I wanna be a knight, no matter what [Kiimesca & Haruka]

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    • Lorae

      Ich beeilte mich, um Sirius von Baldr fernzuhalten und lächelte ihm kurz zu, als er darüber sehr erleichtert war. Es durfte nur nicht so aussehen, das Baldr von mir abhängig war, aber in diesem Fall hatten wir Glück.
      Um mich schneller an die Temperatur zu gewöhnen, tauchte ich direkt komplett ins Wasser und schwamm meine Bahn, ehe ich auf Baldr traf. Er war wirklich seit dem Waisenhaus nicht mehr geschwommen? Ich hätte ihn tatsächlich mitschleifen sollen..
      "Du Lustmolch..", schmunzelte ich, aber irgendwie fühlte ich mich geschmeichelt.
      Während Baldr schwamm, blickte ich zu Marius und Sirius rüber. Marius war ganz passabel, sah aber nicht so aus, als würde er regelmäßig schwimmen. Valerius hingegen versetzte mich in Staunen. Auch sein Partner war unglaublich schnell, weshalb die beiden ihre Runden innerhalb derselben Zeit beendeten, die Baldr für seine Runde brauchte. Zuerst mit großen Augen, dann mit einem Schmunzeln sah ich zu Val. Er war zwar besser als ich, aber das spornte mich nur an, noch besser zu werden. Schließlich wollte ich ihn schlagen.
      Dann wurde Baldr jedoch von Levi bestraft. Jemand anderes wäre mir egal gewesen, aber Baldr so leiden zu sehen, erzeugte ein eigenartiges Gefühl in mir. Ich wusste, dass ich mich nicht einmischen durfte, sonst würde Levi sich bestimmt eine weitere Strafe einfallen lassen. Ich war mir dabei egal, aber wenn er Baldr noch weiter so behandeln würde, wüsste ich nicht, ob er das durchhielt. Ich blickte den Hauptgefreiten an und atmete tief durch. Dann wandte ich meinen Blick ab und beobachtete Baldr.
      Marius war auch ziemlich erschöpft, aber Levi's Gegenwart trieb ihn wohl weiter an. Niemand wollte durchmachen, was Baldr gerade durchmachen musste.

      "Hauptgefreiter, jawohl, Hauptgefreiter!", salutierte ich und sah ihm kurz nach, ehe ich Baldr's und meine Kleidung holen wollte, um ihn zum Kamin zu bringen.
      Als Sirius sich jedoch zu Wort meldete, atmete ich tief ein und ballte meine Faust. Normalerweise war ich nicht so leicht zu provozieren, aber hier ging es um Baldr und ich konnte diesen Typen einfach nicht ausstehen.
      "Kümmer dich um deinen eigenen Scheiß...", knurrte ich und schnappte mir Baldr samt unserer Kleidung und brachte ihn in die Stube, wo ich ihm eine Decke umlegte.
      "Hör nicht auf diesen Schwachkopf."
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco

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    • Die Wärme des Kamins tat unglaublich gut, jedoch hatte ich meine Kleidung noch nicht angezogen, da die Unterkleidung, den ich trug und meinen Schritt bedeckte, noch nass war.
      Frierend und zitternd saß ich auf einem Teppich vor dem Kamin und wärmte mich auf.
      Mit leeren Augen starrte ich ins Feuer.
      "Der hat doch keine Ahnung", murmelte ich und rieb meine Hände aneinander.
      "Ich hab mich bestimmt vor allen blamiert. Wahrscheinlich werden sich alle über mich lustig machen, dass ich so zusammengeschissen wurde...oder sie werden sauer sein, weil ich mich kurz ausruhen musste, während alle am Schwimmen waren oder sich zumindest fit gehalten haben...ich hätte doch zur Militärpolizei gehen sollen..."
      Ich musste husten und befürchtete, dass ich mich erkälten würde. Mein Blick fiel zu Lorae.
      "Würdest du uns Tee machen und dich dann zu mir setzen? Ich möchte jetzt nicht alleine sein.."

      ----

      Sirius reagierte ein wenig überrascht auf Loraes schroffe Reaktion. Jedoch hatte er keine Zeit, weiter darüber nachzudenken, da er wieder an der Reihe war und seine zwei Bahnen schwimmen musste.
      So ging das eine ganze Weile lang weiter, bis Furlan schließlich alle mit einem laut gebellten Befehl aufforderte, aus dem Wasser zu kommen und sich in einer Reihe aufzustellen.
      Schnell fiel ihm auf, dass zwei fehlten.
      "Wo sind Baldr und Lorae? Wer hat sie gesehen?"
      "Sind auf der Stube", entgegnete Sirius knapp, sein nasses blondes lockiges Haar verdeckte sein halbes Gesicht."
      "Warum?"
      "Weil ich es ihnen befohlen habe", mischte sich Levi mit ruhiger Stimme ein.
      "Ist was mit ihnen passiert?"
      "Er ist ein elender Schlappschwanz und wird heute Abend Sonderschichten schieben. Ich hole das Mädchen, dass unsere Memme begleiten sollte und ihr macht euer Programm weiter."
      "Verstanden", sprach er und wandte sich der 13-köpfigen Gruppe zu, während einige fertige Mitglieder des Aufklärungstruppes verteilt von der anderen Seite des Teiches aus etliche Metallringe - es mussten um die Hundert sein - ins Wasser warfen, wo sie langsam zu Boden sanken.
      "Lasst uns zum Abschluss ein Spiel spielen. Ihr werdet jetzt tauchen und all diese Ringe einsammeln. Die sind aus Metall und jeder von ihnen wiegt fünf Kilo. Wer mir die Meisten bringt, bekommt zum Abendessen die doppelte Ration! Auf die Plätze, fertig, los!"
      Augenblicklich setzten sich alle in Bewegung, kurz darauf trat Lorae aus der Hütte.
      Furlan wies sie kurz in die aktuelle Aufgabe ein, dann sollte sie loslegen. Bisher waren erst eine Handvoll Ringe gefunden wurden, also war noch alles offen, gleichwohl der Teich zehn Meter tief und die schlechte Sicht auch aufgrund der bald einsetzenden Dämmerung nicht zu unterschätzen war.

      ------

      Etwa dreißig Minuten später, nachdem Lorae mich in die Hütte begleitet und etwas Tee zubereitet und sich zu mir gesetzt hatte, trat Levi in die Stube. Kurz zuvor hatte der Kuckuck zur vierten Abendstunde gerufen.
      "Kadett Baldr! Sofort strammstehen und Ohren auf!"
      Augenblicklich sprang ich auf und salutierte, wobei ich fast meinen Becher verschüttet hatte.
      "Du wirst heute Abend nach dem Abendessen zu mir auf das Gelände kommen! Du wirst heute solange schwimmen, bis dir Schwimmhäute wachsen! Bis dahin ist es dir untersagt, die Stube zu verlassen! Verstanden?!"
      "Hauptgefreiter, jawohl Hauptgefreiter!
      "
      "Gut! Kadettin Lorae! Du schließt sofort zu den anderen auf! Ihr werdet jetzt tauchen!"
      Anschließend verließ er die Stube und lief über das Gelände zu einem anderen Gebäude, wo die Zweiten und Dritten gerade mit Waffen trainierten, wobei sich ein Kadett mit Apparatur gegen alle anderen mit regulären Waffen durchsetzen musste. Die dabei verwendeten Waffen und Klingen waren echt, jedoch stumpf, sodass echte Verletzungen beinahe ausgeschlossen waren.
      Dennoch war dieses Training äußerst anspruchsvoll. Zum Einen musste der Einzelne seine Apparatur perfekt beherrschen, um die damit verbundene Überlegenheit nutzen und gleichzeitig den Überblick über gleich mehrere Gegner behalten. Zum Anderen mussten als Team funktionieren und ihre Angriffe aufeinander abstimmen, um die Unterlegenheit ausgleichen zu können.
      Gerade trug Chione die Apparatur und gab ihr Bestes, um die Neun Gegner zur Strecke zu bringen. Geschickt nutzte sie die gesamte Halle für ihre Manöver aus und konnte neben Vincent und den Zwillingen auch Ramon und Marik überwältigen, scheiterte jedoch an Bertholdt, der mit einem geschickten Hieb ihren Angriff blockierte und sie mit einem Hebelwurf auf den Boden schleuderte und sein Knie auf ihr Handgelenk drückte, sodass sie ihre Klinge nicht mehr nutzen konnte.
      "Du darfst dich nicht nur auf deine stärkere Hand verlassen. Auch die schwächere sollte in der Lage sein, eine Klinge zu führen", sprach er mit ruhigerer Stimme und half ihr auf.
      Anschließend war Vincent an der Reihe und bekam von Chione die Ausrüstung in die Hand gedrückt. Währenddessen tranken die anderen etwas.

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      Draußen war es bereits dunkel und ich lag vor dem Kamin zusammengekauert auf dem Teppich in die Decke gekuschelt und hatte eine Weile vor mich hingeweint. Irgendwann war ich wohl eingenickt und wurder erst geweckt, als die anderen in die Stube traten und sich schon auf das Waschen freuten.
      "Was soll das denn? Der liegt hier einfach im Warmen, während wir uns draußen im Wasser den Arsch abfrieren", tobte Sirius.
      Wegen meines Anblick hin begann sofort ein genervtes Getuschel, die meisten anderen schienen so gar nicht von meinem Verhalten begeistert.
      "Du bist uns eine Erklärung schuldig, fürchte ich", erwiderte Bertholdt mit strenger Miene, als ich mich gesammelt hatte und der Gruppe erklärt hatte, warum ich in dieser Situation stecke.
      Doch das machte es irgendwie nicht besser und ließ mich vermutlich als Weichei dastehen.
      Dennoch ging er nicht drauf ein, während das Getuschel weiterging. Worüber sie sprachen, verstand ich jedoch nicht und ich wollte es auch nicht wissen. Ich war ohnehin schon beschämt und erniedrigt genug.
      Beim anschließenden Waschen - das Wasser dafür wurde vom Waschraum-Dienst, also unter anderem von mir, aus dem Teich geholt und am Feuer in der Küche in einem großen Topf erhitzt, was ingesamt etwa zwanzig Minuten dauerte, da die Behälter des Waschraumes nicht groß waren, daher nicht viel Wasser benötigten - kauerte ich mich noch immer beschämt und mit dem Rücken zu den anderen in eine Ecke und wusch mich, ohne auch nur einen Mucks von mir zu geben.

      Während das Wasser für das Waschen gekocht hatte, kümmerte sich der Kochdienst um die vorbereitenden Arbeiten und der Tischdienst deckte ein, sodass danach alles schneller gehen würde.
      I'm a shape shifter at Poe's masquerade.
    • Lorae

      Ich strich meine nassen Haare nach hinten und blickte in das Feuer, als Baldr sich Sorgen über die Gedanken der anderen machte. Ob er Recht hatte? Selbst wenn es Sirius wäre, der an seiner Stelle nun hier säße, würde ich mich nicht über ihn lustig machen oder mich darüber ärgern, dass er sich ausruhen wollte. Mir war egal, wie die anderen abschnitten. Ich würde mich lediglich über mich selbst ärgern, wenn ich etwas nicht schaffen würde. Aber auch ich würde mir Gedanken um die anderen machen. Bei mir lag es allerdings an meinem Geschlecht, auf das ich mich reduziert fühlen würde.
      "Wir sind alle Anfänger.. Du kannst es immer noch schaffen, wenn du es wirklich willst..", meinte ich und machte einen Tee, ehe ich mich zu ihm setzte und versuchte ihn mit einem Lächeln aufzumuntern.

      Ich wollte ihn gerade fragen, ob er vielleicht mit mir trainieren wollen würde, um beim regulären Training besser voranzukommen, als der Hauptgefreite hereinkam und ich ebenfalls vor ihm salutierte.
      Das mit dem Extra-Training hatte sich wohl erledigt, da Levi das mit ihm durchziehen wollte.
      "Hauptgefreiter, jawohl, Hauptgefreiter!"
      Ich eilte zu den anderen zurück und hörte mir Furlan's Erklärung an, ehe ich ins Wasser hechtete und zum Grund tauchte. Als ich den ersten Ring an mich nahm, verwarf ich den Gedanken, gleich mehrere mit hoch zu nehmen schnell, da es mir das Auftauchen erschweren würde. Ich hatte das Gefühl, dass die Bärenakademisten hier mit ihren Muskeln bessere Chancen hatten, doch das bildete ich mir vielleicht nur ein. Die Ringe wogen für alle schließlich gleich viel. An Land könnten sie mit Sicherheit mehrere auf einmal tragen, doch hier im Wasser waren ihre Körper zu leicht und würden von den Ringen runtergezogen werden. Deshalb konzentrierte ich mich einfach darauf, einen nach dem anderen herauszuziehen. Allerdings war ich im Schwimmen deutlich besser, als im Tauchen. Die Dunkelheit machte es auch nicht einfacher und je weniger Ringe sich im Wasser befanden, desto öfter tauchte ich mit leeren Händen auf, um Luft zu holen.
      Valerius schnitt auch hier sehr gut ab, doch gegen Pierre, einen Absolventen der Haiakademie hatte auch er keine Chance im Tauchen. Dafür müsste er wohl noch etwas trainieren.

      Als wir die Stube betraten, sah ich direkt zum Kamin, an dem ich Baldr entdeckte. Der Hauptgefreite hatte ihm schließlich befohlen hier zu bleiben. Doch als ich erneut Sirius Stimme vernahm, ballte ich beide Fäuste und sah argwöhnisch zu ihm rüber. Konnte er nicht einfach mal den Mund halten?
      Doch auch das Getuschel der anderen machte mich etwas wütend. Ich wollte etwas sagen, aber Valerius hielt mich davon ab, als er seine Hand auf meine Schulter legte und mich ansah. Vermutlich hätte nichts, was ich in meiner Wut darüber, wie sie Baldr behandelten, sagen würde, in dieser Situation geholfen und sie womöglich noch schlimmer gemacht. Ein Junge, der sich von einem Mädchen verteidigen lassen musste.. Deswegen zog ich es vor zu schweigen und ging in den Waschraum, wo ich laut seufzte. Am ersten Tag war sowas doch bestimmt nicht ungewöhnlich.. Baldr würde das schon hinbekommen, davon war ich überzeugt. Ich musste ihn nur irgendwie motivieren.

      _______

      Valerius Hazen

      Der erste Trainingstag verlief für mich ziemlich gut. Ich hatte den Parkour kein einziges Mal vermasselt. Beim Schwimmen war ich auch schnell und ausdauernd. Auch das Tauchen fiel mir an sich nicht schwer, aber ich hatte nie bewusst das lange Tauchen geübt, weshalb ich dort nicht als Sieger hervorging. Doch das war okay, schätze ich. Vermutlich wäre es auch gar nicht so angenehm, gleich am ersten Tag so zu glänzen. Vielleicht würden es die anderen unfair finden, weil ich älter war. Mir war lieber, wenn sie nicht über mich sprachen. Dafür erwischte es leider Baldr und das im schlimmsten Sinne, wie es nur möglich war.
      Er tat mir wirklich leid und Lorae erschien mir wütend, weshalb ich versuchte sie zu beruhigen. Ich denke, es hätte die Situation nur verschlimmert, wenn sie jetzt etwas gesagt hätte. Manche suchten nach den kleinsten Gründen, um jemanden schlecht zu machen. Das wäre doch ein gefundenes Fressen, wenn eine Frau versucht das Versagen eines jungen Mannes zu rechtfertigen.

