flame of dawn. [aiden.nesmilas & medusa]

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    • flame of dawn. [aiden.nesmilas & medusa]

      FLAME OF DAWN
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      << And if the devil was to ever see you, he’d kiss your eyes and repent. >>

      EZEKIÈL ASTAIR

      Es war eine deutliche Herausforderung, in diesem getarnten Chaos irgendetwas zu erblicken - sogar für ihn, der sich den Großteil seines Leben seiner Kriegerpflichten gewidmet hatte.
      Ja, er konnte immer noch erkennen, wer seine Feinde waren und somit welche Seelen seine gnadenlose Schwertklinge einzufangen hatte. Nur war sein überforderter Verstand nicht imstande, auszumalen, wohin ihn diese Situation gerade brachte.
      Was erwartete ihn, nachdem dieser Tumult endete? Schließlich war es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis diese wütenden Schreie vertilgten und nur der dunkle Rauch den breiten Horizont bedeckte. Er wusste nicht einzuschätzen, ob er tatsächlich an der Seite der Sieger stehen würde oder eher zu den bemitleidenswerten Versagern gehören, die unbedacht genug waren, um einem lächerlichen Überfall zum Opfer zu fallen. Was auch immer seine Schicksalsfaden vorbereiteten, stand eines dennoch fest – er musste eine Lösung aus diesem Dilemma finden.
      Seine blutbefleckten Hände rammten ein weiteres Mal in einen Gegner, der nicht mehr die Kraft besaß, sich zu wehren. Bedacht schauten Ezekiels dunkle Augen, die bereit waren, jeden Feind niederzustrecken, welcher auch ansatzweise in deren Visier geriet, in die fremde Masse.
      Ohne große Überlegungen verkrampfte er seinen Griff um das Schwert. Er hatte keinen jeglichen Schimmer, wie er diese ganze Situation wieder unter Kontrolle bringen sollte, geschweige denn überstehen. Dass sich die Samait bis jetzt von keiner mutigen Seite gezeigt hatten, war für ihn kein glorreiche Entdeckung. Diese seltsamen Leute konnten nichts anderes, als sich jedes Mal zurückzuziehen, wenn sie irgendeine Gefahr verspürten. Nun, es hatte ihn nicht besonders gestört. Letztendlich machte es seine Aufgabe nur noch einfacher – zumindest war es seine ursprüngliche Einschätzung gewesen. Jetzt musste er jedoch feststellen, dass diese Fremden eine deutliche Leidenschaft dafür hatten, aus dem Hinterhalt anzugreifen.
      ,, Rückzug!“, schrie er mit seiner durchdringen Stimme in die durchgewühlte Menge hinein. Schnell bückte er sich runter, um einem anderen Angriff auszuweichen und drängte sich durch die ganzen unbekannten Krieger. Womöglich hätte ihn dieses gesamte Szenario nicht sichtbar mitgenommen, wenn es nicht seine eigene Truppe gewesen wäre, die zur Zielscheibe dieser betrügerischen Ratten geworden war.
      Er hatte nicht einmal die Möglichkeit bekommen, seine Rüstung anzulegen, weswegen sein Körper ungeschützt den Feinden ausgeliefert war. Es war wahrscheinlich kontraproduktiv gewesen, mitten in diesem Chaos seine Soldaten aufzufordern, zu fliehen, wenn er selbst nicht einmal wusste, wo sie sich in Schutz begeben sollten.
      ,, Rück-!", bevor seine angespannten Lippen den letzten Befehl erklingen ließen, erfasste ihn ein dumpfer Schlag am Hinterkopf, sodass seine Beine das Gleichgewicht verloren und ihn zu Boden rissen. Das letzte Bild, was seine Augen einfingen, waren die roten Flammen, deren schwarzer Rauch immer stärker das Himmelsgewölbe einnahm.
      Sein Leben endete gerade? Auf diese niederträchtige Art? Ezekiel hatte nicht einmal die Gelegenheit bekommen, sich wirklich darüber zu beschweren, weil sich sein überforderter Verstand schnell von ihm verabschiedete und ihm nicht mehr erlaubte, weiterzukämpfen.

      Er konnte nicht wirklich beurteilen, ob er sich wirklich glücklich schätzen durfte, dass ihm die Schicksalsflechter eine weitere Chance gegeben hatten. Schließlich war die Zuvorkommenheit von heiligen Unsterblichen stets anzuzweifeln gewesen, denn keiner einfachen Menschenseele wurde in diesem Leben irgendwelche Gnade geschenkt, ohne dafür eine Gegenleistung einzufordern.
      Schmerzerfüllt runzelte er seine Stirn, die sich in mehrere Falten legte und gerade seine wenigste Sorge war.
      Unkontrolliert musste Ezekiel husten, wie es sich aber herausstellte, war er nicht der Einzige, der dieser Herausforderung erlag.
      Erst nachdem seine Körperzellen ausreichend genug Kraft zusammenballten, schlug er seine trüben Augen auf, die danach nur fremde Gesichter registrierten. Auf den ersten Blick war es eine durchaus gute Nachricht gewesen, da es Krieger aus seiner Truppe waren, doch gleichzeitig hatte er keine andere Wahl, als der Wahrheit ins Gesicht sehen zu müssen - sie waren alle gefangen.
      Instinktiv versuchte er aufzustehen, um wieder eine gewisse Kontrolle erlangen zu können, denn er hasste das Gefühl der Unsicherheit, das sich langsam in ihm aufgekeimt hatte.
      Ein weiteres Armageddon holte ihn ein, nachdem er feststellte, dass seine Gliedmaßen festgebunden waren.
      Ohne tiefe Gedanken versuchte er seine Hände auseinanderzuziehen, aber weit brachte es ihn nicht, wodurch im nächsten Moment der Raum von fremden Menschen gefüllt wurde, die im Vergleich zu ihm nicht in Fesseln gefangen waren und mit dubiosen Grimassen sich in einer Sprache austauschten, die ihm größtenteils fremd war - die Samait.

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      @Aiden.Nesmilas

      VORSTELLUNG
      bitch, I'm a cow, bitch, I'm a cow
      I'm not a cat, I don't say meow

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von medusa ()


    • Man könnte glauben, das es Kamari viel Überzeugungsarbeit gekostet hätte, die Generäle dazu zu überreden, die Feinde zunächst weiter in das Land eindringen zu lassen, wo sie sich nicht auskannten, um diese dann zu überfallen, aber dem war nicht so. Denn wenn Kamari sich auf etwas vorbereitete, gab es keine Argumente die dagegen sprachen.
      Außerdem schienen die Generäle glücklich darüber zu sein, einen weiteren Schachzug zu finden, den sie gegen die Eindringlinge führen konnten. Zahlenmäßig waren sie ihnen überlegen, und auch ihre Ausrüstung war in manchen Teilen die ihrer eigenen Männer weit voraus. Aber egal wie viele Männer es waren, und egal welche Ausrüstung sie trugen, mit einer guten Strategie, war man solchen Idioten weit voraus.
      So saß Kamari Nachts in dem Zelt ihrer Genärele, und starrte auf die Karte, während sie sich das Chaos in den Lagern ihrer Feinde nur vorstellte. Wie gerne wäre sie Anwesend gewesen, aber manche Dinge mussten warten, bis alles an seinen Platz war. Das einzige was die junge Frau tun hatte können, war den Soldaten noch ein wenig Kampfkraft zu schenken, in denen sie sich ihnen zeigte und ihnen den Sieg wünschte. Eigentlich war es lächerlich, aber ein gestärkter Geist konnte in einer Schlacht den entscheidenden Vorteil geben.
      Und die Soldaten liebten ihre Kunwari, sie liebten Kamari, und dafür hatte sie lange gearbeitet. Hart gearbeitet, und hoffentlich, würden sie bald unter ihrer Herrschaft leben.
      Sie konnte nicht anders, als sich diese Blütezeit die auf ihr Land zukommen würde, sobald sie herrschte, vorzustellen.

      Die Soldaten in ihren eigenen kleinen Lager hatten Kunde erhalten, das sie hoher Besuch erwartete, und das bedeutete für das sie ales auf hochglanz bekommen sollten. Und die Gefangenen vorführen mussten.
      "Bringt sie nach draußen, unsere Kunwari ist auf den Weg", ertönte der Befehl zwischen all den Soldaten, die in das kleine Gefängnis gekommen waren, wo Ezekiel und seine Männer, recht eng zusammen gesperrt wurden.
      Sänfte wurde den Gefangenen nicht zu teil, als sie aus den Zellen geschliffen wurden, um sie vor dem kleinen Gebäude, das vorrübergehend und schnell errichtet worden war, auf den Boden zu werfen, wo sie alle im Matsch landeten.
      Das man sie sehen lies, sollte für sie schon Warnung genug sein. Von hier fort würden sie nicht mehr kommen, um ihren Kammeraden irgendetwas verraten zu können.

