A modern fairy tale [Lavellan & RoyalMilkTea]

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    • A modern fairy tale [Lavellan & RoyalMilkTea]

      Vorstellung
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      Duine Grimm

      Es war ein verregneter Tag, an dem sie endlich fand, was sie all die Jahre über gesucht hatte.
      Ihre Finger waren bereits stumpf vor der Kälte, ihre Schuhe befleckt von Matsch, ihre Kleidung verdreckt und sie würde die Erde unter ihren Fingernägeln noch einige Tage tragen müssen, doch als die Schaufel endlich fand, wonach sie in diesem verlassenen, alten Grab gesucht hatte, leuchteten ihre Augen auf. Duine warf die Schaufel zur Seite, begann den Sarg zu öffnen und da war es endlich: ihr Recht. Ihr Erbe. Das einzige, was ihre Familie ihr noch geben konnte: das Buch der Gebrüder Grimm.
      Sie hatte keine Kosten und Mühen gescheut, um es zu finden. Die Legende besagt, dass das Buch ihrem Träger unendliche Macht verlieh... und genau das war es, was sich Duine wünschte. Macht. Die Macht zu überleben. Die Macht, nie wieder jemandem anderen ausgeliefert sein zu müssen.
      Damit würde die Welt ihr gehören, damit... es war leer.
      Verwirrt öffnete sie den Einband des Buches, doch mehr war von dem Buch der Gebrüder Grimm nicht übrig. Es war nichts weiter als ein leerer Einband, eine einzige Seite war alles, die sie darin finden konnte und es war ihre eigene Geschichte. Nein, die Geschichte ihres Vorfahren, aber sicherlich nicht der, der hier begraben lag und verrottete.
      Natürlich hatte Duine keinerlei Reue verspürt, als sie den Einband den knochigen Fingern entrissen hatte. Familie war für sie nichts mehr als ein Wort, das schlimmste Schimpfwort aller Zeiten.
      Es war die Geschichte von zwei Brüdern, die durch die Lande zogen, Geschichten sammelten und sie zusammen trugen, zusammengepresst auf eine einzige Seite, so dass sie es kaum lesen konnte, aber das war es nicht, was sie wollte. Leere Worte waren keine Macht.
      „Verdammte Scheiße... soll das ein Scherz sein? Das alles nur für ein leeres Buch? Ich sollte finden, wer auch immer meinte mich so verarschen zu müssen. Wenn diese ganzen Arschlöcher nicht bereits tot wären, würde ich ihnen ein weiteres Mal das Leben rauben, ich würde...“, begann sie genervt und frustriert vor sich hin zu murmeln, auf die einzige Seite starrend, an ihrem Fingernagel kauend, bis er blutete und als ein Tropfen ihres Blutes auf den Einband tropften, war es, als würde es sie als eine Grimm erkennen.
      Es war kein Gefühl, dass sie zu beschreiben vermag, es war wie eine Welle von Stärke, Verbundenheit und... Macht. Als würde der Einband mit einem Mal zum leben erwecken und als die Seite zu glühen begann, stand sie plötzlich ihrem Ebenbild entgegen. Sie blinzelte. Einmal. Zweimal. Und ihr Ebenbild tat es ihr nach.
      Da schlich sich ein Grinsen auf ihre Züge. Ein Grinsen, das jegliche Freude fehlte und schlicht und einfach gefährlich wirkte. Das würde sie nutzen können. Es muss mehr von diesen Seiten geben. Vielleicht war das die Macht, nach der sie suchte, die ihr versprochen worden war und sie erinnerte sich daran, wie sie stumpf hinter der verschlossenen Tür die Stimmen ihrer Eltern vernahm, wie sie immer und immer wieder betonten, dass Märchen echt waren.
      Dass sie existierten oder existiert haben. Dass sie unter uns Leben. Das man nur die Augen offen halten und sie finden musste... und ein Gefühl verriet ihr, dass auch sie ihre eigenen Seiten haben mussten. Vielleicht war es das, was sie tun musste: Seiten zu sammeln.
      Es war schwer, wenn man niemanden mehr hatte, der einem die Geheimnisse der Familie näher bringen konnte, aber Duine war sich nicht einmal sicher, ob ihre Eltern gewusst hatten, wo sich dieses Buch von dem sie so gerne erzählten, überhaupt befunden hatte.
      Sie hatte es ganz alleine gefunden. Sie brauchte sie nicht. Und sie würde sie auch in Zukunft nicht brauchen. Was sie brauchte... waren Märchen.

      Arias Samudar

      Dumpf vernahm er den Jubel, die aufmunternden Worte, den Zuruf der Zuschauer, doch das Wasser filterte all diese Stimmen, machte sie leise, er verstand kaum, was gesagt wurde, aber das musste er auch nicht. Während er immerzu mit Angst und Sorge in den Augen durch das Leben schritt, aus Angst, jemand würde ihn eines Tages durchschauen und zur Rede stellen, was für eine schreckliche Person er doch war, aus Angst seine Augen könnten eines Tages doch eine Person finden, der er ein weiteres Mal sein Herzen geben wollen würde, aus Angst wieder zum Mörder werden zu müssen.
      Doch hier hatte die Angst keine Chance. Sein Herz glich einem ruhigen See, er spürte nur die pure Ruhe, während er mit Schwimmhäuten zwischen den Fingern und kleinen Flossen an Hand- und Fußgelenken durch das Wasser schwamm, schneller, als es ein gewöhnlicher Mensch jemals könnte, aber langsam genug, um keinen verdacht zu schöpfen.
      Und dann war die Ruhe vorbei, als er wieder aus dem Wasser tauchte und sich am anderen Beckenrand hochzog, nicht darauf achtend, wie sein Sieg verkündet wurde. Natürlich hatte er gewonnen. Das Wasser war sein Element. Er verlor nur, wenn er es wollte.

      „Das war der Wahnsinn! Ich glaube du bist noch nie so schnell geschwommen wie heute! Das muss ein neuer Weltrekord sein!“, gab sein Manager voller Enthusiasmus von sich, während Arias sich mit dem Handtuch abtrocknete und dem älteren Mann nur ein schiefes Lächeln schenken konnte.
      Ob er es übertrieben hatte? Er wollte nicht noch mehr Aufmerksamkeit. Er wollte nur schwimmen. Doch sobald er im Wasser war, vergaß er alles um sich herum und konzentrierte sich nur noch auf das schwimmen. Irgendwie hatte er sich dazu überreden lassen in den professionellen Bereich zu gehen, als sein Manager ihn im Schwimmbad entdeckt hatte und nun... lag sogar eine Goldmedaille in seiner kleinen Wohnung.
      Ihm war es schon immer schwer gefallen Nein zu sagen. Zumindest ließ sich damit sein Leben finanzieren, wer hätte schon erwartet, dass er eines Tages damit Geld verdienen könnte einfach nur zu schwimmen?

      Chester Billee

      Es war schon fast zu einfach. Niemand sah ihn kommen, niemand hörte ihn, als er sich an sein Opfer schlicht, ein korrupter Politiker, der wohl einen Schritt zu weit gegangen sein musste, denn seine Feinde wollten ihn tot sehen. Wobei es Chester ziemlich egal sein konnte, wieso er diesen Auftrag erhalten hatte. Er würde sein Ziel töten, mehr auch nicht und mit dem Geld nach Hause gehen, um sich wirklich den Sachen widmen zu können, die er so liebte.
      Er war alleine in seinem Zimmer und der Auftragskiller zog ihm das Messer über den Hals. Kein Ton, man würde ihn erst finden, wenn er weg war. Nicht, dass das wichtig war, verborgen von seiner Fähigkeit würde ihn sowieso niemand finden.
      Doch mit einem Mal konnte sich Chester nicht mehr bewegen. Die Zeit lief rückwärts, das Blut löste sich vom Teppich und kehrte in den Hals zurück, die Wunde heilte, der Politiker erhob sich wieder und sie waren wieder da, wo sie waren. Vor genau fünf Sekunden.
      Der Lilahaarige brauchte nicht lange, um zu realisieren, was da gerade passiert war und er schaffte es noch gerade so mit dem Messer eine Kugel abzuwehren.
      Dieser Mistkerl schon wieder. Er musste von seinem Vorhaben mitgekriegt haben und blickte ihn nun breit grinsend von dem geöffneten Schrank an, wo er sich versteckt haben musste.
      Sein Ziel floh, Chester wollte sich gerade noch in seine Richtung drehen, ihm hinterher, doch eine weitere Kugel hinderte seinen Weg.
      Er lachte. Noire lachte. Für ihn war es nicht mehr als ein Spiel. Aber für ihn war es seine verdammte Arbeit. Die Grinsekatze hasste das weiße Kaninchen, und das nicht nur aus einem Grund.
      „Kannst du mich nicht einfach mal meine Arbeit machen lassen, du verdammtes Langohr?!“, rief er genervt und löste seine Unsichtbarkeit auf, um ihm wütend ins Gesicht sehen zu können, was den Weißhaarigen jedoch nur noch mehr zum Lachen brachte, so dass er sich den Bauch halten musste.
      „Hast du... hast du dein Gesicht gesehen... als er... als er...“, brachte er vor lauter Lachen kaum ein Wort hervor, „... aufgestanden ist?“
      „Oh ja, natürlich hab ich das... nicht.“, kam es genervt von der Grinsekatze, welche den Moment nutzte um langsam und unbemerkt zurück zu weichen, damit er im nächsten Moment rückwärts aus dem offenen Fenster springen konnte, wieder unsichtbar werdend, bevor Noire seinen Lachanfall wieder in den Griff bekommen konnte.
      Sofort rannte dieser zum Fenster, als ihm sein Fehler bewusst wurde und er schoss wahllos hinaus, nicht wissend, ob er Chester getroffen hatte oder nicht. Doch er war nicht wütend. Auch nicht frustriert darüber, dass er ihm mal wieder durch den Lappen gegangen war.
      Er grinste breit. Seine Augen funkelten vor Freude. Und er konnte es kaum erwarten dieses Katz und Mausspiel fortzusetzen.
      „Ich krieg dich schon noch, du verdammte Grinsekatze!“, rief er hinaus auf die offene Straße und konnte nicht anders, als wieder zu lachen. Ahhh~ er hätte ein Foto von dem Gesichtsausdruck machen sollen, anstatt zu schießen!

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      @Lavellan
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    • Victoria hielt ihre Hände auf ihrem Schoß übereinander gelegt, das harte Plastik der Sitzmöglichkeiten des Schwimmbads hatte sie sich mit mitgebrachten Sitzkissen ausgelegt; ansonsten wäre es nicht auszuhalten gewesen.
      Entgegen des Rats ihrer Angestellten hatte sich die großgewachsene Frau von ihrer Kleidungswahl nicht abbringen lassen, etwas das sie mittlerweile ehrlicherweise etwas bereute.
      Die Temperatur des Schwimmbads war ekelhaft hoch und auch die Luftfeuchtigkeit schien sich in den Stoff ihrer Klamotten zu saugen, sodass sie sich enger an ihrer kalten Haut anfühlte als sonst. Dazu fiel sie mit ihrem Stil auch deutlich mehr auf, als es für ihr Ziel hilfreich war.
      Ihr amethystfarbenes Auge brannte auf den jungen Sportler herunter, welcher sich unter dem Jubel und bösen Blicken vieler Rivalen aus dem Wasser zog.
      Arias Samudar.
      Während sie nach ihrem Getränk griff um einen Schluck durch einen Strohhalm zu nehmen, immerhin wollte sie auf keinen Fall ihren Lippenstift ruinieren, erfühlte sie das teure Leder unter ihrer anderen Hand; der Einwand eines alt erscheinenden Buchs.
      Goldene Ornamente zierten das dunkle Leder, die Einband selbst wurde an der offenen Seite von zwei Schnallen aus reinem Bronze verschlossen gehalten; vielleicht war es jedoch auch einfach nur Gold, welches mit der Zeit leicht verdunkelt war. Das Buch war auch ewig und drei Tage in den abgeschlossenen Gemächern ihrer verstorbenen Eltern verstaubt. Hinter das Geheimnis des Einwands war sie erst vor kurzem gekommen.
      Doch ihrer Meinung nach hatte sie in diesem Falle schon beachtliche Fortschritte gemacht.
      Ironischerweise war ihr erster Anhaltspunkt die Aussagen von Verschwörungstheoretikern gewesen.
      Echsenmenschen! Aliens! Meerjungfrauen! Feen!
      Nie hätte sie gedacht, solchen Tölpeln und ihren hirnverbrannten Vorstellungen Gehör zu schenken... Doch am Ende hatte es sie genau hier hin geführt.
      Wenn man an eine Meerjungfrau dachte, hatte man eher Wesen vor Augen, welche sich in der tiefen See versteckten, weit weg von der Menschheit... Und nicht einen Schwimmer, der gerne bei Wettbewerben schummelte.
      Nun, das ganze war auch noch immer nicht bestätigt, doch Victoria hatte ihre Angestellten Nachforschungen anstellen lassen. Aufgefallen war der Olympiasieger dadurch, das bei dem Tag an welchem er Gold für sein Land geholt hatte, mehrere Leute von Flossen berichtet hatten, welche man dachte an ihm gesehen zu haben. Menschen, welche ansonsten nichts mit anders wertigen Ideen dieser Art zu tun hatten. Man schob es am Ende jedoch nur auf die Spiegelung des Wassers und dämliche Vorwürfe von Konkurrenten.
      Victorias Interesse hatte er geweckt, als man keine wirklichen Papiere finden konnte, wie zum Beispiel Geburtsurkunden, Zeugnisse, nicht einmal Kinderfotos.
      Die Weißhaarige atmete einmal tief durch und stellte den Pappbecher zurück auf die Ablage an der Seite der Sitzgelegenheit, ehe sie sich selbst erhob um sich langsam von dem Zuschauerbereich zu entfernen und sich dem Becken zu nähern.
      Vorgestellt hatte sie sich bei dem Manager des Schwimmers als eine interessierte Sponsorin, auch wenn sie weniger wie jemand aussah, welcher sich für Schwimmsport interessierte. Aber wenn man Gewinn machen konnte, wieso nicht? Dazu würde sie das geerbte Geld eh nicht alles verschießen können.
      Alles was sie wollte, war, Arias... kennen zu lernen.



      Sebastian saß an seinem Schreibtisch, einem seiner Arbeitnehmer gegenüber.
      Der Mann mittleren Alters sah ganz verschreckt aus, eingesunkene, müde Augen, welche so leer und glasig wirkten wie die eines Fischs. Man konnte ihm ansehen das er sich einige Tage nicht rasiert hatte und wahrscheinlich auch genauso wenig schlaf gefunden hatte.
      An der Hornhaut an seinen Fingern konnte man erkennen, das er sein Leben lang viel gearbeitet hatte... und trotzdem zitterten sie unwillkürlich, während der Blick des CEOs auf ihn niederbrannte.
      Um den Tremor zu stoppen legte er seine Hände ineinander und begann unwohl sie zu massieren.
      Vor ihnen lag ein Schreiben, welches er vor einigen Monaten erstellt hatte: Ein Antrag für einen bezahlten Urlaub, welcher jedoch von seinem Manager abgelehnt wurde. Der Angestellte hatte daraufhin versucht, mit seinem Anwalt zu drohen. Den Weg zu den dem Arbeitnehmerverband hatte es das Schreiben jedoch nicht geschafft; stattdessen leider Gottes genau auf den Schreibtisch seines Chefs.
      Die Stille zwischen ihnen herrschte nun schon eine ganze Weile.
      Der ältere Mann schien seine Zunge verschluckt zu haben, während Sebastian ihn einfach nur niederstarrte.
      Man hatte sich hier mit dem falschen angelegt, eine Maus welche dachte, es sich mit der Spitze der Nahrungskette verscherzen zu können. Einem Raubtier.
      "M-Meine... Meine Frau ist krank...", die Stimme des kahl werdenden war brüchig und fand keine Stärke, er ähnelte einem hilflosen Kind, "... I-Ich muss mich um sie kümmern, a-aber ich bin der einzige Verdiener meiner Familie. D-Daher--..."
      "Sie sind gefeuert.", unterbrach der Dunkelhaarige das Gespräch noch bevor der Angestellte überhaupt dazu kommen konnte, über seine verzweifelte Situation zu jammern.
      Dieser erschien wie aus dem Nichts von den Worten gelähmt worden zu sein, denn der Ältererscheinende starrte ihn daraufhin nur perplex an, ohne das ein Wort über seine trocknen Lippen kam.
      Menschen waren so erbärmlich... Es ekelte ihn fast schon an.
      Genauso schnell wie man ihm den Antrag vorgelegt hatte, wurde er ihm dann auch schon wieder zurückgeschoben: Zusammen mit einer bereits fertig verfassten Kündigung. In diesem Moment war es klar gewesen, das er nicht einmal vorgehabt hatte, diesem alten Knacker überhaupt zuzuhören.
      Sowas nannte sich die natürliche Auslese.
      "Ihnen einen schönen Tag noch.", er hatte sie satt, diese Maden... Ohne dem Kerl noch einen weiteren Blick zu schenken, hatte er sich auch schon ab- und seinem Computer zugewandt.
      "M-Mister Morris...!!", als der Kerl plötzlich so laut wurde, schnellten seine Augen hinter den Gläsern seiner Brille direkt wieder zu ihm herüber.
      Der Mann hatte verzweifelt mit der Hand auf den Tisch geschlagen und sich sogar halb erhoben, nur um bei der Realisation sofort zurück auf den Sitz zu sinken, "I-Ich brauche diesen Job!", seine Stimme brach, "Wir können die Kosten so schon kaum zahlen, B-Bitte...!"
      "Ich sehe nicht wo das ein Problem des Unternehmens ist.", schmetterte der violettäugige jegliche Hoffnung des Mannes ab, "Nun verlassen Sie bitte mein Büro."
      "Aber--..!!", weiter kam er nicht, denn diesmal war es nicht Sebastian welcher diesen nervtötenden Kerl unterbrechen musste, sondern Schüsse und Gelächter, welches von dem Stockwerk über ihnen zu kommen schien.
      Irritiert waren beide für einen Moment verstummt, wobei sie nur an die Decke starrten. Was zum...?
      'Rumpelstilzchen' war jedoch nicht das einzige Märchen, das in die Auseinandersetzung der anderen beiden mit einbezogen wurde...
      Er befand sich unten auf dem Gehsteig, in der Hand eine Thermokanne, aus welcher zwar das Schildchen eines Teebeutels hing, doch der Inhalt verdächtig stark nach Alkohol roch.
      Das Grinsen auf den Lippen hatte Theodore seinen Kopf ein wenig in den Nacken gelegt, "Nein, Nein, ich meine es ernst...!"
      Die Blicke einiger irritierten Bürger lagen schon lange auf ihm, Leute die in die gleiche Richtung liefen, hielten einen deutlichen Abstand. Es wäre ja noch einmal etwas anderes, wenn er einfach nur vor sich her flüstern würde, doch anscheinend führte der Platinblonde eine richtige Unterhaltung mit sich selbst.
      Zufrieden grinsend führte er die Thermokanne an seine Lippen, "Aber irgendwie glaubt mir ja keiner...!"
      Eigentlich war der Mann mit den zwei Augenfarben gerade auf den Weg zurück zu seinem Apartment, wo er sich Tagsüber immer rumtrieb wusste keiner so wirklich, gleichzeitig war es jedoch offensichtlich das er sich die Birne mit Drogen zudröhnte.
      Bevor Theo jedoch dazu kam einen Schluck zu nehmen, riss ihm irgendwas sein Getränk aus der Hand: Der erste Schuss von mehreren, welche auf ihn niederregneten.
      Ein Schritt weiter und die Kugel, welche nun nur seinen 'Tee' erwischt hatte, hätte ihn den Schädel gespalten. Normalerweise würde man sich bei jemanden wie ihm ein wahnsinniges Lachen vorstellen, doch so ein Verhalten scheiterte an seinen Stimmungsschwankungen. Stattdessen verspannten sich die Muskeln unter seinen teils bunten Klamotten so heftig, das sie vor Spannung zu zittern begonnen. Ein provoziertes Grinsen kehrte am Ende dennoch auf seine Lippen, doch als er das Gebäude hinaufblickte, konnte er niemanden erkennen.
      Welcher Hurensohn hatte da gerade versucht umzubringen...?




