The masquerade (Aurelius/Mondhase|BL)

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    • The masquerade (Aurelius/Mondhase|BL)



      Das glorreiche viktorianische Zeitalter, Bühne des Adels und Showplatz für Hunger und Verderben.
      Jeder Tag wird prunkvoll gefeiert um der Langeweile Einheit zu gebieten, um zu vergessen und nicht an die Schandtaten zu denken, die sich in den dunkelsten Gassen abspielen.
      Wer zum Adel gehört, gibt sich nicht mit der Unterschicht ab und wer zur Unterschicht gehört, hat Glück einen Platz zwischen den Adeligen zu ergattern und nicht wie der große Rest in der Gosse zu sterben.
      Genau diesen Umstand nutzen die Adeligen um sich selbst an dem Leid zu ergötzen, sie demütigen die Armen und lassen sie niedere Arbeit verrichten, unmenschliche Arbeit.
      Auch X hat es geschafft einen Platz zwischen den Adeligen zu bekommen, denn er ist besonders schlau, er kann lesen und schreiben. Die ältere Dame der er dient genießt großes Ansehen und so darf er das erste mal in seinem jungen Leben einen Ball besuchen, wenn auch nur als Zuschauer am Rande.
      Was X nicht ahnt ist die Welt hinter den Masken, es verbergen sich dunkle Gestalten, darunter sogar Vampire.
      Kaum einer weiß, dass es sie gibt, vor allem weil es kaum einer überlebt und doch sie haben sie ihre ganz eigene Gesellschaft die im Schatten der Menschen existiert.
      Y ist selbst ein solcher Adeliger, nicht nur das, er ist auch in der Gesellschaft der Vampire ein hohes Tier und kann sich so einiges erlauben.
      Er trifft dort auf den nichts ahnenden X es stellt sich heraus, dass X ein reines Edelblut ist. Besonders begehrt unter den Vampiren und besonders selten unter den Menschen.
      Y muss es haben, nicht nur als Trophäe sondern auch um es jederzeit kosten zu können, also stellt er X als Sekretär ein und bezahlt ihm viel, das kann X nicht ablehnen also stimmt er zu ohne sicher zu sein, was das eigentlich bedeutet.


      @Aurelius

      Die Vorstellung ->

    • London, White Hall

      Dorian

      Es war einmal wieder so weit. Dorian musste diese Nacht die Maskerade wahren. Sie diente der Verheimlichung der Anwesenheit von Vampiren auf der Erde, denn sie wurden seit jeher gejagt. Obwohl Vampire äußerst zivilisiert sind und selten Menschen töten, werden sie regelmäßig von Kirche und diversen anderen staatlichen oder nicht-staatlichen Organisationen verfolgt. Dorian war dieses Spiel gewohnt und kannte es nun bereits seit mehreren hundert Jahren. Er war froh, dass er dieses Mal einen Maskenball besuchte. Der Maskenball des italienischen Botschafters, Giovanni di Baggio, gebürtiger Venezianer mit einem Faible für Verkleidungen. Dorian kannte ihn persönlich und schätze die extrovertierte Art des Venezianers. Seine Feste waren in London bekannt und fast alles, was Rang und Namen in Politik, Wirtschaft und Militär hatte, kam zu diesen Soireen.
      Dorian musterte seinen dunklen Frack und zog die dunkelrote Fliege am Hals fest zu, ehe er sich im mannshohen Spiegel ansah. Er schob seine blonde Locke, die ihm leicht ins Gesicht hing zurecht und mustere sich dann kurz. 500 Jahre und kein bisschen älter, dachte er sich und lächelte selbstgefällig, ehe er neben sich griff und die Maske nahm. Anschließend verließ er sein Anwesen, bestieg die Kutsche davor und fuhr zur White Hall, dem Anwesen des italienischen Botschafters in London.
      Vor der White Hall angekommen musterte Dorian das Gebäude. Es hatte etwas von einem französischen Landsitz, jedoch nicht von den typisch venezianischen Dogenpalästen. Er erinnerte sich an die Diskussion um den damaligen Bezug des Anwesens: Giovanni wollte ein Grundstück in der Londoner City, am besten nahe eines großen Parks und dort ein Anwesen im Stil der Dogenarchitektur von Venedig erbauen. Der Bürgermeister der Stadt lehnte ab und Giovanni suchte die Dorians Bank auf. Dorian leitete mittlerweile für den Vampirclan eine der größten Banken Englands, die über immense Grundstücke in der britischen Hauptstadt verfügt. Dorian konnte dem Botschafter dieses Anwesen schmackhaft machen, denn es gehörte früher dem Botschafter des Königreichs von Sardinien und Piedmont, die heute zufällig die Könige von Italien stellen und mit denen Giovanni nah verwandt ist. Giovanni erwarb das Grundstück für das Königreich Italien und Dorian erhielt einen neuen Kunden, der regelmäßig Bankgeschäfte nach Italien bei ihm tätigt.

      "Eine Hand wäscht die andere", keuchte es hinter Dorian. Er erkannte die keuchende Stimme und drehte sich ruhig um. "Lord Prasley?", fragte Dorian gespielt verwundert als er den dicken, kleinen Herren aus seiner Kutsche krabbeln sah. "In der Tat! Freut mich, Dorian, dass sie hier sind.", lächelte der ältere Mann, der im Gesicht rot war vor lauter Anstrengung nur aus der hohen Kutsche zu klettern. "Schöne Frauen und die Chance auf einen erfolgreichen Geschäftsabschluss? Das lasse ich mir doch nicht entgehen", grinste der Vampir und wartete bis Lord Prasley vor ihm stand und ihm die Hand schüttelte. Lord Prasley ist Polizeipräsident von London und zählt wohl zu den eigenartigsten Figuren, die die Londoner Beamtenschaft hervorgebracht hatte.
      Ehe Dorian jedoch einen weiteren Gedanken daran verlor, wurden sie vom Diener ermahnt ins Gebäude zu gehen, da sie den Weg für die nächsten anfahrenden Kutschen versperrten. "Natürlich, natürlich", hastete Lord Prasley vor. Dorian schmunzelte beim wackeligen Anblick des älteren, dicken Herren, der ins Anwesen lief. Dorian hatte den Mann jedoch mit einigen großen Schritten eingeholt. "Sie sollten ihr Jackett richten", erklärte der Vampir im Laufen.
      "Ich, eh was?", sah der Polizeipräsident verwirrt zum hoch gewachsenen Vampir auf. Dorian hielt ihn sanft fest und verwies auf einen falsch zugemachten Knopf am Jackett, der sich sehr unter Prasleys großen Bauch spannte. "Oh entschuldigen sie! Ich bin nicht mehr der jüngste, Dorian. Es kann schließlich nicht jeder so gut aussehen wie sie." Der Vampir lächelte matt. "Gute Ernährung ist alles, wissen sie?", erklärte er wahrheitsgemäß und Prasley nickte hastig immer noch überfordert seine Knöpfe richtig zu zumachen. Es dauerte noch eine weitere Minute, ehe das Jackett richtig saß und die beiden in Richtung Ballsaal voranschritten.
      Als sie vor der großen Flügeltür mit 2 Dienern stehen blieben, fiel es Dorian wie Schuppen von den Augen. Sie kamen nicht rein. Nicht rein ohne ihre Masken aufzusetzen. Dorian sah in seine Hand, in der er die ganze Zeit eine anthrazitfarbene Adlermaske mit goldener Verzierung hielt. Er setzte diese nun auf und sah zu Prasley hinüber. "Und wie finden Sie die Maske, Dorian?", kicherte Prasley, der eine Schnabeltiermaske trug. "Eh ... wirklich bezaubernd, Prasley. Sie haben sich mal wieder selbst übertroffen mit dieser Maskenauswahl."

      Als die Masken auf den Gesichtern saßen öffneten sich die Türen und die beiden betraten den großen Saal. Es spielte Musik von einem Orchester und es wurde bereits hier und da angestoßen und getanzt. Durch die tanzenden Massen bewegten sich die beiden Richtung Bar und ließen sich 2 Gläser Champagner aushändigen. "Dass man zu solchen Events immer erst durch den ganzen Saal muss, nur um etwas zu trinken", regte sich Prasley schnappatmig auf. Ehe Dorian ihm antworten konnte, knallte es laut. Ein Tablett mit Gläsern war einem jungen Mann aus der Hand gefallen und scheinbar - beim Versuch die Gläser zu halten - hatte sich dieser an den Gläsern geschnitten. Blut tropfte auf den hellen Marmor. Dorian stellte reflexartig sein Glas zur Seite und eilte zu dem Verunglückten. "Braucht ihr ein Tuch?", fragte Dorian und stierte auf den blutenden Finger. Er drückte kurz die Augen zusammen. Er hatte seit Tagen nicht getrunken, weil er in der Bank so viel zu tun hatte. Eigentlich wollte er sich heute Abend eine Gespielin hier suchen und seinen Durst stillen. Nun musste er sich mit aller Kraft zurück reißen nicht diesen blutenden Finger zu nehmen. Er drückte ein weißes Seidentuch aus seiner Fracktasche auf die Wunde und sah nun wieder den jungen Mann an. "Ihr solltet ... es stillen. Damit ihr hier nicht ... mehr voll blutet.", sagte Dorian etwas abgehakt und sah wieder auf den Boden. Er roch das Blut. So konnte er kaum klar denken. Er musste den Blick wieder auf den Menschen richten, damit er nun nicht den Verstand verlor. "Geht es euch sonst gut?", fragte Dorian, ehe er sich aus der Hocke aufrichtete und dem jungen Mann aufhielf.
    • Alexander

      „du musst es fester ziehen mein Junge!“ schrie Lady Walkott atemlos während der Junge mit dem lockigen Haar das Korsett schnürte „my Lady, wenn ich es noch enger schnüre, befürchte ich, dass ihr vor Erschöpfung umfallt“ die rundliche Dame lachte und zog ihr Gesicht in mehr Falten als Sie bereits besaß „so schnell passiert das nicht und so ein Event gibt es nicht alle Tage, da muss man sich besonders heraus putzen, deswegen habe ich für dich einen feinen Anzug schneidern lassen“ ein wenig verwirrt sah der Junge hinter ihr drein „wieso solltet ihr das tun?“ noch fester zog er an den Bändern und ein kleines bisschen konnte er es noch enger ziehen, doch dann war es an seine Grenzen gekommen und die flinken Finger schnürten das Korsett zu „du wirst mich begleiten, ein so junger und hübscher Mann wie du als mein Bediensteter erregt viel Aufmerksamkeit!“ das war der Grund. Sie liebte alles außergewöhnliche, alles seltene, alles ungewöhnliche, so auch den jungen Mann mit dem haselnussbraunen, lockigen Haar. Dessen Augen scharf und blau-grau waren, der trotz seines Standes lesen und schreiben konnte, sogar eine Fremdsprache ein wenig sprach. Das war mehr als außergewöhnlich und für eine Dame die in ihren Fünfzigern war, war es genau das passende um der Langeweile Einhalt zu gebieten.
      Der junge Mann half seiner Herrin ihr Kleid gänzlich anzuziehen, bevor er ihr die Maske reichte. Natürlich musste Sie ihrem türkis-blauen Kleid passend die Maske eines Pfaus tragen, seine Federn waren wir ein Kranz um den Rand der Maske gesteckt und verdeckten das rundliche Gesicht zur Gänze „ihr seht bezaubernd aus my Lady!“ ihr kratziges Lachen hallte im Raum und füllte ihn bis an die hohen Decken „ich danke dir mein Lieber, nun zieh dich um sonst kommen wir zu spät!“ Alexander verbeugte sich und nahm das Bündel Kleidung, das Lady Walkott ihm reichte. Er ging auf sein Zimmer um einfache Kleidung gegen einen edleren, dunklen Anzug zu tauschen. Auch die Schuhe hatte sie ihm ausgesucht, jedoch waren sie nichts besonderes, einfache, schwarze Lederschuhe, dennoch bedeutete es Alexander viel, er bekam selten neue Kleidung, erst wenn die alte Kaputt war doch dieses Mal war es sogar edles Material.
      Schnell lief der junge Mann nach draußen um seine Herrin in Empfang zu nehmen, er hielt ihr seine Hand hin und sie gingen zu ihrer Kutsche. Er half ihr ebenfalls einzusteigen und stieg zu ihr bevor sich der Wagen in Bewegung setzte.

      Es dauerte eine Weile bis sie endlich angekommen waren, das große Anwesen erschien langsam in ihrem Sichtfeld, die blauen Augen wurden größer, natürlich kannte er das Anwesen von Lady Walkott, jedoch schien dieses doppelt so groß zu sein. Darin würde er sich sicherlich verlaufen, er hatte ewig gebraucht um sich in ihrem Anwesen zurecht zu finden.
      Vor ihr hatte er in einem Einkaufsladen gearbeitet, der Besitzer hatte hin und wieder seinen Frust an Alexander ausgelassen, dadurch bekam er überall blaue Flecke doch das störte Alexander wenig. Er war froh, dass er dort arbeiten konnte, so konnte er sich ein winziges Zimmer leisten. Eines Tages dann war Lady Walkott an dem Laden vorbei gekommen. Sie schlenderte durch die Straßen und hatte den jungen Mann durch das Schaufenster gesehen. Sofort bot Sie an, ihm ein sehr gutes Gehalt zu bezahlen, nicht nur das, er hatte ein wunderbares Zimmer, jeden Tag frisches Essen und musste nicht mehr hungern. Außerdem trug er immer warme Kleidung die ordentlich aussah, er verdankte ihr sehr viel.

      Am Anwesen stoppte die Kutsche, Alexander erhob sich und stieg aus der Kutschte, reichte seiner Herrin die Hand und half ihr beim Ausstieg. Er richtete ein letztes Mal ihre Kleidung und nickte als Sie sich schließlich bei ihm ein harkte.
      Lady Walkott setzte die Maske auf und zusammen betraten sie das Anwesen und dann den Ballsaal. Wie alle anderen Bediensteten trug auch Alexander keine Maske, er musste sich schließlich abheben, als Zeichen, dass er nicht dazu gehörte.
      Im Saal löste er sich von ihr und stellte sich unweit von Lady Walkott an den Rand, sowie es die anderen Begleiter taten. Er ließ Sie nicht aus den Augen, für den Fall das Sie ihn brauchte und es dauerte auch nicht lange.
      Sogleich trat der Lockenkopf an Sie heran „kannst du mir und meinen Freunden etwas zu trinken besorgen?“ Alexander nickte „sofort my Lady!“ schnell lief er an die Bar und besorgte ein Tablett mit Getränken.
      Gerade als er zurück lief, fing wohl der Tanz an, alle hatten die Mitte frei gemacht. Alexander nutzte die Gelegenheit und versuchte durch die Mitte zu huschen doch er stieß aus versehen mit einem Mann zusammen, er stolperte und das Tablett samt Gläsern landete laut in der Mitte des Saals.
      Der junge Mann starrte die Gläser auf dem Boden an und schluckte schwer, er spürte die stechenden Blicke, was sollte er jetzt nur tun?
      Zum Glück half ihm ein Mann, Alexander sah auf und sogleich reichte ihm dieser ein Tuch „vielen Dank…ich gehe sofort und kümmere mich darum! Es tut mir leid um euer Tuch!“ der jüngere drückte mit der anderen Hand auf den verletzten Finger und verließ in Windeseile den Saal.
      Er suchte ein Badezimmer und es dauerte etwas. Wenn er fertig war, musste er unbedingt das Blut im Flur beseitigen, er hatte eine regelrechte Spur gezogen. Er musste sich bei seiner Herrin entschuldigen, vermutlich hatte er Sie nun furchtbar gedemütigt.
      Endlich fand er ein Badezimmer und wusch als erstes seine Hände, danach nahm er eines der Leinentücher und wickelte es fest um den Zeigefinger seiner linken Hand. Das bluten ließ langsam nach und Alexander ließ sich auf den Rand der freistehenden Badewanne fallen.
      Er könnte doch jetzt nicht mehr zurück, er musste warten bis es etwas ruhiger geworden war, danach würde er zurück gehen und sich als erstes bei seiner Herrin entschuldigen.