      Samir hatte einen Jungen vorgeschickt, um die Ankunft ihrer Kunwari mitzuteilen, und alles vorzubereiten.
      Dazu waren die Soldaten auch nur zu gerne bereit, und auch Samir war auf seinen Posten, stets an Kamaris Seite, die für diesen Auftritt weder Mühen noch Kosten gescheut hatte. Immerhin war es wichtig vor dem Volk stark aufzutreten, und die Feinde direkt mit mehr Angst zu erfüllen, als sie ohnehin schon haben mussten.
      Nur feige Männer glaubten sie könnten ungeschoren ein fremdes Land einfach einnehmen und zu ihrem machen.
      Kamari ritt auf ihren Rappen vor, zu dem ersten kleinen Lager das sie in den nächsten Tagen besuchen würde, und konnte schon aus der Ferne das geschäftige treiben, des Lagers erkennen. Sie schienen noch letzte Vorbereitungen zu treffen, die Kamari recht wenig kümmerten. Für die Kontrolle des Standarts und weitere Befehle waren die anderen zuständig. Kamari selbst, würde sich um das Urteil der Gefangenen kümmern, immerhin musste ein Exampel stattuiert werden, damit die Fremden wussten das man sich nicht mit den Samait anlegen sollten. Das die Welt sehen würde, das man mit diesem Land nicht zu spaßen hatte.
      Ein Raunen und Flüstern ging durch die Männer die Kamari erblickten, und es war nicht verwunderlich. Hatte sie sich extra für diesen Anlass gekleidet. Gekleidet wie eine ihrer heiligsten Atmaa Ipshita, hing ihr Kleid aus Seide, über ihr Pferd herab, das es beinahe schon so wirkte, als würden die beiden fliegen. Nur anstatt der Juwelen, die bei der Kleidung ihrer Atmaa die Sterne darstellen sollte, hingen an ihren Gewändern, Knochen und Totenschädel von vergangenen Feinden.
      Ihr dunkles Haar lugte offen unter dem langen Schleier hervor, und glänzte mehr als der Stoff, dafür hatten ihre Damen auch lange genug Zeit in Anspruch genommen. Für solche Momente musste einfach alles stimmen, selbst wenn es unpraktisch war.
      "Wie eine Kriegsgöttin" - "Nein, eine Todesgöttin", drang einzelnes gemurmel zu ihr heran, doch ihre Miene verzog sich kein bisschen.
      Es war gut so, ihre Männer sollten wissen, wer an ihrer Seite stand.
      Es dauerte von dem Moment an, indem Kamari das Lager betrat, nicht mehr lange bis sie mit ihren Pferd, auf den kleinen Hof ankam, an dem die Gefangenen platziert worden waren. Alle gefesselt und unschädlich gemacht, so war es gut.
      Zumindest in ihren Augen, Samir traute dem ganzen nicht, und blieb wachsam in der Nähe, stieg sogar von seinen eigenen Pferd herab, um die Hand an sein Khanjar zu legen, nur um sicher zu stellen das er jeden töten könnte, der auch nur an den dummen Versuch dachte einen Schritt zu nah an die Kunwari zu gelangen.
      Kamari selbst schien unerschrocken, und dies war nicht nur gespielt. Sie berfürchtete rein gar nichts von diesen Männern, waren sie vor allem auch die ersten Dummen die in ihre Falle gelaufen waren, ohne auch nur den geringsten Verdacht gehabt zu haben.
      Noch immer war ihre Miene ausdrucklos, während ihre gelblichen Augen über die Gefangenen glitten, und blieben für einige Sekunden an einen Mann hängen, dessen Gesicht wie von Dämonen geküsst aussah.
      Für einen Moment schienen ihre Augen aufzublitzen, bevor sie leise Anweisungen an Samir übergab, der auf drei Männer zeigte, unter anderem auf den Mann mit Dämonengesicht.
      "Diese drei kommen in die Hauptstadt, der Rest wird einen schnellen Tod durch das Beil erfahren", sprach Kamari dann laut, und es schien so als würde ihre Stimme durchs ganze Lager getragen werden. Und kaum waren die Worte ausgesprochen, dauerte es keine Sekunde bis die Männer gehorchten, und die drei Glücklichen wegschuffen.
      Die Hinrichtung würde später stattfinden, und dann würde man ihre Köpfe auf Spieße als Warnung stecken.
    • Hätte man ihm vor nicht mehr als einer Woche gesagt, dass er jetzt in Fesseln gekettet von irgendwelchen Kriechern gefangen gehalten werden würde, hätte der Krieger nur amüsiert aufgelacht. In diesem Moment war es jedoch das Letzte, was ihm zumute war. Ezekiel war kein kleiner naiver Bube, um nicht zu wissen, wie unerwartet sich das Leben jeden Moment wenden konnte. Seine kalkulierende Art war aber nicht in der Lage, einzugestehen, dass er in eine derartige lächerliche Falle geraten war. Natürlich war es kränkend. Nicht, weil er ein Mann war, sondern ein geübter Soldat, der es eigentlich hätte viel besser wissen müssen. Und eigentlich auch wusste, denn er war von Anfang an dagegen gewesen, in diese gottverdammte Gegend stationiert zu werden. Nur hatte er das Pech gehabt, Lorteq zugewiesen zu sein, der selbst nur ein alter Mann war, welcher auf seinem wulstigen Schwanz saß und seine erbärmliche Inkompetenz hinter seinem Generalsrang verbarg. Wenn man mit solchen dämlichen Situationen konfrontiert wurde, dann war es unerträglicher, zu beichten, dass er letzten Endes an Kommandos von irgendwelchen Faulpelzen angewiesen war. Und wohin hatte ihn das Ganze geführt? Richtig, in einen närrischen Tod, den er gerade leibhaftig miterleben durfte.
      Unbekannte Bemerkungen zerfetzten die Gegend und Ezekiel musste realisieren, dass seine Kopfverletzung deutlich stärker gewesen war, weil die fremden Stimmen förmlich in seinen Kopf dröhnten. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn er auf der Schlacht, die als solche nicht einmal bezeichnet werden konnte, sein Leben verloren hätte. Wenigsten würde er dann nicht gezwungen sein, diese heuchlerischen Unterhaltungsspiele dieser Samait zu ertragen. Solche Ergötzungen der Soldaten waren ihm nicht fremd gewesen, denn es war nicht das erste Mal, dass seine Beine eine feindliche Gegend betraten. Nur hätte der asteasische Krieger niemals erwartet, dass ihn ein solches Schicksal ebenfalls ereilen könnte. Es war entwürdigend. Schließlich hatte er sich sein Ende niemals so ausgemalt. Sein ganzes Leben hatte er dafür aufgeopfert, um den Schandfleck seiner Herkunft loszuwerden, seine Erhabenheit zu beweisen. Diese Versuche schienen nichts gebracht zu haben, was unschwer an den Ketten zu erkennen war, die gnadenlos an seinen Beinen und Armen lagen.
      Als ein Bastard auf die Welt zu kommen und als ein Sklave zu sterben. Ironischer konnte es wohl wirklich nicht werden.
      Erst nachdem die anwesenden Viecher verstummten, erhob er seinen Blick, um selbst der Zeuge einer unerwarteten Szene zu werden.
      Seine dunklen Augen starrten auf eine Frau, die mit einer geraden Haltung durch die düstere Schaubühne schritt, als wäre es ihr gewöhnliches Habitat, in welchem sie jeden Tag ihres Lebens verbrachte. Sein aufgewühlter Verstand wurde nur noch von mehr Gedanken gequält. Was machte hier eine Frau? Ekeziel hatte in diesem Ort jeden erwartet gehabt - irgendeinen greisen Anführer, der sich die Zeit nützen würde, um seine frische Beute ordentlich zu quälen, aber definitiv nicht eine weibliche Gestalt, die sich in reichsten Gewändern gekleidet auf einem blutdurchtränkten Schlachtfeld eine Expertise erlaubte.
      Der Krieger war sich nicht mehr einig, ob sein Verstand einen Streich spielte, doch er merkte förmlich, wie sich die Blicke der beiden trafen, sodass ihm ein ernstes Augenpaar entgegenstarrte, welches Ruhe und Unberechenbarkeit gleichzeitig ausstrahlte.
      Irgendwelche Worte, die er offensichtlich nicht verstand, schwebten kurz in der Luft, bis sein Gesicht im nächsten Moment ein weiteres Mal von der Dunkelheit umhüllt würde - diesmal jedoch von einem Sack.

      Die folgenden Tage hatte Ezekiel genügend Zeit gehabt, um sich zu entscheiden, ob er tatsächlich von einer Glückssträhne reden konnte, weiterhin am Leben zu sein. Je länger seine Existenz auf dem unsicheren Schicksalsfaden hing, desto unschlüssiger fühlte er sich über seine Zukunft. Er wurde nicht umgebracht. Und logischerweise hatten sie ihn auch nicht zurückgelassen, sondern brav mitgeschleppt - im wahrsten Sinne des Wortes. Mit gebunden Händen von einem Pferd gezogen zu werden, hatte deutliche Spuren hinterlassen, die er schlicht mit einem Satz beschreiben konnte: sein ganzer Körper schmerzte verdammt nochmal. Die Samait waren zuvorkommend genug gewesen, um seine Kopfwunde zu behandeln, auch wenn es durchaus fragwürdig war, ob es nicht mit der Absicht gemacht wurde, ihn länger am Leben zu lassen und zu foltern. Er wusste es nicht, was er jedoch wusste, war, dass er sich gerade im Kerker irgendeines Anwesens befand. Der Krieger konnte nicht einmal richtig einschätzen, wie viel Zeit wirklich vergangen war. Er hatte keine Ahnung darüber, was mit den anderen Soldaten gemacht wurde oder ob er der Einzige war, der die unerwünschte Ehre bekommen hatte, am Leben gelassen zu werden.
      Die Tür zum Kerker wurde geöffnet, aber zu seiner Überraschung traten mehrere Wächter ein, die eindeutig nicht vorhatten, ihm irgendetwas zum Essen hinzuwerfen. Unverständliche Worte, welche er wieder nicht verstand, verließen die Lippen der Fremden, sodass es nicht lange brauchte, bis er an den Schultern gepackt wurde und aus seiner Gefangenschaft gezerrt.
      Sein Gesicht zuckte sofort zusammen, als es dem hellen Sonnenlicht ausgesetzt wurde, das er diese Tage kaum gesehen hatte. Irritiert versuchte er irgendetwas aus der unbekannten Umgebung aufzugreifen. Seine Augen fingen zuerst die reichen Marmorböden auf, die ihm bestätigten, dass er sich in einem Anwesen befand. Die Aussicht änderte sich schnell, als er durch einen Garten gedrängt wurde, wodurch sofort fremde Blicke auf ihn gelenkt wurden. Die Wächter blieben erst vor einer bestimmten Menschenmasse stehen und verbeugten sich sittsam, bevor sie auf ihn deuteten. Ezekiel hatte keinen Schimmer, was ihn erwartete. Er war müde, seine ganzen Glieder schmerzten und hatten sich immer noch nicht erholt. Der Krieger stank wahrscheinlich und er war sich sicher, dass dies auch an seiner Erscheinung erkennbar war. Unter den fremden Gesichtern bemerkte er zu seiner Überraschung die fremde Frau, die anscheinend nicht ein Trugbild seiner Wahrnehmung gewesen war und sich tatsächlich vor ihm befand.
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      I'm not a cat, I don't say meow


    • Ihre Reise durch die einzelnen kleinen versteckten Lager hatte einige Tage in Anspruch genommen, andere hätten sich nach dieser Reise vielleicht ausgelaugt gefühlt, das war bei ihr jedoch nicht wirklich der Fall. Viel eher laugte sie der Gedanke aus, bald wieder in ihrem Palast zu sein, und diese elendige Maske von Freude und Gutgläubigkeit aufzusetzten.
      Soldaten erwarteten von ihr nicht, das sie die perfekte Gastgeberin war, die amüsierte und intrigierte ohne es zu auffällig zu tun. Das lustigste war, das die Adligen nicht einmal erwarteten, das Kamari unschuldig war, aber ihr wahren Pläne waren zu viel. Es war lästig, sich unnötige Intrigen ausdenken zu müssen, die für sie weder Sinn noch einen guten Zweck hatten.

      Kaum war Kamari wieder in ihren Heim angekommen, musste sie neue Kleidung anlegen, die dem Leben im Palast eher zugetan war. Gerne hätte sie behaupttet das es schnell ging, doch sie in einen neuen Saree zu kleiden, in dem Mitternachtsblau, welches nur ihre Familie tragen durfte, mit seinen silbernen und goldenen Stickerein, dauerte lange. Und es dauerte noch länger ihren Schmuck anzulegen, der bei jeder Bewegung die Kamari tat, Glockenhell klingelte. Es war ein beweis für die Reinheit ihres Schmuckes, und die gute Handwerksqualität die sich ihre Familie leisten konnte.
      Hatte man sie zuvor noch zwischen all den Soldaten gesehen, würde man nun kaum noch glauben, das es sich um die selbe Frau handelte. Auch wenn ihre Gesichtszüge die gleichen blieben, egal wie sie geschminkt wurde, und wie viel Schmuck sich in ihren Haar befand, das dadurch gut drei Kilo schwerer wurde.