      Im Waschraum fühlte ich mich heute zwar auch nicht besonders wohl, aber ich war ein wenig lockerer. Bei so vielen Anwesenden würde schon keiner negativ auffallen. Baldr hingegen zog mit seiner mitleiderregenden Haltung noch immer die Aufmerksamkeit auf sich. Mein Blick ging zu Marius, der Baldr ebenfalls kurz angesehen hatte, bevor er meinen Blick erwiderte. Irgendwie musste ich ihm doch helfen können..
      Ich schluckte etwas und mein Herz begann zu rasen, ehe ich meinen Blick von Marius abwandte, der mich mit hochgezogener Augenbraue ansah, als würde er sich fragen, ob ich etwas aushecke. Dabei traf mein Blick auf Vincent, der Baldr, Marius und mich angesehen hatte. Er hatte nichts zu all dem gesagt, soweit ich wusste. Als er mich ansah, konnte ich nicht wegsehen und blinzelte etwas verwirrt, als er mich plötzlich angrinste. Er war ja immer gut drauf, aber was sollte das bedeuten? Hatte es überhaupt eine Bedeutung? Ich sollte mir nicht so viele Gedanken machen..
      "Also ich finde, Baldr hat sich ganz gut geschlagen", begann er plötzlich zu sprechen, während er sich weiterhin völlig unbekümmert wusch.
      "Der Kadett, der letztes Jahr am ersten Tag packen durfte, hat nicht mal die 50 Liegestützen geschafft. Und Baldr ist danach noch ganze 20 Bahnen geschwommen! Hättet ihr das auch alle geschafft?", fragte er in die Runde.
      "Ich habe gerade so die regulären Bahnen geschafft", erwiderte Marius, was ein noch breiteres Grinsen auf Vincent's Lippen zauberte, während er die Arme hinter seinem Kopf verschränkte.
      "Sag ich ja. Ich war auch an meinem ersten Tag froh, dass ich es geschafft habe. Ansonsten wäre ich bei der Bestrafung ganz sicher zusammengebrochen", gab er zu.
      "Wir waren auch keine Profischwimmer, als wir hierherkamen. Aber wir haben's geschafft. Ich bin so oft am Parkour gescheitert.. Aber ich habe nicht aufgegeben. Und Baldr auch nicht. Ihr solltet alle mal von euren hohen Rössern runterkommen und ihm gratulieren, dass er Levi's Bestrafung überstanden hat. Ernsthaft. Kommt schon Leute. Sind wir denn nicht ein Team? Wir sind Kameraden und keine Feinde. Anstatt uns über ihn lustig zu machen, sollten wir ihm Tipps geben, wie er besser werden kann. Und wenn er es trotz unserer Ratschläge vermasselt, dann hat er hier nichts verloren."
      So etwas in der Art hatte ich auch sagen wollen, wenn ich mich getraut hätte. Wobei ich mich weder auf mich selbst noch auf bisherige Kadetten beziehen konnte, weshalb Vincent das deutlich besser hinbekommen hatte, als ich es gekonnt hätte.
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      - Eugene Ionesco

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    • Vincents Worte kümmerten mich nur bedingt. Natürlich tat es gut, Lob zu bekommen und einige andere schienen mit einzusteigen, dennoch konnte das meine Laune nicht sonderlich steigern.
      Entsprechend demotiviert schaufelte ich mir zwei Teller des deftigen Abendessens rein. Bezüglich der Stimmung war ich das genaue Gegenteil von Pierre, der sich aufgrund seines Sieges beim Tauchen gleich zwei Rouladen mit Kartoffeln und Bohnen in brauner Sauce schmecken lassen durfte.
      "Mmmh...lecker", murmelte er vergnügt, während er sich ein großes Stück Roulade in den Mund schob.
      "Vielleicht gewinn ich ja morgen wieder."
      "Unwahrscheinlich. Zwar spielen die Ausbilder das Spiel jeden Abend, doch die Gewinner dürfen nach ihrem SIeg den Rest der Woche nicht mehr daran teilnehmen, damit jeder eine Chance hat."
      "Ach Menno..", seuftzte Pierre, dennoch konnte das seine Stimmung nur unwesentlich trüben.
      "Und was dich angeht, Baldr", Bertholdt wandte sich nun mir zu, "wir haben das zwar schon im Waschraum gesagt, aber wir sind stolz auf dich und dein Durchhaltevermögen. Jedes Jahr erwischt es mindestens einen und nur wenige sind danach nicht nach Hause gegangen. Du hast echt Schneid, alle Achtung."
      "So ist es", sprach Chione und blickte für einen Moment zu mir. Auch Sirius ließ sich zu einem knappen Nicken verleiten.

      "Danke...", murmelte ich und blickte auf meinen halbleeren Teller.
      "Dennoch ist es heute für mich noch nicht vorbei."
      "Das packst du schon. Vielleicht wird das heute der schlimmste Abend für dich hier im Trupp, aber wenn du das packst, kannst du alles packen. Glaub mir."

      Nach dem Essen erledigte ich noch mit meiner Gruppe die abendliche Putzpflicht, dann trat Levi pünktlich zur achten Stunde ein, um mit einem weißen Handschuh zu sehen, ob alle Oberflächen sowie die Stube an sich sauber sind. Er hatte nichts zu beanstanden. Als er seine Runde beendet hatte, packte er mich am Arm und zog mich vor den Augen aller - wir hatten wie bereits am Abend zuvor während seiner Inspektion salutiert - zu sich nach draußen.
      Die folgenden Stunden mit Levi waren die Hölle. Unerbittlich wurde ich von ihm geschindet. Erst fünf Runden Rennen durch das Gelände, dann zwanzig Bahnen Schwimmen, Zehn Durchläufe am Parcour und zum Schluss nochmal fünf Runden auslaufen, wobei mich Levi immer wieder mit harten Worten belegte, zum Beispiel im Parcour, wo ich nach all den vorangegangenen Strapazen kaum noch Kraft in den Armen hatte und nur mit Müh und Not die einzelnen Abschnitte schaffte, wobei ich immer wieder ins Wasser fiel und von vorne beginnen musste.
      "Walz deinen faulen Arsch darüber, Kadett Baldr!" "So ist richtig, Kadett Baldr, bloß sich nicht überanstrengen, darauf zu kommen auf dieses scheiß Hindernis!" "Schieb deinen faulen Arsch darauf!" "Wenn Gott dich da drüben hin haben wollte, dann hättet er deinen Arsch schon längst rüber gezaubert, was?" "Was zum Teufel ist überhaupt los mit dir, Kadett Baldr?! Ich wette, wenn da drüben Loraes´s Möse angenagelt wäre, dann würdest du mir zeigen wie schnell du rüber kommst, dann wärst dulängst auf der anderen Seite!"
      "Du hängst da oben rum wie ein alter Opa auf der Oma! Mach schon, Kadett Baldr, worauf zum Teufel wartest du denn noch? Wenn du jetzt nicht weitermachst, komm ich hoch und reiß dir die Eier ab, damit du nicht den Rest der Welt verpestest!"
      Oder beim Auslaufen am Ende, wo ich mich irgendwann nur noch durchschleppte und den Tränen nahe war.
      "Immer einen Fuß vor den anderen, Kadett Baldr!" "Schneller! Bewegung!" "Warst du schon von Geburt an ein so faules Stück Scheiße, Kadett Baldr oder hast du dir das erarbeiten müssen?" "Mach schon, Schneller! Reiß dich zusammen!" "Du willst doch wohl nicht abkratzen, oder?! Doch nicht hier vor mir!" "Schneller! Schneller! Schneller!" " Ist dir vielleicht schon schwindlig? Fühlst du dich vielleicht schon schwach?"
      Gegen Mitternacht betrat ich komplett erschöpft, verschwitzt und hungrig die Stube, fiel am Eingang einfach hörbar polternd um und blieb ohnmächtig liegen. Ich bereute es, hergekommen zu sein. Durch die noch weit geöffnete Tür wehte ein kalter Luftzug, der rasch die bisher durch den Kamin warmgehaltene Stube herunterkühlte.

      ---

      Basim traf sich während des Abendessens noch mit Levi und den anderen Ausbildern in deren Hütte.
      Levi erzählte ihm von Baldrs Verhalten und seinen Leistungen.
      "Hättest du ihn wirklich rausgeworfen?"
      "Ja. Er hat zwar eine Menge Potential und Durchhaltevermögen, doch er ist weinerlich und hat viel zu wenig Kondition. Kadetten wir er müssen von Tag eins an die volle Härte des Aufklärungstrupp zu spüren bekommen, sobald man merkt, dass sie nachlassen oder dabei sind, sich aufzugeben. In den allermeisten Fällen trennt sich danach die Spreu vom Weizen von ganz alleine. Wenn er heute Abend mit meiner Sonderbehandlung fertig ist, wird er entweder morgen früh seine Sachen packen und gehen oder gestärkt daraus hervorgehen. Basim, wenn er sich entscheidet, abzubrechen, werde ich deine Hilfe hier nicht mehr brauchen. Du kannst dich ihm dann anschließen. Nur unter Druck lassen sich Diamanten formen und wenn er dem nicht gewachsen ist, hat er hier nichts verloren."
      "Verstanden."
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    • Lorae

      Ich war etwas überrascht, als Baldr beim Abendessen plötzlich von einigen Kadetten Lob bekam. Das erleichterte mich. Ihm stand jedoch noch ein harter Abend bevor, befürchtete ich.
      Nachdenklich in Schweigen gehüllt, vollbrachte ich meine Reinigungspflichten und sah Baldr nach der Begehung des Hauptgefreiten hinterher, der von ihm mitgezogen wurde. Ich blieb noch eine ganze Weile so stehen, ehe Valerius und Marius sich vor mich stellten.
      "Wenn Baldr das nicht packt, war's das für ihn..", murmelte Marius, wobei ich nicht sicher war, ob er überhaupt um ihn trauern würde.
      "Ja.. ich weiß...", hauchte ich leise und senkte meinen Blick.
      Was würde dann aus Baldr werden? War es meine Schuld?
      "Levi denkt, dass Baldr nicht für den Aufklärungstrupp geeignet ist. Das er zu schwach und zu emotional ist.."
      "Ist er", antwortete Marius und verschränkte die Arme vor seiner Brust.
      "Es wäre meine Schuld, wenn er durchfällt.."
      So sah das jedenfalls der Hauptgefreite.
      "Baldr wollte doch schon vor dir zum Aufklärungstrupp. Du hast ihn ja nicht dazu gezwungen", erinnerte mich Marius an Baldr's Worte.
      "Aber du bist Schuld, wenn er es schafft", meinte Valerius mit einem sanften Lächeln, bevor ich zu ihm aufblickte.
      "Ohne dich, würde er vielleicht das Handtuch werfen und seinen Traum, die Welt zu sehen, aufgeben oder anders erfüllen. Aber deinetwegen will er es schaffen. Das gibt ihm bestimmt die nötige Kraft um durchzuhalten."
      Würde Baldr wirklich all den Qualen standhalten, um bei mir sein zu können?
      "Möglich. Ich werde mich jedenfalls anstrengen, um mir meine Besuche bei Lis zu verdienen."

      Kurze Zeit später versank Marius in einem der Sessel, so wie viele der anderen Neulinge auch, war er ziemlich geschafft von diesem ersten Tag. Niemand hatte uns auf ein so hartes Training vorbereitet.
      "Bist du sicher, dass du noch trainieren willst?"
      Bei seiner Frage blickte ich erneut zu ihm auf und dachte kurz darüber nach.
      "Ich weiß nicht.."
      Was, wenn Levi uns dabei sah? Er könnte fragen, ob uns das Training nicht hart genug wäre und uns Straf-Training aufbrummen. Oder er könnte kritisieren, was wir da lachhaftes veranstalteten. Ja, das konnte ich mir gut vorstellen.
      Wie auch immer. Heute war ich nicht in Stimmung, weshalb Valerius vorschlug ein paar Partien Schach zu spielen, die ich jedoch alle verlor. Ich war noch nie besonders gut darin. Doch das war auch nicht so wichtig. Ich wollte mich lediglich beschäftigen und sah immer wieder auf die Uhr.
      "Wir sollten wohl besser schlafen gehen..", meinte Valerius irgendwann, als niemand mehr im Gemeinschaftsraum war.
      "Ja.."
      Doch ich konnte nicht schlafen. Baldr war noch immer nicht zurück, was ich bemerkt hätte, da Marius mir ein Bett neben seinem angeboten hatte und selbst nun neben Valerius schlief. Er war eben doch netter, als er aussah. Unentwegt starrte ich zu dem leeren Bett rüber, rieb mir die Augen und versuchte wach zu bleiben. Irgendwann musste ich jedoch eingeschlafen sein.

      _____

      Valerius Hazen

      Nachdem ich zahlreiche Partien gegen Lorae gewonnen hatte - sie war entweder total schlecht darin oder zu unkonzentriert - gingen wir zu Bett. Das Schnarchen hielt mich auch heute eine Zeit lang wach.
      Ich hatte einen sehr leichten Schlaf und wachte immer wieder auf, wenn ein ungewöhnliches Geräusch zu hören war. Das lag wohl daran, dass ich früher öfter mitten in der Nacht spontan Besuch bekam.. Mein Zimmerpartner war rausgeflogen und deshalb hatte ich ein ganzes Jahr lang ein Zimmer für mich allein. Zumindest theoretisch..

      Mein Versuch, weiterzuschlafen, hatte sich erledigt, als ich das Gefühl hatte, dass es ein wenig zog. Etwas schlaftrunken verließ ich möglichst leise den Schlafraum. Im Gemeinschaftsraum erblickte ich die offene Tür und auch den Grund dafür. Ich schloss schnell die Tür und versuchte Baldr anzusprechen, doch er antwortete mir nicht. Da er zumindest noch atmete, lebte er noch. Der arme war bestimmt fix und fertig..
      Wenn er nicht so verschwitzt gewesen wäre, hätte ich ihn in sein Bett gelegt, aber so?
      "Hey Baldr, hörst du mich?", fragte ich und ging vor ihm auf die Knie.
      Kurz darauf hörte ich Schritte, die sich uns näherten. Es war einer aus dem dritten Jahrgang. Marik.
      "Bring ihn am besten auf die Krankenstation", meinte er im Vorbeigehen und legte etwas Holz im Kamin nach.
      Er musste wohl ebenfalls von Baldr geweckt worden sein.
      "Ja? Ist das wirklich okay?"
      Nicht, dass man noch mehr auf ihm herumhacken würde, weil er wie eine Memme zu den Krankenschwestern gerannt war oder sowas..
      "Ja. Sag einfach, dass ich es angeordnet hab..", sagte er und ging auch schon wieder zurück ins Bett.
      Naja. Marik war doch Sanitäter, wenn er sagte, dass ich das tun sollte, dann sollte das wohl in Ordnung sein. Er hätte auch selbst nach Baldr sehen können, aber das fiel vermutlich in die Kategorie Kratzer, um die er sich nicht kümmern würde.
      Also nahm ich Baldr auf meine Arme und trug ihn rüber zur Krankenstation, nicht weit von der Stube entfernt. Es reichte jedoch, um barfuß, lediglich im Nachthemd gekleidet etwas zu frieren.
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      - Eugene Ionesco
    • Eine Krankenschwester hatte gerade einige Betten neu bezogen und war in ein Buch vertieft, als Valerius mit mir im Arm in die Krankenstation trat.
      Die Station bestand aus einem großen Raum mit zwei Dutzend Betten, die von drei Seiten mit Vorhängen verdeckt werden konnten, um Schaulustige zu vermeiden. Die vierte Seite stellte jeweils die Holzwand dar. Neben den Betten standen je ein kleiner Nachttisch sowie ein Stuhl. Unter dem Bett war zudem ein Nachttopf mit Deckel für das kleine Geschäft deponiert. Wenn man musste, zog man einfach den Vorhang zu und erleichterte sich in den Topf.
      Wenn er voll war, würden die Schwestern das Urin in einem großen Behälter hinter der Krankenstation sammeln und an die Färber in der Siedlung verkaufen, die daraus indischgelb und indigoblau gewinnen konnten.
      Für das große Geschäft gab es neben der Station eine kleine Kabine. Für das Reinigen des Hinterns gab es sogenanntes Werg – ein Abfallprodukt der Hanf- und Flachsverarbeitung.
      Die Hände konnte man sich in einem Behälter mit Seifenwasser waschen, der neben der Kabine auf dem Boden stand, wobei es auch im inneren der Station einen solchen Behälter gab, der auf einem Tisch gleich neben dem Eingang stand.
      Am anderen Ende des Raumes befand sich in der Mitte ein großer Kamin; links daneben stand ein kleiner Korb mit Scheiten darin, am Ende der Wand stand ein Tisch mit vier Stühlen, auf dem allerlei Krams lag.
      Auf der anderen Seite des Kamins war ein Regal mit Büchern, zwei Weitere mit diversen Gefäßen, Gerätschaften, Behältern mit Flüssigkeiten, Pulvern und getrockneten Pflanzen, daneben ein Schrank, in dem Decken, Bettwäsche und Nachthemden für die Patienten aufbewahrt wurden.

