between earth and sky (Aurelius & Attari)

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    • between earth and sky (Aurelius & Attari)

      @Aurelius @Attari

      Zwei Engel saßen zwischen den sich sanft im Winde wiegenden Gräsern. Von den Hochebenen aus sahen sie hinaus auf die silberne Stadt. Eine Ansammlung von sich in der Ferne erhebenden Türmen. Die Sonne ließ das helle Material erstrahlen, in allen erdenklichen Farben. Des blonden Engels Augen verengten sich bei dem Anblick seiner himmlischen Heimat. Mit einem lauten Seufzer warf er sich nach hinten in die frische Wiese.
      „ Maaan!“
      Sein Blick glitt in die Höhe. Endloses Blau säumte das weite Zelt über ihren Köpfen. Es trug keine Wolken mit sich. Einzig die Sonne erstrahlte dort oben. Des nächstens nahm der Mond ihren Platz ein… Der Engel streckte eine Hand in die Höhe, als versuchte er den feuerigen Ball in seiner Hand zuerfassen. Natürlich reichte sein Arm nicht in die höchsten weiten über ihrer Welt. So schloss er die Augen, entließ die Spannung aus den Muskeln und mit einem dunmpfen Geräusch landete die Gliedmaße auf dem Boden neben sich.
      „ Laaaangweilig…“, grummelte er. Ein Kichern erfüllte kurz darauf sein Ohr. Sein Geleit musste es äu.erst amüsante finden, dass der Sucher sich neben ihm derart eschofierte. Als der Engel seine Augen wieder öffnete, schielte er zur Seite. Der Engel an seiner Seite trug Haar in der Farbe der silbernen Stadt. Die lange Pracht fiel über seine Schultern und verdeckte den Großteil der Verzierungen seines Gewandes. Auf seinem Schoß lag ein Schriftstück. Das Kichern, welches seine Lippen zu einem feinen Lächeln kräuseln ließ, verklang langsam. Er bemerkte den empörten Blick des Blonden. Das Lächeln wurde stärker.
      „ Worüber regst du dich auf?“, fragte er nur. In seinen goldenen Augen lag ein sanft und verstehender Blick. Er spiegelte das ganze Auftreten des Engels wieder. Die Gedanken stets beieinander, trotz seines jungen Alters ein gelehrter Engel, immer als Schlichter parat… das war Ophiel - Der Liebling von Uriel.
      Der Blick des Blonden verengte sich.
      Jedem das seine…
      „ Worüber wohl?!“
      „ Worüber?“
      Er fragte erneut. Immer noch völlig ruhig und ohne ein Anzeichen von etwas anderem als Ruhe in der Stimme. Der Blonde schoss in die Höhe, damit ihre Augen einander trafen. „ Es ist langweilig! Ich verstehe nicht, wie du den ganzen Tag einfach nur herum sitzen kannst und …“ er deutete auf das Schriftstück im Schoße Ophiels. Jener blickte darauf herab, gab ein amüsiertes Lachen von sich, bevor er in die blauen Augen des Engels zurück sah. Dieses leuchten trugen sie immer mit sich…
      „ Heliel. Die Schriften sind nicht langweilig!“
      Der andere war so voller Tatendrang. Er flog bevor ein anderer es vollbracht hatte, schneller und höher als die Älteren. Dafür lobten sie ihn. Den Rest seiner Natur prangerten die Älteren an. Sie verabscheuten die wilde Natur, versuchten stets ihn zu ermahnen stiller zu sein. Ein Engel hat enthaltsam zu sein. Ruhig wie eine sanfte Sommerbrise. Edel wie die feinen Wolken. Und beständig in seinem Verhalten wie die Sonne.
      Heliel hatte nichts enthaltsames. Er tobte wie der Sturm im Herbst. Tobte wie die Wolken in jenem und brannte mit der Kraft der Sonne eines heißen Tages.
      Ophiel zuckte, als er den blonden Schopf zwischen sich und der Schrift hatte. Die Flügel am Kopf des Engels zuckten mit dem abfälligen Ton, den er von sich gab.
      „ Langweilig!“
      Mit einem schnellen Ruck nahm er die Schrift an sich. Ein Satz brachte Abstand zwischen die beiden Engel. „ Hey!“, rief Ophiel aus. Er besaß beiweitem nicht die Kraft, die Heliel aufzubringen vermochte. Nun lachte Heliel. Achtlos hielt er das gebundene Papier.
      „ Was haben wir hier denn?“, fragte er mit vorgetäuschtem Interesse. Er legte den Kopf schief und versuchte den Text zu entziffern. „ Hmm… ‚ angewandte Wissenshaften der… Menschen‘ “ . Sein Blick wanderte zu Ophiel, welcher näher gekommen war und ihm die Schriften abnahm. Der mutlose Blick des Blonden setzte ihm einen Stich ins Herzen. „ Sei vorsichtig damit!“, sagte er mit warmer strenge in der Stimme. Er strich behutsam die Seiten wieder glatt und ließ sich wieder auf den Boden sinken. Heliel legte den Kopf schief, eher er sich ebenfalls niederließ.
      Stille kam zwischen sie. In ihr das Rauschen des Windes. Sanft spielte jener mit ihrem Haar. Heliel sah in die Ferne, ihre Heimat an.
      „ Warum liest Du das?“, fragte er irgendwann. Seine Stimme klang nicht sonderlich interessiert. Trotzdem sah Ophiel auf. Ein Hauch von Verletzungen lag noch in den goldenen Augen. „ Naja, wir können keine Wunder wirken…“, auch er richtete seinen Blick auf die Stadt in der Ferne. „ … und die Erzengel kostete es zu viel Energie. Ich dachte die Menschen und was sie geschaffen haben zu verstehen, würde helfen…“ er seufzte leise. Die kalte Realisation, wie abartig seine Idee war, holte ihn immer wieder ein.
      Heliel bemerkte, wie niedergeschlagen er war. „ Wenn es dich so sehr interessiert, dann frag doch, ob du mit auf die Erde darfst…“ Er schlang die Arme um die angewinkelten Beine und blickte Ophiel an. Jener zuckte zurück. „ Ich… könnte doch nicht…“, drückte er hervor. Wieder sah er auf die Stadt.
      „ Ich darf nicht!“, gab er schließlich nach einer stillen Weile von sich. Direkt danach erhob er sich und begann den Marsch zurück. Heliel sah ihm nach, bevor auch er folgte…
      Der eiserne Ausdruck auf Ophiels sonst so sanftem Gesicht hielt Heliel von der Frage nachdem Warum ab. Er konnte es sich nicht erklären. Immerhin war sein Name der erste, der sonst fiel, wann immer es um eine verantwortungsvolle Aufgabe ging.
      Bald wechselte das Gras in einen gepflasterten Weg, welcher direkt auf die Stadt zuführte. Die Seiten säumten Verzierungen, Bögen und Abzweige. Ein Styl, den die Menschen antik und romantisch nannten. So verheilt sich die ganze Stadt… Alt und schön geredet! Heliel schüttelte sich leicht. Er lief inzwischen ein Stück vor Ophiel, sodass er dessen konstanten Blick nicht wirklich wahrnahm.
      „ Warum durftest du die letzte nicht mitfliegen?“, fragte jener schließlich. Schon geraume Zeit wunderte er sich, warum Heliel hier war. Sich die Zeit nahm in die Hochebenen zu kommen… Ganz so, als hätte er eine Menge Zeit an der Hand. Für gewöhnlich war er der erste, der wieder weg war. Sobald ein Start für einen Flug gen Oberfläche preisgegeben wurde, stand er ganz vorn und bewarb sich um einen Platz. Doch dieses Mal nicht. Warum also?
      Die Frage ließ die Schultern und die sechs Flügelpaare des Engels sichtlich zusammen zucken. Er stoppte, drehte sich um. Mit einem befremdeten Ausdruck in den blauen Augen. „ Du hast es nicht gehört?“ Ophiel zog eine Augenbraue hoch, doch schüttelte den Kopf. „ Habe ich nicht!“ er holte zu dem anderen auf.
      Obwohl sie vom Alter her nicht weit auseinander lagen, hatten die beiden nicht viel miteinander zu tun. Doch die Engel kannten sich - Ophiel, der brave Liebling von Uriel und Heliel, der ungestüme Dauersucher.
      Letzter schwieg nun, was Ophiel hellhörig werden ließ. „ Was hast du angestellt?“, fragte er. Wissend, dass es nur dies sein könnte. Was sonst sollte ihn hier im Himmel halten, als ein ausdrückliches Verbot wieder auf die Erde zu fliegen. Die Frage löste eine entrüstete Realtion in dem blonden Engel aus. „ Ich habe nichts gemacht!“, stieß er von sich. Eine klare Verteidigung. Ophiel blieb ruhig. „ Ist doch nicht meine Schuld, dass die einfach wegfliegen…“, wie ein Jungengel schmollte er die Lippen und verschränkte die Arme vor der Brust. Dieses Verhalten amüsierte den anderen leicht. Heliel ging nicht weiter ins Detail.
      „ Achso…“
      Sie betraten den Äußeren Ring der Stadt. Ein hoher offener Bogen führte sie in den ersten überdachten Bereich, welcher die Stadt umzingelte. Heliel lief noch immer mit diesem Ausdruck neben dem Silberhaarigen her, dabei grummelte er nur unverständliches Zeug.
      Ihren Weg kreuzten schon bald die ersten Engel. Jeder von ihnen ging seiner designierten Aufgabe nach. Fleißig, wie es von ihnen verlangt wurde. Der Anblick des ruhigen und geordneten Treibens gab Ophiel ein Gefühl von Sicherheit und den Willen seinen Teil dazu beizutragen. Heliel hingegen blickte nur angewidert darüber hinweg.
      Alles für nichts…!
      „ Eure Heiligkeit!“
      Plötzlich und mit unerwarteter Lautstärke rief Ophiel einen der Erzengel aus. Der Ruf riss Heliel aus seiner Trance. Sein Blick richtete nach vorn. Ihren direkten Weg kreuzten zwei der höchsten Engel - Uriel, Gottes Feuer und Michael, Gottes höchster Engel und der Bezwinger des Satan. Jeder Jungengel kannte die Geschichten! Jede einzelne davon!
      Ophiel legte einen kurzen Sprint ein, um seinen Erschaffer zu begrüßen. Unterdessen schmähte Heliel den direkten Blick der beiden, deren Aufmerksamkeit sich auf den Silberhaarigen richtete. Heliel war stehen geblieben, bewegte sich langsam rückwärts weg. Erst als Michael seinen Blick hob und direkt in die blauen Augen des Jungen blickte, stoppte er abrupt.
      „ Heliel!“
      Mächtig - das beschrieb die Stimme des Erzengels am besten. Sie ließ das Blut in den Adern des Blonden gefrieren und jeden Muskel in seinem Körper ebenso. Er senkte seinen Blick ab, legte die Flügel am Rücken an. Die ausdruckslose Ansammlung an Augen, welche den Heiligenschein des Engels säumten, ließen ihn nicht kalt. Man fühlte sich immer beobachtet, egal wohin man ging. Er verkrampfte die Hand, welche das Handgelenk hinter seinem Rücken gepackt hatte.
      „ Ja, Eure Heiligkeit Michael.“
      „ Seitdem Morgen warte ich auf deinen Bericht…“
      Ophiel sah zwischen den beiden hin und her. Heliels Augen trugen die selbe kräftige Farbe wie jene des Erzengels, da blautest Himmels.
      Deswegen hat er sich also auf den Ebenen rumgetrieben… stellte er fest. Heliel war vor seinem Schöpfer geflohen, welchem er sein Fehlverhalten auf der Erde zu erklären hatte.
      „ Uriel…“, Michael nickte dem anderen Mächtigen zu. Auch Ophiel würdigte er eines kurzen Blickes. „… Ihr entschuldigt mich!“
      Er schritt auf den Blonden zu, direkt an ihm vorbei. „ Heliel!“ erneut hatte er das Gefühl, dass die Stimme ihn erschütterte. Ein letztes Mal drückte er die Nägel in das Gelenk seiner Hand, bevor er sich umdrehte und dem Erzengel folgte.
      Abend. Der Mond wechselte die Sonne ab. Er erleuchtete die Gassen der silbernen Stadt sanfter, sodass auch die Dunkelheit der Natur sich in den Ecken tummelte. Heliel lag mit abgespreizten Armen auf seinem Bett.
      „ ‚ Es ist mehr als nur inakzeptabel. Eine Masse deiner Schanden für mein Blut wurden dir vergeben…‘“ , sprach er mit leiser Stimme die Tirade Michaels nach. Er hatte stramm gestanden, alles über sich ergehen lassen. Heliel wandte sich auf die Seite und zog die Beine an den Rumpf. Wer sollte bei solch einer pingeligen Einstellung ihm gegenüber nicht wegwollen?!
      „ Maan!“, fluchte er und setzte sich auf. „ Was für ein schlechter Tag!“
      Sein Blick glitt auf den großen Mond, welcher durch sein Fenster sah. „ Wenigstens darf ich morgen zurück…“, ein Lächeln kletterte auf seine Lippen, während er den Kopf auf den Sims legte und hinaus sah. „ … Morgen…“ er schloss seine Augen und verblieb eine Weile so…

    • Esheon

      Es tat einen lauten Knall und eine Faust knallte auf die Lehne eines riesigen Throns aus dunklem Stein. "Schwachsinn!", fluchte die Stimme. Esheon betrat den Kronsaal von König Paimon, seinem Schöpfer und Herrscher. Paimon, der weitaus größer als die normalen Dämonen war, da er einer der Höllenkönige war, saß auf seinem riesigen Thron und stutzte einen anderen Dämon gerade zusammen. "Herr, so lasst mich doch eben ausführen wie wir ..."
      "Nein, Isirias! Ich will deine Theorien nicht hören! Du hattest eine Aufgabe in der Ruine und du bist ihr nicht gewachsen! Du hast beinahe den gesamten Plan vereitelt mit deinem Egoismus!" Paimon wütende Stimme schallte durch den Saal und Esheon stellten sich die Haare i Nacken auf. Paimon reagierte äußerst wütend, wenn sein Gefolge seine Befehle nicht befolgte. Es passierte zwar nicht oft, da die Dämonen, die ihm dienten, hinter ihm standen. Esheon kannte Isirias, er war ein Urdämon in Paimons Gefolge. Im Kastensystem der Hölle war dies nach den Königen, Prinzen und Auguren der vierthöchste Stand. Die Urdämonen waren besonders stark und alt. Bei weitem nicht so alt wie die großen Dämonen, aber bedeutend älter als die neue Brut zu der auch Esheon gehörte. Aufgrund von Isirias' Kaste, stand es ihm zu Hüter, Kämpfer und Erkunder zu sein. Einen Posten, den Esheon gerne wahrnehmen würde, doch als jemand aus der neuen Brut standen ihm von Geburtswegen nur niedere Tätigkeiten in der Hölle zu. Dass Isirias nun scheinbar bei Paimon in Ungnade fiel ließ Esheon breit grinsen.
      Er hatte mit Isirias wenig Mitleid, da er mit ihm um Paimons Gunst buhlte. Paimon haute erneut auf den Thron und Esheon spürte die Vibration im Boden. Würde Isirias seinen Posten verlieren? Warum war dann Esheon hier? Esheon stellte fest, dass er sich erst jetzt fragte, wieso er überhaupt gerufen wurde. Ein Bote hatte ihn im Auftrag Paimons in den Kronsaal rufen lassen. Esheon konnte sich gar nicht weitere Gedanken machen, da Paimon seinen Blick auf ihn richtete. "Ah, Esheon", beruhigte sich Paimon und winkte ihn heran. Esheon ging schnellen Schrittes zu dem Podest auf dem Paimons Thron stand und verbeugte sich . Isirias raunte laut. "Er kennt die Regeln im Gegensatz zu dir, Isirias!", raunte der Dämonenkönig während sich Esheon wieder aufrichtete. "Ihr habt mich gerufen?", fragte der Dämon und hoffte auf eine gute Antwort.
      "In der Tat, Esheon. Isirias hat sich als herbe Enttäuschung für die Unterwelt und mein Königreich erwiesen. Ich werde mich vor den anderen Königen und dem Rat rechtfertigen müssen." Isirias unterbrach ihn: "Aber ich habe doch nichts getan! Wenn ich es euch sage. Wir waren nur in dieser Ruine und dann ist er verschwunden."
      "Weil du nur Augen für menschliche Technik hattest, du Narr!", fluchte Paimon wieder donnernd. Ganz vor Paimon erstarrte Esheon förmlich durch den lauten Hall der Stimme und der Macht, die Paimon ausstrahlte. Er brauchte einige Augenblicke um wieder die Kontrolle über seinen Körper zu erlangen. Paimon sah die beiden an. "Ihr werdet euch einander richten!" Esheon sah verwundert zu Paimon. Isirias lachte lauthals: "Ihr wollt, dass ich euren Ziehsohn töte? Er ist es kaum von Standeswegen würdig, dass ich mich mit ihm duelliere, Paimon."
      "Hör auf mit diesem Gesülze, Isirias! Es sind die alten Regeln der Dämonen und ich folge ihnen.", stutze der König den Urdämon zusammen.
      "Du kannst auch aufgeben, wenn du Angst hast gegen mich zu kämpfen", grinst Esheon, "ansonsten zeige ich dir schon, wie jemand von meinem Stand kämpft." Der Dämon zeigte seine spitzen Zähne.

