Eines Adepten Wille (michiyo & cada)

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    • Der gestischen Einladung zum Anstoßen, kam Aleyv mit einem breiten Lächeln, so breit, dass sich an ihren Augenwinkel kleine Fältchen bildeten, entgegen und ließ auch ihr Glas mit einem sanften Klirren an seinem erklingen. „… was sie noch bringt…“, raunte sie hinterdrein und legte den Kopf nachdenklich schief, ehe sie die verlockend süße Flüssigkeit mit einem weiteren Nippen ihrem Körper zuführte. Kurz verwog sie in Stille, genoss es für einen Moment an nichts weiter denken zu müssen oder einem Ziel nachzujagen… als ihr dann doch wieder Wörter auf der Zunge brannten. „Was ich nicht möchte, ist das du dich dazu gezwungen fühlst… es ist nur…“, herumdrucksend zog die Brünette wieder ihre Beine an und ließ sie im Schneidersitz vor sich ruhen. „… du… bist… der Einzige… den es zu kümmern scheint… der mir helfen möchte… der an meiner Seite geblieben ist… und das alles ohne eine Gegenleistung zu verlangen... Nicht viele würden sich so einer eigentlich aussichtslosen Mission annehmen. Und auch deine Beweggründe sind mir ein Rätsel, wo wir uns doch kaum kennen... Dennoch.. ohne dich wäre ich wahrscheinlich verloren hier…“, ein verhaltenes Seufzen durchdrang die flirrende Wärme des sommerlichen Abends, während die Sonne ihnen die letzten Strahlen des Tages spendierte, nur um dann eher unspektakulär am Horizont, hinter den Felsvorsprüngen, zu verschwinden und der kommenden Nacht den Auftritt zu überlassen. „Danke…“, ehrlich war ihr untröstlicher Blick, den sie wieder zum Weißhaarigen schweifen ließ, ehrlich und dankbar. Es gab nicht genügend Worte, die Aleyv in diesem Moment halfen, um ihre Erkenntlichkeit zu zeigen… aber hatte sie im Gefühl, dass Ikuya durchaus wusste, auf was sie hinauswollte. So ließ sie erneut die Ruhe um ihre Personen schwelgen, schloss ihre Augen und lauschte nur für einen Moment länger dem Zirpen der Grillen. „Ich denke, ich habe Geschwister…“, leise, beinahe vorsichtig entkamen der losgelösten Zunge der Grünäugigen nun die Worte, so behutsam, als könnten sie in den falschen Ohren gegen sie verwendet werden. „… und ich habe auch Mutter und Vater… selbstredend, wie würde ich sonst existieren… ich höre jede Nacht das Schlaflied von ihr in meinen Träumen, welches mir die Geschichte meines Zuhauses erzählt... doch kaum habe ich die Worte vernommen, verfliegen sie wieder in meinem Kopf und zurück bleibt nur die leise Melodie… ich spüre, dass ich der Musik sehr zugetan bin, da ich gerne singe… ich liebe es zu lernen, neues zu entdecken, altes weiterzutragen... und dass ich in meiner Heimat möglicherweise einen wichtigen Posten übernommen habe… das zeigt mir mein Bogen.“, wissend, in dem was sich die junge Frau bis dato zusammenreimen konnte, gab sie Ikyua Preis, was sie tief im Inneren über sich selbst spüren konnte. Nachdenklich gekräuselt war ihre Stirn, ihre Miene angestrengt verzogen. Kurz schnitt ihr Blick sein Antlitz, ehe er sich in der Ferne verlor. Dann aber schickte ihr Körper ihr eine kühle Gänsehaut in den Nacken, lies den Schauer neckisch ihre Wirbelsäule entlang kriechen und legte ein erwachendes Leuchten in ihr Grün… es war so weit.

      Somit nahm sie einen letzten Schluck von ihrem Wein und hob sich auf die Beine, schwank jedoch, dem Alkohol geschuldet kurz von links nach rechts, ehe sich ihr Gleichgewichtssinn wieder beruhigt hatte. Aleyv sah rasch herum… sie musste schnell sein, sich schlüssig entscheiden… viel Zeit blieb ihr nicht, wenn die Überraschung gelingen sollte. Ihren entscheidungsfesten Blick auf das Haupt des Weißhaarigen legend, nickte sie Ikuya zu. „Komm… wir können nicht hierbleiben… ich will keine Aufmerksamkeit erregen…“, somit war es diesmal an der Grünäugigen, die größere Hand ihres Begleiters zu nehmen und ihn etwas schwerfällig auf die Beine zu ziehen. Es fühlte sich komisch an, ungewohnt, wie ihre feingliedrigen Fingern sich um die breite Handfläche seinerseits zu legen versuchten. Ungewohnt, aber keineswegs ungut oder schlecht. Mehr noch fühlte sie sich geborgen, in Sicherheit, wenn sie um die Nähe des Blauäugigen wusste. Schnell trugen ihre Schritte sie hinter das Weingut und einen steil abfallenden Weg hinab, zwischen Bäumen, Sträuchern und Laternen hindurch, an einem Haus vorbei, zielstrebig auf den kleinen See zu, welcher von oben herab, rauschend von einem Wasserfall gespeist wurde. Hurtig hatte Aleyv ihre beiden Personen unter den Apfelbaum geführt und verweilte noch einen Moment länger, nachdem auch Ikuya sie fragte, was sie hier machen würden. Ein Schnauben ertönte von ihrer Seite, flink kehrte ihr Kopf sich herum, sondierte die Umgebung, um mögliche Zuschauer oder ähnlich neugieriges Gesocks auszumachen… doch waren sie allein. Die Brünette atmete tief durch… warum kostete es sie nur so viel Überwindung? „Okay… Du musst wissen… seitdem ich ein Kind bin… wohlmöglich sogar ein Baby… begleitet mich bei Neumond eine Art… Phänomen… das ich selbst nicht verstehe. Ich bin mir sicher, dass ich ohne diese Amnesie durchaus weiß, warum mir passiert, was mir passiert. Ich kann es im Moment jedoch weder einordnen, noch erklären oder sonst irgendwie logisch begründen, warum mich diese Laune der Natur heimsucht… aber…“, während Aleyv versuchte, Ikuya das zu erklären, von was er in den nächsten Minuten Zeuge werden würde, hörte sie bereits das verräterische Surren um ihren Kopf, sah, wie sich die ersten wenigen Haarspitzen in die Höhe bogen, vorne an, ein schummriges, weißes Leuchten an jenen. „… aber es gehört nun mal zu mir… und es war mir wichtig es dir so zu zeigen und nicht dem Zufall zu überlassen…“, die Arme vor sich hebend, langsam aus dem schützenden Schatten des Apfelbaumes tretend, hob Aleyv ihren Blick an und untersuchte den Himmel. Von links nach rechts kehrte ihr Kopf sich herum, suchend nach etwas, dass nur sie sehen konnte. Neumond, der Tag des Monats, wo sich der Himmelskörper vor den Blicken der Menschheit am Himmel verstecken konnte… nur nicht vor den Augen der Braunhaarigen, die auch in der aufkommenden Dunkelheit die fasrig leuchtenden Ränder des interstellaren Objektes ausmachen konnte. Zwei, dreimal musste sie sich nun doch als gesamtes herumdrehen, als sie die Hälfte des Objektes der Begierde, hinter einer der Klippen aufgehen sah. Ihre Augen blitzten erfreut auf, ihr Körper unterdrückte den leicht betrunkenen Zustand durch die Aufregung, die durch ihre Glieder fuhr. „Gleich…“, flüsterte sie in Richtung des Weißhaarigen und verfolgte die Bahn des Mondes mit ihrem festgepinnten Blick. Ihre Schritte führten sie auf den kleinen Felsen, der spitz in Richtung des Sees stach. Mehr und mehr ihrer Haarpracht begann emporzufliegen, mehr und mehr Strähnen hoben sich in diesem sanften Licht in die Höhe, ehe Aleyv erkannte, dass der Neumond aufgegangen war und die bekannte Kühle ihren Kopf umschloss. Der letzte Rest ihrer braunen Mähne wurde von der Schwerelosigkeit verschlungen, zeitgleich erleuchtete nun ihr Haupt als gesamtes in dem warmen Weiß, verlor nur Sekunden später die Fähigkeit sich in der Luft zu halten und umschmiegde ihre rosigen Wangen mit sanft gewellten Strähnen.

      Die junge Frau gab sich einen Moment, um durchzuatmen, ehe ihr wacher Blick sich vom für Menschen unsichtbaren Neumond, auf Ikuya wandte. Sie suchte ihn unter dem Apfelbaum, fand ihn jedoch vor ihr. Er war nähergetreten und verweilte wortlos vor dem Felsvorsprung. Aleyv rang nach einer Erklärung, ihr Mund öffnete sich, ihr Blick lag in dem Wasserblau, welches zu ihr empor glänzte und riesige Fragezeichen in sich trug. „Ich… weiß es wirklich nicht, warum… nur, dass der Schein schnell wieder versiegt…“, ein gehüsteltes Lachen entkam ihrer Kehle und, beinahe etwas verlegen, legte die Grünäugige ihre rechte Hand in den Nacken, als ihr ein weiterer Gedanke kam. Sie führte ihre rechte wieder vor sich und blickte auf ihre bleich leuchtende Haut hinab. „Was den Nebel angeht…“, schnell war ihr Bogen wieder beschworen, dessen Erscheinen in dieser Welt jedes Mal ein spektakulärer Anblick war. „… so will ich auch gleich ehrlich sein… wer weiß, wann wir wieder die Gelegenheit haben…“, ein entschlossenes Nicken war ihrerseits zu sehen, während der Brünetten Blick nach wie vor auf ihrer rechten Hand ruhte, an dessen Fingerspitzen nun wieder die dunklen Schwaden zu erkennen waren. Aleyv atmete tief durch, ballte eine Faust und streckte im nächsten Moment ihre Finger wieder durch, gab ihrer Kraft somit freie Fahrt und sah dabei zu, wie sich der mit hellen Sprenkeln durchzogene Dunst über ihren Arm verteilte. Den Bogen nun schussbereit vor sich haltend, formte eben jener Nebel den bereits bekannten, aber für Ikuya nach wie vor ungesehenen, königsblauen Pfeil, welchen sie in die glühende Sehne einspannte. Mit einem geschlossenen Auge visierte die Braunhaarige nichts Bestimmtes an, ehe sie den Pfeil in den dunklen Nachthimmel schickte und ihm dabei zusah, wie er sich wieder in Staub und Glanzpartikeln auflöste. „… er gehört zu meinem Bogen… er ist meine… Munition… ohne ihn könnte ich mich nicht verteidigen.“, Aleyv richtete ihre Aufmerksamkeit nun wieder auf den Blauäugigen, der ihr wortlos zugesehen hatte. Die lange Waffe nach wie vor in ihrer linken haltend, musterte sie ihren Bogen erneut und drehte sich Ikuya zu. „Hier… siehst du diese filigrane Weiße der Herstellung? Gewöhnlichem Volk stünde diese Art der Bögen nicht zu… weshalb ich mir so sicher bin, dass… nun ja…“, sie hatte ihm den oberen Wurfarm zur Betrachtung hingehalten, wollte auch schon einen Schritt auf den Weißhaarigen zugehen, als, wie ihrerseits versprochen, der weiße Schein versiegte, somit all das Adrenalin, all die Standfestigkeit, ausgelöst durch das Phänomen, aus ihrem Körper zog, den durch Alkohol induzierten Schwindel wieder in ihre Beine schickte und ihren Gleichgewichtssinn austrickste. Es war somit beinahe vorausgesehen, was als nächstes passierte… vom steilen Felsen absteigend, stolperte die junge Frau mit vor Schreck geweiteten Augen über ihre eigenen Füße, warf den Bogen aus Reflex zur Seite, ruderte hilfesuchend, leise aufschreiend, mit den Armen und sah sich bereits auf dem harten Boden aufschlagen… und ja, ihr Körper stieß auf Widerstand. Doch war es nicht die Erde die sie umarmend empfing… vom Schwung ihrer fallenden Person umgerissen, fand sich Aleyv in der Umklammerung des Weißhaarigen wieder, auf welcher Brust ihr Kopf verweilte und wessen Oberkörper sie umschlossen hielt. Der Aufregung geschuldet war ihr schneller Atem, ihr Herz schlug ihr schwer gegen Hals und Brust und für einen Moment, hoffte sie, die Zeit würde stehen bleiben. Nur den Grund weshalb dieser Wunsch in ihrem Kopf aufschlug, konnte, nein... wollte die junge Frau nicht benennen, aus Angst, sich selbst ein Zugeständnis zu machen, wo keinerlei Hoffnung Wurzeln schlagen würde.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Geschichten über ihre verlorene Familie und ihre verborgenen Erinnerungen durchbrachen die Stille. Ikuya lauschte aufmerksam, obwohl er sich wünschte, er könne mehr tun, um ihr zu helfen. Ihr wichtiger Posten in ihrer Heimat und ihre Zuneigung zu ihrem Bogen machte ihn neugierig, wäre dies ein Hinweis für ihre weitere Reise, oder Untertanen ihrer Welt gar auf der Suche der zierlichen Gestalt? Und so war es, dass er mit stiller Bewunderung die Worte von Aleyv verfolgte, ihre beinahe poesie gleichen Erklärungen und Gesten sorgsam verinnerlicht, während er sie mit seinen blauen Augen intensiv studierte. Jede ihrer Aussagen, jede ihrer Bewegungen half ihm dabei, mehr über das mysteriöse Wesen, das vor ihm stand, zu erfahren. Trotz ihrer offensichtlichen Verwirrung und Unsicherheit strahlte sie eine faszinierende, beinahe hypnotische Aura aus. Mit dem Untergehen der Sonne und dem Erscheinen der ersten Sterne am Himmel, begann Aleyvs Haar auf unerklärliche Weise zu leuchten. Sie stand auf, zog ihn auf die Beine und führte ihn auf einen abgelegenen Pfad. Überrascht, aber voller seltsamer Vorfreude auf das, was kommen mochte. Der Weißhaarige spürte ein prickelndes Gefühl, als ihre Finger sich um seine Hand legten. Es war eine simple Geste, aber eine, die eine tiefe Bedeutung trug, und Ikuya konnte den vertrauten Druck ihrer schlanken Finger auf seiner Haut spüren, ihre sanfte Berührung, die ihm einen neuen Sinn von Nähe und Verbundenheit vermittelte. Sie waren allein, nur von der sanften Dunkelheit und dem Geheimnis des Abends umgeben, und für einen kurzen Moment fühlte er sich, als ob sie die einzigen zwei Menschen auf der Welt wären.

      Endlich den kleinen See erreicht, konnte Ikuya nur staunend auf den Anblick reagieren. Die glitzernde Oberfläche des Wassers, der sich im Mondlicht sanft spiegelnde Wasserfall, der rauschend in den See fiel, die nächtliche Ruhe, die nur vom Zirpen der Grillen und dem Plätschern des Wassers unterbrochen wurde... all das nahm er in sich auf, ein unerwartetes Stück Paradies inmitten der Dunkelheit. Eingehüllt in der stolzen Krone des Apfelbaums, begann Aleyv zu erklären. Sie sprach von einem Phänomen, das sie seit ihrer Kindheit begleitet hatte, von einem Nebel, der ihr Bogen schuf und sich in Pfeile verwandelte. Und obwohl sie kein klares Bild von dem, was geschah, hatte, war Ikuya fasziniert. Es war eine unerklärliche, magische Erscheinung, die sowohl schön als auch beunruhigend war. Doch das eigentliche Schauspiel begann erst, als Aleyv erneut in Bewegung geriet. Ihr anfängliches Schwanken machte Ikuya leicht besorgt, aber sie fand schnell ihr Gleichgewicht. Mit jedem ihrer Worte, mit jedem ihrer Gesten schien sie noch bezaubernder zu werden, und Ikuya konnte nicht anders, als wie hypnotisiert auf sie zu schauen. Das sanfte Glühen, das ihren Kopf umschloss, das surreale Bild, das sich vor seinen Augen entfaltete, war atemberaubend. Er war sprachlos. Aleyv hob ihr Haupt den Mond betrachtend, das sanfte Leuchten umhüllte ihren Körper und tauchte ihre Silhouette in ein sanftes, mystisches Licht. Sprachlos und den Lungen beinahe der Funktion beraubt, sog sein Meerblau ihr Strahlen ein, wie eine Motte, die es zum Licht lockte. Aleyv leuchtete wie der Mond selbst. Dann beschwor sie erneut den weißen Langbogen, dessen weiße Fänden in den Abendstunden deutlicher zu erkennen waren als in dem Kämmerchen des Großmeisters. Demonstrativ präsentierte sie den Nebel, der ihre Pfeile bildete - faszinierend. Er hatte schon viele Dinge in seinem Leben gesehen, viele Krieger und ihre Waffen, aber nichts Vergleichbares. Es war eine Mischung aus Schönheit und Bedrohlichkeit, etwas, das man sowohl bewunderte als auch fürchtete, und es passte perfekt zu der Brünetten. Die Waffe lag perfekt in ihrer Hand, als ob sie ein Teil von ihr wäre. Es bestätigte nur seine Vermutung, dass sie von hoher Geburt war, vielleicht gar von königlichem Blut? Gekrönt wurde die Vorstellung einzig und allein mit dem Abschuss des Pfeils, in die Dunkelheit des Himmels, ehe sich dieser in glänzenden Partikeln auflöste.

