In his Thrall [Codren feat. Pumi]

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    • Die Ruhe in diesem gigantischen Haus war um einiges angenehmer jetzt, wo Vincent sie mit Thomas teilen konnte.
      Er sah auf, als Thomas seinen Namen brummte.
      "Ja?"
      Mit einem überraschten Laut klammerte sich Vincent an den anderen Mann, als dieser ohne Ankündigung Beschloss, ihrer beider Position urplötzlich zu verändern. Kaum lag er unter Thomas, musste er ein bisschen lachen.
      Er schob eine Hand in Thomas' Haare, mit der anderen hob er dessen Kinn an, damit er ihn mit diesen sanften Augen ansah.
      "Erschreck mich doch nicht so," tadelte Vincent mit einem Lächeln im Gesicht, bevor er ihn wieder zu sich zog und liebevoll küsste.
      "Verrate mir, was in deinem hübschen Köpfchen vor sich geht," raunte Vincent, während er mit seinen Fingern durch Thomas' Haare kämmte.
    • Vincents Lachen war wie Musik in Thomas' Ohren, ein beinahe vergessener Laut, der schlagartig seine Stimmung anhob. Er schmunzelte in sich hinein, während er die feinen Grübchen betrachtete, die sich auf dem Gesicht des anderen bildeten - als würde die Sonne aufgehen und Licht in den dämmrigen Salon bringen. Thomas' Herz beschloss, einen weiteren Freudensprung zu machen.
      Er lehnte sich in den Kuss hinein, genoss die Art und Weise, wie Vincent ihn leitete. Er genoss alles.
      "Mhh. Weißt du das nicht? Ich dachte immer, du kannst Gedanken lesen."
      Er antwortete nicht sofort, nicht ehe er Vincents gekräuselte Oberlippe geküsst hatte, die Grübchen an seiner Wange, seinen Kiefer. Als er seine Antwort schließlich lieferte, sah er nicht auf, sondern sprach stattdessen gegen seinen Hals.
      "Ich denke daran, dass ich dich vermisst habe, dass wir uns einen Monat lang nicht gesehen haben. Einen langen Monat."
      Er knabberte sanft an seiner Haut, bevor er sie wieder mit Küssen bedeckte.
      "Dass du mir gefehlt hast. Unglaublich gefehlt hast sogar. Ich habe sogar von dir geträumt."
      Da sah er doch kurz auf und präsentierte Vincent eine skeptisch hochgezogene Augenbraue.
      "Du wolltest mir griechisch beibringen und ich wollte dir erklären, dass ich keine Zeit dafür habe, alle Fachbegriffe neu zu lernen. Ich glaube im Nachhinein, dass du es mir nicht beibringen wolltest, damit ich in Griechenland eine Praxis eröffnen kann, auch wenn ich das nicht nachvollziehen kann."
      Es folgte ein Kuss auf Vincents Lippen, dann zog er seine Spur auf der anderen Seite seines Halses wieder hinab.
      "Ich denke daran, dass ich der glücklichste Mann der Welt sein muss, dass ich einen so hübschen, attraktiven Mann wie dich küssen darf. Ganz zu schweigen von ganz anderen Sachen."
      Er erreichte seinen Kragen und küsste die freie Stelle seiner Haut.
      "Dass ich lieber bei dir bin als überall anders. Dass ich dich nie wieder loslassen will, wenn ich dich einmal berühre. Dass ich bei dir so glücklich bin wie noch nie."
      Er richtete sich wieder auf und blickte für einen Moment in das glitzernde Blau Vincents Augen hinab, während seine Miene etwas ernster wurde.
      "Ich glaube, ich habe mich noch nie mit einem Menschen so verbunden gefühlt, wie mit dir. Auch wenn wir uns noch nicht so lange kennen - wenn wir uns noch nicht so gut kennen, wie wir vielleicht sollten."
      Er beugte sich wieder hinab, küsste Vincent sanft, spürte seine eigene Nervosität wieder steigen. War jetzt ein guter Zeitpunkt? Vielleicht nicht - aber wann würde einer sein? Würde es sowas überhaupt geben?
      "..... Es gibt vielleicht etwas, dass du noch nicht von mir weißt."
    • "Ich kann doch keine Gedanken lesen. Aber dich. Wie ein offenes Buch. Aber ich fürchte, ich bin gerade ein bisschen abgelenkt und kann mich einfach nicht auf die Worte konzentrieren," lächelte Vincent.
      Er lehnte seinen Kopf ein wenig zur Seite, um Thomas mehr Raum zu geben. Wer hätte gedacht, dass der gute Doktor so anhänglich wurde, wenn man ihn eine Weile sich selbst überließ. Vincent würde lügen, behauptete er, er genoss diese kleine Darstellung von Thomas' Sehnsucht nicht in vollen Zügen. Er selbst hatte sich ja auch nach dem anderen gesehnt. Lauter dumme Romanzen hatte er gelesen, nur um den Juckreiz in seiner Seele irgendwie bekämpfen zu können - besser wurde es dadurch natürlich nicht.
      "Griechisch? Die Sprache spreche ich gar nicht," kommentierte Vincent, bevor er in einen weiteren Kuss verwickelt wurde.
      Vincent nahm sich eine Ewigkeit, um sich die Züge von Thomas noch einmal einzuprägen. Die kaum erkennbaren, aber doch vorhandenen Lachfältchen um seine Augen. Die Furche gleich neben seiner linken Augenbraue, die immer dann hervortrat, wenn er angestrengt nachdachte - oder sich sorgte. Die kaum sichtbare Narbe an seinem Haaransatz, die von einer Verletzung stammte, an die sich Thomas wahrscheinlich gar nicht mehr erinnern konnte. Vincent sah all die kleinen Unvollkommenheiten, die niemand sonst überhaupt wahrnehmen konnte, und doch konnte er nichts als Perfektion erkennen.
      Er strich mit seinem Zeigefinger sanft über Thomas' Kiefer.
      "Wie kommt es, dass die Poesie deines Herzens der meinen so ähnlich ist?" fragte er leise, bevor er sich in den nächsten Kuss lehnte.
      Er spürte, wie Thomas' Herz schneller schlug, er konnte die Nervosität riechen, fühlen wie sie anwuchs.
      "Es gibt eine Menge an Dingen, die ich noch nicht über dich weiß, Thomas. Genauso wie es eine Menge an Dingen gibt, die du nicht über mich weißt. Ich für meinen Teil bin sehr lernfreudig, aber es gibt einen Unterschied zwischen Büchern und Personen. Dich kann ich nur lesen, wenn du mich lässt."
      Vincents Daumen folgte der sanften Kurve von Thomas' Wange, gleich unter dessen Auge. Er verfolgte seine eigene Bewegung mit den Augen, nur um sich nicht schon wieder in der Sanftheit von Thomas' zu verlieren.
      "Du kannst mir alles erzählen," flüsterte Vincent. "Immer."
    • Thomas richtete sich ein Stück auf und verharrte einige Zentimeter über Vincent, das Gewicht auf die Ellbogen neben seinem Kopf gestützt. Er genoss die Berührung des Mannes, auch wenn sie nicht genug war, um seine stetig weiter anspannenden Nerven zu beruhigen. Viel mehr genoss er die Aussicht, Vincents Locken, die sich unordentlich auf dem Sofa verteilten, die Zärtlichkeit in seiner Miene und seiner Stimme, das feine Glitzern in seinen Augen. Er konnte ihm alles erzählen, Thomas glaubte diesen Worten ohne jegliche Skepsis, sog sie in sich auf, ohne zu hinterfragen. Er wollte ihm alles erzählen, Herrgott, und wie er das wollte, er wollte, dass Vincent ihn aufschlagen und lesen konnte, ohne dabei eine Zeile zu verpassen. Er hätte sich nichts besseres vorstellen können, als Vincent an seinem gesamten Leben teilhaben zu lassen.
      Aber gleichzeitig wurde er sich auch des Risikos bewusst, das wirklich damit einherging, weshalb er nicht schon vorher mit der Sprache herausgerückt hatte. Er würde Vincent sein Herz auf offener Hand präsentieren und er wusste, dass er es zerstören würde, wenn er ihn ablehnte - ob bewusst oder nicht. Es würde in tausend Einzelteile zerspringen und Thomas war sich wirklich nicht sicher darüber, ob er es jemals wieder zusammenflicken könnte. Nicht, nachdem es von Vincent käme.
      Nervös beugte er sich wieder hinab und suchte in Vincents sanften Lippen nach Sicherheit. Der Kuss war kurz und sorgte nur dafür, dass er sein Geständnis ein wenig hinauszögerte.
      "... Erinnerst du dich an den Vampir, den wir getroffen haben, in Cambridge? Charles?"
      Wenn sie nicht unbedingt aufeinander gelegen hätten, hätte er spätestens jetzt damit angefangen, imaginäre Falten in seinem Anzug zu bügeln. Stattdessen musste er sich damit zufriedengeben, einen Finger in eine von Vincents Strähnen zu drehen und zu beobachten, wie dessen Haar über seine Haut glitt.
      "Ich gehe in meiner Freizeit einer Beschäftigung nach, die sich mit Vampirismus befasst."
      Er kam sich schon fast vor wie ein Kleinkind, das Süßigkeiten gestohlen hatte und jetzt versuchte, die Wahrheit hinter anderen Wahrheiten zu verbergen.
      "Ich befasse mich damit, wie sie… unschädlich gemacht werden können."
      War das jemals so schwierig gewesen? Nein, ganz sicher nicht. Aber Thomas war auch noch nie so abhängig von jemandes Meinung gewesen.
      "Deswegen bin ich damals ein wenig später gekommen. Charles weilt nicht mehr unter uns."
