Arabian (K)Nights - A Dusk & Dawn Story [by Asuna & Nico]

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    • Nun war es an Morgan, ihn anzusehen, während er näher kam und sich wieder katzenartig auf dem Sofa zusammenklappte. Natürlich hatte er sich nicht auf das gleiche Sofa gesetzt. Die Gier, die sie in dem Blick des Jungen zu vernehmen, glaubte war hierfür zu groß. Zu schnell war ein unbedachtes Wort gewählt oder eine unbedachte Aktion getätigt. Es wäre zu einfach....
      Ruhig sah sie ihn an und seufzte leicht.
      "Na immerhin war er ehrlich zu dir", bemerkte Morgan und begann, mit einer Strähne ihres Haares zu spielen. "Und wenn sie mir was weggenommen haben, habe ich es nicht bemerkt."
      Weil dort nichts ist, dachte sie und widerstand dem Drang, zu ihrem Zimmer zu sehen. Was hätten sie dort finden können? Sie war mit nichts gekommen. Und nichts würde sie hier heraustragen. Entweder erhielt sie wofür sie gekommen war oder die Welt konnte sie am Arsch lecken.
      "Hast mich also nicht angestarrt", wiederholte sie grinsend und süffisant. Ihre Stimme nahm dabei einen merkwürdig rauchigen Ton und glich zähen Honigtropfen, als sie sich herüberbeugte und sich auf einen ihrer Arme abstützte. "Genauso, wie du mich nicht gerade "schön" genannt hast? Danke übrigens."
      Immerhin, ein ehrliches Kompliment, wie es ihr erschien. Das sollte belohnt werden, dachte Morgan biestig und grinste weiter, während sie sich zurück lehnte.
      "Nur gepennt...Mein Gott, du Armer. Du weißt ja gar nicht wie man Spaß hat...", murmelte sie und legte sich spielerisch besorgt die hand an die Wange. "Ja, schon gut. Ich höre auf."
      Ein Lachen brach durch, als sie sich erneut über das Gesicht amüsierte, dass er die ganze Zeit mit sich trug. Auch wenn sie Frage ahnte, die er zu stellen gedachte, war es irgendwie doch recht süß, ihn so leiden zu sehen.
      Auf sein Stottern hin musste sie erneut kichern und nickte.
      "Du hast es dir gerade vorgestellt oder?", lachte sie und schüttelte den Kopf. "Liebe ist frei, Jasper. Und so auch meine. Männer, Frauen, alles ganz egal. Die Hauptsache ist, der Mensch zieht an. Reicht dir das oder soll ich dir eine Beschreibung liefern, was ich mit wem gemacht habe? Weil eigentlich geht es dich ja nichts an. Ich frage mich, ob das wohl Eifersucht ist..."
      Ihrem Grinsen nach konnte man entnehmen, dass sie es nicht ernst meinte, aber es sollte auch genügen. Auf seine letzte Frage hin, seufzte sie erneut und hob einen Finger.
      "Dann pass auf", murmelte sie.
      Mit einem kurzen Ruck richtete sie sich gerade auf und konzentrierte ihre Aura in sich, bis sie ein pulsierendes Konstrukt war, das den Raum merklich aufheizte. Erst dann, wenn sie das Flüstern des Windes in ihr hören konnte, legte sie die Aura aus. Sanft wie ein Teppich löste sich ein Topfgroßes Stück Aura und blieb mit ihr verbunden. Wie ein Farbkleks fiel sie auf den Boden und befruchtete die Erde zu ihrer beider Füßen. Langsamer als noch vorhin begann die Erde sich zu verfärben und aufzubrechen, ehe sich ein Dornenstrang aus dem Nichts zu erheben schien. Gemächlich erhob sich das Pflanzenkonstrukt aus dem Sandstein, ehe es auf Hüfthöhe angewachsen war. rötlich funkelnde, Dornen hatten sich von dem saftigen Grün des Stammes abgehoben und bildeten Blüten aus. Schwarz wie die Nacht stachen sie in die Besagte und Morgan sah zu Jasper.
      "Das hier", sagte sie und wies darauf. "Sind Fleurs du Mal. Blumen des Bösen, im Volksmund genannt. Sie sind hochgiftig also fass sie nicht an. Ein Tropfen reicht, um einem Bataillon den Garaus zu machen. Ich experimentiere mit diesen Pflanzen. Sie wachsen mit Magie und bestehen aus Magie."

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    • Jasper linste durch einen Spalt zwischen seinen Fingern zu Morgan, als sich ihr Tonfall veränderte und er glaubte, noch nie etwas schöneres gehört zu haben. Sie hatte sich nach vorn in seine Richtung gelehnt und grinste wieder dieses diabolische Grinsen. Das, was sie immer zeigte, wenn sie ihn aufzog. Eigentlich hätte er sich gerne wieder heraus geredet und abgestritten, dass er sie schön genannt hatte. Stattdessen ließ er seine Finger sinken und nahm sich zusammen. Gerade rechtzeitig, um sie böser Blicke zu strafen als sie ihn schließlich doch wegen seines Schlafes triezte.
      „Ich hab halt eine lebhafte Fantasie, okay??“, brauste er regelrecht auf, wobei er erneut nichts abstritt. Er hatte es satt, dass sie ständig auf ihm rumhackte. Dann würde sie eben mal das Kontrastprogramm bekommen, sofern er das denn aufbieten konnte. „Nur zu, lass dich gern drüber aus, aber wenn's mich nichts angeht, dann biete es erst gar nicht an, ja? Und das ist keine Eifersucht.“
      Man konnte nur eifersüchtig sein auf etwas oder jemanden, der etwas besaß, was man selbst nicht hatte. Morgan hatte davon in der Tat sehr viel, aber das war nicht der Grund dahinter, warum Jasper so reagierte, wie er es gerade tat. Allerdings wurde seine Haltung wieder entspannter, als Morgan einlenkte und ihm endlich eine seiner Fragen und tatsächlich seiner ersten Bitte nachkam.
      Zeitgleich mit ihrem gerade rücken kam auch die Melodie. Die, die er durch die Tür hindurch schon hatte wahrnehmen können und nun in ihr eingehüllt wurde. Wieder sträubte er sich nicht gegen das Zuhören, sondern lehnte sich betont hinein. Ihrer Melodie lagen Rasseln und Schellen zugrunde, die man gut von den anderen Tönen unterscheiden konnte. Je länger er lauschte, umso sicherer war er, dass ihm wärmer wurde. Einen Moment lang hielt er es für eine Täuschung, aber dann realisierte er, dass sich die Luft im Raum tatsächlich aufheizte. Er hob erstaunt die Augenbrauen, als aus dem Sandstein am Boden eine Ranke spross, die alsbald Dornen ausbildete. Lange, tiefrote Dornen, die nicht viel gemein hatten mit jenen einer gewöhnlichen Rose. Einen Moment später bildeten sich Knospen aus und Jasper lehnte sich auf seinen Beinen gestützt ein wenig weiter nach vorn, um die nachtschwarzen Blüten zu begutachten, die sich zögerlich öffneten.
      Für den ungeschulten Blick war das hier eine nervige Ranke mit richtig schönen Blumen dran.
      Jaspers Blick glitt an den Blumen vorbei zu Morgan, die ihm erklärte, was er da eigentlich gerade sah. Er blinzelte exakt vier Mal, dann rückte er soweit von dem Gestrüpp, wie er es fortan nun nennen würde, ab wie er nur konnte.
      „Okay. Schon klar. Botschaft ist angekommen. Ich geh dir nicht mehr auf den Sack“, stieß er hervor, wobei sein Blick immer wieder zwischen den wunderschönen tödlichen Blümchen und der halbnackten Morgan hin und her sprang. Gut, sie würde ihn in der Tat nicht mit einem Gegenstand umbringen. Nein, sie würde ihn irgendwann einfach hinterrücks vergiften, wenn sie es denn so wollte. Und das ging wunderbar, während er schlief.
      „Wenn sie aus Magie bestehen, dann müsste ich sie doch eigentlich zerlegen können?“ Er verspürte ernsthaft die Lust, es einfach mal auszuprobieren. Einfach mal kurz mit seiner Aura das Pflänzchen berühren und dann... „Warum experimentierst du mit ihnen? Ist das wie mit Schlangengift und so? Damit man ein Gegenmittel irgendwann entwickeln kann? Dann wäre das ja ziemlich praktisch...“
      Jap. Definitiv. Er würde definitiv nichts machen, was Morgan auf die Palme bringen würde. Jedenfalls nicht absichtlich. Ein kleiner Pieker mit den Dornen war schnell passiert und dann war es vorbei, wenn man ihren Worten glaubte. Es hießt ja nicht umsonst, dass Gift das Mittel der Frauen war...
    • Süffisant grinsend sah Morgan zu Jasper und zwinkerte ihm zu.
      "Ich höre ja schon auf, wein nicht gleich. Lebhafte Fantasien sind gut. Kann man sicherlich zu manchem Abenteuer brauchen, nicht wahr?", sagte sie und lehnte sich wieder ein Stück zurück, um das Bild der Blumen wirken zu lassen. "Und falls es dir nicht aufgefallen ist, hast du es nicht abgestritten, dass du es dir vorgestellt hast. Und ich glaube auch, dass dich eine Beschreibung nicht kalt lassen würde. Ich bin gut darin, weißt du? Seeeehr gut..."
      Meine Güte, dachte Morgan und schalt sich selbst. Es machte ihr viel zu sehr Spaß, den jungen Mann aufzuziehen. Beinahe zu viel, wenn sie ehrlich war. Wenn sie es weiter trieb, würde sie ihm nachher noch ein ernst gemeintes, unmoralisches Angebot machen. Und wer wusste schon genau, ob ein Spätzünder nicht doch früher oder später darauf einging?