      Ihr Blick fiel auf die Beiden und sie vermutete bereits,was passiert war. Die Worte Levis zuvor waren nicht zu überhören gewesen und dass jemand eine Sonderbehandlung vom Hauptgefreiten bekam, war ihr ebenfalls nicht entgangen. So hatte sie eins und eins schnell zusammegezählt und rührte aus Wasser und Zucker eine Zuckerlösung an.
      "Leg ihn auf das Bett, zieh ihm die Kleidung aus und häng sie über den Stuhl auf dem Bett."
      Die Schwester trat mit einem Becher an der Bett heran, legte meinen Kopf hoch und flöste mir die süße Flüssigkeit ein.
      "Leg ein paar Scheite nach und hol aus dem Schrank dahinten noch eine Decke und Patientenkleidung. Der Junge ist ganz unterkühlt, unterzuckert und erschöpft", sie tastete meine Stirn ab, "und er hat FIeber."
      Dann kleidete sie mich in das von Valerius gebrachte Nachthemd, ehe sie mich in die ebenfalls gebrachte Decke hüllte und danach die reguläre Bettdecke über mich schob, bis nur noch mein Kopf herausschaute.
      Langsam kam ich wieder zu mir und realisierte nach und nach, wo ich war und was passiert ist.
      "Ganz langsam, mein Junge. Bleib liegen, ja? Du gehst heute nirgends mehr hin und auch mindestens bis morgen wirst du hier bleiben."
      Dann wandte sie sich Valerius zu: "du kannst jetzt gehen, ja? Richte seinen Kameraden und dem Hauptgefreiten aus, dass er bis mindestens morgen hierbleiben muss. Besuche sind von der zehnten bis zur zwölften Morgenstunde und der vierten bis sechsten Abendstunde zugelassen. Aber nicht mehr als drei Besucher zeitgleich."
      Anschließend kochte mir die Krankenschwester aus einigen der Pulver und getrockneten Pflanzen einen intensiv duftenden Sud, den sie in eine Karaffe füllte und auf meinen Nachttisch stellte, wo sie ihn abkühlen ließ.
      Wähenddessen legte sie mir ein kühles, feuchtes Tuch auf die Stirn; als der Sud abgekühlt war, nahm sie einen Becher, füllte ihn bis zur Hälfte und flößte mir die Flüssigkeit ein.
      "Der wird dein Fieber senken. Schlaf jetzt ein wenig, ja?"

      Am Morgen wurde mir eine kräftige Hühnerbrühe mit reichlich Brot gereicht, außerdem ein weiterer Becher des Sudes. Ich fühlte mich besser, dennoch sollte ich heute noch hier bleiben, was der Hauptgefreite, der während des Morgenappelles von Valerius unterrichtet worden war, stumm zur Kenntnis nahm.
      "Gut. Aber morgen muss er wieder fit sein. Kranke Kadetten und untaugliche Kadetten."
      "Sie sollten die jungen nicht so hart rannehmen, schon gar nicht zu dieser Jahreszeit."
      "Ich entscheide, was gut für sie ist. DIese Bälger brauchen eine harte Hand, mein Trupp braucht tapfere, mutige Kämpfer und keine Schlappschwänze, die nach einem harten Tag gleich zusammenbrechen und erstmal drei Wochen im Bett bleiben müssen. Sie verhätscheln meine Kadetten."
      "Ich erfülle nur den Eid, dem ich verpflichtet bin."

      Der Tag sollte für die anderen Neuen wie der gestrige ablaufen: drei Runden zum Aufwärmen, Zehn Durchgänge Parcour, dann Mittagessen, Schwimmen,Tauchspiel, drei Runden auslaufen, Waschen, Abendessen, Abendappell, Freizeit, Schlafen.
      Ich hingegen bekam davon nicht viel mit, verbrachte ich den ganzen Tag mit zugezogenen Vorhängen im Bett, schlief jede Menge und dachte nach. Wie würde es für mich weiergehen? Wollte ich mir das wirklich weiter antun?
      Der bisherige Höhepunkt meines Tages war der dreiköpfige Besuch, der gerade die Vorhänge beiseite gezogen hatte und mir ein sanftes Lächeln entlockte.
      "Hey...tut mir Leid, dass ihr mich so sehen müsst..."


      -------

      Als Bertholdt während des Morgenappelles von meinem Zustand erfahren hatte, zeigte er sich zwar besorgt, jedoch nicht sonderlich schockiert. Schließlich war ich nicht der erste Neuling, der vor Erschöpfung in die Krankenstation musste.
      Levi war davon nicht sonderlich überrascht und nahm Valerius Aussagen schweigend zur Kenntnis. Stattdessen schritt er wie gewohnt an den Kadetten vorbei und bewertete die Ordnung und Sauberkeit, ehe er den Appell beendete und die Station aufsuchte.

      Beim Frühstück besprach Bertholdt, wie mit meiner Situation umzugehen sei.
      "Ich schlage vor, dass seine besten Freunde ihm heute nach dem Training besuchen, damit er nicht so einsam ist und das Gefühl hat, dazuzugehören. Immerhin sind wir ein Trupp und sollten entsprechend denken, fühlen und handeln."
      Dann deutete er auf Valerius, Marius und Lorae. "Ihr drei...wollt ihr? Schließlich scheint ihr ihn am Längsten zu kennen. Die Besuchszeiten sind von zehnten bis zur zwölften Morgenstunde und der vierten bis sechsten Abendstunde. Wenn ihr euch nach dem Training mit dem Waschen beeilt, habt ihr ungefähr dreißg, vielleicht fünfunddreißig Minuten."
      "Ich will auch", warf Sirius ein.
      "Es dürfen nur drei zeitgleich und morgens wirst du es nicht schaffen, da ihr noch beim Training seid."
      "Und wenn ich schwänze?"
      "Haha, glaub mir, das willst du nicht. Levi würde dich sofort nach Hause schicken."
      Sirius schmolllte. "Dann eben nicht...es sei denn, einer von euch will nicht."
      Bertholdt für seinen Teil ging nicht darauf ein und wandte sich stattdessen Valerius zu: "das hast du übrigens gut gemacht, ihn in die Krankenstation zu bringen. Du hättest ihn auch einfach in sein Bett legen können, aber das hätte ihn nicht wieder auf die Beine gebracht.
      I'm a shape shifter at Poe's masquerade.

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    • Valerius Hazen

      "Jawohl."
      Ich legte Baldr wie es mir aufgetragen wurde in das Bett und begann ihn auszuziehen. Ein sehr eigenartiges Gefühl. Baldr war ein ziemlich hübscher Junge, aber die Anwesenheit der Schwester half dabei, nicht verlegen zu werden. Anschließend folgte ich auch den anderen Anweisungen und blickte etwas besorgt auf, als sie meinte, dass er Fieber hätte. Durch das harte Training? Das klang furchtbar. Hoffentlich bekäme er dafür nicht noch mehr Ärger.. Er kann doch schließlich nichts dafür..
      Mein Blick ging zu Baldr, als er aufwachte und dann zur Schwester, als sie mir auftrug morgen davon zu erzählen.
      "Ja."
      Ich nickte und verließ daraufhin die Krankenstation, um schnell wieder in mein Bett zu huschen.

      Am nächsten Morgen berichtete ich Levi davon, der viel zu wenig Verständnis dafür hatte. Bertholdt verhielt sich schon viel menschlicher.
      Es sprach ja nichts gegen ein hartes Training, aber das, was Levi hier tat, war doch vollkommen übertrieben. Wir müssten doch nicht innerhalb einer Woche zu unbesiegbaren Soldaten werden. Mit Tapferkeit und Mut hatte diese Schikane nichts zutun. Ich war jedenfalls noch immer der Meinung, dass Baldr enorme Stärke bewiesen hatte. Niemand hätte dieses Training so einfach überstanden.
      Später beim Frühstück schlug Bertholdt vor, dass wir Baldr besuchen könnten. Seine besten Freunde.. Ob er Marius und mich wirklich als Freunde sah? Zumindest kannte er uns besser, als den Rest der Kadetten. Mich interessierte jedoch, wie es ihm ging, weshalb ich auf jeden Fall bei dem Besuch dabei sein würde. Deshalb nickte ich und auch Marius und Lorae stimmten dem zu.
      Dieser Sirius hatte auch Interesse daran, aber es sah fast so aus, als hätte Lorae Marius ein wenig dazu motiviert, zuzustimmen. Ob sie vermeiden wollte, dass es einen Platz für Sirius gab?
      Ich beließ es dabei und sah dann zu Bertholdt, als er mich ansprach. Nach seinem Lob sah ich zu Marik, denn immerhin hatte er es mir aufgetragen. Ich hatte so schnell noch keine Entscheidung getroffen, was ich mit Baldr anstellen sollte. Marik erwiderte meinen Blick, sagte jedoch nichts. Irgendwie sah er so aus, als würde er sich da raus halten wollen. Als solle ich die Lorbeeren dafür allein einheimsen.

      ______

      Lorae

      Immer wieder, wenn es das Training zuließ, dachte ich an Baldr und hoffte, dass er schnell wieder auf die Beine käme. Was hatte Levi ihm angetan, dass er gleich am ersten Tag in Krankenbett landete? Natürlich würde ich ihn heute Abend besuchen und ich war wirklich froh, dass Valerius sich um ihn gekümmert hatte. Er sagte mir zwar, dass Marik ihm gesagt hatte, dass er Baldr auf die Krankenstation bringen sollte, aber wenn Valerius gar nicht erst aufgewacht wäre..
      Zum Glück reichte ein Blick, um Marius davon zu überzeugen Baldr mit uns zu besuchen. Möglicherweise hätte er daran kein großes Interesse gehabt, doch ich hätte Sirius in diesem Moment wirklich nicht ertragen können. Was stimmte mit diesem Kerl nicht? Erst machte er sich über Baldr lustig und jetzt tat er so, als würde er sich um ihn sorgen. Er sollte ihm bloß fern bleiben.

      Ich wusch mich so schnell ich konnte, aber gründlich, um Ärger zu vermeiden. Chione beachtete ich dabei kaum.
      Gemeinsam mit Marius und Val ging ich dann zu Baldr, der glücklicherweise einigermaßen fit aussah. Ich lächelte ihm zu und setzte mich auf die Bettkante, um seine Hand zu halten.
      "Ich bin froh, dass es dir gut geht.. Als Val mir davon erzählte, wie er dich gestern gefunden hat, hab ich mir wirklich Sorgen gemacht..."
      "Der Hauptgefreite übertreibt es ein wenig.."
      "Wie geht es dir denn?"
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco
    • Mein Besuch stellte sich als Lorae, Marius und Valerius heraus.
      "Schön, euch zu sehen. Auch, wenn es mir unangenehm ist, dass ihr mich so sehen müsst. Aber macht euch keine Sorgen mehr, ja?"
      Ich umschloss Loraes Hand mit meiner, dann atmete ich durch.
      "Mir geht es inzwischen besser, aber irgendwie...mir hat der Umgang des Hauptgefreiten massiv zugesesetzt und ob ich mir das wirklich drei Jahre lang antun will, weiß ich nicht. Basim hat mich heute Morgen aufgesucht und mir mitgeteilt, dass ich jederzeit mit ihm nach Praha zurückkehren könne, sollte mich das alles hier zu sehr belasten. Auf der anderen Seite", ich drückte Loraes umschlossene Hand fester, "will ich dich nicht alleine lassen, Lorae."
      Mein Blick richtete sich an die Decke, Loraes Hand weiterhin umschlossen. In meinem Kopf hatten sich im Verlauf des Tages einige Fragen aufgestaut, die ich nun loswerden wollte
      "Wie geht es euch denn? Wie haben die anderen auf mein Fehlen reagiert? Und was ist heute alles passiert? Hat es nach mir noch jemanden erwischt? Und was würdet ihr mir raten?"

      Nachdem wir vier miteinander geplaudert hatten, bat die Krankenschwester den Besuch zu gehen, da die Besuchszeit nun vorbei ist.
      "Was möchtest du zum Abendessen, mein Junge? Das normale Abendessen deiner Kameraden oder die restliche Hühnerbrühe von heute morgen?"
      Ich musste einen Moment überlegen, mein Magen grummelte und auf die Schnelle konnte ich mich entscheiden. "Beides?", entgegnete ich daher mit fragendem Unterton, mich der Reaktion der Schwester im Unklaren.
      "Fein. Damit du wieder zu Kräften kommst, kriegst du Beides. Ich denke, einer deiner Kameraden wird dir dann sicher deine Ration vorbeibringen. Ich muss jetzt eben austreten. Wenn ich wieder da bin, möchte ich hier keinen Besuch mehr sehen."
      Daraufhin verließ sie die Station und ließ uns vier allein.
      Ich verabschiedete mich von den dreien, hielt Lorae jedoch am Arm fest.
      "Bleib noch zwei Minuten bei mir und küss mich, sorlange wir alleine sind. Meine Lippen verzehren sich nach deinen... ."
      Mein Bestes gebend, sowas wie Welpenaugen zu bekommen, richtete ich mich auf und leckte mir über die Lippen, ehe ich sie einsatzbereit spitzte und bereit für innige Küsse war.


      Wenig später wurde mir tatsächlich die Ration Abendessen, es gab Kartoffeln mit Spinat und Ei, von einem meiner Kameraden gebracht und auch die Hühnerbrühe durfte ich mir zusammen mit ein wenig Brot genehmigen.
      Beim Abendessen in der Stube kam Bertholdt wieder auf mich zu sprechen. Das heutige Tauchspiel konnte Zane für sich entscheiden, weshalb er vor einer riesigen Portion saß.
      "Wie geht es ihm? War euer Besuch denn schön?"

      Sirius schien über etwas zu grübeln und es schien, als würde er etwas aushecken.


      ------

      Zur gleichen Zeit, einige Hundert KIlometer entfernt hatte sich die Gruppe um Franz auf dem Weg in die Eulenakademie eine Unterkunft in der Taverne eines kleinen Dorfes gesucht, in der sie die Nacht verbringen wollten.
      Von hier aus könnten sie die Akademie bereits übermorgen mit den Pferden erreichen.
      Franz hatte Ruven auf dem Weg hierher ein Ohr abgekaut und ihm eine Menge über mich erzählt und dass ich doch ein brauchbarer Mentor für ihn war, vielleicht sogar im entfernten Sinne so etwas wie ein großer Bruder.
      Fynn, der Betreuer der Gruppe begrüßte diesen aufkeimenden Setzling der Freundschaft und beschloss daher, die beiden in ein Zimmer zu stecken.

      Am selben Tag waren auf Dimitri und seine Truppe um Falco, Kasparow, Pavlichenko, Saizew, Karpow und Tschigorin aus Petrograd aufgebrochen, um die Eulenakademie um ihre Technologien zu berauben, die Dimitris Rachefeldzug unterstützen und zum Teil als Sold dienten, da Pavlichenko und Saizew sehr interessiert an den verbesserten Apparaturen und Prototypen waren, über die man sich in gewissen Kreisen seit einiger Zeit erzählt hatte, man bisher jedoch noch nicht in Aktion erleben konnte.
      Gerade hatte sich die Gruppe in einem Dorf an der Grenze zwischen Bohemia und Ruthenia einquartiert, um dort die Nacht zu verbringen. Wenn alles gut liefe, würden sie die Akademie übermorgen erreichen.
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    • Lorae

      Als Baldr sagte, dass er mich nicht allein lassen wollte, legte ich auch meine andere Hand auf unsere vereinten Hände und betrachtete ihn schweigend. Ich wollte nicht, dass er meinetwegen so leiden musste. Aber ich wollte mir auch nicht vorstellen, die Ausbildung ohne ihn zu beenden. Doch jetzt, wo ich hier war, würde ich mich noch weniger davon abbringen lassen, diese Ausbildung nicht zu beenden.
      Baldr's Frage nach einem Rat, ließ mich einen Moment nachdenken.
      "Sollte Levi dich noch einmal bestrafen wollen, werde ich diese Strafe an deiner Stelle auf mich nehmen."
      "Und Baldr zum Gespött machen? Vergiss es. Warum sollte der Hauptgefreite dem überhaupt zustimmen?"
      "Weil er die Kadetten gerne auf die Probe stellt. Insbesondere Baldr und mich. Wenn er mir die Schuld an Baldr's Scheitern geben will, dann soll er mich einen Teil seiner Last tragen lassen", meinte ich und atmete tief durch.
      "Was erwartet er denn?! Das wir alles schon am ersten Tag schaffen? Wenn er mehr von den neuen Kadetten erwartet, sollte er sich lieber die Verantwortlichen in den Akademien vorknöpfen, damit sie uns besser hierauf vorbereiten. Du hast es heute wieder nur mit Mühe und Not geschafft!"
      Valerius stand etwas unbeholfen neben uns und wusste nicht, was er dazu sagen sollte.

