Indigo Blue (Yeet & Nao)

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    • Noah

      Mit Elias Reaktion hatte Noah nicht gerechnet. Er sah ihn mit weiten Augen von der Seite an und hörte seiner Tirade der Frustration zu. Dabei musste er sich zurückhalten, nicht zu grinsen, weil er die Worte des anderen zu gut nachvollziehen konnte.
      „Hey, zieh mich da nicht mit rein. Ich tu mein Bestes“, sagte er, als Elias meinte, keiner würde sich etwas trauen. „Außerdem weiß ich echt nicht, was normal heißen soll“, murmelte er. „Alles was ich sehe sind ein Haufen Menschen, die sich den Stock zu tief in den Arsch geschoben haben und keinen Sinn in ihrem eigenen Leben sehen“
      Das kam etwas extrem raus. Konnte man es aber noch schön reden? Immerhin war hier allen so langweilig, dass sie es sich zur Lebensaufgabe gemacht haben, alle zu demütigen, die noch einen Funken Eigensinn hatten.
      „Ich versteh nicht, warum du hierher gezogen bist, wenn du es so hasst. Nicht, dass ich das nicht verstehe. Ich will ja auch hier weg“
      Gerade mal zwei Tage hatte er in dieser Schule verbracht und teilte bereits Noahs Meinung, die sich über Jahre gebildet hatte. Vielleicht war es einfach noch schlimmer, wenn man die Großstadt als direkten Vergleich hatte. Vielleicht würde Elias ja in zwei Wochen auch aufgeben und wieder zurückgehen oder so? Noah würde einfach alles tun, um diese Chance zu haben.
      Als Elias über Fiona sprach beobachtete Noah ihn genau. Er schien sie wirklich zu mögen. Kein Wunder. „Fiona hat sich entschieden, nicht nach der Pfeife von irgendwelchen Idioten zu tanzen. Aber das macht es auch nicht besser, immer der Außenseiter zu sein.“ Genau so fühlte Noah sich selbst. Nur weil er nicht aufgab, er selbst zu sein, machte es das nicht leichter, angestarrt und blöd angemacht zu werden. So abzuhärten hatte er nie geschafft. Und auch wenn Fiona es immer besser versteckte und gekonnt ihre Umwelt ignorierte, wusste Noah, dass es nicht an ihr vorbeiging.
      „An deiner Stelle würde ich einfach zurück gehen. Ist es überhaupt möglich, dass es woanders schlimmer ist, als hier?“, meinte Noah, halb im Scherz. „Ich meine, wenn ich die Wahl hätte, hier als Alien abgestempelt zu werden oder in einer Stadt zu leben, in der sich keiner für dich interessiert… Mann, ich würde die Ruhe genießen. Ich bin seit 3 Jahren keinen Tag in die Schule gegangen, ohne angestarrt zu werden, als würde ich gleich Amok laufen und die halbe Schule mit mir in Dante‘s Inferno ziehen“
      Noah stockte. Er würde seine Worte gerade gerne zurücknehmen. Hoffentlich fragte Elias einfach nicht nach.
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    • Elias musste Noah nickend zustimmen, er hatte auch keine Ahnung, was “normal” war. Als er seine Mitschüler so extrem beschrieb, musste er lachen, hatte aber irgendwie wirklich den Eindruck, dass sie so hoffnungslos wirkten, als hätten sie niemals eine Hoffnung gehabt. Aber irgendwie wollte er das nicht glauben. Elias fügte zu Noahs Gedanken zum Thema normal sein noch hinzu: „Aber irgendwie ist mir das egal. Ich habe keinen Bock, meine Zeit damit zu verschwenden, darüber nachzudenken, was normal ist und ob ich dem entspreche. Ich will einfach mein Ding machen.”

      Noch einmal musste Elias ernst zu Noah rüber gucken: „Jetzt leg aber nicht deine Worte in meinen Mund. Ich hasse es hier überhaupt nicht. Ihr seid einfach nur mega komisch. Ich hatte in den Sommerferien voll die gute Zeit hier.” Aber er musste überlegen. Elias hatte nicht unbedingt gelogen, es war ein vertrauter Ort, ein ruhiger Ort, an dem er und seine Schwester sich zurückziehen konnten. Besonders in der Obhut ihrer Oma. Aber er hatte auch nicht wirklich eine andere Wahl gehabt. Es war bestimmt schwer zu glauben oder zu verstehen, wenn man nicht wusste, was sich vor einigen Wochen bei Elias abgespielt hatte.

      Ich will ja auch hier weg, sagte Noah. Auch? Wollte Elias denn hier wieder weg? Das Gefühl hatte er eigentlich nicht. Und er wollte der Befürchtung, dass die Schulklasse ihn möglicherweise dazu treiben würde, auch von diesem Ort zu fliehen, keinen Raum geben. Wäre es ihm denn möglich, wieder zurück zu gehen? Elias starrte in den Himmel, schaute von Noah weg. Wieder bei seinen Eltern einziehen, war ganz sicher nicht möglich.

      Als Noah von Fiona sprach, schaute er ihn wieder an. Auch wenn er die Klasse gerade mal zwei Tage kannte, lag es ihm nahe, dass man Fiona als Außenseiterin bezeichnen konnte. Aber das wollte er nicht. Er fand das Konzept von Außenseitern bescheuert. Aber genau genommen war er jetzt sicher auch einer.

      Elias realisierte, dass die Vorstellung zurück in die Großstadt und zu seinen Eltern zu ziehen eine grausame war. Er wollte nicht zurück. Zustimmen konnte er Noah diesmal gar nicht, er schüttelte unbewusst leicht den Kopf. Und wenn er nur wüsste, dann würde er auch nicht sagen, dass er das an seiner Stelle tun würde. So einfach war das einfach nicht.

      Den letzten Teil von dem, was Noah erzählte, verstand Elias gar nicht. Das drückte sein verwirrter Blick wahrscheinlich aus. Irgendwie hat ihm das jetzt die Sprache verschlagen. Langsam setzte er sich auf und starrte zwischen seine Füße auf den Grund des Baches. Er wollte jetzt nicht die Stimmung vermiesen, das Gespräch verlief bisher ja eigentlich ganz gut, aber irgendwie waren Elias’ Gedanken gerade so laut, dass er das Plätschern gar nicht mehr wahrnahm.

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    • Noah

      Noah traute sich erst nicht Elias anzusehen. Die Stille sagte mehr als tausend Worte. Nach ein wenig Hin und Her in seinen eigenen Gedanken, murmelte er also: „Ich hab niemanden umgebracht. Ich war einfach… ein schwieriges Kind…“
      Ja… „schwierig“, so nannten es seine Eltern gerne. Dabei war er nur für sich selbst, seine Meinungen und andere eingestanden. Vielleicht hätte ein wenig Impulskontrolle alles geändert. Vielleicht wäre er der Held der Klasse gewesen, wenn er nicht angefangen hätte zu schreien und rebellieren. Vielleicht hätte man ihn für seinen starken Willen und den Sinn für Fairness gelobt anstatt ihn als aggressiv und aufmüpfig abzustempeln. Auch heute würde er noch für die Dinge einstehen, für die er sich damals laut gemacht hatte. Nur wusste er es jetzt besser, als all seine Energie dahingehend aufzubrauchen, einzelne Kleingeister umzustimmen.

      Als Nick immer und immer wieder von Mitschülern gehänselt wurde, war er derjenige, der aufgestanden war. Und wenn es mitten im Unterricht gewesen war und er seine dumm grinsenden Klassenkameraden anschreien musste, um seinen Freund in Ruhe zu lassen. Zwei Wochen Nachsitzen. Eine Woche Hausarrest.
      Als die Englischlehrerin in der 2. Klasse ein Mädchen vor allen zum Weinen gebracht hatte, weil sie sich über ihre Aussprache lustig gemacht hatte, war er der gewesen, der die Lehrerin zur Rede gestellt hatte. Laut und ehrlich. Wie sollte man denn Lernen, wenn man sich nicht mehr traute, den Mund aufzumachen? Natürlich hatte das der Englischlehrerin sehr gefallen… Einen Monat Nachsitzen. 6 Wochen Putzdienst zuhause.
      Als Noah von einem Mitschüler herumgeschubst wurde und er zurückschlug, hatte er sich selbst verteidigt. Ein wenig zu fest. Und auch wenn er am Ende die meisten Blutergüsse davon getragen hatte… drei Wochen Nachsitzen. Drei Wochen Hausarrest.

      Dass er früher so wortstark gewesen war, war heute nicht mehr erkenntlich. Er hielt sich aus den meisten Angelegenheiten raus und selbst wenn er noch immer für alles einstehen würde, das ihm wichtig war, würde er doch zumindest versuchen, sich zu kontrollieren. Sonst wurde die Essenz seiner Worte wieder überhört, um ihn als „schwierig“ darstehen zu lassen. Das war natürlich einfacher, als eine Diskussion zu führen. Es war leichter, ein Kind zum schweigen zu bringen, als ihm zuzuhören.

      Natürlich war es falsch, Gewalt anzuwenden. Doch würde er es heute im schlimmsten Fall immer noch tun? Auf jeden Fall.

      „Du wirst niemanden finden, der mehr Zeit in Form von Nachsitzen in dieser Schule verbracht hat, als ich“, schmunzelte er. Wäre es nicht so schrecklich, könnte er es beinahe als lustig beschreiben. „Na schön, mein Bruder ist sicher ein knapper zweiter Platz“
      Er war Elias einen Blick zu um festzustellen, ob er ihn verschreckt hatte. „Wenn du Gerüchte darüber hörst, was ich angestellt hab, glaub nichtmal die Hälfte. Ich hab noch nie eine Schlägerei begonnen. Und ich hab schon garnicht Fensterscheiben eingeschlagen. Keine Ahnung, wo die Idee herkam“ Er wandte sich wieder ab und spielte mit den Kieselsteinen im Wasser herum. Ob die Leute hier jemals aufhören würden, Geschichten zu erfinden? Irgendwann musste es doch langweilig und begraben werden. Drei Jahre waren schon eine lange Zeit, das alles aufrechtzuerhalten… Zugegeben hatte er aber auch einiges an Stoff geliefert, in seinen Höchstzeiten.