      Doch das plötzliche Wanken Aleyvs riss beide aus ihrer Trance. Ohne zu zögern, trat Ikuya vor und fing sie auf, ihre Körper eng aneinander geschmiegt. Ihr schneller Atem und das heftige Schlagen ihres Herzens waren deutlich spürbar. Die Nähe, ihr Duft, die Wärme ihres Körpers... es war fast zu viel. Und für diesen kurzen Moment wünschte auch Ikuya, die Zeit würde stillstehen. "Nicht so eilig," murmelte er leise mit dem Hauch eines Witzes im Unterton, seine Hand sanft auf ihrem Rücken. Ikuya konnte spüren, wie sie sich an ihn klammerte, ihr Atem war warm gegen seine Brust, in der das stolpernde Herz schlug. “Aleyv?” raunte der Pyromane besorgt, nachdem sie regungslos auf seinem Körper verweilte, noch immer nicht lauter als ein Flüstern. Ihr waches, verängstigtes Grün traf wie geheißen auf die blauen Seelenspiegel und verstrich sogleich jegliche Falten der Sorge.Die Wangen der Brünetten waren in einer leichten Hitze getränkt, entweder vor Scham oder wegen des Alkohols, den sie getrunken hatten. So oder so hauchte es Leben in dem sonst so blassen Antlitz. “Ein wenig Farbe im Gesicht steht dir.” Ein Schmunzeln legte sich sanft auf seinen Mundwinkel. Sonst war der junge Herr nicht zu Scherzen zu haben, doch die Nähe zu ihr raubte ihm den Verstand, ließ ihn sich in den Charme dieses Momentes verfallen. “Ich meine, du bist ziemlich rot.” Die Zunge gelöst vom Alkohol, war ihm der rote Fruchtsaft zu Kopf gestiegen? Der satte Farbton auf ihrer Porzellanhaut wechselte die Tiefe in ein leuchtendes Kirschrot, in Harmonie der reifen Früchte des Apfelbaums. Ikuya überlegte, hielt inne. Jede Faser seines Körpers reagierte in der wiegenden Wärme ihrer Gestalt. Kaum merkbar, wandte sein Augenmerk auf ihren Mund, der zuvor Legenden aus einem fernen Märchen erzählte und nun so ungewohnt stumm war. Dann benetzte er den seinen. Aber der Moment verstrich und Ikuya zwang sich, wieder zur Vernunft zu kommen. Stattdessen half er Aleyv an festen Stand zu gewinnen und sah sie räuspernd an. Ein leiser Dank entwich ihr. Der Redakteur war es nicht gewohnt, so gewürdigt zu werden, und es bedeutete ihm mehr, als er es sich selbst eingestehen mochte. Kaum vorstellbar, welche Reaktion ihm gewahr wäre, hätten seine Sinne Überhand gewonnen. Der kleine lösende Tropfen in ihren Adern hinderte ihn am Handeln. Auch wenn sie beide nicht benebelt waren, sich in der kribbelnden Wonne des edlen Most wogen, war er kein Mann, der solch einen Zustand zu seinen Gunsten nutzte. Noch immer hielt er sie fest, um sie zu stützen, und seine Hand fand auf natürliche Weise den Weg zu ihrer Taille, während die andere vorsichtig ihren Arm hielt. Es gab eine Stille, eine süße, unbeschreibliche Stille, die nur durch das leise Rauschen des Wasserfalls und den fernen Klang der Nacht um sie herum unterbrochen wurde. In seinen Ohren hingegen tobte ein Sturm. Nicht wie zuvor, nicht vor Wut, sondern der tanzende Rhythmus seiner Organe hallte in seinem Kopf. Sein Herz verlangte nach Gehör. Als wüsste Aleyv von jenem Kampf von Verstand und Impuls, reagierte sie. Seine Augen suchten ihre Zustimmung, und als sie ihm tatsächlich einen Millimeter näher kam, ließ Ikuya von ihrem Arm ab, um behutsam ihr Kinn mit dem Zeigefinger zu heben. Und so schloss er die kleine Distanz zwischen ihnen mit dem Vereinen ihrer Münder. Es war ein sanfter Kuss, einer, der voller Gefühle und Zärtlichkeit war. Ihre Lippen trafen sich in einer süßen, unschuldigen Berührung, die seine Gedanken zum Schweigen brachte. Er konnte nicht anders, als sich in diesem Moment zu verlieren, dem Moment, in dem er das Mädchen küsste, das ihm so mysteriös und doch so vertraut erschien.
      A heart's a heavy burden.

    • "Peinlich Aleyv... peinlich... peinlich...! Das hast du wirklich gut hinbekommen... wieso um aller Welt trinkst du Wein, führst ihn zum See und kletterst auf einen verdammten Felsen, nur um dann dein dämliches Gleichgewicht zu verlieren und den Armen umzureißen... wieso bist du so, Aleyv...? Dämlich war das... kopflos und dumm... er wird dich ab sofort für völlig absonderlich halten... ja, ja! Genau das wird passieren. Und wer ist Schuld daran? Du. DU allein.", während ihre Gedanken zu sich selbst einen vorwurfsvollen Monolog hielten, wäre die Ärmste am liebsten im Boden versunken. Die Zähne fest aufeinanderbeißend, hatte die junge Frau ihre Augen zusammengepresst, sich selbst in Schimpf und Schande deckend. Die wenigen Zentimeter die ihre Stirn von seinem Brustkorb trennten, hätte sie am liebsten überbrückt und ihren Kopf geißelnd gegen jenen geschlagen, vier fünf Mal, um ihr die Vernunft einzubläuen die ihr die letzten 10 Minuten gefehlt hatte. Dem gewahr werdend, wo sich ihr zarter Körper jedoch eigentlich befand, spürte die Dame, wie ihr in ihrer Kehle die Hitze der Scham empor kroch und sich heiß, ja beinahe pulsierend auf ihre Wangen und in ihre Ohren legte. "Verdammt...", tonlos formten ihre gespannten Lippen jenes kleine Wort, dass ihre unpässliche Lage umschrieb. Aleyv spürte seine angestrengte Atmung unter sich, wie Ikuya sich selbst nicht rührte und in Stille verweilte und bemerkte nun auch, wie ihr warmer Atem sich von seinem Brustkorb ausgehend, wieder zu ihr empor kräuselte, sofern er nicht in den Schichten seiner Kleidung verschwand. Sie war eine Katastrophe auf zwei Beinen. Jegliche Chance, die sie gesehen hatte, dem weißhaarigen Burschen näher zu kommen, auch nur einen Hauch mehr dieser eigentlich ausschließlich körperlichen Distanz zu überwinden, war ihrer Meinung nach mit diesem Moment dem Erdboden gleichgemacht. Was den Intellekt anginge, machte Aleyv sich keine Sorgen... keinesfalls würden ihre Gespräche langweilig werden... auch wenn sie wusste, dass der Weißhaarige so viel mehr Wissen in seinem schönen Kopf trug, als ihre Wenigkeit wohl jemanls erfahren konnte... den Rest des Verlangens, welches ihre Instinkte ihr zuflüsterten, hatte sie jedoch vom Tisch geräumt. Warum wünschte sie eigentlich danach? Was war das in ihr, dass sich so schwer zügeln lies und den jungen Mann ins Zentrum ihres Denkens stellte, die Gedanken um ihn kreisend, als wäre er der Mittelpunkt der Welt? Sie war eine Fremde für ihn, eine Aufgabe, ein Auftrag... für einen Moment verlies Aleyv der Mut und sie fiel noch etwas mehr in sich zusammen, den Oberkörper des Herren nun vollends in Beschlag nehmend... sie war nur Arbeit die es zu bewältigen gab. Zumindest dachte die Grünäugige das und wurde just eines besseren belehrt... die Braunhaarige konnte die gewitzelten Worte des jungen Mannes hören, die strahlende Wärme seiner vorsichtig abgelegten Hand in ihrem Rücken spüren, welche bedacht unter ihren Schulterblättern ruhte. "Aleyv...?", seine ruhige Stimme schickte ihr einen Schauer die Wirbelsäule hinab, veranlasste ihre Lider sich in dem wohligen Rausch der Nervosität zu schließen und seine Präsenz nun als gesamtes aufzusaugen. Unsicher kehrte sich nun der jungen Frau Haupt empor. Die Augen entschuldigend geweitet, trafen sie auf das Wasserblau des Redakteurs, in welchem nichts als umarmende Wärme lag. Ein schrecklicher Gedanke, dieses Wohlwollen in ihnen könnte jemals eine andere treffen... verhalten biss sich Aleyv auf die Innenseite ihrer Unterlippe und kehrte den Blick für einen Moment ab, während Ikuya davon sprach, dass er die Röte auf ihren Wangen durchaus erkennen konnte. "Perfekt... kann es noch schlimmer werden...", innerlich tief aufseufzend, begann sich ihr zierlicher Körper nun doch sich endlich aufzurappeln. "Entschuldige meine Tollpatschigkeit, Ikuya... über die eigenen Füße zu stolpern... lächerlich... ich bin untröstlich... tut mir Leid...", kleinlaut murmelte die Braunhaarige etwas vor sich hin, zwar nicht nur um den schweigenden Raum in seiner Stille zu füllen, sondern auch um diese magische Anziehung nicht länger ihre Sinne benebeln zu lassen. Somit löste sie sich von der vertrauten Aura des jungen Mannes, nur um in die Realität zurückgeschleudert zu werden, in welcher diese Nähe nur ein Wunschtraum bleiben sollte.

      Er half ihr auf die Beine... Sorgsam, so rücksichtsvoll, dass es Aleyv schwer fiel, das taumelnde Herz in ihrer Brust zu bändigen. Sich am Stoff an seinem Rücken festhaltend, fanden die beiden Gefährten wieder einen sicheren Stand auf dem Erdboden, der sich in der Grünäugigen Empfindung, trunken von dem Chaos in ihrem Kopf, ausgelöst durch die Enge zum Blauäugigen, nach wie vor leicht drehte. Ein bedrücktes Seufzen kam über ihre Lippen. "Danke... vielen Dank Ikuya...", er war stets so besonnen mit ihr umgegangen... seitdem ihre Person hier gelandet war, empfing sie der Weißhaarige mit nichts anderem als zurückhaltender Achtsamkeit, würdigte sie als Menschen und gab ihr die Zeit, die sie brauchte um sich an die Gegebenheiten hier anzupassen... Doch etwas war nun anders... anstatt ihr den sonst so großzügigen Freiraum zu lassen, fand sich Aleyv weiterhin in der vorsichtigen Umarmung des jungen Mannes vor. Zärtlich hatte er ihren Unterarm umschlossen, wollte sichergehen, dass sie sich auf den Beinen halten konnte... wohl wahr, die Annahme war natürlich korrekt, sie hatten beide vom betörenden Getränk der Leichtigkeit gekostet... dass beiderseits Köpfe etwas in den Wolken hangen, konnte selbst die Grünäugige nicht abstreiten, die den Schwindel kleinlich verteilt in ihrem Kopf verspüren konnte. Je näher sie dem Gedanken kam, dass es allein vom Wein abhängig war, dass sich Aleyv so betäubt und berauscht fühlte, desto mehr spürte ihre Taille die streichelnde Flüchtigkeit von Ikuyas Hand, die sich behutsam ihren Rücken entlang den Weg hinab zu ihrer Hüfte suchte und der gegenwärtigen Verzückung ihres Herzens nur noch einen Grund mehr hinzufügte, der Annahme Glauben zu schenken, dass allein der Wein es war, welcher ihre Sinne umgarnte. Ihr Atem stockte ihr. Mit einem Mal fühlte sie sich, als müsste sie ersticken, so fest wurde der Kloß welcher sich in ihrer Kehle breitmachte. Ein schwerer, zittriger Atemzug suchte sich angespannt den Weg in ihre Lungen und nur widerspenstig ließen ihre Augen zu, was ihr Kopf ihnen befahl. Brennend ruhten sie zuerst auf der Brust des jungen Mannes, der sie mit bedachter Sicherheit in seinem Arm hielt. Ihren Herzschlag, so wild und aufgeregt in ihrer eigenen fühlend, war es ihr unmöglich diesen nun noch zu beruhigen. Aber wollte Aleyv dies? Wollte sie sich dem verwehren, was ihr so verlangend entgegenschrie? Wollte sie dem entsagen, was ihr Innerstes nicht schon längst wusste? Wollte sie vor dem, was Ikuya neben ihr wohl auch erkannte, die Augen verschließen? "Ikuya...", wie ein verschlingender Zauber hallte sein Name in ihrem Kopf wieder und ließ ihren Körper erweichen. Sorgsam hob sich ihr Haupt empor und erkannte, dass sein Blick bereits auf ihr ruhte... die Augen, welche diese bittersüße Note von Heimat mit sich trugen, obwohl die junge Frau wusste, dass diese hier es nicht war, schimmerten ihr in all den Farben, in welchem das Meer sich zeigen konnte, entgegen. Ein Augenblick der Schwäche machte sich in ihrer Besinnung breit, ließ ihre Hand den Griff in seine Kleidung vertiefen, ehe es kein Zurück mehr gab und auch in ihrem Antlitz das Verlangen erkenntlich wurde, nach dem, was dieser Mann in ihr auslöste... es war nicht mehr aufzuhalten. Er war es... er hatte sie, seine gesamte Präsenz hatte ihre Wenigkeit umschlungen, lockte sie in einen Strudel der gedankenlosen Taten... und wie sehr ihr Körper danach verlange, endlich das zu spüren, was seit dem ersten Treffen ihrer Blicke unabänderlich war. Die Schwere in ihren Atemzügen befehligte ihre Lungen, als ihre euphorisch leuchtenden Augen in den seinen herumsprangen und zuletzt an seinen sanft geöffneten Lippen hängen blieben. Die Wärme an ihrem Arm verlierend, fand sich ihr Kopf gestützt auf seinem Zeigefinger wieder, ihr Haupt anhebend, sich zuführend. Noch kurz streichelte sein warmer Atem über ihren Mund, ehe Aleyv flatternd die Lider schloss, bevor sich seine weichen Lippen, zärtlich auf die ihren legten. Die Welt um sie erlosch und gab Raum für sie und das überwältigende Gefühl welches ihre Person wie eine Welle erschlug... das zuvor so beruhigende Rauschen des Wasserfalles versiegte, das Zirpen der Grillen verlor an Bedeutung und das Streicheln des Windes schwand dahin, als wäre er hier nur ein Nebendarsteller.

      Er zog sie nur etwas näher, nur ein Stück, um die Ernsthaftigkeit dieses Momentes auszudrücken. Und auch Aleyv kam nicht umher, dieser überraschenden Wendung der Nacht, neuerlich in einem fester werdenden Griff in seinem Rücken, Ausdruck zu verleihen. Niemand von beiden vertiefte den Kuss, der sich um die beiden Reisenden wob, wie ein stummes Versprechen, jedoch die Tatsache um die freischaffenden Instinkte ihrer beider Zuneigung zueinander nicht mindernd. Aleyv für sich hätte sich nicht getraut, auch nur einen Schritt weiterzugehen. Sie wusste, was es bedeutete, sollten Menschen sich ein Zugeständnis dieser Art machen... und auch der junge Herr war im Rausch des Momentes gefangen, so schien es ihr. Tief, aber vorsichtig atmete die Braunhaarige nun den verführenden Duft seiner Haut ein und fand sich in einer hypnotischen Starre wieder, die ihr die Schwäche in die Knie schickte und ihren Kopf nun doch endlich wieder arbeiten lies. Er übermannte sie... alles an ihm war in diesem Augenblick eine unwiderstehliche Verlockung, dem Aleyv, gemischt mit dem alkoholgetränkten Blut, Einhalt gebieten musste. So war es an ihr, die sich nun sanft, aber widerwillig, von seinen Lippen löste und dem Augenblick der zarten Verbindung zueinander einen ruhigen Nachhall gewährte. Die Grünäugige musste ihre Augen nicht öffnen, um zu wissen, dass sich das Gesicht des jungen Mannes immer noch zentimeterbreit von ihr entfernt befand. Stoßweiße ging sein Atem, sie konnte es an ihren benetzten Lippen spüren. Ein gütiges Lächeln zierte ihren Mund, als sich die Brünette nochmals vorbeugte um seine Nase mit der ihren zu berühren, vorsichtig zu umstreichen, nur um sie dann Rücken an Rücken ruhen zu lassen. Es hätten auch Stunden vergehen können, der Regen und die Unwetter hätten über sie hereinbrechen können, es wäre ihr egal gewesen. Bedeutend war nur er. Ihr Herz machte einen nervösen Satz, als Aleyv sich nun doch etwas von Ikuya entfernte und ihre Augen wieder öffnete um dem Größeren entgegenzublicken. Da war es wieder... das Blau, welches es schaffte, sie auf der Stelle zu beruhigen und gleichsam einen Sturm der Gefühle in ihr auszulösen. Was sagte man in so einer Situation? Es war bestimmt nicht ihr erster Kuss gewesen, dem war sich Aleyv gewahr... doch der erste mit einem Mann, der sie so unvergleichlich aus der Bahn warf und gleichzeitig der getreue Fels in ihrer Brandung war. Und so entschloss sich die Reisende nichts zu sagen... der Moment war erloschen, doch wob die Magie des vergangenen nach wie vor um die beiden, setzte sich wie der frische Schnee im Winter in beider glimmende Augen und überzog sie mit einem leuchtenden Glänzen.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Wie sehr der Wein ihm auch den Verstand vernebelte, dieses Gefühl in ihrer Nähe, er wusste, dass es real war. Hinter dem spontanen, ungeplanten Augenblick steckte mehr als die glückliche Fügung von Zufällen. Die Wärme ihrer Berührung brannte noch immer auf seiner Haut, hinterließ ein Meer aus tausend winzigen Blitzen, die durch seine Adern schossen. Ikuya konnte fühlen, wie sein Atem stoßweise ging, jeder Atemzug, der seine Lippen verließ, traf auf die ihren und machte ihm bewusst, wie nah sie sich wirklich waren. Als sie sich noch einmal vorbeugte, um seine Nase mit der ihren zu berühren, sie vorsichtig umrundete, nur um sie dann zurück zu lassen, zauberte sich ein Lächeln auf die Lippen des Weißhaarigen. Jede Berührung war wie ein elektrischer Schlag, der durch sein System raste und ihn auf eine Art und Weise wachrüttelte, die er noch nie zuvor erlebt hatte. So unglaublich anders und doch vertraut, wie konnte das sein? In diesem Moment hätte ein Sturm aufziehen, der Himmel hätte sich öffnen und der Regen auf sie herabfallen können, und es wäre ihm egal gewesen. Denn in diesem Moment war das Einzige, was zählte, Aleyv. Und das unbeschreibliche Gefühl, das sie in ihm ausgelöst hatte. Sein Herz machte einen Satz, als sie sich von ihm entfernte und ihre Augen wieder öffnete, um ihm direkt ins Gesicht zu blicken. Und da war es wieder ... dieses Moosgrün, in dem er sich von Tag eins verloren hatte, das ihn gleichzeitig beruhigte und einen Sturm der Emotionen in ihm auslöste. Was sollte er in einer solchen Situation sagen? Keine Worte hätten beschreiben können, welch berauschender Orkan in ihm aufzog. Er hatte Küsse geteilt, aber dieser war anders. Dieser Kuss hatte etwas entfacht. Aber der Pyromane entschied, nichts zu sagen. Der Moment war vorbei, aber die Magie, die sie geteilt hatten, hing noch immer in der Luft. Mitten in der Nacht standen sie da, umgeben von der unvergleichlichen Schönheit des Wasserfalls und des sternenbesetzten Himmels, einander in den Armen haltend, als gäbe es nichts anderes auf der Welt. Ihre Blicke waren ineinander verhakt, als würden sie versuchen, das Unbekannte, das Ungesagte, das Unfassbare in den Augen des anderen zu lesen. Obwohl keine Worte mehr gesprochen wurden, war alles gesagt. Nonverbal - auf die schönste Art und Weise. Letztlich brach der Redakteur die Stille. "Wir sollten zurückkehren", begann er, seine Stimme klang heiser und brüchig. Er hielt inne, suchte nach den richtigen Worten, aber sie schienen einfach nicht zu existieren. Ein Mann vieler Worte verbarg sich nicht hinter dem Inazumaner - zumindest nicht im gesprochenen Wort. Auf Papier, wo man Tinte ungeschehen machen, die Spuren, das Nachbeben vermeiden konnte, sah es anders aus. Also entschied er sich lieber zu schweigen, als den Zauber der Nacht durch Falsches zu trüben.

