The last Song [Shio & Winterhauch]

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    • The last Song [Shio & Winterhauch]

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      @Winterhauch

      San Francisco, 27.07 17 Uhr

      Die letzte Probe vor dem großen Gig im Chase Center wurde vor wenigen Minuten beendet. Lichter und Sound wurden abgestimmt, die Instrumente gestimmt und kurze Absprachen gehalten. Alles sollte pefekt aufeinander abgestimmt sein, damit dieser Gig wieder ein voller Erfolg werden würde. Schweißperlen rollten über die Stirn der einzelnen Bandmitgleider und jeden stand die Aufregung ins Gesicht geschrieben. An solch einem Ort haben sie noch nie performanced. Mittendrinn, umzingelt von den einzelnen Tribünen, ihre Gesichter auf der großen Leinwand, war dies hier ein anderes Level als das was sie vorher gewohnt waren. Stolz blickten sie sich um, Taylor schloß dabei die Augen und stellte sich vor wie das Feeling erst heute Abend sein wird, wenn alle Plätze besetzt waren. Er konnte schon das Gekreische sämtlicher Fans hören, Jubbel, Freude, Gesang.. auf all das freute er sich ungemein. James klopfte ihn vorsichtig auf die Schulter und holte den jungen Mann zurück ins hier und jetzt. "Hey keine Zeit zu träumen, wir müssen uns nocht etwas stärken bevor hier nachher die Hölle los ist." "Geht schon einmal vor, ich komme gleich nach. Aber lasst mir ja etwas über!" Sein Blick fiel dabei auf Mike. Dieser Kerl konnte so viel in sich hineinessen und er wäre immer noch nicht satt. Es ist schon so oft passiert, das kaum etwas über war, ganz egal wo sie gesungen hatten. Das Büfett war immer fast leer.
      Sein schelmisches Grinsen verriet ihn sofort. James, Liam und Mike verschwanden hinter den Tribünen und Ty konnte endlich etwas aufatmen. Sein Lächeln verschwand schnell.. Denn die Schmerzen, die er seit Tagen hatte waren unterträglich. Doch all das hier würde er niemals aufgeben wollen. Schmerzmittel waren seit seiner Diagnose ein fester Bestandteil seine Lebens geworden. Ohne diese würde er hier nicht stehen. Wohlmöglich schon in irgendeiner Ecke liegen und vor sich hinvegetieren. Nein das wollte er nicht, er wollte sein Leben so gut es geht weiterführen, bis zum bitteren Schluss. So viel Willenskraft hatte er noch für keine Sache, doch die Musik war sein Baby und das schon von Anfang an. Er würde sich niemals von irgendeiner Krankheit kleinkriegen lassen. Die Schmerzen im Brustbereich wurden gefühlt schlimmer, als vor ein paar Wochen noch. Jetzt hieß es einen klaren und kühlen Kopf zu bewahren und diesen Abend genießen, als wäre es sein letzter.
      Nach seinem kurzen Gedankengang ging auch Ty nach Hinten und sah wie sich seine Leute köstlich amüsierten und sich ums Essen stritten. Genau für solche Dinge wollte er stark bleiben und sich nichts anmerken lassen. "Da ist er ja endlich! Mike hat schon wieder die besten Sachen ergattert." "Typisch für ihn", zischte Ty und schnappte sich ein Bier und setzte sich auf den Stuhl zu den anderen. "Wie wärs denn Mal mit fester Nahrung?" Liam zog Ty das Bier aus der Hand. "Ich ess schon noch etwas." Schon hatte er sich das Bier wieder geholt und trank einen großen Schluck daraus. "Sind die Outfits soweit aufgestellt?" Alle nickten ihm zu. "Gut. Ihr kennt mich ja ich möchte wieder so sehr aus der Masse herausstechen, wie nur möglich." "Was darf es heute sein?" "Nun ich dachte an ein zerrissenes tiefgeschnittenes Top, eine enge zerrissene schwarze Röhrenjeans und meine geilen Boots mit den Nieten dran." Alle anderen grinsten ihn an. Sie wussten das er gerne seine Tattoos zeigen wollte. Die Jungs plaudernten noch eine ganze Weile und aßen vom Büffet, bevor sie in die Maske gerufen wurden. Langsam war es gegen 19 Uhr und die ersten Journalisten traffen ein. Wenige Minuten später stand eine lange Schlange vor den jeweiligen Eingangstüren. Riesige Plakate mit "4dust" , Poster von den Bandmitgliedern, hatten einige kreischende Fans dabei, als sie langsam in das Center hineingingen.
      Auch in der Maske konnte man den Ansturm hören. Bald war es soweit. Ty zog sich seine Sachen an und ihm wurde seine In-ears angelegt und die Kabel wurden unter seiner Kleidung versteckt. Die restlichen Jungs zogen sich auch etwas punk-rock mäßig an und wurden ebenfalls verkabelt. Ein letztes Mal wurden sie abgepudert, bevor sie in Richtung Bühne gingen. Alle Fans hatten ihre Plätze bereits eingenommen und jubbelten schon. Das Licht erlosch und die Tür öffnete sich. Ein kleiner Spot war auf die Jungs gerichtet um ihre Instrumente zu finden und ihren Platz einzunehmen. Liam nahm seine Drummsticks in die Hand und schlug sie aneinander. "One, two, three.." Schon gingen die Lichter an und das Gekreische war groß, als die Jungs zu sehen waren und schon fing Taylor an zu singen. Er fühlte sich sichtlich wohl hier auf der Bühne und gab richtig Gas.
      Blitzlichter waren von den Fotographen zu sehen und auch von einigen Fans auf den Tribünen. Nach dem ersten beiden Songs gab Taylor ein Zeichen und das Spotlicht strahlte auf ihn. Er war groß auf den Leinwänden zu sehen. "Guten Abend zusammen!" Rief er in sein Mikro. "Wow ihr seit heute Abend wieder gut dabei und wir von "4dust" freuen uns das ihr alle so zahlreich erschienen seit. Heute Abend erwartet euch eine gute Mischung aus punk- rock, punk und eventuell habe ich auch ein paar schnulzige Songs vorbereitet, aber seit gespannt und wir machen direkt weiter!" Die Girtarre wurde geschnappt und schon ertönten die ersten Klänge, gefolgt vom Bass, Piano und Schlagezug. Das Feeling war wirklich unbeschreiblich und alle liesen sich mittreiben.
      Zwischendurch tranken die Jungs immer wieder ein paar Schlücke Wasser, bevor es direkt weiter ging. Der Gig ging bis 23 Uhr und zum Abschluss gab es noch Konfettikanonen und eine mega Lightshow für die Besucher. Zufrieden verabschiedeten sich die Jungs von allen. "Wir danken euch! Bis zum nächsten Mal." Das Licht erlosch, die Tribünen wurden erleuchtet. Langsam machten sich die Fans wieder auf um nach Draußen zu gehen.
      Zufrieden klopften sich die Jungs auf die Schultern. "Sehr gut gemacht Ty." Nickend und zu einem Lächeln zwingend überkam ihn gerade wieder ein großer Schmerz in der Brust. Ihm wurde plötzlich schwindelig und kurz schwarz vor Augen. "Ent-entschuldigt mich bitte.." Die Jungs sahen ihn besorgt an. "Alles gut bei dir?" "Ja bleibt hier ich komme gleich wieder.." Taylor verließ eilig die Bühne und ging durch den Hinterausgang um frische Luft zu schnappen. Er stütze sich mit seiner Hand an der Wand ab. "Nicht jetzt ..Bitte nicht heute.." Ein Hustenfall überkam ihn und er spuckte wieder einiges an Blut. Er ließ sich an der Wand nieder und lehnte mit den Rücken an ihr. "War´s das jetzt?" Er konnte kaum seine Hände vor seinen Augen sehen, sein Körper zitterte vor Schmerzen. Ihm wurde nun richtig schwarz vor Augen. Innerlich hatte er bereits abgeschlossen mit seinem Leben.. Irgendwann würde der Tag kommen an dem es zu Ende geht.. Doch heute wollte er noch nicht.. Niemand würde ihn hier finden.. Vielleicht war es besser jetzt zu gehen, als demnächst.. Sein Körper fuhr sich schon ein wenig hinunter. Fühlte es sich so an zu sterben? Es war doch ganz leicht.. trotz dieser Schmerzen fühlte es sich unbeschwert an.
      Seine Augenlieder wurden schwächer .. Dann sah er ein Licht und er fragte sich, sollte er diesem Licht folgen? Dieses helle Licht war nicht nur einfach ein Licht, sondern er vernahm eine weibliche Gestalt..Mit letzter Kraft öffnete er seinen Mund um diese letzten Worte zu sagen.. "Kom..me ich in den Himmel? Bist du mei..-mein Engel?" Taylor sackte nun komplett zusammen.. sein Kopf war zur Seite gedreht.

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    • San Francisco, Chase Center, 27.07. - 23 Uhr