      „Du hast recht damit, einfach zu tun, was du willst. Geht keinen was an, was du mit deinem Leben machst. Und wenn sie reden, reden sie halt. Ich bin der beste Beweis, dass das Leben trotzdem irgendwie weitergeht. Auch wenn man einige Felsen in den Weg geschmissen kriegt, wenn plötzlich jeder denkt, dass du ein gefährlicher Mörder oder sowas bist“ Noah grinste ein wenig. Der Beinahe-Unfall am Fenster damals hatte wirklich seine Reputation zerstört. „Aber solange du nicht genau dieses Gerücht an dir hängen hast, sollte alles gut sein“
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    • Es dauerte eine Weile, bis sich die Gedanken in Elias Kopf sortierten und er wieder klar denken konnte. Langsam wandte er sich auch Noah wieder zu, sein Gesichtsausdruck war ruhig und er hörte aufmerksam zu. Er brauchte einfach einen Moment, um sich wieder zu sammeln, aber verschreckt hatte Noah ihn auf keinen Fall. Elias sah vielleicht ein wenig nachdenklich aus, denn auch während Noah erzählte, war er sich nicht ganz sicher, warum er das tat. Ist ihm da gerade etwas rausgerutscht, was er eigentlich gar nicht sagen wollte und nun wollte er sich irgendwie erklären?

      Elias hatte nicht wirklich etwas dazu beizutragen, deshalb ließ er Noah erstmal zuende erzählen. Nachdenklich stützte er sich etwas ab, während er sich zu Noah drehte, um ihn anzusehen. Noch immer war er sich ziemlich unsicher, warum Noah das erzählte. Scham? Angeberei? Rechtfertigung? Neben den verwuschelten Haaren und grünen Augen wurde er durch Noahs Gesichtsausdrücke nicht viel schlauer.

      Nach seinem letzten Satz ließ Elias das alles erstmal sacken und gab nicht sofort eine Reaktion oder Antwort. Wenn er das richtig verstanden hatte, dann war Noah vor ein paar Jahren ziemlich rebellisch. Eine Phase? Das hätte er von ihm gar nicht erwartet. Es klang so, als wäre das etwas, was sich schon länger durch sein Leben zog. “Schwieriges Kind.” Na und? Was auch immer der Auslöser dafür war, über sowas konnte man auch hinauswachsen. Und meistens war sowas auch nicht grundlos oder willkürlich.

      „Ok.” Meinte Elias dann und schaute Noah an. „Habe ja vorhin schon gesagt, dass ich Gerüchte blöd finde. Ich mache mir lieber selber ein Bild.” Er zog kurz die Schultern hoch. „Also falls du jetzt eine Antwort von mir wolltest.” Das wars eigentlich auch schon. „Aber wenn die anderen nach der Phase weiterhin…nachtragend sind, kann ich verstehen, wenn sich jeder Tag anfühlt wie die Hölle.” Er fügte murmelnd hinzu: „Und dass du hier weg möchtest.” Er wusste nicht ganz, ob ihn das Thema traurig machte, denn eigentlich war er der Meinung, dass es ihn nicht wirklich etwas anging, aber Noah hatte ihm diese Sachen anvertraut, es war sicher bei ihm, keine Verurteilung.

      Elias entschied sich, dem drückenden Gefühl entgegenzuwirken, stand also auf und fing an, im Bach zu planschen, sodass Noah wahrscheinlich auch nass wurde.

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    • Noah

      Elias gleichgültige Reaktion ließ Noahs Anspannung verfliegen. Die ganze Rechtfertigung war vermutlich nicht einmal notwendig gewesen. „Ich mache mir lieber selbst ein Bild“, das waren die Worte, die in Noah etwas auslösten. Eine Wärme breitete sich in seinem Körper aus. Genau das war es, was er immer gewollt hatte, doch jeder in dieser Stadt vertraute mehr auf Gerüchte als ihre eigenen Erfahrungen. Noah beobachtete Elias schweigend wie dieser aufstand um sich im Bach abzukühlen. Langsam legte sich ein Lächeln auf seine Lippen, das immer breiter wurde, bis er irgendwann selbst aufstand. Er watete ein paar Schritte in den Bach, dann spritzte er eine Handvoll Wasser auf Elias, wovon das meiste sein Hemd traf, und grinste ihn schelmisch an.
      Er fühlte sich so leicht, so entspannt, so… zufrieden. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten verbrachte er Zeit mit jemandem, der seine Vergangenheit nicht nur nicht kannte, sondern die ihn auch nicht interessierte. Er konnte eine ganz neue Person in Elias Umgebung sein, wenn er wollte. Und er musste nicht einmal Angst haben, dass die Gerüchte in der Schule, wenn sie ihn letztendlich erreichten, ihn beeinflussen würden. Er hatte das Gefühl, er war kurz aus dieser Stadt geflohen, ohne sie verlassen zu haben.

      Während er immer wieder Wasser auf Elias spritzte und lachte, als wären ihm Steine von den Schultern gefallen, lösten sich all seine Gedanken in Luft auf. Nach einer Weile ließ er sich plötzlich fallen, bis er flach auf dem Rücken im Wasser lag, seine Hose so durchweicht, dass sie später bestimmt das dreifache Gewicht haben würde, wenn er aus dem Wasser kam. Mit einem leichten Lächeln lag er da, auf den Ellenbogen hochgestützt, und beobachtete die Blätter in den Baumkronen über ihnen.
      „Ich wünschte, es gäbe einen Ort, wo man diese Natur und gleichzeitig weniger spießige Menschen um sich haben kann. Oder vielleicht suche ich mir einfach irgendwann eine einsame Insel und lebe dort“ Er lachte ein wenig. Das wäre ein Traum. All die wunderschöne, unberührte Natur und keine Menschenseele. Na schön… ein paar Menschen, die er mochte, durften vielleicht mit. Bekanntlich war Isolierung nicht gerade gesund für den Menschen.
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    • Elias lief mit großen Schritten durch den Bach, sodass das Wasser spritzte. Da brachte die hochgekrempelte Jeans auch nicht mehr viel. Als auf einmal eine Welle an Wasser entgegenkam, riss er die Augen erschreckt auf. „Hey!” Erst sah er auf sein Hemd, das nun ganz unangenehm an seiner Haut klebte und dann mit großen Augen zu Noah. Ein Grinsen machte sich breit, schnell griff er nach seinen Armen und begann ihn zu schütteln, so als würde er ihm drohen, ihn gleich in den Bach zu schmeißen, tat er aber nicht. Elias lachte die ganze Zeit, fühlte sich erleichtert und machte sich zur Abwechslung mal keine Sorgen. Sie spritzten gegenseitig Wasser hin und her, bis Noah sich einfach in den Bach legte. Elias schaute ihn erstmal mit großen Augen an, musste dann aber heftig lachen. „Jetzt bist du ganz nass!” Meinte Elias, auch wenn es offensichtlich war. Eine Weile lang betrachtete er Noah nur, belustigt und fragte sich, was sie da eigentlich taten.

      Da er sich Noah nicht anschließen und sich in den Bach legen wollte, setzte er sich erstmal wieder ans Ufer. Aus seinem Rucksack zog er sein Handy und checkte die Uhrzeit und Nachrichten, aber da gab es nicht viel zu sehen, daher steckte er das Handy wieder weg. Als nächstes zog er sich das Haargummi aus dem Haar, da seine Kopfhaut ziemlich weh tat, nachdem er den ganzen Tag einen Zopf trug. Zu Noahs einsamer Insel musste er lächeln, er verstand, worauf er hinaus wollte, nickte daher auch, aber konnte es nicht ganz nachvollziehen. „Wo möchtest du nach der Schule denn hin?” Fragte Elias einfach, da er sich nicht so für einsame Inseln interessierte. Kurz dachte er daran, dass der Garten seiner Oma ein Ort mit wunderschöner Natur war und spießige Menschen gab es dort auch nicht. Das reichte ihm.

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    • Noah

      Als Elias ihn schüttelte, bekam er beinahe einen Lachanfall. Er ließ locker wie ein Waschlappen, den man hin und her warf, bis der Größere von ihm abließ und er sich von selbst ins Wasser fallen ließ.
      Jetzt bist du ganz nass!“
      „Hab ich garnicht gemerkt“, gab Noah sarkastisch zurück. Er erwiderte Elias Blick einige Sekunden lang, dann musste er sich abwenden. Seine Augen konnten einem glatt in die Seele starren. Bevor er sich versah kehrte diese komische Nervosität zurück, die ihn schnell sein Gesicht mit dem kühlen Wasser abwaschen ließ, als könnte er damit das Gefühl abwaschen. Was war das bloß die ganze Zeit… Warum musste der andere ihn auch so beobachten. Während Elias sich wieder ans Ufer setzte verfing Noah sich beinahe in einem Gedankenstrudel. Rechtzeitig fragte er ihn nach seinen Plänen nach der Schule.
      Noah zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung“ Er wusste weder in welche Stadt er wollte, oder welches Land? Noch wusste er von irgendeiner realen Insel, die er bewohnen konnte. Nichtmal für eine Uni hatte er sich entschieden. „Ich weiß garnichts“, seufzte er und setzte sich auf. „Ich will studieren, glaube ich. Keine Ahnung wo“ Er überlegte kurz. „Keine Ahnung was“
      Ob Elias schon wusste, was er irgendwann einmal machen wollte? In Moosbach gab es nicht gerade die größte Vielfalt an Optionen. Aber „irgendwann“ lag garnicht so fern in der Zukunft. Es scheinte als hätten sich alle schon Gedanken gemacht. Manchmal hatte Noah das Gefühl, die Zeit lief an ihm vorbei. Viel zu schnell und rücksichtslos, dabei konnte er es nicht erwarten, in der Zukunft zu sein. Er brauchte nur ein bisschen Klarheit. Aber von der hatte er sich schon vor einer Ewigkeit verabschiedet und nie wieder etwas von ihr gehört.
      „Bleibst du hier nach der Schule? In Moosbach, meine ich“, fragte Noah. Er stand endlich auf und versuchte ein bisschen das Wasser aus dem Stoff seiner Hose zu wringen, aber sie klebte ihm nur klatschnass am Körper. Er kam aus dem Wasser und zog sein Shirt wieder über, dann setzte er sich ein Stück abseits von Elias in den Halbschatten. Er musterte ihn, wie seine ungewöhnlichen, nassen Klamotten ihm am Körper klebten. „Wenn du nichts mit Mode oder Kunst in deinem Leben machen willst, fress ich nen Besen“, kündigte Noah an und schmunzelte. „Aber ob man damit hier so erfolgreich sein kann… abgesehen als Lehrer“