      Im Weingut wurden sie herzlich von Adelinde, der Hausmeisterin, begrüßt, die ihnen ihr Quartier zeigte. Ein großes, komfortabel eingerichtetes Zimmer mit weitem Blick auf die Weinberge, die nun verborgen im Mantel der Dunkelheit lagen. Lediglich ihre Silhouetten waren zu erahnen und das sanfte Wiegen der Blätter im Wind zu hören. "Wir hoffen, dass Sie sich hier wie zu Hause fühlen", entgegnete sie mit einem freundlichen Lächeln. Die Nacht brachte ihnen die dringend benötigte Entspannung, Aleyv in den Federn der samtweichen Matratze, Ikuya versunken in den gekräuselten Blättern seines Buches. Am nächsten Morgen brachen sie früh auf, nachdem sie sich von ihren Gastgebern verabschiedet hatten. Ihre Reise führte sie erneut durch die beeindruckende Landschaft von Liyue, vorbei an malerischen Gebirgspfaden und ruhigen Gewässern. Schließlich erreichten sie den Jueyun-Karst, eine spektakuläre Berglandschaft, die sich über Liyue erstreckt. Sie hielten inne, um die majestätische Schönheit zu bewundern, bevor sie ihre Reise fortsetzten. Als die Reisenden die Grenzen von Liyue erreichten, wurden sie mit der üppigen, grünen Landschaft von Sumeru konfrontiert. Sie waren beeindruckt von der scheinbar endlosen Weite.
      A heart's a heavy burden.

    • Dankend, dass der Weißhaarige nun doch die Stille brach, nickte Aleyv ihm zu. "Du hast Recht... es ist schon spät geworden.", seiner Aufforderung Schwere durch ihre Zustimmung verleihend, traten die Reisenden die Rückkehr zu ihrer Unterkunft an. Das stabile Eingangstor hinter sich gelassen, gewährten die Innenräume des Weinguts Aleyv einen heimeligen Anblick. Es befanden sich schummrig leuchtende Kerzen verteilt auf Kommoden, Sekretären und einem großzügigen Esstisch in dem großen Erdgeschoss und tauchten den luxuriös eingerichteten Raum in eine melancholische Stimmung. Neben Ikuya die Treppen empor steigend, wurden sie von Adelinde empfangen, eine ruhige, doch äußerst freundlich wirkende Frau. Kaum standen sie beiderseits vor dem Zimmer das sie für heute Nacht belegen konnten, spürte die Grünäugige einen stechenden Blick aus dem Schatten. Und kaum hatte ihr Haupt sich herumgedreht um den Ausgangspunkt dieses Gefühls zu finden, erklang die tiefe Stimme des Eigentümers. "Aoyama... auf ein Wort.", wie zwei schattierte Rubine leuchteten die Augen Dilucs aus der Schwärze ihnen gegenüber hervor, seinen Körper eher locker, doch bestimmt an dem Geländer abgestützt. Beiderseits kamen sie nicht herum, dem Gastgeber kurz wortlos anzustarren, dann aber meinte der Weißhaarige, sie solle schon mal ins Zimmer gehen und es sich gemütlich machen... es würde nicht lang dauern. Aleyv nickte, schenkte Ikuya noch ein kurzes Lächeln und war dann hinter der Türe verschwunden. Alsbald diese in ihre Angeln fiel, setzte sich der Weinbauer in Bewegung, wank seinen guten Bekannten näher. "Wie kommt es, dass sich Ayoama Ikuya so gedankenlos einem Aufrag annimmt, der scheinbar seinem Intellekt unterlegen ist?", der Inhaber machte keine Anstalten seine Stimme zu sänftigen und verschränkte die Arme vor der geschwellten Brust. "Du weißt, es ist nicht meine Art mich einzumischen, aber doch packt mich hierbei die Neugier, was einen Freigeist wie dich dazu drängt, dich an ein Mädchen zu binden?", seine fragenden Augen glänzten in der dimmen Dunkelheit hervor und musterten das ausdruckslose Gesicht seines Freundes. "Den letzten Sohn der Ayoamas außerhalb von Büchern, Manuskripten und anderen Schriften zu sehen, ist ein ungewohntes Bild. Folgend dem was ich über dich weiß, kann ich mir keine andere Antwort zurecht legen, als wie, dass sie eine Art... Quelle ist für dich. Eine Quelle, für neues Wissen, das du dir aneignen kannst, ist es nicht so?", dem Pfad der mögliche Ideen folgend, legte der Rothaarige seinen Kopf leicht schief und versuchte in dem Gesicht seines elementaren Bruders eine Regung zu erkennen. Ein Seufzen entkam des Feuerbändigers Kehle und er strich sich die Haare zurück. "Und wenn es nicht so ist... was ist es dann? Welches Ziel verfolgst du mit diesem Auftrag? Du wirst dich doch nicht in die Kleine verliebt haben?", völlig bewusst legte sich der neckende Unterton in des Ragnvindr Abkömmlinge Stimme. "Sei es wie es sei... es geht mich nichts an. Doch würde ich dir raten darüber nachzudenken. Impulsivität kenne ich gar nicht an dir mein Lieber. Nun gut... Viel Glück für eure Reise und schau das du das Glühwürmchen sicher in ihr Nest begleitest... Eine gute Nacht wünsche ich.", mit jenen wohlgewählten Worten lies er den Weißhaarigen nun an Ort und Stelle stehen, trat bewusste Schritte setzend die breite Stiege hinab. Er kannte Ikuya schon eine Weile und hatte ihn als zurückhaltenden, eher ruhigen Kumpanen in sein Leben aufgenommen. Ihn so losgelöst und auf ein menschliches Wesen fixiert zu sehen, stimmte den Weinhändler nachdenklich, auch wenn er sich wie gesagt aus Sachen die ihn nicht persönlich betrafen eher raushielt.

      Aleyv hatte es sich in der Zwischenzeit in ihrem Bett gemütlich gemacht. Obwohl in ihr die Neugier brannte, was die Herren noch zu besprechen hatten, verhielt sie es sich mit dem Ohr an die Tür gedrückt zu lauschen. Stattdessen entledigte sie sich ihres Qipaos und wickelte ihren müden Körper in die weiche Decke ein. Sie wollte noch wach bleiben, Ikuya fragen, was der Besitzer ihm noch zu sagen hatte, doch geschuldet dem Alkohol und der überraschenden Entwicklung am See, verlangten ihre Glieder nach Entstpannung. Flüchtig legten sich ihre Fingerspitzen an ihre Lippen, wo sie immer noch zart den Atem des Weißhaarigen verspüren konnte. Die junge Frau kam nicht umher, um für einen Moment Zweifel an der Situation zu hegen und es dem Wein in die Schuhe schob, der in beiderseits Körper eine Impulsivität auslöste, die möglicherweise zu jenem Kuss geführt hatte. Falls es denn wirklich so wäre, musste sie sich mit dem Gedanken nun schon abfinden versuchen, was in einem tiefen, beinahe verzweifeltem Seufzen uferte. Die müden, tränenden Augen auf die Türe gerichtet, wartete die Braunhaarige darauf, dass sich die Klinke hinabdrückte und ihr Begleiter in den Raum trat, doch konnte sie ihrer Erschöpfung nicht Einhalt gebieten und war absonderlich schnell in die Schwärze des Schlafes abgetaucht.

      "... lauf, so lauf und kehre dich nicht um... das Verderben hinter dir es wütet... schrei dein Los in den Kosmos - verbleibe, ich bitte dich, nicht stumm... deine Mutter, sie war es die dich behütet... und stell dein Schicksal in des Erwählten Lebenszentrum..."

      Ausgeschlafen ging es für die Reisenden am nächsten Tag zügig weiter. Während ihrer Reise schwelgte die Stille vor, die sie beide schon gewohnt waren. Doch diesmal war es irgendwie anders. Ikuya schien mehr in Gedanken versunken als sonst und auch Aleyv konnte nicht von sich weißen, dass ihre Gedanken kreisten. Die bereits bekannten Lande Liyues hinter sich lassend, führten ihre strammen Schritte sie durch die monströsen Gebilde des Jueyun-Karst bis sie schließlich die Landesgrenzen zu Sumeru erreichten. Ähnlich dem Grün in Mondstadt, aber tausend mal üppiger, rankten sich hier wilde Wurzeln aus kilometerhohen Bäumen durch die Lüfte, beinahe jeder Fleck dieses Dschungels war mit Blumen und Blüten gespickt, Pflanzen mit einem Blätterdach das groß und breit genug war um Menschen als Regenschirmen zu dienen und weite, saftig grüne Wiesen erstreckten sich vor den Augen der jungen Frau. Sich selbst und dem was sie erkannte kaum Einhalt gebieten könnend, erklang ein verzaubertes "Fantastisch!" aus ihrer Kehle, gefolgt von einem überwältigten Lachen. Auch wenn sich die Grünäugige der dringlichkeit ihrer Reise bewusst war, konnte sie nicht anders, als diese Welt als ganzes in sich aufzunehmen und lies sich auf die Knie hinab, nur um ihre Finger das weiche, dichte Gras spüren zu lassen. Mehr noch, waren sie bereits wieder gute 5 Stunden gewandert und das ohne eine größere Pause... Ikuya drängte sie zwar nicht, doch beschenkte die Sonne sie heute mit besonders warmen Strahlen, die der Braunhaarigen die Energie aus den Gliedern zu saugen schien, anstatt sie mit welcher zu versorgen. So streckte sie ihren schlanken Körper kurz als gesamtes im Gras aus und kehrte sich auf den Rücken, nur um einen Moment der friedlichen Ruhe zu erhaschen. Die Natur sprach zu ihr, flüsterte ihr leise zu... sie konnte die kleinen Ameisen hören, die sich rund um ihren Kopf wacker den Weg durch die dichten Halme suchten... das kräftige Flügelschlagen der Vögel ... den entfernten Schrei eines Tieres, welches hier seine Heimat haben musste. Ausgelaugt entwich ihr ein Ächzen, ehe Aleyv ihre Augen schloss und für einen Moment die Wärme der Sonne genoss, ohne danach entkräftet zurück zu bleiben.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Die Nacht war ein vages Gewebe, durchwoben von der Dunkelheit, die nur durch die einsame Laterne vor dem Fenster verdrängt wurde, welche die Worte von Diluc in Ikuyas Kopf in ein neues Licht tauchte. Sein Geist war in ein Wirrwarr von Gedanken verstrickt, die vom Echo der Vergangenheit, gegenwärtigen Verwirrungen und der rätselhaften Zukunft erzeugt wurden. Wie eine Fackel, die im Regen angezündet wurde, verschwanden die Gedanken in der Dunkelheit, nur um durch neue ersetzt zu werden. Als er das Zimmer betrat, sah er Aleyv in den süßen Fängen des Schlafes. Ihr friedliches Gesicht war wie eine abgeschiedene Oase inmitten der Stürme, die seinen Geist erfassten. Die Müdigkeit zog sich bis ins Mark des Weißhaarigen, ließ die vom edlen Tropfen gelockerten Glieder schwerer als zuvor erscheinen und verlangte nach wohltuender Erholung. Dennoch nahm er es sich heraus, solange die brennenden Augenlider es erlaubten, den Kopf in seinem Buch zu versenken, ehe Ikuya übermüdet den Kampf gegen die verstreichenden Stunden aufgab. Der unausgesprochenen Erwartung entgegen empfing die dunkle Nacht den jungen Mann mit wenig Nachsicht, ließ ihn unentwegt die vergangenen Stunden Revue passieren, statt in den wohlverdienten Tiefschlaf zu tauchen. Wie auf die Goldwaage gelegt, hoch oben auf einem Podest thronend, spielte sich die Szene ihres Kusses immer wieder vor seinem inneren Auge ab. Es war wie die Verschmelzung zweier Sterne, eine Explosion von Licht und Wärme, die ihn in einen Bann zogen und nicht mehr losließ. Alle Bemühungen ihrer Reise zu Gute, das Geschehene zu missachten, wären nichtig, er konnte - wollte nicht vergessen. Wie auch? Nur ungern gab er dem rothaarigen Freund die Genugtuung, doch eventuell hielten die Worte, die er verloren hatte, eine tiefere Bedeutung inne - die Wahrheit.

      Der Anbruch des nächsten Tages brachte neue Hoffnung, verborgen unter dem trüben Blau seiner Tränensäcke, die nun die fleißige Arbeit am Abend zuvor bereuten. Während der Reise waren die Worte von Diluc, die in Ikuyas Geist gebrandmarkt waren, eine ständige Begleitung. Ihre Schritte führten sie durch die vertrauten Landschaften von Liyue und hinaus in die wilden Weiten des Jueyun-Karst, bevor sie schließlich die grüne Grenze von Sumeru erreichten. Die Ausgelassenheit und Freude, die Aleyvs Augen beim Anblick der üppigen Natur erleuchtete, brachte ein Lächeln auf Ikuyas Lippen. Ihre Begeisterung, ihre Faszination waren wie eine sanfte Brise, die die dunklen Wolken in seinem Inneren zerstreute. Als sie sich schließlich niederließ, um die Schönheit der Mutter Natur zu genießen und ein wenig zu ruhen, fand der Weißhaarige sich neben ihr wieder. Der Himmel war ein Mosaik aus himmelblauen und schneeweißen Farben, durchsetzt mit dem warmen Glanz der Sonne, die durch die grünen Blätter schimmerte. Die Melodie des Dschungels, das Rauschen der Blätter und das sanfte Plätschern des nahen Flusses wirkten zusammen wie ein Wiegenlied. Gerne hätte er das Meerblau für eine Weile geschlossen. Die Stille des Augenblicks war wie ein sanfter Kuss, der die Wunden ihrer müden Seelen heilte. Flüchtig - völlig hirnrissig - kam ihm der Gedanke, wie leicht es ihm gewesen wäre, sich auf die Seite zu rollen und auf den Unterarm zu stützen, um einen näheren Blick auf die Schönheit neben sich zu werfen. Die Anmut ihrer Umgebung war dem Inazumaner bekannt, das Antlitz der Brünetten im Vergleich aufregender, als gäbe es jede Minute eine neue Seite daran zu entdecken. Ein Grübchen, die von Sonnenstrahlen geküssten Sprossen der Jahreszeit, ein neuer Grünton im Schimmer ihrer Seelenspiegel. Alles hätte er davon erhaschen wollen, wenn auch nur für die Kostbarkeit eines Momentes. Verdammt, er hasste es, wenn andere Recht behielten. Von Professionalität konnte hier kaum die Rede sein. Wohlwissend, dass es falsch sei, kam er nicht umhin, sich vorzustellen, wie es sei, erneut eine Kostprobe zu erhaschen. Als wäre ihr Geist in der Lage war, ihn zu lesen, traf Moosgrün auf glänzendes Blau. Jeder Blick, den sie tauschten, war wie ein unbezahlbarer Edelstein, wertvoller und seltener als jeder Diamant. Während die Reisende ihren wohlverdiente Ruhe genoss, machte sich Ikuya daran, ihr Lager aufzuschlagen. Mit geübten Händen baute er das Zelt auf, das ihr Unterschlupf für die Nacht sein würde. Bevor sie die Stadt der Weisheit betraten, gab es einiges zu besprechen. Als das Zelt stand, machte er sich daran, ein Feuer zu entzünden. Die Flammen tanzten und wirbelten wie eine Gruppe feuriger Tänzer, ihre Wärme und ihr Licht eine willkommene Erleichterung in der zunehmenden Dunkelheit. Gerade als er sich zurücklehnte, um die Früchte seiner Arbeit zu genießen, hörte er ein Rascheln aus der Ferne. Sein Instinkt ließ ihn aufspringen und sich der Quelle des Geräusches zuwenden. Aus dem Dschungel trat eine Gestalt hervor. Die Flammen des Feuers tanzten auf dem Gesicht des Mannes und offenbarten seine Identität. Es war Leo, ein alter Freund aus Fontaine. "Ikuya... lange ist es her," grüßte Leo mit einem Lächeln auf den Lippen. Sein unerwartetes Auftauchen weckte bei Ikuya ein brennendes Unbehagen. Das letzte Mal, dass sie sich gesehen hatten, war es unter ganz anderen Umständen gewesen. “Welch bezaubernde Begleitung.” wandte der aquamarine Schopf zur zierlichen, elfen gleichen Gestalt, die wahrlich nicht von dieser Welt war. Hervor geneigt und ihre samtweiche Hand in seine legend, platzierten seine warmen Lippen einen zarten Kuss auf die Rückseite, wie eine sanfte Melodie, die auf den Saiten ihrer Haut gespielt wurde, und eine leise Ballade von seinen Lippen zu ihrem Herzen flüsterte. “Ihr habt Lager geschlagen? Welch glückliche Fügung, ich wollte soeben ein Örtchen für das meine finden,” verkündete er, den Blick stets auf Aleyv gerichtet. Und so gesellte sich der ungeladene Gast zu den beiden, gleich einem Parasiten, der sich eines fremden Körpers nährte.

