@Aurelius @Attari
Zwei Engel saßen zwischen den sich sanft im Winde wiegenden Gräsern. Von den Hochebenen aus sahen sie hinaus auf die silberne Stadt. Eine Ansammlung von sich in der Ferne erhebenden Türmen. Die Sonne ließ das helle Material erstrahlen, in allen erdenklichen Farben. Des blonden Engels Augen verengten sich bei dem Anblick seiner himmlischen Heimat. Mit einem lauten Seufzer warf er sich nach hinten in die frische Wiese.
„ Maaan!“
Sein Blick glitt in die Höhe. Endloses Blau säumte das weite Zelt über ihren Köpfen. Es trug keine Wolken mit sich. Einzig die Sonne erstrahlte dort oben. Des nächstens nahm der Mond ihren Platz ein… Der Engel streckte eine Hand in die Höhe, als versuchte er den feuerigen Ball in seiner Hand zuerfassen. Natürlich reichte sein Arm nicht in die höchsten weiten über ihrer Welt. So schloss er die Augen, entließ die Spannung aus den Muskeln und mit einem dunmpfen Geräusch landete die Gliedmaße auf dem Boden neben sich.
„ Laaaangweilig…“, grummelte er. Ein Kichern erfüllte kurz darauf sein Ohr. Sein Geleit musste es äu.erst amüsante finden, dass der Sucher sich neben ihm derart eschofierte. Als der Engel seine Augen wieder öffnete, schielte er zur Seite. Der Engel an seiner Seite trug Haar in der Farbe der silbernen Stadt. Die lange Pracht fiel über seine Schultern und verdeckte den Großteil der Verzierungen seines Gewandes. Auf seinem Schoß lag ein Schriftstück. Das Kichern, welches seine Lippen zu einem feinen Lächeln kräuseln ließ, verklang langsam. Er bemerkte den empörten Blick des Blonden. Das Lächeln wurde stärker.
„ Worüber regst du dich auf?“, fragte er nur. In seinen goldenen Augen lag ein sanft und verstehender Blick. Er spiegelte das ganze Auftreten des Engels wieder. Die Gedanken stets beieinander, trotz seines jungen Alters ein gelehrter Engel, immer als Schlichter parat… das war Ophiel - Der Liebling von Uriel.
Der Blick des Blonden verengte sich.
Jedem das seine…
„ Worüber wohl?!“
„ Worüber?“
Er fragte erneut. Immer noch völlig ruhig und ohne ein Anzeichen von etwas anderem als Ruhe in der Stimme. Der Blonde schoss in die Höhe, damit ihre Augen einander trafen. „ Es ist langweilig! Ich verstehe nicht, wie du den ganzen Tag einfach nur herum sitzen kannst und …“ er deutete auf das Schriftstück im Schoße Ophiels. Jener blickte darauf herab, gab ein amüsiertes Lachen von sich, bevor er in die blauen Augen des Engels zurück sah. Dieses leuchten trugen sie immer mit sich…
„ Heliel. Die Schriften sind nicht langweilig!“
Der andere war so voller Tatendrang. Er flog bevor ein anderer es vollbracht hatte, schneller und höher als die Älteren. Dafür lobten sie ihn. Den Rest seiner Natur prangerten die Älteren an. Sie verabscheuten die wilde Natur, versuchten stets ihn zu ermahnen stiller zu sein. Ein Engel hat enthaltsam zu sein. Ruhig wie eine sanfte Sommerbrise. Edel wie die feinen Wolken. Und beständig in seinem Verhalten wie die Sonne.
Heliel hatte nichts enthaltsames. Er tobte wie der Sturm im Herbst. Tobte wie die Wolken in jenem und brannte mit der Kraft der Sonne eines heißen Tages.
Ophiel zuckte, als er den blonden Schopf zwischen sich und der Schrift hatte. Die Flügel am Kopf des Engels zuckten mit dem abfälligen Ton, den er von sich gab.
„ Langweilig!“
Mit einem schnellen Ruck nahm er die Schrift an sich. Ein Satz brachte Abstand zwischen die beiden Engel. „ Hey!“, rief Ophiel aus. Er besaß beiweitem nicht die Kraft, die Heliel aufzubringen vermochte. Nun lachte Heliel. Achtlos hielt er das gebundene Papier.