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    • Dorian

      Ehe der Vampir noch ein Wort oder einen weiteren Blick mit dem jungen Mann austauschen konnte, verschwand dieser. Dorian schwirrte noch immer der starke, betörende Geruch des Blutes in der Nase. Er konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. "Reiß dich zusammen", knurrte er zu sich. Doch das Tier in ihm wollte ihm nicht gehorchen. Dorian hasste es, wenn seine Instinkte mit ihm durchgingen. Er war nun schon ein halbes Jahrtausend ein Vampir und war sehr geübt darin, Zurückhaltung in solchen Momenten zu wahren. Doch wenn er hungerte, konnte er sich nur schwer dazu ermahnen. Dies war aber eine Regel der Maskerade "Trinket regelmäßig, um euch zu zügeln; dies bringt dem Clan kein Übel", erinnerte er sich an die Regel und grub seine Zähne in die Unterlippe. Er musste aufpassen, wenn er noch länger über dieses Blut nachdachte, würden seine spitzen Eckzähne zum Vorschein kommen. Nur solange er sich selber zügelte, blieben diese verborgen und zeigten ein normales menschliches Gebiss.
      Der Vampir wurde aus dem Gedanken gerissen als ihm jemand auf die Schulter haute. "Dorian, Sie sollten mehr trinken. Sie stehen hier immer noch wie bestellt und nicht abgeholt", lachte Lord Parsley schnappatmig. Doch Dorian starrte den Boden entlang und sah die Spur aus Blut, die der junge Mann, der augenscheinlich ein Angestellter von di Baggio oder einem der hiesigen Adligen war, hinterlassen hatte. Als sich die Spur an der Tür zum Flur verlor, sah Dorian den Polizeipräsidenten an. Er hielt 2 Gläser in der Hand, wohl eins, um es Dorian in die Hand zu drücken. "Also wollen wir ..." Dorian unterbrach Parsley. "Es tut mir leid, Parsley. Aber ich denke, ich muss eben die Toilette aufsuchen. Vielleicht erweisen Sie in der Zwischenzeit eine der hiesigen Ladies die Ehre?" Parsley lachte geschmeichelt und wurde leicht rot. "Oh natürlich. Der alte Parsley war früher der Frauenschwarm schlechthin! Und auch heute noch! Wohlan!" Glucksend verschwand der kleine, dickliche Parsley in der Menge geradewegs zulaufend auf eine Gruppe junger Frauen, die ihre Korsetts so eng geschnürrt hatten, dass ihre Brüste förmlich oben herausquollen.

      Dorian wandte den Blick Richtung Ausgang aus dem großen Marmorballsaal und beschloß der Spur zu folgen. In seinem Kopf drehten sich die Gedanken nur noch um dieses Blut. Er wollte etwas davon probieren. Als er aus dem Saal schritt konnte er einfach der Spur folgen. Er roch sie mehrere Meter weit. Dieser besondere Geruch, er unterschied sich einfach zu sehr. Schnelleren Schrittes ging der Vampir die Spur ab, bis er vor einer hölzernen Tür zum Stehen kam. Er sah an die Tür und dann hinunter. Am Boden war selbiges Blut. Er klopfte kurz, ehe er den Türknauf einfach umdrehte und eintrat. Es war ein Badezimmer für Gäste. Der junge Mann, den der Vampir suchte, saß auf dem Rand einer freistehenden Badewanne. Dorian lehnte sich in den Türrahmen und spähte dabei auf den mit einen Tuch umwickelten Finger des Jungen. "Hat es aufgehört?", fragte er und wandte den Blick zu dem sichtlich überraschten Jungen. "Ich wollte nur sicher gehen, dass es euch gut geht", log er ohne, dass es einem Menschen jemals auffallen würde. Ein Talent, das fast jeder Vampir besaß.
      Der wirkliche Grund für Dorians Erscheinen war ein anderer. Er schritt in den Raum, schloß die Türe hinter sich und verriegelte sie auch leise, sodass es der Mensch an der Wanne gar nicht mitbekam. Dorian ging ein paar Schritte auf ihn zu und schaute von oben auf ihn hinunter. "Ihr hättet euch schlimmer verletzen können, wenn ihr nach fallenden Gläsern greift", meinte er gespielt besorgt, ehe er schwach lächelte. "Aber ihr scheint euch gut versorgt zu haben" Dorian Blick glitt auf das mit etwas Blut durchtränkte Tuch, das an seinem Finger klebte. Nun roch er wieder diesen Geruch. Doch viel stärker als vorhin. Dorian musste sich zusammenreißen, sonst würde er wie ein Tier über den Menschen herfallen und dann wäre es das gewesen. Wenn Vampire durch zu großen Durst in diese Rage verfallen, saugen sie ihr Opfer leer. Dies gilt es nach der Maskerade unter allen Umständen zu vermeiden. Zu groß wäre der Aufschrei in der Presse, wenn ein blutleerer Mensch mit Bissspuren im hals gefunden werden würde. Dorian konzentrierte sich also.

      "Ich habe mich früher oft verletzt. Wenn es für euch in Ordnung wäre, würde ich mir die Schnittwunde kurz ansehen wollen. Unter Umständen muss sie gereinigt werden", gab er ehrlich zu und hockte sich vor den Menschen, ehe dieser ihm richtig antworten konnte. Er nahm die Hand des Jungens mit einem Griff, dem er sich nicht entziehen konnte. Dorian stieß, wenn er von einem Menschen trinken wollte, ein Hormon aus. Dieses betörte den Gegenüber und machte ihn von allen Ängsten und Sorgen frei. Dadurch spürte sich für den Gegenüber der Griff keineswegs stark an, sondern wie ein sanftes Anfassen. Dorian nahm in der Zeit das Tuch ab und musterte die nicht mehr blutende Wunde sorgsam. "Sieht alles in Ordnung aus", murmelte er und biß sich in die Unterlippe vor lauter Hunger. Er spürte seine spitzen Eckzähne in der Unterlippe bohren.
      Noch immer hielt er den Jungen an der Hand und spürte dabei den Puls, der am Handgelenk pochte. Schneller als gewöhnlich aber dank Dorians Hormonen bedeutend geringer als jemand, der Angst hätte. Er lächelte unter seiner Maske. Er löste anschließend den Griff um die Hand und richtete sich auf. "Wie heißt ihr eigentlich? Nach all dem könntet ihr mir zumindest euren Namen verraten?" Die Augen des jagenden Vampirs lagen in den grau-blauen des jungen Mannes. Dorian wartete nur noch auf seinen Moment um den Mann um etwas Blut zu erleichtern. Er hatte sich lang genug trainiert um so diszipliniert zu sein. Wenn er es richtig anstellte, könnte er dieses leckere Blut, das ihm die ganze Zeit den Kopf verdreht, sogar noch öfter probieren.
    • Alexander

      Noch immer wartete der Junge auf der Badewanne, dann aber stand er auf und ging zur Tür, er horchte ob es lauter geworden war. Kurz war es noch ruhig, danach aber spielte das Orchester endlich und beruhigt atmete Alexander auf. Es schien die anderen Adeligen machten einfach weiter mit den Feierlichkeiten.
      Er wollte noch einen Moment warten und setzte sich wieder auf die Badewanne. Seine Hände stützte er auf die Knie und starrte den Boden an, ausmalend wie er zurück käme. Wäre Lady Walkott sauer? Vielleicht, vielleicht wäre Sie auch einfach enttäuscht, vielleicht würde Sie ihn hinaus schmeißen. Oh Gott, er wollte nicht mehr auf der Straße leben. Panik kroch in ihm hinauf und schnürte ihm die Kehle zu.
      Er würde keinen Tag auf der Straße verbringen wollen, er musste Sie anflehen, auf Knien damit er bleiben durfte. Egal, wie besonders er für Sie schien, eine solche Schmach würde selbst Sie nicht akzeptieren können.
      Alexander legte die Hände panisch in die verwuschelten Haare und versuchte sich zu beruhigen. Die Bilder der Gossen entstanden vor seinem inneren Auge, Tod, Verderben und Krankheiten, egal wo man war.
      Ihm wurde beinah schwindelig, seine Gedanken nahmen fast überhand doch plötzlich klopfte es in dem eigentlich stillen Raum.
      Alexanders Blick schnellte nach oben, noch bevor er antworten konnte stand der Mann in der Tür, der ihm eben noch geholfen hatte. Er wollte nach Alexander sehen, wieso?
      Diese Frage riss den Lockenkopf aus den Gedanken, sofort nickte er „ja, vielen Dank für eure Hilfe!“ sogleich beantwortete der Adelige auch seine unausgesprochene Frage, dennoch fragte sich Alexander noch immer wieso es diesen Mann zu interessieren schien. Es war allerdings klar, dass er ein Adeliger war, er trug eine Maske, die eines Adlers. Ein sehr anmutiges Tier, auch der Mann selbst schien sehr anmutig zu sein, er hatte ein sehr imposantes Auftreten „ich weiß, es war dumm von mir…ich weis nicht, was ich mir dabei gedacht habe…“ murmelte der junge Mann und sah betreten auf den Boden.

      Dass die Tür versperrt war, bemerkte Alexander nicht, nicht einmal, dass sie hinter dem Mann geschlossen war. Er war zu verwundert als dieser ihn ansprach, er wollte sich wirklich um ihn kümmern? Zu schnell hockte dieser vor ihm und griff nach seiner Hand.
      Erschreckt sog Alexander die Luft einmal kurz schneller ein, der Mann hielt seine Hand fest und betrachtete sie sorgsam.
      Wieso nur interessierte ihn ein Bediensteter so sehr? Der Junge verstand es nicht, es ging nicht in seinen Kopf aber langsam fühlte es sich gut an, der Gedanke vermittelte ein angenehmes Gefühl. Ein Adeliger kümmerte sich um ihn, wie es Lady Walkott tat, vielleicht waren die Adeligen doch nicht so schlecht wie er immer geglaubt hatte.
      Alexander starrte auf den blonden Schopf der vor ihm kniete. Diese Haare sahen seidig aus, glänzend.
      Überhaupt wirkte dieser Mann überaus perfekt, er schien so freundlich und Alexander konnte es nicht erklären aber er fühlte sich auf Anhieb wohl in seiner Nähe.
      Seine Stimme hinterließ ein unerklärliches Kribbeln, was hatte das zu bedeuten? Ohne es bemerkt zu haben schien sich der junge Mann etwas vor gebeugt zu haben. Erst als plötzlich seine eigenen, leicht gelockten, wuscheligen Haare im Augenwinkel erschienen, blinzelte Alexander und setzte sich sogleich wieder gerade hin.
      Rechtzeitig, denn auch der fremde Mann stand auf, kurz darauf verlangte er nach dem Namen des Jungen „ich…ich heiße Alexander Bain, Sir. Ich bin der begleitende Bedienstete von Miss Walkott“.
      Sie hatte ihn nicht geschickt, nein, das würde Sie nicht tun, auch kannte Alexander einige der Adeligen mit denen Sie verkehrte und dazu gehörte dieser Mann definitiv nicht.
      Alexander wollte erst auch nach seinem Namen fragen, jedoch stoppte er sich, was war nur los mit ihm? Er kannte diesen Mann nicht und doch fühlte sich sein ganzer Körper so seltsam wohl.
      Augenblicklich stand der junge Mann auf und verbeugte sich einmal „Ich danke euch wirklich sehr für eure Hilfe, dennoch muss ich jetzt gehen. Meine Herrin wird sicherlich schon nach mir suchen. Außerdem…muss ich den Flur herrichten den ich mit meinem Blut besudelt habe. Ich wünsche euch noch einen schönen Abend. Gehabt euch wohl“.
      Ohne seine Antwort abzuwarten, huschte Alexander um dem größeren Mann herum und wollte die Tür öffnen, doch plötzlich fiel ihm auf, dass diese verschlossen war. Seltsam, wieso das? Ein komisches Gefühl beschlich ihn und vorsichtig versuchte er die Tür zu öffnen um endlich zu verschwinden.
    • Dorian

      Die Augen des Vampirs lagen ruhig auf dem jungen Braunhaarigen vor ihm. Er stellte sich, wie von Dorian gefragt, vor und dieser nickte daraufhin. "Hmmmh, so ist das also. Miss Walkotts Bediensteter?", grübelte er laut und musterte nochmals den jungen Mann. Dorian hatte bereits die Vermutung gehabt, dass der Junge für einen der Gäste hier arbeitet. Die Walkott war ihm keine Unbekannte. Es war eine ältere Frau, die gerne mal in Gesellschaft lästerte, ab und zu etwas zu viel Madeirawein trank und gerne mal das Tanzbein etwas höher schwenkte - aber sie war ihm bedeutend lieber als die Schnösel vom Militär, die sich einbilden sich einen Namen durch die Neiderschlagung von irgendwelchen Aufständen in britischen Kolonien gemacht zu haben.
      Dorian merkte, dass er abgeschweift war und sah wieder zu dem Mann. "Alexander Bain", wiederholte er leise den Namen. Was für ein schöner Name, dachte sich der Vampir und lächelte unter der antrhazitfarbenen Adlermaske. Er spürte ab und zu einen musternden Blick des Jungen, ehe dessen Blicke zu Tür schritten und er sagte, er müsse gehen. "Du willst schon gehen?", fragte der Vampir mit einem schelmischen Unterton, wissend dass die Tür abgeschlossen war. Alexander ging an dem Vampir vorbei. Dieser blieb an ort und Stelle stehen und drehte sich nur langsam um, um zu sehen, wie Alexander an der verschlossenen Tür ruckelte.