      Morgan überlegte kurz und war sich für einen Moment nicht sicher, ob es ihr unrecht wäre...
      "Sehr gute Entscheidung"; nickte sie und grinste breit. "Mit dem Auf den Sack gehen meine. Tu es besser nicht, sonst werde ich dich hinterrücks in deinem Schlaf vergiften."
      Ihrer Stimme wanderte ein Gelächter mit, dass sich kaum zurückhalten ließ. Jedoch...War auch dies so unwahrscheinlich? Morgan hatte bewiesen, dass sie zu skrupellosem fähig war. Selbst in der Illusion...Aber würde sie wirklich einen jungen Mann, der nur seine Kräfte erforschte und ihr ein wenig auf den Sack ging, wirklich hinterrücks ermorden?
      Eine Weile lang schien sie mit der Frage beschäftigt und ignorierte den Jungen, der die Wurzeln und Blumen erkundete. Sie streckte ihre langen Beine aus und spreizte die Zehen, während sie das erste Mal den Sitz ihres Handtuchs prüfte. Sie war immer noch halbnackt und hatte nicht mal den Drang dazu, dieses zu korrigieren. Was konnte schlimmer sein als dieser Abend? Also nciht dies hier. Aber davor...Ob er sie nun ohne Handtuch sah oder nicht machte nun auch keinen großen Unterschied mehr.
      "Sie bestehen aus Magie, sind jedoch giftig. Da sie aus Aurastrukturen bestehen, besteht auch das magische Gift aus eben jener. Sicherlich könntest du sie irgendwann auflösen, aber es reicht ein Tropfen des Giftes, um deine Aura seinerseits zu zersetzen. Du würdest gegen deine eigene Zeit kämpfen und ich weiß ehrlich nicht, ob du das gewinnen würdest. Also lass lieber die Finger davon."
      Morgan grinste und verschränkte die Arme vor der Brust. Gegenmittel? Ja...Genau...Ein Gegenmittel. Unbewusst hatte Jasper ihr auch noch die rechte Antwortlüge geliefert, die sie nur dankend annahm. Er musste nicht wissen, für was diese Blumen gedacht waren. Und weshalb sie experimentierte.
      "Ja, genau", nickte sie überzeugend und sah ihn klar an. "Ich suche ein Gegengift. Und ich hoffe es hier zu finden. Mit Avicennas Hilfe."
      Ja...
      Seiner Hilfe...
      Mit einem kurzen Wink begannen die Blumen langsam zu verwelken und zu vergehen. Anstatt dass sie Pflanzenreste hinterließen, zerfielen sie zu winzigen Atomen und verflogen im Wind wie Staub in der Wüste. Zurück blieb nur ein Boden, der aufgebrochen war und sich bestimmt mit etwas Handwerksgeschick wieder schließen ließ.
      "Tja, jetzt kennst du mein Geheimnis", sagte sie grinsend und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. "Und was machen wir jetzt? Dein Schlafrhythmus ist im Eimer und ich nicht müde. Also? Irgendwelche Ideen, Jas?!"

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    • Jaspers Augenbrauen hoben sich noch weiter. Natürlich, es ergab ja nur Sinn. Was aus Magie und Aura erschaffen worden war, konnte auch eben jene angreifen. Und wenn er so darüber nachdachte, wie lange er brauchte, um bestimmte Auren zu zersetzen, dann würde er mit Sicherheit zu langsam für diese Art von Gift sein.
      Nachdem er dabei zusah, wie das Gestrüpp sich im Nichts auflöste und nur eine Stelle im Sandstein zurückließ, die darauf schließen ließ, dass dort etwas war, sah er wieder zu Morgan herüber. Ihr Haare hingen immer noch in nassen Strähnen an ihr herab, einzelne Tröpfchen hingen an den Spitzen und glitzerten trotz des spärlichen Lichts.
      „Wieso soll das ein Geheimnis sein? Sicher, das ist eine gefährliche Sache mit diesen höchst giftigen Pflanzen, aber du willst es ja für die breite Masse nutzbar machen. Schlecht finde ich das nicht. Hast du in deiner Vergangenheit mal Erfahrungen damit gemacht oder wieso müssen es ausgerechnet diese Pflanzen sein?“, fragte Jasper nach.
      Normalerweise interessierte er sich auch nur für Dinge, die ihn direkt betrafen oder mit denen er Erfahrungen gesammelt hatte, seien sie nun schlecht oder gut ausgefallen. Womöglich war das bei Morgan nicht anders. Vielleicht hatte sich ja einer ihrer Freunde oder aus ihrer Familie vergiftet und war daran gestorben. Was allerdings die Frage aufwerfen würde, wer diese Fleurs du Mal dann erzeugt hatte...
      Seine Augen verfolgten Morgans Bewegung durch ihre Haare ein bisschen zu aufmerksam. Als er selbst bemerkte, wie er wieder starrte, strich er sich durch das Gesicht und streckte endlich auch mal wieder seine Beine aus, wodurch er nicht mehr so aussah, als wolle er sich möglichst klein und unauffällig machen.
      „Weißt du, was ich mich auch immer frage? Normalerweise kenn ich das so, dass Mädchen sich furchtbar darüber aufregen, wenn man sie außerhalb eines Schwimmbads oder so halbnackt sieht. Wir sind ja praktisch Fremde und trotzdem hast du absolut kein Problem damit, nur mit 'nem Handtuch da zu sitzen. Ich glaub, wenn ich an deiner Stelle wär, hätt ich mich erstmal zurückgezogen und mir was zum Anziehen geholt.“
      Er schmunzelte ein bisschen. Was war das denn für ein Vergleich? Wenn er an ihrer Stelle wär... Er war der Schisser der Nation. Oder so fühlte er sich die meiste Zeit jedenfalls.
      „Okay, mieser Vergleich. Du hast einfach viel mehr Selbstbewusstsein als ich. Das bewunder ich schon“, fügte er noch hinzu. „Ich geb mir Mühe, mich ein bisschen zu bessern. Hab ja ein starkes Vorbild als Mitbewohnerin.“
    • "Schleimer", kommentierte sie, grinste aber verschmitzt. "Bild dir da nicht zu viel drauf ein, Jasper. Ich bin in einer Gemeinde groß geworden, in der Nacktheit ein völlig normaler Umstand ist. Selbst wenn du mich nackt sähest, hätte ich nicht mal ein Problem damit."
      Große Lüge, dachte sie. Es war noch nicht mal die Tatsache, dass er ihre Geschlechtsteile sehen und im Gesamtbild beurteilen würde. Es war viel eher die Tatsache, dass sie ihre Beine nochmals enger überschlagen musste. Denn wenn sie ehrlich war erregte sie bereits die bloße Vorstellung, er würde sie ansehen und sich nicht fortdrehen. Doch wie wahrscheinlich war dies bei einem jungen Mann, der gerade der Pubertät entstieg?
      "Ich würde zumindest nicht schreiend weglaufen, sagen wir es so", schloss sie ab und versuchte, die leichte Röte ihres Gesichtes und das unbändige Ziehen in ihrem Unterleib zu ignorieren. Aufstehen war in der nächsten Zeit ausgeschlossen, wenn sie sich nicht verraten wollte. Seit wann war sie so angreifbar für derlei Fantasien? Ob es an dem schlechten Sex heute Nachmittag gelegen hatte?
      Seufzend stützte sie ihr Kinn auf eine Hand und sah Jasper von der Seite grinsend an, während dieser seine Fragen stellte. Die Frage war nur, wie schiffte sie jetzt um ihre Lüge herum? Eigentlich...Warum nicht einfach die Wahrheit?
      "Weißt du...Diese Pflanzen, diese Fleurs du Mal, haben vor etwa 200 Jahren gut 30.000 Menschen getötet. Es gab eine Pandemie von ihnen in Amerika, weil ein Zauberer sie beschworen und die Kontrolle verloren hat. Seitdem sind sie in Amerika unter Androhung von magischen Restriktionen verboten. Ich musste also das Land verlassen um sie zu züchten und hervorzubringen", erklärte sie und sah kurz an die Decke, ehe sie wieder Jaspers Augen fand. Erfahrungen habe ich keine, nein. Aber ich habe mir damals ein Ziel gesetzt, etwas Gutes für die Welt zu tun..."
      Und das waren nicht diese Pflanzen..., dachte sie bitter und zupfte das Handtuch in ihrem Schritt zurecht, damit es nicht mehr verriet als es sollte.
      "Und das lief mir unter und naja. So dachte ich suche ein Heilmittel", grinste sie.
      "Jetzt aber genug von mir. Erzähl mir was über dich. Ich weiß, dass du ein Schisser und schüchterner bist, als es gut für dich ist. Aber was ich nicht weiß..."
      Der Moment war gekommen. Sie hielt es nicht mehr aus. Ohne gänzlich aufzustehen und die Schwellung zwischen ihren Beinen zu verraten rutschte sie an den Rand ihres Sofas und lange mit dem Arm aus. MIt einer Fingerkuppe berührte sie Jaspers Gesicht, genau über seiner Narbe und zog sich danach zurück.
      "Für einen Jungspund bist du ja schon ganz süß", verkündete sie. "Bis auf das da. Wie kam es dazu? Eine wütende Ex?"

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    • Irgendetwas blitzte da in Jaspers Augen auf. „Ach, das wär dir egal? Bin mir sicher, dass du nicht drauf eingehst, wenn ich dich herausfordere.“ Selbst da würde Morgan dann einen Schritt zurück machen müssen. So hemmungslos konnte diese Gemeinde ja gar nicht sein, dass man sich ohne Probleme vor wildfremden Menschen einfach auszog. Wobei es dann schon Sinn gemacht hätte, dass sie ihn gestern ins Bad eingeladen hatte...