      Als wir zum Gehen aufgefordert wurden, verabschiedeten sich die beiden Männer bereits und verließen die Krankenstation. Wir hatten noch ein wenig über das heutige Training und die anderen gesprochen. Leider kam auch die Sache mit Sirius zur Sprache, der Baldr gern besucht hätte.
      Baldr hinderte mich jedoch am Gehen und bei seinem Kussmund musste ich kurz lachen, ehe ich meine Hände an seine Wangen legte und ihn küsste.
      "Werd' schnell wieder gesund, ja?", hauchte ich und verschwand schnell, als die Schwester zurück kam.

      Da Baldr nicht am Tisch war, saß ich neben Valerius, der Baldr sein Abendessen gebracht hatte und Marius.
      "Ja.. er wird schon wieder..", antwortete ich auf Bertholdt's Fragen und beobachtete Sirius ein wenig, weshalb sich Valerius zu mir rüber beugte, um zu flüstern.
      "Du scheinst ihn nicht zu mögen, ist was passiert?", fragte er besorgt und widmete sich dann wieder seinem Essen.
      "Noch nicht... Aber.."
      Das konnte ich ihm doch nicht sagen, oder? Obwohl ich ja nichts über Baldr damit verraten würde und vielleicht würde Valerius mir dann helfen, Baldr vor diesem komischen Typen zu beschützen.
      "Ich mache mir Sorgen, ob er Baldr's Ron wird..."
      Valerius Verschluckte sich und hielt seine Hand vor den Mund, während er auf sein Essen starrte.
      "Er hat so Andeutungen gemacht...", fügte ich hinzu und sah zu Valerius, der mich mit farblosem Gesicht ansah.
      "Ist ihm auch egal, dass Baldr nur an mir interessiert ist..", meinte ich, um jeglichen Verdacht, dass Baldr sowas überhaupt gefallen könnte, zu beseitigen.

      _____________

      Valerius Hazen

      Baldr's Ron? Andeutungen? Wieso machte er Andeutungen? Es war doch ganz offensichtlich, dass Baldr nur Augen für Lorae hatte.
      Mein Herz hatte sich noch nicht wieder von dem Verschlucken erholt, als ich zu ihm rüber sah und mir ein Schauer über den Rücken lief.

      Noch immer etwas mitgenommen, saß ich nach der Inspektion mit Marius und Lorae im Gemeinschaftsraum, wo ich versuchte mich mit Zeichnen abzulenken. Außerdem seufzte Marius und auf meine Frage, ob es ihm gut ginge, meinte er, dass er Lis' Lächeln vermisste. Also zeichnete ich genau dieses bezaubernde Lächeln, das ich auf ihren Lippen gesehen hatte.
      "Hier.. Das ist für dich...", murmelte ich leise und überreichte ihm das Porträt, welches er unglaubwürdig betrachtete.
      "Wie.. das.. danke.."
      Er seufzte und betrachtete das Bild betrübt. Ich war mir nicht sicher, ob es seinen Liebeskummer linderte oder verstärkte.
      "Du hast ja wirklich viele Talente, Val..", meinte Lorae und sah aus den Augenwinkeln kurz zu mir, da sie die ganze Zeit versuchte Sirius nicht aus den Augen zu lassen.
      Was dachte sie, was er tun würde? Sich nachts rausschleichen und Baldr besuchen? Was, wenn er erwischt werden würde? Hoffentlich würde sie nicht wachbleiben, um ihm zu folgen. Ach, so besessen könnte er doch nicht sein.. Nicht mal Ron wäre so ein Risiko eingegangen, wobei er ja oft genug das Vergnügen hatte und es deshalb nicht nötig hätte, so etwas zutun.

      "Warum starrt ihr beide diesen Kerl so an?", fragte Marius und betrachtete uns.
      "Du siehst aus, als würdest du ihn umbringen wollen... und du, als würdest du Angst davor haben, dass er dich umbringt.."
      Ich starrte doch gar nicht. Ich hab nur kurz rüber gesehen. Lorae war die, die ihn anstarrte.
      "Ich sollte mir weniger seltsame Freunde suchen...", murmelte Marius, woraufhin ich aufstand, um auszutreten.

      _________

      Ruven Avenor

      Franz war im Gegensatz zu den anderen beiden Rekruten, die uns begleiteten wirklich sehr gesprächig. Er hätte bestimmt kein Problem an der neuen Akademie Anschluss zu finden. Er war ja ein richtiger Fanatiker von Baldr, was bedeutete, dass er ziemlichen Eindruck bei ihm hinterlassen hatte. Es war interessant und herzallerliebst, was er über seinen Mentor zu erzählen hatte. Franz war eine Waise, genau wie Baldr. Vielleicht sah er deshalb zu ihm auf?
      "Weißt du auch schon, was du nach der Ausbildung mal machen willst, Franz?", fragte ich mit einem breiten Lächeln. Ob er Baldr nacheifern wollte? Wie es den Dreien wohl gerade geht? Vielleicht hatten sie schon mit der Ausbildung begonnen. Lorae war ja kaum zu bremsen und konnte kaum stillhalten.
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      - Eugene Ionesco

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    • Die Anwesenheit der drei steigerte meine Laune und auch der Kuss zwischen Lorae und mir fühlte sich sehr gut an, beinahe schon wie eine Wohltat und ich bedauerte es mit einem leisen Seufzen, als sich unsere Lippen wieder lösten.
      "Werde ich", hauchte ich mit erröteten Wangen, dann war ich wieder alleine.
      Obwohl der Besuch der drei schön waren, beunruhigten mich die Aussagen Loraes bezüglich Sirius. Warum wollte er mich besuchen kommen?
      Wir kannten uns vielleicht drei Tage...dann noch diese Andeutungen, die mir nicht aus dem Kopf gingen. Irgendwie bereitete mir das Unbehagen.
      Es gab nur einen Jungen, für den ich mich interessierte und das ist Flavius. Einen anderen würde ich niemals an mich heran lassen und sollte er nachts über mich herfallen, müsste ich mich wehren. Leider waren die versteckten Klingen in meiner Montur verstaut, die in meinem Schrank im Schlafraum hing. Als wir hier unsere Kleidung bekommen hatten, verstaute ich meine Montur im Schrank, da ich nicht wollte, dass sie dreckig wird.

      Entsprechend lange blieb ich nach dem Essen und meiner abendlichen Hygiene noch lange wach und wartete. Sollte Sirius die Gelegenheit ergreifen, mich nachts besuchen zu wollen, darf ich mich von ihm nicht überrumpeln lassen.
      Jedoch kam er nicht. Irgendwann, es war bereits dunkel, schlief ich ein und erwachte erst, als der Hauptgefreite in die Station trat und mich unsanft weckte.
      "Kadett Baldr! Aufstehen, Anziehen und in der Stube antreten!"

      -------

      Entgegen vielleicht einiger Erwartungen verhielt sich Sirius unauffällig. Stattdessen hielt er sich den Abend über im Gemeinschaftsraum auf und schrieb einen Brief in seiner Muttersprache scandic.
      Diesen verstaute er in einen der Umschläge, die er mitgebracht hatte und versiegelte diesen mit etwas flüssigem Kerzenwachs vom Kerzenständer, der auf dem Tisch, an dem er saß, stand und drückte anschließend einen Stempel in die sich langsam verfestigende Masse.

      Anschließend spielte er mit sich selber leise in seiner Muttersprache murmelnd Schach und störte sich nicht daran, dass Lorae und Valerius ihn beobachteten, beinahe schon anstarrten. Er dachte sich ohnehin bereits, dass er aufgrund seines Verhaltens mir gegenüber gewisse Ressentiments entfachen würde.
      Nachdem die zehnte Abendstunde eingeläutet wurde, legte er sich in sein Bett und schlief. Zumindest versuchte er es, bis er irgendwann masturbierte und dabei etwas unverständliches flüsterte.
      Kurz, nachdem er gekommen war und sich vom Gröbsten befreit hatte, übermannte ihn ein tiefer Schlaf, der erst durch Levis morgendlichen Weckruf und den folgenden Appell geweckt wurde.

      Gemeinsam mit ihm trat auch ich in meiner Kleidung in den Schlafraum, wo ich mich salutierend an meinen Platz stellte und wartete, bis alle anderen angezogen, die Betten gemacht und sich angemessen hergerichtet hatten.
      Dann absolvierte der Hauptgefreite den morgendlichen Rundgang. In seinem Gesicht war ein neuer Fleck des Kataklysmus erschienen. Wie würde es wohl nach seinem Tod weitergehen? Dieser Keith von der Basilika schien nicht interessiert an einer Rückkehr und die aktuellen Ausbilder sind nicht wirklich streng, zumindestens hatte ich sie noch nie wirklich rasend erlebt, wie sich der Hauptgefreite regelmäßig gab.
      Der morgendliche Appell verlief ohne Zwischenfälle.
      "Gut. Wegtreten und frühstücken. Danach werdet ihr wieder am Parcour trainieren. Die Zweiten und Dritten Jahrgänge werden sich wie gewohnt in der Halle einfinden."

      "Guten Morgen", sprach ich zu Marius, Valerius und besonders Lorae, als Levi den Schlafraum verlassen hatte. Inzwischen ging es mir wieder besser und ich fühlte mich motiviert.
      Vincents Worte neulich schienen mich nun endlich zu erreichen, wobei ich glaubte, dass Loraes erleichterter Gesichtsausdruck auch seinen Teil dazu beitrug.

      Um Sirius ein wenig zu provozieren und ihm klar zu machen, dass ich kein Interesse an ihm hatte, warf ich mich Lorae provokant um den Hals und küsste sie leidenschaftlich vor der versammelten Mannschaft. Eine Hand legte ich auf ihren Hintern, mit der anderen drückte ich ihren Kopf an meinen, damit sie unseren Kuss nicht so leicht lösen kann.
      Damit wollte ich gleich auch ein Zeichen an die anderen Jungs setzen, dass dieses Mädchen zu mir gehört und nicht zu haben ist, sollte es im Verlauf des Jahres mit den Hormonen und dem Sexualtrieb der anderen ein Problem geben.
      Schließlich konnte ich nicht in die Köpfe der anderen Jungs blicken und mich vergewissern, dass sie nicht bereits Pläne schmieden, mir Lorae streitig zu machen.
      Chione schien von diesem Anblick irgendwie begeistert, Sirius schien meinen Wink mit dem Zaunpfahl verstanden zu haben und verschwand scheinbar unbeeindruckt gähnend aus dem Schlafraum, um sich auf der Toilette zu erleichtern.

      Das folgende Frühstück wurde von der Küchengruppe vorbereitet, kurz nachdem einer der ausgebildeten Mitglieder die tägliche Kiste Lebensmittel gebracht und die Leere vom Vortag mitgenommen hatte
      Der Tischdienst erledigte seine Aufgabe ebenfalls und deckte den Tisch ein.
      Bertholdt indes strich auf dem Kalender in der Küche den gestrigen Tag durch. Inzwischen war Mittwoch. Für uns bedeutete dies Tag drei der Ausbildung.

      -----

      Unterdessen hielt sich Franz mit Ruven in ihrem Tavernenzimmer auf. Sie hatten das Abendessen bereits seit einiger Zeit hinter sich gebracht, entsprechend spät war es bereits.
      "Ich weiß noch nicht...zuerst mal will ich mich in der neuen Akademie einleben und dann sehe ich weiter. Was willst du danach werden?"
      Franz gähnte und drehte sich in seinem Bett zur Seite.
      "Freust du dich schon darauf? Ich hab gehört, die Akademie liegt auf dem Gipfel eines Berges. Das heißt, es wird kalt werden und das ganze Jahr über jede Menge Schnee geben. Zum Glück hat man uns warme Kleidung mitgegeben."


      Am Morgen brachen sie nach einem Besuch im Waschraum der Taverne und einem nahrhaften Frühstück auf. Am Horizont tauchte langsam das Riesengebirge auf. Die Luft war kalt, der Wind frischte merklich auf.

      ----

      Tschigorin, der Alchemist der Truppe, bastelte derweil an einigen Rauchbomben, wie sie von den Assassinen genutzt wurden. Sollten sie während der Beschaffung der Gerätschaften aus den Beständen der Eulenakademie in Schwierigkeiten geraten, würden diese Dimitri und Co. wertvolle Dienste leisten, um die Gegner zu verwirren und zu überwältigen.
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    • Lorae

      Als Baldr mit dem Hauptgefreiten in den Schlafsaal kam, war ich sehr erleichtert, dass es ihm gut ging. Ich machte schnell mein Bett und zog mich an, ehe ich meine Haare kämmte und dann strammstehend vor meinem Bett wartete. Währenddessen lächelte ich Baldr sanft zu, bevor Levi den Raum verließ und wir uns rühren durften.
      "Guten morgen, Baldr", erwiderte ich, ehe er mich mit einem Kuss überraschte.
      Meine Wangen färbten sich und ich legte meine Arme langsam um seinen Körper. Auch wenn es mir irgendwie unangenehm vor den anderen Kadetten war, erwiderte ich seinen Kuss.
      "Was war das denn..?", fragte ich leise und schmunzelte ein wenig.
      "Er hat dich markiert", meinte Marius mit vor der Brust verschränkten Armen, während er zu uns herabsah.
      "So machen Jungs das eben um zu demonstrieren, dass du zu ihm gehörst. Oder glaubst du, dass sich hier keiner für dich interessieren würde?"
      "Äh..."
      Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Stattdessen zwickte ich Baldr in die Seite und lächelte, ehe wir uns dem Frühstück und den letzten entspannten Minuten vor dem Training widmeten.

      Inzwischen schlug ich mich schon besser und meine Schulter tat kaum noch weh. Valerius war aber immer noch besser als ich, doch ich würde ihn schon noch einholen.
      Ich hoffte, dass Levi Baldr heute in Ruhe lassen würde. Vielleicht brauchte Levi einfach nur jemanden zum Quälen? Aber beschränkte sich das nur auf schwächere Kadetten? Was, wenn ich ihn um ein Extra-Training bitten würde? Würde er annehmen und mich an meine Grenzen treiben? Dann ließ er vielleicht die anderen in Ruhe, wenn er beschäftigt wäre.. Und mir käme das sicher auch zugute. Drei Fliegen mit einer Klatsche.

      _______

      Valerius Hazen

      "Ich weiß nicht.. Er macht das bestimmt nicht aus Spaß. Sicher wird er sich auch gerne etwas Entspannung am Feierabend gönnen", meinte ich auf Lorae's Frage nach meiner Meinung bezüglich Levi's Spezialtraining. Wenn diese eigenartige Waffe ihn wirklich töten würde, wollte er doch wohl kaum seine letzten Tage voll und ganz in unser Training stecken. Oder doch? Er hätte sich sonst bestimmt frei nehmen können, doch stattdessen kämpfte er jeden Tag unerbittlich. Ob er Schmerzen hatte?
      Dann musste ich jedoch meine Bahn antreten, was unser Gespräch unterbrach.

      Beim Tauchspiel hatte ich kurz überlegt, ob ich mich zurückhalten und jemand anderem den Vortritt lassen sollte, da ich gut in Führung lag. Allerdings hatte mir eine Ration immer gereicht, da ich noch nie so ein großer Esser war, weshalb ich es nicht auf die Belohnung abgesehen hatte. Aber es fühlte sich falsch an, nicht alles zu geben, sodass ich es heute schließlich gewann.

      ______

      Ruven Avenor

      "Das klingt nach einem guten Plan. Ich werde nächstes Jahr zum Aufklärungstrupp gehen."
      Nicht nur, um damit irgendwie für Theo's Verrat zu sühnen, sondern auch, weil ich Zweifel an den Methoden der Ausbilder bekommen hatte. Vor der Schlacht hatte ich nie darüber nachgedacht, ob unsere Ausbildung vielleicht zu nachsichtig war. Zu lasch. Wir hatten ein gutes, einfaches Leben, denke ich. Doch auf diesen Kampf waren wir nicht vorbereitet. Im Ernstfall mussten eben auch die Rekruten kämpfen, aber ich wäre mit Sicherheit dabei gestorben. Marius hatte mir davon erzählt und wie sehr er um sein Leben gefürchtet hatte, obwohl er kurz vor der Prüfung war. Der Aufklärungstrupp würde ihm die nötige Stärke verleihen, um an sich selbst zu glauben. Er hatte mir auch von dem Trupp und dem Hauptgefreiten erzählt, der sicher ein sehr strenger Ausbilder sein würde.
      "Ja, ich bin gespannt."