„ Was haben wir hier denn?“, fragte er mit vorgetäuschtem Interesse. Er legte den Kopf schief und versuchte den Text zu entziffern. „ Hmm… ‚ angewandte Wissenshaften der… Menschen‘ “ . Sein Blick wanderte zu Ophiel, welcher näher gekommen war und ihm die Schriften abnahm. Der mutlose Blick des Blonden setzte ihm einen Stich ins Herzen. „ Sei vorsichtig damit!“, sagte er mit warmer strenge in der Stimme. Er strich behutsam die Seiten wieder glatt und ließ sich wieder auf den Boden sinken. Heliel legte den Kopf schief, eher er sich ebenfalls niederließ.
Stille kam zwischen sie. In ihr das Rauschen des Windes. Sanft spielte jener mit ihrem Haar. Heliel sah in die Ferne, ihre Heimat an.
„ Warum liest Du das?“, fragte er irgendwann. Seine Stimme klang nicht sonderlich interessiert. Trotzdem sah Ophiel auf. Ein Hauch von Verletzungen lag noch in den goldenen Augen. „ Naja, wir können keine Wunder wirken…“, auch er richtete seinen Blick auf die Stadt in der Ferne. „ … und die Erzengel kostete es zu viel Energie. Ich dachte die Menschen und was sie geschaffen haben zu verstehen, würde helfen…“ er seufzte leise. Die kalte Realisation, wie abartig seine Idee war, holte ihn immer wieder ein.
Heliel bemerkte, wie niedergeschlagen er war. „ Wenn es dich so sehr interessiert, dann frag doch, ob du mit auf die Erde darfst…“ Er schlang die Arme um die angewinkelten Beine und blickte Ophiel an. Jener zuckte zurück. „ Ich… könnte doch nicht…“, drückte er hervor. Wieder sah er auf die Stadt.
„ Ich darf nicht!“, gab er schließlich nach einer stillen Weile von sich. Direkt danach erhob er sich und begann den Marsch zurück. Heliel sah ihm nach, bevor auch er folgte…
Der eiserne Ausdruck auf Ophiels sonst so sanftem Gesicht hielt Heliel von der Frage nachdem Warum ab. Er konnte es sich nicht erklären. Immerhin war sein Name der erste, der sonst fiel, wann immer es um eine verantwortungsvolle Aufgabe ging.
Bald wechselte das Gras in einen gepflasterten Weg, welcher direkt auf die Stadt zuführte. Die Seiten säumten Verzierungen, Bögen und Abzweige. Ein Styl, den die Menschen antik und romantisch nannten. So verheilt sich die ganze Stadt… Alt und schön geredet! Heliel schüttelte sich leicht. Er lief inzwischen ein Stück vor Ophiel, sodass er dessen konstanten Blick nicht wirklich wahrnahm.
„ Warum durftest du die letzte nicht mitfliegen?“, fragte jener schließlich. Schon geraume Zeit wunderte er sich, warum Heliel hier war. Sich die Zeit nahm in die Hochebenen zu kommen… Ganz so, als hätte er eine Menge Zeit an der Hand. Für gewöhnlich war er der erste, der wieder weg war. Sobald ein Start für einen Flug gen Oberfläche preisgegeben wurde, stand er ganz vorn und bewarb sich um einen Platz. Doch dieses Mal nicht. Warum also?
Die Frage ließ die Schultern und die sechs Flügelpaare des Engels sichtlich zusammen zucken. Er stoppte, drehte sich um. Mit einem befremdeten Ausdruck in den blauen Augen. „ Du hast es nicht gehört?“ Ophiel zog eine Augenbraue hoch, doch schüttelte den Kopf. „ Habe ich nicht!“ er holte zu dem anderen auf.
Obwohl sie vom Alter her nicht weit auseinander lagen, hatten die beiden nicht viel miteinander zu tun. Doch die Engel kannten sich - Ophiel, der brave Liebling von Uriel und Heliel, der ungestüme Dauersucher.
Letzter schwieg nun, was Ophiel hellhörig werden ließ. „ Was hast du angestellt?“, fragte er. Wissend, dass es nur dies sein könnte. Was sonst sollte ihn hier im Himmel halten, als ein ausdrückliches Verbot wieder auf die Erde zu fliegen. Die Frage löste eine entrüstete Realtion in dem blonden Engel aus. „ Ich habe nichts gemacht!“, stieß er von sich. Eine klare Verteidigung. Ophiel blieb ruhig. „ Ist doch nicht meine Schuld, dass die einfach wegfliegen…“, wie ein Jungengel schmollte er die Lippen und verschränkte die Arme vor der Brust. Dieses Verhalten amüsierte den anderen leicht. Heliel ging nicht weiter ins Detail.
