwiderte. "Ich weiß nicht, ob deine Beherrschung mich wahnsinnig macht oder mir gefällt", sagte ich und sah weiterhin in seine Augen, während ich den Sicherheitsgurt öffnete. "Oder ist das eine Prüfung?", fragte ich mit einem Schmunzeln. Ich lehnte meinen Kopf an die Lehne und hob meine Hand um damit ein wenig durch seinen Bart zu kraulen. "Deinetwegen fühl ich mich fast wie ein Raubtier." Ein Raubtier, dass seine Beute fixierte und ihm auflauerte. Diese Wortspiele verloren nie ihren Witz, oder? "Willst du mit reinkommen?" Reden wir nicht weiter um den heißen Brei herum. Meine Hand strich dabei sanft über seine Schläfe, ehe ich durch sein Haar kraulte.
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      - Eugene Ionesco
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