      Am frühen Nachmittag hatte Kamari sich, mit einer großen Ansammlung von Leuten in einen der vielen Innenhöfe ihres Palastes eingefunden. Rang und Name war anwesend, reiche Händler, Töchter und Söhne von den verschiedenen Azam, so wie ein Azam (Herzog) selbst, genau wie verschiedene andere Adlige, die Kamari sich nur mit Namen merken konnte, wenn eine treue Dienerin ihn ihr zuvor zugeflüstert hatte.
      Sie hatte einige ihrer Schützlinge herbringen lassen, die begabt waren. Ob es nun im Militär war, oder den Künsten. Sie hatte Sänger hier, wie einen Künstler, doch denjenigen auf den sie sich besonders gefreut hatte war Nishan. Er war ein junger Mann, den sie auf der Straße aufgegabelt hatte, als sie ihn dabei beobachtet hatte, was für ein Geschick er als Taschendieb zeigte. Und nun wurde er ausgebildet als Soldat, und hatte sich schon einen Namen gemacht.
      Er führte ihnen einige Übungen vor, die für eine Weile ihre Gäste beeindruckten, doch Kamari rechnete bereits damit, das es ihnen bald langweilig werden würde.
      "Wie wäre es, wenn wir Nishan gegen einen Kriegsgefangenen kämpfen lassen würden?", schlug sie dann vor, und tat so als würde sie sich ein Gähnen unterdrücken müssen, während sie auf ihren Diwan lag, und sich gerade frischen Wein einschenken lies, an dem sie nur nippte.
      Ihre Gäste waren skeptisch, aber man widersprach der Kanwari nicht, weswegen es nur leise zustimmendes Murmeln gab.
      Ein kleines Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, während ein Diener sich auf den Weg machte. Die Soldaten im Kerker wussten bereits bescheid, hatte sie Samir diesen Auftrag schon vor einigen Stunden erteilen lassen.

      Kaum war der Wunsch ausgesprochen worden, dauerte es nicht lange bis der Krieger vor ihnen stand. Nishan musterte ihn skeptisch, und Samirs Hand lag bereits wieder auf seinen Khanjar, um die Sicherheit der Leute, und vor allem Kamaris, sichern zu können. Er vertraute diesen Mann nicht, auch wenn er den Plänen seiner Prinzessin mehr als alles andere vertraute. Dennoch verzog der Mann keine einzige Miene.
      Kamaris Mundwinkel zuckten leicht nach oben als sie den Krieger erblickte, und stellte ihren Kelch beiseite, um ihre Hand auszustrecken. Es dauerte keine Sekunde bis eine treue Dienerin nach ihrer Hand griff, und der Kanwari aufhalf. Sie hätte diese Hilfe nicht benötigt, aber es war ein ungeschriebenes Protokoll das sie einzuhalten hatte.
      Im stehen war Kamari einen guten Kopf größer, als ihre Dienerin, die sich ehrfurchtsvoll direkt vor ihr auf die Knie sinken lies. Auch die anderen im Raum senkten für einige Augenblicke aus Respekt den Kopf vor ihr.
      Kamari setzte ein gütiges lächeln auf, als sie sich klimpernd leicht zu ihrer Dienerin beugte, um ihr die Hand unter das Kinn zu legen, und sie wieder in eine stehende Position zu bringen.
      Das Mädchen vor ihr errötete auf der Stelle, das gütige Lächeln wich nicht von Kamaris Lippen, als sie ihrer Dienerin einen gehauchten Kuss auf die Stirn gab. Es war immer gut ein Schauspiel von Güte zu geben, vor allem wenn viele Leute anwesend war, und sich so die Geschichte verbreiten würde, wie gut ihre Prinzessin auch zu dem einfachen Volk war.
      Nachdem Kamari das getan hatte, könnte man meinen das die Dienerin fast in Ohnmacht fallen würde, weswegen sie sich höflicher Weise schnell zurück zog.
      Erst dann wandte sie ihren Blick wieder dem Gefangenen zu.
      "Bhaskara", sprach sie ihn an, und die Menge um sie herum begann zu kichern. Es war der Name eines Sonnendämons in ihrer Religion, und so wie der Mann aussah, erfüllte es den Spott den sie heraubeschwören wollte. "Von den Dämonen Geküsster, ich fordere dich auf gegen meinen Kämpfer anzutreten", sie sprach diese Worte in der Sprache Ezekiels. Sie kannte seinen Namen, doch selbst wenn er sich nicht falsch auf ihrer Zunge angefühlt hätte, hätte sie ihn nicht bei diesen nennen können.