      Hänsel hauchte sich fröstelnd in seine Handflächen.
      Es wurde mittlerweile dunkel und mit der Nacht trat auch langsam die Kälte ein, etwas, was Hänsel trotz seiner Liebe zur Natur überhaupt nicht ausstehen konnte. Hätte er es gewusst, hätte er sich doch eine dickere Jacke angezogen.
      Den Kopf leicht einziehend, griff er seine Tüte mit gekauften Lebensmitteln wieder vom Boden auf und führte seinen Weg zurück fort. Er sollte sich daran machen so schnell wie möglich nach Hause zu kommen. Nicht nur freute er sich auf die Wärme seiner blubbernden Gasheizung, sondern auch aufs Essen. Sein Magen knurrte schon den ganzen Tag, doch er war auch viel gelaufen.
      Anders als man es vielleicht von jemanden erwarten würde, welcher mehrere Jobs gleichzeitig jonglierte, lebte er in einer äußerst billigen Wohnung in einem der heruntergekommenen Teilen der Stadt.
      Seine Nachbarschaft war ruhig und hauptsächlich von Rentnern bewohnt. Das Gebäude war nicht mehr wirklich auf dem Stand: Viele der Fenster waren undicht, die Antennen funktionierten nur an manchen Tagen und auch die Rohre klagten wie Dämonen in den Wänden... Aber die Miete war spottbillig und viel brauchte er ja auch nicht zum Leben.
      Er war dort glücklich! Dazu war er ja auch eh viel unterwegs und brauchte nur einen Ort, an welchem er sich etwas in die Pfanne oder in den Ofen hauen konnte, und er ein Bett zum Schlafen hatte.
      Mittlerweile hatte man jedoch damit begonnen, in der Nähe des Bezirks ein Einkaufszentrum zu bauen und auch einige Ärzte waren in dem Bezirk eingezogen; es würde nicht mehr lange dauern bis man den Wert der Gegend weit genug hochgekurbelt hatte, das man trotz der schlechten Verfassung der Wohnung die Miete erhöhen würde.
      Daran wollte er jedoch gar nicht denken, es war ja so schon Ironisch genug das er seinen Platz im Leben noch immer nicht wirklich gefunden hatte. Ob er umziehen sollte? In die Berge vielleicht?
      Ein schweres Seufzen unterdrückend, hob er seinen Blick in die Richtung des Himmels.
      Was ein Tag... Dabei war heute gar nicht einmal so viel passiert.
    • Arias Samudar

      Der blauhaarige Sportler blickte verwundert auf, als sein Manager begann ihm eine neue, mögliche Sponsorin vorzustellen, während er sich die Haare trocknete und das erste, was ihm in den Sinn kam, als er die ungewöhnlich gekleidete Dame erblickte, war die Frage, ob sie Cosplayerin war.
      Sie wirkte etwas jung für eine Sponsorin, zumindest waren es gewöhnlicherweise alte Männer oder ihre Assistenten, mit denen Arias hin und wieder ein oder zwei Worte wechseln musste, um einen Eindruck zu hinterlassen, doch er wusste nie so recht, was er sagen sollte und wenn er ehrlich war, wollte er auch nichts sagen. Small Talk lag ihm nicht. Big Talk genauso wenig.
      Doch wenn sie eine Assistentin wäre, hätte sein Manager sie auch so vorgestellt. Stattdessen fiel ihr eigener Name und seine Augen weiteten sich ein wenig, als er den Namen Andersenvernahm.
      Andersen... war das nicht dieser komische Kerl gewesen, der den Vertrag mit der Meerhexe in eine komische Seite verwandelt hatte, die es ihm möglich machte zwischen seiner menschlichen und seiner Meermann Gestalt zu wechseln?
      Alles, was er dafür hatte tun müssen, war ihm seine Geschichte zu erzählen. Und er redete nicht gerne darüber. Doch es war viel zu lange her, als dass er sich an das Gesicht des Mannes erinnern konnte, allein dieser Name war ihm in Erinnerung geblieben, weil seine Geschichte unter diesem in alle möglichen Ecken des Landes verbreitet und erzählt wurde, in einer Version, die ihm persönlich besser gefiel und manchmal wünschte er sich, er hätte dieses Ende gewählt. Aber es war nie wirklich seine Wahl gewesen.
      Jedenfalls konnte er nicht sagen, ob diese junge Frau mit dem ihm bekannten Andersen verwandt war, oder dieser Nachname purer Zufall war.
      Er nickte Victoria begrüßend zu, und nachdem klar war, dass er nicht vor hatte irgendein Wort von sich zu geben, meldete sich sein Manager zu Wort.
      „Verzeihung, Arias ist etwas... schüchtern. Aber sie haben sicher gesehen, wie atemberaubend gut er schwimmen kann! Wie schnell er ist! Und wendig! Glauben sie mir, sie würden sich selber einen großen Gefallen tun, wenn sie ihn sponsern würden.“, rieb sich der ältere Mann vorfreudig die Hände, während sich der Blauhaarige nur dachte, dass er eigentlich genug Geld hatte.
      Er hatte nie wirklich verstanden, wieso die Sterblichen so sehr an daran hingen, noch immer nicht. Es könnte auch daran liegen, dass er aus dem Meer stammte.

      Duine Grimm

      Doch es war alles andere als einfach ein Märchen zu finden. Klar, sie konnte sich ein Märchenbuch hinter jeder Ecke kaufen, online bestellen oder aus irgendeiner Bibliothek ausleihen, aber das war nicht das, wonach sie suchte. Im Flieger zurück hatte Duine die ganze Zeit darüber nachdenken müssen, wie um alles in der Welt sollte sie waschechte Märchen finden? Sie hatte keine Namen, zumindest bezweifelte sie stark, dass irgendwo jemand mit dem NamenRumpelstilzchenregistriert war, vor allem, da es die Kernaussagen des Märchens damit kaputt machen würde.
      Ob sie es mal mit Ariell versuchen sollte? Aber es musste tausendean Ariells geben und ohne einen Nachnamen kam sie nicht weiter.
      Sie musste etwas finden, was diese Märchen allesamt gemeinsam haben, irgendetwas, das sie verraten würde... und sie war fest entschlossen irgendetwas zu finden.

      Aber natürlich. Keine Geburtsurkunde, keine Kinderfotos, keine Vergangenheit. Wenn es stimmte, was ihre Eltern ihren Geschwistern erzählt hatten, dann lebten diese Märchen noch immer. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute, wer hätte gedacht, dass dieser Satz so wörtlich gemeint war?
      Ihre Macht und ihre Befugnisse als Politikerin ausnutzend holte Duine alle möglichen Informationen heran, besuchte einen Verrückten nach den anderen, folgte einigen Blogs, die behaupteten Beweise Zeitreisende oder Unsterbliche zu haben, doch der ausschlaggebende Punkt war ein bloßer Zufall.
      Einige Akten lagen neben ihrem Schreibtisch, allesamt Menschen ohne ersichtliche Vergangenheit oder gefälschten Urkunden und Dokumenten und ausgerechnet die Akte des jungen Hänsel Woods lag offen neben ihr. Es war der Name, der sie direkt an ein Märchen erinnert hatte und während sie durch einen dieser Blogs scrollte, fiel ihr ein junger Mann im Hintergrund eines Bildes auf, der eins zu eins wie dieser Hänsel Woods aussah. Seine Kleidung war der Zeit angepasst, aber das war auch der einzige Unterschied, als würde er sich gar keine Mühe machen sich zu verstecken.
      Wie amüsant. Da hatte jemand versucht einen Unsterblichen zu finden und ihn versehentlich gefunden, auch wenn es ein anderer Mann war, der im Mittelpunkt des Fotos stand. Fast hätte Duine einfach weiter gescrollt, ohne ihn entdeckt zu haben. Fast.

      Die Wohnung war klein, alt, es war einfach gewesen sich Zutritt zu verschaffen, doch selbst wenn die Schwarzhaarige eine Diebin gewesen wäre, gab es hier sowieso nichts zu holen. Sie hatte erwartet, dass jemand der so viele Jahre lebte, besser wissen würde, wie man an Geld kam und mit diesem umging, aber was wusste sie schon über die Umstände dieses Hänsels.
      Es gab nur eine Sache, die sie während ihrer Recherche verwundert hatte. Es gab keine Gretel.
      Aber wie konnte das sein? Vielleicht war sein Name nur Zufall und er gehörte einem ganz anderen Märchen an... das war unwahrscheinlich.
      Vielleicht hatten sie sich zerstritten und diese Gretel lebte in irgendeinem anderen Land? Möglich. Wahrscheinlich sollte sie ihn direkt fragen, dachte sie sich, als die Tür der Wohnung letztendlich aufging und Duine lässig mit den Händen in den Hosentaschen, als würde sie hierher gehören und könnte nicht wegen Einbruch verhaftet werden, da stand und den Fremden anstarrte.
      „Schließ die Tür, dann könne wir uns in Ruhe und Frieden unterhalten,Hänsel. Wo steckt Gretel? … sagt dir der Name Grimm etwas?“, beobachtete sie ihn mit Adleraugen, auf jede noch so kleine Reaktion achtend. Er musste es sein. Sie brauchte ein Märchen. Sofort.
      Und sie war bereit eine Menge zu bieten, wenn er ihr dafür seine Seite überließ.

      Noire Blanc

      Das weiße Kaninchen lehnte sich über das Fenster, so weit, dass man befürchten musste, er würde jeden einzelnen Moment aus dem Fenster fallen, doch egal, wie hektisch er sich umsah, er konnte die Grinsekatze, welche sich unsichtbar auf dem Boden abgerollt hatte und so schnell wie nur möglich das weite suchte, da er keine Lust hatte sich mit Noir abzugeben, sich mit ihm herumschlagen zu müssen. Außerdem war sein Ziel sowieso nicht mehr da, und wer wusste, wie weit er es geschafft hatte, oder wohin er geflohen war... verdammt nochmal. Wie sollte er unter diesen Umständen den Job noch fertig bringen? Er würde ihn suchen müssen.
      Noir dagegen war enttäuscht über die Tatsache, dass Chester ihn einfach so alleine ließ, mit seiner unglaublichen Langeweile. Hätte er ihm nicht den gefallen tun können wenigstens ein wenig mit ihm zu spielen, anstatt Reiß aus zu nehmen?
      Da fiel ihm eine ihm bekannte Gestalt ins Auge, ein bunt gekleideter Kerl der so wütend wirkte, als könnte er jemanden umbringen und mit einem breiten Grinsen hob das Kaninchen die Hand und winkte ihm zu. Vielleicht hatte er doch noch ein Opfer gefunden, mit dem er sich etwas die Zeit vertreiben konnte.
      Dass dieser ihn genauso wenig ausstehen konnte, war dem Weißhaarigen so ziemlich egal, es hatte ihn noch nie aufgehalten und so dauerte es nicht lange, bis er das Gebäude verließ und direkt auf Theodore zulief.
      „Heee~y, mein guter alter Theo! Lange nicht mehr gesehen! Wie kommt es, dass du dich nicht meldest? Bitte sag mir, du hast irgendetwas lustiges vor, ich sterbe vor Langeweile!“, grinste er mit den Händen in den Taschen seiner Jacke breit und die Hasenohren auf seinem Kopf lösten sich langsam auf.
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    • Victoria Emilia Andersen

      Ihr freies Auge leuchtete beinahe ein wenig; vielleicht war es eine farbige Kontaktlinse, die Spiegelung des durch die Chemikalien blauen Wassers oder auch einfach nur das Licht. Würde ihr Gesicht nicht so leblos erscheinen wie das einer alten Porzellanpuppe, diese gruseligen welche man ab und an nur noch in Antiquitätenläden fand, konnte man denken das man solch einen Blick nur von sich gab, wenn man einen wahren Schatz gefunden hatte.
      Nun, wahrscheinlich würden viele in Aries einen Schatz sehen.
      Er war ein herausragender Schwimmer, und mit dem Symbol eines Unternehmens auf seiner Badehose oder Kappe würde man sich nicht nur eine Menge an Werbung ersparen, sondern sich bestimmt auch selbst eine goldene Nase verdienen.
      Nicht alles, was man verdiente, ging ja an den Sportler zurück.
      "Ist schon in Ordnung...", murmelte die großgewachsene Frau seinem Manager entgegen, als wäre die Entschuldigung angemessen gewesen. Nun, unfreundlich war es wirklich. Nicht das es Victoria ihm nicht verzeihen würde oder so, aber alleine aus Respekt hätte er schon seinen hübschen Mund öffnen sollen um sich zumindest vorzustellen. War doch egal das sie wusste wer er war.
      Das ganze würde es aber schwer machen ihn kennen zu lernen. Sie konnte ihm ja schlecht direkt darauf ansprechen. Es wäre am besten wenn er sich ihr von sich öffnen würde, besonders da es sich bei ihm um eine Person der sportlichen Kultur handelte, sie konnte ihn ja schlecht einfach aus dem öffentlichen Leben weggreifen, es würde auffallen.
      "Mein Name ist Victoria Emilia Andersen.", übernahm sie selbst noch einmal die Pflicht sich vorzustellen, auch wenn der Manager des Sportlers es schon für sie übernommen hatte, "Ich bin ein Privatsponsor. Du musst also weder mich noch eine Firma vertreten."
      Vielleicht sah sie ein wenig zu intensiv an ihrem Gegenüber auf und ab, doch als Schwimmer sollte er ja gierige Blicke gewohnt sein... Dazu überprüfte sie nur das Offensichtliche.
      Schwimmhäute? Nein.
      Flossen? Auch nicht.
      Aber das er hier nicht in Vollmontur die Runden schwamm, war ihr ja eigentlich klar gewesen... Dennoch hätte es ihr natürlich ihre ganze Arbeit vereinfacht. Es war jedoch ja nicht so, als würde sie mittlerweile daran zweifeln das sie vor ihr stand... Der kleinen Meerjungfrau.
      Oder nun... dem kleinem Meerjungfrau... mann?
      Der Manager grinste sie so kindlich begeistert von der Seite an, das sie ihn in diesem Moment am liebsten Blaubarschbube genannt hätte... doch hatte sich Victoria für den Moment dazu entschieden, ihn einfach zu ignorieren.
      "Ich würde dich gerne in mein Anwesen einladen.", sprach sie den Sportler direkt mit ihrer kühlen Stimme an, ohne das sich ihre Mimik weiter verzog, "Ein Geschäftsessen. Ich möchte wissen, wen ich finanziere."
      Im nächsten Moment sprach auch schon ihre eingefleischte Weltfremdheit aus ihr heraus, als sie ihre Hand ausstreckte um kurz nach dem Kinn des Schwimmers zu greifen, wodurch sie seinen Kopf mit einer überraschenden Kraft fixierte, "Du hast schöne Augen. So blau."
      Den eigenen Kopf hatte sie dabei ein wenig in die Seite gelehnt, um sich sein Gesicht noch einmal aus einem etwas anderem Winkel anzusehen, ihre Hand hatte sie daraufhin jedoch schon genauso schnell wieder zurückgezogen wie es über sie gekommen war.
      Merkwürdig erschien sie ja schon vorher bereits... Nun, sie war nun eben eher unbeholfen was das Soziale anbelangte.
      Vielleicht hätte sie doch einen Angestellten schicken sollen...



      Hänsel Woods

      Hänsel griff sich in den Nacken während er an seinem Bund nach dem richtigen Schlüssel suchte. Er fühlte sich so verspannt an... wahrscheinlich hatte er sich in der Nacht verlegen, oder er hatte sich heute bei der Arbeit einen Muskel gezerrt.
      Vielleicht würde er gleich einfach eine warme Dusche nehmen und sich den Rest des Abends ausruhen, morgen musste er ja auch schon wieder früh los... Aber so mochte er ja auch seine Tage, wenn er nur die ganze Zeit rumsitzen würde, würde ihm bestimmt irgendwann die Decke auf den Kopf fallen.
      Den Schlüssel prökelte er hörbar ins Schloss hinein und schon schwang seine Tür auf, das Licht des Flurs flutete den Eingangsbereich als man hörte, wie er mit einem schweren Seufzen seinen Rucksack in die Ecke gleiten ließ.
      Gerade jedoch als er sich halb herum gedreht hatte, erfror der Grauhaarige nach einem so heftigen zusammenzucken, das er sich nun wohl den Muskel richtig gezerrt hatte.
      Ihm entkam kein einziger Ton, vielleicht erhoffte er durch seine Bewegungslosigkeit würde er die Aufmerksamkeit von sich abwenden.
      Sein Herz hatte begonnen zu rasen und anstatt einzutreten, machte er einen Schritt zurück.
      Ein... Einbrecher? Hier? Ja, die Sicherheit hier war nicht die beste, aber man wusste das er hier nichts zu holen gab. Die Leute hier waren arm...--
      Die Theorie, welche er eben auf die schnelle aufgestellt hatte, verflog jedoch als sein Hirn endlich die Worte verarbeitet hatte, welche ihm entgegen geworfen wurden. Die Zeit erschien eben so langsam vergangen zu sein...
      "Entschuldigung...?", war es zunächst nur seine verwirrte Antwort, das ganze war so albern das er gar nicht wusste was er gerade fühlen sollte. Belustigt? Beunruhigt? Verängstigt? Wütend?
      "Ah... sehr lustig...", nuschelte er hinzu, sollte es ein dummer Streich werden? Es war nicht das erste mal das man ihn auf seinen Namen in so einer Hinsicht ansprach. Nun, natürlich nicht so. In sein Apartment war noch niemand eingebrochen...
      Bisher konnte er es immer abspielen, nach einer Weile war es immerhin immer wieder die gleiche Leier, wie ironisch es doch sei und wie albernd-passend sein Name war.
      So sehr er es auch auf solch ein Erlebnis schieben wollte... Das diese fremde Frau bei ihm in der Wohnung stand und dabei auch noch so bedrohlich wirkte, ließ einen ganz anderen Nachgeschmack auf seiner Zunge. Einen bitteren.
      "Grimm...? Der Märchenautor...?", fasste Hänsel nun doch zögernd das angeschnittene Thema auf, mit verweilender Anspannung in seinem Ausdruck, "Ich, uh... glaube es gibt nur wenige Leute denen der Name fremd ist..."
      Ging es darum?
      Natürlich dachte der Grauhaarige mit den unter den Pony versteckten Augen im Moment nicht daran, das jemand irgendwie darauf gekommen wäre, ihn mit irgendeinem Märchen in Verbindung zu bringen...
      Nun jedoch machte er wirklich keine Versuche, so wie es ihm befohlen wurde, einzutreten und die Tür hinter ihm zu schließen. Stattdessen umgriff er die Tür ein wenig fester, dabei noch immer zwischen Ramen und Angel stehend, "Gehen Sie bitte, oder ich rufe die Polizei..."