      Sein Blick zuckte über Vincents Gesicht auf der Suche nach einer sicherlich unvermeidlichen Regung. Vincent war schlau genug zu verstehen, was er meinte, aber er könnte im Zweifel auch noch irgendwie zurückrudern - behaupten, Charles hätte das Land verlassen oder etwas in der Art. Ob Vincent ihm das glaubte, war eine andere Sache, aber das wäre erst sein Problem, wenn es auch soweit kam.
      "Ich mache das schon eine ganze Weile. Was… denkst du darüber?"
    • Vincent hätte den überraschten, unwissenden Buchliebhaber darstellen sollen. Er hätte Thomas verwundert ansehen, ihn und seine Aussagen hinterfragen sollen. Vielleicht sollte er sogar mit Anschuldigungen und Ethik-Fragen um sich werfen. Aber das konnte er nicht. Er hatte Thomas schon so viel vorgespielt, gerade was dessen Erbe anging, aber in diesem Augenblick konnte Vincent seine wahren Gefühle einfach nicht verbergen.
      Vincent schob seine Hand über Thomas' Wange in dessen Haare, hielt den Blick des Doktors mit seinem eigenen fest.
      "Ich könnte jetzt eine ganze Reihe an schlechten Witzen machen, aber die werde ich mir allesamt verkneifen," sagte er. "Denn wenn jemand sein Innerstes öffnet, macht man keine Witze darüber. Ich danke dir dafür, dass du mich an dir teilhaben lässt."
      Er hob den Kopf, stahl sich einen kurzen Kuss. Mit dem Daumen streichelte er Thomas beruhigend über die Wange, auch wenn das wahrscheinlich nur wenig dazu beitrug, dessen Nervosität zu lindern.
      "Du fragst mich, was ich darüber denke. Eine wirkliche Antwort kann ich dir nicht geben, nach nur einer Minute. Aber ich kann dir sagen, was mein aller erster Gedanke war, als ich erfuhr, dass Vampire existieren: Dass der Mensch nicht ganz oben in der Nahrungskette steht. Und so wie der kleine Vogel den Wurm fängt, nur um dann von einem größeren Vogel gefressen zu werden, jagst du den Jäger. Die Menschheit hat sich schon immer gegen Fressfeinde gewehrt und nur, weil wir uns gegen alle vierbeinigen Vertreter behauptet haben, heißt das nicht, dass es keine Jäger gibt. Das ist es, was du mir gerade gesagt hast. Dass du die Menschheit gegen einen Fressfeind verteidigst. Gegen ein Raubtier, dessen Hauptnahrungsmittel nun einmal Menschen sind. Du jagst Raubtiere hier, in England, während reiche Schnösel einen Haufen Geld ausgeben, um welche in Afrika zu erlegen. Ich sehe da keinen Unterschied. Solange das dein Grund ist und nicht irgendeine verdrehte Entschuldigung für Mordlust."
      Vincent stoppte, zwang sich dazu, doch ein wenig überrascht zu wirken, als wäre ihm gerade etwas eingefallen.
      "Das ist es, was Stephen zu seiner Tat bewegt hat, oder? Er dachte, ich sei ein Vampir."
      Vincent lachte, schüttelte den Kopf. Dann lächelte er Thomas an.
      "Ich kann dir versichern, dass ich kein menschliches Blut trinke. Dass ich nicht des nachts durch die Straßen von Städten und Dörfern schleiche auf der Suche nach Beute. Dass ich mich nicht nach deinen Venen verzehre, sondern nach dir, Thomas. Nur nach dir."
      Er zog den Mann zu sich herunter, küsste ihn erneut, länger diesmal.
      "Ich danke dir dafür, dass du mir an jenem Abend das Schicksal als Abendessen erspart hast," flüsterte er an Thomas Lippen. "Wie könnte ich dich dafür verurteilen, dass du mich gerettet hast?"
    • Im Nachhinein betrachtet wusste Thomas nicht, was ihn mehr geschmerzt hätte: Wenn Vincent sich über ihn lustig gemacht hätte, wenn er ihn einen Mörder bezeichnet hätte, wenn er zweifelnd infrage gestellt hätte, wie Thomas an "eine solche Legende" glauben konnte. Er kam darauf, dass ihm am meisten vermutlich Stille wehgetan hätte, in der alles lag, was Vincent nicht gewillt war zu vokalisieren. Sein vorwurfsvoller Blick hätte wehgetan oder ein Zucken seines Mundwinkels, dicht gefolgt von einer Unschuldsmiene, weil er überspielen wollte, seine Mimik für einen Herzschlag lang nicht unter Kontrolle gehabt zu haben. Es wäre alles gewesen, was eine imaginäre Grenze überschritt, die vielleicht von Höflichkeit oder Mitgefühl gebildet wurde.
      Aber auf der Suche nach einer solchen Regung, fand Thomas nichts als einen Ausdruck in seinen blauen Augen, der Sympathie am nächsten kam. Thomas verlor sich kurzzeitig darin.
      Er hätte nicht besser ausdrücken können, was Vincent bereits formulierte. Ganz im Gegenteil, er hatte noch nie jemanden kennengelernt, der - besonders nach so kurzer Zeit - ein solch tiefgründiges Verständnis dafür aufbrachte. Die Emotionen sprudelten allesamt gleichzeitig in ihm nach oben, angeführt von purer Erleichterung, die ihm die Knie weich gemacht hätte. Sie hätten es auch beinahe geschafft, seine gehärtete Oberfläche zu durchbrechen, bevor er sie wieder hinab zwang; was allerdings trotzdem hervorkam, war ein feines Lächeln, das sich so gut anfühlte, als würde jeder Muskel in seinem Gesicht mit lächeln. Nicht einmal die Erwähnung von Stephen konnte diesen Hochmut dämpfen.
      "Ich bin kein Mörder, ich würde niemals jemanden umbringen, wenn ich mir seiner Art nicht absolut sicher bin. Stephen sieht das leichter, er sagt, dass zu viele Vampire gelernt haben, sich in die Gesellschaft einzugliedern, als dass man noch darauf hoffen könnte, alle Beweise für den Vampirismus zu finden. Ich glaube, du hast ihm nicht sonderlich gefallen beim Abendessen."
      Vincents Lachen steckte ihn an, es vergrößerte sein Lächeln, bis er glaubte, seine Mundwinkel würden diese Belastung bald nicht mehr mitmachen. Mit zärtlicher Vorsicht legte er die Hand an Vincents Wange, den Blick noch immer teilweise in dem Blau seiner Augen verloren.
      "Das habe ich auch nie von dir behauptet. Ich weiß dass du keiner bist, seit dem ersten Kuss."
      Die Hitze kroch langsam in seinen Kopf empor und festigte sich dort, als Vincent ihm zu einem erneuten Kuss zu sich hinabzog. Thomas glaubte, dass dessen Lippen niemals so weich gewesen waren, so warm, so einladend an seinen, wie ein subtiles Geschenk. Er bewegte die eigenen Lippen gegen sie, schloss die Augen, genoss die Wärme, die ihn empfing, das Gefühl von Geborgenheit. Er spürte nichts anderes als Vincent unter sich, die kleinen Küsse, die sie sich gaben, ohne jemals den Kontakt zwischen sich zu brechen, seinen sanften Atem auf seiner Wange. Er wollte niemals woanders sein. Jede Pore seines Körpers sehnte sich nach Vincent.
      Sie trennten sich nur minimal, damit Vincent seine Worte flüstern konnte. Thomas presste einen Kuss dazwischen, bevor er die Antwort hauchte.
      "Ich lasse dich niemandes Abendessen werden, niemals."
      Ein Lächeln stahl sich zurück auf sein Gesicht, ein beinahe verspieltes. Er öffnete sogar kurz die Augen, um Vincent damit anzustrahlen.
      "Außer vielleicht mein Abendessen? Wie wäre das?"
      Er war zurück bei den Küssen, bevor sie jemals ihre Wirkung verloren hätten, war daran die Lippen an Vincent zu bewegen, ihn zu spüren und zu schmecken, die Hand in seine Haare zu schieben, auf der Suche nach mehr Kontakt, nach allem an Vincent, aufdass so wenig Zwischenraum wie nur möglich zwischen ihnen bestand. Seine Küsse wurden forderner aber nicht härter, sanfte Liebkosungen an Vincents Mund, die Thomas kaum mehr willentlich zustande brachte, wenn nicht durch das Leuchten in seinem Herzen selbst. Er hatte sich wahrlich noch nie so befreit gefühlt.
      "Du weißt gar nicht, wie viel mir das bedeutet. Dass du es weißt, dass du es verstehst."
      Er küsste sich hinab zu Vincents Kiefer, drückte seine Lippen auf die scharfen Kanten seines Gesichts, folgte ihrer Spuren kurz, bevor er zu seinem Mund zurückkehrte. Die Hitze in seinem Kopf hatte sich unlängst auf seinen ganzen Körper ausgebreitet und strahlte regelrecht von ihm ab.
      Er öffnete die Augen, um Vincent wieder anzusehen.
      "Ich bin so froh, dich zu haben, Vincent. So froh, dass du mein bist."
    • Vincent kicherte, als Thomas ihn mit Küssen überschüttete, bis er beinahe darin ertrank. Er ließ den Mann machen, genoss es ja selbst in vollen Zügen. Seine Hand fand ihren Weg von Thomas Wange zu dessen Brust, wo sich Vincent von dem rhythmischen, wenn auch etwas schnellen Schlagen hinwegschwemmen ließ.
