I wanna be a knight, no matter what [Kiimesca & Haruka]

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    • Lorae / Leon

      Es überraschte mich nicht, dass ich mein Lager offenbaren müsste, dennoch hatte ich gehofft es zu vermeiden. Natürlich hatten wir genug Trainingsmöglichkeiten, wie der General sagte. Aber eben nicht für mich. "Es.. ist etwas weit..", offenbarte ich Dimitri auf dem Weg zum Stall. "Wenn wir uns beeilen, schaffen wir die Strecke in einer Stunde.." Ich wollte eben auf Nummer sicher gehen, dass mich nicht zufällig jemand entdeckte. Allerdings würde ich damit wohl zu spät in die Taverne kommen, was ich nicht unbedingt schade fand, aber dann müsste ich es auch Marius erklären. "Tut mir leid, dass es euch solche Umstände macht.." Mir war nur wichtig, dass er mir glaubte, dass ich damit nichts zutun hatte. Meine Loyalität galt allein dem König, dem General und den Bürgern.

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      Ruven Avenor

      Da meine Verletzung nur halb so schlimm war, sah ich keinen Grund darin weiter im Bett herumzuliegen. Theo übertrieb da ein wenig, was eher ungewöhnlich war. Er verhielt sich auch irgendwie anders. Irgendwie unruhig. Ob er etwas verheimlichte? Etwa die Beziehung zu dieser Schwester? Warum sollte er das verheimlichen? Ich war verwirrt und wollte mich etwas bewegen. Vorsichtshalber blieb es heute bei einem gemütlichen Spaziergang bei dem ich Marius, Trevis und Sebastian traf. "Du bist verlobt? Mit Lisbeth?" Ungläubig hatte ich seiner Geschichte gelauscht und der Einladung zur Feier dieses Anlasses. Ich hatte mitbekommen, dass er gestern mit Leon und Baldr ausgeritten war, aber von der Verlobung wusste ich noch nichts. Lisbeth war bezaubernd und ich hatte keinen Zweifel daran, dass sie Marius liebte. Und er sie. Die beiden zusammen zu sehen, war immer sehr herzerwärmend. "Das ist toll!" Ich fragte neugierig nach Details, wann und wo sie heiraten würden, wie ihre Zukunft aussehen sollte und vieles mehr. Leon sollte wohl auch zu der kleinen Feier kommen, was mich doch ein wenig wunderte. Ich dachte, die beiden verstünden sich nicht so gut. Hatte ich denn so viel verpasst? Jedenfalls freute es mich sehr, dass die beiden ihren Groll begraben hatten und das Marius glücklich war.
      "Sollen wir nicht auf Leon warten?", fragte ich, als wir in den Stall gingen. "Ach.. der kommt doch wahrscheinlich sowieso nicht..", meinte Marius und winkte ab. "Du weißt doch, wie er ist. Total verklemmt. Mag sich nicht mal vor anderen ausziehen." Dann erfuhren wir jedoch von Piotr, dass er wohl mit Dimitri aufgebrochen sei. Dann würde er wohl wirklich nicht kommen..
      Also machten wir uns allein auf den Weg. Mit dem Pferd war es nicht weit, man sollte es nur nicht übertreiben mit dem Trinken.. Schlimmstenfalls gab es aber auch Zimmer, in denen man sich bis zum nächsten Morgen ausruhen könnte, ehe man sich am nächsten Tag wieder dem Training widmete. Ich persönlich trank ja auch nicht wirklich viel und war auch noch nicht lange alt genug dafür. Wobei Marius mich auch schon mit 14 dazu überredet hatte, etwas zu trinken.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco
    • Dimitri sprach während des gesamten Marsches zum Lager im Wald so gut wie kein Wort.
      Als sie es schließlich erreichten, schaute sich Dimitri die Waffen genau an und machte sich Notizen über Art, Anzahl und Zustand der Waffen sowie sonstiger Dinge.
      "Das muss alles hier weg und in die Akademie. Aktuell ist es zu gefährlich, Waffen außerhalb gesicherter und durchgehend überwachter Einrichtungen zu lagern. Ich geb dir 24 Stunden, dann werde ich mir das Lager ansehen und was dann noch an Waffen und Ausrüstung übrig ist, wird den Beständen der Armee zugeführt."
      Dimitri klang streng, doch kaum einer sorgte sich so sehr um dieses Land wie er.

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      Die ersten Gäste kehrten in den silbernen Wolf ein, gehörten jedoch nicht zur Akademie.
      Der junge Assassine lauschte den Gesprächen der Gäste und laß dabei weiterhin Zeitung - inzwischen hauptsächlich aber alibimäßig.
      Um die Gäste handelte sich um Handlungsreisende, Kopfgeldjäger und Söldner, die sich scheinbar schon länger kannten.
      Einer der Jäger hatte gerade fette Beute gemacht und fast 200 Taler dafür kassiert, was ziemlich viel Geld für die damalige Zeit war. Entsprechend gab er seinen Kumpels einen aus.
      I'm a shape shifter at Poe's masquerade.
    • Lorae / Leon

      Ich war es gewohnt, dass Dimitri nicht der gesprächigste war und wüsste auch gar nicht, worüber ich mit ihm reden sollte. Das einzige was wir gemeinsam hatten, war unsere Entschlossenheit. Auch wenn ich meine Furcht ganz gut im Griff hatte, war ich doch manchmal etwas zu emotional im Gegensatz zu ihm.
      Schweigend beobachtete ich ihn dabei, wie er mein kleines Lager inspizierte. Die Bäume mussten als Zielscheiben für meine Wurfübungen herhalten. Es hat wirklich lang gedauert, bis ich den Dreh mit Dolchen raushatte. Dauernd prallten sie an den Bäumen ab. Ebenso sie die Äxte. Die Waffen waren in zwei großen Tasche verstaut, die ich unter dem Baum in einer Baumhöhle aufbewahrte. Ich ließ sie nicht einfach offen liegen, doch angesichts der aktuellen Lage konnte ich seine Forderung sie in die Akademie zu schaffen verstehen. "Verstanden.." Es war jedoch nicht nötig, solange zu warten. Als er fertig war, befestigte ich die Taschen so gut es ging auf meinem Pferd und prüfte, ob sie fest genug saßen. "Hey Dimitri... Darf ich dich etwas fragen?" Dabei zog ich noch einmal an dem Gurt und sah zu ihm rüber. Seine Meinung würde mir vielleicht auf meinem zukünftigen Weg helfen.
      “Wie denkst du über Meredith? Ihre Arbeit ist hervorragend.. aber sie ist eine Frau.. Es ist schade, dass sie deswegen von vielen nicht geschätzt wird..” Bei meiner Frage legte ich meine Betonung auf ihr Geschlecht und das ich darüber besorgt war, dass sie aufgrund dessen nicht wertgeschätzt würde. Ich wollte wissen, wie er darüber dachte, wenn eine Frau die Arbeit eines Mannes verrichtete. Meredith war leidenschaftlich und steckte all ihr Herzblut in ihre Arbeit. Das sollte mehr Anerkennung verdienen. Dimitri’s Meinung dazu würde mir verraten, wie er über mich denken könnte, wenn ich mein Geheimnis offenbaren sollte - egal ob freiwillig oder nicht.

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      Ruven Avenor

      Auf dem Weg zur Taverne erfuhr ich den Grund, warum Leon eingeladen war und er sich nun so gut mit ihm verstand. Leon hatte ihm also geraten, seinem Herzen zu folgen. Das sein Vater ihn deshalb rausgeworfen hat, war leider zu erwarten. Er war ein wirklich strenger Mann, der Marius bei seiner Ausbildung zu Höchstleistungen drängte. Marius war - auch wenn er nicht so aussah - ein ziemlich netter Typ und ein richtiger Romantiker, auch wenn er mit uns Männern manchmal etwas rau umging.
      Es war vor fast 3 Jahren, als ich mich mit ihm anfreundete. Ich hatte einen freien Tag und erwischte einen Waisenjungen beim Stehlen auf dem Markt. Erdbeeren. Etwas, das man nicht zum Überleben brauchte, aber was es auch nicht so oft im Waisenhaus gab. Er sagte, dass es für eine Freundin zum Geburtstag sein sollte und ich bezahlte sie für ihn. So traf ich auf Lisbeth, denn sie liebt Erdbeeren und das Geschenk machte sie wirklich glücklich. Dennoch teilte sie mit dem Jungen und wollte mir ebenfalls welche anbieten. Sie ist so ein fröhliches und liebenswertes Mädchen, obwohl ihre Eltern sehr früh starben und sie keine Verwandten hatte.
      Jedenfalls kannte Marius sie bereits und brachte ihr gleich einen ganzen Erdbeerkuchen. Wie ihre Augen dabei funkelten, werde ich nie vergessen. Doch auch Marius strahlte bei ihrem Anblick. Wir teilten uns den Kuchen, da ich nicht noch einmal ihr Angebot ablehnen wollte und als wir zurück in der Akademie waren, sah ich Marius' furchteinflößendes Gesicht. Er war eifersüchtig und fragte, was ich mit Lisbeth zu schaffen hätte. Da ich aber kein Interesse an ihr hatte, wurden wir irgendwie Freunde.

