Lorae / Leon
Meine Gedanken hielten mich eine ganze Weile wach, obwohl ich mein bestes getan hatte, um sie zu verdrängen. Hatte Dimitri mich wirklich verdächtigt ein Verräter zu sein? Gab es hier Verräter unter uns? Bei unserem Einsatz wurden wir auch verraten, meinte Levi, weshalb ich mich damit nun doch mehr beschäftigte, als ich wollte.
Irgendwann war ich jedoch eingeschlafen, doch wie immer wachte ich noch vor Sonnenaufgang auf, da ich mir diesen Rhythmus angewöhnt hatte. Ich blickte über den Bettrand nach unten und war sehr überrascht, dass Baldr schon aufgestanden war. Nachdenklich drehte ich mich zur Wand und schloss meine Augen wieder. Mein geheimes Trainingslager war fort, aber ich musste mich ohnehin mehr auf die Prüfung fokussieren.
Ich war kurz davor aufzustehen, als ich etwas hörte und ruhig liegen blieb. War das Baldr? Das hoffte ich doch, denn ich würde einen Eindringling auch ohne Waffe fertig machen. Da ich jedoch nichts all zu verdächtiges hörte, wartete ich darauf, dass Baldr etwas zu mir sagen würde, was er nicht tat. Kaum hatte er das Zimmer verlassen, erhob ich mich und blickte auf die Tür. War er die ganze Nacht draußen oder nur sehr früh rausgegangen? Und warum kam er zum Fenster rein? Hatte er ein Geheimnis vor mir? Mir fiel die Truhe ein und ich schämte mich sofort dafür auch nur daran zu denken, ihren Inhalt zu überprüfen. Baldr war mein Freund, warum sollte er mir etwas verheimlichen? Ich wollte nicht glauben, dass er etwas mit den Verrätern zutun haben könnte und kletterte aus dem Bett.
Unentschlossen blickte ich zu seinem Bett, zur Tür und wieder zum Bett. Verzweifelt raufte ich mir die Haare und sank auf meine Knie, um die Kiste hervorzuholen. Baldr würde es bestimmt verstehen, wenn ich es ihm erklärte. Ich musste wissen, ob mein bedingungsloses Vertrauen richtig war, auch wenn ich sein Vertrauen in mich damit schaden könnte. Zögernd öffnete ich die Truhe und wusste nicht, womit ich rechnen sollte. Es war Kleidung, die ich noch nie gesehen hatte. Gehörte er irgendeinem Kult an?! War er wirklich.. Geschockt schob ich die Kiste zurück und lehnte mich mit angezogenen Knien, welche ich mit meinen Armen umschlang, an die Wand. Ich konnte nicht glauben, dass er etwas damit zutun haben könnte. Ich wollte es nicht glauben!
Nach einer Weile hatte ich mich einigermaßen gefasst und stand auf, um mich anzuziehen. Ich musste Baldr irgendwie zur Rede stellen.. Vielleicht hatte das gar nichts zu bedeuten und ich müsste mir keine Sorgen machen. Ich wollte nicht gegen ihn kämpfen müssen... Betrübt betrachtete ich das Schwert an meiner Hüfte und ließ mich auf dem Stuhl am Schreibtisch nieder, um nachzudenken.
______
Ruven Avenor
Da ich Theo nicht verärgern wollte - obwohl ich nicht wusste, wo er gerade steckte - verzichtete ich auch heute auf das Training. Ich war einer der wenigen, die sich öfter in den Gemeinschaftsraum begaben, um zu lernen. Dabei sah ich auch gelegentlich Baldr - genau wie heute - und beobachtete ihn aus der Ferne. Wie immer vertieft in ein Buch.. Und wie immer versteckte ich mich in der anderen Ecke hinter meinem Buch. Ich konnte jedoch nicht anders, als immer wieder zu ihm rüber zu sehen. Er war so.. konzentriert, das fand ich irgendwie sehr anziehend. Seine schwarzen Haare, dessen Spitzen sich immer ein wenig selbstständig machten. Seine schmale Nase und das schlanke Gesicht, das an seinem eher spitzzulaufendem Kinn endete. Ich mochte es.. Doch ich traute mich einfach nie ihn anzusprechen. Gestern hätte ich die Chance gehabt mit ihm zu reden, doch ich hörte lieber zu. Wenn ich jedoch nie meinen Mut sammeln könnte, um jemanden anzusprechen, wie sollte ich dann mutig in den Kampf ziehen? Ein dämlicher Vergleich.. und doch, wollte ich es endlich tun!
Nervös erhob ich mich, nahm mein Buch und näherte mich ihm langsam. Im Moment waren wir die einzigen hier, also trau dich endlich!, sagte ich mir selbst. "Hey, Baldr!", rief ich ihm zu, wobei meine Stimme etwas höher klang, als ich wollte. Ich räusperte mich und trat näher an ihn heran. Mist! Ich hatte mir noch gar nicht überlegt, was ich sagen wollte! "Schade, dass du gestern nicht länger bleiben konntest.. Ich hoffe.. du hattest einen schönen Abend..", brachte ich mit meinem kümmerlichen Selbstbewusstsein zustande und wäre am liebsten im Boden versunken. Ich hatte kein Problem mit anderen zu sprechen, aber er machte mich irgendwie nervös..
