The betrayal [Kiimesca & Juvia]

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    • The betrayal [Kiimesca & Juvia]



      Aerigil ist ein zum größtenteil mittelständisches Königreich, obwohl es Ressourcen im Überfluss gab. Dies war jedoch ein Segen und Fluch zugleich, denn andere Königreiche waren neidisch und wollten an unserem Reichtum teilhaben. Um einen Krieg zu vermeiden, entschied der König vor vielen Generationen schon, dass wir unsere Handelsgüter unter ihrem Wert verkauften. Das bedeutete zwar, dass die anderen bevorzugt mit uns handelten, aber auch, dass es weniger einbrachte, als es könnte. Dem König - und allen folgenden Königen - war der Frieden im Reich jedoch wichtiger. Unsere Armeen waren nicht stark genug, um es mit allen anderen Reichen aufzunehmen, sollten tatsächlich mehrere von ihnen einmarschieren. Auch ich, der Thronfolger, stand hinter dieser Entscheidung und wollte das Werk meiner Vorfahren fortführen. Die Bürger standen hinter uns, auch wenn ein paar Adlige uneinsichtig waren. Ich fragte mich immer, warum sie noch mehr Gold brauchten, als sie hatten. Mir waren materielle Dinge überhaupt nicht wichtig. Mit der Weisheit meiner Vorfahren, die uns also seit Generationen gelehrt wurden, gab ich voller Hingabe mein Bestes, um meinen Vater eines Tages abzulösen. Das Wohl meines Volkes über meines zu stellen und der Gier keine Chance zu geben.

      Etwas außer Atem senkte ich mein Holzschwert und wischte mir mit meinem Ärmel die von Schweiß getränkten Haare von der Stirn. Als Ausgleich für das ganze Bücher wälzen, bewegte ich mich gerne etwas. Dafür war die Einführung in die Schwertkunst wie geschaffen, denn ich finde, dass ich mich nicht wehrlos hinter den Rittern verstecken sollte. Ich würde ihr Können wohl niemals übertreffen - dafür fehlte mir die Zeit und die Kraft - aber ich wollte mich nicht verkriechen.
      Der Grund, warum ich silbernes Haar hatte - hatten meine Eltern doch goldblondes Haar - soll der Umstand meiner Geburt gewesen sein. In einer magischen Vollmondnacht kam ich wohl etwas zu früh auf die Welt. Deshalb war meine Kondition geschwächt. Das Geschenk, das ich in jener Nacht jedoch erhielt, faszinierte die Kirche und so sollte ich - wenn ich noch einen jüngeren Bruder bekäme - zum Hohepriester werden, anstatt den Thron zu besteigen. Ich hatte heilende Fähigkeiten. Magie war in dieser Welt nur äußerst selten und daher konnte mich auch niemand darin schulen. Sie war schwach, aber ausreichend beeindruckend, dass die Kirche mich verehrte. Man sagte, ich würde sicher unter dem Namen Aydemir, der Erleuchtete bekannt werden.
      Einen Bruder bekam ich allerdings nie. Auch keine Schwester. Selbst des Königs zweite und dritte Frau, gebar ihm kein weiteres Kind. Als hätte uns jemand verflucht. Die größte Sorge war also, ob auch ich unter diesem Fluch litt und unsere Blutlinie mit mir sein Ende finden würde.

      "Prinz Aydemir, geht es Euch gut?", fragte mich ein Dienstmädchen besorgt, als sie mich so keuchend sah. Meine blassen Wangen waren rosa gefärbt und ein paar Strähnen klebten mir noch immer auf der Stirn. "Ja.. alles in Ordnung..", beteuerte ich mit einem Lächeln und reichte meinem Leibwächter das Schwert, um das Training zu beenden. Es machte mir sehr viel Freude mit ihm zu trainieren. Anfangs war mein Vater dagegen, aber als ich immer wieder versicherte, dass ich es nicht übertreiben würde und es mir gut tat, akzeptierte er meine Entscheidung. Sie starrte einen Moment gebannt in meine strahlend blauen Auge, die meine Mutter liebevoll als ebenso magisch wie mich bezeichnete. Das.. passierte mir leider oft bei den Damen. "Hast du mich gesucht, Myriam?", fragte ich, woraufhin sie vor Scham errötete. "V-verzeiht... Euer Vater ließ Euch suchen." Sie machte einen Knicks und verschwand darauf beschämt.

      Etwas unbeholfen sah ich ihr nach, da mir diese Reaktionen immer sehr unangenehm waren. Dann blickte ich jedoch zu meiner Leibwache, die mir stets zur Seite stand. Wir gingen also in das Arbeitszimmer meines Vaters, der mich bedenklich musterte. "Hast du wieder trainiert?", fragte er mit tiefer Stimme und blickte zu meinem Leibwächter, als ob er ihm dafür die Schuld gäbe. "Hast du vergessen, was für ein Tag heute ist?" "Nein, Vater. Ich wollte mich gerade zurecht machen." "Gut, dann geh." Nickend verabschiedete ich mich und kehrte in meine Gemächer zurück, wo ich mich bei meinem Leibwächter entschuldigte. "Es tut mir leid." Das tat ich immer. Ich wollte nicht, das er den Ärger bekam, für den ich verantwortlich war. Nun aber musste ich mich verabschieden und ging in das Bad, wo mich zwei Dienstmädchen entkleideten. Da die jüngeren dabei immer sehr rot wurden, war es die Aufgabe der erfahreneren Dienstmädchen mich zu entkleiden und zu waschen. Das war ich gewohnt, auch wenn ich meinte, dass ich dazu durchaus selbst imstande wäre.

      Nach dem Bad kehrte ich zu meinem Leibwächter zurück, um mich wieder in dessen Schutz zu begeben. Heute kamen unsere Gäste aus Derodan an, die ihr Bündnis mit uns vertiefen wollten. Prinzessin Beatrice machte uns ihre Aufwartung, da ich sie schon bald heiraten sollte. Sie war eine wunderschöne junge Frau und diese Heirat offenbarte uns neue Möglichkeiten. Das Interesse an Mädchen hatte ich bisher jedoch noch nicht verspürt. Dennoch nahm ich mein Schicksal an und wenn ich sie erst besser kannte, würde ich hoffentlich gut mit ihr zurechtkommen.
      Ich trug also mein edles, graues Hemd und eine feine, weiße Hose. Damit war ich bereit, unsere Gäste zu begrüßen. Mit einem Lächeln im Gesicht nahm ich die Hand der Prinzessin und hauchte ihr einen Kuss auf die Finger, wobei sie die andere Hand an ihre rosa Wange hielt und mich anlächelte. Bei meinem Vater zeigte sie diese Reaktion zu vor nicht. Ich denke, das konnte ich so deuten, dass ich ihr gefiel, aber sicher war ich nicht. In diesen Dingen war ich nicht sehr gut. Meine Mutter sagte allerdings immer, dass ich die Herzen aller Mädchen stehlen würde mit meinem Antlitz. "Herzlich willkommen, Lady Beatrice", begrüßte mein Vater sie. "Es ehrt uns, dass Ihr hier seid."
      "Die Ehre ist ganz meinerseits", antwortete sie und machte einen leichten Knicks. Sie war anmutig und genau so, wie man sich eine Prinzessin vorstellte. In Begleitung eines Vertrauten ihres Vaters, machten wir uns auf den Weg, um zu speisen. Unsere Gäste schienen etwas verwundert über die Anwesenheit meines treuen Leibwächters zu sein, auch wenn dieser nicht das Recht dazu hatte, mit uns zu speisen. Ich fand es albern.. Er war von früh bis spät an meiner Seite, da mein Vater mich als seinen einzigen - und auch noch gebrechlichen - Sohn wie einen Schatz behütete. Ich war ihm kostbarer als alles Gold, denn ich war die Hoffnung unserer Blutlinie. Das er mit uns speisen durfte, wenn wir keine Gäste hatten, musste ich auch erst erkämpfen.
      "Findet Ihr es nicht unangebracht, dass ein Ritter bei unseren Besprechungen anwesend ist? Und dann auch noch einen Elf..", fragte der Berater und klang am Ende etwas abschätzig. Das Königreich Derodan und manch andere, waren den Elfen gegenüber nicht sehr wohl gesonnen. "Er ist der fähigste Mann meiner Armee und Aydemir's Leibwächter", erklärte Vater, womit er wohl diese Geringschätzung abwehren wollte. Vater - und ganz Aerigil - hatte nichts gegen die Elfen und pflegte starke Beziehungen mit ihnen. Sogar im Schloss gab es ein paar Dienstmädchen aus diesem Volk. Ebenso Ritter. Auch in der Hauptstadt leben Elfen und Menschen miteinander. Da kam es gelegentlich auch mal vor, dass sich die beiden Rassen wie in Lifaen's Fall vermischten. Dennoch konnte man den Halbelfen ihr menschliches Blut nur sehr schwer ansehen. Wenn ich es nicht wüsste, würde ich ihn auch für einen Elfen halten.