      „Oh“, machte er nach der Erwähnung der Pandemie, „wusste ich gar nicht. Hätte gedacht, dass man das dann weltweit untersagt oder so und nicht nur in einem Land. Wie beschissen muss das denn sein, wenn man Schuld an so was ist und nur zusehen kann... Aber dann ist es ja noch besser, wenn du dich damit beschäftigst. Ich glaub, dann wär ich auch ausgewandert.“
      Er streckte sich einmal kurz. Vielleicht würde er irgendwann dabei ja auch helfen können. Wenn er seine Fähigkeiten deutlich verbessern und gezielter einsetzen können würde, dann wären ja auch diese Pflanzen etwas, dem er beizukommen wusste. Dabei lehnte er sich wieder zurück an das Rückenteil der Couch und drehte den Kopf zu Morgan. Er sollte was über sich erzählen? Was denn? Sein Leben war bisher so unspektakulär verlaufen wie er es sich vorgestellt hatte. Viel gab es nicht zu berichten. Und dieser Kommentar... Er rollte theatralisch mit den Augen als sie seine Gedanken zu sich selbst aussprach, als hätte sie in seinen Geist spicken können. Allerdings verfiel er in Schweigen, als Morgan an den Rand des Sofas rutschte und die Hand nach ihm ausstreckte. Was sollte das werden? Sie würde ihn wieder necken, ihn wieder triezen und sich danach drüber lustig machen. Trotzdem rührte er sich kein Stück, außer dass seine Augen minimal größer wurden, als sich eine Andeutung von Fingerkuppe über die schmale weiße Narbe bewegte, die von seiner Augenbraue gerade hinunter über sein Auge und sein Jochbein zog. In diesem Moment war er sich sicher, dass er gerade einen Herzinfarkt erlitt.
      Jasper brauchte zwei Anläufe bis er seine Stimme wiederfand. Das war weder ein Aufziehen gewesen noch eine Berührung, die er klar als Grenzübertritt definiert hätte. Das gerade war was anderes gewesen. Etwas, das er nicht einzuordnen wusste. „Ich bin süß?“, seine Stimme brach und wurde piepsig. Ruckartig beugte er sich nach vorn und räusperte sich. Nicht jetzt abbrechen. Ganz schlechtes Timing. „Was heißt denn bis auf das? Ich dachte, Narben seien sexy...“
      Ohne darüber nachzudenken fuhr er sich selbst mit einem Finger über die Narbe. Es hatte ihn schon lange niemand mehr darauf angesprochen. Aber eine wütende Ex wäre für Morgan viel zu einfach gewesen.
      „Ein Mitschüler. Keine Ex. Wir waren Vierzehn damals und wie du dir bestimmt denken kannst war ich nicht unbedingt beliebt in der Schule. Man sucht sich immer die komischen Leute zum Mobben aus, aber ok.“ Er richtete sich wieder auf und stützte seinen Ellbogen auf der Seitenlehne ab, über die sich gerade auch noch Morgan gebeugt hatte. „Im Endeffekt hat der Kerl sich auf mich eingeschossen und hat mir nach der Schule nachgestellt. Ich hab nicht auf ihn reagiert und wollte weggehen, da ist er auf mich losgegangen. Als ich mich dann nicht gewehrt und ihn nur angeschrien hab, er soll mich in Ruhe lassen, hat er ein Taschenmesser gezogen.“ Seine Schultern zuckten kurz. „Er hat mich zusammen getreten, sich auf mich gesetzt und mit dem Messer nach mir geschlagen. Mein Auge hat er dann erwischt und dann bin ich ausgeflippt. Da hab ich festgestellt, dass ich ein Zauberer bin. Ich bin abgehauen und am nächsten Tag stand in der Zeitung, dass man seine Leiche in einer Nebenstraße gefunden hatte. Und sich keiner erklären konnte, was da passiert war. Konnte ich ja selbst nicht.“
      Deshalb war er in der Schwarzen Stadt so ausgerastet. Weil er am Boden lag, wie damals auch und sein Körper sich schneller daran erinnert hatte als ihm lieb gewesen war. Das war der erste Mensch gewesen, denn er getötet hatte, ohne es zu wissen.
    • Morgan begann mädchenhaft zu kichern und legte eine Hand an die Überlappung des Handtuchs auf ihrem Bauch. Oh, es fehlte nicht viel und sie würde sein Mundwerk auf eine praktische Probe stellen, wie es ihr erschien.
      "Wenn du mich herausforderst?", fragte sie mit heraufgezogenen Augenbrauen. "Die Frage ist nicht, ob ich es tue, denn ich tue es. Die Frage ist eher, ob du mit einem Ständer herumlaufen möchtest. Oder ob du überhaupt hinsehen würdest, kleiner Lieblingsschisser."
      Sie zwinkerte ihm vielsagend zu und lehnte sich dann wieder zurück und versuchte die Vorstellung von "ich zeig dir meins, du zeigst mir deins" ganz, ganz schnell aus ihrem Kopf zu verbannen, wenn sie nicht selbst das benannte Schicksal teilen wollte.
      "Nein, Amerika ist dahingehend etwas speziell gewesen. Nicht viele Zauberer wissen von diesen Pflanzen und noch weniger forschen damit. Amerika hat die Pandemie jahrzehntelang vertuscht, damit es nicht herauskommt. Es gab ein florierendes Geschäft mit magischen Attentätern und Jägern. Das Gift ist hochpotent und für Magiejäger ein ideales Hilfsmittel. Und ja...für ihn musste es beschissen gewesen sein..."
      Oder auch nicht. Allen Geschichten nach war der Mann ein Wahnsinniger gewesen, der den Mund zu voll genommen hatte. Klassisches Schicksal von sofortigem Karma, wenn man es so wollte. Die Reaktion auf ihre Berührung war derart intensiv, dass es sich wie ein Becher Honig anfühlte und Morgan infizierte. Sie hatte nicht viele Fetische zu bedienen. Aber sie liebte es, Reaktionen zu sehen und sie in sich aufzusaugen wie ein Schwamm. Und seine waren geradezu berauschend unschuldig. Nie hatte ihn eine Frau so berührt, mochte sie schätzen und ertappte sich dabei, wie sich mit leuchtenden Augen vorstellte, was er wohl für Reaktionen zeigte, wenn sie ihn einfach küsste oder noch weiter ging... Ein Hungergefühl befiel ihren Geist und ließ sie schwer schlucken, ehe sie sich grinsend zurückwarf und ihn ansah, während sie das Kinn auf ihre Hand abstützte.
      "Das sagen wir Männern nur, damit sie keine Komplexe erleiden", zwinkerte sie. "Nun erzähl schon!"
      Das Grinsen verließ sie alsbald als Jasper seine Geschichte begann. Auch wenn es eine Geschichte der eher klassischen Art war, war es immer schade zu hören, wie die Kräfte einen Jungen oder Mädchen übermannen und verändern konnten. Nichts anderes war hier geschehen. Jasper hatte den Jungen getötet, soviel war nicht zu leugnen. Aber was hätte er auch tun sollen?
      "Also hast du ihn getötet", murmelte sie in unveränderter Haltung wobei das Handtuch erneut gefährlich rutschte und einen Teil ihrer Oberbrust freigab, was Morgan aber nicht störte. "Das kommt vor. So hart es klingt. Wir alle töten den ein oder anderen in unserem Leben. Und du hattest offenbar deine Kräfte nicht mehr unter Kontrolle weil du Angst hattest. Nachvollziehbar wie ich finde."

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    • Eben noch hatten sie über seine ach so tragische Jugend gesprochen und nun war das Thema wieder völlig abgedriftet. Es waren so viele Sprünge, dass Jasper sonst vielleicht den Faden verloren hatte. Aber mit Morgan fühlten sich diese Sprünge leicht an. Als könne der Andere problemlos jedem winzigen Faden sofort folgen.
      „Ich wusste zu dem Zeitpunkt gar nicht, dass ich überhaupt magisch begabt bin“, stellte Jasper richtig und er gab sich sichtlich Mühe, Augenkontakt zu halten. „Es war schon krass in den Nachrichten über den mysteriösen Tod meines Mitschülers zu hören. Hat mich ein bisschen verstört und vor ein paar Wochen ist ähnliches nochmal passiert. Und dann war es Zufall, dass Avicenna vor Ort gewesen war. Er hat irgendwas gemacht“, er gestikulierte an seinem Körper entlang, „und seitdem bin ich nicht mehr ganz so verloren mit dem, was ich bin. Fällt mir nicht unbedingt leicht, aber.... ich kann Vergangenes ja nicht ungeschehen machen, hm?“
      Sein Blick rutschte ab. Für einen winzigen Moment glitten seine Augen zu tief, tiefer als es gut für sein zartes Seelchen war. Wenn er auf sein begrenztes Anatomiewissen zurückgriff, dann würde nicht mehr sonderlich viel fehlen und Morgan hätte ihren Oberkörper entblößt. Schnell zuckten seine Augen wieder zurück zu Morgans Gesicht. Dann doch wieder kurz zu ihrer Brust hinab und wieder zurück. Gott, sie war so flach. Also, richtig flach.
      Zu flach?
      „Warte mal, stopp, stopp, Moment“, schoss er dazwischen und richtete sich wieder auf. Ja, Bewegung war gut, damit sich seine Gedanken nicht festfuhren. „Was hast du eben gesagt? Komm schon, kann doch nicht dein Ernst sein, dass du echt blank ziehst. Ich mein, so egal kann dir dein Körper doch nicht sein.“ Er blinzelte, musterte Morgan. Die zwei Male, in der er sie in einer fragwürdigen Stimmung erwischt hatte, waren jeweils im Bad gewesen. Wo sie gerade am duschen gewesen oder auf dem Weg dorthin war. Jedes Mal hatte sie sich dabei selbst im Spiegel gesehen und womöglich... war das ja doch der Schlüssel.