      Beim Richtkampf der Dämonen handelt es sich um eine Wiedergutmachung. Sie entstammt dem alten Recht der Dämonen, das noch vor dem Kastensystem galt. Einige altgläubige Dämonen wie Paimon hielten sich bis heute an den alten Kodex. Der Richtkampf läuft wie folgt ab: Der Angeklagte kann, wenn er den Kampf gewinnt und den Dämon tötet, sein Vergehen wieder gutmachen und wird rehabilitiert. Gewinnt hingegen der Herausforderer erhält er in der Regel einen höheren Stand im Dämonenkönigreich. Esheon realisiert, er könnte also Isirias Platz als Erkunder einnehmen! Endlich würde er nach all der Zeit den Posten erhalten auf den er so sehnsüchtig wartete. Deswegen hatte ihn Paimon einbestellt. Paimon schätzte Esheon sehr und er wollte ihm einen Gefallen tun. Wohl nicht ganz ohne Hintergedanken, doch der Dämon schüttelte den Kopf. Er musste nun diesen kampf gewinnen und seine Macht unter Beweis stellen.
      Esheon und Isirias standen in einem Kreis vor Paimons Thron. Sie sahen sich beide ehrgeizig an. Es herrschte eine unangenehme Stille in der riesgen Halle. "Na dann legen wir los, Esheon. Aus deiner Haut mache ich mir einen schönen Bettvorleger", bellte Isirias, der mittlerweile sein Schwert gezogen hatte.
      "Spar dir die Luft zum Atmen", raunte der rote Dämon und zückte ebenfalls sein Langschwert. Noch ein paar Minuten schauten sich beide an, ehe Isirias auf Esheon los rannte. Nur mit Mühe konnte Esheon dem Angreifer ausweichen. Rein körperlich war Esheon unterlegen schon alleine, weil er aus der neuen Brut stammte. Ein Kampf gegen einen Urdämon war für ihn per se damit schwerer. Aber schon einige aus der neuen Brut hatten einen Urdämon besiegt. Oft ruhten sie sich auf ihrer Stärke und ihrem Rang aus und wurden lahm im Kampf.
      Esheon sprang mit einem Japsen zur Seite als ein Schwert neben ihm vorbeischlitt. Er hob seins und traf Isirias' Schwert. Beide drückten sich mit ihrem Gewicht in die langen Schwerter. "Du Made, ich zerdrücke dich, vor deinem Vater!", raunte Isirias und drückte Esheon immer tiefer. Der Dämon spürte, wie er den Stand unter seinen nachgebenden Beinen verlor. Er krachte zu Boden. Als Isirias zum vernichtenden Schlag ausholen will, rollt sich der Dämon zur Seite und tritt den Angreifer nieder. Isirias fällt und verliert dabei ebenso sein Schwert. Als Esheon auf diesen am Boden liegenden urdämon zugeht, schwingt sich dieser auf und steht vor Esheon.
      Kurz darauf fängt Esheon die ersten beiden Faustschläge. Dann teilt Esheon aus, Isirias blockt und kontetet. Esheon hält bis zu einem Kinnhaken, der Esheon nach hinten umkippen lässt- Dämonen waren zwar zäh aber die kräfte, die sie unter einander aufbrachten waren immens stark. Esheon sah schwarz und konnte nur langsam die Augen öffnen. Er sah Isirias auf sich zugehen, aber sein Körper wollte sich nicht bewegen. Er brauchte noch einige Sekunden und so sehr sich Esheon auch anstrengte, seine Glieder rührten sich nicht.
      Isirias packte Esheon an seinem Horn wobei dieser vor Schmerz das Gesicht verzerrte. Isirias zog ihn über den Boden vor Paimons Thron. "Ich setze diesem Winzling nun ein Ende, Paimon." Esheon sah zu seiner Rechten und erblickte Isirias' Schwert, das ihm vorhin aus der Hand gefallen war. Esheon streckte seine Hand aus und spürte gleichzeitig seine Kraft wieder aufkeimen. Gerade noch zog ihn Isirias an den Hörnern höher, ehe er sah wie Esheon nach dem Schwert griff. Er ließ den Dämon plötzlich los, um nach dem Schwert zu greifen. Esheon fiel auf den Boden, ergriff das Schwert und schwingte es einmal so kraftvoll, das man einen Windstoß verspürte. Im nächsten Moment sah er nur noch rot. Ein lautes Knallen war zu hören und Esheon wischte sich über die Augen, ehe er sich aufrichtete und sich umsah. Auf der einen Seite lag Isirias Oberkörper und auf der anderen sein unterer Teil. Das Blut des Urdämons klebte an Esheons roter Haut. Er wischte sich nochmals die Augen und drehte sich zu Paimon.

      Der Dämonenkönig lachte zufrieden. "Sehr gut mein Sohn" Verdattert sah der Dämon den König an. "Du badest wie die alten Dämonen im Blut deiner Gegner, das macht dich sicherlich stärker" Esheon sah an sich herunter. Das But löste in ihm ein wohliges Gefühl aus, jedoch wusste er nicht ob es am vermeintlichen Stärkermachen lag oder nur daran, dass das Blut warm war. "Esheon ich erhebe dich hiermit zum Erkunder", verkündete Paimon fast schon festlich. Was für ein bizarre Szene musste das sein: Esheon der zwischen seinem zerteilten Widersacher stand und vollkommen in Blut getaucht war. Doch trotzdem er ging mit dem Schwert wie ein Ritter auf das eine Knie und verbeugte sich vor seinem Schöpfer. "Für heute kannst du deinen Sieg genießen und morgen wirst du dort weitermachen wo, Isirias versagt hat" Esheon bedankte sich stumm und verließ den Saal. Die Körperteile von Isirias gingen nun in Flammen auf. Aus seinem Skelett wird eine neue Brut gezüchtet. So war der Kreislauf der Hölle: die stärkeren Dämonen besiegen die schwächeren und dann wird aus ihnen die Grundlage neuer Dämonen, auf das diese wiederum stark werden ...


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      Urdämon = ein Dämon, der mit der Entstehung der Hölle entstand, wodurch sie sehr stark und mächtig sind. Sie bilden den 4. Stand des dämonischen Kastenwesens. Daher und aufgrund ihrer Stärke dienen sie oft als Hüter, Soldaten oder Erkunder. Sie werden zwar nur selten besiegt, aber wenn sie sterben, sind ihre Überreste bzw. ihr Skelett zu retten. Dies wird für die Zucht der neuen Brut benötigt, da jeder der neuen Brut dem Skelett eines Urdämonen entstammt.
    • Wind und Wolken tanzten über seinem Kopfe. Die Sonne hatte ihr Zenit längst wieder verlassen und begann im Westen ihren Abstieg vom Himmel. Das Wetter auf der Oberfläche war erstaunlich klar an diesem Tage, den sein Expeditionsleiter verfluchte. Ganz gegen die Manier der Engel!
      In den frühen Morgenstunden zitierte Gottes höchster Engel den Leiter des anstehenden Fluges zu sich. Ganz zu dessen Unmut, so kurz vor einem Abflug noch vor seinen Vorgesetzten treten zu müssen. Und noch mehr zu seinem Unmut, als er offenbart bekam, dass Heliel wieder mitfliegen würde. Semalion stellte keine Fragen. Er blickte Michael lediglich in die zahlreichen Augen, ein wenig entrüstet über die Entscheidung des Erzengels. Doch wer wagte es schon eine Entscheidung des höchsten Wesen im Himmels zu hinterfragen? Semalion jedenfalls nicht. Er gab sich brav und gehorsam, gab seinem Ärger erst Luft, als er Heliel in den Reihen seine Sucher erspäht hatte. Jenem gegenüber speihte er den Codex ihrer Truppe wieder und wieder ins Gesicht: „ Stell keinen Unfug an! Bleib immer bei der Truppe! Wage es nicht, dich zu entfernen! Erledige die Aufgaben, die man dir zu ordnet!“ Der Leiter wurde laut. Seine flauschigen Federn bauschten sich auf, ließen ihn ein Stückchen größer wirken. Der stürmische Engel hielt sich still, verkniff sich jede Regung ihm Gesicht. Jeden Ärger über diese Bloßstellung und jedes Amüsement über die Art des Leiters. Vor den Erzengeln kuschte er, kroch zu Kreuze und hier verheilt er sich wie einer von ihnen. Suspekt.
      Heliel trat gegen einen Stein, der seinen Weg kreuzte. Der kleine Brocken flog ein Stück voraus über den von Pflanzen durchbrochenen Asphalt. Hier und da waren Löcher entstanden, in jenen blühte heute unbehelligtes Leben. Zur Linken und Rechten türmten sich alte Gebäude in verschiedensten Zuständen auf. Hoch, behangen mit Schildern. Bunte Fassaden unter einer Schicht Staub. Der Engel stromerte zu seinem Stein, gab ihm erneut einen Tritt. Unweit von ihm tuschelten zwei andere Sucher. Sie glaubten ungehört zu sein.
      „ die haben ihn nur mitgenommen, weil er von seiner Helligkeit Michael ist…!“
      „ bestimmt! Sonst hätten sie ihn längst ausgemustert und…“
      „ genau!“
      „…“
      Heliel wandte seine Aufmerksamkeit ab, den Blick auf den Stein hinab. Die Arme hinter dem Rücken verschränkt war er zu jenem geschritten. Nun kickte er langsam dagegen, immer nur ein wenig voran. Der Engel malte sich aus, wie Ophiel dieses Gespräch behandelt hatte. Bestimmt hätte er sie zur Rede gestellt und wäre danach direkt zu Uriel gegangen und hatte seinen Mund bei seinem Schöpfer lang und breit genutzt. Bei dem Gedanken musste er lachen. Ist Ophiel so eine Petze? Er wusste es nicht. Gestern hatte er vermutlich sein längstes Gespräch mit dem anderen Engel geführt. Sonst würdigten sie einander niemals eines Blickes. Heliel fiel es nicht ein Petzen zu gehen. Michaels Blut zu tragen bedeutete nichts als Ärger. Die ständigen Erwartungen webten sich um ihn wie ein Spinnennetz aus klebrigen Fäden. So weit das Auge reichte! Er holte aus und gab dem Stein einen kräftigeren Tritt. Er flog. Hoch und weit. Heliel grinste leicht. Sein Blick glitt nach hinten. Niemand achtete auf ihn. Niemand beklagte sich, wie weit er es schon weggeschafft hatte. Das Grinsen wuchs. Was ein Glück! Schoß es ihm in den Kopf. Er setzte zum Laufen an, dem Steinchen nach.
      Es ist warm und hell, die Luft irgendwie drückend feucht. Ganz so als kündigte sich Regen an. Er sah hinauf. Hier tummelten sich nur feine Wolken, nichts was direkt Regen schrie. Aber die Erde wusste zu überraschen. Darauf war Verlass. Als er eine Weile gelaufen war, gab er ein Jauchzen von sich. Es war schön. Heliel streckte die Schwingen aus, stieß sich in die Lüfte. Ganz kurz bevor die Straße ein Ende fand. Sie überquerte eine andere Straße in Form einer Brücke, die nicht länger existierte. Ohne einen Schlag seiner Schwingen landete er sicher auf der anderen Seite. Sein Blick glitt einmal mehr nach hinten. Ihm folgte niemand!
      Heliel lief los. Den Weg kannte er. Seit Monaten erkundeten sie die selbe Gegend. Seit Monaten nahm er sich immer wieder Auszeiten davon und ging auf eine eigene Tour. Bis zum letzten Mal, wo sein verschwinden das erste Mal entdeckt worden war…
      Der blonde Engel lief durch Schutt und Asche. Eine Welt aus grauem Beton, deren ehemalige Gestalt voller leben er sich nicht ausmalen konnte. Es gab Bücher und Fotos jener Tage. Wenn gar sogar ein funktionierendes Video. Aber nicht vieles. Heliel stoppte, drehte sich um die eigene Achse, streckte die Arme von sich und gab erneut ein Jauchzen in die Lüfte. Es hallte, weit und klar. Hier war niemand. Niemand, dessen Blick über ihn unrteilte. Niemand, der Gehorsam wollte!
      Heliels Tripp endete an einer Wand. Auf die weiße Fassade waren ein paar Figuren gemalt worden, schon vor ewigen Zeiten. Aneinanderreihen taten sich Semalion, der Leiter der Expedition; Appoloin, ein Lehrer und Aufseher der ‚Schule‘ und weitere. Zu letzt aber seine Heiligkeit Michale persönlich. Heliel fand er hatte den Spender seiner Existenz gut getroffen. Ein grimmiger Blick und diese überstellte Haltung des Erzengels. Ein strenger Vater, den nie jemand bestellt hatte. Die Wand auf der die Engel waren, hatte gelitten. Überall waren Löcher in der weißen Fassade und zeigten die unterliegenden Substanzen. Sie rührten von den ewigen Würfen des Engels her, welcher die Steine und das Geröll der Umgebung nutzte, um seinem Ärger Ausdruck zu verleihen.
      Doch vor den Gestalten blieb er stehen, verzog nachdenklich das Gesicht. „ Ihr habt ganz schön gelitten…“, sprach er zu sich selbst. In einer Ecke hatte er ein paar Dinge versteckt. Nützliches. Darunter auch diese Stifte, die so gut an der Fassade hielten! Einen davon nahm er und begann die durch Löcher unterbrochenen Linien nachzuziehen. Gerade bei Michael hatte er vieles zu tun. Heliel grinste nach getaner Arbeit. Der Stift wanderte zurück, ein paar andere Dinge kamen hervor. Kleine Bälle, Steine und Dinge, die gut in seiner Hand lagen. Perfekt für den Wurf!
      Er griff den ersten, holte aus.
      „ Zeige Demut!“, er schnaufte. „ Ach was. Wer was erreichen will, muss nach mehr streben!“
      Heliel nahm den zweiten, warf ihn zunächst in die Luft. „ Habe Mitleid!“, er drehte den bunten Ball in seiner Hand. „ Für wen?!“ Er warf ihn. Ein guter Treffer direkt auf den Erzengel. Er grinste triumphierend, bevor wr eifrig den nächsten aufhob. „ Sie anständig! … Pah!“ Er warf erneut. Erneut ein Treffer. Heliel schnaufte leicht. Es fühlte sich so gut an seinem Ärger Raum zu geben. Man fühlte sich dabei so sündhaft.
      „ und habe Geduld…“, er war in die Hocke gegangen, nahm sich Zeit bei der Auswahl. Er griff einen Stein, erhob sich wieder. „ … erwarte das heilige Wort… erwarte… erwarte…“ er warf. „ Worauf?! Wie lange noch!?“ Den nächsten Ball nahm er mit dem Fuß auf. Ein Trick, der fiel Übung gekostet hatte. Er schoss ihn in die Höhe. „ Mäßigt euch!“ Wie ein Mantra waren diese Worte in ihre Köpfe gepresst worden. Immer auswendig zur Stelle. „ Mäßigt eure Emotionen. Mäßigt eure Wünsche… Mäßigt euren Willen!“ Er schoss dieses Mal. Kein guter Treffer. Der dunkle Fleck des Balles war neben einem der Flügel sichtbar. Das musste er noch üben. „ Nimm Anteil…“, grummelte er, ein wenig betrübt von seinem letzte Treffer. „… und wer hat Anteil für mich?!“ Er bückte sich unelegant nach einem weiteren Stein. „… Du?!“ er traf wieder seinen Schöpfer. Jener bekam in dieser Session den meisten Hass ab. Heliel schnaufte erneut. Niemand nahm Anteil für ihn, verstand was in ihm vorging. Sie alle sahen ihn nur strafend an, hinterfragten nichts. Es interessierte sie nicht. Was nicht in ihre Reihen passte, musste sich anpassen oder gehen. „ Und sei fleißig…“, er warf nichts. „… Keine Sorge. Ich bin fleißig. So fleißig, wie ich sein muss, bis dieser Horror ein Ende nimmt!“ die letzten Worte schrie er, sodass er danach nach Luft rang. „ Bis zum Ende!“, fügte er zwischen den Stößen an. Niemand würde seine Standhaftigkeit in Frage stellen. Sein Durchhaltevermögen war unendlich!
      Heliel warf sich auf den Boden, vor die Reste seiner Wurfgeschosse und starrte zu den Gestalten hinauf.
      Semalion: „ Er ist eine Gefährdung, für alle, die mit auf die Erde kommen. Er ist ungehorsam. Er wiederseht sich jedem Befehl…“
      Appoloin: „ Heliel! Wie kannst du alles vergessen, was man dir eine Sekunde vorher erklärt? Zeige Anstand und Respekt…“

      Und seine Helligkeit Michael: „ Dein Verhalten ist inakzeptabel! Werde dir endlich deiner Verantwortung bewusst, meines Blutes bewusst!“
      Tränen traten in die Augen des Engels. Er wischte sie weg, nahm die Wut daraus und warf einen weiteren Stein.
      Es gab nicht viele ‚Kinder‘ Michaels. Die Quoto für seine Kreationen war derart gering, dass es in Heliels ‚Generation‘ nur ihn gab. Es gab viele Fragen darum, warum der höchste unter den Erzengeln nicht vielen neuen Engeln das Leben gab. Sie wussten es nicht. Man erzählte es ihnen nicht. Spekulationen reichten weit und kamen in allerlei Formen. Davon, dass das Blut zu mächtig sein, bis dahin, dass Michael einen neuen Champion für den Himmel schaffen wollte. Heliel hatte irgendwann aufgehört darüber nachzudenken. Es interessierte ihn nicht mehr…
      Er stieß einen Seufzer von sich und legte sich hin. Die Sonne strahlte in die Straße, auf der er lag. Sie war weiter gesunken. Es roch inzwischen auch stärker nach Regen. Ein frischer Wind bestätigte diese Nachricht einmal mehr. Heliel genoss die Ruhe. Keine Geräusche — es knackte und raschelte. Der Engel schoss in die Höhe und sah sich um. Seine Augen waren enger geworden, während er die Hand schon um seine Waffe legte.
      „ Wer ist da?!“ , rief er aus. Noch immer suchte er nach der Quelle des Geräusches. Ein Engel…? Etwas anderes…?
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      Die Erschaffung eines Jungengels kann in vielen Variationen erfolgen. Das Endprodukt variiert ebenso nach den verwendeten Zutaten und auch stark nach dem verwendeten Blut (und der Menge) zur Erweckung. Die Engel werden grundsätzlich als ‚Kinder‘ ihres Blutspenders betrachtet. Unter den Erzengel ist Michael der mit den wenigsten Kindern.