      Diese Antwort stellte ihn jedoch nicht zufrieden und auch die Prinzessin hatte etwas in ihrem Blick, das mir nicht gefiel. Ich hatte schon oft gehört, dass Adlige, vor allem königlicher Abstammung, sehr eitel sein sollten. Dies schien wohl auch bei ihr zu sein, wobei die betroffenen Personen es als Selbstbewusstsein umschrieben. Sie wusste um ihre Schönheit und ihre Bedeutung, aber das gab ihr nicht das Recht, so mit anderen umzugehen..
      "Warum braucht Ihr denn einen Leibwächter? Traut Ihr uns etwa nicht?", fragte die Prinzessin ein wenig bestürzt. "Aydemir ist.. manchmal nicht in der besten körperlichen Verfassung. Lifaen ist dazu ausgebildet, sich um ihn zu kümmern." Ihm schien es etwas unangenehm zu sein, dass zu offenbaren, doch unsere Gäste gaben Ruhe. Er tat ja so, als könnte ich spontan zusammenbrechen.. Das befürchtete er wohl auch, doch das letzte Mal war... schon 8 Monate her!
      Lifaen war schon an meiner Seite, als ich noch ein kleiner Junge war. Auch wenn er nur zur Hälfte Elf war, alterte er viel langsamer als Menschen und lebte auch länger. Ich fühlte mich bei ihm stets geborgen und wenn wir allein waren, unterhielten wir uns viel und hatten ein enges, freundschaftliches Verhältnis. Ein Leben ohne ihn konnte ich mir gar nicht vorstellen. Auch wenn er um mein Wohl besorgt war, behandelte er mich nicht so zimperlich wie mein Vater. Gerade seine elfische Abstammung machte ihn wohl zur besten Besetzung dieses Postens. Er war von Anfang an der beste Kandidat und würde uns lange Dienste erweisen können, sodass ich nicht alle paar Jahre einen neuen Leibwächter brauchte, weil der vorherige zu alt geworden war und der neue musste erst ausreichend Erfahrung haben.

      Wir verabschiedeten uns von unseren Gästen, die nun ihre Zimmer bezogen. Morgen Abend sollte ein Ball stattfinden, um den Anlass unserer Verlobung zu feiern. Darauf hatte der König Derodan's bestanden. Man sagte über ihn, dass er Feste sehr liebte und jeden Monat mindestens eines stattfand.
      Seufzend betrat ich mein Zimmer und blickte entschuldigend zu meinem Leibwächter. "Es tut mir leid.." Ich sagte schon lange nicht mehr, was genau mir leid tat, denn dafür gab es viel zu viele Momente, in denen ich mich entschuldigte und er wüsste auch so, dass es bei dieser Entschuldigung um das Verhalten unserer Gäste ging, die ihn aufgrund seiner Abstammung verurteilten. Ein Dienstmädchen hatte das Mahl und etwas zu trinken auf einem kleinen Tisch für ihn bereitgestellt, da ich wollte, dass er auch etwas zu essen bekam, ohne dabei bei den Bediensteten zu speisen. Mein Vater hatte erstaunlicherweise eingewilligt, aber vermutlich nur, weil er mir dann nicht von der Seite weichen musste, denn er sah es nicht gerne, wenn ich mich ebenfalls dort aufhielt, als hätte ich nichts besseres zutun. Ich setzte mich immer zu ihm an den Tisch, damit wir uns unterhalten konnten. "Was hältst du von Lady Beatrice?", fragte ich und sah ihm in die Augen. Er hatte eindrucksvolle Augen. Sie strahlten immer so viel Ehrgeiz und Selbstbewusstsein aus, ohne dabei in irgendeiner Weise überheblich zu wirken. Außerdem eine gewisse Sanftheit, sodass ich mich immer sicher fühlte. Ich wollte seine ehrliche Meinung. Seine persönliche Meinung und keine objektive Meinung, die ich mir selbst über sie bilden konnte.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco

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    • Lifaen

      Lifaen, ein großer und schlanker Mann, lehnte wachsamen Blickes an einer alten Ziegelmauer im Trainingsgelände des Schlosshofes, während sein Schützling, Prinz Aydemir, sich bei seinem täglichen Schwertraining verausgabte. Na ja, verausgaben würde man dies wohl unter normalen Umständen kaum nennen, doch bedachte man die eher schwächlichere Kondition des hellhaarigen Adels, müsste man es wohl als solches bezeichnen. Der junge Prinz mochte zwar Vieles sein, aber ausdauernd und kräftig auf keinen Fall. Da spielte es auch keine Rolle wie viele Stunden er am Tage trainieren würde, wenn es ihm gestattet wäre, das Resultat bliebe immer dasselbe. Ein trauriges Schicksal, wenn man die hiesige Zeit bedachte, in der sie lebten und ein Mann fast ausschließlich auf seine kämpferischen Qualitäten reduziert wurde – auf diese und auf jene, die einem wahren Anführer oder Heiligem zugesprochen würden. Bei Letzterem hätte er vielleicht sogar Erfolg, vorausgesetzt er würde es mal schaffen seine magischen Fähigkeiten zu verfeinern und leider waren Menschen hierzulande äußerst unbedarft in der Nutzung magischer Kräfte, da diese eine sehr seltene Ressource waren und die wenigen, die sie beherrschten nur selten ihr Wissen mit anderen teilten, aufgrund der Angst, dass sie am Ende als wesentlich weniger mächtig gelten würden. Lächerlich. Wenn er selbst mit dem Geschenk der Magie beglückt worden wäre, würde er diesem Jungen helfen, allen voran deshalb, da er wusste, dass er diese Kräfte nicht für selbstsüchtige Zwecke nutzen würde. Doch stattdessen verwelkten Aydemirs magische Fähigkeiten, da er nicht wusste sie wirklich zu nutzen und seine anderen Fähigkeiten waren – milde gesagt – kaum derart erwähnenswert. Zumindest nicht für ein Königshaus, das viel von ihm in Zukunft erwartete und ihn kaum eine Sekunde aus den Augen lassen wollten, da besonders der König stets besorgt um sein Wohlbefinden war und ihn gerne mit Handschuhen anpacken ließ.
      Lifaen strich sich eine ins Gesicht verirrte Haarsträhne hinter eines seiner spitz zulaufenden Ohren, das auf einen elfischen Ursprung hindeuteten. Seine eisblauen Augen musterten eindringlich jede noch so kleine Bewegung seines Schützlings, der immer mehr außer Atem zu kommen schien, allerdings schien er noch nicht an seine Grenzen angelangt zu sein, weshalb er noch eine Weile warten würde, ehe er dessen sportliche Betätigung unterbrechen würde. Doch das musste er gar nicht erst, denn noch davor, beendete der junge Prinz selbst das Training und reichte Lifaen das Holzschwert, das er sogleich annahm und zu den restlichen Übungsschwertern stellte, ehe er seinem Prinzen kurz energisch zunickte. Den König sollte er auf keinen Fall warten lassen, wenn dieser schon nach ihm Suchen ließ – insbesondere, wenn man daran dachte, welch wichtiger Tag heute für die Familie war. Er ahnte bereits, dass dem König das heutige Training des Prinzen missfallen würde, was er persönlich nicht verstand. Immerhin sollte er, egal um welchen Tag es sich handelte, niemals seine körperliche Verfassung vernachlässigen. Solange er alles im Gleichgewicht halten konnte, fand er es keineswegs anstößig, dass er vor einem wichtigen Treffen, seinen Ausgleich zu der ständigen Wissensaufnahme aus Büchern und Unterricht suchte. Für sein Volk galt sogar die körperliche Betätigung und der respektvolle Umgang mit Ressourcen als weitaus wichtiger als ein Essen unter Verbündeten, das nur dem Schein galt. Ein solches wurde sogar eher gemieden, wenn es nicht von essentieller Bedeutung war. Aber Menschen lag mehr daran, den Schein zu wahren und alles andere als bedeutungslos zu sehen. Oft kam Lifaen darum nicht umhin sich zu fragen.. wie es sein konnte, dass so zwei grundverschiedene Völker miteinander auskommen konnten. Doch der Grund lag wohl auf der Hand: Aydemir und seine Familie stellten, trotz Adelstitel, eine Ausnahme dar, da sie sich ihnen gegenüber mit genügend Respekt verhielten, dass sie über kleine Unterschiede gerne hinwegsahen.
      Nachdem, wie erwartet eine Predigt auf den Prinzen gewartet und sie sich in dessen Gemach zurückgezogen hatten, schüttelte der Halbelf nur kurz den Kopf. Er müsste sich nicht dauernd entschuldigen, dass sagte er dem Hellhaarigen schon mehr als nur einmal, doch er hatte es aufgegeben, ihn versuchen wollen davon abzubringen. An seinem mangelnden Selbstbewusstsein müsste er definitiv auch arbeiten, doch das würde wohl noch anstrengender werden als die magischen Fähigkeiten von Beginn an und ohne eine helfende Hand zu erlernen, fürchtete der Ältere. Kurz darauf sah er den Jungen im Bad verschwinden und lehnte sich neben die Türe an die Wand, während ältere Dienstmädchen an ihm vorbei ins Badezimmer huschten, um dem jungen Herrn beim Baden zu helfen. Noch so eine Sitte, die er nie nachvollziehen konnte. Als ob man ihn für unfähig halten würde, dies selbst zu tun, allerdings war es Teil des menschlichen Adels sich als für zu wichtig zu erachten, um solch belanglose Dinge selbst zu tun, wofür es Handlanger gab, die dafür bezahlt wurden, um ihnen nicht nur die Kleidung hinterherzutragen, sondern auch noch beim Waschen zu helfen. Einfach lächerlich. Und noch lächerlicher war, dass es viele aus seinem Volk gab, die sich auf eine so niedere Stufe herabließen, sich dem Adel vollkommen ergebend zu beugen und gar erniedrigen zu lassen. Als wären Elfen nichts weiter als bessere Haussklaven. Er schnaubte leise, denn er wusste im Grunde das Aydemir und seine Familie nicht so von ihm und seinem Volk dachte und sie dementsprechend anders behandelte. Jedoch fiel es manchmal zunehmend auf, gerade in den Reihen dieses Königsreich bei Menschen, die einen höheren Rang innehatten, dass sie Elfen niederer Stellung tatsächlich wie Gewürm behandelten, obgleich sie deren Stellung aus Respekt dem Königshaus gegenüber angetreten hatten, und nicht, weil sie es mussten. Doch Menschen waren oft zu kurzsichtig und zu selbstbezogen, um die Wahrheit dessen begreifen zu wollen. So auch die heutigen Besucher, wobei die junge Prinzessin mittlerweile als Verlobte des hiesigen Prinzen galt. Seiner Meinung nach optisch ein wirklich passendes Paar, aber charakterlich? Das schien er stark anzuzweifeln, da er längst verstanden hatte, wie sie und ihre Familie eingestellt waren – gerade anderen Kulturen oder gar Spezies gegenüber. Aber nicht nur das, war es, was er anstößig fand an dem Bild von Lady Beatrice und Prinz Aydemir. Ihre ganze Art sich in seiner Gegenwart zu verhalten, wirkte alles andere als würde sie ihn wahrlich zu schätzen wissen und war lediglich an seinem Aussehen und dem Reichtum des Königreichs interessiert. So blätterten ihre gesamte Gestik und Mimik vor seinem inneren Augen ab, wie ein rostiges Schwert, das längst seinen Dienst geleistet hatte und schließlich offenbaren musste, was darunter steckte. Und für Lifaen offenbarte sich diese Prinzessin als nichts Anderes als.. groteske Goldgräberin, die in Aydemir nichts Anderes als ein schickes Accessoire zu sehen schien, das sie herumzeigen, aber letzten Endes vollkommen dominieren wollte. Ja, in seinen Augen.. wollte diese Person die Krone im Reich aufhaben, diejenige sein, die den Ton angab und ihrem zukünftigen Mann wenig, bis gar kein Mitspracherecht in wichtigen Entscheidungen geben wollte. So wunderte es ihn wenig, als sowohl ihr Vater als auch sie selbst empört über Lifaens Anwesenheit reagierten. Mit einem höflichen Nicken Richtung Gäste, schüttelte er deren Beleidigungen, di in ihren Kommentaren ruhten, resignierend ab. Es waren immerhin nicht die ersten und würden nicht die letzten Menschen sein, die abschätzend auf seine Gegenwart reagierten – oder die seines Volkes.
      Glücklicherweise reagierte der hiesige König angemessen und schaffte es weitere anzweifelnde Fragen zu unterbinden, auch wenn dies auf Lasten Aydemirs Gesundheitszustandes ging. Der junge Elf fand dies zwar keineswegs in Ordnung, da er seinem Sohn die nötige Selbstständigkeit verwehrte, aber akzeptierte es, da er wusste, dass er dies ausschließlich aus Sorge um ihn tat. Das darauffolgende Essen verlief ruhig und ohne weitere Vorfälle, sodass sich die königlichen Familien am Abend verabschiedeten und jeder von ihnen ihre Zimmer bezog. Also folgte Lifaen seinem Schützling erneut in dessen Zimmer, in dem bereits ein schmackhaftes Essen bereitstand. Der Prinz wusste, dass er sich darum nicht kümmern sollte, und doch hatte er immer das Wohlergehen seines Leibwächters im Blick, was den Elfen sehr rührte, auch wenn er dies nie aussprechen würde. Vor allem nicht, nachdem er die letzten Stunden mit sich gekämpft hatte, ja kein Magenknurren in dem großen Speisesaal verlauten zu lassen. Das wäre eine Schach für die Familie, aber auch für sich selbst gewesen. Elfen zeigten solche körperlichen Regungen immerhin nur selten, doch seine menschliche Seite gewann bei diesen Dingen öfters Oberhand als ihm lieb wäre, wenn er ehrlich zu sich selbst wahr. Dass sich der Prinz beim Eintreten erneut entschuldigte, überging sein Leibwächter einfach und setzte sich mit einem kurzen respektvollen Verneigen zu seinem Herrn an den Tisch, woraufhin er sogleich begann sein Essen zu verspeisen. Daher dass er, wie viele anderen Elfen auch – wenn auch nicht alle – sich vegetarisch ernährte, aufgrund des Respektes zu anderen Lebewesen, war auf seinem Teller keinerlei Fleisch- oder Fischspeisen zu finden. Dafür andere Köstlichkeiten, die ihm die nötigen Nährstoffe geben konnten, die er benötigte. Insbesondere Gemüse, Beeren und Sojaspeisen. Kaum hatte sich die erste Gabel in seinem Mund verirrt, hörte er bereits Aydemirs Frage: "Was hältst du von Lady Beatrice?", weshalb der junge Elf bedacht sein Essen zerkaute und es langsam hinunterschluckte. „Ich fürchte meine Meinung über sie wird Euch nicht gefallen, Eure Hoheit.“, erklärte er nach einer kurzen Bedenkpause, ehe er tief durchatmend zu seinem Prinzen sah. „Sie ist eine wahre Augenweide und wird Ihrem Ruf wahrlich gerecht, eine der schönsten Prinzessinnen weit und breit zu sein. Aber Schönheit.. sollte nicht das ganze Leben bestimmen. Genauso wenig wie Ruf, Ruhm oder Macht. Und es scheint, dass in ihr Vieles davon an großer Wichtigkeit besetzt. Es.. ist nicht meine Stellung Euch zu sagen, was Ihr zu tun habt, aber.. vielleicht solltet ihr bei der Hochzeitsnacht lieber ein Auge offenhalten?“, scherzte er amüsiert grinsend. „Sie wirkt mir eher wie eine Schwarze Witwe als eine vornehme Prinzessin, die sie allen Anscheins nur vorzugeben scheint. Aber ich würde natürlich an Eurer Stelle nicht zu viel auf die Meinung Eures Leibwächters geben, der garantiert keine große Ahnung hat, was er da von sich gibt, da ihn sein leerer Magen beinahe um den Verstand bringt.“
      "Don't let me go. You hear me? It doesn't matter how much I step away. Just don't ever let go of me. Hold me tight. Just like right now.."
    • Als Lifaen mich davor warnte, dass mir seine Meinung nicht gefallen würde, schüttelte ich meinen Kopf und lächelte sanft. Eine Meinung musste anderen Leuten nicht gefallen, schließlich hatte jeder seine eigene Meinung und dazu hatte jeder auch ein gutes Recht. Die Meinung meines Leibwächters oder eines Dienstmädchen war dabei für mich nicht weniger wert, als die Meinung meines Vaters. Das Schönheit, Ruf, Ruhm und Macht nicht der wichtigste Aspekt im Leben sein sollten, war auch meine Meinung, die auch meine Väter vor mir in ihrer Diplomatie beherzigten. Andernfalls wäre das Reich Aerigil's wohl längst untergangen und unter den benachbarten Reichen aufgeteilt. Das wir dennoch nie in vollständiger Sicherheit lebten, war uns durchaus bewusst. Deshalb dachte der König, dass eine Hochzeit mit Derodan uns stärken würde.
      Über seinen Witz auf die Hochzeitsnacht bezogen, musste ich kurz verlegen lachen. Daran wollte ich eigentlich gar nicht denken, obwohl es natürlich dazugehörte und sich nicht nur auf diese eine Nacht beschränken würde, wenn ich einen Erben zeugen wollte. Seine Meinung darüber machte das ganze nicht besser - im Gegenteil - mir war nicht ganz wohl bei dem Gedanken und auch wenn man Lifaen's Worte nicht immer zu ernst nehmen durfte, bereiteten sie mir Sorge. "Ja..", erwiderte ich daraufhin nur unsicher und senkte meinen Blick, um nachzudenken. Das sie so weit gehen würde, traute ich ihr nicht zu. Immerhin hatten wir Derodan reichlich geboten, um dieses Bündnis zu bestärken. Aber es stimmte schon, dass ich am Tag meiner Hochzeit auf mich allein gestellt sein würde.
      Lifaen hatte bisher immer eine eigene Nische in der Ecke meines Zimmers, die neben dem Balkon lag. Als würde mein Vater befürchten, dass sich nachts jemand über diesen Balkon Zutritt verschaffen würde, sodass mein Leibwächter seiner Aufgabe zu jeder Zeit gerecht werden konnte. Da unsere Familie nicht sehr prahlerisch war, gab es jedoch keinen hohen Turm, in dem er mich zu meiner Sicherheit hätte einquartieren können, auch wenn er sich dies vermutlich wünschte. Er behandelte mich, als wäre ich eine kostbare, antike Vase, die man am besten nur aus der Ferne betrachtete, damit sie nicht kaputt ging.
      Ich hatte allerdings auch nichts dagegen, ihm diesen winzigen Teil meines Zimmers anzugeben. Es war schließlich groß genug und eine tragbare Trennwand schnitt seinen Bereich vom Rest des Zimmers ab. Etwas übertrieben.. Bald bekäme Lifaen jedoch das Zimmer nebenan, sodass er mir zumindest so nahe wie möglich sein konnte. Als mein Leibwächter hatte er nur eine einzige Aufgabe und die war sich zu jeder Zeit um mein Wohlergehen zu kümmern. Ob ihm das zu langweilig war? Immerhin war er all seinen anderen Verpflichtungen als Ritter somit entbunden und war nicht befugt in einen Kampf einzugreifen, in den ich nicht selbst involviert war. Es konnte nur wenige Meter vor ihm ein Kampf oder gar ein Mord geschehen, dann sollte er dies nicht verhindern, sondern mich in Sicherheit bringen.