      Tatsächlich hatte Noah sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, Lehrer zu werden. Er lernte schließlich selbst gerne und es gab Fächer, die ihm wirklich Spaß machten. Aber ein Problem gab es. Den Menschenkontakt. Jeden Tag einen Haufen Schüler sehen, wenn er endlich seine eigene Schulzeit hinter sich hatte?! Nein, danke. Und er war bestimmt nicht gerade ein Naturtalent im „Sachen beibringen“. Wie Frau Herz oder Herr Kumalo das machten, war ihm ein Rätsel. Er selbst würde die Schüler bestimmt nur langweilen oder traumatisieren wie Frau Heimlich. Er wollte wirklich keiner dieser Lehrer werden, die anderen das Leben vermiesten weil sie in ihrem einzigen Job so grottenschlecht waren…
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    • Elias stützte sich mit den Ellenbogen auf den Knien ab und hielt sein Gesicht in den Händen, er schaute zu Noah rüber, während er erzählte. Er ließ einen langen Seufzer raus, er verstand Noahs Keine Ahnung. „Ich weiß auch nicht, wie wir uns nach dem Schulabschluss direkt für etwas entscheiden sollen, ganz ohne irgendwelche Erfahrung. Und dieses zweiwöchige Praktikum in der 9. Klasse hat doch auch nicht viel gebracht. Trotzdem wird einem immer nur Druck gemacht.” Elias schüttelte langsam den Kopf. Auf Noahs Frage musste er erstmal überlegen. „Ich weiß es noch nicht.” Bevor er weitersprach, schaute er Noah erstmal belustigt dabei zu, wie er versuchte, das Wasser aus seiner pitschnassen Hose zu wringen. „Ich hatte eigentlich vor, ein freiwilliges Jahr nach dem Abi zu machen.” Er schaute in den Bach. „Aber ein kulturelles. Hier gibt es bestimmt nicht so viele Angebote. Bei mir in der Stadt könnte ich im Schauspielhaus, in der Kostümabteilung arbeiten, oder im Kunstmuseum.” Er sah wieder zu Noah rüber. „Oder vielleicht Jobbe ich erstmal.”

      Noahs Schmunzeln wurde erwidert. „Keine Sorge, du musst keinen Besen fressen. Du hast nämlich recht. Hier kann man damit aber wahrscheinlich nichts anfangen.” Er fügte eher murmelnd hinzu: „Also für immer bleibe ich nicht hier.” Aber vorerst bestimmt, vielleicht, er wusste es nicht. Und was er nach der Schule machen wollte, wusste er auch nicht. Er hatte zwar eine grobe Idee, aber mehr noch nicht. Elias war der Meinung, er sollte die Zeit nutzen, um viele Sachen zu machen und Erfahrung zu sammeln, um sich besser kennenzulernen und herauszufinden, was ihm am besten liegt. Dass er in die künstlerische Richtung gehen möchte, auch gerne mit Mode oder vielleicht etwas Handwerkliches, das war ihm schon klar, denn dort lagen auch seine Fähigkeiten.

      „Aber du möchtest gerne studieren? Warum keine Ausbildung anfangen?” Fragte er Noah dann noch.

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    • Noah

      An ein freiwilliges Jahr hatte Noah noch garnicht gedacht… Elias schien sich definitiv mehr Gedanken gemacht zu haben, als er.
      „Ich weiß nicht, ich hab nie darüber nachgedacht. Nachdem ich ja sowieso fast die Schule abgeschlossen hab…“, antwortete er nachdenklich. Und was für Ausbildungen gab es überhaupt? Würde ihn davon irgendwas interessieren? Es war wohl an der Zeit, mal das Internet zu durchforsten…
      Noah stand ruckartig auf. „Wir sollten zurück. Ich muss nachhause, bevor meine Mum ihre Nerven verliert“ Nach gestern Abend hatte er schon genug riskiert, indem er nicht auf direktem Weg nachhause gegangen war. Er zog sich im Stehen Socken und Schuhe wieder an. Dann warf er Elias noch einen ernsten Blick zu. „Wenn du in deiner Stadt so viele Möglichkeiten hast… würde ich an deiner Stelle nach der Schule wieder dort hin zurück gehen. Oder an einen anderen Ort? Ich weiß ja nicht, was dich nach Moosbach geführt hat… aber ich würde mir keine Chancen entgehen lassen. Egal aus welchem Grund“
      Noah warf sich seinen Rucksack wieder über die Schulter. Auch er würde sich keine Chancen entgehen lassen. Selbst wenn er sich dafür in diesem einen letzten Jahr entscheiden musste, was er in seinem Leben tun wollte… und wer er eigentlich war. Der Gedanke löste ein Ziehen in seiner Brust aus. Es machte ihm Angst, dass er bald Entscheidungen treffen musste, wenn er gerade nicht einmal sagen konnte, was er wollte. Er wusste nur… so wie bisher konnte es nicht weitergehen. Ob das Fliehen aus Moosbach wirklich alle Probleme in Luft auflösen würde?
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    • Elias saß ganz gelassen da und hörte Noah zu, er verstand ihn wirklich gut, dass er sich noch nicht sicher war. Er selbst hatte sich zwar schon mal über Möglichkeiten informiert, teilweise auch einfach nur aus dem Freundes- und Familienkreis Sachen mitbekommen, aber wofür er sich dann entscheidet oder ob er das auch wirklich durchziehen möchte, wusste er auch noch nicht. Aber was nach der Schule kam, das war nicht wirklich eine seiner Sorgen.

      Dass Noah so plötzlich aufstand und meinte, sie sollten jetzt lieber gehen, verwirrte Elias ein bisschen. Elias murmelte nur ein: „Ok.” Kurz fragte er sich, ob er irgendwas Blödes gesagt hatte, oder ob ihn das Thema eigentlich genervt hatte. Und als er sich so schnell schon wieder die Schuhe anzog, wusste er nicht ganz, ob er nicht eher meinte, dass er jetzt allein gehen würde. Er hatte sich in der Zeit noch gar nicht gerührt, da gab ihm Noahs ernsten Blick und der Spruch den letzten Push, um zu hinterfragen, ob er Noahs freundliche Signale ganz falsch eingeordnet hatte.
      Jedenfalls war es nicht mal eine Entscheidung, Elias sagte dazu einfach nichts und kümmerte sich erstmal darum, dass seine Socken wieder anziehen konnte, ohne dreckige oder nasse Füße. Als er endlich aufstand, streifte er erstmal etwas Staub von seiner Jeans und vom Hemd. Er griff nach seinem Rucksack und schaute dann nochmal zu Noah.

      Sein Fahrrad stand noch auf dem Wegesrand herum, als er das erreichte, schaute er noch mal zu Noah rüber. Er war sich unsicher, ob sie noch zusammen nach Hause gehen würde, oder sich nun trennen würden.

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    • Noah

      Von Elias Unsicherheit bekam Noah überhaupt nichts mit. Er war mit den Gedanken schon ganz woanders. Und zwar bei sich zuhause, in seinem Zimmer, am PC, damit beschäftigt, sich den Kopf über mögliche Dinge zu zerbrechen, die er nach dem Schulabschluss tun konnte.
      Am ursprünglichen Weg angekommen, zog er sein Handy aus dem Rucksack. Es war zwar erst am frühen Nachmittag, doch er hatte bereits so viele verpasste Anrufe von seiner Mutter, als wäre er schon zwei Tage verschollen. Verdammt. Er hatte das Szenario gestern Abend und dessen Auswirkungen wohl unterschätzt. Langsam bekam er doch ein bisschen Angst vor dem, was ihn erwarten könnte, wenn er zuhause ankam… Aber es länger herauszuzögern würde seine Lage nicht verbessern.
      Kurz war er trotzdem neidisch auf Adrian, der sowieso bis 16 Uhr arbeitete. Bis dahin hatte seine Mutter ihren Ärger sowieso schon alleine an Noah ausgelassen.
      „Ich… ähhh… ich muss nachhause, sorry“, sagte er während er noch sein Handy anstarrte und sah, dass Nick ihm geschrieben hatte. Er überflog die Nachricht bloß, doch offenbar hatte Noahs Mum seine Mum angerufen, um herauszufinden wo er steckte. Er riss die Augen auf, dann atmetete er kurz durch und sah wieder zu Elias.
      „Also… achja“, da fiel ihm wieder ein, was er eigentlich wollte, als er sein Handy aus dem Rucksack gekramt hatte. Er tippte auf seine Kontaktliste und drückte Elias das Handy entgegen.
      „Tipp mal deine Nummer ein. Ich kann dich dann auch gleich zur Klassengruppe hinzufügen“, sagte er und lächelte leicht. Das war wohl seine Art, um Freundschaft mit dem Neuen zu schließen.
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    • Während Noah auf sein Handy sah, merkte Elias schon, dass er sich auf den Weg nach Hause machen würde. Er versuchte, seine Unsicherheit etwas herunterzuspielen, legte seinen Rucksack schon mal in den Korb seines Fahrrads. „Alles klar, ist in Ordnung.” Meinte er dann, total gelassen. Mental war er auch schon auf dem Weg nach Hause und überlegte, was er heute noch vor hatte.