      Die Dunkelheit kroch weiter aus den Tiefen des Dschungels hervor und umhüllte das Spektakel der Natur in ein schattiges Gewand. Ikuya ließ seinen Blick auf das tanzende Lagerfeuer fallen, dessen warmes Licht die Dunkelheit durchbrach. Jedes Knistern des Feuers erzählte seine eigene Geschichte, während das Flackern der Flammen in seinen Augen widergespiegelt wurde. Seltsam eine solch bedeutsame Bindung zu einem Element zu teilen, das einem böse Träume bescherte. Der Geruch von verbranntem Holz erfüllte die Luft. In der Komfortzone der wohligen Wärme saßen Ikuya und Aleyv, getrennt durch die unsichtbare Wand ihrer unausgesprochenen Worte. Zwischen ihnen lag das zarte Band der Intimität, gewoben aus den Fäden des vorigen Abends. Und gerade als das Feuer den Mut in Ikuya zu entfachen begann, um das Gespräch anzusprechen, durchbrach ein stolpernder Leo die Stille. Mit seiner unverwechselbaren Energie, schlug auf das Lager ein wie ein Blitz. Jeder Versuch, das Gespräch fortzusetzen, wurde durch Leos erfrischendes Lachen und seine endlosen Geschichten von seinen Reisen erstickt. Ein charismatischer Mann, der mit Worten umzugehen wusste, wie ein Maler mit seinen Pinseln. Jedes Wort, das er sprach, war wie ein sorgfältiger Strich auf der Leinwand eines meisterhaften Gemäldes. Es glich dem Spiel der Farben in den Händen eines Künstlers. Eine Fähigkeit, um die Ikuya ihn ab und an beneidete. Aber meistens sorgte es seinerseits nur für Augenrollen. Und so saß er da, gefangen zwischen dem Wunsch nach Privatsphäre und der unerwünschten Gesellschaft. Als wahrer Meister der Fähigkeit, Menschen zu lesen, beugte sich der Hydromane ein wenig näher zu Aleyv hinüber. "Deine Reise scheint weit und mühselig zu sein, ich hoffe, du findest, wonach du dich sehnst,” sprach er mit einem aufrichtigen Lächeln. Er setzte eine ernsthafte Miene auf und blickte in die Augen der jungen Frau. "Ich möchte dich fragen, ob es dir gut geht, nicht nur körperlich, sondern geistig. Manchmal ist die schwerste Last, die wir tragen, die, die niemand sieht. Ich hoffe, du hast Raum gefunden, deine Gedanken und Gefühle zu teilen, sei es mit Gefährten oder auch mit der Natur um dich herum." Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Dann lehnte er sich zurück und sah zum Nachthimmel hoch, der durch die Blätter des Dschungels kaum sichtbar war. "Weißt du, Aleyv, ich habe gelernt, dass die dunkelsten Nächte oft zu den schönsten Sonnenaufgängen führen. Egal, was du gerade durchmachst, ich hoffe, dass du immer die Hoffnung behältst, dass ein neuer Tag kommt und dass jeder Sonnenaufgang eine neue Möglichkeit bringt, die Welt mit anderen Augen zu sehen." Mit diesen Worten schloss er sein Piniengrün und ließ eine erhabene Stille in der Luft hängen. Eine Stille, die nicht unangenehm war, sondern Raum bot, die Worte zu verarbeiten und sie auf sich wirken zu lassen. Vollständig die Dschungellandschaft in Dunkelheit eingenommen und das Feuer auf seine intimste Glut reduziert, erhob Leo sich und klopfte mit einem nachsichtigen Lächeln Staub von seiner Kleidung. "Nun, meine Freunde", begann er, seine Worte mit einer betont theatralischen Geste einleitend. "Die Stunde der Ruhe ist gekommen, und ich denke, es ist an der Zeit, die Schlaf Arrangements zu klären. Es ist uns allen klar, dass eine Dame der Qualität von Aleyv nicht in die Bredouille gebracht werden sollte, die Nacht mit einem männlichen Begleiter im selben Zelt zu verbringen." Ein glatter Blick schweifte, von Aleyvs überraschten Augen zu Ikuyas irritierten. Der Weißhaarige sah, wie Leos Grinsen breiter wurde. "Mein Freund, Ikuya. Es wäre mir eine Ehre, dein Zeltkamerad zu sein." Der vorgeschlagene Tausch schlug bei Ikuya wie ein Hieb unterhalb der Gürtellinie ein, seine Augenbrauen schnellten hoch und seine Stirn kräuselte sich. Ein ungläubiges Lachen entfuhr ihm, bevor er sich schnell wieder beherrschte. "Ich... danke dir für dein... großzügiges Angebot, Leo", antwortete er schließlich, seine Worte so vorsichtig wie die Schritte auf dünnem Eis. Seine innere Ablehnung war offensichtlich, aber die subtile Unterstellung in Leos Worten ließ ihm keinen Spielraum für Widerspruch, ohne unhöflich oder respektlos gegenüber seiner Begleitung zu wirken. Mit einem schelmischen Lächeln kroch Leo in das Zelt der Männer, bevor sie sich umdrehte und den beiden ein leises "Gute Nacht" zuwarf. "Es wird gemütlich, Ikuya, du wirst sehen." riss er den jungen Herren hinter sich her. Ikuya seufzte tief, warf einen letzten Blick auf die brünette Schönheit, bevor er sich schließlich widerstrebend auf den Weg zu seinem neuen nächtlichen Unterschlupf machte. Es versprach, eine lange Nacht zu werden, gefüllt von Unruhe und genervten Kommentaren. “Könntest du mir bitte etwas mehr Platz einräumen?” beschwerte sich der Weißhaarige, in der Tonlage eines knurrenden Wolfes, während ein hörbar amüsierter Leo mehr Nähe vorschlug. "Das Teilen von Körperwärme ist eine effektive Methode, um warm zu bleiben. Unsere Körper produzieren konstant Wärme, und wenn wir eng beieinander liegen, können wir sie nutzen, um die Kälte zu bekämpfen. Es ist eine Strategie, die auf Jahrhunderte alter Weisheit und Überlebensinstinkt basiert." schlug der Fontainer den wissbegierigen Bekannten mit der einzigen Waffe, die bei ihm Früchte trug - Fakten.
      A heart's a heavy burden.

    • Die tiefe Woge der Entspannung legte sich in ihre Glieder und ließ ihren müden Körper erschlaffen. Locker lagen ihre Arme neben ihrem Torso, ihre Lunge atmete gleichmäßig und in steter Ruhe die duftende, warme Sommerluft ein, während auf ihren sonst so bleichen Wangen, sich die Strahlen der Sonne in rötlichem Glühen abzeichneten. Ein seeliges Lächeln ruhte auf den Lippen Aleyvs, die ihre Finger in dem dichten Gras vergraben hatte, räkelte ihre Zehen im frischen Wind Sumerus und öffnete dann begierig über das, was diese Lande noch für sie bereithielten, die Augen. Nur für einen Spalt, nicht mehr, wohl wissend, dass sich ihr weißhaariger Begleiter neben ihr niedergelassen hatte. Frech brachen sich die Sonnenstrahlen durch das Violett seiner Ohrringe und legten sich wie ein farbenfrohes Lichtspiel auf seine elegante Robe. Der Grünäugigen entkam ein schwereloses, schmunzelndes Lächeln. Aus diesem Winkel erschien Ikuyas Haarpracht beinahe silbern, das Wasserblau seiner Augen verlor an Farbe und leuchtete wie frischer Schnee hervor und die einfallenden Schatten gaben seinem Antlitz ein kantiges Erscheinen. Es war wie Aleyv es zu Anfang ihrer Reise schon festgestellt hatte… Der junge Mann neben ihr war von außergewöhnlicher Schönheit. Der Moment hatte sie in seine Fänge genommen und ließ ihren nun wachen Blick mit voll´ster Aufmerksamkeit auf dem Gesicht Ikuyas ruhen, welcher ihn erwiderte, ehe sich auf beider Münder ein zartes Lächeln schob. Sie brauchten gar keine Worte, um zu sprechen. Einzig und allein das Abtauchen in beiderseits endlos scheinendem Teich aus Farbe und Glanz reichte ihnen.

      Die Fronten waren schnell geklärt und der Weißhaarige bot sich beinahe selbstverständlich an, ihr Lager für die Nacht aufzuschlagen. Während im Hintergrund die Sonne ihren Abschied bekundete und die Weiten des Dschungels mit orange leuchtendem Firmament krönte, war es an der Braunhaarigen, die sich noch ein wenig die Füße vertrat. Tänzelnder Verzückung, mit einem beinahe überschwänglichen Grinsen, führte Aleyv ihre nackten Füße durch die kitzelnde Weide, als sie erkannte, dass das Gras des Abends bei Berührung zu leuchten begann. Ab und zu hastete sie einem Salamander hinterher, warf sich sogar mit dem ein oder anderen triumphalen Aufschrei in die Büsche, um die kleinen Kreaturen zu fangen, bliebt jedoch erfolglos mit leeren Händen zurück und so führten, alsbald Ikuya das Feuer entfacht hatte, ihre Beine sie zurück in das provisorische Lager. Mit einem Seufzen fiel die Grünäugige neben den prasselnden Flammen nieder und streckte zuerst ihre Hände der wärmespendenen Quelle entgegen, bevor sie in den Proviantbeutel ergriff und sich einen Apfel, sowie einen Pilz – Hühnchen – Spieß genehmigte. Sie hatten gut daran getan ihren Proviant in Mondstadt trotz der Differenzen nochmals aufzustocken, nachdem beide nicht wussten, wie lange ihre Reise wohl noch dauern würde.

      Während Aleyv nun ihre Speisen genoss, war es an dem Weißhaarigen sich plötzlich, wie von der Biene gestochen, emporzuheben und auch die Braunhaarige bemerkte nur Sekunden später die Präsenz, die sich ihnen näherte. Alsbald die Person ihrer kleinen Reisegruppe nah genug war, stellte sich heraus, dass es ein junger Mann war, der den Blauäugigen so freundlich ansprach, als hätten sie bereits eine lange Freundschaft vorzuweisen. Als sich des Ankömmlings Aufmerksamkeit jedoch auf die junge Frau richtete, verschluckte Aleyv sich beinahe an dem Bissen, der noch zwischen ihren Zähnen ruhte. Den Mund immer noch gefüllt, mit den dicken Backen wie ein Eichhörnchen aussehend, und den Spieß in der linken haltend, konnte die junge Frau nur stumm verfolgen, was der Blauhaarige, dessen Name Leo war, vorhatte. Ungeniert langte er nach ihrer freien Hand und platzierte selbstbewusst einen gehauchten Kuss auf ihrem Handrücken, welcher sich ähnlich einem unsichtbaren, warmen Fluss auf ihrem gesamten Arm ausbreitete. Irritiert starrte sie dem Grün, welches sich ähnlich dem ihren, neckisch glänzend in den züngelnden Flammen badete, entgegen, ehe sie nun endlich ihren Bissen hinabschlucken konnte. Mit jener vereinnahmenden Dekadenz füllte Leo nun auch die Umgebung und bekundete schließlich, sein Nachtlager neben dem ihrem aufzuschlagen. Während dieser nun eben damit beschäftigt war, umarmte eine wohltuende, wenn nicht weniger drängende Stille Aleyv und Ikuya, welche wie die begossenen Pudeln am Feuer saßen und sich beiderseits der klärenden Worte verwehrten. War es aus Feigheit? Oder aus dem Grund, dass gesprochenes Wort nicht rückgängig gemacht werden konnte und eventuell Leid über sie schickte, dass sie voreinander wahren wollten? Betreten hatte die Grünäugige ihre Beine angezogen und schickte ihre verzwickte Mimik in die züngelnden Flammen hinab, deren zischende Laute sich wie ein Lachen der Boshaftigkeit anhörten. Als wollten sie sie verhöhnen. Gerade eben jedoch, als sich die Person des Pyromanen für einen Moment bewegte, er Luft holte um die angespannte Stille zu durchbrechen, fiel Leo mit einem Schwall an Freude und Kommunikationsbereitschaft über die beiden her. Die schrillenden Alarmglocken verzogen sich aus den Ohren der jungen Frau, ob dem was Ikuya wohl im Sinn gehabt hätte und sie atmete tief durch. Kurz überlegte Aleyv, warum genau der Grünäugige sie permanent zu überfordern schien… warum genau diese übersprudelnde Energie ihre Sinne auf Durchzug schalten ließ… und da erkannte sie den Grund. Ein blaues, göttliches Auge glänzte im flackernden Licht des Feuers an seinem Gürtel hervor… ein Zeichen in jenem tragend, dass ihr völlig unbekannt war, doch dessen Inhalt die Natur des Burschen erklärte. Er war vom Wasser geleitet.

      Sich in dem tiefen Blau des Edelsteins verlierend, ruckte der Braunhaarigen Blick erst in die Höhe, als Leo sie offen ansprach. Einen Moment verblieb sie verdattert, dann aber überkam ein nachdenklicher Ausdruck ihr sonst so glattes Gesicht, schob Falten auf ihre Stirn. Ja, wie ging es ihr eigentlich? Doch bevor sie ihm auf irgendeine Ansprache seinerseits antworten konnte, war er bereits wieder in dem Redeschwall seinerseits eingetaucht. Hatte diese Qual denn endlich ein Ende? Aleyv presste die Lippen aufeinander und starrte zu Ikuya hinüber, ehe sie, hoffend der Blauhaarige würde den Wink mit dem Zaunpfahl verstehen, ein herzhaftes Gähnen ihrer Kehle entkommen ließ. Doch schlug ihr eigentlicher Plan fehl und der Ankömmling justierte in sekundenschnelle ihre Taktik um, beorderte den Weißhaarigen zu sich ins Zelt um ihr den nötigen Platz zu lassen. Vor den Kopf gestoßen wollte sie beinahe nach dem Arm Ikuyas greifen, unterstrich mit einem gepressten: „Das ist wirklich nicht nötig.“, ihr Unbehagen, blieb jedoch ungehört. Sich dem Ehrgeiz des Hydromanen ergebend, sah sie ihrem Begleiter untröstlich hinterher, schob mitleidig ihre Unterlippe vor, ehe auch ihre Hand zum Abschied winkte. Seufzend legte die Grünäugige dann noch zwei Äste in das bereits abgebrannte Feuer, um nicht frieren zu müssen, als sich das nächtliche Murmeln der Herren in ihre Ohren legte. Amüsiert über die Worte, die sie wechselten, geriet der müden Dame Ausdruck ins Wanken. Zuckend schob sich das ein oder andere Lächeln auf ihre Lippen, ein leises Kichern entwich ihrem Munde, ehe ihr Antlitz in Ruhe verweilte, den geschmälerten Blick hinaus aufs Sternenzelt richtend. Stetig legte sich ihr Körper nun auf den kühlen Erdboden, ein letzter Blick in Richtung der schlafenden Herren, die Luft mit dem beruhigenden Knistern der Flammen durchzogen, fernes Zirpen der Grillen… wie ein Wiegenlied ließen sie die Klänge der Nacht in den wohlverdienten Schlaf rutschen.

      „… Kind der Sterne und der Nacht… versteckt liegst du im Dunkeln… Kind der Ferne mit großer Macht.. über dein Ziel lässt sich nur munkeln… Kind der… BlAH, bLah, BLah… iCh kAnn DIeSes… diEsES… aBSchEuliChe LiEd nicHT MEhr hÖREN! SCHWEIG STILL! Furchtbar, grauenvoll, argh! Ich sagte dir, wenn du für mich singst, dann finde ich sie... ich versprach es dir, ich spüre sie auf! Und sieh einer an, wen ich da nun endlich gefunden habe…“

      Ihre Augen rissen sich gleich dem Ertönen eines Schusses erschrocken auf, doch fand sich die Grünäugige in kalter Schwärze wieder. Einzig und allein war sie es, die mit einem Leuchten, dass ihren gesamten Körper überzog, der raumlosen Dunkelheit Helligkeit spendete. „H-hallo…?“, auch wenn es sich die Braunhaarige nicht anmerken lassen wollte, so zitterte ihre Stimme vor Angst, bildete einen sanften Nebel vor ihrem Mund. Die Arme um sich schlingend, kehrte ihr schlanker Körper sich herum. „HALLO?!“, die Stimme erhebend, den Überbringer der Botschaft herausfordernd, hallte ihr Ruf nur wieder… und wieder… und wieder, ließen die junge Frau in verzweifelter Einsamkeit zurück, ehe sie ein glühendes Brennen in ihrem Rücken verspürte.

      Mit einem Zucken in all ihren Gliedmaßen verkrampfte sich der zierliche Körper der jungen Frau. Schützend hatte sie Beine und Arme näher an sich gezogen. Ihr Antlitz war in gequälte Furchen getaucht, unstet rollten ihre Augen in ihren Höhlen hin und her. Ein leises Wimmern entkam der Träumenden, mehr und mehr verkrampfte sich ihre Haltung und ließ ihre Lungen unregelmäßig mit Luft füllen ehe…

      Sich dem entgegenstellen wollend, der Präsenz Einhalt gebieten, die sich in ihr Bewusstsein gefressen hatte, wurden ihre Augen groß, weiteten sich in Ehrfurcht vor dem was sie sahen und aktivierten stockend die Fluchtreaktion im Körper der jungen Frau, welche letztendlich von Angst übermannt versteinerte. Ein meterhohes, doch in der Statur eines Menschen nicht unähnliches Wesen, baute sich vor Aleyv in die Höhe. Die Haut, die Haare, seine Finger und Kleidung… alles davon war in gleißendes Licht getaucht. Boshaft loderten die schwelenden Flammen des Kreatur in alle Seiten davon und auf Höhe des Gesichts, starrten zwei schwarze Augenhöhlen auf die Reisende hinab. „Aleyv, Aleyv, Aleyv... Du dachtest wohl du könntest dich für immer vor mir verstecken, hm? Ein lächerlicher Gedanke, wenn man weiß, dass du mit deiner Reise durch dem Kosmos überall deine Spuren hinterlassen hat! Ich musste also nur den… SEI STILL, BE(„$()?!&! Du bist es doch die die Schuld an dieser Tragödie trägt! Du musst es also nun auch ausbaden und sollst zusehen, wie ich ihr Leben verwirke!“, furios schrie die Gestalt mit schriller, verzerrter Stimme herum und Aleyv überkam das Gefühl, dass nicht nur sie die Empfängerin der prophetischen Botschaft sein sollte, die sich echoend in der Leere ausbreitete.

