In his Thrall [Codren feat. Pumi]

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    • Ein wohliger Schauer rann durch Vincents Körper, ließ seine Muskeln erzittern. Sein Keuchen war halb Lachen, aber er war sich nicht sicher, was er so lustig fand, oder ob er überhaupt etwas lustig fand. Nur einen Moment später konnte er auch schon nicht mehr darüber nachdenken, denn die nächste Weller erfasste ihn und riss seinen Verstand mit sich.
      Er stöhnte, drückte den Rücken durch unbeachtet der Schmerzen, die das auslöste. Er drückte seinen Hinterkopf gegen Thomas' Schulter, seine Hüften gegen Thomas' Schritt. Er streckte seine Hand über seinen Kopf nach hinten und packte die Haare des anderen Mannes.
      "Tho... mas!"
      Die dritte Welle war es, was ihn über den Rand spülte. Vincents Körper erbebte und er gab Thomas genau das, was er haben wollte. Selbst wenn Vincent noch genug bei Verstand gewesen wäre, er hätte es nicht gewagt, Thomas vorzuenthalten, was er mit ihm anstellte.
      Es dauerte mehrere Minuten, bis Vincents Muskeln aufhörten zu zucken. Noch länger, bevor er wieder Gedanken formen konnte. Mit einem seligen Lächeln im Gesicht drehte er den Kopf.
      "Ich kann nicht sagen, dass ich mir öfter den Rücken verbrennen will, aber das hier können wir gern öfter machen," schnurrte er.
      Mit einer Hand strich er über Thomas' Unterarm. Dann verschränkte er seine Finger mit Thomas' Hand und führte dessen Finger an seine Lippen, wohlwissend, dass er selbst noch an diesen Fingern klebte. Vincent nahm sich alle Zeit der Welt damit, Thomas' Finger sauberzulecken. Zum Schluss küsste er die Knöchel dieser entzückenden Finger, bevor er sich in der Umarmung seines Freundes entspannte.
      "Mir geht es schon viel besser, Herr Doktor," schnurrte er.
    • Vincents Orgasmus war, wie jedes Mal, völlig überwältigend. Thomas genoss in vollsten Zügen, wie der Körper des Mannes in seiner Ekstase zuckte, wie er den Kopf zurück drückte und sich seinem Höhepunkt völlig hingab. Vincent hatte noch nie etwas davon verschleiert, wie gut es sich für ihn anfühlte, wenn ihm gefiel, was Thomas mit ihm anstellte. Er ließ in aller Offenheit zu, dass Thomas in sein von Lust verzerrtes Gesicht sehen konnte und seine von dem gleichen Verlangen bebenden Muskeln spüren konnte. Thomas liebte es. Seinen Freund dabei zu beobachten, wie er sich ihm so hingab, war ein eigener Rausch für sich.
      Zärtlich küsste er seine Wange und schließlich seinen Mund, als Vincent schließlich wieder zu Atem gekommen war. Da blickte er auf ein glückliches, verträumtes Lächeln hinab, das zu ihm herauf strahlte.
      "Dafür brauchst du keinen verbrannten Rücken, versprochen", gab er selbst schmunzelnd zurück und küsste entzückt seine leicht verschwitzte Stirn. Eigentlich hätte er sich jetzt gerne von ihm gelöst, um sich die Hand zu waschen, die Vincent auf perfekte Weise verunstaltet hatte, da hielt der Mann ihn fest und hob sie stattdessen zu seinen Lippen.
      Thomas' Augen wurden groß, als er dabei zusah, wie Vincent seine Lippen öffnete, die Zunge herausstreckte und seine eigene Flüssigkeit von Thomas' Fingern leckte. Sein Herz musste für einen Schlag aussetzen bei dem Schwall an Hitze, die ihm plötzlich durch den Körper schoss. Was Vincent da so unverfroren tat, war so sündhaft, dass es gar nicht hätte möglich sein dürfen. Die Auswirkung, die der Anblick auf Thomas hatte, hätte gar nicht wirklich sein dürfen.
      "... Oh."
      Mehr bekam er gar nicht heraus bei dem Chaos an Gedanken, das ihn durchflutete. Er starrte auf Vincent, wie er seine rote Zunge zwischen Thomas' Finger schob, um auch den letzten Rest zu erwischen und...
      Ein bekanntes Kribbeln schoss ihm durch den Unterleib, seine Hüfte zuckte und er konnte es sowieso nicht mehr stoppen. Er presste sich mit einem unterdrückten Keuchen zwischen Vincents Arschbacken, die wenige Reibung genug, um ihm den Rest zu geben. Sein ganzer Körper war heiß, als er nach ein paar Sekunden schon einen halbwegs klaren Kopf zurückhatte und sich mit absoluter Beschämung darüber im Klaren wurde, dass er gerade gekommen war. Allein von dem Anblick, wie Vincent ihm die Finger sauber leckte.
      "Das war... ich... Gott, Vincent, du... was... entschuldige mich ganz kurz."
      Er schob sich weg von ihm und ergriff eine überstürzte Flucht ins Badezimmer, wo er sich erst einmal selbst wieder sauber machte und dann genug Courage zu finden versuchte, der Tatsache ins Auge zu blicken. Als er kurz darauf wieder zurückkam, war sein Kopf trotzdem glühend rot.
      "Entschuldige bitte, ich wollte nicht..."
      Er kletterte zurück ins Bett und machte ihn zwischen den Beinen sauber.
      "Das war nicht... ich wollte... HimmelHerrgott, ich kann nicht denken."
      Er warf das Tuch wieder weg und schmiegte sich beschämt zurück an Vincent.
      "Entschuldige. Das wird nicht wieder vorkommen."
    • Mit einem verschlagenen Grinsen biss sich Vincent auf die Zunge, um auch ja nichts zu sagen. Der arme Thomas litt sicherlich schon genug, ohne dass er einen seiner Witze riss. Stattdessen stemmte Vincent einen Ellenbogen in die Laken und platzierte seinen Kopf auf seiner Hand, während er brav darauf wartete, dass dieser äußerst attraktive Mann zu ihm zurückkehrte. Vielleicht gab er sich dabei ein bisschen zu sehr Mühe, wie ein Renaissance Bild auszusehen - so viel gestattete er sich aber, nachdem er so brav den Mund gehalten hatte.
      Er hielt auch weiterhin den Mund, als Thomas wieder aus dem Badezimmer kam. Er sagte kein Sterbenswörtchen, bis sich Thomas endlich wieder zu ihm legte. Vincent strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht, ließ seine Hand an Thomas' Wange liegen.
      "Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest. Ich kenne dein Durchhaltevermögen zur Genüge, also nehme ich das sogar eher als Kompliment auf. Ich musste gar nichts tun und trotzdem hast du dich so amüsiert? Was für ein Lob!"
      Er zog Thomas in einen innigen, liebevollen Kuss.
      "Sowas passiert. Und wenn es wieder vorkommt, dann ist das eben so."