    • Esheon

      Am nächsten Tag bat Paimon den aufgestiegenen Dämon Esheon in aller Früh zu sich. "Du wirst Isirias' Posten bei der Erkundung der Azûl-Ruinen übernehmen.", erklärte der Dämonenkönig kurz angebunden, während Ehseon die letzten Lederriemen an seiner Rüstung festzog. "Was ist mein Auftrag dort?", fragte Esheon den großen König und musterte ein letztes Mal seine Ausrüstung. "Du wirst Isirias' Vorgesetzten, Ghaeon, suchen müssen. Isirias meinte, dass dieser sich aus dem Staub gemacht hätte. Auch der Rest der Expeditionstruppe, die unter Ghaeons Weisung standen, wissen nicht, wo er abgeblieben ist." Esheon nickte stumm und blickte auf eine Zeichnungen, die zu Paimons Linken auf einem großen Holztisch lag.
      "Das sind die ersten Skizzen der Ruine. Sie ist sehr weitläufig. Was die Menschen dort getrieben haben wissen wir nicht und das wird auch nicht die Aufgabe sein. Du suchst lediglich Ghaeon. Der restliche Expeditionstrupp wird das Gelände weiterhin kartografieren und Funde dokumentieren." Der junge Dämon nickte erneut und wandte sich von Paimon ab, um sich auf den Weg zu machen. "Komm nicht vom Weg ab". gab ihm Paimon als letzten Rat mit, ehe sich der junge Dämon auf den Weg machte.
      Wie für jede Reise eines Dämons an die Erdoberfläche muss am Grenzweg, dem letzten Stück zwischen der Unterwelt und der oberirdischen Welt die Waschung stattfinden. An den vielen Höhlengänge, die zur Oberwelt führen, befinden sich die heiligen thermalen Quellen, in denen das warme Wasser sprudelt. Die Waschung sieht ein Gebet in den jeweiligen Totentempeln und die anschließende Entkleidung und komplette Reinigung vor. Im altdämonischen Glauben soll diese Waschung den Körper der Dämonen stärken. Die Dämonen des neuen Glauben verzichten meistens auf die Waschung oder nehmen sie nur noch vor sehr wichtigen Reisen vor. Da Esheon jedoch von Paimon, einem Verfechter des alten Glaubens aufgezogen wurde, erfüllte er die alte Tradition und wusch seinen ganzen Körper, ehe er die Oberwelt mit einem Gefühl von Stärke und Kraft betrat.

      Licht ... nichts als Licht traf die Augen des rothäutigen Dämons, sodass er sie stark zusammen drückte und kaum etwas sah. Mit der Zeit erkannte Esheon die ersten Umrisse in der neuen Umgebung und gewöhnte sich an das Hell. Aus der Unterwelt war er diese Helligkeit nicht gewohnt. Nachdem sich seine Augen an das Licht gewöhnt hatten, trat er weiter aus der Höhle und zückte die Karte, die ihm Paimon bereits am Vortag gegeben hatte. Es war eine Wegbeschreibung zur Azûl-Ruine und eine Zeichnung der verbliebenen Umrisse dieser menschlichen Stätte. Am Horizont erspähte der junge Dämon die Umrisse, steckte die Karte wieder ein und machte sich auf den Weg. Er fragte sich nebenbei, wie die Menschen diese Ruinen wohl früher nannten. Die Dämonen hatten es verboten die menschlichen Namen der Ruinen, die zumeist Städte gewesen waren, zu verwenden. Alle Ruinen erhielten neue Namen. Azûl stand im Dämonischen für Auferstehung, was Esheon den Weg über grübeln ließ. Wer würde einen so trostlosen und toten Ort nach Auferstehung benennen? Hatte die Ruine mehr Geheimnisse als es Paimon vielleicht zugeben wollte? Esheon wagte es zwar nicht seinen Erzeuger in Frage zu stellen, doch ihm war nicht entgangen, dass der Dämonenkönig scheinbar kein Interesse daran hatte, dass Esheon in der Ruine groß herumschnüffelte und sich umsah. Sein Auftrag schien es nur zu sein Ghaeon wiederzufinden.

      Aufgrund der körperlichen Kondition der Dämonen und ihres weit verstrickten Höhlensystem konnten sie an jedem Punkt der Oberwelt innerhalb von 30 Minuten sein. Esheon wusste, dass die Höhlenkommandos der diversen Dämonenkönigreiche immer mehr Tunnel bauten, um die Oberwelt zu erschließen. Doch in letzter Zeit stießen sie oft auf Tunnel der Menschen, sie schienen nach etwas gesucht zu haben oder die Ressorucen in den Bergen abgebaut zu haben. So oder so änderte sich die Landschaft desto näher Esheond er ehemlaigen Stadt kam. Als er sich den Ruinen näherte, stand er mit seinen großen Füßen auf einer Art dunklen, harten Belag, der sich an vielen Stellen aufriß. In der Ferne entdeckte der Dämon dutzende zerfallene Gebäude. Ein Blick auf seine Karte mit der Zeichnung verriet ihm die Anlage, die er aufsuchen musste.

      Nachdem der Dämon bereits tief im Inneren der verwüsteten Stadt war, vernahmen seine feinen Sinnesorgane ein dumpfes Klatschen. Bum, Bum, Bum. Immer wieder hörte er denselben Klang. Mal war er stärker und mal schwächer. Der Dämon folgte dem Klang immer weiter zu seiner Quelle bis er bald eine Stimme hörte. Esheon blieb stehen und hörte einige Minuten die Stimme fluchen. Ein Mensch konnte es nicht sein, sie starben vor Äonen aus. Aber war es vielleicht ein anderer Dämon, der sich verlaufen hatte?" Esheon war zu neugierig und folgte den letzten Metern zur Stimme. Dank der zerklüfteten Art der Ruinen lief Esheon die meiste Zeit im Schatten, was ihn für andere beinahe unsichtbar machte. Eine Fähigkeit mit derer der Dämon auch gerne seine Artgenossen überraschte. Die letzten Schritte verborgen im Schatten erspähte er nun endlich das Wesen, das sich suchend nach ihm umsah. Seine Augen weiteten sich jedoch als er die Quelle ausfindig gemacht hatte. Er sah einen Engel vor sich. Weiße große Flügel und eine blasse Haut wie eine Wolke. Der Dämon starrte unglaublich in die Mitte und zögerte. Sollte er sich zeigen? Es war ihnen eigentlich strengstens verboten Kontakt mit den Engeln aufzunehmen. Doch was wenn der Engel mehr wusste? Und wieso war er überhaupt hier?

      Esheon trat aus dem Schatten. "Das war ich, Engel", erklärte er und spähte auf den immer noch wild umher sehenden Engel. "Was treibst du hier?", fragte Esheon und blickte sich um. Er war hier alleine, das erklärte wohl auch den kleinen Wutanfall, den er mitbekommen hatte. Scheinbar musste der Engel Luft loswerden. Gut für Esheon, somit würden hier wohl keine weiteren Engel lauern. Nichtsdestotrotz blieb der Dämon aufmerksam und vertraute auf seine geübten Sinne.
    • Für gewöhnlich war es auf der Erdoberfläche ruhig. Was einst mit Leben überzogen war, war Heute verlassen und nur die witternden Spuren der Menschen erzählten noch von ihren Geschichten. Im Himmel lehrte man die jungen Engel, dass es Kreaturen der Kreativität und Intelligenz waren, Göttes größtes Geschenk. Heliel empfand den endlosen Tiraden seines Lehrers nichts ab. Er lobte und lobte sie höher in den Himmel, als das dort noch Anziehungskraft zur Erde bestand.
      Er genoss die Ruhe. Der frische Wind, welcher durch die weite Straße blies und über ihn hinweg fegte. Die sanfte Wärme, die der Asphalt von der Sonne gespeichert hatte und in seinen Rücken abgab. Keine nörgelnden Stimmen. Keine Seele die sich das Maul hinter seinem Rücken zerriss… Seine Lieder legten sich sachte über die blauen Augen, sodass er seine anderen Sinne für eine Wahrnehmung zu nutzen hatte. Die Erde roch anders als der Himmel. Ihr dürft war herber, brannte von Ort zu Ort in seiner Nase. So mancher Engel, welcher das erste mal einen Fuß auf den Boden setzte, könnte diesen als unangenehm empfinden. Sie wurden davor gewarnt. Heliel hatte sich gefreut etwas anderes zu riechen, andere Geräusche zu hören und neuen Boden unter seinen Füßen zu spüren. Es war auffegend gewesen. Als er das erste mal durch die dichte Wolkendecke brach und das Antlitz der Welt sah, über die man ihn so vieles gelehrt hatte. Ein letztes Zeugnis einstiger Größe…
      Manchmal mahlte er sich aus, wie die Straßen zu Lebzeiten ausgesehen hatten. Wie Menschen über den Asphalt schritten und ihre Autos knatterten. Die Ampeln würden ihre Farben wechseln, so wie der Talg der Maschinen es vorgab. Sie würden gehen oder fahren, wenn es ihnen erlaubt war. Mit weit entfernten Freunden über die Fernsprechanlage reden und lachen. Ihre Meinung zu allem im Netz teilen… Bei dem Gedanken, wie lächerlich simpel ihr Leben war, lachte er innerlich. So hatte diese Welt einmal ausgesehen… Vermutlich.
      Warum so eine großartige Rasse wohl dahin gerafft worden war?
      Heliel schoss in die Höhe. Er spitzte die Ohren. Auf der Erde sollte es kein Leben mehr geben, nichts außer Engeln sollte zwischen den Gebäuden umher schleichen und nach Hinweisen suchen. Der Engel legte seine Hnd um den Griff seiner Waffe. Sein Blick huschte über die endlosen Geröllberge und ehemaligen Strukturen, die seine nächste Umgebung ausmachten. Überall hier könnte man sich verstecken. Heliel fuhr herum, immer dem Ton des Raschelns nach.
      Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihm breit. Sein Herz schlug fest und sicher, trotzdem brannte das Blut Michaels in seinen Adern. Noch niemals hatte er ein solches Kribbeln unter der Haut gefühlt. Wie ein Wurm, der sich durch seine Gefäße fraß. Überall hatte er seine Eier gelegt, sodass sein Nachwuchs es ihm gleich tat. Heliel war angespannt, bereit zu kämpfen… Doch dazu kam es nicht.
      „ Das war ich, Engel!“
      Eine Stimme erklärte sich verantwortlich. Eine Kreatur huschte aus dem Schatten. Rötliches Antlitz trat in die feinen Lichtvorhänge der Sonne. Die Wolken spielten über ihren Köpfen, als Heliels Augen etwas Unerwartetes erblickten. Ein Wesen alter Tage. Er zog die Hand hoch, richtete seine Waffe auf ihn. Er sprach! Aber er war ein Dämon, ohne Frage.
      Hörner krümmten sich von seinem Kopfe ab in die Höhe. Seine Haut glich der warnfarbe der Menschen. Wenn sie etwas mit Achtung versehen wollten, mahlten sie es rot an und schrieben in ihrer Sprache etwas darauf nieder. Warnung… Man warnte die jungen Engel vor Dämonen. Allerdings versicherte man ihnen auch, dass sie sich nicht auf die Erde wagten.
      Heliel verneigte seinen Blick. In seinem Rücken stand die weiße Wand mit den anderen Gestalten. Himmlische Gesichter, denen die Wurfgeschosse zugesetzt hatten.
      „ Was treibst du hier?“
      Der Engel blieb starr. „ Was geht dich das an?!“, knurrte er zurück. Hatte dieses Wesen ihn beobachtet? Wie viel hatte es mitbekommen? War es gefährlich?
      In Heliels Kopf kreisten die Gedanken. Er musterte ihn erneut von oben bis unten. Seine Augen scannten den roten Körper nach Waffen oder Gefährlichkeiten. Dabei fiel ihm etwas auf. Der Dämon besaß keine Flügel. Der Engel hätte ihm also einen Voraus. Es lag ihm fern in einen Kampf verwickelt zu werden. Obwohl man Heliel eine gewisse Kraft nachsagte, war er kein begnadeter Kämpfer. Man hatte ihn zwar mit Kraft gesegnet, aber nicht mit einem Interesse an der Erlernung der Kampfkünste ausgestattet. So verschlief er auch diese Stunden zu meist. Ersehnte den letzten Gong, der ihn endlich erlöste und Heim kehren ließ.
      „ Was machst du hier?!“, rief er dann. Man sagte die Dämonen trugen schuld am Verschwinden der Menschheit. Sie hatten Gottes Geschöpfe vom Antlitz der Erde genommen.
      Ob Heliel dies glaubte?
      Nicht wirklich. Es gab angeblich vor langer Zeit schon einmal einen Krieg zwischen beiden Parteien, in welchem der Himmel triumphiert hatte. Wenn die Dämonen tatsächlich schuld trugen, warum stürzte man sie nicht einfach erneut?! Er verstand es nicht! Aber jede solcher Fragen wurde abgetan und bestraft. Man sollte immerhin ein braver Knecht sein und kein denkendes Wesen.
      Heliel schnaubte letztlich und verzog das Gesicht. Seine bewaffnete Hand sackte ab, bevor er jene wieder wegsteckte.
      „ Ich habe keine Lust gegen dich zu kämpfen!“, erklärte er dann, bevor er die Arme vor der Brust verschränkte.

    • Esheon

      Der Dämon musterte noch den hell-weißen Engel, ehe dieser schon seine Waffe zog und auf den Dämon richtete. Unbeeindruckt flog der Blick des Dämons von dem - für seine Verhältnisse - kleinen Schwert zum Engel. Er war weiß wie die Wolken und hatte majestätische Flügel, wie Esheon sie aus den Zeichnungen der Unterwelt kannte. Es gab dort eine Menge Literatur, wie viel Unheil die Engel in ihrem blinden Eifer bringen sollen, doch noch nie ist der Dämon einem wahrhaftig begegnet. Das lag sicherlich auch daran, dass dies Esheons erster Besuch der Oberwelt war - doch er erinnerte sich an seine Ausbildung. Dämonen und Engel sollten einander meiden, so sah es der Friedensvertrag zwischen den beiden vor. Doch aus den unzähligen Stunden an Paimons Königshof wusste Esheon, dass dieser äußerst brüchig war und die eine oder andere Seite ihn ab und zu verletzte, in dem sie die Oberwelt betrat. Wirkliche Konflikte zwischen beiden gab es selten, aber man mied die anderen. Aus Gründen ... Gründe, die der Dämon kaum nachvollziehen konnte. Es gab einen alten groll zwischen beiden, aber niemand sagte so recht, worin genau der Grund dieses Disputs lag. Angeblich sollen die Engel, die Menschen verführt haben mehr Weisheit und Erleuchtung zu suchen. Dies wendete sie von der Unterwelt und den Dämonen ab, sodass diese aufbegehrten. Es folgten Jahrhunderte des Kriegs bis die Menschen verschwanden.