      "Gut, dass ihr euer Blut erwähnt", lächelte Dorian und schritt zur Tür. Er umgriff Alexanders Hand, die um den Türknauf lag und nahm sie sanft aber bestimmt von diesem ab. "Ich glaube, dass ich einen anderen Dank zu erwarten habe.", sprach Dorian nun mit einer leicht bedrohlichen Stimme, ehe er Alexanders Kopf mit der anderen Hand fasste und ihn zu ihm drehte. Er sah ihm tief in die Augen. "Es wird dir nicht wehtun, solange du dich nicht wehrst." Als Dorian die Worte gesprochen hatte, wirkte bereits seine Hypnose auf den jungen Mann. Die grau-blauen Augen Alexanders wurden kleiner, fast schon schläfrig und der Kopf von ihm lehnte sich etwas nach hinten. "Gut", schnurrte der Vampir, schob seine Maske vom Gesicht und näherte sich mit dem Mund an Alexanders Hals.
      Er spürte, wie der Junge durch die Hypnose willenloser wurde und damit seinen Stand verlor. Doch Dorian umfasste ihn mit einer Hand und drückte seine Lippen an Alexanders Halsader. Er leckte über die pulsierende Ader und hörte ganz genau den ruhigen Herzschlag. Bum, bum , bum ... Da war wieder dieser Duft, den Alexander an sich hatte. Dorian musste sich nun stark konzentrieren, nicht zu gierig zu sein, erregt von diesem Wohlgeruch, den der Junge versprühte. Er offenbarte seine spitzen Eckzähne und drückte sie kraftvoll in Alexanders Hals. Das Blut floß aus dem Hals in Dorians Kehle und dieser umklammerte den Jungen wie ein Tier seine Beute.
      Als das warme Blut durch Dorians Kehle gelangte spürte er, wieso er den Menschen so anziehend fand. Dieses Blut war ein Relikt! Es war so lecker und perfekt in seiner geschmacklichen Harmonie. Dorians Augen wurden vom grau-grün zu einem tiefen dunklen orange-rot und er trank immer weiter. Er spürte, wie er immer kräftiger wurde von dem wertvollen Lebenssaft, doch er wusste auch er muss aufhören. Nur unter größter Anstrengung löste er sich von Alexander und leckte sich über die blutigen Lippen. Was für ein Genuss, dachte sich der Vampir und hielt den schlafenden Alexander in seinen Händen. Er begutachtete die Bissstelle, leckte sie sauber und sah dann zu, wie sie sich verschloß.

      Dorian hob den Jungen in die Badewanne und setzte sich zu ihm an den Rand. Er würde bei ihm bleiben. Er wollte mehr von diesem Jungen. Das war nicht irgendein Mensch, sondern ein Edelblut. Diese waren äußerst selten. Ihr Blut macht den Vampir mächtiger und schmeckt tausendmal besser als "normales" Blut. Im Londoner Vampirclan gab es ein Gefäß, das ein Edelblut war. Dieses war jedoch nur einer bestimmten Person zugänglich. Dorian brauchte Alexanders Blut. Er hatte Aufgaben zu erledigen und mit der stärkenden Wirkung diesen Bluts würde er diese Aufgaben schaffen. Schon jetzt spürte der Vampir, wie er mächtiger wurde. Seine Augen verfärbten sich wieder zurück in ihre ursprüngliche Farbe und er richtete sich das Haar, ehe er wieder auf Alexander sah. Er strich ihm über die Wange. Es war ein sehr hübscher Mann, musste Dorian zu geben. Bisher zog er Frauen vor, aber dieser Junge löste irgendetwas in ihm aus. Der Vampir leckte sich nochmals über die Lippen. Er strich dem Lockenschopf die Haare vernünftig zurecht und wartete, dass dieser wieder aufwachte.
      Dorians Disziplin hatte sich ausgezahlt. Wäre er jünger gewesen, hätte er den Jungen vermutlich getötet, nur um alles von diesem Blut zu trinken. Doch Vampire waren keine Tiere - sondern Lebewesen. Wie Menschen hatten sie ihre Regeln und wollten mit den Menschen zusammenleben und nicht gegen sie arbeiten. Eine Maxime, derer sich der Londoner Vampirclan seit mehreren Jahrhunderten verschrieben hatte. Andere Clans z.B. in Rom agierten anders. Vampire waren wie Menschen mit eigenen Charakteren. Dorian wurde aus seinem Gedankengang gerissen als Alexander langsam die Augen öffnete ...

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      Gefäß = Bezeichnung für einen Menschen, der aus freien Stücken beim Vampirclan lebt und für die Vampire mit seinem Blut als Nahrung dient. Im Gegenzug erhält er eine regelmäßige Bezahlung oder andere Vorteile. Die Vampire sind angehalten die Gefäße nicht zu zerstören (zu töten). Sollte es ein Vampir jedoch trotzdem tun, richtet sich die Strafe nach seinem Rang innerhalb des Vampirclans. Gefäße sollten jung, schön und gesund sein, da ansonsten die Blutqualität stark leidet.
    • Alexander

      Die Tür lies sich nicht öffnen, egal wie rum Alexander den Knauf drehte, der Mann musste sie abgeschlossen haben.
      Es bestätigte noch etwas mehr die Befürchtung die er bereits hegte und ließ ihn langsam panisch werden.
      Was wollte dieser Mann bloß von ihm? Er kümmerte sich keines Wegs um Alexander, er wollte irgend etwas anderes von ihm, etwas was Alexander vermutlich nicht gefallen würde, wenn er nicht ganz schnell hier raus käme. Der Mann stellte ihm eine Frage und erst wollte der kleinere ihn ignorieren doch er bekam die Tür nicht auf und langsam begann er zu zittern, was es schwieriger machte den Riegel der Tür zu drehen, um sie zu entsperren „ja…ich muss gehen, meine Herrin Sie…“ weiter kam er nicht, der Fremde nahm die Hand, die panisch am Knauf drehte in seine eigene und zog sie von der Tür weg.
      Alexander wollte sich nicht umdrehen, er blieb in der Position mit dem Gesicht zur Tür und schluckte einen schweren Kloß herunter. Er hatte nicht genug Kraft um dem Mann seine Hand zu entreißen.
      Wieder löste seine Stimme eine Gänsehaut aus, er wollte einen anderen Dank? Alexander ahnte welchen speziellen Dank er wollte und er flehte innerlich jemand möge nach ihm suchen, ihm helfen, er hatte Angst vor dem was der Mann wohl wollte „ich…ich bitte sie Sir, es…es gibt hier viele nette Damen die sicherlich eher nach ihrem Geschmack sind…“ stotterte der junge Mann und spürte die Hand unter seinem Kinn.
      Der blonde Mann zwang ihn den Kopf zu drehen, er wollte nicht, doch egal wie viel Kraft er aufwendete, er hatte keine Chance.
      Alexander starrte in diese grünlichen Augen und biss krampfhaft die Zähne zusammen. Er flehte innerlich jemand solle ihn retten, er spürte die Panik, sie schnürte ihm einmal mehr die Kehle zu und ließ keine Worte entweichen, wobei er vermutete, dass Flehen bei diesem Mann nichts bringen würde.
      Der lockige Junge presste sich mit seinem gesamten Körper so gut es ging gegen die Tür, in der Hoffnung Abstand zu gewinnen, die Worte seines Gegenübers drangen nur Nebelhaft zu ihm durch. Er sollte sich nicht wehren, vielleicht sollte er das wirklich nicht, vielleicht stimmte es ja, dass es dann weniger schmerzhaft war aber er weigerte sich, es einfach hin zu nehmen. Selbst wenn er aus der Unterschicht war, wollte er nicht alles mit sich machen lassen.
      Kaum schien sein Innerstes bereit für Gegenwehr, nahm diese ruckartig ab.
      Alexander fühlte sich plötzlich ganz müde, schläfrig, was hatte dieser Mann mit ihm gemacht, hatte er ihm etwas gegeben, ihn irgendwie vergiftet?
      Er wusste es nicht, er spürte nur wie sein Bewusstsein und seine Wahrnehmung nebeliger wurden. Das Gefühl in seinen Beinen wurde schwerer, er verlor den Halt und glaubte zu Boden zu fallen, allerdings fing ihn dieser Mann auf. Durch den Nebel spürte er ein angenehmes Kribbeln an seinem Hals, es hielt einen Moment an, jedoch zerschnitt dieses angenehme prickeln ein spitzer Schmerz. Alexander wollte sich wehren, sich bewegen, sein Körper war anderer Meinung. Er blieb regungslos in den Armen des Blonden als der Nebel immer weiter zu nahm, immer dichter wurde und schließlich schwarze Dunkelheit zurück ließ.
      Alexander hatte das Bewusstsein verloren, er träumte nicht obwohl er schlief.

      Es dauerte eine ganze Weile bis Lockenkopf langsam das Bewusstsein zurück erlangte. Er lag unbequem in etwas, was sich kalt an seinem Rücken anfühlte.
      Kaum das er die Augen öffnen konnte, riss er sie panisch auf und legte eine Hand an die Stelle, an der er vorhin glaubte einen Schmerz gespürt zu haben. Er nahm die Hand wieder von seinem Hals und starrte sie an, kein Blut, es gab auch keine Wunde, hatte er sich das eingebildet? Aber wie war er in die Badewanne gekommen? Langsam sah er sich um, er spürte das zu schnelles drehen des Kopfes nur zu dröhnen führte. Der blonde Mann saß auf der Toilette und starrte ihn an.
      Sofort schlug Alexanders Herz panischer, er fühlte seine Kleidung doch sie fühlte sich noch genauso an wie vor dem Fauxpas mit den Gläsern. Der Mann hatte ihn nicht angerührt, was also hatte er mit ihm gemacht?
      Der junge Mann schluckte schwer und versuchte in der Badewanne heraus zu klettern, er wollte die Badewanne zwischen sich und den Mann bringen.
      Kaum hatte er festen Boden unter den Füßen spürte er einen ungeahnten Schwindel, er legte eine Hand an seinen Kopf und die anderen auf den Rand der Badewanne. Er fühlte sich schlapp, müde und kraftlos, was hatte dieser Fremde bloß mit ihm gemacht? Er konnte sich nicht richtig erinnern und langsam schien seine Erinnerung in dem Nebel zu verschwinden, auch der verspürte Schmerz war zunehmend schwacher im Gedächtnis.
      „Ich bitte sie…lassen sie…mich gehen, ich verspreche auch, dass ich niemandem etwas…etwas erzählen werde!“ flehte Alexander nun doch und hoffte einfach auf das Beste.
    • Dorian

      Der Vampir beobachtet, wie sich Alexander hastig an den Hals fasste und scheinbar nach einer Bisswunde Order Ähnlichem suchte. Dorian lächelte schwach. „Das wäre schon sehr auffällig, oder nicht, Alexander.“ Dorian spürte, wie unsicher sich der Junge nun fühlte. Nun wer würde sich in so einer Situation schon wohl fühlen? Dennoch blieb Dorian ruhig und wartete ab wie sich Alexander verhielt. Dem Schock wich schnell die Angst. Der Junge bettelte darum, dass der Vampir ihn doch gehen lassen sollte. Verwundert ist Dorian in jungen an. Er seufzte leise. „Tut mir leid, dass du diese Erfahrung auf diese Art und Weise machen musstest. Es ist eigentlich nicht meine Natur so über Menschen herzufallen“, entschuldigte er sich ehrlich und sah dem Menschen in seine Augen.Dorian lies dem Menschen einen Moment, eher fortfuhr.
      „Ich möchte dich nur ungern gehen lassen, Alexander. Dieses Erlebnis mit dir gerade war für mich sehr … einmalig und ich würde gerne nochmal in diesem Genuss kommen“ Dorian leckte sich süffisant über seine Lippen. „Du sagtest du bist Bediensteter bei Lady Walkott? Was zahlt sie dir für deine Dienste? Ich würde dir das Doppelte zahlen, wenn du für mich arbeitest.“ Dorian machte eine Pause und ließ den Blick durchs Badezimmer schweifen. Er wollte unbedingt diese Menschen haben. Er hatte noch kein Blut probiert, das so gut schmeckt wie dieses.

      „Wenn du besondere Fähigkeiten hast, könnte ich sogar überlegen, dich als mein persönlichen Assistenten einzustellen.“, überlegte Dorian laut. „Mein letzter Assistent hat sich leider vor kurzem weg beworben und so könnte ich jemanden gebrauchen“, Dorian sah dabei den Jungen ernst an. „Nun wenn ich dir mehr als das doppelte zahlen soll, dann geht das sicherlich auch. Am Geld soll es nicht liegen.“, erklärte Dorian und richte sich auf.
      „Um dein Lebens musst du dir übrigens erst Recht keine Gedanken machen. Ich kenne meine Grenzen“, erklärte Dorian kühl und hielt Alexander die Hand, um ihm zu helfen aus der Wanne zu steigen. Er spürte den skeptischen Blick des Menschen auf sich. Der Vampir beugte sich etwas runter und lächelte Alexander an. „Ob du es glaubst nicht jeder ist ein Monster.“, er griff dabei Alexander an der Hand und stütze ihn auf. „Das Schwindelgefühl legt sich in den nächsten Stunden.“, beruhigte Dorian den Menschen und ließ diesen loS als er die Wanne verlassen hatte. Er musterte ihn, ehe der Vampir von ihm abließ und sich im Spiegel musterte. Er schob sich die blonden Haare zurecht und vergewisserte sich dass seine Augen wieder ihre ursprüngliche Farbe hatten. Dann wand er sich zu Alexander um.

      „Nun. Du kennst mein Angebot. Wenn du einwilligst, werde ich dir mehr erzählen“, grinste der Vampir und setzte seine Adlermaske wieder auf. Er ging Richtung Tür und öffnete diese. „Andernfalls bleibt das unser kleines Geheimnis“, erklärte Dorian und machte die Tür auf. Eine Frau in Dienstkleidung putzte bereits den mit Blut verschmierten Boden. „Oh Sir! Entschuldigt.“, duckte sie sich. Doch Dorian winkte ab. „Alles gut. Ihr macht euren Job. Aber bringt doch bitte diesem Jungen etwas Wasser zu trinken. Er hat sich am Glas geschnitten.“, Dorian deutete auf Alexander, der hinter ihm im Bad stand. Die Bedienstete nickte und rannte sofort los.