      Noch einmal küsste er Thomas, dann kletterte er über den Mann hinweg aus dem Bett. Seine Muskeln fühlten sich auf die gute Art wacklig an, als er zu dem Sessel mit seiner Abendrobe schlenderte, die er sich sogleich überwarf. Sein Rücken schmerzte noch immer, aber er war erpicht darauf, wenigstens so viel seiner Selbstständigkeit für sich zurückzuerobern. Er drehte sich um und streckte eine Hand nach Thomas aus. Zusammen mit dem Mann, den er so sehr liebte, stieg er die Treppen hinunter. Aber anstatt ihn in den Salon zu führen, wo sie einen Großteil ihrer gemeinsamen Zeit verbrachten, bog Vincent in den Musikraum ab, wo er sich von Thomas zum Klavier führen ließ. Er ließ seine Finger über die Tasten gleiten, um ein Gefühl für die Abstände zu bekommen. Zum Klavierspielen musste er nichts sehen; seine Finger wussten von allein, wo sie hin mussten.
      Mit einer Hand spielte Vincent probehalber eine kleine Melodie. Allein das vertrieb das Gefühl der Nutzlosigkeit, das sich seit dem Hausbrand in ihm ausgebreitet hatte, ein wenig. Das hier war etwas, was er tun konnte. Das hier war etwas, wo ihm seine Verletzungen nicht im Wege standen. Und es war etwas, von dem er wusste, dass es Thomas gefiel.
      "Komm her," meinte er und klopfte neben sich auf die Bank.
      Er nahm Thomas' Hände und legte sie auf die Tasten, seine eigenen dann obendrauf. Einen Moment später schallte die kleine Melodie von eben durch den Raum, gespielt von ihnen beiden zusammen.
      "Ich sagte es ja: Hände, die zum Klavierspielen gemacht sind," kommentierte Vincent, als er schon gar keinen Druck mehr gab und Thomas praktisch allein spielte.
      Er lehnte seinen Kopf gegen Thomas' Schulter und lauschte dem Klang des Klaviers, aber auch den Geräuschen des Hauses.
      "Danke," sagte er leise. "Dafür, dass du die dunklen Wolken vertrieben hast."
    • Vincents liebevoll gemeinten Worte konnten die absolute Hitze, die Thomas noch immer versengte, auch nicht lindern, aber zumindest küsste er ihn und verwandelte einen Teil dieser unangenehmen Hitze in angenehme Hitze. Deswegen liebte er ihn so. Mit Vincent konnte alles plötzlich einfach werden.
      Für den anderen war die Nacht noch jung, da stand er auf, warf sich seine Robe über und lud Thomas mit einer Geste zu sich ein. Er wusste nicht, was er vorhatte, aber er nahm die angebotene Hand ohne zu hinterfragen an und folgte Vincent die Treppe hinunter. Sie gingen in den Musikraum, den sie schon eine ganze Weile nicht mehr gemeinsam genutzt hatten, und setzten sich zusammen ans Klavier. Vincent spielte zuerst, eine kleine, einfache Melodie, der Thomas entspannt lauschte, während er Vincents Oberschenkel streichelte. Danach war er selbst dran und produzierte das gleiche, wenn auch etwas steifere Lied mit einiger Vorarbeit. Er lächelte nur, als Vincent ihn komplimentierte, zum gleichzeitigen Spielen und Reden war er dann doch noch nicht gut genug. Dafür lehnte er den Kopf leicht gegen Vincents, als er seinen auf seiner Schulter ablegte, und pausierte das Stück, um seine Stirn zu küssen. Es war gut, dass es Vincent wieder besser ging - auch körperlich.
      "Für dich immer, Liebling."
      Er spielte nach einem Augenblick weiter, damit er die Fingersätze nicht vergessen würde. Am morgigen Tag würden sie ihm sowieso wieder ganz entfallen sein, aber bis dahin wollte er es genießen. Es war angenehm, so leichtfertig am Klavier zu spielen. Es war noch viel angenehmer, wenn Vincent dabei bei ihm saß und ihn dafür anhimmelte.
      Sie blieben im Musikraum, weil sie schließlich nicht eher gehen konnten, alsdass Vincent einer seiner schwierigeren Stücke gespielt hätte, die für Thomas zu hoch waren. Dafür durfte er ihm wieder zusehen und die fliegenden Finger beobachten, die über die Tasten huschten. Er kämpfte mit seiner Müdigkeit, bis er den Kampf zu verlieren drohte und sie bald wieder nach oben gehen musste. Dort kuschelte Thomas sich wesentlich zufriedener an Vincent und ließ sich von ihm in den Schlaf lullen.

      Am Vormittag ging er wieder zu seinem Haus - nein, zu seiner Ruine hinüber, und weil er diesmal nicht allzu früh auftauchte, begegnete er auch den Arbeitern, die dort bereits werkelten. Der Aufseher kam gleich zu ihm hinüber.
      "Herr van Helsing, gute Nachrichten: Es sollte uns möglich sein, den Boden wieder ganz zu restaurieren. Man kann die Wände an der Nordseite auch ganz so stehen lassen und daran wieder anbauen, das erspart Ihnen sicher zwei Wochen Arbeit. Außerdem ist die Treppe zu größten Teilen erhalten geblieben!"
      "Wie schön."
      Aber ob es wirklich so schön war? Was sollte Thomas mit einem frischen Haus anfangen, außer sich davor zu drücken eine neue Haushälterin einzustellen und dann doch wieder die ganze Zeit in Vincents ungestörtem Heim zu verbringen? Ganz so recht begeisterte ihn das doch nicht.
      "Freuen Sie sich denn nicht?"
      "Doch, klar. Vielen Dank."
      "Ach, und noch was: Der Keller scheint nicht eingestürzt zu sein. Wir können die Treppe räumen und dann ist er wieder frei begehbar."
      Das war nun eher eine gute Nachricht nach Thomas' Geschmack. Er war sogar recht erleichtert darüber.
      "Wann sind Sie damit fertig?"
      "Gegen Mittag."
      Also fuhr er wieder zu Vincent, besorgte sich Unterstützung in Form eines höchst begeisterten Simons und fuhr wieder hin, um den Keller auszuräumen. Sie mussten ein bisschen den Arbeitern aus dem Weg zu gehen, damit sie nicht die Waffen in den Laken entdeckten, aber zum Schluss ging alles gut. Sie verfrachteten den Haufen nach Vincents Zuhause, wo sie ihn unter Noras strenger Aufsicht wegsperrten. Danach blieb nur noch die Frage, vor der er sich ebenso zu drücken versuchte, die aber eine Antwort benötigte. Und das lieber früher als später.

      "Ich versuche dir irgendwie immer die Neuigkeiten mitzuteilen, wenn du gerade erst wach geworden bist."
      Thomas hatte Vincent wie immer aus dem Schlaf geholt und saß jetzt etwas schüchtern auf der Bettkante. Er spielte mit dem Fetzen von Beths Vorhang herum, den er beim letzten Ausflug nachhause mitgenommen hatte.
      "Dafür entschuldige ich mich. Aber ich war heute wieder drüben und sie meinten, dass alles recht leicht abzureißen wäre. Man könnte dann auch gleich wieder neu aufbauen."
      Er wickelte den gelben Stoff um einen Finger.
      "Aber ich glaube, das wird mich nicht glücklich machen. Ich möchte in keinem Haus leben, in dem ich dann doch nicht sein möchte. Das hätte vielleicht noch letztes Jahr funktioniert, aber Dinge ändern sich."
      Er lächelte Vincent zaghaft an.
      "Wenn das Angebot noch steht, würde ich mich also gerne für die Stelle als dein Leibarzt bewerben."
