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Coriel
Der Engel mit den viel zu großen Flügel, die alles um sich schmeißen würden, wenn er denn einen weltlichen Körper hätte, lief unruhig hin und her, bis er mehr schwebte als lief und knetete nervös die Hände. Die Unsicherheit fraß ihn geradezu auf, denn obwohl Kites Tod bedeuten würde, dass er seinen Job erledigt hatte, war es doch nicht diese Art und Weise, wie er den jungen Mann gehen lassen wollte. Er hätte besser aufpassen sollen. Hätte er ihm doch nur einen Schubser geben können, dann wäre es vielleicht nie dazu gekommen!
Denn obwohl er als Engel eigentlich wissen sollte, wie es um die Seele des jungen Mannes stand, konnte er beim besten Willen nicht sagen, ob Kite den Unfall überleben würde oder nicht. Er wirkte so unglaublich zerbrechlich, wie er mit einer Bandage um den Kopf im Krankenhausbett lag und obwohl das stetige Geräusch des EKGs bedeutete, dass sein Herz noch immer schlug, machte es ihn nervös. Coralie zuckte jedes Mal zusammen, wenn er das Geräusch vernahm, schlicht und einfach aus Angst, das Gerät würde mit einem Mal aufhören überhaupt irgendetwas von sich zu geben.
Er erwischte sich selber dabei, wie er die Hände zusammen legte und zu Gott betete, er möge überleben, wie er es oft bei Menschen gesehen hatte, die in Begriff waren eine ihnen wichtige Person zu verlieren, doch er bezweifelte, dass Gott seine Gebete erhören würde. Es war sein Job gewesen auch Kite aufzupassen und wenn es zum äußersten kam... hatte er versagt.
Plötzlich vernahm er ein Geräusch von dem Bett und voller Hoffnung drehte er sich um, als ihm bewusst wurde, dass der junge Mann endlich zu Bewusstsein kam.
Die bloße Erleichterung trieb dem Engel die Tränen in die Augen. Er lebte. Kite lebte. Der Mensch, in den er sich verliebt hatte, lebte noch.
Wann hatte Coriel das erste Mal bemerkt, dass er für diesen Menschen mehr empfand, als die Zuneigung eines Beschützers? Eines Wächters? Eines Engels? Er wusste es nicht so recht.
Die Erkenntnis kam mit einem Schlag, an einem ganz gewöhnlichen Abend wie jeden anderen. Mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht hatte er Kite wie fast jeden Abend über die Schulter dabei zugesehen, wie er eines seiner Lieblingsonlinespiele spielte und von einem Moment auf den nächsten realisiert, dass er mehr für diesen Mann verspürte als für ihn gut war. Mit einem Lächeln hatte der Engel die Hand nach ihm ausgestreckt, doch er war weder in der Lage ihm in einer ungezwungenen Geste die Hand auf die Schulter zu legen, noch ihn von hinten zu umarmen, während er spielte.
Sein Körper ging einfach durch ihn durch, als würde er nicht existieren, oder nein, sie existierten schlicht und einfach in zwei verschiedenen Welten, die sich wohl niemals treffen würden. Es war frustrierend, es brach ihm geradezu das Herz, aber er musste sich langsam damit abfinden. Dass ihre Welten sich niemals kreuzen würden, dass es niemals sein sollte.
Und nun war er hier, beobachtete mit klopfendem Herzen, wie der Mann den er liebte von einem Unfall erwachte, der hätte eindeutig tödlich enden können und... bildete er sich das ein, oder sah er ihn direkt an? Nein, natürlich nicht, das konnte nicht sein.
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@Kosou
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