      Der Dämon schüttelte den Kopf, um sich wieder auf den Gegenüber zu konzentrieren. Ein stärkerer Wind zog auf und die goldenen Haares des Engels wehten darin. Dann senkte er seine Waffe langsam. "Ich habe genauso wenig Lust auf einen Kampf", nickte der Dämon, der hier aus ganz anderen Gründen war. Er suchte doch eigentlich die verschollene Expedition. Sei musterndes Auge glitt nochmals über das Wesen aus dem Himmel. Kein Wunder, dass die Menschen in den Engeln so interessante Wesen sahen. Sie sehen wirklich beeindruckend aus mit ihren Flügeln. Dämonen hingegen wirken beinahe plump in ihren dunklen Häuten und die Hörner assoziierten die meisten wohl eher mit Satan persönlich. Esheon musterte die verfallene Ruine, ehe sein Blick wieder auf dem Engel landete.

      Der Engel hatte ihn gefragt, was er hier suchte. "Das kann ich genauso gut dich fragen, Engel", rümpfte der Dämon die Nase. Ganz schön vorlauter Typ, stellte der Dämon fest und verschränkte nun auch die Arme vor der starken Brust. "Ich suche hier jemanden. Und du? Was treibst du hier? Deinen Frust ablassen?" Esheon grinste dabei diabolisch. Jede Spur eines schlechten Gefühls wie Wut, Eifersucht oder Neid spürte er und machte ihn stärker. Es waren wie Pheromone, die Dämonen förmlich anzogen. Es gab sogar einige Dämonen, die darauf spezialisiert waren, diese in Wesen zu kanalisieren und sich daran zu stärken oder davon zu zehren.
      "Lass ruhig deine Wut raus", lachte der Dämon amüsiert und sah sich in der Ruine um, "ich glaube nicht, dass dich hier ein Mensch davon abhalten wird." Der Wind wehte wieder durch die Ruine und es klang beinahe so als ob die verlassene Behausung weinte. Der Dämon spürte die Blicke des Engels auf sich. "Du hast also auch noch nie einen anderen gesehen?", stellte er fest und drehte sich leicht, um sich zu präsentieren. Dabei glitt sein langer Hinterschwanz um seinen Körper, der das Aufsehen des Engels erregte. "Und für ihre Untreue entstellte er die Dämonen nach dem Abbild des Satans persönlich. Mit Hörnern und einem Schwanz, damit ein jeder die niederträchtigen Wesen erkennt", zitierte Esheon die heilige Schrift, die sich Engel und Dämonen teilten.

      Erneut grinste der Dämon und offenbarte seine spitzen Eckzähne wie die eines Vampirs. "Ich denke ihr kommt in der heiligen Schrift besser weg." Esheon wandte seinen Blick wieder vollständig auf den Engel. In dieser Ruine schien nichts zu sein, was ihm weiterhelfen würde. Er muss weiter, doch aus irgendeinem Grund war er an dem Engel interessiert. Er hatte all die Jahrhunderte noch nie einen gesehen und die Schriften der Unterwelt über diese Wesen waren sehr mau. Er wollte einiges wissen und diese Neugier hielt ihn. Erst jetzt stellte der Dämon fest, dass der Engel auch am Kopf kleine Flügel besaß. Das Geschenk für die Treue? Federn, Flügel und diese weiße Reinheit? Esheon war fasziniert von dem Wesen, er sah noch nie so etwas. Es gab zwar in der Unterwelt dutzende unterschiedliche Arten von Dämonen, doch an denen hat er sich satt gesehen. Einen Engel persönlich vor sich zu haben, war eine Neuheit. "Bist du öfter hier, Engel?", fragte Esheon und fixierte den Engel mit seinen Blicken.
    • Die Städte der Menschen nahmen fast unheimliche Ausmaße an. Vom Himmel heraus ließ sich ihr Einfluss auf Gottes Welt besser betrachten. Wie lange Schneisen zogen sich die asphaltierten Wege unendliche Weite über das Land. Türme aus Glas und Metall ragten sich in den Himmel als wollten sie ihrem Gott näher und näher kommen. Sie vollbrachten die unmöglichsten Dinge und dennoch waren sie verschwunden… sie waren weg.
      Im endlosen Weiß und Grau der Menschheit fiel ein roter Dämonen auf. Ihre warnfarbe sorgte dafür, dass man ihn kaum zu übersehen vermochte. Heliel faszinierte es. Es schien fast, als würde er leuchten. So wie die Sonne auf ihm stand und die Konturen und Höhepunkte seiner Muskeln bemahlte. Ein Engel erreichte eine solche Physiologie nicht. Sie alle waren schlank und von Weichheit gezeichnet. Ophiel erklärte ihm, dass die Menschen einen Engel wohl als „androgyn“ beschreiben würde. Von dem langen Vortrag erinnerte er sich nur wage an die Bedeutung jenes Wortes. Ein Geschöpf, welches nicht in ihre Welt der Schubladen passte. Nicht das ein wahrhaftiger Engel ihren Horizont gänzlich übersteigen würde.
      Heliel verzog das Gesicht, als sein Frust angesprochen wurde. Er schielte auffällig nach hinten, wo an der Wand sich seine Genossen aufreihten und seinen Geschossen zum Opfer fielen. In ihren Gestalten reichten sie von einfachen Engeln mit Heiligem Kranz und einen Paar schwingen bishin zu mehrflügeligen Monstern mit zahlreichen Augen. Ein solches war Michael unter ihnen auch. Etwas in seiner Erscheinung jagte selbst seinem Blutkind die Ehrfurcht in die Knochen.
      „ Was sonst?“, rief er zurück und schnaubte abfällig. Warum sollte er dieses Wesen belügen und den Braven spielen? Irgendwo machte allein die Natur des Dämonen, falls sie jener der heiligen Schriften entsprach, sympathisch für den Engel. Immerhin verkörperten sie die niederen Gelüste und sprachen entgegen jeder Tugend der Engel.
      Heliel begann leicht zu lachen, hinein in den aufkommenden Wind. Seine goldenen Strähnen verfingen sich in seinem Mund. Mit dem Finger löste er jene daraus, bevor er antwortete. „ Warum sollten sie? Sie sind weg… So lange, dass ich zu Zeiten ihrer Existenz noch kein Bewusstsein hatte…“, er lachte erneut. Ein durchaus frisches Lachen, wie er es nur selten unter seinen Genossen tat.
      Sein Blick lag auf dem Dämonen, welcher sich nun präsentierte. Ein Anblick, der in keiner Form der „Schönheit“ des Himmels entsprach. Er hatte nichts von einem Engel. Sein langer Schweif zog den Engel besonders in den Bann. Ein wenig neidisch vielleicht…? Heliel schlug sich den Gedanken aus dem Kopf. Seine 6 Flügel zuckten sichtlich. Die ungleichen Schwingen zogen sich danach auf seinem Rücken zusammen. Er verzog den Mund zu einem kleinen Schmollen, als der Dämon seine Zähne bleckte.
      „ Und so erschuf er den ersten Engel. Wesen des Lichts, bemächtigt mit seiner Gnade…“
      Mit einem Ruck zog er die Schwingen aus einander und präsentierte sich signifikant lustloser als der Dämon zuvor. Heliels Schwingen waren unterschiedlich groß. Ein war in einem blonden Ton wie sein Haar und färbte sich erst zu den Spitzen hin in ein durchsichtiges Weiß. Die anderen beiden erstrahlten wie ein dünner Film aus Wolken vor der Sonne. Auch als Heliel Jene in das Licht hob und einen mächtigen Schatten warf. Er setzte ein leichtes Grinsen auf, als er sich dem Dämonen wieder zuwandte. Auch die Schwingen an seinem Kopf hatte er in die Höhe gezogen.
      „ Oh, fast vergessen…“, sagte er dann. Die Heiligenscheine der Jungengel waren unbeständig. Für die meisten etwas, was sie beschwören mussten, damit es sichtbar wurde. Heliel machte sich die Mühen nicht. Sein Heiligenschein stellte ohnehin ein bizarres Gebilde dar. Ein goldener Ring mit geschlossenen Augen legte sich über die seinen und ein helles Leuchten hinter seinem Kopf warf einem neunen Schatten auf sein Gesicht. Helle Zacken standen alle 45 grad von dem runden Gebilde ab, wie die Zacken eines Sternes. Davon 4 mächtigerer als die anderen…
      Beim Kommentar lachte er erneut leicht spöttisch. Jedoch mehr über die Unsinnigkeit jener Schrift. „ Sicherlich… Aber ich denke auch, sie tut euch keine Ehre.“
      Heliel senkte seine Flügel ab. Das Interesse der beiden so ungleichen Wesen schien beidseitig aufzutreten. Denn auch der Dämon musterte interessiert die Gestalt des Jungengels. Jener legte bei der Frage den Kopf schief. „ Versucchen tue ich es auf jeden Fall…“, entgegnete er dann mit einem Grinsen.
      Heliels Blick glitt auf seine Auswahl an Wurfgeschossen. In ihm kam das Verlangen auf wieder eines mit dem Fuß zu betätigen. Mit einem hämischen Grinsen befriedigte er dieses und kickte einen neon grüngelben Ball in Richtung des Dämons, kräftig genug, dass jener vor ihm landete. „ Bleib doch einfach… Mich vermisst niemand!“
      Vielleicht eine Lüge. Wer wusste schon, ob sein Trup sein verschwinden bemerkt hatte oder sie noch immer durch die Ruinen streiften. Heliel hatte genügend gesehen, um sich hier gut zu recht zu finden. Er würde diese Wand immer wieder finden!

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      Sein Heiligenschein

    • Esheon

      Zwischen den riesigen Trümmern aus Stahl, beton und Glas standen die beiden so unterschiedlichen Wesen: ein Engel und ein Dämon. Als ob Gut und Böse aufeinander trafen. Das, was diese Welt im Gleichgewicht hielt und ihre Kontraste ausmacht. Esheon war davon überrascht, wie hoch die Menschen gebaut haben. Aus der Unterwelt kannte er bereits die Tunnel der Menschen. Sie suchten nach Erzen und Mineralien im Boden, bauten Schienen unter der Erde und jede Menge Infrastruktur, die sie zum Leben brauchten. Nun verrottete alles. Die Engel und Dämonen brauchten diese Strukturen nicht mehr, aber viele von ihnen zogen sie beinahe magisch an. Bis heute war das Verschwinden der Menschen eines der größten Rätsel und Dämonen als auch Engel hofften hier auf der Erde Antworten zu finden.

      Nachdem Esheon den musternden Blick des Engels auf sich gespürt hatte und dieser ihn einmal von oben nach unten gemustert hatte, präsentierte der zarte Engel nun seine 6 Schwingen. Der Dämon begutachtete die durchaus unterschiedlich aussehenden Flügel, die leicht im Wind wehten und die der Engel auf Wunsch breiten und zusammenziehen konnte. Dabei fiel dem Dämon auf, wie weiß der Engel doch war. Nicht nur durch seine weißen, fast durchsichtigen Flügel. Auch die helle Haut, die blonden Haare und die hellen Augen. Er war ein starker Kontrast zu dem Rothäutigen aus der Tiefe. Es war ein interessanter Anblick für Esheon, denn noch nie hatte er einen Engel gesehen. Bisher hatte er auch nur eine Bruchstücke über sie gehört: ihr majestätisches Auftreten und ihr Festhalten an Tugenden, die den Dämonen fremd waren.
      Die Worte des Engels rissen den Dämon aus seinem Gedankengang und er sah den Heiligenschein über dem Engel. "Nett", lächelte der Dämon und spähte auf die beiden sich ineinander drehenden Ringe. Sie waren jedoch weniger himmlisch als er sie sich vorstellte, die Dornen daran wirkten beinahe wie aus der Unterwelt. Das gefiel dem Dämon. Er war jedoch froh über seine Hörner. Das Ergebnis des dämonischen Heiligenscheins. Nach dem Abstieg der dunklen Engel aus dem Himmel, drangen die Heiligenscheine mit den Spitzen in die Köpfe der gefallenen Engel ein und wandelte sich so im Laufe der Jahrtausende zu Hörnern. Solche prächtigen wie sie nun Esheon trug. Er griff sich intuitiv an eins seiner Hörner, ehe er wieder zum Engel sah.

      Als der Engel erklärte, dass die Schrift den Dämonen keine Ehre tat, winkte Esheon ab. "Wer braucht schon Ehre, wenn man unter der Gnade der Dämonenkönige steht." Esheon grinste diabolisch und seine orangefarbenen Augen leuchteten intensiv auf. "Am Ende kommt es nur darauf an zu überleben und nicht, was in den Schriften steht. Nach derer sollten die Menschen auch ewig leben ..." Esheon sah sich in den Schotterwüste der ehemaligen Stadt um. In der Unterwelt lehnte man die Schrift weitestgehend ab. Die Dämonen orientierten sich mittlerweile am dunklen Epos. Einer Schrift, die vor tausenden Jahren nach dem Einzug der gefallenen Engel in der Unterwelt von den ersten Auguren Satans verfasst wurde. Dieses Epos enthielt jedoch weiterhin viele Passagen der heiligen Schrift und die Dämonen bekamen auch beide Schriften noch gelehrt. Doch - so mutmaßte Esheon - lernte sie nur noch die heilige Schrift, um besser über den Feind, die Engel, informiert zu sein.

      Als ein grünes Etwas vor Esheon landete, beendete er seine Überlegungen. Er starrte auf den Ball. "Ich soll bleiben?", hakte der Dämon überrascht nach und kratzte sich am Kopf. Er stellte den Fuß au den grünen Ball und sah ernst zum Engel. Er warf ihm einen skeptischen Blick zu. "Ist das eine Falle oder so?" Versichernd sah sich der Dämon um, entdeckte jedoch niemanden. Selbst seine spitzen Ohren nahmen keinerlei Geräusche in der Umgebung war. Nur das heulen des Winds. Er biß sich mit seinem spitzen Eckzahn auf die Unterlippe und überlegte kurz. "Na gut ... aber wenn das eine Falle ist, mache ich aus dir mein Mittag." Er ließ die Zunge über die Lippen gleiten, ehe er den Ball mit einem kräftigen Tritt zurück zum Engel schoß.
      "Du sagtest du bist öfter hier? Was treibst du hier und wie heißt du?" Esheon könnte durchaus jemanden hier brauchen, der sich auskannte. Schließlich hatte der Dämon einen Auftrag und kannte sich hier oben noch nicht aus. Er hatte vom König Paimon lediglich eine grobe Karte des Expeditionstrupps unter Ghaeons Leitung erhalten. Er musste sie zeitnah finden! "Denn, wenn du dich hier auskennst, könntest du mir vielleicht helfen.", fügte der Dämon hinzu und sah zu dem Engel.