    • "Das Leben der Menschen spielt sich eben tagsüber ab, so ist nun einmal," gab Vincent nur zurück und machte es sich an Thomas' Seite bequem.
      Er lag auf dem Bauch, ein Kissen unter dem Kopf geklemmt. Er war gerade so wach genug, um tatsächliche Gedanken formen zu können, aber er war bereit, Thomas zuzuhören. Der erste Ton, den der Mann anschlug, schien seine Aufmerksamkeit zu fordern.
      Der Bericht über Thomas Haus schien vielversprechend. Vincent hätte kein Problem damit, für die Kosten aufzukommen und das ganze Ding so wiederaufzubauen, wie Thomas es haben wollte.
      Doch dann schlug Thomas einen anderen Ton an, was Vincent dazu brachte, sich zumindest einmal auf seine Ellenbogen zu stützen. Und dann sprach Thomas aus, was ihm auf der Seele lag. Vincent setzte sich auf und ergriff eine von Thomas' Händen. Auch er lächelte jetzt.
      "Selbstverständlich steht das Angebot noch. Es kommt sogar mit Kost und Loge in bester Lage."
      Er lehnte sich vor und stahl sich einen Kuss von Thomas.
      "Aber ich warne dich! Die Konkurrenz ist stark. Du musst dich ordentlich ins Zeug legen, wenn du den Posten wirklich haben willst," scherzte er.
    • Thomas fühlte sein ganzes Wesen erblühen, kaum als Vincent zugestimmt hatte, denn obwohl er sich der Worte schon bewusst gewesen war, gewann es erst jetzt wirklich an Bedeutung: Er würde mit Vincent zusammenziehen. Er würde sich mit diesem wunderbaren, herrlichen Mann ein Haus teilen - endgültig!
      Ein Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit, das sich so, so gut anfühlte. Das hier war richtig, das hier war alles, was Thomas sich jemals gewünscht hatte, ohne es zu wissen. Das war ein Traum, der ihm nur mit Vincent in Erfüllung ging.
      Ungestüm schlang er die Arme um den Mann, zog ihn an sich und verwickelte ihn in einen viel tieferen, freieren Kuss. Erst, als sich seine Hände auf den Verband legten, zog er sie gleich zurück und öffnete die Arme, um sich hektisch zu entschuldigen.
      "Entschuldige! Tut es noch weh? Ich habe vorhin den Verband gewechselt."
      Etwas bezähmter ergriff er seine Hände und drückte sie.
      "Ich nehme alle Hürden auf mich, um den Posten zu bekommen. Ich werde dein bester Arzt sein, den du in ganz England bekommen kannst. Alleine schon, weil ich deinen Körper in- und auswendig kenne."
      Er strahlte ihn an.
      "Ich liebe dich, Vincent Caley Harker. Du machst mich so glücklich wie kein anderer."
    • Vincent legte mit einem geradezu verträumten Lächeln auf den Lippen Thomas eine Hand an die Wange.
      "Ich liebe dich auch, Thomas Van Helsing. Mit jedem Zentimeter meines Selbst."
      Er küsste Thomas erneut, lange, liebevoll, und drückte ihn einfach ins Bett unter sich.

      Vincent hatte sich jeder weiteren Befragung durch die Polizei widersetzt und auch niemanden an Thomas herangelassen. Er hatte ihnen lediglich einen Schrieb ausgehändigt, dass sie seine Lordschaft und seine Belegschaft in Ruhe lassen sollten - das beinhaltete jetzt auch einen gewissen Dr. Van Helsing. Mit ein bisschen Drohen hier und da und ein bisschen Geld an den richtigen höheren Instanzen war die Sache dann gegessen und er und Thomas waren fein raus bis es einen Täter zum Verurteilen gab. Was nie passieren würde angesichts des wahren Täters. Dieser letzte Teil war es, der Vincent ein bisschen wurmte, aber er lenkte sich ordentlich ab, indem er sich mit der Vampirpolitik auseinandersetzte, wann immer Thomas des Nachts schlief. Hauptsächlich beinhaltete das Briefe schreiben - oder in Vincents Fall: diktieren.
      Es dauerte drei weitere Nächte, bevor Dominic endlich während seines Abendessens mit Thomas durch das Fenster des Speisezimmers kletterte.
      "Thomas! Du siehst gut aus, dafür, dass du einen Alten getötet hast," grüßte Dominic, bevor er sich an Vincent wandte und das Gesicht verzog. "Und du siehst furchtbar aus. Was ist passiert?"
      "Ein Jäger hat das Haus angezündet, in dem ich geschlafen habe. Ich bin aus dem Fenster gesprungen. Das war so gegen Mittag."
      Dominic sog zischen die Luft ein und legte Vincent die Hand ans Kinn, um sein Gesicht zu heben. Einen langen Moment betrachtete der Vampir Vincents noch immer geschädigten Augen, bevor er ihn kopfschüttelnd losließ, sich einen Apfel nahm, und sich auf einen Stuhl fallen ließ.
      "Mit Tierblut wird das ewig dauern," kommentierte er. "Drei Wochen für die Verbrennungen, bis zu zwei Monate für die Augen, je nachdem, wie lange du draußen warst und was du dir so angeguckt hast. Ist mir mal in der arabischen Wüste passiert. Ich musste mich im Sand der Dünen vergraben, um zu schlafen und habe mich wochenlang von Schlangen und Eidechsen ernährt, bis ich meinen Weg in die Zivilisation zurückgefunden habe. Blind jagen ist auch noch so eine Sache."
      Er schüttelte den Kopf und biss herzhaft in seinen Apfel.
      "Ich gehe hier auch schon jedem auf die Nerven," bestätigte Vincent. "Und dabei sind es erst knappe zwei Wochen."
      Die dunklen Wolken und seine Stimmungsschwankungen waren tatsächlich jede Nacht aufs Neue hochgekocht. Vincent fühlte sich einfach so nutzlos dieser Nächte.
    • Die Praxis von Dr. van Helsing in Cambridge wurde für immer geschlossen. Seine Kutsche, eines der letzten Dinge, die er von seinem Hab und Gut noch bei sich hatte, verkaufte Thomas für ein bisschen Restgeld und bezahlte damit seine arme Angestellte aus, die sich nun eine andere Stelle suchen musste. Aber damit waren bereits alle Fäden in Cambridge abgewickelt: Das Grundstück verkauft, der Keller geräumt und die Praxis geschlossen. Das einzige, was ihn nun in Cambridge halten könnte, war der charmante, bezaubernde Mann, mit dem er eines Nachts der Stadt den Rücken kehrte und hinaus nach Harker Heights fuhr.
      Es gab einen mehr oder weniger offiziellen Einzug, bei dem Thomas mit Nora einen Teil des Kellers freiräumten, damit er sich eine Jägerhöhle bauen konnte. Er hatte nur den Anzug, den er am Leib trug, aber trotzdem bekam er Platz in Vincents Kleiderschrank eingeräumt für alle zukünftigen Einkäufe. Er bekam sogar einen eigenen Platz an seinem Schreibtisch und fortan verkündete die Plakette am Tor des Anwesens nicht nur Harker, sondern auch van Helsing.