      Theodore Russell

      Um ihn herum waren besorgte Menschen zum stoppen gekommen, immerhin war Theodore nicht der einzige gewesen, welcher die Schüsse mitbekommen hatte, auch wenn in seinem Fall 'mitbekommen' wohl eine Untertreibung war.
      So mancher verschnellerte verschreckt seinen Schritt, legten dabei ihre Arme um ihre Begleitungen um sie von hier weg zu drängen; wer wusste denn schon wann die nächsten Schüsse folgen würden!
      Der Verkehr ging derweil ungehindert seinem stockendem Fluss nach; das Knallen war wahrscheinlich nicht durch die dämpfenden Wände der Wagen gegangen.
      Wahrscheinlich war es in diesem Moment wirklich nur Theo, welcher wie erstarrt an Ort und stelle stein, während derweil seine Augen zwischen den vielen Fenstern des Hochhauses hin und her sprangen. Es war schon ein kein wenig albern, wie er den einzelnen Griff der Teetasse noch immer zwischen seinen Fingern hielt.
      So mancher Angestellter und Besucher starrte wirklich aus dem Fenster, in jeden bohrte sich sein tötender Blick, doch es war offensichtlich das niemand von ihnen der Schütze gewesen sein konnte, zu viel Schreck lag in ihren Ausdrücken. Seine Sicht war zwar von seiner gefärbten Sonnenbrille getrübt, doch man sollte seine Augen nicht unterschätzen... denn dann hatte er den Schuldigen trotz der magenumdrehenden Höhen erkannte... und durch das Winken wusste er auch sofort, welcher Wahnsinniger sich dort oben halb aus dem Fenster stürzte.
      Das wütende Lächeln auf seinen Lippen begann zu zucken, "Ich weiß wer das ist...", raunte er derweil unter seinem Atem angepisst einer lautlosen Stimme entgegen, welche nur in seinen Ohren rang. Mit diesem Wortlaut würde sich wirklich niemand anders konfrontiert sehen.
      Frustriert strich Theos Daumen über das glatte Weiß, hinauf zu der scharfen Kante des gebrochene Porzellans.
      Er würde ihn umbringen, sollte er es wagen sich --
      „Heee~y, mein guter alter Theo!"
      Man konnte sehen, wie provoziert er sich über die Schneidezähne leckte, ehe er sich mit Schwung mit einer Drehung auf seinen Hacken dem Eingang entgegen drehte, aus welchem Noire regelrecht rausgehoppelt kam.
      "Nenn mich nicht so...", entgegnete er mit dem angespannten Grinsen auf seinen Lippen, ehe der Platinblonde mit gebrochenem Henkel auf ihn deutete, "Du hast mich gerade fast erschossen..."
      Würde der Brillenträger dabei nicht einen solch düsteren, beinahe schon knurrenden, Unterton haben, könnte man denken das er trotz der Situation belustigt klang.
      Seine zweifarbigen Augen untermalten seine Aussage, als sie zu den übrig gebliebenen Scherben auf dem Boden wanderten und umso langsamer zurück in die Augen des Weißen Hasen.
      Eigentlich sollte er sich hier gerade nicht auf die Palme bringen lassen, aber es war ziemlich schwer hier die Ruhe zu bewahren... Besonders da er gerne mal zur Aggressivität neigte. Wahrscheinlich wusste Noire gerade gar nicht, wie verlockend es war ihm sein Gesicht konkav zu schlagen.
      Erneut wanderte sein Finger über den Henkel der Tasse, hinauf zu der scharfen Kante, doch nur um diesmal seine Fingerkuppe vor Anspannung in die Splitter zu bohren; das nur wenig ein Tropfen Blut das helle Porzellan herunterrollte schien ihn so wenig zu interessieren, das man denken könnte er würde den Schmerz nicht einmal spüren.
      Doch so schnell sie gekommen war, schien der Zorn aus seinem Gesicht zu verschwinden und mit dem gleichen Elan hatte er sich auch schon wieder von ihm abgewandt; seine Hände mitsamt Tassenhenkel in seiner Jackentasche vergrabend, "Ich melde mich mit Absicht nicht, mhm! Und trotzdem verfolgst du mich wie ein verdammter Fluch...", noch während er redete hatte er schon den ersten Schritt getan, sich einfach von der ganzen Situation zu entfernen.
      Sollte ja gesund sein, oder nicht?
    • Arias Samudar

      Arias nickte, mehr aus Höflichkeit, als aus Zustimmung heraus, als sich sein Gegenüber noch einmal vorstellte, obwohl sein Manager ihren Namen bereits genannt hatte... sollte ihm dieser Name etwas sagen? Oder wollte sie ihn selber noch einmal aussprechen? Fast erwartete der junge Mann, dass sie das Andersenbetonen würde, als wüsste sie, wem sie hier eigentlich gegenüber stand, als hätte ihr Vorfahre ihr von ihm und seiner wahren Geschichte erzählt, aber natürlich war das nicht der Fall, nicht wahr?
      Es musste purer Zufall sein. Sonst würde sie ihn sicherlich mit Grauen in den Augen anblicken, davon war der Meermann sichtlich überzeugt. Wobei Victoria bisher ungewöhnlich ausdruckslos wirkte, aber das war ihm auch ehrlich gesagt lieber, als diese Leute, die nur vor Energie strotzten und gar nicht erst aufhören konnten ihn zu nerven.
      Eigentlich wollte er nur wieder ins Wasser und noch ein paar Runden schwimmen, doch dann wurde er zu einem Geschäftsessen eingeladen... ugh, wie er diese Pflichten hasste. Konnte sie nicht sehen, wer er war? Ein langweiliger Mann, der nichts weiter konnte, als zu schwer. Mehr gab es auch nicht über ihn zu erzählen. Mehr wollte man nicht über ihn wissen. Sollte man nicht.
      Die Augen des blauhaarigen Mannes weiteten sich überrascht, als er die unerwartete Berührung an seinem Kinn spürte und ging instinktiv einen halben Schritt zurück, als Victoria sein Kinn mit einer überraschenden Stärke fixierte, die er nicht von dieser Frau erwartet hätte.
      Er hatte... schöne Augen?
      Arias ging einen weiteren Schritt zurück, als sie ihn wieder los ließ und zog die Schultern ein, als müsste er sich vor dieser Frau verteidigen. Mit einem Mal hatte er das Gefühl, dass es keine so gute Idee wäre, ihr Anwesen zu besuchen.
      Sie war doch nicht eine von diesen komischen, extremen Fans... oder? Sie würde ihm doch nichts tun... oder?
      Hilfesuchend blickte Arias zu seinem Manager.
      „Nun, natürlich würden wir uns freuen sie in ihrem Anwesen besuchen zu dürfen, um über die Einzelheiten des Sponsoring zu sprechen...“, schien dieser jedoch nur weiterhin den möglichen Gewinn vor Augen zu haben, während Arias dieser Einladung lieber abgelehnt hätte. Doch leider war es ihm noch nie leicht gefallen nein zu sagen.

      Duine Grimm

      „Du hast zwei Möglichkeiten, Hänsel Wood.“, begann Duine und erhob sich langsam von dem Sessel, auf dem sie auf die Ankunft des Grauhaarigen gewartete hatte, nachdem sie einen müden Seufzer von sich gab. Wieso konnten die Leute nie sofort auf sie hören? Das würde das ganze doch so viel einfacher machen, für alle Beteiligten, wie sie fand.
      „Entweder, du gibst mir, was ich will, oder...“, nahm sie eine ihrer Hände aus der Hosentasche und öffnete geschickt ein Taschenmesser, um keine Zweifel daran zu lassen, dass sie damit umzugehen wusste, „... ich werde dich dazu zwingen müssen. Und das wird recht unschön.“
      „Meinst du wirklich, ich würde dir die Möglichkeit geben die Polizei zu rufen?“, ertönte mit einem Mal die selbe Stimme der Frau hinter Hänsel und ihm wurde etwas spitzes an den Rücken gehalten, bevor ein Stoß gegen die Schulter ihn in die Wohnung hinein stolpern lassen sollte.
      Es war offensichtlich eine gute Idee gewesen, sich vorher in zwei zu Teilen und ihren Doppelgänger irgendwo draußen warten zu lassen.
      „Natürlich könnten wir das ganze auch zivilisierter angehen.“, kam wieder die Duine von sich, die vorher auf dem Sessel gesessen hatte und klappte das Messer wieder ein, um es wieder verschwinden zu lassen, als wäre es ein Zeichen guten Willens, bevor sie sich mit den Händen in den Hosentaschen wieder setzte und die Beine übereinander schlug, bevor sie fortfuhr: „Was willst du für die Seite? Geld? Eine bessere Wohnung? Was auch immer es ist, nenn mir deinen Preis und du sollst es kriegen. Im Austausch für deine Seite, versteht sich. Außerdem hätte ich noch so einige Fragen an dich...“, beobachtete Duine ihren Gegenüber mit Adleraugen.
      Wenn er eine Seite besaß, dann sicherlich auch eine Fähigkeit.
      Also Hänsel Woods, was wirst du jetzt tun?

      Noire Blanc

      „Ach komm schon, das kannst du mir doch nicht übel nehmen! Ich wusste doch nicht, dass du hier unten bist! Außerdem dürfte dich eine einfach Kugel doch kaum umbringen, oder, alter Freund? Und wieso soll ich dich nicht Theo nennen? Ist das nicht dein Name? Hast du etwa einen neuen? Willst du ihn mir verraten?“, hörte der Weißhaarige gar nicht erst auf zu plappern und wollte dem anderen schon freundschaftlich den Arm über die Schultern legen, doch just in diesem Moment drehte er sich auch bereits um und wollte gehen, doch nicht mir Noire! Selbstverständlich folgte er ihm!
      „Awww~, aber Theo! Willst du mir etwa das Herz brechen? Ich dachte wir wären Freunde!“, wirkte er tatsächlich niedergeschlagen während er mit schnellen Schritten mit dem Mann mit den zwei Augenfarben mithielt und wischte sich eine imaginäre Träne von der Wange, mit der andere Hand über seinem Herz liegend, als würde es ihm wirklich weh tun.
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    • Victoria Emilia Andersen

      Die Frage hatte sie nicht seinem Manager gestellt, denn selbst als dieser gar freudig auf ihren Vorschlag hin antwortete, brannte ihr amethystfarbenes Auge weiterhin auf dem Blauhaarigen. Sie war kleiner als der Schwimmer, das trotz ihrer Plateauschuhe, doch wahrscheinlich war es ihr deutlich größeres Selbstbewusstsein das dazu führte, das es sich dennoch danach anfühlte als würde sie hier von weiter oben auf ihn nieder starren.
      Wie er seinen Manager kurz angesehen hatte... Hatte sie ihm gerade Angst eingejagt?
      Victorias Kopf neigte sich nur minimal zur Seite, was zeigte das sie es nicht wirklich verstand wieso er kurz so drein geblickt hatte wie ein erschrockenes Kind. Sie hatte ihm doch nur ein Kompliment gemacht!
      Und warum ließ er jemand anderen für sich sprechen?
      War er so schüchtern?
      Nicht ganz das was sie von einem beinahe unsterblichen Wesen mit übermenschlichen Fähigkeiten erwartet hatte. Obwohl, seitdem sie das Buch mit ihrer ganz eigenen Seite gefunden hatte, hatte sich ihr Charakter ja auch nicht groß verändert... Aber es war erstaunlich, wie anders Ariel war. Damit meinte sie nicht unbedingt das es sich bei ihm um einen Jungen handelte, sondern auch das sie sein Gemüt jetzt nicht als sonnig bezeichnen würde, wie es bei Der kleinen Meerjungfrau der Fall war.
      "Ich habe nur Arias eingeladen, aber wenn Sie möchten kann ich ihm gerne ein Kehrpacket mitgeben.", das sie das Siezen bei dem Schwimmer direkt umging war unabsichtlich, immerhin hatte sie sich so gut über ihn informiert das es in ihrem Kopf so wirkte als wären sie beide schon gut miteinander bekannt.
      Nachdem sie den Blauhaarigen schon eine ganze Weile niedergestarrt hatte, selbst so steif als handelte es sich bei ihr nur um eine ausgestopfte Puppe, bewegte sie sich dann endlich ein wenig zur Seite um ihr Blick auf das bläuliche Wasser zu lenken.
      Der Geruch von Chlor hatte sich mittlerweile potent in ihre Nase gebohrt. Schade das sie keinen Pool besaß, ansonsten hätte sie ihn mit Sicherheit damit ködern können... Zeigen tat sie es nicht, doch auf diesen inneren Wortwitz war sie schon irgendwie stolz gewesen.
      "Wann bist du hier durch, Arias? Du musst doch bestimmt hungrig sein, jetzt nach dem Sport... Was sieht sein Zeitplan denn heute den Rest des Tages aus?", eine Antwort von der jungen Märchenfigur erwartete die Frau mit der auffälligen Mode dann doch nicht, weshalb sie sich mit der letzten Frage indirekt an seinen Manager wandte.
      So versteift wie der Sportler dreinblickte würde er sie doch bestimmt anlügen...



      Hänsel Woods

      Zunächst hatte Hänsel das ganze für einen albernen Überfall gehalten, seinetwegen konnte sich die Frau nehmen was sie wollte, solange er selbst aus der Sache herausgehalten wurde.
      Nicht nur aber wäre ein 'normaler' Raub in einer Gegend wie dieser eher ungewöhnlich - immerhin besaßen die Leute hier nur wenig Eigentum - aber so wie sich die Fremde vorgestellt und sich verhalten hatte, war sie nicht zufällig auf sein Zuhause gestoßen.
      Unwohl zog der Hellhaarige seinen Kopf ein wenig mehr ein und erwiderte die herausfordernden Worte nur mit einem gestressten Blick, doch dieser war eh von seinem Pony versteckt. Seine Finger umgriffen den Türrahmen aus Anspannung heraus fester, sodass sich seine Nägel blasser färbten, mittlerweile überkam ihn sogar die Sorge das man sein Herz durch den dünnen Stoff seines Oberteils rasen sehen konnte.
      Als wäre es vorher nicht schon zwielichtig genug gewesen, war es das Funkeln des Klappmessers was sein Adrenalin zum kippen brachte. Man konnte noch hören wie ihm die Luft vor Schreck aus den Lungen gestoßen kam, doch ein flüchtender Schritt zurück war ihm durch ein stechendes Gefühl im Rücken verwehrt worden. Normalerweise wäre er wohl jetzt erfroren, wie ein Reh auf der Autobahn, wäre da nicht der plötzliche Schubser gewesen welcher ihn mit Leichtigkeit zurück in seine Wohnung beförderte.
      Das ganze hatte ihn nun doch ziemlich kalt erwischt, nie und nimmer hätte er dann da noch auf sein Gleichgewicht geachtet!
      Den ersten Schritt stolperte Henry ziemlich, holprig kam er jedoch mit einem Stoß gegen einen nahestehenden Tisch zum stoppen. Einen blauen Fleck an seiner Hüfte hatte er sich damit bestimmt zugezogen.
      E-es... es waren zwei? Zwillinge??
      "H-Hören Sie, ich möchte wirklich keinen Ärger...", hauchte der Ältere nun doch panischer werdend heraus, obwohl das Messer wieder verschwunden war hatten sich seine Arme aus reinem Instinkt ergebend gehoben, "Ich--..."
      Dann aber stockten seine Worte.
      Seine... Seite?
      Langsam senkte Hänsel seine Arme wieder um der Dunkelhaarigen einen verarbeitenden Blick zu schenken, ähnelnd wie einem Fremden den er eigentlich Tod geglaubt hatte.
      Sie... wusste davon??
      "Ich habe die Seite nicht mehr...", seine Worte wirkten kurzatmig, doch fest; gleichzeitig verweilte er an Ort und Stelle wo er nach dem Schubser gelandet war, sich dabei hinter seinem Rücken mit den Fingern an den Rand des kleinen Esstischs klammernd wie an ein schwimmendes Brett beim Untergang der Titanic. Immerhin stellte er sich nicht dumm und begann herumzuhaspeln das er keine Ahnung hatte wovon die Frau sprach...
      Die eigene Frage nach dem Woher brannte ihm wie Feuer auf den Lippen und genauso brennend fühlte es sich auch an diese zu schlucken, Gegenfragen würden in einem Moment wie diesem bestimmt nicht gut ankommen. Aber wer war sie? Ein Nachfahre von Grimm? Aber was stand man nach so vielen Jahren plötzlich wieder vor seiner Tür, nach dem Tod der Brüder war damals jeglicher Kontakt abgebrochen, ehrlich gesagt war er schon lange mit Sicherheit davon ausgegangen, das sie und ihre Existenz für andere in Vergessenheit geraten waren, "Tut mir leid, aber... ich muss Sie da enttäuschen, Sie sind umsonst hier her gekommen..."


