Schwere Tropfen schlugen gegen das Glas der Fenster, welche von ihrem Schlafzimmer aus zu ihrem Balkon führten.
Sie selbst war ganz pitschnass geworden...
Die Jahreszeit veränderte sich mittlerweile spürbar dem Herbst entgegen. Die Blätter fielen zu Boden und verfärbten sich in die verschiedensten Braun- und Orangetöne, Vogelschwärme zogen in ihren Formationen in den Süden und der Wind kündigte bereits die Kälte des kommenden Winters an. Die Sonne war nun schon seit beginn der Woche nicht mehr durch die dicke Wolkendecke gedrungen und wenn es einmal nicht aus Eimern goss, erinnerte dichter Nebel und stickige Temperaturen an die sich anbahnenden Unwetter.
Genau so eines sollte in den nächsten Tagen über ihre kleine Stadt ziehen, genau an dem Wochenende an welchem sie endlich einmal frei bekommen hatte.
Helena war müde, ihr Ausdruck erschöpft, als sie sich aus dem nassen Hemd zog welches ihr trotz eines Mantels an der Haut klebte.
In solchen Momenten verdammte sie sich dafür, keinen Führerschein gemacht zu haben. Vielleicht hätte sie auch einfach einmal den Wetterbericht schauen sollen, bevor sie sich morgens aufs Fahrrad schwang um zur Arbeit zu radeln.
Vereinzelte braune nasse Strähnen wurden von ihr hinter ihre Ohren geschoben, als sie auf die ausgebreiteten Klamotten auf ihrem Bett blickte. Eigentlich hatte sie noch vor zu Duschen, doch gerade schrie ihr Körper einfach nur danach ins Bett zu fallen und am besten die nächsten Tage einfach durchzuschlafen. Wahrscheinlich würde sie nicht einmal das typische Poltern ihrer Nachbarn wecken, welche vor einigen Monaten über ihr eingezogen waren.
Ein junges Pärchen, dachte sie jedenfalls, sie konnten genauso gut einfach nur in einer Wohngemeinschaft leben, sie studierten beide hier in dieser Stadt. Viel mit ihnen geredet hatte sie nicht, nur einmal ein holpriges Hallo auf dem Hausflur und ein unangenehmer Smalltalk im Aufzug, welcher ihr leider Gottes ganz besonders gut im Kopf geblieben war.
Bestimmt dachten sie das sie einfach nur ein merkwürdiger Kauz war...
Ein schweres seufzen unterdrückend landete ihr nasses Hemd auf einer Anhäufung dreckiger Klamotten, oder eher dem 'kann noch getragen werden bevor ich es Waschen muss'-Stapel, den jeder irgendwo in ihrem Zimmer besaß.
Es folgte ihr BH und dann auch die braune Stoffhose, und schon hatte sie sich auch schon ihr Lieblings-Schlabbershirt übergezogen, genau wie eine gemütliche Shorts im gleichen Grauton.
Ob sie sich noch was zu essen bestellen sollte...? Hatte sie denn noch irgendwas da?
Der Gedanke am liebsten direkt ins Bett zu fallen wurde von ihr beiseite geschoben und schon trottete sie in ihren verschiedenfarbigen Socken in die Küche um mal in den Kühlschrank zu schnuppern.
"Oh...", entkam es der Brünetten, als sie zu ihrer Überraschung doch noch auf etwas Hühnerfrikassee stieß! Was sie jedoch gleich schon skeptisch werden ließ, wie lange stand es denn schon...? Wann hatte sie es nochmal gegessen? Wahrscheinlich wäre es am besten wenn sie es nicht aß, nicht das sie ihre freien Tage auf Toilette verbringen würde...
Ansonsten jedoch war ihr Kühlschrank leer, abgesehen von einer halbvollen Milch, etwas Butter und einer überreifen Aubergine, noch von damals, wo sie einmal die Motivation gepackt hatte zu kochen...
Helena verzog ihr Gesicht, nur um dann doch nach ihrem Handy zu angeln.
Tat ihr ja leid einen Lieferanten in dieses Wetter zu schicken, aber sie würde sich einfach eine Pizza bestellen... wie viel zu häufig derzeit.
