The Quest

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    • Es gab einmal eine Zeit, in der in Astror das Gleichgewicht herrschte, in der sowohl Mensch als auch Kreatur in Harmonie miteinander lebten. Es gab auch einmal eine Zeit, in der Astror in seiner Harmonie aufblühte und gedeihte, in der Mensch und Wesen einander halfen und liebten, in der der Rhythmus des Lebens zu einem Ausgleich fand.
      Und dann gab es eine Zeit, in der der Rhthmus aus den Fugen geriet.

      Liam war noch relativ jung, aber alt genug, um den Verfall mitbekommen zu haben, um einen Ausblick darauf erhaschen zu können was es hieß, den Ausgleich gefunden zu haben. Er war auch alt genug um erkennen zu können, dass das, was vor sich ging, nicht von rechtens war, dass mehr dahinter lag als die bloße Anfeindung seines Nachbarn oder des alten Freundes, dass es auch mehr bedarf als die vielen Gebete, die er an eine Gottheit richtete, die ihr Antlitz verdunkelt hatte. Liam war durchaus alt genug um bemerken zu können, dass Astror aus dem natürlichen Gleichgewicht fiel.
      Er hatte schon viel versucht, sicherlich. Liam war Hohepriester eines Tempels der Miriel gewesen, der bei all den Aufständen und Krawallen in Mitleidenschaft gezogen wurde. Bis zu jenem schicksalhaften Tag, an dem er gezwungen gewesen war, den stetig weiter verfallenden Ort zu verlassen, hatte er Miriels Segen ausgesprochen, Flüchtlinge des Krieges bei sich aufgenommen und gebetet. Jetzt, ohne den Tempel, hatte sich die Reihe seiner Aufgaben auf das Beten beschränkt. Wo sollte das noch hinführen? Er konnte es nicht sagen. Er konnte nur hoffen, dass irgendwo dort draußen seine Göttin ihn erhörte.
      Er vollendete den letzten Gebetsspruch in seinen Gedanken, bevor er über die Schulter zurückblickte. Der Weg vor ihm war zusehends unebener geworden, jetzt, wo sie auf den kleinen Wald zuhielten.
      “Syfia? Kommst du? Bleib nicht zu weit weg!”

      Die Satyr beschleunigte ihre Schritte, aber nicht sehr viel.
      Sechs Monate war es her, seit sie ihren heimischen Wald verlassen hatte. Oder waren es mittlerweile sogar sieben? Irgendwann hatte sie aufgehört zu zählen als sie erkannt hatte, dass sie nicht so schnell wieder zurückkommen würde. Was sie anfangs noch als notwendig und sogar überlebenswichtig gehalten hatte, hatte zunehmends an Bedeutung verloren, je länger sie durch Astror gewandert war. Sie war kein Stück weiser geworden, hatte nichts herausgefunden, was in irgendeiner Weise ihrem Land dienlich sein könnte und war letzten Endes nur selbst zwischen die Fronten aus Menschen und Wesen geraten, bei denen sie sich nicht für eine Seite entscheiden konnte. Wie sollte sie auch? Sie war eine Satyr, sie war auf der Seite der Satyrn, aber die wenigen Satyrn, denen sie außerhalb der Wälder über den Weg gelaufen war, hielten sich so weit von Konflikten fern, wie es nur irgendwie machbar war. Manche hatte sie nach ihren Beweggründen gefragt, die meisten nicht. Die Antworten waren stets äußerst unbefriedigend gewesen.
      Sie zog die Stirn kraus und den Umhang etwas enger um sich. Er versteckte ihre Beine, aber er konnte nicht ihre Hufe verstecken. So wie sie erkennen konnte, gab es hier aber keine Anzeichen irgendwelcher Zivilisation.
      “Ich komme ja.”

      Sie hatte Liam kennengelernt, als sie sein Lager und frisches Brot gerochen hatte. Das war vor gut einem Monat gewesen - nicht sehr lange, aber gemessen daran, dass sie in all der Zeit noch keinen dauerhaften Begleiter hatte, doch eine lange Weile. Liam hatte sich von ihren zaghaften Versuchen, den gerade frisch erworbenen Dolch einzusetzen, nicht einschüchtern lassen und ihr stattdessen angeboten, sich mit ihm ans Feuer zu setzen und sein Brot zu teilen, während er ihr aus seinem Buch vorlas. Syfia konnte nicht lesen, sie war froh, Bücher, die in dem allgemein verschwommenen Umriss ihres Sichtfelds als rechteckige Quadrate vorkamen, überhaupt erkennen zu können. Sie hatte sich nicht zu ihm direkt gesetzt, aber doch nahe genug, um ihn hören zu können. Und dann hatte er ihr vorgelesen.
      Später, als sie schon ein paar Tage miteinander gereist waren und sie sich an seinen Geruch gewöhnt hatte - er hatte den schalen Geschmack von Weihrauch an sich und ein wenig von Distel - hatte er ihr eröffnet, dass sie nicht die einzige war, der er jemals ein Angebot unterbreitet hatte, wie er es in diesem Augenblick getan hatte. Sie hatte ihn beschuldigt, sie in eine Falle locken zu wollen. Er hatte ihr versichert, dass keines von Miriels Kindern jemals einem anderen Schaden zufügen würde. Dann hatte er sie doch damit überzeugt, dass er in der nächsten Stadt wieder Brot besorgen wollte und sie ruhig draußen bleiben konnte, bis er zurückkam. Sie müsste sich weder unter Menschen, noch andere Wesen mischen. Als Gegenleistung schloss sie sich seinem Vorhaben an.

      Jetzt hielten sie auf einen spirituellen Hain in einem kleinen Wäldchen zu, der nach Liams Aussage von den Häschern Behemoths noch unberührt geblieben war. Syfia war alles andere als von der Idee begeistert gewesen, die er ihr lose präsentiert hatte, aber es war der erste Anhaltspunkt seit Monaten, an den sie sich hängen konnte, um eines Tages vielleicht wieder die Chance zu haben, ihren Heimatwald wieder zu sehen. Mittlerweile wusste sie noch nicht einmal, ob sie zurück gefunden hätte, selbst wenn sie es wollte.
      Sie beschleunigte ihre Schritte und trabte die letzte Distanz zu Liam nach vorne. Ihre Hufe waren unangenehm laut, selbst auf dem erdigen Boden.
      “Und die anderen werden auch… hier herkommen?”
      Zum ersten Mal seit Wochen war sie froh darüber, dass Liam ihre Unsicherheit nicht riechen konnte. In ihrem Clan hätte sie sich unlängst unangenehmen Fragen ausgesetzt.
      Aber Liam kommentierte es gar nicht.
      “Ich habe ihnen allen eine Nachricht zukommen lassen. Wenn sie den richtigen Geist haben, werden sie kommen.”
      Den richtigen Geist, sicher. Syfia nahm einen tiefen Atemzug und ließ die Empfindungen auf sich einprasseln, den waldigen Tannengeruch, vermischt mit der feuchten Erde, einem süßen, unterschwelligen Beerengeruch, dem scharfen Gestank eines zurückgelassenen Fuchsbaus und einige andere Gerüche, die zu fein waren, um sie auf den ersten Moment erkennen zu können. Nichts wies darauf hin, dass in ihrer unmittelbaren Umgebung andere Lebewesen waren.
      “Okay. Schon gut.”

      Der Hain war nicht mehr als ein kleiner Teich in der Mitte einer Lichtung, die man bei den allgemein lose stehenden Bäumen sowieso nicht als Lichtung bezeichnen konnte. Das Wasser plätscherte hier friedlich und leise, so als käme es aus einer anderen Welt und würde sich hier erst manifestieren. An den Rändern wuchsen frische Blumen und Kräuter, die die Insekten anzogen, auf der gegenüberliegenden Seite kam die Quelle aus einem mittelgroßen Steinhaufen hervor.
      Syfia warf einen kurzen Blick auf das blasse blau, das in einem schemenhaften Umriss zwischen dem grün-braun des Bodens hervorkam und auf den noch viel undeutlicheren Steinhaufen, den sie nur als grauen Klumpen erkennen konnte. Wenn sie versuchte, irgendetwas ihrer Umgebung zu erkennen, konnte sie sich meist höchstens durch Farben orientieren und ließ es daher eher bleiben.
      Sie schloss die Augen und ließ Gerüche, als auch Geräusche auf sich einströmen. Liam ging dabei sicheren Schrittes auf das Wasser zu und holte seinen Beutel vom Rücken, in dem unter anderem sein Zelt eingerollt war. Nach einem Moment ließ auch Syfia ihren Beutel zu Boden fallen, allerdings hatte sie nur einige Bandagen und Proviant dabei. Sie würde niemals den Drang der Menschen verstehen, zwischen Stoffen eingepfercht zu schlafen.
      “Und was jetzt?”
      Sie konnte Liams Lächeln nicht sehen, es aber an seiner Stimme hören, als er wieder sprach.
      “Jetzt warten wir. Möchtest du ein Stück Brot?”
      Sie nickte und kam zu ihm. Gemeinsam setzten sie sich auf den Boden, wobei Liam darauf achtete, sich auf einen kleinen Felsen zu setzen, während Syfia sich auf den Waldboden setzte und die Beine kreuzte. Sie biss schnell ab, um ihre Nase für die anderen Gerüche wieder frei zu bekommen. Neben ihr holte Liam sein dickes Buch hervor, das schon einige Gebrauchsspuren abbekommen hatte und das er stärker hütete als sein eigenes Leben, so wie Syfia manchmal fand.
      “Möchtest du nochmal die Geschichte der Entstehung der Welt hören?”
      Sie nickte, wandte aber den Kopf von ihm weg. Der Geruch von Weihrauch wurde durch das Buch nur noch verstärkt und sie war viel zu aufgewühlt, um sich davon ablenken lassen zu wollen.
      Der Einband knarzte, als er ihn aufschlug, dann begann Liam mit ruhiger Stimme zu lesen:
      “Am Anfang der Zeit, noch bevor es die ersten Menschen gab und noch viel früher vor den ersten Wesen, gab es nur zwei Lebewesen auf der Welt: Miriel und Behemoth. Miriel war eine wunderschöne Frau jeder Rasse, die Gerechtigkeit ausstrahlte und Versöhnung und vor allen anderen Dingen Liebe…”
      Syfia biss von ihrem Brot ab und schloss die Augen. Unter ihrem Umhang umfasste sie den Griff ihres Dolches, bereit dazu ihn zu benutzen, sollten die angekündigten Besucher nicht das sein, was Liam von ihnen zu halten schien.



      @Hera, @Michiyo, @Nordlicht, @Ukizilla

      Vorstellungen
    • „Und du bist sicher?“
      Nickend und mit einem entschiedenen „Ja“ konnte Taran die Frage seines besten Freundes beantworten. Lange genug hatte er sich den vielen Fragen in seinem Inneren gestellt. Gegrübelt, abgewägt und letztendlich entschieden, dass es das einzig richtige war. Das, was er tun musste. Es gab kein wenn und kein aber. Kein vielleicht oder warum.
      „Pass auf dich auf!“, waren die letzten Worte des kleineren und zierlichen Zentauren. Seine Haare braun, schulterlang, seine Hautfarbe von der Sonne gebräunt und sein Fell so weiß wie der Schnee. Tiefe Schatten der Besorgnis und der vielen schlaflosen Nächte zeigten sich unter seinen tief braunen Augen. Hinzu kam nun die Sorge um seinen Freund Taran, der fast wie ein Bruder für ihn war. Er nahm seine bärenartige Hand, zog ihn mit festem Griff zu sich.
      „Pass auf dich auf, mein Freund, und auf alle anderen! Und bitte... zu keinem ein Wort!“
      Taran wusste, dass Soran schweigen würde. Schweigen wie ein Grab, wenn es sein musste. Er war der Einzige, dem er gesagt hatte, was sein wahres Vorhaben war. Dass eine Taube, die das Zeichen von Reinheit und Frieden darstellte, zu ihm kam und ihm eine Nachricht, geschrieben auf einem Pergament, überbrachte. Ein Befehl – nein, es war viel mehr eine Bitte. Ein Hain, etwa eine Tagesreise entfernt. Dort sollte er sich mit einem Priester treffen, um gegen die Verderbnis vorzugehen. Der Priester war kein Unbekannter. Er hatte diesen heiligen Menschen, der auf den Namen Liam hörte, vor einigen Monaten getroffen, als dieser durch das kleine Dorf Faldor spazierte, oder zumindest, was davon noch übrig geblieben war. Er kam mit ihm ins Gespräch. Taran hatte zu diesem Zeitpunkt gespürt, dass er ein Mann reinen Herzens war und dass er Gutes vollbrachte. So viel Gutes, wie ein Mensch in seinem ganzen Leben wohl nur vollbringen konnte. Er hatte versucht den Bewohnern Hoffnung zu geben. Faldor, welches bis auf die Grundmauern abgebrannt war. Die Familien, die dort seit vielen Jahren lebten, standen vor den Trümmern ihrer kleinen, für viele unbedeutenden, Existenz. Liam hatte diesen Menschen versucht durch seine Gebete Hoffnung in diesen finsteren Zeiten zu schenken. Das hatte Taran ihm hoch angerechnet und ihn in Erinnerung behalten. Dass gerade er es war, den der Priester nun zu sich rief, verwunderte den Zentauren sehr. Er musste seinem Königreich, dem König und seinen Männern vorerst den Rücken kehren. Würde die Verderbnis unerwartet den Palast angreifen, wäre er nicht da, um für seine Männer zu sterben. Darum hatte Taran lange überlegt. Aber er musste etwas tun. Würde diese Verderbnis Überhand gewinnen und Behemot alles zerstören, was ihm in den Weg kam, so wären alle verloren. Das konnte Taran nicht zulassen!

      Darum nahm er den weiten Weg auf sich. Vorerst aber führte sein Weg die Stufen des Palastes hinab, vorbei an den Bediensteten, die seinen Abschied fast so sehr zelebrierten als wäre er die Heilige Miriel selbst. Der Zentaur war beliebt bei den Dienern, den Bürgern, ein gern gesehener Gast, ein guter Freund und Zuhörer. Er kannte vielleicht nicht alle der Männer und Frauen, der Alten und Kinder persönlich, aber viele von ihnen. Seine Hufe führten ihn durch die belebte Straße. Verfolgt wurde er von neugierigen, besorgten Augen. Und trotz all dem Leid was bereits um die Palast-Mauern geschah, blieb die Stadt Vayra bisher unversehrt. Es herrschte reges Treiben, die Menschen lachten und unterhielten sich über belanglose Dinge. Die Händler verkauften auf dem Markt ihr Obst und die Kinder spielten, als gäbe es nach jeder Nacht noch einen Morgen. Nichts würde darauf schließen lassen, dass Astror dem Untergang geweiht war. Wiegte diese nahe Zufriedenheit den König in ein federweiches Bett der Sicherheit? War er zu leichtsinnig, wenn er dachte, dass der Friede halten würde, selbst wenn die Herrscherin Miriel gefallen war? War es pure Dummheit, die ihn nicht über die Palast-Mauern blicken ließ? Einige der Bürger wussten nichts davon, dass Taran die Stadt verließ. Andere hatten es, durch wessen Stimmen auch immer, in Erfahrung gebracht. Es hieße, der Zentaur würde aus familiären Gründen die Stadt für ein paar Tage verlassen. Das war Unsinn. Taran hatte keine nahe stehenden Verwandten. Sein Vater war bereits längst tot, genau wie seine Mutter. Restliche Verwandte hatte oder kannte er nicht. Das wusste zum Glück niemand, denn selbst der König war der Annahme, dass er bald wieder zurück sei, aufgrund wichtiger familiärer Angelegenheiten seine Männer verließ. Wenn er wüsste... doch Taran dachte nicht weiter daran.