      Sie sprach die Sprache der Feinde nicht nur, das ihr Gefangener sie gut verstehen konnte, selbst wenn sie sicherlich einen wahnsinnigen Akzent hatte, sondern auch um den Leuten um sie herum zu zeigen, das nicht einmal eine fremde Sprache ihre Geheimnisse sicher machte... Und das sie jeden kannte, der auch nur daran dachte mit den Feind Geschäfte zu machen.
      Mit einer Handbewegung, in der erneut der ganze Schmuck raschelte, wank sie Nishan näher heran.
      "Du weißt was du zu tun hast", sagte sie wieder in ihrer eigenen Sprache, und malte ihn eine Segnung auf das Haupt bevor er auf den Platz trat, der als Kampfareal gedacht war.
    • Es war nicht das erste Mal, dass Ezekiel gezwungen war, aufgeplustertere Adlige bei ihrem Prachtspiel zu beobachten, welches sie nutzten, um ihre vermeintliche Überlegenheit zu demonstrieren. Nur war es eine sichtbar neue Erfahrung gewesen, es tun zu müssen, während ihm Ketten angelegt waren und er sich in einem vollkommen fremden Reich befand, das er eigentlich bekriegte.
      Forschend prüfte er die Gegend, doch seine Augen erkannten nichts, was ihm auf irgendeine Weise hätte behilflich sein können. Er befand sich in einem unbekannten Anwesen, das offensichtlich gefüllt mit der Noblesse der Samait war, was wiederum bestätigte, dass diese Unterkunft durchaus bedeutungsvoll war. Das wurde ihm vor allem durch die seltsame Frau bewiesen, die eindeutig der Häuptling dieser Herde war, die es sich auf ihren Liegesofas besonders gemütlich gemacht hatte.
      Ein zweites Mal trafen sich die Blicke der beiden, wobei diesmal Ezekiel genau wusste, dass sie nicht eine trügerische Einbildung seines Verstands war.
      Seine Begutachtung verschärfte sich, indem er seine Augen zusammenzog und jede Bewegung der Frau verfolgte, die diesmal in tiefes Blau gehüllt war. Sie hatte sein Leben verschont und es für wichtiger empfunden, ihn in diese Unterkunft zu verschleppen, anstatt sein Schicksal den blutgierigen Soldaten zu überlassen. Was sollte er davon halten? Das wusste der Krieger selbst nicht - jegliche Form von Dankbarkeit oder sonstiger Anerkennung verspürte er jedoch nicht.
      Eigentlich hatte er sich gewundert, warum er schlicht in dem Kerker gefangen gehalten wurde, wenn es für seine Feinde sicherlich interessanter wäre, ihn mit irgendwelchen Spielchen zu foltern. Die Himmelsgöttin schien seine Gedanken gelesen zu haben, denn sie verkündete ihm mit einer theatralischen Bewegung, was seine Aufgabe war. Ezekiel achtete kaum auf die Anmerkung seiner äußeren Erscheinung, denn für ihn waren solche Kommentare zu einer Normalität geworden, an welche er sich seit etlichen Jahren angepasst hatte. Viel eher war er gewöhnt als Daemalos - der Verfluchte - bezeichnet zu werden. Es war wahrscheinlich zutreffender, zu sagen, dass es zu seinem Titel geworden war, der sich in den weiten Grenzen Asteas zu seinem Eigennamen gewandelt hatte.
      Viel eher war Ezekiel darüber überrascht, dass sie seine Sprache beherrschte, wobei er seinen Blick erst abwandte, als ihm von einer beistehenden Wache ein Speer zugeworfen wurde. Der Krieger wunderte sich, worüber er mehr überrascht sein sollte - dass seine Hände befreit wurden oder dass er nebenbei mit einer Übungswaffe ausgestattet wurde.
      Er brauchte nicht tiefgründig zu überlegen, um zu verstehen, was dieses ganze Szenario zu bedeuten hatte. Die verwöhnten Adligen wollten schlicht unterhalten werden. Natürlich stellte ein Kriegsgefangener, vor allem ein Astean, die perfekte Erheiterung dar.
      Ezekiel musste sich nicht lange in der fremden Meute umschauen, um zu bemerken, wer sein Gegner sein sollte, weil der breitgrinsende Samait mit einer geraden Haltung selbst auf ihn zusteuerte. Instinktiv verstärkte er seinen Griff um den Speer, den er vor kurzem noch aufgefangen hatte. Dass es kein gerechter Kampf sein würde, war sicherlich auch für ein Kind sichtbar gewesen, was an der kargen Gestalt seines Körpers verdeutlicht wurde. Genauso war es aber offensichtlich, dass niemand der Anwesenden ein faires Gefecht sehen wollte, sondern eine theatralische Demütigung eines Feindes - am liebsten mit rotem Farbspiel. Der fremde Krieger schien es ebenfalls zu wissen und nutzte es natürlich für seinen Vorteil aus.
      Ezekiel versuchte die direkten Angriffe abzuwehren und realisierte schnell, dass es ihm deutlich mehr Reservoir kostete, als er es selbst eingeschätzt hatte. Er befand sich tatsächlich in einem lächerlichen Zustand, welcher durch die schadenfrohen Grimassen der Adligen verstärkt wurde. Angespannt drückte er seine Kiefer zusammen, nachdem er mehrere Schläge zu ertragen hatte. Es war schmachvoll, dass er nicht einmal die Kraft besaß, um seinen Gegner anzugreifen und lediglich sich damit abfinden musste, wie eine Ratte in eine Falle gelockt worden zu sein.
      Er fiel auf den Boden, während ihm seine eigene Waffe aus der Hand gerissen wurde. Der Sieger war offensichtlich und ließ nicht lange auf sich warten, indem er sich direkt vor Daemalos hinstellte und zufrieden die Speerspitze in seine Brust presste.
      Ezekiel konnte nicht genau beurteilen, was genau sein Trigger war - vielleicht war es das hämische Gelächter der Noblesse, das in seine Ohren drang, die Tatsache, dass er demütigend auf dem Boden lag oder die bissigen Bemerkungen seines Gegners, die er nicht verstehen konnte, aber sie auch nicht genau verstehen musste, um zu begreifen, was er sagte.
      Automatisch fasste er die Griffstelle des fremden Speers und schlug mit dem Teilstück derb in das Gesicht des Jünglings, der unbedacht seine eigene Waffe fallen ließ und seinen Kopf fasste. Wie ein lauerndes Raubtier fiel Ezekiel ihn an und zerrte ihn mit sich zu Boden, sodass der fremde Kämpfer diesmal derjenige war, der unter ihm lag.
      Schonungslos drückte er den Speer, den er diesmal mit beiden Händen hielt, auf die Kehle des Samait und begann ihn zu würgen. Der Bursche, der diesen Angriff nicht erwartet hatte, versuchte sich zu verteidigen. Ezekiel ließ aber nicht nach, sondern verstärkte nur seinen Griff und starrte auf das blutverschmierte Gesicht seines Gegners.
      Erst als die Wachen eingriffen und ihn grob zurückzogen, wurde von ihm die Waffe weggezogen.
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    • Kamari hätte über den Ausgang des kampfes überrascht sein sollen, und vermutlich wäre sie es auch gewesen, wenn sie nicht bereits von Anfang an diesen Ausgang geplant hatte. Hätte sie gewollt, das der Kriegsgefangene sicherlich verlor, hätte sie Samir in den Kampf geschickt, und nicht einen jungen Soldaten in Ausbildung.
      Die Kunwari zwinkerte nicht einmal, als der Speer in das Gesicht ihres Schützlings geschlagen wurde, viel mehr hatte sie Schwierigkeiten damit, sich ein leichtes Schmunzeln zu verkneifen. Sie mochte es ungemein gerne, wenn ihre Pläne so aufgingen, wie sie sollten.
      Sobald Ezekiel auch nur nach der Waffe Nishans griff, war Samir bereits an Kamaris Seite getreten und hielt seine eigene Waffe in den Händen. Die Leute die am nähesten zur Kunwari standen, hatten bereits ein paar Schritte zur Seite gemacht.
      In der Nähe einer so hochrangingen Frau zu stehen, war in solchen Momenten immer auf seine eigene Art gefährlich.
      Kamari lies dieses Schauspiel noch einige Sekunden zu, bevor sie mit einer Handbewegung anwies Nishan von dieser Qual zu befreien, und mit einer anderen das man sich um den jungen Krieger kümmern sollte.
      Kamari selbst, setzte sich in Bewegung, und nur mit einen Schritt Abstand gefolgt von ihren treuen Gefährten, bis sie vor dem Gefangenen stand, und ihn aus kühlen Augen musterte.
      "Du bist kräftigt, obwohl du schlecht ernährt bist.", sie wusste nicht unebdingt ob es die richtigen Worte waren um zu beschreiben wie schmächtig er war, immerhin war es nicht ihre Muttersprache die sie mit ihm sprach. Dennoch sollte es wohl ausreichen um ihren Punkt zu verdeutlichen.
      Die Wachen um ihn herum, hatten ihren Blick gesenkt weil sie es nicht wagten Kamari direkt anzublicken, nicht auf diese kurze Entfernung. Den Gefangenen zwangen sie vor ihrer Prinzessin auf die Knie. Er hatte es eigentlich noch weniger verdient in ihrer Nähe zu sein, als sie es schon waren.
      Kamari hingegen war es recht egal. Sie wusste das sie in Sicherheit war, immerhin war Samir an ihrer Seite, auch das war der Grund warum sie nach der Waffe einer der Wachen griff, und sie dem Gefangenen unter das Kinn hielt um ihn dazu zu zwingen ihr in die Augen zu sehen.
      "Wir sollten diese Kraft nicht verschwenden", kurz zuckten ihre Mundwinkel, bevor sie die Klinge sinken lies, und sich an die Adeligen wandt.
      "Ich denke wir sollten diesen Gefangenen auf eine andere Art demütigen, wie findet ihr die Idee von einen Krieger in der Küche? Dort kann er seine Kraft besser einsetzten, als unsere Nachwuchstalente zu erwürgen", ein strahlendes Lächeln hatte sich auf ihre Lippen gelegt, auch wenn sie es nicht wirklich fühlte.
      Die Masse schien wieder etwas beruhigt zu sein, und lachte auf diese Vorstellung hin.
      "Samir, ich möchte das du die besten Wachen darauf ansetzt, das er nicht versucht jemanden zu ermorden", befahl sie, worauf Samir nur die Faust über sein Herz legte und sich gefolgsam und kurz verbeugte.
      "Bis die Vorbereitungen getroffen sind, kommt er erneut in seine Zelle", befahl sie dann den Wachen, wandte sich aber noch einmal an den Dämonen zu ihren Füßen.
      "Vielleicht statte ich dir später noch einen Besuch ab", damit sie ihm selbst sagen konnte was seine neuen Aufgaben waren. Sie glaubte nicht das viele Leute, außer ihr, in diesem Palast seine Sprache beherrschen würden. Außer natürlich ein paar der anderen Gefangenen.
    • Es brauchte nur wenigen Sekunden, bis er wieder von einer Schar von Wachen umzingelt wurde, die ihn ohne lange Überlegungen auf den Boden drückten, um ihn wissen zu lassen, dass er lediglich ein Kriegsgefangener war. Sein Gegner schien weiterhin überrascht von diesem Ausgang zu sein, behielt jedoch seine Stellung und zog sich zurück in den Hintergrund.
      Die Aufmerksamkeit wurde wieder auf seine unerwünschte Retterin gelenkt, die sich nicht davor scheute, ihre Überlegenheit zu demonstrieren. Mit zusammengezogenen Augen starrte er auf die spitze Klinge, die nur wenige Versuche brauchen würde, um ihm in das Jenseits zu verhelfen. Sein Blick wanderte wieder zu ihr nach oben, während er es nicht abstreiten konnte, von einer schleichenden Wut ergriffen zu werden, denn er hatte eindeutig nicht einen Gefallen daran gehabt, wie ein Witzbold behandelt zu werden.
      Viel irritierender war aber die Tatsache, dass es erst der Anfang war. Daemalos wusste das mit einer sicheren Überzeugung, denn das bestätigte ihm vor allem der selbstsichere Ausdruck seiner Peinigerin, die nicht bereit war, ihren seltenen Fang ohne wirklichen Nutzen verrecken zu lassen. Sollte er sich glücklich schätzen? Natürlich nicht. Nicht, wenn er sich in einer unbekannten, verfluchten Unterkunft Samaits befand.
      Nachdem er seine Funktion erfüllt zu haben schien, denn die versammelten Edelhähne erweckten eindeutig den Eindruck, begeistert von diesem Spektakel zu sein, wurde er wieder in Ketten gelegt und ohne große Kommentare weggetragen. Diesmal waren die Leibgarden deutlich ungerührter und scheuten sich nicht davor, ihn seinen Platz wissen zu lassen. Nun, es war sicherlich kein befriedigendes Gefühl gewesen, wenn ein asteanischer Krieger einen Kameraden in den eigenen vier Wänden niederzwang.
      Ezekiel quälte seinen Verstand jedoch nicht mit diesen Gedanken, zumindest versuchte er es zu Beginn nicht, doch als er in den ursprünglichen Kerker geschleppt wurde, sah er keinen anderen Ausweg, als sich seinem Verstand hinzugeben.
      Er sollte sich womöglich glücklich schätzen, dass er wenigstens den Vorzug hatte, diesen gottverlorenen Ort mit niemandem teilen zu müssen. Mit angewinkelten Beinen machte er es sich gemütlich auf dem Boden, was natürlich nicht möglich war, denn er befand sich in einem kleinen, stinkenden Raum, der seit langem keine ordentliche Reinigung erlebt hatte. Warum auch? Schließlich brauchten Insassen keine jegliche Form von zuvorkommender Gemütlichkeit. Seufzend starrte er auf die feste Tür, als würde er darauf warten, dass die unbekannte Frau diese betrat und ihm preisgab, was seine ganze Situation zu bedeuten hatte.
      Wir sollten diese Kraft nicht verschwenden - hallte es in seinen Erinnerungen wider, während er seine rauen Hände in seinem Kopf vergrub.
      Der Überfall der Samait hatte sicherlich die asteanischen Truppen an der Küste erreicht. Ezekiel konnte sich genau die Panik Lorteqs ausmalen, denn es würde nur seine Position gefährden, wenn dieser dämliche Angriff die Ohren der Königsfamilie und der Landesherren Asteas erreichen sollte.
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    • Nachdem Ezekiel wieder verschwunden waren, tuschelten die Adeligen um sie herum, noch eine ganze Weile über das was eben geschehen war. Diese Leute hier bekamen selten etwas vom Krieg mit, und nun jemanen zu sehen, der aussah wie er, vernachlässigt wie ein Hund auf der Straße, und dann noch geküsst von Dämonen? Es war eine Sensation, vor allem weil er sich auch benahm wie eine Mischung aus Hund und Dämon. Sensationell.
      "Ob man ihn kultivieren kann?", war eine der beliebtesten Fragen die Kamari aufschnappte, während sie nur an ihren Kelch nippte.
      Wären die Genräle, und andere hohe Militärangehörige, nicht mit dem Krieg beschäftigt, würden sie das Potential in ihm erkennen. Sie würden ihn ausfragen, umgarnen, in der Hoffnung etwas zu erfahren. Vielleicht auch in der Hoffnung ihn zu rekrutieren. Aber sie waren alle ungeschickt. Ungeschickte Männer, die keine Ahnung hatten, das man nicht alles bekam was man wollte, nur weil man es verlangte.
      So war es Kamaris Aufgabe, so wie es bereits ihre Aufgabe gewesen war, kurz bevor der Krieg ausgebrochen war.
      Der Nachmittag schien sich zu strecken, wie Wein dem immer mehr Wasser hinzugegeben wurde. Sie langweilte sich, auch wenn sie es niemanden zeigte. In ihren Fingern kribbelte es aufgeregt endlich mit ihren Plan weiter zu machen. Ihn voran zu treiben, und dem Erben ihres Vaters dadurch ein Stück näher zu kommen.