„ Achso…“
Sie betraten den Äußeren Ring der Stadt. Ein hoher offener Bogen führte sie in den ersten überdachten Bereich, welcher die Stadt umzingelte. Heliel lief noch immer mit diesem Ausdruck neben dem Silberhaarigen her, dabei grummelte er nur unverständliches Zeug.
Ihren Weg kreuzten schon bald die ersten Engel. Jeder von ihnen ging seiner designierten Aufgabe nach. Fleißig, wie es von ihnen verlangt wurde. Der Anblick des ruhigen und geordneten Treibens gab Ophiel ein Gefühl von Sicherheit und den Willen seinen Teil dazu beizutragen. Heliel hingegen blickte nur angewidert darüber hinweg.
Alles für nichts…!
„ Eure Heiligkeit!“
Plötzlich und mit unerwarteter Lautstärke rief Ophiel einen der Erzengel aus. Der Ruf riss Heliel aus seiner Trance. Sein Blick richtete nach vorn. Ihren direkten Weg kreuzten zwei der höchsten Engel - Uriel, Gottes Feuer und Michael, Gottes höchster Engel und der Bezwinger des Satan. Jeder Jungengel kannte die Geschichten! Jede einzelne davon!
Ophiel legte einen kurzen Sprint ein, um seinen Erschaffer zu begrüßen. Unterdessen schmähte Heliel den direkten Blick der beiden, deren Aufmerksamkeit sich auf den Silberhaarigen richtete. Heliel war stehen geblieben, bewegte sich langsam rückwärts weg. Erst als Michael seinen Blick hob und direkt in die blauen Augen des Jungen blickte, stoppte er abrupt.
„ Heliel!“
Mächtig - das beschrieb die Stimme des Erzengels am besten. Sie ließ das Blut in den Adern des Blonden gefrieren und jeden Muskel in seinem Körper ebenso. Er senkte seinen Blick ab, legte die Flügel am Rücken an. Die ausdruckslose Ansammlung an Augen, welche den Heiligenschein des Engels säumten, ließen ihn nicht kalt. Man fühlte sich immer beobachtet, egal wohin man ging. Er verkrampfte die Hand, welche das Handgelenk hinter seinem Rücken gepackt hatte.
„ Ja, Eure Heiligkeit Michael.“
„ Seitdem Morgen warte ich auf deinen Bericht…“
Ophiel sah zwischen den beiden hin und her. Heliels Augen trugen die selbe kräftige Farbe wie jene des Erzengels, da blautest Himmels.
Deswegen hat er sich also auf den Ebenen rumgetrieben… stellte er fest. Heliel war vor seinem Schöpfer geflohen, welchem er sein Fehlverhalten auf der Erde zu erklären hatte.
„ Uriel…“, Michael nickte dem anderen Mächtigen zu. Auch Ophiel würdigte er eines kurzen Blickes. „… Ihr entschuldigt mich!“
Er schritt auf den Blonden zu, direkt an ihm vorbei. „ Heliel!“ erneut hatte er das Gefühl, dass die Stimme ihn erschütterte. Ein letztes Mal drückte er die Nägel in das Gelenk seiner Hand, bevor er sich umdrehte und dem Erzengel folgte.
Abend. Der Mond wechselte die Sonne ab. Er erleuchtete die Gassen der silbernen Stadt sanfter, sodass auch die Dunkelheit der Natur sich in den Ecken tummelte. Heliel lag mit abgespreizten Armen auf seinem Bett.
„ ‚ Es ist mehr als nur inakzeptabel. Eine Masse deiner Schanden für mein Blut wurden dir vergeben…‘“ , sprach er mit leiser Stimme die Tirade Michaels nach. Er hatte stramm gestanden, alles über sich ergehen lassen. Heliel wandte sich auf die Seite und zog die Beine an den Rumpf. Wer sollte bei solch einer pingeligen Einstellung ihm gegenüber nicht wegwollen?!