      Das Handy, das ihm in die Hand gedrückt wurde, nahm er natürlich an. Elias tippte schnell seine Nummer ein, da er sie auswendig konnte. Als Kontaktnamen gab er natürlich seinen Namen ein, aber alles in Kleinbuchstaben. Außerdem fügte er dieses Emoji hinzu:✨. Bevor er das Handy wieder zurückgab, drückte er schon mal auf Speichern. Gerade wollte er Noah das Handy wieder geben, da zögerte er. „Füg’ mich der Klassengruppe bitte nicht hinzu. Da hab ich keinen Bock drauf.” Meinte er dann einfach, ganz ehrlich. Er konnte sich nicht vorstellen, dass seine aktuellen Mitschüler irgendwann keine Idioten mehr waren. Und er wollte nicht, dass sie seine Nummer hatten. Dann gab er Noah sein Handy auch wirklich wieder. Elias ließ einen Seufzer raus. Da er sonst nichts mehr zu sagen hatte, meinte er dann einfach: „Ok, bis morgen dann.”

      Zuhause angekommen, musste er sich die Jeans von den Beinen pellen, durch das Radfahren in der prallen Sonne ist er nochmal gut ins Schwitzen gekommen. Danach war eine kalte Dusche angesagt. Die Jeans und das Hemd hängte er im Garten auf der Wäscheleine auf, er bemerkte, wie unzufrieden er damit war, dass er nun zum zweiten Mal mit irgendeinem komischen Gefühl nach Hause kam. Für eine Zeit lang war er sich eigentlich ziemlich sicher, dass er mit Noah total gut reden konnte. Aber ihm fiel auch ein, dass er ihn gestern schon ein wenig sprunghaft fand. Vielleicht war das einfach seine Persönlichkeit, oder er wollte ihn irgendwie verarschen. Aber das letztere wollte er nicht glauben.

      Der Rest des Tages verlief so wie immer: Elias kümmerte sich ums Essen kochen, aß mit seiner Oma zusammen und unterhielt sich mit ihr, es gab ein süßes Gebäck zu essen und er lag im Schatten des Apfelbaum herum, ein Buch lag neben ihm, unberührt. Im Tanktop und Shorts war das Wetter auch viel einfacher zu ertragen. Und eigentlich war Elias froh, dass der Sommer noch da war.

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    • Noah

      Ein wenig verwirrt nahm Noah sein Handy wieder an und erwiderte bloß ein unsicheres "Okay", bevor er dieses wieder einsteckte. "Dann… komm gut nachhause", verabschiedete er sich. Normalerweise hatte er eine schwere Zeit wenn es darum ging, die Stimmungen anderer Leute zu erkennen, doch heute merkte sogar er, dass er wohl etwas falsches gesagt haben musste. Elias schien es am Ende ja doch eilig zu haben, nachhause zu kommen. Er versuchte sich keine Gedanken zu machen, doch diese blieben für den restlichen Heimweg einfach in seinem Kopf hängen. Was hatte er bloß gesagt… Vielleicht der plötzliche Abschied? Die Einladung in die Klassengruppe? Das war doch auch eigenartig, dass er da nicht Teil sein wollte… Klar, die Mitschüler waren nicht unbedingt klasse, aber zum ganz allgemeinen Austausch war es doch praktisch… Auch wenn Noah selbst eher nur ein stiller Mitleser war.
      Gedankenverloren öffnete er seine Haustüre als er ankam und zog sich die Schuhe aus.
      Vielleicht hatte sein Ton ja bei irgendetwas nicht gepasst… Manchmal klang er zu direkt… Hm…
      "NOAH!"
      Der Schrei riss ihn aus seinen Gedanken. Bevor er sich versah stand seine vor Wut überkochende Mutter vor seiner Nase. Sie hatte manchmal erschreckende Ähnlichkeit mit einem Drachen. "Ah…", kam es ihm nur über die Lippen, aber ein richtiges Wort brachte er nicht zustande. Die Augen seiner Mutter brannten sich förmlich durch ihn hindurch, dann stampfte sie in die Küche und sagte: "Setz dich"
      Noah brauchte einen Moment um sich von dem Schreck zu erholen, dann lief er ihr hinterher. Wenn er nicht so gedankenverloren gewesen wäre, hätte er sich zumindest ein wenig vorbereiten können. Dieser Elias! Nichts als Probleme hatte er, seit der Neue in seinem Kopf lebte. Und das nach zwei Tagen… Aber was konnte Noah schon dafür, dass er so eine interessante Lebensgeschichte haben musste. Und dann hatte er auch noch ein Erscheinungsbild, das man nunmal nicht aus dem Kopf bekommen konnte. Diese Haare…
      "Sag mal, hörst du mir eigentlich zu??" Die genervten Worte durchschnitten die Luft. Nein, Noah hörte absolut nicht zu.
      "Äh… ja… ich soll…", er dachte angestrengt nach. "Mich in einem zweiten Klub anmelden", sagte er schließlich und war fast stolz auf diesen Einfall, bevor der Blick seiner Mutter ihn zurechtwies. "Ich sagte, du hast mir gefälligst mitzuteilen, wenn du nicht auf direktem Weg nachhause kommst. Dein Stundenplan hängt hier auf dem Kühlschrank, Mister. Um halb 2 hättest du hier sein müssen"
      Noahs Gesicht fror ein. Plötzlich war er wieder ganz da. "Ich bin nicht 10", antwortete er kühl. In einem Jahr würde er alleine leben und seine Mutter kam noch nichtmal damit klar, wenn er nach der Schule zu spät nachhause kam?
      "Das ist mir egal. Solange du unter meinem Dach wohnst, lebst du nach meinen Regeln. Für Adrian gilt nichts anderes", erwiderte sie scharf. Dann kam sie auf ihn zu und streckte die Hand aus. "Handy"
      "Was?!", fragte Noah ungläubig.
      "Du hast schon richtig gehört", sagte sie.
      "Ist das dein Ernst?! Weil ich mich um knapp eine Stunde verspäte? Du kannst nicht-"
      "Und ob ich kann" Ihre Augen waren hasserfüllt. Das war es… das waren die Momente, in denen er sich sicher war, dass er nicht einmal bei seinen eigenen Eltern willkommen war, geschweige denn in seiner Schule oder dieser gottverdammten Stadt. Wortlos nahm er das Handy aus seinem Rücksack und legte es in ihre Hand, dann ging er wortlos die Treppe hinauf. "Und du hast Hausarrest, da du mir ohne Handy ja nicht mitteilen kannst, wo du bist. Das nächste Mal überlegst du dir vielleicht zwei Mal, ob du vom Heimweg abkommen willst"
      Noah knallte die Tür zu. Er ließ sich auf sein Bett fallen. Und jetzt? Er wusste noch nicht einmal, wie lange er Hausarrest hatte. Aber Elias würde ihn nächster Zeit wollte noch nicht seine Nummer haben, wenn er ihm keine Nachricht schicken konnte… Verdammt, das hätte er einfach am Weg machen sollen. Wieso war er mit dem Kopf so in den Wolken?! Mit einem genervten Grummeln drehte er sich auf den Bauch und drückte sein Gesicht in das Kopfkissen. Hausarrest bedeutete… kein Skaten. Keine Spaziergänge… Kein Wald. Kein Schwimmen gehen. Kein "Elias die Stadt zeigen". Das war tatsächlich eines der ersten Dinge, die ihm in den Sinn kamen. Sollte er dem Neuen sagen, dass seine Mutter eine Tyrannin war und er wie ein kleines Kind zum Hausarrest verdonnert worden war? Niemals. Aber… dann war das Risiko groß, dass er einfach dachte, Noah konnte ich nicht leiden. Wenn er schon unbewusst dauernd alles kaputt machte… würde sie das jetzt wohl kaum zu besten Freunden machen. Also sollte er es ihm morgen in der Schule sagen?

      Nein. Ausreden würden es auch tun.

      Genau wie er, hatte Adrian eine Standpauke kassiert, als er erst spät am Abend heimgekommen war. Schon in der Zeit, als er sich verspätete, wuchs Noahs Mitleid mit seinem Bruder, da er schon wusste, dass ihn dasselbe erwarten würde wie ihn. Offenbar waren sie genau gleich dumm, dass sie das Nachtragen ihrer Mutter so unterschätzten. Am Ende hatten sie beide dank Adrians Zurückreden auch noch ihre Laptops aufgeben müssen.
      Am nächsten Tag meinte Noah zu Elias, er hätte sein Handy verloren und, dass er in nächster Zeit am Nachmittag Immer wieder seinem kleinen Bruder Mathenachhilfe geben müsste. Oder, dass er an einem Fotoprojekt arbeitete… Oder, dass er zu viele Hausaufgaben machen müsste, was wohl die dämlichste Ausrede von allen war, da Elias und er in dieselbe Klasse gingen und er immer wusste, wieviele Hausaufgaben es gab. Langsam… begann Noah auch ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Er versuchte, es mit Gesprächen in den Pausen wett zu machen und langsam lockerte er auch ein wenig auf, doch wenn er Elias dann jeden Tag am Ende des Unterrichts aus dem Weg gehen musste… fühlte er sich, als würde er nur mit ihm spielen. Doch es war bereits Woche 4 und jetzt konnte er ihm kaum noch vom Hausarrest erzählen, vor allem nachdem dieser eigentlich demnächst vorbei sein sollte. Dann würde er auf mysteriöse Weise sein Handy wiederfinden und Elias mal auf ein Eis einladen oder so, auch wenn das wohl kaum seine abweisende Art die letzten Wochen wettmachen würde. Er war nur dankbar, dass Fiona ihn wie einen Magneten an die Gruppe band. Sie sprach jeden Tag mit Elias, auch wenn Nick langsam, offensichtlich eifersüchtig wurde. Beide seiner Freunde ahnten, weshalb Noah Nachmittags immer gleich abhaute, auch wenn er selbst ihnen von seiner Strafe nicht erzählt hatte. Musste er auch nicht… die beiden kannten schließlich seine Familie. Und ihre Freundschaft war nicht so labil, dass ein Monat Hausarrest etwas daran ändern konnte. Bei Elias sah das vielleicht anders aus…

      Am Ende von Woche 4 hatte Noah sowieso aufgehört, Ausreden zu erfinden. Er ging einfach. Und Fiona wollte zwar ganz offensichtlich Noahs Abwesenheit für Elias kompensieren, damit dieser nicht anfing, eine Freundschaft mit ihm aufzugeben, doch Nick hielt sie recht deutlich davon ab.