      Dorian drehte sich in der Tür wieder zu dem Jungen um. „Pass auf, dass du dich nicht wieder schneidest“, meinte Dorian amüsiert, ehe neben ihm die Bedienstete ins Bad polterte mitsamt einer Karaffe Wasser und einem Glas. „Trink viel. Du brauchst es jetzt.“ Mit diesen Worten auf den Lippen verließ Dorian das Badezimmer und ging den Flur hinunter. Er lehrte jedoch nicht sofort zum Ballsaal zurück, sondern entschied sich noch im Flur auf den benachbarten Balkon auszutreten. Er öffnete die großen weißen Türen zum Balkon und trat hinaus in die schöne kühle Nachtluft. Er fühlte sich so leicht wie seit langem nicht mehr. Dieses Blut hatte ihn auf ein neues Level der Zufriedenheit katapultiert. Er spürte wie er förmlich jeden Milliliter Blutes in seinem Körper sich ausbreitete und ihn stärker machte. Er brauchte unbedingt Alexander.
      Doch würde es ihn überzeugt haben? Dorian legte den Kopf mit einem Seufzen in den Nacken. Es war für ihn so untypisch gelaufen. Aber er kannte auch seinen Charme auf die Menschen. Dies war Dorians großer Vorteil im Gegensatz zu manch anderen Vampiren. Gutes Aussehen und eine entgegenkommende Art halfen bei der Suche nach Blut immer. Andere Vampire handhabten es eher mit Gewalt oder starker Hypnose. Es verfälschte seiner Meinung nach den Geschmack des Bluts. Dorian wurde aus dem Gedanken gerissen als er aus dem Garten, der unter dem Balkon lag, Stimmen hörte. Es war niemand geringeres als Lord Parsley. Er lächelte schwach. Der alte Herr hatte doch tatsächlich eine Dame aufgegabelt. Er erzählte ihr von seinem größten Aufgriff als Kommissar. Dorian konnte die meisten dieser Geschichten schon in und auswendig. Er rollte die Augen und verließ den Balkon und ging wieder zurück in den Flur. Die Blutspur am Boden war vollkommen aufgewischt worden.
    • Alexander

      Diese Erfahrung? Alexander blinzelte den Schwindel fort, er hatte sich diesen Biss nicht eingebildet, das würde bedeuten dass…
      Der braunhaarige junge Mann starrte sein Gegenüber an, er war ein Vampir?! Das war keine Einbildung, es gab also Vampire und er wirkte so selbstsicher, er lebte vermutlich schon sehr lange und war die Anwesenheit von Menschen gewöhnt, also gab es noch andere?
      Noch immer über diese neue Information nachdenkend lenkte Alexander das Angebot des Fremden ab. Moment, er wollte ihn einstellen und sogar das doppelte zahlen? Hatte Alexander richtig verstanden? Der Mann hielt ihm die Hand hin und unterbreitete ihm, sogar mehr als das doppelte zu zahlen. Dem Jungen schwirrte der Kopf, er könnte auf einen Schlag so viel mehr Geld verdienen! Ein wenig skeptisch betrachtete Alexander die Hand, nun, er hatte ihn zumindest nicht umgebracht, das sollte man ihm zu Gute halten, oder nicht? Noch bevor sich Alexander entscheiden konnte, ob er die Hand als Hilfe ergreifen sollte oder nicht kam ihm der blonde Mann zuvor und packte ihn um ihm zu helfen. Vorsichtig stieg der kleine Lockenkopf aus der Badewanne und stand noch etwas wackelig auf den Beinen. Der Andere beugte sich zu ihm hinunter und lächelte, ein seltsamer Schauer lief über Alexanders Haut. Nicht jeder war ein Monster, dennoch war es beinah jeder, das machte die Welt so grausam…
      Kaum hatte der andere ihn los gelassen, setzte sich Alexander wieder auf den Rand der Badewanne und atmete durch.
      Der Mann richtete seine Kleidung, sie wirkte etwas zerzaust, dennoch schadete dies seiner Attraktivität in keinster Weise.
      Noch einmal pochte er auf sein Angebot, er wollte den Jungen wohl unbedingt einstellen, war es so ein besonderes Erlebnis gewesen, sein Blut zu trinken?
      Alexander verstand den Grund einfach nicht aber er wollte es auch nicht, davon würde ihm nur der Kopf schmerzen.

      Der blonde Mann öffnete die Tür des Bades und traf auf ein Dienstmädchen des Hauses, scheinbar hatte Sie sich bereits um das Blut gekümmert, oh nein, das wollte er selbst tun um nicht noch mehr Ärger zu machen.
      Sein Helfer wies die Dame an, ihm etwas zu trinken zu bringen, diese schnellte sofort los und kam mit einer Karaffe zurück.
      Geistesabwesend nickte Alexander zustimmend und trank das erste Glas Wasser in einem Ruck.
      Erst als der Andere weg war konnte sich der junge Mann etwas entspannen und bedankte sich bei der Dame. Er nahm ihr die Karaffe und das Glas ab und bat sie schließlich das Bad zu verlassen.
      Während er nachdachte, leerte er die Karaffe und spürte, wie es ihm langsam besser ging.
      Alexander war auf einen Vampir getroffen, dieser hatte sein Blut getrunken und hatte ihm sogar angeboten ihn einzustellen, ihm sogar mehr als das doppelte zu zahlen um sein Blut erneut trinken zu können.
      Kurz musste er sich schütteln und griff an seinen Hals, diese Mischung an Gefühlen war äußerst seltsam aber das Angebot hörte sich einfach zu gut an, wenn er als Assistent anfangen würde, könnte er sogar noch etwas mehr verlangen.
      Könnte er Lady Walkott wirklich alleine lassen? Was würde Sie dazu sagen? Vielleicht wollte Sie ihn ja sowieso kündigen…

      Noch einen Moment saß Alexander auf der Badewanne, dann fühlte er sich gut genug um aufzustehen und verließ den Raum. Er ging zu Lady Walkott und entschuldigte sich bei ihr, Sie schien es beinah vergessen zu haben und fragte nur beiläufig ob es ihm gut ging. Als er dies bejahte, wendete Sie sich wieder ihren Freunden zu.
      Dem jungen Mann ging das Angebot nicht aus dem Kopf, es wäre wirklich dumm es abzulehnen und Lady Walkott hatte genug Bedienstete…
      Alexander musste verrückt sein aber es war eine Chance die er sich nicht entgehen lassen konnte.
      Sein Blick suchte nach einer eindrucksvollen Adlermaske, es dauerte einen Moment und dann erblickte Alexander sie zwischen anderen Menschen. Er wirkte völlig natürlich zwischen ihnen, nein, er war kein Monster und auch kein wildes Tier, er hatte Alexander nicht getötet, hätte er das gewollt, würde dieser jetzt nicht hier stehen.
      Der lockige junge Mann ging zu seiner Herrin und entschuldigte sich einen Moment, bevor er sich einen Weg durch die Menschen bahnte um sein Ziel zu erreichen „Sir, darf ich sie bitten mir einen Moment zu folgen?“ bat Alexander und lotste ihn auf einen der vielen Balkons des Anwesens. Von dort konnte man die weitläufigen Schlossgärten sehen, der Mond stand hell und tauchte sie in ein magisches Licht. Wollte er das wirklich tun?
      Als er Schritte hörte, atmete er tief ein und drehte sich herum „ich habe über ihr Angebot nach gedacht. Ich arbeite für Lady Walkott, ich bin allerdings sehr gebildet und helfe ihr bei verschiedenen Dingen die ihre anderen Bediensteten nicht erledigen können also könnte ich auch für sie als Assistent arbeiten. Ich möchte allerdings als erstes gerne wissen für wen ich arbeiten und…naja, spezielle andere Bedürfnisse erfüllen soll. Außerdem möchte ich das dreifache meines jetzigen Gehaltes haben!“ ob es ihm das wert war? Es war nicht wenig Geld das Alexander verlangte „außerdem möchte ich mich in Ruhe von Lady Walkott verabschieden, ich befürchte Sie wird einen sehr großen Skandal daraus machen, sollte ich Sie verlassen, denn ich bin für Sie so etwas wie eine Trophäe“ mehr Zeit um ein paar Sachen zu packen bräuchte er nicht, er hatte nur das was er am Leib trug, doch seine Herrin war eine Sammlerin und Sie würde ganz sicher nicht begeistert sein, wenn Alexander Sie verlassen wollte.
      Nun war es an dem Adeligen sich zu Wort zu melden und der junge Mann war mehr als neugierig, wie sich dieser entscheiden würde.
    • Dorian

      Es hatte etwas gedauert bis Dorian wieder etwas von Alexander zu sehen bekam. In der Zwischenzeit trank er einen Schluck Champagner im großen Ballsaal und beobachtete die vielen verkleideten Menschen wie si tanzen. Ein bunter Reigen aus Farben schwang sich taktvoll durch den riesigen Saal, ehe Dorian ein Drücken in der Seite spüre. "Mon Signore!", hörte eine herzliche Stimme hinter sich. Dorian drehte sich um und sah eine schmuckvolle dunkelrote Löwenmaske. "Il leone veneziano?", lachte Dorian und schüttelte dem schlanken Mann die Hand. "Giovanni, mi fa piacere vederti.", fuhr Doriann fort, der fließend mehrere Sprachen darunter auch italienisch beherrschte. "Es freut mich erst recht dich hier zu sehen! Ich dachte du würdest meiner Einladung nicht folgen.", sagte Giovanni ernst und beugte sich etwas zu Dorian vor und lotste ihn dabei etwas von der belebten Theke weg hin zu einer ruhigeren Ecke des Ballsaals.
      "Es war schon einmal ruhiger bei mir, Giovanni. Das stimmt. Aber etwas Abwechslung und ein bisschen Gesellschaft können nicht schaden.", erklärt der Vampir zufrieden. Giovanni nickte und sah sich kurz um. "Es war auch nicht ganz ungefährlich, wie du weißt. Wir können uns zwar mit diesen Masken tarnen und erkennen die anderen des Clans, doch es gab auch Hinweise auf eine Verschwörung des Ordens. Sie machen Jagd auf die Vampire. Es scheint wieder loszugehen. Wie damals" Dorian unterbrach Giovanni. "Giovanni, bitte nicht hier. Man könnte uns hören. Wir sind nicht in Italien, sondern Großbritannien." Giovanni sah sich sorgend um, ehe Dorian wieder das Wort ergriff. "Du solltest wissen, dass Briten pragmatisch sind. Deswegen gab es hier noch nie eine Revolution und noch immer eine Königin. Wir werden einen Konsens finden, aber nicht hier und jetzt. Du solltest genießen. Die Veranstaltung bildet doch den Auftakt dieser Verhandlungen." Giovanni nippte von seinem Rotweinglas und sah dann durch die Löwenmaske wieder zu Dorian. "Du hast Recht. Ich bin einfach nervös. Wie du weißt, war mein letzter Aufenthalt auf einem gesellschaftlichen Abend nicht gerade von Erfolg geprägt." Dorian brummte und warf die Stirn unter der dunklen Adlermaske in Falten. "Ich weiß; las es im Daily Telegraph. Ein Angriff auf euren - wie nennt man das - Männerabend?"
      "Es war ein Abend des Gesellschaftsclub! Ich bitte dich. Wir sind doch keine alten, Zigarre rauchenden Männer.", empörte sich Giovanni gespielt.
      "Nein, ihr seid mittelalte, Zigarre rauchende Männer, die Poker spielen und Scotch trinken", lachte der Vampir amüsiert.
      "Was weißt du schon? Komm erstmal in meine Position, Dorian. Als Botschafter muss man den Kontakt zu den anderen Nationen pflegen."
      "Das tue ich auch, jedoch in meinem Bett", grinste Dorian unter der Maske.
      Giovanni prustete und sah zu dem Hübschling. "Komm mir nicht mit Frauengeschichten!", er rollte die Augen. Dorian lachte nochmals amüsiert und nahm einen Schluck aus seinem Champagnerglas.

      Ehe die beiden ein neues Thema anschneiden konnten, stand ein alter Bekannt vor Dorian. Es war Alexander, der den Mann anschaute. Er war nicht nur zufällig hier, sondern hatte nach Dorian gesucht. Scheinbar hat er sich mein Angebot überlegt, grinste Dorian zufrieden und entschuldigte sich von Giovanni de Baggio, um auf Alexander einige Schritte zuzugehen. Alexander forderte ihn auf, ihm zu folgen und so tat der Vampir. Als die beiden auf einem der großen Balkon des White Hall Anwesens ankamen, sprach der braunhaarige Junge erneut zu ihm. Es brach förmlich aus ihm heraus und Dorian nickte erst einmal kurz, ehe der Braunhaarige wieder verstummte. Dorian überlegte laut und griff sich dann an den Kopf und setzte die Maske ab. "Wie unhöflich von mir, Alexander. Ich hätte mich gerne schon früher vorgestellt, doch die Umstände ... unseres Treffens waren ja etwas besonders", lächelte Dorian charmant, "Mein Name ist Sir Dorian Lucian Valerian." Dorian ließ eine kurze Pause und schürzte seine Lippen. "Wenn du für mich arbeiten solltest, erwarte ich zum einen deine Mitarbeit in meinem Unternehmen, der British Commercial Bank", Dorian kam etwas näher auf Alexander zu, "und zum anderen, dass ich mich jederzeit an dir bedienen kann." Dorian schaute mit einem schelmischen Blick auf den Jungen. "Du musst deswegen aber nicht besorgt sein. Ich finanziere dich gerne mit dem Dreifachen. Du wirst ein Zimmer in meinem Anwesen kriegen und ich lasse dich einkleiden und bei mir essen. Ich möchte ja nicht, dass du zu schwach wirst um für mich zu arbeiten" Dorian grinste nun mit einem noch schelmischeren Blick. "Sei aber unbesorgt, ich kenne meine Grenze." Der Vampir konnte nicht widerstehen und fuhr dem Jungen durch die lockigen, braunen Haare. Wie schön fast wie Seide, dachte er sich beim Durchstreifen und ließ dann von dem jungen Mann ab.
      "Von Lady Walkott darfst du dich natürlich in Ruhe verabschieden. Wenn ich dir dabei helfen soll, kann ich das tun", zuckte Dorian mit den Schultern, "du solltest wissen, ich kann sehr überzeugend sein" Er grinste diabolisch auf den Menschen. Dorian würde sich nicht bei Alexander einschleimen, um seine Gunst zu erhalten. Er wusste, dass er von dem Jungen einiges abverlangen müsste, daher brachte es nichts jetzt die Sache schöner darzustellen als sie war. Alexander sollte Dorians Sekretär und gleichzeitig sein privates Gefäß werden. Ein Gedanke, den Dorian davor nie hatte. Er hatte bisher nur einmal ein Gefäß gehabt ... ansonsten zog er es vor Frauen auf solchen Abenden zu verführen und sie dann fallen zu lassen. Alexander hingegen hatte das Interesse des Vampirs geweckt.
    • Alexander

      Der Fremde stellte sich endlich vor, er nahm die Maske ab und gab so den Blick auf sein Gesicht frei.
      Sein Name sagte Alexander nichts und eigentlich sollte er verwundert sein, doch wenn man so lange lebte, war es vermutlich ein leichtes einen solchen Titel zu erhalten. Dennoch spürte Alexander die erdrückenden Demut die mit diesem Namen einher ging, er war nicht irgendein Adeliger, er war vermutlich sein sehr hohes Tier, es war also wirklich eine sehr gute Chance.
      Nun stellte er seine Forderungen, Alexander sollte wirklich in seiner Bank arbeiten? Bankiers waren hoch angesehen, sie verdienten gut und waren unwahrscheinlich hochnäsig, er selbst hatte zwar nie für einen gearbeitet, hatte allerdings hier und da Geschichten gehört sie würden sich darauf etwas einbilden, dass sie das Geld eines jeden verwalteten. Solche Menschen kamen äußerst selten aus der Unterschicht, vermutlich aus gutem Grund aber es war auch selten, dass es jemanden wie Alexander gab, der trotz seines Standes äußerst gebildet war.
      Bei der zweiten Forderung bekam der Junge eine Gänsehaut, stimmt, da war ja was.
      Er hatte es beinah vergessen oder eher verdrängt. Der Mann, der sich Sir Dorian Lucian Valerian nannte beteuerte noch einmal, dass sich Alexander keine Sorgen machen müsse, war bereit ihm das zu zahlen was er verlangte und sich scheinbar genau so um ihn zu kümmern wie es Lady Walkott tat.
      War dieses Blut für einen Vampir wirklich so wertvoll?
      Ohne es richtig bemerkt zu haben, hatte der Vampir einen großen Schritt auf Alexander zu getan, er hob jetzt sogar die Hand und fuhr damit durch dessen leicht lockiges Haar. Ein Schauer lief über den Rücken des Kleineren, dieser versuchte das Gefühl zu ignorieren, er musste sich an solch eine Art der Berührungen vermutlich gewöhnen und wollte ihr somit nicht zu viel Bedeutung schenken.
      „Ich danke euch für eure Hilfe aber das schaffe ich, denke ich alleine. Ich werde direkt morgen früh mit ihr reden, gegen Vormittag könnt ihr mich dann gerne abholen, dann sollte ich alles geregelt haben“ obwohl der Vampir von ihm abgelassen hatte, nahm Alexander einen Schritt Abstand in Richtung der Flügeltüren „und ich bin mit euren Forderungen einverstanden. Wir können morgen gerne alles weitere klären. Ich wünsche euch bis dahin noch einen angenehmen Abend und viel Spaß auf dieser Festlichkeit, Sir Valerian“ damit verbeugte er sich und verließ den Balkon wieder.
      Er schritt zu seiner Herrin und blieb dort still stehen bis Sie schließlich bereit war zu gehen.
      Die Heimfahrt war ruhig, die Dame nickte immer wieder ein und schlief beinah die gesamte Fahrt über, in Alexanders Kopf kreisten die Gedanken.
      Er hatte sich nun einem Vampir verschrieben, er hatte eingewilligt für ihn zu arbeiten und sein eigenes Blut jederzeit bereit zu stellen, ob es ein Fehler war? Diese Frage stellte sich der Lockenkopf immer wieder und würde es möglich sein, würde sein Kopf jetzt rauchen.