      Einen Augenblick lang blinzelte Charlie gegen das erschreckend grelle Licht der Scheinwerfer über den Tribünen und hob eine Hand vor die geblendeten Augen. Über mehrere Stunden überfluteten dröhende Bässe, laute Gitarren und eine wilde Lightshow sämtliche Sinne. Das grelle beinahe kalte Licht aus den Deckenstrahlerin grenzte an Körperverletzung. Missmutig verzog sie das Gesicht, da sie bereits seit knapp einer Stunde mit pochenden Kopfschmerzen zu kämpfen hatte. Wieso hatte sie sich noch gleich von ihren Freunden zu dieser Veranstaltung überreden lassen? Stimmt. Ihre Freundinnen waren allesamt große Fans der spielenden Band und hatten mit Engelszungen auf die junge Frau eingeredet, endlich mal wieder ein bisschen Spaß zu haben. Wobei ihre Ansichten von Spaß in eine völlig andere Richtung liefen. Charlie liebte ihre Freunde, aber ein Rockkonzert war nicht ihre Definition von einem 'entspannten Abend mit Freunden, um danach gemütlich etwas Trinken zu gehen'. Der Pappbecher mit den Resten des überteuerten Biers landete am Ausgang der Halle in einem schon völlig überfüllten Mülleimer. Allgemein dürfte sich das Reinigungspersonal über das Chaos wenig freuen. Vor und hinter hier ertönten die Begeisterungsströme nass geschwitzter und aufgedrehter Fans. Charlotte hatte sich bewusst etwas im Hintergrund gehalten, die eng beineinander stehende Menschenmenge behagte ihr nicht und verursachte ein konstantes Unwohlsein.
      Trotzdem musste die Blonde gestehen, dass die Band gar nicht so schlecht gewesen war. Obwohl sie nicht einen Namen oder Titel behalten hatte, der ihr von allen Richtung ins Ohr gekreischt worden war. Die Stimme des Frontsängers war beeindruckend, wobei ihr die ruhigeren Stücke wesentlich besser gefallen hatten. Die Stimmfarbe kam in ruhigeren Passagen viel besser zur Geltung.
      Mit dem Strom der Menschenmenge schlängelte sie sich Meter für Meter nach draußen an die frische Luft. Erleichterung durchströmte sie als die kühle Nachtluft sich auf ihrem erhitzten Gesicht niederschlug. Das Gewirr aus Menschen löste sich langsam auf und ließ Charlie den benötigten Raum zu Atmen.
      "Und jetzt gehen wir richtig feiern!", jubelte Rosie im Hintergrund und warf lachend die schwarze Lockenmähne zurück. "Das. War. Der. Hammer!" Jedes Wort wurde mit der nötigen Begeisterung betont. "Charlie kommst du?", mischte sich Zoey mit ein.
      Charlie, die bereits ihre Autoschlüssel in den Händen hielt, erntete für ihr armselige Begeisterung nur mürrische Blicke.
      "Du willst tatsächlich schon nach Hause? Komm schon! Mach dich mal ein bisschen locker. Wir waren schon Ewigkeiten nicht mehr zusammen los.", beschwerte sich Rosie, die nach der Hand ihrer besten Freundin griff um sie mitzuziehen.
      "Nein, lasst mal gut sein. Ich muss morgenfrüh wieder im Laden sein. Das nächste Mal, versprochen.", versuchte sie es und schenkte ihren Freundinnen ein strahelendes Lächeln, obwohl ihr Kopf kurz vorm Explodieren war.
      Rosie und Zoey sahen sich kurz an und seufzten schließlich gemeinsam auf. Insgeheim hatten beide schon damit gerechnet. Charlie war eben kein Partygirl.
      "Du hast Glück, dass wir dich abgöttisch lieben, Charlie.", strahlten beide nun zurück und drückten ihre Freundin zum Abschied, ehe sie ein ein Taxi einstiegen.
      Charlotte sah dem Taxi noch einen kurzen Augenblick nach, ehe auch sie auf dem Absatz kehrt machte, um im Parkplatzchaos nach ihrem Auto zu suchen. Sie sah sich um und schlug einen spärlich beleuchtete Weg um das Gebäude ein. Eine kleine Abkürzung, um das allgemein Durcheinander vor und auf dem Parkhaus und -platz erstmal zu umgehen. Ein paar der seitlich stehenden Laternen schienen längere Zeit nicht gewartet worden zu sein. Zumindest flackerte es ziemlich und manche der Lichter brandten gar nicht mehr. Seufzend zog Charlie das Smartphone aus der Tasche und schaltete die Funktion der Taschelampe ein, um den Weg ein wenig zu erleuchten.
      "Viel besser...", murmelte sie und hielt ruckartig inne, als ein jämmerliches Husten zu hören war. Es klang so, als kotze sich jemand die Seele aus dem Leib. Zu viel billiges Bier, dachte sie noch kopfschüttelnd und wollte schon weitergehen, da gesellte sich eine kraftlose Stimme zu den würgenden Lauten. Etwas ruschte an einer Wand herunter und dann war es unheimlich still. Charlie zögerte.
      "Verdammter Helferkomplex...", grummelte sie und kämpte sich durch ein kleines, bepflanztes Beet ehe das Licht ihres Handys auf eine zusammengekauerte Gestalt am Boden fiel. Die junge Frau näherte sich der Gestalt am Boden, ging langsam in die Hocke. Erstaunt weiteten sich ihre Augen, als sie den Frontsänger der Band erkannte. Das Vorurteil das Rockstars es gerne mit dem guten Alkohol übertrieben, schien sich leider zu bestätigen. Bevor sie jedoch angewiedert das Gesicht verzeihen konnte, entdeckte sie das Blut auf dem kargen Betonboden. Ihre Miene versteinerte, als der Sänger vor ihr zu sprechen begann. Die Stimme kratzig und ohne jegliche Energie, mit Blutspuren am Kinn und auf den Lippen. Er halluzinierte.
      "Scheiße...", stieß sie hervor und wählte den Notruf, ehe sie sich das Handy ans Ohr presste. Sie sah sich um. Warum war keiner seine Bandkollegen hier? Keine Security? Niemand.
      "Notrufzentrale, wie können wir ihnen helfen?...", ertönte es aus dem Lautsprecher und Charlie schilderte die Situation in schnellen, präzisen Sätzen. Ein paar Sekunden später endete das Gespräche mit abschließenden Worten. "Versuchen Sie ihn wachzuhalten, Miss Ashdown. Wenn er bereits das Bewusstsein verloren hat, versuchen sie ihn zu wecken, verstanden? Die Kollegen sind in wenigen Minuten bei ihnen. Bleiben sie ruhig."
      Charlie stopfte das Smartphone zurück in ihre Jacke und zögerte sichtlich bevor sie eine Hand auf seine Schulter legte und behutsam rüttelte.
      "Hey! Bleib hier, okay?", sprach sie ruhig und legte die zweite Hand zaghaft seitlich an sein Gesicht, um es etwas zu sich zu drehen. "Hilfe ist unterwegs. Du musst wach bleiben..." In der Ferne ertönte bereits die schrille Sirene eines Krankenwagens.
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”
    • Er selbst wusste nicht wie lange er dort auf dem kalten harten Boden sahs. Sein Körper fühlte sich schwer an, beinahe so als würde er hier fest gewachsen sein. Taylor vernahm eine Stimme die zu ihm sprach. Ganz dumpf und teilweise verzögert, nahm er diese war. Er war also doch noch nicht gestorben. Hatte er wirklich so ein großes Glück verdient? Ty wusste das er viele Fehler in seinen jungen Jahren begannen hatte. Einiges bereute er bis heute. Wie gerne würde er die Zeit zurück drehen und mehr aus seinem Leben machen.. Wer weiß vielleicht würde er ebenfalls so ein hohes Tier sein wie sein Bruder. Doch nun sahs er hier, am Ende seiner Kräfte und er selbst wusste nicht, ob er diese Nacht überleben würde. Die Schmerzen betäubten ihn, sein Blick war glasig und starr. Die leichte Berührung der Frau spürte er kaum. Auch, als er sie dirket vor Augen hatte, war sie für ihn vollkommen verschwommen.
      Dann wurde ihn wieder schwarz vor Augen und er bekam nur noch Bruchstücke mit. Blaulicht erhellte die Gasse und schnell eileten die Rettungssanitäter voran. Ty wurde von zwei Personen auf die Beine gebracht und sofort auf die Trage gelegt. Ihm wurde eine Infusion gelegt und er wurde mit Sauerstoff versorgt. Die Sanitäter versuchten seinen Zustand zu stabilisieren.
      Immer wieder blinzelte der junge Mann kurz auf, bevor er im selben Moment wieder die Augen schloss.
      Die Fahrt bis zum Krankenhaus ging schnell vorbei und schon wurde Taylor mit der Trage direkt in die Notaufnahme gebracht.
      Anhand seines Aussehens konnte schnell seine Identität festgestellt werden und somit wurde er vorerst auf die Intensivstation gelegt um dort beobachtet zu werden.
      Durch die Infusionen bekam er Medikamte zugeführt, ein EKG wurde ihm angelegt und weiterhin erhielt er die Beatmungsmaske auf.
      Zunehmend schien er wieder sein Bewusstsein zu erlangen. Sein Blutdruck und Puls pegelten sich ein. "Wir werden ihn für diese Nacht hier behalten, dann darf er auf die Innere verlegt werden." "In Ordnung. Seine Werte scheinen sich zu stabilisieren. Sind Vorerkrankungen bekannt?" Die Arzthelferin schaute im Computer nach. "Nicht direkt.. Der junge Mann scheint laut Aussage von Dr. Mishigo Lungenkrebs zu haben." "Ok, sobald sein Zustand vollkommen stabil ist, schicken sie ihn sofort ins MRT. Ich möchte mir selbst ein Bild davon machen." "Wird gemacht." "Wer hat den jungen Mann überhaupt begleitet?" "Da ist so eine junge Frau draußen im Wartebereich. Vielleicht gehört sie zu ihm." "Bringen sie ihr einen Kaffee und sagen sie ihr das sie nicht die ganze Nacht hier warten muss. In der Zwischenzeit versuche ich seinen Manager zu erreichen." "Geht klar."
      Die Arzthelferin verschwand aus dem Büro und ging den langen weißen Gang bis zum Wartebereich. Am Kaffeeautomaten holte sie einen Kaffee heraus und reichte den Becher der jungen Frau. "Hier bitte. Er ist stabil. Wenn sie möchten können sie nach Hause fahren. Er wird Morgen auf die Innere verlegt. Sie können dann an der Rezeption fragen in welchem Zimmer er liegt. Sofern sie das natürlich möchten. Wenn nicht steht ihnen der Kaffeeautomat die ganze Nacht gerne zur Verfügung." Die Arzthelferin versuchte die Stimmung ein wenig zu lockern.

      Immer wieder schauten die Schwestern nach dem Musiker. Alle behandelten ihn hier, als wäre er ein ganz normaler Mensch, auch wenn es sicher hier und dort heimliche Fans gab. Niemand lies sich etwas anmerken. Jeder ging seiner Arbeit nach und versuchten Taylor stabil zu halten. Er selbst bekam davon kaum etwas mit. Benommen von den Schmerzmitteln fuhr sein Körper Achterbahn. Normalerweise würde es ihn absolut nichts ausmachen so unter Medikamenten zu stehen, denn in seiner Anfangsphase hier in San Francisco gab es öfters härteres Zeug. Doch nun war etwas in ihm was ihn innerlich zerfraß, seinen Körper Stück für Stück schwächte, ihn nicht nur innerlich sondern auch äußerlich kaputt machte. Bis er eines Tages nur noch ein Schatten seiner Selbst war.
      Die Nacht schreitete ohne weitere Vorkommnisse voran. Weiterhin wurde Taylor streng beobachtet.