      "Wir müssen immer noch an deinen Fähigkeiten arbeiten, jemanden um den Finger zu wickeln," kommentierte er mit einem breiten Grinsen, sobald Thomas ihm endlich genug Zeit ließ, um nicht nur Luft zu holen, sondern auch Worte zu formen. "Wenn du mich - und ich glaube es kaum, dass ich das jetzt sage - mich als Abendessen haben willst," Vincent verkniff sich ein Lachen, "dann musst du mich schon vorher schon verführen. So leicht kriegst du mich nicht, Herr Doktor."
      Vincent stahl sich einen weiteren Kuss, dann drückte er Thomas von sich, während er sich aufsetzte. Er ergriff Thomas' Hände, strich mit den Daumen über die weichen, warmen Hände des Arztes. Kurz wurde ihm schwindlig, doch er überspielte das schnell, indem er sich gegen die Sofalehne sinken ließ.
      "Das ist eine delikate Kunst. Man muss mit Vorsicht arbeiten, präzise sein. Das solltest du doch eigentlich können. Jede einzelne Berührung zählt." Vincent strich mit einer Hand über Thomas' Oberarm. "Der Zeitpunkt eines Blickes muss perfekt gewählt sein." Er blinzelte langsam, hob dann seinen Blick, aber nicht seinen Kopf, um durch seine eigenen Wimpern Thomas anzusehen. "Druck und Distanz sind von äußerster Wichtigkeit." Er hob einen Finger and Thomas' Kinn, die Berührung federleicht, und kam ihm näher, bis sich ihre Lippen beinahe berührten. "Du musst alle Sinne bedienen", hauchte er gegen Thomas' Lippen, "Und das Begehren in deinem Gegenüber wecken, es aber nicht sofort erfüllen."
      Vincent lehnte sich wieder zurück, ein freches, verführerisches Lächeln auf den Lippen, und faltete seine Hände in seinem eigenen Schoß.
      "Und ich habe nicht einmal meine Worte verwendet," gab er ein bisschen an und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, die Thomas so talentiert durcheinander gebracht hatte. "Das liegt dir vielleicht ein bisschen besser, als spontane Poesie."
      Vincent nahm sich einen Augenblick um Thomas anzusehen, seinen Anblick einfach in sich aufzusaugen, abzuspeichern, für die Ewigkeit in seinen Verstand einzuschreiben.
      "Ich bin auch froh, dich zu haben. Dich als den meinen benennen zu können. Dich bei mir zu wissen, selbst wenn du gar nicht da bist. Du bist nicht der Einzige, dessen Träume weniger einsam geworden sind. Ich werde mich nicht darüber beschweren, wenn die Realität jetzt auch so aussieht. Und jetzt," Vincent lehnte sich wieder ein wenig vor, das Lächeln wieder auf seinen Lippen, "darfst du mich endlich wieder küssen."
    • Thomas hielt in seinen Liebkosungen inne, um Vincent einen skeptischen Blick zu präsentieren, der ihm nicht halb so ernst war, wie er es gerne vorgegeben hätte. Wie konnte er auch ernst bleiben, wenn Vincent ihm eine strahlende Reihe Zähne präsentierte, während er lachte. Thomas' Blick schoss hinab zu seinem Hals, wo sein Kehlkopf zuckte und ihn unterschwellig dazu aufforderte, eine Bekanntschaft mit seinen Lippen zu initiieren. Thomas hätte diesem Wunsch auch Folge geleistet, wenn ihn Vincent da nicht weggeschoben hätte. Leise murrend richtete er sich auf, um dem Mann Platz zu geben, bevor der sich seinerseits aufsetzte und seine Hände ergriff. Die Geste war überaus zahm und höchstgradig unbefriedigend, nachdem Thomas schon beinahe so weit gegangen wäre, ihn mit Haut und Haaren auf dem Sofa zu vernaschen. Mit einer gewissen Ernüchterung beobachtete er den anderen.

      Vincents Anweisungen lenkte seine Gedanken allerdings unmittelbar wieder um, besonders nach der zweiten, feinen Berührung an seinem Arm, die eine Gänsehaut hinterließ. Sein Atem stockte ihm zeitweise, als Vincent ihm einen Blick zuwarf. Mehr war es nicht, ein bloßer Augenkontakt, der sich verfestigte und ihn in den Bann zog, aber die dennoch eine unheimliche Auswirkung auf ihn hatte. Die Gänsehaut seines Armes breitete sich aus und zog als Schauer über seinen Rücken, der nicht zuletzt seine Lenden erreichte. Eigentlich hätte er verlegen darüber sein müssen, wie leicht Vincent ihn um den Finger wickeln konnte, wenn es doch eigentlich seine Aufgabe gewesen wäre, aber zur selben Zeit war denken schwierig, als der Mann ihm wieder näher kam. Tiefblaue Augen bohrten sich in seine und lockten ihn heran, versprachen ihm alles, was Thomas jemals begehrt hätte und noch viel mehr, verschlangen seinen Blick und seine Gedankenkraft. Er kam ihrer Einladung nach und lehnte sich ihnen entgegen, so nahe heran, dass er die einzelnen Farbverläufe der Iris sehen konnte, das geringfügige Zucken der Pupille. So nahe, dass er die Wärme von Vincents Gesicht spüren konnte, dass sein Herz die Vorfreude über den nächsten Kuss packte.
      Das Versprechen dafür bewahrheitete sich nicht. Thomas hätte seine Frustration beinahe laut kund getan, als Vincents Atem ihn gerade mal streifte, als seine Lippen nahe genug kamen um sein Verlangen zu erfüllen, aber der Finger an seinem Kinn eine deutliche Grenze darstellte. Seine Selbstbeherrschung hatte hohe Grenzen, aber im Zusammenhang mit Vincent schrumpften diese Grenzen auf ein solch geringes Maß, dass es kaum zwei Sekunden länger gebraucht hätte, bis Thomas sich nach vorne geschoben und geholt hätte, was er begehrte. Zum Glück für seine eigene Würde erlöste Vincent ihn bald aus dieser Tortur und lehnte sich zurück, allerdings nur, um ihn damit noch frustrierter zurückzulassen, als er eh schon war. Vincents Blick war gefährlich, begriff er, denn er war mächtig genug, um ihm die Kontrolle über seinen Herzschlag und seine Lenden gleichzeitig zu entnehmen. Das spürte er jetzt noch viel deutlicher, nachdem die zunehmends angespannte Luft zwischen ihnen etwas abkühlen konnte und er sich zum ersten Mal gewahr wurde, wie eng seine Hose geworden war. Seine ganze Kleidung lag ihm unangenehm stramm an seinem Körper, der Nachteil eines maßgeschneiderten Anzugs, wenn man eigentlich keinen Stoff, sondern die Haut eines anderen an sich spüren wollte.
      Thomas wandt sich unmerklich auf seinem Platz, während er den letzten Rest von Vincents Qual über sich ergehen ließ. Er hatte es mittlerweile aufgegeben den Augenkontakt halten zu wollen und starrte stattdessen auf Vincents Lippen, die von den ganzen Liebkosungen bereits funkelten. Er schluckte schwer. Seine Selbstbeherrschung war gefährlich am Taumeln.

      Als auch Vincent ihm seine Gefühle vermittelte, die mit Thomas' eigenen exakt übereinstimmten, schoss sein Blick wieder nach oben, aber als er dieses hässliche Hinhalten endlich auflöste, verschwendete er nicht einen Atemzug, ehe er schon nach vorne schoss und - selbst für seinen unendlich großen Drang - ihrer beider Lippen etwas zu unsanft gegeneinander krachen ließ. Der Kuss war schlampig und über aller Maßen unordentlich, ein direkter Kontrast zu seiner vorherigen Sanftmut, so geprägt wie er von seinem unstillbaren Verlangen war. Es benötigte ihn drei gierige Küsse, mit denen er fast über die Schwelle dazu stolperte, Vincent augenblicklich zu vernaschen, ehe er sich wieder soweit im Griff hatte, um sich von dem Mann lösen zu können. Er leckte sich die Lippen; für einen weiteren Moment war er wieder gefährlich nahe daran, die Kontrolle aufzugeben.
      "Du machst mich wahnsinnig", stellte er fest, auch wenn er dazu keine Antwort hören wollte. Er wollte lediglich, dass Vincent begriff, was er mit ihm anstellte.
      Jetzt wieder etwas klarer im Kopf, auch wenn das noch immer nicht viel heißen musste wenn man bedachte, was für einen Blutverlust sein Gehirn in den letzten paar Sekunden schon erlitten hatte, griff er wieder nach Vincents Hand, um sich dem kleinen Spiel anzuschließen. Er hielt sich an Vincents Regeln, die er ihm vorgemacht hatte, indem er einen hauchzarten, weichen Kuss auf seine Fingerknöchel platzierte, bevor seine Lippen zu seinem Handrücken hochwanderten und dort die gleiche Bewegung vollzogen. Sein vorheriger, stürmischer Andrang wurde problemlos von dem feinfühligen Genuss ersetzt, den Thomas für Vincents Körper empfand. Er hatte schon immer eine gewisse selbstverständliche Faszination für den menschlichen Körper besessen, der Grund schließlich, weshalb er sich einem ganzen Medizinstudium gewidmet hatte und die Anstrengung ertrug, zwei Berufe in seinem Leben meistern zu wollen. Vincent war da keine Ausnahme, er genoss die fein definierten Muskeln seiner Arme, die geschmeidigen, aber erstaunlich kräftigen Hände und die langgliedrigen Finger. Er genoss das Gefühl der Venen unter seinen Lippen, die an seinem Handrücken etwas hervortraten, und er genoss die straffe Haut seines Handgelenks. Kurz ahmte er nach, was Vincent vorhin getan hatte, indem er den Blick anhob, um ihm in die Augen zu sehen, ohne dabei die Lippen von seiner Hand zu nehmen. Dann drehte er die Hand, küsste seinen Handballen und schließlich auch die Unterseite seines Handgelenks. Dort presste er die Lippen mit Nachdruck auf seine Hauptschlagader in dem Versuch, seinen Puls dadurch zu erspüren; der Versuch war allerdings mehr als halbherzig gewesen und allzu lange wollte er sich dort eh nicht aufhalten, sodass er gar nichts spürte. Sein Mund wanderte weiter seinen Unterarm hinauf, bevor er sich von ihm löste und sich stattdessen umpositionierte, um sich wieder über Vincent zu schieben. Der Drang, ihn zu küssen, wurde wieder stärker, unterstützt von einem fast schon schmerzhaften Pulsieren unter seiner Gürtellinie und es benötigte Thomas den letzten Rest seiner kümmerlichen Selbstbeherrschung, um seinen Kopf stattdessen seitlich an Vincents Hals zu schieben, ihn mit Phantomküssen zu bedecken, die höchstens eine Andeutung richtiger Küsse waren und weder ihn, noch Vincent vermutlich zufriedenstellten. Er erreichte sein Ohr und flüsterte mit ein wenig Nachdruck, damit sein Atem Vincents Ohrmuschel streichelte:
      "Vielleicht sollten wir im Schlafzimmer weiter machen."
