Der Sammler ließ sich mit keiner Regung zu erkennen geben, was er davon halten mochte, dass der so wundersame Stein wieder den Weg zurück zu seinem Besitzer gefunden hatte. Er beobachtete Prysk unverwandt, aber eher nur, weil er immer jemanden unverwandt anzusehen schien, ob das jetzt beabsichtigt war oder nicht. Das Grinsen war von seinem Mund noch immer nicht gewichen, es spaltete sein Gesicht in eine hügelige untere Faltenlandschaft und eine straffe, glatte obere Fläche, aus der seine zwei Augen herausstachen, so wie ein Adler seine Beute anfixierte. Nicht einmal die Ablehnung weiterer Dienste schien auf einen Nerv zu treffen und so zog er seine leere Hand wortlos wieder zurück und ließ sich höchst erfreut und höchst euphorisch die Hand schütteln. Sein Arm schlackerte dabei mit, als wären die Muskeln nicht straff genug, um einer solchen Bewegung standzuhalten.
"Es war mir eine außerordentliche Freude, meine Herrschaften. Ich wünsche Euer Leben ebenso schön und äh... fröhlich! Aber die Blumen blühen, meine Herren, die Blumen!"
Er wedelte ihnen mit der Hand noch nach, während sie gingen, bevor er zurück in seinem Zelt verschwand.
Als der Bürgermeister von den Neuigkeiten erfuhr, war er nur etwa halb so begeistert wie Eres. Vielleicht auch nur ein Viertel so viel - vielleicht auch gar nicht. Man könnte entsprechende Schlüsse durchaus ziehen, wenn man die Lautstärke bedachte, mit der er redete, oder die Art und Weise, wie er beim Gestikulieren den armen Tisch in Mitleidenschaft zog. Es gab schon einen Grund, weshalb sein Tisch aus einem alten Ganzkörperschild bestand und nicht aus Holz.
"Du bist so ein ausgesprochener Dummkopf, Eres, das gibt es nicht! Was von 'ich will mehr davon' hast du gestern nicht verstanden?!"
"Die Frage ist ziemlich obsolet, glaube ich. Weil, ich kenne ja alle Wörter und außerdem kannte ich den Zusammenhang -"
"Und trotzdem lässt du sie ziehen?!"
"Na klar. Sie sind doch keine Gefangenen?"
"Nein aber - Eres!"
"Ja?"
"Du Dummkopf!"
"Soll ich sie jetzt also... äh... gefangen nehmen?"
"Nein!!"
"Aber jetzt bin ich doch ein bisschen verwirrt."
Der Bürgermeister seufzte gequält.
"Ich will den Stein."
"Ja. Okay."
"Du wirst mir den Stein beschaffen."
"Äh... okay."
"Wir machen die Tore zu und dann kann keiner mehr raus. Und keiner rein. Wir schieben's auf Quarantäne, auf die Pest oder so."
"... Okay."
"Und weil sie dann noch hier sind - soweit kannst du mir folgen, ja? - beschaffst du den Stein."
"Hm."
"Verstanden?"
"Schon, ja."
"... Aber?"
"Ich glaube nicht, dass sie ihn mir verkaufen werden."
Der Bürgermeister blinzelte und für eine Weile herrschte Stille, dann knurrte er:
"Eres, du Dummkopf."
Dany war die erste, die davon erfuhr. Eigentlich geschah es ganz zufällig, weil Besuch in die Taverne kamen, der sonst nur abends da war, und sie dabei ein Gespräch überhörte, das ganz sicher nicht für ihre Ohren bestimmt gewesen war. Aber genau deswegen stand sie schließlich hier drinnen, deswegen putzte sie die Theke, schrubbte den Boden, schenkte den lieben langen Tag Met aus und stopfte sich ein bisschen Merch unter die Fingernägel, damit sie von Sachen mitbekam, die anderen verborgen geblieben wären.
"... jetzt auch nachts. Da hab ich richtig keine Lust drauf."
"Was hat er gesagt, auf die Pest sollen wir's schieben? Als ob uns das einer glauben wird."