      Währendessen räumten die Bandmitglieder ihre Instrumente in den Bus und keiner von ihnen ahnte was passiert war. "Wo steckt denn nur Taylor? Er wollte doch gleich wieder kommen?" Liam sah besorgt aus und auch James und Mike konnten sich keinen Reim daraus machen wo er steckte. "Vielleicht hat er sich ja heimlich mit einem Groupie aus dem Staub gemacht." "Das wäre nicht das erste Mal."
      Die Jungs grinsten sich an, während ihr Manager um die Ecke kam und die beiläufige Bemerkung über Taylor überhört hatte.
      Schon drehten sich die Jungs zu ihm um und sahen in sein ernstes Gesicht. "Mich hat eben das Krankenhaus angerufen. Taylor liegt auf der Intensivstation. Daher möchte ich bitten das ihr solche dämlichen Kommentare in Zukunft lasst." Die Bandmitglieder starrten sich an, die Augen und den Mund weit aufgerissen. "Geh..-ht es ihm gut?" Mike fing an zu zittern, brachte kaum diese Frage heraus. "Er scheint stabil zu sein. Doch was genau los ist konnte er mir nicht sagen. Immer diese ärztliche Schweigepflicht." James setzte sich auf eine der Kisten der Instrumente und sah zum Boden. Liam sah immer noch fassungslos aus. "Und wir dachten er würde sich vergnügen.. Verdammt warum bin ich ihn vorhin nicht einfach nachgelaufen?!" Liam schlug mit der Faust gegen den Bus. "Hey! Das bringt jetzt nichts. Es reicht wenn einer von euch im Krankenhaus ist. Wir müssen einfach abwarten. Ihr fahrt jetzt erst einmal ins Loft. Ich habe seinem Bruder schon auf die Mailbox gesprochen. Vielleicht kann er mehr herausfinden. Wir sollten jetzt einen kühlen Kopf bewahren und das Beste für ihn hoffen. Schließlich brauchen wir den Jungen noch. Das Jahr ist vollkommen durchgeplant." "Scheißen sie doch einfach Mal auf diesen doofen Terminplan! Hier geht es um Taylor, um ein Menschenleben.. Da ist mir die Karriere gerade vollkommen egal!" "James versuchte Liam zu bremsen, bevor dieser noch irgendwas tat was er später bereuen würde. "Lasst uns einfach ins Loft fahren. Wir können jetzt eh nichts für ihn tun. Sobald wir morgen mehr wissen besuchen wir ihn ok?" "In Ordnung." Am liebsten hätte Liam dem Mananger eine mitgegeben, dennoch war er froh das James ihn beruhigen konnte.
      Die Jungs räumten die restlichen Sachen ein und auch Taylors persönliche Gegenstände fanden ihrem Platz im Bus.
      Nachdem die Jungs im Loft ankamen, ging jeder von ihnen anders mit der Situation um. Liam schnappte sich ein Bier und verschwand auf der Dachterasse. Mike plünderte das Süßigkeitenregal und ging auf sein Zimmer und schloss die Tür ab. James legte sich auf das Sofa und starrte die Decke an. Für alle Jungs würde das eine schlaflose Nacht werden..

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    • Die folgenden Minuten entwickelten sich in beängstigender Geschwindigkeit in einen chaotischen Wirbel aus Sirenengehäul und Blaulicht.
      Rettungssanitäter und ein Notarzt sprangen in höchster Eile aus den Fahrzeugen, um den gemeldeten Notfall in Augenschein zu nehmen. Mit höchster Eile trugen die Rettungskräfte den Sänger, der zwischen Bewusstsein und Besinnungslosigkeit pendelte, in den bereitstehenden Krankenwagen. Ein mitfühlende Sanitäterin stand derweil neben Charlie und redete mit ruhiger Stimme auf die junge Frau ein, die sich jetzt erst wirklich bewusst wurde, was hier eigentlich gerade passierte. Das hektische Piepsen und Schrillen medizinischer Geräte war nicht nur bizarr sondern im höchsten Maße verstörend. Der Anblick, wie der Notarzt bereits die ersten wiederbelebenden Maßnahmen einleitete, löste eine Schockstarre aus.
      Dabei spielte es keine Rolle, wer gerade dort im Rettungsfahrzeug um sein Leben kämpfte. Charlie musste den jungen Mann nicht persönlich kennen oder seinen Namen wissen, um die lebensbedrohlichen Ausmaße zu begreifen. Einen Menschen, ob fremd oder vertraut, in einer solchen Lage zu sehen, löste etwas in einem aus. Widerstandslos ließ sich Charlie von der Rettungskraft, die die junge Frau in dem Schockzustand nicht zurücklassen wollte, auf den Beifahrersitz des Krankenwagens bugsieren. Mit zitternden Fingern und wie in Trance legte sie den Sicherheitsgurt an.Durch die räumliche Trennung vom hinteren Bereich des Fahrzeuges und den geschlossenen Türen, bekam sie kaum noch etwas von dem Kampf um das Leben des jungen Mannes mit. Endlich setzte sich das Rettungsteam mit wirklich rasantem Tempo in Bewegung. Vor dem Beifahrerfenster verschwammen Gesichter von Passanten und verwirrten Konzertbesuchern zu diffusen, farblichen Klecksen.
      Das Gehirn schien seine Funktion erst mit Verzögerung wieder aufzunehmen, als eine Krankenschwester einen dampfenden Pappbecher unter ihre Nase hielt. Der vertraute Geruch von starkem Kaffee stieg ihr in die Nase. Verwirrt blinzelte Charlie und sah sich erst nach links und dann nach rechts um, bevor sie vorsichtig das heiße Getränk in ihre eiskalten Hände nahm.
      "Vielen Dank.", flüsterte Charlie, als traute sie ihrer eigenen Stimme nicht. "Wenn es keine Umstände macht, würde ich gerne noch einen kleinen Augenblick warten."
      Zögerlich schenkte sie der freundlichen Krankenschwester ein Lächeln und sah ihr mit sichtlich blassem Gesicht hinterher. Erst jetzt blickte sich Charlie in dem kargen und weißen Wartebereich um. An den Wänden waren die üblichen, unbequemen Plastikstühle aufgereiht, die eigentlich nicht zum Verweilen einluden. Den Flur herunter flackerte eine der hellen Neonröhren in einem nervtötenden Rhythmus. Mit nachdenklicher und erschöpfter Miene nippte sie an dem Heißgetränk. Einen kleinen Moment noch, dann würde sie sich ein Taxi rufen, da ihr Auto natürlich immer noch am Chase Center stand. Bestimmt tauchte jede Sekunde die Angehörigen in der Notaufnahme auf. Oder ein Freund. Ein Bandkollege. Oder zumindest der zuständige Manager. Mit jedem Schluck und jeder verstreichenden Minute blieb der leere Warteraum genau das: Leer. Lediglich die Schwester bewegten sich mit sanfter Ruhe durch die Flure, um nach ihren Patienten zu sehen. Der Kaffee in ihrer Hand war bereits halbleer aber eiskalt, als sich dieser Gedanke in den Vordergrund ihres Verstandes schob.
      Taylor Davis. Mittlerweile war ihr zumindest der Name des Frontsängers wieder eingefallen. Unzählige ekstatische Fans und nicht eine Menschenseele nahm Notiz von der tragischen Wendung dieser Nacht. Er hatte zusammengesackt an dieser Mauer so einsam und verloren gewirkt und auch dort war schon niemand bei ihm gewesen. Die nächste Stunde zog ohne Neuankömlinge vorbei und Charlie beschlich eine traurige Erkenntnis.
      Es würde niemand kommen. Nicht einer.

      Stunden später und mit einem schmerzenden, steifen Nacken erhob sich Charlie aus dem unbequemen Stuhl im Warteraum. In den Fluren und Räumen herrschte breits wieder rege Betriebssamkeit. Pflegepersonal verteilte das angerichtete Frühstück und die ersten Patienten betraten die Flure, um sich mit einem morgentlichen Spaziergang die Beine zu vertreten. Vorsorglich hatte Charlie bereits vergangene Nacht eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter ihrer Granny hinterlassen, damit sich niemand Sorgen machte. Es würde schon keine Katastrophe hereinbrechen, nur weil sie später in den Laden kam. Aber sie hatte das Krankenhaus nicht einfach verlassen können. Tatsächlich war niemand mehr gekommen, um nach Taylors Zustand zu fragen. Sie waren Fremde füreinander, aber Charlie hatte das nagende Gefühl nicht abstellen können, dass, sollte der schlimmste Fall eintreten, jemand da sein sollte. Irgendjemand.
      Die fröhliche Rezeptionisten am Empfang teilte ihr ohne Zögern mit, auf welche Station der Sänger verlegt worden war. Scheinbar hatte es sich herum gesprochen, dass die junge Frau, die die ganze Nacht auf den unbequemen Stühlen geschlafen hatte, gestern mit dem Rocksänger angekommen war.
      Mit einem mulmigen Gefühl betrat sie schließlich nach einem zaghaften Klopfen das Krankenzimmer. Das Erste, das ihr ins Auge fiel, war nicht die hübsche fast luxuröse Ausstattung des Einbettzimmers, dass wohl der Promistatus mit sich brachte, sondern der leichenblasse, junge Mann angeschlossen an dutzende piepende und blinkende Gerätschaften. Eine Schwester hatte sie bereits davor gewarnt, dass der Anblick für unegwohnte Augen heftig sein konnte. Überall steckten Schläuche in tattowierten Armen und eine Sauerstoffmaske war über Mund und Nase befestigt. Selbst das Laken besaß mehr Farbe als das Gesicht des Sängers.
      Die Augen waren geschlossen und Charlie nahm an, dass durch den Einfluss der starken Medikamente noch schlief. Vielleicht besser so. Sie konnte sich die Schmerzen nicht einmal vorstellen. Zumindest hatte es schmerzhaft ausgesehen. Natürlich hatte niemand ein Wort über seinen gesundheitlichen Zustand verloren. Es ging sie auch schlichtweg nichts an.
      Leise trat sie an das Bett heran und legte das Buch, dass sie die Nacht über beschäftigt hatte, auf dem Nachtisch ab. 'Stolz & Vorurteil' zählte zu ihren absoluten Evergreens. Die Fingerspitzen glitten über das Buchcover, während sie über die richtigen Worte nachdachte. Eigentlich hatte sie hier wahrlich nichts zusuchen.
      "Hey...", murmelte sie daher sehr einfallsreich und strich sich überfordert von der Situation das Haar aus dem Gesicht. Was sollte sie überhaupt sagen. "Ähm, du kennst mich nicht. Und ich dich nicht. Offensichtlich. Aber ich habe dich gestern nach dem Konzert gefunden und wollte mich nur kurz vergewissern, dass alles in Ordnung ist. Was es wohl nicht ist. Und ich hoffe, dass es dir schnell besser geht. Deine Freunde sind bestimmt bald hier. Ich..." Charlie deutete mit einer beiläufigen Geste und ihrem Daumen zur Tür hinter sich, obwohl die Augen des Kranken noch immer geschlossen waren. "...ich geh dann mal lieber. Also, mach's gut."
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
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      so long as you remember all the people that you used to be.”