      Theodore Russell

      Automatisch hatte sich Theodores Körperhaltung beim laufen ein wenig nach vorne gebeugt. Er wirkte beinahe wie einer dieser Gangster aus Animes, so wie er dabei auch muffig seine Hände in der Jackentasche vergraben hatte... man würde sich nicht wundern, wenn er in alten Jahren über Rückenschmerzen klagte, was erwartete man auch! Immerhin ähnelte auch seine Sitzposition einem Shrimp, jedenfalls wenn er etwas gab worauf er sich konzentrieren musste.
      Hinter dem gefärbten Glas seiner Brille schossen seine Augen mit einem genervten Grunzen dem Gleichaltrigen entgegen, "Freunde?"
      Mit den Rollen seiner Augen blickte er dann aber auch schon wieder zurück auf die Straße, instinktiv einen Schritt zur Seite gehend damit Noir ihm nicht am Ende doch den Arm umlegen konnte, "Für dich isses Theodore, ey?"
      Dieses dreckige kleine Tier... Eigentlich roch er ganz normal, gut sogar, aber immer wenn Noire in der Nähe war lag ihm einfach der Gestank von Nager in der Nase.
      "...Keine Ahnung ob er nach Hase schmeckt... Schmecke ich denn nach Hase?", grummelte der Platinblonde dabei eher in sich hinein.
      Wahrscheinlich ein einfach laut ausgesprochener innerer Monolog, doch es könnte auch eine Antwort auf eine der Stimmen sein; da war Theo immer schwer einzuschätzen.
      "... Weswegen haste eigentlich geschossen?", man konnte es spüren, das gefährliche Funkeln in seinen Augen aber auch das Grinsen das langsam auf seine Lippen trat, was dabei seine porzellanweißen Zähne hervorblitzen ließ; er wusste die Antwort schon.
      Also war ihr guter alter Chester hier auch irgendwo, hm?
      "Verfehlt, wie immer?"
    • Arias Samudar

      Wenigstens konnte er davon ausgehen, dass er nicht alleine... Moment, was?
      Erschrocken blickte der blauhaarige Mann von der Frau zu seinem Manager und wieder zurück. Hatte er ihr gerade mehr oder weniger indirekt gesagt... dass er nicht eingeladen war? Arias war nicht gerade erpicht darauf alleine das Anwesen – bei diesem Wort musste er sich ein großes, altes Anwesen aus einem Horrorfilm vorstellen, vielleicht sogar mit verschlossenen Fenstern und einem gotischen, vielleicht gar einer gothischen Ästhetik.. es würde zu der Art und Weise wie diese Frau sich kleidete passen und ein weiteres Mal fragte er sich, ob sie Cosplayerin war - dieser fremden Frau zu betreten. Was auch immer diese Frau von ihm wollte, er konnte sich nicht vorstellen, dass es etwas gutes war.
      Und wie sie ihn anstarrte... Arias musste sich zusammen reißen keinen weiteren Schritt nach hinten zurück zu weichen, am liebsten wäre er wieder ins Wasser gesprungen und so weit wie nur möglich hier weg geschwommen... doch leider war das hier nicht das Meer, sondern nur irgendein Becken in einem Schwimmbad.
      Er zuckte zusammen, als Victoria wieder zu sprechen begann, doch wieder war es sein Manager, der zu sprechen begann.
      „Nun... natürlich müssen wir warten, bis die Ergebnisse verkündet werden, danach steht noch das tägliche Training an...“, holte dieser den Terminkalender des Sportlers und eine Lesebrille aus seiner Jacket tasche heraus. Ein Wunder, dass ihm in diesem Aufzug nicht zu warm war, aber Arias Manager war schon immer der Meinung gewesen, dass man sich anständig kleiden sollte, wenn man anständige Arbeit verrichten wollte.
      Vielleicht war auch eher er der komische der Drei, immerhin stand er hier nur in Schwimmshorts.
      „... aber ich schätze wir können das Training verschieben. Dennoch, verzeihen sie Miss, aber ich halte es für keine gute Idee einen meiner besten Sportler mit einer Fremden mitgehen zu lassen, so ganz alleine. Ich fürchte er wird ihnen sowieso kein besonders guter Gesprächspartner sein... nicht wahr, Arias?“, lächelte er den Schwimmer an, welcher ihn zunächst verdutzt anguckte, ehe er nickte und der Manager wies mit der flachen Hand in seine Richtung, als würde er sagen wollen Sehen sie? Er bringt ja kein Wort heraus und man könnte gar meinen, dass Arias seine Stimme verloren hatte. Dabei fiel es ihm einfach nur schwer im Beisein von Fremden zu sprechen.

      Duine Grimm

      Duine empfand es als unglaublich nervig, dass sie die Augen des Mannes nicht sehen konnte. Man sagte ja nicht einfach so, dass die Augen der Spiegel zur Seele war und es frustrierte sie, dass ihr dieser Blick verwehrt blieb, denn wenn es etwas gab, was ihr Sicherheit verschaffte, dann die Tatsache, dass sie sich immerzu vorstellen konnte, was ihr gegenüber dachte.
      Hänsels Körperhaltung war aussagekräftig genug, keine Frage, aber was, wenn das alles nur gespielt war? Wenn er hier den Angsthasen mimte, während seine Augen bereits auf der Suche nach einem Ausweg waren? Oder noch wichtiger: sein Blick direkt auf dem Versteck lag, wo er seine Seite verborgen hielt, ein Wink den sie nur zu gerne gesehen hätte...
      „Moment mal, was?“, konnte sie beim besten Willen nicht glauben, was sie da gerade hörte. Er... hatte die Seite nicht mehr? Was sollte das bedeuten? Das war ja wohl kaum etwas, was man einfach so verlor oder an jemanden anderen weitergab! … oder?
      „... umsonst? Das glaube ich doch wohl kaum.“, erhob sich Duine und wirkte mit einem Mal wütend, hatte sie davor nur recht apathisch gewirkt, „Hast du eine Ahnung, wie lange ich nach dirgesucht habe? Nach einem von euch? Ich bin ganz sicher nicht umsonsthier, dafür werde ich sorgen. Soll ich dir das einfach glauben? Dass du so etwas wichtiges wie einer dieser Seiten... nicht mehr hast?“, kam sie ihm immer näher und beugte sich zu ihm nach vorne, im Versuch einen Blick unter seinen Pony, auf seine Augen zu erhaschen, „Wo ist sie? Deine Seite? Das wirst du doch wissen müssen, wenn du sie nicht mehr hast, nicht wahr? Kannst du solange ohne diese verdammte Seite überhaupt leben? … erzähl mir von dir, Hänsel.Das bist du doch, nicht wahr? Der Hänsel ist diesem scheiß Märchen. Ist es Gretel? Deine Schwester? Hat sie die Seite?“, war Duine in Begriff so viel an Informationen zu sammeln, wie nur möglich, wenn sie schon keine Seite bekam. Gleichzeitig glaubte sie ihm jedoch kein einziges Wort davon, dass er sie nicht mehr hatte. Wer wäre schon dumm genug so etwas zu verlieren oder sich davon zu trennen?

      Noire Blanc

      „Genau! Freunde!“, bestätigte ihm das weiße Kaninchen mit einem breiten Lächeln und nickte nur, den gefährlichen Unterton darin vollkommen ignorierend, genauso wie die Aufforderung, ihn Theodore statt Theo zu nennen, er war Noire Blanc, nie im Leben würde er sich an solch kleinen Details aufhängen, im Gegenteil, es machte ihm gar Spaß den Märzhasen aufzuregen!
      „Hm? Soll ich mal probieren, ob du nach Hase schmeckst?“, legte er den Kopf schief und war durchaus bereit Theo einfach in den Arm zu beißen oder ähnliches, um es auszuprobieren, klang doch lustig!
      Doch als der Märzhase ihn mit diesem Grinsen darauf ansprach, dass er verfehlt hatte, gefror sein Lächeln mit einem Mal. Er mochte es nicht gerade auf seine Unzulänglichkeiten angesprochen zu werden, schon gar nicht auf diese Art und Weise.
      „Hmmm... so könnte man es wohl nennen. Aber ich würde es lieber als zu Abgelenkt mit anderen Dingen in dem Moment bezeichnen. Du hättest sein Gesichts sehen sollen, als der Kerl wieder zum Leben kam! Es war einfach nur zu ulkig! Zum Lachen! Ich wünschte Ceshire hätte in einen Spiegel blicken können!“, begann er mit einem Mal lauthals zu lachen, so sehr, dass ihm die Lachtränen kamen und er sich den Bauch halten musste, als ihm etwas auffiel und er so schnell, wie er damit angefangen hatte, auch wieder aufhörte.
      „Oh... ich glaube es gab keinen Gesichtsausdruck. Der Kerl war ja unsichtbar.“, erinnerte er sich plötzlich. Er muss sich das bedröppelte Gesicht vorgestellt haben, statt es wirklich gesehen zu haben.
      „Wieso fragst? Willst du mit Katz und Maus spielen? Oder wohl eher... Katz und Hase?“, grinste er wieder.
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    • Victoria Emilia Andersen

      Victoria hatte ihre Hände bewusst wieder herunter genommen, wo sie sich diese vor ihrem Schoß edel übereinander legte. Es war Absicht und sah vielleicht deswegen ein wenig verspannt aus, aber gleichzeitig passte es so zu ihrem sonst schon recht sonderlich erscheinendem Charakter das es gar nicht so groß aufzufallen schien. Der Grund dahinter verbarg sich darin, das sie sich aktiv daran erinnern musste, den größeren Sportler vor sich nicht ungewollt nur noch mehr anzutatschen.
      Sie empfand ihn einfach nur so als unsagbar faszinierend... Eine Meerjungfrau, und je länger sie sich gegenüberstanden, desto mehr passte dieser seltsame Junge wie die Faust aufs Auge.
      Er war genauso stumm wie Ariel aus dem Märchen, sogar ihre Namen hinterließen den gleichen Geschmack in ihrem Mund. Dazu war er genauso stumm wie ein Fisch!
      Die Verbindung, das Ariel in dem bekannten Märchen die Stimme geraubt wurde, hatte sie in diesem Moment nicht gezogen. Nein, sie sah in ihm in diesem Augenblick einfach einen Fisch, wie einen Karpfen welcher Kreise um seinen Kopf schwamm und nur lautlos die Lippen öffnete und schloss, während er durch die Gegend starrte als hätte er mit angesehen wie jemand erschossen wurde.
      Ja, genauso.
      Kurz war die vermeidlich einäugige junge Frau mit ihren Gedanken richtig abgeschweift, in eine fast schon kindliche Fantasie welche wohl eher einem Märchen von Lawis Carroll entkam, da hatte man sie auch schon mit unerwarteten Worten zurück in die kalte Realität gerissen.
      Keine gute Idee?
      Den Manager hatte sie bei dem ganzen Ordeal nicht einmal angesehen, ihr amethystfarbenes Auge brannte auf den Schwimmer nieder und schien ihn nur aus dem verschwommenen Sichtrand heraus beobachtet zu haben... Dann jedoch schnellte das Auge so schnell zu dem Manager herüber, wie das einer Puppe aus einem Horrorfilm.
      Gruselig, besonders da sich in ihrem Gesicht keine wirklichen Emotionen spiegelten... Obwohl man merkte, das langsam eine Säuerlichkeit in ihr aufzukommen schien.
      "Was wollen Sie mir damit sagen, es sei keine gute Idee?", stach ihre nun deutlich festere Stimme von der Umgebungslautstärke hervor und mit einer raschen Bewegung ihrer Hacken hatte sie sich nun auch schon dem Älteren ganz zugewandt, ohne sich dabei groß bewegt zu haben. Nur der Rock ihrer ausgefallenen Kleidung war dabei ein wenig mitgeschwungen, genau wie ihre äußerst langen Haare.
      "Haben Sie mir gerade vorgeworfen, ich hätte vor Ihren Sportler zu manipulieren? Denken Sie, ich komme persönlich vorbei, biete mein Geld an und stelle mich mit meinem echten Namen vor, gebe Ihnen meine Adresse, um dann ihren Jungen zu entführen? Um dann was zu tun, ihm die Beine zu brechen?", ihr entkam ein angegriffenes Schnauben, "Sie unterschätzen die Macht des Geldes. Hätte ich vorgehabt Ihrem Ruf, oder unserem Arias hier, leid zu tun öder ähnliches, hätte ich es nicht nur bereits getan, sondern hätte auch andere Wege gefunden, als mir während einem Sportschwimmens auf einem Plastikstuhl den Hintern wund zu sitzen und dann brav darauf zu warten, mit Ihnen in ein Gespräch zu kommen, während sich der Gestank von Chlor in meine teuren Klamotten saugt."
      Man konnte überrascht sein, wie giftig Victoria klingen konnte, ohne ihre Worte mit irgendwelchen Emotionen zu füllen, "Ich habe hier auch meinen eigenen Ruf und meinen Stolz auf dem Spiel, behandeln sie mich nicht mit solch einer Respektlosigkeit."
      Allein sie mit so etwas unterschwellig beschuldigt zu haben schien ihr auf den Nerv gedrückt zu sein... Hielt er sie für dumm?
      Ohne groß auf eine Antwort zu warten, verengte sie ihr dunkel geschminktes Auge, was sowas hintendran heftete wie das arrogante 'Hmph' von so manchen anderen weiblichen Personen der Öffentlichkeit, ehe sie sich zurück an den Schwimmer wandte, "Wir wollen es doch alle schnell hinter uns bringen, oder nicht? Du stimmst mir da doch sicher zu..."
      Sollte ihr für den Moment recht sein das er still blieb... Keine Antwort war immerhin auch eine Antwort. Probleme würde es ihr nur machen, wenn es soweit war ihn zur Rede zur Stellen.
      Aber da hatte sie schon ihre Wege ihn dazu zu bringen zu reden.



      Hänsel Woods

      Beinahe war dem introvertierten Wanderfreund ein erschrockener Laut entkommen, als seine Antwort nicht wirklich auf die Akzeptanz getroffen war, auf welche er gehofft hatte.
      Gleichzeitig fühlte er sich dabei jedoch auch so unsagbar dumm, was hatte er denn gedacht, das sie einfach zwei mal nett Nickte, sich entschuldigte, ging und die Tür dann ganz sanft hinter sich schloss nachdem er ihm noch einen schönen Abend gewünscht hatte?
      Es machte die ganze Situation nicht unbedingt einfach, denn schon war die größere Frau auf ihn zu gestampft und sogleich hatte sich der Hellhaarige deutlich kleiner gemacht, womit er auch unbeabsichtigt dafür gesorgt hatte, einen Blick auf seine Augen zu vereiteln.
      Seine Lippen waren schon ganz schmal geworden, so kräftig wie er sie aufeinander presste, das man sich sorgen machen musste das sie am Ende so blieben... Wie in den Horrorgeschichten, welche einem man als Kind erzählte, das einem die Augen stehen blieben wenn man zu viel schielte!
      Jedes Wort der Dunkelhaarigen prasselte wie ein Kugelregen auf ihn nieder und mit jeder Silbe schien er sich nur noch mehr gegen den Tisch drücken zu wollen, mittlerweile schmerzte ihm jedenfalls schon der Rücken.
      Gleichzeitig jedoch wurde ihm etwas verraten, an was er zuvor gar nicht erst gezweifelt hatte!
      Bei ihm handelte es sich einfach um einen schrecklich naiven und schüchternen Kerl, daher hätte er nie in bedacht gezogen, das... sich diese Frau anscheinend gar nicht sicher war!
      "W-Warte... warte was?", nun schien er die gleiche Verwirrung zu spiegeln wie Duine, "Der Hänsel aus dem Märchen...? Meine Schwester?"
      Zwar konnte man es nicht sehen, doch man konnte das heben seiner Augenbraue in seiner Stimme hören!
      Sein Gesicht hatte er zur Seite gedreht um den möglichst großen Abstand zu dieser Wahnsinnigen zu behalten, "I-Ich habe keine Schwester...! I-Ich dachte Sie sprechen von dem Eigentumsdokument des... des uh..."
      Gerade in diesem Moment einen Hänger zu bekommen konnte natürlich auch nur ihm passieren, aber vielleicht fiel es einem in seinem eh schon angespannten Gestotter eh nicht auf. Es war doch eh verflucht das man unbedingt auf ihn gekommen war, oder nicht?
      Immerhin besaß er wohl das ödeste Leben aller Märchen! Falls es die anderen überhaupt noch gab! Er lebte in einer ranzigen Gegend, ging einfach nur Wandern und aß das, was es bei ihnen im Lebensmittelmarkt im Angebot gab... Es gab so viele große Fische, welche ihre Fähigkeiten vor den Augen jeglicher Leute in der Öffentlichkeit herumwirbelten, und man fand ausgerechnet ihn??
      Man wollte ihn doch verarschen... Wie war das überhaupt möglich?
      'Hör mal, da ist dieser Typ der Schulkindern zeigt wie man Knoten bindet und welches Gezwitscher von welchem Vogel kommt, der ist bestimmt der echte Hänsel aus dem Märchen!' Gab es denn keine Namensvetter??
      "D-das... Eigentumsdokument vom Altem Bayhill Wald...?", diesen Namen hatte er sich jetzt einfach aus der Nase gezogen, er konnte unter Druck einfach nicht denken, es gab so viele Wälder in der Gegend und noch mehr in seinem Kopf... Immerhin befasste er sich schon seit Jahren mit den verschiedenen Waldungen.
      Am liebsten hätte er es irgendwie angesprochen, das sie wahrscheinlich einfach eine Schraube locker hatte, aber das Klappmesser welches ihm eben vorgeführt wurde... Da kamen ihm nicht unbedingt irgendwelche Provokationen über die Lippen.



      Theodore Russell

      Mittlerweile hatte Theo es aufgegeben, Noire irgendwas wegen dem Problem mit der Freundschaft entgegen zu dampfen, dafür hatte er gerade nicht die Laune. An manchen Tagen war er jedoch bestimmt dazu bereit, mehrere Stunden lang ein 'Nein!' 'Doch!' hin und her zu schmeißen, es kam wirklich darauf an wie er drauf war! Doch seine Stimmungen schwanken genauso schnell wie das Wetter.
      "Hooo, versuchs ruhig...!", raunte der Platinblonde auch schon lautstark entgegen, ihm dabei einen Blick mit aufgerissenen Augen entgegen werfend. Es war offensichtlich eine Drohung, wer wusste schon was passieren würde wenn der komische Kauz seine Kiefer um ihn legte!
      Da würden sie schon herausfinden wer von ihnen hier nach Hase schmeckte...
      Das dem arroganten Kerl dann aber das Grinsen so schnell vergangen war, ließ sein eigenes nur wieder durch Zauberhand auf seine blassen Lippen treten! Jedoch nur kurzzeitig. Kaum war Noire schon wieder in Gelächter ausgebrochen war, hatte er seine Augen auch schon wieder rollen lassen und bei einem aufkommenden grimmigen Gesichtsausdruck blitzten überraschend scharfe Zähne zwischen seinen Lippen hervor.
      Das Verhältnis welches die beiden mit ihrem Spiel zueinander hegten würde er nie verstehen. Würde er es nicht besser wissen, wäre er sich sicher das die beiden in ihrer Freizeit miteinander vögelten.
      "Huh, seh ich sie aus?", grummelte Theodore zunächst in sich hinein, ehe er sich dann doch mit solch einem Ausdruck in den Augen dem Weißhaarigen entgegen drehte, als würde er es sich wirklich kurz überlegen.
      Würde so etwas... sein Problem verbessern oder verschlimmern?
      Er wäre nämlich ganz und gar nicht auf der Seite dieser nervigen Labertasche. Wenn er mitmachte, konnte er ihren guten alten weißen Hasen dann einfach abknallen?
      Aber konnte er es dann nicht sowieso?
      Würde es ihn in einen inneren Konflikt reinziehen, wie ein Held der einem anderem seinen Erzfeind wegnahm?
      In Gedanken vertieft verzog der Schizophrene seine Lippen zu einem richtigen Schnabel.
      Es war in diesem Augenblick, in welchem der Größere in genauso ein Gelächter ausbrach wie es der Kleinere gerade getan hatte, so sehr sogar das er Noire wie bei einem guten Freund während des Lachens ein wenig in die Seite schlug," Scheiße!"
      Scheiße, ja!!
      Ja er machte mit! Warum nicht? Seinetwegen auch auf der Seite der ätzenden Labertasche!
      Ihm war derzeit eh so unsagbar langweilig, und warum sollte er nicht einmal seinen Stimmen folge leisten? Er war es satt Spucke zu trinken, oder sich ins Maul pissen zu lassen wenn er eine Fähigkeit probieren wollte... Warum nahm er sie sich nicht einfach?
      Unsichtbar wollte er schon immer mal werden...
      Als sein Lachen langsam verebbte, blieb ein solch dunkles und schmales Grinsen auf seinen Lippen, das sich die Muskeln der ihnen entgegenkommenden Menschen verspannte, "Also... hast du Ideen wo er sein könnte?"
    • Arias Samudar

