I wanna be a knight, no matter what [Kiimesca & Haruka]

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Lorae

      Ich hockte mich hin und beobachtete die Menschen auf den Straßen. Es waren viele Menschen unterwegs. Zu Fuß, zu Pferd oder in Kutschen. Von hier oben sah alles so anders aus. Man sah einige hektischere Menschen in der Menge, die einen hier oben nicht mit dieser Hektik ansteckten. Ganz im Gegensatz dazu, wenn man sich dort unten seinen Weg bahnen und solchen Menschen ausweichen musste. Ich würde nicht sagen, dass es hier oben entspannt und friedlich war, aber deutlich mehr als dort unten war es das schon.
      Mein Blick folgte einem jungen Mann, der sich eilig zwischen den anderen hindurchschlängelte. Dann entdeckte ich einen Mann, der einen kleinen Jungen auf seinen Schultern trug, der sich lachend an seinem Kopf festhielt. Ich lächelte ein wenig, bis mein Blick von einem weinenden Kind auf sich gezogen wurde. Es hatte sich nicht verletzt, sondern schien sich über irgendetwas aufzuregen. Ein bockiges Kind, wie es aussah.. Davon hatte ich vor unserer Ausbildung schon ein paar gesehen. Ebenso Idioten, die sich als was besseres aufspielten, nur weil wir Waisen waren. Aber es gab auch liebenswürdige Kinder.

      Wie unser Kind wohl werden würde? Wir würden es zu einem anständigen Menschen erziehen, ganz sicher. Wenn es ein Junge wäre, würde er auf jeden Fall respektvoll mit Frauen umgehen und ein edler, tapferer Ritter werden! Einem Mädchen würde ich allerdings nie beibringen, wie es sich zu integrieren hätte. Sie müsste natürlich nicht denselben Weg bestreiten wie ich, aber mutig und selbstbewusst sein. Ich würde sie bei allem unterstützen, was sie sich wünschte und Baldr sicher auch. Baldr würde weder mir noch unseren Kindern irgendetwas aufzwingen..
      Ein leises Seufzen entglitt mir bei diesen Gedanken. Wir wären gar keine schlechten Eltern, oder? Baldr müsste unsere Familie auch nicht allein beschützen, denn ich würde verhindern, dass uns und unseren Kindern je Leid zugefügt werden würde. Wenn Banditen uns überfallen, würde ich alle töten und sie beschützen. Ich würde durchs Feuer gehen, um sie zu retten.

      Mein Blick huschte zu Baldr rüber und mein Herz schlug gleich ein wenig schneller. Wie Baldr sich eine Familie mit mir wohl vorstellte? Sie hätten auf jeden Fall eine bessere Kindheit als wir, wobei meine Kindheit mit Baldr an meiner Seite gar nicht so furchtbar war. Wir lachten immer sehr viel und waren trotz allem eigentlich ganz unbeschwert. Wir hatten große Träume, die wir gemeinsam verwirklichen wollten und werden.
      Wenn Baldr sich wirklich so sehr wünschte, dass ich ihm Kinder schenke... Dann würde ich ihm diesen Wunsch gerne erfüllen.. Nicht jetzt, aber eines Tages.. ja.. Der Gedanke daran war gar nicht mehr so schlimm.. Eigentlich sogar ziemlich schön.. Für immer an Baldr's Seite zu sein und ihn zu küssen und zu umarmen. Mit ihm zu lachen. Vielleicht würden wir uns auch mal streiten, aber nichts könnte uns so einfach entzweien. Ganz bestimmt nicht.
      Verträumt blickte ich in den Himmel und lächelte. Ich hatte erreicht, was ich erreichen wollte. Mehr sogar. Ich bekam meinen Ritterschlag ohne weiter vorzutäuschen, dass ich ein Junge wäre. Ich durfte einer Einheit beitreten, die sich vielleicht sogar mehr als alle anderen für das Wohl anderer einsetzten. Vor allem war da noch der Orden, der mich auffangen würde, falls ich stolpern sollte. Es war vielleicht ein wenig naiv, aber meine Zukunft sah gerade wirklich sehr vielversprechend aus.. Das nächste Kapitel meines Lebens begann.

      Als Baldr unruhig wurde, sprang ich auf und setzte mich gerade zu ihm auf meine Waden, als er schon aufschreckte und mir somit beinahe eine Kopfnuss verpasst hätte. Dann fiel er mir um den Hals, weshalb ich meine Arme fest um ihn schlang und ihn an mich drückte.
      "Ich bin da..", versuchte ich ihn zu beruhigen, da er scheinbar einen schlimmen Traum hatte.
      "Ich werde immer da sein..", hauchte ich und strich sanft über seinen Rücken.
      "Ich hab dir doch versprochen, dass ich auf dich aufpassen werde..."
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Kiimesca ()

    • Einen Moment noch in Angst und Panik verweilend hielt ich sie in meiner Umklammerung, dann schaffte ich es, mich zu beruhigen.
      Mein Herzschlag verlangsamte sich wieder, das Atmen wurde ruhiger. Nach einem weiteren Moment in unserer gemeinsamen Umarmung löste ich sie schließlich.
      "Tut mir Leid, ich...ich hatte einen schlimmen Traum..."
      Seufzend erhob ich mich und blickte für einen Moment mit glasigen Augen in Richtung Königspalast. Mein Blick fiel auf das Tor, vor dem im Traum diese Gestalt gestanden hatte.
      "Da waren die Gestalt...und diese Szenen, es hat sich alles so real angefühlt..."
      Ich erzählte Lorae von meinem Traum, dann läutete eine Kirchturmglocke zur dritten Stunde.

      "Noch eine Stunde...ich hab wohl ziemlich lange geschlafen, nicht wahr? Jedenfalls sollten wir langsam aufbrechen. Danke, dass du auf mich aufgepasst hast."
      Ich wandte meinen Körper nun wieder Lorae zu und näherte mich ihr langsamen Schrittes. Eine Hand legte ich mit müden Augen auf ihre linke Schulter.
      "Was wollen wir machen, wenn wir von der Hochzeit zurück sind? Ich denke, die Hotelzimmer-Idee können wir uns abschminken, schließlich haben wir doch die letzten beiden Tage nur in einem Zimmer verbracht, auch wenn es nicht so edel war, wie das eines Hotels. Außerdem", ich tastete mit der anderen Hand nach dem Geldsäckchen in meiner Tasche, "hab ich nicht mehr viel Geld, wir sollten uns also eine Beschäftigung suchen, die uns im besten Falle nichts kostet..."
      Ich senkte mit trüber Miene meinen Blick und piekste mit meinem Finger wiederholt sanft gegen ihren flachen Bauch.
      "Ich hoffe nur, dass der viele Sex der letzten beiden Tage ohne Folgen bleiben wird, zumindest für den Moment. Auch wenn ich es gerne wieder mit dir tun würde, ist jedes weitere Mal ein Risiko, dass wir nicht eingehen dürfen. Vielleicht nach den drei Jahren unserer Ausbildung, aber nicht jetzt...lass uns nun gehen, ja? Marius wartet bestimmt schon auf uns..."
      Dann drehte ich mich wieder von ihr weg, zog mir die Kapuze tief ins Gesicht und sprang vom Dach. Da der Boden nicht übermäßig weit entfernt war und ich wusste, wie ich mich abrollen musste, blieb meine für Außenstehende wagemutige, tollkühne Tat für mich ohne Folgen.
      Unten angekommen blickte ich zu Lorae hinauf, die noch auf dem Dach stand.
      I'm a shape shifter at Poe's masquerade.
    • Lorae

      Als Baldr sich von mir löste, schüttelte ich lächelnd meinen Kopf.
      "Dafür musst du dich nicht entschuldigen...", beruhigte ich ihn. Ich kannte dieses Gefühl, wenn man aus einem schlimmen Traum erwachte. Dann war ich auch froh, wenn Baldr an meiner Seite war.
      Allerdings war sein Traum wirklich sehr außergewöhnlich. Es war nichts, was er schon mal erlebt hatte.
      Es muss schrecklich sein, so etwas mit anzusehen. Menschen sterben zu sehen, die einem wichtig waren. Das hätte mich auch sehr mitgenommen.

      Auch wenn er ein langes Nickerchen hatte, ging es ihm bestimmt nicht so gut wie erhofft. Die Frage, ob es ihm denn nun wenigstens besser ginge, erübrigte sich also. Ich hatte vielleicht nicht das größte Feingefühl, aber auch nicht keines. Außerdem konnte man ihm ansehen, dass er noch immer müde war. Vielleicht sogar müder als vorher.
      Bei seiner Frage nach unseren heutigen Plänen, wurde ich wieder etwas nachdenklicher. Hatte er etwa schon genug davon, dass ihn der Gedanke nicht weiter reizte? Vielleicht lag es auch an dem Schock wegen seines Alptraums. Und er wirkte betrübt, weshalb meine Sorge ein wenig mehr wuchs, bevor ich zu meinem Bauch hinab sah.
      "Ja.. möglich.."
      Vielleicht nach den drei Jahren unserer Ausbildung? Wollte er es wirklich nicht mehr tun, bis dahin? Natürlich war mir das Risiko ein Dorn im Auge, denn ich wollte diese Ausbildung unbedingt. Dennoch stimmte es mich traurig.
      "Ja..", antwortete ich lediglich auf seine Bemerkung in Bezug auf Marius und sah ihm nach, während ich ein Seufzen unterdrückte.
      Das Baldr einfach so heruntersprang schockierte mich, weshalb ich mit großen Augen nach unten sah. Wie.. Das mache ich garantiert nicht nach..

      Stattdessen kletterte ich hinab, bis mir die Entfernung zum Boden ungefährlich erschien - was nicht besonders viel war - und kam schließlich auf dem Boden an, wo ich mich zu Baldr umdrehte.
      "Du bist echt verrückt, weißt du das?", schmunzelte ich. Seit dem Einsatz in Paradis entdeckte ich viele neue Seiten an ihm. Ich hatte keine Ahnung, dass er all das konnte. Das war beeindruckend. Ich war fasziniert und auch sehr stolz auf ihn. Vielleicht auch ein klein wenig neidisch, weil ich es nicht so gut konnte, aber ich freute mich trotzdem darüber, dass er darin besser war als ich.

      ________

      Ruven Avenor

      Nachdem Marius mit den anderen zum Palast aufgebrochen war, ging ich mit Lis zu mir nach Hause. Als wir den Termin gemacht haben, hatte ich meine Familie gefragt, ob Lis das Hochzeitskleid meiner Mutter anziehen dürfte. Ich habe gebettelt und die größten Kulleraugen gemacht, die ein Mensch je gesehen hatte. Zumindest fühlte es sich für mich so an, da ich nicht mal als Kind wegen etwas so gebettelt hatte, wie jetzt.
      Meine Mutter war zwar streng und zielstrebig, dazu äußerst selbstbewusst, aber nicht herzlos. Ich konnte mich nicht über meine Familie oder meine Kindheit beklagen. Die Reibereien mit David erschien mir auch völlig normal zu sein unter Brüdern.

      Jedenfalls erfüllte sie mir und Lis diesen Wunsch und half uns sogar dabei, sie für die Hochzeit herauszuputzen. Marius bekäme auch den Anzug meines Bruders, da er in etwa gleich groß war. Mit den Hochzeitsgewändern von Adligen konnte das natürlich nicht mithalten, aber das war doch besser, als in ganz gewöhnlicher Freizeitkleidung vor den Altar zu treten.
      Lis hatte sich noch nie geschminkt, da sie so etwas nicht besaß. Ich musste meine Mutter jedoch davon abhalten, es zu übertreiben. Man sollte sie immerhin noch erkennen können. Aber sie hatte ihr eine wirklich schöne Hochsteckfrisur gezaubert, die einer Braut würdig war.
      "Du bist wunderschön.. Marius wird begeistert sein", grinste ich mit erhobenem Daumen.
      "Danke Ruven.. ohne dich wäre das alles gar nicht möglich gewesen..", gab sie gerührt von sich und sah mich an, als könnte sie gleich losweinen.
      "Das hab ich doch gern gemacht.. Ihr seid meine Freunde..", hauchte ich und stupste ihre Stirn an.
      Ich konnte den Priester dazu bringen, dass sie nicht lange auf einen Termin warten mussten. Wie ich das geschafft habe? Nunja.. Der Priester war der Bruder meiner Mutter. Ein bisschen betteln hat auch da geholfen.

