Eines Adepten Wille (michiyo & cada)

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    • Eines Adepten Wille (michiyo & cada)

      _______ @Michiyo

      „… entsende sie, den Sternen nah… sprach der König und befahl… tausend Reiter, Trugbild bewahr´… das göttlich Kind hat keine Wahl… als es wohl sein Schicksal sah…“…


      Fern legte sich das Rauschen des Meeres in die Ohren jener Menschen, die sich an diesem unvergleichlich warmen Sommerabend noch auf einem kleinen Spaziergang zum Pier von Ritou wagten. Orange legte sich die untergehende Sonne in den Himmel und zeichnete eine malerische Stimmung in Himmel und Ozean. In der Ferne kreischten einige Möwen, welche versuchten die letzten Fänge der Fischer für sich zu gewinnen und flatterten umso aufgeregter von Dannen, als man sie eben von den eingeholten Netzen vertrieb. Soldaten der Tenryo Verwaltung maschierten mit steifer Haltung auf den Stegen vor und zurück, während sie mit den Einheimischen das ein oder andere Wörtchen wechselten. „Heute irgendetwas ungewöhnliches passiert, Mako?“, mit stechenden Blick trat der gepolsterte Soldat, Yashihiro war sein Name, der seinen Speer wie ein Manifest in seinen Händen hielt, an einen etwas älteren Herren heran, der eben seine kleine Nussschale festzurrte. „Ah! Yashihiro… wie… wie schön Sie zu sehen… also… nein… nicht wirklich… der Fang war gut, wie jeden Tag. Obwohl… ich hatte das Gefühl…“, da verfiel Mako in Skepsis und zog seine grauen Augenbrauen kraus. „Ja, ich höre?“, empfing der Soldat ihn mit misstrauischer Neugier in der Stimme. „Es ist bestimmt nichts… aber… irgendwie hatte ich das Gefühl… das… vor vielleicht einer Stunde… die Zeit kurz stehen blieb…“, Mako verengte seinen Blick, wusste er, dass er Yashihiro, der seltsamerweise sehr dem Übernatürlichen zugetan war, so in Verlegenheit bringen konnte. Doch schien dieser Plan nicht aufzugehen… zumindest heute. Er wurde auch schon betagter und im Dörfchen war er schon als „der verrückte Alte“ abgestempelt, obwohl Mako immer noch klar bei Verstand war. „Was? Wie bitte? Du nimmst mich doch auf den Arm!“, jetzt verschränkte der Soldat doch seine Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf. „Aber Yashihiro! Ich lüge nicht! Ich mag zwar ein bisschen von der Sonne gebrannt sein heute, aber ich bin kein Lügner!“, die Arme von sich streckend fiel Mako somit in eine beinahe endlose Diskussion mit dem Soldaten aus, welche von anderen Anwesenden interessiert verfolgt wurde. Die Blicke waren somit auf die beiden Parteien gelegt… niemand wagte es noch, der entgegenkommenden Nacht am Horizont auch noch einen Moment der Aufmerksamkeit zu widmen. Denn die flachen Sandbänke vor Ritou waren nichts, das generell von Interesse war. Hin und wieder verirrten sich Kinder hierher um die beliebten Sternmuscheln zu suchen, nach Krebsen zu fischen oder im flachen Gewässer zu baden. So einiges Gehölz wurde über die Zeiten auch angespült, stapelt sich gerade nach Gewittern als großer Haufen zwischen den seichten Stellen der Sandbänke... Ansonsten passierte hier wir nichts. Weshalb es auch heute für die Bewohner der Insel nicht nötig war, den Blick weiter hinauszulenken, als nötig. Doch würden sie erkennen, dass eben an jenen Sandbänken, heute kein sprödes Stück Holz lag, auch wenn der Körper des menschlichen Wesens im ersten, verschwommenen Moment einem Baumstamm sehr ähnlich sah... Aber auch nur für den Bruchteil einer Sekunde.

      „Mmmmh…“, mit einem Ächzen, aus einem unbekannten Munde, zuckten feingliedrige Finger, die sich somit langsam in den Sand gruben. Schwerfällig klärte sich das dumpfe Gefühl in ihrem Kopf, was einer bleiernen Schwere wich. Schwach hoben sich die Lider der fremden Person in die Höhe und entblößten der Welt grasgrüne, äußerst aufgeweckte Augen, die im Moment aber den Umstand ihres Erwachens nicht verstehen konnten. Vom Meerwasser genässte dunkelbraune Strähnen klebten der Fremden am Gesicht und verteilten sich wirr und zerzaust im Sand unter ihrem Kopf. Ihr weißes Hemd klebte der jungen Frau zerknittert am Oberkörper und zeugte eindeutig Spuren eines Kampfes, als sich feine, rötliche Striche an den Armen und ihrer Taille abzeichneten. Ab der Hüfte abwärts, hatte das kühle Nass ihren Körper noch verschlungen und veranlasste ihre Beine, gehüllt in eine dunkle Stoffhose, sanft in den Bewegungen der Wellen mitzuschwingen. Sorgsam schwappten sie von links nach rechts, während neben ihr das kristallklare Wasser im Grunde versickerte, alsbald sie von den Wellen an Land getragen wurden. Bleich erschien ihr zartes Gesicht in der sonst so orange leuchtenden Sonne, die Inazuma mit ihren letzten Strahlen Wärme und Zuversicht schickte. Die Panik lag mittlerweile in ihrem Blick, den sie in den Himmel schickte, der sich langsam, aber stetig in ein warmes violett wandelte und erste Sterne durchblitzen lies.


      Was war passiert? Hat man sie hier abgesetzt und zurückgelassen? Ist sie eingeschlafen? War sie an einer Überfahrt beteiligt? Und wenn ja, woher sind jene Personen und sie gekommen? Wo war jenes Schiff, dass sie trug, auf dem sie segelte? Wie kam sie hierher? Eindeutig zu sagen, dass sie sich nicht dort befand, wo sie vor dem tiefen Schlaf war… sie spürte es, auch wenn sie es nicht sah, wo genau sie aufgewacht war. Sie kniff ihre Augen fest zusammen um den Schwindel abzuschütteln der sie heimsuchte und um ihren Gedanken Klarheit zu schenken… Zwecklos. Es wollte ihr bei Gott nicht einfallen, weshalb sie genau an jener Sandbank ihre Augen aufschlug und an nichts, außer sich selbst, Erinnerung trug. Pochend, träge wie flüssiges Blei, kehrte ihr schmerzender Kopf sich hin und her. War sie verletzt? Musste sie sterben? "...!", trocken erklang ein verzweifeltes Räuspern. In ihrem Mund schmeckte sie Salz und Blut. Zu viele Gedanken umwoben sie im Moment, welche durch das leichte Rauschen der Wellen erweichten. Und warum genau fielen ihr diese wenigen Zeilen dieses Kinderliedes wieder ein, welches ihre Mutter…? Kurz stockte ihr Atem. „Mutter?“, vorsichtig zog sie ihre Augenbrauen zusammen und verspürte den stechenden Schmerz an jener linken. Sie sog scharf Luft ein und wollte ihren Arm heben, um sich an die naheliegende Verletzung zu greifen, aber schaffte sie es nicht jenen zu heben. Fern im Hintergrund konnte sie Stimmen vernehmen, Wörter, die sich zu einem unverständlichen Brei vermischten und ihr keinerlei Informationen schenkten. Das konnte doch nicht wahr sein! Es wurde ihr speiübel, als sie nun doch versuchte sich auf den Bauch zu kehren und sich empor zu stemmen. Sie konnte doch nicht hier einfach so aufgeben und sich ihrer Schwäche hingeben! So kannte sie sich selbst nicht. Doch je mehr Energie die Braunhaarige in diese Bewegung steckte, umso mehr suchte sie die Übelkeit und die Kraftlosigkeit Heim, weswegen es nur ein kurzer Blick war, den sie auf den Landstrich werfen konnte, der sich hinter ihr empor hob, ehe ihre Arme einknickten, wie dünnes Gehölz dem stürmischen Wind, nachgaben und ihr Körper mit einem dumpfen Geräusch wieder in die Sandbank fiel. Flatternder Lider fingen ihre Augen die Stege ein, die Menschen auf jenen, die Sakurablüten, die sich im Wind schwerelos fortbewegten… das hohe, saftig grüne Gras in der Ferne… die Bäume, Wälder und Fahnen… doch überschattete sie die Dunkelheit der Ohnmacht so plötzlich, dass es ihr vorkam, als hätte sie sich die Wärme der Sonne bloß eingebildet… als wäre das Rauschen des Meeres nur hypnotisierender Gesang und das Streicheln des Windes die zarte Hand des bildlosen Traumes, in welchen sie nun wieder abrutschte.
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      dark clouds drift within
      the longing lures pulls my mind
      will you carry me?
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      Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von Cadakon () aus folgendem Grund: so, jetzt reichts dann mit den Bearbeitungen xD