      Woche 5. Montag. Nach diesem Wochenende war er glücklicher denn je, dass Lucien quasi außer ihm keine Freunde hatte. Es war zwar nur halb so spannend, mit einem 13 Jährigen abzuhängen… Aber wenigstens fühlte er sich nicht wie Gefangener, der in einer Gummizelle von jeglicher sozialer Interaktion isoliert wurde. Und heute bekam er endlich sein Handy wieder. Schon früh morgens, bevor er losging und sobald seine Mutter seine Strafe aufgehoben hatte, schrieb er Elias eine Nachricht. Die letzten Wochen hatte er ein solches schlechtes Gewissen gehabt, dass er kaum an etwas anderes als ihn hatte denken können. Es war schrecklich gewesen. Ablenkend, vor allem…

      <Hey, habe mein Handy gefunden. ;) Hier ist Noah>

      Er schickte die Nachricht ab. Ob der Smiley irgendwie komisch rüberkam? Zwar hatte er natürlich in der Schule mit Eias gesprochen und auch hin und wieder mal lockere, lustigere Gespräche mit ihm gehabt, aber so wie an dem Tag beim Bach war es nicht mehr gewesen. Vielleicht, weil er sich selbst einfach distanziert hatte, um jedem Gespräch über seine "Nachmittags-Geschäfte" aus dem Weg zu gehen. Doch er hatte offiziell den Monat überstanden.
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    • Als es so spät war, dass es kühl draußen wurde, verzog Elias sich in sein Zimmer. Er zog sich einen Oversized Hoodie über und schaltete zwei Lampen in seinem Zimmer ein: Die auf seinem Schreibtisch, denn er wollte in seinem Sketchbook malen und die auf seinem Nachttisch, die den ganzen Raum pink erleuchten ließ. Nachdenklich saß er an seinem Schreibtisch, kramte ein paar Stifte und sein Sketchbook aus der Schublade und blätterte darin herum. Elias hatte schon immer kleine Tagebucheinträge in sein Sketchbook geschrieben, anstatt ein richtiges Tagebuch zu führen. An diesem Abend hatte er das Bedürfnis, wieder etwas zu schreiben. Unschlüssig starrte er seine Nähmaschine an, die den meisten Platz auf seinem Schreibtisch einnahm. Irgendwie fühlte er sich schlecht, dass er sie schon so lange nicht mehr benutzt hatte. Dann beschloss er einfach zu schreiben, was ihm in den Kopf kam:
      • mega heißer Tag heute, nach der Schule mit Noah im Bach abgekühlt (der Moosbach?)
      • potentielle neue Freunde? Fiona hat coole Haare!!!
      • freue mich, wenn Nova am Wochenende wieder da ist
      Um der Seite in seinem Sketchbook noch mehr Farbe zu verpassen, kramte er eine Kiste voll mit Stickern heraus und klebte dann um seine Stichpunkte kleine Kirschblüten hin. Da unter den paar Sätzen noch ganz viel gar nichts war, versuchte Elias mit Buntstiften den Bach zu malen, wie das Wasser floss und glitzerte und die grünen Büsche und Bäume. Letztendlich arbeitete er so lange an der kleinen Zeichnungen, dass ihm alles irgendwie verschwommen und grün vorkam. Elias entschloss, endlich ins Bett zu gehen. Erst kurz bevor er einschlief, fiel ihm ein, dass er Noah seine Nummer gegeben hatte. Seit er zu Hause angekommen war, hat er kein einziges Mal auf sein Handy geschaut, bestimmt hatte er ihm schon geschrieben, er würde am nächsten Morgen mal schauen.

      Am Mittwochmorgen konnte sich Elias nicht dazu überwinden eine Shorts zu tragen. Der Tag war mindestens genauso heiß wie gestern. Stattdessen trug er eine dünne, grüne Baumwollhose, mit Karomuster, ein weißes, lockeres T-Shirt mit pinken Kirschen drauf, weiße Sneaker und die gleiche Kette wie gestern. In der Schule ignorierte er die Blicke in seine Richtung gekonnt und setzte sich sofort neben Noah. Neben den Schulsachen packt er auch sein Sketchbook aus, denn an das hat er heute Morgen gedacht, damit würde er sich die Zeit vertreiben. Als Noah dann auf einmal meinte, er hätte sein Handy verlegt, schaute er ihn erst verwirrt an, dann antwortete er ihm: „Achso, kein Problem, ich hab da auch gar nicht mehr dran gedacht.” Aber danach fällt ihm auf, dass er ihn wohl missverstanden hat. Noah hat gesagt, er hätte sein Handy verloren, nicht dass er vergessen hat, ihm zu schreiben. Das kam ihm erst ein wenig komisch vor, machte ihm letztendlich aber nichts aus. Dass Noah ihm erzählte, dass er am Nachmittag seinem kleinen Bruder Nachhilfe geben musste, fand er total in Ordnung, er ging sowieso nicht davon aus, dass sie ab jetzt jeden Nachmittag miteinander verbringen würden.

      Dass neben Fiona auch Noah mit ihm sprach, fand Elias eigentlich ziemlich cool. Er brauchte zwar noch ein bisschen, die komische Stimmung gegenüber Noah von gestern Nachmittag loszuwerden, aber mit Fiona zu quatschen war irgendwie total einfach und er hatte viel Freude dabei. Zwar redete er gerne über Kunst Themen mit ihr, zeigte ihr auch irgendwann sein Sketchbook, aber sie einfach besser kennenzulernen, fand er fast besser, Noah natürlich auch. Im Fotografiekurs am Nachmittag hatte er sogar schon zwei Fotos. Er war sich aber nicht sicher, ob sie sich an bestimmten Themen orientieren sollten, oder sich ein eigenes ausdenken sollten. Ein Foto zeigte, wie der Wind die Gardine aus der Terassentür wehte, der große Bogen im Stoff, das hat Elias irgendwie gefallen. Das zweite Foto war aus einer Perspektive gemacht worden, sodass eine pralle, reife Tomate aussah, wie die Sonne im Himmel. Mehr hat er seit dem Eintritt in den Kurs noch nicht geschafft.

      Am Donnerstag brachte er für Noah und Co. eine kleine Auswahl an süßem Gebäck von seiner Oma mit. Heute machte er etwas, was er selten tat: Repeating an Outfit. Statt des T-Shirts trug er heute ein Tanktop, denn das Wetter verlangte es nicht anders, auch kurze Ärmel gingen gar nicht. Trotzdem fühlte er sich den ganzen Schultag über irgendwie unwohl. Dass Noah auch an diesem Tag nach der Schule direkt nach Hause musste, fand er total normal.

      Freitag war irgendwie das gleiche, nur, dass Elias nach der Schule selbst einfach abhaute, er war wahrscheinlich einer der ersten, die den Schulhof verließen. Grund dafür war weniger die Schulsituation, sondern, dass Nova schon diesen Nachmittag in Moosbach ankommen würde. Und weil Elias sie nach jedem Schultag immer und immer mehr vermisste, wollte er sichergehen, dass sie gut ankam. Er plante, etwas Leckeres zu kochen, musste also noch ein paar Zutaten besorgen. Und bevor er sich mit dem alten BMW seiner Oma, den er immer ausleihen durfte, auf den Weg machte, um Nova abzuholen, musste er erstmal duschen und sich zurechtmachen. Als er dann am Bahnhof stand und auf seine Schwester wartete, war er irgendwie nervös. Er dachte nach, irgendwie war die erste Schulwoche gar nicht so schlimm gewesen, wie er befürchtet hatte. Sich mit Fiona und Noah zu unterhalten, hat ihm wirklich Spaß gemacht. Auch, wenn er außerhalb der Schule bisher nicht wirklich etwas mit ihnen zu tun hatte. Er wusste nicht, ob er das schade fand, oder ob das gut war. Jedenfalls hat er unglaublich viel zu erzählen und ist auch sehr gespannt, was seine Schwester zu erzählen hat. Als der Zug anhielt und die Türen aufgingen, entdeckten sich die beiden Geschwister eigentlich sofort, denn viele Leute stiegen in Moosbach nicht ein oder aus. Und ihr Wiedersehen war viel emotionaler, als sie gedacht hatten. „Oh nein, Eli. War die Woche wirklich so schlimm?” Fragte sie mit einem besorgten Ton, hielt ihren Bruder fest im Arm. Elias musste lachen und sagte sofort: „Nein, ich freue mich nur dich zu sehen.”

      Die beiden verbrachten das Wochenende miteinander, als hätten sie sich ein ganzes Jahr nicht gesehen. Kein Moment verging, in dem sie nicht beieinander waren. Neben dem stundenlangen Quatschen und sich gegenseitig Sachen auf dem Handy zeigen, gingen die beiden auch mal zusammen in die Stadt. Sie besorgten sich ein Eis, besuchten ihre Oma in der Bäckerei und spazierten in Moosbach herum. Das war Novas Idee, nachdem Elias erzählte, dass er die Stadt immer noch nicht erkundet hatte. Der Abschied am Sonntag Nachmittag war schwer, aber nötig.