      Während meine Mutter gemeinsam mit Krista bei Lis blieb, um noch den letzten Feinschliff zu machen - wobei ich ihr verboten hatte, zu übertreiben - ging ich zu Marius, der von seinem Ritterschlag kam. Er strahlte wie ein Honigkuchenpferd, genau wie Lis. Das brachte auch mich zum Lächeln, denn die beiden waren ein wirklich tolles Paar.
      "Ruven, du bist der Beste!", lobte er mich und drückte mich so fest, dass meine Wirbelsäule ein leises Knacken von sich gab.
      "Du erdrückst mich..."
      Er lachte und ließ mich los, woraufhin auch ich lachte. Anschließend stand ich ihm dabei zur Seite, sich fertig zu machen. Bald war es soweit.. Marius und ich gingen vor, um anschließend in der Kirche auf Lis zu warten. Der Bräutigam wippte ungeduldig mit seinem Fuß auf, weshalb ich ihm eine Hand auf die Schulter legte.
      "Entspann dich.. Es kann nichts schiefgehen." Sie wird Ja sagen, dann werde sie sich küssen, feiern und die Nacht zusammen verbringen. Kein Missgeschick dieser Welt könnte das verhindern. Okay.. ein wirklich heftiges Missgeschick natürlich schon, aber was sollte schon passieren, außer das jemand über seine eigenen Füße fiel? Also immer mit der Ruhe.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco
    • "Hattest wohl Angst?", witzelte ich, als sie die Wand hinabgeklettert und sich zu mir umgedreht hatte.
      Als sie zu mir aufschloss, wuschelte ich sanft durch ihr dichtes, dunkelbraunes Haar und beugte mich hinab, um ihre Stirn zu küssen.
      Dann vergrub ich meine Hand tief in den Taschen meiner Montur und lief langsam neben Lorae her, da in Bälde die Hochzeit von Marius und Lisbeth stattfinden würde.
      Mit trübem Blick trat ich immer wieder einen kleinen Stein vor mir her, in der Hoffnung, er möge mich bis zu unserem ZIel begleiten, jedoch trat ich ihn einmal ungünstig, sodass er in einem Schlagloch landete, wo der Boden einige fehlende Steine aufwies.
      Ein leises Seufzen entkeuchte meinem Mund, dann schob ich meine Kapuze zurück, um mir eine Strähne nach hinten zu wischen, die mir bereits seit einiger Zeit im Sichtfeld hing und nervte.
      "Hör mal...ich hab nachgedacht...", dann schwieg ich für einen kurzen Moment, um mich zu sammeln, "als ich vorhin sagte, dass es ein Risiko ist, weiter mit dir zu schlafen, da wir sonst Eltern werden...daran hat sich nichts geändert. Du hast zwar diese Zählmethode, aber wenn du dich einmal verzählst und wir es tun...der Hauptgefreite würde uns sofort unehrenhaft entlassen oder so...und das will ich nicht...vielleicht gibt es ja einen Schutz oder so...irgendwas, dass ich mir überziehen kann und meinen Samen auffängt...oder wir nutzen eine deiner anderen Öffnungen...die haben wir noch nicht probiert und ich würde schon gerne wissen, wie sich das anfühlt..."
      Dann schwieg ich für einen Moment, da uns einige Passanten entgegenkamen.
      Als sie außer Reichweite waren, setzte ich meinen Monolog fort: "Aber du musst das nicht machen...es war nur eine Idee. Drei Jahre sind eine lange Zeit und das komplett ohne dieses Gefühl zu spüren...es würde mir schon fehlen, jetzt wo ich schon von diesem Gift gekostet habe..."
      Als wir an einer Bäckerei vorbeikamen, fielen mir in deren Auslage einige faszinierend aussehende Leckereien auf: kleine, verzierte Würfel.
      Fasziniert davon trat ich heran.
      "Hallo. Mir sind diese Würfel aufgefallen, was ist das?"
      "Hallo, junger Mann.", entgegnete die Frau auf der anderen Seite der Auslage.
      "Was?", entgegnete ich, da ich sie nicht verstand.
      "Oh, verzeih. Macht der Gewohnheit. Ich komme nicht von hier. Ich sagte Hallo, junger Mann."
      "Ah, okay...Hallo, wo kommen Sie her? Ich hab eine solche Sprache noch nie zuvor gehört."
      "Aus Francia. Das ist ein Land weit im Westen. Und das hier", sie zeigte auf die kleinen Würfel, "sind Petits Fours, kleine glasierte Gebäckstücke aus Biskuitteig, Marzipan, verschiedenen Cremes und Zuckerguss."
      Sie griff nach einem Messer und nahm einen der kleinen Würfel, um ihn in zwei gleichgroße Hälften zu schneiden. Dann reichte sie diese uns, eine für mich, eine für Lorae.
      "Probiert mal. Lasst euch vom Geschmack von Zitrone und Marzipan verzaubern."
      Ein wenig zögernd roch ich daran, der intensive Geruch von Zitrone stieg mir in die Nase. Dann schob ich sie mir in den Mund - und war beinahe schon schockverliebt. Was für ein Geschmack! Mit begeisterter Miene wandte ich meinen Blick kurz zu Lorae zu, die scheinbar nicht minder angetan zu sein schien.
      Dann blickte ich wieder zur Frau.
      "Wow...die sind wirklich gut. Was ist der Preis?"
      "Weil ihr so ein süßes Paar seid, mach ich euch einen Sonderpreis...sagen wir 10 Stück für eine Gulde?"
      "WIr sind kein...", ich biss mir auf die Lippen, da ich befürchtete, dass ihr Preis dann nicht mehr gilt, "Fein. Ich nehme zehn."
      Während sie die kleinen Würfel behutsam in Wachstücher hüllte, kramte ich aus meinem Geldsäckchen einige Münzen hervor, sodass ich schließlich den geforderten Betrag auf den Bezahltisch neben der Auslage legen konnte.
      Dann zählte sie nach und drückte mir die kleine Wachsverpackung in die Hand.
      "Sei aber vorsichtig, sie sind ziemlich empfindlich."
      Ich nickte, dann verabschiedete ich mich von ihr.
      "Lass uns noch kurz zur Herberge gehen, ja? Ich würde die gerne irgendwo lagern wo es kühl ist und heute Abend gemeinam mit dir verspeisen."
      Ich schenkte ihr ein süßes Lächeln und schlenderte mit ihr den restlichen Weg zur Herberge, bei dem ich mich jedoch einige Male verlief, weshalb ich letztlich ein wenig Zeitdruck verspürte.
      Schließlich doch noch dort angekommen, deponierte ich die kleine Packung im kühlen Schlafraum ganz hinten unter unserem Bett, damit sie kein anderer findet und isst. Das würde mich sonst wütend machen...
      "Ich hoffe, dass sie hier unten keiner findet und isst. Sonst wäre ich echt sauer...lass uns jetzt zur Kirche gehen."

      Wenig später erreichten wir schließlich unser Ziel, welches einen zehnminütigen Fußweg von der Herberge entfernt war und am östlichen Stadtrand mitten im Bauernviertel lag.
      Hier wohnten die Bauern und Viehzüchter, die sich um die Farmen und Felder kümmerten, welche außerhalb Prahas ein Stück von der Stadtmauer und dem östlichen Tor entfernt im Osten gebaut wurden und die Stadt mit Getreide und tierischen Produkten versorgten.
      Da die wenigen Wohnplätze auf den Farmen den Eigentümern und deren Familien vorbehalten waren, wurden die Lohnarbeiter hier untergebracht.
      Die Kirche des Viertels stand im Herzen davon.
      Sie war klein und relativ alt, für eine solche Hochzeit jedoch ausreichend, wie es schien.
      Besagte Hochzeit war bereits in vollem Gange, als wir sie betraten und ich mit Lorae unauffällig in einer der beiden hölzernen Kirchenbänke in der letzten der drei Reihen Platz nahm.
      Unser Erscheinen schien außer dem Pastor keiner zur Kenntnis genommen zu haben, da - bis auf er - alle Gäste vor uns und mit dem Rücken zu uns saßen, während Marius und Lisbeth gerade nur Augen füreinander zu haben schienen, ihre Hände ineinander umschlungen.
      "Hiermit erkläre ich euch nun für Mann und Frau. Sie dürfen die Braut jetzt küssen."
      Die jungen Zuschauer und anderen wenigen Gäste, zu denen unter anderem auch Ruven gehörte, applaudierten, dann küssten sich Marius und Lisbeth liebevoll.
      Meine Gedanken schweiften ab, während ich für einen Moment in den Applaus einstieg.
      Ich sah mich mit Lorae ebenfalls vor dem Altar stehen, allerdings auch mit Flavius...wobei ich nicht wusste, ob zwei Männer überhaupt miteinander heiraten dürfen.
      Warum ging er mir einfach nicht aus dem Kopf?
      Ich hatte zwei Tage lang jede Menge Sex mit Lorae und gefühlt wahrscheinlich so viel Samen in sie gepumpt, dass ich damit einen ganzen Met-Becher füllen könnte und dabei vielleicht sogar geschwängert habe - ob ja oder nein würde sich in den nächsten Wochen herausstellen - und dennoch...dennoch ist er noch immer da.
      Flavius...und sein Penis, sein großer Fleischpenis...wie er sich damals kurz nach unserer ersten Begegnung beim Pinkeln an der Akademie neben mich gestellt hat und wie selbstverständlich dieses fast schon unverschämt mächtige Glied rausholte und mit einem dicken Strahl ins Gras pinkelte...wie es sich wohl anfühlt, wenn er ihn mir hinten reindrückt?
      Wahrscheinlich würde es mich einfach zerreisen...und wenn er meinen Mund dafür benutzt?
      Vermutlich würde er mir den Kiefer ausrenken, wenn er den kompletten Weg bis zu seinem prallen Hodensack gehen würde...warum hatte ich nur diese komischen Gedanken? Was war los mir mir?
      Eine vertraute Stimme riss mich aus meinem kurzen Tagtraum, mein Gesicht zu einer ratlosen Fratze verzogen, die Augen ein Stück geweitet die Rückseite der Kirchenbank vor mir anstarrend.
      I'm a shape shifter at Poe's masquerade.

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Haruka Watanabe ()

    • Lorae

      Irgendwie schien Baldr bedrückt zu sein. War es wegen seinem Traum oder war er vielleicht doch nur müde? Nein, vermutlich nicht. Genau deshalb machte ich mir ein wenig Sorgen. Ich überlegte, ob ich ihn fragen sollte, aber bevor ich mich entscheiden konnte, begann er das Gespräch von selbst, weshalb ich ihm aufmerksam zuhörte. Es ging also um seine Aussage auf dem Dach. Meine Ansichten waren gar nicht so anders.
      Ich wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Deswegen antwortete ich auf seine Aussage, dass es ihm fehlen würde:
      "Mir auch."

      Als Baldr an der Bäckerei hielt, wollte ich natürlich wissen, was der Grund dafür war und blieb deshalb nah bei ihm. Scheinbar zu nahe, da uns die Frau für ein Paar hielt, dass wir nicht waren. Oder doch? Nein. Nein, waren wir nicht. Auch wenn Baldr seinen Satz nicht beendet hatte, wusste ich, was er sagen wollte. Das war okay, schätze ich. Keine Ahnung.
      Jedenfalls waren diese kleinen Gebäcke unfassbar lecker! So etwas leckeres hatte ich noch nie gegessen. Ich mochte süßes Essen sehr gerne und freute mich darüber, dass ich noch mehr davon essen könnte. Es war nämlich viel zu schade, dass das Probierstück so schnell in meinem Magen verschwand und einen trauernden Mund zurückließ.
      "Ja", stimmte ich zu und ging mit ihm zur Herberge, wo er das Gebäck vor den anderen versteckte, weshalb ich schmunzeln musste. Wer sollte sie da schon finden? Außerdem wäre es wirklich sehr frech sich einfach daran zu bedienen, wo sie doch so gut versteckt waren und ersichtlich war, dass man sie nicht mit jedem teilen wollte.