      Die Gespräche mit Franz waren eine willkommene Ablenkung auf unserer Reise zur Eulenakademie. Ich wollte mir nicht den Kopf zerbrechen und Trübsal blasen. Ich wollte stärker werden und den größtmöglichen Beitrag zu unserer militärischen Stärke leisten. Lorae hatte mich auch sehr motiviert.
      Mein Blick glitt zu Martin, der im selben Jahrgang war wie ich und dem deshalb auch nur noch ein Jahr bis zur Prüfung und dem Ritterschlag blieb. Wie sollte das für uns werden? Die Eulenakademie legte ihren Fokus doch auf Technik. So schnell könnten wir uns wohl kaum mit dem Lernstoff vertraut machen. Doch auch darüber nachzudenken, brachte im Moment überhaupt nichts. Wir werden sicher mehr dazu erfahren, wenn wir erstmal dort waren.

      ________

      Martin

      Vor unserem Aufbruch schrieb ich einen Brief an meine Mutter, den ich einem Kurier am Tag unserer Abreise gab. Sie lebte allein und arbeitete auf einem Hof, wo sie für einen Hungerlohn bei der Viehzucht half und meist noch Aufgaben im Haushalt übernahm. Zumindest hatte sie eine Bleibe und genug zu Essen. Sie war fast 17, als sie bei einem Überfall auf ihr Dorf, ihrer Heimat, ihren Eltern und ihrer Unschuld beraubt wurde. Unglücklicherweise war ich das Resultat daraus, welches sie immer daran erinnern würde. Ich hatte sie oft gefragt, wieso mein Vater nicht bei uns war und erhielt die Antwort, als ich alt genug war, um auf die Akademie zu gehen. Obwohl ich nicht hätte gezeugt werden dürfen, liebte sie mich. Sie hütete mich wie einen Schatz und den einzigen Mann im Leben, den sie je lieben würde. Wenn sie mich nicht hätte, wäre sie ganz allein auf dieser Welt, da sie bei dem Brand einige furchtbare Narben erlitt, die sie für Männer unattraktiv gemacht haben. Eine davon zierte ihren rechten Hals, die Schulter und den Kiefer. Ohne diese Makel, wäre sie eine bildschöne Frau gewesen. Meine blonden Haare und blaugrünen Augen hatte ich von ihr geerbt.

      Diese Wahrheit hatte mich anfangs so überfordert, dass ich beinahe zum Stallburschen degradiert wurde. Ich war ein Einzelgänger und schwieg selbst dann, wenn mich andere Rekruten ansprachen. Deshalb verloren sie schnell das Interesse an mir. In dieser schwierigen Phase war ich undiszipliniert, ungehorsam und regelrecht aufsässig. Wenn mein Ausbilder nicht so ein geduldiger Mann gewesen wäre, wäre ich längst geflogen. Er wollte mich einfach nicht aufgeben.
      Fast zwei Jahre später besuchte ich meine Mutter zum ersten Mal, seit ich fortgegangen war. Ihr strahlendes Lächeln mit Freudentränen in den Augen und die Umarmung haben es irgendwie geschafft, mich aus diesem Loch zu holen. Mein Ausbilder drängte mich dazu und begleitete mich sogar persönlich dorthin.. Ich blieb ein paar Tage und wurde vor die Wahl gestellt. Entweder ich bleibe bei meiner Mutter und konnte dort versauern oder ich reiße mich zusammen und mache etwas bedeutsames aus meinem Leben. Ich entschied mich für letzteres. Wie ein Phönix, der aus der Asche stieg.
      Nach diesem Wiedersehen vertraute ich mich ihm an und wurde immer mehr zu einem Musterschüler. Jedenfalls was meine Leistungen anging. Ich wollte unbedingt zum Aufklärungstrupp, um die Lebensbedingungen auch außerhalb der größeren Städte zu verbessern und diese zu verteidigen. Um Bastarde wie meinen Erzeuger zu töten.

      Von da an besuchte ich sie regelmäßig. Ich hatte sie allerdings schon eine Weile nicht mehr gesehen und würde es so schnell wohl auch nicht mehr. Doch ich wollte ihr zumindest mitteilen, dass es mir gut ging und ich nun für das letzte Jahr meiner Ausbildung an die Eulenakademie gehen würde.
      Zuerst dieser seltsam spontane Ausflug nach Praha, eine Stadt, bei dessen Größe ich mich nicht wohl fühlte und abgesehen von den Führungen in der Herberge versauerte, da ich mich andernfalls nur vollkommen verlaufen hätte. Dann der Fall der Akademie und die Verteilung auf andere Akademien.
      Es kehrten nicht viele Überlebende zurück – auch mein Ausbilder starb.

      Im Gegensatz zu einigen anderen Rekruten, gab es niemanden, den ich vermissen würde, sodass es mir vollkommen egal war, wer mich an die Eulenakademie begleiten würde. Zwei davon waren deutlich jünger, weshalb ich bis auf ihre Namen nichts von ihnen wusste. Der vierte im Bunde war Ruven, ein gleichaltriger Junge aus meinem Jahrgang. Er war nicht unbedingt ein Außenseiter, aber war die meiste Zeit mit älteren zusammen.


      Da wir an der Eulenakademie im letzten Jahr kaum an dessen Lernstoff anknüpfen könnten, waren wir wohl dazu verdammt in diesem Jahr gemeinsam zu Außenseitern zu werden. Mir war das eigentlich gleichgültig, aber Ruven sah das wohl anders. Hatte er Mitleid mit mir oder wollte er selbst nur nicht einsam sein? Er unterhielt sich doch sehr gut mit diesem Franz, warum suchte er an diesem Abend ausgerechnet das Gespräch mit mir? Am letzten Abend außerhalb unseres neuen Zuhauses.
      "Hey Martin. Ich hab mir gedacht, dass wir vielleicht zusammen trainieren könnten. Du willst doch auch in den Aufklärungstrupp, oder?"
      Das ich zum Aufklärungstrupp wollte war kein großes Geheimnis. Scheinbar war das auch Ruven's Ziel.
      "Von mir aus", antwortete ich und blickte kurz in seine braunen Augen, ehe ich mich weiter meinem Abendessen widmete und hoffte, dass das alles war, was er von mir wollte und er sich einfach weiter mit Franz unterhalten würde. Konversationen waren nicht meine Stärke. Worüber sollte ich schon sprechen?
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco
    • Mir war der Kuss mit Lorae vor Allen nicht unangenehm und ihr schien es ähnlich zu gehen, gleichwohl sie ein wenig überrascht reagierte, aber das war zu erwarten.
      Ich selbst hatte mich aus einem Impuls heraus dazu hinreißen lassen, als ich die Blicke bemerkte, die Sirius mir zuwarf.
      Glücklicherweise hatte Marius die richtigen Schlüsse gezogen, sodass ich mich im Nachhinein nicht hätte rechtfertigen müssen.
      Dennoch musste ich vorsichtig sein, schließlich hatte ich die Meinung des Hauptgefreiten bezüglich romantischer Beziehungen im Aufklärungstrupp nicht vergessen, wobei ich bereits vermutete, dass er eine Ahnung hatte.
      Den Spruch "Ich wette, wenn da drüben Loraes´s Möse angenagelt wäre, dann würdest du mir zeigen wie schnell du rüber kommst, dann wärst du längst auf der anderen Seite!" hat er sich nicht ohne einen Hintergedanken gebracht.

      Nach dem Frühstück folgte das Training. Der Anblick des Parcoures, durch den Levi mich zwei Abende zuvor unerbittlich gejagt hatte, bereitete mir Unbehagen, jedoch hatte ich keine Wahl, wenn ich ein erneutes Straftraining vermeiden wollte.
      Als ich schließlich an der Reihe war, zitterten mir vor Anspannung ein wenig die Knie, auch weil der Hauptgefreite höchstselbst zuschaute. Da Furlan nicht anwesend war, ging ich davon aus, dass er sich heute an seiner statt um die Zweiten und Dritten kümmert.
      Das Klettern war für mich wie gewohnt einfach und auch das Hangeln im zweiten Abschnitt fiel mir inzwischen leichter. Die wackeligen Plattformen des dritten Abschnittes bereiteten wir jedoch nach wie vor Schwierigkeiten.
      Zwar hatte ich dank des harten Trainings gelernt, mich im Fallen festzuhalten und wieder hochzuziehen, anstatt einfach im Wasser zu landen und wieder von vorne beginnen zu müssen, was es mir irgendwie leichter machte.
      Dennoch fiel es mir noch immer schwer, auf diesen wackeligen und nur durch Ketten mit der umgebenden Konstruktion befestigten Plattformen einen stabilen Halt zu finden, sodass ich nur langsam vorankam und nach jedem Sprung kurz pausieren musste, um mein Gleichgewicht zu finden.
      Trotz meiner Probleme konnte ich es irgendwann schaffen und auch die letzten beiden Abschnitte - runterklettern und unter dem Netz entlangrobben sowie die Kletterwände - stellten für mich keine übermäßige Herausforderung dar und auch die vielen weiteren Durchgänge waren irgendwie machbar, auch wenn das Problem mit dem Gleichgewicht noch immer nicht gelöst war.
      Nichtsdestotrotz war ich am Ende des Tages völlig erschöpft, besonders das Schwimmen hatte mir jede Menge abverlangt, weshalb ich das Tauchspiel nur alibimäßig spielte. Ich tauchte einfach vor mich hin um Zeit zu schinden, wobei ich immerhin einen der schweren Ringe ans Ufer bringen konnte, um nicht komplett wie ein Versager dazustehen.
      Am Ende gewann Valerius die heutige Runde und durfte sich daher die doppelte Ration Abendessen genehmigen.

      Beim anschließendem Waschen drehte ich den anderen wieder den Rücken zu, schließlich wollte ich es vermeiden, beim Anblick der vielen anderen entblösten Genitalien wieder diesen auffälligen Blick zu bekommen. Stattdessen stellte ich mir vor, wie die anderen Typen hier wohl reagieren würden, wenn Flavius hier wäre und allen seinen großen Schwanz sehen würden. Gibt es sowas wie Penisneid?
      Mein Blick fiel zu Sirius, der mich wieder mit seinen Blicken bedachte.
      Es war, als würde er an etwas denken. ich tippte auf eine Gelegenheit, mich erneut zu belästigen, wobei ich mir noch immer nicht sicher war, ob er das alles ernst meinte oder nur Schauspiel war, um mich irgendwie zu verunsichern oder so.
      Würde er ernst machen wollen, hätte er mich letzte Nacht in der Statiion besuchen können.
      Die Krankenschwester hat die halbe Nacht geschlafen und dabei geschnarcht und die Vorhänge um meinem Bett waren zugezogen. Er hätte leichtes Spiel gehabt, jedoch kam er nicht.
      Dieser Typ verwirrte mich und die anderen aus unserem Jahrgang und auch jene der anderen beiden Jahrgänge scheinen alle ihr Ding zu machen. Die einzigen, die mit mir interagieren sind Lorae, Marius, Valerius, Sirius und Bertholdt, wobei Chione es irgendwie aufregend findet, wenn ich mit Lorae interagiere. Seltsames Mädchen.
      Desweiteren wüsste ich auch nicht, worüber ich mit den anderen reden sollte. Ich wusste teilweise nicht mehr ihre Beweggründe und ihre Vergangenheit.
      Darüber hinaus hatten wir noch nichts erlebt, dass uns irgendwie zusammenschweißen und unsere Kameradschaft stärken würde. Jedoch hatte ich das Gefühl, dass sich das schon bald ändern würde. Irgendwann hätten wir unseren ersten Einsatz.

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      Fynn und seine Truppe war den ganzen Tag beinahe ohne Pause durchgeritten und hatten erst am Abend in einem Dorf in der Nähe des Gebirges halt gemacht. Von hier aus bräuchte man vielleicht noch zwei Stunden bis zum Fuß des Monte Blanco, die Dauer des folgenden Anstieges konnte man jedoch nicht vorhersagen und hing von verschiedenen Parametern ab, unter anderem das Wetter und den Zustand der Wege.
      Der Betreuer der kleinen Gruppe hatte zwar beim Tavernenwirt versucht, genauere Infos über die Dauer des Anstieges zu erfahren, jedoch konnte auch er keine genauen Angaben nennen.
      "Ich kann es nicht genau sagen, junger Mann. Das Wetter ist maßgeblich, wenn mal wieder ein Schneesturm durch die Umgebung zieht, sind nicht selten Teile der Wege hinauf zum Gipfel eingeschneit und müssen von den Schülern oben auf dem Berg aufwändig geräumt werden. Deshalb haben die auch alle diese komischen Apparaturen. Ohne die wird es schwer, die eingeschneiten Wege zu räumen. Die haken sich am Berg fest und fliegen dann durch die Umgebung oder so ähnlich. Allerdings hat es in der letzten Zeit keinen schwereren Schneesturm gegeben, ihr solltet also lieber früh aufbrechen."
      "Danke für den Tipp, der Herr. Müssen wir noch etwas beachten?"
      "Bleibt bei den Wegen und haltert eure Pferde ruhig. Dort oben kann es schnell mal zu Lawinen kommen, wenn man nicht aufpasst.

      Besonders in der Nähe der Abbruchkanten sammelt sich jede Menge Schnee und kann für Unerfahrene so aussehen, als hätte man dort sicheren Boden unter den Füßen, vor allem, wenn es gerade frisch geschneit hat. Und ehe man sich versieht, wird man von den Schneemassen in die Tiefe gerissen und womöglich nie wieder gefunden."


      Entsprechend der Empfehlung des Wirtes setzte sich die kleine Gruppe pünktlich mit den ersten Sonnenstrahlen in Bewegung und hatte knapp zwei Stunden später den Fuß des Monte Blanco erreicht. Der schwierigste Teil würde jedoch erst folgen.
      Die Wege hinauf waren steil und die Pferde, die mit mehreren Satteltaschen an Vorräten und den Habseligkeiten der Truppe ausgestatten waren, dürften hier an ihre Grenzen geraten.
      "Sieht anstrengend aus", murmelte Franz und blickte zu seinen Reisebegleitern hinüber. "Was meint ihr?"
      Auf Fynns Anweisungen hin sollten sie absteigen und ihre Pferde am Nasenriemen den steilen Weg hinauf führen.

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      Die Gruppe um Dimitri hatte sich am gleichen Morgen ebenfalls auf den Weg gemacht und war vom Fuß des Monte Blanco noch etwa eine halbe Tagesreise entfernt.
      Unterwegs hatte Falco weiter Sprachunterricht bekommen und von den anderen Kenntnisse zu verschiedensten Dingen erlangt, wobei Dimitri als Dolmetscher fungieren musste, da Falcos Sprachkenntnisse kaum über eine Begrüßung, Vorstellung, einige Fragen und Kommandos hinausreichten...und ein paar Beleidigungen hatte er natürlich auch aufgeschnappt.
      Gegen Mittag gerieten sie jedoch in einen Schneesturm und mussten daher in einer Höhle mitten in der Wildnis Scandias Unterschlupf suchen, was deren Ankunft masgeblich verzögern würde.
      "Lasst uns ausruhen und danach die restliche Strecke in einem Rutsch durchziehen. Wir haben noch exakt drei Wochen und zwei Tage bis zur Jahrtausendfeier und damit den Sturz des Königs und der Vollendung meines Rachefeldzuges."
      I'm a shape shifter at Poe's masquerade.
    • Lorae

      Valerius hatte vermutlich Recht. Wenn Isabel wirklich seine Freundin war, dann wollte er bestimmt auch Zeit mit ihr verbringen. Vielleicht wollte Levi auch nur Baldr's Entschlossenheit prüfen und da er heute hier stand, genügte ihm das schon. Ich würde einfach zusätzlich mit Val trainieren. Levi sollte seine Zeit ruhig nutzen, wie es ihm beliebte.