    • Die sanfte Abendbrise über dem Gipfel des Yougou Berges kämpfte sich ihren Weg durch die Schrein-Anlage, wirbelte die vielen Blüten der heiligen Sakura, die stolz über dem Narukami-Schrein thronte, auf und verteilte somit die zahlreichen Ableger, die im ganzen Land zu finden waren. Inmitten des rosa Strudels öffneten sich die Ozean-Blauen Augen, die den Windzug bemerkten und das Spektakel neugierig beobachten wollten. Es war der idyllischste Ort, an dem man zu so einer Wetterlage verweilen konnte, um Zeuge des Tanzes der Sakura zu werden. Immer wenn die Chefredakteurin in das Heiligtum lud, nutzte Ikuya seinen kurzen Aufenthalt, um vor dem Elektro-Archon niederzuknien und ein Gebet zu sprechen. Die Sonne stand bereits tief am Horizont, gerade dabei den hellichten Tage zu verabschieden und die Nacht zu begrüßen, als Inagi Hotomi eine der Schreinmädchen, die der Weißhaarige nur zu gut kannte ihre liebliche Stimme an den Besucher richtete. “Ein friedlicher Abend.” gab sie leise bekannt, während ihre Finger in den weiten Ärmeln ihrer weißen Kosode verschwanden. Für gewöhnlich sprach das Mädchen nicht mit den Gästen, begrüßte diese nur flüchtig, ohne ein Gespräch aufzubauen, doch bei dem Stammgast, der unter der Leitung der obersten Schreinjungfer stand, machte sie immer eine Ausnahme. Ikuya vermutete, dass dahinter tiefere Absichten lagen, als nur Smalltalk mit einem bekannten Gesicht zu betreiben. Hotomi war gewiss eine ansehnliche Frau. Ihr blaues Haar harmonierte sehr mit dem Indigo ihrer Augen, das in dem Rot und Weiß ihrer Uniform gut zum Vorschein trat. Nickend stimmte er ihr zu. Es war ein herrlicher Abend, wie Ikuya ihn lange nicht mehr erlebt hatte. Die Schönheit der Sakura, die ihnen im Hof zuteil wurde, war atemberaubend und glich wirklich einer Besonderheit, die nicht alle Tage zu bewundern war. Gerade als sich sein Mund einen Spalt weit öffnete, um eine Antwort in Worte zu fassen, erschien Yae Miko vor dem heiligen Baum und verkündete eine interessante Wendung des zuvor ruhigen Abends. Ihr Augenmerk lag dabei vermehrt auf ihrem Angestellten der Redaktion, da für ihn Arbeit anstand. Das mysteriöse Erscheinen einer jungen Frau wurde der Dreuerverwaltung gemeldet. Soldaten der Tenryo Verwaltung hätten an der Küste Ritous eine unpässliche Gestalt entdeckt, die sich nicht wecken ließ -die perfekte Grundlage einer neuen Story - zumindest schien es so, wodurch es an Ikuya lag der vermeintlich Fremden auf den Grund zu gehen.

      Obwohl er durchaus für die Berichterstattung zu begeistern war und schon den ein oder anderen mysteriösen Fall bearbeitet hatte, ging er nicht davon aus, dass an den Gerüchten, die so schnell an den Schrein herangetragen wurden, etwas nennenswertes dran war. Es handelte sich sicherlich nur um einen Irrtum, ein dummes Missverständnis, bei dem die Identität der Frau schnell aufgeklärt werden konnte, würde sie ihr Bewusstsein erlangen. Nichtsdestotrotz war Yaes Wort sein Befehl, sodass er sich ohne ein Wort des Zweifels auf den Weg machte. Mit dem Windgleiter war es ihm ein Leichtes, in Windeseile die Kilometer, die zwischen seinem Startpunkt und seinem Ziel lagen, zu überwinden. Leider war es nicht lange her, dass er die dunklen Flügel von einer Mondstätterin erhalten hatte, die voller Eifer nach neuen Schülern suchte. Als geschickter Schüler war es ihm auf den vielen Reisen vom großen Nutzen, auf eine schnellere Art der Fortbewegung zählen zu können, doch solch eine große Distanz war Ikuya noch nie zuvor am Stück gesegelt. “Wer nicht wagt, der nicht gewinnt", ermutigte er sich gedanklich zum Sprung, ehe er den Gleiter mit den schwarzen Federn ausbreitete, um auf der zuvor anmutigen Brise zu reiten. Schwer schluckend und mit einem tiefen Atemzug fesselte der junge Mann so viel Sauerstoff in seiner Lunge wie irgend möglich, bevor er die Luft anhielt und den Schritt über den Abhang wagte. Wieso sein Atem immer stockte und es ihm nicht möglich war, unbeschwert den Absprung zu vollbringen, konnte der edle Herr selbst nicht beantworten. Auch Amber fand in den Flugstunden keine Antwort dafür, doch solange Ikuya sich überwinden konnte, während des Fluges Luftzuholen, waren ihr seine Methoden recht.

      Voller Adrenalin und im Genuss der Aussicht über halb Inazuma strahlte der sonst reservierte über beide Ohren. Sogar ein Lachen entwich seinen Lippen, unhörbar für die vielen Kreaturen unter ihm, die von seiner Position winzigen Ameisen glichen. Jene Müdigkeit, die sein Körper von den Anstrengungen des Tages mitgenommen hatte, war nicht länger zu erahnen und musste sich dem bei Stress ausschüttenden Hormon geschlagen geben. Weit oben, ungeschützt vor der Zugluft, peitschte die Kälte an seinem Gewand. Den Gleiter zu kontrollieren, fiel ihm bei den turbulenten Massen schwerer als im städtischen Raum Mondstadts, wo er zuvor geflogen war. Die Wetterverhältnisse im bergigen Inselreich unterscheiden sich von der Stadt der Freiheit. Wie kräftezehrend diese Abkürzung sein würde, hatte der Weißhaarige sichtlichst unterschätzt und als sich seine Ausdauer dem Ende neigte, musste er zur Zwischenlandung ansetzen. An der Statue der Sieben angelangt, vernahmen seine Füße wieder den gewohnten Boden unter ihnen. Die Landung war alles andere als weich, da er halb keuchend die Flügel einzog und bemüht um Gleichgewicht taumelte. Gerade so gelang es ihm, sich auf den Beinen zu halten und nicht kläglich das satte Grün zu küssen. Das rasende Herz in seiner Brust würde noch einige Takte schneller schlagen, bevor es sich gänzlich von der Aufregung erholen würde. Vom Flug entkräftet und die Arme schwer wie Blei entschied er sich dazu, den Rest des Weges zu Fuß hinter sich zu bringen. Kein langer Fußmarsch, wie sich herausstellte, lediglich den zahlreichen Treppenstufen musste er folgen, bis er an der Küste angelangt war. Von weitem war die Szene bereits zu erspähen, da sich eine kleine Traube um das Spektakel gesammelt hatte. Kopfschüttelnd näherte Ikuya sich den vielen Menschen, die der armen Frau, würde sie wieder zu sich kommen, die Luft zum atmen raubten. “Gebt ihr Raum!” befahl der Herr nobler Abstammung, der bei den Soldaten ein bekanntes Gesicht war. Sein Mitwirken in der Yashiro-Verwaltung hatte ihm einen Namen in allen Abteilungen des Dreier-Bündnisses verliehen, auch wenn er bei vielen nach dem Niederlegen seiner Dienste für Unmut sorgte. Unberührt lag die Brünette im Sand, ihr Körper übersät mit einzelnen Körnern, die von der Strömung auf ihre Kleider getragen wurden. Beim genaueren Betrachten bemerkte er sofort, dass sie keine Robe der sieben Nationen trug. Ikuya konnte man anhand seines Gewands immer als Bewohner Inazumas entlarven, doch die Fremde ließ auf rein gar nichts schließen. Ihr Gesicht war nicht nur ihm unbekannt, sondern auch den Schaulustigen stand bei ihrem Anblick ein Fragezeichen auf die Stirn geschrieben. Vielleicht war sie eine Piratin? Gehörte sie zu Beidous Bande und war zu unscheinbar um von jemandem bei einem Halt wiedererkannt zu werden?
      “Wieso habt ihr nicht gehandelt?” schimpfte er mit den Befehlshabenden vor Ort. Identität hin oder her - der armen Frau musste geholfen werden, eine Unverschämtheit sie so zu begaffen, ohne ihr aus ihrer misslichen Lage zu verhelfen. Vorsichtig legte er seine Arme unter ihre Achseln, um sie behutsam vom Ufer zu ziehen und weiter in der Sandbank abzulegen. “Holt Stoffe.” Ohne zu wissen, wie lange sie im Wasser gelegen hatte, wusste Ikuya, dass eine Unterkühlung wahrscheinlich der Grund für ihre Reaktionslosigkeit war. Sie in wärmenden Stoff zu legen, war das mindeste, was sie hätten tun können. “Hört ihr mich?” wandte er sich mit einer sanften Stimmlage an die junge Dame und legte dabei seine Handfläche auf ihre Schulter, um diese leicht zu drücken, doch die Mühe war vergebens. Härtere Geschütze mussten her, damit innere Verletzungen ausgeschlossen werden konnten. In seinem Beutel kramend, zückte der Forscher eine Jueyun Chili, die er von einer Meisterköchin in Liyue erhalten hatte. Die quirlige Frau in Begleitung einer orangefarbenen Panda-ähnlichen Kreatur schwor auf die Wirkung dieser Kochzutat und der scharfe Geruch dürfte sicherlich in der Nase der Ohnmächtigen kitzeln. Hoffentlich genug, um sie aus ihrem Schlaf zu entreißen.
      A heart's a heavy burden.