      Er war schnell unterwegs, konnte den ganzen Tag galoppieren, ohne müde zu werden. Ohne Rast, aber mit genauem Ziel vor Augen, erreichte er nach etwa einer Tagesreise sein Ziel. Es war ein Hain. Ein kleiner Teich, inmitten eines lichten Waldstücks. Schon von Weitem sah er zwei Personen. Es war der Heilige. Taran erkannte sein Gesicht sehr gut. Und bei ihm? Eine Frau? Schnell fielen Tarans Blicke auf ihre Hufe und seine Stirn legte sich kurzzeitig in tiefes Runzeln. Ein Satyr? Er hatte bisher nicht viel mit ihnen zu tun. Sie waren ein sehr zurückgezogenes Volk, und sicher bekamen sie bis dato sehr wenig von den Aufständen mit, die bereits jetzt für viele Unruhen sorgten. Weniger betroffen als das Volk der Elfen von dem Rassenhass der Menschen, und dennoch waren sie wie alle anderen ein Teil des Ganzen. Tarans Schritte verlangsamten sich. Aus dem schnellen Galopp wurde ein zügiges Traben, das in einem gemächlichen Schritt endete. Als er bei den beiden ankam, blieb er stehen, bewaffnet mit Pfeil und Bogen und um seine Hüfte einen Ledergürtel tragend, an dem ein Schwert, versteckt in einer Scheide, verborgen lag. Er blickte auf die beiden herab, die natürlich wesentlich kleiner waren als der mächtige Zentaur. Ohne eine besondere Gefühlsregung in seiner Mimik deutlich zu machen, begrüßte er die beiden mit einem: „Hier bin ich.“
      Er musterte den jungen Mann. Er sah noch genauso aus wie in seiner Erinnerung. Genauso wie an jenem Tag in Faldor. Dann sah er zu der jungen Satyr, die ihren Leib schützend unter einem Mantel versteckt hielt.

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    • "Das ist nicht unser Krieg!" brüllte Feris und hielt Aven am Arm Fest.
      "Du hast mir schon lange nichts mehr zu sagen Vater." Der Weißhaarige zog sich aus den fesseln seines Vaters und steckte das Pergament, dass er von dem Priester erhalten hatte, in eine Schatulle die er sich dann um seinen Hals hing.
      "Wie redest du mit mir du kleiner Bengel" knurrend erhob Feris seine Hand um seinem Sohn eine Lektion zu erteilen. In der Sekunde als eigentlich schon die flache Hand in Avens Gesicht landen sollte, packte der Alpha dessen Vaters Handgelenk und baute sich vor ihm auf.
      "Du hast deinen Posten abgegeben, du hast nicht länger das sagen und du solltest besser wissen was passiert wenn man sich einem Alpha im Weg stellt. Zwar ist es vielleicht heute oder auch morgen nicht unser Krieg, aber eins ist sicher, irgendwann wird es unser Krieg..." er ließ seinen Vater los und nahm sich Ersatzklamotten in einen kleinen Beutel und schulterte diesen auf seinen Rücken. Dann blickte er ein letztes mal seinen Vater an "...ich werde nicht zusehen bis der Krieg bei uns ist.Tyren übernimmt bis ich wieder da bin das Rudeloberhaupt." er wandte sich ab und verließ sein kleines aber feines Haus.

      Tyren sein kleinerer Bruder wartete am Eingang ihres Dorfes im Wald. Aven merkte wie beunruhigt sein Bruder ist und schenkte ihm ein breites grinsen. Tyren versuchte es ihm gleich zu tun doch es reichte keinseswegs bis zu seinen Augen. Mit 19 Jahren ein großes Rudel zu führen ist eine starke Herausforderung und doch wusste Aven, dass sein Bruder ein wahrer Anführer werden würde. Denn scharf auf den Posten hatte Aven nie gehabt und doch, war es in der Verantwortung das Rudel zu übernehmen bevor noch hätte was schlimmeres ereilen können.
      Denn sein Vater war nicht mehr der Jüngste und das sahen durchaus viel jüngerer Wölfe zum Anlass die Führung zu ändern und zu übernehmen. Zwar war Feris sehr weise, war stemmig und trotzdem kam er nicht drum herum mit Rangkämpfe.
      Schlussendlich war sein Vater nur noch ein haufend Elend und Aven wurde von den Ältesten zum Alpha erkoren. Auch sein Rudel stand hinter ihm für jede Entscheidung die Aven traf. Er hatte seit er das Rudel übernommen hatte sehr viel beigetragen, zugehört und ist auf viele Wünsche eingegangen.

      Aven der ein Kopf größer als sein Bruder war, strubbelte ihm durch die Haare. "Du packst das schon und wenn doch was sein sollte, kannst du immer noch einen Raben schicken" wehmütig sah er zu ihm hinunter. "Es liegt dir im Blut Kleiner. Wenn du die Wahl hast zwischen mutig sein und Angst haben, dann Tyren sei mutig. " motivierte er ihn und nahm ihn in den Arm. Er spürte den festen Druck von Tyren um seinen Körper und löste sich dann von ihm. "Und lass dir ja nichts von unserem Vater einreden!" er zwinkerte ein letztes mal und hechtete nach vorn und kam mit seinen vier Pfoten auf dem Boden auf. Gestaltwandler waren immer am Tier festzustellen denn sie waren im Gesamtpaket deutlich größer und länger als ein Timberwolf. Und Aven als Alpha und einer der größten Wölfe seiner Zeit erreichte die Größe eines Pferdes nur deutlich stämmiger und mehr Fell.

      Das Gefühl von Freiheit, Energie und Kraft durchströmte ihn. Der große weiße Wolf blickte ein letztes mal zurück, prägte sein Zuhause ein. Die Häuser die sie selbst erbaut hatten aus den Materialien die der Wald bot. Ein Bach der sich seinen Weg durchbahnte und für so manch kleine Kinder ein großer Spaß war darüber zu springen oder direkt dort hinein zu treten. Die wilden Blumen und Früchte die jedes Haus schmückte und die Leute, seine Familie die unbeschwert, lachend, singend und frei durch das Dorf schlenderten. Aven wusste nicht ob er je wieder zurückkommen würde aus der Schlacht. Er würde es hier vermissen keine Frage aber nun jetzt ein Ziel vor seinen Augen zu haben, etwas für sein Rudel zu tun, gab ihm den zusätzlich Ansporn positiv in die Zukunft zu blicken.

      Der sanfte Wind glitt durch sein weiches Fell als er seine Krallen ausfuhr und in die Erde stieß um loszulaufen und immer mehr so das Tempo aufnahm. Den Geruch den er vom Priester gespeichert hatte, hatte sich tief in sein Hirn gebrannt. Denn dieser war so penetrant und Weihrauch war nun wirklich nicht sein Lieblingsduft. Die Witterung hatte er sofort als er das Pergament in den Händen hielt aufgenommen. Diese reichte über mehrere Kilometer. Ein definitiver Pluspunkt ein Wolf zu sein.

      Gedankenverloren lief Aven durch den Wald, erinnerte sich an die kurze aber doch sehr intensive Begegnung mit Liam. Als er an einem bekannten Ort vorbei lief hörte er sie schon. Aven war öfter hier gewesen nicht nur um mehr über die Außenwelt seines Rudels zu erfahren sondern auch über andere Wesen in Erfahrung zu bringen. Somit sind er und Rhena Freunde geworden. Sie war süß und hilfsbereit und brauchte paar Anläufe um mit ihm warm zu werden. Er wollte sich bei ihr noch verabschieden da sie ihm doch etwas ans Herz gewachsen war. Und er würde sie vermissen. Ihre Art ihn in den Bann zu ziehen und er einfach er selbst sein konnte. Offen und ehrlich. Als er sie sah trabte er zu ihr und grinste. Das war das erste mal, dass Aven sich in seiner Gestalt zeigte.


      Als Aven erzählte wohin seine Reise ging schlug ihr Herz viel zu schnell. Nicht auf der Art von Verliebtheit, eher wegen der Besorgnis was alles passieren kann. Sie hatte erst einen Freund gewonnen jetzt wollte sie ihn auch nicht verlieren. Rhena staunte als sie ihn in seiner Wolfgestalt sah.
      "Aven?" fragte sie zögerlich und kam aus ihrer Quelle heraus in der sie fast täglich badete. Ehrfürchtig sah sie zu ihm auf und als er sein Kopf zu ihr runterbeugte, streichelte sie ihm über den Kopf. Ihre Augen begannen zu strahlen und fing an wie ein kleines Kind zu kichern. Sie graulte instinktiv seine Ohren die noch weicher waren als alles andere.
      "Wow!" entfuhr es ihr und kuschelte sich an ihn.
      Aven fand es immer recht schwierig ihr mittzuteilen das wenn sie im Wasser war, sie sich was überziehen sollte danach. Ihre Kleider klebten an ihrem Körper und zeigten jegliche Umrisse und Abhebung die natürlich Aven nicht übersah, schließlich war er auch nur ein Mann aber dennoch ein Freund und drehte sich anständigerweise weg oder sah ihr anfangs mit mühe in die Augen die ihn damals wie heute in den Bann ziehen. Heute war es kein Problem mehr für ihn.
      "Warte einen Moment ich bin gleich wieder zurück!" sie lief zu ihren Eltern die draußen vor ihrem Eingang am Wasserfall warteten.
      Rhena hatte ihnen ihr Vorhaben nicht erzählt, nur dass sie mit einem Freund ein bisschen Urlaub machte abseits von all dem Bösen. Sie wusste, würde sie sagen sie würde das Böse bekämpfen würde sie sie nie gehen lassen.
      Rhena zog sich um, schnappte ihren Rucksack und lief zurück und grinste breit als sie Avens fragenden Blick sah.
      "Meinst du, du kannst da ganz alleine hin? Wer soll denn auf dich aufpassen? Außerdem kannst du mit deinem Rucksack auf dem Rücken nicht angenehm laufen den nehme ich" sagte sie bestimmend und tritt auf ihn zu.
      Aven schüttelte den Kopf und seine Augen blickten sie schockiert an. Er knurrte und wich von ihr. Vergiss es!
      "Hör auf rumzuspinnen" Rhena krallte sich in sein Fell.
      "Hilf mir rauf" befahl sie und zog leicht ungeduldig an seinem Fell.

      Der weiße Wolf lief nun mit Rhena auf seinem Rücken denn er wusste er konnte sie nicht umstimmen. Die Braunhaarige hielt sich fest und drückte sich in sein Fell und kicherte immer wieder. Auch sie spürte das Gefühl der Freiheit. Noch nie war sie weg von ihrem Clan und doch wusste sie, das war die richtige Entscheidung. Sie würde ihr Zuhause vermissen doch wie Aven hatte sie endlich ein Ziel und wollte was in der Welt bewirken.
      Aven hielt sich abseits von Wesen und durch seine Größe und Geschwindigkeit, hatte er einen ganzen Tag zu laufen.
      Rhena schlief auf seinem Rücken während er sanft trabte.

      Als der Geruch von Liam immer intensivier wurde, wurde er langsamer. Auch andere Gerüche hatte Aven schon wahrgenommen weshalb er seine Umgebung immer wieder abschätze.
      "Sind wir da" gähnte sie und räkelte sich um dann wieder sich in sein Fell zu ducken als sie Gestalten sah.
      Es waren bereits ein paar Wesen die Aven nicht kannt bei dem Priester. Er schätzte ab wie seine und Rhenas Chancen waren, würde es ein Hinterhalt sein.
      Als er aber keine Gefahr witterte, tritt er aus dem Dickicht und hielt trotz allem ein gesundes Maß an Abstand. Vorerst würde er sich nicht verwandeln das war sicher. Er musterte den Zentaur sie hatte fast die gleiche Größe. Aber er hatte weder ein Zentaur noch so ein Satyr gesehen. Sein Blick glitt zu dem kleineren Wesen und erkannte ihr Unbehagen.
      Rhena sah aus dem langem Fell auf und blickte sich um. Sie wurden angeschaut und sie merkte wie angespannt Avens Körper war. Damit es etwas auflockerte, sah sich Rhena dazu verpflichtet sich vorzustellen.

      "Hallo, ich bin Rhena und das ist Aven" sie beugte sich vor uns tätschelte seinen großen Kopf.
      Aven verdrehte die Augen und nickte. Er beobachtete die Reaktion der anderen und fand es spannend andere Wesen endlich mit eigenen Augen zu sehen.

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    • Das erste Vogelgezwitscher weckte Amira passend zu dem Sonnenaufgang auf und sie blinzelte einige Male. Aich wenn es noch nicht sehr hell war, so war es doch ein erheblicher Kontrast zu der Dunkelheit der Nacht und langsam rieb sie den Sand aus ihren Augen. Die Brünette streckte sich zögerlich und erhob sich. Noch nie war sie ein Morgenmensch gewesen und so brauchte sie morgens immer ein Bisschen um in Gang zu kommen, da mochte die Aufgabe vor ihr noch so groß sein.
      Schnell wusch sich Amira das Gesicht in einem nahegelegenen Bach und legte ihre Rüstung wieder an. Sicherheit war wichtig in diesen Zeiten, doch mit ihrer Rüstung hätte sie nicht schlafen können und ihr Schwert reichte ihr zumindest meistens zum Schutz aus. Nachdem nun ihre Sachen angelegt waren und sich die junge Frau hätte auf den Weg machen können folgte erstmal etwas, dass ihr sehr wichtig war und deshalb sogar noch vor dem Essen kam: Sie betete.
      Da Amira im Kloster aufgewachsen war hatte sie dies von Kindesbeinen an gelernt und ihr glaube war ein Teil von ihr. Sicher hatte sie schon einige Lebewesen verletzen müssen, doch tat sie dies nicht aus Spaß, sondern stets, um jemanden zu retten oder zu beschützen. Diese Augenblicke des Gebetes nutzte sie auch um sich zu sammeln und so erhob sie sich nun wach und entspannt um ihre Tasche zu schultern und ein Stück Brot in ihren Mund zu stecken. Ein wortloses Schmunzeln kam von ihr, denn Amira kamen die Worte der Nonnen in den Sinn, dass sie nicht mit Essen im Mund gehen sollte. Allgemein hatte es viele Regeln gegeben, doch waren die Zeiten als sie noch jung gewesen war und in dem Kloster gelebt hatte wirklich idyllisch gewesen. Die Nonnen hatten stets darauf geachtet, dass die Kinder nicht zu viel von der Außenwelt und dem Hass dort mitbekamen. Natürlich hatte diese heile Welt nicht lange gehalten und das Kloster war eines Tages dem Hass zum Opfer gefallen und niedergebrannt worden. Amira hatte nur mit einer Handvoll anderer Kinder überlebt, die wie sie gerade unterwegs gewesen waren. Seitdem war Amira wieder vollkommen heimatlos und wanderte durch die Welt in der Hoffnung Gutes zu tun.
      Amira schüttelte den Kopf und wollte die Gedanken eigentlich loswerden, denn sie waren nicht sehr förderlich, wenn sie vorankommen wollte, doch sogleich dachte sie an Liam, der ihr den Brief und somit den Grund dieser Reise geschickt hatte. Liam und sie kannten sich schon lange, denn immerhin war er ein Mann des Glaubens und sie in einem Kloster aufgewachsen und so hatten sich ihre Wege früh gekreuzt als sie noch nicht mal eine Frau, sondern noch ein Kind gewesen war. Deshalb und auch weil sie den Grund hinter seinem Schreiben nur gutheißen konnte, hatte sie sich auf den langen Weg gemacht, denn die junge Frau hatte sich in einer ganz anderen Region befunden. Nun jedoch war sie fast da und diese Reiseabschnitt würde sich einem Enge neigen. Sie war sich fast sicher, dass er nicht nur ihr geschrieben hatte, denn dafür war diese Aufgabe doch zu schwer und von zu großen Ausmaßen.
      Da sie die letzte Zeit nur immer allein unterwegs gewesen war freute sich Amira schon auf Gesellschaft, denn mehr als die paar Worte bei den wichtigsten Besorgungen hatte sie nicht gewechselt. Ihr Brot war inzwischen aufgegessen und sie war kurz davor den Treffpunkt zu erreichen als sie das letzte Dorf auf dem Weg durchquerte. Natürlich wurde sie misstrauisch beäugt, doch diese Blicke erntete man überall im Land und sie konnte es den Lebewesen nicht mal übel nehmen. Amira hingegen ließ sich davon nicht beirren und bewegte sich zielstrebig zu einem Händel, denn sie wollte noch einige Vorräte holen, immerhin wusste sie nicht was sie wirklich erwarten würde.
      Als Amira nun das Dorf verließ war ihr Beutel wieder besser gefüllt und sie bewegte sich zielstrebig auf den Treffpunkt zu. Schon aus der Ferne konnte sie die kleine Gruppe erkennen und sogleich lächelte sie. Es sah Liam ähnlich einen so bunt gemischten Haufen zu rufen und zu kennen, gar seine Freunde zu nennen. Liam war wirklich ein außergewöhnlicher Mensch. „Hallo Liam.“, meinte sie freundlich und sah nun, da sie dichter bei stand, genauer in die Runde. „Ich bin Amira.“, stellte sie vorsichtshalber sich schon mal vor und begutachtete neugierig die Lebewesen um sich. Meistens kam sie nicht so dicht an diese ran, auch wenn sie ihnen ja freundlich gesinnt war, doch viele blieben lieber unter sich und misstrauten den Menschen, auch, wenn sie anders war.
      Hate'll paralyze your mind
      Gotta see the other side
      It costs ya nothin' to be kind
      Not so different you and I
      Lookin' for love in a different light
      Until we find that equal sign
    • Die letzten Sonnenstrahlen am Himmel hatten sich bereits vor einigen Stunden von dem Dorf zwischen den steinernen Wallen verabschiedet. Es war ein gefährliches Unterfangen, den Schutz seines Clans hinter sich zu lassen und über das hohe Gebirge zu steigen, um den dahinter liegenden Wald zu erreichen, doch an helllichten Tage hätte ihn keiner passieren lassen. Man hätte ihn von seinem Vorhaben abgebracht, dem Jungen, der scheinbar grün hinter den Ohren war, wieder Vernunft eingebläut und diesen Kampf wollte sich Yuval doch lieber ersparen. Als er seinem engsten Vertrauten von der Idee berichtet hatte, wandte er sich sogar gegen ihn. Zugegeben, Wynter war viele Jahre älter als er, hatte zahlreiche Erlebnisse in seinem Gepäck und konnte von Weisheiten berichten, als wäre es sein täglich Brot, doch auch wenn Yuval mit seiner Meinung alleine stand, wollte er nicht einsehen, dass er im Unrecht war. So sehr er sein Volk vergötterte und ewige Treue nicht nur schwor, sondern auch auslebte, so blieb ihnen allen doch keine andere Wahl. Die Verderbnis war auf ihrem Weg, hatte viele Länder eingenommen und in eine tiefe unüberwindbare Dunkelheit getränkt. Zu glauben, dass über die hohen Gesteine, die den Clan säumten, kein Unheil trat, konnte nicht ferner der Realität sein.