      Der Manager schluckte sichtlich, als das Auge der reichen Erbin mit einem Mal auf ihm lag und was er vorher als unhöflich angesehen hatte, schien er fast schon herbei zu sehnen, dass sie ihn nicht mehr so anstarrte und offensichtlich hatte er nicht die richtigen Worte gewählt, obwohl er nur deutlich machen wollte, dass Arias kein besonders guter Gesprächspartner war.
      Wieso waren reiche Leute nur immer so exzentrisch, so komisch? Konnte er nicht einmal mit einem normalen Sponsor zu tun haben?
      Wenn ihm jemand gesagt hätte, dass diese Frau ein Roboter war und die echte Victoria sich irgendwo anders befand, würde er es sofort glauben, so emotionsfrei, wie ihr Gesicht war.
      „Nein, das... das wollte ich natürlich nicht so sagen...“, gab er letztendlich klein laut von sich und hob die Schultern, wie ein Kind, das gerade zurechtgewiesen wurde, obwohl er mindestens um ein Jahrzehnt älter als die junge Dame vor ihm war.
      „Würden sie uns... für einen Moment entschuldigen?“, bat der Manager letztendlich und legte den Arm um Arias Schultern, um ihn zu sich runter zu ziehen und dazu zu bewegen sich umzudrehen und zu ihm hinunter zu beugen, damit sie im Flüsterton miteinander reden konnten... wobei der Manager wohl das Reden übernehmen musste.
      Was Arias getan hatte, während sich die Frau über seinen Manager aufgeregt hatte? Sie mit großen, verstörten Augen angestarrt und nicht gewusst, wie er darauf reagieren sollte, aber der Gedanke, dass sie mit ihrem Reichtum dafür Sorgen könnte, dass er entführt wurde und ihm die Beine gebrochen werden.... gefiel dem Schwimmer ganz und gar nicht, wie sollte er dann schwimmen gehen?!
      „Okay, hör mal, Arias... ich weiß, dass du da nicht alleine hingehen willst, aber wir könnten das Geld echt gut gebrauchen.... es ist doch nur ein Essen, ich hab die Adresse und die Frau ist keine Unbekannte der Öffentlichkeit, dir wird also nichts passieren, versprochen.“, glaubte der Schwimmer ihm irgendwie kein einziges Wort, wirkte diese Frau in den Augen des Blauhaarigen doch überaus gefährlich.
      „Aber... ich will nicht mit ihr alleine sein. Können wir nicht darauf bestehen, dass du mitkommst?“, bat er ihn fast schon mit Hundeaugen und dem Manager fiel es zwar schwer, abzulehnen, aber der Blick der einäugigen Dame war noch schlimmer gewesen.
      „... und sie wieder verärgern? Ich glaube das ist keine gute Idee... komm schon, wenn du es nicht für dich tun willst, dann mach es für mich, okay? Du packst das schon, großer. Wenn was ist, ruf mich einfach an, okay?“, klopfte er ihm aufmunternd auf die Schulter und er wusste bereits, bevor er diese Worte ausgesprochen hatte, dass Arias ihm zustimmen würde, immerhin konnte er schlicht und einfach nicht Nein sagen, ein Umstand, den der Manager sich schon oft zu seinem Vorteil genutzt hatte, ganz zu Beginn damit, dass der Blauhaarige eigentlich kein professioneller Schwimmer hatte sein wollen.
      „... okay...“, gab er letztendlich nach einem Moment der Stille, wenn auch recht widerwillig, von sich und der Manager ignorierte diesen Widerwillen mit einem Lächeln auf den Lippen und klopfte ihm wieder auf die Schulter.
      „Na geht doch. Dann geh und zieh dich um, ich schreib dir, welchen Platz du belegt hast.“, wusste er, dass es Arias sowieso nicht interessierte, ob er der schnellste von allen war oder nicht und die Sponsorin war wichtiger, als irgendein Siegerfoto, man würde es ihm schon verzeihen, dass er ein viel beschäftigter Mann war.
      Letztendlich kehrten die beiden wieder zu Victoria zurück, mit der Hand im Nacken murmelte Arias schüchtern irgendetwas unverständlich davon, dass er sich schnell umziehen würde und verschwand ohne auf eine Antwort zu warten in den Umkleiden.
      Mit einem Seufzen setzte er sich auf eine der Banken und vergrub zunächst das Gesicht in den Händen, um sich wieder zu beruhigen. Menschenmassen machen ihn schlicht und einfach nervös, vor allem Fremde Menschen und erst recht eine Frau, die in aller Öffentlichkeit davon sprach, genug Geld zu haben, um ihm etwas anzutun.
      Das würde sie doch nicht... oder?
      Der ein oder andere mag sich jetzt vielleicht fragen, wieso eine Unsterbliche Märchenfigur, die sich mit Krallen wehren könnte, solche Angst davor hatte, das irgendwelche Menschen ihm etwas antun könnten, doch es war Arias, er hatte noch mehr Angst davor jemand anderem etwas antun zu müssen, als davor selber verletzt zu werden.
      Er spielte an der Kette um seinem Hals herum, die er immer bei sich trug, sie war nichts besonders, ein einfacher Bernstein mit einem Insekt darin eingeschlossen, doch sie war ihm so wichtig, dass er sie niemals ablegte, nicht einmal beim Schwimmen.
      Journalisten nannten es sein Markenzeichen, durchlöcherten ihn mit Fragen, ob es ein Geschenk seiner Freundin war – die er nicht hatte, natürlich – doch es war nichts weiter als ein Erinnerungsstück, das sowohl positive, als auch negative Erinnerungen vereinte.

      Letztendlich kehrte der Schwimmer zurück, dieses Mal in Hose und T-Shirt, mit seiner Schwimmtasche um die Schulter gelegt.
      „... wollen wir?“, durchbrach er nach ein paar Minuten, in denen er die Frau mit gesenktem Kopf angestarrt hatte, darauf wartend, was nun auf ihn wartete, wo er hingehen sollte, um mit ihr essen zu gehen... oder würde ihn doch sein Manager zu ihrem Anwesen fahren müssen, wo auch immer das war?

      Duine Grimm

      „Dreh dich um.“, gab die Frau letztendlich mit einem Seufzen von sich und glaubte Hänsel offensichtlich kein einziges Wort, während sie etwas aus ihrem Jackett holte, dass sich als Fotografie entpuppte. Eine alte Fotografie, die sie im Internet gefunden hatte, aus dem Jahre 1869 und wenn sie hier nicht gerade einem unglaublich alten Mann gegenüber stand, dann zweifelte sie keine einzige Sekunde an ihrer Theorie, dass sie hier einem Märchen gegenüber steht.
      Ein weiteres Bild folgte aus dem Jahre, 1905, eines aus 1965... und in keinem einzigen schien Hänsel, der aus der Menschenmasse mit einem roten Kreis markiert wurde, auch nur ein einziges Jahr gealtert zu sein.
      Die Fotos landeten unsanft auf dem Tisch hinter Hänsel – oder vor ihm, wenn er denn die Freundlichkeit besessen hätte auf Duine zu hören und sich umzudrehen, trotz des wenigen Platzes, den ihre Nähe ihm ließ – damit er sie sich in Ruhe ansehen konnte.
      „Du besitzt kein Anrecht auf einen Wald, weder auf den alten Bayhill Wald – der übrigens ein paar Staaten weiter liegt, guter Versuch – noch sonst irgendeinem. Glaubst du wirklich, wenn du einen Wald besitzen würdest, wäre das bei meiner Recherche nicht schon längst aufgefallen? Es gibt keine Babyfotos, keine Kinderfotos, keine Aufnahmen, dass du jemals auf irgendeine Schule, Institution oder ähnliches gegangen sein sollst, als hätte es dich nie gegeben. Und doch stehst du hier vor mir, Hänsel Woods, und hast wohl noch vor vielen hunderten von Jahren existiert, wie diese Fotos zeigen. Also... willst du weiterhin meine Zeit verschwenden? Denn wenn, habe ich andere Methoden, dich zum sprechen zu bringen, ich verliere langsam meine Geduld. Oder du gibst mir deine Seite, beantwortest meine Fragen und bekommst dafür auch noch eine Belohnung. Also? Was wird es sein? Wofür entscheidest du dich, Hänsel Woods, wenn das überhaupt dein echter Name ist? Wenn du nicht der Hänsel aus dem Märchen bist, wenn es keine Gretel gibt... wer bist du dann? Aus welchem Märchen stammst du? Erzähl mir alles, was du über die Märchenfiguren in unserer Welt weißt, verstanden?“, streckte sie dieses Mal die Hand aus, um den Pony ihres Gegenübers aus seinem Gesicht zu wischen und die Hand auf der Stirn zu halten, damit sie dieses Mal in seine Augen, direkt in sein Gesicht sehen konnte, denn sie hatte offensichtlich keine Skrupel in die Comfort-Zone ihres Gegenübers einzudringen.

      Noire Blanc

      Es überraschte den weißen Hasen positiv, dass sich Theo doch tatsächlich auf sein Spiel einließ und mit einem schelmischen Lächeln auf den Lippen fischte der Weißhaarige sein Handy hervor, um seinem Gegenüber den Bildschirm zu zeigen, wo ein gelb blinkender Punkt auf einer Karte sie so schnell bewegte, wie es eigentlich nur ein Auto, ein Bus oder ein Zug konnte, aber Noire tippte da auf ein Auto.
      „Ich nicht, aber mein Handy. Wenn er den Peilsender nicht vorher findet, wissen wir sicher bald, wo er wohnt... falls er denn auf dem Weg nach Hause ist.“, zuckte der Weißhaarige mit der Schulter.
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    • Victoria Emilia Andersen

      Unerhört, wurden die Leute heutzutage wirklich mit solch einem Standard erzogen?
      Wenn man bedachte, das der Manager vielleicht gut ihr Vater sein könnte - auch wenn man seine Augen dabei vielleicht ein bisschen zusammenkneifen musste - hatte es etwas albernes... Aber sie war eben in einem sehr strengen Haushalt aufgewachsen, und auch wenn ihre Eltern früh gestorben waren, hatte sie sich das Benehmen der 'High Society' selbst angeeignet... Dachte sie jedenfalls.
      Ihre Zunge konnte, trotz ihrer eher trägen und düsteren Art welche an eine Mischung der Zeit der Pest und des 19. Jahrhunderts erinnerte, sehr spitz sein. Dazu war sie auch einfach viel zu selten draußen, als das sie wirklich gut mit Menschen umgehen konnte.
      Vielleicht verband sie das auch irgendwie mit der kleinen Meerjungfrau...
      Daher hatte sie nun nicht ganz vor Augen ob sie es gerade übertrieben hatte, auch wenn es ihrer Meinung nach ansprechend war!
      Auch wenn sie mittlerweile die indirekte Drohung ein wenig bereute... Selbst jemand mit wenig Geld und Ansehen könnte jemanden dazu bringen, Verbrechen zu begehen. Es gab bestimmt mehr als genug Drogensüchtige, Leute welche mittlerweile schon ihre gesamte Menschlichkeit an den Stoff verloren hatten, welche für etwas Kleingeld ihre Hände mit Blut beschmutzen würden.
      Nun, so oder so schienen ihre Worte getroffen zu haben, denn kaum hatte sie zu Ende gesprochen, wurde sich auch schon in Bewegung gesetzt. So kannte sie es von zuhause und so gefiel es ihr auch am besten.
      Mit einem deutlich zufriedeneren Ausdruck in ihren eher müden Auge nickte sie überraschend verständnisvoll und trat sogar einen Schritt zurück um ihnen ein wenig Platz zu lassen.
      Der Geruch von Chlor stach nun aber wirklich in ihrer Nase... Was hatte sie auch ausgerechnet eine Meerjungfrau finden müssen. Nun, es war ihr Lieber als der Gestank von Fisch und eine Fahrt auf einem Schlepperboot.
      Ob Aries wohl in seiner echten Form nach Fisch roch? Hoffentlich nicht.
      Allein der Gedanke daran ließ sie kurz ihre Nase rümpfen, naja, sie wollte ihn ja nicht für seine Fähigkeit... Es sei denn, er besaß die, welche sie sich erhoffte. Gleichzeitig bezweifelte sie es jedoch...
      Noch hatte sie mehr Fragen als Antworten, und alles was sie sich erhoffte, war das Aries in der Lage sein würde, diese zu beantworten; das er die Brücke wurde, welche sie brauchte, um das zu erreichen was sie wollte.
      Ein Husten unterdrückend hob sie ihren Kopf gleich ein wenig mehr, als das Duo ihre kleine geheime Tuschelei beendet zu haben schien, und das mit erfreulichen Nachrichten!
      Das Lächeln welches auf ihre blassen Lippen huschte, wirkte dabei so oberflächlich das es gleich wieder unbehaglich war, dabei gab sich Victoria in diesem Moment sogar Mühe, etwas ansprechbarer zu wirken.
      Na also, ging doch!
      Auf ein weiteres Gespräch mit seinem Manager ließ sich die blasse Frau nicht erneut ein, stattdessen zupfte sie nur erneut ihr langes Kleid zurecht und trat an den Rand des Schwimmbereichs, weg von dem bläulichen Wasser der Schwimmer und dem direkten Licht der hellen Lampen über ihnen, welche das Becken glitzern ließ.
      Das ganze verlief deutlich einfacher als erwartet, jedenfalls für sie... Auch wenn sie den schwierigen Part noch nicht erreicht hatte. Vielleicht wirkte es für sie auch nur so, weil sie die harte Arbeit ihren Angestellten überlassen hatte, und nicht wie jemand anderes selbst Blut und Schweiß dafür vergossen hatte, ein Märchen ausfindig zu machen.
      Dort stand sie nun, wie eine dunkle Schaufensterpuppe an einem komplett falschen Ort, und wartete brav darauf das ihre kleine Meerjungfrau aus der Umkleide hervorkommen würde, um sich ihr anzuschließen.
      Dieser ließ sich jedoch ganz schön Zeit... jedenfalls ihrer Meinung nach.
      Als er dann endlich herauskam, hatte Victoria schon selbst die Augen geschlossen und ihren Hinterkopf gegen die Wand fallen lassen, an welche sie gelangweilt lehnte.
      Wenn es nach ihr ginge, hätte er ruhig in Badesachen mitkommen können... dann wären sie sogar vielleicht schon wieder Zuhause.
      „... wollen wir?"
      Seine Stimme kam unerwartet und ließ Victoria so schnell zu ihm herüberblicken, das man wohl erwarten konnte das er sie ein wenig erschreckt hatte. Anstatt jedoch gleich zu antworten, sah sie ihn einfach nur einen Moment an, von oben bis unten und dann zurück in sein Gesicht... Vielleicht sogar etwas zu lange.
      Zunächst wortlos stieß sich die Langhaarige von der Wand ab und nickte leicht, nur um ohne einen weiteren Blick an ihm vorbei zu gehen, "Ja... komm mit."
      Vorgehend erwartete sie mit Selbstverständlichkeit, das man ihr folgte, "Ich tu dir schon nichts.", ertönte ihre Stimme ohne das sie sich umdrehte, "Ich... möchte nur reden. Dir ein paar Fragen stellen..."
      Draußen war die Luft kühl, nicht zu kalt das man es als unangenehm empfinden konnte, und selbst wenn war der Weg zu einem ominösen dunklen Wagen auf dem Parkplatz nicht weit. Er stach heraus, die Fenster waren abgedunkelt und er wirkte um einiges teurer als die Wagen der Zuschauer und Angehörigen der Schwimmer. Ging man schon mit einem schlechten Mindset dem ganzen entgegen, konnte man die düstere Aura regelrecht von dem Auto spüren, wie sie wie ein welliges, dunkles Glühen jeden warnte, welcher näher herantreten wollte!
      Aber nun... am Ende war es einfach nur ein schwarzer BMW, mit einem älteren Mann hinter dem Lenkrad, welcher einen gepflegten, buschigen Bart auf der Oberlippe trug und wessen kleine Knopfaugen viele Geheimnisse zu tragen schien; Victoria warf er ein grüßendes Nicken zu, als sie sich ihm näherten.
      So fein, das man ihr die Tür öffnen musste, war sie nun doch nicht.
      "Ich hoffe doch du hast keine Allergien.", fuhr die Silberhaarige fort, wobei sie nun doch endlich zum stehen kam um Arias einen Blick über die Schulter zuzuwerfen; sie würde ihn zuerst einsteigen lassen.


      Hänsel Woods

      Hänsel presste zunächst seine Lippen aufeinander, ehe er seine Augen frustriert zukniff. Was konnte er gerade auch anderes als sich selbst innig zu tadeln? Eine Backpfeife konnte er sich vor der fremden Frau ja schlecht verpassen.
      Er drehte sich langsam um, ein wenig ulkig, so als wäre er nackt und das einzige was er sich gewünscht hatte, wäre seine Kronjuwelen nicht preiszugeben.
      Als Duine sich dann auch noch näherte, nur um neben ihm die Fotos auf den Tisch zu schlagen, war er sogar ein klein wenig zusammengezuckt. Ein Seitenblick hatte gereicht, um sich wohl nun eingestehen zu müssen, das es wohl nicht mehr so einfach war der ganzen Situation zu entkommen.
      Was sollte er machen, sich aus dem Fenster werfen und rennen?
      Würde er den Fall überhaupt überleben? Eher nicht...
      Und was wenn er ihr erzählte, das es Vorfahren waren? Das sich seine Familie väterlicherseits einfach nur unsagbar ähnlich sah?
      Eine Frage nach der anderen wurde ihm vor den Kopf gestoßen, selbst ohne dieses Bombardement wusste er nicht wo er hätte anfangen sollen!
      Eine andere Möglichkeit wäre es, sie als Verrückt dastehen zu lassen. Einfach als Schizophren. Gleichzeitig jedoch wollte er auch nicht herausfinden was diese Frau noch so im Petto hatte...
      Nie und nimmer hätte er gedacht, jemals mit dieser Situation konfrontiert zu werden. Er dachte das alle, welche damals in Verbindung mit ihm standen, die Menschen seines früheren Lebens, verstorben waren.
      Natürlich wusste er, das sich die Familienbäume der Grimm und auch anderer Autoren ungehindert verzweigt und fortgesetzt hatten, aber...
      Als die Dunkelhaarige ihm dann auch noch ins Gesicht griff um ihm den Pony wegzuschieben, kamen zwei große grasgrüne Augen zum Vorschein, welche sie verschüchtert anblinzelten. Als wäre der Rest nicht schon genug gewesen...
      Sogleich versuchte sich Hänsel ein wenig wegzuschieben, seinen Kopf ein wenig zur Seite zu ziehen, irgendwas um ihrer kalten Hand zu entgehen... Aber selbst wenn, lag sein Pony nun so schief das eines seiner Augen zwischen dem dichten Silber seiner Haare herausschimmerte, wie eine Gardine welche man nun leicht geöffnet hatte um Licht hindurchzulassen.
      Die Frau hatte ihre Hausaufgaben gemacht, das musste er ihr lassen... und das ganze machte es ihm nur schwerer, sich irgendetwas aus der Nase zu ziehen, was er ihr auftischen konnte.
      Wäre die Wahrheit also doch das beste...?
      "G-Glaubst du, ich würde so wohnen und Pfadfinder ausbilden, wenn ich meine Seite noch hätte...?", hauchte er hervor, auch wenn seine Stimme etwas bitteres verbarg; zwar wusste die Größere viel, aber nicht alles... Was er für eine Fähigkeit besaß, schien sie trotz ihrer Recherche anscheinend nicht herausbekommen zu haben.
      "Die anderen Märchen welche ihre Seiten noch besitzen, sind, soweit ich weiß, alle in... irgendwelchen hohen Positionen... I-Ich mein, guck dich hier doch mal um...", mit einem leichten Nicken seines Kopfes deutete er auf seine kleine heruntergekommene Wohnung.
      Wenn er ehrlich war, liebte er sie eigentlich... Sie war zwar klein, billig und nicht mehr auf dem neusten Stand, vieles funktionierte nicht, und wenn dann nur wenig, und auch seine Nachbarschaft bestand aus regelrecht wandelnden Leichen, so alt wie sie alle waren.
      Aber... es war eben sein Zuhause und irgendwie stach es ihm auch im Herzen das er seine Wohnung nun im solch schlechten Licht dastehen lassen musste.
      "Und... meinst du nicht, ich hätte mich dann schon längst gewehrt? Wenn ich es könnte...?", mit diesen Worten hatte er auch schon langsam, zögerlich gar, wieder zu ihr zurück geblickt.
      Irgendwo hatte er mit der Sache aber eben auch recht..