      Nach der abendlichen Begehung konnten wir unsere Freizeit schließlich gestalten, wie wir wollten. Ein Bindung zu den anderen konnte ich nach der Prüfung immer noch aufbauen, wobei ich auch jetzt bereits alles tun würde, um sie zu unterstützen und zu beschützen. Dabei ging es nicht um Sympathie. Zuerst wollte ich mich voll und ganz auf das Training konzentrieren, weshalb ich mit Val nach draußen ging. In der Nähe des Parkours trafen wir auf Tyler und Sven, die gerade ebenfalls trainierten. Die beiden schlugen sich beim Parkour und auch beim Schwimmen sehr gut, als wären sie bestens auf dieses Training vorbereitet worden.
      Da Val sich gerade ohnehin nicht all zu wohl zu fühlen schien, setzten wir uns, um den beiden zuzusehen. Sie kämpften ohne Waffen gegeneinander, nutzten ihre Fäuste, Arme, Beine. Es sah wirklich interessant aus. Taten die beiden das jeden Tag? Im Gemeinschaftsraum waren sie mir bisher zumindest nicht aufgefallen.
      Nachdem Tyler unsanft zu Boden gefallen war, reichte Sven ihm die Hand, um ihn wieder auf die Beine zu ziehen. Dabei sah er zu uns rüber und lächelte. Er schien nett zu sein und sah auch immer freundlich aus. Tyler hingegen hatte immer so einen strengen Blick.
      "Wollt ihr auch mal?", fragte Sven uns, woraufhin ich ihn blinzelnd ansah. Diese Frage überraschte mich, zauberte jedoch ein Grinsen auf meine Lippen.
      "Klar!"
      Enthusiastisch sprang ich auf meine Füße und tauschte mit Tyler den Platz.
      "Okay.. Ich werd' erstmal nur verteidigen, ja? Du brauchst dich auch nicht zurückhalten", meinte er, woraufhin ich nickte und meine Fäuste hob.
      Ich hielt mich nicht zurück, Sven allerdings schon. Nicht einen einzigen Treffer konnte ich landen, obwohl meine Beinarbeit gar nicht mal so schlecht war. Gegen Marius hatte das immer gereicht, doch gegen Sven hatte ich keine Chance. Das war der Wahnsinn. Auf der Akademie schien mir keiner der anderen Rekruten so wirklich das Wasser reichen zu können, aber hier gab es so viele Kadetten, die besser waren als ich. Diese Niederlage frustrierte mich nicht, sondern motivierte mich viel mehr.

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      Valerius Hazen

      Ich kämpfte zum Schluss mit dem Abendessen, doch ich wollte nichts verschwenden. Natürlich hätte ich teilen können, aber selbst wenn ich es gerecht unter Baldr, Lorae und Marius aufgeteilt hätte, wäre das unfair den anderen gegenüber gewesen. Außerdem befürchtete ich, dass irgendjemand versuchen würde, sich mit mir anzufreunden, damit er beim nächsten Mal auch etwas abbekäme. Das wäre wiederum Aufmerksamkeit, die ich nicht wollte. Möglicherweise war das irrsinnig und paranoid, aber man musste immer mit dem schlimmsten rechnen.

      Doch als ich alles aufgegessen hatte, fühlte ich mich ein wenig überfressen. Die anderen konnten so viel mehr essen als ich, aber ich konnte jetzt noch nicht an Training denken und musste erstmal ein wenig verdauen, weshalb ich mich mit Lorae nach draußen setzte und den anderen Neulingen beim Training zusah. Sie wussten scheinbar, was sie hier taten und waren auf all das vorbereitet. Sven sagte schließlich, dass sein Vater beim Aufklärungstrupp war. Vermutlich hatte er ihn also auf das Training hier vorbereitet.

      Als Sven mit Lorae kämpfte, saß ich noch eine ganze Weile neben Tyler und sah den beiden zu. Lorae hatte jedoch nicht den Hauch einer Chance. Dennoch schienen ihre Augen vor Begeisterung zu funkeln, was mich zum Schmunzeln brachte. Dieses Mädchen war schon wirklich seltsam. Ich hatte noch nie ein Mädchen wie sie gesehen. Chione war allerdings ebenfalls sehr speziell. Das gehörte wohl dazu, wenn man als Frau auf die Idee kam, sich dem Aufklärungstrupp anzuschließen.
      Später trainierte ich noch etwas mit Tyler, wobei wir auch ein wenig mehr über die beiden erfuhren, die nicht nur eine tiefe Freundschaft verband. Tyler's Vater war im Kampf gefallen und seine Mutter war immer sehr anfällig für Krankheiten gewesen, sodass sie an einer Lungenentzündung starb, als Tyler gerade 10 geworden war. Sven's Eltern nahmen ihn bei sich auf, da es in ihrem Dorf kein Waisenhaus gab und sie neben Sven keine weiteren Kinder bekommen hatten, obwohl sie es versuchten. Später nahmen sie noch einen weiteren Jungen aus dem Dorf aus, der zur Waise geworden war.
      Die beiden erzählten uns von ihrem Training und zeigten uns auch interessante Übungen, um die Rückenmuskulatur, besonders im unteren Bereich, zu stärken. Dafür reichte eine erhöhte Oberfläche wie ein Bett oder ein Tisch. Man musste sich lediglich so darauf legen, dass der Oberkörper nicht auflag und man diesen senken und heben konnte. Sie hatten für den Widerstand eine spezielle Bank angefertigt, bei denen die Waden von einer gepolsterten Querstange fixiert wurden, doch ein Trainingspartner, der sich während der Übungen auf die Beine setzte, ermöglichte dies ebenfalls. Das war wirklich lehrreich. Die beiden würden ganz sicher durch die Prüfung kommen.

      ________

      Marius Rosegard

      Val war scheinbar genau so ins Training vernarrt wie Lorae, weshalb ich mit Baldr allein im Gemeinschaftsraum zurückblieb. Irgendwie war er ja mein Freund, schätzte ich, aber waren wir schon mal allein gewesen? Daran konnte ich mich nicht erinnern. Deshalb war es seltsam, einfach nur neben ihm zu sitzen und zu plaudern, weshalb ich ihn fragte, ob er Interesse an Schach hätte. Mit Ruven hatte ich oft Schach gespielt, aber gegen ihn hatte ich noch nie gewonnen.
      "Sag mal Baldr..", begann ich und vergewisserte mich, dass sich niemand in unserer Nähe befand, um uns zu belauschen.
      "Irgendwas ist da zwischen dir und Lorae.. Ich mein nicht, dass ihr Gefühle füreinander habt, sondern.. weiß auch nicht.." Sie wirkten irgendwie wie ein Paar, aber irgendwie auch nicht. Ich würde das ja auf Lorae schieben, weil sie nicht die gefühlvollste Person ist und immerzu nur ans Training denkt, aber ich wusste mehr, als ich wollte.
      "Am Abend vor der Schlacht.. Ich habe gehört was du in der Kirche gesagt hast. Über Lorae und Flavius."
      Flavius.. Dieser Name klang nicht nach einer Frau..
      Mein Blick war auf das Spielbrett gerichtet, von dem ich gerade seinen Läufer entfernte, den ich geschlagen hatte und so seinen König in die Enge getrieben hatte. Dann hob ich meinen Blick und sah in sein Gesicht.

      _______

      Ruven Avenor

      Obwohl es noch gar nicht Winter war, war es deutlich kühler, als in Praha. Kein Wunder bei dem ganzen Schnee, der hier lag. Mein Blick kletterte den Berg hinauf. Dieser Weg sah nicht nach Spaß aus. Franz schien sich ebenfalls Sorgen zu machen, weshalb ich ihn ermutigend anlächelte.
      "Das sieht einfach nur schwerer aus, als es ist. Das schaffen wir schon."
      Martin ging gerade mit seinem Pferd im Schlepptau an mir vorbei und sah mich kurz an. Er sah immer so.. anteilnahmslos aus. Er lächelte nie, aber streng gucken tat er auch nicht. Früher war es so, als würde er immer Streit suchen, doch mittlerweile war er ein ruhiger und ambitionierter Typ.
      "Belügst du dich selbst oder nur den Jungen?", fragte er mich in einer Lautstärke, die es Franz unmöglich machte ihn zu verstehen. Er wartete auch nicht auf eine Antwort von mir und ging mit Fynn voraus.
      Franz sollte doch nur einfach keine Angst davor haben und optimistisch bleiben.
      "Bleib immer schön in meiner Nähe, ja?"
      Ich lächelte Franz noch einmal zu, als wir den anderen folgten.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco

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    • Während Lorae und Valerius draußen mit anderen trainierten, blieb ich mit Marius alleine im Gemeinschaftsraum. Da es bereits spät war, schliefen die Meisten bereits und wer nicht schlief, trainierte mit den Beiden mit oder versuchte zumindest, Schlaf zu finden.
      Dass Marius mich zu einer Schachpartie einlud war unüblich und vielleicht dem Umstand geschuldet, dass er sonst keinen Spielpartner hätte.
      Da ich ebenfalls nichts weiter zutun und mir nichts unaufschiebbares für den Abend vorgenommen hatte, nahm ich seine Einladung an, nachdem ich einen weiteren Scheit ins Kaminfeuer gegeben hatte.
      Stumm setzte ich mich an den Tisch, wo er bereits das Schachbrett aufgebaut und die Figuren platziert hatte. Mein Blick fiel auf eine freie Stelle in dem Regal mit den Spielen. Hauptsächlich befanden sich dort Kartenspiele, die Meisten davon sagten mir nichts.
      Schach war eines der wenigen Brettspiele, wobei das Brett eigentlich ein aufklappbarer Holzkasten war, in dessen Innerem die Figuren verstaut wurden. Clever, wie mir schien.
      Hier so ganz alleine mit ihm zu sitzen war irgendwie ungewohnt. Das letzte Mal war dies in der Taverne der Fall und das an jenem Abend, an dem Lorae und ich getanzt und uns später geküsst haben.
      "Ich hab Schach ewig nicht mehr gespielt", murmelte ich und ließ meinen Blick über das Schachbrett wandern, wo Marius bereits einen Bauern gesetzt hatte.
      Als ich an der Reihe war, setzte ich meinen ersten Bauern von E2 auf E4. Im nächsten Zug setzte ich meinen Springer von G1 auf F3 und konnte seinen Bauern schlagen, der Läufer von F1 auf B5 konnte seinen Springer schlagen, dann hatte ich irgendwie den Faden verloren und wurde recht schnell matt gesetzt.
      Während unserer Partie kam Marius auf Lorae und mich zu sprechen, außerdem auf Flavius.
      Bei der Erwähnung dieses Namens presste ich für einen Moment meine Lippen aneinander.
      "Naja...das ist eine schwierige Geschichte...."
      Ich blickte mich im Gemeinschaftsraum um, um mich zu vergewissern, dass keiner zuhört. Dann beugte ich mich ein Stück nach vorne.
      "Flavius ist ein Junge, für den ich etwas empfinde...irgendwie. Und naja, ich empfinde auch für Lorae etwas...sehr viel sogar, immerhin möchte ich eine Familie nit ihr gründen....nur irgendwie weiß ich nicht, was ich tun soll...irgendwann kommt der Tag, da muss ich mich für einen der Beiden entscheiden und das will und kann ich nicht..."
      I'm a shape shifter at Poe's masquerade.

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    • Marius Rosegard

      Ich stützte meinen Kopf auf meiner Hand ab und blickte wieder auf das Spielbrett, während ich mit der anderen Hand die restlichen Spielfiguren vom Brett nahm, eine nach der anderen, um das Schachbrett umzudrehen und die Figuren in das Innere zu räumen.
      Als Baldr zu Ende gesprochen hatte, spielte ich mit dem König in meiner Hand, den ich betrachtete.
      "Dann gibt es also echt Kerle, die nicht aus Verzweiflung auf andere Kerle stehen?"
      Für einen anderen Mann Gefühle zu haben, konnte ich mir kaum vorstellen.
      "Das erklärt dann, warum Ruven sich nicht für Mädchen interessiert. Er hätte schon mindestens ein halbes Dutzend haben können", murmelte ich und legte auch den König hinein.
      Und ich bezweifelte, dass es an seinem Alter lag. Immerhin war er jetzt schon 17. Vielleicht war er ja bereits verliebt, nur nicht in ein Mädchen..

      Dann blickte ich Baldr an, ohne über ihn urteilen zu wollen. Ich konnte und wollte mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, wie er sich gerade fühlte. Meine Wahl lag lediglich zwischen einer Frau, die ich liebte und einer, die politisch betrachtet die bessere Partie gewesen wäre. Die Wahl war leicht.
      "Wenn du so viel Zeit mit Lorae verbracht hast und trotzdem an jemand anderen denkst, dann hast du möglicherweise keine romantischen Gefühle für sie."
      Immerhin war er viel mit ihr zusammen und jemanden namens Flavius kannte ich nicht, also war es vermutlich niemand, mit dem Baldr oft zu sehen war.
      "Vielleicht ist das auch nur körperlich."
      Wie sollte ich ihm das erklären.. Mir waren solche Gespräche gewiss nicht unangenehm und Baldr war ja auch kein kleiner Junge mehr, der nicht wusste, wovon ich sprach, aber ich konnte ja nur aus meiner Sicht sprechen.
      "Also klar. Du magst sie, weil sie deine Freundin ist. Ihr seid wie Geschwister, wobei das ziemlich unangebracht wäre mit seiner Schwester zu schlafen, davon mal abgesehen. Aber irgendwann ist jeder Junge neugierig. Es wäre gelogen, zu behaupten, dass ich bei anderen Frauen kein Interesse sexueller Natur hätte, aber ich liebe Lis und werde für sie über diesen Gelüsten stehen."
      Was in Zukunft wohl ziemlich hart werden würde, wo ich erst in den Genuss gekommen war und die anwesenden Damen, Lorae und Chione, ja nun nicht sehr unattraktiv waren.
      "Ich würde dir ja einen Rat geben, auch wenn du mich nicht danach gefragt hast, aber alles was mir dazu einfällt, wäre, es mit jemand anderem zu probieren. Eine andere Frau oder meinetwegen auch einem anderen Mann. Zum Beispiel diesem Flavius. Das wäre in deinem Fall wohl das sinnvollste. Wenn du dann genau so an Lorae denkst, wie jetzt an ihn, dann bist du echt in der Bredouille, aber wenn nicht, dann liegt die Antwort, die du suchst, auf der Hand."
      Ich kratzte mich mit der Hand, auf die ich mich stützte, meinen Nacken und setzte mich auf.
      "Vielleicht ist es auch nur die Neugier und rein körperliches Interesse an Flavius und wenn du mehr Zeit mit ihm verbringst, verfliegt dieses Gefühl irgendwann. Keine Ahnung. Auf meine Worte solltest du nicht so viel Wert legen, denn dafür habe ich zu wenig Erfahrungen. Wie du und Lorae aneinander hängt, sieht für mich aber schon recht eindeutig aus. Als du gestern auf der Krankenstation warst, hat sie die ganze Zeit diesen Sirius angestarrt. Ich hab mich gefragt, was sie gegen ihn hatte, aber ihr scheint euch ja näher zu kennen und jetzt denke ich, dass sie wohl eifersüchtig auf ihn gewesen sein könnte oder so etwas. Hat er dich etwa angemacht? Dann kann ich verstehen, dass sie etwas gegen ihn hat."
      So wie ich anfangs etwas gegen Ruven hatte, der sich dauernd in Lis' Nähe aufhielt.
      "Du bist echt nicht zu beneiden", meinte ich schließlich und streckte mich etwas, während ich gähnte.
      "Egal, wie, was, wo. Du solltest dir Zeit nehmen. Ich lag Lis auch nicht seit dem ersten Tag zu Füßen, auch wenn sie mich direkt bezaubert hat."
      Aber Baldr kannte Lorae doch schon eine Ewigkeit..
      Nachdenklich massierte ich meine rechte Schläfe.
      "Ach, Scheiße. Hör nicht zu sehr auf das, was ich sage. Jemand älteres könnte dir vielleicht einen Ratschlag geben. Aber.. erzähl nicht jedem so frei heraus, was in dir vorgeht, ja? Du weißt nie, wie andere darauf reagieren. Und es ist noch gar nicht mal so lange her, da hätte ich wohl auch anders darauf reagiert. Hauptsächlich angewidert. Ich war nur so gefasst, weil ich mit sowas schon gerechnet hatte.."
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      - Eugene Ionesco
    • Das Gespräch mit Marius hatte mir irgendwie weitergeholfen. Es mit jemandem Anderen probieren? Zum Beispiel mit Flavius? Mein Bauch kribbelte, als mir der Gedanke an seinen großen Schwanz in den Sinn kam. Mit ihm würde ich es gerne probieren, aber mit einer anderen Frau? Nein...für mich gab es nur eine und das war Lorae.
      "Das hat mir geholfen...", dann schwieg ich einen Moment lang und beschloss, mich ihm noch ein Stück zu öffnen.
      "Flavius war Schüler der Eulenakademie...sollte ich jemals dort sein, werde ich ihn vielleicht finden und mit ihm reden...vielleicht auch mehr...aber erzähl niemandem davon, okay? Erst recht nicht Lorae. Ich will ihr das irgendwann selbst erzählen, wenn es passiert ist."
      Wir spielten noch eine Weile Schach, bei der ich jede Partie verlor, und redeten dabei üher andere Themen. Dann gingen wir schlafen.
      Der folgende Tag verlief ereignislos und unspektakulär, zumindest für mich. Aufstehen, Morgenappell. Frühstück, Training, Mittag, Training, Tauchspiel, Waschen, Abendessen, Dienste, Stubenapell, Freizeit, Schlafen. Das Aufregenste war wahrscheinlich das Auftauchen der Postkutsche, die einige Briefe brachte und mitnahm, unter anderem den von Sirius. Ich vermutete, er hatte ihn an seine Familie geschrieben, genau wie einige der anderen Kadetten auch.
      Am Abend saß ich in meinem Ohrensessel und laß endlich mal Don Quijote weiter. Das harte Training forderte immer mehr seinen Tribut, sodass ich leider viel zu schnell müde war und mich nicht mehr so recht auf die Handlung komnzentrieren konnte.
      Dennoch wollte ich noch nicht einschlafen, jedoch kam es wie es kommen musste und ich schlief sitzend ein. Das Buch fiel auf meinen Schoß und von dort auf den Boden.