„ Maan!“, fluchte er und setzte sich auf. „ Was für ein schlechter Tag!“
Sein Blick glitt auf den großen Mond, welcher durch sein Fenster sah. „ Wenigstens darf ich morgen zurück…“, ein Lächeln kletterte auf seine Lippen, während er den Kopf auf den Sims legte und hinaus sah. „ … Morgen…“ er schloss seine Augen und verblieb eine Weile so…
Zwei Engel saßen zwischen den sich sanft im Winde wiegenden Gräsern. Von den Hochebenen aus sahen sie hinaus auf die silberne Stadt. Eine Ansammlung von sich in der Ferne erhebenden Türmen. Die Sonne ließ das helle Material erstrahlen, in allen erdenklichen Farben. Des blonden Engels Augen verengten sich bei dem Anblick seiner himmlischen Heimat. Mit einem lauten Seufzer warf er sich nach hinten in die frische Wiese.
„ Maaan!“
Sein Blick glitt in die Höhe. Endloses Blau säumte das weite Zelt über ihren Köpfen. Es trug keine Wolken mit sich. Einzig die Sonne erstrahlte dort oben. Des nächstens nahm der Mond ihren Platz ein… Der Engel streckte eine Hand in die Höhe, als versuchte er den feuerigen Ball in seiner Hand zuerfassen. Natürlich reichte sein Arm nicht in die höchsten weiten über ihrer Welt. So schloss er die Augen, entließ die Spannung aus den Muskeln und mit einem dunmpfen Geräusch landete die Gliedmaße auf dem Boden neben sich.
„ Laaaangweilig…“, grummelte er. Ein Kichern erfüllte kurz darauf sein Ohr. Sein Geleit musste es äu.erst amüsante finden, dass der Sucher sich neben ihm derart eschofierte. Als der Engel seine Augen wieder öffnete, schielte er zur Seite. Der Engel an seiner Seite trug Haar in der Farbe der silbernen Stadt. Die lange Pracht fiel über seine Schultern und verdeckte den Großteil der Verzierungen seines Gewandes. Auf seinem Schoß lag ein Schriftstück. Das Kichern, welches seine Lippen zu einem feinen Lächeln kräuseln ließ, verklang langsam. Er bemerkte den empörten Blick des Blonden. Das Lächeln wurde stärker.
„ Worüber regst du dich auf?“, fragte er nur. In seinen goldenen Augen lag ein sanft und verstehender Blick. Er spiegelte das ganze Auftreten des Engels wieder. Die Gedanken stets beieinander, trotz seines jungen Alters ein gelehrter Engel, immer als Schlichter parat… das war Ophiel - Der Liebling von Uriel.
Der Blick des Blonden verengte sich.
Jedem das seine…
„ Worüber wohl?!“
„ Worüber?“
Er fragte erneut. Immer noch völlig ruhig und ohne ein Anzeichen von etwas anderem als Ruhe in der Stimme. Der Blonde schoss in die Höhe, damit ihre Augen einander trafen. „ Es ist langweilig! Ich verstehe nicht, wie du den ganzen Tag einfach nur herum sitzen kannst und …“ er deutete auf das Schriftstück im Schoße Ophiels. Jener blickte darauf herab, gab ein amüsiertes Lachen von sich, bevor er in die blauen Augen des Engels zurück sah. Dieses leuchten trugen sie immer mit sich…
„ Heliel. Die Schriften sind nicht langweilig!“
Der andere war so voller Tatendrang. Er flog bevor ein anderer es vollbracht hatte, schneller und höher als die Älteren. Dafür lobten sie ihn. Den Rest seiner Natur prangerten die Älteren an. Sie verabscheuten die wilde Natur, versuchten stets ihn zu ermahnen stiller zu sein. Ein Engel hat enthaltsam zu sein. Ruhig wie eine sanfte Sommerbrise. Edel wie die feinen Wolken. Und beständig in seinem Verhalten wie die Sonne.
Heliel hatte nichts enthaltsames. Er tobte wie der Sturm im Herbst. Tobte wie die Wolken in jenem und brannte mit der Kraft der Sonne eines heißen Tages.
Ophiel zuckte, als er den blonden Schopf zwischen sich und der Schrift hatte. Die Flügel am Kopf des Engels zuckten mit dem abfälligen Ton, den er von sich gab.
„ Langweilig!“
Mit einem schnellen Ruck nahm er die Schrift an sich. Ein Satz brachte Abstand zwischen die beiden Engel. „ Hey!“, rief Ophiel aus. Er besaß beiweitem nicht die Kraft, die Heliel aufzubringen vermochte. Nun lachte Heliel. Achtlos hielt er das gebundene Papier.