    • Die Dunkelheit, in welcher sie schwebte, ihr Bewusstsein halb gefangen hielt, halb der Freiheit überlies, umschlang sie wie eine Decke, jedoch ohne ihr Wärme oder Geborgenheit zu spenden. Es war ein komisches Gefühl, so willenlos durch die Schwärze zu gleiten… ohne Start und ohne Ziel… ohne Zeitgefühl oder Tag- und Nachtgleiche. Nichts irdisches machte in diesem leeren Raum des Zustandes Sinn, weshalb es der jungen Frau sonderbar komisch vorkam, als sie in ihrer Nase plötzlich ein aufdringlich, juckendes, ja gar brennendes Gefühl wahrnahm. Es drückte sich nach hinten in ihren Rachen, ihren Gaumen empor, in ihre Nasenhöhlen und mit einmal lag diese unangenehme Schärfe auch in ihren Augen, was die Unpässlichkeit ihrerseits nun ein Ende setzte. Es kitzelte unerhört stark, so stark, dass sich die Lider der Unbekannten nun doch flatternd wieder hoben, als sie über ihre Arme, Beine und Torso endlich wieder gebieten konnte. Es war ihr ein Leichtes, sich nun zumindest vorerst auf die Ellbögen aufzurichten. All die Kraft die zuvor so kläglich entschwunden war, hatte sich wieder in ihren Glieder gesammelt und halfen der Braunhaarigen nun umso mehr, sich ordentlich aufzusetzen und der Welt ein kräftiges Niesen zu schenken, ausgelöst durch dieses stark, brennende Gefühl. Mit zusammengekniffenen Augen, schniefte sie kurz dahin, rieb sich mit dem rechten Zeigefinger die Nase und strich sich darauf hin die wenigen Tränen aus den Augenwinkeln. Ein Raunen ging hinter ihr durch die Runde. „Oooooh…“„Herr Aoyama ist ein Genie!“„Wenn wir dich nicht hätten Ikuya…“„Sie lebt also doch noch.. was für ein Glück..“ .. Verwirrt blinzelte die Fremde in die Ferne… vor ihr das weite Meer, dahinter ein noch viel unendlich scheinender Horizont, der sich mit der gerade untergegangen Sonne noch das prächtige Farbenspiel zwischen Orange, Rosa und Violett teilte… die Wärme des Tages ging verloren… aber… und das ließ die Fremde stutzig werden… direkt hinter ihr, linksseitig um genau zu sein, strahlte etwas ähnliche Wärme ab... so wohlig, als würde ein Lagerfeuer hinter ihr lodern… dann, vorsichtig und von der Neugier gepackt, kehrte sich der schmale Rücken der jungen Frau herum, ihr Blick lag gesenkt.

      Sie erblickte zuerst einen Fuß, eingehüllt in einen festen, ledernen Stiefel. Langsam hob sie ihren Kopf empor und erkannte eine lange, schlanke Hand, welche über einem Knie ruhte, welches zu dem abgewinkelten Bein gehörte. Dahinter sah sie ein weiteres Bein, welches sich im Sand vergrub… ein fester Atemzug überkam die junge Frau, während sie ihren Blick immer weiter empor gleiten lies. Die andere Hand des Knieenden rutschte ihr in die Sicht, welche eine knallrote, zerquetschte .. traubenähnliche Frucht in jener hielt. Sie konnte nicht wissen, dass es sich bei diesem Exemplar um ein Gemüse handelte, weshalb ihre Schlussfolgerung, dass die Person vor ihr, welche in solch feine Roben gekleidet war, sie kaum mit der Süße einer Traube erweckt haben musste. Es passte in ihrem Kopf nicht zusammen, woher die Schärfe kommen sollte… unwissend, dass es sich hierbei um eine Pepperoni handelte. Die Augenbrauen nachdenklich verziehend, überbrückte die junge Frau nun den letzten Abstand, um die Identität der Person neben ihr aufzudecken und blickte nun in diese Wasserblauen Augen. Das sonst so strahlende Grün in den ihren, leuchtete ermattet hervor, während sie den Weißhaarigen vor sich musterte, nur kurz, um nicht zu starren. Seine Gesichtszüge waren verhärtet, sein Blick hüpfte in ihrem Antlitz herum, als würde er etwas darauf lesen können. Und auch wenn er die Distanz halten wollte, so konnte die Fremde Sorge in den Augen seinerseits erkennen. Er war äußerst ungewöhnlich gekleidet, aber gerade in diesem Chaos der Extravaganz, lies sich erahnen, dass der Herr zu ihrer linken Seite nicht zum gewöhnlichen Volk gehören konnte, dass sie schräg hinter sich entdeckte. Ihre bläulich verfärbten Lippen öffneten sich einen Spalt, als sie die vielen fremden Gesichter hinter sich erkannte, welche ihre Person mit einer Mischung aus Überraschung, Neugier, Schock, Argwohn und Dankbarkeit anstarrten… wobei letzteres wahrscheinlich weniger ihr galt, sondern dem namentlich benannten Herren neben ihr, der sich somit als Ikuya entpuppte.