      Als Alexander seine Herrin ins Bett geschafft hatte, war auch er müde ins Bett gefallen, er schlief diese Nacht fest, träumte vieles und nichts was einen Zusammenhang hatte.
      Als der Morgen anbrach, fühlte er sich als habe er genau so viel getrunken wie Lady Walkott, sein Körper schmerzte ein wenig, er fühlte sich Matt und hätte liebend gerne noch eine Weile weiter schlafen können doch er musste bereit sein, seine Herrin zu wecken und ihr von seiner frohen Botschaft zu erzählen.
      Er bereitete das Frühstück und trank selbst einen Tee bevor er in ihr Schlafgemach trat, Sie schien noch zu schlafen, jedoch wollte Sie niemals zu lange schlafen also öffnete Alexander die Vorhänge und richtete das Frühstück auf dem Tisch vor dem bodentiefen Fenster an. Langsam setzte sich seine Herrin auf „guten Morgen, my Lady, das Frühstück ist bereit“ Sie nickte, rieb sich die Augen und schlurfte zum Tisch, Alexander schon den Stuhl heran, damit Sie sich setzen konnte und wartete dann wortlos etwas, bis Sie anfing zu essen.
      „My Lady, ich möchte euch etwas sagen“ ohne von ihrem Teller aufzusehen sagte Sie genervt „sag schon“ einen Moment ordnete Alexander seine Gedanken bevor er zu sprechen begann „ich werde bei euch aufhören, ich werde für jemand anderen arbeiten“ ihre Bewegung stoppte, nun sah Sie doch auf „für wen?“ „für Sir Dorian Lucian Valerian, Madam“ Sie wirkte keines Wegs begeistert „hattest du es schlecht hier?“ „Nein, aber…“ „wieso dann hintergehst du mich?!“ Sie erhob ihre Stimme, stand schwungvoll von ihrem Stuhl auf, sodass dieser zurück fiel „ich habe dir gutes Geld bezahlt, dich wie meinen Sohn behandelt, was verlangst du noch?!“ „my Lady, ich…“ ohne es zu realisieren hatte sich Lady Walkott die Teekanne genommen. Sie warf sie in Richtung des Jungen. Das fragile Porzellan zerbarst an dem Unterarm des Jungen als dieser ihn schützend hob. Eine Scherbe schnitt ein Stück seiner Kleidung auf, der Tee übergoss ihn zur Gänze und schließlich fiel alles laut auf den Marmorboden „verschwinde! Komm nie wieder!“ damit sah Lady Walkott stur aus dem Fenster, dennoch verbeugte sich Alexander noch ein letztes Mal „auf Wiedersehen my Lady, gehabt euch wohl!“ er ging zur Tür und öffnete diese um das Zimmer zu verlassen, natürlich kamen ihm sofort Bedienstete entgegen, die den Lärm gehört hatten, er jedoch sah auf die Standuhr in der Haupthalle und ging dann nach draußen.
      Zumindest musste er nicht mehr all zu lange warten bis er abgeholt wurde, er besaß nichts was er hätte zusammen packen müssen also konnte er das Anwesen direkt verlassen und wartete vor den Toren auf irgendetwas oder irgendjemanden der ihn abholen würde.
    • Dorian

      Er hatte also eingewilligt, dachte sich der Vampir zufrieden und nickte dem Jungen zu als dieser durch die Flügeltüren des Balkons schritt. Der Vampir grinste schelmisch über den eigenwilligen Menschen. "Ganz schön zielgerichtet ... für einen Menschen", sinnierte er leise, ehe auch Dorian durch die Türe schritt und wieder ins Anwesen ging. Er schritt den langen, dunklen Holzflur hinab und begnete dabei einer Bediensteten von Giovanni de Baggio. "Entschuldigen Sie, aber ich brauche die Adresse von Lady Walskott aus dem Adressbuch. Wir sind für morgen verabredet.", erklärte Dorian der hastig nickenden Dame, ehe diese verschwand. Dorian ging den Flur weiter hinunter und ehe er den Ballsaal betrat, erhielt er einen kleinen Zettel mit der Anschrift der Dame. "Wie passend", sagte er leise nachdem er ihn gelesen hatte. Das Anwesen lag direkt auf seiner morgigen Route. Zufrieden packte er den Zettel in die obere Tasche seines Fracks. Vor den großen Flügeltüren zum Ballsaal blieb er stehen. Sie waren verschlossen, er hatte die Maske noch nicht aufgesetzt, doch nach diesem schönen Abend war Dorian der Gesellschaft überdrüssig und er entschied nach Hause zu fahren.
      Als er auf der Stelle Kehrt machte erkannte er ein bekanntes Gesicht. "Dorian? Sie verlassen uns schon?", hickste Lord Prasley, der gerade aus der Gartenanlage kam. Sein Hemd war etwas aufgeknöpft und der Anzug saß auch nicht mehr ganz richtig. "Ich ... ich ... ich bin ... mit der Dame ...", stotterte der dickliche Mann, dessen Wangen nun feuerrot leuchteten vom vielen Sekt. Dorian grinste in sich. "Prasley, Sie haben sich selbst übertroffen. Kommen Sie, wir gehen. Ich denke ihre Frau vermisst sie schon zuhause." Prasley gab ein genervtes Seufzen von sich wie ein Kind, dem man sein liebstes Spielzeug abnahm. Doch er folgte - wenn auch mit einem widerwilligen Gesichtsausdruck - Dorian zum Ausgang. "Ihre Kutsche", sagte der Diener und wies Prasley die Kutsche, mit der er auch herfuhr. Sie war in einem schwachen schwarz und auf den Eingangstüren prangerte das königliche Emblem der Polizei London. Dorian half Prasley in die Kutsche, da dieser beim Versuch über die Trittleiter diese zu besteigen beinahe nach hinten umfiel. Mit einem bedrückten Winken aus der Kutsche verabschiedete sich der Polizeipräsident und Dorian wartete auf seine Kutsche.

      Alsdann diese vorgefahren war, stieg er ein und lehnte sich mit einem Seufzen zurück. Nun fing die Arbeit erst richtig an, dachte sich Dorian und starrte durch das Fenster der Kutsche auf den weißen Mond. Neben ihm lag ein Stapel Papiere. "Mein Sir, ich habe euch die Börsenberichte aus New York, Berlin und Tokyo besorgt." Dorian nickte zufrieden und nahm die Papiere und las dann den Aktienschluss in Berlin, ehe er zu den Öffnungsberichten der Tokyoter und der New Yorker Börse kam. Dorian verbrachte die meiste seiner Zeit mit dem Lesen von Börsenberichten, Zeitungen und Geschäftsabschlüssen. Als er nichts Besonderes in den Börsenberichten fand, nahm er die Zeitung, die ihm sein Kutschenführer bereits wissend gekauft hatte. Er sah auf die Titelseite der Times. "Säbelrasseln am Rhein: Deutsches Kaiserreich baut Schienennetze und Forts in Richtung Frankreich aus. Französische Regierung alarmiert. Paris bestellt deutschen Botschafter ein." Dorian seufzte. "Diese Deutschen bringen uns noch ins Grab", raunte er und überflog den Artikel zum aktuellen Verhältnis zwischen Paris und Berlin.
      Nach vielen Sätzen und den etwaigen Spekulationen des Journalisten über einen neuen Krieg in Europa, legte Dorian den Artikel zur Seite. "Nichts Neues. Es gab erst Krieg, so dumm sind selbst die Deutschen nicht. Sie haben zum Glück Bismarck, wenigstens einer in der Regierung mit Verstand", schüttelte er den Kopf, eher die nächste Zeitung las, um sich die Reisezeit bis zu seinem Anwesen zu verkürzen. Als alle Zeitungen überflogen waren, hatte die schwarze große Kutsche ihr Ziel erreicht. Dorian verließ den mächtigen Wagen und schritt ins Haus. Dort angekommen verfasste er einen Bericht über den heutigen Abend und verschickte diesen zugleich mit einem dunklen Raben. "Der Clan will über alles Bescheid wissen, was auf der Veranstaltung vor sich ging", sprach Dorian leise zu sich. Seine Begegnung mit einem Edelblut erwähnte er natürlich nicht. Trotz seines hohen Ansehens und Mitgliedschaft als Ratsherr des Clans hatte auch er Feinde und er wollte diesen keinen Grund bieten ihn anzugreifen. Abgesehen davon war Alexander ein viel zu wichtiges Mittel für Dorians zukünftigen Pläne.

      Den restlichen Abend verbrachte er damit Anweisungen für die British Commercial Bank zu schreiben und den Plan für die Akquisition einer konkurrierenden Bank in London nochmals durchzugehen. Gegen 4 Uhr als sich die Sonne am Horizont abzeichnete, wurde Dorian von einem seiner Diener unterbrochen. "Sir? Die Zeit ist reif", sagte dieser kryptisch. Dorian nickte, schloss seine Unterlagen am Schreibtisch ein und ging dann in seine Gemächer im Keller, wo er einen luxuriösen Sarg mit roter Samtverkleidung im Inneren bestieg. Er musste fit sein für den nächsten Tag. Dorian schlief bis ihn seine Diener zur geplanten Zeit weckten. Meistens um die Mittagszeit rum und so auch heute. Dorian hatte seinen Diener vor dem Schlafen angewiesen die Kutsche fertig zu machen, sodass er zeitnah nach dem Aufstehen los fahren konnte.
      Nach seinem Schlaf zog er sich einen neuen teuren Anzug an, machte sie fertig und setzte seine Sonnenbrille auf. Eine Erfindung, die durchaus Trend in London war. Einen Trend, den die Vampire gesetzt hatten. Ihre Augen sind tagsüber, wenn es hell ist, sehr lichtempfindlich. Die Londoner stehen total auf diese Sonnenbrillen, da sie Hautfarbe um die Augen bzw. das Gesicht vermeiden. Und weiße Haut galt beim Adel als auch der Industrieelite als Schönheitsideal.
      Die Vampire hatten weniger von Schönheitsidealen, da sie ewig jung blieben. Vielmehr plagte Sie das aktuelle Wetter. Sie konnten sich tagsüber draußen bewegen, jedoch waren sie deutlich schwächer im Freien. In der Sonne hielten sie es ein paar Stunden aus, aber ohne Schutz verbrennen sie nach einer Weile.

      Dorian fuhr mit seiner Kutsche zum Anwesen von Lady Walkott. Dort angekommen sah er aus dem Kutschenfenster und erblickte am Boden Alexander, durchnässt und mit einem Schlitzer an seiner Kleidung. "Ich wollte fragen, wie es lief. Aber ich glaube ich kann es mir sparen. Komm steig ein", erklärte der Vampir mit einer amüsierten Miene, ehe er die Tür der Kutsche öffnete und Alexander einsteigen ließ. Dorian ließ die Sonnenbrille auf seiner Nase etwas herunterrutschen und sah über den Rand der Brille Alexander musternd an. "Sie muss ja außer sich gewesen sein. Was für ein Jammer, dass ich es nicht miterlebt habe.", meinte der Vampir amüsiert und gab dem Kutscher ein Zeichen zur Weiterfahrt. "Bist du dir sicher, dass sie nicht doch ein Vampir war? Ich kann es ihr nicht verübeln, dass sie wütend wird, wenn jemand wie du sie verlässt", grinste der Vampir und reichte Alexander ein Tuch. "Damit kannst du dich etwas abwischen bis wir da sind", erklärte er und warf einen Blick hinaus aus der Kutsche. Sie fuhren an einem großen Park entlang. "Ihr habt hier ganz schön gewohnt. Auch wenn das eher eine Gegend ist, in die Leute ziehen, de nichts mehr mit Politik und Wirtschaft zu tun haben wollen." Dorians Blick wanderte wieder zu seinem neuen Sekretär. "Ab morgen geht deine Arbeit los. Wir werden dir gleich einmal die Möglichkeit geben dich von Grundauf zu waschen und dich frisieren zu lassen. Anschließend kriegst du ein paar Anzüge für die Arbeit und deine freie Zeit." Dorian würde dem durchnässten Jungen einen Tag Pause einräumen, ehe er ihn Stück für Stück an seine Aufgaben heranführte. "Ich bin froh, dass du zugesagt hast, mein Sekretär zu werden. Es ist manchmal einsam ... so zu sein wie ich", erklärte Dorian und sah dann sehnsüchtig aus der Kutsche auf das funkelnde Wasser der Themse an der sie gerade vorbei fuhren.
    • Alexander

      Ein wenig tat ihm Lady Walkott leid, Sie hatte sich wirklich gut um ihn gekümmert, ihn bevorzugt behandelt und manchmal, ja nur manchmal sich hatte Alexander etwas besser gefühlt, wie etwas besonderes für Sie, nach heute allerdings hatte er gemerkt, dass er doch nur ein Sammelobjekt für Sie gewesen war. Sie hatte es mehrmals beiläufig erwähnt aber Alexander hatte es einfach so abgetan. Scheinbar war aber genau dies der einzige Grund wieso er überhaupt bei ihr war. Eigentlich dürfte ihn das nicht beeinträchtigen, ihm müsste es egal sein, denn genau in der selben Situation war er jetzt auch, er arbeitete für einen Vampir und das in erster Linie nur, weil er Blut zu hatte , dass dem Vampir gut zu schmecken schien.
      Alexander seufzte und ließ sich auf den Boden vor den Toren sinken.
      An seinen Haarspitzen tropfte der Earl grey, sein linker Unterarm brannte ein bisschen und färbte das weiße Hemd rot an der Stelle. Er war froh, wenn er aus dieser Kleidung raus wäre, wobei sie immer noch von mehr Wert war als die Kleidung die er früher einmal getragen hatte.

