"Ein Seelenbund ist etwas einzigartiges zwischen zwei Vampiren, denn das bedeutet, dass sie beide dazu bestimmt sind, die Ewigkeit miteinander zu verbringen."
So seit Alters her die Definition eines Seelenbundes. Zwei Vampire, die ein außergewöhnlich starkes, nicht trennbares Band miteinander verbindet, das bei der ersten Begegnung schwächer oder stärker sein kann, doch es ist unweigerlich so, dass sich beide Vampire in irgendeinem Maße voneinander angezogen werden. Was geschieht, wenn etwas all diese unumstößlichen Tatsachen auf den Kopf stellt?

X lebte seit er denken kann bei einer Vampirin. Sie nahm ihn auf, bot ihm ein Dach über den Kopf und zog ihn letztlich auch auf. Dass sie sich regelmäßig von ihm nährte und als so etwas wie ihr Schoßtier behandelte, störte ihn nie. Er hatte kaum Sorgen, lebte sein Leben absolut geruhsam, unaufgeregt, bis er 24 Jahre alt wurde und sich alles änderte – seine Herrin wurde des Hochverrats beschuldigt und festgenommen, um ihr Urteil zu erwarten. X wurde gemeinsam mit ihrem restlichen Besitz beschlagnahmt und veräußert, nachdem man keine weiteren Informationen aus ihm herausholen konnte. So landete er im Jezebels, der angesagtesten Blutbar der Stadt, in der lediglich jene Vampire verkehren, die entsprechend das Geld dazu haben – eine kleine exklusive Gesellschaft. Doch bereits am zweiten Abend begegnete er dem Kronprinzen Y. Sofort spürten beiden eine gewisse Anziehung zueinander, die darin resultierte, dass Y den menschlichen Sklaven schließlich freikaufte und mit sich nahm. Erst im Laufe der Zeit wird sich herauskristallisieren, dass die beiden ein Seelenbund verbindet – doch das dürfte gar nicht möglich sein.

Lucian erinnert sich an wenig aus seiner Kindheit, er kennt weder die Namen noch die Gesichter seiner Eltern oder weiß woher er stammt. In jungen Jahren wurde er von Lady Elaena Rousseau, einer damals bereits jahrhundertealten, adligen Vampirin, aufgenommen, die sich seiner annahm und ihn aufzog. Trotz der Tatsache, dass er ein Mensch und seine Lebensspanne damit mehr als begrenzt war, behandelte sie ihn nie wie einen einfachen Sklaven. Ganz im Gegenteil - sie sorgte für seine Bildung, dafür, dass er seinen schier unendlich scheinenden Wissensdurst stillen konnte, förderte seine Intelligenz, seine Neugier und seine sonstigen Interessen. Aufgrund der Tatsache, dass er die meiste Zeit seines Lebens mit Vampiren verbrachte, ist seine Sozialkompetenz gegenüber anderen Menschen wenig ausgeprägt. So konnte er sich bislang kaum vorstellen, dass man sich dagegen wehren oder auflehnen könnte, einem Vampir zu dienen, weil es für ihn schlicht Normalität war. Dass Elaena ihn letztlich als ihren Sohn betrachtete - keiner von beiden hätte das wohl auch nur zugegeben. Lucians Welt brach urplötzlich vor gut zwei Wochen zusammen, als seine Herrin des Hochverrats beschuldigt wurde. Selten, seit er sich erinnern konnte, war er lange von ihr getrennt und so tat (und tut) er sich unglaublich schwer damit, sich an seine neuen Lebensumstände zu gewöhnen.