Fast augenblicklich kam die erwartete Gegenwehr: Danys Warnung wurde mit der rationalen Beobachtung ausgehebelt, dass sie keinerlei Anhaltspunkte aufzeigen konnte, ja noch nicht einmal beweisen konnte, überhaupt etwas gehört zu haben. Sie hätte es sich vollständig einbilden können, oder noch viel schlimmer, sie könnte die anderen absichtlich zu manipulieren versuchen, aber erstaunlicherweise kam der Einspruch nicht von Prysk, sondern von Urret. Prysk dagegen - Prysk zweifelte keine Sekunde an ihr. Er betrachtete sie sogar als unweigerlichen Teil dieser Gruppe, so wie die anderen auch welche waren. Hätte er auf Urret gehört, wenn der eine solche Warnung ausgesprochen hatte? Sicher. Und so tat er es auch bei Dany.
Woher dieses Vertrauen kam, ließ sich nicht bestimmen. Bei allen Mitteln, Dany hatte ihm kaum jemals einen Grund gegeben, ihr zu vertrauen; sie hatte ihn angenörgelt, ihm Vorwürfe gemacht, ihm die Schuld in die Schuhe geschoben, hatte ihn beleidigt, beschimpft und ihre Probleme zu seinen gemacht. Er hatte keinen Grund, ihr Wort jetzt für bare Münze zu nehmen, aber er tat es trotzdem.
Und das rechnete sie ihm hoch an. Auch, wenn sie keine Regung von sich gab, als die ganze Truppe sich ihrem Vorschlag anschloss und die Richtung wechselte. Das Bild, das sie von Prysk in ihrem Kopf hatte, wurde von dieser selbstlosen Tat ungemein aufgehellt.
Sie ritten versetzt weiter und blieben dann, als der Wald sich abrupt auflöste und an einer kleinen Klippe endete, vor der unweigerlichen Sackgasse stehen. Unten ging das Dickicht weiter, genauso wie die Spuren; weiter hinten kündete eine Rauchsäule am hellichten Tag ein festes Lager an. Sie schienen wohl keine Angst davor zu haben, entdeckt zu werden, was wohl niemanden wundern sollte. Wer magische Fallen legte und einen wohl erprobten Kämpfer entführte, ohne Kampfspuren zu hinterlassen, konnte es auch auf sich nehmen, sich mit herumstreichenden Banden auseinanderzuschlagen.
Nur Prysks Truppe konnte das nicht. Sie waren zu fünft gegen mindestens einen Nordkeiler und eine unbekannte Anzahl Unbekannter. Das Risiko, in der Unterzahl zu sein, mussten sie durch etwas anderes ausgleichen.
Arwen rutschte auf seinem Sattel zurecht und blickte einige Sekunden lang ernst ins Tal hinab. Urrets Gefühl schien er zu teilen, auch wenn er es nicht in Worte fasste.
"Wir sollten nichts überstürzen. Orec hat nichts davon, wenn wir gar nicht erst zu ihm durchkommen."
Arwen verstummte, auch wenn es sich nicht so anhörte, als wäre er bereits fertig gewesen. Kurz darauf drehte er den Kopf, aber nicht zu Prysk, sondern zu Dany.
"Also?"
"Was?"
"Was ist deine Einschätzung?"
Dany starrte die beiden Männer an. Sie hatte noch niemals ernsthaft ein Kommando gefällt, geschweige denn ihre Meinung dazu kundgetan. Dany war Mitläuferin, die Späherin, wenn auch für andere Dinge, und keine Anführerin.
Aber sie schien wirklich als Teil des Getriebes angesehen zu werden und als dieser Teil musste auch sie ihren Beitrag liefern.
"... Den Fallen auf den Grund gehen."
Arwen nickte, als hätte er das bereits erwartet und wandte sich Prysk zu. Aber was auch immer er zu ihm gesagt hätte, es wurde im Keim erstickt von Urrets Warnruf, der die vier Reiter sogleich von der Klippe fortjagte.
Unten im Tal hatte sich eine kleine Gruppe berittener Räuber von den Bäumen gelöst und strebte jetzt den Aufgang an, gänzlich in den Spuren ihrer Vorgänger. Sie waren bewaffnet und schienen zielgerichtet, keine routinierte Spähtruppe. Das hier war ein organisierter Angriffstrupp.
Urret blieb in seinem Versteck in den Bäumen ungesehen, aber die anderen vier mussten sich ein Stück zurückziehen. Allerdings war schnell klar, dass die Reiter nicht ihre Richtung anpeilten, stattdessen ritten sie auf einen Punkt etwa 50 Meter parallel zu ihnen zu. Den Ort, an dem die Falle ausgelöst worden war.
