Vorstellung
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Duine Grimm~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Es war ein verregneter Tag, an dem sie endlich fand, was sie all die Jahre über gesucht hatte.
Ihre Finger waren bereits stumpf vor der Kälte, ihre Schuhe befleckt von Matsch, ihre Kleidung verdreckt und sie würde die Erde unter ihren Fingernägeln noch einige Tage tragen müssen, doch als die Schaufel endlich fand, wonach sie in diesem verlassenen, alten Grab gesucht hatte, leuchteten ihre Augen auf. Duine warf die Schaufel zur Seite, begann den Sarg zu öffnen und da war es endlich: ihr Recht. Ihr Erbe. Das einzige, was ihre Familie ihr noch geben konnte: das Buch der Gebrüder Grimm.
Sie hatte keine Kosten und Mühen gescheut, um es zu finden. Die Legende besagt, dass das Buch ihrem Träger unendliche Macht verlieh... und genau das war es, was sich Duine wünschte. Macht. Die Macht zu überleben. Die Macht, nie wieder jemandem anderen ausgeliefert sein zu müssen.
Damit würde die Welt ihr gehören, damit... es war leer.
Verwirrt öffnete sie den Einband des Buches, doch mehr war von dem Buch der Gebrüder Grimm nicht übrig. Es war nichts weiter als ein leerer Einband, eine einzige Seite war alles, die sie darin finden konnte und es war ihre eigene Geschichte. Nein, die Geschichte ihres Vorfahren, aber sicherlich nicht der, der hier begraben lag und verrottete.
Natürlich hatte Duine keinerlei Reue verspürt, als sie den Einband den knochigen Fingern entrissen hatte. Familie war für sie nichts mehr als ein Wort, das schlimmste Schimpfwort aller Zeiten.
Es war die Geschichte von zwei Brüdern, die durch die Lande zogen, Geschichten sammelten und sie zusammen trugen, zusammengepresst auf eine einzige Seite, so dass sie es kaum lesen konnte, aber das war es nicht, was sie wollte. Leere Worte waren keine Macht.
„Verdammte Scheiße... soll das ein Scherz sein? Das alles nur für ein leeres Buch? Ich sollte finden, wer auch immer meinte mich so verarschen zu müssen. Wenn diese ganzen Arschlöcher nicht bereits tot wären, würde ich ihnen ein weiteres Mal das Leben rauben, ich würde...“, begann sie genervt und frustriert vor sich hin zu murmeln, auf die einzige Seite starrend, an ihrem Fingernagel kauend, bis er blutete und als ein Tropfen ihres Blutes auf den Einband tropften, war es, als würde es sie als eine Grimm erkennen.
Es war kein Gefühl, dass sie zu beschreiben vermag, es war wie eine Welle von Stärke, Verbundenheit und... Macht. Als würde der Einband mit einem Mal zum leben erwecken und als die Seite zu glühen begann, stand sie plötzlich ihrem Ebenbild entgegen. Sie blinzelte. Einmal. Zweimal. Und ihr Ebenbild tat es ihr nach.
Da schlich sich ein Grinsen auf ihre Züge. Ein Grinsen, das jegliche Freude fehlte und schlicht und einfach gefährlich wirkte. Das würde sie nutzen können. Es muss mehr von diesen Seiten geben. Vielleicht war das die Macht, nach der sie suchte, die ihr versprochen worden war und sie erinnerte sich daran, wie sie stumpf hinter der verschlossenen Tür die Stimmen ihrer Eltern vernahm, wie sie immer und immer wieder betonten, dass Märchen echt waren.
Dass sie existierten oder existiert haben. Dass sie unter uns Leben. Das man nur die Augen offen halten und sie finden musste... und ein Gefühl verriet ihr, dass auch sie ihre eigenen Seiten haben mussten. Vielleicht war es das, was sie tun musste: Seiten zu sammeln.
Es war schwer, wenn man niemanden mehr hatte, der einem die Geheimnisse der Familie näher bringen konnte, aber Duine war sich nicht einmal sicher, ob ihre Eltern gewusst hatten, wo sich dieses Buch von dem sie so gerne erzählten, überhaupt befunden hatte.
Sie hatte es ganz alleine gefunden. Sie brauchte sie nicht. Und sie würde sie auch in Zukunft nicht brauchen. Was sie brauchte... waren Märchen.
Arias Samudar
Dumpf vernahm er den Jubel, die aufmunternden Worte, den Zuruf der Zuschauer, doch das Wasser filterte all diese Stimmen, machte sie leise, er verstand kaum, was gesagt wurde, aber das musste er auch nicht. Während er immerzu mit Angst und Sorge in den Augen durch das Leben schritt, aus Angst, jemand würde ihn eines Tages durchschauen und zur Rede stellen, was für eine schreckliche Person er doch war, aus Angst seine Augen könnten eines Tages doch eine Person finden, der er ein weiteres Mal sein Herzen geben wollen würde, aus Angst wieder zum Mörder werden zu müssen.