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    • Der Morgen brach allmählich an und auch im Loft begann reges Treiben. James, der die Nacht auf dem Sofa verbrachte wachte mit Rückenschmerzen auf. Verschlafen schaute er sich um. Rieb sich seine Augen und sah wie Liam und Mike die Treppe hinunter kamen. "Guten Morgen", murmelte er vor sich hin. "Morgen. Mist es ist ja gerade einmal 6 Uhr..." Mike konnte es nicht fassen. "Ihr seht ja genau so aus wie ich mich fühle. Ich muss ja doch irgendwann eingeschlafen sein." Liam ging direkt zur Kaffeemaschine und schaltete diese an. "Ich hab kaum ein Auge zu getan. Mir geht es nicht aus dem Kopf das Taylor im Krankenhaus liegt. Ich mache mir solche Vorwürfe..Das wir nicht bei ihm waren." Er stützte sich auf der Küchentheke ab und schaute bedrückt nach unten. "Es konnte ja keiner ahnen." Mike setzte sich auf die Couch und streckte sich. "Ich fühle mich wie überrannt." "Geht denke Mal jeden von uns so." Nachdem die Jungs einen Kaffee getrunken haben und schwiegen, klingelte es unten an der Tür. James erhob sich und drückte auf den Schalter um die Tür zu öffnen. "Sicherlich nur wieder der Manager. Vielleicht hat er ja weitere Neuigkeiten." Der Fahrstuhl fuhr nach unten und anschließend wieder nach oben. Die Tür öffnete sich und es trat John heraus völlig aufgelöst. Die Jungs schauten ihn überrascht an. "Ich bin so schnell es geht hergeflogen. Was ist mit meinem Bruder? Wo ist er?"
      Nachdem Liam ihm einen Kaffee eingeschänkt hatte, erzählten sie ihm auch nur das was sie wussten. Er spielte mit der Tasse und nippte am heißen Getränk. "Verstehe." John wusste ebenfalls nicht das Taylor schwer krank war und er deshalb im Krankenhaus lag. Doch bald sollten sie es erfahren. "Lasst uns irgendwo frühstücken und dann schauen wir alle Mann beim Krankenhaus vorbei. Ich möchte Antworten haben."

      Zur selben Zeit wurde Taylor auf die Innere verlegt. Sein Zustand war im grünen Bereich, sodass es nicht mehr notwendig war unter Dauerbeobachtung zu stehen. Die Sauerstoffzufuhr blieb bestehen, ebenso erhielt er weiterhin Flüssigkeit durch die Infusionen.
      Sein Herzschlag war gleichmäßig und er lag friedlich auf dem Bett. So als könnte man ihn kein einziges Haar krümmen.
      Taylor wurde durch zwei Pflegerinnen am Morgen versorgt und frisch gemacht. Sie zogen die Vorhänge auf, es scheint ein regnerischer Tag zu werden.
      Die Arzthelferin von gestern Nacht betrat das Krankenhaus und erkundigte sich nach der jungen Dame. Ihr wurde mitgeteilt das sie die ganze Nacht an ein und der selben Stelle sahs. Sie seufzte mit einem Lächeln im Gesicht. So etwas kam selten vor und trotzdem war es bewundernswert, das eine fremde Person, als Ersthelfer, die ganze Nacht hier verbrachte. Sie wollte später nach ihr schauen.
      Im Büro angekommen zog sie sich ihren Arztkittel drüber und setzte sich an den Computer. Neben ihr lag die Akte von Taylor Davis. Sie wurde informiert das er verlegt wurde. "Ein Glück", sprach sie vor sich hin. Im selben Atemzug klopfte es an der Tür und der Doctor kam hinein. "Wie stabil ist er?" Sie schaute den EKG Verlauf der Nacht durch. "Alles soweit in Ordnung." "Machen sie ihn für den MRT fertig, bevor der Stationsbetrieb beginnt." "Wird gemacht."
      Sie griff nach dem Telefon und setzte sich mit der zuständigen Schwester der Station in Verbindung. Kurz danach wurde Taylor von den Gerätschaften abgestöpselt und in das MRT gefahren. Seine diversen Piercings wurden abgemacht. Taylor wurde ein Kontrastmittel gespritzt und schon ging die Untersuchung los. Es dauerte ungefähr eine halbe Stunde, bis sich die Assistenten ein Bild machen konnten. Sofort wurde das Ergebnis dem Doctor zugeschickt. Taylor wurde wieder in sein Zimmer gebracht, seine Piercings ordnungsgemäß wieder an ihren Platz gesteckt. Er wurde wieder an die Infusion gehangen und erhielt wieder ein wenig Sauerstoff.
      Der Doctor sah sich die Bilder des MRT´s an und sein Gesichtsausdruck sprach Bände. "Das darf doch nicht wahr sein." Schon setzte er sich mit Dr. Mishigo in Verbindung um ihn die Hölle heiß zu machen. Er berichtete ihm das Taylor erst vor ein paar Monaten von seinem Leiden erzählte. Der Doctor verstand nicht warum der Krebs nicht behandelt wurden ist. Doch ihm wurde gesagt das Taylor selbst es nicht wollte.. Angespannt legte er den Höhrer wieder auf. Er war fassungslos. Wie konnte man nur so ein junges Leben einfach so wegwerfen? Sofort setzte er sich mit der Arzthelferin in Verbindung. "Ich möchte, sobald irgendein Angehöriger zu ihm kommt, sofort ein Gespräch führen. Fangen sie sie bitte vorher ab. Damit ich derjenige bin der sie darauf vorbereitet."

      Ein wenig gestärkt und munterer fuhren die Jungs mit John in Richtung Krankenhaus. Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihnen breit, als sie sich dem Krankenhaus näherten. Niemand schien gerne dorthin zu gehen, auch wenn sie nur Besucher waren. Die sterile Einrichtung war beängstigend. Genau wie diese weißen Wände. An der Rezeption angekommen fragte John so gleich nach seinem Bruder. "Zimmer 126 auf der Inneren 1. Einfach den Gang nach hinten folgen und mit dem Fahrstuhl auf die 3 Ebene fahren."
      Sie bedankten sich und eielten zum Fahrstuhl. Oben angekommen begrüßten sie die Stationsschwester, die sie erst einmal zurückhielt. "Sie sollen bitte vorher zum Doctor gehen. Er erwartet sie schon." Verwirrt sahen sie sich an. Doch nahmen Platz und warteten darauf das sie hineingebeten werden. Es dauerte gefühlt eine halbe Ewigkeit ehe die Tür des Sprechzimmers aufging und ein älterer Mann hinaustrat. "Wer ist für Taylor Davis verantworlich?" John erhob sich von seinem Stuhl. "Ich, John Davis.. Taylors Bruder.." "Bitte kommen sie mit." Die anderen Jungs schauten sich an. "Und was ist mit uns? Wir gehören auch zu ihm?!" "Ich möchte zuerst mit seinem Bruder reden, dann hole ich sie dazu." John folgte ihm ins Zimmer und nahm auf den Stuhl Platz. Der Arzt versuchte die richtigen Worte zu finden und ruhig zu bleiben. "Ihr Bruder hatte Glück das er rechzeitig gefunden wurden ist. Sonst wäre er nicht mehr unter uns." Johns Blick war besorgt und gleichzetig war er erschüttert über die Aussage vom Doc. "Ich denke sie wissen ebenfalls nicht wie schlimm es um ihn steht." John schüttelte mit den Kopf. Er brachte kein Wort aus seinem Mund heraus. Der Doc atmete durch und sah ihn direkt in die Augen. "Ihr Bruder hat Lungenkrebs und das schon seit einer ganzen Weile. Und er befindet sich allmählich in Richtung 4 Stadium.. denn wir konnten schon einen Befall auf andere Organe erkennen." John sahs wie versteinert auf dem Stuhl, bis ihm plötzlich die Tränen den Wangen hinunterliefen. "Es kommt eine schwere Zeit auf sie zu. Wir versuchen alles was in unserer Macht steht den weiteren Befall zu verhindern, sofern ihr Bruder mitmacht.. Laut dem persönlichen Arzt der Band, lehnte er jegliche Hilfe bis dato ab. Vielleicht können sie ihn zur Vernunft bringen." Der Doc reichte ihm ein Glas Wasser und lies ihn kurz in Ruhe. John musste die ganze Sache sacken lassen.. Wie würden wohl die Bandmitglieder auf diese Nachricht reagieren..

