blood and bound [Alea & Hera]

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    • LIANA
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      „Da haben Sie ihn wieder, Mrs. Corelli.“ Liana reichte einen Katzentransportkorb aus Plastik über den Empfangstresen und gab den knurrenden, fauchenden weißen Perser seiner Eigentümerin zurück. „Groggy ist gerade nicht in bester Laune, aber in ein paar Tagen ist er wieder ganz auf dem Damm. Ich würde ihn allerdings nicht rauslassen, solange sich die Fäden noch nicht ganz aufgelöst haben. Seine Tage als Casanova sind jetzt auf jeden Fall gezählt.“ Die ältere Dame schnalzte mit der Zunge. „Seit Monaten geht das jetzt schon so. Ich schau die Straße hoch, die Straße runter – überall rennen lauter kleine Groggys herum. Und mein armes Miezekätzchen, jeden Abend kam er zugerichtet wie ein Preisboxer nach Hause, sein armes Gesichtchen ganz zerrissen und blutig.“ „Tja, viel Interesse am Raufen wird er jetzt nicht mehr haben. Oder an seinem anderen Lieblingshobby. Sie haben die richtige Entscheidung getroffen, ihn kastrieren zu lassen, Mrs. Corelli.“ „Mein Mann lässt fragen, ob Sie das nicht auch für den aktuellen Freund unserer Enkelin tun könnten. Oh, das ist vielleicht ein wilder Junge. Nichts als Ärger, dabei ist er erst fünfzehn!“ Liana lachte. „Ich fürchte, ich darf wirklich nur Tiere behandeln.“
      „Schade, das ist alles, was ich dazu sage. Also, was bin ich Ihnen schuldig, meine Liebe?“ die junge Frau sah der älteren Frau zu, wie sie mit aufgesprungenen, arthritischen Händen umständlich ihr Scheckbuch zückte. Sie wusste, Mrs. Corelli war schon eine Weile im Rentenalter, trotzdem arbeitete sie immer noch fünf Tage die Woche als Putzfrau. Es war harte Arbeit, die schlecht bezahlt wurde, aber seit die Invalidenrente ihres Mannes vor ein paar Jahren ausgelaufen war, war Mrs. Corelli diejenige, die ihre Familie durchbringen musste. Immer, wenn Liana in Versuchung kam, wegen ihrer finanziellen Lage zu verzweifeln, dachte sie an diese Frau und mit wie viel Würde sie sich durchs Leben schlug. „Wir haben gerade eine spezielle Rabattaktion, Mrs. Corelli. Deshalb kostet es Sie heute nur zwanzig Dollar.“ „Sind Sie sicher, meine Liebe?“ Als Liana bestätigend nickte, zahlte die Frau die Gebühr, klemmte sich den Transportkorb unter den Arm und ging auf den Ausgang zu. „Danke, Dr. .“ „Gern geschehen.“ Als sich die Tür hinter ihrem Patienten schloss, warf die Brünette einen Blick auf die Uhr an der Wand des Wartezimmers. Erst kurz nach vier. Der Tag wollte und wollte nicht vergehen, kein Wunder nach dem Abend, die sie hinter sich hatte. Sie hatte schon daran gedacht, alle Termine abzusagen und zu Hause zu bleiben, aber dann hatte sie sich zusammengerissen und doch den ganzen Tag durchgearbeitet. Nur noch ein Termin, dann konnte sie die Praxis für heute zumachen. Obwohl sie eigentlich keine Ahnung hatte, was sie nach Hause in ihre leere Wohnung trieb. Sie fühlte sich nervös und erschöpft. „Du hast eine Nachricht von Stev“, verkündete Maya, als sie aus dem Behandlungsraum kam, in dem sie die Fellpflege von Hunden durchführte. „Auf einem Klebezettel beim Telefon. Irgendwas von so einem noblen Kunstevent morgen Abend? Er sagte, vor ein paar Wochen hast du mal erwähnt, dass du mit ihm dorthin willst, aber er wollte sichergehen, dass du’s nicht vergessen hast.