      Ab Montag gingen die Tage ins Land und es war irgendwie immer das gleiche. In den Pausen unterhielt sich Elias mit Noah und Fiona, mit Nick schaffte er nur selten ein paar Sätze zu wechseln, was er wirklich schade fand, aber irgendwie wusste er nicht ganz, wie oder ob er daran was ändern konnte. Der Unterricht war langweilig und den anderen Schülern ging er eher aus dem Weg, nur mit der Gruppe von Chrissy hatte er noch etwas zu tun. Für den Fotografiekurs strengte er sich an, neue Ideen zu finden und Sachen auszuprobieren. Die Tage vergingen, zweite Woche, dritte Woche, immer mehr fühlte sich Elias so, als würde er während der Schulzeit eine Maske aufsetzen, verzweifelt sozialen Kontakt suchen, den er die Wochen während den Sommerferien nicht hatte und aktuell nach der Schule auch nicht. Zunehmend fiel es ihm schwer, Gesprächsthemen mit Noah und Co. aufrechtzuerhalten oder ein Lächeln zu zeigen. Die Zeit verging schleppend. Besonders nachdem Nova das zweite Wochenende nicht nach Moosbach kam, da sie für die Uni lernen musste. Langsam bemerkte er die komische Stimmung von Nick. Je näher das Wochenende kam, desto gemischter waren seine Gefühle. Er konnte sich nicht wirklich konzentrieren und ging Fiona und Noah am Ende der Woche auch aus dem Weg. Am Freitag ließ er sich mitten am Schultag wegen "Kopfschmerzen" nach Hause schicken.

      Am Samstag stand er erst ziemlich spät auf, geweckt wurde er vom Postboten, der wahrscheinlich schon seit Jahrzehnten in Moosbach die Post verteilte, daher auch alle kannte. Ein neues Gesicht zu entdecken, überraschte ihn. Mittlerweile kannten die beiden sich jedoch. Was ihn heute allerdings mehr überraschte, war Elias Reaktion zu den Briefen, welche er gerade ausgeliefert hatte. Da Elias keine Post erwartet hatte, schaute er erstmal verdutzt auf den Absender. Und daraufhin fing er an zu heulen. Auf den Briefen standen nämlich die Namen seiner Freunde aus der Stadt.

      Nach der unangenehmen Situation mit dem Postboten hatte Elias eigentlich einen schönen Geburtstag. Seine Oma hatte ihm einen Schokoladenkuchen gebacken, mit Himbeeren oben drauf. Elias liebte Himbeeren. Sein Geschenk war ein Shopping-Tag, sie würden demnächst in die nächstgrößere Stadt fahren, Elias durfte sich aussuchen, was er wollte. Denn einen Geburtstagswunsch äußerte er nicht, seine Oma hoffte, dass ihm das trotzdem gefallen würde. Abends musste sie ihn allerdings trösten, er konnte nicht mehr verstecken, wie traurig es ihn machte, dass Nova heute nicht da war.

      Die ungeöffneten Briefe auf seinem Schreibtisch verhinderten die ganze nächste Woche, dass Elias an irgendwelchen Hausaufgaben arbeitete, oder irgendetwas kreatives anfing. In der Schule bemerkte er, dass Nick zumindest Fiona langsam aber sich von ihm abgeschottete. Und er hatte auch eine Vermutung, warum. Aber er hatte nicht die Energie ihm zu erklären, dass er sich keine Sorgen machen sollte. Seine weiterhin freundliche und unbeschwerte Art aufrechtzuerhalten, war schwer genug. Am Ende der Woche erschien er nicht zum Fotografiekurs.

      Die fünfte Schulwoche fing an. Elias kam zu spät zum Unterricht, es bereitete ihm zwar Sorgen, dass der Lehrer ihm nun ernsthaft mitteilte, dass er bald mal nachsitzen müsste, wenn das so weiterging, auch wegen seinen nicht vorhandenen Hausaufgaben. Aber eine Reaktion darauf hatte er nicht. Er saß nur still neben Noah. Die Nachricht hatte er übrigens nicht gesehen, da sein Handy auf seinem Schreibtisch lag. Akku leer. Seit einer Woche schon.

      Elias hat den Monat überlebt, aber um welchen Preis.

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    • Noah

      Dass Elias Tag für Tag immer schlechter gelaunt schien, fiel Noah schon letzte Woche auf, doch er hatte sich nicht in der Position gefühlt, ihn darauf anzusprechen. Doch heute saß er so trübselig neben ihm im Unterricht, dass Noah sich obligiert fühlte, zumindest einen Versuch zu starten, seine Laune zu bessern.
      „Hey“, sagte er in der ersten Pause, nachdem sie eine recht stille erste Unterrichtsstunde hinter sich hatten. „Ich hab mein Handy wieder“, meinte Noah und winkte damit vor Elias Nase herum. Seine Nachricht war nicht angekommen, was ihn sogar gefreut hatte, denn das hieß, Elias hatte ihn nicht ignoriert. So wie Noah ihn mehr oder weniger ignoriert hatte und er das jetzt wohl wie einen Boomerang zurück bekommen schien… Schlechtes Gewissen machte sich in ihm breit.
      „Falls du heute nichts vor hast…“, murmelte er und beobachtete seinen Sitznachbarn ganz genau, um seine Reaktion zu sehen. „Könnten wir heute ins Kino gehen…? Fiona, Nick, du und ich“ Bevor er das so stehen ließ musste Noah sich schnell erinnern, dass Elias ja noch immer relativ neu war. „Also… kein richtiges Kino“, verbesserte er sich. „Aber hin und wieder haben wir Filmabende bei einem von uns zuhause und bauen alles so auf, als wäre es ein richtiges Kino“
      Fiona schien das Stichwort gehört zu haben und steckte sofort ihre Stupsnase in die Angelegenheiten der vorderen Sitzreihe. „Hast jemand Kino gesagt?“, fragte sie aufgeregt. „Hey, das wäre doch super! Elias, wir müssen das unbedingt zu viert machen. Je mehr Leute, desto besser. Dann kriegt man noch mehr Kino-feeling“
      Dass Fiona sich sofort freuen würde, war Noah klar gewesen. Er hatte den Plan nicht einmal mit seinen Freunden abgesprochen, doch für einen Kinoabend war immer Zeit, egal ob dafür andere Pläne zu verschieben waren oder wie heute ein Montag war. Nick schien mäßig begeistert, versuchte sich aber trotzdem einzubringen. „Wir könnten zu mir…“, schlug er etwas zögerlich vor.
      „Super Idee“, sagte Noah sofort. Nicks Eltern hatten sich letztes Weihnachten ein Surround Sound System zugelegt.
      „Also… was sagst du?“, fragte er Elias vorsichtig.
      „Der Neue sucht den Film aus“, kündigte Fiona mit einem sanften Lächeln an Elias an.
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    • In der Pause saß Elias nur herum, Hände im Schoß, Blick nach vorne. „Oh, cool.” Meinte er dann, als er Noahs Handy sah. Ohne nachzudenken fügte er noch hinzu: „Das hat aber lange gedauert.” Auf einmal macht er einen Gesichtsausdruck, als wäre ihm etwas Wichtiges eingefallen. Schnell schnappte er sich seinen Rucksack und suchte etwas in ihm, pausierte dann, um seine Hosentasche zu checken und schaute dann noch mal in seinen Rucksack. Dann sah er zu Noah. „Hab mein Handy wohl zu Hause liegen lassen.” Wenn Noah ihm das nun erzählte, weil er ihm endlich die Nachricht geschickt hatte, dann hat er diese nun verpasst. Und mittlerweile auch fast vergessen. Er würde ihm nach der Schule antworten, ging ja auch nicht anders.

      Dass Noah fragte, ob er heute mit den dreien ins Kino gehen würde, überraschte Elias. Und er war sprachlos. Und verwirrt. Aber nur kurz. Wenn er sich richtig erinnerte, hatte er hier kein Kino gesehen. Die Erklärung, dass sie immer mal wieder Filmabende machten, erklärte jedoch einiges. Als Fiona Noahs Idee befürwortete, schaute Elias so ein bisschen abwesend. Dass Nick auch noch vorschlug, den Abend bei ihm zu Hause zu verbringen, verdutzte Elias nur.

      Seine ehrliche Reaktion war ein bisschen verspätet. Zuerst kam ein leichtes Lächeln, in Fionas Richtung, dann in Noahs. „Ähm, ja. Ja, das klingt gut.” Elias nickte. „Gerne.”

      Dann überlegt Elias, denn er soll ja einen Film aussuchen. „Ähm...wie wär's mit... Ähm, Dead Poets Society?" Er schaut in die Runde, um die Reaktionen zu sehen. „Der Film ist schon etwas älter, aber..."

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    • Noah

      Noah hatte sich zwar eine energetischere Reaktion erhofft aber gut, damit ließ sich arbeiten. Hauptsache er hatte dem Ganzen zugestimmt.
      Bei dem Filmvorschlag sah man beinahe das Funkeln in Fionas Augen. „Ohhhh den kenne ich, der ist toll!“
      Noah stutzte. Vielleicht eine etwas übertriebene Reaktion? „Ich kenn den nicht, was ist so toll dran? Ein Klassiker?“
      „Kann man so sagen!“, erwiderte Fiona, empört darüber, dass Noah den Film nicht gesehen hatte.
      „Ich kenn ihn auch nicht, aber Fiona ist quasi Teil einer Fangemeinde. Dauernd schickt sie mir Instagram Posts darüber… Jetzt muss ich den Film wohl schauen“, lachte Nick.
      „Wird auch Zeit!“, kam es etwas zu laut von Fiona.
      Noah musste schmunzeln. „Na schön, ich schreibe Adrian, dass er ihn in der Videothek ausleihen soll, wenn er Schluss hat“, meinte er. „Und dann treffen wir uns gegen 6 bei Nick? Ich schicke Elias die Adresse“
      „Oh, da fällt mir ein“, meinte Fiona und kritzelte etwas auf ein Stück Papier, das sie dann aus ihrem Block ausriss und vor Elias auf den Tisch legte. „Das ist meine Nummer… und die untere ist von Nick. Wenn Noah mal wieder sein Handy… verlegt, dann kannst du uns auch erreichen“ Sie lächelte. Nick spielte einfach mit. Wenn seine Freundin glücklich war, war er es auch… Zumindest so lange, bis eine gewisse Person sie etwas zu glücklich zu machen schien.