Die fünf verharrten in Schweigen, bis klar wurde, dass die Reiter weder sie, noch ihre Spuren erblickt hatten und sich langsam wieder von ihrem jetzigen Punkt entfernten. Danach ritt Arwen wieder an die Klippe heran, um hinab zu spähen.
"Das war es dann mit dem Zeit nehmen. Wie lange sind wir geritten gerade, hat jemand aufgepasst? Irgendwann werden sie auf unsere Spuren stoßen und zurückkommen. Bis dahin ist das unsere Chance, ihnen werden diese paar Kämpfer abgehen. Wir gehen gleich hinein."
Er wartete auf die Zustimmung aller anderen, bevor er erneut auf Dany sah; diesmal aber mit einem anderen Blick.
"Dany, du kannst doch vorausreiten. Wenn du wieder eine Falle hören solltest, nehmen wir gleich einen anderen Weg. Wenn du an letzter Position reitest, bringt uns diese Warnung wenig."
Dany öffnete den Mund, um ihm zu widersprechen, schloss ihn dann aber wieder, denn Arwen hatte schließlich recht: Wenn sie die Fallen schon frühzeitig erkannte, musste sie sie auch frühzeitig warnen. Allerdings bedeutete das auch, dass sie als erstes hineinlaufen würde.
Aber Prysk vertraute ihr. Prysk sah sie als Teil der Truppe. Sie würde ihren Teil dieser Gemeinschaft erfüllen.
"Werde ich."
Dany ritt nicht gerne voran, aus den verschiedensten Gründen: Zum einen konnte sie als erstes in die Fallen laufen und fühlte sich beobachtet. Zum anderen fühlte sie sich dann auch in eine Zeit zurückversetzt, als man noch nicht ganz sicher gewesen war, was mit ihrer Fähigkeit anzufangen war. Sie fühlte sich wie ein Testtier, das man vorneweg schickte, um zu sehen, wie lange es durchhalten würde.
Aber das hier war etwas anderes, denn jemand - dieser Orec - wartete auf ihre Unterstützung und dabei konnte Dany maßgeblich helfen. Entsprechend versuchte sie ihre Nervosität unter Selbstbewusstsein zu vergraben, als sie durch den Wald trabten.
Mittlerweile war die größte Vorsicht verschwunden, denn nachdem sie mit ziemlicher Sicherheit bereits aufgeflogen waren, galt es nun nicht nur, das Lager zu stürmen und nach Orec zu suchen, sondern diesen auch wenn möglich lebendig aufzufinden. Noch hatten sie keine Ahnung, was dort vor sich ging, nur dass Magie mit im Spiel war und ein Nordlandkeiler. Mindestens ein Nordlandkeiler. Dany mochte gar nicht daran denken, dass sie drohte, ihm als erstes in die Hauer zu laufen.
Ein scharfer Pfiff, wie von einem Pfeil, der an ihrem Ohr vorbei surrte und die Luft aufschlug, ließ sie von den Gedanken auffahren und zusammenzuckten. Augenblicklich wirbelte sie zu ihrem Hintermann herum - es war Prysk - und studierte seine Reaktion. Er reagierte, aber nur auf ihre plötzliche Unruhe. Dann war es also doch weitere Magie gewesen.
Wenn sie doch nur mehr Übung darin hätte. Wenn sie sich doch entsinnen könnte, was die einzelnen Geräusche bedeuteten.
Hastig riss sie an ihren Zügeln und lenkte ihr Tier herum. Wenn es schon bei der ersten Falle funktioniert hatte, würde es hier sicher auch passen. Die anderen folgten ihr ohne Widerspruch.
Sie ritten wieder parallel. Sie versuchten, die Falle - oder was auch immer es gewesen war - zu umgehen. Aber was vorhin noch funktioniert zu haben schien, fand hier einen abrupten Abbruch: Danys Pferd setzte einen Huf nach vorne und plötzlich brach die Schneedecke ein und das Gleichgewicht des Tieres gleich mit ihr. Es brachte noch ein angsterfülltes Blöken zustande, während Dany gerade genug Zeit hatte, für einen Schrei genug Luft einzusaugen, bevor sie in eine von Speeren bespickte Tiefe abzurutschen drohte, eine gar primitive Falle, wenn man bedachte, dass hier Magie am Werk sein mochte. Aber in ihrer Konzentration auf das eine, hatte sie das andere völlig übersehen, ein fataler Fehler, wie sich herausstellen sollte. Die Falle war nicht tief, den eigentlichen Schaden sollte das eigene Gewicht machen. Das Pferd fiel bereits auf die Spitzen, die Speere bohrten sich durch die knochigen Beine, beschleunigt von dem zusätzlichen Gewicht auf seinem Rücken, und ein schmerzerfülltes Kreischen entrang sich dem Tier, während Dany sich in aller Schnelle nach hinten warf und über den Rand zu entkommen versuchte. Sie hatte aber kaum genug Momentum, sich noch rechtzeitig dort festzuhalten.