Doch hier hatte die Angst keine Chance. Sein Herz glich einem ruhigen See, er spürte nur die pure Ruhe, während er mit Schwimmhäuten zwischen den Fingern und kleinen Flossen an Hand- und Fußgelenken durch das Wasser schwamm, schneller, als es ein gewöhnlicher Mensch jemals könnte, aber langsam genug, um keinen verdacht zu schöpfen.
Und dann war die Ruhe vorbei, als er wieder aus dem Wasser tauchte und sich am anderen Beckenrand hochzog, nicht darauf achtend, wie sein Sieg verkündet wurde. Natürlich hatte er gewonnen. Das Wasser war sein Element. Er verlor nur, wenn er es wollte.
„Das war der Wahnsinn! Ich glaube du bist noch nie so schnell geschwommen wie heute! Das muss ein neuer Weltrekord sein!“, gab sein Manager voller Enthusiasmus von sich, während Arias sich mit dem Handtuch abtrocknete und dem älteren Mann nur ein schiefes Lächeln schenken konnte.
Ob er es übertrieben hatte? Er wollte nicht noch mehr Aufmerksamkeit. Er wollte nur schwimmen. Doch sobald er im Wasser war, vergaß er alles um sich herum und konzentrierte sich nur noch auf das schwimmen. Irgendwie hatte er sich dazu überreden lassen in den professionellen Bereich zu gehen, als sein Manager ihn im Schwimmbad entdeckt hatte und nun... lag sogar eine Goldmedaille in seiner kleinen Wohnung.
Ihm war es schon immer schwer gefallen Nein zu sagen. Zumindest ließ sich damit sein Leben finanzieren, wer hätte schon erwartet, dass er eines Tages damit Geld verdienen könnte einfach nur zu schwimmen?
Chester Billee
Es war schon fast zu einfach. Niemand sah ihn kommen, niemand hörte ihn, als er sich an sein Opfer schlicht, ein korrupter Politiker, der wohl einen Schritt zu weit gegangen sein musste, denn seine Feinde wollten ihn tot sehen. Wobei es Chester ziemlich egal sein konnte, wieso er diesen Auftrag erhalten hatte. Er würde sein Ziel töten, mehr auch nicht und mit dem Geld nach Hause gehen, um sich wirklich den Sachen widmen zu können, die er so liebte.
Er war alleine in seinem Zimmer und der Auftragskiller zog ihm das Messer über den Hals. Kein Ton, man würde ihn erst finden, wenn er weg war. Nicht, dass das wichtig war, verborgen von seiner Fähigkeit würde ihn sowieso niemand finden.
Doch mit einem Mal konnte sich Chester nicht mehr bewegen. Die Zeit lief rückwärts, das Blut löste sich vom Teppich und kehrte in den Hals zurück, die Wunde heilte, der Politiker erhob sich wieder und sie waren wieder da, wo sie waren. Vor genau fünf Sekunden.
Der Lilahaarige brauchte nicht lange, um zu realisieren, was da gerade passiert war und er schaffte es noch gerade so mit dem Messer eine Kugel abzuwehren.
Dieser Mistkerl schon wieder. Er musste von seinem Vorhaben mitgekriegt haben und blickte ihn nun breit grinsend von dem geöffneten Schrank an, wo er sich versteckt haben musste.
Sein Ziel floh, Chester wollte sich gerade noch in seine Richtung drehen, ihm hinterher, doch eine weitere Kugel hinderte seinen Weg.
Er lachte. Noire lachte. Für ihn war es nicht mehr als ein Spiel. Aber für ihn war es seine verdammte Arbeit. Die Grinsekatze hasste das weiße Kaninchen, und das nicht nur aus einem Grund.
„Kannst du mich nicht einfach mal meine Arbeit machen lassen, du verdammtes Langohr?!“, rief er genervt und löste seine Unsichtbarkeit auf, um ihm wütend ins Gesicht sehen zu können, was den Weißhaarigen jedoch nur noch mehr zum Lachen brachte, so dass er sich den Bauch halten musste.
„Hast du... hast du dein Gesicht gesehen... als er... als er...“, brachte er vor lauter Lachen kaum ein Wort hervor, „... aufgestanden ist?“
„Oh ja, natürlich hab ich das... nicht.“, kam es genervt von der Grinsekatze, welche den Moment nutzte um langsam und unbemerkt zurück zu weichen, damit er im nächsten Moment rückwärts aus dem offenen Fenster springen konnte, wieder unsichtbar werdend, bevor Noire seinen Lachanfall wieder in den Griff bekommen konnte.
Sofort rannte dieser zum Fenster, als ihm sein Fehler bewusst wurde und er schoss wahllos hinaus, nicht wissend, ob er Chester getroffen hatte oder nicht. Doch er war nicht wütend. Auch nicht frustriert darüber, dass er ihm mal wieder durch den Lappen gegangen war.
Er grinste breit. Seine Augen funkelten vor Freude. Und er konnte es kaum erwarten dieses Katz und Mausspiel fortzusetzen.
„Ich krieg dich schon noch, du verdammte Grinsekatze!“, rief er hinaus auf die offene Straße und konnte nicht anders, als wieder zu lachen. Ahhh~ er hätte ein Foto von dem Gesichtsausdruck machen sollen, anstatt zu schießen!
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@Lavellan
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