      War er nun wirklich soweit einem Engel, den er nicht kannte zu vertrauen? Er kannte allgemein gar keinen Engel, also war dises Misstrauen überhaupt richtig? Was war, wenn sie so ähnlich waren wie die Dämonen? Sein Gefühl jedenfalls sagte ihm, dass er das Richtige tat und irgendwie fühlte er sich von der trotzigen Art des Engels angezogen. Esheon mochte böse Gefühle wie Wut und Zorn einfach zu sehr. Sie machten ihn stärker und zogen ihn an wie Blumen die Bienen.
    • Wie es sich erwarten ließ, bemusterte der Dämon die Schwingen des Engels. Heliel erwartete keine Ehrfurcht von einer Kreatur, die aus ihren heiligsten Schriften als der Erzfeind der Engel hervorging. Wer auch immer dieses Kauderwelsch verfasst hatte, hatte seine Ansicht nach ohnehin übertrieben. Weder waren die Engel voller Glanz und Glorie, noch sah dieses dämonische Balg aus wie die Ausgeburt aus Satans Allerwertesten…
      Der Dämon bewunderte das Spiel seiner hellen Federn und des Matt glimmenden Heiligenscheines, welches der Engel nun abgab. Er war keiner, der sich mit der Krone seines Blutgebers schmückte und Stolz dabei empfand. Das Gebilde erinnerte nur in seiner Grotesk an seinen werten Schöpfer. Die Augen dieses, die einen bei jedem Schritt beobachteten, waren eine Unheimlichkeit für sich. Heliels waren geschlossen. Seitdem er denken konnte. Die 3 zusätzlichen Paare öffneten sich nicht, egal was man auch versuchte… Ganz zu des Erzengels Unmut natürlich. Als ob man mit diesen eine neue Sichtweise erklangen würde…
      Bei dem Kommentar des Dämonen musste der Engel sich ein lautes Lachen verkneifen. „ Wer braucht schon die Gnade von irgendwem?!“, warf er fragend zurück. Heliel hatte niemals um Gnade gebeten. Er wollte dieses Heiligtum Michaels gar nicht haben. Es war nur ein lästiges Laster!
      Heliel zuckte mit den Schultern. „ Menschen sind Menschen…“, entgegnete er dann. Die heilige Schrift pries sie als Gottes Liebste Kreation an. Sein kleiner Schatz. Er wollte, dass sie gedeihen, wachsen und florieren. All dies auf der von ihm geschaffenen Welt. Die alten Engel schwärmten von ihrem Allvater, selbst Michael war von dem Greis beeindruckt. Auch wenn seine Kommentare zu ihm eher karg ausfielen. Heliel überlegte. Früher hatte er immer an etwas schrulliges gedacht, wenn er sich ein Bildnis hätte machen müssen…
      Heliel zuckte erneut mit den Schultern und nickte zu dem Ball. „ Warum nicht? Der Tag ist noch jung!“
      Und mich wird keiner vermissen… innerlich grinste er. Bei der ihm entgegene kommenden Skepsis zuckte er erneut mit den Schultern. „ Hmm… Soll es eine Falle sein?“ Der Wind spielten mit seinem blondem hauseigen Haar. Es wäre lang genug es in einem Zopf zusammen zufassen, aber wer machte sich schon diese Mühe?
      „ Ich schmecke nicht!“, warf er zurück. Heliel faltete die Flügel auf seinem Rücken und ließ den Heiligenschein verschwinden. Er setzte ein spielerisches Grinsen auf, bevor er den Arm hochriss und den kräftigen Tritt des Dämonen ab fing. Der Ball stoppte in der durchaus zart wirkenden Hand des Engels. Bevor er ihn zurück werfen konnte, bekam er die Frage zu Ohren. Die Schwingen an seinem Kopf stellten sich dabei ein wenig vor Verwirrung auf. Er warf den Ball in die Höhe, folgte seinem Flug mit dem Blick und fing ihn wieder auf.
      „ Jap, bin öfters hier…“, gab er ein wenig trocken von sich, bevor der den Ball wieder in die Höhe warf und den Dämon anblickte. Sein Gesicht trug diesen „Ernsthaft-diese-Frage?“-Blick. Die Wand hinter ihm zeigte es doch auf, oder?
      Er fing den Ball, sah kurz zu ihm herab, bevor er ihn zu dem Dämonen warf; kräftig!
      „ Ich werde Heliel genannt!“, erklärte er sich dann und grinste. Heliel nahm die ar,e hinter dem Rücken zusammen und trat ein wenig Staub auf. „ Ich kenne mich hier gut aus… Sehr gut sogar…. Aber warum und wobei sollte ich dir helfen…“, er zog die Mundwinkel höher. „… Dämon?“

    • Esheon

      Dieser Engel, der vor Esheon stand, wirkte überhaupt nicht so wie er sich Engel vorstellte oder sie in der heiligen Schrift beschrieben wurden. Dieser Engel wirkte eher zynisch und abgklärt. Esheon gefiel dieser Pragmatismus, denn er pflegte ihn selbst. Es erinnerte ihn an das starre Kastensystem der Unterwelt, aus dem er auch kaum ausbrechen konnte, außer er tötete Dämonen. Daraus resultierte jedoch eine große Verschwendung von starkern Kriegern, die unweigerlich die Frage stellte, wie effizient war es dann, wenn sich die Dämonen immer wieder selbst abschlachteten. Ebenso deren Könige, die immer wieder Kriege untereinander ausfochten nur um einige Hektar Unterwelt mehr oder weniger. Selbst sein Vater Paimon war von dieser Kriegslust besessen und glaubte der rechtmäßige Herrscher aller Dämonen zu sein (so dachten auch die anderen 5 Könige). Vielleicht wäre hier Pragmatismus weitaus förderlicher?

      Mit den Worten: "Menschen sind Menschen" wurde Esheon wieder ins Hier und Jetzt katapultiert. Der Dämon nickte zustimmend. "Sie waren eben auch fehlerhaft. Was für uns Dämonen durchaus anziehend war", grinste Esheon bei dem Gedanken einen Menschen zu korrumpieren. Aus dem dunklen Epos wird beschrieben, wie Dämonen Besitz von Menschen ergriffen, um sie ins Unheil zu stürzen. Es war für einen Dämon die höchste Ehre, dies zu tun und auch seine Pflicht. Doch seit die Menschen verschwunden sind, mussten sie sich neue Pflichten suchen. Wie zum Beispiel die Bewachung des Heiligsten der Unterwelt, einer verschlossenen mechanischen Kugel, deren Inhalt die Dämonen bewachten. Nur wenige Eingeweihte kannten den Inhalt der Kugel, doch er sollte mit all dieser Zerstörung und dem Verschwinden der Menschen in Zusammenhang stehen.

      Esheon fixierte den Engel. Konnte er ihm trauen? Er musste wohl fürs Erste. Der Dämon war auf unbekanntem Terrain und der Engel kannte sich hier wohl aus. Auf den Satz, dass der Engel nicht schmecke, lachte der dunkelrote Dämon. "Das würde ich ja dann sehen. Grundsätzlich würdest du aber vermutlich besser schmecken als manch anderen Kram, den man mir da unten vorsetzt" Mit einem frechen Grinsen musterte Esheon nochmals den Geflügelten. "Du wärst vielleicht nur ein bisschen zu dünn", zuckte der Dämon dann mit den Schultern. Der Engel warf den grünen Ball in der Hand hoch und fang wieder auf.
      Anschließend warf er den Ball zum Dämon. Dieser fing ihn geübt auf. "Oh du gibst dir mehr Kraft", stellte dieser amüsiert fest und ließ den Ball los um ihn mit dem Fuß wieder hochzuschmeißen und auf den anderen Fuß fallen zu lassen. So spielte er den Ball dreimal umher, ehe er ihn wieder mit der Hand auffing. "Heliel, also? Alles klar. Mich nennt man Esheon."
      Ohne Umschweife kam Heliel dann auch zur dringendsten Frage: was machte Esheon hier. "Nun, ich suche einen Expeditionstrupp von Dämonen. Sie müssen hier oben eine Ruine erkundet haben." Esheon kam auf Heliel zu und öffnete die sporadisch gezeichnete Karte des Expeditionsleiters Ghaeon. "Erkennst du die Umrisse irgendwie? Wenn du öfter hier bist, kommt dir ja vielleicht etwas bekannt vor." Er spürte wie der Blick des Engels über die Karte glitt.

      "In einem Bericht erwähnten sie ein großes kastenartiges Gebäude ohne viele Fenster. Es hat wohl mehrere Eischläge auf dem Dach.", erinnerte sich Esheon und blickte in der Gegen umher. Alternativ müsste er gleich in diesem Gebäude hier die letzten stehenden Stockwerke hinaufklettern und die Gegend mit dem Auge absuchen. Das Gebäude würde man sicherlich entdecken, vor allem wenn es nicht wie die meisten hier wie ein Turm, sondern kastenförmig aussah.
    • Der Engel trug einen selbstgefälligen Ausdruck auf den Lippen. War er allein, oder wie jetzt mit dem Dämon zusammen, erlaubte er sich mehr Freiheiten in seinem Gesicht und der Haltung. Jeder andere Engel würde ihn für die schlechte Pose zurechtweisen, welche nichts von Tugenden und Schönheit mit sich brachte. Heliel genoss seine Alleinzeit auf der Oberfläche der Erde umso mehr. Als er sich das erste mal mehr oder weniger versehentlich von der Truppe losgesagt hatte, war er noch unsicherer gewesen. Es war ein Witz, wie einfach man den wachenden Augen des Expeditionsleiters entkommen konnte! Fast schon so einfach, dass es mehr eine challenges wäre nicht den letzten Geistessinn zu verlieren, wenn man bei ihm geblieben wäre.
      Bei dem Kommentar darüber, dass Dämonen Menschen korrumpieren würden, kämen sie zurück, zuckte er mit den Schultern. So war es vermutlich gewesen. Die Engel Predigten immer hin von vorn bis spät der Menschen freier Wille. Man sollte sie leiten, aber nicht beherrschen… Eine dämlich Ansicht, betrachtete man, dass seit Jahrhunderten Engel sich durch die Reste ihrer Städte wühlten auf der Suche nach hinweisen… Heliel verstand es nicht. Genossen wie Ophiel taten all ihr Bestes, um eine Hilfe zu sein. Doch für was? Man sagte sie sollen warten. Geduld sei eine ihrer Tugenden. Man sagte sie sollen keine Fragen haben und verstehen.
      „ Hmm, sicher, dass wir nicht giftig für einander sind?“, fragte Heliel zurück. Der Fraß der Hölle musste echt ekelhaft sein, wenn er so daher sprach. Der Himmel hatte zwar solches nicht zu bieten, aber es mangelte den Engeln an Varianten. Sie lebten von einer Art Flüssigkeit, die ein bisschen zu süß für seine Zunge war.
      „ Ich kann dir Menschenessen empfehlen. Manches ist echt gut… Hat Geschmack!“, entgegnete er dann.
      Heliel zog direkt einen Schmollmund, als der Dämonen sein Talent mit den Füßen bewies. Angeber… schnaubte er in sich. Der Ball kam zurück, Heliel fing ihn, als der Dämon seinen Namen offenbarte.
      Esheon… kenne ich nicht… er zuckte mit den Schultern. Ob neue Dämonen geboren wurden wie die Engel?
      Der Dämon kam näher. Seine Schritte waren fest auf dem brüchigen Asphalt und letztlich schritt er auf den steinernen Teil vor dem Haus auf welchem der Engel stand. Und ebenso schnell wie er näher gekommen war, nahm Heliel einen Schritt zurück. Ein bisschen zu nah…
      Er senkte die Hand mit dem Ball darin und warf einen skeptischen Blick auf das Wesen der Tiefe. Ein unbekannter Duft stieg in seine Nase. Ein rauchiges Aroma, welches in den Tiefen seiner Lunge brannte. Heliel rümpfte seine Nase leicht. Das war schlimmer als die Welt der Menschen!
      Seine Worte gaben ihm keinen großen Aufschluss, auch als er ihm die Karte unter die Nase hielt. Heliel blinzelte verwirrt auf die unschön gemalten Gebilde darauf, die mit für die Dämonen wichtigen Zeichen markiert waren. Die Schrift konnte er nicht lesen…ist ja auch höllisch…
      Heliel scannte alles. Einige Zeichen sahen eher denen der Menschen ähnlich. Es war aber fraglich, ob der Zeichner dieser Karte der Menschen Schrift mächtig war. Der Engel sah wieder auf. „ Ich habe keine Ahnung, was das sein soll…“, sagte er ehrlich. „ … Einige von den Zeichen kann man aber lesen…“ er deutete auf die krakelige Schrift. „… Zweig…st… stelle… von…“ er legte den Kopf schief. „ Kannst du menschisch?“, fragte er den Dämonen dann mit großen Augen. Heliel war sicherlich kein Genie darin diese Wirren an Buchstaben zu erkennen. Er hatte aber genug aufgepasst im Unterricht, um die Prüfungen als Sucher zu bestehen.
      Heliel folgte seinem Blick nach oben auf das Dach. „ Da oben wirst du nicht weit sehen…“, entgegnete er nur trocken. Der Dämon sollte sich die Kräfte sparen.
      „ Ich könnte mir denken, was gemeint ist…“, sagte er dann und kratzte sich nachdenklich die Stelle hinter dem Flügel am Kopf, bevor er in die eigene Tasche griff und eine Karte zückte. Sie war wesentlich besser gezeichnet und voller Details. Er deutete auf ein paar Umrisse, die sich ähnelten. „ Zu Fuß ist es ein Stück…“, erklärte er dann und zuckte mit den Flügeln mehr als mit den Schultern.

    • Esheon

      Der Dämon spitzte die Ohren als der Engel sagte, dass sein Fleisch womöglich giftig sein könnte. Stattdessen lobte er menschliches Essen und Esheon fragte sich, woher Heliel wusste, wie gut das Essen schmeckte. Hatte er wohl etwas davon gegessen? Der Dämon wüsste nicht mal, wo er dieses überhaupt finden würde und fragte sich auch, ob es nach den ganzen Jahrhunderten überhaupt noch gut war. Denn irgendwann würde jedes Essen verderben. "Hmmm ... wenn du das sagst, werde ich danach mal die Augen aufhalten. Ansonsten hätte ich dich ja noch immer als Snack", grinste der Dämon.

      Heliel war über die schlecht gezeichnete Karte gebeugt und gab zu kaum etwas zu erkennen. "Nun die meisten Dämonen sind nicht für ihren Hang zu den schönen Künsten bekannt", lächelte der Rothäutige verlegen und kratzte sich am Kopf. Der Engel schien jedoch etwas in menschlicher Sprache auf der Karte gefunden zu haben. Esheon weitete die Augen. "Nun ein paar Sprachen kann ich. Auch wenn es uns eigentlich verboten ist, die menschliche Sprache zu studieren." Der Dämon grinste gefällig und war froh, dass er sich vor einigen Jahrzehnten entschlossen hatte diesen waghalsigen Schritt zu gehen. Das Studieren der menschlichen Sprache war zwar in der Unterwelt generell verboten, jedoch wurde es von einigen Königen toleriert. Im dunklen Epos wird neben den Korrumpierung der Menschen erwähnt, dass Dämonen jedes Mittel Recht sei, um mit den Menschen in Kontakt zu treten. Daraus lasen vor allem die altgläubigen Könige wie Paimon das Recht ab, bestimmten Dämonen das Studium der Sprache zu gestatten.
      Und so hatte Paimon sein Wissen über einige menschliche Sprachen mit Esheon geteilt (wohlwissend, dass dieser irgendwann Expeditionen auf der Erde durchführen würde.) Paimon glaubte an seinen Schützling und der Dämon streckt die Brust zufrieden raus, ehe er den Blick des Engels auf sich spürte. Er sah zur Karte, ehe er sich räusperte: "Zweigstelle von AndroBotics" Dann warf er die Stirn in Falten. "Das letzte Wort habe ich noch nie gehört. Muss ein Eigenname oder sowas sein." Ehe sich der Rothäutige weitere Gedanken darüber machen konnte, breitete Heliel eine bedeutend besser gezeichnete Karte aus. Er deutete auf einen Punkt auf der Karte und sagte etwas, dass Esheon hoffen ließ.