Die Wachmänner waren älter und stammten von außerhalb. Das allein war schon immer ein Grund für Dany gewesen, misstrauisch zu sein.
"Das müssen sie. Aber mir soll's ganz recht sein, ich mag den eh nicht."
"Welchen genau? Der junge mit dem Buch oder der alte mit dem Haarzeug?"
"Eigentlich beide. Manche darf man einfach nicht reinlassen, ich versteh sowieso nicht, wieso wir hier jeden erlauben. Ich hab gehört, dass die drüben in Triuce nur reinlassen, wer auch etwas zu tun hat und nicht nur herumdümpelt. Das sollten sie hier auch machen."
"Das machen die aber auch nur, weil's da sonst zu voll wird. Da wär' ich dann doch lieber hier als in Triuce."
"So voll ist es aber eigentlich nicht. Man kann sich jetzt nicht unbedingt ein Haus kaufen, aber auf dem Marktplatz gibt's doch eigentlich immer genügend Fleisch und sowas..."
Das Gespräch driftete wieder ab und Dany stellte den Kübel beiseite, den sie jetzt schon drei Mal ausgewischt hatte. Eigentlich war es ihr egal, was die beiden Fremden anstellten, selbst wenn sie einen solch merkwürdigen Stein dabei hatten, der allzu stark an Danys eigene Waffe erinnerte. Was ihr aber nicht egal war, war wenn sie in eine Sache hineingezogen würden, die sie selbst noch betreffen würde. Eine Abriegelung der Stadt wegen Pest würde schließlich Probleme mit sich führen, Unmut und vielleicht sogar ein Aufstand, und das letzte, was Dany in ihrem friedvollen Heimatörtchen gewollt hätte, war eine erneute Schlägerei der Einheimischen und des Bürgermeisters, die unweigerlich auch zu Dany führen würde. Dann hätte sie die Wahl: Einen Putsch unterstützen, ohne ihre Waffe dabei zum Einsatz zu bringen mit der Gefahr, dass sie verlieren würden, einen Putsch mit ihrer Waffe zu unterstützen mit der Gefahr, dass bekannt würde, dass Dany mit einem Relikt herumlief oder trotzdem in die Sache hineingezogen zu werden, auch wenn sie sich eigentlich heraushalten wollte. Alles in allem hatte sie keinerlei Lust darauf, dass die Lage hier derart eskalieren würde und nahm sich dringendst vor, die beiden Reisenden zu fragen, was sie denn angestellt hätten.
"Es war mir eine außerordentliche Freude, meine Herrschaften. Ich wünsche Euer Leben ebenso schön und äh... fröhlich! Aber die Blumen blühen, meine Herren, die Blumen!"
Er wedelte ihnen mit der Hand noch nach, während sie gingen, bevor er zurück in seinem Zelt verschwand.
Als der Bürgermeister von den Neuigkeiten erfuhr, war er nur etwa halb so begeistert wie Eres. Vielleicht auch nur ein Viertel so viel - vielleicht auch gar nicht. Man könnte entsprechende Schlüsse durchaus ziehen, wenn man die Lautstärke bedachte, mit der er redete, oder die Art und Weise, wie er beim Gestikulieren den armen Tisch in Mitleidenschaft zog. Es gab schon einen Grund, weshalb sein Tisch aus einem alten Ganzkörperschild bestand und nicht aus Holz.
"Du bist so ein ausgesprochener Dummkopf, Eres, das gibt es nicht! Was von 'ich will mehr davon' hast du gestern nicht verstanden?!"
"Die Frage ist ziemlich obsolet, glaube ich. Weil, ich kenne ja alle Wörter und außerdem kannte ich den Zusammenhang -"
"Und trotzdem lässt du sie ziehen?!"
"Na klar. Sie sind doch keine Gefangenen?"
"Nein aber - Eres!"
"Ja?"
"Du Dummkopf!"
"Soll ich sie jetzt also... äh... gefangen nehmen?"
"Nein!!"
