So wie Kassandra es formulierte, bestätigte sie Zoras' Vermutung, dass sie schon alles erdenkbare erlebt haben musste, was für ihn noch völlig unvorstellbar war. Während er mit dem Gewissen kämpfte, die Regierung über ein ganzes Land übernehmen zu müssen, hatte sie seine Geschichte bereits in allen Ausführungen gesehen und miterlebt. Er war nicht der erste mit einem Putschversuch, er war nicht der erste, der die Krone ablehnte, er war nicht der erste, der lieber zurück auf das Schlachtfeld ziehen würde, er war nicht der erste, der seinen verglichener maßen bescheidenen Stand eines Herzogs dem eines Königs vorziehen würde. Er war sicherlich auch nicht der erste, der hinterrücks eine Affäre mit der Mutter des Königs angefangen hatte.
Er verzog das Gesicht. Ihre Augen bohrten sich in die seinen, als würden sie geradewegs in seine Seele blicken. Ein unangenehmes Gefühl.
"Wenn Ihr das so formuliert, hört es sich an, als wüsstet Ihr schon genau, mit welchem Schicksal Theriss besiegelt wäre. Ich möchte glauben, dass Ihr es auch tatsächlich vorhersehen könnt, aber es wäre mir lieber, wenn Ihr das alles nicht so... unbedeutend erscheinen lasst. Es geht schließlich um die Zukunft meiner Heimat."
Fast hätte er sie gefragt, ob sie nicht auch dieselbe Pflicht gegenüber ihrer Heimat verspürte, aber ganz abgesehen davon, dass er nicht einmal wusste, ob Götter so etwas wie eine Heimat hatten, wäre das wohl äußerst taktlos gewesen. Stattdessen verstummte er frühzeitig und ließ sie weitersprechen, wobei er für einen Moment glaubte, einen Schatten über ihr Gesicht huschen zu sehen, ein winziger Anflug von etwas hinter ihrer Kaltblütigkeit, das fast schon menschlich schien - menschlich oder sterblich. Aber als er geblinzelt hatte, war dieser Eindruck schon wieder verschwunden und stattdessen wurde er von der Bewegung ihrer Hand abgelenkt, die sich in die Mähne ihrer Haare einfädelte und dort zu flechten begann. Dass sie währenddessen eine Bemerkung fallen ließ, die nicht nur erstaunlich präzise der Realität entsprach, sondern auch noch so unwillkürlich aus den tiefsten seines Gehirns hervorgeholt zu sein schien, dass er das Gefühl hatte, sie habe mit derselben Hand einmal in einem Inneren danach gewühlt, ließ ihn noch viel unbedeutender erscheinen. Es war schon schlimm genug, dass sie sein Leben bereits zu kennen schien, jetzt musste sie im Plauderton auch noch seine dunkelsten Neigungen offenbaren. Wenn er nicht aufpasste, würde sie mit ihrem Blick tatsächlich noch die Fähigkeit zum Gedankenlesen entwickeln.
Er stand jetzt doch auf, wobei sein Magen rebellierte, und ging an ihr vorbei zum Fenster neben dem Bett, um auf den Innenhof hinauszublicken. Die Arme vor der Brust verschränkt zog er nun endlich die Stirn in Falten, nachdem sie den Ausdruck nicht sehen und damit weiter in ihm herumstochern konnte.
Ja, er hatte sich ausgemalt, wie er mit Kassandras Hilfe auf das Schlachtfeld ziehen konnte. Ja, es war ein so verlockender Gedanke, dass er ihn nicht vollständig aus seinem Gehirn verbannen konnte. Ja, er wollte seinem Herzogtum natürlich mehr Macht zukommen lassen - wer wollte das nicht? Kassandra, von allen Personen in diesem Palast, müsste es am besten wissen, wo sie doch schon alles erlebt hatte. Das hieß aber noch lange nicht, dass sie ihn in dieselbe Schublade stecken konnte wie alle anderen davor.