      Am nächsten Tag führte ich die Prinzessin in unserem Schloss herum und erzählte ihr von den Lehren meiner Vorfahren – also wie ich beabsichtigte, das Reich zu regieren. Als zukünftige Königin sollte sie dies wissen. Ich wusste allerdings nicht, ob es sie interessierte oder nicht. Da sie von sich aus aber nicht viel erzählte, musste ich das Gespräch notgedrungen führen.
      Heute würde ich immerhin die meiste Zeit des Tages mit Lady Beatrice verbringen, um sie kennenzulernen. Das erschien mir sehr wichtig, wenn wir künftig gemeinsam leben wollten. Allerdings wusste ich nicht, worüber ich sonst noch so sprechen sollte. Sie stellte auch keine Fragen, schien aber zumindest an den Räumlichkeiten interessiert zu sein. Die Anwesenheit meines Leibwächters schien sie zumindest zu ignorieren, statt sich darüber zu beklagen.
      Lediglich zu Lifaen’s Mahlzeiten wäre ich für mich allein – jedenfalls so allein ich sein konnte, wich Lifaen mir nicht eine Minute von der Seite. Mein Vater war nicht unbedingt paranoid oder misstrauisch. Er war nur viel zu sehr besorgt. Ich war der Auffassung, dass mir das körperliche Training dabei half, nicht bei der kleinsten Anstrengung zusammenzubrechen, wobei das völlig übertrieben beschrieben war. Dennoch wurde ich zunehmend fitter, fand ich.