      Der Mond war bereits aufgegangen, und Kamari hatte ihre Gebete vollzogen, bevor sie die Zeit fand in den Teil ihres Palastes zu gehen, der den Zellen zugeschrieben war. Als richtige Kerker konnte man es nicht beschreiben, selbst wenn es ungemütlich war und Gefangene darin aufgehalten wurden. Aber hier gab es keine Ungeziefer, und zumindest waren die Wände und Böden trocken. Düster vielleicht, stickig auf jeden Fall, aber es war besser als das wo sie Gefangene hinschickte, wenn sie keine Verwendung mehr für diese hatte.
      Samir war noch immer an ihrer Seite, und auch wenn er dem Gefangenen nicht vertraute, vertraute er auf Kamaris Plan. Er würde es jedoch auch niemals wagen etwas gegen Kamaris Pläne zu sagen, und die Gründe dafür waren nicht nur der Respekt den er vor dieser Frau hatte, sondern unter anderem auch die schlechte Laune die sie bekam, wenn man etwas gegen sie sagte.
      Natürlich war sie eine stolze Frau, und konnte demnach auch nicht unbedingt gut mit Kritik umgehen. Auch wenn sie sich diese genau anhörte.
      Zwei der Soldaten die vor Ezekiels Zelle plaziert worden waren, strafften sich gleich ein wenig mehr, als sie die Schritte der Kunwari und ihres Begleiters hörten, und sobald die Kunwari vor der Zelle stand öffneten sie diese, bekamen jedoch keinen Befehl sich um den Gefangenen zu kümmern. So standen sie nur Pflichbewusst und bereit für jeden Befehl dort, während Samir bereits wieder in Alarm bereitschaft war.
      Kamari musterte den Mann in der Zelle erneut, und musste sich bemühen das Gesicht nicht zu verziehen, als ihr der Geruch entgegenschlug. Im Innenhof war es gut auszuhalten gewesen, aber hier in den Zellen?
      "Kannst du aufstehen?", fragte sie nach. Die Ketten würden fürs erste noch nicht gelöst werden, als erstes wollte sie abschätzen können wie er sich verhalten würde. Und ob er jedes kleine Geschenk das eine neue Freiheit beinhaltete ausnutzen würde, um seinen Feinden an die Kehle zu springen.
    • Seine Gedanken kursierten ständig um die kuriose Adlige, welche der Grund war, dass er verkettet in diesem Kerker lag und nicht weiterhin zur Unterhaltung hingestellt wurde. Die folgenden Stunden gaben ihm viel Zeit, um seine Überlegungen einigermaßen zu ordnen. Wenigstens versuchte er es, doch musste trotzdem schnell einsehen, dass er tatsächlich in einer kompletten Zwickmühle steckte.
      Seine Gedanken landeten immer wieder bei der seltsamen Frau, denn sie schien der einzige plausible Schlüssel zu sein, damit er wenigstens irgendeine Ordnung in dieser Situation gewinnen konnte.
      Was hatten diese verdammten Samait mit ihm vorgehabt? Seine Bedenken waren nicht wirklich vor der Angst gekennzeichnet, was ihn jeden Moment erwarten könnte, wenn die fremden Wachen wieder diesen Kerker betraten. Nein, viel eher war es das Genervtsein, nicht die Macht über seine eigene Lage zu besitzen, sondern auf irgendwelche Unbekannte angewiesen zu sein. Das jahrzehntelange Training, welchem er als Krieger ausgesetzt war, hatte deutliche Spuren bei ihm hinterlassen und der Kontrollzwang gehörte nun mal dazu.
      Auch wenn es in seiner Situation noch fragwürdig war, ob es nicht eher an seiner Familie selbst lag, die unbedachte Schritte nicht tolerierte. Ezekiel wusste es nicht und eigentlich interessierte es ihn auch nicht, aber diesmal hatte er keine andere Wahl, als sich den Gerüchten in seinem eigenen Kopf hinzugeben.
      Wieder öffnete sich die Tür und wie versprochen trat die vornehme Dame ein, die immer noch in ihren heutigen Gewändern gekleidet war. Seine Augen starrten nach oben. Anscheinend würde er sich gewöhnen müssen, in seinem neuen Lebenshabitat, andere Menschen von unten zu begutachten, was für ihn eindeutig ungewöhnlich war - vor allem, wenn sein ganzer Körper an den Boden gekettet war.
      Der Verfluchte legte seinen Kopf in den Nacken und inspizierte den Neuankömmling, der sich nicht davor scheute, ihn direkt anzusprechen. Wie denn auch? Sie hatte schon in der Sekunde, in welcher sie sich ihm gegenübergestellt hatte, bewiesen, dass sie nicht viel von ihm oder seinesgleichen hielt. Ezekiel überlegte, ob er irgendetwas auf ihre Frage erwidern sollte, denn wirklich Lust auf irgendein Gespräch hatte er nicht, was bei ihr sicherlich nichts anders war. Und dennoch war sie hier, um ihn irgendetwas wissen zu lassen oder selbst etwas aus ihm zu erpressen. Er strich sie über das durchgeschwitzte Gesicht, während die Fesseln ihm nur wenig Möglichkeit zur Bewegung schenkten. ,, Wenn ich es können würde, würdet Ihr hier nicht allein in diesem Raum stehen", erwiderte er ihr knapp und in einem ungeplant schelmischen Unterton. Seine Stimme war deutlich heiser gewesen, als er es erwartet hätte, weswegen er sich kurz räusperte. Ezekiels Aufmerksamkeit war jedoch weiterhin auf seinen Besuch gerichtet.
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    • Ein kurzes emotionsloses Lächeln glitt über ihre Lippen, bevor sie sich dann leicht hinhockte um mit ihm auf einer Augenhöhe zu sein.
      "Und ich dachte du bist einfach schlau genug, um die Hand die dich füttert nicht zu beißen", sie klang sicherlich amüsiert, obwohl sie nichts dergleichen wirklich empfand. Sie wusste was für eine Rolle sie zu spielen hatte, und sie wusste welche er ihr wohl am ehesten Abkaufen würde.
      Samir stand weiterhin hinter ihr, bereit jederzeit einzugreifen. Nicht das Kamari unbedingt hilfe gebraucht hätte, mit ihm in diesem Zustand wäre sie sicherlich auch zurecht gekommen. Sie behauptete nicht begnadet zu sein, aber Kamari wusste sich durchaus zu verteidigen, sonst hätte man sie niemals auch nur in die Nähe eines Schlachtfeldes gelassen.
      Das war jedoch etwas das ihr nicht über die Lippen kommen würde. Es war immer gut mit verdeckten Karten zu spielen.
      Sie griff nach seinen Kinn, musterte ihn eine Weile, nicht unbedingt wie mein ein Objekt musterte, im Grunde war sie wirklich ein wenig fasziniert von seinen Gesicht. Anschließend sah sie ihm wieder in die Augen.
      "Ich gebe dir eine Wahl, Bhaskara. Entweder du kannst hier bleiben, in deiner Zelle. Oder du kommst hier raus, und wirst in der Küche arbeiten, oder dort wo man dich gebrauchen könnte."
      Er konnte diese Entscheidung für sich treffen, nur sollte er wohl wissen, das Kamari die anderen Soldaten nicht ewig davon abhalten könnte, sich nicht an ihm zu vergehen, wenn er weiterhin in einer Zelle eingesperrt war. Er war ein Kriegsgefangener und hatte ihre Brüder getötet. Und auch vor kurzen hatte er es bei einen weiteren versucht. Die einzige Chance wie das nicht passieren würde, wäre wenn er sich nützlich macht.
      "Ich gebe dir ein wenig Zeit zu überlegen", meinte sie dann und stand wieder auf, wies die Wachen an seine Ketten zu lösen, und ihn hinter ihr mit her zu nehmen.
      Das was dieser Mann unbedingt brauchte war ein Bad. Sie konnte keine weiteren Verhandlungen mit ihm führen wenn er dermaßen stank. Und vielleicht würde es ihn auch ein wenig zutraulicher stimmen.
      Am Ende des Ganges, an dem Ort wo es wieder in den Palast ging wartete eine Dienerin auf sie, und erst in der Anwesenheit dieser, wandte sie das Wort auch wieder an den Gefangenen.
      "Erzähl mir von deiner Heimatküche."
      Es war keine Frage, oder eine wirkliche Aufforderung, es war ein Befehl darüber zu reden, und jeder der jemals mit einer royalen Person zu tun hatte, wusste auch das.
    • Da er sowieso keine andere Wahl und Bewegungsfreiheit hatte, erwiderte er den Blick seiner Retterin, die anscheinend nicht vorhatte, ihn einfach zu verlassen. Er konnte deutlich den leichten Griff ihrer Finger wahrnehmen, die darauf achteten, dass seine Aufmerksamkeit auf sie gerichtet waren. Ezekiel musste nicht lange überlegen, um zu verstehen, warum sie ihn musterte, denn ihre Neugier war eindeutig nicht seiner Person gewidmet, sondern eher den Flecken, die nicht nur sein überfordertes Gesicht, sondern auch seinen Oberkörper verzierten.
      Ihm waren solche Begutachtungen nicht fremd - viel eher hatte er keine andere Wahl gehabt, als sich an diese zu gewöhnen.
      ,, In der Küche?", wiederholte er perplex und konnte es nicht verkneifen mit seinem geschlossenen Mund aufzulachen. Er starrte wieder die unbekannte Samait an, damit er sich vergewisserte, ob sie tatsächlich ihre Worte meinte, oder sich lediglich versprochen hatte.
      Der Krieger brauchte nicht lange zu überlegen, um seine Entscheidung zu treffen, denn die Antwort war sowieso offensichtlich gewesen. Nur versuchte er nachzuvollziehen, wohin das Ganze führen sollte. Kein anständiger Mensch würde einen Kriegsgefangenen in die Küche stecken oder überhaupt in einen Ort, wo er Zugang zu anderen Menschen hatte. Nun, dass irgendetwas mit dieser bizarren Frau nicht stimmte, bekam er bestätigt, als ihm die Ketten ein weiteres Mal abgenommen wurden.
      Er fragte sich, ob er ein weiteres Mal an einer Kampfauseinandersetzung teilnehmen sollte. Ihm blieb nichts anderes übrig, als abzuwarten. Ezekiel achtete darauf, diesmal mehr Informationen aus seiner Umgebung zu erhaschen. Er musste nicht lange überlegen, um zu verstehen, dass er sich in einem äußerst wohlhabenden Anwesen befand - in einer Unterkunft, in welcher eine fremde Frau ausreichend genug Macht besaß, mit welcher sie andere Wachen herumkommandieren konnte.
      ,, Hm. Heimatküche?", wiederholte er nur teilnahmslos, denn es war eindeutig eine unerwartete Frage gewesen. ,, Pikant", kommentierte Ezekiel schlicht. Er war nicht jemand, der sich ansatzweise Mühe gab, mit anderen Menschen zu kommunizieren, auch wenn es sein Gesprächspartner erwarten sollte.
      Zu seinem Glück wurde er anschließend in eine andere Räumlichkeit geführt, wo die undurchschaubare Frau ihm nicht nachfolgte. Überrascht musste er feststellen, dass er in ein Bad gebracht wurde. Er war eindeutig nicht dagegen gestimmt, es war jedoch trotzdem eine ungewohnte Erfahrung, seinen Körper waschen zu lassen, während eine Wachenhorde darauf achtete, dass er keine falsche Bewegung machte.
      Seufzend ließ er sich in frische Kleidung hüllen, obwohl er es lieber selbst getan hätte, und verfolgte, wie er wieder zu seiner selbst-proklamierten Erlöserin geschleppt wurde. Seine Haarsträhnen waren immer noch durchnässt, doch Ezekiel konnte nicht abstreiten, dass er sich nicht nur frischer fühlte, sondern auch so aussah. ,, Wollt Ihr mir lieber direkt sagen, was Ihr von mir erwartet?", ermittelte er gefasst, während er sich damit zufrieden stellen musste, von einem Leibgarden auf den Boden gedrückt zu werden, sodass er diesmal direkt ihr gegenüber saß.
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    • Für einen Moment überlegte Kamari ob sie das richtige Wort verwendet hatte, aber ihr fiel kein besseres ein, das für das stand was sie selbst als Küche kannte. Vielleicht war ihr Akzent auch zu stark, oder der Mann einfach dumm. Sie lies es sich auf jedenfall nicht anmerken. Kamari musste sich nicht rechtfertigen. Es gab im Grunde nur zwei Personen denen sie eine Rechtfertigung schuldig war, und das war ihren Eltern.
      Eine ganze Weile wartete Kamari dann bis Ezekiel sich frisch gemacht hatte, und langweilte sich währenddessen.
      "Geduld ist eine Tugend", bemerkte Samir ein klein wenig amüsiert an Kamaris Seite, das erste das er seit langen Stunden zu ihr gesagt hatte.
      Der Satz lies sie ein wenig Wut fühlen. Geduld war nie ihre liebste Sache gewesen, es gab viele Dinge zu erledigen, und manches konnte man durchaus beschleunigen. Kamari sah Samir also nur mit einer hochgehobenen Augenbraue an, der daraufhin nur mit den Schultern zuckte.
      "Ich meine ja nur", erklärte er sich.
      "Ich weiß, er könnte sich dennoch beeilen, es ist spät, und ich habe noch einige Briefe zu beantworten."
      Samir schüttelte nur leicht den Kopf. Kamari wusste was ihr Wächter davon hielt, dass sie bis spät in die Nacht arbeitete. Am liebsten hätte er sie bereits nach dem Abendgebet im Bett, damit sie sich ausruhen könnte. Er hatte ihr öfter als einmal einen Vortrag gehalten, das er nicht nur verantwortlich dafür war, wenn jemand anderes sie angreifen sollte, sondern auch wenn sie sich nicht gut um sich selbst kümmerte.
      Aber das war kein Gespräch das man führen konnte, wenn man nicht in privaten Räumlichkeiten war. Es würde eine Beziehung andeuten, die für sie beide zu nahestehend war, selbst wenn Kamari niemals im Traum darauf kommen würde, in Samir mehr zu sehen als einen engen Freund. Und bei ihm war es nicht wirklich anders, dafür kannten sie sich einfach schon viel zu lange.
      Das Stehen wurde Kamari nach wenigen Minuten zu langweilig, weswegen sie sich einen Stuhl bringen lies, auf den sie sich niederlies, und erst wieder aufstand als der gefangene mit nassen Haaren aus dem Bad kam.
      Unzufrieden schnalzte sie mit der Zunge, als die Wachen ihn wieder zu Boden drückten.
      "Ich möchte mit diesem Mann etwas besprechen, lasst ihn stehen", fauchte sie die Wachen an, die ein wenig zu vorschnell handelten. Es war ein bissiger Ton, aber noch ruhig genug, um es nicht unbedingt als unfreundlich zu bezeichnen.
      Auf die Frage Ezekiels antwortete Kamari ihn nicht. Er hielt es nicht für notwendig ordentlich auf ihre Fragen zu antworten, warum sollte sie dann seine wirklich beantworten. Sie deutete dann an ihr zu folgen, und ging weiter, in ein anderes Zimmer, das weit aus bequemer ausgestattet war. Es gab eine Liege die speziell für sie ausgesattet war, worauf sie sich dann nieder lies.
      Andere Sessel und Sitzissen lagen bereit, um auch Gästen bequeme Sitzmöglichkeiten zu bieten, und in der Mitte des großen Raumes stand ein Tisch, auf dem zwei Teller mit dampfenden Essen gestellt waren.
      "Nimm", bot sie ihm dann an. Mit leeren Magen liesen sich Entscheidungen auch schwer treffen. Hätte er ihr mehr über seine Heimatküche gesagt, hätte sie ihm etwas Vertrautes anbieten können. So musste er mit der samaitischen Küche leben, Kamari konnte nur hoffen das es für jemanden wie ihn nicht zu scharf war. Sie hatte schon Gäste empfangen, die komplett rot angelaufen waren, und danach Tagelang über Magenprobleme geklagt hatten.
      "Wenn du gegessen hast, kannst du mir deine Entscheidung mitteilen", mehr hatte Kamari dazu nicht zu sagen. Er war nicht gesprächig, und dieses Verhalten konnte sie freundlicher Weise nachahmen.
    • Ezekiel verstand die fremde Sprache nicht und gab sich auch wenig Mühe, es zu tun, weswegen ihm nichts anderes übrig blieb, als den Austausch der unbekannten Lauten still zu verfolgen - nun, er bezweifelte, dass es viel an seiner Teilnahmslosigkeit ändern würde, auch wenn er die notwendigen Kenntnisse besitzen sollte.
      Die fremde Frau versuchte genauso kaum, auf seine Frage einzugehen und führte ihn in ein weiteres Zimmer, das in ihm ebenfalls keine Erinnerungen erweckte, sondern ihn fragen ließ, in welchem verdammten Ort er gelandet war. Als wäre es nur eine weitere seiner Missionen gewesen, inspizierte er den neuen Raum, wobei er feststellen musste, dass dieser ihn auf die gleiche Weise überraschte wie das vorherige Bad. Er war nicht umzingelt von irgendwelchen Wachen, die bereit waren ihn in eine Folterkammer zu schicken. Vielmehr befand er sich geraden in einem friedlichen kleinen Saal.
      Auf einem angenehmen Tisch war sichtbares Essen serviert worden und es war offensichtlich, wer diesen Auftrag dafür erteilt hatte. Der Krieger ließ sich auf einem Sitzkissen nieder und hatte so die Möglichkeit, direkt im Blickwinkel der Samait zu sein, die natürlich kein einziges Mal ihre Aufmerksamkeit von ihm abließ. Ruhig starrte er auf die verschiedenen Speisen, während er nicht abstreiten konnte, dass er deutliches Hunger verspürte, denn die einzige Nahrung, die er diese Tage geschenkt bekommen hatte, waren sowieso größtenteils vergammelte Essensreste gewesen. Die verschiedenen Gerichte waren ihm fremd, aber das stellte für ihn keine Hürde dar. ,, Ihr werdet selbst nichts essen?", erkundigte er sich bei seiner seltsamen Retterin, die es sich ebenfalls auf ihrem Platz gemütlich gemacht hatte. Es war eine provozierende Frage, das konnte Ezekiel nicht abstreiten. Viel eher zielte er genau das ab, obwohl er nicht wirklich sagen konnte, was ihn zu dieser Äußerung trieb. Vielleicht wollte er sehen, wie weit es sich diese Unbekannte erlauben würde, deutliche Grenzen des menschlichen Anstands zu überschreiten und sich auf ein Mahl mit einem Kriegsgefangenen einzulassen.