      Wir betraten die Taverne und setzten uns an einen großen Tisch, an den noch 3-4 Leute passen würden. Leon durfte auch Baldr mitbringen, was mich ein wenig nervös machte. Ich hatte nie wirklich mit einem der beiden gesprochen, aber sie faszinierten mich. Leon trainierte wie verrückt und war immer für einen Kampf zu haben. Und Baldr war immer so ein seine Schriften vertieft, konnte aber auch sehr gut kämpfen. Das die beiden ihre Prüfung bestehen würden, bezweifelte ich nicht.
      Marius bestellte dennoch schon die erste Runde, die auf ihn ging. Auch Trevis und Sebastian hatten ein Mädchen im Sinn und unterhielten sich darüber, bei ihren Vätern um ihre Hand anzuhalten. "Was ist mit dir, Ruven?" Alle Drei sahen mich an, doch meine Augen wurden so groß wie die eines panischen Reh's. "Ähm.. Ich.. Nein.. Ich hab niemanden.." Ich wusste, dass Marius in meinem Alter schon unsterblich in Lisbeth verliebt war, aber bei mir war das.. etwas komplizierter.. Ich hatte nicht nur kein Interesse an Lisbeth. Das betraf alle Frauen. Aus irgendeinem Grund fand ich Männer sehr viel anziehender. Keine großen Männer wie Marius und seine Freunde. Eher.. Männer wie Leon und Baldr.. Sie waren etwas zierlicher und kleiner als ich. Das gefiel mir wohl irgendwie. Deswegen auch meine Nervosität mit ihnen an einem Tisch zu sitzen. Vor allem Baldr sah immer so wahnsinnig gut aus, wenn sein Blick in Büchern versank. Wie sein dunkles Haar in sein Gesicht fiel. Ich kratzte mich verlegen an der Wange und trank einen großen Schluck, um mich zu beruhigen. Wenn Leon nicht auftauchen würde, dann käme Baldr wohl auch nicht, versuchte ich mir einzureden und lauschte schweigend dem Gespräch meiner Freunde.

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      Meredith Ravel

      "Stellst du wieder Nachforschungen an, Meredith?", fragte mich Dennis, da ich mich seiner Meinung nach viel zu lange auf dem Markt aufhielt und mit zu vielen Leuten sprach. "Und wenn es so wäre?" Ich sah zu ihm auf und schmiegte mich etwas an ihn, da ich noch immer an seinem Arm hing. Es würde ihn daran hindern, schnell an sein Schwert zu kommen, wenn ich es nicht zuließ. Aber er wäre noch dämlicher als die anderen, wenn er mich auf der Marktstraße töten würde. "Wonach suchst du?" Seine Frage überraschte mich, weshalb ich meinen Kopf an seine Schulter legte. So dachte jeder, das wir ein Paar wären und würde mir weniger Beachtung schenken. "Nach der Stimme des Mörders… Seine Verletzungen wird er wohl verstecken.." Ich stellte keine auffälligen Fragen. Ich unterhielt mich lediglich mit ein paar Leuten oder lauschte ihnen einfach nur. "Ich habe nicht vor ihn zu töten. Keine Sorge. Ich will nur, dass ihr ihn verhaften und verhören könnt..", beruhigte ich ihn. "Wenn du sie hörst, dann gib mir ein Zeichen. Du könntest meinen Arm drücken oder so", meinte er und sah runter in meine Augen. Wollte er mir wirklich helfen? Anfangs wirkte er so genervt und distanziert, aber jetzt war er sogar hilfsbereit. Allerdings verstand ich jetzt, warum er sich so merkwürdig verhielt. Offenbar war ihm diese Schauspielerei etwas unangenehm. Er sah mich nicht so begierig an, wie manch andere, aber ich glaubte, dass ich ihm gefiel. Sein Blick war dabei etwas sanfter. Ähnlich wie Edwards.. Ob Ed wirklich in mich verliebt war? Diese Chance hatte er nun endgültig verspielt, dieser Mistkerl.

      Als wir gegen 6 Uhr wieder zuhause ankamen, stand bereits ein anderer Militärpolizist vor dem Haus. Es war wohl Dennis' Ablösung. "Also dann.. Ich hab jetzt Feierabend. Morgen früh bin ich wieder da", meinte Dennis zu mir und ich wollte ihn gerade los lassen, als der Mann vor uns zu sprechen begann. "Ich übernehme die Nachtschicht." Mein Herz raste und ich hielt den Atem an, denn das war die Stimme, die gestern zu mir sprach. Die Größe müsste auch passen und seine Kleidung gab nichts von seinen Armen frei.
      "Nun.. wenn du jetzt frei hast, Dennis…", begann ich und sah lächelnd zu ihm auf, wobei ich wie besprochen seinen Arm etwas drückte. "Möchtest du nicht mit reinkommen?" Dabei versuchte ich so verführerisch zu klingen, wie die Frauen, die mit Männern flirteten. Zum Glück verstand er mich sofort und hob seine Hand, um mir über die Wange zu streichen. "Das.. würd’ ich sehr gerne.." Unglaublich.. Das klang nicht mal gespielt und er wünschte sich vermutlich gerade, dass die Frage kein Vorwand von mir war, damit er mich nicht mit diesem Mann allein ließ.
      Ich lächelte verlegen, wobei meine Nervosität mir ein wenig half es glaubwürdig rüber zu bringen. Als er sich meinem Gesicht näherte, ließ ich es zu und erlaubte ihm, mich zu küssen. Es.. fühlte sich gar nicht mal so schlecht an.. Aber ich hoffte vor allem, dass seine Ablösung es uns abkaufte. Meine Wangen färbten sich ein wenig, bevor er sich von mir löste und mir in die Augen sah. Das.. war schöner, als erwartet. "Viel Spaß..", meinte der Ritter, sodass wir langsam in die Schmiede gingen. Ich hatte gehofft, das ich dort in Sicherheit wäre, solange Dennis bei mir war, aber als ich den leeren Raum sah, blieb mein Atem stehen. Keine einzige Waffe war mehr da. Was.. Wenn die Ritter hier waren, um sie mitzunehmen, würde wohl keiner Fragen stellen.. Aber wo war Papa?
      Dennis wollte gerade sein Schwert ziehen – rein zur Vorsicht – als ich mich umdrehte und eine Schwertspitze sah, die aus seiner Brust kam. Meine Augen weiteten sich und Dennis fiel zu Boden, als sein Kamerad das Schwert herauszog. "Du bist wirklich lästig. Was für ein Saustall. Was ich mir alles ausdenken muss, um die Toten zu rechtfertigen.." "Wo ist mein Vater.." "Er hat den Verlust seiner Frau und ihrer Fehlgeburt nicht verkraftet und hat sich erhängt. Du bist durchgedreht und hast nicht nur Fragen gestellt, sondern warst so überzeugt von ihrer Schuld, dass du Richard und den armen Dennis hier umgebracht hast. Du hast mich angegriffen und ich musste dich leider töten", erklärte er mir seine schön geredete Geschichte und sah mich beunruhigend an. Ich ging einen Schritt zurück und stieß mit meinem Gesäß gegen das Kohlebecken. "Das klingt ja wirklich sinnvoll.. Du hast also Joseph bestochen, damit er die wahre Todesursache nicht verbreitet?" "Nur Dimitri kennt dann noch die Wahrheit, aber so vermeiden wir eine Massenpanik." "Clever..", gab ich zu und nahm etwas Asche in meine Hand. "Wirklich schade, um die ganzen guten Schmiede. Aber es werden neue kommen." Als er auf mich zukam, warf ich ihm die Asche ins Gesicht, zog meinen Dolch und stieß in seine Kehle. Eine Schwachstelle in seiner Rüstung zu suchen und ihn dabei möglichst nicht zu töten, gelang mir so schnell nicht. Dimitri wäre sicher nicht begeistert, dass er ihn nicht mehr verhören konnte, aber gegen einen Ritter hätte ich absolut keine Chance gehabt. Röchelnd ging er zu Boden und ich starrte wie versteinert auf ihn herab.

      Ich prüfte Dennis’ Puls, doch er war schon tot, was ich sehr bedauerte. Er war einer von den guten und meinetwegen jetzt tot.. Seufzend nahm ich sein Schwert und lief in die Küche, wo ich zu meinem Entsetzen wirklich meinen Vater hängen sah. Mein Körper gab nach und ich fiel auf die Knie. Der Schock hielt meine Tränen in Schach und meine Trauer wurde von Wut und Verzweiflung verdrängt. Warum nur..
      Apathisch kämpfte ich mich auf die Beine und riss mir das blutbefleckte Kleid vom Laib, unter dem ich meine gewohnte Kleidung trug. Dimitri sagte, ich solle in die Akademie kommen, wenn es ein Problem gab, doch als ich zu Papa’s Pferd wollte, war es fort. Das hatten sie also auch mitgenommen? Was sollte ich tun? Mit dem Schwert an meiner Hüfte, ging ich nach draußen und hoffte, dass ich niemandem begegnen würde. Ich hatte noch etwas Geld dabei und machte mich auf den Weg, um mir ein Pferd zu kaufen, da ich nicht wieder eines stehlen wollte.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco

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    • Es war bereits halb Sechs Abends und Lorae war noch immer nicht zurück. Ich machte mir ein wenig Sorgen, obgleich ich an ihre Stärke glaubte und mir selbst einredete,dass sie schon bei der Taverne wartet.
      Daher machte ich mich nun ebenfalls auf dem Weg zum silbernen Wolf. Das Pferd gesattelt, ritt ich los und erreichte kurz vor der vereinbarten Zeit die Taverne. Bis zum Sonnenuntergang blieb mir etwa eine Stunde, dann müsste ich verschwinden.

      Ich betrat die Taverne und blickte mich um. Marius war bereits anwesend, Ruven ebenso. Neben den Beiden saßen noch zwei andere junge Männer, die ich jedoch nicht kannte. Nur Lorae war nicht da. Ich setzte mich seufzend zu ihnen. Ruven saß zu meiner Linken, Marius mir gegenüber. "Leon noch nicht da?", murmelte ich. Mein Blick fiel auf die Becher, dann erinnerte ich mich an gestern, als ich besoffen in der Taverne des zerstörten Dorfes lag. Nur ein Becher, schwor ich mir. Außerdem dürfte es Magnus nicht goutieren, wenn ich besoffen bei ihm aufkreuze. Ich hing an meiner Rolle als künftiger Assassine.