      Währenddessen war die Frühstückszeit im vollen Gange und hier und dort wurden Medikamente ausgeteilt. Überall liefen Pfleger/-innen auf den Bereichen umher. Einige bezogen Betten, andere lernten Praktikanten an.
      Im Zimmer von Taylor war es bis auf die Maschinen relativ ruhig. Im Unterbewusstsein bekam er mit das sich die Tür seines Zimmers vorsichtig öffnete und jemand an sein Bett heran trat. Da sein Zustand stabil war konnte er wieder mehr wahrnehmen, als noch in der Nacht. So vernahm er auch die liebliche Stimme der Frau, die ihn scheinbar gestern Nacht gefunden hatte und sein Leben vorerst gerettet hatte. Sie schien nervös rüber zu kommen und fand nicht die richtigen Worte.. Das Taylor all dies mitbekam schien sie nicht mitzubekommen. Langsam öffnete er die Augen und bewegte seine Finger, gerade als die junge Frau aufstehen wollte. Mit einer vorsichtigen Bewegung griff er zarghaft nach ihrer Hand und schaute sie an. Es muss schlimm für sie sein diesen Anblick zu sehen. Er selbst hatte ja keine Ahnung wie er gerade wirklich aussah. Es klopfte an der Tür und die Arzthelferin kam hinein. "Gut er ist wach und sie sind bei ihm. Welch Freude." Sie lächelte und machte sich Notizen über seine Werte. "Ich kann ihnen schon einmal die Sauerstoffmaske abnehmen. Ihr Wert ist im Rahmen. Falls er etwas braucht können sie gerne die Notrufklingel betätigen." Sie drehte sich um und ging zur Tür. "Danke das sie ihn gefunden haben. Sie haben ein Leben gerettet und das sie die ganze Nacht hier waren." Mit diesen Worten verließ sie das ZImmer und schloss die Tür.
      Taylor fühlte sich immer noch ein wenig benebelt von den Medikamenten doch er versuchte Blickkontakt mit der jungen Frau zu halten. Ein "Da..nke..", kam mit kratziger und leiser Stimme über seine Lippen. Taylor nahm jetzt erst richtig wahr was gestern Nacht nach dem Gig passiert war. Nur wunderte es ihm das niemand hier war den er kannte.. Unwissend das sein großer Bruder gerade den Schock seinen Lebens bekommen hatte, grübelte Ty nicht weiter darüber nach.. Er wusste ja das er niemals ein Wort darüber verloren hat, das es ihm schlecht geht. Doch die junge Frau schien laut der Arzthelferin die ganze Nacht im Krankenhaus verbracht zu haben. Beim näheren betrachten, konnte man es ihr ansehen. Sie schien erschöpft zu sein. "Wi..e ist dei..n Nam..e?" Taylor strengte sich an die Worte aus seinen Mund zu bringen. Noch immer hielt er die Hand der blonden Frau fest.
    • Eine bleischwere Müdigkeit fraß sich allmählich bis tief in die Knochen. Das Denken erschwert durch die pochenden Kopfschmerzen. Die harten Plastikstühle im Warteraum waren wirklich die idealste aller Schlafmöglichkeiten gewesen. Die Verlockung mit dem Taxi auf geradem Weg nach Hause in die gemütliche Wohnung zu fahren und nach einer heißen Dusche sich für die nächsten Stunden ins Bett zu verkriechen, war groß. Unschlüssig wanderte der erschöpfte Blick ein letztes Mal über die verstörende Anzahl an Schläuchen und Infusionen, die Medikamente und Schmerzmittel in den geschwächten Körper leiteten. Wie schrecklich verloren er in diesem Krankenhausbett aussah. Die intensive und starke Bühnenpräsenz war lediglich ein verschwommenes Abbild in ihrer Erinnerung. Von der kraftvollen Energie war nicht ein winziges Bisschen übrig geblieben. Der Anfall, welches Leiden ihn auch verursacht hatte, raubte dem Mann vor Charlie jegliche Kraft.
      Mit einem Seufzen wollte sich Charlie gerade zum Gehen abwenden, da spürte sie den schwachen Griff eiskalter Fingerspitzen an ihrer Hand. Reflexartig zuckte die junge Frau zusammen und sah auf die zitternde Hand hinab, die sich kraftlos um ihre Finger schloss. Die Chance zu reagieren, wurde ihr in dieser Sekunde von der Arzthelferin genommen, die das Zimmer nach einem Klopfen an der Tür betrat. Die Verwirrung stand Charlie buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Wie leblos lag ihre Hand in jener des Sängers, aus dessen Handrücken ein Zugang für einen der unzähligen Flüssigkeitsbeutel hervorragte. Allein bei der Vorstellung an all die Nadeln, die in seinem Körper steckten, erschauderte sie. Verzögert begriff die müde Frau, dass die Arzthelferin sich mit den Worten nicht länger an sie wandte, sondern den Patienten im Bett direkt ansprach. Sofort schnellte ihr Blick den mit unzähligen, kunstvollen Tattoos versehen Arm hinauf. Taylor hatte tatsächlich die Augen mühsam geöffnet. Und er sah sie direkt an. Der Blick in seinen Augen wirkte wenig fokussiert, vermutlich durch die Schmerzmittel.
      "Ich...", begann sie und sah die Krankenschwester um Worte verlegen an. Sie seufzte und lächelte schließlich zaghaft. "Das ist doch selbstverständlich." Und sie meinte es auch so. "Danke, dass ich bleiben durfte. Und für den Kaffee. Ich hoffe ich habe niemandem im Weg gestanden." Damit verabschiedete sie sich von der freundlichen Arzthelferin. Eine kratzige Stimme erinnerte Charlie daran, dass sie in der Tat nicht alleine in dem Zimmer war und an die kühle Hand, die ihre umschloss.
      Vorsichtig, als fürchtete sie darum ihm unnötige Schmerzen zu bereiten, krümmten sich sich ihre zierliche Hand um seine kalten Finger. Langsam der Tatsache bewusst, dass sie wie angewurzelt und bewegungslos vor dem Bett stand, zog sie mit freien Hand leise einen Stuhl an das Bett und setzte sich. Charlie brachte es nicht über Herz ihm die Hand zu entziehen, die er haltsuchend ergriffen hatte. Behutsam legte sie ihre verschlungenen Hände auf der Bettkante ab und strich sich nervös eine verirrte Strähne ihres blonden Haaren zurück. Vermutlich sah sie furchtbar aus, mit den tiefen Augenringen und vor Müdigkeit geröteten Augen. Aber was machte das schon im Vergleich zu Taylor. Der Gedanke allein war furchtbar albern.
      "Charlie..." flüsterte sie unnötig leise, als wollte sie die friedliche Stille des Raumes nicht stören. Dabei war das Piepen der Geräte allgegenwärtig. Sie fragte nicht, ob sie bleiben sollte. Der Griff um ihre Hand war ihr Antwort genug. Es war seltsam hier am Bett eines eigentlich fremden Menschen zu sitzen und tröstlich seine Hand zu halten. Taylor machte den Eindruck, als wäre das Letzte was er gerade wollte, allein zu sein.
      "Du brauchst dich nicht zu bedanken. Ich hätte dich kaum dort liegen lassen können.", sagte sie leise und von ganz allein beschrieb ihr Daumen auf seinem Handrücken kleine Kreise, bewusst auf den Zugang der Infusion achtend.
      "Brauchst du irgendwas? Wasser vielleicht?" Die Worte aus seinem und klangen erschreckend rau und trocken.
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”
    • Taylor versuchte ihr ein zarghaftes Lächeln entgegen zu bringen. "Fr..eut mich..Ich bin Tay..lor." Das Sprechen strengte ihn noch ganz schön an, aber er wollte nicht kommentarlos hier liegen. Auch wenn sie nicht so aussah das sie ihm das übel nehmen würde. Er spührte ihre Berührung auf seiner Hand. Es fühlte sich für den Moment wirklich gut an. Er war gerade nicht alleine. Nein er war sogar verdammt froh das jemand hier war, als er aufwachte. Egal wer sie war. Diese Frau verdiente in seinen Augen einen Orden.. Denn es gibt genung unzählige Menschen da Draußen die mit Sicherheit an ihm vorbei gelaufen wären, weil sie ihn für einen Junkie hielten.. Früher musste er das öfters miterleben. Wie grausam können Menschen sein. Niemand liegt ohne Grund einfach so mitten im niergendwo. Ganz egal ob sie selbst daran Schuld sind oder nicht. Leider gibt es solche egoistischen Menschen viel zu häufig. Aber unter ihnen gab es dennoch solche wie Charlie. Gute Menschen, die einfach für einen da waren.
      "Fein.." Seine Stimme versagte immer wieder, aber er strengte sich an. "Wa..sser wäre gut.." Die Führsorglichkeit der Frau war überragend und Ty fühlte sich geborgen. Langsam lies er die Hand der Frau los und versuchte sich vorsichtig ein wenig aufzurichten. Ihm tat alles weh, als wäre er hier Monate nur im Bett gelegen. Nun sah er sich ein wenig um. Das ZImmer schien ein Einzelzimmer zu sein und das Bett war ebenfalls kein gewöhnliches Krankenhausbett. Ob die Ärtzte ihn erkannt haben? Gutmöglich, sonst würde er nicht hier liegen, sondern warscheinlich einen Mitpatienten in seinem Zimmer haben der die ganze Nacht ununterbrochen zu schnarchen anfing. Hier konnte er sich wenigstens etwas erholen. Auch wenn er viel lieber im Loft wäre, doch dafür war er eindeutig noch zu schwach.
      Dankend nippte Ty vorsichtig an dem Becher und genoss das kalte Wasser, welches seiner Kehle hinunterfloss.
      "Tut gut.." Er lehnte sich wieder etwas zurück und sah nachdenklich aus. Wie würde es nun weitergehen? Kann er so überhaupt noch irgendwo auftreten? Fragen über Fragen durchbohrten seinen Kopf. Plötzlich schnellte er nach oben und riss die Augen auf. Ihm wurde gerade eben bewusst, das die Ärzte mit Sicherheit seinen Bruder informiert haben.. "Fuck..", murmelte er leise vor sich hin. Lange konnte er sein Gehemniss für sich behalten.. doch jetzt schien seine Fassade entgültig zu bröckeln.