“ „Oh, Mist. Die Ausstellungseröffnung im Museum der schönen Künste ist schon morgen Abend?“ Maya warf ihr einen trockenen Blick zu. „Scheint, als hättest du es tatsächlich vergessen. Es klingt jedenfalls nach einem tollen Abend. Ach, und deine Vierundzwanzig-Stunden-Impfung hat eben angerufen und abgesagt. Eins der Mädels beim Schnellimbiss hat sich krankgemeldet, darum arbeitet sie jetzt zwei Schichten hintereinander. Sie wollte einen neuen Termin für nächste Woche.“ Liana fasste ihr langes Haar im Nacken zusammen und massierte die angespannten Muskeln am Schädelansatz. „Das geht klar. Rufst du sie für mich zurück und machst den neuen Termin mit ihr?“ „Hab ich doch schon gemacht. Geht’s dir gut?“ „Ja. War gestern nur eine lange Nacht, das ist alles.“ Dass ihr Ex wieder Anstalten machte zu gehen und versucht hatte sie um den Finger zu wickeln um doch zu bleiben obwohl sie nein sagte, ließ sie außen vor. Maya lächelte. „Stev scheint ein klasse Typ zu sein. Gut aussehend, klug, charmant – und, nicht zu vergessen, er ist komplett verrückt nach dir. Ich weiß nicht, warum du ihm keine Chance gibst.“ Liana hatte ihm eine Chance gegeben. Mehr als eine, um genau zu sein. Und obwohl die Probleme, die sie mit ihm gehabt hatte, längst der Vergangenheit angehörten – das hatte er ihr immer wieder geschworen –, hatte sie bei dem Gedanken, dass zwischen ihnen wieder mehr sein könnte als Freundschaft, ein ungutes Gefühl. Eigentlich kam sie immer mehr zu dem Schluss, dass sie für dieses ganze Beziehungsding einfach nicht gemacht war, mit niemandem. „Stev ist ein netter Kerl“, sagte sie schließlich, zog den Haftzettel mit seiner Nachricht ab und stopfte ihn in die Tasche ihrer Hose, die sie unter dem langen, weißen Laborkittel trug. „Aber nicht jeder ist so, wie er scheint.“ Liana stempelte Mrs. Corellis Scheck, den letzten Geldeingang des Tages, für die Bank ab und machte sich daran, einen Einzahlungsschein auszufüllen. „Soll ich das für dich auf dem Heimweg bei der Bank einwerfen?“, fragte Maya. „Nein. Ich mach das schon. Da wir jetzt keine Patienten mehr haben, glaube ich, dass wir für heute einfach mal Feierabend machen.“ Liana steckte den Einzahlungsschein in die lederne Hülle zu den anderen. Als sie aufsah, starrte Maya sie an. „Was ist? Stimmt was nicht?“ „Ich weiß nicht. Wer zum Teufel bist du, und was hast du mit meiner arbeitswütigen Chefin angestellt?“ die Brünette zögerte, plötzlich fühlte sie ein Schuldgefühl in sich aufkeimen. Schließlich hätte sie noch genug Ablage zu machen, um damit einige Tage beschäftigt zu sein. Sie fragte sich, ob sie wirklich früher – mittlerweile war es sogar pünktlich – aufhören sollte. „Ich mach doch nur Spaß“, sagte Maya, die schon um den Tresen geschossen kam, um Liana in den kleinen Vorraum hinauszuscheuchen. „Geh heim. Erhol dich. Amüsier dich mal, um Himmels willen.“. Sie war so dankbar, jemanden wie Maya zu haben. „Danke. Ich weiß nicht, was ich ohne dich täte.“ „Daran erinnere dich mal, wenn bei mir die nächste Gehaltserhöhung fällig ist.“ Liana brauchte nur ein paar Minuten, um ihren Laborkittel abzustreifen, sich ihre Handtasche zu schnappen und den Computer in ihrem Büro herunterzufahren. Sie verließ die Praxis und ging in den hellen, sonnigen Nachmittag hinaus. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie zum letzten Mal Feierabend gemacht und es zur U-Bahn geschafft hatte, bevor es dunkel wurde. Sie genoss die plötzliche Freiheit und ließ sich alle Zeit der Welt. Zur Bank schaffte sie es erst ein paar Minuten, bevor sie schloss, dann nahm sie die U-Bahn nach Hause. Ihre Wohnung war ordentlich, aber nicht weiter spektakulär – zwei Zimmer mit Bad, so nah an der Autobahn, dass das stete Rauschen des Verkehrs zu ihrem persönlichen Hintergrundgeräusch geworden war. Nicht einmal das häufige Hupen ungeduldiger Autofahrer hatte sie je wirklich gestört oder wenn unten auf der Straße vor ihrer Wohnung Bremsen kreischten. Bis jetzt. Liana joggte die zwei Stockwerke zu ihrer Wohnung hinauf, vom Straßenlärm dröhnte ihr der Kopf. Sie schloss hinter sich ab und lehnte sich an die Tür, warf Handtasche und Schlüssel auf einen antiken Tisch, den sie billig erstanden und zu einem Sideboard umfunktioniert hatte. Sie kickte ihre braunen Ledermokassins von den Füßen und schlenderte ins Wohnzimmer, um ihren Anrufbeantworter abzuhören und sich zu überlegen, was sie zu Abend essen wollte. Stev hatte noch eine Nachricht hinterlassen. Er hatte heute Abend zu tun und hoffte, dass sie nichts dagegen hätte, wenn er bei ihr vorbeischaute, um nach ihr zu sehen, vielleicht konnten sie ja in einem der nah gelegenen Pubs ein Bier zusammen trinken. Er klang so hoffnungsvoll, so harmlos und freundlich, dass Tess’ Finger einen langen Augenblick über der Rückruftaste schwebte. Sie wollte ihn nicht ermutigen, und es war schon dumm genug, dass sie überhaupt versprochen hatte, mit ihm zu dieser Ausstellung im Museum der schönen Künste zu gehen. Die morgen Abend stattfand, erinnerte sie sich wieder und fragte sich, ob es keine Möglichkeit gab, einen Rückzieher zu machen. Sie wollte nicht hin, aber sie würde trotzdem hingehen. Stev hatte extra Karten besorgt, weil er wusste, dass sie die Bildhauerei liebte und dass die Werke einiger ihrer Lieblingskünstler dort ausgestellt sein würden, nur für bestimmte Zeit und bei eingeschränktem Publikumsverkehr. Es war ein sehr aufmerksames Geschenk, und Stev würde verletzt sein, wenn sie ihm jetzt absagte. Sie würde mit ihm auf die Ausstellung gehen, aber es würde das letzte Mal sein, dass sie etwas als Paar zusammen unternahmen, auch wenn sie nur gute Freunde waren.
      Gegen Mitternacht, macht sich Liana auf den Weg in die Praxis. Als Tierärztin und leidenschaftliche tierliebhaberin, war ihre Priorität den Tieren gewidmet. Obwohl sie hundemüde war, nahm sie mehrmals in der Woche den Weg auf sich.
      Die Gasse entlangschlendernd, erstarrte sie als sie jemanden vor ihrer Praxis liegen sah. War er bewusstlos? Je näher sie kam -obwohl ihre Alarmglocken schrillten- desto klarer wurde, dass der Mann schwer verletzt war. Mit mehreren Schusswunden und klaffenden Wunden schaute sie sofort nach einem Puls. Erleichtert stellte sie fest, dass dieser vorhanden aber extrem schwach war.
      Mot blutbeschmierten Händen griff sie in ihrer Tasche und suchte ihr Handy. Fehlanzeige "scheiße" fluchte sie, als Liana ihr Handy nicht ertastete.
      Sie schloss die Praxis auf und zog den schweren Mann -eingehakt- ins innere ihrer Praxis.
      „Schreibe kurz – und sie werden es lesen.
      Schreibe klar – und sie werden es verstehen.