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      "Meredith? Sie macht gute Arbeit. Irgendwann müssen die Männer ihr Talent anerkennen, so wie sie es bei meiner Mutter auch taten. Sie sprach vier Sprachen fließend, konnte kämpfen wie ein Biest und letztlich repektierten die Männer sie nicht nur, sie lagen ihr sogar zu Füßen, auch mein Vater. Obwohl für Frauen der Weg nach oben ungleich schwieriger ist, so ist er nicht unmöglich..." .
      Dimitri stieg auf sein Pferd und war im Begriff aufzubrechen. Er vermisste seine Mutter sehr, jedoch konnte er es nicht ändern.
      Es gab nur einen Weg und der führte nach vorne.
      "Und jetzt lass uns zurückkehren. Oder hast du noch etwas zu erledigen?"

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      Der junge Assassine, der sich bereits seit einiger Zeit in der dunklen Ecke der Taverne aufhielt, fokussierte seine Aufmerksamkeit nun auf uns. Die anderen Gäste hatten inzwischen für ihn uninteressante und belanglose Themen auf Lager und erhoffte sich von uns spannende Inhalte. Er legte seine Füße auf den Tisch und verschränkte seine Beine. Die Zeitung diente als Unterlage, um den Tisch mit seinen schlammigen Stiefeln nicht zu beschmutzen.
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    • Lorae / Leon

      Meine Anspannung verschwand rapide, als Dimitri mir antwortete und ihr Talent anerkannte. Das er mir sogar von seiner Mutter erzählte, machte mich sprachlos. Kämpfen wie ein Biest? Unglaublich.. Ich wusste nichts über seine Mutter, doch das haute mich fast um. Es schenkte mir Hoffnung, dass sich die Zeiten eines Tages ändern könnten. "Verstehe..", murmelte ich. "Ich bin mit Marius im silbernen Wolf verabredet.. Ich sollte wohl besser dort aufkreuzen und aufpassen, dass er es nicht übertreibt. Ansonsten werde ich morgen beim Training keine Gnade zeigen." Ich stieg auf mein Pferd und sah noch einmal zu ihm. "Wenn du Hilfe brauchst, stehe ich dir zur Seite. Ich weiß, ich bin nur ein Knappe, aber ich bin bereit alles für unser Land zu geben." Dabei sah ich ihn entschlossen an, da es mir wirklich ernst war. Ich war loyal und würde ihm und dem General in jede noch so ausweglose Schlacht folgen, wenn es sein müsste.

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      Ruven Avenor

      Überrascht, dass Baldr ohne Leon kam, sah ich zu ihm auf, ehe er sich setzte und ich meinen Blick auf meinen Becher richtete. Marius orderte direkt einen für Baldr und sah ihn dann nachdenklich an. "Sag mal. Was hat Leon eigentlich für ein Problem? Er meinte, dass sein Dorf von Banditen überfallen wurde, als er klein war... Hat er davon Narben an seinem Körper für die er sich schämt? Er hat überlebt und ist gestern ohne zu zögern auf die Mistkerle los. Hat einen nach dem anderen erledigt. Für ein paar Narben braucht er sich wirklich nicht zu schämen.." Verwirrt sah ich zwischen den beiden hin und her, da ich nicht wusste, worum es bei Marius' Frage ging. Narben? Schämen? Mein Blick blieb bei Baldr hängen, in der Hoffnung darüber aufgeklärt zu werden, wobei ich besorgt seinen Verband betrachtete. Er war auch gestern auf diesem Einsatz und musste sich dort verletzt haben.

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      Meredith Ravel

      Ich kam unversehrt beim Pferdehändler an und reichte ihm meinen Geldbeutel. Es war mehr darin, als er verlangt hatte, aber das war mir egal. Ich wollte weg hier. Meine Waffen und Rüstungen. Meine Eltern. Alles weg. Nichts hielt mich hier und es war nicht sicher. Ich musste Dimitri von diesem Vorfall berichten und tun, was ich konnte, um ihm auch weiterhin zu helfen. In diesem Moment verschwamm meine Zukunft und ich konnte mich nur auf die Gegenwart konzentrieren. Es spielte keine Rolle, was aus mir wurde. Schmiede hin oder her. Dimitri konnte das nicht allein stemmen, auch wenn er auf mich so wirkte, als wolle er das. Er war stark, ohne Zweifel. Aber jeder brauchte Verbündete.
      Nachdem ich das Pferd gesattelt hatte, brach ich unverzüglich zur Akademie auf. Hoffentlich war Dimitri da. Ich begegnete einem der Männer, die gestern in unserem Haus waren, um Dimitri bei der Festnahme zu helfen und hielt an. Nachdem ich ihnen von den jüngsten Ereignissen erzählt hatte, bat ich darum Dimitri aufzusuchen. Sie würden sich meine Schmiede und die Leichen dort ansehen und wüssten ja, wo sie mich finden würden, wenn sie noch etwas von mir brauchten. Eine furchtbare Leere breitete sich in mir aus. Ich konnte nicht weinen, nicht lachen, nichts. Mein Gesicht war starr wie das einer Statue, als ich mit ihnen sprach. Meine Tränen waren aufgebraucht, dachte ich. Mein Leben geraubt. Lediglich mein Selbsterhaltungstrieb führte mich voran. Der Drang, Dimitri zu berichten, dass es einen Feind weniger gab, dafür aber auch zwei Verbündete weniger.

      Als ich im Stall der Akademie ankam, betrachtete ich den Stallburschen und reichte ihm die Zügel. "Ich muss Dimitri sprechen. Schnell." Der junge Mann meinte jedoch, dass er gerade unterwegs sei, weshalb ich laut seufzte. "Es ist wichtig.. Sein Vater ist doch der General, oder? Wo finde ich den?" Ich war mir sicher, dass es in der Akademie auch Verräter gab. Möglicherweise sogar der Typ vor mir. Deshalb konnte ich nicht riskieren auf ihn zu warten und mein Wissen mit ins Grab zu nehmen, wenn mich einer von ihnen fand.
      Mir war egal, dass der General besseres zutun hätte. Ich stapfte die Treppen empor zur obersten Etage und kämpfte mich zu seinem Büro vor, um energisch an die Tür zu klopfen. "Entschuldigt die Störung. Ich bin Meredith Ravel.. Ich.. wollte mit Dimitri sprechen.."
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      - Eugene Ionesco
    • "Gut. Dann geh. Aber pass auf, dass dir keine Waffen gestohlen werden." Sein schwarzer Hengst trabte einige Schritte nach vorne, dann stoppte er. Dimitri drehte sich ein Stück zu Leon um, seine blauen Augen blitzten leicht. "Ich denke übrigens nicht, dass ich deine Hilfe brauchen werde. Ich kenne Leute, die weit mächtiger sind als du. Trotzdem danke."
      Dann brach Dimitri auf und ritt im Galopp zurück zur Akademie.

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      "Keine Ahnung", sprach ich. Als mein Becher kam, nahm ich einen kleinen Schluck des herben Getränkes und stellte ihn wieder ab.
      "Wenn mein Becher leer ist, werde ich nach ihm sehen."
      Auf Ruvens verwirrten Blick hin erzählte ich ihm in knappen Worten, was gestern während der Mission passiert ist.
      "Naja, und dann ist Leon raus und hat sich die Mistkerle geschnappt. Gab natürlich Ärger mit Basim."
      Ich strich mir über den Verband. Die darunter verborgene Wunde juckte. "Die Wunde hab ich übrigens bekommen, als mir einer der Mistkerle mir einen mit einem Knüppel mitgegeben hat."
      Natürlich war das gelogen, doch "ich hab mir im Rausch den Kopf aufgeschlagen, weil ich einen Nervenzusammenbruch hatte und nicht wusste, wie ich mit meinen Gefühlen umgehen sollte", klänge deutlich peinlicher. Schließlich strebte ich einer Karriere im Militär entgegen und dürfte mir solche Schwächen nicht leisten, zumindest nicht in der öffentlichen Wahrnehmung. Meine Weste soll weiß sein.

      Der junge Assassine hörte uns aufmerksam zu, dann blickte er auf seine Taschenuhr; es war inzwischen 18:15. Gerne hätte er noch weiter zugehört, doch er musste los.
      Er stand auf, lief an uns vorbei und musterte unsere Gruppe kurz. Ich konnte wegen der Kapuze sein Gesicht nicht erkennen und auch die graue Montur mit den braunen und roten Akzenten war mir gänzlich neu.
      Mir fiel auf, dass er knapp einen Kopf kleiner als ich war, vielleicht so groß wie Levi.
      Ich erschauderte, als ich die Apparatur an seiner Hüfte sah. Sie war mit der von Levi und Basim identisch, nur hatte sie keine Klingen.
      Er legte dem Wirt einige Münzen auf den Tresen - welche, konnte ich nicht erkennen - dann verließ er die Taverne.