      Dabei stützte er seinen Ellenbogen auf seinem angewinkelten Bein ab und machte es sich durchaus bequem, als wäre er selbst der Herr dieser namenlosen Räumlichkeiten. ,, Also", der Krieger nahm lediglich einen Löffel und verteilte verschiedene Gerichte, die seine Augen vermuteten, dass sie gut schmecken würden, auf seinem Teller. ,, Ihr wollt, dass ich ein Koch werde?", verließ es schlicht seine Lippen, die er nicht das erste Mal nutzte, um seine Unverschämtheit zu demonstrieren.
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    • Es war amüsant den Gefangenen zu beobachten, der nach einigen Augenblicken meinte, sich verhalten zu können als wäre er frei. Dabei sah er noch immer aus wie ein nasser Hund. Auf seine Frage hin brachte sie im ersten Moment nur ein amüsiertes Grinsen zu stande.
      "Selbst wenn ich es wollte, Bhaskara, dir ist es nicht erlaubt mit mir zu speisen", sie sprach es in einen leicht amüsierten Singsang aus.
      Mit der Kunwari zu speisen war ein privileg das man sich erarbeiten musste. Es konnte keine Belohnung für Andere sein, wenn sie es an irgdendeinen Kriegsgefangenen verschwenden würde.
      Nicht das sie nicht neugierig wäre, wie weit er glaubte sein Spielchen hier treiben zu können. Aber es gab ungeschriebene Regeln an die sich auch Kamari halten musste. Ein Protokoll an Verhaltensregeln, die ihr anerzogen wurden und mittlerweile in Blut übergegangen waren. Sie wusste zwar nicht wie es in seinen Land vor sich ging, konnte sich aber gut vorstellen das es in deren royalen Familie ähnlich vor sich ging. Gewiss gab es unterschiede, aber wäre sie dort eine Kriegsgefangene dürfte sie sicherlich auch nicht mit den zukünftigen Herrscher zu Abend essen.
      Kamari schüttelte auf seine weitere Frage hin den Kopf.
      "Nein, kein Koch. Es wäre unverantwortlich dir ein Messer in die Hand zu geben."
      Sie würde sicherlich nicht den Fehler machen und diesen Mann zu unterschätzen. Im Moment hatte sie auch noch das Gefühl, das er sie vergiften würde, wenn er auch nur eine der Speißen zubereiten sollte, die sie essen würde. Aber wozu gab es Vorkoster? Und sie musste dieses Risiko eingehen, wenn sie weiter in ihren Plan kommen wollte. Es war wie ein Schachspiel, in dem sie jeden weiteren Zug klug überlegte, und eben auch ein Bauernopfer in Kauf nahm.
      "Ich möchte das du in der Küche hilfst. Und wenn dir der Sinn danach steht, und du dich bewehrst, können wir noch einmal über den Posten als Koch reden", alles hatte seine Zeit. Auch wenn Kamari bereits jetzt wusste, dass er kein Koch werden würde.
      Ezekiel war in ihren Spiel noch ein wenig wichtiger, als das er für immer in der Küche schufften sollte. Eine weile schwere Kisten schleppen, und das Geschirrabwaschen sollte ausreichen. Über genauere Organisationen würde sich dann wohl der Küchenchef, der Hausmeister und die Wachen besprechen müssen.
      "Vorrausgesetzt natürlich, du nimmst mein großzügiges Angebot an, Bhaskara. Ich möchte keine Entscheidung für dich treffen."
      Und selbst wenn er es nicht annahm, nach ein paar weiteren Wochen in einer Zelle und noch schlechterer Behandlung würde ihm wohl jedes andere Angebot recht sein.
    • Ja, natürlich wäre es unverantwortlich. Noch unverantwortlicher war es jedoch einen asteanischen Kriegsgefangenen ungefesselt in einen Raum zu lassen, in welchem sich eindeutig wichtige Personen befanden. Nun, bis jetzt war nur eine einzige bedeutungsvolle Persönlichkeit zu sehen und sie saß direkt vor ihm. Ezekiel richtete seinen Blick diesmal vollkommen auf den eigenen Teller und verspeiste schnell die kleinen Essenshappen, als hätte er nur eine begrenzte Zeit, wo er im Grunde genommen nicht einmal falsch lag.
      ,, Gut", kommentierte er lediglich und nahm einen festen Schluck von dem Wein, der ebenfalls auf dem Tisch stand, ,, ich bin äußerst dankbar für Ihr aufrichtiges Angebot und nehme es an." Letzten Endes hatte der Krieger sowieso keine Wahlmöglichkeit gehabt, als sich dem Wunsch dieser selbstsicheren Dame hinzugeben. Ezekiel konnte nur immer noch nicht verstehen, was das Ziel dieses ganzen Plans sein sollte. Es war fürs Erste sinnlos einen Feind in die Küche dieses Hauses zu unterbringen. Schlussendlich war er weiterhin ein Soldat, der jeden Atemzug nutzen könnte, einen unbekannten Samait anzugreifen.
      Es war durchaus nicht der geeignetste Zeitpunkt gewesen, um sich von seiner boshaften Seite zu präsentieren, aber er hatte sowieso nichts zu verlieren gehabt - außer sein eigenes Leben. Eigentlich passte diese zynische Art sowieso nicht zu ihm, da er nicht jemand war, der sich gerne in irgendwelche Gespräche mit anderen verwickelte.
      Daemalos brauchte nicht einmal aufzuschauen, damit er die kurzen Blicke der Wachen verspürte, die auf ihm ruhten. Er musste nicht genauso lange überlegen, um zu verstehen, dass er unerwünscht in diesem Raum war und offensichtlich auch in diesem ganzen Anwesen.
      ,, Könnt Ihr mir verraten, wo ich mich befinde?", hakte er diesmal nach und schaute dubios in die Richtung der Leibgarden, die sicherlich bereit waren, ihn jede Sekunde zu attackieren, falls er eine falsche Bewegung machen sollte.
      ,, Und wer Ihr seid?", diesmal richtete sich seine Aufmerksamkeit wieder auf die fremde Frau, die ihm gerade seine neue Lebensaufgabe verkündete, wobei sich seine eigenen Augen verengten.
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    • Aufrichtiges Angebot. Wenn er es so nennen wollte, würde Kamari ihn sicherlich nicht davon abhalten. Auch wenn es alles andere war als das, es war der erste Schritt um ihn von einen gefangenen zu einen Gast an ihren Hof zu machen, nur um sich dann sein vertrauen erschleichen zu können.
      Ihre Atmaa möge ihr verzeihen für alles was sie noch geplant hatte. Und ihre Mutter würde stolz zu ihr sehen, wenn sie wüsste was sie geplant hätte.
      Ein schwaches Lächeln lag auf ihren Lippen als er ihr aufrichtiges Angebot annahm. Alswäre die Alternative auf einen gleichwertigen Stand gewesen. Aber es war besser so als anders. Man konnte niemanden zu seinen Glück zwingen, und Kamari wollte sich ihres nicht unbedingt erkaufen müssen. Es war falsches Glück, wenn man es tat. Und die Informationen die man daraus gewann meistens für den Müll.
      Sie nahm ihren Blick nicht von ihm, während er anscheinend über etwas nachdachte, das Kamari nicht hätte erraten können.
      Bis er seine Fragen stellte. Was für ein neugieriger Gefangener. Als würde ihm das Wissen noch irgendetwas bringen, denn selbst wenn er wollte würde er von hier nicht mehr weg kommen ohne das sie es wollte.
      "Du bist in Samait, mittlerweile aber weiter im Land."
      Sie wusste das er hören wollte wo sein genauer Standort war, aber das war eine Information für einen anderen Tag, und sicherlich nicht für jetzt. Nicht für diesen Augenblick, indem er noch viel zu tief mit seiner eigenen Heimat verbunden war, und vermutlich alles tun würde, um den Krieg für sein Land gewinnen zu können.
      Samir hatte seine Hand noch immer auf seinen Khanjar liegen, während er sich zu Kamari beugte.
      "Kunwari Bahadur", flüsterte er die ehrfürchtige Anrede, um ihren Groll bereits jetzt ein wenig zu dämpfen, " Ihr solltet ihm nicht sagen wo er sich genau befindet."
      Samir hatte nur das Wort Samait verstanden, und ahnte was der Mann plante. Oder zumindest was er wissen wollte. Aber Kamari war das sehr wohl bewusst, weswegen sie nur eine wegwerfende Handbewegung machte.
      "Ich weiß, ich hatte es auch noch nicht vor."
      Leicht schüttelte sie den Kopf, und nahm einen Kelch der auf einen Tisch neben ihrer Liege bereit gestellt war um daran zu nippen, bevor sie Ezekiels zweite Frage beantwortete.
      "Ich bin die Kunwari dieses Landes. Wenn du mich ansprechen möchtest, sollte es jedoch genügen wenn du mich Banu Kamari nennst."
      Sie war nicht ganz so streng was ihren Titel anging, auch wenn sie es mochte wenn Menschen ihr zeigten wie sehr sie Kamari verehrten. Es brachte ihnen auf jedenfall das wohlwollen der Kunwari an. Aber sie hatte einen Namen, den die Leute auch gerne benutzen durften, noch war sie nicht die Maharani, es sollte demnach in Ordnung sein.
      "Besitzt du auch einen Namen, oder möchtest du das wir dich weiter 'Bhaskara' nennen?"
    • Es war offensichtlich, dass die Unbekannte nicht vorhatte, seinen Standort preiszugeben. Zumindest nicht jetzt. In seinen Augen hatte eine solche Sicherheit zuerst keinen Sinn gehabt. Er war gefangen und vollkommen auf sich allein gestellt. Es würde sich für ihn eigentlich nichts verändern, und dennoch hatte er diese Frage gestellt - womöglich weil er unterbewusst die instinktive Hoffnung hatte, einen Ausweg aus dieser Gefangenschaft zu finden. Wo sollte er in einem solchen Fall überall hin? Er war schließlich nicht nur einer feindlichen Residenz, nein, das gesamte Reich war eine ganze Höhle seiner Rivalen gewesen.
      Weiter im Land. Belustigt strich er sich durch die nassen Haare, während einige Tropfen auf seine Oberarme, die ebenfalls bedeckt von weißen Flecken waren, träufelten. ,, Dann fühle ich mich geehrt, Eure Bekanntschaft machen zu dürfen, Banu Kamari", verließ es seine höflichen Lippen, die natürlich keine aufrichtigen Intentionen verfolgte. Seine Augen zogen sich kurz zusammen, als er die fremde Wache beobachtete, die sich zu der Dame bewegte und irgendetwas in ihr Ohr flüsterte. Ihm war das Gesicht dieses Leibgarden schon mehrmals an diesem Tag aufgefallen und er war stets in der Nähe seiner Herrin vorzufinden, wie ein braver Schoßhund, der nur einen einzigen Lebenssinn hatte. Ezekiel hatte kein Recht sich in seinen Gedanken darüber lustig zu machen, schließlich war er selbst ein erbärmlicher Gefangener, der jeden Moment zum nächsten Galgen gebracht werden könnten. Im besten Fall - im schlimmsten Szenario erwarteten ihn endlose Folter. Trotzdem erlaubte er es sich, seine Wut innerlich zu äußern, da es ihm offensichtlich untersagt war, es offen zu tun.
      ,, Ich bin lediglich ein Soldat, Ihr könnt mich nennen, wie es Euch beliebt", kommentierte er lediglich, wobei sich seine Mundwinkel zu einem leichten Lächeln zusammenzogen. Dass er sich nicht wirklich amüsierte, wurde durch das restliche ausdruckslose Gesicht bestätigt. Auch wenn er keine direkte Erklärung auf seine Frage bekommen hatte, so konnte er trotzdem wichtige Informationen aus diesem kleinen Gespräch herausnehmen. Er befand sich in einer durchaus wichtigen Residenz - ansonsten hatte es keinen Sinn gehabt, es von ihm verheimlichen zu wollen. Der Krieger musste nicht lange die ganzen Gegend begutachten, um zu verstehen, dass diese Räume einer äußerst wohlhabenden Person gehörten. Das bestätigte ihm wiederum, dass er sich gerade in einem Kreis des Hochadels befinden musste, der logischerweise eine enge Beziehung zum Großen Maharaja dieses Reiches hatte. Natürlich, kein vornehmer Samait würde eine solche Kriegsbeute einfach davonkommen lassen. Sicherlich befanden sich in dieser Unterkunft oder wenigstens nicht weit entfernt auch andere asteanische Gefangene. ,, Werde ich Euch wiedersehen?", fragte er schamlos nach, denn bis jetzt war sie die einzige Person gewesen, die ihn zwischen diesen fremden Wänden verstehen konnte.
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    • Worte verliesen seine Lippen, und auch gelegentlich schien um sie herum ein Lächeln zu liegen, aber der Rest seines Gesichtes zeigte keine Emotion. Das machte es schwer wirklich zu erkennen was in diesem Mann vor sich ging.
      Aber Kamari war sich sicher, das es nichts positives sein konnte. Wie dennauch. Er war ein Gefangener in einen Fremden land, und wurde von Soldat zu einer Aushilfe in der Küche degradiert, die mit der Angst leben musste, jeden Moment doch noch enthauptet zu werden, wie so viele seiner Mitstreiter. Das war jedoch ein Punkt den er noch nicht wusste, und vielleicht war es auch besser, wenn er es erst gar nicht erfahren würde.
      "Du bist kein Soldat mehr, dir steht es zu einen Namen zu wählen den du hier tragen wirst", ihre Stimme war kalt als sie es sagte. Sie hatte keine Lust und keine Zeit für diese Art von Spielchen. Es reichte das sie überhaupt diesen ganzen Aufwand betreiben musste um ihr Ziel erreichen zu können, um den Thron einen Schritt näher zu kommen. Diese Art von Konversation gefiel ihr nicht, wenn sie ihm eine Frage stellte sollte er sie direkt beantworten und nicht rund herum reden.
      Als Soldat sollte es ihm sowieso nicht liegen so um Themen herum zu reden. Es war eines der Dinge die Kamari an den einfachen Soldaten schätzte. Sie sagten das woran sie dachten, und überlegten nicht zu lange ob es politisch einen Zweck erfüllen konnte. Sie waren keine Politiker und Diplomaten, hatten aber genug Verstand um ihr den nötigen Respekt entgegen zu bringen.
      Da ihr Gefangener lieber diplomatische Spielchen spielen wollte, wandte sie sich etwas gelangweilt an Samir.
      "Ich denke wir können das für Heute als erledigt einstufen, die Wachen sollen ihn ein Zimmer im Dienstbotentrakt geben, und dort Wache stehen. Du kannst dich darum kümmern das die restlichen Wachen darüber erfahren. Ich werde mit dem Hofmeister reden, das er sich um den Rest kümmert."
      Samir wirkte nicht unbedingt begeistert bei der Aussicht das Ezekiel nicht mehr in seine Zelle zurückkehren sollte, und noch weniger begeistert als er hörte das er Kamari für diese Art von Botengang alleine lassen musste. Während dieser Mann nicht mehr in Ketten hinter schweren Türen eingesperrt war. Dennoch nickte er nur. Er wusste das es seine Wichtigkeit hatte, und es ehrte ihn das seine Kunwari so viel vertrauen zu ihn hegte. Und zu keinem anderen.
      Kamari wollte gerade aufstehen, um zu gehen als seine letzte Frage sie erreichte. Es brauchte einen Augenblick bis sie seine Frage wirklich verstand, seine Sprache lag ihr nicht so flüßig auf den Lippen wie sie es sich wünschen würde.
      Ein leises Lachen schlich sich über ihre Lippen.
      "Willst du mich überhaupt wieder sehen, Bhaskara?", kicherte sie etwas amüsiert, während sie nun wieder aufgetsanden war und zu ihm herunter blickte. "Es wird sich nicht vermeiden lassen. Ich bin die Herrin dieser Gemäuer und du nun mein Bediensteter."
      Natürlich würde er sie wieder sehen, nicht nur aus den Grund das sie in den selben Hallen wandeln würden, sondern auch weil Kamari noch große Dinge mit ihm vor hatte.
      "Du kannst deinen Becher noch austrinken, die Wachen werden dich zu deinen neuen Unterkünften begleiten. Morgen früh wirst du deinen ersten Dienst antreten."
      Sie Schritt an ihm vorrüber, blieb kurz noch einmal neben ihn stehen.
      "Möge Ipshita dir Kraft für dein Tagwerk schenken", sprach sie ihre Abschiedsworte, bevor zwei Diener die Türen öffneten.
    • Warum sollte ich es nicht wollen, Euch wiederzusehen? Diese Bemerkung unterdrückte er einfach, denn die unbekannte Frau ergriff lieber das Wort, als auf die Antwort eines verfluchten Asteo1 zu warten, der vor wenigen Stunden noch einen ihrer Krieger verprügelt hatte.
      Logischerweise war sein Wunsch, diese seltsame Gestalt, die sich gerade als die Herrin dieser Räume offenbarte, ein weiteres Mal zu treffen, nicht mit irgendwelcher Menschenliebe verbunden. Sie war der einzige Mensch, der ihn verstand und seine Sprache beherrschte - zumindest bis jetzt - und Ezekiel musste nicht lange überlegen, um zu realisieren, dass sich auch die Einzige war, die überhaupt bereit war, mit ihm mehr als drei Worte auszutauschen. Er blickte ihr schlicht hinterher, sodass er diesmal nur mit den Wachen zurückblieb, die bei weitem nicht zuvorkommend waren, was ihn wenig überraschte. Schlussendlich war er ein verfeindeter Kriegsgefangener, dem sicherlich jedes Kind in diesem Anwesen in das Jenseits verhelfen würde.
      Daemalos machte sich in seinem neuen Zimmer gemütlich, wenn es in seinem Zustand überhaupt möglich war. Er hatte jedoch keinen Grund, sich zu beschweren, denn wenigstens musste er nicht in einem stickigen Kerker stecken, der ihn jede verdammte Sekunde daran erinnerte, dass seine Hinrichtung jederzeit verkündet werden könnte. Nun, in diesem Raum war es nicht viel anders gewesen, doch wenigstens hatte er eine richtige Schlafstelle, die für jemanden wie ihn, welcher gefüllte Jahre auf Schlachtfeldern verbrachte, einer Wonne glich. Er schloss lediglich die Augen und dachte an die letzten Worte der Hausherrin, die im wahrsten Sinne des Wortes seine neue Besitzerin war. Ezekiel wusste nicht, wer Ipshita war, und ob es sich um eine Gottheit handelte oder eine andere höhere Macht, aber er konnte nicht aufhören, sich zu wundern, warum sie ihm überhaupt Kraft gewünscht hatte.