      Es war wie ein Traum, von dem Thomas nicht mehr aufwachen wollte. Er fühlte sich fast frei und unbescholten, wenn er jeden Tag zu Vincent ins Bett kroch, um seinen Freund aufzuwecken. So oft hatte er es schon getan, aber trotzdem war es eine Erneuerung für ihn, die er liebte. Er liebte absolut alles an seinem neuen beschaulichen, zurückgezogenem Leben.
      Die hiesige Praxis kannte er schon und er konnte auch weiterhin aushelfen; nicht zu demselben Entgelt wie in Cambridge, aber da leistete Thomas sich wirklich die finanzielle Stütze, die Vincent ihm bot, und ging auf rein freiwilliger Basis. Dafür nahm er all die schwierigen Fälle an, die für den Ortsarzt zu hoch waren oder zu viel Arbeit bedeuteten.
      Er liebte das Leben. Vincent liebte es nicht, verletzt zu sein.
      Bis zu dem Abend, an dem unvorhergesehen Dominic durchs Fenster stieg und den Jäger in Alarmstufe versetzte, war es kaum besser geworden mit Vincent. Seine Verletzung benötigten ihre Zeit, um richtig zu verheilen, und daran war auch nichts ungewöhnliches, aber der Vampir hatte in seinem längeren Leben schon ganz offensichtlich verlernt, wie es war, auf die Natur angewiesen zu sein. Thomas half ihm, so gut es ihm möglich war, aber das schwierigste war dabei, seine Laune einzuschätzen. Er konnte fröhlich sein, wenn Thomas ihn weckte, und den Rest des Abends in mürrischem Schweigen verbringen, oder er konnte eine Nacht damit verbringen, sich im Bett verkriechen zu wollen und in der nächsten Nacht sich daran machen, an seinem Bücherregal herum zu sortieren. Thomas kam mit seinen Stimmungsschwankungen nicht mit. Erst letzte Nacht, so musste er gestehen, war er ihm aus dem Weg gegangen, weil er nach seinem Glas Schweineblut schlechte Laune gehabt hatte. Es war kein besonders guter Start in eine Wohngemeinschaft.
      "Ich fühle mich gut, dafür, dass ich mich verprügelt gelassen habe", entgegnete er etwas entspannter, nachdem er seinen Herzschlag herabgezwungen hatte. Es war ja nur Dominic, Vincent hatte schon angekündigt, dass er kommen würde.
      Er beobachtete die anderen beiden und schüttelte dann schnell den Kopf, um die Behauptung abzuwehren.
      "Du gehst niemandem auf die Nerven."
      Allerdings konnte er sich auch nicht dazu bringen, von seinem Teller aufzusehen.
      "Du kannst ja... uhm. Wir sollten..."
      Sein Blick schoss zu Vincent, hinüber zu Dominic, wieder zu Vincent. Beide Vampire sahen ihn jetzt an und der Jäger fühlte sich unwohl.
      "Du hast ja schon einmal..."
      Er wusste selbst nicht, weshalb es ihn so blamierte, die Tatsache offen auszusprechen. Es war doch kein Sex, von dem sie hier redeten! Trotzdem wurde sein Kopf etwas wärmer, als er sich dazu durchrang.
      "Du solltest wieder von mir trinken. Vincent -", er legte die flache Hand auf den Tisch, " - ich liebe dich, aber es ist nicht mit anzusehen, wie du dich quälst. Du würgst, wenn du dein Blut trinkst und ich traue mich schon gar nicht mehr, nach deinem Rücken zu fragen. Wie lange dauert es zu verheilen, wenn du Menschenblut zu dir nimmst?"
    • Dominic machte große Augen.
      "Warte, was?! Wieder von ihm trinken?! Sag bloß!"
      Vincent nickte und Dominic wäre beinahe mit seinem Stuhl nach hinten umgekippt, als er das Gleichgewicht beim Kippeln halb verlor. Dank seiner Reflexe fing er sich aber.
      "Kein Wunder, dass du so mies drauf bist! Du hast keinen ordentlichen Entzug gemacht!"
      Vincent hob die Augenbrauen.
      "Was meinst du damit?"
      "Wie, du weißt das nicht? Du hast das doch schonmal gemacht, als du das erste Mal umgestiegen bist!"
      Vincent schüttelte verhalten den Kopf. Er wusste nicht, wovon Dominic da redete. Hilfesuchend sah er zu Thomas hinüber, als habe der all die Antworten.
      "Okay, wow, dann will ich mal den Lehrmeister spielen: Dein Körper akzeptiert Tierblut nur, wenn er glaubt, ansonsten zu verhungern. Wenn du Menschenblut im Kreislauf hast und dann Tierblut trinkst, ist das fast so wie Silber anfassen. Dein Körper mag das nicht und wehrt sich."
      "Aber ich habe schon seit Nächten kein Menschenblut mehr getrunken und habe trotzdem Probleme."
      "Ja. Weil du das jede Nacht machst und dein Körper nicht registriert, dass du verhungerst. Was du ja auch nicht tust. Aber weil du es deinem Körper nie vorgegaukelt hast, geht er davon aus, dass es was besseres gibt. Gibt es ja auch. Sitzt gleich da."
      Dominic zuckte mit den Schultern.
      "Was glaubst du, warum sich niemand von beidem ernährt? Das geht nicht."
      Diese Information rückte so einiges ins richtige Licht für Vincent. Das erklärte sogar seine Stimmungsschwankungen zum Teil. Sicher, sein Bewegungsfreiraum war eingeschränkt, aber er hatte doch sonst nicht so viele Probleme damit gehabt, einfach auf der faulen Haut zu liegen. Wenn er aber trockenes Brot aß, während er von einem Bankett umgeben war...
      "Dass ich nach zweihundert Jahren noch etwas neues lernen kann..." seufzte er und schüttelte den Kopf.
      "Ich will mich nicht in eure Beziehung einmischen, aber ich bin auf seiner Seite," meinte Dominic und deutete auf Thomas. "Trink von ihm, bis du wieder auf dem Damm bist. Danach kannst du in den Hungerstreik treten und dann sind die kleinen, süßen Häschen nicht mehr sicher vor dir, genauso wie früher."
      "Hasen? Wie ineffizient," argumentierte Vincent, woraufhin Dominic nur mit den Schultern zuckte.
      Vincent seufzte erneut und wandte sich Thomas zu.
      "Es kommt darauf an, wie viel ich trinke. Ein paar Tage. Eine Woche, höchstens."
      "Plus, minus ein paar Tage für deine Augen. Wie gesagt: die brauchen ewig," warf Dominic ein.
      Vincent legte seine Hand auf Thomas' und lächelte ihm aufmunternd zu.
      "Ich danke dir für dein Angebot. Bist du dir sicher, dass du es versuchen willst?"
    • Ordentlicher Entzug? Thomas hing mindestens genauso sehr an Dominics Lippen wie Vincent. Bis vor einigen Monaten hatte er ja noch nicht einmal gewusst, dass Vampire überhaupt Vegetarier sein konnten und jetzt auch noch zu erfahren, dass Menschenblut wie eine bessere Droge war, war absolut faszinierend. Jedes Mal, wenn Dominic wohl kam, gab es etwas Neues zu erfahren.
      Kannst du das gleich noch etwas ausführlicher erläutern, wenn ich etwas zum Schreiben da habe?
      Er wandte sich an Vincent, der ihm die Hand auf seine legte.
      Ich möchte es versuchen, zu meinen Konditionen.