      Der Schalk war komplett aus Jaspers Gesicht gewichen und hatte Erstaunen Platz gemacht. Das würde ja ein völlig neues Licht auf Morgan werfen. Wenn sie diese starke Persona nur hatte, um andere Schwächen zu kaschieren. „Fühl dich frei mir eine zu zimmern, aber kann's sein, dass du doch Probleme mit deinem Körper hast?“
      Er stellte die Frage sachte, vorsichtig. Er wollte sie nicht weiter auf die Palme oder aus dem Konzept bringen als sie vielleicht ohnehin schon war. Schließlich hatte sie ihm ja gezeigt, wie schnell dieses Gestrüpp wachsen konnte.
      „Falls ja, wieso? Alles, was ich bisher gesehen hab, ist doch toll?“ Der Satz ging ihm noch leicht von den Lippen. Bei den restlichen druckste er hin und wieder, sein Blick huschte mal von einer Seite in die nächste Ecke des Raumes und wieder zurück. „Du hast eine unheimlich schlanke Statur. Deine Haare würden sicherlich auch andere Mädchen neidisch machen. Und dein Gesicht ist mir gestern schon aufgefallen...“
      Er wurde rot. Super.
    • "Nein, das stimmt", bekannte sie. "Ändern kannst du es nicht mehr. Ob bewusst oder unbewusst, wir haben es wie gesagt alle durch., jemandem zu schaden. Und das Avicenna da war, war wirklich großes Glück. Denn was auch immer er gemacht hat, es hat dir geholfen, nicht wahr?"
      Morgan zuckte die Achseln und sah eine Weile zu Jasper.
      Bemerkte sie die Blicke? Eindeutig ja. Denn sie wollte sie sehen. Sie wollte gesehen werden. Und auch wenn es nur Sekunden waren. Am liebsten hätte sie sich dieses verdammte Handtuch vom Leib gerissen und ihm alles präsentiert. Es ihm unter die Nase gehalten und genossen, wenn er seine eigene Sexualität in Frage stellte. Hätte sie es genossen? Vielleicht nicht. Vielleicht wäre sie traurig gewesen. Denn wenn sie das hörte, was er so sagte, wurde ihr leicht unwohl.
      "Egal?", fragte sie erstaunt und sah an sich herab. "Egal ist mir mein Körper keineswegs, Jasper. Ich weiß nur was ich bieten kann und was nicht. Und ob mich jemand nackt sieht, ist mir im Grunde gleich, denn sehen und erhalten was man sieht, sind zwei paar Schuhe."
      In seinem Gesicht machte sich eine Erkenntnis breit.
      Na ob es jetzt endlich klick gemacht hatte? Hatte er erkannt, dass sie zwischen ihren Beinen anders war? Hatte sie sich verraten? Morgan überlegte und befand, dass der Blick in ihr nicht vorhandenes Dekolletee dafür nicht ausreichte. Dafür hätte er mehr schauen müssen. Tiefer. Sorgsam richtete sie sich erneut aus und seufzte. Auch in ihrem Gesicht war der Schalk verschwunden und sie sah den Jungen mit aufmerksamen Blick an.
      "Also eines muss ich dir lassen", murmelte sie und kaschierte das sanfte Rot ihrer Wangen mit einem Seitenblick zum Fenster. "Wenn du dir mal Mühe gibst und nicht rumstotterst, kommen da ganz brauchbare Komplimente bei rum. Also danke. Und ob ich Probleme mit meinem Körper habe? Du fragst eine 18-jährige Frau ob sie Probleme mit ihrem Körper hat? Wolltest du noch fragen ob Regen nass ist? Natürlich haeb ich Probleme."
      Sie scheute nicht mehr zurück und seufzte schwer, ehe sie sie sich aufrichtete und ihm zuwandte. Ihre Hände legte sie auf ihre Brust und drückte das wenig aufreizende Fleisch unter dem Handtuch ein wenig zusammen, sodass eine kleine Falte in der Mitte entstand.
      "Ich meine, hallo? Sieht das aus wie ein ordentlicher Vorbau? Meine Ma war vollbusiger als eine trächtige Milchkuh und ich sehe aus wie eine Siebenjährige. natürlich habe ich Probleme."
      Sie genoss die Rotfärbung seines Gesichts. Aber wollte sie ihm ihr Geheimnis anvertrauen? Nur um dann wieder anders gesehen zu werden?
      Nein noch nicht.
      Um das ganze auf die Spitze zu treiben, griff sie nach seiner Hand, die in der Nähe lag. ruckartig zog sie ihn zu sich und legte seine Linke auf ihre Brust und zog die Augenbrauen erwartungsfroh hinauf.
      "Siehst du? Jetzt sag mir nicht, dass das anziehend wirkt?!", sagte sie und entließ seine Hand, die vielleicht ein wenig zu lange verweilte.
      Zumindest lange genug, um ihr einen Schauer über den Rücken zu jagen, der erneut in ihrem Unterleib zog. Vorsicht, Morgan. Ganz vorsichtig. Sonst rennst du hier gleich mit einem Ständer herum.
      "Vergessen wir mal die Haare und das Gesicht. Ich sehe doch wie ihr mich anstarrt. Ja, ich bin flach. Wie Holland. Da gibts auch nichts zu zimemrn oder schlagen. Warum auch. Kannst ja nichts für, dass die Biologie mit den Finger zeigt."

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    • Auch da sprach Morgan einen Punkt an, der Jasper erst im Anschluss wirklich wie Schuppen von den Augen fiel. Natürlich scherte sie ihr eigener Körper. Immerhin hatte sie ihn nicht verwahrlosen lassen, der beste Beweis war die Alabasterhaut, die sie zur Schau stellte. So jemand achtete auf seine Erscheinung, also musste das Problem woanders liegen.
      Allerdings war es ein anderer Satz von ihr, der in Jaspers Kopf Kreise zu ziehen begann. Sehen und erhalten gingen nicht einher... Logisch, ja. Hieß das, dass sie sich tatsächlich öfter zeigte und einfach nur darauf hinwies, dass man sie nicht berühren sollte? Gab's das denn??
      „Ich sag ja, ich werd besser mit Worten“, brummelte er leise, aber es fiel ihm auf, dass Morgan seinem Blick auswich. Zum Fenster sah, keinen Blickkontakt aufbaute. Lag es an diesen fantastischen Komplimenten oder eher daran, dass sie zugab, mit ihrem Körper Probleme zu haben? Er wusste die richtige Antwort nicht. Allerdings sah er, bis auf die zwei NICHT erschlagenden Argumente rein gar nichts, was sie hätte bemängeln können.
      Er reagierte sichtlich verdutzt, als Morgan sich plötzlich aufrichtete und das bisschen Brust, das sie hatte, zusammendrückte. Der Blick, den Jasper ihr nun auf ihren Ausschnitt warf, konnte man gar nicht als Blick bezeichnen. Es war einfach nur eine Kenntnisnahme von dem, was sie gerade getan hatte.
      „Hey, es gibt doch Lösungen dafür. Bin zwar magisch nicht so bewandert, aber man kann doch mit Ops nachhelfen?“ Konnte man durchaus. Nur dass das vielleicht nicht jedermann auch wollte oder sich leisten konnte, kam ihm nicht in den Sinn.
      Wie denn auch, wenn Morgan erneut völlig unberechenbar reagierte. Sie hatte so schnell nach seiner Hand gegriffen, dass sein Protest ein schwaches „Uff“ war, während er nach vorn gezogen wurde. Sie hatte erstaunlich viel Kraft für ein Mädchen ihrer Statur, aber all das verpuffte als Jasper bemerkte, wo sie seine Hand hin befördert hatte. Augenblicklich riss er die Augen auf. Ganz ganz sicher fühlte er den Stoff des Handtuches in seiner Handfläche. Die Spitzen seiner Finger berührten ganz knapp nackte Haut oberhalb des Saumes. Ansonsten war es so, als würde er gegen eine Gummiwand drückten. So sollte sich eine Oberweite ganz bestimmt nicht anfühlen. Folglich sah es auch irgendwie seltsam aus, als sie seine Hand freigab und sie wie in Zeitlupe zu ihrem Besitzer zurückkehrte.
      Der, im wahrsten Sinne des Wortes, gerade zwischen den zwei Couches hing.
      Ein wenig glichen Jaspers Augen Glaskugeln, die für den unaufmerksamen Betrachter leer wirkten. Tatsächlich jedoch waren es derart viele Gedanken und Gefühle, sodass man sie gar nicht alle einzeln nach außen tragen konnte. Er hing seltsam gestreckt zwischen den zwei Möbeln, offensichtlich nicht gewillt, einfach wieder Platz zu nehmen. Nun starrte er Morgan wahrlich an während sich sein Hirn gerade versuchte durch die Note des Duftes ihres Duschgels zu sortieren. Mit irgendetwas schien er zu hadern und schließlich verlor er den Kampf.
