I wanna be a knight, no matter what [Kiimesca & Haruka]

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    • Lorae

      Der Anblick einer Leiche ließ mich so kalt wie das Wetter, welches uns umgab. Auch der Umgang damit bereitete mir keinerlei Probleme. Aufgrund der Kälte - und weil er schon eine ganze Weile tot sein musste - blutete er auch nicht. Er hatte auch noch nicht angefangen zu faulen oder dergleichen, was wohl ebenfalls an den niedrigen Temperaturen lag. Für mich war es schwer einzuschätzen, wie lange er dort wohl schon liegen musste. Auch deswegen, weil ich noch nicht viel Erfahrung diesbezüglich hatte.

      Ein weiterer Schneesturm zog hinter uns auf und ich hoffte, dass Baldr darin nicht wieder verloren ging. Nicht, weil ich ihn wie Levi für unfähig hielt, sondern weil ich dieses Gefühl nicht noch einmal erleben wollte. Das Gefühl, in nie wieder sehen zu können. Nie wieder seine Stimme zu hören oder seine Nähe zu spüren.
      Als Levi uns auftrug, Æshe mit dem Gepäck zu folgen, sah ich kurz zu ihm rüber. Dann schnappte ich mir das Gepäck, ehe wir ihm folgten. Man zeigte uns bereits, dass Gäste hier nicht sehr willkommen waren. Es war also auch kein Wunder, dass es hier kein Gasthaus gab. Wo würden wir wohl unterkommen? Vielleicht war der Schneesturm genau so schnell vorbei, wie er aufgezogen war und wir könnten in ein paar Stunden zur Akademie zurückkehren.
      Nachdem wir das Gepäck abgestellt hatten, drehte ich mich zu Baldr und warf meine Arme um ihn. Levi war gerade woanders beschäftigt, sodass ich ihn endlich mit einer Umarmung begrüßen konnte.
      "Tut mir leid, dass ich dich nicht beschützen konnte..." Ich wusste nicht, wie hoch meine Erfolgschancen gewesen wären, aber hätte ich eine von diesen Apparaturen gehabt, hätte ich versucht ihn zu retten.
      "Ich bin froh, dass du lebst..", hauchte ich leise und hielt meine Tränen zurück, um mein Versprechen zu halten, dass ich nicht mehr vor ihm weinen würde.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco
    • Wir wuchteten das Gepäck von den Schlitten und trugen es mit Æshe und Lorae in die große Hütte, in welche Æshe bereits vorausgegangen war.
      Ragnar, der an einem langen Tisch saß, ordnete an, das Gepäck in einer kleinen Nische zu deponieren, in der sich außer einer alten Truhe nur Dunkelheit befand.
      "Wollt ihr zum Essen bleiben?", fragte er in unsere Richtung, wobei seinem Blick nach zu urteilen diese an Æshe gerichtet war.
      "Ich weiß nicht, ob Levi das möchte. Er hat das Kommando."
      Während Æshe wegen der Frage abgelenkt war und seinen Blick von Lorae und mir abgewandt hatte, nutzte Lorae die Gunst der Stunde und umarmte mich.
      Nachdem ich ihrern geflüsterten Worten gelauscht hatte, schwieg ich einen Moment lang und erwiderte ihre Umarmung.
      "Schon gut", flüsterte ich. "Æshe hat sich um mich gekümmert. Sei nicht traurig, ich lebe und es geht mir gut."
      Dann löste ich die Umarmung.