      Die er vor Dominic sicher nicht wiederholen würde. Vincent würde eigenständig aufhören und er würde aufhören, wenn Thomas es verlangte. Außerdem würde er ihn nicht umbringen. Trotz allem war das immer noch ein Punkt, der nicht umgangen werden sollte.
      ... Und nur, solange nur ein Vampir im Haus wandelt. Nichts für ungut, Dominic, aber an Vincent habe ich mich gewöhnt, weil wir uns ein Bett teilen. An dich werde ich mich eher weniger gewöhnen. Draußen sind doch bestimmt ein paar süße Hasen, die du jagen kannst.”
      Er erlaubte sich ein kleines Lächeln, mit dem er den anderen Vampir bedachte. Eigentlich war seine Anwesenheit gar nicht so sehr irritierend, aber diesen Gedanken würde er vielleicht umwerfen, wenn er erst Vampirzähne in seinem Körper stecken hatte.
      Aber lass mich erst aufessen.”

      Sie taten es im Schlafzimmer, weil Thomas sich dort am sichersten fühlte. Eigentlich hatte er an dieses Vorhaben keine weiteren Gedanken verschwendet, aber jetzt, als sie sich fast jungfräulich dort trafen, keimte Nervosität in ihm auf. Es wäre ihm mit einer Waffe sicher besser ergangen, aber dann hätte er sich wiederum Gedanken darum machen müssen, seinen Freund nicht zu verletzen. Letzten Endes war es eben doch keine so leichte Angelegenheit, wie er es sich vorgestellt hatte.
      Ich dachte mir… das Bein wäre vielleicht besser als der Hals. Nicht deswegen”, er erriet Vincents Gedanken schon, bevor sie dem Mann über die Lippen hüpften und strafte ihn dafür mit einem grimmigen Blick, “sondern weil noch niemand versucht hat, mein Bein zu beißen. Ich denke, da bin ich nicht so… empfindlich.
    • Dominic hatte absolut kein Problem damit, das Haus zu verlassen. Er hatte noch keine Gelegenheit gehabt, Simon Hallo zu sagen, also holte er das jetzt einfach nach. Er verputzte nur noch schnell seinen Apfel, dann kletterte er aus dem Fenster und verschwand in der Nacht auf dem Grundstück.
      Kurz darauf zogen sich Thomas und Vincent ins Schlafzimmer zurück. Vincent würde lügen, würde er behaupten, nicht nervös zu sein. Das letzte Mal war in einer Notsituation gewesen, er hatte es von vornherein nur halb mitbekommen und seine Erinnerungen waren schwammig. Aber nicht nur das machte ihn nervös. Auch die Tatsache, dass es dieses Mal keine Umstände gab, die ihn stoppen würden. Dieses Mal musste er es selbst schaffen.
      Offenkundig war er aber nicht der Einzige, der hier mit seiner Nervosität zu kämpfen hatte.
      Vincent ergriff Thomas' Hände, suchte seinen Blick.
      "Willst du dir wirklich die Möglichkeit zum Wegrennen nehmen?" fragte er sanft, schüttelte aber den Kopf.
      Kurz sah er sich um, dann begann er, alle seine Kopfkissen am Kopfende des Bettes zu stapeln, bevor er sich vorsichtig dort anlehnte. Es brannte ein bisschen an seinem Rücken und lange würde er so nicht sitzen wollen, aber es ging. Also bedeutete er Thomas, sich auf seinen Schoß zu setzen. So konnte Thomas die Kontrolle über die Situation behalten.
      "Gib mir deinen Arm."
      Er deutete auf Thomas' nicht dominante Hand - noch so ein Punkt, um dem Mann und seinen Instinkten entgegenzukommen. Vincent hielt Thomas' Hand locker in seiner und deutete auf eine Stelle in seiner Ellenbeuge, gleich über einer der Venen, die verlockend durch die blasse Haut des Mannes schimmerte.
      "Genau da werde ich zubeißen, in Ordnung? Du musst den Muskeln entspannen und den Arm ruhig halten, dann tut es fast gar nicht weh. Weniger als ein Schnitt mit einem Messer alle mal."
      Er legte Thomas eine Hand an die Wange. Er wollte, dass der Mann sah, wie viel ihm dieses Geschenk bedeutete. Vincent würde sein Bestes geben, um dieses Vertrauen nicht zu enttäuschen.
    • Thomas verzog das Gesicht, denn wirklich, Vincent stellte eine berechtigte Frage, aber sie implizierte auch, dass sie eine Alternative wählen mussten. Und so sehr er den anderen Mann gerne auf seinem Körper spürte, würde er etwas anderes davon halten, wenn sich dabei Zähne in seinen Hals gruben. Da war das Bein noch die sichere Variante.
      "Ist schon in Ordnung", versicherte er, aber da hatte Vincent schon andere Pläne. Zögernd beobachtete er, wie der andere sich umsah und dann begann, Kissen am Kopfende des Bettes aufzustapeln. Ein irrsinniger Gedanke durchfuhr ihn, während er Vincent so betrachtete: War der Mann etwa nervös? Vincent und nervös? Sowas gab es nicht. Sowas konnte es nicht geben, es war bei Vincent sicher rein anatomisch schon gar nicht möglich.
      Er winkte ihn zu sich und Thomas kam, um langsam Platz auf seinem Schoß zu finden. Er runzelte die Stirn, überreichte Vincent seine Hand und krempelte dann den Ärmel bis zum Oberarm hoch. Obwohl der Raum warm war, wurde sein nackter Arm schnell kalt.
      Wortlos nickte er. Eigentlich sollte ihm bewusst sein, wie viel mehr Kontrolle er durch seine erhöhte Position hatte und dadurch, dass er Vincent so niederdrücken und sich von ihm entfernen konnte, aber die Nervosität war trotzdem noch da. Vielleicht lag es daran, dass er dem Mann freiwillig seinen entblößten Arm hinhielt.
      "... Mach es langsam. Ich will alles sehen können."
      Er schluckte, dann zwang er Entspannung in seinen Arm, der einzige Teil seines Körpers, der einigermaßen lockerließ. Sein Herz schlug spürbar in seiner Brust.
    • Vincent nickte, dann fiel sein Blick zurück auf Thomas Arm. Sie zogen das hier jetzt wirklich durch, hm?
      Auch er nahm einen tiefen Atemzug, ließ sich Thomas' angenehmen Duft erfüllen. Er konnte spüren, wie sich das Monster an die Oberfläche kämpfte, aber er hielt es an der Leine. Dennoch: seine Augen verfärbten sich sicherlich schon, genauso wie sich seine Zähne verlängerten. Dennoch hob er den Blick ein letztes Mal zu Thomas, um sicherzugehen, dass er das hier wirklich wollte.
      Er hob Thomas' Arm an seine Lippen, küsste die warme Haut sanft. Als Thomas sich nicht zurückzog, öffnete er den Mund und versenkte seine Zähne langsam in dessen Arm.