      Beim gemeinsamen Mittagessen wurde kaum mehr gesprochen, als beim Frühstück. Ob sie einfach nicht gesprächig war oder es an Lifaen lag, konnte ich schlecht einschätzen. Vielleicht war es auch beides? Das geschäftliche war auch soweit alles abgesprochen, weshalb der König und der Botschafter hauptsächlich Gespräche zur Vorbereitung der Hochzeit führten. Der König würde der Vermählung natürlich persönlich beiwohnen, ebenso Beatrice's Mutter.
      "Ich möchte.. weiße Lilien.. auf den Tischen.." Die Lieblingsblumen meiner Mutter - leider verstarb sie vor 8 Jahren an einer schweren Grippe, der ich natürlich nur entgehen konnte, weil ich in mein Zimmer eingeschlossen wurde. Sie war eine bildschöne Frau mit einem sanften Lächeln. Ihre Haut war hell, wenn auch nicht so hell wie meine und ihr langes, aschblondes Haar duftete immer nach Lilien, weshalb dies auch meine Lieblingsblumen waren.
      Die Prinzessin und der Botschafter sahen mich an, als hätte ich etwas vollkommen irrsinniges gesagt. Sie wirkten zumindest überrascht. Adlige machten doch immer einen riesigen Aufwand um jedes noch so kleine Detail, aber ich durfte mir keine Blumen wünschen? Mein Vater lächelte allerdings sanft und nickte. Daraufhin machte sich der Mann neben ihm Notizen dazu, der die Verantwortung für diesen Tag übertragen bekam. "Und rote Magnolien..", fügte ich hinzu und sah lächelnd zu Beatrice, die mir diese als ihre Lieblingsblumen genannt hatte. Ich hatte jedoch wirklich kein Gespür dafür, wie man die Räumlichkeiten für diesen Anlass schmücken würde, deshalb hatten wir schließlich Edgar dafür, der sich zwar unsere Wünsche notierte, aber meinetwegen alles andere so machen konnte, wie er es für richtig hielt.

      Während Lifaen also sein Mittagessen zu sich nahm - dieses Mal ausnahmsweise wieder in der Küche, so wie die Angestellten - blickte ich aus dem Fenster und betrachtete den strahlend blauen Himmel. "Ich weiß nicht, worüber ich mit ihr reden soll.." Sollte ich sie denn einfach nur anschweigen? Sie gar in Ruhe lassen? In all den Büchern stand nichts darüber, wie man mit Frauen umgehen sollte, dessen Herz man für sich gewinnen wollte. Allgemeine Manieren brächten mich nicht weiter.
      Gerade heute vermisste ich meine Mutter noch mehr als sonst. Sie ermutigte mich oft oder wüsste in genau dieser Situation, was ich tun sollte. Diese Verlobung war für mich jedenfalls ein wenig nervenaufreibend, weshalb ich sie mir an meiner Seite wünschte. Natürlich hatte ich immer damit gerechnet und ich war darauf durchaus gefasst, aber ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Als ich ihr eine persönliche Frage gestellt hatte – lediglich welche Blumen ihr am besten gefielen, damit ich dies bei der Dekoration zu unserer Hochzeit berücksichtigen konnte – schien sie ein wenig verwirrt darüber zu sein.
      Diese ganze Verlobung ähnelte mehr einem Geschäft und so hatte ich nur gelernt, wie ich objektiv betrachtet damit umzugehen hatte. Höflich und zuvorkommend. Charmant. Aber nie, wie ich eine Bindung zu ihr aufbauen könnte. Das ging Prinzessin Beatrice wohl ähnlich, so überrascht wie sie über mein Interesse an ihr war.

      Vielleicht könnte mir Alicia, die Frau meines Vaters helfen. Sie war bereits seine vierte Frau, da er nach Mutters Tod um jeden Preis versucht hatte, noch einen Erben zu zeugen. Ob sie sich überhaupt liebten? Liebe war unter Adligen - vor allem in der Königsfamilie - nicht besonders groß geschrieben. Ich würde mir zwar wünschen, dass wir einander lieben lernten, doch ich war auch bereit ohne dieses Glück zu leben, wenn es dem Wohle meines Volkes diente. "Ich werde Lady Alicia um Rat fragen", teilte ich Lifaen mit, damit er wusste, was unser Ziel war, wenn er mit dem Essen fertig wäre. Ich scheute mich nicht davor, andere um Rat zu fragen. Für mich war das keine Schwäche, sondern eine Stärke, einzusehen, wenn man allein nicht weiterkam.
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    • Lifaen

      Der nächste Tag brach wie immer gleich an, nur mit dem Unterschied, dass sich Aydemir heute hauptsächlich um das Wohlbefinden der Prinzessin kümmern sollte, der er das Schloss und die Geschichte Aerigils nahebringen sollte. Das war seine Verpflichtung als zukünftiger König und Ehegatte – und ihre Verpflichtung war es, sich all dies zu merken und sich dementsprechend nicht zu verirren oder Daten durcheinander zu bringen. Eine Verpflichtung, die sie allen Anscheins nach nicht ernst genug nahm, wie Lifaen fand. Denn abgesehen von den Räumlichkeiten schien sie viel zu wenig Interesse an der Geschichte des Reiches zu haben, beinahe so als ob es sie nichts anginge. Mit verengten Augen beäugte er Lady Beatrice und sein Gefühl, dass Etwas gänzlich faul an ihr und ihrem Verhalten zu sein schien, verstärkte sich immer mehr. So sehr, dass er irgendwann anfing auf jede noch so kleine Geste von ihr zu achten; auf jede noch so kleine Zuckung ihrer Gliedmaßen.