      So war es an ihr, ihren Blick wieder zu drehen. „… Guten … Abend?“, waren die ersten Worte, die die Braunhaarige an die Traube von Menschen richtete, doch ehe jemand darauf reagieren konnte, rief eine dumpfe Stimme aus der Ferne: „Herr Aoyama… die Stoffe die sie wünschten! Sie kommen gerade aus der Heizkammer… also… der Bäckerstube meiner Frau!“, ein Herr mittleren Alters, mit angegrauten Haaren drängte sich von hinten durch, mit Decken so dick und hoch, dass es seinen Kopf überragte und die Spannweite seiner Arme nicht reichte um sie fest und ordentlich zu tragen. Eine Frau trat vor, nahm ihm eine der Decken ab und legte sie der Grünäugigen um die Schultern, ohne jedoch zuvor nochmals auf die rötlichen Striche zu blicken, welche sich auf dem weißen Hemd ihrerseits abzeichneten. „Hier… bitte… du musst doch am erfrieren sein Kindchen! Hat jemand etwas zu Essen für die junge Frau?“, rief sie über die Schulter zurück an die anderen Teilnehmer des Spektakels. Die meisten der Personen hatten ihre Köpfe zusammengesteckt, sie tuschelten, flüsterten, streckten verhalten die Hände vor und deuteten auf ihre Person… zwei Soldaten der Tenryo Verwaltung nahmen im schnellen Schritt Reißaus… „Ich bitte euch… hat niemand etwas dabei? Noch nicht mal eine Dämmerfrucht?“ - „D-danke… das ist schon in Ordnung…“, murmelte die Unbekannte und zog, beinahe gierig wirkend, die Decke näher und fester an sich, ehe sie versuchte sich wackelig auf die Beine zu stellen.
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    • Erleichterung machte sich nicht nur in der eng geschnürten Brust des jungen Mannes, der vor der Frau kniete breit, sondern auch im Rest der Schaulustigen. Ein heiteres Aufatmen war in der Menge zu vernehmen, doch ebenso verstummen die vielen neugierigen und spekulierenden Mäuler, die zuvor fleißig über die Herkunft der jungen Dame philosophiert hatten. Natürlich hielt ihr Erwachen die Menschen nicht davon ab, sich weiter die Münder zu zerreißen, doch taten sie es nun unter vorgehaltener Hand, wodurch die vielen Worte zu einem unverständlichen Brei in der Ferne verschmolzen. Am liebsten hätte der Weißhaarige sie alle verabschiedet, in ihre Häuser geschickt oder zumindest zu den Beschäftigungen zurückkehren lassen, mit denen sie ihre Zeit vertrieben hätten, bevor auch nur eine Menschenseele auf die Idee kam, Hilfe zu leisten, doch den Streit ersparte Ikuya sich. Bei dem Klang einer bekannten Stimmte wich seine Aufmerksamkeit von der Fremden flüchtig auf den Herren, der sich an ihn richtete. Unter den schweren Lagen des Stoffes ließ sich sein zur Seite geneigter Kopf erahnen, der vergeblich vor den Massen flüchten wollte und Mühe hatte, den Stapel Tücher überhaupt auf seinen Schultern zu tragen.

      Ohne zu zögern erhob er sich, empfing den bestellten Berg an Violett, Orange und Rot getränkten Gewebe und ging dem Älteren helfend zur Hand, ehe die Fremde in die warmen Lagen gehüllt wurde. Immerhin waren vier helfende Hände zwischen den ganzen schaubegierigen, die nichts Taten als Gerüchte zu verbreiten. Wer auch immer die junge Frau war, sie würde die nächsten paar Sonnenaufgänge in aller Munde sein, für Aoyama tat dies aber nicht zur Sache, lediglich seine Gedanken schweiften bei all dem Getuschel ab. Eine sehr unangenehme Situation für die Frau in Not, die er mit Mühe zu verbessern versuchte. "Seid ihr wohl auf? Könnt ihr stehen?" galt all seine Aufmerksamkeit wieder der Reisenden, in dessen moosgrünen Augen er sich zu verlieren drohte. Sie strahlten satt und voller Farbe, ohne einen Funken der Anstrengung, der erahnen ließ, in welch unpässlicher Lage sie sich befand. Zumindest machte es diesen Anschein für das Meerblau, dass im Unwissen darüber lag, einen noch heller strahlenden Smaragden betrachten zu können, wenn sie wieder bei Kräften war. Wie hypnotisiert betrachtete der Weißhaarige, schweigend sein Gegenüber, völlig ihrem Bann verfallen. Die Neugierde seiner Seele brannte weder auf dem Antlitz der Frau noch wanderte sein Augenmerk auf und ab, um sie zu Mustern, einzig und allein die Tiefen des Grasgrünes bestaunte er. Erst das Ertönen einer weiteren besorgten Stimme riss ihn aus seiner Trance. Mit dem Abwenden seines Schopfs bereute er augenblicklich sein Starren und fühlte sich kein Stück besser als die anderen Sensationssuchenden. Ein Wunder, dass die Schamesröte sich unmerklich auf seine wärmer werdenden Wangen legte, statt der Mehrheit seinen Fehler zu offenbaren. Eine der vielen Vorzüge, wenn man wie Ikuya ein hohes Selbstbewusstsein besaß und einem kaum etwas peinlich war. Sich räuspernd verabschiedete er den Nebel vor seinem geistigen Auge, um wieder gänzlich im Hier und Jetzt anzulangen und nickte der Dame zu, die sich in der Traube nach etwas Essbaren erkundete. Auch die Züge des Redakteurs scannten die Mengen nach einer hebenden Hand oder einem flüchtigen Kommentar, nur schien keiner von ihnen Hilfsbereitschaft zu erweisen. Weiter in der Ferne blieb sein Augenmerk an einem Haufen hölzerner Fässer liegen - genauer gesagt auf die 1,40 große Gestalt, die in ihrer Mitte verweilte und mit sinkenden Lidern da stand. "Sayu!" rief Ikuya nach dem
      Shuumatsuban Ninja aus, die kurz davor stand ihre Tarnfähigkeiten dafür einzusetzen sich als eines von ihnen auszugeben. Wieso die Fünfzehnjährige sich ausgerechnet dazu entschied, sich in der Mehrheit der Fälle als Fass zu tarnen, war ihm ein Rätsel, das er nicht weiter verfolgt hatte. Mit der kleinen Sayu zu diskutieren war ebenso effektiv wie sich mit einem der anderen Bottichen zu unterhalten. "Sayu!" wiederholte er seinen Ruf, als ihre Augenlider keine Regung zeigten und erst beim zweiten Mal das Kind überrascht zusammenzucken ließ. Müde und noch halb im Schlaf hob sie ihr Haupt in Richtung des noblen Herren, die verschlafenen Augen halb unter der Panda-Kapuze verborgen. Mit dem Anblick ihres Freundes, der ihr schon häufiger aus der Patsche geholfen hatte, wurde das trübe Violet ihrer Augen satter bei dem bekannten Gesicht. Die Arme voran ausstrecken, hüpfte die kleine Dame ihm entgegen, rollte sich noch in der Luft zu einem kleinen Ball zusammen und kam der Sandbank in purzelnden Bewegungen näher. Kurz vor der Fremden löste sie sich aus ihrer gebückten Haltung und landete dabei auf beiden Beinen. “Ikuya.” Ihre sanfte Stimme klang wie ein leises Flüstern eines Kindes, das gerade dabei war, in das Land der Träume einzutauchen, statt unter den Wachen zu weilen, doch diesen Tonfall legte Sayu beinahe andauernd an den Tag. “Ich brauche Nakukraut, hast du welches bei dir?” Selbst wenn sie keines in ihrem Beutel trug, so würde der Ninja die regionale Besonderheit sicherlich schnell ausfindig machen können, es wuchs im Inselreich wie Sand am Meer. Auf die sichtbaren Wunden der Reisenden gerieben, würde es wahre Wunder bewirken und eine Linderung ihrer Schmerzen bedeuten, wenn sie überhaupt welche hatte. Der verwirrte Blick der Brünetten ließ sich nur schwer deuten, obwohl Ikuya für gewöhnlich keine Probleme damit hatte, sein Gegenüber zu durchschauen. Sie war… anders. Ein Rätsel, das aus dem Nichts auftauchte.

      Kaum war das Kraut den fürsorglichen Händen des erneut knienden Mannes überreicht, trennte er die Blüte von ihrem Strung, wiederholte diesen Vorgang mit jedem Strauch, ehe er die gepflückten Köpfe in seiner Handfläche zu einer Paste zerdrückte. Bevor er Anstalten machte, die Medizin aufzutragen, suchte er den Blickkontakt zu dem Moosgrün, in dem er sich zuvor bereits verloren hatte. “Das wird eure Schmerzen lindern.” gab er ruhig bekannt und hielt ihr die Hände zur Betrachtung hin. Demonstrativ rieb er die Salbe zwischen seinem Daumen und dem Zeigefinger, um zu zeigen, dass daher keine Gefahr rührte. Vorsichtig fuhr er mit den Fingerspitzen über die roten Streifen, die ihren zerbrechlichen Körper zierten und würdigte ihr erst wieder eines Blicks, als er fertig war und die Finger zurück nahm. “Ich werde euch zur Statue der Sieben begleiten und um eure Genesung bitten.” Waren die letzten Worte, die er an sie richtete, bevor er sich wieder aufrichtete und ihr den stützenden Arm anbot, würde sie selbst Laufen können. Wenn es ihr nicht möglich wäre, würde er sie den Berg hinauf tragen und erst im weichen Gras wieder absetzen. “Aoyama Ikuya.” hielt der Weißhaarige es für richtig, ihr seinen Namen anzubieten.
      A heart's a heavy burden.