      Die Au Ra waren ein stolzes, starkes Volk, dass für ihren Mut und den Kampfgeist in die Geschichten und Bardenlieder eingegangen waren, doch von dem Lebensstil war schon lange nichts mehr übrig. Die Jagd war nun der einzige abenteuerliche Bestandteil ihres Daseins. Enttäuscht entwich dem Blonden ein schwerer Atemzug, während sein Kopf leicht gen Boden hing. In seinen Händen hielt er das Pergament, das ihn bei Tagesanbruch erreicht hatte. Er konnte von Glück reden, dass es keiner vor ihm in die Hände bekommen hatte. Es war nicht unüblich, dass die Post der Raen von den Stammesältesten gesichtet wurde, bevor sie dem rechtmäßigen Besitzern überreicht wurden. Hätten sie die Worte des Priesters gelesen, wäre Yuval mit hoher Wahrscheinlichkeit über Nacht eingesperrt worden und des Hochverrats angeklagt. Der Preis dafür wäre vermutlich sein Kopf gewesen oder mindestens seine beiden Hörner. Sie waren mehr als nur das überempfindliche Gehör der Raen, bildeten das Gleichgewichtssystem ihrer Rasse und schenkten ihnen ihre hervorragende Orientierung. Ein Leben ohne sie wäre kaum möglich gewesen, als würde man einem Menschen gleichzeitig die Sinne des Hörens und des Sehen rauben. Unvorstellbar welche Veränderung es bedeutet hätte, aber glücklicherweise, musste sich Yuval darüber keine Gedanken machen, zumindest so lange nicht, wie ihn keiner erwischte. Ganz war er der Gefahr noch nicht entkommen. Das wild ausschlagende Herz in seiner Brust betete um einen glimpflichen Verlauf, hoffte darauf, dass alle Bewohner friedlich in ihrer Traumwelt ruhten, sodass sich der Rae unbemerkt davon machen konnte.

      Lange Zeit hatte er mit dieser Entscheidung gehadert. Als talentierter Kämpfer und Jäger machte man noch lange keinen stolzen Soldaten auf dem Schlachtfeld im Krieg gegen die Verderbnis. Wobei sich der Blondschopf nicht mal sicher war, ob und wie sie das dunkle Wesen und seine Mächte bekämpfen sollten. Jede Faser seiner Herkunft verbot es ihm zu gehen, sich diesem Kampf anzuschließen, da es gegen jeden Anspruch seines Volkes verstieß. Blieb ihm überhaupt eine Wahl? Wollten die Raen wirklich darauf warten, dass sich die Probleme der Welt ohne ihr Mitwirken in Luft auflösten? Manchmal vermisste er den Enthusiasmus seines Volkes, wünschte sich die Helden aus den Geschichten zurück, nur um ein Funken Hoffnung davon zu schöpfen. Yuval müsste sein eigenes Glückes Schmied sein und zu seiner Gunst traf das Pergament genau zum richtigen Zeitpunkt ein, um seine Entscheidung zu erleichtern.
      Menschen konnte er für gewöhnlich nichts abgewinnen, in der Tat konnte der Blonde mit kaum einer Rasse etwas anfangen. Kontakt zu Außenstehende war verpönt und galt unausgesprochen als verboten. All sein Wissen über die restliche Welt und ihrer Bevölkerung bezog er von den vielen Lehren seines Volkes, den Büchern und Sagen vergangener Zeiten. Was davon wirklich der Wahrheit entsprach, konnte er selbst nicht erahnen. Dem jungen Mann, dem er das Schreiben zu verdanken hatte, war er eines Tages im Wald begegnet. Wie der Priester es angestellt hatte, dafür zu sorgen, den Raen gezielt von seiner Jagd-Truppe zu entfernen oder es sich dabei nur um reinen Zufall hielt, stellte er bis heute in Frage. Antworten darauf ließen sich im Schriftstück nicht finden, aber zumindest hielt der Mensch sein Versprechen. Wie damals angekündigt, schrieb er, wenn der Zeitpunkt gekommen war, er rief dazu auf, dem Sinn der Gerechtigkeit zu folgen und der Göttin bei ihrem unerbittlichen Kampf zur Seite zu stehen. Und so begann schließlich die heikle Reise.

      Der gewählte Treffpunkt war einige Tage Fußmarsch entfernt. Aus seinem Nachtplatz tretend, schlich er sich an seinen Brüdern vorbei. Seinen schimmernden Schweif spannte er dabei verkrampft an, um bloß eine Kollision mit Gegenständen oder anderen Raen zu verhindern. Vor seinen Geschwistern wollte er sich nicht rechtfertigen müssen, wieso um alles in der Welt er mitten in der Nacht einen “Spaziergang” machte. Galant wich er allen Hindernissen aus, wanderte auf seinen Zehenspitzen, um das knarrende Holz unter sich nicht zum Singen zu bringen und schaffte es schließlich unentdeckt aus ihrer Unterkunft. Erleichtert atmete er auf, wohlwissend, dass jetzt erst der knifflige Part folgte. Im Augenwinkel sah er zu den Ställen. Ihr Volk vergötterte Pferde, hielt sie für besondere Geschöpfe und vermählte sie sogar mit Raen. Es wäre hilfreich gewesen, sich ein Reittier zu nehmen, um den langen Weg zu verkürzen, doch jemandes Gatten oder Eheweib zu entführen, hielt Yuval schließlich doch für keine gute Idee. Seine Beine würden ihn über Stock und Stein tragen müssen…

      Im Schatten der Hütten quälte er sich eng an den schiefen Mauern aus Stein entlang. Der Pfad war unbefestigt und mit vielen Unebenheiten bestückt. Die Hauptader ihres Dorfes wäre durchaus angenehmer zu passieren gewesen, doch hätte man den Blonden dort leicht sichten können. Wie ein Amateur Bergsteiger stolperte er über den losen Kies, rutschte auf der Schräge des Hanges seinen Weg entlang zum niedrigsten Punkt des Walles. Ein Stadttor gab es nicht. Das Dorf der Raen war komplett im steinernen Wall umzäunt, um Außenstehenden, sowie ihren Feinden die Einreise zu erschweren. Zur Jagd mussten sie also stets die Mauern überwinden, bevor sie den Wald betreten konnten. Ein komisches Leben, für das sich dieses Volk entschieden hatte, aber hinterfragt hatte es keiner. Schließlich funktionierte ihr Alltag und eine weitere Prüfung für die Knaben war geschaffen. Win, win. Da es nicht das erste Mal für ihn war, die Mauer zu überwinden, stellte sich dies weniger als Herausforderung dar. So tollpatschig, wie sich Yuval in der Horizontalen angestellt hatte, war in der Vertikalen nicht mehr zu erkennen. Wie eine Gazelle sprang er in die Lüfte, griff nach den vorstehenden Gesteinen, an denen er sich nach oben ziehen konnte und war in Windeseile auf der Spitze angelangt. Ein Kinderspiel - fast schon zu leicht, dachte er sich skeptisch, aber auch auf den letzten Blick über seine Heimat schien alles im Einklang mit der Nacht.

      Der lange Marsch laugte den Raen aus, ließ ihn aber nicht ruhen. Wenn er Liam nicht verpassen wollte, hatte er keine Zeit für eine Verschnaufpause. In all seiner Hektik und der Sorge, den Priester zu verpassen, legte Yuval ein Tempo an den Tag, der ihn seine Strecke beinahe in der Hälfte der Zeit überbrücken ließ. Er war einer der Ersten, der in der Nähe der Lichtung die beiden Gestalten erkannte, doch statt sich zu ihnen zu gesellen, blieb er lieber in der Ferne. Das Wesen, in dessen Begleitung der Mensch war, verfügte ebenso über Hörner am Kopf wie Yuval selbst - ein Fakt, den das Wesen in seinen Augen gleich etwas sympathischer machte und es in seinen Augen als Satyr identifizierte. Trotzdem wollte er sich nicht nähern. Die beiden schienen vertraut miteinander, teilten einen Laib Brot und schlugen ein Lager auf, als wäre es nicht das erste Mal. Viel Zeit verging nicht, bis andere Geschöpfe eintrafen und die Befürchtung des Jungen wahr werden ließ. Natürlich hatte der Priester größeres vor, als nur mit einem Raen an der Seite die Verderbnis zu bekämpfen. Der erste Begleiter, der sich ihnen zeigte, war ein stolzer Zentaur. Ihn zuzuordnen war ihm ein Leichtes, da Zentauren aufgrund ihrer halben Gestalt eines Pferdes in aller Munde der Raen waren. Sein kleines Herz machte sogar einen kleinen Sprung bei dem Anblick des majestätischen Geschöpfes. Wenn er in seine Heimat zurückkehren würde mit Geschichten über einen Zentaur, würden alle neugierigen Hörnern seinen Worten lauschen und ihn allein dafür schon als Helden feiern. Leider hielt die Freude nicht lange, denn das weiße Geschöpf, das ein anderes auf sich reiten ließ, jagte den Blonden einen Schauer über die Schuppen. Der Größe nach handelte es sich bei dem pelzigen Ding um einen Wolf, den man eher…weniger freundliche Züge in den Schriften niederschrieb. Vor ihnen hatte man sich zu fürchten, sie waren unheimlich schnelle Kreaturen, wendig auf ihren Pfoten und ihr Gebiss stark genug, um Felsen zu zerbeißen. Allein die Präsenz, die der Wolf ausstrahlte, ließ ihn in seiner Atmung innehalten. Wenn Yuval bis dato von keinem entdeckt wurde, wäre er spätestens jetzt aufgeflogen, da den Wölfen der beste Geruchssinn nachgesagt wurde. Aber vielleicht waren nicht alle Worte in ihren Schriften glaubwürdig. Die betörende Schönheit auf dem Rücken des Wolfes fiel dem Blonden erst beim zweiten Blick auf. Sofort fragte er sich, wie ihm diese anmutige Gestalt entgehen konnte, doch ein kurzes Schielen zu ihrem Begleiter erinnerte ihn beherzt daran.

      Da der Hellschuppige sich sicher war, dass der Geistliche bereits von seiner Anwesenheit wusste - auch wenn er über keinen empfindlichen Geruchssinn verfügte, traute Yuval dem Mann so ziemlich alles zu - beschloss er, aus seinem Versteck zu treten. Wenn all diese Wesen dem Ruf des Priesters folgten, konnte dieser doch nur über fremde Mächte verfügen oder einer höheren Bestimmung dienen. Welcher Zauber es auch war, beeindruckt war der Rae alle Male. Gerade als er einen Schritt aus dem Geäst setzen wollte, erschien eine weitere Figur in der Ferne. Die Ankunft des Menschenkindes ließ seinen Atem für eine Sekunde stocken. Seine Gedanken kreisten sich um den Fakt, dass eine in Rüstung gehüllte Frau sich zu ihnen gesellte. Vorerst hatte Yuval daran gedacht, dass sie aufgeflogen seien und nun ihre erste Auseinandersetzung anstand, doch danach sah es nicht aus. Im Gegenteil, der Mensch grüßte die Runde und stellte sich ebenfalls mit Namen vor. So langsam war sich der Blondschopf seiner Sache nicht mehr sicher. Was sollte solch ein bunter Haufen schon bewirken? Einer Armee glichen sie bei weitem nicht! Wie sollten zwei Menschen, ein Satyr, ein Au Ra, ein Wolf und eine Wassernymphe die Verderbnis aufhalten oder gar verhindern?

      Seufzend verabschiedete er seine Zweifel, trat mit geraden Schultern aus dem Versteck hervor und blieb auf Abstand. Ohne ein Wort wandte er den Blick zu Liam, sah ihn entschlossen aber mit Misstrauen an. Ob die Anderen sein spätes Auftreten als Unsicherheit oder Angst deuteten, war ihm relativ egal. Es war ihm ohnehin lieber, dass man ihn unterschätzte als das Gegenteil. Für ihn war es der klügere Weg, sich vorerst einen Überblick zu verschaffen, statt sich sofort ins Getümmel zu stürzen. Trotzdem blieb eine Frage in seinem Gedankenkreis. War er wirklich der Richtige dafür, sich solch einem Haufen anzuschließen oder würden sie alle nicht mal die erste Nacht überleben?
      A heart's a heavy burden.

    • Es dauerte nicht lange, bis die ersten anderen kamen.