"Mag sein, dass es einen gewissen Reiz hat, mit Eurer Hilfe in die Schlacht zu ziehen. Es mag auch sein, dass ich die ganze Macht der Essenz noch nicht begriffen habe - Ihr seid der erste Champion in diesem Land, das habe ich Euch ja schon eröffnet. Und natürlich möchte ich mein Herzogtum erweitern, das steht völlig außer Frage. Das heißt aber noch lange nicht, dass ihr mich mit denen vergleichen könnt, denen ihr schon einmal begegnet seid. Meine Taten könnt ihr vergleichen, aber nicht mich."
Er drehte sich wieder zu ihr um.
"Ich verspreche, Euch Eure Essenz wiederzugeben, weil ich weiß, dass es das einzige ist, das Euch wichtig ist. Das Leben - unser Leben, das der Menschen - ist ein durchgängiges Geben und Nehmen und da Ihr unter uns wandelt, müsst Ihr Euch wohl oder übel den Regeln fügen. Ja, ich finde den Gedanken verlockend Eure Essenz an mich zu nehmen und zu behalten, bis ich eines Tages sterbe und meine Kinder sie übernehmen, aber genauso gut könnte ich die Krone ergreifen und dafür sorgen, dass mein Herzogtum in die Geschichte des Landes eingeht. Wenn Ihr so viel Erfahrung mit Menschen gesammelt habt, könnt Ihr mir dann sagen, weshalb ich genau das nicht mache? Weshalb ich es nicht einmal dann mache, wenn ich die Aussicht darauf hätte, auch als König meine Reiter auf das Schlachtfeld zu führen? Könnt Ihr das? Wenn nicht, dann schlage ich nämlich vor, dass Ihr auch alle anderen Voraussagen auf Taten beschränkt und nicht auf Beweggründe. Ihr seid eine Göttin, aber Ihr seid auch nicht unfehlbar - das habt Ihr wohl damit bewiesen, dass Ihr hier seid."
Er wusste, dass er zu weit ging, als er die Worte ausgesprochen hatte. Es war nie in seinem Ermessen gewesen, eine Göttin zu beleidigen und nachdem er es jetzt getan hatte, fühlte er sich wie ein Hochstapler. Er kannte sie nicht, genauso wenig wie sie ihn kannte, vielleicht hatte sie ihre Essenz durch Unglück verloren, das konnte er nicht wissen.
Er ließ die Arme fallen und versuchte sich an einem versöhnlicherem Tonfall.
"Alles, was ich sagen möchte, ist dass ich Euch Eure Essenz zurückgeben werde, weil das der Preis sein wird, den ich für Eure Dienste bezahle. 1.800 Goldstücke sind ja wohl nicht annähernd genug für die... Ehre, die Unterstützung einer Gottheit zu erlangen."
Er verzog das Gesicht. Ihre Augen bohrten sich in die seinen, als würden sie geradewegs in seine Seele blicken. Ein unangenehmes Gefühl.
"Wenn Ihr das so formuliert, hört es sich an, als wüsstet Ihr schon genau, mit welchem Schicksal Theriss besiegelt wäre. Ich möchte glauben, dass Ihr es auch tatsächlich vorhersehen könnt, aber es wäre mir lieber, wenn Ihr das alles nicht so... unbedeutend erscheinen lasst. Es geht schließlich um die Zukunft meiner Heimat."
Fast hätte er sie gefragt, ob sie nicht auch dieselbe Pflicht gegenüber ihrer Heimat verspürte, aber ganz abgesehen davon, dass er nicht einmal wusste, ob Götter so etwas wie eine Heimat hatten, wäre das wohl äußerst taktlos gewesen. Stattdessen verstummte er frühzeitig und ließ sie weitersprechen, wobei er für einen Moment glaubte, einen Schatten über ihr Gesicht huschen zu sehen, ein winziger Anflug von etwas hinter ihrer Kaltblütigkeit, das fast schon menschlich schien - menschlich oder sterblich. Aber als er geblinzelt hatte, war dieser Eindruck schon wieder verschwunden und stattdessen wurde er von der Bewegung ihrer Hand abgelenkt, die sich in die Mähne ihrer Haare einfädelte und dort zu flechten begann. Dass sie währenddessen eine Bemerkung fallen ließ, die nicht nur erstaunlich präzise der Realität entsprach, sondern auch noch so unwillkürlich aus den tiefsten seines Gehirns hervorgeholt zu sein schien, dass er das Gefühl hatte, sie habe mit derselben Hand einmal in einem Inneren danach gewühlt, ließ ihn noch viel unbedeutender erscheinen. Es war schon schlimm genug, dass sie sein Leben bereits zu kennen schien, jetzt musste sie im Plauderton auch noch seine dunkelsten Neigungen offenbaren. Wenn er nicht aufpasste, würde sie mit ihrem Blick tatsächlich noch die Fähigkeit zum Gedankenlesen entwickeln.