      Schreibe bildhaft – und sie werden es im Gedächtnis behalten.“
      – Joseph Pulitzer

    • ARTEMIS

      Artemis war jetzt schon einige Tage unterwegs, auf der Suche nach der Frau, die angeblich eine Stammesgefährtin ist. Es ist nie einfach herauszubekommen, wer wirklich so eine Besonderheit war, doch wurde es durch die modernen Hilfsmittel leichter. Sie konnte Bluttest machen und sich Bilder ansehen, von den potenziellen Frauen, was nicht wirklich legal ist. Dafür brach man bei Nacht in Krankenhäuser ein und klaute Blut und die dazugehörige Information. Es war aber nicht so, dass man sich da hunderte Blutkonserven mitnahm, sondern sich einfach nur ein bisschen davon ab zwackte. Manchmal arbeiteten Vampire auch getarnt unter den Menschen in Krankenhäuser und spielten so, die ganzen Informationen den Vampir-Stämmen zu. Damit sollte auch klar sein, dass Vampire an sich unbemerkt unter den Menschen aufhielten. Zwar blieben die meisten doch für sich, doch genossen andere die Gesellschaft der Menschen.
      Dank der ganzen Informationen, hatte Artemis eine heiße Spur und begab sich ein die kleine Stadt New Porter. Es war später Abend, als er dort ankam. Er war mit einem SUV mit getönten Fenstern unterwegs. Das Märchen, dass Vampire im Sonnenlicht sich zu Staub auflösen oder ähnlichem stimmt bei weitem nicht. Doch war ihre Art einfach etwas empfindlicher, der Sonnen gegenüber. Sie wurden eher geblendet und bekamen sehr leicht einen Sonnenbrand.
      Der Stammesvampir parkte seinen Wagen in der Nähe des Hauses, der potenziellen Gefährtin. Er hatte ein Foto von der Frau und kannte ihren Namen: Liana Davis. Sie schien vielversprechend zu sein und gerade, als er sich auf den Weg zu der besagten Nachbarschaft machte, wurde Artemis angegriffen. Er hatte schon die ganze Zeit das Gefühl gehabt, dass jemand ihn beobachtete und seine Intuition hat ihm nicht im Stich gelassen. Gerade rechtzeitig, duckte er sich und die Kugel, die auf ihn gefeuert wurde, bohrte sich in die steinerne Hauswand hinter ihm. “Ich hätte nicht gedacht, dass du der Kugel ausweichen kannst.” ertönte eine dunkle Stimme und ein großgewachsener Mann mit blondem Haar stand vor ihm. Zweifelsfrei war dieser der Schütze, denn die Pistole in seiner rechten Hand, war wohl der beste Beweis. Der Vampir warf nur einen kurzen Blick auf seinen Angreifer und wusste sofort, dass er jemanden gegenüberstand, der von seiner Art war: ein feindlicher Vampir.
      “Du hättest es besser wissen sollen, dass man mich nicht so einfach erschießen kann.” erwiderte Artemis sehr selbstsicher und betrachtete kurz die Kugel, die in der Wand steckte. Kein Zweifel, sie war aus Silber, was bedeutete, dass dieser Kerl ihn töten wollte. “Was willst du von mir?” versuchte er aus dem Vampir Informationen herauszubekommen, um seine Vermutung zu bestätigen oder auch eben nicht. “Was wohl. Ich will die Frau. Also sag mir, wo du sie versteckt hast und dann töte ich dich schnell.” gab der Blonde mit einem dreckigen Grinsen von sich und zielte mit der Waffe wieder auf Artemis. “Sehr gut. Er hat keine Ahnung, wo sich die Gefährtin befindet.” dachte er sich und damit war auch klar, was er jetzt zu tun hatte. Der Schwarzhaarige musste den feindlichen Vampir von dieser Wohngegend weglocken und so schnell wie möglich ausschalten. Er hatte schon davon gehört, dass es eine Gruppierung gab, die selber diese besonderen Frauen suchten und ihre Gabe ausnutzen wollten. Doch im Gegensatz zu den Stammesvampiren scherten sie sich nicht um die Menschen, die sie wie Vieh betrachtete oder wandelnde Blutquellen.