      „Stimmt, das nicht unbedingt“, bejahte er die Frage zum Thema anziehend wirkend. Dafür fiel sein Blick von ihrem Gesicht ab in potenziell gefährliche Gefilde. Ganz langsam setzte sich seine Hand wieder in Bewegung. „Dafür aber was ganz anderes.“
      Seitdem sie aus dem Bad gekommen war, hatte er den Wunsch gehabt, sie zu berühren. Nur ein einziges Mal und nicht dort, wo man jemanden festhielt oder freundlich klopfte. Er war sich sicher, dass er gleich einen Herzinfarkt erlitt als er ganz sanft seine Hand knapp oberhalb ihres Knies auflegte und sich fühlte, als täte er etwas total verbotenes. Trotzdem war es unvergleichlich. Die Wärme, die ein anderer Körper ausstrahlte. Glatt unter seinen Fingern fühlte sie sich an, wobei er sich tunlichst davon abhielt auch nur einen Millimeter weiter zu wandern als ohnehin schon.
    • Der Blick, den Jasper ihr zuwarf war ein anderer als sie erwartet hätte. Irgendwie hatte sie den verträumten Jungen anders eingeschätzt und sich ein verschüchtertes Stottern und ein vehementes Wegschauen erhofft. Als seine Hand sich von ihrer Brust löste, war sie beinahe enttäuscht und lehnte sich zurück auf ihr Sofa.
      "Pah, OPs", murmelte sie abschätzig und schüttelte den Kopf. "Es gibt nichts schlimmeres als unechte Brüste. Die sehen aus wie schlecht aufgepustete Ballons. Nein danke, da bin ich lieber flach.
      Der Blick allerdings, nachdem er ihre Brust berührt hatte, war merkwürdig. Nicht verträumt, aber irgendwie...leer...Als würde er etwas über Bord werfen oder eher versuchen, sich selbst zu sortieren. Kopfschüttelnd sah sie ihm eine Weile bei seinem Gedankentango zu, während sie selbst enttäuscht drein sah. Das würde ja was werden. Da will man einfach ein wenig Spaß haben, dann ist der Blowjob mies und der einzige Kerl in Zugriffsreichweite ist ein schüchterner Junge, der nicht mal ansatzweise Interesse an so etwas hatte.
      Sie wäre doch besser in die Stadt gefahren.
      Auch seine Antwort nicht gerade eine Schmeichelei.
      "Na danke", murmelte sie und seufzte.
      Erst danach wurde ihr gewahr, was der Junge eigentlich vor hatte. Und erneut schaffte es Jasper, sie zu enttäuschen, indem er seine Hand auf ihr Knie legte. Ihr verfluchtes Knie! Als wäre das der heilige Gral unter den Körperteilen. Herrgott und verflixt noch eins, wie verklemmt konnte ein pubertierender Junge eigentlich sein?
      Schweigsam ließ sie ihn gewähren und sah ihm aufmerksam dabei zu wie er eigentlich gar nichts tat.
      "Äh...Jasper?", fragte sie nach einer Weile, in der er mehr verträumt auf seine Hand und ihr Knie sah, während sie die Arme vor der Brust verschränkte. "Gehts dir gut? Yo, versuch etwas zu atmen, es ist nur ein Knie. Nichts verbotenes oder brachiales. Haben wir alle, weißt du? Ist ja nicht so, als hättest du mir zwischen die Beine gegriffen."
      Auch wenn sie sich insgeheim ein wenig ABlenkung von der Wut wünschte, die sich durch ihre Eingeweide fraß.
      "Hallo?! Erde an Jasper!"

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    • Jaspers Blick zuckte zu Morgans Gesicht als sie ihn ansprach. Noch immer lag seine Hand auf dem Knie und er war sich sicher, dass seine Hand bereits schwitzig wurde. Er hatte so noch nie jemanden berührt. Oder wurde so berührt. Es hatte sich immer nur darauf beschränkt, dass er Zuwendung mit seiner Mutter ausgetauscht hatte oder hier und da mal in der Schule einem Mitschüler eingeschlagen hatte. Aber noch nie hatte er ein Mädchen woanders berührt als an ihren Händen oder Armen.
      „Ich....“, er sagte Worte, von denen er gar nicht wusste, dass er sie sagen wollte. So brach seine Stimme immer wieder ab und er stammelte leicht während er sich fühlte, als stünde sein ganzer Körper unter Strom. „Ich hab noch nie ein Mädchen so angefasst. Außer... an den Händen. Oder... sie mich. Was sie nie haben. Oder werden. Oder...“
      Oder was? Seine Augen sprangen zwischen denen von Morgan hin und her. Für sie war das hier keine große Sache, für ihn hingegen war das hier die Welt. Sein Kopf, sogar sein ganzer Körper, wollten ihn instruieren und ihn dazu nötigen, Dinge zu tun, die eindeutig gewisse Grenzen überstiegen. Er wollte seine Neugier befriedigen, er wollte vergessen, wo Morgan gewesen war. Dass andere sie vielleicht genauso angefasst hatten.
      Dass er völlig unerfahren war und niemals auch nur ansatzweise das tun können würde, was Morgan scheinbar so sehr begehrte.
      Man hörte immer wieder, wie schnell Männer von Frauen verklagt wurden, wenn sie eine falsche Handbewegung machten. Er wollte nicht, dass sie ihn als abstoßend empfand. Oder gar meldete, weil er sie unsittlich berührt hatte. Auf der anderen Seite war sie es doch, die hier fast nackt vor ihm saß und ihn sogar dazu genötigt hatte, ihre Brust anzufassen. Sie zeigte ihm keine Grenze auf, sie war diejenige, die ihn erst in diese Lage gebracht hatte.
      Aber das rechtfertigte rein gar nichts.
      Jasper hatte das Gefühl, das sich sein Magen gleich umdrehte. Die Nervosität war dermaßen stark, dass er beinahe geschworen hätte, der Boden würde leicht beben. Anders ließe sich nicht erklären, warum seine Sicht so verschwommen war. Dass er vor Nervosität zitterte, kam ihm gar nicht in den Sinn. Er fand nicht einmal mehr Worte, so trocken war seine Kehle als er seine Hand von ihrem Knie hob. Sein Atem war so flach, dass er nicht mehr merkte, ob er überhaupt noch atmete. Ganz langsam streckte er seine Hand nach Morgans Gesicht aus, legte seine eiskalten Finger an ihr Kinn und fuhr die Kieferlinie entlang. Seine Finger strichen unter ihrem Ohr entlang, wo sie sich schließlich in ihr feuchtes Haar am Hinterkopf schoben und dort verharrten. Sein Blick rutschte von ihren herrlichen Augen auf diese verbotenen Lippen ab und es kostete ihn alles an Willenskraft, um die Augen wieder zu heben. Die Stille war beinahe zum Greifen.
    • Morgan ließ ihn gewähren.
      Vielleicht war es ein Fehler oder gar eine unlautere Berührung mehr auf der Liste, aber gleichsam konnte sie ihm diese Erfahrung doch nicht verwehren. Dann wäre sie eine schlechte...Ja, was denn? Meisterin? Freundin?
      Nein, sie waren weder Schüler und Meister noch Freunde. Jasper war ein Zimmergenosse. Ein Junge wie sie, zum Lernen hier und seinen Aussagen nach mit einem reineren Gemüt, als sie jemals haben könnte. Wenn sie ihn so sprechen hörte fragte sie sich allen ernstes was sie hier eigentlich tat.
      Aus lauter Frust von einem schlechten sexuellen Erlebnis sah sie zu diesem Jungen her, der vor sich hin stammelte und irh von Dingen berichtete, die sie beinahe die Augen verdrehen ließen. Nicht nur verklemmt, sondern auch die Mutter Theresa der Jungfrauen...Was hatte sie sich hier nur angelacht?! War wohl nichts mit dem heißen Ende einer ruhigen lauen Nacht.
      Kopfschüttelnd grinste sie nur und sah ihm zu wie er sie weiter berührte. Naja, es zumindest versuchte. DIe Hand ihrem Ohr war kurzzeitig durchaus anregend, aber ging viel zu schnell über ihr Kinn wieder hinfort. Es fehlte die Ruhe, die Gelassenheit. Aber was war da auch zu sagen? Der Junge war gerade in Lage eine Frau zu berühren.
      Haha...Frau...
      Auch wenn Morgan sich so fühlte verriet das zwischenzeitliche Zucken ihrer Lendengegend genau das Gegenteil. Spätestens da würde es interessant, dachte sie, aber fürs erste tat sie das, was ihrem Geiste am Nächsten kam.
      Morgan schiss auf die Vernunft.
      Als sich die Hand des jungen Mannes in ihrem Schopf verschob und sie seine Finger auf ihrer Kopfhaut spürte, brannte die letzte Sicherung der Wut durch, die ihre EIngeweide innerlich verglühen ließen. Ein halb keuchender Junge, der ihre Haare berührte und ihre Lippen anstierte als wäre es der heilige Gral.
      Es war beinahe ihre Pflicht, ihn aus diesem Fiasko zu holen.
      "Herrgott noch eins!", zischte sie und stach vor.
      Mit einer gekonnten Bewegung schloss sie die Entfernung zwischen ihren beiden Körpern ohne ihren Sitzplatz zu verlassen und versiegelte ihrer beider Lippen mit einem Kuss. Morgan hielt es unspektakulär, weil sie fürchtete, dass ein wenig Zunge den Jungen zu einem Herzinfarkt geführt hätten. Also beschränkte sie sich darauf, einfach seine Lippen zu berühren und ihre damit zu versiegeln, die Hitze ihrer beiden Münder zu spüren und ihre Hand an seine Wange zu legen.
      Der Kuss dauerte nicht allzu lange, aber ausreichend lange genug, um ihren Puls ein wenig zu beschleunigen. Als sie sich von ihm löste und seine Hand aus ihren Haaren löste, sah sie ihn an und legte den Kopf schief.
      "Erster Kuss abgehakt, würde ich sagen. Und jetzt weiteratmen, Jasper. Nur ein Kuss. Keine große Sache."