      "Das reicht schon! Mit einem Anhaltspunkt können wir etwas anfangen. Zu Fuß bin ich fit. Keine Sorge." Der Dämon packte seine Karte wieder ein und sah in die Ferne. "Bereit, wenn du es bist. Wir können später weiter spielen", grinste der Dämon süffisant und meinte natürlich den Ball. Esheon konnte nicht leugnen, dass er den Engel interessant fand. Er wusste nicht, was er genau an ihm fand, aber er wollte mehr über die Engel und ihre Kultur wissen. Einen Angehörigen zu befragen war schließlich viel besser, als sich auf diese schnöden alten Bücher irgendwelcher Altgedienten zu verlassen, dachte sich der Unterweltbewohner. Der Wind zog merklich auf und der Dämon sah wie sich die goldenen Haare des Engels darin bewegten. "Du sagtest gerade, du weißt, was damit gemeint sein könnte. Was erwartet uns genau?", bohrte der Dämon neugierig nach.
    • Des Engels Karte war das Werk langer Expeditionen und ständiger Korrekturen. Der Engel, der die Karten zeichnete, legte mehr wert auf Sorgfältigkeit, als der Leiter der Expedition selbst. Vielleicht eine traurige Tatsache… Aber vermutlich noch trauriger war die Karte des Dämonen. Heliel musste sich bemühen irgendetwas auf ihr zu entziffern, zwischen der krakeligen Schrift, einer ihm fremden Sprache und den fast schon surrealistischen Gebäuden.
      Merke ich… dachte er sich auf den Kommentar des Dämonen hin. Auch wenn dessen Verlegenheit ihm ein bisschen fehl am Platz erschien. Die höllischen Kreaturen beschrieb die Heilige Schrift nicht als solche Kreaturen, die sich von einem Kommentar wie dem des Engels beleidigt fühlen würden. Nicht das Heliel der Schrift glaubte, viel mehr wirkte Esheon nicht wie jemand, den dies sonderlich interessierte. Scheinbar doch… belehrte der Engel sich nun selbst eines besseren.
      Bei dem nächsten Kommentar gingen die Flügel des Engels neugierig in die Höhe. „ Verbiten?“, hackte er ein wenig perplex nach. „ Ich wünschte es wäre verbieten…“, grummelte er dann und verzog das Gesicht. „ … so viel wie ich lernen musste…“ ihm graulte es bei dem Gedanken an seine Lehrer und die niemals endenden Varianten der menschlichen Sprache. Heliel sprach gerade genug Sprachen und gerade gut genug, um fliegen zu dürfen. Wer tat sich das schon alles freiwillig an?!
      Heliel lehnte sich zurück von der Karte des Dämonen und warf seinen Blick über die Gebäude der Menschen. Erst als er wieder zu Esheon sah, bemerkte er dessen ratlosen Blick über das seltsame Wort. „ Ein Eigenname…“, bestätigte er dann mit einem Nicken, bevor er auf seine eigene Karte deutete. Hier waren menschliche Bezeichnungen ausgespart worden. Heliels Karte war voller kleiner Anmerkungen seiner Wenigkeit über gewisse Dinge. Essen, Plätze um neue Bälle zu finden…
      Auch der Engel steckte seine Karte wieder ein und schob die Tasche an die Seite unter seinen Arm. Was die Menschen praktisch auf dem Rücken tragen konnten, passte bei den Engeln nicht; ganz offensichtlich dank ihrer Flügel. Die Lösung für Heliel war eine Tasche, deren Gurt sich irgendwie durch seine federigen Gewüchse zog und die er bei Bedarf um seinen Körper kreisen konnte. Relativ praktisch also.
      Auch die Kleidung der Engel war für menschliche Standards wohl eher langweilig- oder high Fashion; kam wohl darauf an, wen man fragte. Das mehr schichtige Gewand oft aus weißen, silbernen und goldenen Stoffen. Heliels Tunika reichte bis kurz über die Knie, wo Stiefel sie ablösten. Generell tendierten die Engel dazu möglichst viel von ihrer skandalösen Haut zu verdecken. Hohe Kragen, lange Ärmel… unter der weiten Tunika trug Heliel ein eben solches Shirt. Weiß, mit goldenen Verzierungen an jedem sichtbaren Saumen. Es schmiegte sich an seine Haut und lugte nur an den Armen und am Hals hervor. Darüber trug er ein ebenso weißes Gewand, mit weißen Stickereien über den gesamten Stoff. Es saß lockerer am Körper mit weiten Ärmeln und Rock. Darüber trug er besagte Tunika - das Kleidungsstück der Sucher, die auf die Erde flogen. Heliels war leicht dreckig.
      „ Geht…“, brummte er dann, seine Augen funkelten spielerisch, als er den Ball erwähnte. „ Natürlich!“, sagte er dann. „ Wor finden sicherlich auch was zu essen unterwegs. Richtig zubereitetes Menschenessen ist das beste!“, bekräftigte er und nahm ein paar Schritte. Danach fuhr er zu dem Dämonen herum, sodass seine Haare flogen. „ Dann willst du mich auch nicht mehr essen…“, grinste er. Sein lockerer Ausdruck verschwand bei der Frage Jenes wieder und er zockte mit den Schultern. „ Nicht so wirklich…. Robotic bezeichnet ein Fachgebiet der Menschen, wobei sie Maschinen für alle möglichen Dinge hergestellt haben… um ihr Leben zu erleichtern und so…“ Erneut zuckte er mit den Schultern. „ Es funktioniert aber so gut wie gar nichts mehr…“
      —————
      Die Engel wissen, was Strom ist und so, aber nicht wie die Menschen ihn in Massen erzeugen konnten. Bündelt ja niemand mehr nach Kohle und so.

    • Esheon

      Der Dämon nickte auf Helies Aussagen hin und deute dann Richtung Horizont. "Na dann lass uns losgehen. Ich will wissen was aus Ghaeons Expedition geworden ist." Nachdem Heliel dem Dämon schon geraten hatte, nicht auf ein Gebäude zu klettern, um eine bessere Sicht zu haben (da ein heller Nebel die Sicht stark einschränkte), begaben sie sich in die Richtung, in der Heliel das kantige Gebäude vermutete. Für den Dämon war dies wie ein wahr gewordener Traum. Er wollte schon immer Späher hier oben auf der Erde werden und nun war es endlich soweit. Er konnte nun sehen, was die Menschen einst alles erbaut hatten und musste es nicht mehr in alten Chroniken nachlesen. Daneben lernte er vielleicht auch endlich kennen, wie bestimmte Dinge aussahen, die Menschen erfunden hatten. Zum Beispiel diese Telefone. Das war multifunktionale Apparate, mit denen sie ihren ganzen Alltag meisterten. Ein bisschen wie Zwerge waren sie, überlegte sich der Dämon und sah am Horizont im Nebel ein Gebäude aufziehen. Es wirkte ebenso kantig wie auf der schlecht gezeichneten Karte und prägte sich imposant in die sonst eher flache Umgebung ein.

      Was sie dort wohl erwarten würde, fragte sich der Dämon und sah zu seinem Gegenüber. "Du sagtest die Menschen nutzten Maschinen? Womit liefen die? Öl? Kohle? Ich habe zwar Einiges über Menschen und ihre Erfindungen gelesen, doch sind unsere Aufzeichnungen zum Teil geschwärzt. Wir dürfen nicht alles über die Menschen lernen.", erklärte Esheon mit betretener Miene und spürte Helies fragenden Blick. "Die Dämonenkönige sagen, wer zu viel lernt ist nicht bereit für den Kampf. Daher besteht der halbe Tag aus Übungskämpfen und Sport, die andere Tageshälfte lernen wir." Schlafen war bei Dämonen nur selten eine Option. Dadurch, dass sie mit jahrtausender alter Magie, Knochen uralter starker Dämonen und den Erzen der Unterwelt erzeugt wurden, waren sie eine permanente Energiequelle. "Wir schlafen nur vor wichtigen Ritualen oder Aktionen, um unseren Geist zu fokussieren." Esheon blickte zu dem Dämon und grinste dann zufrieden mit seinen spitzen Zähnen. "Bloß Essen ist für uns wichtig. Irgendwoher muss ja die Energie kommen" Der Dämon spannte seinen Bizeps an und zeigte darauf. Heliel war im Gegensatz zu ihm ein eher schlaksiger Typ, der den Dämon dennoch in seinen Bann zog. Es lag wohl an der Mischung zwischen neuartig und anmutig: ein neues Wesen, das Esheon vorher nie gesehen hatte und andererseits dieses Erscheinungsbild des Engels, das ihn faszinierte.

      Die beiden erreichten eine Art Einfahrt mit einer Schranke und einem zerfallenen kleinen Häuschen. Davor stand ein großes Schild "Zweigstelle von AndroBotics - Für ein besseres Morgen" Esheon legte den Kopf schief. "Für ein besseres Morgen?" Er sah sich fragend um und blickte dann den Engel an. "Schien ja nicht wirklich geklappt zu haben.", zuckte er dann mit den Schultern und sah über den verwaisten Platz vor dem riesigen kastenartigen Gebäude. "Hmm ... kann es sein, dass das ein Parkplatz ist?", fragte sich der Dämon laut und betrat mit dem Engel den asphaltierten Platz vor dem Werksgebäude. Der alte Asphalt war bereits zerborsten und zwischen den Ritzen blühten einige Unkräuter. "Müssen viele Menschen hier gearbeitet haben", stellte der Dämon fest und ließ den Blick über den weiten Platz schweifen während sie sich dem Gebäude näherten. Von weitem entdeckte man bereits die auch auf der Karte eingezeichneten Einschlaglöcher. Sie hatten runde Löcher hinterlassen. "Das müssten Bomben gewesen sein. Wir haben in der Hölle jede Menge Schriften über die Waffen der Menschen. Kaum zu glauben, dass sie sich so sehr bekriegt haben, obwohl sie alle im selben Boot saßen." Esheon kannte die ganzen schlimmen Taten, die sich Menschen während des Kriegs angetan hatten. Einige dämonische Zirkel verehrten dieses Kriegertum. Doch für Paimon und seine Dämonen, die vor allem nach Wissen und Macht streben, war es eher ein Ausdruck der Launenhaftigkeit der Menschen.

      Sie gingen weiter und waren bald vor dem Werksgebäude, ehe es ein dumpfes Geräusch gab. KLONK. "Au!", fluchte Esheon. Er war gegen ein Metallstück gelaufen und trat es nun wütend weg. Er sah zum amüsierten Heliel und schnaufte, sodass ihm Rauch aus den Nasenlöchern kam. "Das ist nicht ..." Seine Stimme wurde von einem Geräusch unterbrochen.
      "Hallo ... wwwwwerte Bbbbbesucher." Mit aufgerissenen Augen schauten die beiden zu dem Metallstück, das auf sie zugefahren kam. Es schien sich aktiviert zu haben und hatte nun 4 Räder, wovon eins fehlte und 2 mechanische Stielaugen von denen eins aus war. Dazu war es blau-grau lackiert und trug einen verwitterten "AndroBotics" Schriftzug an der Seite. "Oh wie süß. Eins dieser Haustiere, das die Menschen hatten", stellte Esheon fest und beugte sich zu der Metallkiste herunter.
      "Sir ... ich verbitte mir diese Beleidigung. Ich bin ... ich bin ... ich bin ... ich bin" Der Apparat stotterte nur noch und Esheon sah fragen über seine Schulter zu Heliel hoch. "Ich glaube das Haustier ist krank oder sowas"
      "Ich bin P-027-A", stellte der Apparat fest, "Ich bin ... hhhhhier ... der Bbbbbbesucher...begleeeeeeitroboter und werde ihnen ... das das das ... Werk zeigen. Wir beginnen dort dort dort ... hinten unsere Tour. Folgen Sie mir." Die Blechkiste fuhr klappernd los. Der Dämon richtete sie wieder auf. "Nettes Kerlchen, bloß etwas durch den Wind", kratzte sich der Dämon am Kopf. "Wusste gar nicht, dass die Menschen auch Haustiere hatten, mit denen sie reden."

      Etwa 5 Meter entfernt von den beiden stolperte der Roboter über einend er aufgebrochenen Aspahlthügel, da ihm ein Rad fehlte, fiel er zur Seite um. "Hilfe! Bitttttttteeeeee helfen SSssssie mir. Hilfe! Bbbbite ...", machte der Roboter auf sich aufmerksam. Esheon schüttelte den Kopf, ehe er lachen musste.
    • Sie begannen ihre kurze Reise. Dem Engel fiel es nicht leicht die Entfernung, die sie zu bewältigen hatten, abzuschätzen. Zur Lüfte würde es nicht lange dauern, dass wusste er. Es war einfach sich über die Strukturen der Menschen zu erheben und nicht in ihren Wirren einen Weg ans Ziel zu suchen. Doch auf der anderen Seite… Seine Augen fuhren über die Umgebung. Die Straße, in welcher auch sein Kunstwerk an der Wand lag, zog sich ein gutes Stück in die Richtung, in welche sie schritten. Die Fassaden waren herunter gekommen. Zerbrochenes Glas hing in den Fenstern, dahinter obszöne Szenen vergangener Tage. Einige Schriften ließen sich unter der Schicht aus Staub an den Wänden erkennen. Mode… Sale… Juwelier… Medien… Heliel las nur einige Buchstaben und fügte die Wörter nach seinem Wissen zusammen. Über der untersten Schicht aus ehemaligen Ladenlokalen streckten sich Türme aus Beton in die Höhe; doch keiner von ihnen kratzte die Wolken. Manchmal folgte sein Blick ihnen nach oben, bis zum Himmel hinauf, hinter welchem seine Heimat lag. Dann fiel er wieder hinab auf den dunklen Asphalt und seinen Weggefährten.
      Jener war ihm ein seltsamer Geselle. Mit seinem ruhigen Trott wippte der Schweif so daher. Für ein paar Schritte betrachtete der Engel jene Bewegung fasziniert. Ein solches Körperteil besaß kein Engel. Heliel wollte nicht zugeben, wie durchaus es ihn faszinierte.
      Wer oder was ist Ghaeon? Fragte er sich im stummen, bevor er auf die Frage des Anderen einging. „ Mit vielerlei Dingen… Sie haben vieles verbrannt und zu Energie gemacht… Die Menschen nennen es Strom…“, erklärte er nachdenklich, bevor er weiter dem Dämonen lauschte. Sein Blick traf das Gesicht des Dämonen, der für eine Ausgeburt der Hölle mit einen mal sehr bekümmert wirkte. Die Menschen und ihre Welt schienen ihn ebenso zu faszinieren wie Ophiel. In Heliels fragenden Blick schwang nicht mit, wie er sich ein Treffen zwischen dem Dämon und dem Liebling Uriel’s ausmahlte. Letzterer würde bestimmt in Ohnmacht fallen… oder? Er kratzte sich im Nacken und lauschte der Erklärung. Er behielt dabei einen durchaus interessierten Ausdruck bei. Es war einhundert mal interessanter etwas über die Hölle zu erfahren, als nocheinmal etwas über Menschen lernen zu müssen. Denn immerhin knauserte der Himmel mit solchen Informationen. Für die Engel waren die Dämonen ein pack blutrünstiger Barbaren. Auf nichts mehr aus als Krieg und Leiden… Wie die Heilige Schrift sie eben darstellte.
      „ Das macht keinen Sinn…“, verkündete Heliel laut. „… je mehr du über deinen Feind weißt, desto besser ist er zu besiegen!“ Er trat gegen einen kleinen Stein, sodass dieser vor ihm herkullerte. Der Engel verzog das Gesicht zu einem missmutigen Ausdruck, als er einmal mehr die Zähne des Dämonen sah. Ganz als wollte dieser seine Überlegenheit zur Schau stellen. Heliel konnte sich gerade davon abhalten seinen Heiligenschein aufzusetzen und ihm entgegenzutreten. Er stapfte nur an ihm vorbei, als er auch noch seine Muskeln flexte. Dabei schlug er ihn mit dem Ende einer Schwinge und begann zu lachen. „ Du solltest menschliches Essen probieren!“, beteuerte er erneut. Der Engel drehte sich herum und präsentierte grinsend seine Schwingen.
      Sie schäkerten den Rest des Weges daher, warfen sich den Ball zu, traten den Stein voran und sprachen über belanglose Dinge. Letztlich erst traten sie vor das Objekt ihrer Suche.
      „ Tada!“, brummelte Heliel. Sie standen vor eine, eingezäunten Gelände. Eine kleine Schranke versperrte den Weg. Doch mit einem Satz beförderten sie sich beide darüber. Heliels Blick glitt über das Häuschen. „ Morgen wird es bestimmt besser!“, sprach er dann und grinste sarkastisch. Sie traten auf den Platz, der von Löchern und rissen überzogen war. Ungerade weiße Linien durchbrachen den hellen Steinboden. Im Winde wog sanft das Unkraut. Der Engel strich einige Strähnen zurück hinter das Ohr und nahm den Blick in den Himmel… Ein unbehagliches Gefühl kroch ihm durch die Adern und setzte sich in seinem Magen fest. Als hätte er dem Erzengel einen Moment zu lange in die zahllosen Augen geblickt. Er atmete tief aus, streifte das Gefühl von sich und folgte dem Dämon. „ Ja…“, nickte er und hielt neben ihm inne. Er sah über den Platz, bevor er wieder den Roten ansah und und eine Augenbraue hochzog. „ Ich dachte ihr lernt nichts über Menschen…?“, fragte er dann verwirrt nach.
      Sie schritten weiter. Heliel ein Stück hinter dem Roten. Sein Blick schweifte immer wieder umher. Die geräuschlose Kulisse gab dem ganzen Ort ein schauerliches Bild. Der Wind pfiff durch zerbrochene Scheiben und Ritzen zwischen den Steinen.
      Erschrocken zuckte er zusammen, als er den Lait des Dämonen vernahm. Er holte zu ihm auf und betrachtete das Objekt, das seine Wut zu verschulden hatte. Der Rauch aus der Nase des Teufels verdampfete in seinem Augenwinkel. Doch er gab ihm keine Beachtung. Viel mehr glich ein erschrocken und angegekelted Blick dem Ding vor ihm. Es blinkte, bevor es die knarrige Stimme erhob. Heliel nahm einen Schritt zurück und hob abwehrend die Hände. Seine gesträubten Federn waren kaum zu übersehen.
      Was der Dämon als süß beschrieb, war in Heliels Augen eine wahrhaftige Ausgeburt der Hölle. Das kantige Wesen kam auf sie zu, begrüßte sie wie eine gesprungene Platte. Es hatte nichts hübsches an sich, unterstrich, was ein Mensch unter einem Roboter verstanden haben musste.
      „ Das ist nicht süß!“, quetschte er zwischen den Zähnen hervor. Heliel fuhr mit den Händen über seine Kopfflügel, damit sie weniger buschig aussahen. Die anderen faltete er nur wieder zusammen. Der Engel folgte diesem Ding mit dem Blick, der noch immer von einem Schauder gezeichnet war. Auch dieses Gefühl kroch wieder in seinen Magen. Die Arme vor der Brust verschränkt sah er den Dämonen an. „ Willst du ihm nicht helfen?“, fragte er dann und nickte das viech an.
      Während der Rote der Box wieder auf die Beine half, sah Heliel sich im Inneren um. Direkt vor der Eingangstüre zog sich eine zerbrochene Glasröhre von dem Boden bis zum Dach hoch. Darum wandte sich eine schlichte Treppe. Von der Decke hingen dünne Drähte ab. Der Engel sah auf den Boden, wo Glas in linearen Haufen lag. Soetwas hatte er schon einmal gesehen. Gläser wurden auf gehangen und wenn sie funktionierten, konnten sie Bilder und Videos zeigen. Diese waren wohl irgendwann dem Boden zu nahe gekommen. Je weiter er nach hinten sah, desto dunkler wurde es dort. Heliel blinzelte… Etwas stimmt nicht…
      Seine Augen glitten wieder zu dem Dämon und der Kiste, bevor er die kurze Distanz zu ihnen überwand.