      Endlich fuhr eine anmutige Kutsche vor und Alexander wusste bereits ohne zu sehen wer darin saß, wer gerade vor ihm angehalten hatte. Die amüsierten Worte seines neuen Herrn ließen den jungen Mann erneut, leise seufzten „Nein, es lief wahrlich nicht gut. Eines ihrer…gesammelten Stücke hat soeben gekündigt“ kleinlaut stieg der Lockenkopf in die kuschte und setzte sich dem Vampir gegenüber.
      Es lief nicht gut, war noch untertrieben…
      Dieser Mann schien ganz schön gehässig zu sein, er wollte es miterleben wie eine Frau wie Sie völlig außer sich war, wie Sie mit beinah unbezahlbarem Porzellangeschirr um sich warf und keine Rücksicht nahm. Er selbst hätte dieses Ereignis gerne übersprungen aber jetzt war es nun einmal so wie es war „wenn ich eher von der Existenz der Vampire erfahren hätte, wäre ich mir sicherlich nicht ganz einig darüber, ob diese Dame nicht doch ein Vampir ist“ wieder diese Worte der Besonderheit.
      Alexander nahm das Tuch und trocknete sich so gut es ging damit „erklärt mir nochmal wieso ich so besonders zu sein scheine, ich verstehe das ehrlich gesagt nicht“.
      Als die Haare soweit trocken waren, tupfte Alexander vorsichtig die Wunde ab, es war kein Splitter darin, das war gut.
      „Es war schön, ja, sehr ruhig. Lady Walkott hatte schon immer ihren eigenen Kopf und wollte nie etwas mit derlei Dingen zu tun, haben also hatte Sie es hierher verschlagen, es wird mir hier fehlen“ ein wenig tag träumend sah der Junge aus dem Fenster, es war schön hier, gepflegt, die Luft war immer frisch.
      Nun aber lenkte ihn Dorian ab, er erklärte die weiteren Pläne und Alexander war beinah überwältig. Für die Adeligen war es etwas völlig normales, wie etwa sich zu waschen, jeden Tag frische Kleidung zu haben oder sich extra frisieren zu lassen, für ihn selbst war es etwas besonderes, selbst bei Lady Walkott. Natürlich hatte er die Möglichkeit sich zu säubern, das tat er auch jeden Tag gründlich, jedoch wurde ihm das frisieren von seinem Gehalt abgezogen und er besaß stets nur eine Garderobe bis sie unbrauchbar war. Vielleicht war es doch kein so großer Fehler.
      Gerade wollte sich der braunhaarige bedanken als er den Blick des Vampirs vernahm, seine Worte hörte. Es schwang eine starke Einsamkeit mit, es waren nicht nur seine Worte selbst. Alexander spürte diese Einsamkeit beinah selbst. Es tat ihm leid, wenn er darüber nachdachte musste es wirklich ein einsames Leben sein. Ein Leben das so lang war, das man ganz sicher ein oder zwei Generationen überlebt hatte. Ein Leben was nie eine richtige Liebe zu lies, niemals echte Freunde, ein Leben im Schatten dieser Welt.
      So etwas wie Sympathie entflammte ein wenig in Alexander, dieser Mann war definitiv kein Monster, zumindest schien es bis jetzt so.
      Einen Moment dachte der Junge nach und öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch dann ließ er es. Was er dabei dachte war Nebensache. Er fühlte sich auch oft einsam, alleine, ohne jemanden dem er vertrauen konnte aber er würde es nicht diesem Mann erzählen den er gerade eben erst ein kleines bisschen kennen gelernt hatte, ob er ihm vertrauen konnte würde die Zukunft zeigen.
    • Dorian

      Er sah den bedrückt dreinschauenden Menschen an. Erst wollte er ihm etwas sagen, doch er wusste nicht, ob er es damit besser oder schlecht machen würde und entschied sich so zu schweigen. Alexander erzählte noch etwas von seiner alten Herrin und Dorian nickte stumm zu seinen Ausführungen, ehe ihn die Frage des Lockenschopfs überrascht aufhorchen ließ. "Warum du so besonders bist?", fragte er grinsend nach und fixierte den Jungen mit seinen grau-grünen Augen. "Nun, dein Blut scheint ein äußerst seltenes zu sein. Wir, Vampire, sprechen da von einem Edelblut. Es ist leckerer und sättigender als 'normales' Blut von gewöhnlichen Menschen. Dazu verleiht es demjenigen, der es trinkt für eine gewisse Zeit einen Stärkeschub. Daher ist es so begehrt. Im Laufe der Zeit haben die viele Vampirclans Jagd auf Edelblüter gemacht oder sie versucht wie ein Vieh zu züchten, doch all diese Versuche endete in viel Blutvergießen. Heute gibt es kaum noch Edelblut als Resultat dieser Jagd." Dorian sah einen fragenden Gesichtsausdruck in Alexanders feinem Gesicht. "Was ein Vampirclan ist, wirst du demnächst sehen. Dann werde ich dir auch noch einige Regeln beibringen müssen. Vampire haben ihre eigenen Konventionen und Vorschriften und ich möchte nicht, dass du durch einen Fehler jemanden zur Beute fällst.", erklärte Dorian kühl und sah dabei die ganze Zeit seinen Schützling ernst an.

      Die restliche Fahrzeit über herrschte Stille in der Kutsche. Jedoch keine peinliche. Beide schienen in ihren Gedanken und wollten den anderen nicht mit etwas behelligen, um diesen Moment der Ruhe zu stören. Erst als die Kutsche zum Stehen kam, sah Dorian aus dem Fenster, nickte und richtete sich auf. "Wir sind da, Alexander", erklärte er und verließ mit dem Menschen die Kutsche. Die beiden standen vor einem schönem, alten Londoner Stadthaus mit einer großen Schaufensterauslage auf dem Erdboden. Über dem Schaufenster zierte die Aufschrift "Mr. Boyle's Fine Apparel" den schönen Laden. Dorian trat vor, ehe die beiden in den Laden traten. "Oh, Sir Valerian, wie schön sie hier in der Ecke Londons zu sehen", lächelte ein Mann mit leichtem Bauch, rundem Gesicht und einem schön gezwirbelten Bart hinter seiner Theke hervor. "Freut mich, Mr. Boyle. Haben Sie eventuell Zeit für einen Spontantermin?", fragte der Vampir und deutete auf den Menschen. Gleichzeitig setzte Dorian seine Sonnenbrille ab.
      "Oh aber natürlich, Sir. Für meine Stammkunden ist immer Zeit. Was soll gemacht werden?", fragte der dickliche Mann hastig und sprang hinter der Theke hervor. Nun sah man, dass er eine lange Schürze umhatte, in der Scheren, Kämme und 2 kleine Phiolen Parfüm waren. "Nun", sagte der Vampir und richtete seinen Blick auf den neben ihn stehenden Alexander. "Eine Bademöglichkeit wäre für den Anfang gut." Mr. Boyle nickte, ehe er verschwand. "Er wird dir eine Wanne einlassen, anschließend wird er dich frisieren. Ich schaue hier in der Zwischenzeit nach ein paar Kleidungsstücken für dich. Die Auswahl sollte ausreichen." Dorian deute in eine weite Ecke an der dutzende Anzüge an Stangen aufgehangen waren.

      Kurz darauf rief Mr. Boyle Alexander und zeigte ihm das Bad. Man ließ ihn alleine und Mr. Boyle kehrte wieder zur Ladentheke zurück. Dorian hatte bereits ein paar Anzüge auf die Theke gelegt. "Oh Sir, die sind schön aber ihre Größe ..." Dorian runzelte die Stirn: "Natürlich sind die nicht für mich. Sie sind für den jungen Herren." Mr. Boyle nickte und sah nochmals in Richtung der Tür zum Bad. Dorian spürte den fragenden Blick des Ladeninhabers. "Er wird mein neuer Sekretär. Er hatte ein paar ... Unannehmlichkeiten mit seiner vorherigen Arbeitgeberin." Mr. Boyle kassierte Dorian dabei ab und seufzte dann leise. "Ja viele meine Kunden klagen über einen Mangel an geeignetem Personal. Sie wird wohl einfach sehr erbost darüber gewesen sein, dass sie eine so gute Stütze verlässt." Dorian nickte und sah auf einmal zur Tür als Alexander aus dieser wieder hervortrat. Er war frische gewaschen und hatte einen langen Seiden-Bademantel um. Mr. Boyle schritt auf ihn zu. "Ah sie sind soweit. Perfekt. Setzen sie sich doch auf diesen Stuhl und ich kümmere mich um den letzten Rest", erklärte der Herr und wartete bis Alexander vor ihm auf dem Friseurstuhl saß.
      Dorian sah sich die Anzüge an und wählte den aus, den er am schönsten fand. Es war ein dunkelblauer Anzug mit einem cremefarbenen Hemd und einer dunkelroten Fliege. Sein Blick fiel zu Alexander, dessen Haare gerade mit etwas Pomade seidig gemacht wurden und nun von Mr. Boyle in mühevoller Handarbeit getrocknet wurden. Einige Minuten später stand Alexander frisch gemacht vor seinem neuen Herren. "Gar nicht so schlecht", murmelte Dorian während er Alexander von unten nach oben musterte. Er schüttelte den Kopf und gab ihm den Anzug. "Probier' den. Er sollte dir passen", erklärte der Vampir und wartete bis Alexander den Anzug hinter einer Umkleidekabine anprobiert hatte. Zufrieden nickte Dorian. "Sitzt wie angegossen wie ich sehe."
      Dorian drückte Mr. Boyle noch etwas Trinkgeld in die Hand, ehe er zu Alexander sah. "Bist du soweit?", fragte er den Menschen, der noch immer etwas ungläubig zum Vampir sah. Umso länger Dorian den Menschen ansah, desto zufriedener war er mit seiner Auswahl. Nicht des Anzugs wegen sondern des Menschens. Würde Alexander sich als so fähig beweisen, wie er es ihm gestern verkauft hatte, könnte er für Dorian tatsächlich eine große Hilfe sein.
    • Alexander

      Dorian begann zu erklären, was den jüngeren so besonders machte. Es hörte sich grausam an, dann war es scheinbar Glück, dass sein neuer Herr soviel anders war. Während der Erzählung hörte Alexander genau zu, er bekam eine leichte Gänsehaut, bei dem Gedanken daran, wie die Vampire scheinbar einst waren doch er verstand nun was ein Edelblut war. Ob er allerdings auf einen Vampirclan treffen wollte, wusste er noch nicht. Ein Vampir war ja schon beinah zu viel und schwer zu glauben, ein ganzer Clan davon…das wäre vielleicht zu viel für Alexander. Es schien aber auch äußert gefährlich an einen solchen zu geraten „ich bitte darum, ich bin bereits damit bedient mein Blut einem Vampir zu geben!“ nun verstummten beide und sahen aus dem Fenster. Die Stille in diesem Augenblick war Balsam für die Seele, es lies zu, die Gedanke zu ordnen und zu sortieren.

      Eine ganze Weile waren sie zusammen unterwegs, dann aber hielt der Wagen an. Sie hatten scheinbar ihr Ziel erreicht. Der kleinere sah die Aufschrift des Ladens an, war es eine Schneiderei? Er kannte eine solche Art Laden nicht, er war noch niemals in einem solchen gewesen. Auch als die beiden ihn betraten, erklärte sich dem Lockenkopf nicht, was genau dieser Laden war, es war faszinierend. Sofort war Alexander neugierig und sah sich fast beiläufig im Laden um, nahm etwas vorsichtig in die Hand, betrachtete es und legte es zurück. Sein neuer Herr sprach ihn an, dieser sah fragend drein und begann zu verstehen, er sollte her gerichtet werden, natürlich.
      Der Mann kam wieder und deutete auf einen Raum, sofort betrat ihn Alexander und betrachtete das feine Bad. Es wirkte so edel, dass Alexander beinah scheute etwas zu berühren, doch er sollte baden. Er wartete bis die Tür geschlossen war, bevor er sich gänzlich entkleidete und in das angenehm warme Wasser stieg. Ein Schauer lief über seine Haut und ließ ihn seufzten, wie entspannend. So etwas Gutes hatte er noch nie empfunden. Bei Lady Walkott durfte er sich in einem Bad extra für die Bediensteten waschen, dort war es die Regel das die Dienstältesten als erstes das Bad nutzten durften, somit war Alexander der Letzte und meistens war kein heißes Wasser mehr da. Somit musste er meist kaltes Wasser nutzen, da fiel das Waschen relativ knapp aus.
      Er erlaubte sich, es einen Moment zu genießen, er lehnte sich vorsichtig zurück, legte den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und atmete die sanften Düfte des Badezusatzes ein. Leise tropfte der Wasserhahn, draußen hörte man Stimmen, ansonsten war es völlig still.
      Ein paar Minuten genoss Alexander die Atmosphäre, doch dann erinnerte er sich wieder daran, dass er sich beeilen musste also stieg er nass aus der Wanne und sah sich um, ein großes Handtuch, aha, dort, schnell war es um die Hüfte gebunden.
      Schließlich lies der junge Mann das Wasser aus der Wanne und verließ den Raum. Der kleine Mann wartete schon auf ihn und wollte, dass sich Alexander auf einen Stuhl setzte. Kaum saß dieser, wuselte der Mann um ihn herum und das Haar fiel in vielen Strähnen auf den Boden.
      Als er fertig war, durfte der Lockenkopf sich selbst im Spiegel betrachten und sah etwas ungläubig sein Spiegelbild an. Es sah wirklich gut aus, kaum zu glauben, dass das sein Haar war.
      Sehr lange konnte Alexander das Werk jedoch nicht betrachten, er wurde von Dorian aufgefordert etwas anzuziehen also tat er es sogleich.
      Er verschwand mit einer kompletten Garnitur aus Kleidung hinter einem Paravent und zog diese an. An dem dortigen Spiegel richtete er sie und nicht zu letzt noch die Fliege bevor er wieder hervor trat.
      Gerade in diesem Moment fühlte er sich wie ein anderer Mensch, der Stoff fühlte sich seidig auf der Haut an, schmeichelte seiner Statur und wirkte überaus edel.
      Diese Kleidung musste unvorstellbar teuer sein, dafür würde er lange arbeiten müssen um sie jemals bezahlen zu können.

      Als Alexander von dem Besitzer eine Schachtel bekam, in der scheinbar noch mehr war sah dieser den Vampir überrascht an, jetzt fiel es ihm ein, er wollte nicht nur einen Anzug kaufen.
      Ohne ein Wort und etwas unwohl lief der kleinere hinter Dorian her, erst als sie den Laden verlassen hatten erhob der Lockenkopf seine Stimme „ich danke euch, für das alles, ich werde mein Bestes geben um euch von großem Nutzen zu sein!“.
      Es fühlte sich beinah so an, als wäre er dem Vampir etwas schuldig, es war sicherlich auch so. Er war definitiv überzeugt, sich anzustrengen.
    • Dorian

      "Das will ich doch schwer hoffen, Alexander", grinste Dorian und stieg mit seinem Schützling in die Kutsche. Er sah einen Zettel auf seinem Platz, hob ihn auf und las ihn. "Hmmmh", murmelte Dorian vor sich hin, ehe er den Zettel einsteckte. "Wir haben eine Planänderung", erklärte Dorian dem Menschen und klopfte gegen die Kutsche. Daraufhin fuhr diese los. "Ja, du hast richtig gehört ... wir.", verdeutlichte Dorian seine Worte. "Du sagtest mir, dass du einige Fähigkeiten besitzt, die andere Bedienstete nicht haben. Was genau?", erkundigte sich der Vampir bei seinem neuen Sekretär. "wir werden uns gleich in der Nähe der Börse mit einem guten Bekannten von mir treffen. Sagt dir zufällig der Name Alferd Charles Rothschild etwas?" Alexanders fragendes Gesicht deutete er als ein 'Nein', sodass der Vampir fortfuhr. "Er gehört einer der mächtigsten Bankerfamilien Europas an, den Rothschilds aus Frankfurt. Sie haben ein Bankennetz in ganz Europa: London, Frankfurt, Paris, Neapel, Wien. Und wie es der Zufall so will, habe ich Alfred vor 10 Jahren in der Royal Opera kennengelernt. Seit dem arbeiten seine Bank und die British Commercial Bank zusammen. Das solltest du dir schonmal merken, wenn einer seiner Assistenten auf dich zukommt, weil Alfred C. Rothschild einen Termin möchte, gibst du ihm bitte so schnell wie möglich einen Termin bei mir." Dorian musste sich ab sofort auf Alexander verlassen. Sein ursprünglicher Plan, dem Menschen einen Tag Ruhe einzuräumen, ehe es losging, war damit verworfen. Die Kutsche fuhr über die Regent Street Richtung Börse. Draußen hörte man die Zeitung verkaufenden Jugendlichen: "Schlagzeile des Tages: Deutscher Botschafter aus Frankreich verwiesen. Frankreich erklärt 'keinerlei Interesse' an einer weiteren Zusammenarbeit mit dem deutschen Kaiserreich zu haben."

