Heute war ein sonniger Tag. So wie die meisten Tage kämpfte die Sonne sich ihren Weg durch das Dickicht der Baumkronen und berührte den Boden mit Licht und Leben. Der Wald war am Tag nicht so belebt wie in der Nacht, zumindest kam es Flora so vor. Gerne schlich sie sich in der Nacht aus der Hütte, ging zu einer der Lichtungen inmitten des Waldes und lauschte den Geräuschen. Das Rascheln in den Büschen, den Lauten der Eule und den Gesängen der Elfen, die - davon war Flora überzeugt - bis zu ihr drangen und ihr Herz mit Freude erfüllten. Während man im Wald eher die Ruhe und Stille am Tage genießen konnte, so herrschte auf dem kleinen Stück Weide Leben, welches sich Gregor über die letzten Jahre aufgebaut hatte. Sein kleiner Bauernhof, mit seiner Tochter, die er über alles liebte, jede Menge Arbeit und sehr begrenzter sozialer Kontakte. Während Flora fast ihr gesamtes Leben isoliert in den Wäldern und auf dem Hof verbrachte, machte Gregor gelegentliche Ausflüge in die Stadt, um Besorgungen zu erledigen oder alte Gesichter nochmal zu sehen. Er galt in seinem ehemaligen kleinen Fischerdorf als mysteriöser Alter, der nur wenig über sich preisgab. Selbst seinen engsten Vertrauten hatte er nie viel über sein neues Leben erzählt. Lediglich sagte er, dass es die Erinnerungen an seine verstorbene und geliebte Frau waren, die ihn gemeinsam mit seiner Tochter in die Wälder getrieben hatte. Für das damals 4-jährige Mädchen war es nicht einfach. Die Trennung von all den Menschen, die sie mochte und liebte, weg von ihren ersten Freunden, in völliger Isolation mit ihrem Vater und den wenigen Tieren, die sie mitgenommen hatten. Doch die Jahre vergingen und das Mädchen gewöhnte sich an ihr neues Leben. Irgendwann begann sie es sogar zu mögen und entwickelte sich zu einer vor Liebreiz strahlenden jungen Frau, die den wenigen Menschen, die ihr begegneten und allen Tieren mit goldenem Herzen empfing.
Auch wenn ihr Vater ihr von den schrecklichen Dingen der Welt erzählt hatte und sie auch den Grund kannte, weswegen sie in den Wäldern lebte, entwickelte sie nicht das gewünschte Misstrauen, dass ihr Vater gerne gesehen hätte. Ganz im Gegenteil! Sie tritt alles und jedem mit einer gewissen Naivität entgegen, was sie leichtgläubig und viel zu gutmütig erscheinen lässt. Genauso wie sie in jedem und alles das Gute sieht, so wunderschön stellt sie sich auch die Liebe vor. Nichts sehnlicher wünscht sie sich als einen starken Mann an ihrer Seite, der ihr Halt und Sicherheit gibt. Sie liebte am Tage wie in der Nacht. Doch die wenigen Wandermänner, denen sie ab und an begegnete, waren nicht das, was sie sich von einem stattlichen, jungen und gebildeten Mann von Welt wünschte. Darum sollte es heute Nacht eine ganz besondere Nacht werden. Seit Tagen schlich sie sich hinaus, sobald die Arbeit erledigt und die Sonne untergegangen war. Sie schlich sie jede Nacht auf die gleiche Lichtung und zeichnete. Etwas, dass ihr Vater ihr strickt verboten hatte, denn das war der eigentliche Grund, weswegen sie ein Leben in Isolation führten. Zu viel Angst hatte er davor, dass sein „Juwel“ wie er Flora gerne bezeichnet, auf dem Scheiterhaufen enden könnte. Doch sie ließ sich schon lange nichts mehr von ihrem Vater vorschreiben. Sie zeichnete gerne, vorwiegend nachts, um etwaigen Diskussionen über ihre Sicherheit aus dem Weg zu gehen.