    • Esheon

      Heliel schien die Belchkiste nicht zu mögen, was den Dämon nur noch mehr amüsierte. "Ach komm schon", murmelte der Dämon und richtete den festgefahrenen Roboter auf, "er ist doch ganz drollig. So tollpatschig." Die kleine Box fuhr den beiden davon in Richtung zweier großer Türen, die den Eingang symbolisierten. Heliel musterte ebenso wie Esheon neugierig den Eingang, durch den sie gingen. Am Boden lagen eine Art großer Gläser und Heliel starrte auf diese während Esheon sich in der Vorhalle umsah. Sie war groß und hoch. Alleine das klappernde Fahren der kleinen Blechkiste erzeugte ein Widerhallen in der Räumlichkeit. "Hmmh", brummte der Dämon und sah sich skeptisch um. Der Raum war aufgrund der beiden großen Türen mit Licht durchflutet, doch eine weitere Türe schien einen dunklen Flur entlang zu führen, auf den der kleine Roboter zufuhr. "Hey Blechkiste!", brüllte Esheon. Doch der Roboter tat kein Zucken und fuhr weiter. "Wie bereits eingangs erwähnt sind Sie heute unter den glücklichen Besuchern der AndroBotics Corporation. Ich gebe ... gebe ... gebe ... gebe ihnen einen Führung durch unsere Werkshallen. Bitte folgen Sie mir. Nicht bummmmmmm...bummmmmeln!"

      Esheon hob fragend die Augenbraue und folgte dem Dämon. Er umfasste den Griff seines Schwerts, das er an der Seite trug und sah sich nervös immer wieder links und rechts um. Heliel holte die beiden ein und er sah zu dem Engel. "Halt dich bereit. Ich kann im Dunkeln sehr gut sehen, aber du vermutlich nicht." Der Dämon spürte wie auch der Engel in Alarmbereitschaft war. Vor ihnen fuhr der Roboter, der immer noch eine Art Begrüßungsrede hielt. Sie folgten dem Ding durch den langen dunkel Flur. Lediglich die hellen Scheinwerfer der Blechkiste erhellten etwas den Weg vor ihnen. Esheon sah nach hinten. Die Tür durch die sie aus der Vorhalle kamen lag schon weit hinter ihnen. Da die Halle eine zerstörte Decke hatte und hier kein Licht war, musste sie wohl mehrere Etagen umfassen. Eine weitere Begutachtung blieb jedoch aus, da er auf einmal ein Geräusch vernahm. Er sah wieder nach vorne und musste feststellen, dass der Scheinwerfer des Roboters weg war. "Wo ist er hin?", fragte er Heliel und sah suchend in der Halle umher. Esheon konzentrierte seine Sicht und sah unweit des Punktes, wo der Roboter vorhin noch stand, umher. Er hörte ein kleines Einrasten und ging einige Schritte vor. Als er um die Ecke blickte sah er den Roboter, der scheinbar eine Apparatur betätigte. "Hey!", murrte er und zog den Roboter aus der Ecke. "Was machst du da?" Esheon kippte mit dem Roboter in den Händen um und landete auf dem Boden. Er hielt die schwere Blechkiste fest, die nur noch schwach zuckend "Llllllllliiiiiiccccc..." sagte und dann ihre Scheinwerfer erlöschen ließ.

      Dunkelheit. Es war stockdunkel. Kein einziger Funken Licht auf dem langen Gang. Esheon richtete sich auf. "Heliel, blieb an deiner Stelle. Ich komme zu dir", erklärte der Dämon dessen Augen nun dunkelorange leuchteten. Er sah Heliel im Flur stehen, jedoch wackelte er etwas umher und drehte sich dann. Klong. Er schien an etwas gestoßen zu sein. In diesem Moment erreichte der Dämon auch den Engel und packte ihn. "Hey! Mach hier nicht so einen Wind! Wer weiß was in diesem Gang ist" Esheon hatte den Engel an den Schultern gepackt und spürte die weichen Feder seiner Flügel an seiner Haut. Ehe er noch etwas sagen konnte, wurde es aufeinmal hell. So hell, dass beide die Augen zukneifen mussten. Esheon öffnete sie erst einige Sekunden später. Heliel starrte ihn an. Nun sah er hinunter und spürte, dass er Heliel immer noch festhielt. Der rote Schwanz des Dämons hatte sich schützend um die beiden gelegt. "Oh, eh. Entschuldige ich ... ich eh ... wusste nur nicht, was du hier ..." Rasch ließ der Dämon den Engel los und kratze sich am Kopf. Er drehte sich weg, da ihm die Situation etwas unangenehm war. Ehe er jedoch weiter über diese peinliche Situation nachdenken konnte, spürte er das Heliel auf etwas starrte, das in seinem Rücken lag.

      Der Dämon drehte sich um und seine Augen weiteten sich. Nun wusste er wogegen Heliel im dunklen Flur gestoßen war. Es war ein Säule aus durchsichtigem Glas. Darin befand sich eine Art menschliche Hand aber aus Metall. "Was ist das?", fragte sich der rote Dämon, legte den Kopf schief und kam näher an den Aussteller. Auch Heliel starrte auf die Hand. "Bauen Menschen sich selber?", überlegte der Dämon laut und sah dann zu seinem himmlischen Freund. Noch während sie in den Aussteller starrten, fragte sich Esheon was der Sinn dieses Apparats war. Die Erfindungen der Menschen sind in der Hölle wenig bekannt, jedoch ist es ein kein Geheimnis, dass die dämonischen Könige nach ihnen forschen lassen. Ob Ghaeon deswegen hier war? Dies schien dem Dämonen jedoch zu banal. Sie hätten gar keine Verwendung für solche metallischen Ersatzgliedmaßen. Vielleicht lag es aber auch nicht in dem Gerät selbst, sondern dem Wissen, dass die Menschen eigene Dinge von sich 'nachbauen' konnten. Wofür würden das die Dämonen jedoch brauchen? Esheon hatte so viele Fragen. Er schüttelte den Kopf, da er jetzt keine Antworten darauf fand und sah fragend zum Engel. "Hast du sowas schon mal gesehen?"
    • Die aufgebauschten Federn am Kopfe des Engels wollten sich nicht legen, egal wie oft er auch über diese fuhr und versuchte sie herab zu streichen. Ihre alarmierte Haltung trieb sich bis in die letzte Faser seiner Muskeln und das kalte Gefühl in seinem Nacken wollte nicht weichen.
      … etwas stimmt hier nicht… wiederholte er stumm in seinem Kopf, während sein Blick über die Umgebung tanzte. Kein zaghaftes huschen, mehr der Blick einer Beute, welche den Angriff eines Raubtieres erwartete…
      Sie schritten durch die großen Türen - ein eiserner Rahmen mit vermischtem Glas, wie es schien. Doch dieses war noch ganz. Dahinter lag ein schummeriger Pfad ins Ungewisse. Als der Engel sich durch den schmalen Spalt zwang, zu welchem sich die Türen noch öffnen ließen, zog er die Flügel zusammen. Es war ein unangenehmes Gefühl das Symbol seiner Überlegenheit derart zum Hindernis verkommen zu lassen. Denn auch der Gang dahinter ließe nicht viel Raum Jene zu spreizen. Was im Himmel weit und steht’s von Luft durchzogen war, war bei den Menschen eng und schmal. Wo sie sich auf engen Raum einst tummelten, gab es keine Anzeichen von dem Verlangen nach Platz. Andere Engel besaßen eine tiefere Abneigung gegen solche Gebäude. Heliel zeigte es nur auf, dass er von einem anderen Kaliber war als Menschen… diese hatten nun einmal keine Flügel besessen und wuchsen auch nicht auf die stolze Größe der Himmelsbewohner heran!
      Der Engel folgte dem Dämonen und ihrem Führer mit achtsamen Schritten. Als würde er über den Boden fliegen, gab er kaum einen Laut dabei von sich. Einmal erinnerte er sich an die Lektion seines Lehrers, auch wenn es wohl für einen falschen Zweck war. Seine blauen Augen blickten den roten Dämonen an. Seine lockere Haltung erstaunte den Engel. Spürt er etwa nichts?? Fragte er sich. Vermutlich nicht… es lag Heliel fern auch Esheon in Aufregung zu versetzen, nur weil er sich hier nicht sonderlich behaglich fühlte. Vermutlich würde jener ihn ohnehin nur dafür belächeln und es mit einem neckischen Kommentar abspeisen…
      Doch der Dämon kam aufmerksamer daher, als Heliel erwartet hätte. Dies erheiterte das Gemüt des Engels für eine Sekunde, bevor er den Blick allerdings auf den langen Pfad zurück legte. Die Lichter ihres Geleites leuchteten sporadisch auf die Wände und dort befindlichen Türen - oder eher Orte, wo Türen hätten sein sollen.
      Der Engel schluckte. Vor ihnen lag ein tiefer Flur, dunkel und schmal. Zur linken und rechten Seite lagen vermutlich Räume, wie die Türen verschiedenster Witterungszustände andeuteten. Einige waren ganz und verschlossen, andere aus den Angeln gerissen. Die Wände sahen ebenfalls anders aus, als zur Betriebszeiten. Die mit Postern und anderen Dingen behangenen Teile schienen es besonders schwer gehabt zu haben…
      Heliel war stehen geblieben und betrachtete eines dieser genauer, als "Wo ist er hin?" seine Aufmerksamkeit auf den Dämonen und die Dunkelheit. Ein klickendes Geräusch fuhr in die Ohren des Engels. Schritte und ein durchaus empörtes Hey, gefolgt von einem mechanischen Ton des Roboters. Der Engel öffnete, den Mund, wollte etwas sagen, doch in diesem Moment verschwand auch das letzte Licht. Instinktiv spannte Heliel sich an, spitzte die Ohren.
      Rascheln und dumpfe Geräusche…
      "Heliel…“, die markante Stimme des Dämonen rief seinen Namen.
      Der Engel nahm ein paar Schritte, die Hände von sich gestreckt auf der Suche nach einem potenziellen Hindernis. Immer wieder versuchte er mit diesen und den Schwingen möglichst viel Raum abzudecken, bis - Mit einem dumpfen Klang stieß er gegen etwas. Heliel zog die Schwinge zurück, die dieses Geräusch ausgelöst hatte und wandte die Front jenem Geräusch zu. Eine Sekunde später jagte die Hand des Dämonen auf seiner Schulter ihm einen Schauder den Rücken herab. Heliel stieß schwer die Luft von sich, fast hätte er nach dem Dämonen geschlagen. Sein rauchiger Duft übernahm diesen Sinn des Engels, welcher versuchte ihn auszublenden und sich…
      Klick.
      Es werde Licht!
      Gleißende Helligkeit durchflutete mit einem Mal ihre Umgebung. Als sei seine Heligkeit Michael persönlich in Gottes Schimmer erschienen. Der Engel blinzelte, bevor er sah, gegen was er gestoßen war, löste ein ganz anderes Empfinden etwas in ihm aus.
      Leuchtendes Blau fuhr herum, funkelte den Engel an. Sein Porzellangesicht war weiß wie Kalk geworden. Der Dämon öffnete seine Augen unter dem himmlischen Urteil… Es dauerte Sekunden, bis der Dämonen sowohl seine Hand, als auch seinen Schweif mit einem schnellen Ruck von dem Engel nahm, dessen Blick unterdessen enger wurde war. Heliel entgegnete dem Gestammel nichts. Als er endlich frei war, nahm er einen offensichtlichen Schritt zurück, was die beiden verweltlichen Wesen und den Gegenstand des Zusammenstoßes in ein Dreieck brachte. Der Engel blickte diesen an.
      Eine Glassäule, die auf einem Metallsockel stand, aus welchem Lampen den Inhalt in Szene setzten. Eine metallische Hand. Heliel blinzelte… Leere… Der Dämon trat neben ihn, sprach die offensichtliche Frage aus. Heliel entgegnete nichts. Er nahm nur langsam seinen Blick von der Hand und sah den Dänonen an. Sein Herz pochte, als Stände er seiner Helligkeit Michael gegenüber und wurde von dessen zahlreichen Augen niedergestarrt. Kalter Schweiß ronn seinen Nacken herab. Alles Edele hatte das Gesicht des Engels verlassen. Er blinzelte.
      „ Nein, habe ich nicht…“, brachte er hervor. Seine Stimme klang stumpf, ein wenig rau. Sein Blick fuhr weiter zu dem Kasten, welcher sie hergeführt hatte. Die ausdruckslosen Lampen, die seine Augen auf dem geometrischen Gesicht darstellten erschienen ihm mit einem Mal mit Bosheit. Er hob den Blick weiter an, über das Wesen hinaus. Wo er gegen gestoßen war, war nur die erste von vielen Säulen. Sie befanden sich in einem breiteren Abschnitt des Flures, welcher wirkte wie eine Galarie. Zur linken und rechten reihten sich die Glassäulen - heile und zerstört, befüllt und nicht. Die Hand war nur das erste Stück, es ging weiter mit Füßen, Augen und Innerein aus mechanischen.
      Heliels Instinkt nach richtete sich alles hier gegen die ihm gelehrte Ordnung der Schöpfung. Es war falsch und… er schluckte den mächtigen Brocken herab, der seinen Hals fest im Griff hatte. Soetwas hatte er noch niemals gefühlt! Dieses wachsende Gefühl von Unbehagen, welches sein Herz zum Rasen brachte, ein solches turmoil aufkochen ließ. Eine Mischung aus Wut, Enttäuschung und Trauer. Heliel blinzelte. Eine Träne kroch aus seinem Augen und rollte über seine Wange zum Kinn herab. Er ließ von der Säule mit der Hand ab und trat ein paar Schritte tiefer in den Raum. Je weiter er kam, desto höher nahm er die Arme und schlang sie um den eigenen Oberkörper. Letztlich blieb er stehen und sah zu dem Dämonen zurück.
      Fühlt er das nicht…??
      Ihm waren mehr Tränen gekommen, welche in feinen Rinnsalen hervor kamen. „ Leben…“, presste er dann über die die Lippen. „ … Aber so sollte es sich nicht anfühlen…“ Heliel wischte sich die Tränen fort, deren kommen er sich nicht erklären konnte. An ihrer Stelle kamen mehr. Noch kein Ort auf dieser Welt hatte ihm ein solches Gefühl gegeben!

    • Esheon

      Der Blick des Dämon verharrte für eine Weile auf der präzise aus Metall geformten Hand. Er spürte kaum wie beklemmt Heliel von dem Anblick war, denn Esheon ergriff eine Mischung aus Schaudern und Neugier. Das hier war gegen die göttliche Ordnung. Menschen sollten keine Abbilder und nicht einmal Teile davon erschaffen. Dies war alleine den Göttern und ihren Stellvertretern den obersten Engel und Dämonen vorbehalten. Er schluckte schwer und wandte den Blick von der ersten Säule ab. Das helle Licht offenbarte einen endlos scheinenden Flur, der links und rechts verwitterte Türen mit weiteren Räumen aufwies als auch einige mal mehr, mal weniger zerstörten Plakaten von Menschen. Während der Blick des Dämons den Flur abfuhr entdeckte er weitere dieser Schaukästen. Manche waren leer, aber die gefüllten ließen ihn zittern. Der Rothäutige sah dort Augen, Beine und sogar Organe aus Metall. Sie alle waren sehr präzise hergestellt und schienen einzig und alleine für die Menschen zu sein. Welchen Zweck verfolgten Sie damit, fragte sich der Dämon. Er blickte den Flur hinauf und erspähte erneut das Firmenlogo und den Leitspruch "for a better tomorrow". Wie Schuppen fiel es dem Dämon von den Augen. Die Menschen wollten sich scheinbar ... (der Gedanke ließ ihn erneut schaudern) ... selbst mit diesen mechanischen Hilfsmitteln verbessern. Ehe Esheon einen weiteren Gedanken an das Ausmaß verschwenden konnte, riss ihn Heliel aus dem inneren Monolog. Er stand mit Tränen etwas weiter im Flur und hatte gerade auch das Ausmaß realisiert.