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      Der General hatte gerade einen Plan für den Wiederaufbau für die kürzlich eingegliederte Region Chin entworfen, als eine Frau in sein Büro trat, die sich ihm als Meredith vorstellte. Rasch schob er das Strategiepapier für eine bald beginnende Schlacht unter einen Stapel anderer, unwichtigerer Unterlagen.
      Langsam hob er den Kopf. "Dimitri ist nicht da. Du bist diese Meredith, die ihre Mutter verloren hat, richtig? Wir haben erst heute morgen von dir gesprochen."
      Er räusperte sich und lehnte sich nach hinten. Dann bot er ihr einen der beiden Stühle an. "Wie ich bereits erwähnte ist Dimitri aktuell verhindert, also musst du mit mir vorlieb nehmen, fürchte ich."
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    • Lorae / Leon

      Das.. tat etwas weh, aber wenn dem so war, war ich zumindest beruhigt.
      Eigentlich hatte ich keine große Lust auf meine Verabredung, doch ich wollte meine Versprechen halten und ritt umgehend zur Taverne. Um meine Taschen im Blick zu behalten, nahm ich sie mit rein und legte sie möglichst leise unter den Tisch. "Da bist du ja. Ich dachte du drückst dich." "Dimitri hat mir nur eine Standpauke gehalten", meinte ich lediglich und setzte mich, wobei ich jeweils einen Fuß auf eine Tasche stellte. Das sie dreckig wurden, interessierte mich nicht. Ich sollte verhindern, dass mir was gestohlen wurde und das tat ich. Prompt bekam auch ich einen Becher vorgesetzt, den ich skeptisch beäugte. Ich war spät dran, aber ich wusste nicht, dass Baldr mich nicht den ganzen Abend begleiten würde. Mein Blick ging zu Ruven, der seinen neugierigen Blick schnell wieder abwandte. Er war mir schon vorher aufgefallen. Auf dem Trainingsplatz sah er auch sehr oft zu uns rüber, doch bevor ich von Baldr's Vorlieben erfuhr, hatte ich mir nie was dabei gedacht. Seitdem vermutete ich, dass Ruven ähnliche Interessen hatte, aber weitaus schüchterner war. Ich konnte nur hoffen, dass er es nicht auf mich abgesehen hatte, denn das wäre eine reine Enttäuschung für ihn.

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      Meredith Ravel

      Ich nickte, als er mich fragte, ob ich diese Meredith war. Das sie über mich gesprochen hatten, wunderte mich kaum. Ohne zu zögern, nahm ich Platz und blickte dem General in die Augen. "Ich hoffe, Ihr seid genau so vertrauenswürdig wie Dimitri. Ich will nur Bericht erstatten, bevor mich jemand umbringt. Immerhin wurde es schon zwei.. nein, eher dreimal versucht.." Ich nahm das Schwert von meiner Hüfte und legte es auf meinen Schoß, wobei ich es betrachtete.
      "Ich habe den Mörder meiner Mutter gefunden. Mir blieb keine andere Wahl, als ihn zu töten. Es tut mir leid. Er hat meinen Vater erhängt und einen Militärpolizisten vor meinen Augen getötet. Ich musste mich verteidigen. Die Militärpolizisten, die gestern bereits mit dem Vorfall in Kontakt waren, dürften die Leichen bereits überprüft haben."
      Nach einer kurzen Pause, um Luft zu holen, sprach ich weiter. "Sie haben meine Schmiede geplündert. Dieses Schwert ist alles, was noch übrig ist. Richard soll ebenfalls tot sein. Ich habe es nicht überprüft. Diese Leute wussten zu viel. Meinetwegen." Meine Stimme klang fast monoton, als würde ich ohne Begeisterung ein Gedicht vorlesen. Der General hatte ohnehin besseres zutun, als meine Gefühle auszuhalten. Mein Körper zitterte nicht einmal.
      "Er sagte, dass der Bestatter sagen würde, meine Mutter wäre aufgrund einer Fehlgeburt gestorben. Mein Vater hätte sich verzweifelt selbst erhängt und ich hätte meine Fassung verloren und Richard Iren, so wie den Ritter Dennis umgebracht. Damit wollte er die Toten rechtfertigen und den Mord an mir, da er mich aufhalten musste. Um eine Massenpanik zu vermeiden und mit den Morden keine Aufmerksamkeit zu erregen." Nun wusste der General alles, weshalb ich mich erhob.
      Ich wollte gehen, damit er weiter arbeiten konnte, aber ich wusste nicht wohin, also sah ich ihn noch einmal an. "Ich weiß nicht wo ich hin soll... Ich habe alles verloren und mir offenbar eine Menge Feinde gemacht", gestand ich und senkte meinen Blick.
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      - Eugene Ionesco

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    • Der General hörte seinem Gegenüber aufmerksam zu.
      Magnus hatte kurz nach Meredith lautlos den Raum betreten und entsprechend alles mitgehört.
      Er hatte sie schon seit dem Betreten der Akademie verfolgt. Da sie fremd war und nicht so aussah, als würde sie zur Akademie gehören, hielt er sie für eine Gefahr.
      "Mein Beileid", entgegnete er. "Aber warum kommst du damit zu uns und gehst nicht zur Militärpolizei?"
      "Wir sind kein Waisenhaus, kein Frauenhaus, keine Flüchtlingsunterkunft und auch kein Hotel. Ich kann dir nur anbieten auf Dimitri zu warten und dich an ihn zu wenden", entgegnete der Geberal.


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      "Da bist du ja", sprach ich erleichtert.
      "Was ist in der Tasche?"
      Ich leerte meinen Becher in einem Zug und blickte auf die Uhr, die hinter dem Bartresen an der Wand hing. 18:30. Mir blieben noch 30 Minuten, dann würde die Sonne untergehen. In spätestens 15 müsste ich los, maximal in 20. Doch wie gehen, ohne Verdacht zu erregen. 'ich muss mal austreten' wäre reichlich verdächtig, wenn ich nicht wiederkomme und würde einen schlechten Eindruck hinterlassen. Plötzlich müde werden wäre vermutlich zu auffällig, da ich eigentlich ziemlich fit bin. Vielleicht eine Schlägerei anzetteln und rausgeworfen werden? Nein, ich wollte eine weiße Weste wahren. Außerdem will ich Marius den Abend nicht verderben.
      Ich überlegte fieberhaft.


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      Während Dimitri auf dem Weg zurück zur Akademie war, musste er an Theo denken. Die Spur mit Reiner war falsch und er musste ihn erneut zur Rede stellen, wobei er mit dem Gedanken spielte, ihn einfach zu töten.
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    • Lorae / Leon

      Ich grinste Baldr kurz zu, damit er sich keine Sorgen um mich machte und starrte dann auf meinen Becher. "Ich musste Dimitri zu.. meinem Trainingsplatz führen und es aufräumen.." Genauer konnte ich es nicht beschreiben, um den anderen nichts zu verraten. "Die Taschen müssen dringend in unser Zimmer..", meinte ich und hob eine Augenbraue, als er den Becher in einem Zug leerte und bemerkte auch seinen Blick auf die Uhr. Hatte er noch etwas vor? Vielleicht war er noch mit Piotr verabredet.. Das hätte er mir doch sagen können..
      "Könntest du sie dort hin bringen? In deinem Zustand solltest du es eh nicht übertreiben." Ich legte meine Hand auf seinen Rücken und hoffte, dass es Marius nicht störte, wenn Baldr schon ging. Immerhin hatten die beiden nicht wirklich etwas miteinander zutun und ich war nur hier, weil ich meinen Drang anderen zu helfen nicht im Griff hatte. Nun probierte ich dieses Gesöff, dass mir nicht wirklich schmeckte und sah dann zu Marius. "Was hab ich denn verpasst?", fragte ich und bekam noch mal eine Zusammenfassung. Bisher klang das nicht wirklich spannend..

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      Meredith Ravel

      Es war unheimlich, wie dieser Mann unbemerkt in den Raum gekommen war. Gut, dass er auf unserer Seite zu stehen schien. "Weil jeder dort ein Verräter sein könnte. Dimitri ist zur Zeit der einzige, dem ich vertraue." Wenn dieser Kerl nicht der einzige Verräter in der Militärpolizei war, dann könnte mir dort niemand helfen. Ich atmete tief durch und sah kurz zu dem Fremden, ehe ich wieder zum General sah und nickte. "Darf ich auf dem Trainingsplatz warten?", fragte ich und hoffte auf seine Zustimmung. Die beiden schienen wichtigeres zutun zu haben und ich wollte sie nicht davon abhalten.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco

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    • "Gut. Dann bringe ich diese Tasche in unser Zimmer", entgegnete ich und und erhob mich. "Tut mir Leid, dass ich euch schon wieder verlassen muss. Jedoch muss ich noch einem wichtigen Treffen beiwohnen. Viel Spaß euch noch und besonders mit deiner Verlobten, Marius."
      Ich zwinkerte und schnappte mir Leons Tasche. Dann verließ ich die Taverne. Die recht schwere, unhandliche Tasche an meinem Sattel festgezurrt, brach ich auf und erreichte gerade noch pünktlich die Akademie.
      Hastig zurrte ich mein Pferd im Stall fest, eilte mit der Tasche in unser Zimmer und legte sie auf Loraes Bett.
      Flink kramte ich die geheime Kiste von unter meinem Bett hervor, kleidete ich mich in meine hellblaue Montur, schob die Kiste zurück, kletterte aus dem Fenster, rannte zügig über die Dächer, legte von einem aus einen Sprung über mehrere Meter zurück - unter mir der Boden in mehreren Metern Tiefe - um an eine der Kapellenwänden hinaufklettern zu können.
      Pünktlich erreichte ich das Dach der Kapelle, wo Magnus bereits wartete.
      "Gut. Da bist du ja."
      "Was möchtest du mit mir besprechen?"
      Er klärte mich über die Erkenntnisse von Severus auf. Das Treffen von Dimitri mit Meredith, der Mord der Mutter, über Edward, Ralph und Reiner.
      "Was hat das mit mir zu tun?"
      "Inzwischen wurde auch der Vater der Schmiedin getötet, sowie zwei Militärpolizisten. Einer von ihnen wird als Täter gehandelt. Wir wissen nicht, ob es in der Militärpolizei noch weitere Verräter gibt. Da du Assassine bist, hat das auch mit dir zu tun. Ich brauche einen Maulwurf bei der Militärpolizei."
      "Wann soll ich das machen? Ich muss mich auf meine Prüfungen vorbereiten und meine Verletzungen auskurieren, Mein Verband, weißt du? Und warum überhaupt ich? Ich hab keine Erfahrung mit sowas."
      "Ich dachte auch nicht an dich."
      "Er dachte an mich", sprach eine weitere Person, die aus dem Schatten des Kapellendaches hervortrat und eine ziemlich hohe Stimme hatte, wie ein pubertierender Teenager.
      "Du..du bist der von der Taverne."
      "Und du bist der mit dem Verband."
      "Ah, wie ich sehe, seid ihr einander bereits begegnet. Pius, das ist Flavius. Unser neuestes Mitglied. Er wird für uns den Maulwurf spielen."
      "Und was soll ich dann hier?"
      "Ich habe beschlossen, dir etwas Praxiserfahrung zu geben. In ein paar Tagen beginnt die Militärpolizei mit der Suche nach neuen Rekruten. Dort wird Flavius sich unter einer falschen Identität rekrutieren lassen und herumschnüffeln."
      Nun fuhr Flavius fort. "Die Ausbildung findet nicht weit von der Hauptstadt in der Festung Spitzbergen im Mittelgebirge statt. Wir vermuten, dass einer der Ausbilder dort die Strippen zieht oder zumindest Kontakte zu höheren Mitgliedern hat, die an diesem Schmuggel beteiligt sind. Da Severus und Julius derzeit andere Aufgaben haben, bist du derzeit der einzige, der verfügbar ist."
      "Wo sind denn alle?"
      "Caligula ist im Osten unterwegs, Diokletian und Theodosius sind noch verletzt, Justinian soll den neuen Statthalter von Chin schützen. Nero wird noch einige Tage brauchen und Aurel kümmert sich um die neue Novizin im Süden. Von den anderen haben wir noch keine Rückmeldung."
      "Was genau soll ich machen?"
      "Mir den Rücken freihalten. Ich muss mir zuerst einen Überblick verschaffen, das Vertrauen der Leute gewinnen und dann Beweise finden. Das ganze wird einige Tage dauern. Sollte ich bei meiner Schnüffelei erwischt werden, brauche ich dich. Du wirst meine Lebensversicherung sein."
      "Warum kannst du das nicht machen?", wandte ich mich Magnus fragend zu. Ich wollte Lorae ungern alleine lassen.
      "Ich muss hier bleiben, den General schützen und seine rechte Hand sein. Außerdem warte ich auf die Rückkehr von Levi."
      "Hast du Angst?"
      "Nein. Nur einen vollen Terminkalender und Verletzungen."
      "Wie gesagt, das wird noch ein paar Tage dauern."
      "Fein, bin dabei", seufzte ich.
      "Dann ist ja alles klar. Bis dahin, bereite dich vor." Magnus drückte mir ein Buch in die Hand, in dem die Stenografie der Assassinen erklärt wurde.
      "Eigne dir das am Besten an. Und lass dieses Buch niemanden finden, klar?"
      "Okay."
      "Gut, dann gehe ich jetzt. Ihr tut gut daran, euch besser kennenzulernen und abzustimmen."
      Dann verschwand Magnus und ließ mich alleine mit Flavius zurück.
      "Ich muss austreten. Kommst du mit?"
      Es erschien mir etwas suspekt, jedoch stimmte ich zu.
      Wir sprangen vom Dach der Kapelle aus in einen Heuhaufen und huschten hinter die Kapelle, wo uns niemand sehen konnte.
      Während ich pinkelte, stellte sich Flavius neben mich und holte ein fast schon unverschämt großes, fleischiges Glied raus.
      Meine Augen weiteten sich, ich konnte meinen Blick für einen Moment nicht abwenden und wurde rot.
      "Stehst du auf Schwänze?", murmelte Flavius und wedelte etwas damit herum.
      "Ich..ähm..nein?!"
      "Verstehe..du kannst ihn gerne halten, wenn du willst. Und ich halte deinen."
      "Ähm..lieber nicht." Leicht beschämt drehte ich mich ein Stück weg.
      "Oh..hab ich dich eingeschüchtert?" Flavius wirkte amüsiert.
      "Gräm dich nicht. Du bist nicht der erste, dem es so geht. Man nennt mich nicht umsonst Pfähler." Flavius schien unter seiner Kapuze zu zwinkern. Er urinierte fertig, schüttelte sich ab und packte sein Glied wieder weg.
      Dann drückte er mir einen Revolver in die Hand. Es war mir völlig neu. "Das ist eine Leuchtpistole. Wenn du in Gefahr bist, musst du damit in den freien Himmel zielen und dann diesen Abzug hier betätigen. Eine rote Kugel wird nach oben schießen. Magnus und ich haben auch so eine."
      "Ähm..danke?"
      "Ah, du hast so etwas noch nie gesehen, wie? Wundert mich nicht. Schließlich ist das eine Erfindung der Eulenakademie, dort wo ich herkomme. Bei uns werden bevorzugt Schüler aufgenommen die ein Talent für das Entwerfen und Konstruieren von Dingen haben. An die anderen Assassinen und das Militär werden diese Dinger auch bald ausgeliefert."
      "Okay. Danke, schätze ich."

      "Du solltest dir das Buch übrigens zu Herzen nehmen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass ich dir Anweisungen in unserer Schrift oder Informationen zukommen lasse."
      "Werde ich."

      "Gut. Ach ja, und wenn du auch mal gepfählt werden willst, komm mich besuchen. Du findest mich jede Nacht im silbernen Wolf, das Zimmer ganz links." Erneut schien er mir zuzuwinkern, jedoch erwiderte ich ihn nicht.
      Seile schossen aus der Apparatur an seinen Hüften, Bolzen verhakten sich in den Wänden der Kapelle. Ich hörte ein leises Zischen, dann hob er ab und verschwand in der Nacht.
      Ich blieb alleine zurück - mit dem Buch und der Waffe. Das würde wohl bedeuten, dass ich für einige Tage wegwäre. Aber was sollte ich Lorae erzählen?

      ____

      Dimitri erreichte schließlich kurz nach Sonnenuntergang die Akademie.
      Er hatte gerade sein Pferd im Stall abgestellt und für einen Moment sanft gestriegelt, als er den Stall wieder verließ und Mereidth schon in der Ferne auf dem Traingsplatz herumlungern sah. Innerlich verdrehte er die Augen.
      Jedoch riss er sich zusammen, trat an sie heran und machte böse Miene zum guten Spiel: "Was ist los? Warum bist du nicht Zuhause bei deinem Vater?"
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    • Meredith Ravel

      Ich verabschiedete mich von dem General und dem Assassinen, ehe ich wie erfragt auf den Trainingsplatz ging. Dort lief ich einen Moment auf und ab, begutachtete die Übungspuppen und -waffen. Es gab sicher spannenderes, als auf Dimitri zu warten. Währenddessen überlegte ich mir, wo ich hin sollte. Einfach wieder nach Hause? Wenn sie nur unsere Waffen und Rüstungen gestohlen hatte, müsste ich noch genug Geld haben, um neue Materialien zu kaufen. Das Schwert hatte ich wieder an meiner Hüfte befestigt und lief weiter im Kreis, während ich die Hände an den Ellenbogen hatte und mit dem Zeigefinger darauf tippte. Wenn mir niemand helfen wollte, müsste ich mir eben selbst helfen. Leider hatte ich den Dolch nicht mitgenommen, mit dem ich diesen Mistkerl erledigt habe.
      Weiterhin nachdenklich starrte ich auf die Puppen und dachte darüber nach, ob ich lernen sollte zu kämpfen, aber wozu? So schnell würde das nichts werden und ich hatte genug damit zutun, meine Schmiedekunst zu verbessern. Ich brauchte einfach nur eine passende Waffe, die ich bedienen könnte und hatte auch gerade einen Geistesblitz, als Dimitri's Stimme mich aufschrecken ließ.
      Ich fuhr herum und sah zu ihm auf. "Weil er tot ist. Ebenso wie sein Mörder, der auch Mama umgebracht hat.", sagte ich und blickte auf meine Hand, mit der ich ihn getötet hatte. "Ich musste es tun, sonst hätte er mich auch umgebracht. Ich habe schon den General in Kenntnis gesetzt. Auch die Militärpolizei weiß Bescheid, sofern nicht noch mehr von ihnen zu den Verrätern gehören. Und jetzt denke ich darüber nach, wo ich hin soll.." Beim Sprechen hatte ich mich umgedreht und blickte in den Sternenhimmel.