      “Versuch es doch aus mir herauszukitzeln.” kam ein flotter Spruch von Artemis und dann rannte er auch schon davon, weg von den Menschen, Richtung eins kleinen Waldes, der gleich neben dem Ort lag. Sofort nahm der Blonde seine Verfolgung auf, der wohl nicht dahinter kam, dass er gerade weggelockt wurde. So rechnete er auch nicht damit, dass der Schwarzhaarige sich plötzlich umdrehte, als sie einige Meter durch den Wald gerannt waren. Artemis nutze diesen Überraschungseffekt, drehte sich abrupt um und preschte auf seinen Verfolger los. Seine Faust landete direkt in der Magengrube des Blonden und der Schlag hatte so eine Wucht, dass dieser gegen einen Baum geschleudert wurde. Das Weglaufen hatte ein Ende und Artemis machte sofort Ernst. Seine Augen fingen an, rötlich zu leuchten, seine Eckzähne traten wie die Fänge einer wilden Bestie hervor und seine Nägel verwandelten sich ihn messerscharfe Krallen. “Wer schickt dich?” fragte er den feindlichen Vampir mit bebender Stimme, die durchaus angsteinflößend war, während sich der Blonde noch am Boden krümmte und seinen Bauch hielt. Doch anstatt zu antworten, konnte der Stammeskrieger-Vampir sehen, wie sein Gegner sich irgendetwas in den Mund steckte und sich wieder aufraffte. Eigentlich wollte Artemis sofort wieder auf den anderen Vampir zu rennen, um ihm den nächsten Faustschlag zu verpassen, doch sein Instinkt hinderte ihn daran. Etwas war komisch und im nächsten Augenblick offenbarte sich vor seinen Augen auch, was so merkwürdig war. Der Blonde verwandelte sich. Es sah so aus, als würden seine Muskeln noch mehr wachsen und seine Haut wurde immer dunkler, dass sie dem Gau von Beton ähnelte. Die Ohren wurden größer und spitzer, so wie seine Zähne, mit denen der fletschte. Nun war es diese Mutation, die zum Angriff überging und mit seinen Pranken nach Artemis ausholte. Gerade so, konnte sich der Schwarzhaarige noch hinunter durch Ducken und einen rettenden Hechtsprung machen, als der Blonde erneut auf ihn losging. Artemis blieb kaum Zeit zu regieren, so war dieses Monster auch noch schneller geworden. Erneut holte es mit seiner Pranke aus und dieses Mal wurde er davon getroffen und flog ein paar Meter weit noch hinten. Der Schlag zerfetze seine Kleidung und die Klauen schnitten ihm ins Fleisch, doch schaltete dies ihn nicht aus. Dennoch musste Artemis husten, so hatte die Wucht des Schlages, ihm die Luft aus dem Lugen gedrückt. “Fuck!” fluchte er innerlich, denn er wusste, dass der Blonde jetzt im Vorteil war. Er schien größer, stärker und auch schneller zu sein. Aber dafür ging er eher wie ein Tier immer wieder auf ihn los und es steckte kein wirklicher Plan hinter seinen Angriffen. Denn schon wieder raste das Ungetüm auf ihn zu. Dieses Verhalten musste Artemis doch irgendwie ausnutzen können. Wie der Torero bei einem Stierkampf wich er nur knapp dem heranstürmenden Vampir aus, während er seine Umgebung in Augenschein nahm. Doch alles, was er sah, waren Bäume, Büsche und anderes Unterholz. “Holz!” fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Natürlich! Es war zwar barbarisch, doch schon früher wurden Vampire gepfählt. Ein gezielter Pflock, den man durch das Herz eines Vampirs rammte, war auch tödlich und hier in diesem Wald, würde er doch bestimmt etwas finden, dass er dafür nutzen konnte. Doch dafür brauchte Artemis Zeit und dieses Vieh griff ihn in blinder Wut immer wieder an. Erneut raste es auf ihn zu, nur dieses Mal schlug es nicht nach seinem Körper, sondern holte gezielt aus und fegte Artemis die Beine weg. Dumpf prallte er auf seinen Rücken auf und flucht, denn dieses Ding schien doch nicht so dumm zu sein. Sofort warf sich der verwandelte Vampir sich auf seine Beute, um seine Reißzähne in seinen Hals zu treiben, doch da schrie es auf und taumelte kurz zurück. Hecktisch rieb es sich seine Augen, denn der Schwarzhaarige hatte ihm eine gute Handvoll Dreck ins Gesicht geworfen. Zügig rollte sich Artemis auf die Seite und stand rasch auf, um im nächsten Augenblick wegzurennen und sich zu verstecken.