    • Vincent sah den stürmischen Kuss zwar kommen, hatte aber nicht genug Zeit, sich wirklich darauf vorzubereiten. So stürmisch kannte er Thomas gar nicht. Sicher, der Mann hatte ihn schon mehr als einmal mit Schwung erobert, aber niemals mit so viel Elan. Es war beinahe witzig, wie übereifrig Thomas war. Doch so chaotisch dieser plötzliche Ausbruch auch war, Vincent beschwerte sich nicht. Im Gegenteil: Er wollte wissen, wollte erfahren, wie es sich anfühlte, wenn Thomas die Kontrolle vollends verlor. Er wollte den wilden, ungebändigten Kern dieses Mannes wahrnehmen, sich an dem Feuer, dass da irgendwo loderte, verbrennen.
      Thomas setzte alles daran, sich an die kleine Demonstration zu halten, die Vincent ihm eben gegeben hatte. Und bei allem, was heilig war, er machte seine Sache gut. Mehr als gut. Thomas lernte schnell, vielleicht sogar zu schnell.
      Vincent ließ sich von dem anderen Mann leiten, ließ sich bereitwillig wieder in eine liegende Position drücken. Thomas' Nähe, seine Wärme überschwemmte ihn und Vincent hatte keinerlei Einwände. Nur zu gern ertrank er in allem, was Thomas ihm geben wollte.
      Die Lippen an seinem Arm, der heiße Atem an seiner Haut, das Trommeln von Thomas' Herz in seinen Ohren. Instinktiv lehnte Vincent den Kopf zur Seite, hieß Thomas stumm willkommen. Gänsehaut breitete sich auf seinem gesamten Körper aus. Vincent klammerte sich an die Seiten von Thomas' Hemd, zerknitterte den perfekt passenden Stoff ohne Rücksicht auf Verluste.
      "Vielleicht sollten wir im Schlafzimmer weiter machen," sagte Thomas so dicht an seinem Ohr, dass Vincent das Gefühl hatte, der Mann wäre in seinem Kopf.
      "Nein," hauchte Vincent als Antwort und schob eine Hand in Thomas Haare.
      Er zog seinen Kopf gerade weit genug zurück, um ihn küssen zu können. Er schlang erst ein Bein, dann das andere um Thomas' Hüften. Das Begehren des anderen war schon lange kein Geheimnis mehr für ihn.
      "Das ist zu weit weg."
    • "Nein?"
      Sich jetzt noch von Vincent trennen zu wollen, war eine schiere Unmöglichkeit. Es war vorher schon schwierig genug gewesen, dem aufkommendem Druck ihrer beider Hüften zu widerstehen, die sich wie Puzzleteile aneinander schmiegten, aber mit Vincents zusätzlicher Hand in seinem Haar und in der Umarmung seiner Beine, sah Thomas keine Chance, auch nur das Sofa zu verlassen. Es war schon ein Wunder seiner strapazierten Selbstbeherrschung, dass er das angeregte Keuchen herunterschlucken konnte, als er Vincent selbst durch ihrer beider Hosen spüren konnte. Seine Hüften entwickelten für eine Sekunde ein Eigenleben und suchten nach Reibung, bevor er sich soweit im Griff hatte, um sich wenigstens auf die Ellbogen aufzustützen.
      "Willst du etwa... hierbleiben?"
      Er drehte den Kopf, um einen Blick auf die Tür zu erhaschen, die er seit geraumer Zeit schon nicht mehr beachtet hatte. Die Gefahr, dass Nora hereinkommen würde, war wohl gering... aber doch nicht vollkommen verschwunden. Und was wenn jemand anderes hereinkam? Und überhaupt, was wenn jemand hereinkommen wollte: Sie konnten sich doch niemals von was-auch-immer geschehen mochte abwenden, ohne zwangsläufig Spuren zu hinterlassen. Es war jetzt schon grenzwertig, wie zerrauft Vincents Haare und zerrupft Thomas' Hemd aussah, aber das hätten sie auch gleich wieder richten können.
      Als er sich wieder Vincent zuwandte, griff er sich an die Taille und begann einen fruchtlosen Versuch, entweder die Falten etwas zu glätten, oder die herausgerutschte Spitze seines Hemdes zurück in die Hose zu stopfen. Genauso gut hätte er es auch bleiben lassen können, denn Vincent hatte sein Hemd ordentlich durcheinander gebracht.
      Etwas gedämpft in seinem Übermut, beugte er sich wieder zu ihm hinab und platzierte ein paar lose Küsse auf seinem Hals.
      "Bist du dir sicher, dass wir nicht lieber hochgehen sollten...?"
      Er sah zweifelnd auf.
      "Was, wenn Nora reinkommt?"
    • Normalerweise war es ja ganz süß, wenn Thomas so herumdruckste aus Angst, bei etwas erwischt zu werden, was die Gesellschaft dieser Tage als unsittlich beschrieb. Aber nicht heute Abend. Heute Abend war diese Angewohnheit Thomas' nervenaufreiben. Im Weg.
      "Halt die Klappe," entgegnete Vincent, löste sich von Thomas und drückte ihn zurück, bis er selbst derjenige war, der über dem anderen aufragte.
      "Du bist nicht in Cambridge," sagte er, als er sich rittlings auf Thomas' Schoß setzte. "Du musst hier niemandem irgendetwas beweisen oder vormachen."
      Vincent lehnte sich zu dem Doktor herunter und küsste ihn stürmisch. Er ergriff Thomas' Hände, verschränkte ihrer beider Finger miteinander, schob Thomas' Hände über dessen Kopf und hielt sie dort fest.
      "Du willst mich," sagte er und rollte seine Hüften, ließ Thomas ganz genau fühlen, wie bereit sie beide für das hier waren. "Und ich will dich. Also hör endlich auf, dich zurückzuhalten und mach dich über mich her wie du es eben schon wolltest."
      Er fing Thomas nächste Worte mit einem weiteren, wilden Kuss auf, nicht unähnlich dem ersten von Thomas. Er biss ihm sogar leicht in die Unterlippe.
    • Der plötzlich barsche Ausdruck des anderen Mannes überrumpelte Thomas so sehr, dass er für einen Moment nur überrascht starren konnte, bevor Vincent sie beide auch schon mit einer geschmeidigen Bewegung herumdrehte. Er fand sich unter dem blondhaarigen begraben wieder, in einer bizarren Sackgasse gemischter Gefühle, die - so schnell wie alles geschah - alle gleichsam um ihre Vorherrschaft kämpften. Er war sich nicht sicher, ob er sich von Vincents Ausdruck verunsichern lassen sollte, oder ob er so vulgär war, dass es schon wieder eine anziehende Wirkung hatte. In jedem Fall war er sich ziemlich sicher, dass das Blut in seinem Kopf nicht dazu ausreichte, um dem Ursprung dieser Tatsache auf den Grund zu gehen.
      Als der nächste Kuss ihn erreichte, brauchte es gerade mal eine Sekunde, um seine Sorgen um die Tür zurück auf Vincent, seinen Mund und seinen Körper zu lenken. Er war so sehr auf dessen Lippen fixiert, auf den anspornenden, heißen Atem auf seiner Wange, dass er noch nicht einmal bemerkte, wie Vincent ihrer beider Hände miteinander verschränkte. Erst, als Thomas ihm in die Haare greifen, sein Gesicht berühren, über seine Schultern streichen, seine Hüfte fassen wollte, musste er feststellen, dass sein Wunsch von den erstaunlich kräftigen Armen des Mannes über ihm abgehalten wurde. Er brachte es zustande, sein aufwallendes Wehklagen in ein ersticktes Keuchen umzuwandeln, während er sich kurzzeitig gegen Vincent stemmte. Alle seine Sinne waren nur noch auf den anderen Mann ausgerichtet, der in einer qualvollen Art seine Hüfte gegen ihn drückte. Seine Worte waren es schließlich, die ihm endgültig den Rest gaben.