      … der Alb in ihren Geist eindrang und den Leib der jungen Frau zum Erlahmen brachte. Als hätte man ihre Wirbelsäule aus dem Körper gezogen, rutschten ihre Arme leblos an ihrer Brust hinab, blieben wie zwei weichgekochte Nudeln neben ihr liegen. Die Kraft wich ihr aus den Beinen, welche sich schlaksig mit dem Erdboden verbanden. Lediglich ihre Augen wehrten sich gegen die Übernahme, verfolgten das Treiben in ihrem Unterbewusstsein, flogen zackig von links nach rechts. Murmelnd, beinahe als hätte man sie ihrer Fähigkeit zu Sprechen ebenso beraubt, drängten sich schwache Worte des Widerstands über ihre Lippen. Kraftlos formte ihr Mund ein leises „Nein“, gefolgt von einem „Verschwinde.“. Eine Zeit lang war sie in diesem Käfig der Unfähigkeit gefangen, ehe der Parasit von ihr abließ, seine Aufmerksamkeit etwas anderem schenkte und das war der Moment, wo das Leben in den Körper der Dame zurückfand. Zart zuckten ihre Finger empor, ihre Lider flatterten im Rhythmus ihres angsterfüllten Herzens…

      Vorsichtig nun einige Schritte zurücksetzend, versuchte die Grünäugige zu fliehen, doch waren die Sinne der Kreatur schneller. Zackig hatte sie ihre Gestalt mit den glühend heißen Fingern umschlossen, drückte ihr die Luft aus den Lungen, hob sie empor und führte sie sich näher an ihr Gesicht. „Warte nur Aleyv… ich bin dir dicht auf den Fersen und bald schon, ja bald, wirst du in jeder dunklen Ecke den Feind sehen und in einer… in einer werde ich auf dich – ARGH!“, der Kopf des Monsters flog schlingernd nach vor, beinahe, als hätte jemand auf ihn eingeschlagen. Das Gebilde aus Feuer und Licht riss sich herum und schrie: „FANGT SIE WIEDER EIN! Wie konnte sie sich aus den Fesseln befreien?! Ich sagte doch - !“ Sich in den Fängen des Monsters windend, schaffte die junge Frau es beinahe sich frei zustrampeln, als der Griff um ihre Person verschwand und sie in die endlos scheinende Dunkelheit fiel.

      ... Mehr und mehr Kraft konnte Aleyv schöpfen, mehr und mehr wurde sie wieder die Gebieterin ihres Leibes und gerade, als sie die Verbindung selbst kappen wollte, riss diese, ausgelöst durch den fehlenden Kontakt und schickte den Geist der Grünäugigen zu schnell wieder in die irdische Welt und ließ sie in einer Schockstarre zurück.

      Ihren Ohren war das Hören verwehrt, einzig und allein ein dumpfes Pfeifen vernahmen sie. Die tränenden Augen in die Ferne schickend, einen Punkt erspähend, den nur sie sehen konnte, spürte sie ihre brennende, nach Luft verlangende Lunge, derer Wunsch sie nicht nachkommen konnte. Ein erstickender Laut kaum über ihre Lippen. Sie wollte schreien, der Angst die sie besetzte Klang verleihen, doch rührte sich kein Muskel in ihr. Von rechts drängte sich dann ein gleißender, weißer Schein in ihr verschwommenes Blickfeld. "Aleyv..."... Panik kroch hoch in ihr… das Wesen musste sie gefunden haben… aber wie… wie nur? "Aleyv...!"... Unfähig sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen, war ihr panischer Blick auf die Gestalt gerichtet, dass sich mit einem breiten, in schwarz getauchtes, verzerrt wackelndes Grinsen über sie beugte. "ALEYV!" ... Zuckend bebte ihr Kopf von links nach rechts, ihr gesamter Leib zitterte. Gepresst kroch ein gequältes, krächzendes Wimmern der Angst aus ihrer Kehle. Als sich jedoch das Haupt der Kreatur hinabbeugte und das dunkel in den Augen dem beruhigenden blauen Schleiern eines ihr bekannten Wesens wich, stockte Aleyv in der wenigen Atmung die ihr erstarrter Körper zuließ. Sie war in Sicherheit... und das vor ihr war... als würde man sie vom Grund eines Sees emporziehen, riss es ihren Oberkörper in die Höhe. Gierig schnappte die Braunhaarige nach Luft, füllte ihre leidgeprüften Lungen pfeifend mit der Kühle der Nacht und ließ den vernebelten Blick auf das vertraute Antlitz gleiten. Die flammend lodernde Mähne wich den glatten Haaren Ikuyas… das schräge, falsche Grinsen formte sich in angespannte Lippen und die Schwärze der Augen verzog sich, so dass Aleyv dem besorgten, wenn nicht minder schockierten Blau entgegenblickten konnte. Er war ihr so nah, hielt den verschwitzen Kopf ihrerseits geborgen in seiner Hand. Den schnellen, unregelmäßig Atem kaum beruhigen könnend und Tränen der Furcht in ihren grünen Augen spürend, kam die Braunhaarige nicht darum her, Schwäche zu zeigen. Bebend fiel sie der bergenden rechten Schulter des jungen Mannes entgegen und vergoss, froh dem Albtraum entkommen zu sein, doch in Mark und Bein erschüttert von dem was ihr wiederfahren ist, leise schluchzend ihre Tränen.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Tänzelnd und gewunden ergab sich der Körper des Mannes schließlich der zwingenden Schwere seiner Lider, versank in einen flachen Schlaf, der kaum Erholung versprach. Ihre Duftnote hing noch in der Luft, wagte den Weg hinter die windabweisende Baumwollbarriere, doch die Wärme ihrer Ausstrahlung, die hypnotisierende Aura, der sich der Weißhaarige zuvor kaum bewusst war, fehlte in diesem Moment, in dem er darauf verzichten musste. Es war erstaunlich, wie rasch man sich an die Gesellschaft eines anderen gewöhnen konnte - mehr noch, wie man sich plötzlich nach dieser sehnte. Die schwebende Leichtigkeit ihrer Nähe fehlte in den vermeintlich erholenden Stunden und hinterließ ihn mit einer schnarchenden blauhaarigen Kreatur, deren schlaftrunkene Laute verblüffend an die eines Seeungeheuers erinnerten. Das flehende Flüstern, kaum lauter als ein Hauch und vom nächtlichen Wind hinfortgetragen, wie brechende Wellen an einem schäumenden Ufer, erreichte weder den einen noch den anderen Mann hinter den blassgelben Laken. Erst das wiederholte Durchbrechen der unterdrückten Stimme ließ Ikuya in der Dunkelheit blinzeln, schlaftrunken und nur langsam in der Gegenwart ankommend. Wie von einem unsichtbaren Faden gezogen, dem Befehl, sich zu rühren, gleich einer Marionette gehorchend, richtete sich der Pyromane auf und lauschte in die Stille. Irreführt vom eigenen Herzschlag fiel es ihm schwer auszumachen, welches Geräusch ihn aus dem Schlaf gerissen hatte, dennoch folgte er dem undefinierbaren Knoten in der Magengegend. Es war, als hätte sein Herz eine unheimliche Melodie vernommen, die seinen Ohren verborgen blieb.

      Als er den Stoff des Eingangs beiseite schob, bot sich ihm sogleich die Antwort auf seine Frage. Die erstarrte Gestalt einer Frau starrte mit geweiteten Augen in die Dunkelheit, ihr Antlitz überschattet von Ehrfurcht und Schock. "Aleyv?" erkannte der junge Redakteur seine Begleiterin in der zitternden Silhouette. Was trieb sie in den tiefen Abendstunden alleine außerhalb ihres Zeltes? Die Glut der Feuerstelle war bereits erloschen und eine sichtbare Gänsehaut bedeckte ihre Glieder. Ihrem Blick folgend suchte sein blauer Blick die Geister, die sie zu jagen schienen, nur um festzustellen, dass sie nicht mehr als das zu sein schienen - Trugbilder, gespenstisch und nicht vorhanden. Eine Welle der Sorge durchströmte ihn, als er erkannte, dass sie in einem Albtraum gefangen war. Ikuya war unsicher, wie er reagieren sollte. Er wollte Aleyv helfen und sie aus ihren Qualen befreien, aber er wusste nicht, wie er vorgehen sollte. Sprach nicht die alte Weisheit davon, dass man Schlafende nicht wecken sollte? Er beobachtete sie aufmerksam, während sie in ihrem Kampf die Augen unruhig bewegten und in Panik zu geraten schien. Sein Herz schmerzte bei dem Anblick und er wünschte sich, er ihre Ängste vertreiben zu können. “Aleyv!” rief er ihr entgegen, immer wieder, wie eine unendliche Melodie, als zu erkennen war, dass der Brünetten der Atem auszugehen drohte. “Folge meiner Stimme. Ich bin hier,” umfasste er sie an den Armen, geschockt vom leeren Ausdruck ihrer grünen Augen, die sonst die größte Lebensfreude ausstrahlten, die ihm je begegnet war. Sein Herz pochte wild in seiner Brust, als er ihr verzerrtes Gesicht und ihr gequältes Wimmern sah. “Verflucht, du musst atmen, ALEYV,” durchbrach sein verzweifelter Schrei jene schallende Barriere, die eine Reaktion ihrerseits verhindert hatte, ehe sich ihre Kehle keuchend mit Luft füllte. “Den Sieben sei Dank,” murmelte er, bevor die zitternden Arme des Mannes sich um die schmalen Schultern seines Gegenübers legten. “Du bist in Sicherheit.”
      Als der Albtraum sie schließlich losließ und Aleyv wieder zu sich kam, durchströmte Ikuya eine Welle der Erleichterung. Er sah die Tränen in ihren Augen und erkannte, wie sehr sie vom Erlebten gezeichnet war. Ohne zu zögern zog er sie sanft an sich, um ihr Trost und Geborgenheit zu spenden. "Ich bin bei dir. Du bist nicht allein." Fest in seinen Armen, an die tobende Brust gedrückt, gab er ihr Zeit, ihre Tränen zu vergießen und sich zu beruhigen. Er wollte ihr helfen, Vertrauen zu fassen und sich sicher zu fühlen. "Es ist vorbei," sagte er leise und strich sanft über ihr Haar. Behutsam führte er sie ein paar Schritte zurück, weg von der Gefahr, die sie einst sah. Seine Augen durchbohrten die Dunkelheit, wachsam und bereit, jede Bedrohung abzuwehren - doch da war nichts als die tiefe Schwärze der Nacht. Noch immer hielt er sie, während sie schluchzte. Seine Berührung war sanft und tröstend, und gemeinsam knieten sie dort, eingehüllt in die Stille der Nacht. Er war entschlossen, sie zu beschützen und ihr beizustehen - komme was wolle. Was zur Hölle war nur geschehen?
      A heart's a heavy burden.

    • Ihre von Panik eng geschnürte Brust, erleichterte sich nur mäßig und auch ihre stockend nach Luft ringenden Lungen, kamen ihrer eigentlichen Aufgabe nur spärlich nach. Die schützende Umarmung des Weißhaarigen jedoch brachte ihr einen Teil ihrer Fähigkeiten, wieder Herrin über ihren Körper zu werden, zurück. Langsam nun, dem Klang ihres aufgeregten Herzens in ihren Ohren lauschend, war es der Rythmus des jungen Herren Atmung, die Aleyv dazu brachte, sich wieder zu beruhigen. Fest hatten sich der Brünetten Hände in den Stoff an seiner Taille geklammert, während Ikuya ihr zur Seite stand und ihren kleineren Körper in einer zärtlichen, doch äußerst behütenden Umarmung barg. Der Klang seiner Stimme setzte ihr die Ruhe ins Herz und ließ sie langsam an die Rast herankommen, die sie verlangte, um das Gesehene zu vergessen. Den Fluss ihrer Tränen, konnte und wollte die Dame jedoch im Moment nicht unterbrechen... es war erleichternd, dem lebendigen Gefühl welches sie überkam, nachzugeben und nicht wie zuvor, Gefangene im eigenen Leib zu sein, unfähig auch nur irgendeinen Muskel zu rühren. Vorsichtig glitten die Finger des Feuerbändigers über ihr Haupt, wieder und wieder strich er mit bedachter Behutsamkeit über ihre Haare um ihr den Schutz zu spenden, der ihr zuvor verwehrt war. Es bescherte der Grünäugigen einen Moment der Entspannung, etwas, dass ihren Geist beruhigte und gleichsam an Fassung gewinnen ließ. Stet trat der Weißhaarige mit ihr in seinem Arm nun den kurzen Rückweg zu ihrem Zelt an. Mehr und mehr versiegte das angsttriefende Schluchzen Aleyvs und wich den beruhigend, doch nun sehr laut und ungeordnet klingenden Klängen der Nacht und des Dschungels. Neben der versiegten Feuerstelle kniend, schloss die Braunhaarige für einen kurzen Moment ihre Augen um ihre Lungen nun ein letztes Mal, zittrig, ja beinahe schon abgehakt, mit Luft zu füllen, ehe ihre Atmung sich wieder normalisierte und der Schock des Erlebten aus ihren Glieder gewichen war. Vorsichtig schälte die junge Frau sich nun aus der Umarmung des Weißhaarigen, machte aber keine Anstalten den Abstand zu vergrößern, gar noch weiter von ihm wegzurutschen. Schulter an Schulter saßen sie nun in der umwebenden Dunkelheit und ertrugen die Stille, die in diesen Augenblicken viel zu laut war. Sich die Wangen trocken wischend, hob Aleyv ihre Arme an und führte ihre Hände über die nassen Backen, rieb sich kurz ihre Augen und schniefte die verstopfte Nase. "Meinst du... du könnstest etwas Licht machen?", mit einem schwachen Nicken in Richtung der Feuerstelle, schlang die Grünäugige ihre Arme um sich und sah kurz fragend zu dem Weißhaarigen empor, welcher ihren Blick jedoch vertröstend abfing. Er meinte dann, es wäre zu gewagt, nun ein Feuer zu entzünden... wenn Leo nicht von seinem Geschrei geweckt wurde, dann würde spätestens das Licht des wärmenden Elements ihn wecken... und nach dieser Aufregung konnte er wohl getrost auf das Plappermaul verzichten... schon allein ihretwillen. Aleyv nickte verstehend, wog jedoch einen Augenblick lang ab, ob dies die einzigen Gründe waren, warum Ikuya ihrem Wunsch nicht nachgehen wollte. Wohl wahr, Leo war ein menschgewordener Wasserfall aus Worten, doch grämte sie sich nicht an seiner Präsenz... ob es für den Weißhaarigen anders war, ob er ihre Person in diesem Moment für sich alleine haben wollte, konnte Aleyv nur mutmaßen. Sein Wunsch nach Ungestörtheit aber, zeigte der Reisenden aber durchaus, dass Ikuya die einsame Zweisamkeit mit ihr wohl nicht teilen wollte. Und das schenkte der jungen Frau ein Lächeln, welches sie jedoch unterdrückt auf ihren Lippen ruhen ließ.

      Die Frage aus dem Munde ihres Begleiters danach, was ihr wiederfahren sei, ließ länger auf sich warten, als Aleyv gedacht hatte. Sicher, ihr Bewusstsein musste das, was ihr Körper erfahren hatte, erst verarbeiten, um im Nachhinein geordnet darauf eingehen zu können. Ikuya tat gut daran, nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen und ihr eine Bürde aufzuhalsen, nur weil des Erlebte ihrerseits für seine Augen nicht sichtbar war. So presste die junge Frau ihre Lippen aufeinander und schickte den entkräfteten Blick in die Ferne hinaus, zwischen den beiden stoffenen Türen hindurch, die klar leuchtenden Sterne beobachtend. Ein tiefer Atemzug ihrerseits durchdrang die Stille, als sich Aleyvs Blick ins innere des Zeltes begab und sich an ihre Knie heftete, die sie schrägrechts liegend hatte. Ihre Stimme zu einem Flüstern gesenkt, begann sie zu sprechen... "Es begann wie immer... ich fiel in den Schlaf, ich träumte nichts... und hörte bloß das Schlaflied meiner Mutter in meinem Kopf welches... welches davon sprach, dass ich, versteckt um Dunkeln liegen würde... wie es ja auch war, hier in diesem Zelt, bei Nacht... als sich die Stimme dann aber plötzlich änderte, als sich der Raum in dem ich mich befand, änderte... ich machte meine Augen auf, war nicht mehr... hier... und erkannte ein Wesen... aus Licht und Feuer... gleißend heiß und doch so kühl... es sprach davon, mich gefunden zu haben, dass es meine Reise verfolgen konnte und mich bald schon finden wird...", angestrengt versuchte die Braunhaarige das gesprochene Wort der Kreatur wiederzugeben, doch musste sie zu ihrem Entsetzen feststellen, dass schon jetzt, kaum 10 Minuten später, nichts mehr davon, was ihr so lebensecht vorkam, in ihrem Gedächtnis verblieben ist. "Es war furchtbar... ich wollte mich aus den Klauen dieses Ungetüms winden, als es mich packte... es kam mir vor, als würde es mir den Kopf vom Rumpf beißen wollen... unfähig zu unterscheiden ob es denn nun echt war oder eine Scharade die mein Geist mir spielt, war mein Ziel klar... ich musste aus diesem Albtraum erwachen... spätestens als dieses Wesen dann verschwand und mein Bewusstsein wieder frei ließ, wusste ich, dass das was ich sah, durchaus der Wahrheit entsprach... die Fratze hatte mich verfolgt... legte sich wie das Abbild des Teufels in die Schwärze der Nacht und ließ meinen Blick verschwimmen... ich erkannte nichts wieder... ich erkannte dich nicht wieder...", stockend war ihre Stimme geworden, als sie das Erlebte Revue passieren ließ und sah dann mit verstörtem Blick, zögerlich an der Statur des Weißhaarigen empor, ehe das dunkel hervorglitzernde Blau sich dem schlehenden Grün zu erkennen gab. "Und was mich nachdenklicher stimmt... ich habe das Gefühl, dass diese Kreatur nicht nur mit mir gesprochen hat. Es gab auch eine zweite Person in diesem Raum, die jedoch nicht zu erkennen war... Be... so hat es dieses Monster angesprochen... der Rest des Namens war leider undeutlich...", fragend zogen sich der Brünetten Augenbrauen hinab, bildeten ein gekräuseltes Meisterwerk der Skepsis, alsbald erneut ein untröstliches, mit Schwere gespicktes Seufzen das kleine Zelt durchbrach. Zögerlich kippte ihr Oberkörper zur Seite... einen Moment länger hatte Aleyv mit sich gerungen, jene Bewegung zu wagen, aber warf sie ihre Bedenken in diesem Moment einfach über Bord und lehnte ihren schweren Kopf an die Schulter ihres Begleiters. Ein Schauer zog sich ihre Wirbelsäule hinab hinterlies eine Gänsehaut auf ihren Armen. Unauffällig verschränkte Aleyv ihre Arme wieder vor ihrer Brust und schniefte erneut leise. Es war kalt geworden und ihr Körper schrie mehr als zuvor danach, endlich Ruhe zu bekommen und sich dem wohlverdienten Schlaf hinzugeben. "Ikuya... hast du eine Decke eingepackt?", stacksig griffen die Arme der jungen Frau nach dem Proviantbeutel, wohl wissen, dass sich in dieser wohl nicht erfragtes Ding befand...