Meine Gedanken hielten mich eine ganze Weile wach, obwohl ich mein bestes getan hatte, um sie zu verdrängen. Hatte Dimitri mich wirklich verdächtigt ein Verräter zu sein? Gab es hier Verräter unter uns? Bei unserem Einsatz wurden wir auch verraten, meinte Levi, weshalb ich mich damit nun doch mehr beschäftigte, als ich wollte.
Irgendwann war ich jedoch eingeschlafen, doch wie immer wachte ich noch vor Sonnenaufgang auf, da ich mir diesen Rhythmus angewöhnt hatte. Ich blickte über den Bettrand nach unten und war sehr überrascht, dass Baldr schon aufgestanden war. Nachdenklich drehte ich mich zur Wand und schloss meine Augen wieder. Mein geheimes Trainingslager war fort, aber ich musste mich ohnehin mehr auf die Prüfung fokussieren.
Ich war kurz davor aufzustehen, als ich etwas hörte und ruhig liegen blieb. War das Baldr? Das hoffte ich doch, denn ich würde einen Eindringling auch ohne Waffe fertig machen. Da ich jedoch nichts all zu verdächtiges hörte, wartete ich darauf, dass Baldr etwas zu mir sagen würde, was er nicht tat. Kaum hatte er das Zimmer verlassen, erhob ich mich und blickte auf die Tür. War er die ganze Nacht draußen oder nur sehr früh rausgegangen? Und warum kam er zum Fenster rein? Hatte er ein Geheimnis vor mir? Mir fiel die Truhe ein und ich schämte mich sofort dafür auch nur daran zu denken, ihren Inhalt zu überprüfen. Baldr war mein Freund, warum sollte er mir etwas verheimlichen? Ich wollte nicht glauben, dass er etwas mit den Verrätern zutun haben könnte und kletterte aus dem Bett.
Unentschlossen blickte ich zu seinem Bett, zur Tür und wieder zum Bett. Verzweifelt raufte ich mir die Haare und sank auf meine Knie, um die Kiste hervorzuholen. Baldr würde es bestimmt verstehen, wenn ich es ihm erklärte. Ich musste wissen, ob mein bedingungsloses Vertrauen richtig war, auch wenn ich sein Vertrauen in mich damit schaden könnte. Zögernd öffnete ich die Truhe und wusste nicht, womit ich rechnen sollte. Es war Kleidung, die ich noch nie gesehen hatte. Gehörte er irgendeinem Kult an?! War er wirklich.. Geschockt schob ich die Kiste zurück und lehnte mich mit angezogenen Knien, welche ich mit meinen Armen umschlang, an die Wand. Ich konnte nicht glauben, dass er etwas damit zutun haben könnte. Ich wollte es nicht glauben!
Nach einer Weile hatte ich mich einigermaßen gefasst und stand auf, um mich anzuziehen. Ich musste Baldr irgendwie zur Rede stellen.. Vielleicht hatte das gar nichts zu bedeuten und ich müsste mir keine Sorgen machen. Ich wollte nicht gegen ihn kämpfen müssen... Betrübt betrachtete ich das Schwert an meiner Hüfte und ließ mich auf dem Stuhl am Schreibtisch nieder, um nachzudenken.
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Ruven Avenor
Da ich Theo nicht verärgern wollte - obwohl ich nicht wusste, wo er gerade steckte - verzichtete ich auch heute auf das Training. Ich war einer der wenigen, die sich öfter in den Gemeinschaftsraum begaben, um zu lernen. Dabei sah ich auch gelegentlich Baldr - genau wie heute - und beobachtete ihn aus der Ferne. Wie immer vertieft in ein Buch.. Und wie immer versteckte ich mich in der anderen Ecke hinter meinem Buch. Ich konnte jedoch nicht anders, als immer wieder zu ihm rüber zu sehen. Er war so.. konzentriert, das fand ich irgendwie sehr anziehend. Seine schwarzen Haare, dessen Spitzen sich immer ein wenig selbstständig machten. Seine schmale Nase und das schlanke Gesicht, das an seinem eher spitzzulaufendem Kinn endete. Ich mochte es.. Doch ich traute mich einfach nie ihn anzusprechen. Gestern hätte ich die Chance gehabt mit ihm zu reden, doch ich hörte lieber zu. Wenn ich jedoch nie meinen Mut sammeln könnte, um jemanden anzusprechen, wie sollte ich dann mutig in den Kampf ziehen? Ein dämlicher Vergleich.. und doch, wollte ich es endlich tun!
Nervös erhob ich mich, nahm mein Buch und näherte mich ihm langsam. Im Moment waren wir die einzigen hier, also trau dich endlich!, sagte ich mir selbst. "Hey, Baldr!", rief ich ihm zu, wobei meine Stimme etwas höher klang, als ich wollte. Ich räusperte mich und trat näher an ihn heran. Mist! Ich hatte mir noch gar nicht überlegt, was ich sagen wollte! "Schade, dass du gestern nicht länger bleiben konntest.. Ich hoffe.. du hattest einen schönen Abend..", brachte ich mit meinem kümmerlichen Selbstbewusstsein zustande und wäre am liebsten im Boden versunken. Ich hatte kein Problem mit anderen zu sprechen, aber er machte mich irgendwie nervös..
~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
- Eugene Ionesco
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