      Selbst beim Mittagessen der Adligen, während dem der Leibwächter sich im Hintergrund aufhielt und stets ein wachsames Auge über das Geschehen wandern ließ, bemerkte er das große Desinteresse der Prinzessin an alles, was der Prinz zu sagen hatte, weshalb dieser wohl irgendwann ebenfalls stiller wurde und sich mehr auf das Essen konzentrierte. Eine sehr kühle Atmosphäre herrschte zwischen den Parteien, die verlobt werden sollten. So Etwas kannte er nicht aus seinem Volk, doch bei Menschen war es wohl üblich, insbesondere wenn Parteien heiraten sollten, die sich nicht kannten und sich einfach dem Willen der königlichen Eltern beugen sollten – zum Wohle des Reiches, des Volkes. Versprochene Ehen waren bei Menschen ein gern gesehenes Mittel, um den Frieden zu wahren – oder eben um die militärische Macht zu stärken. Lächerlich, bedachte man das Opfer, das die Personen bringen mussten. Frieden und die Stärkung der kämpferischen Stärke in alle Ehren, aber dies ginge auch unter anderen Bedingungen. Sollte man den Frieden auf lange Sicht anstreben, dann wäre es, seiner Ansicht nach, von Nöten, dass sich die entsprechenden Führungspersonen gemeinsam zusammensetzen und eine Lösung besprechen, die allen zugutekäme und nicht durch Ausbeutung eines militärschwachen und viel zu gutmütigen Reiches, in Verbindung mit einer lieblosen Eheschließung. Das könnte gar nicht erst gut gehen. Aydemirs Wunsch darum stieß nicht grundlos auf Überraschung bei der Prinzessin und ihres Beraters, da sie sich darüber wohl kaum Gedanken gemacht hatten und nicht erwartet hatten, dass der Prinz dies tat. Lifaen schnaubte darum leise über deren Reaktionen, schmunzelte jedoch über den Prinzen, der sich trotz seines Opfers eine schöne Feier wünschte, die gleichzeitig seine verstorbene Mutter ehren sollte. Auch wenn er selbst nicht viel für Nostalgie übrighatte, so schätzte er ebenfalls den Wert eines Lebwesens, selbst wenn dieser nicht mehr unter den Lebenden weihte. Die Anerkennung einem Verstorbenen entgegenzubringen, war nämlich auch tief verankert in den Wertevorstellungen seines Volkes und würde garantiert auch weiter bestehen bleiben. Nur schade, dass es bei menschlichen Festen und Wertschätzungserbringungen recht kühl vor sich ging. Da bevorzugte er doch die elfischen Traditionen, deren Veranstaltungen immer sehr ausgelassen und Natur thematisch ausgeübt wurden und die jedem wirklich nahebrachte, wie viel Bedeutung diesem Fest oder jenem verstorbenen Lebewesen entgegengebracht worden war. Das Leben schätzen.. das hatten die Menschen in all ihrem Eifer über die Jahrhunderte wohl verlernt, ein Jammer.

      Irgendwann war dieses kühle Mittagessen der Königsfamilie zu Ende gegangen und der Prinz begleitete nun eher seinen Leibwächter in die Küche, in dem nun einige Bedienstete herumwuselten, um sich den Resten zu entledigen beziehungsweise sie unter ihnen allen aufzuteilen, auch wenn sie Prinz Aydemir dabei immer wieder verstohlene und unsichere Blicke zuwarfen, da ihnen sehr wohl bewusst war, dass der König es nicht gerne sah, wenn er sich hier aufhielt und dann auch noch an einem so wichtigen Tag. Lifaen kümmerte seine Anwesenheit jedoch kaum, da es für den jungen Ritter selbstverständlich geworden war, dass der Hellhaarige immer in seiner Nähe war. Es gehörte schließlich zu den Aufgaben des ehemaligen Ritters stets ein Auge auf den jungen Prinzen werfen zu können, ganz egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit. Darum begann er unbekümmert zu essen, was ihm einige der Bediensteten nach ein paar Minuten zögern – wie immer – gleichtaten. Der junge Herr stand still an einem Fenster und ging wohl seinen Gedanken nach, die sich bestimmt um die Vermählung mit dieser Schwarzen Witwe drehten. Wenn er klug war, würde er versuchen sich mit einer anderen Dame zu vermählen, die seiner wert wäre. Doch diese Entscheidungskraft lag nicht länger in seinen Händen, lachhaft. Oder aber er würde flüchten, was jedoch dem Verrat seines Königreiches entspräche und das würde er, glücklicherweise, niemals machen. Er war ein ehrenvoller junger Mann. Ein guter zukünftiger König, der sicher dem Vertrauen seines Volkes alle Ehre machen könnte. „Ich weiß nicht, worüber ich mit ihr reden soll.. Ich werde Lady Alicia um Rat fragen“, hörte Lifaen irgendwann die gedankenverlorenen Worte des Prinzen, der wohl erkannt hatte, dass er bei der Prinzessin anders nicht weiterkäme. Was eine unnötige Verschwendung von Zeit, zumindest in Bezug auf die Prinzessin, die sich keineswegs solche Gedanken machte, was deren Zukunft anging, geschweige denn eines einfachen Gespräches wegen. Jedoch war die Wahl der Ansprechperson eine durchaus kluge gewesen, wenn es um Angelegenheiten des anderen Geschlechtes ging und erst recht darum, wie man das Interesse von jemandem erwecken könnte, der zuvor kein solches gezeigt hatte. Nicht umsonst konnte sie den König einst von sich überzeugen, wo es so viele andere Kandidatinnen gab, die es auf den Posten an seiner Seite abgesehen hatten.
      Der junge Elf schluckte seinen Bissen hinunter und bemerkte nur: „Eine gute Wahl, wenn ich auch nicht sicher bin, ob die Ratschläge, die Lady Alicia Euch geben kann, Euch in Eurer jetzigen Situation wirklich helfen können. Lady Beatrice scheint nicht gerade zu den Menschen zu gehören, die auf Charme abseits des Materiellen anfällig zu sein scheint. Aber vielleicht helfen sie Euch zu verstehen, was Ihre Majestät dazu brachte, sie als seine derzeitige Frau auszuwählen. Dennoch solltet Ihr nicht all ihre Worte auf die Goldwaage legen, sondern stattdessen ausfiltern welche der Informationen, die Ihr erhaltet, wirklich von Bedeutung für Euch und auch für Eure Situation sein würden.“ Dabei warf er dem Prinzen einen aufbauenden, wenn auch eindringlichen Blick zu.
      "Don't let me go. You hear me? It doesn't matter how much I step away. Just don't ever let go of me. Hold me tight. Just like right now.."
    • Ich war mir auch nicht sicher, ob Lady Alicia's Ratschläge mir in meiner jetzigen Situation so helfen könnten, wie ich es mir wünschte. Das meine Verlobte mehr Wert auf Materielles legte, war leider nicht abwegig, doch das könnte ich ihr nicht verübeln. Wenn ich nicht als Prinz von Aerigil, sondern als Prinz von Derodan geboren und somit anders erzogen worden wäre, hätte ich vermutlich auch andere Prioritäten. Sollte ich es ihr also wirklich vorwerfen?
      Wie sie aus ihrer Sicht die Gunst meines Vaters gewonnen hatte, um seine Frau zu werden, würde mir allerdings schon ein wenig helfen. Auch wenn mir dies mein Vater womöglich besser erklären könnte, doch den konnte ich im Moment nicht mit solch belanglosen Dingen behelligen. Und auch, wenn ich mir die Worte anderer sehr zu Herzen nahm, würde ich sie nie vollständig auf die Goldwaage legen, wie Lifaen mir abriet. Beatrice war nicht Alicia und ich war nicht mein Vater.
      Ich war erst 10 Jahre alt, als meine Mutter starb und somit zu jung, um damals zu begreifen, ob meine Eltern sich liebten oder es all die Jahre ihrer Ehe eine ähnliche Kluft zwischen ihnen gab, wie sie zwischen Beatrice und mir war. Heute würde ich sagen, dass sie sich nicht liebten. Mich dafür umso mehr. Die Liebe zu mir brachte sie also einander näher. Bedeutete das, dass wir uns auch näher kämen, sobald wir Kinder hätten? Wer weiß..
      Jedenfalls war die Ehe mit Lady Alicia keine arrangierte Ehe, um das Fortbestehen des Landes zu sichern. Es sollte nach der dritten Ehe schon deutlich gewesen sein, dass eine weitere Ehe nichts daran ändern würde, dass ich ein Einzelkind war. Vater hatte Lady Alicia also freiwillig gewählt. Das nahm ich jedenfalls an. Große Hoffnungen hatte er zu diesem Zeitpunkt gewiss nicht mehr.