      "Vincent, ich wi-"
      Der Angesprochene verschluckte seine Worte in seinem Mund, als er seine Lippen mit einem erneuten Kuss versiegelte, einem unordentlichen Überfall, dem Thomas nichts auszusetzen hatte, als einem erstickten Stöhnen. Er drückte seinen ganzen Körper gegen den Mann, stemmte die Hände gegen seinen Griff an, verlangte mit den Lippen weitere Küsse, die ihm widerstandslos gegeben wurden, und presste seine Hüfte nach oben, um Vincents Bewegungen entgegen zu kommen. Alle Sinne durchfluteten ihn gleichzeitig, Vincents Geschmack in seinem Mund, seinen Atem auf seinem Gesicht, das ferne Geräusch von aufeinander reibender Kleidung und zu lauter Atmung, das entfernte Gefühl von Vincents Geschlecht an seinem eigenen. Er wollte alles haben und noch viel mehr und konnte sich doch nicht entscheiden, worauf er sich davon konzentrieren sollte. Ein leichter Schmerz an seiner Lippe, der unter den anderen Empfindungen zu schnell schon unterging, riss schließlich den letzten hauchdünnen Faden auseinander, der Thomas' Gehirn zusammen und funktionstüchtig gehalten hatte. Verschwunden war die Sorge um die Tür oder um sein Hemd oder um Vincents Haare oder was auch immer noch in seinem Kopf herumgegeistert hatte, zurück blieb nur die unbefriedigte Sehnsucht eines langen Monats, die hier ihr Ende finden sollte. Und er hatte nicht vor, ihre Existenz noch einen Moment länger zu billigen.
      Er befreite sich von Vincents Griff mit einer Drehung seiner Handgelenke und der dazugehörigen Anwinkelung seiner Ellbogen, eine effiziente Taktik, um sich auch von dem schwersten Vampir zu befreien - mit dem einzigen Unterschied, dass er sich bei Vincent wohl nur halb so viel Mühe hätte machen müssen. Vincent verlor den Halt seiner Arme und zusätzlich den seines Unterkörpers, als Thomas seine Beine anwinkelte und seine Hüfte wieder ein Stück anhob. Er kam dafür dem Mann entgegen, nutzte den Schwung seiner eigenen Bewegung aus und drehte sie beide herum, ohne dabei zuzulassen, dass Vincent woanders als auf dem weichen Polster gelandet wäre. Binnen eines Herzschlags war er wieder dort, wo er sein sollte, nämlich zwischen Vincents angewinkelten Beinen auf dessen Brust liegend, und beanspruchte seine Lippen mit ungeduldigen, rohen Küssen. Seine Finger geisterten über Vincents Hemd auf der Suche nach den Knöpfen, bevor er sich ein Stück von ihm löste, um ihre Aufgabe zu erleichtern und Luft zu holen. Ein Blick auf Vincents verwühlte Gestalt unter ihm, feuerte nur weiter seine Ungeduld an.
      "Ich will dich", stellte er atemlos fest und beendete damit den angefangenen Satz von vorhin. Seine Hände waren schnell und geübt darin, Vincents Hemd aufzuknöpfen und es aufzureißen. Er ließ ihn kurz aufsitzen, damit er es ihm von den Schultern zerren konnte, nur um ihn danach gleich wieder auf den Rücken zu pressen. Sein Blick folgte für einen Moment den Konturen von Vincents entblößter Brust, den markanten Muskeln seines Bauches, der feinen Linie seiner Hüfte. Die Wunde fiel ihm ein und er konnte sehen, dass sie anstandslos verheilt war; er wollte zwar das Thema nicht darauf bringen, legte allerdings dennoch die flache Hand auf die Stelle und beugte sich wieder über Vincent für die nächste Welle an Küssen. Seine Lippen schmerzten mittlerweile und er liebte es. Als Gegenzug fuhr er mit der Zunge über Vincents Unterlippe in einer stillen Aufforderung, ihm Einlass zu gewähren. Mittlerweile war es schon schmerzhaft hart in seiner Hose geworden und es war schwierig, irgendetwas anderes wahrzunehmen, als Vincents süße Küsse und seinen verführerischen Oberkörper.
      Als er sich ein zweites Mal einigermaßen löste, konnte er ein Keuchen schon nicht mehr unterdrücken.
      "Sag das nochmal, das was du eben gesagt hast. ... Ich glaube, ich mag das."
    • Vincent ließ sich anstandslos von dem anderen Mann erobern, sowohl körperlich, als auch geistig. Während sich Thomas endlich - endlich! - über ihn hermachte, seinen Körper mit Berührungen und Küssen übersäte, ihn aus seinem Gefängnis aus Stoff befreite, vertrieb er gleichzeitig alle anderen Gedanken, alle anderen Sorgen, einfach alles aus Vincents Kopf, was nicht mit dem Mann zu tun hatte, der ihn gerade solcher Leichtigkeit auseinander nahm - auf die beste Art und Weise, die sich Vincent nur vorstellen konnte.
      Vincent stahl sich einen Kuss, während Thomas mit den Ärmeln seines Hemdes hantierte, ließ sich dann ohne Gegenwehr weiter bewegen. Er ließ es sich nicht nehmen, sich ein bisschen unter Thomas' hungrigem Blick zu räkeln, die Aufmerksamkeit auszunutzen. Er streckte sogar eine Hand nach dem Mann aus, verzweifelt nach dessen Berührung suchend. Und Thomas - liebenswürdiger, geradezu unschuldiger Thomas - kam der Aufforderung nur zu gern nach. Die Kontrolle, die sie beide über einander hatten, war geradezu unnatürlich. Doch darum kümmerte sich Vincent nicht.
      Stattdessen lehnte er sich in den nächsten Kuss, die nächste Berührung. Er zuckte kurz zusammen, als er eine warme Hand an seiner Flanke spürte, die einen schmerzhaften Stich durch seine Seite schickte. Doch auch das war schnell vergessen, kaum spürte Vincent die bitte des anderen Mannes. Eine Bitte, die er nur zu gern erfüllte.
      "Was genau? Dass du die Klappe halten sollst?" gab Vincent mit einem Grinsen zurück und schlang die Arme um Thomas, vergrub eine Hand in dessen Haar und hielt ihn an seinem Hals - wo er die Lippen des Mannes noch so viel mehr spüren wollte, als auf seinen Lippen.
      "Oder dass ich dich will? Mit Haut und Haaren, Blut und Knochen, Fehlern und Perfektionen? Oder dass du dich über mich hermachen sollst? Mich so vollständig auseinander nehmen sollst, dass ich vergesse, wer ich bin? Dass du mir den Verstand auf jede erdenkliche Weise rauben sollst? Ist es das, was du von mir hören willst?"
      Er zerrte Thomas' Kopf von seinem Hals weg und sah ihm so tief in die Augen, dass er sich in den dunklen Universen darin beinahe verlor.
      "Ich will, dass du mich hier und jetzt nimmst, mit jedem wilden Instinkt, den du hast. Und danach will ich, dass du mich liebst, mit jedem bisschen Liebe, dass du für mich übrig hast."
      Vincent zog den Mann in einen weiteren Kuss, innig, begierig, zeitgleich aber auch unendlich sanft. Er brauchte Thomas wie das Blut, das er jeden Abend seine Kehle hinab zwang, um zu überleben. Er wollte diesen Mann auf jede erdenkliche Weise in sich aufnehmen und ihm jeden Teil seiner selbst überlassen. Thomas, so begriff er in diesem Augenblick, war zu seiner gesamten Welt geworden, seinem Kosmos. Es gab kein Entkommen vor der Zuneigung, die er für diesen Mann, diesen Menschen - diesen Jäger - empfand. Und es war Vincent vollkommen egal, wie verzwickt ihre Situation dadurch eigentlich erst wurde. Das war ein Problem für später.
    • Vincent war eine Droge und Thomas war ihr so sehr verfallen, dass er nicht mehr ohne konnte.
      Der blondhaarige Mann war atemberaubend, war es schon immer gewesen, würde es immer sein. Sein entblößter Oberkörper war eine Traumlandschaft, auf der sich Thomas mit seinen ganzen Sinnen bewegen wollte. Selbst nach den paar Malen, die er ihn schon in seiner Gänze hatte bewundern können, war er noch immer von seiner Schönheit gänzlich vereinnahmt.
      Mit einem leisen Geräusch entließ er den in seiner Brust gefangenen Atem, als er sich Vincents wortloser Geste hingab und sein Gesicht an dessen Hals vergrub. Er küsste, liebkoste, biss und neckte seine Haut, so fest bis er Vincents Muskeln unter sich arbeiten spürte, dann wieder so weich, bis er die leichte Rötung wieder besänftigt hatte. Mittlerweile glaubte er zu wissen, was Vincent wollte; er hörte es an der Art, wie sein Atem stockte, wenn er mit den Zähnen über eine ganz bestimmte Stelle fuhr - er glaubte, dass es direkt über der Halsschlagader war, aber das war schwierig zu wissen, wenn seine Aufmerksamkeit darauf lag, welche Geräusche Vincent in sein Ohr hauchte - oder wie er sich willentlich an ihn presste, wenn er zubiss. Er glaubte, ihn sogar durch den dünnen Stoff ihrer Hosen zucken zu spüren, Himmel Herrgott. Immer, wenn er gedacht hatte, das letzte Mal wäre schon das beste gewesen, was ihm wiederfahren könnte, wurde es immer noch intensiver, noch eindrücklicher, bis er der Überzeugung war, dass sie alles ausgeschöpft hatten. Und dann belehrte ihn Vincent immer noch eines besseren.
      Nicht zuletzt waren es auch seine Worte, die seinen Kopf weiter verdrehten und seine Gedanken umherscheuchten. Hätte er die Kapazität gehabt, Worte zu formen, hätte er Vincent mitgeteilt, dass er nicht wusste, was genau er wollte, dass er alles auf einmal von ihm hören wollte. Was er ihm mitteilen konnte, war ein gedämpftes Keuchen an seinem Kiefer.