      Als der mutierte Vampir wieder richtig sehen konnte, schnaubte er und sah sich um, doch seinen Kontrahenten konnte er nirgends entdecken. Doch er hatte ja noch seine anderen Sinne und so nahm der Blonde einen tiefen Atemzug und versuchte so die Fährte von Artemis aufzunehmen. Dieser saß vielleicht 50 Meter entfernt hinter einem Baum, einer Buche, um genau zu sein und hielt einen dicken Ast von dieser in der Hand. Der letzte Sturm hatte wohl einiges an Holz von den Bäumen heruntergeholt, was Artemis nun in die Karten spielte. Mit seinen scharfen Nägeln schnitze er inzwischen einen notdürftigen Pflock. Der Ast war gute zehn Zentimeter dick und von allen Ästchen befreit, damit er diesen Pflock ungehindert in den Körper des feindlichen Vampirs rammen konnte. “Komm raus!” konnte er den Blonden schreien hören, der schon sehr nahe war. Artemis griff nach einem großen Stein und warf diesen in ein nahegelegenes Gebüsch. Sofort preschte der mutierte Vampir dort hin und zerfetzte mit seinen Klauen das Blätterwerk, doch niemand war darin zu finden. Diese Gelegenheit nutzte der Schwarzhaarige und stürmte mit einem Schrei auf seinen Gegner zu. Dieser glaubte, durch seine Droge in Vorteil zu sein und wich daher auch nicht zurück. Zu spät bemerkte er, dass Artemis eine Waffe bei sich hatte und ein markerschütternder Schreib zerriss die Stille im Wald und der Nacht. Aber auch der Stammeskrieger kam nicht ohne Blessuren davon, mit Zähnen und Krallen wehrte sich der Blonde und sie rollten als prügelnder Haufen über den laubbedeckten Waldboden. Eine gefühlte Ewigkeit dauerte es, bis der feindliche Vampir, schwächer wurde und sich auch langsam zurückverwandelte. Artemis konnte sehen, wie das Leben aus seinen Augen wich und dem Sieg gewiss, ließ er von ihm ab und kehrte dem Sterbenden den Rücken zu. Doch kaum zwei Schritte entfernt, ertönten die lauten Schüsse der Pistole des Blonden, der mit seinem letzten Atemzug auf den Schwarzhaarigen zielte und das komplette Magazin der Waffe leerte. Fünf Schüsse waren zu hören und alles fünf trafen. Ein Schuss ging ins linke Bein und blieb im Oberschenkel stecken. Der nächste traf seine rechte Seite und zwei Schuss trafen ihn links und rechts im Rücken. Die letzte Kugel bohrte sich in seine rechte Schulter. Wäre es einfach Munition gewesen, so hätte Artemis das ohne weiteres überlebt, doch es steckten fünf Silberkugeln in seinem Körper, die seine Regeneration störten. Wenn man diese nicht entfernte, würde auch er bald jämmerlich verbluten. Mit allerletzter Kraft schleppte sich der Vampir aus dem Wald und wieder in den Ort. Er musste doch die Frau finden! Doch seine Wunden waren zu schwer und so brach Artemis einfach zusammen, während alles um ihn herum dunkler wurde.
      "Vergessen ist wie eine Wunde. Es mag zwar verheilen, aber dabei wird es eine Narbe hinterlassen."