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    • Das Flüstern des Dschungels legte sich wie eine Sinfonie der Stille über die Nacht, während das aufgeregte Schnauben nach Luft einem stetigen Atem wich. Jeder ihrer Worte hallte in seinen Ohren wieder, wie eine einzelne Note, die der Weißhaarige zu einem melodischen Abbild Aleyvs größten Albtraumes komponieren musste, um sich einen Reim daraus zu machen. Ikuya hörte geduldig zu, ohne jegliche Unterbrechung seiner kreisenden Gedanken und den unendlichen Fragen Gehör zu verleihen. Die arme Frau war überfordert genug, da konnte sie sicherlich auf den Input ihres Begleiters verzichten. Ihre Berührung war so leicht wie die Federn eines Vogels auf seinem Arm und dennoch fühlte es sich an, als trüge er das Gewicht von Unruhe und Besorgnis, die sie mit sich trug. Sein Kopf neigte sich fast automatisch ihrem Haupt entgegen, die Berührung so flüchtig wie der Wind, der durch das Lager zog. Mit ihrer Stirn an seiner Schulter gelehnt, fühlte er, wie sein Herz einen Schlag übersprang. Als bitte sie ihn um Nähe, um Schutz, und er konnte nicht anders, als ihr diesen zu gewähren. Ihre Körperwärme war eine sanfte Erleichterung gegen die kühle Nachtluft, eine Erinnerung an die Zerbrechlichkeit der Menschheit inmitten der endlosen Wildnis. Eine Erinnerung an den Umstand, dass Aleyv - so magisch und bezaubernd sie auch war - nicht unsterblich war. Es war die kalte Brise, der ihren erschütternden Körper zittern ließ. Der Mond warf seinen Silberschleier über die Szene, verlieh alles in ein sanftes Licht, das die Schrecken der Dunkelheit für einen Moment vergessen ließ. Das Monster in ihrem Traum, das sie zu verschlingen drohte, hinterließ einen Abdruck in Ikuyas Hirn. Ihre Worte hatten eine neue Saite in ihm zum Klingen gebracht, einen Ton, den er nicht erwartet hatte. Be... wer könnte das sein? Er spürte, wie seine Gedanken wie wild herum wirbelten, auf der Suche nach einer Antwort, einem Hinweis, einem Weg, der ihnen helfen könnte. Hirnrissig und fern, kaum verständlich für die Wesen dieser Welt und doch glaubte der Weißhaarige ihr jedes Wort. Der Horror in ihren Augen war echt und auch ihn beschlich das unwohle Gefühl, dass mehr als ein träumerisches Trugbild dahinter steckte. Er hörte ihr leises Flüstern, während sie nach dem Proviantbeutel griff und ihre Worte in die Stille fielen. Mit einem sanften Nicken erhob er sich, holte die Decke aus dem Zelt hervor und legte sie um ihre Schultern, wobei seine Hand einen Moment lang auf ihrer Schulter verweilte. Die Kühle der Nacht verblasste ein wenig, als die Decke sie in einen Kokon aus Stoff hüllte. “Du solltest versuchen zu Kräften zu kommen. Ich werde über dich wachen.” Ein leises Versprechen, das über dieses verstörende Erlebnis hinausging. Die Erschütterung, noch immer tief im Mark sitzend, hielt Ikuya es für weise, seine Gedanken erst mit dem Aufgehen der Sonne und der Verabschiedung der Dunkelheit zu teilen.

      Es trug eine gewisse Ironie, dass der Kerl, der sonst ein sprudelndes Energiebündel war, gerade jetzt tief und fest schlief, während die Nacht so deutlich mit Aleyv sprach. Das Monster aus ihrem Traum, das sich ihr aufgedrängt hatte, war ein Schatten, den er nicht miterlebt hatte und sicherlich für nichts als ein Ammenmärchen halten würde. Ein Mechanismus, ihn von ihrer Seite weichen zu lassen, wie ein Bannzauber, der böse Geister hinfort trieb. Leo hatte sich schlafen gelegt, eingehüllt in den warmen Mantel, aber was keiner wusste war, als die Worte von Aleyv durch die Nacht hallten, auch er erwachte. Nur wenige Schritte entfernt, hatte er die Stimmen leise gehört, wie flüsternde Geister, die in der Dunkelheit schwebten. Der Hydromane spürte, wie der Boden unter ihm atmete, und hörte das leise Rauschen der Bäume im Wind. Sein Herz pochte in seinem Brustkorb, als er die Worte hörte, die durch die Stille drangen. "Be..." Ein Schauer lief ihm über den Rücken, als er das hörte. Ein Monster aus Licht und Feuer... es ließ ihn an die Legenden denken, die er als Kind gehört hatte. Aber das konnte nicht sein, oder? Er hörte, wie Aleyv sich nach einer Decke erkundigte und schloss unweigerlich die Augen. Das leise Rascheln des Stoffes war zu hören, als Ikuya die Decke aus dem Zelt zog und anschließend auf die Schultern des Mädchens legte. Ein Teil von ihm wollte aufstehen, zu ihnen gehen und etwas sagen, irgendetwas, um die Schwere der Stille zu durchbrechen. Aber er tat es nicht.

      Mit dem Erwachen des nächsten Morgens war das Antlitz des Dschungels von einer goldenen Wärme überzogen. Das Rauschen der Blätter hatte sich verstummt, als ob die Natur ihren Atem anhielt, um auf die Enthüllung des kommenden Tages zu warten. Doch unter der friedlichen Fassade verhüllte sich die drückende Last der Unsicherheit, der ungewissen Bedrohung.

      Ikuya war der erste, der die Augen öffnete, sein Blick auf das Zelt gerichtet, das die schlafende Aleyv beherbergte. Er hatte die ganze Nacht Wache gehalten. Doch der Morgen brachte wenig Linderung. Das Monster war in seinem Kopf verankert, nun ein Teil seiner Gedankenwelt, eine dunkle Wolke, die alles überschattete. Nun, er liebte Rätsel, jedoch nicht um jeden Preis.

      Leo, auf der anderen Seite des Lagers, rieb sich die Augen und streckte sich, bevor er sich zu Ikuya gesellte. Das Gespräch der vergangenen Nacht lag wie ein Gewicht auf ihm, eine unerträgliche Bürde, die er mit sich herumtrug. Seine Augen waren mit Sorgen gefüllt, seine Stimme zögerlich, als er Ikuya fragte, "Was ist gestern Nacht passiert?” Der Weißhaarige schaute ihn lange an, bevor er antwortete. "Aleyv wurde von einem Monster in ihren Träumen heimgesucht." Die Worte Ikuyas hingen in der Luft, während Leo auf seinen Gedanken herumkaute. Er hatte die Monster und Legenden seiner Kindheit im Kopf, die Bilder von loderndem Feuer und strahlendem Licht, die durch seinen Verstand flackerten. Sein Blick wanderte zu Aleyvs Zelt, dann zurück zu Ikuya. "Vielleicht sollten wir den Exorzisten Chongyun aufsuchen. Möglicherweise weiß er mehr oder hat gar einen Bannspruch in seinem Ärmel. Eine Weiterreise wäre gefährlich.", sagte Leo mit einer Ernsthaftigkeit, die selten zu sehen war. "Wir können nicht riskieren, dass Aleyv wieder von diesem Monster heimgesucht wird, nicht unter dem wachsamen Auge der Akademia. Wer weiß, was sie mit Aleyv machen würden, wenn sie davon erfahren." Nickend legte sich der Ernst über die blauen Augen des Pyromanen, bis das Sirren des Verschlusses von Aleyvs Zelt seine Aufmerksamkeit gewann.
      A heart's a heavy burden.

    • Die schwindelige Müdigkeit überkam sie just in dem Moment, als der Weißhaarige nach seiner kurzen Suche nach der erfragten Decke wieder zurückkam und ihr jenen festen Stoff um ihre Schultern legte. Aleyv schloss unwillkürlich die von Panik gebeutelten Augen und spürte wie eine unglaublich Leichte sich in ihren Brustkorb schlicht. Bewusst ausatmend, den warmen Atem zwischen ihren leicht geöffneten Lippen entweichen lassend, sog sie die heimelige Berührung des Redakteurs in sich auf und wollte ihn am liebsten darum bitten, erst gar nicht von ihrer Seite zu weichen. Groß erschienen der Grünäugigen Augen, als sie den Blick des jungen Mannes suchten, der ihr ein ritterliches Versprechen gab und sie dann doch allein in dem kleinen Zelt zurück ließ. Kurz noch fühlte es sich für sie an, als würden die dünnen Zeltwände sie erdrücken wollen... um die Abstinenz des jungen Herren zu wissen, auch wenn seine Person nur wenige Meter vor ihr verweilen würde, beängstigte die Braunhaarige mit einem Mal. Eher der Ratlosigkeit hingegeben, suchten die klein gewordenen Augen Aleyvs noch kurz den Boden des Zeltes ab. Warum wusste sie selbst nicht so wirklich. Wollte sie Zeit schinden? Wollte sie insgeheim doch wieder vor die schützenden Türen treten, den jungen Mann an der Hand nehmen und ihm zum Bleiben zu bitten? "...!!!", beinahe zeitgleich, als dieser Gedanke sein Ende gefunden hatte, schoss der jungen Frau die heiße Röte auf die Wangen und veranlasste ihren Atem stocken zu lassen. Warum nur bat ihr Unterbewusstsein sie danach? Nichts davon wäre noch vor 4 Tagen eine Frage für sie gewesen... und nun... verbittert zogen sich ihre Lippen zu einer dünnen Linie, während ihre unsicher zusammengekniffenen Augen ein letztes Mal versuchten, hinter die stoffene Fassade zu blicken, vor welcher sich der benannte Grund ihrer Unsicherheit aufhielt. Aleyv entkam ein Seufzen, doch kehrte ihr Körper um, legte sich nieder auf jene Stelle, wo sie auch zuvor ihre Ruhe gefunden hatte. Es war ihr zuwider, nun erneut in einen Schlaf abzurutschen, der ein solch desaströses Ende nehmen könnte... doch ergaben sich der Braunhaarigen Glieder dem schreienden Gefühl der Müdigkeit in jenen und sie verlor das Spiel gegen ihren Willen, die benötigte Ruhe vor sich herzutreiben wie ein Bauer sein Vieh. Die Dunkelheit umwob ihre Wenigkeit, verschluckte sie in zeit- und raumlose Sphären und bescherte ihr nun seit langem, den ersten traumlosen Schlaf, der sich entgegen der anderen, befremdlich leer anfühlte.

      Am nächsten Morgen wurde die Dame von leisem Stimmengewirr geweckt. Unstet hoben sich die von sonderbarer Schwere heimgesuchten Lider in die Höhe und eröffneten Aleyv eine verschwommene Sicht auf das dimm beleuchtete Innere des Zeltes. Mit einem leisen Murren richtete sich die gähnende Schönheit auf und streckte die Arme nach oben durch, ehe sich ihr Körper, verlangend nach Energie, zart herumräkelte. Versuchend so abstrakt nun Leben in ihre bleiern wirkenden Glieder zu bringen, klärten sich die Sinne der Braunhaarigen und die Wörter der jungen Herren vor ihrer Behausung wurden schärfer in Ton und Sprache. "Wer weiß, was sie mit Aleyv machen würden, wenn sie davon erfahren."... es war Leo, der diesen Satz von sich gab und der Reisenden ein Fragezeichen ins Gesicht setzten. Sie waren schon sonderbar aus dem Konzept gerissen, jene Wörter die einen Umstand ansprachen, die ihre Sicherheit auf Teyvat in Frage stellte. Sich noch kurz die Augen reibend, stand Aleyvs Entschluss jedoch fest... sie brauchte eine dringende Erfrischung von dieser turbulenten Nacht. Denn auch wenn ihr der Schlaf dann wohl doch gereicht hatte, spürte sie lähmende Zähheit die ihren Körper besetzte. So krabbelte sie auf allen vieren zu dem Reißverschluss der Vordertüre, umfasste die metallene Vorrichtung und zog sie mit einem sanften Surren empor. Das gleißende Tageslicht legte sich brennend in ihr Grün und veranlasste sie ihre Hand vor die Augen zu heben. Stacksig kroch ihre schlanke Gestalt aus den schützenden Stoffbahnen hervor, ehe das erste was sie an diesem warmen Sommertag vernahm, das Grün der Augen ihres neuen Kumpanen war. Leo sah sie mit sonderbarer Sorge in seinem Blick an, welche er schlecht in jenem verdecken konnte. Nur kurz darauf schwenkten ihre Augen in Richtung Ikuyas, dessen dunkle Schatten unter dem frischen Meerblau immer größer zu werden drohten. "Guten Morgen...", gezwungenermaßen schob die Braunhaarige ein schmales Lächeln auf ihre Lippen, dem Weißhaarigen die Erinnerungen an letzte Nacht nicht verwehren könnend und dem Grünäugigen nicht mehr Informationen geben wollend wie nötig. War sie dennoch im Unwissen darüber, dass Leo bereits Bescheid wusste, über jene Momente, die sich heimsuchten.

      Ein kurzer Plausch entwickelte sich zwischen den drei Parteien. Höflich nach dem jeweiligen Befinden fragend und ob der Schlaf den angenehm war, besprachen die beiden Männer im Anschluss noch ihre Weiterreise, während Aleyvs Blick die Ferne suchte. Verstohlen griff sie sich in den Nacken und konnte auf jenem einen unliebsamen, klebrigen Film aus Schweiß und Dreck vernehmen. Sie fühlte sich furchtbar, auch wenn sie es nicht zugeben konnte. Das Gespräch der jungen Herren wurde lebsamer, als ihre gestresste Stimme den Faden beider Wörter kappte, wie eine Axt das Holzscheit. "Ich... ich würde mich vor unserer Weiterreise gerne waschen gehen. Die letzten Tage waren ziemlich... aufreibend... und ich könnte eine kurze Erfrischung gut gebrauchen...", tief holte sie nach jenen Worten Luft um ihre brennenden Lungen zu füllen und traf auf die eher unbegeisterten Blicke der beiden. Warum fühlte es sich an, als bräuchte sie eine übertriebene Menge an Mut, diesen Wunsch auszusprechen? War es der Umstand, dass die Herren ganz unweigerlich die Rollen von flankierenden Soldaten ihrerselbst annahmen? Oder das eventuell doch mehr Gefahren in der Wildnis von Sumeru lauerten als sie sich ausmalen konnte? Doch war es der Blauhaarige, der nickte und ihr zusprach, diesem Gefühl doch auch nachzugehen, wenn sie es brauchte. Auch wenn er darauf eine verärgerte Gegenstimme ihres Begleiters erntete. Doch Aleyv lächelte nur dankbar und kehrte am Stand um, nur um ihre baren Füße durch das warme Gras zu führen, weg von dem Lager. Sie hatte die kleine Lichtung gestern schon entdeckt und hörte nun von weitem schon das rauschende Wasser. Die Klänge von jenem wie einer hypnotisierenden Melodie folgend, erblickte Aleyv die Schönheit des Unterholzes dieses weiten Dschungels. Noch bevor sie begann, sich ihres Qipaos zu entledigen, genoss die Braunhaarige die Verzückung des Momentes, der sich wie eine feuergezeichnete Narbe in ihre Gedächtnis brannte. Kurz, aber nicht weniger aufmerksam, huschte ihr Blick von links nach rechts, ausmachend, ob sie denn wirklich die Einzige hier war, ehe Aleyv mit Bedacht die Knöpfe an ihrem Kragen öffnete. Sorgsam strich sich die junge Dame den Stoff von den Schultern und stieg wenige Momente später aus dem engen Kleid, nur um es auf einem Felsen neben sich abzulegen. Der dünne Stoff des Unterkleides kräuselte sich gewagt durch den sanften Wind empor, umsäumte ihre schlanke Figur neckisch. Vorsichtig, mit angehobenen Armen um die lauerenden Schrägheiten des von dicken Steinen gesäumten Flussbettes auszubalancieren, stiegen die langen Beine der Dame wadentief ins Wasser, welches sie wie eine Welle der eisigen Frische überrollte. Bewusst sog sie die Kühle des Wasser ein, ehe sich ihr Körper in die Hocke begab um das kristallklare Nass in ihren Schüsselgeformten Händen zu bergen und sich mit diesem als ersten Schritt das Gesicht zu waschen. Ein erfrischendes "Aaaaah!", durchzog die sonst so von Vogelzwitschern, Zirpen und anderen tierischen Lauten gespickte Luft.