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    • Jaspers Sinne waren dermaßen überstrapaziert, dass er sich sicher war, bei der kleinsten Einwirkung aus der Haut zu fahren. Er ahnte bereits ganz genau, wie er auf Morgan wirkte, die offensichtlich die Ruhe in der Person war. Weil sie ihn nicht wie jemanden sah, der wusste, was er tat. Ihr in irgendeiner Art das Wasser reichen konnte, und er hasste es. Wären so viele Dinge anders gelaufen, dann würde er hier nicht wie ein Dreizehnjähriger vor einem Mädchen hocken und fürchten, einen Infarkt zu erleiden. Nein, er hätte genau wissen können, was er zu tun hatte, wie er sich im Notfall aus dieser Situation hätte manövrieren können. So jedoch steckte er fest, kam nicht weiter vor und auch nicht mehr zurück.
      Folglich übernahm Morgan das Zepter, als sie scheinbar die Geduld mit ihm verlor. Jasper zuckte heftig zusammen, als sie etwas zischte und sich plötzlich bewegte. Anschließend waren etliche Synapsen in seinem Gehirn durchgebrannt. Anders konnte er sich im Nachhinein nicht erklären, was dann geschehen war.
      Morgan küsste ihn. Ausgerechnet ihn. Das ergab keinen Sinn. Das war ohne Hand und Fuß. Ständig zog sie ihn auf, selbst jetzt hatte sie doch gesehen, dass er hierfür einfach nicht taugte. Keine Ahnung hatte. Warum zur Hölle küsste sie ihn dann?!?
      Tatsächlich atmete Jasper in diesen wenigen Sekunden kein einziges Mal. Er konnte ja nicht einmal einen rechten Gedanken fassen, der Strom eben jener kam erst viel später wirklich zum tragen. Noch immer lag seine Hand an ihrem Hinterkopf, gefangen in den feuchten Strähnen ihres goldenen Haares. Ihre eigene jedoch legte sich auf seine Wange, eine erstaunlich kühle Hand auf seinem lichterloh brennenden Gesicht. Und dann waren da diese Lippen... Diese astronomisch weichen Lippen, die ihm jeden Gedanken raubten. Alles schien sich nur auf diese Lippen zu fokussieren, wie sie weich auf seinen Mund drückten und ihm jegliche Luft versagten. Dementsprechend harsch schnappte Jasper nach Luft, kaum hatte Morgan den Kuss gelöst und seine Hand aus ihrem Haar befreit. Er starrte sie offenkundig überrumpelt an, sie, die sich wieder dahin lümmelte als wäre rein gar nichts passiert.
      Das war ein Test. Das musste ein grausamer Test sein. Ein Test, ob er noch das Kind in ihren Augen war oder nicht. Sie unterschätzte ihn. Oder traf sie ihn ganz genau? Denn wenn er ehrlich war, wäre er eigentlich längst abgehauen und hätte sich eingestanden, dass das alles hier keinen Sinn hatte. Hatte es auch nicht, aber hier vor ihm saß ein verdammtes Mädel mit nichts anderem als einem verfluchten Handtuch um den Körper. Sie hatte ihn von sich aus geküsst. Sie war diejenige, die ihn verführte. Aber würden das auch andere so sehen?
      Ganz langsam wanderten seine Augenbrauen in die Höhe. Erst eine, dann die andere. Noch immer fand er keine Worte für das, was für sie nur ein billiger Kuss gewesen sein musste. Was es im Endeffekt auch gewesen war und Jasper tat den Teufel da mehr rein zu interpretieren als gut für sein schwächliches Seelchen war. Aber wenn das keine große Sache war, dann...
      Wir erinnern uns an ein paar Absätze zuvor. Es mussten Synapsen bei ihm durchgebrannt sein, denn anders ließ sich diese Kurzschlussreaktion nicht erklären. Lange genug hatte er zwischen den beiden Sofas gehangen. Er nahm einen tiefen Atemzug während er seine Füße unter sich auf dem Boden sortierte und sich kurzerhand aufrichtete, nur um sein linkes Bein neben ihre überschlagenen zu platzieren und mit dem rechten Bein das Sofa zu erobern. Er setzte sein Knie rechts von ihr auf, stützte sich links an der Lehne ab während er mit seiner freien Hand ihren Kiefer einfing und sie dazu nötigte, den Kopf für ihn in den Nacken zu legen. Schon eine Sekunde später presste er seine Lippen wieder auf ihre.
      Morgan hatte es ja gesagt. Es war nur ein Kuss. Keine große Sache.
    • Ja genau.
      Für einen kurzen Moment lang glaubte Morgan wirklich, das Richtige getan zu haben. Einen armen, verklemmten Jungen von der Bürde seiner vermeintlichen Rücksicht befreien lag in Morgans Agenda der guten Taten zwar nicht an erster und wichtigster Stelle, aber zumindest erschien es ihr opportun, sonst würde der Junge ja niemals einer Frau näher als das Knie kommen.
      Als sie sich lösten und sie die Schwellung ihres Unterleibes überdeutlich zwischen ihren überschlagenen Beinen bemerkte, begann sie dann doch langsam an ihren Maßnahmen zu zweifeln. Nicht, dass Jasper übermäßig attraktiv war in dem was er tat und nicht tat, aber ihr Abend war derart frustrierend, dass selbst dieser bedeutungslose, kleine Kuss ihr übermäßig Kontrolle abverlangte.
      Gerade als sie sich erheben wollte und den Tag ein Ende geben wollte, spürte sie mit einem Mal sein Gewicht auf ihrem Schoß und sah überrascht zu dem Jungen Mann, der sie bestieg wie einen gottverdammten Maulesel.
      Und zu aller Krönung drückte er ihren Kopf in den Nacken als wäre sie ein Spielzeug.
      Dieser kleine, miese...
      Dennoch ließ sie es geschehen. Wieso tat sie das? Wieso wehrte sie sich nicht gegen einen Mann, der sie behandelte wie...wie...Wie ein Tier? Nein, eher wie ein Stück Fleisch. Vielleicht auch gar nicht. Vielleicht meinte er es nicht so. Morgan spürte während dieser Gedanken, wie ihre Zunge zwischen seine Lippen wanderte und sich mit seiner umschlang. Es war ohnehin alles verloren. Durch das Besteigen waren ihre Beine auseinander gedrückt worden und die deutlichen Zeichen ihrer Begierde war spürbar. Der Junge würde gleich bemerken, dass sie nicht das war, was er sich von einem Mädchen erhoffte und vermutlich eh von ihr fortspringen.
      Wie jeder andere, der sie ansah und nicht fand, was er suchte.
      Also warum nicht genießen? Warum nicht nutzen. Sachte rutschte ihre Hand seine Beine hinauf und ertasteten die dürren Beine mitsamt dem schmächtigen Körperbau. Muskeln fand sie hier nicht. Noch nicht. Vielleicht irgendwann einmal, wenn man ehrlich war, aber Morgan genoß den Moment in dieser Sekunde und ließ sich doch etwas mehr treiben als gedacht.
      Erstr nach einer gefühlten Ewigkeit ertappte sie ihre Hände dabei, wie sie an seinen Hinterbacken herumfuhrwerkten und schließlich herzhaft zugriffen.
      Sie wurde an anderer Stelle größer und es war ihr unangenehm. Gleichsam genoß sie die geringe Reibung die sich aufstaute und ihr den Atem raubte.
      Sie musste das unterbrechen. Ehe sie einen Fehler machte.
      Scheiß auf den Fehler, dachte sie.
      Scheiß auf alles. Diese Welt war ohnehin dazu ausersehen, in einem riesigen Scheißhaufen zu enden. Also warum nicht?! Scheiß auf Vernunft...

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    • Irgendwo in den hintersten Ecken seines Hinterstübchens wartete Jasper schon darauf, dass Morgan ihm eine verpasste oder ihn plötzlich Dornen pieken würden. Aber dieser Teil war verschwindend gering und eher wie ein Echo in einem großen, leeren Geiste, der nur noch Lippen und Atem spürte. Das Mantra, es sei nur ein Kuss, war ebenfalls verebbt und als Morgan ein wenig mehr die Zügel übernahm, wusste er nicht mehr wohin mit sich. Er spürte ihre Zunge, die sich dank seiner Überraschung Einlass verschafft hatte, und er spannte sich umgehend an. Er versuchte zu behalten, was sie machte, um es zu immitieren und zu lernen. Ganz entfernt bemerkte er, wie sich Hände an seinen Beinen empor stahlen. Sie wusste im Gegensatz zu ihm, was sie mit ihren Händen anzustellen hatte. Natürlich tat sie das, immerhin war sie ja hier der Profi und nicht er. Jedenfalls schien das seine untere Körperhälfte überhaupt nicht zu interessieren, obzwar es immer wieder zwischen dem einen und dem anderen Extrem zu schwanken schien. Aufregung, Nervosität waren die Übeltäter, aber er hatte schließlich ja keine Ansprüche zu erfüllen.