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      -selber Tag, früher-

      Der Anstieg fiel der kleinen Truppe und den Pferden sichtlich schwer. Besonders Franz hatte mit den steilen Wegen und der Kälte zu kämpfen, die trotz der dicken WInterkleidung, die sie mitbekommen hatten, in seine Glieder fuhr und ihn frieren ließ.
      Auf halber Strecke machte die Gruppe schließlich eine Rast und stärkte sich mit Broten auf einem kleinen Plateu.
      Die Aussicht hier war phänomenal und begeisterte Franz, die Position ermöglichte es, weit nach Bohemia hinein zu blicken. Sogar das Dorf, von der aus die Gruppe am Morgen aufgebrochen war, konnte man erkennen...und ganz am Ende, weit hinten am Horizont war verschwommen und ganz klein, fast schon unscheinbar Praha zu erkennen.
      Nach der Stärkung brach die Gruppe erneut auf und schleppte sich mühsam die restliche Strecke hinoch.
      Es dämmerte bereits, als Franz und Co. endlich den Gipfel erreichten.
      Mittlerweile hatte ein kräftiger Schneesturm eingesetzt und hüllte mit schneidend kalter Luft alles im Abstand von gerade einmal wenigen Metern in dichten Nebel, sodass man kaum noch die Hand vor Augen erkennen konnte, außerdem war aufgrund der Höhe die Luft dünner, was das Atmen anstrengender machte.

      Als schließlich eine große Mauer auftauchte, ertönte ein Signalhorn, dann eilten einige Wachen heran, die wie die Mitglieder des Aufklärungstrupps diese Apparaturen trugen.
      Instinktiv wandte einer von ihnen sich an den Ältesten der Gruppe, Fynn, zu.
      "Seid ihr von der Wolfsakademie?", sprach er laut, um das Geräusch des Windes zu übertönen.
      "Ja!"
      "Kommt rein, ihr werdet bereits von Janne erwartet!"
      "Wer ist Janne?"
      "Der Leiter unserer Akademie!"

      Die Gruppe folgte den Wachen durch das offene Tor, welches nach deren Durchschreiten von einem Fallgatter verschlossen wurde.
      Sie liefen über einen großen Platz in dessen Mitte eine große Statue stand.
      "Das ist er!", sprach eine der Wachen und deutete auf besagte Statue.
      Ansonsten bot der Platz nicht viel, abgesehen von einigen massiven Holzhütten, in denen vermutlich die Wachen wohnten.
      Schließlich fand sich die Gruppe vor einem riesigen, hölzernen Tor wieder, welches zu einem riesigen Schlossartigem Geäude gehörte und durch Beschreiten eines Dutzend Treppenstufen zu erreichen war.
      Links und Rechts der Treppe standen einige Tannen und zwischen den Tannen je eine Bank. große mit Öl gefüllte Schalen waren hier und da angebracht und sollten den Platz in der Dunkelheit ein wenig beleuchten.
      Erneut ertönte ein Signalhorn, dann öffnete sich das riesige Tor langsam.
      I'm a shape shifter at Poe's masquerade.
    • Marius Rosegard

      Wenn es ihm half, hatte ich zumindest nicht umsonst so viel geredet. Sollte er mit diesem Flavius tun, was immer er meinte. Ich würde auch niemandem davon erzählen, aber nicht mal Lorae? Meinetwegen. Das war auch eine Sache zwischen den beiden, in die ich mich nicht weiter einmischen wollte. Um Lorae machte ich mir dabei auch keine Sorgen. Sie war nicht immer so kalt, wie ich sie früher eingeschätzt hatte. Aber sie lebte noch immer für den Kampf und das Training. Sollte Baldr ihr das Herz brechen, käme sie sicher schnell darüber hinweg. Baldr hingegen machte sich sehr viele Gedanken darüber. Am Ende würde er sich noch schlechter fühlen, sollte er sich für Flavius entscheiden, als sie. Wobei es ihm dadurch vielleicht leichter fallen würde, wenn Lorae deswegen nicht in Tränen ausbrechen würde.

      Der nächste Tag verlief ähnlich, wie die davor. Dieses Training war verdammt hart. Einigen Neulingen schien es jedoch recht leicht zu fallen, hatte ich den Eindruck. Damit meinte ich nicht mal Lorae und Val, die sich nicht schlecht anstellten. Ich mochte mir gar nicht vorstellen, wie schlimm Baldr's Straftraining war, da ich selbst ja auch nicht besonders gut darin war. Der erste Durchlauf klappte ganz gut. Der zweite auch noch einigermaßen. Doch mir fehlte wohl die Ausdauer, weshalb jeder weitere Durchlauf mehr Kraft kostete. Ebenso beim Schwimmen. Die Extra Ration würde ich mir im Leben nicht verdienen.

      ______

      Valerius Hazen

      Ein weiterer Tag verging, an dem ich noch immer vor Lorae lag. Eines Tages wollte sie mich jedoch übertrumpfen. Darauf war ich gespannt. Das reguläre Training war nicht ohne, doch man fühlte sich danach irgendwie gut, wenn man spürte, dass man was geschafft hatte. Jedenfalls war das bei mir so.
      Eines hatte Lorae mir jedoch voraus und das war ihr Ehrgeiz und diese unerschütterliche Energie. Wo nahm sie nur all das her? Abends erschien sie mir viel zu fit, als würde sie nur Minuten brauchen, um sich zu erholen. Keine Ahnung. Doch auch an diesem Abend war sie Feuer und Flamme. Obwohl sie von Sven und Tyler immer wieder besiegt wurde, strahlte sie auf seltsame Weise Freude aus. Wenn ich sie so betrachtete, könnte sie wohl die ganze Nacht durchtrainieren, aber daran dachte sie zum Glück nicht. Hoffte ich zumindest.
      "Mach dir keine Hoffnungen", riss mich eine Stimme aus meinen Gedanken und als ich in die entsprechende Richtung sah, blickte ich in Sven's Gesicht. Hoffnung?
      "Was meinst du?"
      Sven lächelte amüsiert, aber freundlich.
      "Na bei Lorae."
      "Ist sie so viel besser, als ich?"
      "So wie du sie ansiehst, sieht es so aus, als würde sie dir gefallen. Aber sie gehört Baldr, das solltest du doch am besten wissen."
      Sah ich wirklich so aus? Davon abgesehen, konnte ein Mensch keinem anderen gehören. Lorae war schließlich nicht Baldr's Sklavin.
      "Mir gefällt ihr Ehrgeiz. Sie wird ein guter Soldat werden."
      "Achso", meinte er und ging wieder zu ihr, um Tyler abzulösen und erneut gegen sie zu kämpfen. Irgendwie klang er nicht so überzeugt.

      "Hey, Val. Sitz nicht so faul herum", schmunzelte Lorae und kam auf mich zu.
      "Lass uns doch mal kämpfen. Mal sehen, wer besser ist."
      Marius hatte mir schon erzählt, dass Lorae gerne an Wettstreiten teilnahm.
      "Okay."
      Ich stand auf und folgte ihr ein paar Schritte. Wir waren noch lange nicht so gut wie Sven und Tyler, aber zwischen uns schien es keinen großen Abstand zu geben.
      Es erinnerte mich ein wenig an unser gemeinsames Training in Praha. Wie ihr etwas widerspenstiges Haar bei ihren Bewegungen tanzte und dieses seltsame Lächeln auf ihren Lippen lag. Sie schien wirklich Spaß daran zu haben, das war bemerkenswert. Bei jeder kurzen Verschnaufpause atmete sie durch ihren leicht geöffneten Mund, ehe sie mit einem breiten Lächeln weitermachte. Sie schwitzte dabei auch nicht sonderlich stark und selbst nach stundenlangem Training war mir kein unangenehmer Geruch aufgefallen. Natürlich roch sie frisch gewaschen noch besser, aber niemals so streng wie manch anderer nach dem Training. Als sie im Bett neben mir geschlafen hatte, fiel mir ebenfalls auf, dass sie manchmal ganz leise schnarchte. Viel mehr war es ein lauteres Atmen. Und ihre Augen funkelten wie ein Smaragd.

      Sie bückte sich unter meinen nächsten Hieb und legte ihren Arm um meine Kniekehle, um mein Bein mit ihrer Bewegung zur Seite zu ziehen und mich zu Fall zu bringen. Etwas überrascht sah ich zu ihr auf, während sich ein kleines Lächeln auf ihren Lippen bildete.
      "Du solltest im Kampf nicht vor dich hinträumen", meinte sie und reichte mir ihre Hand.
      Noch immer etwas verdutzt, sah ich zu ihr auf und spürte, wie meine Wangen wärmer wurden.
      "Tut mir leid..", entschuldigte ich mich etwas verlegen und ließ mir aufhelfen.
      "Schon gut, wir sollten wohl eh langsam Schluss machen. Woran hast du gedacht, hm?"
      "An nichts..."
      Mein Blick ging zu Sven, dessen Blick mich an seine Worte denken ließ. Dann sah ich wieder zu Lorae, die meine Antwort mit einem leichten Schulterzucken hinnahm, ehe sie zurück in die Stube ging.
      "Du bist ganz rot geworden...", meinte Sven, als sie nicht mehr in Hörweite war, woraufhin ich meine Finger an meine warmen Wangen legte.
      "Das war peinlich.. So in Gedanken zu versinken und dann zu verlieren", versuchte ich mich rauszureden, was er nicht weiter kommentierte und ebenfalls zurückging.

      Im Gemeinschaftsraum ging Lorae auf Baldr zu und hob das Buch vom Boden auf. Wenn sie Baldr ansah, war ihr Blick immer ein wenig anders. Sanfter. Dieses Lächeln, als sie sich zu ihm beugte und sein Gesicht betrachtete, ehe sie ihm ein paar Strähnen aus diesem strich.
      "Zeit für's Bett, Baldr..", weckte sie ihn behutsam.
      Ich wandte meinen Blick von den beiden ab und machte mich bettfertig, um anschließend eine ganze Weile nicht einschlafen zu können.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco

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    • Als Lorae mich weckte, konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen. Seufzend erhob ich mich und streckte meinen müden Körper, nur um ihr einen liebevollen Kuss auf den Mund zu drücken und meine Arme für einen Moment um ihren Hals zu legen.
      Wenig später lagen wir in unseren Betten, fand jedoch trotz meiner Müdigkeit keinen Schlaf. Marius Worte hallten noch lange in meinem Kopf nach.

      Auch der nächste Tag war genauso ereignislos wie die Vorherigen. Zu meinem Glück hatte ich das Gefühl, mit jedem Tag ein wenig besser zu werden, was der Hauptgefreite immerhin damit goutierte, mich nicht mit Sprüchen zu belegen.
      Außerdem reiste heute Basim ab. Nachdem wir ein letztes Mal miteinander gesprochen hatten, schnappte er sich sein lichtgraues Pferd und reiste in die Hauptstadt zurück, um mit dem Orden die Vorbereitungen für die Jahrtausendfeier zu treffen, im Bezug auf die Sicherheit durch Luftüberwachung von den Dächern aus.
      "Ich wünsch dir viel Glück, Baldr. Und lass dich nicht unterkriegen und verbiegen, ja? Wir sehen uns am Abend vor der Feier, okay?" Wir umarmten uns, dann war er weg.