      Monkey D. Ruffy


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    • LIANA
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      "Verdammt bist du schwer" kam es ihr über die Lippen und wuchtete den Mann auf den Untersuchungstisch. Sie betätigte den Lichtschalter und an der Decke sprangen surrend die Neonröhren an und beleuchteten einen unglaublichen Anblick. einen riesenhaften Körper eines völlig schwerverletzen Mannes. Er sah aus wie ein schräger Gruftialbtraum. Schwarze Lederjacke, schwarzes Shirt, schwarze Hose und natürlich schwarze Lederstiefel mit dicker Profilsohlen. Sein langes Haar verdeckten sein abgewandtes Gesicht. Ihr Blick glitt zu der hässlichen Blutspur von der Tür wo sie reingekommen waren bis zu dem Typen, der auf dem Tisch lag. Der Geruch von Blut stieg ihr in die Nase und sie musste die Nase rümpfen. Das war viel Blut. Wenn Liana es nicht gewohnt gewesen wäre, die grauenvollen Folgen von Verkehrsunfällen, Schlägen und anderen körperlichen Traumata Tag für Tag an ihren Tierpatienten zu sehen, hätte der Anblick seiner Verletzungen ihr den Magen umgedreht. Stattdessen schaltete sich ihr Verstand ein. DIe aufsteigende Panik und der intinktive Drang, zu kämpfen oder zu fliehen, die sie eben noch gespürt hatte, wichen nun der Ärztin, zu der sie ausgibildet worden war. Jetzt war Liana nur noch nüchtern, ruhig und besorgt. Sie sah an ihm hinab, eines seiner Hände ruhte auf seiner Seite und durch die Finger sickerte Blut aus einer frischen tiefen Wunde. "Brauche...Blut" krächzte er und kurz erschrak Liana, dass der Mann am bewusstsein war. Da hatte der Mann recht. Der Boden war gtränkt von Blut. Es war rutschig und dunkel von dem Blut, dass er seit seiner Ankunft verloren hatte. Wo Liana auch hinsah, überall sah sie blutende Schnitte, Quetschungen und Schusswunden.Seine Wangen und sein Mund waren von gespenstischer Blässe. Verdammt er war in einem bedenklichem Zustand. "Ich rufe den Notarzt" sagte sie schnell und wollte sich gerade zum Praxistelefon zuwenden als sie aufgehalten wurde. "Nicht!" schrie er schon fast. Geschockt sah sie ihn an, hielt jedoch inne. Er brauchte Hilfe, und das nicht zu knapp und er brauchte sie jetzt. Leider sah es so aus, als wäre sie nur noch die einzige Chance. Was sie hier für ihn tun konnte, wusste sie nicht genau aber vielleicht konnte sie ihn immerhin notwendig zusammenflicken, ihn auf die Beine bringen und zusehen, dass er verdammt nochmal von hier verschwand. Sie begutachtete den Mann. Mit seinem grimmig geschnittenem Gesicht, wirkte er eher, als könnte er einenaufgepumpten Eisenstämmer zum Mittagessen verspeisen. Vorsichtig tastete sie sein Gesicht ab, suchte nach Brüchen. Sein Schädel war heil konnte aber nicht ausschließen ob eine Gehinrerschütterung vorlag. Dann zog sie sacht die Augenlieder auf. "Was um?!" hauchte sie als sie die geschlitzte Pupille inmitten der riesigen hellroten Iris sah. Sie zuckte zurück. Dann dämmerte es ihr. Gefärbte Kontaktlinsen. Sie hatte ganz vergessen, dass heute Halloween war. Wahrscheinlich lief die Party komplett aus der Kontrolle. Solange er diese lächerlichen Konaktlinsen trug, konnte Liana nichts über seine Augen sagen. Liana konnte auch keine Drogeneinwirkung feststellen sowie keinen Alkohol. Sie tastete mit ihren Hände seine schweren Arme ab, spürte aber keine Frakturen. Auch seine Beine waren noch ganz. Am linken Bein war eine Schusswunde. Dort schien noch die Kugel zu stecken die sie herausholte sowie die aus der Schulter. Sie zog seine Arme auf ihre Schulter und motivierte ihn aufrecht zu sitzen damit sie ihn umdrehen konnte dabei entfuhr ihm ein knurren und Liana erhaschte einen Blick auf seine Zähne. Moment mal, waren seine montrösen Fangzähne etwa Reißzähne?