      Von der Behandlung an Vincents Hals selbst atemlos, ließ er sich schließlich wieder von ihm wegzerren und schluckte schwer, als er auf den ernsten Ausdruck in Vincents Gesicht hinabblickte. Ein Schauer durchfuhr ihn, eine prickelnde Gänsehaut, die ihm über den ganzen Rücken schoss. Liebe. Das konnte er, er konnte Vincent lieben, daran bestand kein Zweifel. In diesem Moment war er sich dessen so sicher, wie er noch niemals von etwas anderem überzeugt gewesen war.
      "Das kann ich. Das werde ich", brachte er hervor, die Stimme rau von ungebremsten Verlangen. Dann schälte er sich selbst aus seinem Hemd, warf es von sich und war wieder auf Vincent, um ihrer beider Körper aneinanderzupressen. Seine Worte geisterten ihm noch immer im Kopf darum, alle von ihnen, aber besonders seine letzte Aufforderung. Er konnte es, er konnte ihn nehmen und dann lieben. Das würde er ihm zeigen.

      Er küsste sich wieder seine Spur hinab, begann bei seinen Lippen, über seinen Hals, sein Schlüsselbein und hinab zu seiner Brust, ohne jemals den Kontakt zwischen Haut und Lippen zu brechen, eilig genug um sein Verlangen zu stillen, längst nicht zu hastig, um es nicht vollständig auskosten zu können. Er ergötzte sich an der Art, wie Vincent ihm entgegenkam, wie er sich unter ihm räkelte und wand, dass seine Muskeln besonders hervortraten, dass Thomas jede noch so kleine Bewegung sehen konnte. Es machte ihn schier wahnsinnig. Er verfolgte die Spur der Bewegungen, wie sie sich über Vincents Brust und hinab zu seinem Bauch zog, wenn er die Hüfte nach oben presste. Er konnte kaum zucken, dann waren Thomas' Lippen auch schon zur Stelle und bearbeiteten seine Haut fest genug, um die Muskeln arbeiten zu spüren. Manchmal zog er auch kleine Kreise mit der Zunge, nur um zu hören, was für Geräusche dabei aus Vincents Mund kamen. Er liebte jede einzelne Reaktion darauf. Er liebte alles, was der Mann von sich gab.
      Als er die Stelle der Wunde erreichte, wurde er langsamer in seiner Verfolgung und hauchte zarte, federleichte Küsse auf die Haut, gerade fest genug, um nicht zu kitzeln. Ein Auge behielt er dabei auf Vincent, aber wenn es ihm nicht zu gefallen schien, war er gut darin, das Gegenteil zu vermitteln. Ein letztes Mal noch liebkoste er die Stelle, dann wanderte er weiter zu einem viel interessanteren Teil, der ihn geradezu anlockte. Nur die Hose war noch im Weg. Er hakte einen Finger unter den Hosenbund und zog ein Stück daran, um einen letzten Kuss auf den verführerischen Pfad seines V-Muskels zu setzen. Dann setzte er sich auf und befreite Vincent wort- und atemlos aus dem Rest seiner Kleidung.
      Eine unangenehme Unsicherheit überkam ihn im Anblick darauf, was ihm vor ein paar Sekunden noch als die verlockendste Aussicht des Jahrzehnts - ach was, des ganzen Jahrhunderts erschienen war. Seiner eigenen Unerfahrenheit nahezu schmerzlich bewusst, blickte er von Vincents entblößter Hüfte zu seinem Gesicht empor, auf der Suche nach was auch immer ihm dabei helfen konnte. Bevor der Moment allerdings zu lang werden würde, bevor ihn sein Blick noch mehr verunsichern konnte als die Situation, kniete er sich zwischen seine Beine, umfasste sein Glied mit einer Hand und zog dann eine experimentelle Spur mit seiner Zunge vom Ansatz bis zum Kopf, den Blick dabei unablässig auf Vincent gerichtet.
    • Vincent war die Macht von Worten nicht unbekannt. Ihm war auch die Macht seiner eigenen Worte nicht neu. Und dennoch schaffte es Thomas, ihm immer wieder zu zeigen, wie aufregend es war, jemanden mit einem einzigen Satz so vollkommen zu kontrollieren. Oder in diesem Fall, jemandem die Kontrolle zu entziehen.
      Er beobachtete mit hungrigem Blick, wie sich Thomas endlich seinem Schicksal ergab, wie er sich seiner störenden Klamotten zumindest teilweise entledigte. Vincent biss sich in voller Vorfreude auf die Unterlippe als er einmal mehr gezeigt bekam, wie sportlich Thomas eigentlich war. Es war geradezu eine Schande, dass er diesen Körper versteckte. Ginge es nach Vincent, würde Thomas nie wieder ein Hemd tragen.
      Vincent schob eine Hand in Thomas' Haare, als dieser für einen innigen Kuss zurückkehrte. Er hätte ihn beinahe nicht mehr gehen lassen, doch Thomas wusste, wie er sich zu verkaufen hatte. Er zog eine feurige Spur aus Küssen über Vincents Körper, auf die dieser ganz instinktiv reagierte. Vincent befahl seinem Verstand, eine Pause einzulegen und einfach nur zu genießen, was ihm gegeben wurde. Und oh, wie viel ihm gegeben wurde. Er hielt sich auch nicht damit zurück, Thomas mitzuteilen, was er da mit ihm anstellte. Vincent mochte vielleicht Macht mit seinen Worten ausüben, aber die Macht, die von Thomas Küssen ausging, war unvergleichlich.
      Selbst als der andere Mann die Stelle erreichte, die Vincent seit einem Monat schon Probleme bereitete, schaffte es Thomas, ihm nichts als Vergnügen zu bereiten mit den hauchzarten Berührungen.
      Und dann, endlich, erreichte Thomas die Stelle, an der Vincent ihn so unbedingt spüren wollte. Er hob seine Hüften, kaum hatte der andere Mann seine Finger in Richtung Hosenbund bewegt, um so schnell wir möglich aus den störenden Klamotten zu kommen. Thomas hatte verdammt gute Arbeit geleistet und es gab keinen Zweifel daran, wie sehr sich Vincent nach ihm verzehrte.
      Er gab Thomas ein aufmunterndes Nicken, als dieser ein wenig hilflos zu ihm hinaufblickte. Vincent hatte gar nicht bedacht, dass der gute Doktor wahrscheinlich noch nie das getan hatte, was er gleich tun würde. Zu wissen, dass er schon wieder Thomas' Erster war, sandte ein warmed Kribbeln direkt in seine Lendengegend.
      Er hielt Thomas' Blick, als sich dieser zwischen seine Beine kniete. Er hielt Thomas' Blick, als er sich nach vorn lehnte und-
      Vincent atmete zischend ein, biss sich auf die eigene Zunge, während er die Erfahrung machte, wie sich Thomas' anfühlte. Er schob seine Hand wieder in Thomas' Haare, hielt sich geradezu an ihm fest, um zu verhindern, dass sein Kopf einfach nach hinten auf die Lehne fiel. Vincent wollte den Blickkontakt halten, wollte Thomas ganz genau zeigen, was sich gut anfühlte und was nicht - auch wenn er keine Ahnung hatte, ob letzteres mit diesem Mann überhaupt im Bereich des Möglichen lag. Er wollte das nicht nur für sein eigenes Vergnügen. Er wollte auch Thomas' Unsicherheit vertreiben.
      "Mach das nochmal," hauchte Vincent, die Worte des anderen Mannes mit voller Absicht kopierend.
      Und als Thomas seiner Aufforderung nachkam, verlor Vincent das Spiel gegen seine eigenen Muskeln. Er verstärkte seinen Griff um Thomas' Haare, als sein Kopf mit einem Stöhnen auf die Lehne sank. Thomas würde ihm seinen Wunsch erfüllen. Thomas würde ihm jedes letzte bisschen Verstand rauben. Und Vincent war vollkommen bereit dafür.
    • Es war besser, als Thomas es sich vorgestellt hätte. Dabei war es nicht einmal der Akt selbst - auch wenn er schon auf der anderen Seite dieser Situation gewesen war, war die Durchführung doch nochmal gewöhnungsbedürftiger, als er es sich ausgemalt hatte - sondern vielmehr die fantastische Aussicht. Er konnte Vincents Oberkörper in seiner ganzen Pracht bewundern und gleichzeitig beobachten, wie sich seine Lippen in einem gehauchten Stöhnen teilten, wie sein Hals beim Schlucken zuckte, wie die Muskeln auf seinem Bauch sich spannten und unter der straffen Haut hervortraten. Vincents Augen lagen auf ihm, schienen von einem ähnlichen Hunger erfüllt zu sein, mit dem Thomas schon den Anblick seines Körpers in sich aufsaugte, als wäre es sein persönliches Lebenselixier. Und in gewisser Weise war es doch auch so, oder nicht? Er wollte sich kein Leben mehr ohne diesem Mann vorstellen, besonders nicht in diesem Moment, besonders nicht als Vincent in einer attraktiven Art, die Thomas beinahe atemlos machte, den Kopf nach hinten legte und seinen Hals entblößte. Jetzt konnte er nichtmal mehr nur den Hals sehen, jetzt konnte er auch sehen, wie sich Vincents Kiefer bewegte, wenn er einen erneuten, hinreißenden Laut von sich gab. Hätte Thomas seinen Mund nicht schon beschäftigt, hätte er wohl spätestens jetzt eine Verwendung für seine Lippen gefunden. Aber im Moment wollte er sie nirgends anders haben.