      Daemalos hatte verstanden, weshalb sie diese Abschiedsworte ihm zugeflüstert hatte, denn Stärke war tatsächlich die wichtigste Eigenschaft gewesen, die er für die folgenden Tage brauchte. Er hatte nie Schwierigkeiten mit Körperarbeit gehabt, doch erst nachdem ihm der erste Berg aus Kisten in die Arme gedrückt wurde, begann er am ganzen Leib zu spüren, wie sehr sein Verstand immer noch ausgelaugt war, denn seine Wunden waren bei weitem nicht verheilt. Er war müde - körperlich und geistig, während er gleichzeitig versuchte, irgendetwas an der fremden Sprachflut zu entziffern, die ihm von jedem Unbekannten entgegengeworfen wurde.
      Er konzentrierte sich lediglich auf seine Arbeit, die hauptsächlich daraus bestand, irgendwelche Kisten in die Küche zu tragen oder sie aus dieser wegzubringen. Und jedes Mal kam ihm der gleiche alte Sack entgegen - er musste einer der Aufseher dieses Anwesens sein - welcher mit seinen Armen wild gestikulierte. Der Krieger gab sich nicht einmal Mühe, das Geschrei dieses Greises zu verstehen, was ihn sicherlich nur noch mehr provozierte.
      Ezekiel war hier nicht willkommen. Kein einziger Bewohner dieses Anwesens - sei es auch der unterste Diener - gab sich die Mühe, es zu verbergen. Er war schon sein ganzes Leben an neugierige Blicke gewöhnt, und ja, es war für ihn keine fremde Erfahrung, von hasserfüllten Augenpaaren angestarrt zu werden. Hier war es jedoch vollkommen anders - hier war sogar jeder Grashalm durchtränkt von Feindseligkeit, an die er bei einzelner Bewegung erinnert wurde. Die Samait waren nicht nur abgeneigt von ihm, nein, sie verachteten ihn und präsentierten ihre Geringschätzung in den Mundwinkeln, die sie protestierend nach unten zogen.
      Ezekiel ignorierte es schlicht, denn es bedrückte ihn keineswegs, um seinen Verstand länger als zehn Sekunden damit zu quälen. Er hatte verstanden, was es bedeuten würde, in den Krallen seine Feinde leben zu müssen, als er das erste Mal in den Kerker geworfen wurde. Einerseits wartete er darauf, bis ihn neue Wachen, die ihn sowieso stets im Auge behielten, zum nächsten Henker brachten. Anderseits wollte er wieder die seltsame Frau treffen und hoffen, dass sie ihm irgendetwas verriet oder seiner Existenz irgendeine sinnvolle Erklärung gab.
      Etwas, was sich neben der Kleidung an seiner neuen Erscheinung verändert hatte, waren die grauen Armreifen, die an jedem seiner Arme hingen. Seine kurzen Beobachteten hatten ihn verstehen lassen, dass er den <<Schmuck>> der untersten Diener in diesem Anwesen trug - womöglich sogar Leibeigene, die trotz ihrer Stellung sich nicht scheuten, ihm irgendwelche Beleidigungen vorzuwerfen, die er sowieso nicht in der Lage war, zu entziffern. Auf diese Weise waren die folgenden Tage vom gleichen Ablauf charakterisiert, wobei Daemalos glaubte einige Schimpfwörter langsam entschlüsseln zu können.