      Theodore Russel

      Theodore hob seine Augenbrauen interessiert an, wobei er sich ein wenig dem Weißhaaren entgegen lehnte. Was aber in seine Augen fiel, übertraf seine Erwartungen bei weitem... Ihm blieb da gar nichts anderes übrig als sogar einmal kurz laut aufzulachen.
      Scheiße, einen Peilsender?
      Wenn er Zeit hatte, so ein Teil an ihrer Grinsekatze anzubringen, wie kam es dann dazu das er jede einzelne Kugel verfehlen zu schien?
      Das Kommentar dazu schluckte er dann doch herunter, ehe er sich wieder zurück lehnte und seinen Rücken mehr nach hinten verlagerte, was seinem Gang etwas lockeres verlieh.
      "Du weißt nichtmal wo er wohnt? Arbeitest du nicht für die Regierung...?", schnaufte er belustigt hervor, woraufhin er hinter seinen Lippen über seine Schneidezähne leckte.
      Er dachte selbst ja immer das es ablief wie in diesen Actionfilmen! Einen riesigen Supercomputer, welcher alles über jeden wusste, das Überwachen von Straßenkameras und CCTV-Aufnahmen... Aber anscheinend nicht.
      Schon irgendwie enttäuschend... Aber naja, er wusste ja auch nicht was genau er da machte, vielleicht war Noire dort ja der Hausmeister, was wusste er schon.
      Aber hatte der Kerl überhaupt ein Zuhause? Er hatte sich diese dumme Katze immer als Streuner vorgestellt... Naja, wirklich oft waren sie sich ja nicht über den Weg gelaufen... Jetzt wo er aber schon darüber nachdachte, was hatte ihn dieser Kerl eigentlich nie zu sich eingeladen?
      Sie waren doch Freunde...
      Das schiefe Grinsen welches er auf den Lippen hatte, begann sich ein wenig zu versteifen. Falls er heute nicht drauf gehen sollte, würde er ihn mal deswegen ansprechen... Spätestens morgen würde ihm sicherlich die Lust nach dieser Jagd vergehen, besonders da es sich bei ihm nun wirklich nicht um einen Mann mit Geduld handelte, welcher einem Ziel ewig und drei Tage nachjagen konnte.
    • Arias Samudar

      Der Schwimmer zuckte zusammen, als die junge Frau sich vor seiner Stimme erschreckte – war die wirklich so komisch? Oder so angsteinflößend? Das schien ihm öfter zu passieren – und fühlte sich etwas unwohl dabei, wie sie ihn von oben bis unten musterte, ein weiteres Mal, sahen seine Klamotten irgendwie komisch aus? Suchte sie nach etwas? Oder hatte sie gar gehofft, er würde mit Schwimmhose wieder raus kommen? Arias schluckte schwer, hoffend, dass es wirklich nur bei diesem Essen bleiben würde... und die komische Frau nicht gar mehr von ihm wollte.
      Es wäre nicht das erste Mal, aber es war immer wieder schwer strickt zu verneinen.
      Als wäre es tatsächlich eine Selbstverständlichkeit folgte der Blauhaarige Victoria dann auch mit einem Nicken, als sie ihm unerwarteterweise tatsächlich bestätigte, dass sie nur Fragen stellen wollte... was für Fragen? Seine Schwimmzeiten? Aber hätte ihr das der Manager nicht auch beantworten können? Aber irgendetwas in ihrer Stimme sagte ihm, dass mehr dahinter steckte, wieder überkam ihm dieses klemmende Gefühl – das vom Anblick der getönten Fenstern sich nur noch verstärkte – und er wäre am liebsten wieder weg gelaufen, aber er hatte es seinem Manager doch versprochen, nicht wahr?
      „Nein... habe ich nicht.“, bestätigte Arias mit der Hand im Nacken, wartete darauf, dass sie sich in den Wagen setzten würde... ehe ihm bewusst wurde, dass er wahrscheinlich zuerst einsteigen sollte.
      „Soll ich zuerst...?“, fragte er dann zögernd mit den Fingern auf die Autotür zeigend, und brachte es dann letztendlich mit einem Seufzen hinter sich, als ihm die Frage bestätigt wurde.
      Hoffentlich würde er niemandem weh tun müssen...

      Duine Grimm

      Auf der anderen Seite wünschte sich Duine Grimm, dass sie endlich jemandem weh tun könnte, sie verließ langsam die Geduld und sie hatte wirklich keine Lust mehr auf dieses Schmierentheater, dabei hatte sie wirklich versucht sogar nett zu sein! Ihm ein Angebot zu machen! Statt ihm die Antworten, die sie haben wollte, sogleich unter Folter zu entlocken... oder die gesamte Wohnung nach der Seite zu durchkämmen.
      Okay, zweiteres war gelogen, natürlich hatte sie dann schon längst gemacht, ohne Spuren zu hinterlassen, aber eine Märchenseite hatte sie nicht finden können.
      Ihr Blick begann über Hänsel zu schweifen... ob sie ihn einfach nach der Seite abtasten sollte? Er musste sie doch bei sich tragen, wenn sie nicht hier war, nicht wahr?
      Ah, endlich! Seine verdammten Augen! Sie spiegelt seine Körpersprache perfekt wieder: Angst und Unsicherheit, nichts neues, doch sie waren auch nicht auf irgendein Versteck gerichtet... enttäuschend, aber wenigstens bestätigte sich damit das Bild dieses Mannes, das sie bisher über ihn gemalt hatte. So schwer dürfte es doch eigentlich nicht sein, aus so jemandem Antworten zu bekommen, oder nicht?
      Duine hob fragend eine Augenbraue und ließ ihren Blick ein weiteres Mal durch diese trostlose, kleine Wohnung schweifen... so ganz Unrecht hatte Hänsel nicht, wenn er eine mächtige Fähigkeit hatte, warum sollte er sich in einem solchen Rattenloch verstecken müssen? Warum hatte er sich noch immer nicht gewehrt? Sie war noch immer misstrauisch, der Tatsache entsprechend, dass sie nicht wusste, welche Fähigkeit er haben sollte. Was, wenn er dafür etwas bestimmtes brauchte, das er sich holen würde, sobald sie ihm etwas Freiraum gab? Aber wer war Duine, wenn nicht eine Frau, die Risiken einzugehen wusste?
      „Verstehe... andere Märchen sind also in hohen Positionen... wie? Und ich bin mir sicher, du wirst sie mir alle verraten, nicht wahr?“, stemmte sie sich letztendlich vom Tisch ab, nur um sich wieder zurück auf den Sessel fallen zu lassen, ihre Augen wieder auf Hänsel gerichtet, wartend.
      „Wenn du deine Seite also nicht mehr hast... dann wirst du mir ja wohl Fragen beantworten können, nicht wahr? Weigere dich, und ich habe meine Methoden die Antworten schon noch aus dir heraus zu bekommen. Märchen scheinen zwar sehr lange zu leben... aber Schmerzen werdet ihr ja wohl noch verspüren... nicht wahr...?“, leuchteten ihre Augen währenddessen, da sie es mit einem Mal herausfinden wollte. Ob Märchen bluten konnten. Schmerzen verspürten. Sterben konnten, wie gewöhnliche Menschen. Aber sie brauchte Hänsel noch. Also würde sie ihn zumindest nicht töten... noch nicht.
      Währenddessen bewachte ihr Ebenbild weiterhin die Tür.

      Noire Blanc & Chester Bilee

      „Hm? Ich habe schon ein paar seiner Wohnungen dem Erdboden gleich gemacht, wieso fragst du?“, kam es überrascht von Noire. Natürlich wusste er hin und wieder, wo die Grinsekatze lebte, aber entweder er zog bereits wo anders hin, sobald das weiße Kaninchen ihm auf die Schliche kam – Zufall? Oder wusste das diese Katze irgendwie? - oder die Katze schaffte es zu fliehen.
      Aber dieses Mal wäre die Katze sicherlich nicht vorbereitet, zumindest hoffte Noire das sehr, auch wenn das Spiel damit wahrscheinlich beendet wäre... gewinnen tat er noch lieber, als nur zu spielen! Vielleicht würde er ihm nach ein paar Tagen auch dabei helfen zu fliehen... sie werden sehen~!
      „Na los Theo, gehen wir, bevor er den Peilsender noch bemerkt!“, legte ihm der Weißhaarige letztendlich den Arm um die Schultern, um ihn zu seinem Auto zu schleifen, die Verfolgungsjagd konnte beginnen!

      Aber eine richtige Verfolgungsjagd würde es wohl nicht geben, denn schon bald war Chester endlich Zuhause, wechselte mit einem murmelnden „Blödes Kaninchen...“ seine Arbeitskleidung gegen etwas bequemeres und ließ sich auf sein Bett fallen, um nach seiner Konsole zu greifen, die dort nur auf ihn wartete und dort weiter zu machen, wo er vor wenigen Stunden aufgehört hatte.
      Selbst der Süßkram lag noch immer verteilt auf seinem Bett und er fischte ein Poki aus einer Packung.
      Frustessen nannte man das und die Grinsekatze wusste, dass er diesem Kerl bald wieder auflauern werden müsste... immerhin wurde er im Voraus dafür bezahlten, diesen Kerl umzubringen, aber gerade hatte er einfach keine Lust drauf! Er hätte lieber Noire die Kehle durchgeschnitten, aber der würde einfach fünf Sekunden zurück drehen... und egal wie oft Chester sein Messer an seinen Hals legte, das Blut bereits sehen konnte... sie kehrten immer wieder zum Ausgangspunkt zurück, während das Kaninchen nur wie ein Verrückter lachte, als würde es ihm Spaß machen... was es wahrscheinlich auch tat.
      Verdammtes Kaninchen. Verdammtes Kaninchen. Verdammtes Kaninchen!!
      Ah... er war gestorben.
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    • Victoria Emilia Andersen

      Die kleinen Augen des älteren Mann wirkten unerwartet verständnisvoll und geduldig, als diese durch den Rückspiegel zu dem jünger erscheinendem Duo außerhalb seines Wangens wanderten.
      Der Angestellte der so düster erscheinenden Victoria wirkte wirklich als wäre er hier im falschen Film; wenn man ihn mit einfachen Worten beschreiben müsste, dann wäre es wohl die Art von nettem Opa, welche man sich in Kinderbüchern vorstellte! Und hier saß er, in einem abgedunkeltem Wagen, in welchem man eher Killer erwartete, und blickte einfach nur mit seinen Knopfaugen nach draußen.
      Nur weil Victoria eine düstere und irgendwie unbehaglich unbeholfene Art besaß, musste es ja nicht heißen das sie ihre ganze Umgebung damit ansteckte; wie eine Art von Seuche... Sie war nur ein wenig missverstanden und gleichzeitig aber auch leider einfach etwas merkwürdig.
      Aber vielleicht war dies, was aus ihrer Vergangenheit herauskeimte; Nicht nur war sie krank, sondern sie hatte den Großteil ihrer Kindheit ohne ihre Eltern verbracht, welche sie zuvor mit der Zeit regelrecht verrotten gesehen hatte.
      Gleichzeitig konnte es genauso gut sein das die Langhaarige auch einfach seit ihrer Geburt etwas ulkig war.
      Die Frage, ob er zuerst einsteigen sollte, empfand sie daher auch ziemlich fragwürdig.
      Natürlich sollte er das. Hätte sie es ihm sagen sollen? Ihm vielleicht die Tür öffnen? War er etwa so verwöhnt? Hatte er dacht, sie hätte vor jetzt vor dem Auto einen Starrwettbewerb zu veranstalten?
      Normalerweise war ihren Lippen wohl ein Seufzen entkommen, doch irgendwie fühlten sie sich auf einmal viel zu trocken an als das sie sie öffnen konnte.
      War sie nervös? Warum denn das auf einmal?
      Mit ansehend wie ihre kleine Meerjungfrau in das Auto eingestiegen war, erfüllte sie einfach mit einer nun plötzlich eintretenden kindlichen Aufregung, als hätte sie ihrem Schwarm etwas Schokolade in den Spint gesteckt!
      Wahrscheinlich hätte sie so etwas nie gemacht, aber wissen konnte sie es nicht; es war eine Situation in welcher sie sich nie befunden hatte. Nicht nur war sie noch nie wirklich 'verknallt' gewesen, noch hatte sie eine öffentliche Schule besucht.
      Die Langhaarige wartete noch einen Moment ab, doch dann begab sie sich endlich ebenfalls ins Auto, was dem Fahrer das nonverbale Zeichen gab loszufahren.
      "Isst du Meeresfrüchte? Es wird gebratene Jakobsmuscheln mit Blutorange, Chicorée und Haselnüssen geben.", sprach sie mit einem Atem, ehe sie dem Blauhaarigen dann doch einen schwenkenden, langen Blick schenkte, "Oder ist so etwas für dich wie Kannibalismus? Kannst du mit ihnen sprechen? Mit Meereslebewesen? Oder ist das nur eine hübsche Ausschmückung gewesen?"
      Dass das Leben Unterwasser bestimmt nicht so ausgeschmückt und kunterbunt war, war ihr jedenfalls klar.



      Hänsel Woods

      Hänsel war sich mehr als nur unsicher ob seine Worte nun irgendeine Wirkung gezeigt hatten oder nicht.
      Gott, warum hätte es nicht wer anders sein können...? Von all den Märchen, welche es auf der Welt gab, hatte es wirklich ihn erwischen müssen...? Er war einer der wenigen, welche seine Fähigkeit nicht für Macht nutzten! Auch wenn er es mit der seinen wohl auch nicht konnte, was sollte er denn tun, seine Dominanz beweisen indem er Leute zum nächsten Supermarkt führen konnte?
      Nur weil er das Geld nicht hatte, um wie viele andere seine Vergangenheit verschleiern zu können!
      Flüchtig und mittlerweile geschlagen wanderten seine grünen Augen ein letztes Mal zu dem Bildern auf dem Tisch herüber.
      Selbst seine Frisur war die gleiche... Trug er seine Haare wirklich schon so lange so?
      Dazu, seine Gedanken zu beenden, kam er jedoch nicht, denn da machte Duine auch schon wieder auf sich aufmerksam.
      "A-Alle...??", japste der Hellhaarige erschrocken hervor, so das er sogar beinahe hustete!
      E-Er kannte sie doch nicht einmal alle! Es war ja nicht so als würden sie ein monatliches Märchen-Meeting halten - wahrscheinlich hätte man ihn zu so einem eh gar nicht erst eingeladen -, und diejenigen welche er kannte, waren schon lange verschollen...
      Ob es noch weitere wie die Dunkelhaarige gab, welche regelrecht auf sie Jagt zu machen schienen...?
      Hänsel biss sich auf die Unterlippe und sah der jungen Frau dabei zu, wie sie sich zu dem Sessel zurück bewegte.
      Eine Wahl hatte er nicht, doch das war ihm nun schon seit einer kurzen Zeit bewusst...
      Seine Lippen öffneten sich stumm, ehe er hörbar Luft in seine Lungen zog und seine Augen einen kurzen Moment schloss. Jetzt hieß es ruhig bleiben.
      "N-Nun, ich... ich uh... ich kann versuchen deine Fragen zu beantworten...", nuschelte er mit viel weniger Selbstbewusstsein hervor als er es geplant hatte, doch langsam schien er sich endlich von der Tischkante zu lösen; bestimmt war seine Körperstelle dort schon rot geworden.
      Sein Gang war ulkig als Hänsel zu Duine aufschloss, etwas wackelig, ein wenig wie ein Pinguin, woraufhin er sich schüchtern der Politikern gegenüber auf ein kleines Sofa setzte, welches unter seinem Gewicht aufgrund von alten Federn leise knarzte.
      Augenkontakt konnte er jedoch keinen halten, natürlich nicht, und schon schoss das hübsche Grün der seinen auch schon auf seine Finger herab, mit welchen er begann nervös herumzufummeln.
      Wie verkrampft er dort saß, war fast schon wieder amüsant, aber wie sollte es auch anders sein? Man hatte ihm gerade immerhin Folter, Mord und Todschlag angedroht!
      "A-Also... Was möchtest du wissen?", wusste er denn selbst von irgendwelchen Märchen hier? Nun, nicht wirklich. Aber...
      Hänsel drückte seine eigene Hand etwas fester. Mit seiner Seite konnte er regelrecht zu einem Bluthund werden, denn am Ende war 'Dort wo eine Märchenfigur ist' ein Ort.