      John konnte sich ein wenig beruhigen und trank das Glas mit Wasser aus. "Wie werden sie weitervorgehen Doc?" "Nun jenachdem wie sich ihr Bruder entscheiden wird. Wir versuchen ihn vorerst medikamentös einzustellen, damit er zeitnah entlassen wird. Das kann aber noch ein wenig dauern. Ich weiß das er sicherlich viele Verpflichtungen hat, aber die Gesundheit geht vor." "Verständlich. Passen sie bitte auf das er sich nicht vorzeitig selbst entlässt. Das traue ich ihm zu." "Sie kennen ihn besser wie ich Mr. Davis. Sie sollten nach Draußen gehen und es den Anderen erzählen, dann dürfen sie gerne zu ihrem Bruder gehen." "Vielen Dank schon einmal für ihre schnelle Hilfe." Der Doc packte die Akten zusammen. "Danken sie nicht mir sondern seinem Schutzengel." John nickte verwirrt und verließ das Sprechzimmer.
      Dort warteten die Jungs schon gespannt darauf was er zu berichten hatte. "Und?" Liam sprang vom Stuhl auf und sah ihn an.
      John wies ihn daraufhin sich wieder zu setzen. Er nahm ebenfalls Platz und erzählte den Jungs wie es um seinen kleinen Bruder wirklich stand.
      Fassungslosigkeit machte sich in den Gesichtern breit. "Scheiße..", stieß Liam aus. Mike und James verschlug es ebenso die Sprache. "Wir müssen für ihn da sein, so gut es geht und laut den Doc sollen wir ihn überzeugen sich richtig behandeln zu lassen, damit die Organe nicht weiter befallen werden." Die Jungs nickten. Sie wussten das Taylor ein Dickkopf sein konnte und vieles auf die leichte Schulter nahm. Doch das hier spielte in einer ganz anderen Liga.
      "Wir dürfen zu ihm gehen." Sofort sprangen die Jungs auf und folgten John den langen Flur entlag bis zum Zimmer 126. Zögerlich standen sie davor. Was würde sie dort drinnen erwarten? Langsam klopfte John an die Tür und tritt hinein.
      Sein erster Blick fiel auf die vielen Gerätschaften und dann auf Ty. John fiel beinahe die Farbe aus dem Gesicht, als er seinen Bruder sah. Er war kahler wie jegliche Wand in diesem Krankenhaus war. Er schluckte. Liam, Mike und James traten ebenfalls hinein und auch sie blieben wie versteinert stehen. Johns nächster Blick fiel auf die Frau die bei ihm am Bett sahs. Er fasste sich für einen Moment und ging auf sie zu. "Und sie sind?" Er zog eine Augenbraue hoch und sah wie sie die Hand von seinem Bruder hielt. Die Jungs traten näher an das Bett heran. Ty lächelte sie leicht schmerverzogen an. "Oh man Ty was machst du nur?" Liam kniete sich an die andere Seite des Bettes und musste schlucken. Der Anblick war echt heftig. "Ic..h.. Es.. tut mi..r leid.." John lies von der Frau ab und ihm schossen Tränen in die Augen. "Fuck Taylor. Du hast mir eine heidens Angst eingejagt.." "Schön das .. ihr hi..er seit." John wischte sich die Tränen weg. "Mir wäre es lieber gewesen ich wäre schon viel früher hier gwesen." Sein Blick ging wieder zu der jungen Frau. "Aber wie ich sehe warst du die ganze Zeit in guten Händen." Ty lächelte verlegen. John hatte keine Zeit seinem Bruder eine Moralpredigt zu halten, wie er mit seinem Leben spielt. Er war froh das er noch am Leben war.
      Ty erhob seine Hand und zeigte auf die junge Frau. "Ihr..hab ich.. mein Leb..en zu verdan..ken." Alle schauten nun zu der Frau hin und nickten sie glücklich an. John reichte ihr die Hand. "Im Namen von uns allen möchte ich ihnen danken. Ohne sie wäre mein Bruder wohlmöglich tot. Wo haben sie ihn eigentlich gefunden?" John und die anderen setzten sich um das Bett herum und lauschten den Worten der jungen Frau. Alle schien es brennend zu interessieren wie all das hier zustande gekommen ist.
    • "Ich weiß.", antwortete Charlie ebenfalls mit einem zögerlichen Lächeln. Augenblicklich schüttelte sie den Kopf über die eigene überflüssige Antwort und versuchte es gleich nochmal. "Freut mich dich kennenzulernen, Taylor. Warte kurz."
      Mit suchendem Blick sah sich Charlie in dem erstaunlich geräumigen Krankenzimmer um und entdeckte auf einer schlichten Anrichte eine gläserne Karaffe, die bereits mit Wasser gefüllt worden war. Sie erhob sich von ihrem Platz an seinem Bett und durchquerte den Raum mit ruhigen aber zügigen Schritten. Leise plätscherte die klare Flüssigkeit in das bereitgestellte Glas. Die Krankenpflegerin schien an alles gedacht zu haben. Mit dem Glas in der Hand kam sie zurück zu Taylor und zwischen ihren Augen bildeten sich grübelnde, kleine Falten als sie die Augenbrauen nachdenklich zusammenzog. Der Blick fiel auf das unstetige Zittern seiner Hände, dass für den geschwächten Gesundheitszustand sprach. Zögernd und darüber unentschlossen, ob sie persönliche Grenzen überschritt, beugte sich Charlie schlussendlich ein wenig vor um eine Hand behutsam in seinen Nacken zu schieben. Das Glas an seine Lippen führend, damit er ein paar Schlucke trinken konnte, stabilisierte sie dabei seinen Kopf um die Angelegenheit einfacher zu gestalten. Als Taylor genug hatte, stellte sie das Glas auf dem Beistelltisch neben dem Bett ab.
      Dieses Mal zögerte Charlie nicht, als sie sich wieder auf den Stuhl setzte und die Hände auf ihren Oberschenkeln ablegte. Der Blick des Sängers ruhte wie eine unsichtbare Last auf ihren Schultern. Die Absurdität der Situation steigerte sich mit jeder verstreichenden Sekunde, die das Schweigen anhielt. Dabei war es keine unangenehme Stille. Es lag eine gewisse Hilflosigkeit in der Luft, denn es gab eigentlich nichts, dass die junge Frau sagen oder tun konnte. Erstens wusste sie nicht, was ihm fehlte und Zweitens war sie praktisch eine völlig Fremde. Die ruckartige Bewegung riss sie aus ihren eigenen Gedanken. Sofort rutschte Charlie auf die äußerste Kante der Sitzfläche und ergriff nun ihrerseits sanft seine Hand mit dem Versuch den aufgewühlten Taylor etwas zu beruhigen. Welcher Gedanke auch immer gerade durch seinen Kopf geisterte, schien ihn aufzuwühlen. Den Reflex ihn an den Schultern zurück auf die Matratze zu drücken unterdrückte sie in letzter Sekunde. Sie war sich ziemlich sicher, dass jegliche Aufregung und körperliche Anstrengung gerade Gift für ihn war. Die Gesichtszüge spiegelten Verzweiflung wieder, wie eine Maske die unaufhaltsam Risse bekam. Zart drückte sie seine Finger, mehr traute sich Charlie nicht. Sie hatte so schon das nagende Gefühl mehr mitzubekommen, als eigentlich angebracht war.
      Wie der Zufall es so wollte, war es zum zweiten Mal ein Klopfen an der Tür, dass sie davon abhielt etwas zu sagen. Sie hatte kaum den Mut über die Schulter zu blicken, als mehrere Personen den Raum betraten und die Tür des Krankenzimmers mit einem leisen Klicken wieder ins Schloss fiel. Charlie erkannte die Bandmitglieder beinahe sofort wieder, auch wenn ihr die Namen entfallen waren. Der älteste der Neuankömmlinge, gekleidet in einen teuer aussehenden Anzug, gehörte eindeutig nicht dazu. Vielleicht der Manager? Der abschätzige Blick und die kontrollierten Gesichtszüge sorgten dafür, dass die junge Frau sich etwas in ihrer sitzenden Position aufrichtete und sich ihre Schultern versteiften. Wahrscheinlich hielt er sie für einen durchgeknallten Groupie, der die Situation ausnutzte. Augenblicklich zog sie ihre Hand zurück.
      "Charlotte Ashdown...", antwortete sie auf seine Frage, wobei ihre Stimme zu ihrer eigenen Verwunderung sehr sicher klang. "Ich..."
      Eine Erklärung wurde ihr förmlich aus den Händen genommen, als Taylors Freunde sich um das Bett versammelten. Wie ein Fremdkörper sah Charlie von einem zum anderen und verschränkte die Hände in ihrem Schoß. Die plötzliche Freundlichkeit in der Stimme des Anzugträgers überraschte sie. Es stellte sich heraus, dass es sich um Taylors Bruder handelte. Ihre verkrampfte Haltung löste sich ein wenig. Sie hatte nicht länger das Gefühl von ihm ins Kreuzverhör genommen zu werden.
      Mit einem freundlichen Lächeln schüttelte sie seine Hand und stand auf, um ihm ihren Platz am Bett seine Bruder anzubieten.
      "Ein Dank ist wirklich nicht nötig. Ich habe nur getan, was jeder getan hätte.", sagte sie und fühlte plötzlich alle Blicke auf sich. "Ein glücklicher Zufall, würde ich sagen. Ich hatte mich gerade von meinen Freunden verabschiedet und war auf dem Weg zum Parkplatz, als ich ihren Bruder im Dunkeln an einem der Notausgänge des Centers bemerkt habe. Nachdem ich das Blut gesehen hatte, habe ich sofort den Notarzt verständigt. Das war alles."
      Charlie sah zu Taylor, der nun zwischen seinen Freunden und seinem Bruder gut aufgehoben war.
      "Ich wollte ich nur noch einmal vergewissern, das alles in Ordnung ist bevor ich gehe.", gab sie zu ohne zu erwähnen, dass sie die ganze Nacht im Krankenhaus gewartet hatte. Nur für den Fall. Weil niemand anders gekommen war. Weil Taylor ihr leid getan hatte.
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
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      so long as you remember all the people that you used to be.”

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Winterhauch ()

    • Es war einerseits ein merkwürdiges Gefühl hier in diesem Krankenhaus zu sein, doch andererseits war John froh darüber das sein kleiner Bruder nicht umgekommen ist. Diese Frau war sein Retter in seiner Not und John war unendlich dankbar dafür. "Ich kann nicht mehr wie als genug danke sagen. Das sie den Mut aufgebracht haben zu helfen und zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren." John lächelte sie an und wendete sich dann wieder seinem Bruder zu. Er ergriff vorsichtig seine Hand und schaute ihn an. "Und du kommst wieder auf die Beine, versprochen?" Taylor nickte leicht und drückte sanft seine Hand. Auch die anderen bestärkten ihn und hofften das er schnell wieder gesund wird. Zumindestens das er wieder zurück kommt.. Alle Anwesenden wissen wie es wirklich um ihn steht. Im Moment war dies aber nicht relevant für sie. Niemand wollte das Taylor noch mehr Leid ertragen muss. Deshalb schwiegen sie vorerst über seine Krankheit. Jeder von ihnen würde für Ty beten. Hoffnung war das woran sie alle festhielten. Egal wie lange es dauern wird und wie steinig der Weg sein wird. Keiner von ihnen würde Ty fallen lassen.
      John erhob sich von seinem Stuhl und schritt zu der jungen Frau. "Ich weiß nicht wie lange sie schon hier sind, aber ich würde sie gerne nach Hause bringen. Das bin ich ihnen zumindestens schuldig. Sie sehen erschöpft aus."
      "Wir werden noch ein wenig hier bleiben", erhob Mike die Stimme. John war damit einverstanden. Er musste noch ein paar wichtige Dinge klären, was die weitere Vorgehensweise betrifft.
      Er beugte sich zu Ty runter. "Ich bleib eine Weile hier in San Francisco. Ich kann auch von hier aus arbeiten und dann würde ich dich täglich besuchen kommen." Ty standen die Tränen in den Augen. So zerbrechlich kannte man den Sänger nicht, doch er war froh das er wenigstens noch einen großen Burder hatte. Er wollte sich nicht ausmalen was wäre, wenn er niemanden mehr hätte..
      John schritt vom Bett weg und verabschiedete sich von ihm. Ty sah die junge Frau an und setzte sich ein wenig hoch. James half ihn dabei. "Und d..u? Komm..st du auch.. wieder?" Seine verletztliche Seite lies ihn schwach wirken und er wollte am liebsten das sie bei ihm blieb. Liam lachte kurz auf. "Da hat er wohl einen Narren an dir gefressen. Ty lass sie einfach erst Mal nach Hause gehen. Sie hat sicherlich auch noch ihr Leben und kann dich nicht 24 Stunden betreuen." Wenn Taylor konnte wie er wollte hätte er Liam dafür in den Schwitzkasten genommen und ihn den Kopf mit seiner Faust gerieben. Doch hatte er Recht mit seiner Aussage? Fühlte er sich wirklich mit ihr ein Stück weit verbunden? Das konnte nur die Zeit zeigen. Vielleicht waren das auch nur die Nachwirkungen von den ganzen Tabletten die er zu sich genommen hatte. Er wusste es nicht und konnte nur abwarten was passieren wird.
      John stand in der Tür und wartete darauf aufzubrechen. "Dann habt ihr das jetzt geklärt. Wie sollten jetzt los gehen. Jungs haltet die Stellung." "Wird gemacht!", riefen sie alle zusammen.
      John ganz Gentelmanlike hielt der Blonden die Tür auf und schritt mit ihr den langen Flur zurück bis zum Fahrstuhl. "Wo genau soll ich sie denn dann hinbringen?" Dann erinnerte er sich das sie vorhin meinte das sie auf dem Weg zum Parkplatz vom Center war. "Verzeihen sie. Ich bin nicht ganz bei mir. Die Frage war mehr wie unüberlegt. Vor wenigen Minuten sprachen sie noch davon. Ich bringe sie also zum Center zurück." Zusammen liefen sie zum Auto und John versuchte sich durch den alltäglichen Verkehr zu kämpfen.
      Nach einer guten halben Stunde waren sie angekommen. "Ich hoffe sie finden dann ein wenig Schlaf. Machen sie sich nicht so einen großen Kopf über ihn. Er ist stark und wird es meistern. Ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag und vielleicht sieht man sich ja wieder." John fuhr das Fenster wieder hoch und fuhr zum Loft. Dort packte er ein paar Sachen von Taylor ein um diese später zum Krankenhaus zu bringen. In diesen einsamen und stillen Moment brach er dann schlussendlich zusammen und ihm liefen große Tränen über seine Wangen. Er brach ihn das einfach Herz seinen Bruder so zu sehen und zu wissen das es heute oder morgen zu Ende gehen konnte. Er wusste nicht wie er Taylor davon überzeugen sollte sich weiterbehandeln zu lassen... Er kannte ihn besser als kein anderer auf dieser Welt.
      Die Entscheidung lag aber immer noch bei ihm..
    • Sichtlich verlegen senkte Charlie den Blick zu Boden, als John Davis sich erneut bei ihr bedankte.
      Es war ihr beinahe ein wenig unangenehm, wie sämtliche Aufmerksamkeit plötzlich zu ihr herüber schwenkte. Trotzdem zwang sie sich wieder in das Gesicht des Mannes zu blicken. Das Angebot war überaus freundlich und es abzulehnen kam ihr angesichts der Situation ziemlich unhöflich vor. Anscheinend hatte er das Gefühl ihr einen Gefallen tun zu müssen. Charlie lächelte und nickte schließlich zustimmend.
      "Vielen Dank. Das ist sehr freundlich von Ihnen.", antwortete sie mit ehrlicher Dankbarkeit. "Ehrlich gesagt, hätte ich auch nicht mehr genug Geld für ein Taxi dabei gehabt." Und dann lachte Charlie leicht. Ein fröhlicher Laut, der das aufdringliche Piepen der Gerätschaften und den geschäftigen Alltag auf der Krankenstation übertönte. Ein Geräusch das so unwirklich erschien in einer drückenden Atmosphäre wie der im Raum. Das Lachen endete in einem sanften Lächeln auf ihren Lippen, mit dem sie zu den Jungs am Bett herüber sah. Es war gut zu wissen, dass Taylor seiner Freunde jetzt bei sich hatte. Egal, was seine Gesundheit dermaßen beeinträchtigte, es war gut dass sie da waren. Niemand sollte in einem Krankenhaus allein sein. Da aber alle Anwesenden beunruhigt und in gewisser Weise traurig wirkten, überkam sie das nagende Gefühl, dass etwas Schlimmes die Ursache dafür war. Die Gedanke wurden unterbrochen, als ausgerechnet Taylor sie ansprach. Überrascht sah sie ihn an. Tausend Gedanken schossen ihr dabei durch den Kopf. Der Satz seines Freundes steigerte ihre Verlegenheit nur noch mehr, was in einem zarten Rotschimmer auf ihren Wangen endete. Es war seltsam, aber auf die zögerliche Frage des geschwächten Sängers in seinem Bett gab es eigentlich nur eine klare Antwort. Charlie lächelte.
      "Versprochen.", antwortete sie und ließ sich von dem Mann, der sich als John vorgestellt hatte aus dem Zimmer begleiten.
      Nachsichtig sah sie den Mann neben sich an, während sie durch die Gänge das Krankenhauses in Richtung Ausgang gingen. Es war kein Wunder, dass er völlig durch den Wind war. Immerhin lag sein Bruder nach einem lebensgefährlichen Anfall und blass wie eine weiße Wand in einem Krankenhausbett.
      "Machen Sie sich keine Gedanken. Es ist verständlich, dass sie aufgewühlt sind.", sagte sie mitfühlend und fand sich wenige Minuten später bereits in seinem Auto wieder. Die Stadt flog am Fenster des Beifahrerseite vorbei und es kam ihr fiel kürzer vor, als die Fahrt eigentlich war. Müde stieg sie aus dem Fahrzeug aus und steckte noch einmal den Kopf durch das geöffnete Fenster, als er sie ein letztes Mal ansprach.
      "Ich bin mir sicher, dass alles wieder gut wird, Mr. Davis." Charlie konnte schließlich nicht wissen, was wirklich im Magen lag. Mit einem Winken verabschiedete sich die junge Frau und verschwand zwischen den geparkten Fahrzeugen. Bei ihrem Auto angekommen, wühlte sie in ihrer Jackentasche nach dem Schlüssel des Wagens und hielt inne.
      "Verdammter Mist!", murmelte sie. Der Schlüssel war wo er sein sollte, aber sie hatte ihr Buch samt Visitenkarte des Ladens als Lesezeichen im Zimmer von Taylor auf dem kleinen Nachttisch vergessen. Ein Grund mehr wieder im Krankenhaus vorbei zuschauen. Lächelnd lehnte sie sich kurz an die Fahrertür und schaute in den bewölkten Himmel über San Fransisco.
      Charlie musste sich eingestehen, dass sie kein verlorenes Buch benötigte, um ihr Versprechen zu halten.