      Allein das Gefühl des Zubeißens sandte einen wohligen Schauer durch Vincents gesamten Körper. Kur darauf schmeckte er den ersten Tropfen von Thomas' Blut auf seiner Zunge, was ihm ein tiefes Stöhnen entlockte. Der Mann schmeckte so gut! Sein Griff um Thomas' Handgelenk verstärkte sich ein wenig, aber irgendwie schaffte es Vincent, keinen Schraubstock daraus zu machen. Als er den ersten wirklichen Zug von Thomas' Blut nahm, als ihn das Blut von innen heraus zu wärmen begann, seinen Körper belebte, packte er Thomas am Oberschenkel - nicht auf eine Art, die ihm die Fluchtmöglichkeiten nahm, aber doch so, dass seine Gier nach dem Mann deutlich wurde.
      Der zweite Zug ließ ihn erneut aufstöhnen. Die Hitze war nun überall und zum ersten Mal in sehr langer Zeit war da keine Kälte mehr in seinen Adern. Sein Herz schlug ein bisschen schneller, und dann noch ein bisschen, bis Vincent einen beinahe normalen Puls hatte.
      Mit dem dritten Zug kam Thomas, seine Angst, seine Liebe. Er spürte Thomas' Herzschlag in seinen eigenen Adern widerhallen. Er spürte Thomas Freude darüber, hier zu sein, seine Trauer über sein altes Leben. Er spürte alles.
      Beim vierten Zug wollte sich Vincent auch den Rest des Mannes einverleiben. Er wollte ihn von sich werfen, sich auf ihn stürzen und sich alles nehmen, was er wollte. Er wollte Thomas bis zu den Spitzen seiner Haare.
      Nach dem fünften Zug knurrte Vincent. Oder vielmehr das Monster, denn es wusste, was jetzt kam. Doch Vincent riss an der Leine, drängte das Monster zurück. Schließlich zwang er sich, seine Lippen vorsichtig von Thomas' Arm zu nehmen und den Kopf gegen die hölzerne Lehne zu lehnen. Thomas' Blut schimmerte noch auf seinen langen, spitzen Zähnen. Vincent leckte die Reste weg, bevor er seinen Daumen an einen Zahn führte und hineinstach. Er hielt seinen blutenden Daumen über die beiden Einstichstellen, dann hielt er jedoch inne.
      "Soll ich sie heilen?" fragte er, seine Stimme rau und tief.
      Woher er die Selbstkontrolle nahm, wusste er selbst nicht. In seinen neuerlich geschärften Sinnen leuchtete Thomas. Seine Augen ließen ihn zwar immer noch alles nur verschwommen sehen, aber das war egal. Er konnte Thomas sehen. Er war ein Leuchtfeuer für seine Instinkte.
    • Es begann mit dem bereits bekannten Erhellen von Vincents Augen. Es ging weiter über seine spitzen, länger werdenden Zähne, die in Thomas eine ganz primitive Furcht auslösten und sein rasendes Herz weiter anspornten. Er war seinem Freund vermutlich während der Verwandlung noch nie so nahe gewesen. Vincent sah zu ihm herauf und Thomas schluckte den aufkeimenden Drang zum Kämpfen herunter. Es war noch immer sein Freund, es war noch immer Vincent. Er sah auf ihn herab und nickte knapp.
      Wie immer bewies der Vampir, dass er vollkommener Herr über die Lage war. Mit größter Vorsicht küsste er Thomas’ Arm, dann öffnete er die Lippen. Er setzte die scharfen Zähne an. Thomas sah hin, während sie ihm ins Fleisch drückten.
      Es hätte eigentlich wirklich nicht geschmerzt, aber Thomas wurde von einer solchen Welle plötzlichen Entsetzens ergriffen, dass sein ganzer Körper sich versteifte. Was tat er hier schließlich überhaupt? Was tat er hier? Er ließ höchst freiwillig einen Vampir seine Zähne in seinen Arm graben! Was war nur in ihn gefahren?
      Sein Herz machte einen Satz, seine Muskeln verhärteten sich, als sie sich gegen den Vampir zu versperren versuchten. Es tat weh. Er zischte leise und versuchte, sich zu beherrschen. Atmen, immer atmen, das war Vincent und kein Vampir, er würde ihn nicht umbringen, atmen gottverdammt. Sein eigener Herzschlag dröhnte ihm in den Ohren.
      Er war ganz im Begriff dazu, tatsächlich noch abzubrechen, den Vampir von sich zu drücken und das nächstbeste Silber zu ergreifen, da stöhnte Vincent. Es war ein tiefes, ungehemmtes Geräusch, das ihm da aus seiner Kehle drang und an Thomas’ Arm vibrierte, ganz anders als sein sonstiges Stöhnen. Anders aber nicht schlechter. Eine Gänsehaut breitete sich über seinem Rücken aus, als er durch die aufkeimende Panik hindurch auf seinen Freund hinab sah.
      Vincent hatte die Augen leicht zusammengekniffen, die vertrauten, schmalen Lippen an Thomas' Haut gepresst, seine Finger um sein Handgelenk geschlossen. Er saugte und es kribbelte leicht, wo das Blut aus Thomas' Venen floss und über die Lippen des anderen strich. Wieder stöhnte er und seine Hand flog zu Thomas' Oberschenkel, der davon aufschreckte, sich aber von dem Anblick nicht losreißen konnte. Er konnte nicht wegsehen. Vincent stöhnte, wenn er sein Blut kostete, und Thomas war gefangen davon. Dieses Geräusch stellte etwas mit ihm an, so wie alles, was Vincent tat, einen Einfluss auf ihn hatte, sein Blick, sein Stöhnen, die Bewegungen seiner Muskeln. Er war wie hypnotisiert. Sein Unterleib regte sich interessiert, dabei war das falsch, gänzlich und vollkommen falsch.
      Vincent saugte zum vierten Mal und jetzt spürte er langsam ein eintretendes Frösteln, eine ganz ferne Benommenheit. Beim fünften Mal konnte er sein Herz in der Brust schlagen spüren und er fühlte sich eine Spur neben sich, aber da ließ Vincent bereits von ihm ab und lehnte sich zurück. Seine Augen waren noch immer hell, die vollen Länge der Zähne präsentierte sich ihm, hellrotes Blut färbte seinen Mund und seine Lippen. Eine genauso rote Zunge schoss heraus und leckte auch den letzten Rest ab. Mit rasendem Herzen sah Thomas dabei zu.
      Vincents Stimme, als er das Wort erhob, war rau und tief und Jesus Christus im Himmel. Diese Stimme sandte ihm ein Prickeln über den gesamten Rücken. Sicher kam das von Blutverlust und dem sündhaften Stöhnen, das er zuvor schon gehört hatte, aber Thomas war sich mit einem Schlag seiner Position bewusst, diesem Mann unter sich, seiner Hüfte gegen ihn, der lange Oberkörper vor ihm ausgestreckt, das markante Gesicht, das zu ihm empor sah, der Ansatz des schlanken, kräftigen Halses darunter. Der Mund mit den raubtierartigen Zähnen. Wortlos konnte er nur nicken, dem Strudel unzusammenhängender Gedanken erlegen. Er wollte ihn küssen. Er wollte diesen spitzen, gefährlichen, blutigen Mund küssen und
      das war nicht richtig. Das war vollkommen und gänzlich nicht richtig. So sollte es nicht sein, niemals. Das war falsch - was tat er hier?
      "Ich..."