      ____

      Lorae / Leon

      Nachdem sich Baldr verabschiedet hatte, konnte ich zumindest beruhigt sein, dass die Waffen in der Akademie waren. Mir wäre es zwar lieber gewesen, wenn er geblieben wäre, aber so musste ich nicht mehr aufpassen. Marius grinste über beide Ohren und erzählte seinen Freunden von Lisbeth. Ich sah etwas gelangweilt zu Ruven, der ebenso ruhig war wie ich. "Unser Leon hat nur Kämpfen im Kopf", hörte ich Marius plötzlich sagen und blinzelte ihn an. "Hm?" Da ich nicht zugehört hatte, wusste ich nicht worum es ging. "Alles in Ordnung?", fragte mich plötzlich die sanfte Stimme von Ruven, weshalb mein verwirrter Blick zu ihm huschte. "Tut mir leid. Ich war in Gedanken.." Diese ganze Sache ging mir nicht aus dem Kopf, aber in Dimitri's Händen würde sich schon alles zum guten wenden. "Entspann dich mal, Leon." Marius schob mir noch einen Becher rüber und ich sah verwundert zu meinem ersten, den ich tatsächlich schon ausgetrunken hatte, ohne es zu merken. "Eure Sorglosigkeit möcht ich haben", schmunzelte ich und stieß mit den anderen an, um noch einen Schluck zu trinken. Ob ich mir einfach zu viele Gedanken machte? Ich sollte einfach mehr auf mich zukommen lassen, denn ich könnte eh nicht voraussehen, was passierte. Also versuchte ich mich etwas mehr auf die Gespräche zu konzentrieren und mich einzubringen.
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    • Ich zog mich nach meinem Abendessen in mein Zimmer zurück. Zum einen hat mich der Anblick von Flavius' mächtigem Gerät ziemlich erregt, zum anderem wollte ich einen Blick in das Buch von Magnus werfen. Die Stenografie war ein wichtiges Gerät der Assassinen, um heimlich kommunizieren zu können und es war essentiell, dass ich sie so bald wie möglich beherrsche.
      Ich beschloss, mich um beides zu kümmern.
      Daher verkeilte ich die Tür von innen mit einem Stuhl, zog mich komplett aus und verstaute meine Montur mitsamt des Revolvers in der Kiste unter meinem Bett.
      Dann legte ich mich nackt in mein Bett und rieb mich.
      Ich schloss die Augen. In Gedanken spießte mich Flavius auf und ritt mich als gäbe es kein Morgen.
      Er füllte mich mit seinem heißen Saft auf und auch ich explodierte.
      Minuten später - ich war inzwischen frisch gewaschen und mit geputzten Zähnen in mein Nachthemd gekleidet, zudem war die Tür wieder freigegeben - blätterte ich im Bett liegend müde durch das Buch, fand es jedoch gerade zu anstrengend.
      Stattdessen legte ich es unter mein Kopfkissen und beschloss, Schlafen zu gehen.

      _____

      "Mein Beileid. Was hat mein Vater denn zu dir gesagt?"
      Dimitri wusste gerade nicht, was er tun sollte. In seinem Zimmer war kein Platz und aufgrund von Basim und die Schüler der Akademie waren die anderen Zimmer belegt. Vielleicht könnte sie ja im silbernen Wolf unterkommen.
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    • Meredith Ravel

      "Nicht viel.." Langsam drehte ich mich wieder zu ihm um und versuchte zu lächeln. "Zusammengefasst: Hier ist kein Platz für mich und ich könnte auf dich warten." Ich atmete tief durch und legte meine Hand an das Schwert. "Ich befürchte, ich habe mehr Ärger gemacht, als das ich euch geholfen hätte.. Die Toten.. gehen wohl auf mein Konto.. Doch jetzt, wo ich nichts mehr habe, das ich verlieren könnte, werde ich nicht damit aufhören." Mein klägliches Lächeln verwandelte sich in ein Grinsen. Das Grinsen, mit dem ich meinen Vater damals so oft genervt hatte, dass ich sein Handwerk lernen wollte. Ein Grinsen, um mir selbst Mut zu machen. Meine Trauer und meine Wut zu vergraben und nach vorn zu sehen, sei es noch so schwer. Ich war unglücklich. Sehr unglücklich. Ich wollte weinen, aber ich konnte nicht.
      Ich nahm das Schwert von meiner Hüfte und hielt es ihm entgegen. "Vielleicht kann es jemand von euch gebrauchen. Gib es jemanden, dem du vertraust, ja? Ist mein letztes Schwert. Meine Schmiede wurde ausgeräumt. Brauchst du eine Auflistung, was ich auf Lager hatte?"

      ____

      Lorae / Leon

      Ich streckte mich etwas und sah auf die Uhr. In spätestens einer halben Stunde sollten wir zurückkehren. Allerdings sah Marius nicht so aus, als würde er bald Schluss machen, denn er hatte bestimmt schon den vierten Becher. Wieviel er davon wohl vertrug? Das konnte man sicher auch trainieren. Ich nippte immer noch an meinem zweiten, aber hauptsächlich, weil ich vermeiden wollte, dass ich noch einen bekäme. Immerhin musste ich bei Verstand bleiben. Ruven gähnte bereits, weshalb ich meine Stimme erhob. "Sollten wir nicht langsam zurück?" "Bist du etwa schon müde?" Lachend klopfte er mir auf den Rücken und ich musste mich auf dem Tisch abstützen.
      "Du musst ja nicht mitkommen..", meinte ich dann und erhob mich, ehe ich zu Ruven sah. "Was ist mit dir? Du siehst müde aus." Er gähnte noch einmal und sah mich dabei an, woraufhin er sich verlegen die Hand vor den Mund hielt. "J-ja.. Zeit zu gehen.." Auch Ruven erhob sich und ich wartete noch einen Moment, ob auch Marius sich erhob. Ich starrte ihn regelrecht an und brachte ihn dazu, seinen Becher auf einmal zu leeren und mitzukommen. "Denkt dran. Morgen geht das Training weiter. Es ist nicht mehr lang bis zur Prüfung. Ich hoffe du hast gelernt, Marius." Ich stieg auf mein Pferd und sah zu ihm rüber, wobei mir sein leicht genervter Blick auffiel. "Ja, ja.. Ich krieg das schon hin."
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    • "Behalt dein Schwert", entgegnete Dimitri und deutete auf die Schmiede, durch dessen Tür noch Licht zu erkennen war.
      "Wir könnten Leute mit deinem Talent gebrauchen. Frag nach, ob sie dort Arbeit und Unterkunft für dich haben. Mehr kann auch ich nicht für dich tun."

      ___

      Ich war gerade eingeschlafen, als etwas durch mein geöffnetes Fenster huschte und mich hochschrecken ließ. Ich öffnete meine Augen.
      Insgeheim hoffte ich, dass Flavius kam und mich nehmen würde, jedoch war es nur Magnus.
      Überrascht richtete ich mich auf. "Hm? Was machst du hier?"

      "Reden. Ich wollte dir noch etwas unter vier Augen sagen."
      "Was denn?"
      "Ich weiß, dass Leon ein Mädchen ist."
      "Was meinst du?"

      "Als wir gestern während der Mission in der Taverne waren und du mit ihr in der Waschkammer, hast du sie 'Lorae' genannt. Erinnerst du dich, als du die Tür geöffnet hast und ich streng schaute? Ich hab euch belauscht, wenn auch unfreiwillig.Ich habe etwas nachgeforscht und herausgefunden, dass der Name für Mädchen genutzt wird."
      "Ich glaube, du musst verstehst da etwas falsch. Das war nur sein Spitzname. Und selbst wenn es so wäre, was willst du machen? Zum General rennen und es petzen?"
      "Ich werde nichts dergleichen unternehmen, sondern es für mich behalten. Deshalb habe ich das auch mit dir unter vier Augen besprochen und nicht in Gegenwart von Flavius. Doch irgendwann wird der Tag kommen, an dem ihre Tarnung auffliegen wird und dann möchte ich nicht in eurer Haut stecken."
      "War's das jetzt?"
      "Noch nicht. Verstehst du dich mit Flavius?"

      "Denke schon." Ich legte mich wieder hin und drehte mir den Rücken zu.
      "Er gab mir eine Pistole."
      "Gut. Die könnte später noch wichtig werden. Ich werde dann mal gehen."
      Er huschte wieder aus dem Fenster und ließ mich mit einem Gefühl der Angst zurück.

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    • Meredith Ravel

      Langsam nahm ich das Schwert wieder zurück und legte meine Arme darum. Ich blickte in die Richtung in die er deutete und sah ihn ungläubig an, bevor ich das Schwert wieder an meinem Gürtel befestigte. "Bist du sicher? Ich mein.. ich schlaf von mir aus auch in einem Heuhaufen.. oder auf dem Boden.. ganz egal, aber.. darf ich die Schmiede wirklich benutzen?" Die Schmiede in der Akademie? Richard meinte zwar, dass er mich bereits empfohlen hätte, aber ich sah das ganze etwas realistisch. Talent hin oder her. In dieser Welt zählten Einfluss und Reichtum leider viel zu oft mehr. Hoffentlich war das bei dieser Akademie anders. Meine Stimme wurde während des Sprechens immer schneller und höher, denn ich wollte diese Schmiede schon immer mal von innen sehen.
      Aufgeregt legte ich meine Arme um ihn, drückte meinen Kopf an seine Brust und fühlte mein Herz endlich wieder vor Freude höher schlagen. Ich umarmte ihn, wie ich meinen Vater immer umarmte und begann diese Umarmung zu vermissen, weshalb ich mich schnell wieder von ihm löste. "Tut mir leid.. Ich bin.. manchmal etwas impulsiv.." Das ich meine Gefühle nicht so ganz unter Kontrolle hatte, hatte er ja schon zu genüge miterlebt. Für den ersten Schuss auf Edward hatte ich keinen triftigen Grund. Für den zweiten hingegen schon, weshalb mir auch der erste berechtigt erschien. Dennoch ging mein Temperament manchmal mit mir durch. "Danke, Dimitri..", murmelte ich und lächelte ihm noch einmal zu, ehe ich mich so schnell wie möglich auf den Weg in die Schmiede machte, solange noch jemand darin anzutreffen war.