      Zuerst legte sich ein schwacher Geruch von Reptil in die Luft, eine komplexe Sinneswahrnehmung, die etwas altes und majestätisches barg, kaum etwas, das sich mit irdischen Dingen beschreiben ließ. Syfia öffnete die Augen und verkrampfte sich in der Annahme, dass der Geruch sich verdichten und unweigerlich seinen Besitzer hervorbringen würde. Stattdessen drang einen Augenblick später der unverwechselbare Geruch von Pferd zu ihr durch, vermischt mit einer Andeutung von Ledergeruch und der Frische von Bergluft. Die Satyr würgte ihr Stück Brot herunter und drehte sich in die Richtung des Anreisenden, noch bevor die Hufe in der Ferne zu hören waren. Auch Liam bemerkte es jetzt und stoppte in seiner Erzählung.
      Entgegen ihrer Annahme, war es kein Reiter, der sich ihnen durch die Bäume hindurch näherte, sondern ein Zentaur. Selbst Syfia, die das Wesen im ersten Moment nur als Klumpen erkennen konnte, bemerkte die stattliche Größe des Zentauren und seine breite Gestalt. Er wurde langsamer, als er sich ihnen näherte und als er nahe genug gekommen war, dass sie auch sein Gesicht erkennen konnte, begrüßte er sie schon. Sein Auftreten war selbstbewusst und sorglos, das Gegenteil davon, was Syfia in diesem Moment empfand, aber genau dasselbe, wie wohl Liam sich fühlen mochte. Der Priester lächelte dem Zentauren nämlich entgegen.
      "Taran, willkommen. Freut mich, dich zu sehen. Komm doch zu uns, möchtest du ein Stück Brot?"
      Syfia murmelte eine Begrüßung, als der Zentaur an ihr vorbeischritt, der Gang in seiner majestätischen Haltung selbst eindrucksvoll. Seine Hufe ähnelten stark denen Syfias, aber sie waren größer und runder und seine Beine wesentlich kräftiger als Syfias. Auch wenn er nur auf zwei Beinen gelaufen wäre, könnte er einen Satyr vermutlich problemlos überholen.

      Taran hatte sich bei ihnen niedergelassen und ließ sich von Liam in kurze Gespräche über seine Anreise verwickeln, als bereits der nächste Geruch auf Syfia überschwappte und sie sich ein weiteres Mal drehte. Diesmal war es der aufdringliche Geruch eines Wolfes, der sie sofort alarmierte und in ansteigende Panik versetzte. Es war aber nicht nur Wolf, und das war wohl das, was sie so sehr irritierte, um nicht sofort eine Warnung an die anderen auszusprechen. Es war der Geruch von Wolf, von frisch aufgewühlter Erde und ungezähmter Natur, vermischt mit etwas, das sich am besten mit dem Geruch von frischem Wasser beschreiben ließ, obwohl das selbst in Syfias Ohren unsinnig war. Wasser roch nicht und trotzdem erhielt sie bei der ansteigenden Wahrnehmung die Vorstellung eines brausenden Wasserfalls, der unaufhaltbar in den Grund hinabströmte. Syfia konnte nicht sagen, ob sie neugierig oder ängstlich sein sollte.
      Der Besitzer dieser Gerüche war zum einen Teil tatsächlich ein Wolf und versetzte Syfia in höchste Alarmbereitschaft, die aufsprang und zu Liam ging, als könnte der Segen seines Buches sie irgendwie allesamt beschützen. Der Mensch gab sich höchst unbeeindruckt von ihrer Panik und wandte nur den Kopf in die Richtung der Neuankömmlinge, ehe er auch ihnen zulächelte.
      "Ah, hallo Rhena, hallo Aven. Schön, dass ihr es geschafft habt. Kommt doch her, möchtet ihr etwas Brot? Das sind Taran und Syfia."
      Syfia beäugte den Wolf, der aus der Nähe noch viel beängstigender wirkte als aus der Entfernung, mit misstrauischem Blick. Ein Wolf also, perfiderweise teilten sie sich den ausgeprägten Geruchssinn, wobei der der Satyrn kaum an die Präzision eines Wolfes gelangt wäre. Wenn er wollte, könnte er sie in einem Kilometer noch aufspüren und mit seinen handgroßen Klauen zerfetzen. Es fröstelte ihr bei dem Gedanken.
      Bei ihm war noch jemand, der Ursprung des anderen Geruchs, nämlich eine junge Frau, die Syfia lediglich wegen ihres Geruchs als Wassernymphe entlarvte und nicht mit einem Menschen verwechselte. Eine Wassernymphe und ein Wolf, das war in etwa die merkwürdigste Kombination, die sie sich jemals hätte ausdenken können. Ihre Anwesenheit beruhigte Syfia allerdings, denn Satyrn und Wassernymphen hatten noch nie ein Problem damit gehabt, Seite an Seite zu leben. Den Hang zur Heilung teilten sie sich mit den Wassernymphen, auch wenn ihre bescheidenen Fähigkeiten niemals an die Magie einer Nymphe herangereicht hätten.

      Sie konnte sich nur schwer mit der Anwesenheit des Wolfes abfinden, hatte es aber gerade erst geschafft, sich zumindest wieder auf den Boden zu setzen, als der nächste Duft auf sie einwirkte. Währenddessen war der schale Reptiliengeruch noch immer nicht verschwunden.
      Das war nun etwas, was sie erkennen konnte, nicht zuletzt auch durch Liam neben ihr. Es war wieder Weihrauch, wenn auch eine andere Sorte, gepaart mit einem Stich Lorbeere und dem beißenden Geruch von Eisen. Letzteres kam wohl eher von der Ausrüstung, wie Syfia einige Momente später erkennen durfte, aber er haftete auch dem Besitzer an, als würde es grundsätzlich das eine ohne das andere nicht geben.
      Es war eine Menschenfrau, die zu ihnen ans Lager trat.
      Syfia konnte ihr Erstaunen kaum verbergen, ein bisschen gemischt mit Erleichterung, dass sie etwas bekanntes traf. Ein weiterer Mensch war zu ihnen gekommen, alleine und wohlauf, wie es schien. Hatte sie keine Angst davor, sich unter diesen Haufen Mischlinge zu stellen? Hatte sie keine Angst vor dem Wolf, vor dem Zentaur, der sie um viele Stücke überragte? Und war die Tatsache, dass sie keine Angst hatte, etwas Gutes oder Schlechtes?
      Liam schien von ihrem Auftreten jedenfalls höchst erfreut.
      "Amira, wie schön, dass du da bist! Miriel segne dich. Ich hoffe doch, es ist alles gut gegangen? Möchtest du etwas Brot?"
      Er stellte ihr den Rest der Truppe mit einer Leichtigkeit vor, als wären sie alle jahrelang miteinander befreundet. Syfia fühlte sich nicht mehr ganz so sicher an seiner Seite, wie noch vorhin. Sie rückte ein Stück näher an den Zentauren heran, der noch immer eine bessere Entscheidung war als der Wolf - trotz Wassernymphe.
      Aus dem kurzen Gespräch der beiden Menschen wurde schnell klar, dass sie beide aus ähnlichen Verhältnissen stammten. Das war nun doch etwas erleichternd. Syfia war als Satyr den Menschen mit ihrem Aussehen, ihrem Verhalten und ihren Bedürfnissen am nächsten und es schien gut, dass auch die Menschenfrau eine Art Priesterin war oder zumindest einmal etwas damit zu tun gehabt hatte. Es wirkte etwas beruhigend. Sie blieb für den Moment trotzdem lieber an der Seite des Zentauren.

      Als letzter verdichtete sich nun endlich der Reptiliengeruch und Syfia drehte den Kopf, bevor sein Besitzer zwischen den Bäumen hindurch trat.
      Die Gestalt war hochgewachsen und trat mit würdevoll erhobenem Haupt an das Lager heran. Der Reptiliengeruch verstärkte sich und Syfia war sich sicher, eine Veränderung in seiner Gemütswelt zu bemerken, auch wenn sie sie nicht deuten konnte. Stattdessen konnte sie aber nun erkennen, dass der Mann Hörner, aber keine Hufe hatte und damit zu den Au Ra gehören musste. Das erklärte den Geruch nach etwas Altem, den Schuppengeruch, auch wenn gar keine Schuppen da waren, und der Eindruck von etwas Majestätischem. Syfia überwand ihre Angst ein bisschen und versuchte mit neuem Interesse, seine Gestalt ein bisschen besser zu erkennen.
      Liam ließ sich dabei von der Schweigsamkeit des Ankömmlings nicht beeindrucken. Er lächelte auch ihm zu, als würde er einen alten Freund wiedersehen und winkte ihn näher heran.
      "Hallo Yuval, ich hatte schon Angst, du hättest es nicht mehr geschafft! Komm doch her, wir haben noch genug Platz - setz dich doch neben Aven, da ist noch ein bisschen was frei. Möchtest du auch ein Brot? Ich habe noch genug."
      Der Neuankömmling setzte sich und Syfia wandte nach weiterem Zögern den Blick von ihm ab. Au Ra hatten auch Hörner am Kopf, so wie Satyrn, aber in ihren versteckte sich ihr außergewöhnlicher Hörsinn. Trotzdem, Syfia fühlte sich auf merkwürdige Art beruhigt, etwas von ihr selbst an dem Au Ra zu sehen. An allen von ihnen, wie ihr kurz darauf auffiel. Jeder von ihnen verkörperte etwas, was auch Syfia in sich trug.

      Zufrieden mit der Versammlung, und wahrscheinlich auch der einzige mit diesem Gefühl, lächelte Liam in die Runde.
      "Ich freue mich wirklich, dass ihr alle hergefunden habt. Ich bin mir sicher, dass es für den ein oder anderen nicht sehr einfach war."
      Er blickte in die allgemeine Runde, ohne jemanden speziell anzuschauen. Sämtliche Anwesenden waren still, lauschten auf das Wort des Priesters.
      "Ich möchte meine kleine Rede mit ein paar Fragen starten, die ihr euch sicherlich stellt und die ich euch beantworten werde. Ja, ich habe jedem von euch eine Nachricht zukommen lassen, wie sie auch euer Nachbarsmann bekommen hat. Vielleicht haben sie sich in einigen Details voneinander unterschieden, aber ich habe euch alle gebeten, euch hier einzufinden. Das habt ihr getan und dessen freue ich mich, wirklich. Es gibt uns allen die Hoffnung, dass doch noch nicht alles verloren ist."
      Wieder ein warmes Lächeln.
      "Ja, es ist auch richtig, dass ihr die einzigen eurer Rasse seid, die ich darum gebeten habe. Ich weiß, dass manche von euch lieber in Rudeln und Herden und Clans unterwegs sind und dass ihr sicherlich eure Liebsten und Verwandten bei euch hättet, aber das ist in dieser Form leider nicht möglich. Es würde ein… Ungleichgewicht entstehen und dann sind wir wieder am Anfang unserer Mission. Ich bitte euch deshalb um Verständnis. Wir alle, Miriels Kinder, werden uns vermutlich auf euch verlassen und das geht in dieser Form am besten. Zuletzt will ich damit auch die Frage bestätigen, ob es noch weitergehen wird. Das hier ist erst der Anfang und damit wir uns auf das eigentliche Thema einstellen können, halte ich es für angemessen, wenn jeder sich einmal kurz vorstellen möchte. Ich kenne euch und eure Geschichten schon, aber ihr kennt euch untereinander nicht und ich möchte hier keinen Anführer verkörpern. Wir werden uns in friedlicher Runde austauschen und dann werde ich euch eröffnen, weshalb ich euch hergeführt habe. Klingt das für alle annehmbar?"
      Er warf seinen Blick in die Runde, studierte jedes einzelne Gesicht auf der Suche nach einer Regung und klatschte dann einmal in die Hände.
      "Dann lasst uns doch beginnen. Taran, wieso startest du nicht? Und dann reihum."
      Er sah zu dem Zentauren und lächelte aufmunternd.
    • Still beobachtete Taran jeden einzelnen, der neu dazustieß. Eine bunte Mischung voller Wesen, die man so wohl kaum auf einem Haufen angetroffen hätte. Neugierig begutachtete er jeden einzelnen. Mutige Geschöpfe, die alle ein Ziel verfolgten: Die Rettung Astrors. Taran war sich sicher, dass Liam nur jene ausgesucht hatte, denen er vertraute und in denen er Kraft und Stärke sah. Und den Mut, bis zum bitteren Ende zu kämpfen. Als alle versammelt waren, die Spate von Satyr bis zu einer Wassernymphe reichte, richtete der Priester das Wort an die Gruppe. Er bat den Zentaur, sich als erstes vorzustellen. Und wie ihm befohlen, war er es nun, der das Wort an die Gemeinschaft richtete: „Ich heiße Taran und wie man unschwer erkennen kann, bin ich ein Zentaur. Ich lebe nicht wie viele meiner Brüder und Schwestern in den Hochgebirgen. Ich bin ein Teil der Königlichen Kriegsarmee. Liam traf ich in Faldor, einem kleinen Dorf, einige Meilen von diesem Hain entfernt“, erzählte er und ließ seinen Blick kurz auf Liam ruhen. „Faldor wurde bis auf die Grundmauern von Banditen niedergebrannt, nachdem sie die Bewohner bestohlen und unschuldige Menschen hingerichtet hatten. Liam war dort, um den Menschen Trost zu spenden. So trafen sich unsere Wege.“
      Kurz pausierte er, während er jeden einzelnen musterte. Aus manchen der Gesichter konnte man lesen, andere hingegen wirkten wie versteinert. Taran fuhr fort: „Ich habe lange überlegt, ob ich meine Männer alleine lassen und unserem König den Rücken kehren sollte. Würde die Verderbnis ausbrechen wie ein Lauffeuer, wäre ich nicht da, um sie zu schützen und den Palast zu verteidigen. Aber ich habe mich dafür entschieden, Seite an Seite mit euch gegen das Unheil vorzugehen, dass in diesen Stunden präsenter scheint als je zuvor.“
      Kurz wandte er den Blick von der Gruppe ab, wirkte konzentriert, fast schon etwas gequält, als er erneut das Wort an alle richtete: „Gemeinsam werden wir sicher viel bewirken können.“
      Damit beendete er sein Gesagtes und schaute zu dem Priester.
    • Der Wolf bemerkte bei den letzten Ankömmlingen, dass er sie vorhin von weitem gerochen hatte - konnte aber das letzte Wesen nicht identifizieren wie so manche hier. Keines hatte er zuvor gesehen gehabt nur von hören sagen wusste er grob wie sie aussahen. So viele verschiedene Gerüche hatte Aven noch nie wahrgenommen. Er betrachtete jeden einzelnen, versuchte deren Schwachstellen ausfindig zu machen sollte sie es wagen aus welchen Grund auch immer sie anzugreifen. Nach dem Satyr zu Urteilen, hätte diese am liebsten den Wolf nicht da und die Flucht ergriffen. Sie wäre kein Problem. Er war nicht hier um Freundschaften zu schließen sondern allein für eine Sache zu kämpfen. Alle schienen nun eingetroffen zu sein die Liam auserwählt hatte. Ob Aven dafür wirklich der richtige war, würde sich noch herausstellen. Er beobachtete allesamt und hörte aufmerksam zu. Als Taran seine Worte beendete war der Blick ihnen gegolten. Er sah zu Rhena und sie verstand. Mit Hilfe von Aven gleitet sie von ihm hinab, nahm den Rucksack von ihrem Rücken und zog eine Leinenhose und Hemd hervor. Aven sah noch einmal in die Runde, sog dann die Luft ein um auch im Umkreis keine Gefahr zu wittern und verwandelte sich. Ein Licht umhüllte ihn und stand nun mit zwei Füßen vor der Menge. Bevor das Licht komplett verschwand und den ein oder anderen blendete, zog er seine Klamotten über die Rhena ihm reichte und strich sein weißes Haar zurück. Liam kannte ihn in dieser Form und war abgesehen von Rhena nicht sonderlich beeindruckt. Dann zog der weißhaarige Rhena sanft hinter sich. So schnell würde er niemanden vertrauen auch wenn er es bei Liam tat.
      "Mein Name ist Aven und bin ein Gestaltwandler wie vielleicht nicht schwer zu erkennen war. Mein Rudel lebt tief in den Wäldern am Rande von Astror. Wir haben eher kein Wissen über andere Wesen..." er hielt inne und sah kurz zu Rhena die ihn anlächelte. Dann sah er wieder in die Runde.
      "Mein Wissen habe ich von Rhena die ich vor paar Wochen kennenlernte. Liam habe ich eher flüchtig getroffen und trotzdem, er hatte mich für sich gewonnen als er mir das Unheil von Astror erzählte" er nickte treu Liam zu. Aven war nie der große Redner vor fremden Leuten geschweige denn andere Wesen.
      Rhena stellte sich leicht vor Aven "Hi, mein Name ist Rhena und bin eine Wassernymphe meine Fähigkeit ist es durch die Kraft des Wassers Wunden schneller heilen zu lassen aber auch unreines rein zu waschen." Ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen.
      "Dafür danke ich Mirel. Naja ich kenne Liam persönlich nicht, habe aber auf dem Weg hierher eine kurze Infos erhalten. Ich schaue einfach, dass es Aven und euch.." mit ihrer Hand machte sie eine Bewegung in die Runde die alle betrifft "gut geht" sie verbeugte sich schon fast prinzessinenhaft und stellte sich wieder leicht hinter Aven.
      Der Alpha schmunzelt über ihre letzten Worte beherrschte sich aber gleich wieder.
    • "Miriel sege auch dich.", antwortete die Brünette auf Liams Worte und schenkte ihm ein sehr freunldiches Lächeln, doch jetzt grade hatte sie so ein Lächeln für die ganze Runde übrig. "Sehr gut soweit und dir?", murmelte sie und fühlte sich doch etwas seltsam sich nun erstmal nur mit ihm zu unterhalten. Dies wurde nur noch verstärkt als sich eine andere Gestalt zu ihnen gesellte und Amiras Augen musterten den seltsamen Blonden. Sie kannte viele verschiedenen Rassen und doch sagte ihr sein Aussehen nicht wirklich was. Auch dem Neuankömmling schenkte sie nun ein kurzes Lächeln und nicken.
      Ohne zu starren musterte sie die Anderen um ihre Stärken besser einschätzen zu können, denn auch wenn sie nur ein Mensch und eine Frau war, so war sie doch eine Kriegerin und wusste doch sehr gut Kampfstärken einzuschätzen.
      Als nun Liam alle bat sich vorzustellen freute sich die junge Frau darauf, denn immerhin würde sie nun mehr erfahren und noch dazu sich die Leute besser ansehen können ohne zu unhöflich zu wirken.
      Als nun Taran den Start machte fiel Amira erst noch genauer auf wie groß der Zentaur im Vergleich zu ihr war und doch würden seine Stärken sicher auch in manchen Fällen eine Schwäche sein. Dazu kam seine Geschichte und dies machte Amira etwas nervös. Was sollte sie schon groß über sich sagen?
      Sie hob schnell den Kopf und sah nun zu Rhena und zu Aven, der sie wirklich ungemein faszinierte, besonders als sich seine Gestalt änderte und er nun in seiner menschlichen Form vor ihr stand. Auch wenn er nicht der erste Gestaltwandler war, dem sie begegnet war, so hatte sie noch nie die Verwandlung an sich gesehen. Auch hier lauschte sie nun den Vorstellungen der Beiden und ihre Augenbraue hob sich leicht als sie raushörte, dass diese Rhena Liam nicht mal kannte und doch hier war. Es war immerhin kein Abenteuer-Ausflug, sondern es würde sehr anstrengend und gefährlich werden und doch war sie auch froh, dass sie somit eine Heilerin dabei haben würden.
      Nun jedoch war sie an der Reihe und Amira wusste, dass sie schlecht in solchen Dingen war, denn immerhin hatte sie die letzten Freunde auch als Kind gefunden und tat sich schwer mit Leuten.
      "H-hallo. Ich bin wie gesagt Amira und kenne Liam wohl schon am Längsten." Kurz biss sie sich auf die Unterlippe, denn was sollte sie denn noch sagen. "Ich bin ständig unterwegs und versuche zu schauen wo ich helfen kann, deshalb gibt es auch nicht so viel über mich zu sagen, denn ich habe weder eine Heimat, noch eine Familie, die ich hierfür zurücklassen musste." Kaum hatte sie es ausgesprochen bereute sie es, denn die Leute würden sie nun sicher nur bemitleiden.
      Hate'll paralyze your mind
      Gotta see the other side
      It costs ya nothin' to be kind
      Not so different you and I
      Lookin' for love in a different light
      Until we find that equal sign
    • Aufmerksam und ohne jegliches Verlangen danach, einst selbst am Zug zu sein, lauschte Yuval lieber den Worten der anderen. Jeder von ihnen hatte seine eigene Geschichte zu erzählen, doch die meisten von ihnen hielten sich kurz. Es spielte ohnehin keine Rolle mehr. Vergangenes war vergangen und das Leben, das sie nun erwarten würde, wäre wohl kaum mit ihrem vorherigen zu vergleichen. Für Yuval gab es kein Zurück mehr. Vielleicht sah es für seine Begleiter anders aus, aber der Rae würde in seinem Clan kaum mehr ein Zuhause finden. Die Entscheidung, die er getroffen hatte, trug nunmal seinen Preis. Wer es wagte, seinen eigenen Kopf über das Wohl des Dorfes zu stellen und den Rat der Ältesten zu missachten, wurde nicht länger als einer von ihnen betrachtet. Da war sich der Blonde sicher. Dieser bunt gemischte Haufen war nun die einzige Herde, die ihm geblieben war und sobald sie ihre Mission erledigt hätten, stünde er alleine da. Aber wer konnte schon sagen, ob er den Tag überhaupt erleben würde und nicht im Gefecht fallen würde. Zukunftspläne in Zeiten wie diesen zu schmieden, schien ziemlich sinnlos.