Woher dieses Vertrauen kam, ließ sich nicht bestimmen. Bei allen Mitteln, Dany hatte ihm kaum jemals einen Grund gegeben, ihr zu vertrauen; sie hatte ihn angenörgelt, ihm Vorwürfe gemacht, ihm die Schuld in die Schuhe geschoben, hatte ihn beleidigt, beschimpft und ihre Probleme zu seinen gemacht. Er hatte keinen Grund, ihr Wort jetzt für bare Münze zu nehmen, aber er tat es trotzdem.
Und das rechnete sie ihm hoch an. Auch, wenn sie keine Regung von sich gab, als die ganze Truppe sich ihrem Vorschlag anschloss und die Richtung wechselte. Das Bild, das sie von Prysk in ihrem Kopf hatte, wurde von dieser selbstlosen Tat ungemein aufgehellt.
Sie ritten versetzt weiter und blieben dann, als der Wald sich abrupt auflöste und an einer kleinen Klippe endete, vor der unweigerlichen Sackgasse stehen. Unten ging das Dickicht weiter, genauso wie die Spuren; weiter hinten kündete eine Rauchsäule am hellichten Tag ein festes Lager an. Sie schienen wohl keine Angst davor zu haben, entdeckt zu werden, was wohl niemanden wundern sollte. Wer magische Fallen legte und einen wohl erprobten Kämpfer entführte, ohne Kampfspuren zu hinterlassen, konnte es auch auf sich nehmen, sich mit herumstreichenden Banden auseinanderzuschlagen.
Nur Prysks Truppe konnte das nicht. Sie waren zu fünft gegen mindestens einen Nordkeiler und eine unbekannte Anzahl Unbekannter. Das Risiko, in der Unterzahl zu sein, mussten sie durch etwas anderes ausgleichen.
Arwen rutschte auf seinem Sattel zurecht und blickte einige Sekunden lang ernst ins Tal hinab. Urrets Gefühl schien er zu teilen, auch wenn er es nicht in Worte fasste.
"Wir sollten nichts überstürzen. Orec hat nichts davon, wenn wir gar nicht erst zu ihm durchkommen."
Arwen verstummte, auch wenn es sich nicht so anhörte, als wäre er bereits fertig gewesen. Kurz darauf drehte er den Kopf, aber nicht zu Prysk, sondern zu Dany.
"Also?"
"Was?"
"Was ist deine Einschätzung?"
Dany starrte die beiden Männer an. Sie hatte noch niemals ernsthaft ein Kommando gefällt, geschweige denn ihre Meinung dazu kundgetan. Dany war Mitläuferin, die Späherin, wenn auch für andere Dinge, und keine Anführerin.
Aber sie schien wirklich als Teil des Getriebes angesehen zu werden und als dieser Teil musste auch sie ihren Beitrag liefern.
"... Den Fallen auf den Grund gehen."
Arwen nickte, als hätte er das bereits erwartet und wandte sich Prysk zu. Aber was auch immer er zu ihm gesagt hätte, es wurde im Keim erstickt von Urrets Warnruf, der die vier Reiter sogleich von der Klippe fortjagte.
Unten im Tal hatte sich eine kleine Gruppe berittener Räuber von den Bäumen gelöst und strebte jetzt den Aufgang an, gänzlich in den Spuren ihrer Vorgänger. Sie waren bewaffnet und schienen zielgerichtet, keine routinierte Spähtruppe. Das hier war ein organisierter Angriffstrupp.
Urret blieb in seinem Versteck in den Bäumen ungesehen, aber die anderen vier mussten sich ein Stück zurückziehen. Allerdings war schnell klar, dass die Reiter nicht ihre Richtung anpeilten, stattdessen ritten sie auf einen Punkt etwa 50 Meter parallel zu ihnen zu. Den Ort, an dem die Falle ausgelöst worden war.
Die fünf verharrten in Schweigen, bis klar wurde, dass die Reiter weder sie, noch ihre Spuren erblickt hatten und sich langsam wieder von ihrem jetzigen Punkt entfernten. Danach ritt Arwen wieder an die Klippe heran, um hinab zu spähen.