      Ganz automatisch glitt Jaspers Hand von Morgans Kinn über ihren Hals hinab. Langsam, als würde er sich jeden Zentimeter Haut ganz genau einprägen wollen. Hinab über die Halsbeuge, weiter abwärts bis seine Fingerspitzen das Schlüsselbein streiften. Er musste seine Haltung anpassen, wobei er ungewillt war auch nur eine Sekunde Luft zwischen ihn und diese Lippen zu bringen. Ein unzufriedenes Brummen entkam ihm - ein Geräusch, das er so von sich noch nie gehört hatte - während er sein Gewicht verlagerte und seine Beine umpositionierte. Er berührte seit geraumer Zeit irgendetwas Hartes und das war auf Dauer sicherlich unangenehm. Jedenfalls würde er nicht ständig Druck auf etwas haben wollen, das sich zwischen seinen -
      Jasper stockte. Es dauerte viel zu viele quälende Sekunden ehe sein Verstand die Arbeit aufnahm und ihn dazu nötigte, schwer atmend Abstand zwischen diese diabolischen Lippen und seinen eigenen zu bringen. Es kostete ihn mehr Kraft als gedacht, sich mit dem einen Arm vom Sofa abzustützen und verwirrt Morgans Gesicht zu mustern. Tatenlos hing sein rechter Arm an ihm herab, als sein Blick ganz langsam über diese viel zu flache Brust weiter tiefer glitt und schließlich an dem unumstößlichen Anzeichen hängen blieb, das bewies, dass Morgan kein Mädchen war. Was sich da zwischen den Beinen unter dem Handtuch anhob, gehörte zweifellos nicht zu einem Mädchen.
      Jaspers Mund wurde schlagartig trocken. Deswegen hatte man ihn mit Morgan in eine Unterkunft gesteckt. Deswegen war es Morgan auch egal gewesen, dass es ein junger Mann war, der der Zimmergenosse war.
      Weil Morgan biologisch ein Mann und keine Frau war.
      Jetzt fiel auch die Farbe von Jaspers Gesicht ab. Er starrte länger als nötig zwischen sie beide, bevor er endlich schluckte und seinen Blick hob, um Morgan ins Gesicht zu sehen. Immerhin das war er ihr.... ihm?... schuldig. "Ich... Ich wusste nicht, dass du...." Ja, was denn? Dass Morgan noch einen Schwanz hatte obwohl alles andere nach Frau aussah? Sollte er sich dafür entschuldigen, dass er sich hatte täuschen lassen oder einfach zu blind gewesen war?
      Sollte er sich dafür entschuldigen, dass er sie/ihn angefasst hatte? Hatte er überhaupt ein schlechtes Gewissen? Die Antwort darauf: Er wusste es nicht. Er war perplex bis in die Kernfeste seiner Existenz. Er hatte nicht eine Sekunde daran gezweifelt, dass Morgan eine Frau war. Um genau zu sein hatte er das aber auch nie in den Vordergrund gestellt. Im Allgemeinen hatte sich Jasper noch nie damit auseinander gesetzt, was er mochte und was nicht. Und nun zu sehen, dass Morgan ihm biologisch gar nicht so unähnlich war, nahm erstaunlich viel Druck von ihm. Bei Frauen hätte er überhaupt nicht gewusst, wie er wo anzufassen hatte. Aber bei einem Mann fühlte er sich sicherer.
      Jasper nahm noch mehr Abstand bis er plump mit seinem Hintern auf dem niedrigen Tisch vor der Couch zum sitzen kam. Er wollte Morgan Raum geben und schämte sich für die Art, wie er ihn...sie?... überfallen hatte. Da waren Grenzen übertreten worden und wenn Morgan es beabsichtigt hätte, sich ihm von Anfang an zu offenbaren, dann wäre das wohl auch geschehen. Aber Morgan hatte die Scharade aufrecht erhalten, und das wohl mit Grund.
      "Du wolltest nicht, dass ich das rausfinde, oder?", fragte er und hatte endlich den Schock überwunden, unter dem noch immer Funken von Hunger in seinen Augen glitzerten. Wenn er nicht gerade auf das erschlagende Argument blickte, war Morgan noch immer die hübsche Frau von zuvor. "Scheiße, du hättest mich einfach schlagen sollen oder. Ich hab dich grad bestiegen wie ein... Tier." Er fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht, noch immer erinnerte er sich an das Gefühl ihrer Lippen. Scheinbar spielte es bis jetzt keine Rolle, dass Morgan ein Mann war.
    • Natürlich musste er es herausfinden.
      Morgan hatte es forciert und mit Gleichgültigkeit in Kauf genommen, dass man ihr Geheimnis erahnte oder gar herausfand. Das harte Fleisch zwischen ihren Beinen pulsierte noch immer unter den Körper des Jungen, noch während sie ihn geküsst hatte. Und selbst als er sich nach seinen kümmerlichen Versuchen, sie zu berühren (nicht, dass es nicht Wirkung gehabt hätte) von ihr entfernte und das Zeugnis ihrer Begierde unter dem Handtuch und von diesem beschirmt nach oben ragte wie ein angriffslustiger Turm, schämte sie sich nicht.
      Aber sie war wütend.
      Nein, eigentlich nicht mal das. Enttäuscht traf es eher. Vielleicht auch traurig, wenn sie ehrlich war. Aber der Blick des Jungen war derselbe, den die meisten an sich trugen. Das Weiße, wenn sie erkannten, dass es eben ein Schwanz war, der sich ihnen entgegen reckte. Die Erkenntnis, dass es nicht nur ein Wurmfortsatz war, der sich leicht mit anderem verwechseln ließ und die weitere Erkenntnis, dass sie gerade ihrer Meinung nach einen Mann geküsst hatten. Obwohl Morgan alles andere als das war. Sie war eine Frau, im Herzen und im Hirn. Und doch war es immer wieder grausame Realität, die ihr ihre biologischen Wurzel vor Augen führte.
      Schweigsam lehnte sie sich auch zurück, schämte sich nicht des pulsierendes Fleisches zwischen ihren Beinen und sah Jasper spöttisch an.
      "Was denn?", fragte sie und wischte sich leicht über den Mund. "Dass du nicht gewusst hast, dass ich einen Schwanz habe? Woher hättest du es wissen sollen?"
      Sie zuckte mit den Achseln und seufzte schwer. Ihre Beine übereinander zu schlagen wäre schicklich gewesen, aber es war nichts, was Jasper nicht schon kannte, wie es den Anschein hatte. Und doch war da etwas das sie in seinem Blick sah, dass ihr einen Schauer über den Rücken jagte. Schaffte das ein Junge? Naja, ein junger Mann, um fair zu sein. Ein Ziehen durchbrach ihren Unterleib und nur mühevoll konnte sie eine Kontraktur ihrer Muskeln verhindern. Das hätte verraten, dass sie ihn wollte. Wenngleich nur für diese eine Nacht, aber sie wollte nicht einfach so gehen. Nicht, wo sie dieses Glitzern in seinen Augen gesehen hatte.
      "Nein, wollte ich nicht", sagte sie. "Ich wollte nicht, dass du das hier siehst, weil die meisten sich eben abwenden und den Schock nicht verarbeiten."
      Dabei war Sexualität so viel mehr als pure Begierde. Wenn man sich darauf einließ, war es doch vollkommen egal, welches Geschlecht einem gegenüber saß, oder nicht?
      "War mir egal", sagte sie salopp und grinste schief. "ist ja nicht so als hätte ich mich gewehrt. Aber ich kann verstehen wenn du es an dieser Stelle beenden willst. Ich bin ja schließlich nicht das, was du erwartet hast."
      Sachte erhob sich Morgan von der Couch und stemmte die Hände in die Hüften. Umso prominenter hob sich die Spur ihrer Begierde von dem Untergrund ab. Zeltartig spannte sich das Handtuch über ihren Güften während es oben beinahe von ihrer Brust herab rutschte und sie es nur knapp hatte richten können.
      "Ich schäme mich nicht für das was ich bin", sagte sie schließlich. "Aber ich habe Verständnis wenn es nicht das ist, was du suchst."
      Und dennoch...In ihrem Kopf pulsierte neben dem fehlenden Blut Geschrei und Wehklagen, als sie sich des Gesichts des Jungen bewusst wurde.

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    • Woher er es hätte wissen sollen? Eigentlich gab es genug Indizien, als dass Jasper auf den Rückschluss hätte kommen können. Die Tatsache, dass ihre Gruppe die einzige gewesen war, die augenscheinlich gemischter Natur war. Die Tatsache, dass Morgans Gesicht deutlich schärfer und härter geschnitten war und wie sich ihre Stimme im Vergleich zu den anderen Frauen anhörte. Er hatte doch sogar bemerkt, dass ihr ganzer Körper insgesamt drahtiger wirkte und spätestens als sie seine Hand auf ihre Brust gelegt hatte, hätte der Groschen fallen müssen. Keine Frau der Welt war wirklich so flach.
      Trotzdem hatte Jasper keine Sekunde einen Gedanken daran verschwendet. Nicht einen Moment darüber nachgedacht, ob Morgan eine Frau oder ein Mann oder sonst etwas war. Weil es ihn nicht so interessierte, wie es vermutlich der Fall hätte sein sollen.
      "Ich bin auch überrascht. Von außen betrachtet lässt du keinen Zweifel zu, dass du 'ne Frau bist", sagte Jasper schließlich und konnte nicht verhindern, dass sein Blick erneut auf das erschlagende Argument zwischen ihnen beiden fiel. Wenn er genau in sich rein horchte, dann bemerkte er, dass es wirklich eine Form von Erleichterung war, die ihn erwartete. Erleichtert darüber, dass nicht völlig aufgeschmissen war. "Und was heißt, du bist nicht, was ich erwartet hab? Gar nichts hab ich erwartet, ich hab einfach nur dich gesehen."
      Nun lag seine volle Aufmerksamkeit wieder auf Morgans Gesicht. Noch immer besaß sie das gleiche schöne Gesicht, das ihn noch immer anzog. Prinzipiell hatte sich rein gar nichts zwischen ihnen geändert, nur der Punkt, dass Jasper scheinbar überdenken sollte, ob er sich noch als hetero bezeichnen sollte oder nicht. Wobei.... war es wirklich das Geschlecht, das ihn anzog?