      Theodore Russel

      "Oh", Theodore klang fast schon eher unbegeistert, dabei musste es eher andersherum sein!
      Nun, es lag eher daran, das es seiner eben aufgestellten Theorie widersprach und wenn Theo etwas nicht mochte, und wenn man ehrlich sein musste mochte er vieles nicht, dann war es, wenn er falsch lag!
      Er mochte es eben seine eigene Realität zu erschaffen und in dieser lebte er dann auch; die Welt sah er nicht nur dank deiner gefärbten Sonnenbrille in anderen Farben.
      Das Grinsen kehrte nur langsam auf seine Lippen zurück, genau wie das schiefe Lächeln, genau das was man so von ihm kannte! Nur wirkte es irgendwie... frustriert?
      "Ich hab gesagt du sollst mich nicht so nennen...", raunte der Größere zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen heraus, wobei seine Augen seitlich zu ihm hinunter funkelten, sodass die verschiedenen Farben seiner Iris zu glühen schienen.
      Wenn das so weiterging würde er noch schneller die Seiten wechseln als man gucken konnte.
      Viele würden es wohl als Lebensmüde einstufen in solch einer Situation auch noch in Noires Auto einzusteigen, aber wahrscheinlich war der weiße Hase ein besserer Fahrer als er selbst. Musste er ja auch sein, wenn er für die Regierung arbeitete, er selbst besaß ja nicht einmal einen Führerschein... Aber seiner Meinung nach brauchte er es ja auch nicht.
      Im Auto selbst versank Theodore sogleich ein wenig in dem Sitzplatz, seinen dreckigen Schuhe dabei auf dem Armaturenbrett abstützend. Bauten sie einen Unfall, würde er sich die Beine brechen, das war sicher.
      Eine Sache würde er jedoch gleich noch brauchen, bevor sie beginnen konnten... Aber darum würde er sich gleich kümmern.
      Es war daher beinahe wie aus Zauberhand, wie der Märzhase in seine Jackentasche griff, nicht die in welche er die Scherben seiner Tasse vergraben hatte, um einen anderen Behälter herauszuholen; Einen Flachmann, mit der Gravur des Märzhasen aus der Originalverfassung ihres Märchens. Als er jedoch die Flasche öffnete, um einen großen Schluck zu nehmen, schlug einem so ein heftiger Alkoholgeruch entgegen, als hätte Theo gerade Desinfektionsmittel gesoffen.
      Schmeckte zugegebenermaßen auch so.
      Es war mitten in der Fahrt, in welcher der Silberhaarige es dem Hellhaarigen gröber als gewollt gegen die Brust schlug, nicht um ihn zu verletzen, sondern eher um es ihm befehlend hinzuhalten, "Trink n Schluck, hm?"
    • Arias Samudar

      „Wie bitte?!“, klang die Stimme des Schwimmers erschrocken, ungewöhnlich hoch und zugespitzt, als eine merkwürdige Frage nach der anderen von der Grauhaarigen kam. Kannibalismus?! Wie... wie kam sie denn jetzt darauf?! Es war zwar vollkommen unmöglich, dennoch fühlte sich der Blauhaarige in diesem Moment erwischt, sein Atem ging schneller, während er sich an all die verschiedenen Mal erinnert sah, als er einen Menschen nach dem anderen hatte töten und essen müssen, schlicht und einfach, um zu überleben, allen vor ran jenen Menschen, mit dem er hatte sein Leben verbringen wollen... er begann lange, tiefe Atemzüge zu nehmen, um sich wieder zu beruhigen.
      „Ich... ich esse kein Fleisch... oder alles, was einmal gelebt hat...“, gab er etwas kleinlaut von sich, nachdem er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte. Es erinnerte ihn einfach viel zu sehr an seine Sünden, an all die Leben, die er aus purem Egoismus heraus genommen hatte und er konnte es unmöglich mit sich selbst vereinbaren noch mehr Leben zu nehmen.
      Er konnte kein Fleisch essen, es nicht einmal sehen, davon wurde ihm übel und die Erinnerungen kamen schlicht und einfach hoch... nicht, dass er das irgendjemandem erzählen könnte.
      „Warum... sollte ich mit Meereslebewesen reden können...? Wer behauptet das...?“, erkundigte sich der Blauhaarige verwirrt. Er schwamm nicht einmal im Meer, also wie kam Victoria auf solch komische Fragen...? Und wieso sollte es Kannibalismus sein, wenn er... mit einem Mal dämmerte es ihm und Arias Gesicht verließ jegliche Farbe.
      „A-andersen... also doch... dieser Andersen...?“, versuchte er nicht einmal zu verstecken, wer oder was er war. Dann war sie doch eine Nachfahrin von diesem Mann? Aber... nein, was wollte sie von ihm?

      Duine Grimm

      „Alle.“, bestätigte die Schwarzhaarige ohne jegliches Mitleid in ihrer Stimme. Sie wollte von jedem einzelnen Wissen. „Ich will alles wissen, was du über die anderen Märchen weißt. Wie sie heißen. Wo sie leben oder sich aufhalten. Welche Fähigkeiten sie besitzen. Alles, was du weißt.“
      Konnte sie seine Reaktion so auffassen, dass er von vielen von ihnen wusste? Eine Unmenge? Dann hatte sie vielleicht doch den passenden ersten Hinweis gefunden.
      Ihre aufmerksamen Augen mit dem stechenden Blick beobachteten Hänsel dabei, wie er sich zu dem Sofa ihr gegenüber begab, ohne ihn auch nur eine einzige Sekunde aus den Augen zu lassen, so dass man sich fast fragen musste, ob Duine überhaupt noch vor hatte zu blinzeln.
      „Was weißt du... über dieses Buch?“, begann die Schwarzhaarige mit ihren Fragen und holte das leere Buch der Gebrüder Grimm aus einer Innentasche ihrer Jacke hervor, um es Hänsel zu zeigen, es dabei jedoch niemals aus der Hand zu lassen und auf ihren Knien liegen zu lassen.
      Was sind Märchen überhaupt? Welche von ihnen gibt es wirklich? Gibt es eine Möglichkeit sie von gewöhnlichen Menschen zu unterscheiden? Erzähl mir alles, was du über Märchen weißt. Wie könnt ihr überhaupt so lange leben?“, besaß die junge Frau Unmengen an Fragen, die ihre Eltern niemals in der Lage gewesen waren ihr zu verraten.

      Noire Blanc

      Mit einem breiten, fröhlichen Lächeln auf den Lippen ignorierte er den Protest seines besten Freundes Theo einfach, zog ihn mit zu seinem Auto, wo er dann auch schon mit einem Liedchen auf den Lippen den Motor anwarf und in einer gefährlichen Geschwindigkeit durch die Straßen bretterte. Er überholte Autos nur knapp, nahm Abkürzungen über den Gehweg und nutze jede Möglichkeit aus, um so schnell wie nur möglich an sein Ziel zu kommen, denn wenn es etwas gab, dass Noire war, dann war es ungeduldig! Nun, zumindest solange er die Zeit des Wartens nicht mit amüsanten Dingen füllen konnte.
      „Hm?“, kam es fragend vom weißen Kaninchen, als ihm ein Flachmann gegen die Brust gedrückt wurde, aber er dachte nicht groß darüber nach, zuckte nur mit den Schultern und nahm einen tiefen Schluck... woraufhin er sofort anfing zu husten, das Lenkrad zur Seite drehte und die beiden fast hinten in einen Lastwagen gefahren wären... oh nein, sie waren mit voller Wucht in den Lastwagen gefahren, aber Noire drehte die Zeit fünf Sekunden zurück und wich dem Fahrzeug mit der zweiten Chance aus, als wäre der Unfall nie passiert.
      Wie ein Traum, eine falsche Erinnerung, die bald ebenfalls vergehen und verblassen würde, blieb der eigentliche Verlauf der Zeit zurück, samt dem Gefühl der Schmerzen, die dieser Unfall eigentlich zur Folge gehabt hätte, wie Phantomschmerzen, die jedoch ebenfalls bereist verblassten.
      „Das schmeckt ja grässlich, was ist das?“, wischte er sich den Rest mit dem Handrücken von den Lippen, obwohl er es eigentlich selber wusste: Alkohol. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er es sogar als puren Alkohol bezeichnen, zumindest war das Zeug verdammt stark.
      Seufzend lehnte sich Noire zurück. „Wenn du mir schon eine Drink anbietest, dann doch etwas, das besser schmeckt. Das war wirklich nicht nett, Theo... achja, ich würd dir raten die Beine runter zu nehmen... und festhalten!“, grinste der Weißhaarige breit und drückte aufs Gaspedal um zu beschleunigen, doch statt bei der nächsten Kurve umzudrehen hielt er direkt auf ein Haus zu... und bretterte damit direkt in Chesters Haus, knapp sein Bett und damit ihn verfehlend, doch damit....
      „Meine Sammlung!!“, setzte sich die Grinsekatze auf und betrachtete das Chaos, dass das fremde Auto verursacht hatte. Es hatte direkt seine Squishmallow Sammlung erwischt!! Wer war das Arschloch?!
      Währenddessen erfüllte ein Lachen die Luft, das er nur zu gut kannte.
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    • Victoria Emilia Andersen

      Ihre Worte erschienen wahrscheinlich genauso ungefiltert und unsensibel wie eh und je, doch gleichzeitig waren sie aus reiner Neugierde heraus ausgesprochen worden!
      War es denn Kannibalismus? Wenn Fische, Fische fraßen? Oder nur wenn sie eine andere Meerjungfrau aßen?
      Wie schmeckten Meerjungfrauen eigentlich?
      Den Gedanken, Aries zu essen, sollte dieser nicht kooperieren, war ihr dann doch abwegig genug das sie ihn schnell wieder beiseite geschoben hatte. Wäre besser wenn niemand wusste das sie diese Vorstellung kurz überkommen hatte...
      Das er jedoch nichts aß was einmal gelebt hatte - er hätte genauso gut Vegetarier sagen können - ließ dann doch ein bedrücktes Schimmern in ihren Augen auftauchen.
      Sie selbst war äußerst wählerisch was das Essen anging, doch Vegetarier oder Veganer hatte sie nie verstanden. Es war doch schon tot, es war ja nicht so als hätte man das Tier extra für sie persönlich geschlachtet... wenn man es nicht aß, war es doch umsonst gestorben, oder nicht?
      Dazu hatten sie sich wirklich Mühe gegeben... Der Gedanke, wie er gleich vor einem Teller Beilagen sitzen würde, war unsagbar tragisch in ihren Augen!
      "Hm... Dein Märchen behauptet das.", antwortete Victoria stumpf, wobei sie den Blauhaarigen nicht aus ihrem Auge ließ.
      Ob sie die Augenklappe, welche hinter ihrem dichten Pony versteckt war, nur als Schmuck trug oder wirklich etwas mit ihrem Auge hatte würde wohl nur sie wissen.
      Vielleicht hatte die Kleinere auch einfach nur gedacht dass Aries bereits auf dem Schirm hatte wer sie war und worum es ging, das er bereits von Beginn an die Verbindung gesehen hatte, das hätte dieses ganze Gespräch nämlich deutlich angenehmer und nicht so unbeholfen gemacht.
      Ihr amethystfarbenes Auge wanderte an ihm auf und ab als bei ihm endlich der Groschen gefallen war, nur um sich dann langsam wieder zur Seite zu widmen und aus dem Fenster zu blicken.
      "Ja, ich dachte das wäre offensichtlich gewesen...", nuschelte sie gleich viel kleinlauter, hätte sie direkter sein sollen?
      Wäre er denn dann überhaupt mitgekommen? So wie ihn einschätzte, hätte er sich jedoch gleich hinter seinem Manager verkrochen, das hätte alles nur erschwert.
      Ihr entkam ein leises Seufzen und ihre versteifte Haltung setzte sich in Bewegung, anstatt ihm jedoch an die Kehle zu gehen oder dergleichen überschlug sie lediglich ihre Beine, "Was war mein Vorfahre denn für dich? Ein Vater? Ein Schöpfer? Ein Gott?"
      Erst jetzt erkannte man das Victoria nicht aus dem Fenster sah, sondern Aries über die Spiegelung des Glases niederstarrte.
      Bedeutete es das sie verwandt waren?
      "Nun, was auch immer...", murmelte ihre Stimme nun etwas leiser hervor, wobei sie ihren Kopf gegen den Lehne an ihrem Rücken fallen ließ, "Ich habe nicht vor dir wehzutun oder dergleichen... ich möchte dich nur ein paar Sachen fragen. Das sollte doch okay für dich sein, oder?"
      Nun... sie würde ihm jedenfalls nicht wehtun wollen. Doch er war doch bestimmt vernünftig, oder?



      Hänsel Woods

      Das Alle war ihm eigentlich als eine Art Schreck entkommen! Er kannte kaum irgendwelche Märchen, aber es war ja auch nicht so als versuchte er da irgendwelche Kontakte zu knüpfen! Bestimmt erwartete man nun von ihm, das er eine ganze Liste herunterratterte, aber... was wusste er denn schon?
      Alles was er tat, war durch die Wälder zu gehen, zu wandern und Kindern dabei zu helfen, die Natur zu verstehen...
      Natürlich kannte er ein paar Namen, jedoch nur vom hören, und manche Fähigkeiten waren selbsterklärend: Die Grinsekatze konnte unsichtbar werden, Ariel war eine Meerjungfrau, und er war sich sicher das die goldene Gans, nun.... irgendwas mit Gold zu tun hatte!
      Mit dem herausholen des Buchs hoffte der Langhaarige noch das sie vielleicht von vorherigen Fragen abgelassen hatte, doch als er sich etwas vorlehnte um sich den Umschlag nur flüchtig anzusehen, folgte schon die nächste Ladung.
      Merkte die Dunkelhaarige nicht, das sie es ihm nur noch schwerer machte...?
      "Uh... a-also...", nuschelte er hervor, wobei er seiner Wohnungstür einen kurzen verzweifelten Blick zuwarf. Doch sein Wunsch nach Freiheit war wohl Hoffnungslos.
      Aber dazu fiel ihm etwas anderes ein...
      "Nun... uh... Ich glaube es ist eines der Originalbücher, oder...?", beantwortete Henry zunächst die erste Frage, wobei er mit einem vorsichtigen Nicken auf den alten Buchumschlag deutete... damals, als er ihn das letzte mal gesehen hatte, war er jedoch nicht leer gewesen.
      Dazu schien die Zeit auch einen ziemlichen Tribut gefordert zu haben... Das Buch so zu sehen erfüllte ihn mit einer merkwürdigen Trauer.
      "Uh... Märchen sind im Volk überlieferte Erzählung, meistens mit uhm... Wesen, welche in das Leben der Menschen eingreifen...", fasste Hänsel zunächst simpel die Definition zusammen. Er selbst lebte schon so lange, das er sich gar nicht mehr an den Anfang erinnern konnte... War er schon immer da gewesen und man hatte ihm nur einen Namen gegeben?
      Oder hatte man ihn erschaffen...?
      Unwohl begann er seine eigene Hand zu kneten und sofort schossen seine Augen zurück auf seine Knie, "Bist uh... bist du nicht selbst auch ein Märchen?", das hatte er jedenfalls gedacht... Immerhin besaß sie ja eine Fähigkeit, und dazu auch noch eine, welche ganz eigen und passend erschien.
      Ihm würde gerade kein Märchen einfallen, von welchem sie es geklaut haben konnte!



      Theodore Russel

      Es war wohl in vielerlei Dingen erschreckend, wie gelassen Theodore reagierte, trotz des Wissens das er sie mit seinem Verhalten gerade beinahe umgebracht hatte.
      Vielleicht vertraute er dem weißen Hasen da doch mehr als er es gerne zugeben würde... Genauso gut konnte es aber auch das Wissen sein, das der Hellhaarige ja ebenfalls nicht sterben wollte.
      So oder so war es jedoch nicht häufig das er zeuge der Fähigkeit diesen irren Typens wurde! Und angenehm war das ganz sicher nicht gewesen, eher wie eine krasse Art von Déjà-vu, welches vorbeizog wie ein verblassener Traum am Morgen.
      Krass...
      Auch ihm rutschte an schiefes Grinsen auf die Lippen als er dem Hasen einen amüsierten Blick aus seinen Augenwinkeln entgegen warf, gefolgt von einem herzhaften Lachen! So begeistert sogar, das man befürchten musste das Theo vor hatte erneut das Lenkrad herum zu reißen... Besonders dieser kribbelnde Phantomschmerz... Scheiße, es war wie auf Drogen und irgendwie machte es ihn an.
      Ob Noire einen Cooldown auf seiner Fähigkeit besaß?
      Kurz war Theodore wirklich davor das Risiko einzugehen und die Grenzen der Fähigkeit des weißen Hasens auszutesten! ... Aber zum Glück aller hatte er sich dann doch dagegen entschieden.
      "Willst du das wirklich wissen?", raunte der Platinblonde amüsiert in seine Richtung, wobei er hinterfragtes Getränk an seine Lippen hob.
      Ob es ihm selbst schmeckte? Nein es war absolut ekelhaft. Es war aber eben dieser Geschmack welcher dafür sorgte, das die Leute es wieder zurück in den Behälter spuckten... und darum ging es ihm ja.
      Das Grinsen auf seinem Gesicht ließ keinen Milimeter nach, als er nun einen eigenen Schluck trank und zeitgleich, in welchem dieser in seinen Magen gesackt war, waren sie auch schon durch die Wand geknallt.
      Theodore schien für so einen Scheiß wirklich der perfekte Partner zu sein... Wahrscheinlich hätte er es als Fahrer nicht anders gemacht, Noire war also doch nicht so verkehrt!
      Staub rieselte von der aufgerissenem Decke herunter und hüllte den Innenraum des an sich zuvor schön eingerichteten Zimmers mit einem dreckigen Nebel.
      Sie konnten Glücklich schätzen das Noire sie beide nicht gerade in den Tod gefahren hatte, aber wer weiß, vielleicht hatte er das ja? Mit so einer Fähigkeit wie seiner wurde man ja wirklich ziemlich nachlässig, ihr Unfall eben war ja das beste Beispiel gewesen!
      Da seine Autohälfte halb unter Schutt konnte man den Mann mit den zwei Augenfarben nicht erkennen... Nun, jedenfalls nicht bis seine Tür plötzlich mit so einer Wucht aufgetreten wurde das sie aus den Angeln flog. Durch den Nebel erkannte man zunächst nur seinen Umriss, ein großgewachsener und schlaksiger Teil, welcher sofort in eine ungesunde Haltung rutschte, welche sich in seinem Körper jedoch schon eingebrannt hatte.
      "Mietz, Mietz, Mietz...", hörte man Theo raunen noch bevor man ihn überhaupt sehen konnte.
      Der Platinblonde trat einige Schritte in den halb zerstörten Raum, nur um der Einrichtung einen skeptischen Blick zuzuwerfen. Kein Wunder das er ihn noch nie eingeladen hatte, ihm wäre das ganze auch ziemlich peinlich...
      "Ich mach heute n Schnuppertag bei dem Geheimdienst... spannend, oder Kitten?", zog er ihn mit dem letzten Wort und einem schiefen Grinsen auf.
    • Arias Samudar

      Sein Märchen. Natürlich. Aber wenn sie von Anfang an gewusste hatte, wer er war, was er war, wieso hatte sie nicht schon längst etwas in der Richtung gesagt oder anklingen lassen? … wollte sie ihn überhaupt als Schwimmer sponsern oder war das nur eine Ausrede gewesen, um mit ihm zu reden? Aber wieso? Wozu?
      Doch eines konnte Arias mit Sicherheit sagen: sie kannte nicht die wahre Geschichte. Sie wusste nicht, was wirklich der kleinen Meerjungfrau, ihm, widerfahren war und das erleichterte den Blauhaarigen, offensichtlich wurde seine echte Geschichte nicht in der Familie verbreitet.
      „Nun...“, rieb er sich nachdenklich den Nacken, war es das? War es wirklich so offensichtlich gewesen? Der selbe Nachname bedeutete ja noch lange nicht, dass man auch über die Märchen und ihre wahre Existenz Bescheid wusste, geschweige denn, dass man daran glaubte.
      Arias zuckte zusammen, als Victor begann sich zu bewegen, als müsste er wirklich Angst haben, dass sie ihn Angriff, vielleicht wusste sie ja doch, dass er ein Monster war.... doch sie überschlug nur die Beine und instinktiv atmete der Schwimmer erleichtert aus.
      „Wie bitte?“, drehte er dann den Kopf in ihre Richtung und blickte sie verwundert an, während sie ihn keines Blickes mehr zu würdigen schien. Ob er wohl nicht so war, wie sie sich ihn vorgestellt hatte? War sie nun enttäuscht?
      „Nein... Anderesen war nur ein komischer Mann... der meine Geschichte hören wollte.“, und sie dann in eine magische Seite eingeschlossen hat, die es ihm wieder erlaubt hat zur Meerjungfrau zu werden... Arias wusste nicht, ob er es alleine als Mensch so lange durchgehalten hätte.
      Nein, er wäre schon längst gestorben, alleine schon, weil er sicherlich ohne nie so alt geworden wäre... oder lag es eher am Fluch dieser verdammten Hexe? Er konnte es nicht mit absoluter Sicherheit sagen.
      „... was willst du denn wissen?“, erkundigte er sich vorsichtig. Was für Informationen sollte er schon haben?