      Vincents geflüsterte Aufforderung spornte ihn dazu an, seine Unsicherheit zwanghaft zu verdrängen und einen Schritt weiterzugehen. Es erfüllte ihn nicht minder mit einem gewissen Stolz, Vincent solche Reaktionen mit seinem Mund entlocken zu können, besonders nachdem es sein erstes Mal war. Es war genügend Motivation, um seiner Aufforderung nachzukommen und eine zweite Spur zu ziehen, bevor er die Lippen um ihn schloss.

      Nach ihrem Zusammentreffen vor einem Monat hatte er sich fest vorgenommen, das nächste Mal mit Vincent länger durchzuhalten. Es kratzte schon ein wenig an seiner Würde, dass sein eigentlich so ausgeprägtes Durchhaltevermögen bei Vincent auf erbärmliche Größe hinabschrumpfte, als könnte der Mann all die Jahre des Trainings zunichte machen, indem er seinen hübschen Mund öffnete und einen hörbaren Atem ausstieß. Aber eigentlich war es genau so, wem wollte Thomas schon etwas vormachen? Vincent wusste, wie er seine sämtlichen Sinne überfluten konnte, allein durch die Art, wie er seinen Blick manchmal auf Thomas richtete, so durchdringend und gleichzeitig amüsiert, als wolle er sich am liebsten zurücklehnen und beobachten, was Thomas als nächstes tun würde. Er hatte in seinem Leben nie etwas vergleichbares empfunden.
      Aber jetzt konnte er vielleicht den Spieß einmal umdrehen. Jetzt konnte es vielleicht einmal Vincent sein, der unter seinen Fingern zerfloss, als wäre jeder Widerstand dahin. Das war sein neues Ziel, denn es schien zumindest etwas realistischer als das vorherige.
      Er richtete sich einmal kurz auf, um die Finger seiner freien Hand zu befeuchten, bevor er sich wieder hinabbeugte und mit seiner Zunge Kreise über die Spitze beschrieb, während seine Hand ihren Weg nach unten suchte. Er machte keine Geheimnis daraus, wohin sein Weg ihn führte, stattdessen wollte er sehen, wie Vincent sich wieder räkelte, wie er hörbar Luft holte, wie er die Beine anwinkelte, um Thomas Platz zu geben. Er wollte alles sehen, jedes noch so geringfügige Zucken, jede Bewegung. Seine Augen kommunizierten direkt mit seinem Lendenbereich, das hatte er mit Vincent mittlerweile herausgefunden.
      Als er eindrang war er langsam und vorsichtig, zu langsam vielleicht, danach zu schließen, wie willig Vincent sich ihm entgegen schob. Aber er wusste, wonach er suchte und deshalb ließ er sich Zeit, verharrte mehrere Male um seine Aufmerksamkeit wieder mehr auf seinen Mund zu lenken oder auf die Aussicht, die sich ihm bot. Er wusste, dass er den einen Punkt erreicht hatte, als er Vincents Reaktion darauf bemerkte. Ab dann machte er es sich zur Aufgabe, ihn zu massieren und gleichzeitig seinen Mund in Bewegung zu setzen, so wie er es schon oft genug beobachtet hatte, nur um dem Mann die Laute zu entlocken, die er von sich gab. Um dafür zu sorgen, dass sein Durchhaltevermögen genauso schrumpfte wie Thomas' eigenes.
    • Die Decke seiner Bibliothek war noch nie so interessant gewesen. Aber eigentlich konnte sich Vincent gar nicht auf die Architektur konzentrieren, nicht dass er das überhaupt wollte. Sein Verstand wurde regiert von einem Mann und nur von diesem Mann. Dem Mann, der dafür verantwortlich war, dass Vincent überhaupt keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Dem Mann, der seinen ganzen Körper mit einem heißen Kribbeln nach dem anderen flutete.
      Ein weit entfernter Teil von Vincents Verstand erinnerte ihn daran, Thomas' Haare loszulassen, bevor er sie ihm ausriss. Er hatte es gerade geschafft, seine Finger von dem Mann zu lösen, als dieser sich entschied, ein bisschen mehr als bloß seine Zunge zu verwenden. Vincents Finger bohrten sich in das Polster des Sofas, auf dem er lag, sein Rücken bog sich durch und seiner Kehle entkam ein überraschtes Stöhnen. All das ohne Vincents aktives Zutun. Beschweren würde er sich über seine instinktive Reaktion allerdings nicht. Es kostete ihn alles an Willenskraft, das er noch finden konnte, um seine Hüften davon abzuhalten, nach oben in Richtung der Quelle dieses guten Gefühls zu zucken. Das könnten sie in einer anderen Nacht tun, nicht wenn Thomas sich an den Akt selbst gewöhnen musste.
      Vincent hob den Blick, teils verwirrt, teils beleidigt, als Thomas einfach aufhörte, ihn zu verwöhnen. Die Aussicht, mit der er konfrontiert wurde, entschuldigte die kurze Unterbrechung jedoch. Ein träges, schiefes Lächeln legte sich auf seine Züge, wohlwissend was Thomas vorhatte.
      Mit einem gezischten Fluch, ließ Vincent seinen Kopf zurück auf die Armlehne fallen, als er spürte, wie Thomas' Zunge um dem wohl empfindlichsten Teil seiner Lenden herumtanzte. Und kurz darauf spürte er, wie Thomas sich auf die Suche nach einem anderen empfindlichen Ort machte. Der andere Mann ließ sich so unendlich viel Zeit damit, dass Vincent beinahe schon ungeduldig wurde. Nur genoss er die Reise viel zu sehr, um Beschwerde einzulegen.
      Vincent spürte, wie sich seine Finger durch den Stoff der Polsterung bohrten, als Thomas sein Ziel erreicht hatte. Das war aber auch so ziemlich der letzte funktionierende Gedanke, den er hatte, denn nun machte sich Thomas daran, ihm wirklich den Verstand zu rauben. Und Vincent hatte keinerlei Einwände. Aus dem warmen Kribbeln war ein Tsunami aus Hitze geworden, der sich durch jeden Zentimeter seines Körpers fraß, Vincent von innen heraus verbrannte mit einer Macht größer als die Sonne selbst.
      "Mehr," keuchte er heiser irgendwo in all dem Chaos, das seine Gedanken waren.
      Was genau er damit meinte, wusste er nicht. Er hatte ja kaum mitbekommen, dass er darum gebettelt hatte.
      Der Druck in Vincents Lenden stieg und stieg, wurde von Thomas in neue, ungeahnte Höhen getrieben. Vincent konnte sich nicht daran erinnern, sich jemals so gut gefühlt zu haben.
      "Thomas," stöhnte er, nicht sicher, was er eigentlich sagen wollte. "Thomas..!"
      Von einem Augenblick zum nächsten löste sich all der Druck, all die Hitze, die sich in Vincent angestaut hatte. Er ließ sich fallen, ließ sich mitreißen, als die Muskeln in seinem Körper ein Eigenleben entwickelten, als er alle die Worte in seinem Kopf vergaß und sie durch Thomas ersetzte. Seine Welt schrumpfte zusammen auf den Mann, der zwischen seinen Beinen kniete, auf den Mann, dessen Name das einzige Wort war, an das er sich erinnerte, auf den Mann, der für dieses unglaubliche Gefühl verantwortlich war.
    • Wenn Thomas es nicht besser gewusst hätte, hätte er gesagt, dass die Aussicht befriedigender war als alles andere. Er konnte alles sehen, von dem unterschwelligen Zucken in Vincents Bauch, von der Spannung, die seine Schultern stählte, zu seinen Fingern, die sich in das Sofa bohrten. Er durfte sogar beobachten, wie er seinen Rücken durchdrückte, wie die Haut seines Bauches sich straffte und seine Rippen hervorstachen, wie sein Kopf sich weiter nach hinten neigte und mehr Hals offenbarte. Wie gern er ihn an dieser Stelle geküsst hätte, wie sehr er sich wünschte, die Vibration seiner Stimmbänder an seinen Lippen zu spüren, während diese kehligen Laute aus seiner Brust drangen. Fast wäre es dabei selbst um ihn geschehen, jede Berührung seiner Lenden war schon als Höchstrisiko eingestuft. Eines Tages würde er sich vielleicht vollständig an diesem Anblick ergötzen.
      Zu wissen, dass er allein dafür verantwortlich war, spornte ihn nur weiter an. Die Belohnung darauf kam augenblicklich in einem kratzigen Verlangen, dem er sich nur allzu gerne fügte. Nur sehr grenzwertig konnte er den eigenen Laut unterdrücken, der ihm aus der Kehle zu entweichen drohte, als er Vincent ein wenig tiefer in sich aufnahm. Mittlerweile hatte er auch eine ungefähre Vorstellung davon bekommen, wie viel Druck er auf seine Finger ausüben musste, damit Vincent scheinlichst den Verstand verlor. Es war schon jetzt von seinem sonst so frechen Mundwerk kaum etwas übrig, als ein Mantra von Thomas' Namen, das ihm wie Musik in seinen Ohren war. Er liebte es. Er liebte jedes bisschen, was Vincent ihm schenkte.
      Als er schließlich glaubte, dass das Ende nah sein würde - der Mann unter ihm wand sich und stöhnte mehr, als dass er seinen Namen noch sauber über die Lippen bekam - ersetzte er seinen Mund durch seine Hand. So viel Vertrauen setzte er noch nicht in seine neu gewonnene Fähigkeit, um sie mit derselben Expertise umsetzen zu können wie es Vincent tat. Aber anscheinend war das auch völlig ausreichend.