      Wir kamen zwar etwas zu spät, aber vielleicht war das ja niemandem aufgefallen... Es waren recht viele Gäste anwesend, wobei die meisten davon eher ärmlich aussahen. Vor allem die Jüngeren, da es sich bei ihnen wohl um die Waisenkinder handelte, mit denen Lisbeth aufgewachsen war und um die sie sich seit ihrer Volljährigkeit kümmerte. Sie würde bestimmt eine tolle Mutter werden. Mit wesentlich mehr Liebe und Hingabe, als ich es mir vorstellen könnte. Für mich war es nicht nachvollziehbar, dass man nichts weiter als die Ehe und das Muttersein im Leben anstrebte.. Aber Lisbeth sah so unglaublich glücklich aus.
      Ich fragte mich, ob Baldr und ich irgendwann auch dort stehen würden, aber das konnte ich nicht beantworten. Immerhin wollte Baldr noch immer unbedingt mit Flavius sprechen. Flavius stand also noch immer zwischen uns und doch, war ich deswegen nur mäßig betrübt. Auch wenn ich wirklich gern mit Baldr schlief, wollte ich nun mal auf keinen Fall Kinder, bevor ich meine Ausbildung nicht abgeschlossen hätte. Der Gedanke, dass Baldr sich in den Drei Jahren mit Flavius vergnügen konnte, war deshalb sogar irgendwie.. erleichternd.. Ein wenig schade, aber wirklich mehr erleichternd. Aber wenn Baldr sich für ihn entscheiden würde, wie sollte es dann weitergehen? Er hatte gesagt, dass er dann trotzdem Kinder mit mir möchte, aber wie genau stellte er sich das vor? Würde ich ihn dann mit Flavius teilen? Ich kannte ihn nicht einmal. Und was, wenn Flavius das gar nicht möchte und mir Baldr ganz wegnehmen will? Ja, vielleicht sogar unsere Freundschaft verbieten würde. Würde Baldr das zulassen? Für die Liebe schien man so einiges zutun.. Aber.. den besten Freund verlassen? Diese Vorstellung schmerzte wirklich sehr..

      "Da seid ihr ja!", lachte Marius, ehe er seine Arme von hinten um unsere Hälse legte und bis über beide Ohren grinste.
      "Ich dachte schon ihr wärt beschäftigt und würdet die Zeit vergessen", schmunzelte er, was mich etwas verlegen machte. Warum musste er denn so darauf rumreiten.. Machte er sich lustig oder war er vielleicht sogar wirklich neidisch? Von nun an würde er all das doch auch mit Lisbeth machen können, wobei sie gar nicht so lange hätten warten müssen, finde ich.
      "Wenn du es erstmal selbst erlebst, wirst du auch kaum damit aufhören können", meinte ich und grinste ihn frech an.
      "Glaubst du, dass ich vor Lis nicht schon mal Erfahrungen gemacht habe?", fragte er, weshalb mein Grinsen verschwand und ich ihn verdutzt ansah.
      "Hast du?" Bei Männern war das wohl nicht so überraschend. Das einzige, was mich daran überraschte war, dass er Lisbeth dann solange widerstehen konnte.
      "Vielleicht?"
      Er wandte sich von uns ab und ging zu seiner frisch angetrauten Gemahlin und Ruven, in dessen Armen sie lag. Die beiden schienen wirklich sehr gute Freunde zu sein. Fast schon wie Baldr und ich. Ich hatte gar keine Vorstellung davon, wie gut sie befreundet waren und das Ruven den größten Teil dazu beigetragen hatte, dass sie heute verheiratet werden konnten. Er hatte sogar den Kuchen gebacken, der schon darauf wartete, von uns verspeist zu werden. Allerdings reichten seine Bäckerkenntnisse nur für einen simplen Rührkuchen und keine spektakuläre Torte und er wollte seine Familie nicht um noch mehr Gefallen bitten.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco
    • Die vertraute Stimme stellte sich als jene von Marius heraus. Ich erhob meinen Kopf, mein eben noch ratlos wirkendes Gesicht normalisierte sich.
      Marius grinste über beide Ohren und hatte seine starken Arme von hinten um unsere Hälse gelegt, was für mich kein Wunder war, erlebte er doch heute den glücklichsten Tag seines Lebens.
      Irgendwie war ich ja schon ein wenig neidisch. Er hatte seinen Menschen fürs Leben gefunden, ich hingegen konnte mich nicht entscheiden...
      "Ich freu mich für euch", entgegnete ich und erhob meinen müden Körper von der harten Kirchenbank, auf der mein Hintern zu schmerzen begonnen hatte.
      Der Geruch von Kuchen stieg mir nun in die Nase. Ich wandte meinen Blick vor zum Altar. Auf einem Tisch stand ein Holzbrett mit einem Rührkuchen. Einfach, aber bestimmt lecker, dachte ich mir, als Marius zu seiner Frau und Ruven ging,
      "Was meinst du? Werden wir irgendwann auch heiraten?", murmelte ich, als wir allein waren.
      Ich drehte mich zu Lorae und blickte müde in ihr Gesicht. "Oder...", dann drehte ich meinen Kopf beschämt weg und wandte meinen Blick dem Boden zu.
      Mein Nickerchen hatte mir eindeutig nicht gutgetan, weshalb ich mich gähnend zurück auf die Kirchenbank fallen ließ und meinen Kopf an der Lehne überstreckte, sodass ich das Dach erblicken konnte. Außerdem breitete ich meine Arme auf dieser aus.
      Ich fühlte mich neben der Spur, müde und unausgeglichen und hoffte, mich irgendwie bis heute Abend wieder in den Griff zu bekommen, ich wollte die letzte Nacht in Freiheit nicht nur schlafend verbringen, sondern ihn mit was auch immer bewusst genießen und das am Liebsten mit Lorae.
      Vorne am Altar wurde inzwischen der Kuchen angeschnitten und man schien bereits auf uns zu warten. Schließlich waren wir Freunde von Marius, Lisbeth und Ruven und darüber hinaus deren Gäste.
      Lorae war wohl daher im Begriff zu ihnen aufzuschließen, jedoch hielt ich sie sanft am Arm fest.
      "Warte...bevor du dich den anderen anschließt, umarme mich", hauchte ich und schloss meine Augen.
      "Mir geht es nicht gut, der Traum hat mich aufgewühlt und ich verspüre wegen morgen eine gewisse Unruhe und Anspannung...ich habe Angst."
      Was würde mich im Aufklärungstrupp erwarten? Wie würde man mit mir umgehen, da ich in den Augen des Hauptgefreiten ein Fremdkörper zu sein schien? Wäre ich stark genug? Könnten Lorae und Basim mir dort den Halt geben, den ich brauchen würde? So viele Fragen...


      ----

      Dimitri indes stand mit Falco in einer Schneiderei, um für ihn einen Satz Kleidung mitsamt Schuhen anzufertigen, der ihn vor den widrigen Bedingungen des hohen Nordens schützen würde.
      "Wie gefällt dir deine Winterkleidung?"
      Falco drehte sich einige Male unsicher vor einem mannshohen Spiegel.
      "Ganz gut. Nur ist sie echt warm."
      "Dann erfüllt sie seinen Zweck. Du wirst sie brauchen, das Wetter an der Akademie ist noch frostiger als hier. Zwickt sie irgendwo?"
      "Nein. Sie sitzt gut..auch da unten." Falco griff sich kurz in den Schritt, um abzutasten, ob es irgendwo spannt oder zwickt.
      Dann tastete er bei seinen braunen, fellgefütterten Winterstiefeln ab, ob die Zehen genug Platz haben.
      "Gefällt ihm der Satz?"
      Dimitri nickte dem Schneider bestätigend zu: "Ja. Gut gemacht."
      Daraufhindrückte dem Schneider einen Satz Münzen der im diesem Reich gültigen Währung in die Hand und verließ nach einer höflichen Verabschiedung mit Falco das Geschäft.
      "Haben wir dann alles?"
      Dimitri blickte auf ein Papier mit seinen Vorbereitungen. Pferde, Waffen, Vorräte, Falco wichtige Phrasen und Kommandos beibringen und als letzten Punkt Winterkleidung für Falco.
      "Ja. Wir werden morgen aufbrechen. Bis zur Eulenakademie dauert es etwa vier Tage. Sollten wir Pech mit dem Wetter haben, länger."
      I'm a shape shifter at Poe's masquerade.
    • Lorae

      Als Baldr mich plötzlich fragte, ob ich dachte, dass wir irgendwann heiraten würden, sah ich ihn einen Moment an. Bevor ich allerdings zu einer Antwort kam, wandte er sich von mir ab. Worüber dachte er nach?
      "Möglich..", antwortete ich dennoch.
      Ich war gerade aufgestanden, als Baldr mich schon am Arm festhielt und so meinen Blick auf sich zog, den ich sowieso auf ihn richten wollte. Eigentlich wollte ich ihn mitnehmen, aber er war wohl nicht in Stimmung dafür.
      Um eine Umarmung müsste er mich nicht zweimal bitten, weshalb ich dieser Bitte sofort nachkam.
      "Weil Levi dich für ungeeignet hält? Er mag vielleicht nicht ganz falsch liegen, aber er kennt dich nicht. Er kennt uns nicht. Mir würde das auch niemand zutrauen, nur weil ich ein Mädchen bin. Du bist einfühlsam und sensibel. Ich möchte die Menschen zwar beschützen, aber ich kann ihnen kein Trost spenden, wenn ich sie nicht beschützen konnte. Du schon", meinte ich und legte meine Hand auf sein Herz.
      "Ich brauche dich, so wie du mich brauchst. Ohne dich bin ich nur eine Waffe. Du lässt mich ein Mensch sein. Ohne dich würde Marius Recht damit haben, dass ich kalt und skrupellos bin.. Solange du bei mir bist und ich mir Sorgen um dich mache, ist mein Herz nicht aus Stein..." Das klang am Ende kitschiger, als ich beabsichtigt hatte, aber so war es. Er brauchte mich, um nicht zu emotional zu sein und ich ihn, um nicht empathielos nur für den Kampf zu leben. Das wurde mir umso klarer, als wir getrennt waren und ich mich nur noch auf mein Training versteift hatte.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco
    • Als Lorae sich zu mir hinabbeugte, um mich in eine Umarmung zu verwickeln, legte ich meine Arme um sie und krallte meine FInger leicht in ihre Kleidung.
      Ihre Worte munterten mich ein wenig auf, vor allem, weil sie bereits zu ahnen schien, was gerade in mir vorging.
      "Ich danke dir", murmelte ich und schloss blickte zu den anderen, die ich von meiner Position aus gerade so sehen konnte.
      Einige von ihnen aßen bereits.
      "Sei mein Schild und mein Schwert und ich werde dein Herz sein. Wir schaffen das, ja?"
      Dann richtete ich mich auf, legte meine Hände auf ihre Wangen und küsste sie für einige Sekunden, meine Zunge drang dabei für einen Moment in ihren Mundraum ein. Anschließend löste ich diesen mit einem leisen Schmatzen und schenkte ihr ein sanftes Lächeln; schließlich nahm ich ihre Hand und schloss mit ihr zu den anderen auf; zu einem Stück Kuchen konnte ich nicht nein sagen.
      "Entschuldigt, Leute...wir mussten noch etwas besprechen."
      Ich ließ Lorae´s Hand los und nahm das Stück entgegen, welches mir gereicht wurde.
      Es schmeckte gut und war schön saftig, jedoch fielen trotz meines Versuches, nicht alles vollzukrümeln, einige auf den Boden.
      "Wer hat das gebacken?", rief ich für meine Verhältnisse laut in die Runde, bemüht, die durch die anwesenden Kinder lebhafte Atmosphäre zu übertönen.
      I'm a shape shifter at Poe's masquerade.
    • Lorae

      Als Baldr sich bei mir bedankte, strich ich sanft über seinen Rücken.
      "Immer doch...", flüsterte ich nur leise.
      "Ja!" Natürlich schaffen wir das! Gemeinsam.
      Bei dem folgenden Kuss erröteten meine Wangen ein wenig, da wir hier in der Gegenwart von so vielen Leuten waren. Dennoch genoss ich diesen Moment, ehe er sich von mir löste und ich sein Lächeln, wie auch den Kuss zuvor erwiderte. Während Baldr meine Hand hielt, drückte ich diese ein wenig und ging mit ihm zu den anderen.
      Seiner Entschuldigung fügte ich nur ein entschuldigendes Lächeln hinzu, ehe wir etwas von dem Kuchen abbekamen.

      ____

      Ruven Avenor

      Mein Blick ging kurz zu Baldr und Lorae, die seit ihrem Geständnis noch mehr aneinander hingen, wie sonst. Sie umarmten sich und ich sah auch ihren Kuss, weshalb ich ein kleines Lächeln zeigte. Auch wenn ich Baldr mochte - was zur Zeit fast nur auf seinem Aussehen beruhte - kannte ich ihn viel zu wenig, um die gleichen Gefühle für ihn aufzubringen, wie Marius und Lis sie füreinander hatten. Wer kannte ihn denn besser als Lorae? Wenn sie glücklich waren, freute mich das. Irgendwann würde ich dieses Glück ganz bestimmt auch finden. Allerdings hatte ich kein Recht mich in irgendeiner Weise über mein Leben zu beklagen. Ich hatte eine gute Familie und im Grunde alles, was man sich wünschen konnte. Es gab also kein Grund Trübsal zu blasen.