      Seine Augen öffneten sich, als hätte er ihr Unbehagen gespürt. Mit einem mal, war Liana in durchdringendes, leuchtenes helles rot getaucht, die glühende Iris sandte einen panischen Blitz in ihre Brust. Zum Teufel, das waren keine Kontaktlinsen. Mit einem Mal, packte er ihre Oberarme und zog sie nah an sich. Liana schrie alamierend auf und versuchte sich herauszuwinden, doch sein Griff war stark und unnachgiebig wie Schraubstöcke schlossen sie sich fester um sie. Ihre Augen geweitet vor Angst schrie sie "Oh Gott, nein!"

      Sie sog die Luft scharf ein als sie seine Lippen an ihrem Hals spürte.
      „Schreibe kurz – und sie werden es lesen.
      Schreibe klar – und sie werden es verstehen.
      Schreibe bildhaft – und sie werden es im Gedächtnis behalten.“
      – Joseph Pulitzer

    • Wie in einem Fiebertraum nahm Artemis wahr, wie jemand ihn irgendwo hinschleppte. Immer wieder verlor er dabei das Bewusstsein. Als er dann in der Tierpraxis auf dem Untersuchungstisch lag. Die Neonlichter blendeten ihn und das grelle Licht tat etwas in den Augen weh. “Brauche … Blut.” knurrte er krächzend und wieder war er nahe dabei Ohnmächtig zu werden. Als die Frau aber dann in Erwägung zog, einen Notarzt zu rufen, konnte er das nicht zulassen. “Nein! Nicht!” brüllte er sie doch sehr grob ab, dabei wollte die Frau ihm helfen, was eigentlich töricht. Das kostete ihn aber so viel Kraft, dass der Vampir wieder erschöpft zusammensackte und liegen blieb. Artemis hatte erneut das Bewusstsein verloren und erst, nach dem die Frau ihm die Silberkugeln aus seinem Körper entfernt hatte, kam er langsam wieder zu sich. Sie richtete den Verbundenten gerade auf, sodass sein Kopf ihrem Hals sehr nahe war. Da endlich das Silber aus seinem Körper entfernt wurde, fing auch dieser an sich wieder langsam zu regenerieren. Doch Artemis hatte einiges an Blut verloren und um den Selbstheilungsprozess zu beschleunigen, musst er den roten Lebenssaft trinken. Sein Überlebensinstinkt aktivierte sich auch so gleich, sodass er kaum darüber nachdachte, was er gerade tat. Seine Augen öffneten sich schlagartig und glühten dabei rot auf. Damit die Frau nicht wegrennen konnte, hielt er sie mit beiden Händen fest an Ort und Stelle. Er konnte ihr Blut riechen, es hören, wie es durch ihre Adern und Venen gepumpt wurde. Und dann biss er zu.
      Jeder Schluck machte ihn stärker, doch wollte er die Frau nicht aussagen oder dergleichen. Er war schließlich kein Mörder, jedenfalls nicht in Bezug auf Menschen, wenn diese unschuldig waren und ihm sogar helfen wollten. Artemis verleibte sich vielleicht einen halben Liter ihres Blutes ein, so viel, wie Menschen es auch freiwillig spendeten, also nicht lebensgefährlich. Er löste dann seinen Biss, leckte noch einmal über die Wunde, damit sich diese schneller schloss und auch sein Griff wurde schwächer. “Danke.” knurrte er ihr entgegen und zwang die Frau ihn anzusehen. “Verzeih meine Grobheit, aber damit hast du mein Leben gerettet.” versuchte er ihr zu erklären. Rasch verloren seine Augen das Rot und erschienen in dem grellen Neonlicht graublau, wie die Augen eines normalen Menschen. Er konnte spüren, wie sich seine Wunden heilten und schlossen und das sogar noch viel schneller als sonst. Auch fühlte sich Artemis irgendwie stärker und er konnte seinen Blick von dieser Frau nicht abwenden.
      Was war nur passiert.
      "Vergessen ist wie eine Wunde. Es mag zwar verheilen, aber dabei wird es eine Narbe hinterlassen."
      Monkey D. Ruffy


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