      Zwanzig Minuten später saßen wir an einem großen Tisch. Levi links von mir, Lorae auf der anderen Seite.
      Nach einer Weile des stillen Essens, das nur durch gelegentliche kurze Dialoge unterbrochen wurde, wandte sich Levi schließlich an Æshe: "Was gibt es eigentlich für ein Problem zwischen deinem Vater?"
      "Ich weiß nicht was du meinst."
      "Es muss einen Grund geben, warum sich die anderen an deinem Vater rächen wollen."
      "Den gibt es. Aber das geht euch als Außenstehende nichts an."
      "Wenn jemand eine wichtige Person wie den Leiter einer Militärakademie umbringen will, dann geht es mich schon etwas an. Wir vom Aufklärungstrupp sind ein Exekutivorgan von Bohemia und wer die Sicherheit des Reiches gefährdet, muss mit uns rechnen."
      Æshe schwieg.
      "Was habt ihr vor?"
      Er schwie weiterhin.
      "Lass den armen Jungen in Ruhe", mischte sich schließlich Ragnar ein, seine Stimme war streng, jedoch nicht laut.
      "Fein. Erzählst du mir wenigstens, was du mit Baldr gemacht hast?"
      "Nichts. Meine Hunde fanden ihn, ich brachte ihn her und kümmerte mich um ihn."
      "Sonst nichts?"
      "Sonst nichts."
      Levi wischte sich den Mund mit einer Serviette ab und beugte sich nach vorne: "weißt du, ich hab schon seit einer Weile das Gefühl, dass zwischen euch eine gewisse Spannung herrscht, ein Knistern. Es erinnert mich an die Zeit, als ich Magnolia kennengelernt habe. Bist du dir da wirkich sicher?"
      Æshe blieb ganz ruhig, ich hingegen vertiefte mich - mein Beschämen unterdrückend - in mein Essen und biss herzhaft in die kleine Putenkeule. Fleischsaft floss meine Hand hinab und tropfte auf meinen hölzernen Teller. Während ich nicht an die vielen heißen Dinge zu denken versuchte, die er mit mir gemacht hatte und von denen ich tief in mir drin wollte, dass sie mir wieder und wieder passieren werden. Wäre Lorae nicht meine Freundin, wäre ich wohl mit ihm nach Aslo durchgebrannt. Die Welt entdecken könnte ich schließlich auch ohne den Aufklärungstrupp.
      "Ja. Das musst du dir einbilden."
      "Lass endlich den armen Jungen in Ruhe", mischte sich nun Freya ein, die sich den anderen vorgestellt hatte, als sie vorhin pünktlich zum Mittag die große Hütte - die als Gemeinschaftszentrum fungierte, in der man für Speis, Trank und Tanz zusammenkam - in der Mitte des Dorfes erreicht hatte.
      Dabei spielte sie verspielt mit ihrem langen schwarzen, lockigem Haar; ihre veilchenblauen Augen funkelten leicht.
      "Ich als seine Verlobte kann euch bestätigen, dass er mit eurem Schützling nichts unanständiges gemacht hat."
      "Wir haben ihn gemeinsam gepflegt. Freya kennt sich gut mit Heiltränken und Suden aus", fügte Æshe hinzu.
      "Kannst du das bestätigen?", wandte Levi sich nun mir zu.
      "Ja. Wobei ich mich nicht an alles erinnern kann, ich schlief die meiste Zeit", murmelte ich mit halbvollem Mund.
      "In Ordnung", sprach Levi. "Wir essen fertig und warten, bis der Sturm vorüber ist. Dann packen wir unsere Sachen und brechen in die Akademie auf. Wir konnten zwar nicht die gestohlenen Waffen finden, dafür aber vermutlich einen der Täter. Ich werde ihn an der Akademie gründlicher untersuchen. Vielleicht finde ich eine Spur, die uns zu den anderen Schweinen führt."
      "Ihr könnt den auch hier untersuchen. Wir packen ein altes Fell auf den Tisch hier, ihr packt ihn obendrauf und macht euch ans WerK", bot Ragnar an. Dabei gestikulierte er leicht mit seiner Gabel, die er mit der linken Hand fest umklammert hielt und an der ein Stück Fleisch aufgespießt war.
      I'm a shape shifter at Poe's masquerade.
    • Neu

      Lorae

      Ich nickte leicht, als Baldr zu mir sprach und setzte ein kleines Lächeln auf.
      Entgegen Æshe's Vermutung blieben wir doch zum Essen. Ich war sicher nicht die einzige, die Hunger hatte.
      Das Essen verlief recht friedlich, bis Levi den Groll auf den Leiter der Eulenakademie ansprach. Die Stimmung wirkte auf einmal recht angespannt. Æshe wollte sich nicht dazu äußern oder konnte es vielleicht auch nicht. Doch der Hauptgefreite hatte Recht. Als Aufklärungstrupp ging es uns sehr wohl etwas an, ob sie ihm etwas antun wollten oder nicht.
      Meine Augen lagen stets auf dem Sprechenden, während ich völlig vergaß zu essen. Dann sprach Levi Æshe wegen Baldr an, wobei ich kurz meinen Atem anhielt. Der Hauptgefreite war wesentlich erfahrener als ich und er konnte andere gut einschätzen, weshalb mir seine Worte zu denken gaben. Es sprach für meine absurde Annahme, dass dies Flavius sein sollte, auch wenn ich mir nicht ganz erklären konnte, wie das möglich war. Doch irgendwie ergab es durchaus Sinn. Durch Levi noch mehr als vorher.

      Als Baldr die Aussage der beiden bestätigte, sah ich kurz zu ihm, ehe ich meinen Blick auf meinen Teller richtete und weiter aß. Das Angebot von Ragnar bekam ich dennoch mit, doch ich sah nicht mehr auf. Es war okay, wenn sie versuchten ihn anzulügen. Schließlich hatte dies keine Relevanz für unsere Untersuchung, oder doch? Was wenn.. Levi Zweifel an Baldr's Loyalität bekam? Glaubte er, dass er sich wegen Æshe gegen uns und den Schulleiter wenden könnte? Das würde Baldr nicht tun.

      Nach dem Essen holten Marik und ich den Leichnam, um ihn wie angeboten auf den Tisch zu legen. Das Wetter war sehr wechselhaft, sodass vermutlich nur das Risiko erneut in einen Schneesturm zu geraten dafür sorgte, dass Levi dieses Angebot annahm. Ich half dabei seine Taschen zu durchsuchen, doch ich konnte nichts finden, dass für mich irgendeinen Anhaltspunkt auf die anderen bot. Als ausgebildeter Arzt stand Marik ihm am tatkräftigsten zur Seite bei der Untersuchung, während wir anderen kaum mehr tun konnten, als ihnen zuzusehen. Und das tat ich auch, denn ich wollte so viel vom Hauptgefreiten lernen, wie möglich. Deshalb verfolgte ich alles sehr aufmerksam und lauschte dem Gespräch zwischen den beiden.
      Marik murmelte vor sich hin, als würde er Selbstgespräche führen, doch es war auch kein großes Mysterium, was die Todesursache war. Dennoch teilte er Levi jeden seiner Gedanken mit.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco
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