      Ich erwiderte seinen Blick, der mich aufbauen sollte, mit einem Lächeln und nickte. "Danke, Lifaen." Seine Worte bedeuteten mir von allen am meisten. Immerhin war er schon seit vielen Jahren an meiner Seite und kannte mich besser als jeder andere. Auf seine Beobachtungsgabe könnte ich mich stets verlassen, andernfalls würde er wohl auch seine Berufung als mein Leibwächter verfehlen.
      Dann sah ich zu den anderen Angestellten, die uns teilweise neugierig lauschten und zum Teil versuchten uns des Anstands wegen zu ignorieren. Es kamen und gingen immer wieder welche in oder aus dem Raum, weshalb nicht jeder das vollständige Gespräch mitverfolgen konnte. Eine der älteren, Juliette, lächelte mir sanft zu und trocknete gerade ihre Hände an ihrer Schürze. Sie war mein Kindermädchen und eine der Dienstmädchen, die sich auch heute noch um mein Wohlergehen kümmerten. Juliette war eine der Frauen, die mir beim Waschen halfen. Meine Mutter hatte eine enge Freundschaft mit ihr, weshalb sie für mich wie eine zweite Mutter war. Ich glaubte, dass sie mich durchaus wie einen eigenen Sohn liebte, weshalb ich ihr Lächeln sofort erwiderte.
      "Wenn Ihr erlaubt, Prinz Aydemir", begann sie, woraufhin ich ohne zu zögern mit meiner Hand eine einladende Geste vollführte, "Lady Beatrice wird eines Tages mit Sicherheit erkennen, was für ein gutes Herz Ihr habt. So etwas kann man nicht an einem Tag erreichen."
      Das waren wirklich hilfreiche Worte, weshalb ich ihr anerkennend zunickte. "Vielen Dank, Juliette. Ich werde deine Worte beherzigen." Das hätte ich zwar nicht erwähnen müssen, da jeder unserer Angestellten wusste, wie herzlich wir zu ihnen waren, doch ich wollte es nicht zu einer Selbstverständlichkeit werden lassen. Mir war es wichtig, mich stets zu bedanken und sie hören zu lassen, wie sehr ich sie schätzte. Ich respektierte und schätzte jeden einzelnen von ihnen, wie ein Teil meiner Familie. Meiner Meinung nach, sahen unsere Angestellten auch wesentlich glücklicher aus, als die anderer Adelshäuser und vor allem Königshäuser. Ihr Lächeln war immer aufrichtig und nicht aufgesetzt, weil wir es von ihnen erwarteten. Diese Atmosphäre gefiel mir sehr.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco

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    • Lifaen

      Lifaen musterte den Prinzen forschend. Er war nicht ganz sicher, ob er verstanden hatte, dass dieses Frauenzimmer, das er heiraten sollte, nicht so vertrauenswürdig war, wie es ein jeder versuchte es sich einzureden. Er konnte es nicht nur an ihrem Verhalten bemerken, sondern auch jedes Mal riechen, wenn sie an ihm vorbei ging. Es war nicht ihr überschüssiges Parfum, das sie in seinen Augen verdächtig wirken ließ, sondern der Geruch ihres Körpers. Jedes Wesen hat eine ganz eigene Duftnote, abhängig von der Zusammenstellung des eigenen Körpers und auch von der Persönlichkeit. Manche Wesen konnten einen so liebreichen Duft absondern, das man kaum an sich halten könnte, ohne diese Wesen mit Haut und Haaren zu verschlingen - nicht wortwörtlich wohlbemerkt. Und andere wiederum absonderten einen so widerlichen Gestank ab, dass einem die Gülle hochzukommen drohte. Und diese Lady Beatrice gehörte definitiv zu letzterer Kategorie, auch wenn man argumentieren könnte, dass Lifaen vorurteilte, aufgrund seiner persönlichen Einschätzung ihres Charakters. Vielleicht tat er es und vernahm darum ihren Geruch als widerlich. Vielleicht. Vielleicht hatte er aber auch einfach vollkommen recht. Denn er, im Gegensatz zu Juliette, zweifelte stark daran, dass diese Prinzessin überhaupt einmal den Wert des Prinzen erkennen könnte, selbst wenn man sie mit dem Gesicht darauf stoßen mochte. Aber dieser Hostaat war schon von jeher recht naiv gewesen, wenn es um die Einschätzung anderer Menschen ging. Eine noble Haltung, aber leider vollkommen unangebracht, wie er fand. Kein Wunder also, dass selbst die Bediensteten dieses Reiches ebenfalls durch die Welt zu laufen schienen als würden sie durch ein Milchglas schauen, durch das man die Umgebung zwar erahnen, aber nie wirklich erkennen konnte.
      Traurig, wirklich. Glücklicherweise hatten sie ja Lifaen und ein paar weniger leichtgläubige Soldaten am Hofe, die ihre Umgebung weiger träumerisch, sondern wesentlich pragmatischer in Augenschein nehmen konnten. "Wenn Ihr erlaubt, Eure Hoheit", begann er schließlich, nachdem er sich den Mund abgeputzt und seine Mahlzeit beendet hatte, "würde ich gerne einige zusätzliche Soldaten abordern, um für die Sicherheit zu garantieren, gerade auch in Anbetracht des kommenden Festes. Wir wollen immerhin nicht riskieren, dass Lady Beatrice und ihrem Begleiter noch etwas aus einem Missgeschick oder Missverständnis heraus, zustößt, nicht wahr?" Oder jemand anderem..
      "Don't let me go. You hear me? It doesn't matter how much I step away. Just don't ever let go of me. Hold me tight. Just like right now.."
    • Als Lifaen seine Stimme erhob, schenkte ich ihm meine volle Aufmerksamkeit. Seine Bitte war jedoch äußerst ungewöhnlich. Zusätzliche Soldaten? Warum sollte Lady Beatrice oder ihrem Begleiter irgendetwas zustoßen? Ich dachte einen Moment nach, doch das lag ohnehin nicht in meiner Entscheidungsgewalt. "Ich werde meinen Vater fragen.." Mehr konnte ich nicht tun.
      Doch bevor wir meinem Vater oder Lady Alicia aufsuchen konnten, bemerkte ich Juliette's überraschtes Gesicht und folgte ihrem Blick. "Hier seid Ihr, Prinz Aydemir..", hörte ich schon die Stimme der Prinzessin, bevor ich mich zu ihr umdrehen konnte. "Lady Beatrice?" Hatte sie mich gesucht? Weshalb?

      Sie machte einen höflichen Knicks vor mir und den Angestellten, ehe sie mich verlegen anlächelte. "Ich hoffe, ich störe nicht.." "Nein, ganz und gar nicht." Mich jedenfalls nicht, außerdem wäre es unhöflich das zu sagen. "Ich habe gehört, dass Ihr in der Küche seid", begann sie und kam Lifaen und mir etwas näher. Sie wandte ihren Blick von mir ab und verneigte sich vor meinem Leibwächter, um sich zu entschuldigen. "Es tut mir leid, wie wir dich behandelt haben. Du darfst dich in Zukunft gern zu uns setzen, um mit uns zu speisen." Ich war überrascht und erfreut über ihr Angebot. Es wäre schon eigenartig, wenn Lifaen nie wieder mit uns am Tisch sitzen dürfte, obwohl ich Vater davon überzeugt hatte. "Mein Vater.. mag Elfen nicht besonders.. Ich habe noch nie einen gesehen, deshalb war ich etwas zu voreilig. Vergib mir bitte." Sie schenkte Lifaen ein sanftes Lächeln und klang für mich ziemlich aufrichtig. "Mein Vater hat nun keinen Einfluss mehr auf mich. Als Eure zukünftige Frau möchte ich Eure Gebräuche besser kennenlernen. Ich möchte eine gute Königin sein und den Elfen den gleichen Respekt entgegenbringen, wie Ihr es tut, Prinz Aydemir." Nun sah sie mich wieder an und verneigte sich erneut.
      "Bitte erzählt mir mehr über Eure Beziehungen mit Elfen und Eurer Philosophie, mein Prinz. Ich würde gerne mehr über die Elfen erfahren." Dabei sah sie wieder zu Lifaen. "Würdest du mir eure Kultur näherbringen, Lifaen?" Es bedeutete mir viel, dass sie sich bemühte sich unseren Ansichten anzupassen. Sie wusste vermutlich nicht viel über die Elfen und ihre faszinierenden Sitten. Doch sie arbeitete daran, um ihrem Platz an meiner Seite gerecht zu werden.
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      - Eugene Ionesco
    • Lifaen