      Den restlichen Tag verbrachte Charlie, nach einem Gespräch mit ihrer Großmutter, die sie sofort in die Wohnung gescheucht hatte, um sich zu erholen, damit zu duschen und die fehlenden Stunden Schlaf nachzuholen. Ein schlechtes Gewissen hatte sie dennoch, da Beth für heute allein in der gemütlichen Buchhandlung stand und die Kundschaft ohne Unterstützung bewältigen musste. Es war nicht Charlies Art sich einfach vor ihren Aufgaben zu drücken, aber heute war sie dankbar dafür.
      Gefühlt hatte sie eine Ewigkeit geschlafen, als sie endlich die kleine Treppe herunter kam die direkt in das Büro des Geschäfts führte. Sich streckend trat sie in den mittlerweile leeren Laden, wo ihre Großmutter die Kasse vom Tag abrechnete.
      "Aufgewacht, Liebes?", begrüßte sie ihre Enkelin und schob ihr eine Tasche über die Theke herüber. Fragend sah Charlie die alte Frau an und sah neugierig in die Türe. Bei dem Anblick des Inhaltes musste sie breit lächeln.
      "Man geht nie mit leeren Händen jemandem im Krankenhaus besuchen. Geht aufs Haus.", sagte Beth und blickte über den Rand der Brille auf die Abrechnungsbelege. "Und jetzt raus mit dir." Lachte sie.
      Charlie schnappte sich die gut gefüllte Papiertüte, küsste ihre Großmutter zum Abschied auf die Wange und saß schon wenige Minuten später bereits wieder im Auto auf dem Weg zum Krankenhaus. Nicht einmal einen Tag hatte sie verstreichen lassen. Vielleicht war es eine dumme Idee und nur die Medikamente hatten Taylor dazu veranlasst, sie darum zu bitten. Mit dieser Ungewissheit stand die junge Frau eine gute dreiviertel Stunde später vor der Tür seines Krankenzimmers. Eigentlich war es schon zu spät für Besuch, aber die nette Schwester von der gestrigen Nacht hatte sie freundlicherweise durch gewinkt.
      Nach einem tiefen Atemzug klopfte sie an die Tür und steckte vorsichtig den Kopf durch den Türspalt.
      "Hey...", begrüßte sie Taylor und schlüpfte in das Zimmer. Die Frage war, wie er jetzt nachdem Ruhe eingekehrt war, auf ihren Besuch reagierte.
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”
    • Es dauerte einige Zeit ehe John sich wieder etwas gefangen hatte. Er schnappte sich die Tasche und packte die restlichen Sachen ein. Dann schrieb er James eine Nachricht, das er die Tasche später vorbeibringen würde, aber nicht noch einmal aufs Zimmer kommt. Den Anblick konnte er heute kein zweites Mal ertragen. Es war zu viel führ ihn. Taylor würde es ihm sicherlich nicht übel nehmen, doch er musste weiter machen. Viele Telefonate standen an und seine Arbeit wollte er ebenfalls nicht außer Acht lassen.
      Derweil im Krankenhaus wurde Ty etwas leichtes zu Essen auf das Zimmer gebracht. Die Krankenschwester stellte das Tablett auf den Nachttisch und verschwand gleich wieder.
      Mike war neugierig was es zu Essen gab und hob die Haube hochb. Er verzog das Gesicht. "Das kannst du getrost alleine essen." Die anderen beiden schauten ebenfalls auf das Tablett und schauten angewidert weg. "Haferschleim.. Was besseres haben sie nicht auf Lager?", kommentierte James. Liam zuckte mit den Schultern. "Ich denke sie wollen sichergehen das er überhaupt etwas zu sich nimmt. Bei den vielen Medikamenten muss er schließlich wieder zu Kräften kommen." Taylor war ebenfalls nicht so begeistert davon. Doch es half alles nichts. Er wollte so schnell es geht wieder weg von hier. Trotz der wirklich außerordentlichen Versorgung sehnte er sich nach seinem sicheren Zuhause.
      Liam rückte den Nachttisch etwas in seine Richtung und nahm den Löffel in die Hand. "Dann wollen wir es versuchen." Den ersten Löffel machte er nicht ganz so voll und reichte ihm Ty hin. Er schloss die Augen und öffnete den Mund ganz vorsichtig. Es war wirklich nicht das Wahre und die Konsistenz glich wie Tapetenkleister.
      Löffel für Löffel nahm er zu sich. Das Schlucken fiel ihm schwer, doch er versuchte es sich nicht anmerken zu lassen. James spickte auf sein Handy und verschwand aus dem Zimmer.
      Er holte die Sachen, die John vorbei gebracht hatte und ging wieder zurück. Er stellte die Tasche auf den Tisch und räumte sie aus. Neben ein paar Klamotten, Waschzeug und Handtüchern, kramte er diverse Bilder heraus und stellte sie auf den Tisch. Das erste Bild von ihm und der Band nahm er und trug es zum Nachttisch. Sein Blick fiel auf das Buch, welches dort lag. "Seit wann liest du denn?" Taylor sah ihn verwirrt an. James stellte das Bild hin und nahm das Buch in die Hand. Er öffnete es genau an der Stelle wo das Lesezeichen war. Vorsichtig nahm er es in die Hand. "Ashdown Books & Café". Es schien sich hier um eine Visitenkarte zu Handeln. Ganz klein stand noch eine Telefonnummer drauf. "Hieß die Frau nicht Ashdown mit Nachnamen?" Liam zog ihm die Karte aus der Hand. "Ja das ist sie. Sie scheint es wohl hier vergessen zu haben." Sofort hatte er ein breites Grinsen auf seinem Gesicht. "Dann wird sie wohl doch wieder kommen." Ty verdrehte die Augen. Nur weil er sie vorhin gefragt hatte ob sie wieder kommt, hieß das noch lange nicht das sie es auch tat. "Schon gut ich zieh dich nur auf."
      Nachdem die Jungs noch eine ganze Weile bei Taylor verbrachten, wurde es allmählich Abends. Sie reichten ihm das Abendessen und unterhielten sich mit ihm. In der Zwischenzeit hatten sie den Kaffee- und Snackautomaten öfters geplündert.
      Immer wieder schaute eine Schwester nach dem Patienten um seine Werte zu überprüfen. Bisher war alles ohne Auffälligkeiten. Langsam wurde Ty aber wieder etwas müde. Er gähnte leicht. "Wir sollten uns dann losmachen. Ich habe einen Bärenhunger." Ty nickte. "Und ja wir kommen auch wieder." Vorsichtig drückte jeder der Bandmitglieder den jungen Mann. "Bis dann. Lass es dir nicht zu langweilig werden." Schon verschwanden sie aus der Tür und Taylor konnte endlich aufatmen. So schön es auch war das sie solange hier geblieben sind, doch umso schöner war jetzt diese Ruhe, die in dem Zimmer herrschte. Draußen auf den Fluren wurde es auch nach und nach ruhiger. Der ganze Trubel war von jetzt auf gleich verschwunden.
      Immer wieder fiel sein Blick auf das Buch und zur Tür. Vielleicht würde sie ja doch schneller wiederkommen als gedacht.
      Doch die Zeit verstrich und die Besuchszeit war schon lange vorbei.
      Er seufzte ein wenig verletzt und enttäuscht aus. Zur Ablenkung griff er nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher an.
      Dort wurde gerade der Gig von gestern in den Nachrichten gezeigt. Ein Stich traf sein Herz und er war den Tränen nahe. Er schluckte alles hinunter und lauschte den Worten der Nachrichtengeber.