Er stand jetzt doch auf, wobei sein Magen rebellierte, und ging an ihr vorbei zum Fenster neben dem Bett, um auf den Innenhof hinauszublicken. Die Arme vor der Brust verschränkt zog er nun endlich die Stirn in Falten, nachdem sie den Ausdruck nicht sehen und damit weiter in ihm herumstochern konnte.
Ja, er hatte sich ausgemalt, wie er mit Kassandras Hilfe auf das Schlachtfeld ziehen konnte. Ja, es war ein so verlockender Gedanke, dass er ihn nicht vollständig aus seinem Gehirn verbannen konnte. Ja, er wollte seinem Herzogtum natürlich mehr Macht zukommen lassen - wer wollte das nicht? Kassandra, von allen Personen in diesem Palast, müsste es am besten wissen, wo sie doch schon alles erlebt hatte. Das hieß aber noch lange nicht, dass sie ihn in dieselbe Schublade stecken konnte wie alle anderen davor.
"Mag sein, dass es einen gewissen Reiz hat, mit Eurer Hilfe in die Schlacht zu ziehen. Es mag auch sein, dass ich die ganze Macht der Essenz noch nicht begriffen habe - Ihr seid der erste Champion in diesem Land, das habe ich Euch ja schon eröffnet. Und natürlich möchte ich mein Herzogtum erweitern, das steht völlig außer Frage. Das heißt aber noch lange nicht, dass ihr mich mit denen vergleichen könnt, denen ihr schon einmal begegnet seid. Meine Taten könnt ihr vergleichen, aber nicht mich."
Er drehte sich wieder zu ihr um.
"Ich verspreche, Euch Eure Essenz wiederzugeben, weil ich weiß, dass es das einzige ist, das Euch wichtig ist. Das Leben - unser Leben, das der Menschen - ist ein durchgängiges Geben und Nehmen und da Ihr unter uns wandelt, müsst Ihr Euch wohl oder übel den Regeln fügen. Ja, ich finde den Gedanken verlockend Eure Essenz an mich zu nehmen und zu behalten, bis ich eines Tages sterbe und meine Kinder sie übernehmen, aber genauso gut könnte ich die Krone ergreifen und dafür sorgen, dass mein Herzogtum in die Geschichte des Landes eingeht. Wenn Ihr so viel Erfahrung mit Menschen gesammelt habt, könnt Ihr mir dann sagen, weshalb ich genau das nicht mache? Weshalb ich es nicht einmal dann mache, wenn ich die Aussicht darauf hätte, auch als König meine Reiter auf das Schlachtfeld zu führen? Könnt Ihr das? Wenn nicht, dann schlage ich nämlich vor, dass Ihr auch alle anderen Voraussagen auf Taten beschränkt und nicht auf Beweggründe. Ihr seid eine Göttin, aber Ihr seid auch nicht unfehlbar - das habt Ihr wohl damit bewiesen, dass Ihr hier seid."
Er wusste, dass er zu weit ging, als er die Worte ausgesprochen hatte. Es war nie in seinem Ermessen gewesen, eine Göttin zu beleidigen und nachdem er es jetzt getan hatte, fühlte er sich wie ein Hochstapler. Er kannte sie nicht, genauso wenig wie sie ihn kannte, vielleicht hatte sie ihre Essenz durch Unglück verloren, das konnte er nicht wissen.
Er ließ die Arme fallen und versuchte sich an einem versöhnlicherem Tonfall.
"Alles, was ich sagen möchte, ist dass ich Euch Eure Essenz zurückgeben werde, weil das der Preis sein wird, den ich für Eure Dienste bezahle. 1.800 Goldstücke sind ja wohl nicht annähernd genug für die... Ehre, die Unterstützung einer Gottheit zu erlangen."