      Duine Grimm

      „...eines der Originalbücher?“, hob Duine fragend eine Augenbraue und blickte ihren Gegenüber an, als hätte sie nie daran gedacht, dass es mehr davon geben könnte. Natürlich hatte sie das nicht, wieso auch? Ihre Eltern hatten immer nur von dem Buch der Gebrüder Grimm geredet, nie auch nur mit einer Silbe erwähnt, dass es mehr von ihnen gab... sie versank kurz in Gedanken.
      Wenn es mehr davon gab... sollte sie versuchen auch die anderen Bücher zu finden? Waren in ihnen Seiten versteckt, die sie nutzen konnte? Würden die anderen Bücher sie noch stärker machen?
      Als Hänsel ihr ernsthaft erklären wollte, was Märchen nach der Definition von Menschen waren, sah sie ihn an, als wäre er vollkommen verrückt geworden oder mit einem Blick der Sagen wollteDas ist nicht dein erst, oder?, selbstverständlich wusste sie, dass Märchen überlieferte Geschichten waren!! Aber das war es sicherlich nicht, was sie gemeint hatte!
      Machte der das etwa mit Absicht? Schindete er nur Zeit?
      „Ich... soll ein Märchen sein?“, blickte Duine ihren Gegenüber verwundert an, ehe sie für einen Moment über diese Aussage nachdachte. Sie wusste nicht so recht, was ein Märchen eigentlich war, nur, dass sie offensichtlich noch lange nach ihrer Geschichte lebten, aber Duine selber hatte keine Geschichte. Die Erzählung auf der Seite, die sie nutzen konnte, war jener ihrer Vorfahren, der Gebrüder Grimm, wie sie durchs Land zogen und Märchen zusammen sammelten, um ihr Buch zu schreiben... ob da vielleicht sogar mehr dahinter steckt?
      Jedenfalls war sich Duine absolut sicher, dass sie als Mensch geboren war. Dennoch.
      „Was macht einen zu einem Märchen?“, versuchte sie ihre Fragen nun geschickter zu stellen, bevor sie noch endgültig die Geduld verlor.

      Chester Billee

      …das passierte hier jetzt nicht wirklich, oder? Während Noires vollkommen abgedroschene Lache noch immer durch die Luft schallte, als könne er sich gar nicht wieder einkriegen, erschien stattdessen Theodore aus dem Wagen und gababsolutenBlödsinn von sich! War er hier im falschen Film oder was?!
      „Ich habe frei! Feierabend! Ernsthaft, könnt ihr euch beide nicht einfach verziehen?! Und nenn mich nicht so.“, gab Chester vollkommen genervt von sich und zog zwei dünne, schwarze Messer, die er zur Sicherheit immer unter seiner Kleidung trug und wich gerade noch so einer Kugel aus, die ein paar seiner Haarsträhnen erwischte, während er sich unsichtbar machte.
      Okay, das Loch war keine Option, die Tür durch das Auto ebenfalls blockiert... wie kam er hier jetzt wieder raus?!
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    • Victoria Emilia Andersen

      Victoria hörte ihm zu ohne ihn dabei direkt anzusehen, als er jedoch ihren Vorfahren als 'nur einen komischen Mann' betitelte, wanderte ihr Auge sofort wieder zu ihm zurück.
      "Wie ungehobelt.", meinte sie ihm direkt entgegen und schien im ersten Moment so angegriffen davon zu sein als hätte er sie gerade selbst damit beleidigt!
      Ein Seufzen unterdrückend ließ sie die Geräuschkulisse des Inneren des Fahrzeugs kurz auf sich wirken, was genau sie ihn eigentlich fragen wollte hatte sie sich gar nicht einmal so genau überlegt.
      Sie hatte einfach so viele Fragen das ihr auf einmal keine mehr einfiel... Aber sie musste ihm ja jetzt auch nicht alle direkt entgegenschmeißen, immerhin waren sie ja noch für das Essen verabredet und über ihr restliches Treffen würde sich schon genügend Zeit finden.
      "Also hat mein Vorfahre dich gar nicht erschaffen?", zog Victoria die Schlüsse, ihre Hände gefaltet auf ihr überschlagenes Bein legend. Ein wenig enttäuscht war sie schon davon... Es hatte einfach einen gewissen Flair, wenn der Vorfahre einer selbst so unsagbar machtvoll gewesen wäre.
      "Wieso erzählst du mir nicht einfach mal ein wenig über dich?", ihre Stimme war kühl genug das man denken könnte es wäre irgendeine Art von komischer Ironie, aber sie schien es ernst zu meinen, "Von dir als Märchen, versteht sich... Oder auch im allgemeinen, wie du willst."
      Vielleicht würden sich ja so schon einige Fragen von selbst beantworten, ohne das sie ihm alles aus der Nase ziehen musste. Aries würde ja wohl selbst am besten wissen was man so als 'Nicht-Märchen' gerne erfahren würde, richtig?
      "Aber bitte nichts über deine Karriere als Schwimmer, das interessiert mich nicht", fügte sie noch rasch bei, was damit aber wohl auch belegte das sie, was das Sponsoring anging, in Wahrheit absolut kein Interesse hatte.



      Hänsel Woods

      Er drückte sich mehr in das Sofa hinein, während er so angespannt und gerade saß, dass man ihm ansah das sein Rücken schmerzte. Seine Finger hatte er in den Stoff seiner Hose gekrallt, all das während er einfach nur auf seine Knie herunterstarrte.
      Hieß es das die Frau vor ihm kein Märchen war? Wie konnte es denn sonst sein, das sie eine ihrer Fähigkeiten anwenden konnte? Waren diese etwas vererbbar?
      Sein Blick brannte für einen Moment auf dem Buchband, ehe er seinen Finger in den Kragen seines Oberteils einharkte um diesen etwas lockerer zu ziehen, allein die Präsenz der Dunkelhaarigen schnürte ihm die Kehle zu.
      "Ich... ich weiß es nicht...", gestand er ganz offen, seine Lippen zusammenpressend um deren Beben zu unterdrücken.
      Würde sie ihn jetzt umbringen? War es aus?
      "Ich... bin einfach nur ich...?", die Stimme des Hellhaarigen brach, seine Augen waren mittlerweile erneut hinter seinem zu langem Pony verschwunden. Das die Antwort komplett dumm war, war ihm ehrlicherweise bewusst.
      Mittlerweile lebte er so lange das er die Details und Kleinigkeiten vergessen hatte. Er war sich ja selbst nicht einmal sicher ob er durch die Feder der Autoren geboren war oder man ihn mit der Verfassung seiner Geschichte 'verflucht' hatte. Vielleicht war es auch das Trauma gewesen als er seine Schwester verloren hatte, welche seine Vergangenheit so hatte verschwimmen lassen.
      "Wir... leben deutlich länger als Menschen, u-und... altern auch nicht wirklich. Ich denke es hängt mit unserer Buchseite zusammen, aber ich... hab daran natürlich noch nie wirklich herumexperimentiert. Außerdem... haben wir alle verschiedene Fähigkeiten.", Henry schluckte stark und begann an seinen Fingern herumzuspielen, "Und natürlich sind unsere Schicksale alle mit den Märchenautoren verbunden..."
      Ihm war es aufgefallen, wie sie darauf reagiert hatte als er meinte das es eines der Bücher war.
      "Uhm... Neben Grimm gibt es noch Andersen... Bechstein, Carroll, Perrault... uhm... i-ich weiß es ehrlich gesagt gar nicht so genau..."
      Hänsel wurde für einen Moment still, wenn er ehrlich war erwartete er schon irgendwie das man ihn gleich einfach umlegt, "Uhm... eigentlich solltest du... als Nachfahrin mehr darüber wissen als ich... Immerhin hat deine Familie mich ja zu dem gemacht was ich bin...", fügte er an, wobei er sich dann unwohl in den Nacken griff.
      "A-Aber ich kann dir da... wirklich nicht groß helfen...! S-selbst wenn ich meine Seite noch hätte, wäre meine Fähigkeit auch.. t-total nutzlos! Und die anderen Märchen kenne ich auch nicht... A-also jedenfalls nicht persönlich...", stotterte er, aber das war doch sicher offensichtlich...! Oder...?



      Theodore Russel

      Theodore rümpfte einmal die Nase als ihm etwas von dem Baustaub in die Atemwege gelang, ein Husten konnte er unterdrücken, doch musste er schon etwas mit der Hand neben seinem Gesicht wedeln.
      Er war kein Mann welcher ein Abenteuer wie dieses ausschlug, aber trotzdem wäre ihm ein etwas weniger spektakulärer Auftritt nicht ungelegen gekommen.
      "Aber Kitten...", klang der Platinblonde fast schon schmollend, dabei eine Schnute ziehend als er einen kurzen Blick in seine Richtung warf.
      Ihnen wurde ja nicht einmal etwas zu trinken angeboten, was für ein unfreundlicher Gastgeber...
      Plötzlich erschien Chester schon drauf und dran zu sein die Fliege zu machen, das ging ja alles doch schon ziemlich schnell, kein Wunder das Noire mit dem Typen Probleme zu haben schien.
      Man hörte Theodore seufzen und seinen Kopf in die Richtung seiner Schultern zu legen, wobei sein Hals knackte. Er war wirklich ganz verspannt... Die Fahrkunst des Agenten hatte da echt nicht geholfen.
      Naja, aber jetzt einfach faul rumzustehen würde das alles eh nicht besser werden, da konnte er dem dummen Karnickel auch unter die Arme greifen.
      Seine zweifarbigen Augen wanderten ruckartig durch das Zimmer.
      Groß erklärt hatte man ihm die Fähigkeit nicht, wahrscheinlich wusste Noire ja nicht einmal das er seine derzeit kopiert hatte, aber man konnte sein Handeln daher als instinktiv beschreiben.
      Vielleicht war das auch einfach Teil seiner eigenen Fähigkeit. Er wusste einfach was er tun musste... Sein Bauchgefühl hinterfragte er gar nicht mehr - oder vielleicht waren es auch die Stimmen welche ihn die Kleinigkeiten erklärten. Wer wusste das schon?
      Der Wecker, welchen er sich in dem Wirrwarr der Situation so unerwartet schnell vom Nachttisch genommen hatte fühlte sich einfach nur noch richtig in seiner Hand an, als wäre die Uhr dazu bestimmt gewesen in seinem Besitz zu sein.
      Der Rest funktionierte wie von alleine und die Zeit drehte sich zurück.
      Hasenohren flimmerten ihm zunächst nur auf dem Kopf, anders als bei dem Weißhaarigen waren seine eigene jedoch geknickt und nicht so edel wie seine. Merkwürdigerweise passten sie aber echt gut zu ihm... Aber er selbst war ja auch so etwas wie 'das Weiße Kaninchen', wenn man es so wollte. Nach allem war er der Märzhase!
      Bevor sie sich versahen befanden sie sich wieder im Ausgangspunkt; Es war das erste Mal das Theodore es aus nächster Nähe mitbekam, oder jedenfalls so bewusst, umso härter traf ihn dann auch das kommende Déjà-vu.
      Er hoffte einfach das Chester damit nicht gerechnet hatte, immerhin erwartete man diese Fähigkeit ja von dem Weißhaarigen und nicht von ihm, daher ging er davon aus das die Grinsekatze den gleichen Weg einschlug wie zuvor. Die Fähigkeit hatte er jedoch wirklich ziemlich knapp eingesetzt, denn dann wurde Theo auch schon bewusst wie kurz eigentlich 5 Sekunden waren!
      Es hieß nun zügig handeln und bevor man sich der Situation überhaupt bewusst werden konnte, war Chester ihm schon bei seinem 'widerholten' Fluchtversuch gegen die Brust gelaufen, der Platinblonde wusste ja nun in welche Richtung die Grinsekatze ausweichen würde.
      "Wo willst du denn hin...?", schnurrte der Größere dunkel, wobei seine zweifarbigen Augen jedoch auf den Messern lagen. Das Noire auch rechtzeitig reagieren würde ihm nicht eine Kugel in die Brust zu jagen, bei dem Versuch Chester zu erwischen... nun, darauf vertraute er äußerst stark.

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    • Arias Samudar

      Der Blauhaarige zuckte zusammen, als er als ungehobelt bezeichnet wurde und blickte die junge Frau mit einem entschuldigenden Blick an, während er sich über den Hinterkopf strich. Er kam ihm nun einmal wie ein komischer Mann vor.
      Wer sprach auch schon Fremde an und erkundigte sich nach ihrer Geschichte? Ihm Austausch für die Fähigkeit sich wieder in eine Meerjungfrau verwandeln zu können?
      Aber vielleicht sollte er wirklich nicht so unhöflich dem alten Andersen gegenüber sein... immerhin hätte sich Arias ertränkt, wenn dieser nicht gewesen wäre.
      „Nein... soweit ich weiß hat er mich nicht erschaffen...“, bestätigte der Schwimmer nickend, er war sich ziemlich sicher, dass er vorher existiert hatte und wenn nicht... nein, Arias konnte sich nicht vorstellen dass irgendjemand einen Charakter wie ihn absichtlich erschaffen und auf die Welt los lassen würde. Eine Meerjungfrau, die dazu verdammt war Menschenfleisch zu essen, wenn er nicht sterben wollte? Der seinen Geliebten hatte essen müssen, um nicht zu sterben? Wie unglaublich grausam war das denn?
      „... über mich?“, blickte Arias sie verwundert an und es war offensichtlich, wie unangenehm ihm diese wenigen Worte waren. Er redete nicht gerne über sich, eigentlich gab es nichts über ihn zu erzählen, da er ein recht einfaches und unbeschreiblich langweiliges Leben führte, wenn man von den Teilen absah, die er ihr ganz sicher nicht erzählen würde und nun stellte sie auch noch die Anforderung nichts über ihn als Schwimmer zu berichten?
      Damit hatte er nun wirklich nichts mehr übrig. Wer will schon hören, dass man sich den ganzen Tag in der Wohnung einschließt, wenn man nicht schwimmen war?
      „Hm? Moment.... heißt das, du hast gar nicht vor mich zu sponsern?“, fragte Arias überrascht und verwundert gerade heraus, bevor er es sich noch einmal anders überlegen konnte, als ihm bewusst wurde, dass er damit vielleicht dem Essen entgehen und einfach nach Hause gehen konnte.
      „Wenn das so ist, brauchen wir doch auch dieses gemeinsame Essen nicht... stimmts? Ich meine... über mich gibt es nichts zu erzählen, wirklich nicht. Und ich wüsste auch nicht, was ich dir über mich als Märchen erzählen könnte, dass du nicht schon selber weißt.... bevor ich zum Menschen wurde, war ich eine Meerjungfrau und habe im Meer mit meinen zahlreichen Geschwistern gelebt. Dann hab ich eine Meerhexe darum gebeten mir Beine zu geben und... nun, du kennst das Märchen doch sicher, nicht wahr? Nur, dass ich mich nicht in Meerschaum aufgelöst habe, wie du siehst.“, erklärte er mit einem Lächeln und hoffte, dass damit alles gesagt war.
      „Dann bin ich deinem Vorfahren begegnet, er hat mich darum gebeten ihm meine Geschichte zu erzählen, er hat sie auf eine komische Seite fest geschrieben und mir damit die Möglichkeit gegeben wieder zur Meerjungfrau zu werden... das reicht doch, oder?“, klang seine Stimme hoffnungsvoll, dass er einfach wieder nach Hause konnte.
      Er würde auch gehen, es gab keinen Grund ihn zu fahren.

      Duine Grimm

      Duine schnaufte genervte. Natürlich war er nur er. Wie konnte er nur so wenig über sich und sein eigenes Wesen wissen? Menschen verbrachten Jahrhunderte sich selbst zu erforschen und zu verstehen, was einen Menschen ausmachte, aber wie es schien hatten Märchen wohl kein Interesse daran. Zumindest dieses hier nicht. Vielleicht war er auch einfach nur dämlich. Oder auf den Kopf gefallen. Oder beides. Besonders nützlich schien er ihr ja nicht zu sein.
      Als Hänsel dann ihre Familie erwähnte, zögerte Duine keine Sekunde, bevor sich ihr Messer in das Sofa hinter ihn grub, so nah an seinem Kopf, dass ein paar Haarsträhnen das zeitliche segnen mussten und man sich fragen musste, ob sie absichtlich verfehlt hatte oder nicht.
      „Wie du vielleicht gemerkt hast, weiß ich nicht viel über euch oder diese Bücher. Meine Familie“, sie spuckte das Wort aus, als wäre es ein Schimpfwort, „hat mir nichts von euch erzählt oder beigebracht. Haben wir uns verstanden? Erzähl mir mal lieber, was du damit meinst, dass eure Schicksale mit dem Märchenautor verbunden sind. Du sagst zwar, dass deine Fähigkeit unnütz ist, aber lass mich das lieber entscheiden. Also? Welche Fähigkeit besitzt du, Hänsel?“, nahm ihre Stimme einen bedrohlichen Ton an und ein dünnes Grinsen machte sich auf ihren sonst so ausdruckslosen Gesichtszügen breit, während ihr Gesicht dem seinen viel zu nahe kam und sie ihr Knie zwischen die seinen hob, als wollte sie sicher gehen, dass er ihr nicht so einfach entkam.
      Als ob sie ihm nicht einfach das noch immer im Sofa feststeckende Messer rein rammen würde, dass sie fest in der Hand hielt, wenn er versuchen sollte aufzustehen oder sich auch nur komisch bewegte.
      Ob er schreien würde, wenn sie ihm das Messer in die Schulter rammt~?

      Chester Billee

      „Was zum?!“, gab die Grinsekatze verwirrt von sich, als er gegen die Brust des Platinblonden prallte und er ging sogleich einen Schritt zurück, verwirrt blinzelnd, als ihm bewusst wurde, dass er das leichte Gefühl eines Deja-Vus verspürte... aber es war offensichtlich nicht Noire, der ihm wieder einen Strich durch die Rechnung machte, nein, den geknickten, braunen Hasenohren auf Theos Kopf nach zu deuten, war er es, der sich von der Fähigkeit des weißen Karnickels bedient hatte.
      Für einen Moment starrte Chester diesen nur an, ohne auf seine Worte zu reagieren, bevor er fast schon zögerlich eine Frage stellte.
      „... habt ihr euch geküsst....?“
      Nach der Alternative wollte er gar nicht erst fragen.
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