    • Der erste Versuch, ihre wiedergewonnene Kraft zu nutzen und sich zu erheben, scheiterte leider kläglich. Auch die Hilfe der netten Dame, welche ihr zuvor eine der Decken um die Schultern legte und unsicher unter ihre Arme griff, um sie auf den Beinen zu halten, war nicht ausreichend. Viel zu unstet und unkoordiniert arbeitete ihr Körper mit ihrem Gehirn zusammen und veranlasste die junge Frau wieder nach links einzuknicken und geschlagen im Sand sitzen zu bleiben. Ein tiefes Seufzen entkam ihr dabei, ehe sie sich an den Kopf fasste, um den gegrämten Blick ihrerseits zu verdecken. Sie fühlte jedoch, wie ihr weitere Decken und Stoffe um die Schultern gelegt wurden, wie sie fest eingepackt wurde. Ihre waldgrünen Augen waren von peinlicher Blamage hinterlegt, als die Unbekannte ihren Blick wieder hinter ihrer Hand vorschickte, um den Herren neben sich zu mustern, der so tatkräftig mithalf, ihre unerschlossene Ankunft am Strand so erträglich wie möglich zu gestalten. Sie musterte sein Gesicht, wie er jede seiner Tat mit Sorgfalt ausführte und sich seine Augenbrauen dazu bewegten, als wären sie sein viertes Ausdrucksmittel. Das brachte die Braunhaarige dann doch zum Schmunzeln, aber bemerkte sie auch, dass er der einzige war, welcher sich anscheinend ehrlich Sorgen um ihr Wohlergehen machte, während die Traube an Menschen hinter ihr, weiterhin am tuscheln und flüstern war. Er hatte es wohl bemerkt, ihre beinahe ungehobelt rohe, freche Art ihn zu mustern, ja beinahe schon anzustarren, denn mit einmal traf sich das Wasserblau wieder mit dem Moosgrün. Als er dann das Wort an sie richtete, stockte ihr Atem für einen kurzen Moment.

      „Nun… nun ja… ich bin nicht sicher… wohlmöglich…“, sie räusperte sich erneut, wich seinem Blick nun ebenso aus, ertappt und von sich selbst peinlich berührt. Wohl aber versuchte sich die Fremde nun doch wieder, etwas unbeholfen, war sie ja gehüllt in gefühlt abertausende Schichten der wärmenden Stoffe, auf die Beine zu heben, als die Frau von zuvor wieder ihre Stimme erhob. „Liebchen, alles mit der Ruhe! Lass dir ruhig zeit und überstürze nichts! Ach Himmel, du zitterst ja immer noch… aber bald sollte es dir wärmer sein… warte… Yoimiya hat heute Abend erst eine große Portion ihres Sommerfest Fisches zubereitet… bestimmt hat sie noch etwas über, wenn es um so etwas wichtiges geht!“, halb im Gespräch mit sich selbst und das Einverständnis von Ikuay abwartend, warf sie der Grünäugigen noch einen letzten Blick zu, ehe sie am Stand kehrt machte und von Dannen eilte. Die Fremde aber sah ihr verdattert hinterher. Wie nur kam es, dass es alle so gut mit ihr meinten hier? Aber sei es wie es sei… sie hatte durchaus Recht… auch wenn sie hier jetzt auf der trockenen Sandbank saß, sie fühlte sich durchaus unterkühlt und spürte, wie sehr ihre nasse Kleidung ihr am Körper klebte. Sollte es möglich sein, so wollte sie ihre Gewandung so bald als möglich auftrocknen… mehr noch… sie bemerkte erst jetzt, dass sie keine Schuhe mehr an den Füßen trug. Und aufgestanden war sie nach wie vor nicht.

      So tief in ihren eigenen Gedanken versunken, kehrte sie ihren Kopf herum, ja erschrak beinahe, als sich Ikuya nach einer Person namens Sayu erkundigte und diese plötzlich, so unverhofft und überraschend, vor ihnen auftauchte… nein, besser gesagt auf sie zurollte… wie ein kleiner Ball. Ihre Augen vor Unglauben geweitet, konnte die Braunhaarige für den ersten Moment nicht glauben, was sie eben gesehen hatte und starrte das Mädchen ungehalten an, während es mit dem Weißhaarigen Konversation führte. Sie sah aus, als würde sie im Stand einschlafen, so schläfrig und träge wirkte ihre Erscheinung. Bei einem Wort aber wurde die junge Frau hellhörig. „Nakukraut?“, wiederholte sie flüsternd und zog die Augenbrauen kraus. Es war ihr völlig unbekannt, jenes natürliche Gewächs, nach dem der junge Mann verlange. Nicht lange und die kleine Sayu hatte einige davon gesammelt. Skeptischen Bickes verfolgte die Braunhaarige, was Ikuya damit machte… sie verfolgte seine Schritte zur Verarbeitung der Pflanze argwöhnisch und auch, als er ihr beteuerte, dass die entstandene Salbe ihre Schmerzen lindern würde, blieb sie vorerst voreingenommen und sah auf seine Hand hinab, welcher nach ihrem von Abschürfungen überzogenen Arm greifen wollte. Sie zog sich etwas zurück und sah ihm fest in die Augen... sie wusste nicht, ob sie ihm denn vertrauen konnte… ob er ihr schaden wollte… aber etwas in dem Meerblau seiner Augen strahlte eine besonnene Wärme aus, eine Wärme die sie umfing und ihr die Sicherheit gab, dass nichts passieren würde.

      So flachte sie ihren etwas vor Nervosität verschnellerten Atem ab, presste die Lippen zusammen und legte ihre Hand vorsichtig in die seine. Schnell, zügig, aber stets sanft und vorsichtig, strich der Weißhaarige ihr die Salbe über ihre Wunden. Er ging dabei so rasch und wissen vor, dass die junge Frau spekulierte, ob er dies nicht bereits öfters gemacht haben musste. Er endete und schenkte ihr einen letzten Blick, ehe er seinen schlanken Körper erhob und ihr erneut seine Hand anbot. Verwirrt sah sie zu ihm empor… Er wollte wohin mit ihr gehen? „Ich… ich verstehe nicht…“, gab die Braunhaarige von sich, ergriff aber, Vertrauen fassend seine Hand und hob sich nun doch, endlich, alleine auf ihre Beine. Ikuya war einen guten Kopf größer als sie, sodass sie zu ihm aufsehen musste. Sein Blick lag in der Ferne, dem sie folgte und in entlegener, aber erreichbarer Ferne eine große, hellblau leuchtende Statue erblickte, die sich wie ein Monument in den Himmel arbeitete. Ihr Antlitz drehte sich in Staunen zurück, als sich der Weißhaarige nun offiziell bei ihr vorstellte und ihr Blick sich wieder auf ihn richtete. Die meisten der Schaulustigen hatte sich bereits wieder verzogen, waren des fortschreitenden Abends wieder in ihre Heime zurückgekehrt, aus welchen orange das Licht von innen in die dunkler werdende Welt strahlte. Oh, wie sehr sie gerade ein wärmendes Feuer vor ihren Füßen hätte, an dem sie ihre erkalteten Gliedmaßen wärmen könnte. Aber… sie war froh, dass der junge Mann, welcher bei ihr geblieben war und sie, im Moment eher allein waren. Sie wollte nicht, dass ein jeder sofort ihren Namen kannte… wobei es bereits morgen in aller Munde sein würde, wer sie war und woher sie kam.