      Taran war ihm nach seiner kleinen Vorstellung noch immer sympathisch. Seine Wurzeln ließen ihm keine Wahl, für den Zentaur anders zu empfinden, da sie Teil einer heiligen Spezies waren. Als Teil der königlichen Garde würde der Rae sicherlich einige Gemeinsamkeiten mit ihm finden, sollten sie in ein Gespräch verwickelt werden. Dem Wolf - oder eher dem Gestaltenwandler, wie er gelernt hatte - hingegen verspürte er nichts als Misstrauen. Das grelle Licht ließ ihn heftig blinzeln, ansonsten machte es dem Geschöpf des Lichtes eher weniger aus, den weißen Fleck seiner Verwandlung zu betrachten. Wie penetrant Aven sich vor der Wassernymphe aufbaute, sie stets hinter sich wissen wollte, sorgte nicht nur dafür, dass jeder von ihnen zu spüren bekam, dass der Wolf ihnen keinen Funken vertrauen schenkte, sondern ließ Yuval desweiteren seine Absichten hinterfragen. Wenn er die schöne Dame erst seit wenigen Wochen kannte, wieso war er dann so versessen darauf, sie vor den anderen zu schützen? Verband die beiden eine tiefere Bindung, von der sie bisher nichts Preis gaben? Seine Zweifel würde der Rae nicht teilen, behielt den Formwandler behutsam in seinem Hinterkopf. Gerade als seine grauen Augen sich schon auf Amira richtete, da er nicht in der Erwartung war, dass Aven die Blauhaarige zu Wort kommen lassen würde, erklang doch ihre liebliche Stimmfarbe. Verwundert wandte er seine Hörner wieder in die Richtung der beiden und konnte nicht anders als der kleinen Nymphe ein Lächeln zu schenken. Sie schien wirklich eine reine Seele zu haben und in noblen Absichten zu handeln.

      Ebenso in guter Absicht schien der Mensch sich der Gruppe hinzugesellt zu haben. Sie kannte Liam also am längsten und doch schien er mit Syfia einige Zeit gereist zu sein, statt mit der Frau seinesgleichen. Ein Umstand, den Yuval mit Verwunderung vernahm, aber nicht weiter hinterfragte. Die Länge einer Bekanntschaft ließ schließlich nicht immer auf die Bindung schließen. Als alles Augenmerk auf ihn gerichtet war, entriss sich der Mann aus seiner Gedankenwelt und blickte von einem Gesicht ins nächste. Am liebsten hätte er ihnen noch länger gelauscht, den stillen Beobachter gegeben, aber wenn der Rae in ihrer Gunst stehen wollte, musste auch er aus seiner Komfortzone fahren.

      "Mein Name ist Yuval, geboren als einer von fünf Au Ra Söhnen, gehöre ich dem Clan der Raen an, wie man unschwer an meinen hellen Schuppen und Hörnern erkennen kann. Wir sind eigentlich ein recht zurückgezogenes Volk und sind kaum noch in den jüngeren Generationen als solches bekannt. Lediglich die alten Nomaden-Geschichten dürften noch im Gedächtnis der älteren sein. In einigen Sagen heißt es, dass unsere Herkunft drakonischen Ursprungs sei, aber eins kann ich euch versichern - Feuer spucken kann ich nicht. Dafür werden wir von klein auf als Krieger ausgebildet und beherrschen eine Vielzahl an Waffen-Künsten. Ich führe ein Schwert, kann aber auch mit Pfeil und Bogen umgehen, mein Schweif hält aber auch etwas her. Ob Heilkünste an meinen Schuppen Wirkung zeigen, weiß ich nicht, aber dieser Teil meiner Haut ist ohnehin widerstandsfähiger als der humanoide Teil meines Körpers." wandte er die letzten Aussagen an die Nymphe, die zuvor von ihren heilenden Kräften berichtet hatte. Yuval hätte gerne gewusst, ob Rhena Hände an ihm ihr Wunder vollbringen konnte, aber auf die Notwendigkeit konnte er doch lieber verzichten. Es wäre ihm doch lieber, wenn es eine Weile dauern würde, bis er die Antwort darauf bekam.
      "Zu behaupten, dass ich Liam kennen würde, wäre zu viel des Guten. Unsere Wege kreuzten sich, als ich auf der Jagd war. Auch wenn ich nicht verstand, wie und warum er so nah an die Grenze unserer Ländereien gekommen war, so glaubte ich ihm…" die Stimmfarbe des Blonden würde leiser, während sein Blick auf den Augen des Priesters lag.
      "Es wäre falsch, tatenlos auf ein glimpfliches Ende zu hoffen und deswegen bin ich hier." Erst nachdem der letzte Satz gesprochen war, wandte Yuval seine Aufmerksamkeit wieder an den Rest der Gruppe und nickte sanft, um das Ende seines Vortrags zu unterstreichen. Für gewöhnlich war er nicht so gesprächig, aber da er nicht wusste, welche Stellung die Au Ra in den Augen anderer Völker hatte, wollte er sich möglichst kooperativ zeigen.
      A heart's a heavy burden.

    • Der ungezwungenen Aufforderung von Liam folgend, trug jeder der Gruppe einen Teil seiner Herkunft vor, manchmal mehr davon, manchmal weniger. Es grenzte schon an eine surreale Szenerie, die der bunte Haufen darstellte, wie er so zusammensaß, ohne die Waffen gegeneinander zu heben, ohne ausfällig zu werden und ohne ihre offensichtlichen Defizite zum Ausdruck zu bringen. Es lag noch nicht einmal Anspannung in der Luft, Liam löste sämtliche nervösen Gemüter, indem er in seiner ruhigen Art Fragen stellte, indem er jedem einzelnen zulächelte, ohne jemanden dabei besonders zu bevorzugen oder zu vernachlässigen. Ihm war es egal aus welcher Region sie stammten, was sie vorher getan haben mochten und wie ihre Heimat aussehen musste, er sah etwas in ihnen, das sämtliche Zweifel überschattete und ihn zu dem entspannten, freundlichen Selbst werden ließ, der er auch sonst immer war. Das war wohl das surrealste daran, ohne Liam wäre bestimmt schon das eine oder andere Misstrauen hervorgekommen.
      Als zuletzt Syfia an die Reihe kam, die von diesem Misstrauen wohl am meisten zur Schau brachte, brachte sie sich dazu, den Blick über die Gesichter der Versammelten schweifen zu lassen. Sie konnte in dem verschwommenen Sichtfeld ihrer Augen kaum etwas richtiges erkennen außer Schemen, aber die Gerüche hatten sich zu schnell überlagert, als dass sie gelernt hätte, sie schon auseinanderzuhalten. Sie wusste, dass der ferne Ledergeruch von Taran stammte, dass sein Geruch auch am stärksten war, nachdem er direkt neben ihr saß, aber sie wusste auch, dass der Geruch des Wolfes sich geändert hatte, als er sich verwandelt hatte - ein Gestaltwandler, machte das die Sache besser oder schlechter? - und das hatte sie schließlich völlig aus dem Konzept gebracht. Sie fühlte sich hilflos und das suchte sie zu verbergen, indem sie besseres Augenlicht vortäuschte.
      "Ich bin Syfia."
      Sie starrte mehr in die Richtung des Wolfes - des Gestaltwandlers - von dem schließlich die meiste Gefahr ausging. Aber auch der Au Ra, Yuval, war nicht ungefährlich. Ein Schwert, Pfeil und Bogen und sein Schweif? Was sollte sie da mit ihrem kümmerlichen Dolch ausrichten, den sie noch nicht einmal ordentlich schwingen konnte? Gar nichts, lautete die Antwort. Laufen und darauf hoffen, dass sie schneller war. Und Taran erst, dem Teil der Königsarmee, was sollte sie gegen ihn unternehmen? Oder Amira, die zwar wohl helfen wollte, aber eine Kriegerin durch und durch war?
      Die einzige, die in dieser Runde wohl keine Gefahr darstellte, war die Wassernymphe Rhena und die hielt sich strikt an die Seite ihres wölfischen Gefährten. Oh ja, gute Aussichten, ganz sicherlich. Syfia hatte auf einmal das drängende Bedürfnis, nicht mehr hier sein zu wollen.
      "Ich komme aus..." War es richtig, ihren Heimatort preiszugeben? Vermutlich nicht. Hatten die anderen schließlich auch nur teilweise. "... einem Wald im Süden. Ich vertraue Liam, deswegen bin ich hier."
      Sie verstummte, auch wenn es ruhig blieb, auch wenn sie vermutlich genauso davon berichten sollte, dass sie hier war um zu helfen, dass sie sich nicht bis in alle Ewigkeiten in ihrem Zuhause verstecken wollte, dass sie gewillt dazu war, Veränderungen auf sich zu nehmen. Sie sagte nichts von alledem, sie setzte eine ernste Miene auf und versuchte sich ihrer Fähigkeiten selbstbewusst darzustellen.