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    • Mit gemischten Gefühlen verfolgte Ikuya wie Aleyv sich entfernte, ihr Bedürfnis nach einer kurzen Erfrischung artikulierend. Sein Blick, getränkt in Sorge und unausgesprochener Warnung, verweilte auf ihrem Rücken, bis sie schließlich in der üppigen Vegetation des Sumeru-Dschungels verschwand. Die Diskussion der vergangenen Nacht hatte ein Gewicht hinterlassen, eine Last, die schwer auf seinen Schultern ruhte. Die Möglichkeit, dass Aleyv erneut von jenem traumhaften Ungeheuer heimgesucht werden könnte, ließ ihm keine Ruhe. Doch die Worte waren gefallen, und die Entscheidung, das Lager zu verlassen, stand fest. Mit einem resignierten Seufzer schob er sich vom Boden hoch, entschlossen, Aleyv nicht allein zu lassen. „Ich folge ihr. Nur um sicherzugehen.“ Seine Stimme war leiser als beabsichtigt, ein Flüstern fast, das von der aufkommenden Brise fast mitgerissen wurde. Leo nickte nur, sein Gesicht eine Maske der Besorgnis, die die Worte unnötig machte. Ikuyas Schritte waren leise, fast lautlos, als er den Pfad entlang schlich, den die Reisende genommen hatte. Trotz seiner Vorsicht, die Umgebung und mögliche Gefahren im Auge zu behalten, konnte er sich eines flüchtigen Gefühls der Bewunderung für die natürliche Schönheit, die sie umgab, nicht erwehren. Doch das Wissen um die lauernden Gefahren verlieh jedem Schatten Tiefe, jedem Rascheln Gewicht. Als er das Rauschen des Wassers hörte, verlangsamte Ikuya seine Schritte, um keinen Alarm zu schlagen. Er fand einen versteckten Standpunkt, von dem aus er das Flussbett überblicken konnte, ohne selbst aufzufallen. Das kristallklare Wasser reflektierte das Licht der morgendlichen Sonne, funkelte und tanzte vor seinen Augen. Aleyv stand bereits im Wasser, ihr Gesicht von einer unbeschwerten Freude erleuchtet, die Ikuya für einen Moment alles um sich herum vergessen ließ. Dem schimmernden Blau den Rücken gekehrt, gab er sich den weichen und nachgiebigen Boden unter seinen Füßen hin. Bedeckt mit einem dichten Teppich aus leuchtend grünem Moos, das in der feuchten Luft des Dschungels gedeihte, zauberte die Ähnlichkeit zu Aleyvs Grün ein sanftes Schmunzeln auf die Lippen des Pyromanen. Zwischen den Moospolstern zeigten sich vereinzelt robuste Farnkräuter und winzige, bunte Blüten, die mutig ihre Köpfe durch die grüne Decke streckten. Das Rauschen des nahen Flusses spielte eine beruhigende Melodie, die das sanfte Plätschern von Wassertropfen unter den Bewegungen der Reisenden begleitete. Hier und da hinterließen kleinere Bäche, die sich ihren Weg durch den Dschungel bahnten, glitzernde Spuren im Moos, bevor sie sich mit dem größeren Fluss vereinten, dessen klares Wasser Steine und Wurzeln umspülte.

      Doch die Idylle war trügerisch. Kaum hatte er sich in seiner Deckung zurechtgefunden, den Kopf für einen tiefen, Sauerstoff nährenden Atemzug in den Nacken geneigt, bemerkte Ikuya eine Bewegung im Geäst. Ein Dendro-Fungus, seine Gestalt fast vollständig von der dichten Vegetation verdeckt. Niedlich anzuschauen mit seiner opulenten Kappe, ein tiefes, lebendiges Grün, das im Tau der Ewigkeit benetzt schimmerte. Sie war groß und wölbte sich elegant über den Stiel, der sie stolz trug. Robust und von der Erde bis zur Unterseite der Kappe reichend, schien aus einem Material gemacht zu sein, das weder vollständig pflanzlich noch tierisch war. Er war mit feinen, fast unsichtbaren Fasern überzogen, die bei jeder Bewegung ein sanftes Rascheln von sich gaben. Und doch, trotz seiner natürlichen Schönheit, ging von diesem Wesen eine unbestreitbare Bedrohung aus. Die Art, wie der Pilz sich langsam, fast bedächtig, durch das Unterholz bewegte, ließ keinen Zweifel an seiner Intelligenz und seinem Bewusstsein. Ikuyas Herz setzte einen Schlag aus. Trotz der friedlichen Umgebung wusste er um die Gefährlichkeit dieser Kreaturen, wie schnell ihre Angriffe tödlich enden konnten. Ohne einen Moment zu zögern, griff Ikuya nach seinem Einhänder-Schwert, das er stets bei sich trug. Sämtliche Manieren und Scham der spärlich bekleideten Frau gegenüber verschwand mit der Entschlossenheit, für ihre Sicherheit zu sorgen. Der Wald schien den Atem anzuhalten, als Ikuya den Fungus erreichte, seine Klinge bereit, den ersten Schlag zu führen. Der Kampf, der folgte, war kurz, aber intensiv. Ikuyas Schwertführung war genau und tödlich, ein Tanz des Feuers, der das Monster schnell überwältigte. Ikuya atmete tief durch, die Anspannung langsam aus seinen Schultern weichend. Er hatte Aleyv beschützt, doch die Erinnerung an die Gefahr, die sie auf Schritt und Tritt begleitete, war präsent und würde sie alle noch lange begleiten.

      Nachdem das letzte Zischen des besiegten Fungus in der Stille des Dschungels verklungen war, senkte der Pyromane langsam sein Schwert. Als die unmittelbare Bedrohung gebannt war, wandte er sich Aleyv zu, deren Anwesenheit bis zu diesem Moment eine konstante, wenn auch unbeachtete Gewissheit in seinem Hinterkopf war. Jetzt, da die Gefahr vorüber war, traf ihn die Realität ihrer Situation mit unerwarteter Wucht. Aleyv stand im flachen Wasser, ihr Unterkleid vom Nass eng an ihren Körper geschmiegt, das die Linien ihrer Figur unter dem durchscheinenden Stoff zart nachzeichnete. Die Sonnenstrahlen, die durch das dichte Blätterdach brachen, umspielten sie mit einem goldenen Schimmer und ließen ihr Haar leuchten. Für einen Moment vergaß Ikuya alles um sich herum, gefangen in der Schönheit des Augenblicks, der so unerwartet kam wie ein Traum. Seine Wangen färbten sich rot, eine Mischung aus Verlegenheit und einem plötzlichen Bewusstsein für die Intimität des Moments. Ikuya räusperte sich leise, wandte den Blick ab und fixierte stattdessen einen Punkt irgendwo im Wildwuchs, als könne er damit die Situation entschärfen. „Ich… Es tut mir leid. Ich wollte nur sichergehen, dass dir nichts zustößt“, stammelte er, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern.

      Nach dem kurzen, aber intensiven Zwischenfall am Flussbett, sammelten Ikuya und Aleyv sich und ihre Gedanken. Der Weg ins Herz Sumerus war ebenso atemberaubend wie herausfordernd. Die üppige Vegetation des Dschungels wich allmählich einer Landschaft, die von uralten Ruinen und versteckten Gelehrtenstätten geprägt war. Die Luft war erfüllt von einem Gefühl der Zeitlosigkeit, von Echos vergangener Zivilisationen, die in den Stein gemeißelt waren. Ikuya, dessen Augen immer wieder über die komplexen Schriftzeichen und Symbole glitten, die sie auf ihrem Weg fanden, spürte die Neugier in seinen Zellen brodeln. Als sie schließlich eine alte, von Ranken umschlungene Bibliothek erreichten, die halb verborgen zwischen den mächtigen Bäumen lag, versprach ihre lange Reise endlich Früchte zu tragen. Es war ein Ort, der Antworten versprach.
      A heart's a heavy burden.

    • Tiefer hatte sie sich dann hineingewagt... Auch wenn Aleyv das komische Gefühl beschlich, dass gerade das Wasser – aus welchem unerfindlichen Grund auch immer – ihr nicht wohl gesonnen war, kam sie nicht drum herum, ihren eingeschlafenen Geist und Körper neu zu erwecken. Sorgsam öffnete sie den schlampigen Haarknoten, der ihre zerzauste Mähne nur mehr schlecht als recht zusammenhielt. Vorsichtig fanden ihre Finger den Weg durch die kleinen Knötchen, während ihre Beine sie weiter in das kristallklare Nass führten. Die Braunhaarige hatte bereits vergessen, wie sich die bloße Natur an ihren Füßen anfühlte... das kalte Wasser, welches ob seiner Frische einem Gebirge entspringen musste und sich stechend um ihre Waden schlang... die klare Luft, nur zärtlich unterlegt mit erdigen Noten von Baum und Gesträuch. Die schulterlange Haarpracht nun gänzlich freigelegt, kniete sich Aleyv weiter und weiter in den säuselnden Bach und tauchte nach ein paar herausfordernden Atemzügen unter. Für eine Sekunde... möglicherweise auch zwei. Länger hätte ihr Körper die beißende Kälte auch nicht ertragen. Hastig, schon beinahe übereilt, rappelte ihr zierlicher Körper sich wieder in die Höhe. Ihre Arme vorerst von dem kühlen Nass befreien wollend, schlang sie jene dann schützend um sich, als ein Frösteln sie überkam, nur um im schräg einfallenden Sonnenlicht eine sichere und stete Quelle der Wärme zu finden. Ihr fein glänzendes Gesicht geschlossener Augen dem gelblichen Schein entgegenreckend, wollte die Reisende den Klängen der Natur lauschen... nur für einen Augenblick länger in den Weiten dieser faszinierend Welt verschwinden. Einen tiefen Atemzug nehmend, staute sie die aufgewärmte Luft kurz in ihren Lungen und verfiel in Stille. Sie spürte wie ihr Herz aufgeregt klopfte... und vernahm nur einen Bruchteil später die absolut angespannte Ruhe die sie umgab. Misstrauisch öffneten sich ihre Lider einen Spalt. Ihr war entgangen, dass sich die sonst so lebhafte Geräuschkulisse gewandelt hatte. Nicht ein einziges Zwitschern war mehr zu hören... kein frohsinniges Quaken der Frösche... kein Surren von Libellen, Bienen oder ähnlichem Getier. Hatte sie die kostbare Zeit allein genossen, so brach Aleyvs Leichtsinnigkeit wie ein Sturzbach über sie herein. Sie wäre jeglichem Feind voll und ganz ausgeliefert. Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals und als sie ein verheißungsvolles Knacken hinter sich hörte, erstarrte die durchnässte Dame zur Salzsäule. "Verdammt...", jenes schicksalsbehaftete Wort schob sich so langsam und vorsichtig in ihre Gedanken, ähnlich dem Umkehren ihres Körpers, gewappnet davor, dem Feind nicht ihre Position zu verraten. Wen sie dann allerdings antreffen sollte, hatte Aleyv nicht erwartet. Der Weißhaarige war es, der sich so selbstlos aus dem Unterholz schälte und mit einigen flinken Schwertstreichen das lauernde Ungetüm von Dannen schleuderte. Wild zuckten sein geführtes Feuer aus Schwert und Schneide durch das dimme Dickicht, jegliche Kuhle zu Boden und jede Ecke empor den Baumkronen entlang, gleißend ausleuchtend. Wütend fauchte die letzte Flamme aus seiner Waffe und der vom Kampf angestrengte Körper seinerseits festigte sich an Ort und Stelle. Aleyv hingegen war jegliche Möglichkeit genommen, sich nun noch fortzubewegen. Ihr Kiefer hatte sich merklich angespannt, ihre Augen schielten dem jungen Mann ungläubig entgegen, welcher ihr nach wie vor den Rücken zugekehrt hatte. Eine Welle aus Schock und peinlicher Berührung trieb der jungen Frau die Röte auf die Wangen. Er... er konnte sie doch nicht so sehen. Wehe, wehe er würde sich nun umdrehen... Langsam, schleichend nun begann ihr linkes Augenlid zu zucken, mit Bedacht streckte sie ihre Arme aus um ihr Qipao zu erreichen, als Ikyua es doch wirklich wagte, sich umzukehren und die Braunhaarige somit zwang in ihrer Bewegung zu stoppen. Für einen Moment waren die starren Blicke beider in des Gegenübers Augen gekehrt, als Aleyv in den Zügen des Weißhaarigen eine Regung erkannte, welcher nur für den Bruchteil einer Sekunde den Blick schweifen ließ und sie in einer außerordentlich vulnerablen Situation ertappte. Wäre ihm nun das Kiefer noch hinabgeklappt, wäre Aleyv wahrscheinlich aus der Haut gefahren. Stattdessen wählte sie einen anderen Weg. "IKUYA! WAS... was soll das?!", Leben fuhr wieder in die Extremitäten der Braunhaarigen, die schnell fuchtelnd eines der Regenschirmgroßen Blätter vor ihren Körper zog, ihre scheinende Blöße somit verdeckend. Er stammelte etwas von "Sichergehen" doch wenn Aleyv ehrlich war, dann hatte sie ihm gar nicht richtig zugehört. "Jajaja... jetzt... DREH DICH UM VERDAMMT!", neben der offensichtlichen Wut, mischte auch der drängende Unterton der Aufregung in ihrer Stimme mit. Er war absolut intim gewesen, jener kurze Augenblick, der die beiden Gefährten – ERNEUT – über die professionelle Distanz trieb. Ihre Lippen bebten in Nervostität, als Aleyv es nun endlich schaffte, in ihr Qipao zu steigen.

      Der Weg zurück ins Lager war keiner der von redlichen Worten gespickt war. Ikuya siedete in seinem Trog der Scham... und Aleyv gab ihm mit scharfen Seitenblicken jenes Feuer, dass dieses reumütige Bad am Kochen hielt. Leo´s Blick sprach durchaus Bände, als er die erhitzten Wangen beiderseits erkannte. Als würde er ahnen, dass nicht alles nach dem Plan des Weißhaarigen verlaufen war. Knapp benannte eben jener, dass es wohl Zeit für den Aufbruch war. So halfen sie gemeinsam das Lager abzubauen und machten sich danach auf, den letzten Teil ihres Fußmarsches nach Sumeru zu bestreiten. Ihre kleine Truppe näherte sich ostseitig der Stadt, machte ob der unüberwindbaren Klippe einen kleinen Schlenker Richtung Süden und kehrte dann auf einem Feldweg nördlicher Richtung wieder zurück auf den eigentlichen Pfad. Schon von Weitem erkannte man die Imposanz der Stadt des Wissens. Sie umringte einen schier endlos wirkenden, möglichweise schon Äonenalten Baum. Sich schlängelnde Brücken, bunte Baldachine und verschnörkelte Geländer durchzogen das Gemäuer der Häuser, welche in stumpfen Weiß hervorschienen. Türkise Glockendächer schmückten die anmutigen Gebilde. Die drei Gefährten ließen die äußeren Stadtmauern hinter sich und wurden von fernen Klängen empfangen, Musikinstrumente deren Töne die Ohren der Dame noch nie gehört hatten. Die Marktschreier versuchten Obst, Gemüse, Teppiche, Teekannen und Service, frisches Brot und Dattelfladen, sowie zuckrig duftende Süßspeisen an Mann und Frau zu bringen. Eigentlich fielen sie inmitten dieses bunten Treibens der Menschenscharen kaum auf. Links und Rechts tummelten sich Personen, waren in Gespräche vertieft... Rankpflanzen aller Art wanden sich über da helle Gesteint, gespannter Stoff in grüner Farbpracht überdachte jeden ihrer Schritte und immer wieder bemerkte sie die starken Wurzeln des Baumes, welcher der Bevölkerung hier so selbstlos Schutz spendete. Aleyv ließ begeistert den Blick schweifen und hielt ihrem inneren Verlangen, sich auf all das Fremde hier zu stürzen, Einhalt. Die Tracht der Sumerischen Bevölkerung waren lange, edle Roben in vielen verschiedenen Farben... doch erkannte die Braunhaarige inmitten dieser Gleichheit auch die fremde Gewandung von Personen aus Mondstadt und Liyue... Sie wagte einen kurzen Blick auf Ikuya, welcher mit sturem Blick gerade aus starrte. Jemanden aus Inazuma fand sie in diesen kurzen Moment nicht an. Länger als gewollt hatte sich ihr prüfender Blick auf den Weißhaarigen geheftet, als sich das schimmernde Blau Leos vor ihren Blick drängte, ein breites Lächeln aufgesetzt. "Nur zu... wenn dir etwas gefällt, dann sag es mir. Es muss ein wahrhaftiges Abenteuer für dich sein, so viel neues in so kurzer Zeit zu erfahren.", er senkte seinen Blick und dunkelte die Smaragde, welche inmitten seines Antlitzes schimmerten, somit ab. Aleyv hob ihre Augenbrauen an. "Oh... ähm... wie... aber was nur...", ihr Kopf hob sich suchend empor und rätselnd, was denn wohl Wert war gekostet zu werden, verweilte ihr rechter Zeigerfinger über Kinn und Lippen, ehe ihr dann doch etwas in die Augen stach. Mit wenigen schnellen Schritten war sie an den Stand herangetreten und blickte auf die Süßspeise hinab. "Willkommen in Sumeru junges Fräulein! Wie ich sehe gefällt ihnen mein Backwerk? Darf ich Sie denn wohl zu einer Kostprobe verleiten? Man nennt es Baklava!", mit einem offenen Grinsen griff der ältere Herr in seine Vitrine und überreichte Aleyv ein kleines Stück, des filigran wirkenden Gebäcks. Ohne lange zu zögern nahm Benannte einen Bissen und das schiere Lebensglück breitete sich ob des unfassbaren Geschmacks auf ihrem Gesicht aus.