„ Was haben wir hier denn?“, fragte er mit vorgetäuschtem Interesse. Er legte den Kopf schief und versuchte den Text zu entziffern. „ Hmm… ‚ angewandte Wissenshaften der… Menschen‘ “ . Sein Blick wanderte zu Ophiel, welcher näher gekommen war und ihm die Schriften abnahm. Der mutlose Blick des Blonden setzte ihm einen Stich ins Herzen. „ Sei vorsichtig damit!“, sagte er mit warmer strenge in der Stimme. Er strich behutsam die Seiten wieder glatt und ließ sich wieder auf den Boden sinken. Heliel legte den Kopf schief, eher er sich ebenfalls niederließ.
Stille kam zwischen sie. In ihr das Rauschen des Windes. Sanft spielte jener mit ihrem Haar. Heliel sah in die Ferne, ihre Heimat an.
„ Warum liest Du das?“, fragte er irgendwann. Seine Stimme klang nicht sonderlich interessiert. Trotzdem sah Ophiel auf. Ein Hauch von Verletzungen lag noch in den goldenen Augen. „ Naja, wir können keine Wunder wirken…“, auch er richtete seinen Blick auf die Stadt in der Ferne. „ … und die Erzengel kostete es zu viel Energie. Ich dachte die Menschen und was sie geschaffen haben zu verstehen, würde helfen…“ er seufzte leise. Die kalte Realisation, wie abartig seine Idee war, holte ihn immer wieder ein.
Heliel bemerkte, wie niedergeschlagen er war. „ Wenn es dich so sehr interessiert, dann frag doch, ob du mit auf die Erde darfst…“ Er schlang die Arme um die angewinkelten Beine und blickte Ophiel an. Jener zuckte zurück. „ Ich… könnte doch nicht…“, drückte er hervor. Wieder sah er auf die Stadt.
„ Ich darf nicht!“, gab er schließlich nach einer stillen Weile von sich. Direkt danach erhob er sich und begann den Marsch zurück. Heliel sah ihm nach, bevor auch er folgte…
Der eiserne Ausdruck auf Ophiels sonst so sanftem Gesicht hielt Heliel von der Frage nachdem Warum ab. Er konnte es sich nicht erklären. Immerhin war sein Name der erste, der sonst fiel, wann immer es um eine verantwortungsvolle Aufgabe ging.
Bald wechselte das Gras in einen gepflasterten Weg, welcher direkt auf die Stadt zuführte. Die Seiten säumten Verzierungen, Bögen und Abzweige. Ein Styl, den die Menschen antik und romantisch nannten. So verheilt sich die ganze Stadt… Alt und schön geredet! Heliel schüttelte sich leicht. Er lief inzwischen ein Stück vor Ophiel, sodass er dessen konstanten Blick nicht wirklich wahrnahm.
„ Warum durftest du die letzte nicht mitfliegen?“, fragte jener schließlich. Schon geraume Zeit wunderte er sich, warum Heliel hier war. Sich die Zeit nahm in die Hochebenen zu kommen… Ganz so, als hätte er eine Menge Zeit an der Hand. Für gewöhnlich war er der erste, der wieder weg war. Sobald ein Start für einen Flug gen Oberfläche preisgegeben wurde, stand er ganz vorn und bewarb sich um einen Platz. Doch dieses Mal nicht. Warum also?
Die Frage ließ die Schultern und die sechs Flügelpaare des Engels sichtlich zusammen zucken. Er stoppte, drehte sich um. Mit einem befremdeten Ausdruck in den blauen Augen. „ Du hast es nicht gehört?“ Ophiel zog eine Augenbraue hoch, doch schüttelte den Kopf. „ Habe ich nicht!“ er holte zu dem anderen auf.
Obwohl sie vom Alter her nicht weit auseinander lagen, hatten die beiden nicht viel miteinander zu tun. Doch die Engel kannten sich - Ophiel, der brave Liebling von Uriel und Heliel, der ungestüme Dauersucher.
Letzter schwieg nun, was Ophiel hellhörig werden ließ. „ Was hast du angestellt?“, fragte er. Wissend, dass es nur dies sein könnte. Was sonst sollte ihn hier im Himmel halten, als ein ausdrückliches Verbot wieder auf die Erde zu fliegen. Die Frage löste eine entrüstete Realtion in dem blonden Engel aus. „ Ich habe nichts gemacht!“, stieß er von sich. Eine klare Verteidigung. Ophiel blieb ruhig. „ Ist doch nicht meine Schuld, dass die einfach wegfliegen…“, wie ein Jungengel schmollte er die Lippen und verschränkte die Arme vor der Brust. Dieses Verhalten amüsierte den anderen leicht. Heliel ging nicht weiter ins Detail.