      Liam lächelte breit und strahlend, es wirkte so, als hätte er soeben die beste Nachricht der Welt übermittelt bekommen. Als er dieses Mal durch die Runde sah, blieb sein Blick für eine Sekunde länger an Amira hängen, als wollte er ihr sagen: "Siehst du? Wir haben es geschafft."
      Stattdessen erhob er das Wort zu etwas anderem.
      "Ich bin froh, dass ihr es geschafft habt, jeder von euch. Ich muss gestehen, dass manche von euch nicht die ersten waren, die ich eingeladen hatte und dass ich einige Anläufe gebraucht habe, um zwischen den richtigen und falschen Lebewesen unterscheiden zu können. Aber nun sind wir hier und ich möchte ausdrücken, wie sehr es mich freut. Miriel segne euch alle, ihr seid die wahren Kinder unserer Gottheit, vergesst das niemals."
      Er stand auf. Syfia merkte, dass sämtliche Blicke ausnahmslos auf dem Heiligen hafteten. Wenn es wohl eine Sache gab, die diese Runde wirklich zusammenhielt, dann war es wohl der Glaube.
      "Kommen wir also gleich zur Sache, denn auch, wenn ich behaupten möchte, dass dieser Ort sicher ist, möchte ich nicht eines besseren belehrt werden - und wir sind schließlich ein sehr auffälliger Haufen, nicht wahr?"
      Er blickte in die Runde, strahlte. Keine Sorge der Welt hätte diesen Mann davon abhalten können, seine Freundlichkeit zu zeigen.
      "Miriel ist noch immer bei uns, das möchte ich zu allererst gesagt haben, das möchte ich, dass ihr euch bewusst seid. Sie hat uns nicht verlassen, nicht wie viele lästernden Zungen behaupten würden, sie weilt noch immer unter uns und beschützt all jene, die an sie glauben, mit allem, was ihr zur Verfügung steht. Aber sie hat genug für uns getan, jetzt ist es an der Zeit, dass wir ihr helfen, dass wir sie schützen, so wie sie es stets für uns tut. Das ist wichtig, diese Aufgabe möchte ich euch anvertrauen, denn selbst, wenn sie noch unter uns weilt, heißt das nicht, dass sich die Zeiten eines Tages nicht ändern könnten. Die meisten wissen gar nicht, dass Miriel so sehr zu Astror gehört, wie jeder Baum, wie jeder Fels und wie jedes Stück Erde. Wenn Miriel erlischt, dann ist es so, als würde ein Teil unserer Welt zusammenbrechen, als würden wir eigenhändig die Fackeln in die Hand nehmen und jeden Strauch, jede Blume und jedes Stück Gras mutwillig abbrennen, weil wir denken, dass das unsere neue Zukunft sein muss. Aber das muss sie nicht sein. Ich denke, viele haben diese Tatsache vergessen."
      Er verließ ihren Kreis in einer fast andächtigen Weise, so wie er über seine eigene Tasche hinweg trat und an dem Au Ra vorbei in Richtung des kleinen Wassers schlenderte. Er schien sich kaum von den Blicken in seinem Rücken beeindrucken zu lassen, das Buch klemmte ihm dabei unter dem Arm wie eine Stütze.
      "Wir müssen Miriel zu ihrer alten Macht verhelfen, wir müssen das Gleichgewicht wiederherstellen, das uns sonst zu verschlingen droht. Wenn wir es nicht jetzt tun, wird es eines Tages zu spät sein. Eines Tages wird Miriel verschwunden sein und ein Nichts lässt sich dann auch nicht mehr reparieren."
      Er kam bei dem kleinen Hain zum Stehen und drehte sich wieder zu ihnen um. Sein Lächeln war verschwunden und ein ernster Ausdruck war auf sein Gesicht getreten.
      "Das hier ist nur der Anfang, aber er ist äußerst wichtig. Ich möchte euch etwas zeigen; Rhena, meine Liebe - so war doch dein Name, nicht wahr? Würdest du bitte zu mir kommen?"
      Er streckte die Hand nach der Wassernymphe aus, dann lächelte er wieder. Das Lächeln galt sowohl ihr, als auch Aven.
      "Keine Sorge, ich möchte euch nur etwas zeigen. Die Wassernymphe, die ich ursprünglich eingeladen hatte, weilt leider nicht mehr unter uns, es ist daher umso besser, dass du hier bist. Bitte, komm."
      Die Wassernymphe kam zu ihm und als er ihr - noch immer lächelnd, noch immer freundlich - die Hand entgegen streckte, ergriff sie sie. An die ganze Gruppe gewandt erklärte er:
      "Wassernymphen besitzen eine naturgegebene Verbindung zu dem Wasser, die kein anderes Lebewesen aufweist. Das Wasser ist ein Teil von ihnen und weil es auch ein Teil von Astror ist, von der ganzen Welt, kann es als Brücke genutzt werden. Als Brücke zu Miriel."
      Er wandte sich wieder an Rhena, lächelte aufmunternd. Schließlich führte er ihre Hand zum Wasser und ließ sie los; etwas leiser an sie gerichtet sagte er:
      "Baue eine Verbindung zum Wasser auf, so wie du es für deine Heilkräfte tust. Es wird dir nicht zu Schaden kommen, ich verspreche es."
      Sie tat wie verlangt und Liam richtete sich auf, ehe er sein Buch aufschlug. Er blätterte nicht lange, er kannte es vermutlich eh schon in und auswendig. Dann fing er an zu beten.
      "Heilige Miriel, Göttin des Wassers,
      segne uns mit deiner Gegenwart und deiner Macht.
      Deine Schönheit und Anmut bewundern wir,
      um deine Kraft und Stärke bitten wir.


      Mit deiner Kraft fließt das Wasser,
      und bringt Leben für alle, sowohl oben als auch unten.
      Mögen wir es ehren und beschützen mit Sorgfalt,
      aufdass seine Macht bis in Ewigkeit hallt.


      Oh Miriel, führe uns durch die Wellen,
      und beschütze uns, in ihren Höhen und Tiefen.
      Mögen die Gewässer immer rein und sauber sein,
      Eine Zuflucht für alle Geschöpfe groß und klein.


      Wir bringen dir unsere Dankbarkeit und Liebe dar,
      und beten um deinen Segen.
      Möge deine Essenz für immer mit uns sein,
      Und mögen wir sie schützen und verehren."
    • Nie hatte Rhena gedacht sie könnte jemals für jemanden was nützliches tun. So sah sie sich noch vor einigen Tagen ihr Lebenlang an den Wasserfällen dahinvegetieren ohne irgendetwas vollbracht zu haben. Zwar hatten alle Arten der Nymphen ein hohes Wissen an Geschichte und alle Wesen dieser Welt, doch sie jemals selbst zu sehen, war nochmal was anderes. Wassernymphen blieben im Schutz ihres Gleichen und doch, war es Rhena die die Welt entdecken möchte. Das es nun auf diese Weise fungiert hätte sie nicht gedacht, doch wenn sie jemand helfen kann, ob der Natur oder Wesen aller Art, wäre sie bereit alles zu tun und zu geben. Das war - man könnte schon fast sagen - der Codex der Wassernymphen. Interessiert lauschte sie den anderen und ihre smaragdgrünen Augen fixierten den Au Ra, der ihr zuvor ein Lächeln schenkte. Dieser hatte eine ausdrucksstarke Präsenz die sie faszinierte. Als Liam nun das Wort ergriff, ging ihr Blick zu ihm und seine Worte waren laut und deutlich. Als der Priester ihren Namen sagte, stolperte ihr Herz und sie richtete sich auf. Mit einem knappen nicken bestätigte sie, dass er mit ihrem Namen richtig lag und ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie spürte einige Blicke auf sich ruhen und schüttelte die langsame aufsteigende Nervosität ab. Barfuß wie sie nun mal ihr Lebenlang unterwegs war, ging sie zum Hain wo Liam mit ausgestreckter Hand auf sie wartete. Als Rhena ihre Hand in seine legte und sie ihm nun Näher war als zuvor, roch sie den würzigen Geruch des Weihrauchs. Den sie für recht beruhigend empfand bis er von einer Wassernymphe dessen tot bekundigte. Umso mehr bestärkte es Rhena in ihr Vorhaben zu helfen. Es faszinierte sie wie viel Liam doch über ihr Wesen bescheid wusste und eine Wärme breitete sich in ihr aus. Sie tat worum der Priester sie bat und legte ihre Hand auf die Wasseroberfläche. Dass sie sich jeden Tag an Miriel wandte machte es leicht in eine Verbindung zu treten. Sie schloss die Augen, atmete ruhig und gleichmäßig, dann fing sie an eine uralte vergessene Melodie leise zu summen. Ihre Stimme vibrierte in ihrem ganzen Körper und ließ das Wasser an ihrer Hand in leichte kleine Wellen schlagen. Dann hörte sie dumpf Liams Gebet doch konzentrierte sich voll und ganz auf das was sie tat.

      Der prüfende Blick den der Au Ra ihnen zuwarf versuchte Aven zu ignorieren. Er atmete tief ein und aus und horchte was Liam sagte. Ihm war bewusst, dass er mehr als Feind angesehen war als ein Freund. Wölfe brauchen eben seine Zeit um jemanden gut riechen zu können. Liam riss ihn aus den Gedanken und seine Augen verfolgten den Priester dann sah er Rhena selbstverständlich zu Liam gehen als würden sie sich ewig kennen und schaute nun dem Spektakel zu. Der Alpha sah zu, wie sie sich in die Hocke setzt und das Wasser berührte, würde er sie nicht besser kennen, würde sie am liebsten mit dem ganzen Körper im Wasser sein und ein mit ihm werden. Zu seiner Überraschung blieb sie wo sie war und hörte nun ein leises und liebliches Summen das er nur ein paar mal gehört hatte als er sie besuchte während sie betete. Das glaubte er zumindest. Beten war nie sein Ding. Miriel hin oder her. Aven vertraute eher auf taten nie auf Zufälle und Schicksäle die irgendwann eintreffen würden. Wie sagte man schon immer 'Jeder ist seines Glückes Schmied' und das war Avens devise. Ihm musste man nicht ewig erklären wieso, weshalb, warum. Brauchte jemand Hilfe so wie Liam - und meistens roch Aven ob gute oder böse Absicht - dann half er.
      Während Rhena eine Melodie summte und Liam betete, lehnte sich der Gestaltwandler an einen Baum.
    • Jeder von den Wesen, die unterschiedlicher wohl wahrlich nicht sein konnten, stellte sich vor. Von der Sartyr bis hin zu einer Rasse - den Au Ra -, die selbst dem schier allwissenden Zentauren unbekannt war, war ziemlich alles vertreten. Ein Gestaltwandler, eine Wassernymphe bis zu einer gewöhnlichen Menschenfrau. Geführt von der beruhigen Stimme Liams schienen alle friedlich gestimmt. Sicher der eine skeptischer und misstrauischer als der andere, aber dennoch schafften sie es, in Frieden den Worten des Priesters zu lauschen. Der Zentaur hegte gegen keinen von ihnen Zorn oder Hass. Die Fabelwesen waren bekannt dafür, gerne unter ihresgleichen zu leben, waren als weise und friedliebende Wesen perfekte und loyale Gefährten. Von oben herab schaute Taran über die Gruppe der verschiedenen Charaktere. Als die Wassernymphe zu Liam gebeten wurde und er das Gebet sprach, welches so viel Wahrheit und Hoffnung beinhaltete, folgte er den Blicken, schloss die Augen und ließ die Worte einen Platz in seinem Inneren finden. Der Glaube war wohl das einzige, was die Gruppe zusammenhielt und ihnen Kraft gegen die drohende Verderbnis schenken sollte.

      Als Liam sein Gebet beendet hatte und alle Blicke auf die beiden gerichtet waren, gespannt darauf, was als nächstes geschah, vernahm der mächtige Zentaur ein Rascheln. Es kam von den Baumkronen und ließ den Zentaur seine Augen öffnen und seinen Blick gen Himmel richten. Seine hervorragenden Augen konnten jedoch nicht sofort etwas erspähen. Doch dann - ein sich bewegender Ast, ein erneutes Rascheln. Seine Stirn legte sich in Falten, sein Blick wirkte prüfend und voller Aufmerksamkeit. Die Hand legte er an die Scheide seines Schwertes, wandte sich um und ließ seinen Blick wandern. Es ließ sich nichts erkennen. Als dann aber wie aus dem Nichts etwas von der Baumkrone herabfiel und mit einem harten Fall auf dem Boden landete, schreckte der Zentaur ein paar Schritte zurück und hatte nun wohl die Aufmerksamkeit jedes einzelnen auf sich gezogen. In Windeseile zog der Zentaur das Schwert aus seiner Scheide und richtete die Spitze auf ein… Eichhörnchen? Fragend schaute er zu dem kleinen Geschöpf mit dem rot-braunen Fell, dem weißen Bäuchlein und dem buschigen Schwanz. Die kleinen Pfötchen mit den spitzen Krallen hatte es verteidigend vor sich gerichtet und sah die Gruppe mit weit aufgerissenen, kastanienbraunen Augen an. Da nicht davon auszugehen war, dass von dem kleinen Kerlchen eine Gefahr ausging, steckte Taran das Schwert wieder zurück in die Scheide und sah wortlos und mit einem großen Fragezeichen zu dem kleinen Kerl vor sich.

      „H-Hallo“, begrüßte es die Gruppe. Es war die Stimme eines jungen Mannes. Für gewöhnlich konnten Eichhörnchen nicht sprechen, was darauf zurückführen musste, dass er entweder ein Gestaltwandler war, oder durch einen Fluch diese niedliche Gestalt angenommen hatte.
      „Hast du uns belauscht?“, fragte Taran grimmig und sah prüfend zu dem kleinen Etwas vor sich. Das Eichhörnchen wirkte noch immer angespannt. Erleichtert seufzte es aus und seine Glieder lockerten sich allmählich.

      „Das würde ich nicht so sagen, mein großer Freund“, antwortete er und sah an dem Zentauren vorbei zu der bunt gemischten Gruppe. „Na so viele unterschiedliche Wesen sieht man aber auch nicht jeden Tag auf einem Haufen“, bemerkte er, lief ohne jegliche Furcht an dem viel größeren, dunkelhaarigen Zentauren vorbei, um sich jeden einzelnen genauer anzusehen. „Wahnsinn! Ich kam ja wirklich schon viel rum, aber ich habe noch nie einen von euch Drachen-Wesen gesehen. Wie heißt ihr noch gleich? Die Hörner sind ja der Wahnsinn!“, sagte er voller Faszination für den Au Ra. „Ach, ist ja auch egal!“, sagte er dann und musterte auch die Sartyr genauer sowie zuletzt auch den Priester und die hübsche Wassernymphe. „Ich wollte euch eigentlich gar nicht stören, war nur ganz zufällig hier unterwegs. Wisst ihr, dieses Leben als Nagetier ist gar nicht so leicht. Ständig fliegt irgendwelches Vogelvieh umher und will dich fressen. Und seht euch das an!“, sagte er, griff mit seinen kleinen Pfötchen nach seinem buschigen Schwanz und legte eine bedauernswerte Miene auf. Mit seinen Knopfaugen wirkte er unwahrscheinlich niedlich. Etwas, das den wohl einst jungen Mann mehr als missfiel. „Damit kann man mich doch nicht mehr ernst nehmen!“
      Wie ein Wasserfall redete das kleine Eichhörnchen am Stück, schien nicht mehr aufhören zu wollen.
      „Aber was bringt es einem… ich habe was von Miriel gehört. Was macht ihr hier? Wollt ihr auch die Verderbnis aufhalten? Sieht ziemlich übel aus. Aber ich bin auch auf dem Weg zu ihr. Sie soll mich wieder in den stattlichen Mann verwandeln, der ich einst war. Ich könnte euch also behilflich sein“, bot er an, ohne irgendeinen der Parteien ansatzweise zu Wort kommen zu lassen. „Gegen meinen Schutz, versteht sich“, sagte er, und es war eine Art Bedingung, die er stellte. Er kam abermals vor dem Priester zum Stehen, der ganz offensichtlich eine Art Leitfigur darstellte. „Was sagst du, mein gläubiger Freund? Mein Name lautet übrigens Aristo Melchior Jaruso Antonio. Nennt mich einfach Jaru.“