      Lifaen nickte bei Aydemirs Worten nur abgebrochen und speiste ungerührt weiter. Er war erleichtert darüber, dass der Prinz auf seine Bitte zumindest soweit einging, dass er den König konsultieren würde und dieser setzte in den Ritter das größtmögliche Vertrauen. Er würde ihm diese Bitte garantiert nicht abschlagen und wenn doch, dann müsste er es eben über dessen Kopf hinweg machen - natürlich diskret. Er wüsste auch bereits die richtigen Leute dafür, die ihm mittlerweile mehr als nur einen Gefallen schuldig waren.
      Plötzlich drohte er schon beinahe sich zu verschlucken, als diesen miefende Prinzessin in die Küche trat, um anscheinend nach dem Prinzen zu suchen. Sogleich trank er einige große Schlucke seines Wassers - behielt die Prinzessin dabei jedoch unaufhörlich in den Augen. Was bildete sie sich bitte ein hier ungefragt aufzutauchen? Sie verstörte das restliche Personal mit ihrer Anwesenheit. Hatte sie nichts von Taktgefühl bisher gehört? Wollte sie den Angestellten unbedingt ein Gefühl des Unwohlseins in deren wohlverdienter Pause vermitteln? Oder war sie einfach zu ignorant, um das begreifen zu können. Vermutlich eine Mischung aus beidem, schlussfolgerte er, ehe er sie blinzelnd anblickte als sie ihre Aufmerksamkeit wohl auf ihn zu richten und sich zu entschuldigen schien. Hatte er sie falsch eingeschätzt? Nein, bestimmt nicht. Er irrte sich nie mit seinem Gefühl und erst recht ließ sich seine Nase nicht täuschen. Also was genau bezweckte sie mit ihrer Frage? Wollte sie die Schwächen seines Volkes herausfinden? Ein grimmiges Lächeln huschte über seine Züge. Den Gefallen würde er ihr definitiv nie tun. Und wenn er mit ihr sprechen würde, dann definitiv nie über wichtige sondern nur über belanglose Details, die sein Volk betrafen.
      Er stellte sein Glas Wasser ab und putzte sich den Mund mit einer Serviette ab, ehe er sich räusperte und sagte: "Wenn das Euer WUnsch ist, würde ich diesem nur zu gerne entsprechen. Jedoch sollte dies bis nach der Vermählung warten. Immerhin sind wichtige Vorbereitungen bis dahin zu treffen, die keinen Aufschub dulden und auch meine Zeit ziemlich in Anspruch nehmen werden. Ich hoffe Ihr habt dafür Verständnis. Nach Eurer Vermählung jedoch kann ich Euch alles über unser Volk näherbringen, das für Euch von Bedeutung sein könnte." Dabei stand er auf und verneigte sich kurz vor ihr. Als er wieder aufsah, begegnete er ihrem Blick. "Aber vielleicht wollt Ihr jetzt lieber das restliche Köngreich erkunden? Eine Prinzessin in der königlichen Küche vorzufinden, ist nicht gerade Eurem Niveau entsprechend." Sein Blick wanderte zu Aydemir. "Dasselbe gilt für Euch mein Prinz. Soweit ich mich erinnere, wolltet Ihr zu Ihrer Majestät. Besser, ihr wartet damit nicht allzulang." Er schob die Reste seines Essens einem kleinen Küchenjunge zu und zwinkerte diesem kurz zu als AUfforderung, dass er sich ruhig bedienen dürfte, ehe er sich zu dem Prinzen stellte. "Ich begleite Eure Hoheiten gerne hinaus, wenn Ihr erlaubt." Dabei verbeugte er sich tief vor beiden. Was er schon immer für eine lächerliche Gestik des Respekts empfunden hatte, aber was gefordert wurde um zumindest vor den anderen Königreichen nicht als schwaches Reich darzustehen, sollte von jedem wie die heilige Schrift behandelt werden, schätzte er.
      "Don't let me go. You hear me? It doesn't matter how much I step away. Just don't ever let go of me. Hold me tight. Just like right now.."
    • Lady Beatrice nickte lächelnd und stimmte zu, dass unsere Vermählung Vorrang hätte. Als Lifaen mich jedoch auf den Besuch bei meinem Vater ansprach, lächelte ich und sah zu Beatrice, die uns hinaus begleitete und mir mitteilte, dass sie mich im Garten erwarten würde. Für einen kurzen Moment sah ich ihr hinterher und blickte dann zu meinem Leibwächter hinauf, da er größer war als ich. Ich war nicht gut darin zu erraten, was er dachte, aber ich war mir sicher, dass er immer ehrlich zu mir war. Dessen war sich bestimmt auch Vater bewusst, sodass ich kaum Zweifel daran hatte, dass er Lifaen's Bitte stattgeben würde.

      Ich klopfte an die Tür des kleinen Arbeitszimmer's in dem sich Vater oft allein oder mit nur einer weiteren Person zurückzog. In meinem Fall waren es zwar zwei Personen, aber für größere Besprechungen hatte er noch den großen Saal auf dessen Tisch in der Mitte man die große Karte aller entdeckten Reiche ausbreiten konnte. In diesem hier befand sich lediglich ein großer Schreibtisch und ein paar Bücher und Schriften in den Regalen, die beinahe die gesamte Wand ohne Fenster schmückte. Das große Fenster auf der gegenüberliegenden Seite ließ sehr viel Licht hinein und war mit blauen Vorhängen dekoriert, die bei Bedarf auch die Sonne aussperren konnten. Vor seinem Schreibtisch befand sich ein niedriger, ovaler Holztisch an dessen langen Seiten jeweils ein blaues, kleines Sofa stand.
      "Aydemir? Was führt dich zu mir?", fragte mich Vater und erhob sich von seinem Tisch, um uns einen Platz auf einem der Möbelstücke anzubieten und sich uns gegenüber zu setzen. "Verzeiht die Störung, Vater. Lifaen hält es für sinnvoll einige Soldaten abzuordern, um die Sicherheit in den kommenden Tagen zu garantieren", trug ich Lifaen's Bitte vor. In diesem Fall war es sogar hilfreicher seinen Namen zu nennen, anstatt es als meine Bitte auszudrücken. Sein Blick richtete sich auf den Halbelfen. "An wieviele Soldaten hast du gedacht und welche Posten sollen sie einnehmen, Lifaen?" Vater vertraute auf das Urteilsvermögen von Elfen und besonders dem von Lifaen, dem er immerhin auch mein Leben anvertraut hatte.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
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