      Adrian hatte wie versprochen die DVD mitgebracht und war wie üblich ohne zu Klopfen in Noahs Zimmer eingedrungen. Er hielt den Film hoch und legte ihn dann vor Noah auf den Schreibtisch, wo dieser gerade den Rest seiner Englisch Hausaufgabe erledigte. „Danke“, sagte er. Doch statt zu gehen, stand Adrian noch einen Moment da und wirkte, als wolle er etwas sagen.
      „Wer… hat den Film ausgesucht? Meine Freundin ist total verrückt danach… Redet die ganze Zeit von irgendwelchen Typen, die sie „shippt“ oder so ein Schwachsinn. Bestimmt Fiona, oder? Naja, mein Beileid“ Damit verließ er das Zimmer ohne Noah die Chance zu geben, dazu etwas zu sagen. Aber ihm waren ohnehin die Worte weggeblieben. Zwar schien Fiona auch verrückt nach dem Film zu sein, aber ausgesucht hatte sie ihn nicht. Was zum Teufel war „shippen“? Noah saß einen Moment noch sprachlos da, dann schüttelte er den Kopf und erledigte einfach seine Hausaufgaben. Am besten man schenkte den Dingen, die Adrian im Laufe des Tages so von sich gab, so wenig Aufmerksamkeit wie möglich.

      Da Nick nur zwei Häuser weiter wohnte, konnte Noah entspannt 10 Minuten vor 6 das Haus verlassen. Er entschied sich, in einer bequemen dunkelrot-schwarzen Karo-Jogginghose und einem weiten schwarzen Pullover zum Filmabend zu gehen, immerhin konnte man die Vorteile ausnutzen, dass sie nicht tatsächlich ins Kino gingen. Außerdem schnappte er sich ein paar Packungen Mikrowellen Popcorn und lief dann in seinen Spiderman Slippern zum Haus seines besten Freundes. Als er die Tür öffnete, die bei Nick ebenso wie bei ihm selbst zuhause so gut wie nie verschlossen war, schien er wohl der erste zu sein, der da war. Er hörte Nick in der Küche. Vermutlich machte er gerade Tee oder so etwas… Mann, sie mussten echt mal Cola als fixes Kinoabend Getränk einführen! Heute hatte Noah auch noch vergessen, sich eine eigene Flasche zu besorgen. Naja… Tee für heute.
      Noah schlenderte in die Küche und Nick, in einer grauen Jogginghose-Pullover-Kombi, lies sofort alles stehen, als er ihn bemerkte. „Ah, gut, dass du hier bist!“, sagte Nick, ein wenig zu erleichtert.
      „Ja…?“, meinte Noah verwirrt und lachte leicht. „War doch geplant“
      „Nein… ich meine, ich wollte dich was fragen“ Aufeinmal sah er irgendwie ernster aus als sonst.
      „Schieß los…?“
      „Denkst du… Fiona steht irgendwie auf… Elias?“
      Noah fiel fast die Kinnlade runter. „Hä?! Wieso denkst du das?“ Er konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Gut, Fiona war schonmal überfreundlich und ständig am Lachen und Kichern, aber so war sie doch bei jedem. Nur, dass Elias eben jeden Tag da war. Nick war wohl eifersüchtig. „Ich bin mir sicher, dass sie einfach nur nett ist“, meinte Noah überzeugt.
      „Glaubst du? Aber er sieht schon gut aus. Und sticht ziemlich hervor, so unter dem Rest der Klasse“
      Noah verzog ungläubig das Gesicht. „Er sieht gut aus? Hörst du dir zu? Stehst du etwa auf ihn?“ Er musste schon wieder lachen. Aber Nick seufzte nur und blieb ernst.
      „Du weißt, was ich meine. Fiona ist doch selbst… viel zu cool für uns alle. Und ich denke, Elias tickt einfach ähnlich, wie sie, weißt du? Also was… wenn ich ihr zu langweilig werde“
      Noah verging das Grinsen, als er merkte, dass das seinen Freund wohl echt belastete. Außerdem… hatte er langsam das Befürchten, Nick könnte sich diese Sorgen nicht nur um Fiona machen, sondern auch um ihre Freundschaft.
      „Du bist nicht langweilig“, sagte er ernst. Dann überlegte er kurz. „Vielleicht… versuch doch einfach, auch mal mit ihm zu reden. Er ist kein übler Typ. Ihr versteht euch bestimmt. Dann siehst du auch, wieso Fiona ihn mag. Freundschaftlich.“ Er lächelte ein wenig und klopfte Nick aufmunternd auf die Schulter.
      „Hm… schön“, erwiderte dieser nach einigem Zögern.
      „Außerdem, schau mal in den Spiegel, Mister ‚Er sieht so gut aus‘“, warf Noah noch spielerisch hinterher und beide mussten lachen. Gut, für heute konnte er sich ausnahmslos mal wieder den Titel eines guten besten Freundes erlauben.
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    • Es freute Elias, dass Fiona den Film kannte. Das lockte auch ein Grinsen aus ihm heraus. Und das Hin und Her der drei Freunde beruhigte ihn irgendwie. Er fühlte sich zwar noch ganz und gar nicht so, als wäre er ein Teil von ihnen, aber die eingespielte und leichte Konversation der Drei ließ ihn so fühlen, als wäre alles in Ordnung. Zu den Plänen für heute Abend nickte Elias nur. Und für die Telefonnummern von Fiona und Nick bedankte er sich.

      Zu Hause angekommen, musste Elias erstmal überlegen. Er war ziemlich aufgeregt, wegen dem Filmabend später, durfte aber seine Aufgaben nicht vergessen. Hausaufgaben machen war schon vor zwei Wochen von der Liste gestrichen. Oben in seinem Zimmer stöpselte er erstmal sein Handy ans Ladekabel. Das schaltete er auch endlich mal wieder ein, um Noahs Nachricht lesen zu können. Bevor er eine Antwort tippte, speicherte er erstmal die Nummer. Dadurch sollte Noah nun auch sein Profilbild sehen können: Elias schien fotogen zu sein, auch wenn er gar nicht wusste, dass ein Foto von ihm gemacht wurde. Es zeigte ihn nämlich ganz echt, unwissend, dass eine Kamera auf ihn zeigte. Und sein Status war: Pink in the Night. Der Song Titel eines Mitski Songs, den Elias mochte. Den Status hatte er schon seit Ewigkeiten. Irgendwie war er sich nicht sicher, was er Noah antworten sollte, deshalb schrieb er einfach:

      >hey noah :)) freue mich auf später<

      Er überlegte noch, ob er irgendeinen Sticker dazu schicken sollte, aber irgendwie fand er keinen passenden. Die Nummern von Fiona & Nick speicherte er auch noch schnell und schickte beiden auch eine Nachricht, zu Fiona schrieb er nur:

      >hello ich bins elias ⭐️<

      und zu Nick:

      >hey nick, elias hier. voll cool, dass wir den Filmabend bei dir machen können. freu mich, bis später<

      Da seine Oma bald da sein würde, fing er mit dem Kochen an. Als sie zusammen am Esstisch saßen, erzählte er ihr, dass er auf seinen Filmabend eingeladen wurde. Elias musste lachen, denn sie schaute ihn sehr überrascht an. Aber sie lachten zusammen. „Ich freue mich für dich, Eli.” Meinte sie dann zu ihm, ganz ehrlich, wollte dann aber noch wissen, mit wem er sich treffen würde. Ihre Reaktion auf die Namen war nur ein Lächeln. „Schön, dass du dich mit ihnen anfreundest.” Daraufhin nickte Elias nur. Sie hatte wohl recht, er freundete sich mit ihnen an.

      Es fühlte sich zwar lange für Elias so an, als würde die Zeit nicht vergehen, als es dann aber so weit war, dass Elias los musste, war er spät dran. Da sie einen Filmabend machten, war es klar, dass er in gemütlicher Kleidung auftauchen würde. Und nichts mitzubringen, ging auch nicht. Gerade wollte er aus der Haustür raus, da erinnerte er sich daran, dass er seine Oma noch fragen musste, wo die Straße war, in der Nick wohnte. Google Maps funktionierte hier nämlich nicht.

      Um 10 nach 6 klingelte Elias bei Nick an. Er trug seinen himberpinken Sweatsuit, seine Haare offen und hielt eine Tüte Gebäck in der Hand.

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    • Fiona

      Auf Elias Nachricht hatte sie gleich noch am Heimweg geantwortet und Nick motiviert, ebenfalls etwas zu schreiben, damit Elias zumindest wusste, dass sie beide die Nachricht bekommen hatten. Aus irgendeinem Grund schien Nick ihn ja nicht besonders zu mögen… Aber Fiona brachte einfach kein Wort dazu aus ihrem Freund heraus. Wenn er sich heute beim Filmabend nicht normal verhielt, müsste sie wohl mal ernsthaft mit ihm reden.

      >Hi Elias, wir sehen uns später :p<, antwortete sie auf dessen Nachricht.
      Nick schrieb: >Kein Ding. Bis nachher!<
      Naja, zumindest hatte er geantwortet.