      Ich war wirklich froh, dass es trotz mangelnder Möglichkeiten doch noch eine richtig schöne Hochzeit geworden ist. Bestimmt wären die beiden auch mit weniger zufrieden gewesen, weshalb ich mindestens ein Dutzend Dankeschön von jedem von ihnen zu hören bekam. Dafür das ich meinen Onkel überzeugen konnte die beiden zu vermählen. Dafür das ich ihnen Kleidung besorgt hatte und sie nicht wie gedacht in Alltagskleidung heiraten mussten. Für den Blumenstrauß von Lis. Vor allem aber für die Ringe, über die Marius sich solche Sorgen gemacht hatte. Alles was ihm nach der Auflehnung gegen seinen Vater geblieben war, war in der Akademie und somit für immer verloren. Diese kleinen Schmuckstücke hatten mich mein letztes restliches Erspartes gekostet, aber das war es wert.

      Und für den Kuchen, ...
      über den sich vor allem Lis sehr freute. Eine Erdbeertorte wäre perfekt gewesen, aber die wäre mir bestimmt misslungen, weshalb ich ihr zumindest einen vorzeigbaren Zitronenkuchen machen konnte. Vor der Ausbildung war ich auch gelegentlich in der Backstube. Damals hätte ich mir gewünscht, mit David den Platz zu tauschen, der als Erstgeborener Vaters Handwerk erlernen durfte. Einer der Streitpunkte zwischen David, Theo und mir war, dass David es als Zeitverschwendung bezeichnete, dass wir beide ein paar Grundlagen erlernten, da wir doch Ritter werden würden.
      .. nach dessen Bäcker Baldr fragte.
      "Wer wohl?", fragte Marius mit einem breiten Grinsen und wuschelte mir durch die Haare.
      "Der beste Freund, den man sich wünschen kann", kicherte Lis und klammerte sich an meinen Arm, weshalb ich ein wenig rot wurde. Wenn wir allein waren, war ihre Aufmerksamkeit ja in Ordnung, aber vor all den anderen, war mir das ein wenig peinlich.
      "Das ist doch nichts besonderes...", murmelte ich, nachdem ich von Lis einen Kuss auf die Wange bekam und Marius seinen Arm um meinen Hals legte. Körperliche Nähe, die ich heute zuhauf von den beiden bekam.
      "Ich bin froh, dass er allen schmeckt", meinte ich und lächelte sanft, wobei ich in die strahlend blauen Augen der Braut sah.
      "Du musst mir das Backen beibringen Ruven, damit ich uns immer so leckeren Kuchen backen kann!"
      Dabei war ich mir sicher, dass Lis die Grundlagen des Kochens und Backens im Waisenhaus gelernt hatte. Was sollte ich ihr also beibringen?
      "Versprochen. Spätestens wenn ich dem Aufklärungstrupp beitrete und euch wiedersehe. Vielleicht hast du bis dahin sogar schon ein Kind, Lis", meinte ich und piekte schmunzelnd in ihren Bauch.
      "Wenn es ein Junge wird, nenn ich ihn Ruven", verkündete sie mit einem breiten Grinsen.
      "Wirklich?", fragte ich mit hochgezogener Augenbraue. So viel Ehre gebührte mir nun wirklich nicht. Als ich zu Marius sah, zuckte er nur mit den Schultern. Wenn Lis das unbedingt wollen würde, würde er nicht widersprechen.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco
    • Ich trat lächelnd an Ruven heran und tätschelte seinen Kopf: "gut gemacht. Ein leckerer, saftiger Kuchen."
      Dann schob ich mir das letzte Stück in den Mund und blickte ihm ins Gesicht.
      Er war ja schon hübsch, aber an Flavius kam er nicht an...natürlich würde ich ihm das nie sagen und auch nicht, dass ich irgendwie seit einiger Zeit generell was für Jungs übrig hatte. Mir war das Ganze ja selbst irgendwie unangenehm und ich wusste noch nicht so recht, wie ich damit umgehen sollte, weil das alles noch ziemlich neu für mich war und außer Lorae - zumindest vermutete ich, dass sie davon wusste - niemand eine Ahnung von dieser Neigung hatte.
      ich hatte meine Vorliebe für Jungs entdeckt, als ich Flavius sah und er mir als erster und bisher einziger Junge - Piotr war eher einem Zwang geschuldet, da er mich gewissermaßen fast schon sexuell belästigt hat und ich ihm schließlich gab, was er wollte, in der Hoffnung, ihn endlich ruhigzustellen - gehörig den Kopf verdreht hatte, was nicht zuletzt auch seinem großen Fleischpenis geschuldet war.
      Zumindest fand ich ihn groß, sehr groß sogar, hatte ich doch nur meinen eigenen, eher durchschnittlichen Blutpenis und den von Piotr als Referenz, wobei letzterer noch mitten in der Pubertät war und damit noch in allen Bereichen Luft nach oben hatte.
      Außerdem war Flavius noch einen halben Kopf kleiner als ich, da wirkte sein Gemächt im Verhältnis zur Körpergröße natürlich nochmal beeindruckender.
      Natürlich mochte ich Lorae und der Anblick ihres nackten Körpers erregte mich, doch auch Flavius ließ mich nicht kalt. Das war für mich schon verwirrend.
      Eine raue Stimme unterbrach schließlich meine anzüglichen Gedanken.
      "Wenn ihr hier fertig seid, bitte ich euch, die Kirche zu räumen, ja? Ich muss langsam die Abendpredigt vorbereiten", entgegnete der Pastor schließlich.
      "Fein", entgegnete ich und wandte mich Lorae zu.
      "Lass mich erstmal in die Herberge gehen, ja? Ich brauch noch immer etwas Schlaf, also mach erstmal, was du möchtest. Ich hoffe nur, dass wir später trotzdem noch ein wenig Zeit miteinander verbringen können, also lauf nicht zu weit weg."
      Meine Wangen erröteten leicht und ich wurde verlegen, anschließend verabschiedete ich mich von Marius, Lisbeth und Ruven.
      "Habt eine schöne Hochzeitsnacht und danke für die Einladung."
      Dann verließ ich die Kirche in Richtung Herberge und zog mir die Kapuze über den Kopf. Der Herbstwind frischte nun auf, Laub fiel von den vielen Laubbäumen der Stadt und wehte durch die Straßen. Noch knapp ein Monat, dann könnte schon der erste Schnee fallen.
      Auf dem Weg zu meinem Ziel hörte ich eine Gruppe Jugendlicher über das anstehende Fest in etwas weniger in drei Wochen sprechen. Tausend Jahre Praha; das bedeutete ein gigantisches Spektakel; jeder, der Rang und Namen hatte, würde anwesend sein, auch aus anderen Reichen und Fürstentümern.
      Wahrscheinlich würde der Aufklärungstrupp ebenfalls anwesend sein und die Assassinen auch. Irgendjemand musste die Stadt schließlich von den Dächern aus im Auge behalten und bei Bedarf unerkannt in der Menge untertauchen können. Die Assassinen konnten beides, und der Aufklärungstrupp könnte im Ernstfall eingreifen, sollte etwas passieren, das die Militärpolizei mit ihren Mitteln nicht ohne Weiteres schlichten kann.
      So würde ich es zumindest machen, jedoch war ich Teil der Exekutive und hatte keine Entscheidungsgewalt. Der König, der General und die anderen Vorsitzenden, denen ich heute in diesem Nebenraum gegenübersaß, mussten darüber entscheiden.
      Auf Aufkommen an Soldaten aller Einheiten und diversen Reichen wäre in jedem Fall enorm. Schließlich war es das wichtigste Ereignis seit vielen Jahren für Bohemia und würde Gäste von Überall her anlocken.


      Seit der Hochzeit waren einige Stunden vergangen. Inzwischen ging es mir wieder besser, nachdem ich in der Herberge eine große Menge Wasser in mich gekippt und eine Weile ins Bett gelegt hatte.
      Glücklicherweise hatte ich diesmal keinen Alptraum, dafür aber auch keinen schönen, zumindest konnte ich mich daran erinnern, etwas geträumt zu haben.
      Es war bereits dunkel, als ich wieder erwachte.
      Die anfängliche Müdigkeit und fehlende Orientierung - ich wusste für einen Moment nicht, wo ich war - hatten sich jedoch schnell gelegt, als ich mein Gesicht mit kaltem Wasser gewaschen, ausgetreten und etwas Wasser getrunken hatte, sodass ich einigermaßen erholt die Herberge verließ und in meine Montur gekleidet auf den Vorplatz trat.
      Ich wusste nicht, wie spät es war, geschweige denn, wo Lorae steckte, jedoch hoffte ich, dass sie nicht zu weit weg war.
      Praha war groß und voller Leute, es würde demnach schwer sein, sie hier ohne Anhaltspunkt zu finden.
      Außerdem war ich gespannt zu erfahren, womit sie die letzten Stunden verbracht hatte.
      I'm a shape shifter at Poe's masquerade.

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Haruka Watanabe ()

    • Ruven Avenor

      Wenn Marius meinen Kopf tätschelte, war ich das ja gewohnt und außerdem war er größer als ich. Baldr war jedoch kleiner, wenn auch nicht viel. Daher sah das bestimmt etwas eigenartig aus, allerdings sah ich zwischen dem Paar eingeklemmt sicher auch eigenartig aus. Obwohl ihre Gefühle füreinander weitaus größer war, als ihre Freundschaft zu mir - zumindest glaubte ich, dass Liebe stärker war - blieben wir immer ein Dreiergespann, selbst heute.
      Da ich allerdings schon all meine Trümpfe aufgebraucht hatte, gab es für uns nur Wasser im Waisenhaus zu trinken, wo wir die nächsten Stunden verbringen würden. Immerhin konnte ich Marius und Lis ein schickes, wenn auch kleines Hotelzimmer beschaffen.
      Ich wandte mich nochmal meinem Onkel zu, um ihm zum Abschied abermals zu danken, ehe wir ins Waisenhaus gingen und dort noch etwas Zeit mit den Kindern verbrachten, die Lis und Marius regelrecht durchlöcherten mit ihren Fragen. Ob Lis jetzt ausziehen würde und wo sie wohnen würden und ob sie sie besuchen käme. Lis versuchte ehrlich zu sein und ihnen möglichst schonend beizubringen, dass sie Praha verlassen würde, weshalb sie mit Umarmungen überhäuft wurde.

      Da Baldr uns vorhin verlassen hatte, leistete ich Lorae also etwas Gesellschaft, die die Waisenkinder beobachtete. Sie war ja auch mal in einem Waisenhaus, bevor sie an die Akademie kam.
      Da mir nichts besseres einfiel, über das wir uns unterhalten könnten, fragte ich sie nach der Zeit im Waisenhaus. Auch wenn die Umstände natürlich tragisch waren, so fand ich es ziemlich schön, dass die beiden schon so lange befreundet waren. Es faszinierte mich sowieso, dass sie unbedingt Ritter werden wollte. Irgendwie fand ich das erfrischend. Wenn ich an Krista denke, die von Mutter immer nur lernte, wie sie zu sprechen, zu gehen und auszusehen hatte.. Zum Glück war ich kein Mädchen.
      ...
      "Und jetzt seid ihr ein Paar", meinte ich, als sie am Ende der Geschichte ankam, weil es für jeden so aussah.
      Ich hätte ein schnelles Ja oder ein glückliches Lächeln erwartet, aber stattdessen blickte ich in ihre grünen Augen und hörte nichts. Ein kurzer Blick auf ihre Lippen verwirrte mich zunehmender. Sie lächelte zwar, aber nicht so wie Marius oder Lis.
      "Wir sind kein Paar."
      Ihre Stimme klang ruhig - weder erfreut, noch betrübt darüber. So wie man einfach etwas ganz offensichtliches aussprach.
      Ich blinzelte kurz und sie sah mir meine Verwirrtheit und das folgende Schamgefühl wohl an, weshalb sie mir ihre Hand auf die Schulter legte.
      "Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß, Ruven."
      Ja schon.. Aber.. Ach, eigentlich ging mich das ja auch gar nichts an. Wenn die beiden zusammen waren, wirkten sie dennoch ganz anders. Die Lorae vor mir erinnerte mich mehr an Leon. In Baldr's Gegenwart wirkte sie ganz anders.
      Sie lehnte sich zurück und blickte in den Himmel, wobei sie breit lächelte.
      Jetzt sah sie wieder weniger ernst aus, viel freier. Vermutlich weil sie nun ihren Ritterschlag hatte und der ganze Ballast von ihren Schulter gefallen war.