      Dann stand Morgan auf und stemmte die Hände in die Hüften. Es trennten nur wenige Zentimeter Jaspers Gesicht von dem, was sich unter dem Handtuch versteckte. Mehrmals ging sein Blick zwischen dem und Morgans Augen hin und her. So wie sie ihre Sätze formulierte hatte sie nicht vor, die Situation aufzubrechen. Stattdessen räumte sie ausgerechnet ihm die Freiheit ein zu entscheiden, ob er gehen wollte oder nicht. Was ihn allerdings am meisten traf, war die Ambivalenz in ihrem Blick. Irgendetwas rumorte dort unter den glühenden Iren, er konnte nur nich seinen Finger darauf legen.
      "Aha? Ich wusste gar nicht, dass ich was bestimmtes gesucht habe", entgegnete Jasper gespielt überrascht. Er hatte weder etwas gesucht noch die Absicht, es zu finden. "Und du weißt auch nicht, was ich erwartet haben könnte. Du kannst meine Gedanken nicht lesen und ich nicht deine. Aber wenn ich so in deine Augen sehe, hab ich den Eindruck, es ein bisschen zu können."
      Es entstand ein Moment der Stille, in der Jasper zu Morgan aufsah und versuchte abzulesen, was sie nun denken mochte. Sie hatte ihn aufgezogen, ihn getriezt, ihn über seine Grenzen hinaus getrieben. Jetzt stand sie vor ihm, ihr Geheimnis enthüllt und seltsamerweise Jaspers Worten unterlegen, wie sie nun weiter verfahren würden. Noch immer ging Jaspers Puls viel zu schnell und seine Hände zitterten ganz leicht. Er war so weit gekommen, er musste sich nur noch ein Stückchen weiter treten. Ein kleines Bisschen, wenn er nochmal diese Lippen schmecken wollte.
      Er sagte nichts, als er seine rechte Hand hob und sie vorsichtig über Morgans Erektion gleiten ließ. Beständig hielt er den Blickkontakt aufrecht während er unter seiner Hand bereits eine Reaktion auf seine Berührung spürte. Und wie unwirklich es war, dass er jemand anderen so berühren durfte.
    • Erstaunlich, wie leicht eine Unterhaltung sein konnte, wenn ein Geheimnis gelüftet war, dachte Morgan und sah beständig zu Jasper hinab, während er sprach.
      Es schien als würde es ihre Erektion nicht geben, die sich pfeilgerade auf Jasper zurichtete. Es schien, als wäre es egal. Und auch wenn Morgan sicherlich Hoffnungen hatte, so konnte sie nicht verhindern, dass der beschleunigte Puls, den sie ohnehin schon besaß und der ihre Körperteile leicht zittern ließen, noch weiter beschleunigte.
      War es wirklich so einfach? Ein paar Worte? Ein paar...Bekundungen?
      "Jasper...", begann sie und fuhr sich durch die blonden Haare. "Ich bin eine Frau.Auch wenn meine Biologie das leider anders sieht. Glaub mir, ich würde gerne einen üppigen Busen vor hertragen oder eine weibliche Figur besitzen. Aber ich bin und bleibe eine Frau."
      Auch wenn so mancher Mann das gerne anders sah. Oder Quinn, dieser Bastard.
      Morgan Nash hatte damit gerechnet, dass sich Jasper zurück zog. Dass er aufstand, sich entschuldigte und in sein Zimmer zurück ging. Es wäre human gewesen, denn sie traute ihm keine Gemeinheiten zu. Doch sie war auf eine Art und Weise glücklich, dass er nicht ging. Dass er die Situation nicht aufbrach und sie ansah wie die Anderen. Ja, was hatte er gesucht? Sie hatte sich selbst immer wieder Vorurteilen gegenüber gesehen und nun tat sie es ebenso. Dumm...
      Grinsend schüttelte Morgan den Kopf und ließ die Spannung aus ihren Händen, als sie sie einfach herabhängen ließ.
      "Weiß nicht, was du gesucht hast", gab sie zu. "Hab gedacht, dass ich es zumindest nicht bin. Ich meine...Es ist schön, mal Jemanden zu erleben, der...Der eben nicht nur sieht, was offensichtlich ist."
      Sie wies mit ihren Händen auf ihre Körpermitte, die sich nicht entspannte oder an Spannung verlor. Nicht mal, als sie über ein anderes Thema sprachen. Im Gegenteil hatte sie vielmehr das Gefühl, dass die Gänsehaut und das Druckgefühl weiter zunahm, als...
      Morgan versteinerte regelrecht, als Jasper ihre Erektion berührte. Es war nur eine kurze, beinahe beiläufige Bewegung und auch eher ungeschickt, aber mit der Berührung fingen die Zuckungen in ihrem Fleisch an. Herrgott, sie würde doch wohl nicht von einer einfachen Berührung kommen. Das war ja peinlich! Als hätte sie es so bitter nötig.
      Morgan konnte nicht verhindern dass sich dem schwer atmenden Gesicht ein kurzes, aber deutlich vernehmbares Seufzen entrang, ehe sie innehielt und Jasper ansah.
      "Mach das nochmal", flüsterte sie und schluckte einen Kloß hinab.
      Sanft fuhr sie mit ihren eigenen Händen hinab und öffnete das Handtuch ganz, um es beinahe achtlos zu Boden fallen zu lassen. Er sollte es noch einmal machen. Und wenn es nur eine Berührung wäre. Egal. Einmal nicht mit Abscheu gesehen werden. Einmal vielleicht mit Lust...
      Alleine die Aussicht auf diesen Blick ließ ihr die Haut heiß werden.
      "Mach das nochmal", sagte sie tonlos, da ihr die Stimme versagte. Gott, was tat sie hier?

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    • Jaspers Augen waren groß. So groß, als wolle er jeden Anblick in sich aufsaugen und nie wieder gehen lassen. Er beobachtete, wie Morgan stocksteif wurde, kaum hatte er sie angefasst und für eine nicht gerade unbeträchtliche Zeit fürchtete er, dass er etwas falsches getan hatte. Dass dies der Moment war, wo sie die Reißleine zog und die Situation auflöste. Verkündete, dass alles nur ein lächerlicher Scherz gewesen war. Die Reaktion unter seinen Fingern war rein biologischer Natur, das wusste er nur zu gut.
      Dann regte sich etwas in Morgans Gesicht und Jaspers Augen wurden sogar noch ein Stückchen größer, als sie seufzte. Kein genervtes Seufzen, das klang anders. Das hier war eines, das er maximal von sich selbst in vergleichbarer Art und Weise gehört hatte, zu sehr speziellen Momenten. Das ließ ihn unweigerlich erschauern.
      „Mach das nochmal.“
      Jasper blinzelte. Hatte er sich da gerade verhört? Das musste er. Irgendjemand hatte ihm gerade Worte ins Ohr geflüstert oder er hatte sie sich eingebildet. Das wurde langsam aber sicher zu einem Scherz, den er nicht mehr verkraften würde, wenn sie es jetzt aufdeckte. Dann setzten sich ihre Hände in Bewegung und seine Augen verließen ihr Gesicht, um der sanften Bewegung zu folgen. Als er realisierte, dass sie im Begriff war, das Handtuch zu öffnen, hielt er den Atem an. Die Stille zerrte an seinem Trommelfell und sein Herz schien sich mit aller Macht gegen sein Gefängnis aus Fleisch und Knochen zu schmeißen.
      Im nächsten Augenblick fiel die letzte stoffliche Barriere.
      Ruckartig zwang Jasper seine Augen wieder in Morgans Gesicht. Wie gern hätte er sich jeden Zentimeter angesehen, jedes Stückchen Haut befühlt um festzustellen, ob sie sich anders anfühlte. Er wollte nicht, dass sie dachte, er würde sie nur so angaffen, weil es neu und aufregend für ihn war. Gedanken verschiedenster Bereiche prasselten auf ihn ein.
      „Mach das nochmal.“
      Jasper schnappte nach Luft als seine Lungen rebellierten. Er hatte sich nicht verhört, er hatte ganz genau gesehen, wie diese sinnlichen Lippen die drei Worte geformt hatten. Worte, die ihm klar sagten, was zu er tun hatte und trotzdem leistete er nicht umgehend Folge. Träge Sekunden lang blinzelte er sie an, seine Augen sprangen zwischen ihren hin und her.
      „Sicher?“, fragte er leise und hörte seine Stimme so rau wie nie zuvor.
      Er sah die Bestätigung in ihren Augen aufleuchten. Dann schluckte er den nicht vorhandenen Speichel hinab und löste seine Augen von ihrem Gesicht. Er folgte der Kontur ihres Kinnes zu ihrem Hals. Den schlanken Hals, der erstaunlich wenig von dem Adamsapfel zeigte, den man bei ihm sogar sehen konnte. Hinunter zu den Schlüsselbeinen weiter über die Brust, die nun nicht mehr verhüllt war. Zu einer Brust, die seiner eigenen ähnelte wie ein Spiegelbild. Solche Aussichten kannte er aus den Schwimmbädern, das war nichts besonderes. Aber die Situation färbte diesen Augenblick anders ein und verursachte eine seltsam verruchte Stimmung als er so mit seinen Blick über ihren Körper strich. Unweigerlich kam er an der Stelle an, die sie beiden teilten. Es dauerte weitere gnadenlose Herzschläge bis Jasper seine rechte Hand erneut hob, die sich mittlerweile eiskalt anfühlte. Mit der gleichen Vorsicht wie zuvor berührte er Morgan und, ja seine Hand musste ein Eisklotz sein im Gegensatz zu ihrer brennenden Haut, strich sanft über die Länge hinweg. Erneut blieb ihm sein Atem in der Brust stecken als Morgan abermals auf seine Berührung reagierte. Nun wurde ihm langsam selbst eng in seiner eigenen Haut.