      ---

      Als sich die riesige Eingangstor schließlich geöffnet hatte, war die Shillouette eines hoch gewachsenen Mannes zu erkennen. Hinter ihm schien ein großes Licht zu leuchten.
      "Treten Sie näher", entgegnete der Mann und Fyn tat mit seiner Gruppe wie geheißen.
      "Die Wachen sollen wie mit dem General vereinbart die drei alten Pferde dem Schlachter übergeben und das jüngere in den Stall stellen, damit der Gruppenführer hier demnächst wieder abreisen und sich seinen eigentlichen Aufgaben widmen kann."
      "Verstanden!", entgegnete eine der Wachsen und brachte die drei älteren Pferde in ein nahgelegenes Haus. Das Vierte hingegen wurde in einen Stall gebracht, wo außer es lediglich zwei andere untergebracht waren.
      Als Fynn mit seiner Gruppe die Pforte erreicht hatte, wurde das gesamte Antlitz des Mannes offenbart.
      Er war unglaublich groß, wohl an die zwei Meter. Seine silbernen Haare waren streng nach hinten gegelt, seine grauen Augen strahlte eine gewisse Strenge aus. Seine grau-schwarze Kleidung war edel. An seiner Hüfte befand sich eine Apparatur, wie sie auch der Aufklärungstrupp trug. Nur war diese hier dunkler und wieß eine etwas andere Bauweise auf.
      "Es freut mich, dass Sie uns so zeitnah erreichen. Mein Name ist Janne und ich bin stolzer Leiter der Eulenakademie. Außerdem bin ich für so einige Entwicklungen verantwortlich, die sie schon in naher Zukunft selbst erleben werden. Wenn Sie mir nun folgen würden? Ich gebe Ihnen eine kleine Führung durch unsere bescheidene Akademie."
      Kurz darauf fand sich die Gruppe in einem großen quadratischen Eingangsbereich wieder.
      Der Boden war mit Steinplatten gefliest, Steinsäulen stützten das Gebäude, Der Saal musste mindestens fünf Meter hoch sein.
      Links und rechts der Tür standen kleine Ölschalen auf vergoldeten Säulen, am anderen Ende stand auf dem Boden eine riesige Messingschale, in der Holz brannte und genug Licht erzeugte, um den gesamten Raum auszuleuchten.
      Nach und nach führte Janne die Neulinge durch die gesamte Anlage.
      "Die komplette Akademie wurde aus Stein gebaut. Dafür mussten wir lediglich einen Teil des Berggipfels abtragen und ebnen, sodas wir einen ausreichenden Baugrund haben. Die entstehenden Steine wurde hier in dieser Halle verbaut, die Steine für die restliche Akademie sowie der Mauern stammen aus einem Granitsteinbruch Scandias."
      Linke Hand führte eine breite Treppe nach unten in die Werkstätten, die Materiallager, die Vorratslager und die Mine.
      "Hier arbeiten ausgebildete Ingenieure und Mechaniker an diversen Gerätschaften für das Militär und besonders den Aufklärungstrupp. Diese hier gehört mir. Dort lagern einige streng geheime Prototypen. Deshalb ist die Tür auch immer mit diesem Vorhängeschloss gesichert und den einzigen Schlüssel hierfür trage ich stets mit mir. In dem Lager dort lagern Materialien und fertige Gerätschaften, die auf die Auslieferung warten.Natürlich ist diese Tür auch abgeschlossen, ebenso die Werkstätten. Die Tür am Ende des Ganges dort führt in den Berg hinein. Unsere Erze für die Geräte kommen von dort und werden von Lohnarbeitern von Scandia und Bohemia geschürft. Nach verrichteter Arbeit kehren sie in die Hütten auf dem Vorplatz zurück. Jedoch zögern wir auch nicht, aufmüpfige Schüler für einen Tag dorthin zu schicken.
      Die letzte Tür hier ist für die Lebensmittel. Einmal pro Woche bekommen wir eine große Ration aus einer der Handelsposten Scandias. Da es hier untern sehr kühl und trocken ist, halten sich die meisten Vorräte für Wochen, sodass wir selbst eine Belagerung überstehen könnten. An Getreide, Fleisch und dem wichtigsten Gemüse mangelt es uns jedenfalls nicht."
      Dann führte er die Gruppe zurück in den Eingangsbereich und die Treppe auf der anderen Seite hinauf.
      "Hier befinden sich die Unterrichtsräume sowie die Bibliothek und die Bastelwerkstatt, wo Schüler aus verschiedenen Materialien Prototypen für spätere Entwicklungen planen und umsetzen können. Die Tür am anderen Ende des Ganges führt hinaus in einen mit Holzdielen überdachten Außenbereich. Hier absolvieren die Schüler ihre Grundausbildung im Kampf. Außerdem nutzen wir ihn für Veranstaltungen wie unser monatliches Grillfest."
      Zum Schluss führte er die Gruppe die linke Treppe eben der großen Schale nach oben, um eine Etage zu erreichen, die auch über die Treppe rechts der Schale zu erreichen ist.
      Er führte uns einen breiten Gang entlang und hielt an einer Treppe, die zur Linken nach oben führt.
      "Hier geht es in mein Büro und zu denen der Lehrer sowie den Wohnabteilen von uns. Von der achten bis neunten Abendstunde ist immer Sprechstunde, sollte ein Schüler unter vier Augen mit mir oder einen der Lehrer sprechen wollen. Die Treppe auf der anderen Seite führt in unsere Gästezimmmer mitsamt eigener Waschräume, sollten einige Schüler mal Familienbesuch empfangen. "
      Zum Schluss führte er uns zu einer Tür am anderen Ende des Ganges, an dessen Wänden Portraits vergangener Schulleiter und ihrer Familie hingen. Das Neueste von ihnen zeigte Janne. Neben ihm stand eine Frau mit ebenfalls silbernen Haaren und grünen Augen, davor ein kleiner Junge.
      "Das ist meine Frau Angrboda und mein Sohn Æshe", sprach er zu Fynn, der sich das Bild einen Moment lang angesehen hat.
      "Leben die hier?"
      "Normalerweise ja. Die leben mit im Wohnabteil des Leiters. Doch meine Frau ist schon vor acht Jahren gestorben und mein Sohn ist nicht mehr hier. Doch das hat euch nicht zu interessieren. Folgt mir."
      Dann lief er durch die Tür und fanden sich in einem großen Gemeinschaftsraum wieder, in dem es an nichts mangelte. Sogar einen Kamin gibt es hier.
      "Links geht es zu den Waschräumen. Wir haben einen für Jungen und einen für Mädchen. Geradeaus liegen Küche und Esszimmer und rechts des Gemeinschaftsraumes die Schlafräume. Wir haben Platz für 30 Schüler, die Schlafen in 12 Doppel- und sechs Einzelzimmern wieder. Da wir aktuell vier freie Plätze haben, können wir euch unterbringen."
      Schnellen Schrittes näherte er sich zwei Doppelimmern und öffnete diese. Sie waren kuschelig warm, dank eines kleinen Kamines, ein Fenster gab es ebenfalls und neben zwei Einzelbetten für jeden einen Schrank, einen Schreibtisch mit Stuhl und ein Nachttisch.
      "Was sagt ihr?"
      "Sehr großzügig, viel besser und irgendwie edler als an der Wolfsakademie",
      entgegnete Fynn beeindruckt.
      "Diese Akademie ist das Prestigeprojekt Scandias, auch wenn sie in die Verwaltung Boheminas überging. Dennoch ist sie der Stolz unserer Republik Scandia und es wurden keine Kosten und Mühen gescheut, um den Schülern den bestmöglichen Bildungsstandard zu ermöglichen. Kein Wunder also, dass sich der Aufklärungstrupp bei der Neustrukturierung damals viel von uns abgeschaut hat."

      Dann wandte sich Janne an die Neuankömmlige.
      "Richtet euch ein, wascht euch und wartet dann im Gemeinschaftsraum. Die anderen Schüler sind noch im Unterricht und freuen sich schon, euch kennenzulernen. Ihr habt dreißig Minuten. Die anderen Sachen werden wir später besprechen Und für dich", er blickte zu Fynn, "haben wir ein Gästezimmer vorbereitet."

      Dann verließ er mit Fynn die Gruppe und lies die Schüler alleine vor ihren Zimmern zurück.
      I'm a shape shifter at Poe's masquerade.
    • Valerius Hazen

      Ein neuer Tag. Nachdem ich meinem Küchendienst nachgekommen war, saß ich mit Marius auf der anderen Seite des Tisches. Rechts von Lorae saß wie immer Baldr. Links von ihr dieses Mal Sven und daneben Tyler. Sie schien sich ganz gut mit ihnen zu verstehen, wobei sie die meiste Zeit vermutlich nur über das Training sprach. Und wieder lächelte sie jedes Mal, wenn sie sich Baldr zuwandte. Mein Blick glitt zu Sven rüber, der mir das alles irgendwie eingebrockt hatte. Bevor er diese eigenartige Bemerkung machte, war noch alles gut. Jetzt musste ich ständig daran denken. Wieso sollte ich mich denn in Lorae verlieben? Sie war schon nett und ich fühlte mich ganz wohl in ihrer Nähe, aber mit Marius konnte ich auch ganz gut umgehen. Allerdings wusste Lorae von Dingen, die sonst niemand wusste. Ob das eine gute Idee war? Ich hatte gar nicht so sehr darüber nachgedacht, ob ich ihr davon erzählen sollte oder nicht. Es passierte einfach.
      Während des Trainings konnte ich mich ablenken, doch beim Abendessen saß ich neben Marius, der direkt neben Lorae saß, sodass ich ihre Stimme hören konnte. Ich wusste ja, dass ich beides, Mädchen und Jungen, mochte, aber das letzte Mal, als ich mich verliebt hatte, ging nicht sehr gut aus.. Nicht, dass Lorae wie Ron wäre, absolut nicht, aber Hoffnungen brauchte ich mir da auch keine machen. Vielleicht wertete ich das auch wieder nur über, wie so einiges. Lorae, wie damals auch Ron, waren immerhin die einzigen, mit denen ich wirklich Kontakt hatte, da ich schließlich dazu tendierte, allein zu sein. Obwohl ich mich mit Meredith auch ganz gut verstand und da hatte ich dieses Gefühl nicht. Das vergeht bestimmt irgendwann auch wieder.

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      Ruven Avenor

      Ich hatte immer ein Auge auf Franz, der sich tapfer schlug. Irgendwie war mir der Kleine ans Herz gewachsen. Es war leicht, sich mit ihm zu unterhalten. Vielleicht erinnerte er mich auch ein wenig an mich selbst, nur dass ich meinen Bruder so bewundert hatte, wie er Baldr bewunderte.
      Warum mussten wir ausgerechnet an die Eulenakademie? Es war so kalt und anstrengend überhaupt erst dorthin zu gelangen. Die Aussicht konnte diese Strapazen auch nur ein wenig lindern. Aber ich wollte nicht jammern. Wenn ich in den Aufklärungstrupp wollte, müsste ich stark werden. Martin jammerte schließlich auch nicht. Er war ruhig, entschlossen und wirkte total cool. So jemanden konnten die Jüngeren gut als Vorbild brauchen, anstelle von jemandem, der rumjammern würde.

      Wir wurden auch auf interessante Weise vor dem Tor begrüßt. Diese Apparatur sah interessant aus. Der Hauptgefreite hatte auch so etwas, nur hatte ich es nie in Aktion gesehen. Man bekam ziemlich schnell den Eindruck, dass dieser Janne wohl sehr... selbstbewusst war. Ernsthaft? Eine Statue? Was war das für ein Mann? Das erfuhren wir ebenfalls etwas später. Die Begrüßung war höchst seltsam und irgendwie fühlte ich mich ein wenig unwohl. Alles hier war so eigenartig prunkvoll. Ganz anders als die Wolfsakademie. Für mich war es irgendwie sehr erdrückend. Die Führung war interessant und sehr genau, aber dieses beklemmende Gefühl wurde zunehmend stärker. Ich fühlte mich nicht besonders wohl in dieser Atmosphäre. Hoffentlich gewöhnte ich mich schnell an all das hier.

      Das schlimmste stünde uns möglicherweise noch bevor: Eine Vorstellungsrunde vor den anderen Schülern? 26 Kinder würden kommen, um uns zu sehen? Wirklich sehr eigenartig.. Wie auch immer.
      "Hey, Franz. Möchtest du mit mir in ein Zimmer oder lieber mit Lars? Ich bin ja nicht so lange hier wie du und Lars.. Also würdest du einen neuen Zimmerpartner bekommen, wenn ich weggehe."
      Wobei ich nicht glaubte, dass Franz sich nicht auch mit diesem schnell anfreunden würde. Er hatte eine sehr offene Art und findet bestimmt viele Freunde hier.
      Nachdem wir uns in unsere neuen Zimmer, die nebenbei bemerkt sehr komfortabel waren, eingerichtet hatten, gingen wir in den Waschraum. Ich ging sämtliche Informationen der Führung noch einmal durch, um mir zu merken, wo welche Räumlichkeiten waren. Der Leiter hatte wirklich sehr viel erzählt. Er war ganz offensichtlich sehr stolz auf seine Akademie.
      Anschließend sah ich mich ein wenig im Gemeinschaftsraum um.

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      Martin

      Was für ein Kotzbrocken stellte bitte eine Statue von sich auf dem Platz auf, damit jeder ihn bewundern konnte? Als wäre er ein Held oder sowas. Dafür hatte ich diesen anstrengenden Aufstieg auf mich genommen? Oh Mann. Diese Akademie war abscheulich, einfach viel zu prahlerisch, ebenso wie ihr Leiter. Er hörte sich wohl gern selbst reden. Außerdem war mir dieses Gebäude viel zu groß, ich wusste schon gar nicht mehr, welchen Weg wir genommen hatten. Ruven hatte vielleicht einen besseren Orientierungssinn, weshalb ich mich besser an ihn heften sollte, um mich hier nicht ständig zu verlaufen.

      Nachdem der Leiter endlich seinen Monolog beendet hatte, konnten wir uns einrichten und waschen. Was für ein Mist. Hätte die Wolfsakademie nicht ein Jahr später eingeäschert werden können? Dann müsste ich mir das hier nicht antun. Mir war egal, ob ich mir ein Zimmer mit Lars oder Ruven teilen würde.
      Nun hieß es allerdings warten. Warten auf die Schüler, denen wir wie Zirkustierchen vorgeführt werden sollten. Hoffentlich mussten wir nichts über uns erzählen oder sowas. Darauf hatte ich keine Lust..
      Ich setzte mich in einen der Sessel und sah mich nur kurz um.

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      Alis Støldahl

      Seit Tagen bastelte ich an einer verbesserten Beinprothese für meinen Vater, der sein linkes Bein in einem Kampf vor einem Jahr verlor. Er war im Aufklärungstrupp, aber befand sich seitdem mehr oder weniger im Ruhestand. Zu Beginn war er mit Krücken unterwegs, bis er ein Holzbein bekam, dass einen mehr an ein Tisch- oder Stuhlbein erinnerte. Mich jedenfalls. Es erfüllte irgendwie seinen Zweck, aber praktisch war das Ding nicht.
      Morgen könnte ich ihm diesen Prototyp zeigen. Ich war gespannt, was er dazu sagte. Allerdings war ich nicht wirklich die faszinierte Bastlerin, wie die meisten Schüler der Eulenakademie. Praktisch war dieses Wissen dennoch.
      Es gab aber grundsätzlich nur zwei Gründe für mich, hier eine Ausbildung abzuschließen.
      Zum einen, wollte ich wie mein Vater in den Aufklärungstrupp. Doch die Akademien, die sich auf das Kämpfen spezialisierten, nahmen keine Mädchen auf. Also schränkte dies meine Möglichkeiten ein. Warum es ausgerechnet die Eulenakademie wurde, war der zweite und vielleicht wichtigere Grund: Man erlernte den Umgang mit einer ähnlichen Apparatur, die man im Aufklärungstrupp nutzte. Das verschaffte mir einen großen Vorteil, dachte ich.

      Abgesehen davon bildete mich mein Vater aus. Er wusste schließlich, worauf es im Aufklärungstrupp ankam. Schwimmen, klettern, kämpfen. Wie ich die notwendigen Muskeln aufbaute, wie ich meinen Gleichgewichtssinn verbesserte und wie man mit den unterschiedlichsten Waffen kämpfte. Letzteres erwies sich jedoch am schwierigsten, denn am besten übte sich das Kämpfen mit einem Trainingspartner. Gelegentlich zeigte mir mein Vater das ein oder andere, wenn ich ihn zuhause besuchte, aber das würde wohl nicht reichen.
      Das Waffentraining absolvierte ich allein in meiner Freizeit. Am Kämpfen war hier kaum jemand interessiert, wobei ich zwar nicht jeden einzelnen Schüler danach gefragt hatte, doch die, die ich kannte, hatten andere Ziele. Deshalb fand ich mich damit ab, dass ich nicht alles vor Beginn meiner Ausbildung trainieren konnte. Die Umgebung und Kälte des Standortes waren wenigstens zusätzliche Faktoren, die einen Körper stählten. Zumindest würde ich mich nicht zum Narren machen, wenn ich meine Ausbildung dort begann.

      Als ich schließlich von Neuankömmlingen von der Wolfsakademie hörte, keimte Hoffnung in mir auf. Hoffnung, dass einer davon mit mir trainieren würde, da sie Erfahrungen im Kampf haben sollten. Deshalb konnte ich kaum erwarten, dass sie uns vorgestellt werden würden.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco

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    • "Ich bleibe bei dir", entgegnete Franz und betrat eines der beiden Doppelzimmer.
      Nachdem er seine Sachen verstaut hatte, wusch er sich mit den anderen im Waschraum und machte es sich danach im Gemeinschaftsraum auf einem Sessel in der Nähe des Kamins bequem.
      Das Waschen war unglaublich angenehm gewesen, zudem das Wasser sogar warm war, im Gegensatz zur Wolfsakademie und der Herberge.

      Nach einer Weile kam eine ganze Schar an Schülern den Gang entlang und trat in den Gemeinschaftsraum.
      Ein Mädchen, das sich als Cirilla vorstellte, heißte die Neuen willkommen und sorgte dafür, dass sich die anderen ebenfalls vorstellten.
      Sie schien hier irgendwie das Kommando zu haben, vermutete Franz.
      "Mein Bruder ist seit Anfang der Woche beim Aufklärungstrupp und wenn ich nächstes Jahr fertig bin, werde ich Architektur studieren, um meinem Land bei der Expansion zu helfen. Und was ist mit euch?"

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      Nach dem Abendessen setzte ich mich wie gewohnt in meinen Sessel und laß den Roman weiter. Jedoch konnte ich mich nur schlecht konzentrieren, was auch daran lag, dass Sirius mich beobachtete.
      "Ist was?", fragte ich nach einer Weile, bekam jedoch keine Antwort. Stattdessen drehte er sich von mir weg und ging nach draußen, um dort eine Runde zu drehen.

      Später am Abend beschloss ich, zu Lorae zu gehen. Vermutlich ist sie wieder am trainieren, doch vielleicht - so meine Hoffung - konnte ich sie zu einem Spaziergang überreden. Also trat ich an sie heran und machte mit einem Räuspern auf mich aufmerksam.
      "Hast du gerade Zeit?"
      I'm a shape shifter at Poe's masquerade.
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