      1Asteo = männl. Bewohner Asteas, siehe Steckbrief >: )
      bitch, I'm a cow, bitch, I'm a cow
      I'm not a cat, I don't say meow

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    • Ihre nächsten Tage waren getränkt von langweiligen Gesprächen mit adeligen Frauen, mit Audienzen der Bürger, und bitten um Unterstützung. Sie sollte Menschen fördern, und neue Einrichtungen besuchen. Und unter all diesen Dingen gab es auch noch immer den Krieg. Und die Generäle die unterwegs waren, schrieben ihr Regelmäßig und erwarteten ihre Unterstützung, neue Anweisungen, Hilfreiche Tips, die sie dem Maharaja vortragen könnten.
      Der letzte Schlag hatte die Feinde zwar für einige Tage ruhig gestellt, aber es würde nicht ewig anhalten.
      Natürlich würde es nicht ewig anhalten, das wusste Kamari nur zu gut. Und genau deswegen war Ezekiel hier. Und bald würde sie ihren nächsten Schritt ausüben können. Ihr Vater hatte sie in drei Tagen zu einer Audienz eingeladen, gemeinsam mit ihren Bruder, und den restlichen Rat.
      Das bedeutete das Kamari sich nun um die nächsten Schritte kümmern musste. Und dies erforderte einiges ein Diskretion. Sie hoffte das alles auch wirklich so ablaufen würde, wie sie es plante. Denn nicht jeder wusste von ihren Plan. Und sie konnte ihren Kriegsgefangen nicht gut genug einschätzen. Noch konnte sie es nicht.

      Weitere zwei Tage vergingen ohne das sie sich die Mühe machte, nach Ezekiel zu sehen. Sie hoffte das er dadurch umso besser verstehen würde, wie besonders es war wenn jemand einen Verstand. Es war eine manipulierende Sache. Denn umso weniger vertraute er hatte, desto mehr würde er sich irgendwann ihr öffnen müssen.
      Und umso weniger Leute sich mit ihm verständigen konnten, umso gütiger könnte sie wirken wenn sie ihm half. Es war berechnend, und solange ihr Spiel nicht auffloge, würde das auch alles klappen. Und ihr Spiel war seit über einen Jahrzehnt niemanden aufgefallen. Kamaris Ambitionen waren schon immer größer gewesen, als ihr Bewusstsein für ihre Sicherheit. Es war als kaum ein Wunder das Samir ihr kaum einen Schritt von der Seite wich.

      Die Kunwari verlies gerade den Tempel, und zog ihren Schal vom Kopf um ihn um ihre Schultern zu legen. Der Mond lag in einer Sichel hoch am Himmel. In ihren schlichteren Klamotten könnte sie unter einen der anderen Adeligen vermutlich untergehen, wenn man in ihren Palast nicht genau wusste wie sie aussah.
      Die Dienerin war direkt nach Samir wieder an ihre Seite getreten.
      "Bringt mir Bhaskara in meinen Garten", befahl sie dem Mädchen dann, die aufgeregt nickte. Und dabei etwas nervös wirkte. " Und einen Tee", verlangte sie noch.
      Das was Kamari gerade gebrauchen könnte, war einen Chai um den Stress der letzten zwei Tage ein wenig zu mindern. Und sie auf das zu wappnen, was ihr für die kommende Tage erwarten würde.
      Samir war der einzige, neben ihr, der den ganzen Plan kannte. Und er schien dabei genauso nervös zu sein, denn auf den weg zu Kamaris privaten Gärten, versuchte er ihr auszureden was sie geplant hatte. Angefangen dabei den Kriegsgefangen hier her zu zitieren. Und vor allem das ihr Plan so sehr auf ihn berühte und den Einschätzungen die sie von ihm hatte.
      Aber man konnte die Prinzessin nicht von ihren Plänen abbringen. Sie war zu weit gegangen, und konnte nun nicht mehr zurück rudern.

      In ihren privaten Gärten wartete bereits ihr Tee auf sie, und sie setzte sich auf eine der Liegen die für sie breit gemacht worden waren. Der Sichelmond spiegelte sich in dem kleinen Teich, umgeben von all den Pflanzen ihrer Heimat. Es erinnerte ein wenig an den Dschungel, der viele der Länderein verschluckte.
      Kamari besaß viele Gärten, aber diese hier waren nur für sie, und die wenigen Besucher die hier herein erlaubte. Es war ein ungestörter Ort. Alle anderen Flächen in ihren Palast waren frei zugänglich für jeden der sich in ihrem Schloss aufhielt. Für all ihre Höflinge. Außer natürlich ihre Schlafgemächer, aber der Gedanke war so absurd, dass sie es gar nicht erst in betracht zog.
      Nun würde sie in Ruhe auf Ezekiel warten, den vermutlich erneut eine Pflegetortur bevorstand, bevor er sich der Kunwari überhaupt nähern durfte.