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    • Immer wieder glitt Amiras Blick kurz über die Gruppe, auch wenn sie allen zugehört hatte und diesen die Aufmerksamkeit schenkte. Es war so wundervoll, dass Liam es geschafft hatte all diese verschiedenen Wesen hier zu versammeln und nun sollten sie ein Team sein, wovon sie hoffte, dass es auch so reibungslos gehen würde.
      Nachdem sich nun auch die Letzten der Gruppe vorgestellt hatte ergriff nun wieder Liam das Wort und als er die junge Frau so ansah wusste sie genau was er sagen wollte. Schon so lange hatten sie davon geredet, dass man etwas machen muss und nur Tatendrang die Welt wieder in Einklang bringen kann. Nun waren sie hier und Amira schenkte ihm ein breites und aufmunterndes Lächeln. Auch wenn es schwer werden würde, so mussten sie es zumindest versuchen und es würde schon sicher gut gehen.
      Voller Neugier was nun kommen würde lauschte sie den Worten von Liam und beobachtete die Wassernymphe genau. Sie war wirklich eine schöne Frau und Amira war gar etwas neidisch nicht so weiblich rüber zu kommen wie die Nymphe. Leise lauschte sie dem Gebet und freute sich sehr, dass sie mit ihr eine Heilerin in der Gruppe haben würden, denn immerhin stand ihnen ein schwerer Kampf bevor.
      Es war gerade eine idyllische Situation in ihren Augen, doch als sie nun ein Rascheln vernahm, doch erstmal dachte sie sich nichts dabei. Als dann jedoch etwas runter fiel und Taran so zurückschreckte war auch Amira im ersten Moment alarmiert und legte die Hand an den Griff ihres Schwertes. Als sie nun jedoch die Quelle des Geräusches entdeckte ließ sie diese Hand sogleich wieder sinken. Sicher konnte man sich nie sein, besonders, da dieses Eichhörnchen nun sprach, doch es wirkte auf sie nicht gefährlich. Amira wog die Risiken ab, doch so schnell würde das Eichhörnchen sie nicht angreifen können, selbst wenn es böse war.
      Ruhig hörte sie zu, hatte sie auch keine andere Wahl, denn das Tier redete und redete und die Frau musste nun schmunzeln. "Hallo Jaru. Willkommen und doch hat Taran Recht. Zu lauschen ist unhöflich und wir werden uns bereden müssen, ob wir dich dabei haben wollen." Sie sah kurz zu der Gruppe, ehe sie beschloss den Anfang zu machen. "Ich glaube, dass du uns nicht gefährlich werden kannst und immerhin soll es hier ja um Zusammenarbeit gehen, also würde es mich nicht stören.", erklärte sie ihren Standpunkt und wartete nun was die Anderen sagen würden.
      Hate'll paralyze your mind
      Gotta see the other side
      It costs ya nothin' to be kind
      Not so different you and I
      Lookin' for love in a different light
      Until we find that equal sign
    • Yuval war kein Mann des Glaubens, zumindest nicht in seinem Dorf. Die Götter, zu denen die Au Ra beteten, übertrafen die Herrscherin des Lichts. Zwar entstand die Gründung ihrer beiden Clans genau aus dieser Hand, den Raen - Kindern des Lichts und der Xaela - Kinder der Dunkelheit, doch zollten sie ihre Loyalität nicht nur Miriel, sondern auch den heiligen Drachen, Götter vergangener Zeiten, den Helden der Schlachten - sie waren ein eher… sonderbares Volk in den Belangen. Als Rhena engelsgleich hervortrat und den kurzen Weg zur Quelle überbrückte, ihre zarten Finger die des Geistlichen trafen, genoss sie nicht nur die Aufmerksamkeit des Raen. Alle Augen ruhten gespannt auf dem ungleichen Paar - Mensch und Nymphe Hand in Hand - begleitet mit der Melodie eines alten Gebetes, das Yuval noch nie ausgesprochen gehört hatte, sondern nur aus Schriften kannte. Der Klang Liams Stimme drang in ihren Gehörgang, vibrierte in den Hörnern des Raen, doch sein Augenmerk lag überwiegend auf der Blauhaarigen. Auch wenn er sich bewusst war, damit noch mehr in das wachsame Blickfeld des Wolfes zu geraten, konnte er sich nicht helfen. Sie wurde ihrer Herkunft gerecht und zog - wie er vermutete - jedes Geschöpf in ihren Bann. Die zwei in ihrem Element zu betrachten brachte einen nunmal unerwarteten Frieden, während es einer Trance glich, von der man sich nur schwer abwenden konnte. Gerade als der Blonde schwören könnte, dass das Wasser unter der anmutigen Kreatur des Elementes zu zittern begann und aus seinem Ruhezustand gerissen wurde, unterbrach das Rascheln eines ungeladenen Gastes die Zeremonie. Unwissen, ob die beiden ebenfalls aus ihrem Fokus gerissen wurden, wandte er wie Taran und auch Amira zu dem kleinen Kerlchen, der mir nichts dir nichts auf der Bildfläche erschien. Das Schwert zückend, richtete Yuval die Spitze seiner Klinge genau auf das Eichhörnchen, hinter dem er mehr vermutete als es war. Noch nie zuvor war ihm ein sprechendes Exemplar dieser Gattung begegnet und nach der Showeinlage des Wolfes zweifelte er an der wahren Natur eines jeden. Die äußere Erscheinung im gleißenden Licht zu wechseln war fortan kein Ammenmärchen mehr, sondern durchaus eine Fähigkeit, die der Realität entsprang.

      Mit in Verwunderung geweiteten Pupillen und zur Seite geneigtem Haupt, trat Yuval einen Schritt zurück, so wie ihn das Ding direkt ansprach, mehr noch seine Rasse zu identifizieren wusste. Was war das nur für ein fragwürdiges Wesen? Eines stand für den Krieger fest, es war kein Zufall, dass es ausgerechnet jetzt erschien, in ihrer Mitte, an dem Tag, an dem die Kinder der unterschiedlichsten Stämme zusammenfanden. "Wieso seid ihr hier?" fragte er gerade heraus, ohne auf die vorherigen Fragen einzugehen. Sicherlich führte der Bursche, der sich freundschaftlich als Jaru vorstellte, etwas im Schilde - wieso sonst würde ein zartes Hörnchen den selbstzerstörerischen Akt wagen, sich in eine Runde voller Überlegener zu stürzen? Natürlich wusste Yuval es besser als sein Gegenüber nach dem Äußeren zu beurteilen oder gar anhand dessen zu unterschätzen - Aristo Melchior Jaruso Antonio war sicherlich schneller als sie alle gemeinsam. Der zwei Meter große Zentaur dürfte mit seinen Hufen Probleme haben, den kleinen flinken zu erwischen, die Menschen würden schon gar nicht mit der Schnelligkeit eines leichtfüßigen Tieres mithalten können, einzig dem Wolf hätte Yuval es zugetraut, den Winzling zwischen seinen Zähnen zu erwischen aber bevor es soweit kommen konnte, offenbarte es schon seine Absichten.

      Perplex wandte der Blondschopf umher, suchte den Blick des Priesters, der den höheren Sinn ihrer Mission verfolgte. Hatten sie nicht größere Bestimmungen zu erfüllen, als ein Eichhörnchen den Schutzdienst zu erweisen oder gehörte es etwa zu ihrem Schicksal? Yuval hätte den Göttern und den Sternen wahrlich einiges zugetraut.
      A heart's a heavy burden.

    • Von der Wassernymphe ging ein gar liebliches Singen aus, als sie die Augen schloss und die Hand auf das Wasser legte. Es schien Liams Gebet zu unterstreichen, als wäre es genau dafür geschaffen, als hätte die Nymphe ihrer Lebtage nichts anderes getan, als Liam mit dem Relikt vergangener Melodien in seinen Psalmen zu unterstützen. Seine Worte fielen in Einklang mit ihren Tönen, geradezu perfekt und in vollkommener Harmonie, dass man leicht meinen konnte, ein Zauber hätte sich zwischen ihnen entfaltet und würde den Rest der Gruppe in seinen Bann ziehen. Auf der Wasseroberfläche bildeten sich sanfte Wellen, als würde die Handfläche der Nymphe das Wasser in Bewegung setzen, auch wenn sie selbst vollkommen ruhig hielt.
      Und dann wurde der Zauber jäh durch ein Geräusch durchbrochen, das erst zeigte, wie angespannt sie alle noch immer waren.
      Für Syfia, die das Rascheln zwar gehört, aber nichts außergewöhnliches gerochen hatte, ging alles vom einen auf den anderen Augenblick viel zu schnell. Sie konnte die Gerüche der anderen Wesen noch nicht recht einsortieren - sie war froh, sie überhaupt etwas unterscheiden zu können - aber sie merkte es doch auf einen Schlag, dass etwas nicht stimmte, als sich der allgemeine Duft in ihrem Kreis verschärfte und anstieg, eine plötzliche Intensität in dem sonst ausbalancierten Dunst, den sie sogleich bei mehreren als Adrenalin einstufte. Sie gab sich dem Herdeninstinkt hin, ohne weiter darüber nachzudenken, und sprang zur selben Zeit auf, als mehrere der anderen ihre Waffen zückten, nur um das einzige zu tun, was ihr in diesem Moment überlebenswichtig schien: Sich hinter die massive Gestalt von Taran zu ducken. Sie hatte die Gefahr selbst noch nicht erkannt, vielleicht war es auch Taran selbst, vor dem sie sich hätte hüten müssen, aber soweit dachte sie nicht. Sie gab sich dem ersten Instinkt der anderen hin, weil ihr gar keine andere Wahl blieb.
      Es dauerte aber nicht lange, da ließen die Gemüter wieder nach und eine piepsige Stimme, deren Besitzer Syfia immer noch nicht sehen konnte, brabbelte los über die Gruppe, über seine Ankunft und wer er war. Die Satyr war noch immer höchst misstrauisch, um sich so einfach wieder beruhigen zu können, aber all die anderen schienen die Gefahr verschwunden zu sehen, also ließ sie sich von der eintretenden Ruhe wieder etwas runterkommen und kam hinter dem Zentauren hervor, dem sie ein knappes "'tschuldigung" zumurmelte, bevor sie wieder ihren ursprünglichen Platz einnahm. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie ja noch ihren Dolch hatte und schämte sich dafür, nicht auf die Idee gekommen zu sein, ihn zu verwenden.

      Beim Hain hatte Liam sich umgedreht und betrachtete das Eichhörnchen mit einem Lächeln, als wäre ein lang vergessener, verschollener Freund aufgetaucht. Er warf Rhena einen strahlenden Blick zu und dann auch noch Amira, der er kurz zuzwinkerte, was keiner der anderen deuten konnte. Dann ging er in die Hocke und streckte dem Neuankömmling die Hand entgegen.
      "Hallo Jaru, schön dich kennenzulernen. Ich bin Liam und das sind meine wunderbar vielfältigen Freunde: Syfia, Taran, Rhena, Aven, Amira und Yuval. Du passt ganz ausgezeichnet in unsere Runde, findest du nicht? Wir sind tatsächlich auf dem Weg, Miriel zu retten; ich denke, es hat niemand etwas dagegen, wenn du uns dabei zur Hand gehst - oder?"
      Ein Blick in die Runde, dann drehte er die Hand, sodass die Handfläche nach oben sah.
      "Komm hoch, setz dich auf meine Schulter. Das Gebet hast du verpasst, aber das nächste wirst du sicherlich mitbekommen."
      Als Jaru es sich eingerichtet hatte, wandte Liam sich an die Gruppe und strahlte, als wäre er Miriel selbst begegnet. Niemand außer Amira wusste wahrscheinlich, was das zu bedeuten hatte.
      "Das war ein Zeichen Miriels, erkennt ihr es nicht? Du hast alles richtig gemacht, Rhena, Miriel selbst hat uns eine Antwort auf unser Fragen gegeben. Eine etwas merkwürdige und animalische Antwort, wie ich erwähnen möchte, aber der Wille der Götter ist meist unergründlich."
      Er wandte den Kopf, um Jaru anzugrinsen.
      "Dich hat kein Zufall hierher geführt, mein verfluchter Freund. Vielleicht bist du es, was wir letzten Endes auf unserer Reise noch benötigen."
      Er drehte sich wieder der Gruppe zu.
      "Ihr alle, alle Kinder Miriels, haben eine Verbindung zu ihr in euch, ob sie euch aufgefallen ist, oder nicht. Es kann eine naturgegebene Bindung eurer Herkunft sein - vielen Dank dir, Rhena - oder auch eine eigens entdeckte, aber sie ist in euch und ihr müsst sie nur finden - als Teil eurer Rasse. Miriel hat uns nicht nach Laune und Gemüt erschaffen, sie kreierte uns in Abstimmung mit der Natur um uns herum. Wir sind Teil von ihr, so wie wir Teil von Miriel sind. Durch uns kann sie wieder zu einer Einheit gebracht werden."
      Noch immer lächelnd, ganz sichtlich in seinem höchsten Element, bedeutete er Rhena, dass sie wieder gehen könne und ging selbst zu seinem Stein zurück, wo er sich wie schon anfangs hinsetzte.
      "Leider kann ich euch nicht sagen, wo ihr diese Verbindung aufbauen könnt und wie. Wenn ich ganz ehrlich bin, dann war mein Versuch mit dir, meine liebe Rhena, auch bloß eine Vermutung, aber wie es scheint, habe ich ins Schwarze getroffen. Ich kann euch nicht sagen, wo ihr den richtigen Ort für einen Zentauren oder einen Au Ra findet, aber ich kann euch sagen, dass der einzige Weg dorthin darin besteht, zusammenzubleiben."
      Seine Miene wurde ernst.
      "Ich habe doch selbst eben gesehen, welche Spuren die Verderbnis bereits bei euch hinterlassen hat. Ihr wart allesamt sofort gewillt zu kämpfen, als das Eichhörnchen - oh, als Jaru, entschuldige - euch erschreckte. So eine Reaktion kommt nicht von nirgendwo und es macht mich traurig, auch nur daran zu denken, was euch widerfahren sein könnte, um euch daraus zu machen, was ihr heute seid. Es ist nicht richtig, es ist nicht das, was Miriel bei der Schaffung unserer Welt auch nur ansatzweise wollte. Wir sollen einander helfen und nicht gegenseitig umbringen. Die Schwächen von einigen hier sind gleichzeitig die Stärken von anderen und wir sollten sie nicht ausnutzen, um uns gegenseitig auszurotten - was bliebe hinterher übrig? Stattdessen müssen wir dafür sorgen, dass wir mit dem, was wir am besten können, unseren Nachbarn in dem stützen, in dem er am schlechtesten ist. Ihr alle könnt dazu euren Beitrag leisten, jeder einzelne von euch."
      Er verschränkte die Hände in seinem Schoß.
      "Ich möchte euch daher vorschlagen, euch heute Gedanken darüber zu machen, wie ihr als Gruppe am besten miteinander auskommen könnt, wie ihr eure Stärken vereinen und eure Schwächen ausmerzen könnt. Wenn ihr das hinter euch gebracht habt, dann können wir uns überlegen, wo unsere Reise uns zunächst hinführen wird."
    • Zwar hatte Aven Nagetiere gerochen so wie vieles andere, aber das jenes von einem Baum plumpste, ließ den jungen Wolf einen Schritt zur Seite weichen. Was und wer um alles in der Welt kommt denn noch alles!? Ehe Aven sich fast freute und sich über die Lippen leckte, weil einen kleinen Leckerbissen nie schadet, fing dieses Eichhörnchen an ohne Punkt und Komma zu sprechen. Schnaufend verdrehte er die Augen und machte es sich erneut an dem Baum bequem. Nun waren sie wirklich nicht zu übersehen. Er beobachtete das Geschehen und lächelte, als sich Rhena wieder in die Gruppe gesellte.
      Rhena grinste Aven an. Sie war unheimlich stolz darüber etwas beitragen zu können - ob nun tatsächlich das Eichhörnchen die Antwort sein würde bleibt abzuwarten - und noch mehr, dass nun ein kleiner Gefährte anwesend war.
      "Es war mir eine Ehre Liam" mit erröteten Wangen, nicht wissend wie sie sich richtig bedanken sollte, machte sie einen kleinen Hofknicks wie sie es aus den Büchern kannte. Aven biss sich auf die Lippe um nicht zu lachen. Manchmal war Rhena so unschuldig, dass man selbst bei diesem Anblick sie nur mögen konnte. Sie blickte den Neuankömmling an. Schon Zuhause war Rhena für sämtlichen Tiere ein Freund und konnte nicht anders als diesen zu begrüßen. Denn das dieser sprechen konnte, war auch für sie neu.
      "Na hallo, freut mich dich kennenzulernen" sie beugte sich lächelnd etwas zu Liam vor wo Jaru es sich mittlerweile bequem machte. Bevor sie Jaru eventuell doch noch streichelte, weil sie dies mit seinen Artgenossen immer tat, ging sie zurück an ihren Platz.
      Aven lehnte sich etwas zu ihr vor "Willst du etwa hier Freundschaften schließen?" flüsterte er.
      Die Grünäugige sah schnell mit schmalen Augen den Alpha an. "Das solltest eher du tun" blaffte sie.
      Der weißhaarige hob seine Hände als würde er sich ergeben und schüttelte grinsend den Kopf.