      „Aleyv…“, erwiederte die Braunhaarige nun in ruhigem Ton und sah erneut zu der Statue, als sie den Blick des Blauäugigen wieder auf ihr spürte. Er richtete noch ein paar wenige Worte an sie, ehe sie ihren Weg zu benanntem Ziel antraten. Die ersten Schritte waren unbeholfen, mehr noch, musste sie wegen dem Schwindel der sie immer wieder Heimsuchte, sich von Zeit zu Zeit fest an den helfenden Arm Ikuyas klammern, welcher sie aber sicher und ruhig neben sich her führte. Das ungleiche Paar wandelte somit über den knarzenden Steg, fing sich einige fragende Blicke ein… mehr noch hatte Aleyv nach wenigen Minuten das Gefühl, alle Augen auf die sie trafen, würden an ihrer Erscheinung kleben. Auch wenn sie versuchte, sich diese gefühlte Schmach nicht anmerken zu lassen, umso fester verbiss sie ihre Kiefer ineinander. Und wieder konnte sie die flüsternden Stimmen hören, welche ihre Person beschrieben. Fest war ihr Blick zu Boden gerichtet, nachdem sie nun die erste kleine Ortschaft hinter sich gelassen hatten. Sie konnte von dem Neuen, das sie hier empfing, noch nichts einfangen… nicht nur, weil sie sich fühlte wie ein Tier im Käfig, bestarrt, begafft und zur Schau gestellt, auch merkte die junge Frau, wie ihre Kräfte langsam wieder schwanden und die Überanstrengung sich als kalter Schweiß auf ihre Stirn legte. Aber ging sie tapfer neben ihrem Begleiter her, welcher die Wörter, Gespräche und Tuscheleien der Anwohner sichtlich kalt liesen.
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      dark clouds drift within
      the longing lures pulls my mind
      will you carry me?
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    • Unter den aufdringlichen Blicken der zahlreichen Passanten, die ihren Weg kreuzten, zeigte sich Ikuya wenig berührt. Auf dem Inselreich kannte jeder jeden, an allen Ecken wurde man gegrüßt. Ein unbemerktes Schlendern im Herzen des Dorfes war da undenkbar - unter anderem einer der Gründe, wieso sich der Weißhaarige dafür entschieden hatte, Redakteur zu werden und auf Reisen zu gehen, stets auf der Suche nach Orten, an denen es nicht so war. Das Gras war über den eigenen Landesgrenzen hinaus für gewöhnlich grüner. Früh erhielt er die Erkenntnis, in dieser Annahme falsch gelegen zu haben. Obwohl die Welt Tevyats an Schönheit kaum zu übertreffen war und jede Region auf ihre eigene Art und Weise bezauberte, so waren die Menschen doch meist dieselben. Fremde Gesichter wurden begutachtet, als würde hinter der nächsten Ecke Gefahr lauern und in Form eines Reisenden erscheinen. Ikuya wusste genau, wie sich die junge Dame fühlte. Zu Beginn seiner Nachforschungen kam er sich ebenso verloren wie ein Elefant im Porzellanladen vor. Lediglich in Sumeru war das Treiben so rege, dass man in der Summe der Farben und Stoffe, Anhäufungen von Waren und Gütern als unbekanntes Gesicht untergehen konnte. Die restlichen Ländereien dürften auf einen Außenstehenden wie geschlossene Gemeinschaften wirken, die allen Neuen eher skeptisch begegneten.
      Das leise Getuschel schien die Brünette weniger kalt zu lassen, als ihren in Inazuma gebürtigen Begleiter. Wie ihr Kiefer sich spannte, entging ihm nicht, auch wenn er den Blick sogleich von ihr abwandte, um nicht noch mehr Druck auf die zierliche Frau auszuüben. "Ein unbekanntes Gesicht sieht man hier nicht alle Tage." erklärte er ihr ruhig, während sein Augenmerk auf den Weg vor ihnen gerichtet war, in der Hoffnung, ihr die Sorgen zu nehmen. Im Mittelpunkt zu stehen war auch im nicht sonderlich geheuer, zog sich der schweigsame Mann lieber zurück, als Teil des regen Geschehens zu gelten, doch eines musste man den Bewohnern lassen, sie waren freundlicher Natur. Selbst die Blondine, die aus Schall und Rauch entstand und in ihre Welt gestolpert war, schloss hier enge Freundschaften und wurde in den Erzählungen anderer in den höchsten Tönen gelobt. Zugegeben, sie war eine Heldin ihrer Zeit, der es gelang, die dunklen Mächte und die aufsteigenden Fatui zu besiegen, aber jeder fing mal klein an. Der Start Lumines in Inazuma war ebenfalls kein leichter. Mitten im Augenhatzdekret stieß die Fremde dem Elektro-Archon sauer auf und forderte die Gottheit sogar zum Kampf auf. In der Stadt Liyue erging es ihr während des jährlichen Ritus der Herabkunft ähnlich, da sie sich gegen Anschuldigungen, den heiligen Rex Lapis ermordet zu haben, wehren musste.
      Lediglich die freiheitsliebenden Mondstädter zollten ihre Unterstützung, ohne jegliche Zweifel an der Kriegerin zu hegen. Ohne Lumine persönlich gekannt zu haben, erwischte der Inazumaner sich dabei, den flüchtigen Gedanken zu pflegen, dass es sich bei dem plötzlichen Auftauchen Aleyvs um ein ähnliches Szenario handelte, aber diese löste er wieder in Rauch auf. Sicherlich lag nur ein Missverständnis vor.

      Als Ikuya die leichten Perlen des Schweißen auf ihrer in angestrengte Falten gelegte Stirn erkannte, rückte er näher an die Brünette heran, entriss ihr den wenigen Halt, den er ihr mit seiner haltenden Hand geleistet hatte und legte stattdessen den Arm unter ihre Achseln. Seine Finger ruhten auf der schmalen Taille der Frau, bemühten sich möglichst unaufdringlich zu wirken und somit das Gewicht seiner Hand nur minimal auf ihr zu Lasten zu tragen. Es gäbe keinen schlimmeren Verlauf, als wenn er sie in dem Glauben ließe, er würde lediglich Hand an ihr legen wollen. Das war definitiv nicht der Fall! Natürlich sah sie wunderschön aus, selbst die Narben des Kampfes konnten ihrer Schönheit keinen Abbruch leisten. Die Duftnote, die ihm beim näherrücken entgegen flog, trug etwas Bekanntes in sich - ein blumiges Aroma, doch vielleicht stieg ihm auch nur das Nakukraut zu Kopf. Den Blick wieder eisern auf den Gipfel gerichtet war Aoyama bemüht, sich nichts von seinen kreisenden Gedanken anmerken zu lassen oder dem Fakt, dass ihm tatsächlich jedes kleinste Detail der Frau in die Augen fiel. Obgleich die langen Wimpern oder die feinen Erhebungen ihrer Lippen, er sog alles davon auf und hätte die Distanz zwischen ihnen lieber wieder aufgebaut. Ein manch anderer hätte vermutlich eher den Drang verspürt, sich auf die bezaubernde Dame zu stürzen, aber nicht etwa der noble Herr. Er hatte Manieren und Stimmen der Vernunft in seinem Kopf.

      Die letzten steilen Schritte der Statue entgegen zerrten auch langsam an seinen müden Muskeln. Noch immer hatte der Flug seine Spuren der Anstrengung in dem recht ungeübten Langstreckenflieger hinterlassen und da er den Weg nun annähernd für zwei hinter sich ließ, machten seine Beine schlapp. Erleichtert atmete er auf, als er Aleyv im weichen Gras vor der Statue niederließ und sich in seine gewohnte Haltung strecken konnte, statt unter der kleineren gebeugt zu verweilen. Lange genoss er den Luxus nicht, kniete auf allen Vieren und senkte den Kopf demütig gegenüber der Gottheit, zu der er beten würde. "Ihr großen sieben, ich bitte um euren Segen. Schenkt der Reisenden Aleyv neue Kraft." Für gewöhnlich sagte Ikuya die Worte nur im Kopf auf, sprach sie dieses Mal jedoch laut aus, damit das Fräulein wusste, was vor sich ging. Der Klang seiner Stimme glich dabei alles anderem als einem Fanatiker, sondern hallte sanft und leise durch die Zugluft der kleinen Bergspitze.
      Wie in seinem Gebet gewünscht, fuhr ein heißes Kribbeln durch die Körper der beiden Betrachter der Statue und ließ sie neue Kräfte schöpfen. Die roten Streifen, die die letzten Überbleibsel ihres Kampfes schilderten, verschwanden mit einem Mal. Der Segen der sieben Götter fand auch in der Fremden seine Wirkung…

      Vielleicht erlangte sie mit ihrer Energie auch ihre Erinnerungen zurück. Wenn nicht, würden die beiden wohl eine längere Reise als den kurzen Spaziergang durch Ritou hinter sich bringen müssen. Der erste Stopp - der Ritterorden der Favonius, in der Stadt des Anemo-Archon.
      A heart's a heavy burden.