      Mit offenem Mund starrte er den Vampir an. Dann, mit einem Schlag war der Schalter umgelegt und er war den Zähnen zu nahe, viel zu nahe, die Augen starrten ihn mit einer Eindringlichkeit an, die nur schlechtes bedeuteten, er musste Sicherheitsabstand zwischen sich bringen, fünf Meter, warum fünf Meter, damit er genug Zeit zum Reagieren hatte. Rückwärts wich er von Vincents Schoß, kam auf die Beine und musste feststellen, dass sein Puls zu schnell für weniger Blut war; ihm schwindelte leicht. Umso schneller strebte er im Rückwärtsgang die Tür an, seinen Fluchtweg, den Blick nicht ein Mal von Vincent abwendend.
      "Ich bin gleich wieder da."
      Er riss sie auf, flüchtete nach draußen, warf sie hinter sich zu und flog von dort die Treppe herab. Er sah noch immer Vincents Vampir-Gesicht vor sich, aber jetzt stellte sich ein Teil von ihm vor, wie es wäre, diese köstlichen Lippen einzunehmen und ein anderer Teil sagte ihm, dass es eine dumme, ganz, ganz dumme Idee gewesen war, diese Zähne auch nur in die Nähe seines Armes zu lassen. Er wusste nicht, was er denken sollte, er wusste aber, dass es hier durchaus noch einen Vampir gab - einen richtigen Vampir. Einen, den er ganz sicher nicht küssen wollte, dessen Natur nur auf einen Teil von ihm ansprechen musste. Hoffentlich. Und auf den lief er geradewegs zu, als er nach draußen flüchtete.
      "Dominic!"
      Er fand ihn mit Simon und beide drehten sich zu dem abgehetzten Jäger um.
      "Lass deine Zähne für mich ausfahren - ich bitte dich! Nur ein einziges Mal!"
    • Nach Thomas' Bestätigung strich Vincent vorsichtig mit seinem blutenden Daumen über die beiden kleinen Löcher in Thomas Arm. Ein paar Sekunden später waren sie schon vollständig verheilt, genauso wie Vincents Daumen.
      Er spürte das Aufwallen von Thomas' Lust in seinen eigenen Adern, wo es sich mit der seinen vermischte. Eine äußerst Potente Mischung, wäre da nicht die Verwirrung und die Angst gewesen. Das allein reichte, um Vincents Jagdtrieb zu unterdrücken, als Thomas aufsprang, als hätte er sich verbrannt. Dass allein reichte, um ihn dazu zu bringen, einfach sitzen zu bleiben, als der Mann hinter sich die Tür zuschlug. Das allein ließ ihn wissen, dass das hier keine Ablehnung war, die Thomas ihm da zeigte.

      Dominic hatte Simon gerade spielerisch in einem Schwitzkasten gehalten, als er hörte, wie Thomas auf sie beide zupreschte. Er ließ Simon los und drehte sich um. Hatte der Mann nicht Vinny ranlassen wollen? Hatte er auch, so blass wie der Doktor war. Hm.
      Dominic legte den Kopf etwas schief, leistete der Bitte aber Folge.
      "Okay," meinte er nur und gleich darauf verloren seine Augen sämtliche Farbe.
      Er öffnete seinen Mund als sei er beim Zahnarzt und präsentierte damit ein Paar hübsche, lange und spitze Eckzähne, bereit sich in den nächstbesten Vampir zu schlagen.
      "Woah," kam es von Simon, der das noch aus der Nähe gesehen hatte.
      Der Junge streckte sogar einen Finger nach einem der Zähne aus, aber Dominic schlug seine Hand weg.
      "Grabsch mir nicht in den Mund," machte er. "Ich beiße."
      Simon kicherte. Doch Dominic vertraute der Situation nicht besonders und behielt den guten Doktor im Auge.
    • Thomas starrte. Schneller als bei Vincent wechselte bei Dominic die Farbe, aber es wurde bei ihm zu demselben Weiß. Seine Zähne stachen aus seinem Mund hervor, aber es waren dieselben Zähne, zumindest an derselben Stelle und mit dem gleichen Schwung in ihrem Verlauf. Und Thomas -
      Thomas sah ihn an und dachte mit Schreck, dass Simon viel zu nahe war. Er dachte auch mit noch größerem Schreck, dass er kein Silber bei sich hatte und dann dachte er, mit einer kühlen Gefasstheit, dass er sich auch mit bloßen Händen um den Vampir kümmern konnte, solange bis sich Simon in Sicherheit gebracht hätte. Er dachte daran, dass sie noch etwa sieben Meter voneinander trennte, und das war genug Abstand, auch wenn er ihn verringern müssen würde, um von Simon abzulenken. Er dachte daran, dass er ihn zum Bedienstetenhaus locken konnte, wo der Vampir nicht hereinkam, wo er aber sicher Silber finden würde.
      Er dachte ganz in der Art, wie er jeder Jagd begegnete. Das hier war normal, das hier war richtig, er dachte nicht daran, Dominic etwa zu küssen oder ihn freiwillig beißen zu lassen. Freiwillig! Ihm auch noch den Arm hinzustrecken, ohne jegliche Waffe! Dabei hätte er ihm so einfach einen Dolch direkt durchs Kinn jagen können!
      Aber es war Vincent!
      Thomas raufte sich mit den Händen durch die wirren Haare. Sein Herzschlag hatte sich noch immer nicht beruhigt und langsam wurde ihm wirklich schwindelig davon. Auch das war völlig närrisch - er war hier mit einem Vampir, wie kam er darauf, mit Blutverlust anzutreten! Wo war sein Messer!!
      "Ich glaube, ich verliere den Verstand. Ich werde... ich kann das nicht. Das ist so falsch alles. Was mache ich hier nur?!"
    • Jetzt begriff Dominic, woher hier der Wind wehte.
      "Simon?"
      "Hm?"
      "Gib ihm dein Messer."
      "Was? Warum?"
      "Gib es ihm einfach."
      Simon grummelte leise, ging aber zu Thomas und gab ihm sein Messer, das er in seinem Stiefel versteckt hatte. Es war das Messer aus Silber, das der Doc ihm vor nicht allzu langer Zeit geschenkt hatte.
      "Aber das krieg ich wieder," verlangte er, als er es Thomas einfach in die Hand drückte.
      "Tief durchatmen, Thomas," meinte Dominic und setzte sich ins Gras, spielte ein bisschen mit den Halmen.
      Er ließ seine vampirische Natur sichtbar, versteckte sich nicht vor den Augen des Jägers. Er hatte eine ähnliche Glaubenskrise vor hunderten von Jahren selbst erlebt. Er wusste, Thomas würde sich fangen. Der Mann brauchte bloß einen Moment.
      "Dein Herz schlägt zu laut," belehrte Dominic ihn. "Deine Atmung zu schnell. So findet dich jeder Vampir, wenn du dich nicht gleich beruhigst."
      Alte Jägerweisheiten, die jedem Rekruten eingebläut wurden, bis sie eine zweite Natur wurden.
    • Thomas wusste selbst nicht, was das sollte, aber in dem Moment, in dem seine Finger sich um den vertrauten Messergriff schlossen, sah die Welt gleich wesentlich anders aus. Er packte das Messer wie die Waffe, zu der es geschaffen worden war, und drehte es in seiner Hand. Es war gut ausbalanciert und hatte eine schlanke Klinge, nichts, um grobe Schnitte zu verteilen, sondern präzise angesetzte Stiche. Es gab keinen Fleck am Messer, an dem kein pures Silber geklebt hätte.