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    • Für Taran wirkte dieses kleine Kerlchen mit dem großen Mundwerk und dem buschigen Schwanz mehr als suspekt. Darum verfolgte sein prüfender Blick das Eichhörnchen, das behauptete eigentlich ein junger Mann zu sein, auf Schritt und Tritt. Dieses schien flink, sprang von einem Fabelwesen zum Nächsten und beäugte jeden Einzelnen voller Neugier. Es war wohl seit vielen Jahrzehnten, vielleicht auch seit Jahrhunderten ein seltener Anblick, dass man so viele verschiedene Wesen auf einem Haufen sah. Noch dazu lebend, denn für gewöhnlich waren nicht alle einer Gattung so friedlich wie das andere Exemplar gesinnt. So war ein Zetaur ein Wesen mit den verschiedensten Charakterzügen. Kam der eine Artgenosse eher mürrisch daher, so war der andere - wie Taran - ein Mann voller Mut und Toleranz den meisten Wesen gegnüber. Doch dieses Eichhörnchen ließ ihn misstrauisch werden. Sollte er wirklich ein Zeichen Miriels sein, so war es doch ein sehr fragwürdiges Zeichen.

      Inzwischen hatte das kleine Kerlchen Platz auf der Schulter des Priesters gefunden. Es schien ihm da oben ganz gut zu gefallen, auch wenn er das ein oder andere Mal fast den Halt verlor. War doch ein Eichhörnchen normalerweise flink und mit einem exzellenten Gleichgewichtssinn ausgestattet, so schien diese Eigenschaft bei diesem Exemplar, welches auf den Namen „Jaru“ hörte, etwas verloren gegangen zu sein. Das sprach wohl dafür, dass er nicht in dieser Gestalt geboren wurde. Für gewöhnlich konnten Eichhörnchen auch nicht sprechen. Noch ein Punkt für das Hörnchen. Dennoch schien Taran weiter skeptisch und begutachtete das Wesen so genau und fragend, als habe er zuvor noch nie ein sprechendes Eichhörnchen gesehen. Und dem war tatsächlich so. Und er hatte schon so manches gesehen.

      Jaru hatte inzwischen Freude an dem Anblick der bildschönen Wassernymphe gefunden. In seiner menschlichen Gestalt arbeitete er für einen reichen Lord, machte den Papierkram und liebte es in seiner freien Zeit schönen Frauen hinterherzuschauen - so auch diesem Prachtexemplar. Er hatte schon viel von den Nymphen gehört, aber noch nie eine in Leib und Farbe vor sich gesehen. Als sie ihn dann mit ihren zarten Fingern berührte und sachte über sein weiches, rotbraunes Fell streichelte, war es ganz um den kleinen Kerl geschehen. „Oh, Schätzchen!“, sagte er, kniff seine Augen genießend zusammen und streckte ihr das kleine, flauschige Köpfchen entgegen, um sich ganz ihrer Sanftheit hinzugeben.
      „Das kannst du von mir aus den ganzen Tag machen!“, sagte er, bevor sich alle allmählich wieder auf ihre Plätze begaben und Liam ein weiteres Gebet vortrug, dass der Gemeinschaft Kraft schenken und ihren Glauben bewahren lassen sollte.

      Taran lauschte den Worten des jungen Priesters aufmerksam. Immer wieder ließ er seinen wachsamen Blick von einer Person zur nächsten wandern, prüfte jeden von ihnen eingehend. Er bemerkte die Angst und Unsicherheit der Satyr neben sich. Vielen Satyre war Taran in seinem gut 30-jährigen Leben noch nicht begegnet, da diese eher zurückgezogen unter sich lebten - ähnlich wie die Zentauren. Aber hin und wieder sah man welche in der Stadt oder am königlichen Hof. Dass sie nicht besonders gut sehen konnten, aber dafür ihre anderen Sinne bestens ausgeprägt waren, war dem Dunkelhaarigen wohl bekannt. Es waren für sie viele unterschiedliche Gerüche, verbunden mit potentiellen Gefahren. Man musste sich nur den Wolf anschauen, der fast das Hörnchen gefressen hätte. Die Menschen, der Au Ra. Und dann sein stechender Geruch nach Pferd, welchen er selbst gar nicht wahrnahm. Sicher war es viel für sie. Darum blieb er bei ihr, denn er hatte bemerkt, dass sie, als wegen des pelzigen Freundes kurz Spannungen geherrscht hatten, sie Schutz hinter ihm gesucht hatte. Natürlich - er war der Größte, überragte sie alle gut um ein bis zwei Köpfe. Sicher war Taran der Innbegriff von Stärke. Und wenn er damit Sicherheit schenken konnte, dann tat er das.

      Liam sprach das letzte Gebet zu Ende. Sicher hatte die Gruppe nun Zeit, sich etwas kennenzulernen, bevor am morgigen Tag der Aufbruch anstatt. Der Aufbruch auf eine unbekannten Reise. Doch wohin würde ihr erstes Ziel sie führen?

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    • Die Ruhe, die der Priester ausstrahlte, ließ im Handumdrehen das wilde Getümmel innerhalb der ungleichen Gestalten erlöschen. Obwohl es keiner zugeben mochte, bezweifelte Yuval, dass sie alle nunmehr fein damit waren, ein sprechendes Eichhörnchen als Zeichen Miriels geschenkt bekommen zu haben. Es war ein außergewöhnliches Exemplar, ohne Frage, doch die Herleitung schien dem Blondschopf doch etwas an den Haaren herbeigezogen. Flüchtig wandte sein Augenmerk wieder gen Wasser, der stillen Oberfläche, die zuvor unter den Berührungen und den leisen Summen der Nymphe, begleitet von dem Gebet des Menschen, zu zittern begann. Wäre Jaru aus der Quelle gesprungen, hätte der Au Ra keine Zweifel gehabt. Irgendetwas ließ ihn bei dieser Sache nicht los. Es ergab keinen Sinn aber wiederum… Erneut huschte sein Blick umher, fiel diesmal auf Liam, der mit dem Gast gemeinsam an seinem ursprünglichen Fleckchen Platz nahm und lächelnd von den Verbindungen sprach, die sie alle früher oder später mit der Göttin herstellen würden. Der einzige Weg bestünde darin, ihn gemeinsam mit diesem Haufen zu beschreiten. Unvorstellbar, wenn man sich auch nur einen Moment zurücklehnen und das diverse Grüppchen betrachten würde. Schon von Weitem waren ihre Unterschiede kaum zu übersehen. Die einen Köpfe größer als die anderen, Haut, Schuppen, Fell, bunter könnten sie nicht sein und doch sollten sie dem geistlichen Glauben schenken und Miriel, eine Göttin stärker als all ihre Kräfte vereint, vor der Verderbnis retten? Yuval verlor langsam das Licht am Ende des Tunnels bei all dem Chaos und den vielen Fragezeichen in seinem Kopf.

      Schweren Atems erhob er sich, während der Rest scheinbar in kleineren Gruppierungen einen Plausch fand. Wenn sie Astror retten sollten, könnten sie sich zumindest vorher etwas kennenlernen oder nicht? Vertieft ins Gewässer näherte sich der Rae diesem. Als einziger schien er nicht in belanglosen Unterhaltungen zu verfallen, sondern suchte eher nach Antworten für ihre höhere Bestimmung. War das alles nur eine Falle oder eine Verwechslung? Wieso fühlte er sich so… Unter Strom gesetzt? Mit geschlossenen Augen und den Fingerspitzen in der Quelle, so wie er dort hockte, nahm Yuval einige Atemzüge. Nicht nur, um seine Nerven zu beruhigen, den dichten Nebel vor seinem inneren Auge zu verabschieden, sondern in der Hoffnung, einen Funken der vorherigen Verbindung zu erhaschen - vergeblich. So viel Leben wie das Element Wasser schenkte, den Boden nährte, so entsprach es trotzdem dem genauen Gegenteil der wilden Natur der Au Ra. Ihre Herzen schlugen im ungezähmten Takt eines tanzenden Feuers. Kaum verwerflich, dass es dem schuppigen Wesen nicht gelang, etwas von Rhenas Zauber für sich zu gewinnen.

      In leichter Enttäuschung hing der blonde Schopf. Er war mit seinem Latein am Ende und vermutete eher weniger, dass die anderen auch nur den blassesten Schimmer hatten, was oder wohin sie als nächstes mussten. Ohne die Anleitung des Priesters, der ausschlaggebend für diese Vereinigung war, sah Yuval unendlich viele Möglichkeiten vor ihren Füßen. Wie sollten sie da von richtig und falsch unterscheiden? Erschrocken zuckte der Blondschopf zusammen, als er hätte schwören können, seinen Namen ausgesprochen gehört zu haben. Über die Schulter warf er einen Blick auf die anderen. Noch immer in ihren Formationen. Einige Augenpaare lagen auf ihm, jedoch ohne den nötigen Ausdruck, der ihm verraten hätte, ob und wer ihn gerufen hatte. Ein letztes Mal schielte er in beide Richtungen, nach links und nach rechts, ehe er sich erhob und schließlich wieder den Anschluss fand.

      Obwohl jede Faser seines Körpers und all seine Instinkte sich dagegen zu sträubte versuchten, ging er sicheren Schrittes in die Mitte der beiden Kreaturen, die mit dem Rücken zu ihm standen. "Werde nur ich aus der ganzen Situation nicht schlau?" versuchte er behutsam ein Gespräch zu starten. Yuval war unheimlich schlecht darin, neue Leute kennenzulernen - sein Volk lebte ja offensichtlich seit Generationen in Abgeschiedenheit, sodass er eigentlich kaum wusste, wie man mit Fremden zu sprechen hatte. Trotzdem lag seine Aufmerksamkeit unerschrocken auf den gelblichen Seelenspiegeln des Formenwandlers, auch wenn das Herz in seiner Brust einige Takte schneller zu stolpern begann. Keep your friends close but your enemies closer, dachte er sich wohl. Aven wäre in jedweder Situation um einiges schneller als die meisten, vermutlich würde nur Taran Schritt halten können. Bevor er sich in der Situation finden würde, in der Nacht zu den stechenden Schmerzen eines Raubtiergebisses zu erwachen, wollte er den Wolf lieber zum Freund haben. Die unbeschreibliche Schönheit der Nymphe, die rechts von ihm stand, war hinsichtlich seiner Nervosität, die er nach Außen hin zum Glück nicht ausstrahlte, auch keine Hilfe. "Hat es sich anders angefühlt?" wandte der Blonde nun doch zu Rhena, um nach ihren Empfindungen der Quelle zu fragen. "Ich meinen, wenn man den Literaturen Glauben schenken kann, treten Nymphen häufig in Verbindung mit ihrem Element. Nicht, dass ich jemals einer begegnet wäre oder über das Wissen dieser Rasse verfüge, nur ich.." Mit jedem Wort, das er verlor, schien die Nervosität doch überhand zu gewinnen. Im Einklang mit seinem Herzschlag kamen ihm die Sätze immer schneller über die Lippen, bis er schließlich verstummte, um nicht wie ein kompletter Idiot dazustehen. Yuval war wirklich nicht gut im Smalltalk! "Ich lese viel." nickte er schließlich nach einem Räuspern und klang zumindest annähernd, als wäre er bei klarem Verstand.
      A heart's a heavy burden.

    • Die Dinge entwickelten sich so schnell und Amira hielt sich an Liam. Er hatte Recht mit seiner Aussage, dass Frieden herrschen sollte und auch, dass sie alle viel zu oft zur Waffe griffen, doch so waren die Zeiten nun mal. Wenn man sich nicht verteidigte, dann hatte man schneller ein Messer im Rücken als einem lieb war. Amira selbst wunderte es so manches Mal, dass Liam bis jetzt noch nicht so etwas widerfahren war. Manches Mal machte sie sich Sorgen, dass er zu gefährlich lebte.
      Immerhin stimmte er mit ihr überein, dass das Eichhörnchen bleiben konnte und sie waren auch die einzigen Beiden, die sich direkt dazu äußerten, dass sie dafür waren, dass Jaru ein Teil der Gruppe sein konnte. Etwas skeptisch beobachtete sie die Nymphe, die nun das Eichhörnchen liebkoste ohne sich Gedanken zu machen, dass es sich dabei eigentlich um einen Mann handelte. Die Kriegerin schmunzelte etwas und war wirklich verwundert, wie die bunte Truppe aussah und wirkte.
      Als Liam nun vorschlug, dass die Gruppe sich doch etwas näher kennenlernte, da wusste Amira, dass dies für sie der eigentlich schwere Teil war. Liam hatte sie zwar zusammengebracht, doch quasi schien jeder hier ein Einzelgänger zu sein. Nur die Nymphe und der Gestaltwandler schienen zusammen zu gehören und doch war es hier auch so, dass sie totale Gegensätze waren. Die Nymphe schien keine Scheu zu kennen, wohin der Gestaltwandler dem Ruf eines einsamen Wolfes alle Ehre machte. Sie selbst mochte es unter Lebewesen zu sein und sich zu unterhalten, doch war sie nicht sonderlich gut darin neue Freunde zu finden oder überhaupt neue Kontakte zu knüpfen.
      Nur vom Rumsitzen würde es jedoch auch nicht besser werden und immerhin war es Liams Wunsch und würde ihnen im Kampf helfen, wenn sie sich besser kannten und vielleicht sogar vertrauen würden. Noch mal wanderte ihr Blick durch die Gruppe. Die Nymphe und Aven waren für sie außer Frage, wirkten sie zu sehr wie eine Einheit und sie würde sich nur als Störenfried fühlen, auch entging ihr Yuval nicht, der sich fern hielt von allem, aber immer wieder zu Rhena sah. Scheinbar hatte er nun schon eine seltsame Faszination für sie entwickelt. Blieben noch Taran und die Satyrin, die etwas scheu wirkte. Amira stromerte etwas in ihre Nähe, standen die Zwei immerhin auch nicht weit auseinander und beschloss, dass Taran wohl der leichtere Gesprächspartner zu sein schien. „Hallo. Ist es nicht wunderbar wie viele Lebewesen Liam zusammenbringen konnte? Es ist wirklich beeindruckend wie leicht es ihm zu fallen scheint und ich wünschte, dass ich auch etwas besser darin wäre.“, meinte sie verlegen und sah auch zu der Satyrin, die sich hoffentlich ihrem Gespräch anschließen würde.
      Hate'll paralyze your mind
      Gotta see the other side
      It costs ya nothin' to be kind
      Not so different you and I
      Lookin' for love in a different light
      Until we find that equal sign