      Esheon kam zu ihm und sah ihn an. Er senkte den Blick und seufzte leise. "Nun. Vielleicht gab es Gründe weswegen die Menschen verschwunden sind. Wenn wir das hier so sehen, hatten die Götter scheinbar allen Grund wütend auf die Menschen zu sein." Der Dämon hebte den Blick und sah wieder zum Engel, dessen fahles Gesicht beinahe wie Porzellan aussah; die Tränen auf der hellweißen Haut wirkten wie eine Glasur und funkelten schwach im hellen Licht. Die Traurigkeit, die Heliel ausstrahlte, versetzte dem Dämonen einen Schub. "Wenn du weiter so traurig bist, spornst du mich nur an.", warnte der Dämon den Engel. Er wusste nicht so recht, wie er mit dem Gefühl des Engels umgehen sollte. Einerseits schätzte er die Begleitung und bräuchte den Engel noch. Andererseits erheiterte ihn innerlich die Trauer, die dieser ausstrahlte. Um nicht weiter die direkte Energie der negativen Gefühle zu spüren, machte sich der Dämon auf den Weg, das Ende des langen Ganges zu erreichen. Ablenkung wäre jetzt gut, damit die bösen Gefühle in Esheon nicht die Oberhand nahmen.
      Dies gehörte eindeutig zu den negativen Seiten des Jungdämons. Meistens erbten sie Eigenschaften ihres "Spenders", also dem Dämon dessen Knochen sie entsprungen waren. Esheon war einem kriegslustigen und brutalen Dämon entsprungen, weswegen er beim Anflug großer negativer Energie dazu neigte diese noch zu verstärken. Unter Dämonen war das kein riesiges Thema, dann trat er einen Ringkampf mit einem wütenden Dämonen an und konnte so seine Energie freisetzen. Doch mit einem Engel in seiner Nähe konnte er nicht versichern, dass der Kampf so glimpflich ablaufen würde. Daher ging der Dämon einige Schritte den Flur hinunter um nicht mehr so stark der Präsenz von Helies Gefühlen ausgesetzt zu sein. Konzentriert biss er sich mit den spitzen Zähnen in die Unterlippe und amtete langsam ein und aus. Er ballte die Hände zu Fäusten und spürte wie seine Fingernägel in seine Haut drückten.

      Ein Zischen riss ihn auf einmal aus der Konzentration und er sah erschrocken umher. Mit Erstaunen stellten er und Heliel fest, dass sich gerade eine Tür zu einem der Zimmer, die links und rechts des Flurs lagen geöffnet hatten. Verwundert blickte der Rothäutige zu dem Engel und dann zur Tür. Diese lag etwa mittig im Flur auf der linken Seite. Im Gegensatz zu den anderen Türen wirkte sie wenig verwittert und bestand nicht aus einer Tür, sondern aus 2 Türen, die sich je nach links und rechts aufgeschoben haben. Der Dämon raunte, da ihn ein ungutes Gefühl beschlich. Er sah zu Heliel und deute ihm leise zu sein, ehe sich der Dämon Richtung Tür begab. Durch das helle Licht, das immer wieder in seinen Augen brannte und ihn zum Zwinkern zwang, konnte er kaum erkennen, was in dem neuen Raum lag. Erst als er die Schwelle zu der neuen Kammer erreichte, versteinerte er auf einmal. Was er sah ... es war unglaublich! Jedoch nicht im positiven Sinne. Ganz und gar nicht. Das Blut im Dämon hörte auf zu fließen und er fühlte sich wie eine Skulptur bei dem Anblick, der sich ihm offenbarte.

      In der Kammer vor ihm befanden sich mehrere größere Flecken einer schwarzen Substanz. Am Geruch erkannte Esheon schon worum es sich handelte. Dämonisches Blut wurde hier vergossen. Die Anspannung im Körper des Dämon löste sich langsam und er erkannte nun den ganzen Raum. Er war eher klein und schien lediglich der Durchgang zu einem weiteren Raum zu sein. An der anderen Seite des Raumes erkannte man an der Tür und einem Knopf weitere Blutflecken. Esheon schauderte und spürte wie Heliel nun neben ihm stand. Scheinbar hatte er sich gefragt, wieso Esheon mitten in der Schwelle versteinerte. "Das ist Blut von Dämonen", erklärte Esheon und sah dann zu Heliel. Der Rothäutige blieb zwar angespannt, aber er spürte, dass er sich wieder bewegen konnte und trat einige Schritte in den Raum. "Was war hier vorgefallen?", fragte sich der Dämon erschrocken und sah dann zu Heliel. Doch dieser hätte sicherlich auch keine Antwort auf diese Frage. Nur die vor ihnen liegenden Tür, die einige Blutflecken aufwies, schien die Antwort parat zu halten.
    • Es ist kalt, oder? Friere ich…?
      Der Engel blickte den Dämonen an. Feine Tränen strömten über das edle Gesicht und fanden trotz seiner Bemühungen kein Ende. Seine schlanken Finger krallten sich im Stoff seiner Ärmel fest, während ihm jeder Schlag des Herzen schmerzte. Die Luft abgeschnürt, als würde man ihn ersticken… Unmöglich, war er doch ein himmlisches Wesen. Ein Gefühl der Leere sprach aus seinen himmelblauen Augen. Sie entsprachen nicht länger dem Glanz eines wolkenlosen Tages.
      Bei den kühlen Worten seines Reisekumpanen blieb Heliel still. Gottes Liebste Kreation hatte diese Welt von heute auf morgen verlassen. So hatte man es die Jungengel gelehrt. Sie waren einfach verschwunden, ohne ersichtlichen Grund. Deshalb schickten sie Sucher auf die Erde hinab, welche Hinweise zusichern hatten.
      Heliels Ausdruck blieb leer. Seine Augen weiteten sich, als der Dämon verkündete, dass dessen Zustand ihn anspornte. Umgehend nahm er einen Schritt zurück, hob das Kinn an und funkelte den Dämonen an. So entsprach es den Worten der heiligen Schrift! Diese Kreaturen nutzten die Momente der Schwäche aus, die die Menschen ihnen darzubieten hatten. Negative Gefühle zogen sie an! Doch stellte sich die Frage, ob dies auch für den Engel galt…
      Sein wachsamer Blick folgte dem Dämon, als dieser sich nach seiner Warnung in die Tiefen des Flures entfernte. Der Weiße verblieb an diesem Ort, wo dieses Gefühl ihn überschwemmt hatte. Als Esheon weit genug weg war, senkte er den Blick wieder auf den Boden.
      Die Tränen verschwammen seine Sicht. Die marmorierten Fliesen wurden ein sich drehende Masse unter der Wucht seiner Gedanken. Der Engel schüttelte energisch den Kopf, sodass die goldenen Haare in Bewegung gerieten. Ebenso eilig wischte er sich einmal mehr die Tränen aus den Augen.
      Genug!… ermahnte er sich in Gedanken. Er hob den Kopf in den Nacken und seufzte leise auf der Suche nach seiner inneren Ruhe. Heliel blinzelte in das fimmerige Licht über sich. Es blendete… wenn auch weniger als die wahrliche Erscheinung Michaels.
      Langsam ließ er auch den Griff um den eigenen Oberkörper los. Die verschränkten Arme sackten zu beiden Seiten ab.
      Leben sollte kein solches Gefühl vermitteln. Es widersetzte sich Gottes Ordnung, welche man in die Engel gebrannt hatte!
      Man hatte ihn gelehrt, dass Leben ein warmes Gefühl vermittelte. Ein schönes und pulsierendes Gefühl, so wie Gott selbst!
      Was hier lungerte pulsierte. Es gierte nach den schlagenden Herzen in seiner Nähe. Hass und Neider mischten sich bei, ein ungestilltes Verlangen nach etwas.
      Es schauderte Heliel noch immer kalt den Rücken hinab, doch vermochte er sich wieder in Bewegung zu setzen. Aufmerksam schritt er auf den Dämonen zu, vorbei an den anderen Behältnissen gefüllt mit diesen abartigen Dingern. Als er neben dem Roten Stand, ließ ein Zischen ihn zusammen Zucken. Auch der Dämon schien überrascht durch das plötzliche Geräusch. Beide richteten ihren Blick auf die Quelle. Mit einem leichten Ächzen öffneten sich zwei Türen. Sie wirkten erstaunlich intakt im Vergleich zum Rest, auch wenn Heliel glaubte ein paar Kratzer zu sehen.
      Des Engels Blick glitt zur Seite, wo er den des Dämonen traf. Er nickte nur instinktiv. Stille!
      Heliel ließ seinem Geleit den Vortritt und stand direkt hinter dem etwas Größeren, bis dieser plötzlich stoppte. Mit diesem Stopp kroch eine ganz neue Sinneswahrnehmung hervor. Mit einem Mal wurde ihm schlecht. Unbeschreiblich!
      Er guckte über die Schulter des versteinerten und erhaschte einen ersten Blick auf das Innere. Der grotesken Szene mischte sich ein moderiger Geruch bei. Unordnung würde ihm als erstes einfallen… Unbeschreibliche schwarze Häufchen lagen in dem Zimmer verteilt. Einige zentraler als andere, die mehr verteilt wirkten. Sein Blick glitt zu dem Dämonen herauf.
      Dieses Mal spürte er also auch etwas? Obwohl er nicht mit dem Leben in Resonanz geko …
      Er kam nicht dazu, den Gedanken zu formulieren.
      „ Das Blut von Dämonen?!“, hackte er ungläubig nach. Ihm stand eine Mischung aus Schauder und Überraschung auf dem Gesicht. Heliel spürte die Anspannung seines neuen Kumpanen. Nach langem still stehen nahm er einen Schritt auf die Häufchen zu. Der Engel analysierte unterdessen den Rest des Raumes. Schlichte Wände und Decken, bis auf eine wietere Tür auf der gegenüberliegenden Seite und einen mit Blut beschmierten Knopf daneben. Er erkannte das Grauen des Dämonen über diesen Anblick, doch auf dessen Frage fand er keine Antwort.
      Heliel folgte ihm ein Stück, überholte ihn dann und inspizierte die Türe und den Knopf. Unter diesem lag eine Spur, die zu einem Haufen führte. Er schluckte. Hier hintern überwog der schwere Gestank. Ein wenig glich dieser dem der Roten, jedoch roch es weniger angenehm… nicht dass er den Geruch des Dämonen als solchen empfand.
      Langsam kniete er sich herab zu dem Haufen. Erst bei näherer Betrachtung ließen sich in dem einheitlichen Schwarz mit Hilfe des Lichts im Raum Strukturen ausmachen - Brocken um genauer zu sein!
      Er sah auf zu dem Knopf und dann zurück zu dem Roten. „ Vielleicht gibt es einen Weg…“, stellte er zwischen sie. „… einen anderen als das törichte Unterfangen den Knopf zu drücken jedenfalls!“ Er erhob sich wieder. Heliel war nicht darauf aus Bekanntschaft mit diesem etwas zu machen, was… er zählte die Haufen… 6 oder mehr Dämonen erledigt hatte. Er fuhr sich durch das Haar, bevor er fortsetzte. „ Engel können in Kontakt mit allem Leben treten…“, begann er zu erklären. „ … Was auch immer hier lungert, lebt in irgendeiner Art und Weise.“ Seine Hand sackte wieder ab. „ Es ist Leben, dass…“ Er schluckte. „ … sich Gottes Ordnung widersetzt!“ In Heliel Augen brannte eine Form von Zorn mit sich. Es entsprach ganz der himmlischen Natur alles abzulehnen, was nicht Gott entsprungen war und unter seiner Ordnung funktionierte.
      Er schüttelte sich und blickte den Dämonen an.

    • Esheon

      Der Dämon ließ den Engel das Häufchen mustern. Noch immer war er schockiert von dem Anblick und wartete auf die Analyse des Engels, der ihm dann auch seine Theorie präsentierte. "Leben hier?", wiederholte er die Worte. Er hatte es gerade gehört, doch wollte es nicht glauben. "Es sind auf jeden Fall keine Dämonen", raunte Esheon, der nun zum dem Haufen ging vor dem auch Heliel stand. Er kniete vor dem Haufen und ging mit seiner Hand durch den Staub. Er spürte die Brocken darin. Es warne Knochen. "Was auch immer das war. Es muss unglaublich heiß sein. Ein Dämon verzfällt nicht einfach so zu Asche. Erst recht nicht seine Knochen." Esheon nahm einen der Brocken und hielt in gegens Licht. Er leuchtete schwach. "Aus ihnen schafft man Leben", murmelte er vor sich her. Er realisierte so langsam, dass hier 6 Dämonen gestorben sein müssen. "Ghaeons Trupp war nicht gerade schwach, musst du wissen. Wenn Sie alle hier gestorben sind ..." Der Dämon sah wieder auf den Haufen und fuhr mit der Hand durch den schwarzen Staub. Ob Ghaeon dann noch lebte? Ehe er sich die Frage beantworten konnte, spürte man eine dumpfe Bewegung hinter der Tür. Esheon sah über seine Schulter zu Heliel. Etwas bewegte sich hinter der verschlossenen Tür. Es knirschte und ächzte ab und zu leise. Für einen Moment starrten sich Heliel und der Dämon an und taten nichts. Sie warteten, ob sich auf der anderen Seite der Türe etwas tat, doch das Ding dahinter schien sich nur zu bewegen. Esheon klopfte sich die Hände ab und richtete sich auf.

      "Die Dämonen hier starben einen Heldentod, aber wir sollten vorsichtiger sein." Mit diesen Worten sah er sich in dem kleinen Durchgangsraum um. Irgendetwas hier musste ihnen doch sagen, was hinter dieser Tür lauerte. Doch zwischen dem Blut und den Häufchen fanden sich nur auf Hochglanz polierte, aber mittlerweile in Mitleidenschaft gezogene Metallwände. Bis auf eine an der flackerte ein kleiner Bildschirm. Der Dämon deutete dem Engel ihm zu folgen und die beiden erreichten das Display. "Betrieb ... Betriebsüber ... Betriebsüberwachungsanzeige", las Esheon die Buchstaben am Rand des Geräts. Fragend sah er zu seinem Gegenüber. Überwachung klang zumindest nicht nach Kampf. Mit seinen roten Fingern tippte er gegen das Display. Nach einem weiteren Drücken auf den Bildschirm öffnete sich in dem Bildschirm ein bewegtes Bild eines Raums. Als er länger auf das bewegte Bild sah erstarrte er erneut. Das was er da sah hatte er noch nie gesehen. Es sah aus wie ... wie ein Mensch. Jedoch anders. Die Qualität des Bildes war nicht gut, doch er schien ... anders auszusehen als er sie aus den alten Schriften und Abbildungen kannte. "Kann dass ein? Ein Mensch, der überlebt hat?", sprach er zu Heliel. Umso länger der Dämon auf das Bild starrte, desto mehr erkannte er. Der Mensch sah deswegen soanders aus, weil er an seinen Armen mehrere Rohre hatte und auch auf seinen Schultern saßen kleine Rohre. Sie sahen jedoch so technisch aus, dass es sich dabei um diese so genannten Waffen handeln könnte. Er weitete seine Augen als er sich bei diesem Gedanken erwischte.

      "Ich glaube es ist kein Wesen. Es ist ein Ungetüm", sprach Esheon mit kalter Stimme und musterte noch immer den Bildschirm. "Diese Rohre da. Die sehen so technisch aus. Mein Gebieter, König Paimon, schwärmte immer von solchen Konstruktionen. Das müssen ... Waffen sein. Ein Mensch mit Waffen." Erstaunt blinzelte der Dämon nochmal, da er es sich kaum vorstellen konnte. Doch nun wusste er, wieso Ghaeon hier war! Paimon fantasierte schon lange über die Waffen der Menschen. Er hatte vermutlich durch sein Studium alter Schriften der Menschen davon erfahren. Doch was würde er mit so mächtigen Gegenständen anstellen wollen? Drohte ein neuer Krieg in der Unterwelt? Er schluckte schwer. "Dieser Mensch kann einfach so Dämonen mit diesen Waffen töten?", fragte sich der Dämon und sah zur Seite auf die Häufchen, die von seinen Mitstreitern übrig geblieben sind. Er ballte die Fäuste und war drauf und dran sich diesem Ding zu stellen, doch er erinnerte sich an Helies Worte. Vielleicht gab es eine andere Lösung. Erwartungsvoll sah er den Engel an.

      Er konnte es immer noch nicht glauben, dass es scheinbar einen Menschen gab, der überlebt hatte. Doch wieso stand er die ganze Zeit nur in diesem Raum. Er hätte doch nach dem Gefecht hier fliehen können? Oder mit seinen Waffen sich einen Weg durch die Wände sprengen können? Und wenn Menschen essen musste, wovon ernährte sich dieser Mensch? Die vielen Fragen schossen Esheon durch den Kopf. Er schüttelte diesen und versuchte sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Niemand hätte ihn darauf vorbereiten können, was hier alles auf ihn lauert. Er war überrascht, dass nach all der Zeit immer noch so viel intakt war. Wenn die Menschen selbst solche hallen bauen konnten, die die Jahrhunderte überlebten, zu wie viel wären sie möglich, wenn es sie heute noch gäbe?