      ____

      Lorae / Leon

      Ich kam mit den anderen am Stall der Akademie an, wo ich von meinem Pferd stieg und verwundert zu der Schmiede sah. Langes, rotes Haar flatterte im Wind und verschwand darin. War das Meredith? Was machte sie hier? Der Reihe nach brachten wir unsere Pferde in den Stall, wo Marius seinen Arm um meine Schulter legte und meinen Kopf mit seiner Faust rieb. Was sollte das verdammt noch mal? Ich mochte es nicht, wenn mir jemand so nah kam. Eine Hand auf meinem Rücken und an meiner Schulter waren in Ordnung, aber so? "War doch gar nicht so schlimm, oder Leon?", lachte er und gab mich endlich frei, woraufhin ich mein Hemd zurecht zog und ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen ansah. "Sind wir jetzt quitt?", fragte ich nur, woraufhin er abwinkte. "Meinetwegen." Fantastisch! Wenn er mich fortan etwas weniger bedrängte, würde ich mich deutlich wohler fühlen.
      Ziemlich eilig stapfte ich die Stufen empor und steuerte auf mein Zimmer zu, wo ich die Tür aufriss, sie ebenso ruckartig, aber möglichst leise, schloss und mich seufzend an diese lehnte. Aufatmend ging ich zu meinem Bett und entdeckte die Taschen, was mich sehr erleichterte. Kurz sah ich zu Baldr und wusste nicht, ob er schon schlief, aber die Taschen so ganz lautlos vom Bett zu holen war unmöglich. Ich biss mir auf die Unterlippe und sah mit großen Augen zu Baldr, ehe ich sie möglichst lautlos unter das Bett schob. Eine von ihnen passte nicht ganz drunter, was unmöglich war, denn sie waren beide gleich groß und das Bett breit genug, dass sie darunter verschwinden müssten, also stützte ich mich auf den Händen ab - auf den Knien war ich bereits - und beugte meinen Kopf, um hinunter zu sehen. Ich besaß nicht viel und nutzte den Stauraum bisher noch nie, deshalb hatte ich noch nie darunter geschaut. Eine Kiste? Die musste Baldr gehören, auch wenn ich nicht wusste, was er darin aufbewahrte. Das musste ich aber auch nicht unbedingt wissen. Ich schob sie lediglich etwas zur Seite, damit ich auch die zweite Tasche darunter verstauen konnte.
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    • "Viel Glück", sprach Dimitri und wandte sich von Meredith ab. Bevor er sich ins Zimmer zurückziehen wollte, wollte er noch nach seiner Schwester sehen.
      Sie schlief bereits, deshalb setzte er sich leise neben ihr Bett auf einen Stuhl und beobachtete sie.
      Luzia sah deutlich besser aus als noch einige Tage zuvor. Die Behandlung der Ärzte schien zu wirken.
      ___

      Natürlich war ich noch wach, als Lorae später das Zimmer betrat.
      Ich konnte nicht schlafen, dennoch tat ich so als ob, während Lorae ihre Taschen vom Bett hob und unter ihrem Bett verstaute.

      ___

      Flavius erreichte den silbernen Wolf, seine Eule kreiste einen Moment über der Taverne, als sie einen Sturzflug startete und durch das Fenster von Flavius Zimmer flog.
      Dieser bestellte sich am Tresen einen Humpen Met, als zwei Mitglieder der Militärpolizei die Taverne betraten und sich etwas abseits setzten.
      Als Flavius seinen Humpen bekam und diesen bezahlt hatte, setzte er sich in die Nähe der beiden und lauschte.
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      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Haruka Watanabe ()

    • Lorae / Leon

      Nachdem ich mich wieder aufgerichtet hatte, vergewisserte ich mich noch einmal ob ich Baldr geweckt hatte. Er schien jedoch tief und fest zu schlafen. Also machte auch ich mich bettfertig und zog mich um, ehe ich in mein Bett stieg und an die Decke starrte. Was ging hier vor sich? Zuerst lief der Einsatz nicht so wie geplant und dann verdächtigte man mich wegen Waffenschmuggels? Da musste ja was dran sein, sonst hätte Dimitri mich nicht überprüft. Es brachte nichts mir darüber auch noch den Kopf zu zerbrechen, vor allem da Dimitri alles im Griff zu haben schien. Ich musste mich um meinen eigenen Kram kümmern, insbesondere der bevorstehenden Prüfung, auf die ich so hart hingearbeitet hatte.

      ______

      Meredith Ravel

      "Hallo?", rief ich fragend in die Schmiede hinein, nachdem ich angeklopft und keine Antwort erhalten hatte. Mit großen Augen bestaunte ich die Hallen, die doppelt, nein sogar dreimal so groß waren wie unsere Schmiede. Zahlreiche Werkbänke und Schmelzöfen gab es hier. Hier könnten ja 5 oder 6 Schmiede gleichzeitig arbeiten, wenn sie sich nicht gegenseitig auf die Füße traten. Unglaublich! Mein Blick ging kurz über die Waffen und fixierte viel mehr die Werkzeuge der Schmiede, sodass meine Augen beinahe schon funkelten. "Wow...", hauchte ich leise und strich über den Amboss, der deutliche Gebrauchsspuren hatte.
      "Hast du dich verlaufen?", erklang die tiefe Stimme eines Mannes ein paar Meter hinter mir, woraufhin ich mich erschrocken umdrehte und feststellte, dass der Kerl noch größer als Dimitri war und auch ziemlich breit. Was für Muskeln.. "Ich bin Meredith Ravel.. Dimitri sa-" "Ravel? Die Rotzgöre von Gustav?", unterbrach er mich, weshalb ich kurz blinzelte. "Ja.." "Hast du das gemacht?", fragte er und wartete nicht einmal auf eine Antwort, als er sich erlaubte das Schwert an meiner Hüfte aus der Scheide zu ziehen und es im Schein des warmen Feuers zu betrachten. "Ja.." Zuerst hatte ich etwas Angst, dass er mir vielleicht etwas antun könnte, doch sein prüfender Blick war allein auf das Schwert gerichtet, als würde er sich wirklich nur dafür interessieren. "Dimitri sagte, ich-" "Nicht schlecht." Was zum.. Konnte er mich nicht mal ausreden lassen?!
      Er gab mir das Schwert zurück und ich ließ es in die Scheide gleiten, während ich trotzend zu ihm auf sah. Nur weil er einen Job in der Akademie hatte und ein Hüne war, musste er mich nicht so behandeln. "Dimitri sagte, ich soll hier nach Arbeit fragen!", wiederholte ich laut und zog meine Augenbrauen zusammen. "Ich will mit dem Meister sprechen!", forderte ich, woraufhin er sich vor mir aufbäumte und noch bedrohlicher wirkte. "Ich bin der Meister." Von dieser Tatsache ließ ich mich nicht beirren, stemmte meine Hände in die Hüften und versuchte mich größer zu machen, als ich war. "Gut. Dann lass mich hier arbeiten!" Er lachte zwar, doch ich blieb standhaft und blickte ihn entschlossen an. "Du bist wirklich eine Rotzgöre." Langsam drehte er sich um und ließ mich ohne richtige Antwort stehen. Ich wollte gerade protestieren und setzte einen Fuß nach vorn, als er sich plötzlich wieder zu mir wandte. "Meinetwegen. Wenn du zu langsam bist, Scheiße baust oder jemand anderen behinderst, fliegst du aber raus." War das ein ja? Fassungslos bewegte ich meinen Mund, doch es kam kein Ton heraus.
      "Ich mache jetzt Feierabend. Sei morgen pünktlich."
      "Warte", bat ich ihn, als er sich schon zum Gehen wandte, sodass er inne hielt und nochmal über seine Schulter zu mir sah, "Ich.. habe keine Unterkunft.."
      "Du willst nicht nach Hause? Das hier ist eine Schmiede, keine Herberge. Es sei denn, du willst das Bett mit mir teilen."
      "Niemals. Lieber schlafe ich draußen..."
      "Es könnte heute Nacht regnen.."
      "Mir egal."
      "Warum gehst du nicht in die Taverne an der Hauptstraße?"
      "Ich hab' kein Geld bei mir.."
      "Also willst du auch noch einen Vorschuss?"
      Das hatte ich nie gesagt! Ich wollte nicht betteln und verschränkte meine Arme vor der Brust, bevor ich mich zum Gehen umdrehte.
      "Gib mir das Schwert, dann kannst du dir eine anständige Unterkunft leisten", schlug er vor, weshalb ich das Schwert an meiner Hüfte betrachtete. Ich hatte dafür sowieso keine Verwendung, also löste ich es von meinem Gürtel und hielt es ihm hin. Nachdem er es entgegen genommen hatte, brachte er es zu seinem Tisch und nahm einen kleinen Beutel aus der Schublade, den er mir zu warf. Klimpernd landete der Beutel in meinen Händen, was mir Hoffnung schenkte. Für gewöhnlich würde ich ja hineinsehen, um den Inhalt zu überprüfen, allerdings sollte ich dem Meister gegenüber nicht ein solches Misstrauen zeigen. "Danke.." Er brummte nur und ließ mich stehen, weshalb ich mich umgehend in den Stall aufmachte, um zum silbernen Wolf zu reiten.
      Dort angekommen, trat ich an den Wirt heran. "Gibt es noch was zu essen? Und ich brauche ein Zimmer.." Ich hätte nach meiner Rückkehr vom Markt kochen wollen, aber der Mordversuch hatte mich nunmal daran gehindert, weshalb ich ziemlich großen Hunger hatte. Es war schon spät, doch ich brauchte wenigstens eine Kleinigkeit, bevor ich schlafen könnte. Und schlafen könnte ich vermutlich eh kaum.
      Zum Glück bekäme ich wirklich noch etwas zu essen und auch ein Zimmer. Ich bezahlte beides und suchte mir einen ruhigen Platz, um auf mein Essen zu warten. Dabei achtete ich nicht auf anwesende Gäste, da mir egal war, was sie taten und ob sie mich überhaupt beachteten. Der Tag war furchtbar. Nicht nur heute, auch gestern. Es war wie ein Alptraum, aus dem ich zu erwachen hoffte. Ich saß hier, ganz allein und hatte nichts. Das einzig gute daran war, dass ich in der Akademieschmiede arbeiten durfte. Mein Bestreben, mein bestes zu geben, half mir die Trauer weiterhin runterzuschlucken. Ich wollte nicht noch einmal vor anderen wie ein kleines Mädchen flennen.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
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      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Kiimesca ()

    • Flavius konnte jedoch keine wichtigen Informationen erhaschen.
      Als die beiden Männer verschwunden waren, zog er sich in sein Zimmer zurück, wo er sich komplett auszog und ins Bett kuschelte.