      Der Vampir vor sich setzte sich ins Gras. Thomas war dazu geneigt, eine Hinterlist in dem Verhalten zu suchen, aber alles, was er erkennen konnte, war, dass er jetzt eine Bewegung mehr bräuchte, um überhaupt erst auf die Beine zu kommen. Das war gut. Es war auch gut, dass Simon sich jetzt entfernt hatte.
      Bewusst versuchte er seinen Worten zu gehorchen und atmete die kalte Nachtluft ein. Sie drang gleich in sein Gehirn, verdichtete für einen Moment das Knistern, das in seinem Blickfeld schwebte und seinen schwummrigen Kopf verstärkte. Der Arzt erkannte gleich, dass er sich beruhigen musste, bevor sein Kreislauf überkippte, aber es war Dominics Warnung, die ihm erst auf die Sprünge half. Richtig, sein Herzschlag. Für einen Augenblick fühlte er sich in das ehemalige Wohnzimmer in Cambridge zurückversetzt, in dem sein Großvater ihm sehr klare Anweisungen gegeben hatte, wie er seinen Herzschlag regulieren konnte. Einatmen, ausatmen. Selbst hinhören, höre auf den Puls. Zähl mit und dann zähl langsamer. Langsamer. Einatmen, ausatmen. Er regulierte seinen Herzschlag unter dem scharfen Blick des Vampirs, bis er langsam und leise war, bis sein Herz ihm nicht mehr gegen die Brust hämmerte und in seinen Ohren dröhnte. Sein Gesicht war eine Maske, sein Herz frei von jeglichen Gefühlsregungen. Er stand nicht richtig, auch das fiel ihm jetzt erst auf, er könnte leicht nach hinten geworfen werden. Er richtete sich seitlicher aus, beugte die Knie leicht, wandte die Messerspitze nach vorne, nahm Haltung an. Das war gut so, das war richtig. Der Jäger analysierte seine Beute, die noch immer am Boden saß. Er hatte nur ein Messer, aber es war ein richtiges Messer. Er hatte es schon mit einem Buttermesser geschafft.
      "Können wir? Bitte."
    • Dominic grinste, dann nickte er. langsam stand er auf, streckte sich, rollte seine Schultern.
      "Aufgepasst, Simon. Du siehst gleich einen Jäger bei der Arbeit."
      Und dann ließ Dominic seine fröhliche Art fallen. Auch er war jetzt auf der Jagd, auch wenn er nicht vor hatte, Thomas irgendwas zu tun. Er betrachtete das ganze eher als Übungskampf, aber selbst die wurden bei Jägern ziemlich ernst genommen. Sicher, sein Training war in der Vergangenheit um einiges blutiger gewesen, als es die heutigen Lehren waren, aber er konnte sich anpassen.
      Er hüpfte ein bisschen von einem Fuß auf den anderen, ähnlich wie ein geübter Boxer. Dann verschwand er.
      Dank seiner besseren Ernährung und seines höheren Alters war Dominic weitaus schneller als Vincent. Stärker war er auch, aber das spielte gerade keine Rolle.
      "Boo," sagte er, als er zu Thomas' Rechten auftauchte, nur wenige Zentimeter von ihm entfernt, nur für den Bruchteil einer Sekunde.
      Er war schon wieder verschwunden, bevor seine Stimme gänzlich verhallte.
      "Du bist nicht in der Verfassung zu jagen, Thomas," schalte er ihn solide zwanzig Sekunden später von links.
      Wieder blieb Dominic nicht lange genug stehen, um sich erwischen zu lassen.
      Er tauchte hinter Thomas auf, schnickte ihm spielerisch gegen das Ohr, verschwand wieder. Und dann tauchte er direkt vor ihm auf, die Spitze des Silbermessers saß sogar schon auf seiner Brust. Seine Augen waren wieder die eines Menschen, seine Zähne ebenso.
      "Du bist Thomas Van Helsing. Du bist Arzt. Du bist Jäger. Du bist der Liebhaber eines Vampirs," sagte er ernst, seine Stimme eindringlich. "Du musst einen Weg finden, das alles gleichzeitig zu sein."
      Dominic legte die Hand um Thomas' verstärkte den Druck, den der Mann mit seiner Klinge ausübte.
      "Du musst nicht das eine oder das andere sein, Thomas. Du kannst beides sein. Du hast es schon einmal geschafft, Gegensätze in dir zu vereinbaren. Du kannst es noch einmal tun."
    • Dominic verschwand und Thomas war sofort in höchster Konzentration. Schon seit Vincent es ihm einmal beigebracht hatte, machte er sich längst nicht mehr die Mühe, den Vampir mit den Augen verfolgen zu wollen und achtete stattdessen auf sämtliche andere Sinne. Natürlich hörte er nichts, während der andere sich bewegte. Natürlich kam nicht einmal ein Windhauch, als er plötzlich neben ihm war, aber Thomas' Reflexe waren trotzdem in Höchstform - zumindest, wenn er sich nicht gerade aussaugen gelassen hätte. Jetzt schwächelten sie und als das Messer Dominic durchbohrte, war der schon seit einem Herzschlag wieder vollständig verschwunden. Thomas richtete sich erneut aus, angespannt. Diesmal war es Dominics Stimme, die ihn zuerst herumwirbeln ließ.
      "Ich weiß das."
      Natürlich wusste er es, er merkte doch selbst, wie langsam er war, wie wenig er trotz höchster Konzentration mitkam. Auf einer richtigen Jagd wäre er längst tot, auch wenn er sich erhoffte, ihm wenigstens noch einen Schnitt hinzufügen zu können.
      Zwei Mal noch wirbelte er ihm nach, dann war Dominic standhaft genug, dass das Messer ihn hätte durchbohren können. Selbstverständlich hatte Thomas nicht die Absicht dazu, aber als der andere ihm entgegen hielt, übte er ein wenig mehr Druck aus als nötig. Und noch ein bisschen mehr. Der Vampir hielt mit Leichtigkeit dagegen, da konnte er genauso gut ein bisschen Kraft reinstecken, um all die überschüssige Energie loszuwerden.
      Das Vampirgesicht war verschwunden. Auch der Jäger schwand ein bisschen.
      "Du verstehst nicht."
      Eigentlich glaubte er, dass Dominic sehr wohl verstand - Thomas war derjenige, der nicht verstand.
      "Ich bin Vincents Liebhaber, nicht der eines Vampirs. Ich dürfte ihn nicht lieben, wenn er so aussieht, es ist nicht natürlich. Was ist, wenn ich einen Vampir jage und ihn nicht umbringen kann, weil ich nicht unterscheide? Es ist mir schon einmal passiert, ich bin fast gestorben."
      Er entriss sein Handgelenk aus Dominics Griff und provozierte ein Handgemenge, das er in der Weise niemals gewonnen hätte. Er musste sich auch gar nicht zurückhalten, denn der Vampir hielt in mühelos in Schach.
      "Ich schule meinen Instinkt, weil es das einzige ist, was annähernd schnell genug ist. Wenn ich ihn jetzt verwirre, weil ich einen Vampir küsse", Dominic fing das Messer ab, das auf seine Schulter gezielt war, sah aber auch leider den Schlag kommen, den Thomas damit zu verdecken versucht hatte, "wird es mich umbringen. Ich darf das nicht. Das ist nicht richtig."