„ Achso…“
Sie betraten den Äußeren Ring der Stadt. Ein hoher offener Bogen führte sie in den ersten überdachten Bereich, welcher die Stadt umzingelte. Heliel lief noch immer mit diesem Ausdruck neben dem Silberhaarigen her, dabei grummelte er nur unverständliches Zeug.
Ihren Weg kreuzten schon bald die ersten Engel. Jeder von ihnen ging seiner designierten Aufgabe nach. Fleißig, wie es von ihnen verlangt wurde. Der Anblick des ruhigen und geordneten Treibens gab Ophiel ein Gefühl von Sicherheit und den Willen seinen Teil dazu beizutragen. Heliel hingegen blickte nur angewidert darüber hinweg.
Alles für nichts…!
„ Eure Heiligkeit!“
Plötzlich und mit unerwarteter Lautstärke rief Ophiel einen der Erzengel aus. Der Ruf riss Heliel aus seiner Trance. Sein Blick richtete nach vorn. Ihren direkten Weg kreuzten zwei der höchsten Engel - Uriel, Gottes Feuer und Michael, Gottes höchster Engel und der Bezwinger des Satan. Jeder Jungengel kannte die Geschichten! Jede einzelne davon!
Ophiel legte einen kurzen Sprint ein, um seinen Erschaffer zu begrüßen. Unterdessen schmähte Heliel den direkten Blick der beiden, deren Aufmerksamkeit sich auf den Silberhaarigen richtete. Heliel war stehen geblieben, bewegte sich langsam rückwärts weg. Erst als Michael seinen Blick hob und direkt in die blauen Augen des Jungen blickte, stoppte er abrupt.
„ Heliel!“
Mächtig - das beschrieb die Stimme des Erzengels am besten. Sie ließ das Blut in den Adern des Blonden gefrieren und jeden Muskel in seinem Körper ebenso. Er senkte seinen Blick ab, legte die Flügel am Rücken an. Die ausdruckslose Ansammlung an Augen, welche den Heiligenschein des Engels säumten, ließen ihn nicht kalt. Man fühlte sich immer beobachtet, egal wohin man ging. Er verkrampfte die Hand, welche das Handgelenk hinter seinem Rücken gepackt hatte.
„ Ja, Eure Heiligkeit Michael.“
„ Seitdem Morgen warte ich auf deinen Bericht…“
Ophiel sah zwischen den beiden hin und her. Heliels Augen trugen die selbe kräftige Farbe wie jene des Erzengels, da blautest Himmels.
Deswegen hat er sich also auf den Ebenen rumgetrieben… stellte er fest. Heliel war vor seinem Schöpfer geflohen, welchem er sein Fehlverhalten auf der Erde zu erklären hatte.
„ Uriel…“, Michael nickte dem anderen Mächtigen zu. Auch Ophiel würdigte er eines kurzen Blickes. „… Ihr entschuldigt mich!“
Er schritt auf den Blonden zu, direkt an ihm vorbei. „ Heliel!“ erneut hatte er das Gefühl, dass die Stimme ihn erschütterte. Ein letztes Mal drückte er die Nägel in das Gelenk seiner Hand, bevor er sich umdrehte und dem Erzengel folgte.
Abend. Der Mond wechselte die Sonne ab. Er erleuchtete die Gassen der silbernen Stadt sanfter, sodass auch die Dunkelheit der Natur sich in den Ecken tummelte. Heliel lag mit abgespreizten Armen auf seinem Bett.
„ ‚ Es ist mehr als nur inakzeptabel. Eine Masse deiner Schanden für mein Blut wurden dir vergeben…‘“ , sprach er mit leiser Stimme die Tirade Michaels nach. Er hatte stramm gestanden, alles über sich ergehen lassen. Heliel wandte sich auf die Seite und zog die Beine an den Rumpf. Wer sollte bei solch einer pingeligen Einstellung ihm gegenüber nicht wegwollen?!
„ Maan!“, fluchte er und setzte sich auf. „ Was für ein schlechter Tag!“
Sein Blick glitt auf den großen Mond, welcher durch sein Fenster sah. „ Wenigstens darf ich morgen zurück…“, ein Lächeln kletterte auf seine Lippen, während er den Kopf auf den Sims legte und hinaus sah. „ … Morgen…“ er schloss seine Augen und verblieb eine Weile so…