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      Sofort als Ikuya die zarte Gestalt ihrerseits näher an sich heran zog, flink und schnell seinen Arm unter ihre beiden Achseln geschoben hatte und seine Hand nun locker, aber bestimmt an ihrer Taille ruhen ließ, durchfuhr die junge Frau ein elektrisierender Schauer. Wohlgleich sie nicht sagen konnte, ob es wegen der Schnelligkeit war, in der seine Tat passierte, oder es der Aufregung geschuldet war, die sie mit einem Mal überkam... All ihre Nackenhaare sträuben sich, als die vorher so professionell wirkende Nähe übergangen wurde und Aleyvs Körper sich nun nahe an dem des jungen Mannes befand. Durchaus, sie müsste lügen, wenn sie sagen würde, dass der Weißhaarige nicht von schöner Gestalt war. Oh, die Attraktivität eines Menschen lag in so vielen Punkten und die Braunhaarige war keineswegs oberflächlich, aber war Ikuya durchaus interessant und von einzigartiger Schönheit. Aleyv schluckte leicht bei diesem Gedanken, aber konnte sie im Nachhinein nicht definieren, ob es ihrer Erkenntnis geschuldet war, dass der junge Mann neben ihr, ihr durchaus gefiel, oder die Erschöpfung noch viel zu stark und präsent in den Knochen steckte und ihr Körper sie eindringlich zur Mäßigung aufrief. Nichts desto trotz biss die Neuangekommene ihre Zähne zusammen und stapfte, im starken Griff des Herren neben ihr, die letzten Meter empor zur imposanten Säule, auf welcher eine kleine Person thronte. Aleyv ließ neugierig den Blick schweifen und musterte das grau des Steines und schmunzelte beim Anblick der goldenen Umrandung, einzelner Segmente dieser. Wer auch immer diese Person war, die obenauf saß und sich die Welt von dort oben angesehen haben musste, es war ein wichtiger Teil der Bevölkerung... Möglicherweise war es auch bald an der Zeit, dass Aleyv in diese wundersame Welt eingeführt wurde, in die sie hier so unfreiwillig geschleudert wurde.

      Nun endlich aber hatten die beiden vom Schicksal zusammengeführten Personen das Ziel ihrer kurzen, wenngleich nicht weniger anstrengenden Reise, erreicht. Mit einem Ächzen ließ Ikuya die etwas Kleinere aus der Umklammerung auf den Boden gleiten und streckte sich erstmal durch. Aleyv strich sich in der Zwischenzeit den Schweiß von der Stirn und die vorgefallenen Haare aus dem Gesicht. Schwer ging ihr Atem, schwerer als sie geglaubt hatte ihn antreiben zu müssen um diese, nun doch relativ beträchtliche Strecke an Weg, hinter sich zu lassen. Mit kraus gezogenen Augenbrauen sah die junge Frau den Weg hinab den sie gerade empor geschrottet waren und schämte sich im selben Moment sehr dafür, dies nicht auch allein geschafft zu haben. Immerhin war die Steigung nichts nennenswertes und auch die Strecke keine große... Dennoch, ihr Körper war erschöpft und sie fragte sich nach wie vor, was passiert war, dass ihre Energie so derartig aufgebraucht war. Seufzend hob sie ihren Blick wieder empor und sah dem jungen Mann entgegen, welcher sich neben ihr auf alle Viere hinab begab und demütig den Kopf hinabsenkte. Beinahe hätte sie ihn davon abgehalten. Ihr Mund war bereits geöffnet, ihre Arme nach vor gestreckt, als Ikuyas Lippen plötzlich bittende Wörter der Heilung entkamen. "... Große Sieben?", flüsterte die Braunhaarige verwirrt. Doch konnte sie nicht weiter nach einer Erklärung fragen. Erstaunt wurden die Augen Aleyvs im nächsten Moment groß. Nicht nur, weil sie verstand, dass er ein Gebet sprach, auch deswegen, was im nächsten Moment passierte. Ein goldener Schein umwob sie, hüllte sie ein wie die wärmste Decke die es je gegeben hatte und hob ihre Kräfte in ungewöhnliche Höhen. Die Heilung genießend schlossen sich der Reisenden Augen und öffneten sich erst wieder, als die Wärme wieder versiegt war. Ein kurzer Blick auf ihre Arme genügte der jungen Frau um zu erkennen, dass die Gottheit, welche Ikuya angebetet hatte, ihre Wunden tatsächlich geheilt hatte und ihr die Erschöpfung aus den Gliedern nahm. Sie fühlte sich wie neu geboren. Ein zartes Lächeln schon sich auf die nun rosig leuchtenden Lippen der Braunhaarigen, ehe sie langsam versuchte ihren Körper zu heben. Mit Leichtigkeit gelang ihr jenes Vorhaben und auch Ikuya erhob sich wieder aus seiner Position. Auch wirkte sein Geist erfrischt und seine Person gestärkt. Die Blicke der beiden trafen sich für einen kurzen Moment, ehe Aleyvs Mund sich öffnete und sie ihren Blick zur Statue wendete. "Das ist unglaublich... Noch nie ist mir etwas derartiges widerfahren! So sag mir... Was genau ist da eben passiert?", die Neugier hatte sie gepackt. Ihre Haare hinter die Ohren streichend, begegnete sie dem Weißhaarigen wieder mit dem Grün in ihren Augen und wog ihr Gesicht in Unglaube, bis Ikuya ihr die Situation erklärt hatte.


      Zumindest erwartete die junge Frau dies. Als er aber meinte, es wäre im Moment noch nicht die Zeit dafür und er würde ihr all die Antworten geben auf die Fragen die sie hatte, aber im Moment wäre es am wichtigsten herauszufinden, wer sie war und woher sie kam, versiegte das Glänzen in ihren Augen und sie runzelte die Stirn. Sie konnte ihm dahingehend gar nicht widersprechen, denn als er nachfragte, ob sie sich nun erinnern konnte wo sie herkam, kam seitens der jungen Frau nur ein verhaltenes Kopfschütteln. Diesen Umstand hätte sie beinahe genauso vergessen, wie das Rätsel um ihre Ankunft hier und wo sie hergekommen ist. Immerhin konnte der Himmel sie nicht einfach so ausgespuckt haben. Ein resigniertes, aber verständnisvolles Seufzen entkam ihren Lippen, aber erkannte sie, dass die Dringlichkeit bei einem anderen Thema lag... Das erkannte Aleyv an und kratzte sich dann im Nacken. "Was... Was schlägst du dann vor? Wohin soll ich gehen, um herauszufinden, woher ich gekommen bin...?", mit ruhiger Stimme, verschränkte die Grünäugige ihre Arme im Rücken und sah den jungen Mann wartend an. Sie ging nicht davon aus, dass er ihr zur Seite stehen würde. Immerhin waren sie sich völlig Fremde, kannten die Namen vom anderen.. Aber das war es auch schon wieder. Aleyv war durchaus gewappnet ihre Reise hier allein antreten zu müssen... Auch wenn sie nicht wusste, wie genau sie dies anstellen würde.
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      Mit wenig Verwunderung nahm Ikuya es hin, dass Aleyvs Erinnerung noch immer eine Lücke aufwies. Ärgerlich, keine Frage aber der Weißhaarige wusste es besser als ihre Zeit mit Trübsalblasen zu verschwenden. Nicht nur die Brünette verfiel in unendlich viele Fragen, auch in den jungen Zügen ihres neuen Begleiters standen die Fragezeichen geschrieben, doch wenn es irgendwo Antworten geben würde, hatte der Journalist eine Vermutung, wo sie zu finden waren. Lose Erinnerungen wanderten nach Mondstadt, der Stadt der Freiheit, in der wenige Jahre zuvor ein Reisender erschienen war. Vielleicht gab es mehr Verbindungen zwischen den beiden, als im ersten Moment zu vermuten war. So oder so musste der junge Mann dem merkwürdigen Erscheinen Aleyvs auf den Grund gehen. Allein sein Beruf verlangte es, seine Neugier hatte nun mehr sein Interesse geweckt und außerdem konnte er das seltsame Gefühl nicht von sich schütteln, sich für die junge Frau verantwortlich zu fühlen. Es war erschreckend zu sehen, wie wenig Hilfsbereitschaft die sonst so aufgeschlossenen Bewohner an den Tag legten, kaum dass es um ein ihnen fremdes Gesicht ging. Darüber hätte er nur den Kopf schütteln können, aber die Bevölkerung Teyvats hatten schon genug Katastrophen erlebt. Da war ihr Zögern annähernd nachvollziehbar.