      Dorian runzelte die Stirn. "Es könnte Krieg bevorstehen", raunte der Vampir, "dabei haben sich Frankreich und Deutschland erst vor einigen Jahren bekriegt." Er seufzte leise und sah wieder zu seinem Assistenten. "Einige der Banken freuen sich. Krieg ist gut fürs Geschäft. Die Regierungen nehmen bei den Banken hohe Kredite auf, um sich hochzurüsten und die besten Waffen und Schiffe zu haben. Die Toten aus so einem Krieg rechnet aber keiner gegen." Dorian hasste Krieg, er hatte zwar selbst einige koloniale Unternehmungen der britischen Krone mitfinanziert, die ebenfalls kriegerisch verliefen, doch dieser Krieg würde eine Katastrophe sein. "Bei Krieg gewinnt am Ende niemand. Hast du jemals einen Krieg miterlebt, Alexander?", fragte er den Jungen, der vermutlich niemals gedient hatte. Dorian sah ihn ernst an. "Ich habe den Krieg miterlebt, es ist zwar sehr lange her aber es war blutig und brutal. Die Schreie der Menschen, das Leid und die Rauchschwaden auf dem Schlachtfeld. Du verlierst die Übersicht und wirst entweder orientierungslos oder zu einem Berserker.", Dorian sah auf seine Hände und schüttelte dann den Kopf. Genug der Geschichtsstunde, dachte er sich und wandte den Blick aus der Kutsche.

      "Ich hoffe, dass wir dieses Szenario verhindern können. Doch sind meine Mittel und die meiner Unterstützer begrenzt, du wirst bald erfahren wieso, Alexander", erklärte der Vampir kryptisch und sah bereits das große Gebäude der Börse von London. Sie fuhren noch einige Minuten, ehe sie an der Börse ankamen. Ein Mann, hoch gewachsen, schlank in feinem Anzug mit Zylinder, Monokel und Zigarre stand unweit der Kutsche und winkte mit einer Zeitung in seiner Hand. Es war Alfred C. Rothschild. Dorian nickte aus der Kutsche heraus und sah zu Alexander. "Du siehst ... gut aus in diesem Anzug. Ich hoffe er gefällt dir.", meinte Dorian mit einem verlegenen Lächeln, ehe er sich am Kopf kratzte und nochmals aus dem Fenster starrte. Alexanders Anwesenheit hatte einen größeren Einfluss als er sich zugeben wollte. Die Macht des Edelbluts auf seinen Körper war nicht zu verleugnen. Insbesondere der angenehme Geruch, der von Alexander ausging, stieg Dorian zu Kopf. Doch er war diszipliniert genug, sich davon nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. "Bist du bereit?", fragte er seinen Gegenüber und musterte dabei den braunen Lockschopf ein letztes Mal.
    • Alexander

      Kaum waren sie in die Kutsche eingestiegen, sorgte ein kleiner Zettel für eine gesamte Änderung des Tages, Dorian schien etwas wichtiges vor zu haben, doch nicht nur er, auch Alexander. Damit war klar, seine Arbeit begann jetzt und nicht erst morgen.
      Sein neuer Herr wollte natürlich wissen was die besondere Fähigkeit war die der kleinere so angepriesen hatte, ein wenig unsicher überlegte Alexander genau seine Worte bevor er zu sprechen begann „nun, wie ihr wisst bin ich anders als andere Menschen aus der Unterschicht fähig zu lesen und zu schreiben, sogar rechnen ist für mich kein großes Problem. Dieses Glück habe ich durch meinen Vater aber auch durch meine Fähigkeit mir Dinge überaus gut merken zu können“ Dorian wirkte noch nicht begeistert, also erklärte der junge Mann ausführlicher „ich kann mir jedes Detail einer Unterhaltung merken, jedes Detail eines Ortes oder sogar eines gemalten Bildes. Ich könnte es euch eins zu eins malen, wenn ich…nur malen könnte“ er musste unsicher lachen. Es schien Dorian noch immer nicht ganz klar, wie dies von Nutzen sein konnte „wenn ich euch etwas besorgen soll, muss ich es mir nicht aufschreiben. Wenn ich einem Kunden eine Nachricht zu einem bestimmten Zeitpunkt überbringen und euch berichten soll, was er gesagt hat, kann ich es auch wenn es Jahre her ist. Ich kann mir einen Zahlencode nach nur einem Mal hören merken, einen Zeichencode ebenfalls. Ich kann mir ein Gesicht perfekt merken, welche Schuhe er trug, welches Parfüm er aufgelegt hat. Es ist für mich als würde mein Gehirn eine Fotografie eines Momentes machen, es mit Datum und Uhrzeit versehen und es dann ordentlich einsortieren so dass ich jederzeit darauf zu greifen kann“.
      Wieso Alexander Zahlencodes erwähnte, hatte einen bestimmten Grund. In der Unterschicht war es hart, dort musste man nutzen was man konnte um zu überleben. Ein kleiner, schmutziger Junge der in Gassen rum lungerte und nach Geld bettelte wurde selten beachtet, erst als er Informationen besaß, die von höchster Wichtigkeit zu sein schienen war dieser Junge mehr als nur interessant.
      So verdiente er Geld und konnte überleben um bessere Chancen auf ein besseres Leben haben zu können. Ob diese Information und das Wissen um Alexanders können interessant genug waren?
      Für klare Worte für diese Frage blieb keine Zeit, zu wichtig schien ein gewisser Alfred Charles Rothschild zu sein. Er war also Banker aus Deutschland und für seinen neuen Herrn von größter Wichtigkeit. Der Lockenkopf nickte aufmerksam und behielt sich im Hinterkopf so viele Informationen wie möglich über diesen Mann heraus zu finden „natürlich Sir, sie können auf mich zählen!“ sagte Alexander auf Dorians Anweisungen und lauschte ebenfalls einem Jungen von draußen, das klang alles andere als gut. Auch der Vampir schien dies bemerkt zu haben und kommentierte es sogleich.
      Krieg? Alexander selbst hielt Krieg für sinnlos, reiche Männer wollten ihre Macht beweisen und trugen das auf den armen Bürgern ihres Landes aus.
      Auch sein Herr schien Krieg nicht zu befürworten, obwohl es prinzipiell gut für sein Geschäft war.
      Es machte ihn etwas sympathischer, denn obwohl er ein Vampir war mochte er das Blutvergießen offensichtlich nicht. Ob er selbst jemals einen Krieg mitgemacht hatte? Der kleinere schüttelte seine Locken zu einem Nein. Er hatte das Glück gehabt, noch nie in so einer Katastrophe sein zu müssen, sein Herr in seinem langen Leben allerdings nicht und als sich sein Ausdruck veränderte, tat er Alexander leid. Dieser folgte seinem Blick zu seinen Händen, plötzlich hatte Alexander das starke Bedürfnis seine Hand zu nehmen doch er stoppte sich sofort, sowas durfte er niemals tun, der Vampir durfte von ihm Blut trinken, das war es, ansonsten war Alexander nur sein Sekretär.

      Endlich schienen sie an an ihrem Ziel angekommen und der Junge erblickte eine Person die scheinbar ebenso zu ihnen gehörte. Alexander prägte sich den Mann genau ein, denn er vermutete, dieser Mann wäre besagter Mister Rothschild.
      Die Kutsche kam zum stehen und gerade wollte Alexander aufstehen als ihn Dorians Worte völlig überraschten. War das…ein Kompliment? Der Lockenkopf blinzelte perplex bevor er verlegen lächelte und zu Boden sah „ja, er gefällt mir sehr. So etwas edles habe ich noch nie getragen!“ kaum zu glauben, das er jemals so etwas tragen durfte, allerdings beschäftigte ihn die Frage, wieso es Dorian so zu interessieren schien. Dieses Kompliment seines Herrn gefiel ihm auch sehr viel mehr als es vermutlich gut für Alexander war.
      Der junge Mann nickte auf die Frage und als sie die Kutsche verließen, zog er den Anzug zurecht und folgte Dorian. Sie trafen auf den Mann von eben und als sich die beiden Männer begrüßt hatten, verbeugte sich Alexander demütigt „Mister Rothschild, es ist mir eine Freude sie kennen zu lernen. Mein Name ist Alexander Bain, ich bin Sir Valerians persönlicher Assistent“.
    • Dorian

      Recht schnell machten sich Alexander und Alfred Rothschild vertraut. "Freut mich sehr", lächelte Alfred über Dorians Sekretär und musterte diesen zufriedenstellend mit einem Nicken. Dorian umarmte den Banker kurz, ehe dieser mit der Zeitung Richtung eines Lokals deutete. "Auf einen Tee ins Café Mondial?", hakte Alfred nach und der Vampir nickte. Alle 3 gingen den kurzen Weg und traten in das volle Café, das vom Zigarrenrauch erfüllt war. An vielen der Tische saßen Männer und unterhielten sich rege. Andere wiederum lasen Zeitung tranken Tee. Dorian und Alexander folgten Mr. Rothschild, der zielstrebig auf eine Treppe in der Mitte des Lokals zuging, die in ein 2 Stockwerk hinauf führte. Hier standen mehrere Tische und Stühle, doch es war bedeutend entspannter und nicht so laut wie im Erdgeschoss. Von oben blickten sie hinunter in die untere Etage und sahen die vielen Männer engagiert quatschten. "Der Konflikt zwischen den Franzosen und Deutschen, nehme ich an?", deutete Dorian hinunter und Alfred warf die Stirn in Falten. "Leider ja, Dorian. Es geht aktuell drunter und drüber an der Börse, aber das wirst du ja selbst wissen.", winkte der Banker ab und setzte sich. Dorian tat es ihm gleich und schob einen Stuhl neben sich, auf den sich Alexander setzte. Alfred beugte sich vor und schob die Zeitung über den Tisch. "Von meinem Bruder, Salomon Rothschild, aus Deutschland", er deutete auf die Zeitung und hob dann die Hand. Dorian nahm die Zeitung und sah auf den Hauptartikel:

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      Berliner Allgemeine Zeitung

      Konflikt zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich schwelt weiter an!

      Wie unsere Zeitung aus Kreisen des Kaiserpalasts erfahren haben soll, reagierte seine Majestät Kaiser Wilhelm I. äußert wütend auf die Entlassung des deutschen Botschafters in Paris. Der Kaiser wolle Revanche für diesen französischen Affront und forderte ein Handelsembargo für sämtlichen französischen Handelsschiffe auf dem Rhein und an deutschen Seehäfen. Nur eine beherzte Intervention seines Kanzlers, Bismarck, konnte wohl schlimmeres verhindern und den Kaiser davon abhalten im Reichstag eine entsprechende Gesetzesnovelle einzubringen.
      Nichtsdestotrotz besteht nach unseren Kenntnissen weiterhin die Gefahr einer Eskalation des Konflikts; der Kaiser befindet sich aktuell zu Besuch in den Krupp-Werken in Essen, die vom Kaiser persönlich einen neuen Großauftrag zur Ausstattung der Armee erhalten haben sollen. Die Krupp-Werke verzeichnen seit dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71 ein Rekordvolumen an Aufträgen, sodass sie zum größten deutschen Rüstungsproduzenten avancierten. Ob der Kaiser bei seinem Besuch weitere Kaufaufträge für das deutsche Heer tätigte, ist ungewiss.
      Kanzler Bismarck versuchte der Weilen im Reichstag die Parteien zu beruhigen. Aufgrund der sofortigen Entlassung des französischen Botschafters beriefen die Oppositionsparteien eine Dringlichkeitssitzung ein: Bismarck musste Rede und Antwort stehen. Die Angst vor einem erneuten Krieg teile die aktuelle Regierung jedoch nicht. Bismarck hielt die Opposition an, lieber die Gesetze der Regierung mitzutragen, um Deutschlands Sicherheit zu gewährleisten anstatt mit solchen Debatten den Reichstag in seiner Beschlussfähigkeit zu lähmen.
      Aus dem Auswärtigen Amt hört man bisher nur, dass händeringend nach einer neuen Besetzung für den Botschafter in Paris gesucht wird. Unseren Quellen nach stehen mehrere hohe Mitglieder des deutschen Hochadels in der näheren Auswahl des Auswärtigen Amts. Eine endgültige Berufung müsste jedoch durch den Reichskanzler erfolgen.

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      Dorian sah Alfred an, ehe der Vampir die Stirn in Falten lag. "Das riecht nach etwas", rümpfte er die Nase und Alfred sah den Vampir durchdringlich an. "Das dachte ich mir auch. Deswegen musste ich dir den Artikel zeigen.", erklärte der Banker mit einem bedenklichen Unterton, ehe er sich in seinem Stuhl etwas zurücklehnte. "Wie viel weiß er?", fragte Alfred und deutete auf Dorians Sekretär. "Er lernt noch. Aber du kannst offen sprechen, falls es das ist, was du meinst, Alfred", erklärte Dorian ruhig.
      Alfred sah sich um, ehe er sich zu den beiden anderen etwas vorbeugte: "Diese Rüstungsgüter kaufen sich nicht von alleine. Mein Bruder Salomon, der unser deutsches Rotschild-Bankhaus leitet, hat gerade erst einen neuen Kredit an die deutsche Regierung vergeben."
      "Um Rüstungsgüter zu kaufen", ergänzte Dorian Alfreds Ausführung und nickte schwach, "Aber nach meinem Kenntnisstand sind die Krupp-Werke Essen aktuell vollkommen ausgefüllt mit Aufträgen."
      "In der Tat, Dorian. Daher bauen die Krupp-Werke aus. Jedoch holen sie sich das Geld für den Ausbau nicht bei einer Bank wie Rothschild, sondern sie gehen an die Börse und nehmen so das Geld ein."
      Dorian schien wie vom Schlag getroffen und beugte sich weiter vor. "Die Krupps sollen an die Börse gehen? Du willst mir sagen ... Deutsche Unternehmer gehen an die Börse. Alfred, in allen Ehren, aber ich bezweifle das. Welcher Bank würden das die Krupps schon anvertrauen? Sie hassen Rothschild und Oppenheim. Dann bliebe noch ... die Deutsche Bank."
      Alfred nickte bedeutungsvoll und Dorians Augen weiteten sich. "Sie gehen zu Parzival!", raunte Dorian Zähneknirschend.
      "Du weißt was das bedeutet, Dorian?"
      "Natürlich. Parzival kauft die Aktien sofort selber im Namen der Deutschen Bank!" Dorian lehnte sich entgeistert im Stuhl zurück. "Ich wusste doch, dass sie etwas im Schilde führen.", sprach er zu sich, "es gibt nur einen Weg das zu verhindern."
      Alfred schien überrascht und sah den Vampir neugierig an. "Ich berichte dir davon, sobald ich mehr weiß. Bisher ist es nur eine vage Idee, Alfred." Der ältere Banker nickte etwas enttäuscht. Dorian packte die Zeitung ein und eine Kellnerin kam an den Platz. "Meine Herren", sagte Alfred und richtete sich auf, "ich muss wieder aufs Parkett. Die Aktien handeln sich nicht von alleine." Dorian nickte wohlwollend. "Richte Salomon meinen Dank aus. Ich werde versuchen in ihn Frankfurt mal wieder zu besuchen." Alfred lachte und verließ die beiden. Dorian bestellte für sich und Alexander eine Tasse Tee, ehe er zu dem Braunhaarigen sah.