      Ich tat es ihr gleich und hob meinen Blick gen Himmel, wurde jedoch von ihren unerwarteten Worten aus meinen Gedanken gerissen.
      "Du scheinst eine Verehrerin zu haben", meinte Lorae und schmunzelte, als ich zu ihr sah. Mein Blick traf das eines blonden Mädchens, das bei Lis stand und daraufhin schnell wegsah. Sie hieß Hannah und war ein paar Wochen jünger als ich, wenn ich mich recht erinnerte.
      "Hm.."
      "Vielleicht sollte ich gehen, damit sie sich traut dich anzusprechen.."
      Reflexartig legte ich meine Hand auf ihre, um sie davon abzuhalten aufzustehen und sah sie mit größeren Augen an, als ich beabsichtigt hatte. Sie sah mich etwas verwundert an und hob eine Augenbraue. Jetzt dachte sie bestimmt, dass ich sie mochte oder so.. Verdammt. Wenn ich ihre Hand jetzt jedoch eilig losließ, wäre das nur noch verdächtiger.
      Ich blinzelte ein paar Mal, während wir uns schweigend in die Augen sahen. Ich vermutlich, als wäre ich ein erschrockenes Reh und sie, als würde sie versuchen zu erraten, was in meinem Kopf vorginge.
      "Du interessierst dich nicht für Mädchen, oder?"
      Woher um alles in der Welt kam das jetzt?
      Weil ich zu lange mit einer Antwort gezögert hatte, fing sie an zu schmunzeln.
      "Du hast mich im Waschraum nicht begafft und jetzt soll ich dich davor beschützen, dass dich dieses Mädchen anspricht."
      "Das wäre unhöflich gewesen", antwortete ich auf den ersten Teil ihrer Begründung.
      "Selbst Marius hätte geschaut, auch wenn er Lisbeth liebt."
      Sie legte ihren Kopf schief und sah mich an, als hätte sie mich durchschaut. Nun.. irgendwie hatte sie das auch, aber wie?
      "Ja, du hast Recht", gestand ich und blickte wieder in den Himmel. Lis war die einzige, die davon wusste und ich kannte nicht besonders viele Leute, denen ich das anvertrauen könnte. Lorae war aber niemand, die mit Geheimnissen hausieren ging. Eine zweite Meinung zu diesem Thema könnte ja vielleicht nicht schaden..
      "Denkst du, dass ein Junge einen anderen Jungen lieben kann?"
      "Ja."
      Ihre Antwort kam unerwartet schnell und vollkommen sicher, weshalb ich sie überrascht ansah.
      "Du bist nicht der einzige, glaub mir."
      Sie kannte noch mehr? Unweigerlich musste ich dabei an Baldr denken, aber er hatte doch Lorae. Oder dieser Ritter mit dem sie so viel im Hof trainiert hatte? So viele Freunde hatte sie schließlich nicht..

      _______

      Lorae

      Ich traf scheinbar genau ins Schwarze, aber wirklich schwer zu erraten war das auch nicht.
      "Ich sollte jetzt gehen. Baldr wartet bestimmt schon auf mich", verabschiedete ich mich und stand auf.
      "Okay. Ich wünsche dir und Baldr alles Gute. Pass gut auf Marius auf, ja?"
      Lächelnd legte ich meine Arme um ihn. Er war ein wirklich guter Freund.
      "Mach ich. Und wenn du nächstes Jahr dem Aufklärungstrupp beitrittst, zahle ich dir dein Geld zurück", versprach ich.

      Als ich die Herberge erreichte, spähte ich ins Zimmer und sah, dass Baldr noch schlief. Also beschloss ich auf ihn zu warten und übte mich ein weiteres Mal im Klettern. Warum war das so schwer und sah bei ihm so einfach aus?
      Oben angekommen legte ich mich auf den Rücken und starrte in den Himmel. Mit dieser Apparatur, die auch Levi verwendete, wäre das um ein vielfaches leichter. Dennoch wollte ich es auch ohne können. Ich müsste einfach nur öfter üben.
      Ob Baldr mich hier oben finden würde? Nach einer kurzen Verschnaufpause würde ich einfach die Eingangstür beobachten und ihn auf mich aufmerksam machen. Allerdings wusste ich nicht, wie lange das noch dauern würde und gähnte ausgiebig, als ich hier so ruhig lag.
      Genug ausgeruht! Mich selbst motivierend stand ich auf und streckte mich, machte ein paar Kniebeugen, um meine Müdigkeit zu vertreiben und wartete schließlich auf Baldr.
      "Na, ausgeschlafen?", schmunzelte ich, als er auf den Vorplatz trat und ich zu ihm runter sah.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Kiimesca ()

    • Ich hatte mich gerade ausgiebig gestreckt um auch die letzte Müdigkeit aus meinen Knochen zu bekommen, als von oben eine Stimme ertönte.
      EIn wenig überrascht drehte ich mich um und wandte meinen Blick dem Dach zu, wo Lorae bereits auf mich zu warten schien und sich ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte.
      "Ja", rief ich nach oben, wobei es kein wirkliches Rufen war, eher ein etwas lauteres Sprechen. Einfach so ohne dringlichen Anlass drauflos zu rufen ist mir unangenehm. Was sollen denn die Leute von mir denken? Am Ende kommen die noch zu mir und wollen wissen, was los ist und warum ich trotz dieser Dunkelheit noch so einen Lärm veranstalte. Es schüttelte mich bei diesem Gedanken. Außerdem wusste ich nicht, wie spät es war und ob in der Herberge bereits jemand schlief.
      Daher machte ich nun eine Handbewegung, die andeutete, dass sie zu mir kommen solle.

      Nachdem Lorae zu mir aufgeschlossen hatte, nahm ich sie mit einer Umarmung in Empfang und lief mit ihr eine Weile durch die Straßen der Stadt. Wie auch der Himmel waren auch sie relativ dunkel, die wenigen an den Wänden einiger Häuser befestigten Öllaternen der Stadt reichten nicht aus, um eine flächendeckende Beleuchtung zu gewährleisten.
      Stattdessen konzentrierte man sich auf die wichtigsten Straßen und Plätze Prahas, dessen Laternen jeden Abend nach Sonnenuntergang von mehreren sogenannten Lampenanzündern entzündet und jeden Morgen zum Sonnenaufgang von Selbigen ausgelöscht wurden. Eine Ausnahme bildeten Vollmondnächte, an denen die Laternen aus offensichtlichen Gründen ausblieben.
      Als Brennstoff diente zumeist Walöl, häufiger jedoch zu Öl verarbeitetes Fettgewebe von Rindern und Schweinen. Schlachtabfälle, für die man sonst keine Verwendung mehr hätte.
      Ölerer, auch als Lampenknechte verschrien, kümmerten sich um die Wartung dieser.
      "Hast du irgendwas geplant?", fragte ich schließlich. "Und wie spät ist es überhaupt? Die Uhr in der Herberge ist stehengeblieben."
      Was immer sie mit mir machen wollen würde, ich war für alles offen.

      -----

      Flavius saß wieder in der heißen Quelle und blickte gedankenverloren in den Himmel, wo in der nördlichen Ferne die Nordlichter bereits seit einiger Zeit munter am Himmel tanzten und keine Anstalten machten, damit aufzuhören.
      "Denkst du immernoch an diesen Jungen?", fragte eine junge, großgewachsene Frau mit langem blonden Haar und blauen Augen, die Ragnar nicht unähnlich sah und zwischenzeitlich an den Rand der Quelle herangetreten war.
      "Ja."
      "Stört es dich, wenn ich zu dir in die Quelle steige? Du stehst ja ohnehin nicht auf Frauen, von daher muss ich mir keine Sorgen machen. Auch wenn es Schade ist, ein hübscher Bengel weniger für uns junge, liebeshungrige Frauen."
      "Mach ruhig. Die Quelle gehört jedem im Dorf", murmelte er.
      Dann entkleidete sie sich und watete durch das heiße Wasser ans andere Ende der heißen Quelle, um im Wasser auf einer der submarinen Erhöhungen Platz zu nehmen.
      Flavius kniete - ihr den Rücken zugewandt - auf der steinernen Sitzfläche und hatte seinen Kopf auf die übereinanderliegenden Arme abgestützt, die wiederum auf dem Rand des etwa kreisrunden Beckens auflagen.
      "Ich hab gehört, eure Jagd heute war wieder erfolgreich."
      "Ja. Ein Elch und eine Hirschkuh. Das sollte das Dorf für einige Tage ernähren."
      "Du warst heute nicht beim Abendessen."
      "Hatte keinen Hunger."
      "Wirst du nachher noch was essen?"
      "Denke schon."
      Die Frau seufzte ob seiner knappen Antworten: "Wir machen uns Sorgen. Ich weiß, Liebeskummer ist schlimm und so, aber du kannst nicht fast den ganzen Tag nur hier drin verbringen und alleine vor dich hin grübeln. Das Leben geht weiter."
      Flavius antwortete nicht.
      "Wenn du reden willst, sind wir alle für dich da. Ragnar, ich, Einar und die anderen aus dem Dorf bestimmt auch."
      "Weiß ich."
      Anschließend herrschte Stille. Die Frau lief langsam näher an Flavius heran und kniete sich in gleicher Position wie er neben ihn.
      "So schön wie heute haben die Nordlichter schon lange nicht mehr getanzt."
      "Ja."
      Dann herrschte für eine ganze Weile erneutes Schweigen. Flavius und die Frau - die anhand seiner knappen Antworten schließlich die Erkenntnis gewonnen hatte, dass er nicht reden wollte - genossen das Schauspiel einfach, bis die Lichter irgendwann erloschen.


      "Hast du inzwischen mal daran gedacht, mit Frauen Sex zu haben?", fragte sie schließlich wie aus dem Nichts.
      Die Frau legte ihre Hand auf seinen Oberschenkel.
      "Nein. Frauen interessieren mich weiterhin nicht auf diese Weise und ich will auch noch immer keinen Sex mit ihnen."
      Er entfernte sich ein Stück weit von ihr, um dieser und potentiellen weiteren Berührungen zu entgehen: "auch nicht mit dir, Freya. Und das solltest du inzwischen wissen..."
      "Ich hab meine fruchtbaren Tage und du bist noch immer der einzige Mann in meinem Alter, der aktuell hier lebt. Ich hätte gerne mindestens ein Kind und unser Dorf braucht Nachwuchs. Du hast so wunderbare Gene und es wäre noch immer eine Verschwendung, wenn du sie mit niemandem teilst."
      "Ist mir egal und nichts kann meine Meinung ändern."
      "Und was ist, wenn ich dich fesseln oder gleich betäuben und mir mit Gewalt deinen Samen holen würde?"
      Flavius erhob sich mit einem genervten Seufzen.
      "Hör auf, an sowas zu denken. Du klingst inzwischen so verzweifelt wie eine alte Frau kurz vor den Wechseljahren. Geh nach Ásló, da gibt es vielleicht willige Männer für dich. Ich für meinen Teil geh jetzt ins Bett."
      Dann stieg er nackt aus der Quelle.
      Freyas Blick fiel auf seinen - abesehen von Kopfhaar, Wimpern und Augenbrauen - gänzlich unbehaarten Körper und besonders eine Region an ihm war von ihrem Interesse, dessen Anblick - wenngleich er auch nur flüchtig war - nicht nur ihren Mund feucht machte.
      "Kann ich mitkommen? Es geht auch ganz schnell. Du musst dich nur auf den Rücken legen und ich setz mich auf dich."
      "Vergiss es. Und denk nicht daran, mir deswegen zu folgen, sonst wird dir Kari die Augen auskratzen."
      Freya nahm diesen Kommentar mit säuerlicher Miene zur Kenntnis. Erneut von ihm abgewiesen zu werden tat weh. Jedoch war es sein gutes Recht und vielleicht steckte in seiner Aussage ein Funken Wahrheit; in Ásló, Scandias Hauptstadt, würde sich bestimmt ein geeigneter Mann für sie finden lassen.
      Anschließend verschwand Flavius in einem nahegelegenen Haus.
      Ein lauter Pfiff war zu hören, dann kam eine Schneeeule aus einem unweit der Hütte stehenden Baum auf diese zugeflogen und rauschte durch ein geöffnetes Fenster, welches kurz darauf geschlossen wurde.
      I'm a shape shifter at Poe's masquerade.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Haruka Watanabe ()

    • Lorae

      Als Baldr mir deutete, dass ich runter kommen sollte, kletterte ich hinab. Irgendwann bekäme ich das schneller hin, wenn ich es nur oft genug machte. Nach einer Umarmung spazierten wir ziellos durch die Stadt. Zumindest hatte es den Anschein und Baldr's Frage spielte mir in die Karten. Doch zuerst sah ich auf meine Uhr.
      "Gleich 8 Uhr", meinte ich nachdenklich.