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      Julius und Augustus hatten ihre jeweiligen Aufträge erledigt und kamen im HQ zusammen, um ihre Ergebnisse zu präsentieren.
      "Nachdem ich mich in den halben Tag durch die Banken von Josefov durchgefragt und die Einkünfte der Banken der letzten Monate gesichtet habe, kommen genau fünf Schmiede infrage, die die notwendigen Waffen hergestellt haben könnten, denn diese verzeichneten seit einiger Zeit einen aufalligen Anstieg am Auftragen. Jedoch muss ich erst noch die Auftragsbücher sichten und die darin vermerkten Auftraggeber abklappern, um ein genaueres Bild zu erhalten. Wie sieht es mit dir aus, Julius?"
      "Nichts. Ein paar Militärpolizisten tragen auffällig neue Ausrüstung, aber das nuss nichts bedeuten. Die Verkäufer an den Ständen wussten jedenfalls nichts und das, obwohl die aufgrund ihrer Nähe zu einer Vielzahl von Menschen immer etwas aufschnappen."
      "Gut. Ich werde mir morgen mal die entsprechenden Schmieden vornehmen."[/b]
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      Irgendwann in der Nacht - ich hatte bis dahin ziemlich unruhig geschlafen und dann auch nicht lange, da ich erst spät eingeschlafen war - erwachte ich erneut, konnte jedoch nicht erneut einschlafen. Daher beschloss ich, einen kleinen Nachtspaziergang zu unternehmen.
      Ich kletterte aus dem Fenster die Außenwand hinauf auf das Dach der Wohnanlage und setzte mich, um die in die Sterne zu blicken.
      Dunkel war's, der Mond schien helle und ich fragte mich, ob es da oben Leben gibt.
      I'm a shape shifter at Poe's masquerade.
    • Meredith Ravel

      Nachdem ich gesättigt war, ging ich in mein Zimmer und sah mich darin um. Ein fremdes Zimmer. Ich konnte mich nur schwer damit abfinden, dass dies alles real war und ließ mich auf das Bett fallen. Mit ausgestreckten Armen starrte ich an die Decke und dachte an die letzten Tage. Von hinten angefangen, wollte ich meinen Eltern von dem Job in der Akademie erzählen, was ich nicht mehr konnte. Obwohl ich es nur kurz gesehen hatte, sah ich die Bilder von ihnen ganz deutlich vor mir. Jetzt, wo ich auch endlich zur Ruhe kam, strömten die Tränen unaufhaltsam aus meinen Augen. Es war meine Schuld. Es war immer alles meine Schuld. Schon als ich anfing in der Schmiede zu arbeiten, nahmen immer mehr Leute meinen Vater nicht mehr ernst. Ich drängte mich ihm auf, dachte nur an mich und das ist das Ergebnis. Mein Leben, dass ich mir ruhmreich ausgemalt hatte, lag in Trümmern und ich wusste nicht einmal, ob ich noch einen weiteren Tag erleben würde. Alles was ich hatte, waren meine Kenntnisse in der Schmiedekunst, die ich eigenständig weiterentwickelt hatte. Wenn ich kann, werde ich der Welt eine Menge Waffen und Rüstungen hinterlassen.

      Ich lag bestimmt eine Stunde oder länger so im Bett, bis meine Augen keine Tränen mehr abgeben konnten. Mit den Ärmeln wischte ich meine Wangen trocken und drehte mich zur Seite, sodass ich auf die Lampe starrte, die den Raum ein wenig erhellte. Wie sollte ich schlafen können, wenn ich Angst hatte, nicht mehr aufzuwachen? Langsam richtete ich mich auf und ging an den kleinen Schreibtisch und sah nach, ob es in der Schublade Papier gab. Da man aus einer Taverne gern Briefe schickte, gab es noch ein paar Blätter. Eines legte ich vor mir aus und starrte es eine Weile an, ehe ich den Stift ansetzte und anfing, halbherzig ein paar Striche zu ziehen. Die Striche nahmen irgendwann Form an und so arbeitete ich die Skizze immer eifriger aus. Ich versank in meinen Gedanken, biss mir auf die Zunge und konzentrierte mich darauf, möglichst viele Details einzubringen.
      Skeptisch betrachtete ich mein Werk und stellte es direkt in Frage. Ich konnte weder mit Schwertern oder Äxten kämpfen. Auch mit einem Dolch war ich eher ungeschickt und hätte auch keine Chance gegen Banditen, Ritter oder sonst irgendjemanden. Aber die Armbrust konnte in meinen Händen durchaus tödlich sein. Nun konnte ich ja schlecht mit einer Armbrust durch die Stadt laufen, weshalb ich darüber fantasierte, mir einfach eine kleinere Version herzustellen. So klein, dass man sie in einem Ärmel verstecken konnte. So wie meinen Dolch. Befestigt wurde sie an einer Armschiene, aber wie konnte ich sie zu einer effektiven Waffe machen? Eine genaue Kopie einer Armbrust - mit Wurfarmen und Sehne - war nicht sehr praktisch und vor allem würde ich nicht genug Spannung aufbauen können, damit der Bolzen nicht einfach an meinem Gegner abprallte. Er würde sich kaputtlachen.
      Ich grübelte weiter und korrigierte meine Skizze, bis ich zufrieden war. Naja.. Fast. Das Problem mit dem Auslöser hatte ich behoben, aber für einen Bolzen war die Apparatur nicht stark genug. Alles was man damit verschießen konnte, wären wohl Nadeln oder viel mehr.. Betäubungspfeile.. Mein Blick hing an dem skizzierten Betäubungspfeil, doch wie sollte ich an so etwas kommen? Ich könnte sie nicht mal selbst herstellen, da ich mir wohl kaum einfach Betäubungsmittel kaufen konnte. Seufzend legte ich meinen Kopf auf meine Arme, um darüber nachzudenken, ob es doch einen Weg gäbe. Mir fiel beim besten Willen nichts ein und da ich ziemlich erschöpft war, döste ich langsam weg.

      Nur ein paar Stunden konnte ich in dieser Haltung schlafen. Es war keine gute Idee so zu schlafen, da ich mich nicht sonderlich erholt fühlte und mich ausgiebig strecken und dehnen musste, um die verspannten Partien ein wenig zu lockern. Nachdem ich mich gewaschen und mein Haar hochgebunden hatte, machte ich mich auf den Weg in die Akademie und unverzüglich zur Schmiede. Obwohl die Sonne den Horizont gerade erst erklomm, waren die anderen auch schon vor Ort. Kaum hatte ich den Raum betreten, ruhten alle Blicke auf mir, doch ich zog meinen Bauch ein, streckte meine Brust raus und ging erhobenen Hauptes an ihnen vorbei. Direkt zum Meister, um zu erfragen, woran ich heute arbeiten sollte. "Hey Oliver, führ Meredith mal rum." Ein Junge, wohl noch ein Lehrling, kam hastig zu uns und blickte mich nur kurz an, ehe er mich herumführte. Es gab eine Anschlagtafel für Aufträge, die man hier abarbeitete, sodass ich selbst sehen konnte, was ich als nächstes herstellen sollte. Die Schmiede war beeindruckend und soviel besser als unsere ausgestattet. Hier zu arbeiten würde eine große Freude sein. Nach der Führung nahm ich mir den nächsten Auftrag und machte mich auch direkt ans Werk.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco

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    • Ich musste irgendwann eingeschlafen sein.
      Als ich erwachte, lag ich noch auf dem Dach.
      Die Sinne ging bereits auf. Durch einen Adrenalin-Schub getrieben, kletterte ich die Wand hinab und durch mein Fenster ins Zimmer zurück.
      Lorae schien noch zu schlafen, zumindest machte sie keine Regung auf die wenigen Geräusche, die ich machte.
      Leise holte ich das kleine Stenografie-Buch von unter meinem Kopfkissen und begab mich damit in den Gemeinschaftsraum am Ende des Ganges der Etage.
      Hierher verirrten sich eher selten Leute, da für Gemeinschaft eher Tavernen oder das Trainingsgelände genutzt wurden.
      Diese waren 'spannender' als ein einfacher Raum mit ein paar Tischen, Bänken und Regalen mit Büchern und Krams.
      Ich setzte mich in eine Ecke des Raumes und blätterte konzentriert durch das Buch.
      Zudem machte ich mir mit einer Schreibfeder, die immer im Raum auf dem Tisch vor mir stand, einige Notizen und Bemerkungen.
      Scheinbar ist Briefe schreiben ein Ding unter den Schülern. Ich selbst hatte jedoch noch nie einen verfasst. An wen auch? Eltern hatte ich keine, Verwandte auch nicht. Alle, die ich kannte, waren hier.
      Ich kam gut voran und wurde erst abgelenkt, als ich glaubte, dass jemand meinen Namen rief.
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