      "Nun, das war sicherlich verwirrend für dich. Aber du musst wissen unser Clan arbeitet mit bestimmten Menschen zusammen. Die Rothschilds zum Beispiel sind sehr liberal und unterstützen uns eigentlich schon seit jeher." Dorian wartete bis der Tee von der Kellnerin serviert wurde und diese wieder verschwand, damit er ungestört weiter reden konnte. "Dieses Netz an Informanten ist für uns sehr wichtig, denn so haben wir erfahren, was Parzivals Plan ist." Dorian sah Alexanders fragendes Gesicht und erinnerte sich, dass er den Namen bisher nicht verwendet hatte. "Ach Mist. Das war es, was ich dir eigentlich heute Abend in Ruhe erzählen wollte. Nun gut, dann werde ich es dir jetzt erklären." Dorian trank einen Schluck von seinem Tee, ehe er anfing. "Parzival ist Fürst und damit Oberhaupt des Berliner Vampirclans. Ein äußerst brutaler Clan, der gerne Krieg führt und die Koexistenz mit Menschen ablehnt. Dies ist Parzivals Werk. Er ist einer der mächtigsten und stärksten Vampire mit einem total verkommenen Weltbild, dass die Menschheit den Vampiren zu dienen hat." Dorian hielt inne und blickte Alexander ernst an, denn mit diesem Vampir war - wie Dorian persönlich wusste - nicht zu scherzen. "Er würde jede Chance nutzen Unheil über die Menschen zu bringen, um ein Reich der Vampire aufzubauen. Scheinbar nutzt er nun dafür seinen Einfluss auf die deutsche Bank und die Regierung." Dorian seufzte schwer, lehnte sich weit im Stuhl zurück und trank von seinem Tee.
      "Die einzige Möglichkeit - wie wir Parzivals Einfluss eindämmen - ist die, dass wir verhindern, dass die deutsche Bank den Börsengang der Krupp-Werke durchführt. Dafür haben wir nur einen geeigneten Moment: das deutsch-französische Wirtschaftstreffen in Straßburg. Hier treffen sich einmal im Jahr die großen Industriellen und versuchen Druck auf die Regierungen in Berlin und Paris zu machen, um den Handel zwischen Deutschland und Frankreich auszubauen. Nur hier können wir irgendetwas reißen, bevor dieser Deal zustande kommt und Parzival auch noch Einfluss auf Deutschlands größte Rüstungsschmiede bekommt." Dorian konnte sich kaum ausmalen, was es bedeuten würde, wenn Parzival über diese Ressourcen besitzen würde. Immerhin hatte Dorian neben Alexander, dessen Blut eine strömende Wirkung auf Dorian hatte in diesem auch einen scheinbar fähigen Assistenten gefunden. Schreiben, ablesen und rechnen waren keine Selbstverständlichkeiten und wenn Alexander dann auch noch bestimmte Auffälligkeiten, die er sich merkte, notieren konnte, würde dies für Dorian eine gute Gedächtnisstütze sein. Mit Dorinas Alter und den reichlichen Erfahrung vergaß man gerne einmal den ein oder anderen flüchtigen Eindruck einer Begegnung.

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    • Alexander

      Die neue Bekanntschaft schien sehr einflussreich und wichtig zu sein. Alexander hielt sich im Hintergrund wie es sich gehörte und lauschte still den Worten der beiden Männer. Sie unterhielten sich über etwas das scheinbar in Deutschland passierte, es war Alexander nicht ganz klar was das bedeutete, doch er musste es zumindest zu diesem Zeitpunkt nicht verstehen. Er unterbrach sie nicht, hörte mit nur halbem Ohr zu und tat das, was er bereits bei Lady Walkott getan hatte. Er inspizierte seine Umgebung nach Augen und Ohren, die nicht dazu bestimmt waren, einem solchen Gespräch beizuwohnen. Die Männer unter ihnen schienen abgelenkt, unterhielten sich über Gott und die Welt, über Geld und Güter, belanglose Dinge, peinliche Dinge, Dinge die man keiner Frau erzählen sollte. Diese ganzen Gespräche hörte der junge Mann deutlich mit, ordnete sie zu doch waren die meisten für ihn unwichtig. Ihm fiel auf, dass eine junge Dame auf den Stufen der Treppe stand, die sie alle zusammen hinauf gegangen waren. Sie wirkte als würde Sie lauschen, doch kaum hatte Sie einen kurzen Moment den Blickkontakt mit Alexander erhalten, drehte Sie sich ertappt davon und stieg die Treppe wieder hinab. Ob Sie wusste welche Männer hier saßen, dass einer von ihnen ein Vampir war? Es klärte sich nicht gänzlich.
      Wieder lenkte der kleinere seine Aufmerksamkeit auf das Gespräch, er schnappte ein paar Informationen auf, doch auch diese brachten ihn nicht weiter, er verstand nicht worüber sie genau redeten, es hatte etwas mit dem bevor stehenden Krieg zu tun doch wie genau, konnte sich Alexander nicht zusammen reimen also wartete er, bis die beiden ihr Gespräch beendeten und Alfred davon zog.
      Nun wandte Dorian das Wort an seinen Sekretär und erklärte sich. Es hatte also etwas mit den Vampiren in Deutschland zu tun. Dieser Vampir, Parzival klang furchtbar und brutal, nicht verwunderlich, dass Alexander in diesem Falle die gleiche Meinung wie sein Herr hatte, er musste gestoppt werden.
      Die Möglichkeit die Dorian offenbarte klang für Alexander äußerst logisch. Wenn sie die Wogen glätten könnten, damit der Handel zwischen Deutschland und Frankreich wieder zustande kam dann würde es vielleicht zu keiner Katastrophe kommen.
      „Wie wollt ihr vorgehen? Ich werde euch helfen, so gut ich kann!“ natürlich war er sein Sekretär, doch wenn Alexander sich klar machte, was es bedeuten könnte, wenn dieser Parzival so viel Macht bekäme, dann lag sein zutun nicht nur an seiner Arbeit.
      Bis jetzt war der Wuschelkopf der Meinung, Vampire und Menschen konnten durchaus koexistieren. Dorian hatte zwar noch nicht wie besprochen nach Alexanders Blut verlangt aber vermutlich würde das nicht all zu lange dauern. Wie oft der Vampir wohl trinken musste? Eine leichte Gänsehaut breitete sich auf Alexanders Haut aus, ob aus Furcht oder etwas anderem war nicht ganz klar, er wusste nur, dass dieser Teil seines Vertrages noch ungewiss war. Ob er es bereuen würde? Er musste sich ablenken „ich habe den Eindruck dieses Gespräch war ein sehr heikles Thema, soweit ich diesem Gespräch folgen konnte zumindest. Ich bin mir nicht sicher ob ihr es bemerkt habt aber solche Lokale haben stets Augen und Ohren die sich gut zu verstecken wissen. Die Bedienung von eben, stand einen Moment lang auf der Treppe um zu hören was ihr zu berichten habt. Unter uns sitzen zwei Männer an einem runden Tisch, sie trinken einer Whiskey, der andere einen Earl Grey. Sie haben euch erkannt und sich über euch unterhalten, außerdem ist draußen vor der Tür ein Mann mit einer Zigarre der euren Wagen untersucht hat. Er hat sich zuvor mit einem anderen Mann an der Bar über euren möglichen Reichtum unterhalten doch da er mit leeren Händen zurück kam und nicht glücklich wirkte, denke ich nicht, dass er euch bestohlen hat. Der Mann mit dem er gesprochen hat, wirkte als käme er aus der gleichen Schicht. Die Kleidung sehr einfach, ölige Flecken, die Hände trocken und rissig, vermutlich Hafenarbeiter. Ihr scheint ein bekannter Mann zu sein, ihr solltet acht geben, wo ihr solche Informationen besprecht aber ich habe schon in Miss Walkotts Dienst darauf geachtet, wer ihr lauscht also werde ich dies auch in eurem Dienst tun, wenn ihr es möchtet“.
      Ob es genug Beweis seiner Fähigkeiten war, zumindest wollte er so seine Loyalität beweisen, auch gegenüber einem Vampir.
    • Dorian

      Der Vampir lauschte aufmerksam den Schilderungen seines Sekretärs und ließ seinen Blick immer wieder unbemerkt durch das Lokal schweifen, um die verschiedenen Personen zu fixieren. Er lächelte zufrieden als Alexander fertig war. "Danke dir, Alexander. Du hast ein exzellentes Auge für Menschen, du wärst ein gar nicht so schlechter Vampir", grinste Dorian und ließ seine Blicke auf dem Menschen ruhen. Dann schaute er sich nochmals prüfend um. "Komm mit. Ich erkläre dir den Rest unterwegs", winkte der Vampir ab, legte das Geld auf den runden Holztisch und stand auf. Zusammen mit seinem Assistenten verließ er das große Café und ging auf die Kutsche zu. Aus einer unscheinbaren Ecke kam sein Kutscher. "Sir, jemand inspizierte die Kutsche. Sehr genau um ehrlich zu sein, ich wollte beinahe eingreifen, aber eure Instruktionen waren ja klar formuliert."
      "Korrekt", nickte Dorian, "wir lassen den Orden im Glauben, wir wüssten von nichts. Bleiben Sie also bitte weiterhin diskret und bringen Sie uns nun nach Hause" Der Kutscher nickte wohlwollend und stieg vorne auf den Sitz, während Dorian und Alexander die Kutsche betraten. Als sie losfuhren und Dorian nochmals aus dem Fenster gesehen hatte, wandte er sich dem Braunhaarigen zu. "Also. Dieses Gespräch zwischen Alfred Rothschild und mir. Alles was du hörtest stimmt, aber wir wollten, dass diese Informationen durchsickern." Dorian lächelte gefällig über seinen Plan, den er schon vor längerer Zeit mit Alfred beschloßen hatte. "Es soll ein Ablenkung sein. Wie du weißt sind wir im Streit mit dem Berliner Vampirclan und werden nebenbei von noch anderen Organisationen bedroht. Sie alle fokussieren sich jetzt auf das deutsch-französische Wirtschaftstreffen in Straßburg. Dort werden wir aber nicht auftauchen." Dorian zwinkerte den leicht verwundert dreinschauendem Sekretär zu. "Daraus besteht das halbe Leben eines Vampirs: Gefahren erkennen und abwehren. Meistens durch List und Intrigen. Denn unsere Gegner sind stärker als wir und mit uns ...", Dorian machte eine Pause und beugte sich zu seinem Gegenüber vor, "meine ich dich und mich. Seitdem du unter meinem Dienst und Schutz stehst, gehörst du mit zum Vampirclan. Eventuell bist du somit auch ein Ziel, aber ich werde dich schützen, solange du mir den Rücken freihältst. Das schaffst du, oder?" Dorian stellte dies als rhetorische Frage, er kannte den Menschen zwar nicht, doch er hatte ihn gekostet und er war gut darin Menschen zu lesen. Dies verriet ihm, dass Alexander zu ihm stand. Ein Umstand, der am wichtigsten für Alexanders zukünftige Arbeit für den Vampir war.

      Die Kutsche hatte das bankenviertel Londons hinter sich gelassen und überquerte die Themse auf einer neu errichteten Brücke, die bereits mit elektrischem Strom beleuchtet war. Dorian sah über den verdreckten Fluss und hielt eine Weile inne, ehe er zu seinem Assistenten sah. "Du hast gefragt, wie du mir mit Parzival helfen kannst. Nun, ich werde dich nun in den eigentlichen Plan einweihen." Dorian beugte sich vor zu Alexander und sah nochmals kurz nach links und rechts als ob jemand neben ihm in der Kutsche sitzen würde. "Wir werden den jährlichen Vampirball in Berlin, die Walpurgisnacht, besuchen. Sie wird jährlich vom Berliner Vampirclan veranstaltet. Für diese Zeit ruhen die Konflikte zwischen den eingeladenen Clans - also fast ganz Europa und Amerika. Auf dem Ball werde ich mit Parzivals Schwester Helena sprechen. Sie ist die einzige, die einen signifikanten Einfluss auf ihn hat." Dorian geriet ins Stocken und schluckte schwer. "Der Plan ist mir jedoch nicht ganz geheuer. Er ist das Ergebnis, das wir im Vampirrat zusammen, gefällt haben. Helena und ich haben eine gewisse ... Vergangenheit." Der Vampir lehnte sich mit einem tief Seufzen in das schöne Polster des Kutscheninneren zurück. Er wollte nicht weiter über Helena reden und wechselte das Thema.
      "Die Details werde ich dir erklären, wenn du den Londoner Clan kennengelernt hast. Das wird bereits morgen Abend sein. Ich habe dich angekündigt zum Essen" Dorian sah eine Änderung in Alexanders Gesicht und grinste verschmitzt. "Keine Panik, dir geht keiner an den Hals. Das ist mein Privileg. Aber wir sind zu einer Art 'Abendessen' eingeladen. Dort wirst du alle kennenlernen und man wird dich ... begutachten. Vampire sind äußerst misstrauisch" Dorian war nicht über dieses generelle Misstrauen so genervt, sondern darüber, dass er trotzt seiner langen Zugehörigkeit zum Rat und seiner Arbeit für den Clan, trotzdem seinen Menschen dem Rat vorstellen musste, sodass dieser den neuen Sekretär abnickte. Als ob Dorian erst 100 Jahre alt wäre. "Mach dich also auf einige Fragen gespannt" Dorian biß sich auf die Lippe, da zu der Begutachtung noch etwas gehörte. Doch, wenn er Alexander davon erzählte, würde dieses sich wohl nur verrückt machen. Dorian ließ ihn wohl besser in Unwissenheit.

      Er spürte den fragenden Blick von Gegenüber. Alexander musste wohl bemerkt haben, dass Dorian offensichtlich stark grübelte. "Ich überlege nur, wo wir heute Abend essen gehen." Dorian fixierte den Jungen und fuhr fort: "Damit du dich etwas erholen kannst von den ganzen Erlebnissen, würde ich dich ausführen. Natürlich nur wenn du willst?" Dorian grinste verschmitzt und wartete, was Alexander dazu sagen würde. Vielleicht hatte der Junge sogar ein Restaurant vor Augen, wo er gerne hin will.