Heute Nacht würde die Zeichnung fertig werden. Jene Zeichnung, die ihr ihren Traumprinzen schenken sollte. Ihrem Vater würde sie sagen, sie habe ihn verletzt irgendwo gefunden - die Worte hatte sie sich schon seit Tagen gedanklich zurechtgelegt. So war es die letzte Haarsträhne, die ihren perfekten Mann vollendete. Sie hatte sich in ihr schönstes grünes Gewand geworfen, die blonden Haare absichtlich aufwändig geflochten und zur Hälfte offen gelassen. Wie bei all ihren Zeichnungen erschien ein helles Licht und formte sich zu einem Ball aus tausenden Glühwürmchen. Nach und nach nahm der Ball eine größere und passendere Gestalt ein und formte letztlich den Mann, auf den sie im echten Leben wohl niemals getroffen wäre. Das Licht erlosch und vor ihr stand er in seiner ganzen Mannespracht. Mit offenem Mund saß die schöne Flora da und starrte den jungen Mann an. Sekundenlang, ohne ein Wort zu sagen. Als sie sich langsam fassen konnte, schluckte sie erst einmal ihre Überraschung herunter. Natürlich wusste sie, dass alles was sie zeichnete, Realität wurde, aber dass er so echt und so gutaussehend war wie in ihren Träumen, das schien unwirklich für sie. Die Blondhaarige stand langsam und mit einer gewissen Vorsicht auf, strich sich über ihr grasgrünes Gewand, streckte die Brust etwas heraus und räusperte sich kaum hörbar. Ein leises „Hallo“ entwich ihrer Kehle und es war eine sichtliche Überwindung für sie zu lächeln. Viel zu aufgeregt war sie, ihm gegenüberzustehen. Was würde er tun? Sich augenblicklich in sie verlieben? Sie in seine Arme nehmen, seine Lippen fest auf die ihren drücken und ihre Zungen zu einem leidenschaftlichen Kuss vereinen? Oder wäre er doch eher der Gentleman? Würde er sich vor sie knien? Ihr einen Handkuss auf den Handrücken geben und sagen, dass er nie zuvor etwas schöneres gesehen hatte? Jegliche Variationen hatte es in ihren Träumen gegen. Doch das hier war real.
Auch wenn ihr Vater ihr von den schrecklichen Dingen der Welt erzählt hatte und sie auch den Grund kannte, weswegen sie in den Wäldern lebte, entwickelte sie nicht das gewünschte Misstrauen, dass ihr Vater gerne gesehen hätte. Ganz im Gegenteil! Sie tritt alles und jedem mit einer gewissen Naivität entgegen, was sie leichtgläubig und viel zu gutmütig erscheinen lässt. Genauso wie sie in jedem und alles das Gute sieht, so wunderschön stellt sie sich auch die Liebe vor. Nichts sehnlicher wünscht sie sich als einen starken Mann an ihrer Seite, der ihr Halt und Sicherheit gibt. Sie liebte am Tage wie in der Nacht. Doch die wenigen Wandermänner, denen sie ab und an begegnete, waren nicht das, was sie sich von einem stattlichen, jungen und gebildeten Mann von Welt wünschte. Darum sollte es heute Nacht eine ganz besondere Nacht werden. Seit Tagen schlich sie sich hinaus, sobald die Arbeit erledigt und die Sonne untergegangen war. Sie schlich sie jede Nacht auf die gleiche Lichtung und zeichnete. Etwas, dass ihr Vater ihr strickt verboten hatte, denn das war der eigentliche Grund, weswegen sie ein Leben in Isolation führten. Zu viel Angst hatte er davor, dass sein „Juwel“ wie er Flora gerne bezeichnet, auf dem Scheiterhaufen enden könnte. Doch sie ließ sich schon lange nichts mehr von ihrem Vater vorschreiben. Sie zeichnete gerne, vorwiegend nachts, um etwaigen Diskussionen über ihre Sicherheit aus dem Weg zu gehen.
Heute Nacht würde die Zeichnung fertig werden. Jene Zeichnung, die ihr ihren Traumprinzen schenken sollte. Ihrem Vater würde sie sagen, sie habe ihn verletzt irgendwo gefunden - die Worte hatte sie sich schon seit Tagen gedanklich zurechtgelegt. So war es die letzte Haarsträhne, die ihren perfekten Mann vollendete. Sie hatte sich in ihr schönstes grünes Gewand geworfen, die blonden Haare absichtlich aufwändig geflochten und zur Hälfte offen gelassen. Wie bei all ihren Zeichnungen erschien ein helles Licht und formte sich zu einem Ball aus tausenden Glühwürmchen. Nach und nach nahm der Ball eine größere und passendere Gestalt ein und formte letztlich den Mann, auf den sie im echten Leben wohl niemals getroffen wäre. Das Licht erlosch und vor ihr stand er in seiner ganzen Mannespracht. Mit offenem Mund saß die schöne Flora da und starrte den jungen Mann an. Sekundenlang, ohne ein Wort zu sagen. Als sie sich langsam fassen konnte, schluckte sie erst einmal ihre Überraschung herunter. Natürlich wusste sie, dass alles was sie zeichnete, Realität wurde, aber dass er so echt und so gutaussehend war wie in ihren Träumen, das schien unwirklich für sie. Die Blondhaarige stand langsam und mit einer gewissen Vorsicht auf, strich sich über ihr grasgrünes Gewand, streckte die Brust etwas heraus und räusperte sich kaum hörbar. Ein leises „Hallo“ entwich ihrer Kehle und es war eine sichtliche Überwindung für sie zu lächeln. Viel zu aufgeregt war sie, ihm gegenüberzustehen. Was würde er tun? Sich augenblicklich in sie verlieben? Sie in seine Arme nehmen, seine Lippen fest auf die ihren drücken und ihre Zungen zu einem leidenschaftlichen Kuss vereinen? Oder wäre er doch eher der Gentleman? Würde er sich vor sie knien? Ihr einen Handkuss auf den Handrücken geben und sagen, dass er nie zuvor etwas schöneres gesehen hatte? Jegliche Variationen hatte es in ihren Träumen gegen. Doch das hier war real.