      Anders als Noah hatte Fiona doch einen weiteren Weg zu Nicks Haus. Naja, drei Straßen weiter, um genau zu sein. Als sie gegen 6 Uhr ankam, sah sie Elias vor der Tür stehen und klingeln. Schnell lief sie zu ihm.
      „Hi! Du musst nicht klingeln“, sagte sie und öffnete die Tür einfach. „Siehst du? Ist fast immer offen hier, für die Zukunft“ Sie zwinkerte ihm zu. Als die Tür aufging stand Nick aber ohnehin schon da, bereit diese zu öffnen. Sichtlich überraschte ihn der knallpinke Pullover an Elias, doch er maßte sich nicht an, irgendwas dazu zu sagen. Gut, sonst hätte es von Fiona gleich mal eins auf den Deckel gekriegt.
      Keine zwei Meter hinter ihm lehnte Noah im Türstock und stopfte sich bereits Popcorn in den Mund als gäbe es kein Morgen. Über die Kleidung anderer Leute konnte der Typ sich echt nicht weniger Gedanken machen. Bei Fionas Blick auf ihn und seine Popcorn-Suchh riss er bloß die Schultern hoch und machte ein Geräusch, das vermutlich „Was denn?“ bedeuten sollte. Sie schüttelte lachend den Kopf und schob Elias in den Vorraum, bevor sie selbst eintrat und die Tür schloss.
      „Oh… was hast du denn da mitgebracht?“, fragte Nick auf einmal und spähte auf die Tüte in Elias Händen. Keine Frage, dass die aus Frau Sommers Bäckerei stammte.
      „Ohhh, hat wohl seine Vorteile, wenn die Oma zufällig die beste Bäckerei der Stadt hat“, meinte Fiona und drückte ohne zu Fragen mal auf die Tüte ein um herauszufinden, was da drin sein mochte.
      „Lass mich raten… Muffins? Es ist doch was Süßes, oder?“, fragte sie aufgeregt und das Leuchten kehrte in ihre Augen zurück. Insgeheim begann sie das Universum anzubeten, dass sie ab jetzt für immer gratis Süßigkeiten aus der Sommer Bäckerei bekam.
      „Der Film ist übrigens schon eingelegt. Popcorn… sind bald weg… wie‘s aussieht. Aber es gibt Tee und Kekse von Noahs Mum?“, kündigte Nick an, während er schon wieder Richtung Wohnzimmer ging.
      „Echt?“, fragte Noah mit vollem Mund. Anscheinend hatte er die Kekse wohl nicht selbst mitgebracht.
      „Wenn du noch Popcorn willst, musst du Noah die Schüssel in den nächsten paar Minuten aus den Händen reißen“, murmelte Fiona zu Elias, während sie sich die Schuhe noch auszog. Dann ging auch sie ins Wohnzimmer und führte Elias zu Nicks super-bequemen, riesengroßen, perfekten Fernseh-Couch. Sie ließ sich erst mal fallen. Hahh… Filmabende waren ihre Lieblingsbeschäftigung. Außerdem fragte sie sich insgeheim, ob damit die „Kein Kuscheln, wenn Noah als drittes Rad dabei ist“-Regel gebrochen werden konnte. Immerhin gäbe es heute auch ein viertes Rad… Dann konnten die beiden einfach ihr einsames Single Leben leben und Fiona war endlich mal nicht verboten, bei einem Filmabend zu kuscheln! Wobei… ob Elias single war, wusste sie ja garnicht…
      Sie warf ihm von der Seite einen durchdringenden Blick zu, während ihre Gedanken rasten. Oh… sie musste da unbedingt mehr herausfinden.
      „Hmm… und… wie bist du auf den Film gekommen?“, fragte sie Elias und lächelte. „Du hast doch eine Schwester, stimmts? Wusstest du, dass es ne riesige Fan-Gemeinde um Dead Poets Society gibt? Ich glaube das liegt daran, dass die Schauspieler alle total süß sind… Aber die Story ist natürlich auch mega! Als ich ihn das erste Mal gesehen hab, wollte ich direkt Lehrerin werden. Naja, was gefällt dir denn so an dem Film?“
      Der Redestrudel war zu einem Ende gekommen, jetzt sah Fiona Elias nur mit großen Augen erwartungsvoll an.

      Noah

      Skeptisch betrachtete Noah aus der offenen Küche heraus wie Fiona den Dunkelhaarigen vollquatschte. Doch nicht nur er hatte gedankenverloren aufgehört, irgendetwas zu tun und starrte stattdessen in deren Richtung. Nick war genauso entgeistert. Beide standen sie da hinter dem Sofa, Blicke brannten sich in ihre Freunde. Die Gedanken konnten nicht ähnlicher sein.

      Wieso kann ich nicht so einfach mit ihm reden?
      Wieso ist Fiona eigentlich eine komplett andere Spezies?
      Warum verstehen die zwei sich so gut?
      Was mache ich falsch???

      Als teilten Noah und Nick sich ein Gehirn.
      Irgendwann riss er sich endlich los und rüttelte kurz Nick, damit er ebenfalls aufhörte, ihre Freunde so anzustarren.
      "Wo ist eigentlich-", setzte er dann an, nachdem er sich im Wohnzimmer kurz umgesehen hatte und jemanden vermisste. Aber da rannte dieser kleine Jemand geradewegs auf ihn zu.
      "SOSOO!", rief Noah freudig aus und ging in die Hocke, sodass der kleine Golden Retriever Welpe ein Leichtes hatte, ihm in die Arme zu laufen. "Awww, wer ist mein Baby", nuschelte Noah in das weiche Fell der kleinen Hündin. "Und wer wurde grade erst geduscht und riecht nach Pfirsich?", sagte er dann überrascht und sah rauf zu Nick, der nur belustigt den Kopf schüttelte. Noah liebte Nicks Hunde wohl mehr als Nick es tat, und seine Hunde liebten Noah vermutlich auch mehr. Manchmal lieh er sich einen der zwei einfach mal aus, um spazieren zu gehen. Aber im Gegensatz zu Soraya – Nicks Mutter stand auf merkwürdig edel klingende Namen für Hunde – verkroch die 9-Jährige Albertine (jemand musste Nicks Mutter stoppen) sich lieber in ihrem Hundebett im Schlafzimmer der Eltern, wenn Besuch da war. Ein komisches Wesen für einen Labrador, aber gut, sie war ja auch schon etwas älter.
      And when you die, the only kingdom you'll see
      Is two foot wide and six foot deep


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    • Als Fiona ihn vor Nicks Haustür traf, war er überrascht, denn er ging stark davon aus, dass er der letzte war, der ankam. „Hey, Fiona.” Er sah sie verblüfft an: „Aber ich geh doch nicht einfach in fremde Häuser.” Er lachte wegen ihrem Zwinkern, das fand er süß. Dann sah er Nick. Elias hatte übrigens beschlossen, sich ihm gegenüber ganz normal zu verhalten….also genauso, wie sonst auch. „Hey.” Meinte er dann zu Nick & Noah, er lächelte. Als Fiona ihn ins Haus schob, schlüpfte er erstmal aus seinen Sneakern. „Achso, das ist wieder eine gemischte Tüte.” Er schaute kurz in die Tüte: „Also ein Schoko-Croissant, Schoko-Muffin, Himbeer-Törtchen und Milchbrötchen mit Rosinen.” Er schaute in die Runde, wer wohl auf was am meisten Lust hatte. Und zu Fionas Kommentar, dass die Bäckerei seiner Oma die beste war, grinste er frech, denn sie hatte recht. Etwas verwirrt fragte er: „Also keine Kekse?” Er mochte nämlich Kekse. Und er hatte wirklich nichts dagegen, deshalb ließ er sich von Fiona führen, wohin sie wollte. In die riesengroße, super bequeme Couch ließ er sich einfach fallen, neben Fiona natürlich. Die Tüte mit dem Süßkram legte er dann aber erstmal auf den Tisch, und sein Handy auch, das schaltete er aber zuvor auf Stumm. Dann lehnte er sich wieder zurück.

      „Ähm…” Kam erstmal nur von Elias. Jetzt hatte sie ziemlich viele Fragen gestellt. Da musste er kurz überlegen, was er dazu sagte. „Ja, ich weiß über die Fan-Gemeinde Bescheid. Meine Schwester hat vor einer Weile das Buch gelesen und dann haben wir den Film zusammen geguckt. Und…” Er musste lachen. „Keine Ahnung, warum mir der Film zuerst in den Kopf kam. Vielleicht wegen Robert Sean Leonard. Aber die Story.” Er nickte nur, konnte nicht ganz in Worte fassen, was so toll an dem Film war, aber wusste, dass Fiona ihn verstand. „Ich bin froh, dass du den Film kennst, aber ich dachte dann auch, hoffentlich gefällt den Jungs der Film.” Gerade schaute er in ihre Richtung, da stockte er. Er schaute sie verdutzt an und unterdrückte erstmal ein Lachen. „Was steht ihr denn da so herum? Wollt ihr euch nicht setzen?” Er drehte sich wieder zu Fiona. „Sonst können wir ja auch was anderes gucken…” Er erinnerte sich. „Aber jetzt habt ihr den Film extra ausgeliehen.” Er schaute skeptisch. „Habt ihr kein Netflix oder so?”

      Auf einmal wurde Elias abgelenkt: Da war ein Hund! „Du hast einen Hund?” Die Frage war natürlich an Nick gerichtet, aber allein der Anblick dieses kleinen Wesens ließ Elias alles andere vergessen. Er sah sie ein bisschen verträumt an, so süß fand er den kleinen Welpen. Elias hatte noch nie ein Haustier und war sich um ehrlich zu sein mit Tieren unsicher, deshalb machte er keine Anstalten, sich zu bewegen, um das kleine Hündchen aus der Nähe zu bewundern. Auch wenn er gerne wollte.

      push peace and keep it in motion

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