      Aus den Gedanken gerissen blickte der Weißhaarige zu seiner Begleiterin hinüber. Der richtige Zeitpunkt, um ihr diese Welt zu erklären, war noch nicht gekommen, aber ihr nächstes Ziel sollte sie schon erfahren - auch wenn ihr der Ort ohnehin kein Begriff sein dürfte. "Vor einigen Jahren erschien schon mal eine fremde Person, die nicht aus dieser Welt stammte." begann er zu erklären, während sein Augenmerk über die Stadt wanderte. Der erklommene Hügel wäre beim Hinabsteigen angenehmer als beim Aufstieg, besonders jetzt, wo sie wieder bei Kräften waren, trotzdem keimte flüchtig die Idee, ob sie den Rückweg gemeinsam gleiten sollten. Lieber nicht… Der Inazumaner war neu in den Lüften und konnte von Glück sprechen, noch keine negativen Erfahrungen gemacht zu haben, da sollte er sich lieber nicht in neue Herausforderungen verwickeln - zumindest, noch nicht. “Im Gegensatz zu euch erschien der Reisende im nördlichsten Reich dieses Landes - Mondstadt, auch die Stadt der Freiheit genannt.” Eventuell könnten sich die Ritter von Favonius einen Reim daraus machen, was vor sich ging. Somit stand für Ikuya fest, was die nächsten Schritte für die beiden waren. Die Alcor, das Schiff der bewaffneten Flotte der Crux, zog schon seit Jahren über die Meere und ermöglichte dem ein oder anderen die Überfahrt. Natürlich leisteten sie diesen Dienst nicht jedem daher gelaufenen Deppen - ganz im Gegenteil, Beidou war alles andere als eine Reiseleiterin, aber für bekannte Gesichter, in deren Schuld sie zudem stand, würde sie sicherlich den Platz entbehren können.

      Ohne weitere Erläuterungen setzte der junge Mann sich in Bewegung, blickte dabei nur einmal über seine Schulter, um seiner Begleitung mit einem Nicken zu signalisieren, dass sie ihm folgen sollte. Erneut passierten sie die kleine Hafenstadt mit den vielen misstrauischen Gesichtern, die sich nur abwandten, als Herr Aoyama seinen Antlitz in ihre Richtung bewegt hatte. Auch wenn es schwer zu glauben war, hoffte er doch darauf, dass Aleyv auf das Gute in den Inazumanern vertraute, statt sie für ihre Skepsis zu verurteilen. Ikuya war abgesehen von diesem Sonderfall ein stolzer Bewohner Inazumas, der die Entwicklung des Inselreiches bewunderte, statt sich für seine Herkunft zu schämen und auch in Zukunft wollte er dieses Gefühl wahren.

      Während sich die meisten Gestalten geschuldet der einbrechenden Nacht zurück zogen, brachen die beiden Abenteurer erst zu ihrer Reise auf, vorausgesetzt Ikuyas Plan würde sich tatsächlich in die Tat umsetzen lassen, denn diesen Deal hatte er bisher ohne das Einverständnis der Piratin geschlossen. An der Anlegestelle herrschte im Vergleich zum immer stiller werdenden Dorf ein reges Treiben. Die letzten Fischer, die ihre Netze über Nacht ausgeworfen ließen, kehrten auf ihren Nussschalen zurück an Land, bereit den Tag zu beenden und auch am größten Frachter des Hafens wurde fleißig gewerkelt. "Beidou!" hob der Bursche seine Hand grüßend in die Lüfte, um die Flottenkapitänin auf sich aufmerksam zu machen, was ihm gelang. Die lange, dunkelbraune Mähne hob sich in der seichten Brise, als die große Frau ihren Schopf zu den beiden in der Ferne wandte. Selbst zu solch später Stunde war die Piratin in einem Hauch von Nichts gehüllt und scheute sich nicht davor ihre weiblichen Vorzüge zur Schau zu stellen. Alles andere hätte einen ohnehin nur gewundert, so kannte man Beidou nun mal - kein Blatt vor den Mund nehmend und das Wort Angst aus ihrem Wortschatz verbannt. Sofort erstrahlte sie beim Anblick Weißhaarigen mit einem breiten Grinsen, kam ihm gar einige Schritte entgegen ehe die Dame einen Arm um seine Schultern warf und ihn seitlich in eine Umarmung schloss. "Na mein Schöner, lange nicht gesehen." Über wie wenig Schamgefühl eine Person verfügen konnte, wunderte sich Ikuya jedes Mal, wenn er der selbstbewussten Piratin begegnete. Mit keiner Regung ihres Körpers fürchtete sie sich vor Ablehnung oder davor Nähe aufzubauen - nicht nur zum Herren Aoyama, sondern so ziemlich zu jedem, mit dem er sie hat interagieren sehen. "Ich fürchte ich muss dich heute um die Begleichung deiner Schuld bitten." kam er gleich zum Punkt und löste sich so gleich aus ihrem Griff, der ihm etwas unangenehm war. Die Brünette war eine bezaubernde Schönheit, so viel stand fest und auch ihre Augenklappe machte ihrer Weiblichkeit keinen Abbruch, trotzdem war sie ihm ein zu hohes Kaliber. Ikuya hielt ja kaum die flüchtige Freundschaft, die sie teilten aus, kaum vorzustellen, wie er in einer Beziehung zu dieser Power-Frau untergehen würde - und es gab nur wenige Weibsbilder, von denen der Inazumaner sowas behauptet hätte. Ein zartes Pflänzchen, das weniger einer lodernden Flamme, an der man sich zu verbrennen drohte, glich, wäre da der passende Match gewesen.

      "Mhm...Verstehe.." grübelte die Anführerin der Crux mit dem Finger am Kinn, ehe sie sich aus den Gedanken riss und freudig den Arm zu Aleyv streckte. "Freut mich dich kennenzulernen." gleich darauf wandte sie sich an die blassblauen Augen des anderen. "Wenn wir über Nacht fahren, könnten wir bei Sonnenaufgang bereits in Liyue ankern. Den Rest der Reise müsstet ihr leider anderweitig zurücklegen." "Natürlich." Stimmte der Redakteur zu, wohl wissend, dass die nördlichste Region Teyvats nicht mit dem Schiff zu erreichen war. "Vom Tianheng-Berg sollte uns der Absprung zur Bishui-Ebene gelingen, sodass wir Am Gasthaus Wangshu eine Pause einlegen und den Rest des Weges über Quellingen zu Fuß beschreiten können." dachte er laut nach, während er sein Augenmerk über den ozeanischen Horizont schweifen ließ. Ein prächtiges Farbenspiel, das den Himmel in seinen Wellen widerspiegelte. Den lieben langen Tag hätte man diese Aussicht genießen können, wenn da nicht das grelle Lachen der Piratin gewesen wäre. Aus den Gedanken gerissen sah Ikuya verwundert zu ihr herüber, bevor sich der Blick mit Aleyv kreuzte. Doch auch das junge Mädchen schien ratlos über den plötzlichen Ausbruch. "Du willst mit ihr gleiten? Ich habe noch nie zwei Personen auf einem Gleiter gesehen. Aoyama, du bist immer wieder für Überraschungen zu haben." schüttelte sie noch immer unter heiterem Gelächter ihren Kopf und winkte den beiden Personen, ihr aufs Schiff zu folgen. Obwohl der geräumige Kahn über viel Platz verfügte, mussten sich die beiden eine Kajüte teilen. Nicht verkehrt auf einem Piratenschiff an der Seite der jungen Frau zu bleiben, wie der Pyromane sich dachte. Die Crew war durchaus vertrauenswürdig aber Vorsicht war besser als Nachsicht, jedoch konnte in den moosgrünen Augen genauso gut der Inazumaner eine zwielichtige Gestalt sein. So oder so, Beidous Entscheidung, nur diesen Platz zu entbehren, stand fest, auch wenn Ikuya sicher war, dass die Piratin sich absichtlich den Spaß erlaubte, die beiden gemeinsam unter Deck zu schicken. So hatten die beiden zumindest genügend Zeit, einige Fragen zu beantworten.
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