"Das war es dann mit dem Zeit nehmen. Wie lange sind wir geritten gerade, hat jemand aufgepasst? Irgendwann werden sie auf unsere Spuren stoßen und zurückkommen. Bis dahin ist das unsere Chance, ihnen werden diese paar Kämpfer abgehen. Wir gehen gleich hinein."
Er wartete auf die Zustimmung aller anderen, bevor er erneut auf Dany sah; diesmal aber mit einem anderen Blick.
"Dany, du kannst doch vorausreiten. Wenn du wieder eine Falle hören solltest, nehmen wir gleich einen anderen Weg. Wenn du an letzter Position reitest, bringt uns diese Warnung wenig."
Dany öffnete den Mund, um ihm zu widersprechen, schloss ihn dann aber wieder, denn Arwen hatte schließlich recht: Wenn sie die Fallen schon frühzeitig erkannte, musste sie sie auch frühzeitig warnen. Allerdings bedeutete das auch, dass sie als erstes hineinlaufen würde.
Aber Prysk vertraute ihr. Prysk sah sie als Teil der Truppe. Sie würde ihren Teil dieser Gemeinschaft erfüllen.
"Werde ich."
Dany ritt nicht gerne voran, aus den verschiedensten Gründen: Zum einen konnte sie als erstes in die Fallen laufen und fühlte sich beobachtet. Zum anderen fühlte sie sich dann auch in eine Zeit zurückversetzt, als man noch nicht ganz sicher gewesen war, was mit ihrer Fähigkeit anzufangen war. Sie fühlte sich wie ein Testtier, das man vorneweg schickte, um zu sehen, wie lange es durchhalten würde.
Aber das hier war etwas anderes, denn jemand - dieser Orec - wartete auf ihre Unterstützung und dabei konnte Dany maßgeblich helfen. Entsprechend versuchte sie ihre Nervosität unter Selbstbewusstsein zu vergraben, als sie durch den Wald trabten.
Mittlerweile war die größte Vorsicht verschwunden, denn nachdem sie mit ziemlicher Sicherheit bereits aufgeflogen waren, galt es nun nicht nur, das Lager zu stürmen und nach Orec zu suchen, sondern diesen auch wenn möglich lebendig aufzufinden. Noch hatten sie keine Ahnung, was dort vor sich ging, nur dass Magie mit im Spiel war und ein Nordlandkeiler. Mindestens ein Nordlandkeiler. Dany mochte gar nicht daran denken, dass sie drohte, ihm als erstes in die Hauer zu laufen.
Ein scharfer Pfiff, wie von einem Pfeil, der an ihrem Ohr vorbei surrte und die Luft aufschlug, ließ sie von den Gedanken auffahren und zusammenzuckten. Augenblicklich wirbelte sie zu ihrem Hintermann herum - es war Prysk - und studierte seine Reaktion. Er reagierte, aber nur auf ihre plötzliche Unruhe. Dann war es also doch weitere Magie gewesen.
Wenn sie doch nur mehr Übung darin hätte. Wenn sie sich doch entsinnen könnte, was die einzelnen Geräusche bedeuteten.
Hastig riss sie an ihren Zügeln und lenkte ihr Tier herum. Wenn es schon bei der ersten Falle funktioniert hatte, würde es hier sicher auch passen. Die anderen folgten ihr ohne Widerspruch.
Sie ritten wieder parallel. Sie versuchten, die Falle - oder was auch immer es gewesen war - zu umgehen. Aber was vorhin noch funktioniert zu haben schien, fand hier einen abrupten Abbruch: Danys Pferd setzte einen Huf nach vorne und plötzlich brach die Schneedecke ein und das Gleichgewicht des Tieres gleich mit ihr. Es brachte noch ein angsterfülltes Blöken zustande, während Dany gerade genug Zeit hatte, für einen Schrei genug Luft einzusaugen, bevor sie in eine von Speeren bespickte Tiefe abzurutschen drohte, eine gar primitive Falle, wenn man bedachte, dass hier Magie am Werk sein mochte. Aber in ihrer Konzentration auf das eine, hatte sie das andere völlig übersehen, ein fataler Fehler, wie sich herausstellen sollte. Die Falle war nicht tief, den eigentlichen Schaden sollte das eigene Gewicht machen. Das Pferd fiel bereits auf die Spitzen, die Speere bohrten sich durch die knochigen Beine, beschleunigt von dem zusätzlichen Gewicht auf seinem Rücken, und ein schmerzerfülltes Kreischen entrang sich dem Tier, während Dany sich in aller Schnelle nach hinten warf und über den Rand zu entkommen versuchte. Sie hatte aber kaum genug Momentum, sich noch rechtzeitig dort festzuhalten.