      Nachdem sie dem freundlichen Verkäufer noch drei Stück der ausgiebigen Nachspeise abgekauft hatten, war es, ob der Neugier der Braunhaarigen, an der Zeit, dem Ziel zu folgen, weshalb sie erst hierher gereist waren. Höher und höher führten die Schritte sie, die sechs Beine, welche das Schicksal der Reisenden aufdecken wollten... endlich Antworten auf die vielen Fragen zu bekommen, die in diesen Moment nicht nur mehr die Braunhaarige quälten. Sie erreichten ein Plateau, dass nur wenige Stufen darüber ein größeres Gebäude thronend beherbergte. Ehrfurcht schlich sich in das Herz der jungen Frau und sie musste für einen Augenblick verweilen. Das Wasserblau richtete sich auf ihr Antlitz. "Alles in Ordnung?", kam es vom Weißhaarigen, der den steten Schritt fotgesetzt hätte, aber das Zögern auf ihrem Gesicht erkannte. Aleyv verzog eine gequälte Miene. "Was... was wenn uns hier nicht geholfen werden kann?" - warte... uns? Seit wann sprach sie nicht mehr von ihr allein? Nachdenklich schoben sich der jungen Frau Augenbrauen zusammen. Viel Zeit zum überlegen hatte die Dame allerdings nicht, denn ein starker Arm umringte sie von hinten. "Ach was! Fragen kostet doch bekanntlich nichts, oder? Na jetzt hör mal zu... was auch immer dich... oder uns... da drin erwartet... was auch immer wir rausfinden... egal ob gut oder schlecht... wir haben es zumindest versucht... und sonst geht die Suche einfach weiter, oder?", Leo war an sie herangetreten und zog den verunsicherten Körper der jungen Frau näher an sich. Jene Tat wurde von Aleyv mit einem Schlucken gezollt und Ikuya schüttelte verschränkter Arme bloß seinen Kopf. Aber hatte er Recht. So übertrieben und fahrig seine Art manchmal erschien... kausal gesehen war Leo´s Einstellung die richtige. Also überbrückten die kleine Gruppe die letzten Meter zu Akademie, trat durch die pompösen Tore und fand sich in hohen, dunkelblau gehaltenen Räumen wieder. Verzaubert von der Imposanz des Bauwerks, taumelte Aleyv etwas um sich selbst, empfing aber den festen Halt des Blauhaarigen, der sie, flankiert von Ikuya, sorgsam über die Brücke zur Bibliothek führte. Im Hintergrund hörte man das Mauscheln der Akademie-Angestellten und Studenten, die hier ihr Wissen vertiefen wollten. "Ist sie das nicht? Diese... Reisende?" - "Weiß Herr Alhaitham Bescheid?" - "Wer hat sie hier herein gelassen?" - "Schnell... überbringt die Kunde...", doch war wohl etwas anderes gerade in aller Munde. Wie nur hatte es die Information über ihre Anwesenheit es so schnell hierher geschafft? Wohlgleich... sie standen inmitten des Zentrums für Kultur, Wissen und Vermächtnis. Wenn jemand von ihrer Ankunft wusste, dann die Gelehrten aus Sumeru. Die Blicke der beiden Herren kehrten sich giftig in Richtung der tuschelnden Personen. "Ignorier sie einfach...", grämte sich der Blauhaarige, als eine Gestalt sich vor ihnen auftat. "Zu verlangen etwas zu ignorieren, wogleich man doch selbst der Auslöser für den Tumult ist... ist doch ziemlich... bedauernswert, findet ihr nicht?", ein großgewachsener, grauhaariger junger Mann hatte sich mit verschränkten Armen vor ihnen aufgebaut. Gekleidet in eine der wohl feinsten Roben die diese Stadt zu bieten hatte, waren seine Augen vorerst geschlossen, doch schickte er aus kühler Aura entspringend, den scharfen Blick auf die Ankömmlinge hinab. Sein arrogantes Auftreten lies Aleyv schmunzeln. "Herr Alhaitham...", entkam es Leo gepresst. "Eigentlich ist es nicht meine Angelegenheit mich um solche Nichtigkeiten zu kümmern... doch als die Neuigkeit der fremden Reisenden inmitten unserer Stadt die Runde machte, konnte ich nicht anders, als mich selbst von deiner Existenz zu überzeugen. So sprecht... was führt euch hierher?", galt ersteres Wort wohl der Allgemeinheit, umso intensiver zog der Grünäugige die Braunhaarige in seinen Bann, als er die Entschlossenheit in ihrem Blick erkannte. "Wir sind auf der Suche nach der Archontin... Nahida. Wir hoffen... von ihr Antworten zu bekommen.", Ikuya trat vor und stellte sich der gefährlichen Aura des Schreibers der Akademie entgegen. "Wirklich? War euer letztes Aufeinandertreffen denn nicht... von angespannter Natur, Aoyama Ikuya?", während die beiden Herren in ein kurzes, leises Wortgefecht verfielen, schielte Aleyv kurz zu Leo empor, der eine ungewöhnliche Ernsthaftigkeit auf den Zügen trug. Irgendetwas schien hier ganz und gar nicht zu passen.

      "Es geht uns doch nur um ein bisschen Information..." - "... sie ist nicht zu sprechen.", die Fronten fuhren sich fest. Der Grauhaarige, der sich seit Beginn der Diskussion nicht bewegt hatte, empfing die Bitten der Reisenden gehörlos und ließ ihr Flehen, ähnlich einem Stein in tiefem Gewässer, untergehen. Ikuya starrte ihm mit Zornesfurchen auf der Stirn entgegen, als eine zarte Stimme sich aus dem Hintergrund schälte. "Wer ist nicht zu sprechen?", ein pueril wirkendes Wesen, kaum größer als ein Kind trat nach vor und fügte sich der Unterredung. Das weiße Haar hang ihr ungeordnet und mit verschiedenen Broschen im Zaum gehalten vom runden Kopf, ihre florale Tracht umhüllte sie wie ein Maiglöckchen den Blütenstamm, das Lindgrün in ihrem Blick leuchtete göttlichem Glanzes hervor. Die zuvor so friedfertige Miene, verzog sich jedoch beinahe unverzüglich, als sie den Weißhaarigen erblickte. Schier trotzig erschien ihr Antlitz und sie verschränkte die dünnen Ärmchen vor der Brust. "Alhaitham... du kannst gehen...", auch auf Bitten der hinzugetretenen Göttin des Wissens und der Natur, zögerte der großgewachsene Grauhaarige, schritt dann jedoch galant von Dannen. Kurz verweilte die Archontin Sumerus in Schweigen, hatte zuvor auch ihre Augen geschlossen, dann rang sie sich ein Seufzen ab. "Ich dachte, ich hatte dir bei unserem letzten Aufeinandertreffen erklärt, dass die Akademie und all ihr Wissen für dich ein unerreichbarer Ort bleiben würden. War es nicht so Ikuya?", auch wenn man merkte, dass Nahida dem Weißhaarigen nicht zugetan war, so verhielt sie es sich den augenscheinlichen Groll auch in ihrer Stimme auszutragen. Nur enttäuschte Augen hoben sich empor, die sich bohrend auf das Gesicht des Redakteurs legten. "Meine Meinung dazu, hat sich auch nach all der Zeit noch nicht geändert. Ich habe dir damals mein Vertrauen geschenkt, aber deine Gier nach Wissen hat doch schließlich dazu geführt, dass wir jene Macht, die uns das Artefakt geschenkt hätte, die dem Volk von Sumeru zusätzliche Sicherheit gewährt hätte, verloren haben. Sag mir, wie hast du die Blüte der Geister schließlich eingesetzt?", ob ihrer wenigen Größe besaß dieses Wesen eine ungeheure Sicherheit in Wort und Sprache. Ganz gleich, was zwischen ihr und dem Weißhaarigen passiert war... sie trug es ihm immer noch nach... Und Ikuya... der blieb stumm. "Bitte...", entkam es Aleyv dann vorpreschend. Sie biss sich auf die Zunge. Äußerst unverhofft, so unverhofft, dass sie selbst überrascht wirkte, als jenes kleine Wort durch die weite Halle echote. Sie hatten ein Ziel verfolgt und da stand es vor ihr. Greifbar nah. Sie konnte sich jetzt nicht mehr länger zurückhalten. Erstaunt, doch auch gleichermaßen neugierig, kehrte sich der Blick der Göttin auf die Braunhaarige, welche sie in diesem Moment zum ersten Mal wissentlich wahrnahm und aufgrund dessen ihre Körperhaltung völlig veränderte. "Du bist... Aleyv, nicht wahr?", die Frage erntete ein verdutztes Nicken als Antwort. "Fräu... Fräulein Nahida... ich... wir... sind weder hierher gekommen um das teure Wissen von Sumeru zu stehlen, noch dir deine wertvolle Zeit zu rauben oder sonstigen Aufruhr zu veranstalten... wir sind gekommen, um Antworten zu erhalten...", Aleyv streckte vorsichtig ihre Hände vor, zeigte der kleinen Dame ihre geöffneten Handflächen um ihre Ehrlichkeit und Demut zu untermauern und senkte den Blick. "Ich... ich hatte gehofft, du, wo du doch die Göttin des Wissens bist, kannst mir helfen... Immerhin weißt du wohl schon Bescheid darüber, wer ich bin und wie ich in diese Welt trat...", grämend verzogen sich die Lippen der jungen Frau zu einer gequälten Grimasse. Nahida aber lauschte den Worten ihrerseits, abwägend ob sie dem Gefühl in ihrem Herzen nachgeben sollte oder nicht.

      Ein schweres Seufzen entkam der Göttin. "Du scheinst mir eine reine Seele zu besitzen... nun gut... ich helfe dir... aber nur dir. Komm.", sie kehrte ihren kleinen Körper herum, vollführte einen Zauber, welcher eine grellgrüne Kuppel vor ihr erscheinen ließ und streckte einladend die Hand in Richtung der jungen Frau, die sie überrascht ansah. Hatte... hatte es geklappt? Sie hatte die Worte einfach zusammengewürfelt, nur um irgendetwas zu sagen, was Nahida möglicherweise erreichen würde. Das Ausschließen der Herren aber stieß Aleyv kurz sauer auf, wusste sie jedoch, dass sie jetzt nicht zögern durfte. Sie kehrte den Blick aus dem Moosgrün zurück auf ihre Begleiter und erntete verständnisvolles Nicken, sah aber auch dunkle Skepsis in dem Augenglanz der jungen Männer. Die Hand der Göttin zu nehmen, erschien Aleyv zu anmaßend, weshalb sie sich mit einem letzten kurzen Winken von Ikuya und Leo verabschiedete und hinter ihr in die Kuppel trat. Wind flankierte sie beinahe augenblicklich nach dem Betreten der Sphäre, gab ihr ein schwereloses Gefühl, als sich das Leuchten um sie verzog und sie sich mit der Göttin an einem fremden Ort befand. Sie standen vor einem Apparat, welcher gülden erstrahlte. Bei genauerem Hinsehen erkannte man glänzende Fäden in der gläsernen Kuppel, die sich wie Schlieren über die abgesperrte Oberfläche wanden. Kaum Worte für das Erlebte findend, sah sich Aleyv einen Moment länger in dem Raum um. Vier Brücken ausgehend vom Zentrum, in welchem sie sich befanden, verbanden den kreisrunden Raum mit den Ausgängen. "Ich hoffe du weißt, dass es mir vermutlich nicht möglich ist eine jede deiner Fragen zu beantworten... aber ich werde es versuchen.", ungehalten Riss die Kleinere ihre Besucherin aus dem Staunen und setzte ein versöhnliches Lächeln auf. Aleyv nickte verstehend, auch wenn sich ein schweres Gefühl in ihrer Magengrube ausbreitete. Eine leise Vorahnung, dass auch hier keine Antworten auf sie warten würden. Sie schluckte... jetzt oder nie. "Wer... wer bin ich...", kam es der Braunhaarigen beinahe tonlos über die Lippen. Nahida schloss die Augen und wartete einen Moment. "Aleyv... Aleyv Nasmaell... noch keine 30 Jahre alt... königlicher Herkunft... etwas... mir fremdes fließt in deinem Blut.", ließ sie diese erste Information schon nach Luft schnappen, vergrub sich die Hand der jungen Frau reflexartig in dem metallenen Gestänge, welches um sie herum die Plattform absicherte, ihren Körper davon abhaltend, vom überwältigten Geist niedergestreckt zu werden. "Wo ... komme ich her...", hervorgepresst klangen die Worte, hinter der sich die bestürzte Person ihrerseits versteckte. "Ich... kann über deinen Aufenthalt in Teyvat keine Anhaltspunkte finden." - "Und außerhalb... dem Kosmos..." - "Lass mich kurz nachsehen... komisch... eine ferne Spur leuchtet auf... jedoch ist es nicht die deine... sie lässt sich nicht eindeutig bestimmen... ich kann die exakte Position nicht ausmachen... sie bewegt sich wie ein Lichtkegel über die Lande dieser Erde... trägt aber deine Merkmale... und verschwindet hinter den Sternen..." - "... wer könnte das sein..." - "Ich bin mir nicht sicher... mitunter ein Verwandter... oder eine Verwandte... jemand der zu dir gehört..." - "Wieso landete ich in Inazuma?" - "Auch das ist schwer zu beantworten... aber erkenne ich ein Schriftstück... etwas das einst dieser Welt gehörte... dann aber in der Erinnerung verblasst... ich sehe Worte... eine in Katakomben angelegte Bibliothek... Mondlicht... Feuer... eine schwarze Magie, ein...", da riss Nahida ihre verwirrt wirkenden Augen wieder auf und trat verunsichert einen Schritt zurück, den respektvollen Blick auf die junge Frau gerichtet. "Ja? Ein?", es konnte doch nicht schon vorbei sein. So viel hatte sie erfahren, in dieser kurzen Zeit! Warum stoppte sie? "Aleyv... du stellst eine Bedrohung dar..." - "Was... warum? Was hast du gesehen?" - "Bitte... geh... so schnell es geht.", Ehrfurcht erfüllte die Stimme dieser kleinen Person, welche Abstand nahm von der verwirrten jungen Frau, die versuchte jene trennenden Schritte wieder zu überbrücken. "Nahida... bitte... ich MUSS wissen, was du gesehen hast!", es war ein Wort zu viel, die scheinbare Bedrohung die sich durch das Wissen um die Grünäugige im Kopf der Göttin breit machte, nahm überhand. Sie hatte eine Stadt zu schützen. Ihre Augen durchwob ein heller Schein, nur kurz war dieses Spektakel zu erkennen. Ruhig waren ihre nächsten Worte. "Ich habe bereits veranlasst dich festzunehmen... es tut mir Leid, Aleyv." - "WAS?!", spie die Reisende hervor und verlor jegliche Farbe in ihrem Gesicht, verstand dann aber, was die Göttin ihr sagen wollte. Hektisch suchend kehrte ihr Körper sich herum, den Ausgang suchend, ehe sie die rettende Türe fand und ihre Beine in die Hand nahm. "Warte, Aleyv! Du wirst nicht weidgmmn!", hörte sie verschwommen hinter ihr, als sie die Türe ins Freie aufstieß und sich bewaffneten Soldaten gegenüberfand, welche sie anstarrten, als hätten sie einen Geist gesehen. "DA! SIE IST ES!", brüllte ein junger Mann an der Front des kleinen Scharmützels auf, als die Speere bereits in ihre Richtung stoben. Flieh! Flink drehte sich der schlanke, doch getriebene Körper der jungen Frau unter den greifenden Händen und scharfen Spitzen hinweg, geradeaus... einen unbekannten Weg hinab nehmend. "BLEIB STEHEN!", schrie man ihr hinterher... aber Aleyv dachte gar nicht daran. Sie musste Ikuya und Leo finden... und von hier abhauen.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Getrieben führte ihr Lauf sie die schmalen Wege den monströsen Baum hinab, ihre Bewegungsfreiheit war jedoch durch die Enge ihres Kleides eingeschränkt, weshalb ihre Schritte eher stacksig wirkten. Griesgrämiger Miene beugte sich die Braunhaarige im Laufschritt etwas nach unten, umfasste den Saum ihres Kleides und riss es seitlich am rechten Oberschenkel mit einem Ratschen empor, um ihren Beinen die nötige Bewegungsfreiheit zu gewähren. Und welch' Wohltat es war, diese in ihrem vollen Potential nutzen zu können. Weiter führte ihre Flucht sie die steilen Treppen hinab, langsam wieder Richtung Stadtkern kommend. "Aus dem Weg!", panisch erhob sie ihre Stimme, rief den Ansässigen zu, welche sich mittig in kleinen Grüppchen zusammengeschart hatten und ihr den Weg versperrten. Mit wütendem Aufschreien und wedelnden Fäusten, riefen sie der Flüchtenden Drohworte hinterher, sprangen auseinander, als Aleyv so scharf um eine der gewundenen Kurven bog und beinahe mit einer nächsten Menschentraube zusammenstieß. Keuchend blickte sie den fragenden Gesichtern entgegen und hob entschuldigend ihre Hand empor. Gerade setzte sie wieder zum Sprint an, als ihr nur gute 10 Meter die nächste Patrouille entgegenkam, die Augen glänzend, wie die von Jagdhunden... gerade das sie ihre Nasen nicht in die Luft reckten, um ihren Geruch aufzunehmen. Ein Zischen entkam Aleyv und sie drängte ihren schlanken Körper wieder hinter die Menschentraube. Wo sollte sie hin? Wieder zurück nach oben? Gejagt suchte ihr geweiteter Blick einen Ausweg... "DA! DA IST SIE!", erschrocken fuhren sowohl ihr Kopf, als auch all die anderen Häupter herum, als einer der Soldaten von oben ihre Person erkannte und mit einem festen Fingerzeig ihre Position freilegte. Die Augenpaare aller richteten sich auf sie, ließen die junge Frau, welche verständnislos den Kopf schüttelte, nach hinten taumeln... erneut, ein Versuch zur Flucht... doch prallte sie gegen etwas hartes und just legte sich ein kühles Brennen an ihren Hals, ließ sie erstarren. Schielend folgte sie dem Glänzen, welches sich als fein geschmiedetes Metall herausgestellt hatte, bis zu jenem der es trug und erkannte die zornigen, doch von Triumph unterlegten Augen des Schreibers. "Deine Flucht endet hier. Ergib dich.", tief drang die Stimme Alhaithams in ihre Ohren. Hinter ihr kamen laute, stampfende Schritte schnell näher. "Ich... Aber... Hört mir zu... ich... hey!", es war ein kläglicher Versuch sich noch zu erklären, als ihre Arme auch schon unsanft nach hinten gerissen wurden und sie ihre Person in Ketten wiederfand.

      [ich wollte noch ergänzen aber die Zeichen waren aus x.x]

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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