      Wie der Zufall es so gewollt hatte - wobei es gar nicht so unwahrscheinlich war - fand Valerius mich auf dem Dach der Herberge, während ich auf Baldr gewartet hatte.
      Meredith hatte Recht...
      Valerius konnte einfach nicht Nein sagen. Ganz egal, was man von ihm verlangte. Nun, hoffentlich nicht wirklich bei allem, was man von ihm verlangen könnte, das wäre grausam..
      Jedenfalls fühlte ich mich irgendwie unwohl dabei ihn um einen Gefallen zu bitten, wo ich seine Antwort doch schon längst kannte.
      Aber es war immer noch Baldr's Geburtstag und Valerius - der mir erlaubte ihn Val zu nennen - war von nun an unser Kamerad. Wir mussten nicht gleich Freunde werden, aber ein gewisser Zusammenhalt sollte es schon zwischen uns geben. Ich würde es auf jeden Fall wieder bei ihm gut machen!
      Mit seiner Hilfe könnte ich diesem Tag vielleicht noch etwas besonderes geben. Wobei eine Hochzeit am eigenen Geburtstag an Überraschung nicht zu übertreffen war, allerdings war das ja nichts, was Baldr eine Freude bereitete. Ganz im Gegensatz zu dem, was Valerius und ich besprochen hatten.

      "Ich würde gern noch mal durch die Stadt spazieren.."
      Immerhin musste ich irgendwie Zeit schinden..

      ______

      Valerius Hazen

      Dieses Mädchen...
      Als ich Lorae auf dem Dach fand und sie aus Höflichkeit fragte, was sie da tat, erzählte sie mir, dass sie auf Baldr wartet - der heute volljährig wurde - und kamen so ins Gespräch. Sie hatte kein Geschenk mehr und auch kein Geld, um ihm irgendwie einen schönen Abend zu schenken. Ich meinte zwar, dass ihm bestimmt auch ihre Gesellschaft reichen würde, aber das es nichts besonderes wäre, war mir bewusst.

      Ich hatte alle Details mit Meredith besprochen, wobei ich mir nicht sicher war, ob sie etwas dagegen hatte oder nicht. Wenn dem so wäre, hätte sie es mir vermutlich gesagt.
      Jetzt hieß es nur noch warten. Also lauerte ich auf einem Dach, von dem aus ich die Herberge sehen und gut erreichen könnte, sobald Lorae mit Baldr verschwunden war.
      Ich kam mir seltsam vor in ihr Zimmer zu schleichen, um dort etwas zu holen. Wie ein Dieb fühlte ich mich, als ich unter dem Bett nach der kleinen Packung suchte. Das war jedoch nicht das erniedrigendste, was ich bisher erlebt hatte..
      Der nächste Punkt des Plans war, dass ich damit zu Meredith eilte, die sich mit ihrem Zeug in einer anderen Schmiede verkrochen hatte. Die leerstehende Schmiede eines Freundes.. Sie hatte wirklich viel durchgemacht in letzter Zeit.. Es tat mir leid, dass sie sich an einen Ort mit solch schmerzhaften Erinnerungen begeben musste, aber es war ihr Vorschlag, nachdem ich ihr von Lorae's Bitte erzählt hatte.
      Meredith's Haus war also leer. Ich stellte die geheimnisvolle Packung, in die ich anstandshalber nicht reingeschaut hatte, auf den Esstisch und blickte in den Kochtopf, in dem ich etwas zu essen für die beiden vorbereitet hatte.
      Gut. Der Tisch war mit einem roten Stoff zugedeckt. Darauf die Teller und Besteck. Auch ein paar Kerzen hatte ich hingestellt. Darum hatte Lorae mich zwar nicht gebeten, aber ich hatte das Gefühl, dass es nur daran lag, weil sie einfach überhaupt keinen Sinn für Romantik hatte. Zumindest wusste ich von Meredith, das da wohl was lief. Ging mich ja eigentlich auch nichts an, aber ich wollte mir dennoch Mühe geben. Als ich sie gefragt hatte, ob ich noch irgendetwas wie Blumen besorgen sollte, sagte sie sehr entschieden Nein. Also wagte ich es auch nicht, irgendwelche Blumen auf den Tisch zu stellen. Ob ihr die Kerzen vielleicht auch zu viel waren? Ich hielt es schlicht, sodass es auch als einfache Beleuchtung durchgehen könnte.
      Das Hirschgulasch sollte eigentlich Meredith für die ersten Tage ohne mich versorgen, aber sie meinte, dass es okay wäre, wenn die beiden davon aßen. Dafür war ich heute Morgen jagen.
      Meredith's Bett war auch frisch bezogen. Ich wollte nur sicher gehen, das nichts fehlte, sollte es gebraucht werden, auch wenn es vielleicht gar nicht gebraucht wurde. Die beiden hätten das Haus in dieser Nacht jedoch ganz für sich allein, da Meredith im Haus der Isen's übernachten wollte.

      Sobald ich fertig war, verließ ich das Haus und leistete Meredith Gesellschaft, die gerade dabei war den letzten Bogen für heute zusammenzubauen.
      "Du musst wirklich dringend lernen Nein zu sagen..", murmelte sie ohne mich anzusehen.
      "Es macht einen Unterschied, ob man nicht Nein sagen möchte oder es nicht kann. Ich hoffe, dass es Baldr gefällt. Wenn wir bald Seite an Seite kämpfen, kann es nicht schaden mich mit ihnen anzufreunden."
      "Du hast nicht sonderlich viele Freunde, oder?"
      "Nur einen und der ist im Kampf an der Akademie gefallen."
      Harald war nicht nur mein Ausbilder und der Cousin meiner Mutter, sondern auch ein guter Freund. Obwohl ich nicht sicher war, ob ich ihn als solchen bezeichnen durfte, wenn ich ihm kaum etwas über mich erzählte. Woher die Narbe über meinem Auge stammte zum Beispiel. Und wieso ich dauernd auf Dächer kletterte.
      "Dann solltest du dich weniger verstecken, wenn du neue Freunde gewinnen möchtest."
      "Ich mag es nicht angestarrt zu werden.."
      Nun hob Meredith ihren Blick und eine Augenbraue.
      "Wer starrt dich denn an?"
      "Alle.. Frauen. Mädchen. Sie kichern und werden rot, wenn ich es bemerke."
      "Hmm.. vermutlich weil du ein ziemlich hübscher Kerl bist."
      Dann sah sie wieder auf ihren Bogen.
      Hübsch.. das hörte ich von den Mädchen zwar nicht, aber Ron sagte dies viel zu oft zu mir.
      "Vermutlich...", murmelte ich und senkte meinen Blick.
      "Ist nervig, wenn man hübsch ist, aber nicht hübsch sein will, oder? Ständig haben mich irgendwelche Kerle belästigt und meinen Vater gefragt, ob ich mich vermählen würde. Ich heirate keinen egoistischen Schwachkopf für den ich nur kochen und Kinder gebären soll."
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco
    • "Ah, du hast meine Uhr noch, wie ich sehe", nahm ich mit einem sanften Lächeln zur Kenntnis. Jedoch wandelte sich mein Gesicht rasch in einen betrübten Ausdruck, den Blick auf den Boden gerichtet.
      "Pass weiter gut auf sie auf, ja? Sie ist das einzige, was ich von meinen Eltern habe."


      Wir liefen noch eine Weile ziellos durch die Straßen der inzwischen beinahe menschenleeren Stadt. Mittleriweile wehte ein kalter Wind, begleitet von umherfliegendem Herbstlaub naher Bäume, sodass ich mir die Kapuze aufzog und meine Hände tief in den Taschen meiner Montur vergrub.
      Ich liebte sie schon jetzt, sie hielt mich schön warm, war recht kuschelig und sah gut aus. Ein Jammer, dass ich sie wohl nicht in der Ausbildung tragen dürfte. Wahrscheinlich gab es Uniformen und selbst wenn es keine Vorschriften gäbe, würde ich sie nicht tragen.
      Sollten Levi´s Ausführungen stimmen, würden wir bald knietief im Schlamm stecken und ich wollte nicht, dass sie unnötig schmutzig wird.
      Wir schwiegen während unseres Spazierganges größtenteils, hatten wir nicht wirklich viel Neues zu berichten. Ich hatte geschlafen und Lorae währenddessen trainiert, wenn ich sie richtig verstanden habe. Und die alten Geschichten waren schon lange auserzählt.
      Irgendwann bogen wir in eine dunkle, leere Nebenstraße ein, die auf mich einen unheimlichen Eindruck machte.
      "Wo genau gehen wir eigentlich hin? Wenn ich mich richtig an meine Touren erinnere, sind in dieser Gegend nur einige Schmiede ansässig. Willst du dir etwa Waffen ansehen?"
      Mein Magen grummelte. Erneut. Ich bereute es, das Abendessen verpasst zu haben und bedauerte, dass mich niemand geweckt hatte, auch nicht Lorae. Was mir irgendwie seltsam vorkam, wo sie sich doch sonst immer so um mich sorgt...
      "Wenn mich schon absolut niemand zum Abendmahl geweckt hat, dann lass uns jetzt wenigstens etwas zu Essen für mich auftreiben anstatt weiter ziellos umherzuirren wie Mäuse in einem Labyrinth auf der Suche nach dem Käse. Danach können wir immer noch Waffen betrachten", murmelte ich mit einem Anflug von Genervtheit in der Stimme - war doch heute mein Geburtstag, auch wenn es sich nicht so angefühlt hatte und abgesehen von Basim und Lorae hatte mir niemand gratuliert und Geschenke gab es auch keine - und hatte mich schon umgedreht, um diese dunkle Nebenstraße in Richtung der besser ausgeleuchteten Hauptstraße zu verlassen, als Lorae mich plötzlich am Arm packte.
      "Was denn? Hast du es so eilig, zu deinen Waffen zu kommen?"
      Ich erhob meine Stimme und versuchte, mich loszureißen.

      ----

      Yoichi hatte gerade den Gemeinschaftsraum verlassen und war in sein Zimmer getreten. Zu seiner Verwunderung war es leer.
      Marius hatte die Hochzeit, zu der er eingeladen wurden war, jedoch nicht hinging. Baldr und Lorae würden wahrscheinlich seinen Geburtstag feiern, sodass sie so schnell nicht wiederkommen würden.
      Er beschloss daher, etwas zu machen, dass er schon viel zu lange nicht mehr ungestört machen konnte: es sich auf eine bestimmte Weise gutgehen lassen. Jungs eben...entweder waren im Waschraum immer mehrere Leute oder er schlief mit anderen in einem Zimmer, was es schwer machte, unbemerkt solche Dinge zu machen. Außerdem wusste er nicht, wann er wieder in eine solch günstige Situation kommen würde. Zwar gab es an der Herberge Toiletten mit einzelnen kleinen Kabinen, jedoch war das nicht sonderlich erregend, wenn es trotz der hölzernen Deckel nach Fäkalien roch.
      Hastig zog er sich also Hose und Oberteil aus und hing sie sich über den Stuhl. Ohne großes Vorspiel ging er direkt zur Sache und dachte an heiße Mädchen seines Alters mit großen Brüsten, die ihm Paizuri gaben, wie es in der Heimat seiner Eltern hieß.
      Er war entsprechend schnell kurz davor, als er jedoch Schritte vor der Tür vernahm und hörte, wie die Türklinke nach unten gedrückt wurde.
      Rasch warf er sich die Decke über und stellte sich schlafend, als diese mit einem leisen Quietschen auch schon geöffnet wurde.
      Yoichi hoffte, dass es keiner der drei MItbewohner war, die bleiben und sein Vorhaben mit ihrer stetigen Anwesenheit behindern würden.
      Der Fremde schlich leise in den Raum und schien sich hinzuknien. Offenbar suchte er etwas und schien es auch zu finden. Nach kaum 20 Sekunden hatte sich die Tür von außen bereits wieder geschlossen und der Fremde entfernte sich von ihr.
      Nach einem Moment der Unruhe, Yoichi wusste nicht, wer das war, tippte aber auf einen seiner Mitbewohner, setzte er sein Vorhaben fort und schüttete schließlich unter leisem Keuchen zuckend seinen warmen Samen auf den Bauch, wo er ihn keuchend verrieb und sich danach die Finger sauberleckte.
      Anschließend schritt er wieder eingekleidet in den Waschraum um sich zu reinigen, wobei er jedoch nicht lange alleine blieb...
      I'm a shape shifter at Poe's masquerade.
    • Lorae

      Ich wollte gerade fragen, ob er sie zurückhaben wollte, als er jedoch schon meinte, dass ich weiter gut drauf aufpassen würde.
      "Klar.."