"Aber jetzt bin ich doch ein bisschen verwirrt."
Der Bürgermeister seufzte gequält.
"Ich will den Stein."
"Ja. Okay."
"Du wirst mir den Stein beschaffen."
"Äh... okay."
"Wir machen die Tore zu und dann kann keiner mehr raus. Und keiner rein. Wir schieben's auf Quarantäne, auf die Pest oder so."
"... Okay."
"Und weil sie dann noch hier sind - soweit kannst du mir folgen, ja? - beschaffst du den Stein."
"Hm."
"Verstanden?"
"Schon, ja."
"... Aber?"
"Ich glaube nicht, dass sie ihn mir verkaufen werden."
Der Bürgermeister blinzelte und für eine Weile herrschte Stille, dann knurrte er:
"Eres, du Dummkopf."
Dany war die erste, die davon erfuhr. Eigentlich geschah es ganz zufällig, weil Besuch in die Taverne kamen, der sonst nur abends da war, und sie dabei ein Gespräch überhörte, das ganz sicher nicht für ihre Ohren bestimmt gewesen war. Aber genau deswegen stand sie schließlich hier drinnen, deswegen putzte sie die Theke, schrubbte den Boden, schenkte den lieben langen Tag Met aus und stopfte sich ein bisschen Merch unter die Fingernägel, damit sie von Sachen mitbekam, die anderen verborgen geblieben wären.
"... jetzt auch nachts. Da hab ich richtig keine Lust drauf."
"Was hat er gesagt, auf die Pest sollen wir's schieben? Als ob uns das einer glauben wird."
Die Wachmänner waren älter und stammten von außerhalb. Das allein war schon immer ein Grund für Dany gewesen, misstrauisch zu sein.
"Das müssen sie. Aber mir soll's ganz recht sein, ich mag den eh nicht."
"Welchen genau? Der junge mit dem Buch oder der alte mit dem Haarzeug?"
"Eigentlich beide. Manche darf man einfach nicht reinlassen, ich versteh sowieso nicht, wieso wir hier jeden erlauben. Ich hab gehört, dass die drüben in Triuce nur reinlassen, wer auch etwas zu tun hat und nicht nur herumdümpelt. Das sollten sie hier auch machen."
"Das machen die aber auch nur, weil's da sonst zu voll wird. Da wär' ich dann doch lieber hier als in Triuce."
"So voll ist es aber eigentlich nicht. Man kann sich jetzt nicht unbedingt ein Haus kaufen, aber auf dem Marktplatz gibt's doch eigentlich immer genügend Fleisch und sowas..."
Das Gespräch driftete wieder ab und Dany stellte den Kübel beiseite, den sie jetzt schon drei Mal ausgewischt hatte. Eigentlich war es ihr egal, was die beiden Fremden anstellten, selbst wenn sie einen solch merkwürdigen Stein dabei hatten, der allzu stark an Danys eigene Waffe erinnerte. Was ihr aber nicht egal war, war wenn sie in eine Sache hineingezogen würden, die sie selbst noch betreffen würde. Eine Abriegelung der Stadt wegen Pest würde schließlich Probleme mit sich führen, Unmut und vielleicht sogar ein Aufstand, und das letzte, was Dany in ihrem friedvollen Heimatörtchen gewollt hätte, war eine erneute Schlägerei der Einheimischen und des Bürgermeisters, die unweigerlich auch zu Dany führen würde. Dann hätte sie die Wahl: Einen Putsch unterstützen, ohne ihre Waffe dabei zum Einsatz zu bringen mit der Gefahr, dass sie verlieren würden, einen Putsch mit ihrer Waffe zu unterstützen mit der Gefahr, dass bekannt würde, dass Dany mit einem Relikt herumlief oder trotzdem in die Sache hineingezogen zu werden, auch wenn sie sich eigentlich heraushalten wollte. Alles in allem hatte sie keinerlei Lust darauf, dass die Lage hier derart eskalieren würde und nahm sich dringendst vor, die beiden Reisenden zu fragen, was sie denn angestellt hätten.