      Als der Mann unter ihm zerfloss, hielt er den Rhythmus so lange aufrecht, bis die Spannung aus Vincents Oberkörper wich und er einen hörbaren Atem ausstieß. Thomas konnte sich nicht davon abhalten, sich etwas aufzusetzen, um dieses Meisterwerk, das er selbst verursacht hatte, beobachten zu können. Über Vincents Haut hatte sich ein feiner Schweißfilm gelegt und seine Wangen hatten eine rötliche Färbung angenommen. Er sah zum anbeißen aus, so wie er dort vor ihm lag, sämtliche Anspannung aus seinen Muskeln gewichen, der Blick unscharf und selig auf Thomas gerichtet. Es war egal, dass dieser sich damit zum Blasphemiker machte: niemand konnte Thomas erzählen, dass dieser Anblick nicht absolut göttlich war. Vincent war die Perfektion eines Mannes, in diesem Augenblick mehr als in sämtlichen anderen Lebenslagen zuvor.
      Er löste sich vorsichtig von ihm und bewegte die Finger noch einmal, nur um ihn nochmal zucken zu sehen. Dann schob er sich über ihn und konnte das Lächeln nicht zurückhalten, das seine Lippen teilte.
      "Alles gut?", flüsterte er und strich ihm eine Haarsträhne aus der Stirn. Dann lehnte er sich nach vorne und küsste der Länge nach über seine Stirn, bevor er seinen Weg zu seinem Mund fand und sie warme, träge Küsse austauschten. Vincent war so völlig losgelöst und scheinbar körperlos, es entlockte Thomas sogar ein leises lachen.
      "Wenn du dich nur sehen könntest. Brauchst du noch einen Moment? Ich kann warten."
      Er gab ihm die Zeit, die er benötigte, um zurück in die Realität zu finden, während er ihn erneut mit Küssen bedeckte, an seinem Kiefer, seinem Hals, seiner Brust, überall dort, wo die Reste seines Höhepunkts nicht getroffen hatten. Er hatte schlecht gezielt, das musste er zugeben, aber damit konnten sie sich auch nachher noch beschäftigen. Vorerst hatte er den zweiten Teil von Vincents Bitte zu erfüllen.

      Als der Mann wieder einigermaßen klar war und sein Okay gab, schob Thomas sich aus seiner restlichen Kleidung und nahm seinen vorherigen Platz auf dessen Brust ein. Und als er sich in ihn schob, langsam und vorsichtig, darauf bedacht, dass es dem anderen nicht zu viel wurde, fing er an ihn zu lieben, so wie er es gewünscht hatte, mit jeder Faser, die sein Körper dafür aufbringen konnte. Der Akt war anders als die vielen anderen Male, die sie schon miteinander verbracht hatten und auch als der davor; es war langsam und zärtlich und viel weniger darauf bedacht, einen Höhepunkt zu erreichen, als den Moment zu genießen. Thomas zeigte ihm, wie viel Liebe er für ihn übrig hatte. Er zeigte es mit seinen warmen, zärtlichen Küssen, die er so vorsichtig auf Vincents Lippen platzierte, als könnte eine zu harte Berührung ihn zerbrechen. Er zeigte es mit seinen Händen, die er über seinen Körper streichen ließ, als wären seine Kurven die schönsten auf der Welt, als gäbe es nichts an Vincent, das Thomas nicht absolut vergöttern würde. Und er zeigte es mit seinem Blick, den er auf Vincent richtete, mit dem Augenkontakt, den er hielt, auch wenn es ihm teilweise schwer fiel, auch wenn er sich am liebsten davor gedrückt hätte. Aber er wollte seine Gedanken übermitteln, wollte, dass Vincent einen Einblick in sein Gehirn erhaschte, in den Ort, wo er schon seit Wochen herumgeisterte und seine Gedanken verdrehte. Er wollte ihm mit der Kraft seines Blickes alles vermitteln, was er mit Worten nicht konnte: Du bist der schönste Mann der Welt. Du bist einzigartig. Ich vergöttere dich. Ich möchte niemand anderen haben als dich.
    • In seinem langen Leben hatte sich Vincent schon des Öfteren die Frage gestellt, ob es Engel wirklich gab. Heute Nacht hatte er endlich seine Antwort erhalten: Ja. Denn es gab kein anderes Wort, keine andere Beschreibung für den Mann, der über ihm aufragte, der ihn so sanft liebkoste, der ihn in solche Höhen trieb.
      Vincent wollte sofort mehr, wollte sofort alles von Thomas spüren, aber sein Körper regte sich nicht. Es dauerte eine schiere Ewigkeit, bevor er sich ein kleines Nicken abringen konnte, das gerade sichtbar genug war, um Thomas endlich dazu zu kriegen, endlich das zu tun, wonach Vincent sich so sehr sehnte.
      Er erwiderte jeden Kuss mit einem wohligen Seufzen, einem Keuchen, manchmal sogar einem Stöhnen. Er schlang seine Arme um Thomas, vergrub seine Hände in dessen Haaren. Das hier war anders. Er hatte Thomas darum gebeten, ihn zu lieben und das war genau das, was der andere Mann gerade tat, und das mit einer Inbrunst, die ihresgleichen - vergeblich - suchte. Und dann durfte sich Vincent auch noch in diesen unsagbar warmen, tiefen Augen verlieren. Die Augen waren ein Spiegel der Seele, so sagte man, und wenn das stimmte, dann hatte Thomas die wunderschönste Seele, die Vincent je gesehen hatte.
      "Thomas", keuchte er, "küss mich."
      Er ließ dem anderen Mann keine Wahl, zog ihn an sich, verwickelte ihn in einen tiefen Kuss. Vincent legte all seine Gefühle in diese eine Berührung, ließ Thomas wissen, wie er empfand mit diesem einen Kuss, so wie der andere es eben mit diesem einen Blick getan hatte.

      Vincent hielt Thomas lange fest, hielt ihn in seinen Armen während er sie beide über die Klippe katapultierte und darüber hinaus. Er hielt ihn fest, als sie beide wieder zu Atem kamen. Er hielt ihn fest, während sich ihrer beider Herzen beruhigten. Nach einer Weile zeichneten seine Finger träge Muster längst vergangener Zeiten auf die verschwitzte Haut von Thomas nacktem Rücken, doch noch immer hielt er ihn fest. Er wollte Thomas nie wieder loslassen, wollte ihn auf ewig an seiner Seite wissen.
      "Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt," flüsterte Vincent, als er endlich wieder einen klaren Gedanken fassen konnte.
    • Das hier war auf seine eigene Weise so viel intensiver, als was Thomas mit Vincent bisher erlebt hatte. Ineinander verschlungen, so fest, dass es kaum einen Zwischenraum zwischen ihnen geben könnte, gab es nichts anderes mehr als Vincent, als das feine Glitzern in seinen Augen, als seine liebkosenden Berührungen, als seine erhitzten Lippen. Es verging kein Augenblick, in dem sie sich nicht einander zuwandten, mit einer ungeahnten Leidenschaft, die unter ihren Emotionen brodelte. Thomas glaubte, dass Vincents Blicke ihn zum schmelzen brachten, dass irgendwo in seinem Inneren etwas in zwei brach und ihn mit ungewohnter Heftigkeit überschwemmte. Er keuchte und seufzte seinen Namen, ließ ihn auf der Zunge zerfließen wie ein andächtiges Gebet. Vincent. Er schloss die Augen und vergrub das Gesicht an dessen Hals, übersäte ihn mit Küssen und nahm einen tiefen Atemzug mit seinem Geruch auf, dem Geruch von alten Häusern und alten Büchern, Vincents Duft. Als sie schließlich den Höhepunkt erreichten und er an nichts anderes mehr dachte als den Mann unter sich, glaubte er für viele Sekunden schwerelos geworden zu sein und mit Vincent in einem weiten Nichts zu schweben, in dem nichts mehr existierte als ihre verschlungenen Körper. Er lächelte. Er lächelte und drückte ihn an sich, als wolle er ihn nie wieder gehen lassen.
      Sie blieben für eine geraume Zeit ineinander verschlungen, die verschwitzten Körper an jeder Stelle aneinander gepresst. Thomas dachte gar nicht daran sich zu bewegen und Vincent hielt ihn an Ort und Stelle, bevor er anfing über seine Haut zu zeichnen, wie er es häufig tat. Thomas hätte in aller Glückseligkeit so einschlafen können, alles, was er brauchte, in den Armen unter sich, wären da nicht die Worte gewesen, die aus Vincents Mund fielen und sein Herz zum Leben erweckten, schwungvoller als jemals zuvor. Er richtete sich auf, ungläubig darüber, tatsächlich das richtige gehört oder es sich in seinem Frieden nicht eingebildet zu haben. Aber der andere erwiderte seinen Blick mit einem offenen Ausdruck und es schnürte ihm die Kehle zu.
      "... Wirklich?"
      Was auch immer sich in den letzten Minuten wieder an Gedankenkraft manifestiert hatte, verschwand jetzt wieder fluchtartig, um Chaos zu hinterlassen. Vincent schien es ernst zu meinen und er wusste nicht, ob er Euphorie oder Panik empfinden sollte.
      "Ich..."
      Er warteten, aber die Worte kamen nicht. Er hätte auch nicht gewusst, welche es gewesen wären: Ich dich auch? Ich empfinde das gleiche? Ich will dich nie verlassen? Irgendetwas davon hätte es wohl sein müssen, aber es blieb in seiner Brust stecken und fand keinen Weg zu seinen Lippen. Stattdessen versuchte er es auf andere Weise zu vermitteln, er legte die Hand behutsam an Vincents Wange, strich mit dem Finger leicht über seinen Wangenknochen und beugte sich schließlich herab, um ihn in einen langen, hingebungsvollen Kuss zu verwickeln. Als er schließlich endete und sich wieder ein Stück aufrichtete, musste er schlucken.
      "... Ich bin noch nicht bereit dafür. Glaube ich..."