      Val meinte, dass er das Essen nur noch warm machen bräuchte, weshalb es gar nicht so lange dauern sollte und ich nicht ewig durch die Stadt irren musste. Um zu vermeiden, dass wir ihm zufällig über den Weg liefen, wartete ich etwas länger, bis ich den richtigen Weg einschlug, der uns dem Ziel näher brachte. Irgendwie wurde ich dabei auch zunehmend nervöser, weil ich nicht sicher war, ob es Baldr gefallen würde oder ob Meredith vielleicht doch etwas dagegen hätte, da ich Val seit unserem Gespräch auf dem Dach nicht mehr gesehen hatte.
      Als Baldr so genervt war, riss er mich aus meinen Gedanken. Mir fielen so schnell keine Worte ein, als er sich schon umdrehte und ich ihn festhalten musste. Allerdings schien ihn das nur noch mehr aufzubringen, weshalb ich ihn losließ und meinen Blick senkte.
      "Ich bin doch nicht wegen irgendwelchen Waffen hier.. Ich.."
      Ich seufzte. Vielleicht hätte ich kein Geheimnis daraus machen sollen, denn wenn Baldr müde oder hungrig war, war er leicht reizbar, wie an dem Abend, als er Ruven angeschnauzt hatte.
      "Valerius hat für dich gekocht und Meredith überlässt uns ihr Haus.."
      Damit war die Überraschung nun zwar hinüber, aber ich wollte nicht, dass er wütend wurde und mich stehen lassen würde.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco
    • "Valerius und Meredith haben was?"
      Ich beruhigte mich augenblicklich wieder.
      "Fein. Dann lass uns dorthin gehen. Und tut mir Leid..."
      Mich plagte für einen Moment das schlechte Gewissen, jedoch folgte ich ihr nun weiter in und durch die dunkle Nebenstraße, bis wir schließlich vor einem Haus zum Stehen kamen, dessen Tür Lorae langsam öffnete.
      Ich war angespannt und kniff meine Augen zusammen, in der Hoffung, in der auf der anderen Seite der Tür liegenden Dunkelheit etwas erkennen zu können, jedoch vergebens.
      Als mich Lorae in die Schmiede geführt und die Tür hinter sich ge- und abgeschlossen hatte, stieg mir augenblicklich der Geruch von Essen in die Nase.
      "Mmh..das riecht wie...ist das Gulasch?"
      Ohne eine Antwort zu bekommen, wurde ich an der Hand durch die Dunkelheit die sich links des Eingangs befindliche Treppe hinauf geführt, kurz darauf fand ich mich in einem kleinen Esszimmer wieder. Der Tisch war bereits eingedeckt und durch zwei Kerzen erleuchtet, außerdem lag eine rote Tischdecke auf der Platte.
      In der Mitte, zwischen den beiden Kerzenständern stand ein abgedeckter Topf und die kleine Packung, die ich vor der Hochzeit noch unter dem Bett deponiert hatte.
      "Das ist...meines Geburtstag wegen?" , ich blickte Lorae ins Gesicht, ihre Mimik beantwortete meine Frage.
      "Danke, ich..." , ich drückte sie an mich und zog sie in einen innigen Kuss, begleitet von einer Umarmung. Wobei eine Hand auf ihrem Hintern auflag.
      Währenddessen dachte ich nach. Da Lorae unten abgeschlossen hatte, sollte uns keiner stören, weder Valerius noch Meredith höchstpersönlich und es würde mich nicht wundern, wenn hier irgendwo ein frisch bezogenes Bett stehen würde und es am Ende auf den ein oder anderen Höhepunkt hinausläuft.
      Es dauerte beinahe eine Minute, ehe ich den Kuss und die Umarmung löste. Zwischenzeitlich hatte mich für einen Moment die Lust übermannt, weshalb ich Lorae gegen einen Schrank gedrückt hatte und begann, sie von ihrem Oberteil zu lösen.
      Jedoch meldeten sich mein Magen und der Verstand, weshalb ich für den Moment damit aufhörte und mich aufgrund meiner eigenen Gier beschämt von ihr wegdrehte.
      "Tut mir Leid..ich hatte mich nicht unter Kontrolle...lass uns erstmal essen, ok? Vielleicht stillt das diesen Hunger in mir."
      Dann entledigte ich mich meiner Montur, hängte sie an den Gardarobenständer im Flur vor der Tür und schloss diese anschließend von innen, um mich gekleidet in schwarzes Shirt, schwarze Hose sowie schwarze Stiefel - je versehen mit dezenten roten und weißen Akzenten - an den Tisch zu setzen.

      ----

      Basim war uns unterdessen gefolgt und hatte auch Valerius während seines kleinen DIebstahles im Auge gehabt.
      Gleichwohl er nicht eingeweiht wurde, war er scharfsinnig genug, um aus den einzelnen Puzzleteilen ein kohärentes Gesamtbild zu kreieren.
      Während er vom Dach des gegenüberliegenden Hauses aus zusah, wie wir in der Schmiede verschwanden, schloss Augustus zu ihm auf, der sich inzwischen - wie auch Julius, von den Wunden erholt hatte und damit wieder einigermaßen einsatzfähig war.
      "Nichts zu tun, Magnus?", witzelte er.
      "Doch. Unser neues Mitglied im Auge behalten. Pius hat heute Geburtstag und morgen früh werde ich ihn hier wecken, in Empfang nehmen und zu Levi auf den Hradschin begleiten. Ohne mich würde er sonst vermutlich bis Mittags schlafen und müsste bereits am ersten Tag Levis Raserei wegen Disziplinlosigkeit über sich ergehen lasssen."
      "Beginnt morgen schon die Ausbildung?"
      "Ja."
      Magnus nickte: "du hast viel verpasst, während du in der Klinik warst."
      "Die Zeit verfliegt. Wer war das Mädchen, das ihn begleitet hat?"
      "So etwas wie seine Freundin. Was machen deine Wunden?"
      "Sind gut verheilt. Dennoch dauert es noch, bis ich vollständig belastbar bin."
      I'm a shape shifter at Poe's masquerade.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Haruka Watanabe ()

    • Lorae

      Ich war erleichtert, dass Baldr sich wieder beruhigte und wir unseren Weg fortsetzen konnten.
      "Schon gut...", antwortete ich kaum hörbar auf seine Entschuldigung. Das man mich für einen Waffennarr halten konnte, hatte ich mir schließlich selbst eingebrockt.
      Bei Meredith's Haus angekommen, öffnete ich die Tür und schloss sie hinter uns, um Baldr anschließend nach oben zu führen. Ich wusste selbst nicht so genau, was uns erwarten würde, nur das Valerius sich drum kümmern würde. Es war ein wenig eigenartig, dass mir die beiden diesen Gefallen getan hatten, wo ich sie doch gar nicht so gut kannte. Meredith hatte ich mein Herz ausgeschüttet und mit Valerius trainiert.
      Selbst darauf gespannt, was Valerius für uns gekocht hatte - was schon ziemlich gut roch - betrat ich mit Baldr das Esszimmer und betrachtete den Tisch einen Moment, ehe Baldr mich ansprach und ich ein wenig schmunzelte. Allerdings konnte ich nichts auf seinen Dank erwidern, da er mich schon in einen Kuss verwickelte, der mich etwas überraschte, den ich aber sofort erwiderte. Kurz nachdem ich meine Arme um seinen Hals gelegt hatte, spürte ich den Schrank hinter mir, ehe Baldr die Schnürung meines Hemdes löste und ich glaubte, dass er das Essen wohl kalt werden lassen würde.
      Doch der Hunger brachte ihn davon ab, weshalb ich leise kicherte und ihm über den Rücken strich, ehe wir uns an den Tisch setzten und ich uns die Teller füllte. Es roch nicht nur gut, sondern schmeckte auch gut, nachdem ich den ersten Bissen genommen hatte. Ich hätte nicht erwartet, dass Valerius gut - geschweige denn überhaupt - kochen konnte.
      "Eigentlich müsstest du dich bei ihm und nicht bei mir bedanken...", murmelte ich und blickte von meinem Teller zu Baldr. Er hatte mehr getan, als er hätte tun müssen, ohne das ich etwas dazu beigetragen hatte. Ich hatte ihm nur von meiner trostlosen Lage erzählt, dass ich Baldr nichts besonderes zu seinem Geburtstag schenken könnte. Weder ein Abendessen, noch ein Zimmer und den Abend in der Herberge verbringen müssten. Da hatte er mir schon vorgeschlagen, dass er für uns kochen könnte, so wie er immer für Meredith kocht. Es war seine Idee, Meredith zu fragen, ob sie uns Obdach gewähren würde. Ich hatte allerdings bezweifelt, dass Meredith unseretwegen mit ihm in seinem Gästezimmer nächtigen würde, aber die beiden schienen sich ganz gut zu verstehen. Immerhin hatte er die letzten Tage viel Zeit mit ihr verbracht.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco
    • Während Lorae unsere Teller füllte, füllte ich unsere Becher mit dem Wasserkrug, der ebenfalls auf dem Tisch stand.
      Anschließend begann ich zu probieren - wie es aussah, so schmeckte es.
      Lorae schien ebenfalls Gefallen an diesem Abendessen zu finden.
      "So gutes Gulasch hatte ich lange nicht mehr. Scheint, als müsste ich mich morgen bei Valerius bedanken."
      Vom Hunger getrieben leerte ich meinen Teller und füllte mir nach. Außerdem trank ich dabei Wasser. Die zweite Portion aß ich langsamer und mit mehr Genuss, um die vielen verschiedenen Aromen der Kräuter und Gewürze sowie die unterschiedlichen Konsistenzen bewusst wahrnehmen zu können.
      Das Fleisch war schön zart, die Röstaromen ausgeprägt und die Soße sämig. Zwiebeln und Sellerie rundeten das wohlschmeckende Gesamtpaket ab.
      Als MInuten später auch der zweite Teller geleert war, verließ ich mit einem knappen "Bin gleich wieder da" den Raum und suchte die Toilette des Hauses auf, in der ich austrat und mich untenrum gründlich saubermachte, da mir zwischenzeitlich eine Idee gekommen war, um die bevorstehende Nacht einzuläuten.

      Eine Handvoll Minuten später setzte ich mich wieder an den Tisch und verspeiste auch noch eine dritte Portion.
      "Musst du auch nochmal auf Toilette?", fragte ich, nachdem ich meinen Teller weggeschoben hatte.
      Dabei fiel mir jedoch scheinbar ausversehen der Löffel auf meinen Schoß und von dort aus unter den Tisch genau zwischen meine gepspreizten Beine.
      "Ach, das ist jetzt doof", murmelte ich und blickte mit einem verschmilzten Lächeln zu Lorae um ihre Reaktion abzuwarten.
      Ich wäre ihr nicht böse, wenn sie nicht in mein Spiel einsteigt, gleichwohl ich etwas probieren wollte. Heute würde vorerst der letzte Abend sein, wo wir solche Spielchen spielen und uns einander hingeben konnten.
      Morgen zur selben Zeit würden wir vermutlich vom vielen Training völlig ausgelaugt in einem großen Raum mit vielen anderen schlafen, sodass selbst heimliche Selbstbefriedigung ein unüberwindbares Hindernis darstellen würde.
      Manchmal beneidete ich Lorae, die als Mädchen ein vermutlich viel geringeres Bedürfnis nach Sexualität hatte oder es zumindest geschickt unterdrücken konnte, wir Jungs hingegen...

      -----

      "Also wirst du uns morgen verlassen?"
      "Ja. Aber nur für eine Weile. Ich will Pius helfen, sich in den Aufklärungstrupp zu integrieren. Ich weiß, wie sensibel er ist und auch, dass die Ausbildung hart ist und die Ausbilder rabiat sein können, besonders mit den Schwachen. Sie lieben es, die Schwachen emotional zu brechen und Baldr wäre ohne mich ein gefundenes Fressen."
      "Also denkst du, er würde es ohne dich nicht packen?"
      "Das denke ich. Ich finde es daher folgerichtig, ihm jede Hilfe zu geben, die er kriegen kann, zudem ich die Ausbildung damals selbst durchlaufen habe und weiß, was ihn dort erwarten wird. Und wenn er Pech hat, sind unter den anderen Rekruten ziemliche Arschlöcher, die es lieben, auf die Schwachen draufgehen."
      "Warum hat er sich überhaupt dafür entschieden?"
      "Tja, wir haben darüber nie genau gesprochen, ich tippe aber, dass es wegen dem Mädchen ist. Die beiden leben schon beinahe ihr ganzes Leben zusammen und getrennte Wege zu gehen war keine Option. Ich für meinen Teil hab Verständnis für diese Entscheidung. Ich würde meiner Nihal auch überall hinfolgen. So ist es nun mal, wenn man sich aufrichtig liebt.."
      "Was soll ich bis zu deiner Rückkehr machen? Und wie lange wirst du wegbleiben?"
      "Geh mit dem anderen dem Tagesgeschäft nach und bereitet euch langsam auf die Jubiläumsfeier in knapp vier Wochen vor. Ich werde rechtzeitig zurücksein."
      "Gut. Ich wünsch dir viel Erfolg."
      "Ich dir auch, mein Freund. Bis später."
      Dann verschwand Augustus und ließ Basim alleine auf dem Dach zurück, wo er bis zum Morgengrauen bleiben würde, um uns rechtzeitig zu wecken. Unter seiner Assassinenmontur trug er bereits die Kleidung des Aufklärungstrupps, ebenso führte er die Apparatur bei sich, auch wenn er sie noch nicht angelegt hatte.
      I'm a shape shifter at Poe's masquerade.
    • Lorae

      Ich nickte schmunzelnd, da mein Mund nie wirklich lange leer blieb, um Baldr antworten zu können. Sollten wir auf einer Reise mal gezwungen sein im Freien zu schlafen, sollten wir unbedingt Valerius das Kochen überlassen, denn das schien er recht gut zu beherrschen. Es war ziemlich schwer sich nicht daran zu überfressen, aber ich wollte keine Magenschmerzen bekommen und hielt mich deshalb zurück, weshalb ich nur zwei Portionen aß und Baldr bei seiner dritten mit einem Schmunzeln zusah.
      Als Baldr mich fragte, ob ich auch noch zur Toilette müsste, lehnte ich mich etwas zurück und betrachtete ihn recht neutral. Das Essen hatte diesen Hunger ihn ihm wohl nicht stillen können. Fast im gleichen Moment fiel auch sein Löffel zu Boden und Baldr zeigte ein verräterisches Lächeln, weshalb ich dieses Lächeln mit einem Schmunzeln erwiderte und meine Augenbraue hob, ohne mich zu rühren. Er könnte ja ruhig ein wenig zappeln, wenn ich nicht sofort darauf ansprang.
      Ich beugte mich kurz darauf etwas nach vorn, wobei meine Unterarme flach auf dem Tisch mit den Händen aufeinander unterhalb meiner Brust lagen, während ich den Stuhl ein wenig nach hinten rutschen ließ und weiterhin in seine Augen sah. Die letzten zwei Tage hatten wir es zwar schon viele Male getan, aber heute war der letzte Tag vor unserer Ausbildung und außerdem Baldr's Geburtstag, weshalb ich natürlich mitspielte.
      "Tollpatsch..", murmelte ich und rutschte von Stuhl, um auf meine Knie zu gehen und langsam unter dem Tisch zu verschwinden. Ich war ihm noch nicht einmal nahe und spürte schon dieses Kribbeln und die Wärme in meinen Wangen, die sie schneller färbten, bevor ich überhaupt bei ihm angekommen war. Nachdem ich mich vor ihm auf meine Waden gesetzt hatte, legte ich eine Hand auf sein Knie und hob ihm mit der anderen Hand den Löffel entgegen. Es gab ja nicht viel, worauf ich meine Augen hätte richten können, weshalb sie, vermutlich wie von Baldr gewollt, zwischen seinen gespreizten Beinen hingen, was mich noch mehr in Verlegenheit brachte.


      _______

      Marius Rosegard

      "Viel Spaß mit Baldr", wünschte ich Lorae schmunzelnd und wuschelte genau wie vor ihrer Enthüllung durch ihre Haare. Nur weil sie ein Mädchen war, würde ich sie nicht weniger ärgern. Immer diesen strengen Blick, weil sie sich bemühte ernst genommen zu werden. Mit einem Lächeln sah sie eigentlich sogar ganz hübsch aus, auch wenn ich das nur selten zu sehen bekam.
      "Viel Spaß mit Lisbeth..", erwiderte sie und schmunzelte ebenfalls, weshalb ich breit grinste.
      Nachdem sie gegangen war, ging ich zu Ruven und Lis, die sich bereits von Lorae verabschiedet hatten. Sie sah heute noch so viel schöner aus als sonst, obwohl ich es am liebsten hatte, wenn sie ihr Haar zu zwei Zöpfen geflochten hatte. Mit einem sanften Lächeln legte ich meinen Arm um sie und gab ihr einen Kuss auf den Haaransatz, wofür ich mich schon etwas runterbeugen musste, weil sie so klein war.
      Dann ging mein Blick zu Ruven, dem ich für all das wirklich sehr dankbar war. Er gehörte irgendwie dazu. Ein Leben ohne ihn konnte sich weder Lis noch ich uns vorstellen.
      "Danke, Ruven.. Was soll ich nur ohne dich machen?", schluchzte Lis und vergoss dabei einige Tränen, die ich ihr vorsichtig mit dem Finger wegwischte, während sie in Ruven's Armen lag und zu mir aufsah. Sie war überglücklich und tieftraurig zugleich, weil sie ihren besten Freund eine ganze Weile nicht sehen würde.
      "Du sollst heute doch nicht an mich denken, Lis... Schon gar nicht während eurer Hochzeitsnacht", versuchte er sie neckend aufzumuntern, woraufhin sich ihre aufgeplusterten Wangen rot färbten. Sie war einfach so verdammt niedlich, egal wie sie gerade drauf war. Selbst müde oder wütend war sie für mich die schönste Frau auf dieser Welt.

      Das war sie schon, als ich sie das erste Mal vor fast 4 Jahren an Heiligabend in der Kirche gesehen hatte. In der Kirche spielte es keine Rolle aus welchem Hause man stammte, auch wenn der Adel die Bank ungern mit den Armen teilte. Meine Familie saß neben der von Vaters Freund. Neben mir, am Ende der Bank, war noch ein Platz frei, auf den sich Lis mit einem kleinen Jungen auf dem Schoß setzte. Als ich sie ansah, schenkte sie mir ein bezauberndes Lächeln, das mir nicht mehr aus dem Kopf ging. Sie hüllte den Jungen in ihren Umhang und schlang ihre Arme um ihn, um ihn zu wärmen, während sie dem Gottesdienst folgten. Danach nahm sie den Jungen - er war damals fast 5 - auf ihren Arm, sodass er neben seinem eigenen abgenutzten Umhang zusätzlich in ihren gehüllt war. Diesen Anblick fand ich auch draußen schnell wieder, als sie auf die anderen Kinder aus dem Waisenhaus wartete, um mit ihnen und den Erwachsenen gemeinsam zurückzugehen. Ihm war kalt und sie fragte ihn, ob er ihren Schal haben möchte, obwohl ihr ganz offensichtlich selbst kalt war. Ich wusste nicht genau wieso, vielleicht weil es Heiligabend war und gute Taten belohnt werden würden, aber ich trat noch näher an sie heran und nahm meinen Mantel ab, den ich um die beiden legte. Meine Kleidung war dick genug, dass ich schon nicht erfrieren würde. Der Junge sah mich ein wenig verängstigt an, während Lis mich erst verwundert ansah und wieder dankbar lächelte. Als sie mich bei meiner Rückkehr zur Akademie sah, wollte sie mir den Umhang zurückgeben, aber ich sagte, dass sie ihn behalten könne. Seitdem trägt sie ihn jeden Winter und bezeichnet es als ihren wertvollsten Besitz. Außerdem liefen wir uns immer wieder über den Weg, was nicht immer nur Zufall war, da ich mich oft in der Nähe des Waisenhauses herumtrieb, wenn ich in Praha war. Als Ruven sich ebenfalls mit ihr anfreundete, trafen wir uns noch öfter.
      Als ich Lis am Morgen direkt nach Lorae's Worten fragte, ob sie mich heiraten möchte, sah sie mich ganz unglaubwürdig an. Vermutlich dachte sie, dass ich sie nur auf den Arm nehmen wollte. Die Rosen, der Ring und mein Kniefall waren scheinbar nicht ausreichend, um sie von den Gedanken, dass ich ein Adliger war, der sich niemals in jemanden wie sie verlieben würde, abzubringen. Als sie jedoch realisierte, dass ich es wirklich ernst meinte, fiel sie mir weinend um den Hals, sodass ich erst ihre Tränen trocknen musste, bevor ich sie zum ersten Mal küssen konnte.

      "Keine Sorge, sie wird dabei nicht an dich denken", schmunzelte ich und legte meine Hand an ihr Kinn, woraufhin sie sich von Ruven löste und mir entgegen kam, damit ich sie küssen konnte. Der Abschied von den Kindern war allerdings gar nicht so einfach, aber Ruven kümmerte sich darum, damit wir verschwinden konnten. Anschließend würde er den Abend noch mit seiner Familie verbringen, ehe auch er morgen Praha verlassen würde.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco
    • Willig sah ich dabei zu, wie Lorae schmunzelnd unter dem Tisch verschwand. Ich verhärtete mich bei dem Gedanken, was sie gleich mit mir machen würde. Wie es sich wohl anfühlt?
      Als sie mir Sekunden später von unten den Löffel reichte, war ich bereits ein wenig aufgekratzt und griff nach ihm, nur um ihn daraufhin gleich wieder fallen zu lassen. Gleichzeitig rutschte ich auf meinem Stuhl ein Stück nach vorne, sodass mein Schritt näher an ihrem Gesicht war.
      "Mist, schon wieder", fluchte ich verspielt und blickte zu ihr nach unten.
      Natürlich hatten wir erst vor einigen Tagen äußerst ausgiebig miteinander geschlafen, doch gab es da noch zwei Eingänge ihres Körpers, die auf diese Weise unberührt geblieben waren und ich wollte das irgendwie ändern. Ich wollte an unserem letzten Abend so viel wie möglich erleben, da danach keine Zeit mehr dafür bliebe. Zudem gab es keine Garantie, dass ich die Ausbildung überhaupt schaffen respektive überhaupt überleben würde.
      Also, wenn nicht jetzt, wann dann? Jedoch wollte ich sie zu nichts drängen, worauf sie womöglich keine Lust hatte.
      "Du...du musst das aber nicht machen. Wenn es dir allerdings hilft, dann...", ich griff unter dem Tisch nach der Hand, die mir den Löffel gereicht hatte und legte sie auf meine Ausbeulung, "...lass mich den ersten Schritt machen."
      Augenblicklich biss ich mir auf die Lippen. Wie sehr würde ich diese Momente vermissen. Ob Levi auch schon sowas hatte? War er verheiratet? Oder war er etwa noch Jungfrau? Nein, nicht an Levi denken. Der ist viel zu alt für mich. Lieber an Flavius und seine Midgardschlange. Ja, das war besser. Wobei ich jetzt hier mit Lorae war und nicht mit ihm. Ich war von meinen eigenen Gedanken verwirrt.
      Um wieder Klarheit zu erlangen, blickte ich zu Lorae hinab, die regungslos zwischen meinen Beinen verharrte, die Hand noch dort, wo ich sie eben agelegt hatte. Ihre aktuelle Situation schien ihr also nichts auszumachen, gut.
      "ist alles okay da unten?", fragte ich, um wirklich sicher zu gehen. Dann wartete ich angespannt und mit einem Kribbeln im Bauch, was noch passieren würde. Um micht selbst zu überraschen, blickte ich auf die mir gegenüberliegenden Wand und betrachtete im Halbdunkeln des Kerzenlichtes die kleinen gemalden Bilder an dieser.

      ---

      Franz trat in den Waschraum, in dem Yoichi sich gerade gewaschen hatte. Er saß mit dem Rücken zu ihm auf einem Hocker.
      "Yoichi, hast du Baldr geesehen?"
      "Baldr? Nein. Der wird wahrscheinlich mit diesem Mädchen rumhängen, dieser Lorae."

      "Also kommt er heute nicht wieder?"
      "Ich denke nicht...hat man dir schonmal von den Bienchen und Blümchen erzählt? Das machem die vermutlich gerade, bevor sie morgen ihre Ausbildung beginnen."
      "Bienchen..und Blümchen? Sammeln die Honig?"
      "Nein...ja, so etwas in der Art. Willst du etwas bestimmtes von Baldr?"

      "Naja..ich...mir", Franz erzählte in kurzen Sätzen von seinem Problem.
      "Das ist normal. Du wirst langsam ein Mann und naja, ich musste da auch durch. Und Baldr auch. Jeder Mann hatte irgendwann dieses Erlebnis. Das ist völlig normal, mach dir keine Sorgen."
      "Gut...danke...", er kratzte sich verlegen am Hinterkopf, "das ist mir echt peinlich."
      "Das muss es dir aber nicht. Nur erzähl es nicht jedem, okay?"
      "Okay."
      "Würdest du mich dann wieder alleine lassen? Ich muss mich gleich umdrehen und naja, ich will gewisse Dinge lieber für mich behalten."
      "Oh, okay. Bin schon weg."
      Franz verließ den Waschraum und zog die Schiebetür hinter sich zu. Dann drehte Yoichi sich erleichtet aufseufzend um, stand auf, trocknete sich ab und zog sich an.





      I'm a shape shifter at Poe's masquerade.
    • Benutzer online 7

      7 Besucher