      John hatte in der ganzen Zeit mit sämtlichen Fachärzten telefoniert, doch niemand konnte ihn weiterhelfen. Auch Dr. Mishigo erhielt einen Anruf von ihm. John lies all seine Wut heraus und feuerte ihm im gleichen Atemzug. "Fahren sie zur Hölle! Niemand aber auch niemand lässt meinen Bruder einfach so seinem Schicksal entgegentreten ohne etwas zu tun!" Damit legte er auf. All seine Hoffnung lag nun bei den Ärzten im Krankenhaus. Doch vorerst musste er mit Taylor reden. Sonst würde all das hier keinen Sinn machen.
      Ebenfalls telefonierte er mit dem Manager und lies sich den Zeitplan der Band per E-Mail zu schicken lassen. Nächsten Monat traten sie am Beach zum Sommerfestival auf. Bis dahin wollte er zumindestens das Taylor wieder stabil genug war diese Strapazen auszuhalten. Er hatte schließlich kein großes Interesse daran das er umfällt und in irgendwelchen Klatschmagazinen zur Schau gestellt wurde. Deshalb musste er etwas tun.
      Vertieft war er in die Arbeit versunken und zuckte zusammen als ihm James eine Pizza auf den Tisch stellte. "Hier du musst was essen. Wir haben uns auch jeder eine geholt." Zusammen aßen sie und veruschten einen Lösungsweg zu finden.. Doch das war nicht so einfach..

      Immer wieder fielen ihm die Augen zu, denn die Nachrichten waren vorbei und es kam ein totlangweiliger Film. Er seufzte genervt. Die Fernbedieung hatte er noch in der Hand und drückte den Fernseher wieder aus. Dann klopfte es an der Tür. Taylor drehte seinen Kopf und die Tür öffnete sich. Ein helles Licht schien in das dunkle Zimmer hinein und er konnte nur schemenhaft erkennen wer es war. "Du.. bi-st es." Plötzlich machte sich ein Lächeln auf seinen Lippen breit. "Ich hätte..ni-cht gedacht das du wie-der kommst.... Du... du hast de-in Buch verge..ssen gehabt." Vorsichtig sprach er diese Worte und zeigte mit dem Finger auf den Nachttisch. Neugierig fragte er sie. "Du ha..st also ein ...Café?"
    • Einen winzigen Augenblick lang befürchtete Charlie, dass sie schließlich doch zu spät war für ihren versprochenen Besuch. Das Krankenzimmer war bereits abgedunkelt, die Vorhänge zugezogen und nur das flackernde Licht des Fernsehers warf ein wenig Licht in den Raum. Beiläufig nahm sie den Film war, der im Hintergrund lief, konnte aber auf den ersten Blick nicht ausmachen, was dort lief. Leise betrat sie den Raum und versuchte zu erkennen, Taylor nicht doch bereits schlief. Ihr Begrüßungswort war nicht umsonst nicht mehr als ein Flüstern gewesen.
      Da antwortete ihr eine dünne Stimme vom Bett aus und Charlie atmete beruhigt aus. Leise schloss sie die Tür hinter sich und versuchte in dem schwummrigen Licht nicht über irgendwelche Kabel oder Möbelbeine zu stolpern. Bedächtig näherte sie sich dem Bett, nur um wieder auf demselben Stuhl wie am Morgen Platz zunehmen.
      "Hab ich dich geweckt?", fragte sie überflüssigerweise und stellte die mitgebrachte Papiertüte auf ihrem Schoß ab. Der Lichtschein des Fernsehers warf tiefe Schatten auf das Gesicht des Sängers und ließ ein noch ein wenig kränklicher wirken als zuvor. Ihr Blick huschte kurz umher, ehe sie den kleinen Schalter für die Nachttischlampe entdeckte und die zusätzliche Lichtquelle einschaltete. Der Lampenschirm aus beigem Stoff warf ein warmes Licht in den Raum. Die Überraschung in seinen Worten kam für Charlie nicht unerwartet. Sie kannten sich nicht und waren keine Freunde oder Ähnliches. Eine Zufallsbegegnung, die sich als glückliche Fügung herausgestellt hatte. Ein kleines aber sanftes Lächeln lag auf ihren Lippen. Die Frage, wie es ihm ging, schluckte Charlie herunter. Selbst ein Blinder hätte erkannte, dass es ihm nicht gut ging.
      "Versprochen ist versprochen? Oder etwa nicht?", erwiderte sie und versuchte angesichts der schwierigen Situation ein wenig Fröhlichkeit in ihre Stimme zu legen. Tatsächlich freute sie sich, ihm Gesellschaft zu leisten und fragte sich, ob sie die Erste war, die ihn in diesem verletzlichen Zustand sah. Sie würde es sicherlich nicht als selbstverständlich betrachten. Eigentlich sollte sich doch jeder, seine Freunde und sein Bruder eingeschlossen, darum sorgen, dass sie dieses Wissen nicht doch an die Presse weitertrug. Aber so ein Mensch war sie nicht. Allein der Gedanke daran, dass es Leute gab, die diese Situation ausnutzen würden, bereitete ihr Übelkeit.
      "Ach ja, das Buch...", lachte sie leise und berührte den Einband kurz mit den Fingerspitzen, ehe sie Taylor wieder direkt ansah, um seine Frage zu beantworten. "Eigentlich gehört das Geschäft meiner Großmutter. Eine kleine Buchhandlung in North Beach mit einem gemütlichem Café, das dazu gehört. Ich bin nur Teilhaberin, aber habe vor das Geschäft später von ihr zu übernehmen, weil ich meine ganze Kindheit dort zwischen Büchern und selbst gebackenem Kuchen verbracht habe. Wie du siehst, hänge ich sehr daran. Tatsächlich soll ich dir Grüße von meiner Großmutter bestellen. Unbekannterweise."
      Charlie blickte auf das Mitbringsel auf ihren Oberschenkeln und entfaltete die Öffnung der Papiertüte. Zum Vorschein kam eine schlichte Thermoskanne und ein kleines, in buntes Papier geschlagenes Päckchen, dass herrlich süß duftete. Nachdenklich betrachtete sie das Mitgebrachte und überlegte, ob Taylor überhaupt etwas in der Art schon wieder Essen konnte. Besorgt sah sie auf die vielen Schläuche und Zugänge, während sie zögerte. Daran hatte sie wirklich keinen Gedanken verschwendet.
      "Meine Granny sagt immer: Mit einer guten Tasse Tee sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.", fuhr sie fort und rückte zwei bereitstehende Tassen auf dem kleinen Nachttisch zurück. Angesichts seines offensichtlich schlechtes Zustandes, kam ihr das Gesagte reichlich dumm vor. Tee heilte keine Krankheiten. Vorsichtig goss sie die dampfende Flüssigkeit in die Porzellantassen und schraubte die Kanne wieder zu. Es roch angenehm nach Vanille und der leichten Süße von Beeren.
      "Ihre Spezialmischung...", fügte sie noch geheimniskrämerisch hinzu und ließ den Tee vorsichtshalber ein wenig abkühlen, bevor sie das kleine duftende Päckchen auf ihren Knien balancierte. "Sag mir, wenn ich zu viel Rede.", lachte sie dann und wickelte das Papier auf. Zum Vorschein kamen offensichtlich, hausgemachte Cookies mit Schokosplittern. "Ich weiß nicht mal, ob du das überhaupt schon Essen darfst." Grübelnd zog sie die Augenbrauen zusammen, als sie eine der Kekse in zwei Hälften brach.
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”
    • Taylor schüttelte vorsichtig mit den Kopf. Auch wenn er sehr müde war, so konnte er nicht wirklich ein Auge zu tun. Er war froh das sie gekommen ist. Leicht kniff er seine Augen zusammen als das Licht der Nachttischlampe auf ihn fiel. Es dauerte kurz ehe er sich daran gewöhnt hatte. Sie sah in dem Licht wirklich schön aus. Ihre sanften Gesichtzüge kamen zur Geltung und sie sah erholter aus als noch heute morgen. Sie schien etwas Schlaf gefunden zu haben, worüber er froh war. Er wollte nicht das sie sich allzu viele Gedanken um ihn machte. Das wäre vielleicht einfach Zeitverschwendung.. da er sowieso in naher Zukunft nicht mehr leben würde. Inständig hoffte er das sein Bruder ihr davon nichts erzählt hatte. Er könnte sich dann gar nicht ausmalen wie sie sich inenrlich fühlen würde und wie sie damit umging. Sie schien jedenfalls nicht so auszusehen das sie etwas von seiner Krankheit erfahren hatte. Für Taylor sollte das auch so bleiben. Sie sollte ihr Leben weiter leben und sich nicht mit soetwas herumschlagen müssen.
      "Das.. ist schön.." Langsam aber sicher konnte er wieder ganze Sätze ohne eine größere Pause und einzelnen Bruchstücken sprechen.
      Neugierig lauschte er den Worten der Frau und lächelte sie weiterhin an. Sie war bodenständig und wusste was sie im Leben erreichen wollte. Solchen Frauen ist er vorher noch nie begegnet. Jeder seiner bisherigen Begegnungen waren genau das Gegenteil von ihr. Daher hatte er Respekt vor ihr. Sie war nicht irgendein Groupie die ihn verfolgte oder mit ihm ins Bett ging. Nein sie war anders und das war auch gut so.
      "Klingt...gut. Vielleicht...komme ich ja Mal ...vorbei.." Ty räusperte sich. Trotz seiner Bemühungen kratze es immer wieder in seinem Hals. "Schöne.. Grüße.. zurück.. an sie.." Ihre Oma muss eine tolle Frau sein und sicherlich stolz auf sie sein. Taylor konnte sich nicht so richtig ausmalen wie es wäre wenn er noch Familie hätte.. Wenn die Dinge anders verlaufen wären als damals.. Wo würde er heute stehen? Sicherlich nicht hier im Krankenhaus an abermals vielen Schläuchen hängend.. Und mit Sicherheit würde er auch nicht mit dieser Krankheit leben müssen. Er trauerte seinem Leben schon ein wenig nach. Doch jetzt könnte er es nicht mehr ändern.. Und große Schuld an der ganzen Misere hatten alleine nur seine Eltern.. Wären sie nicht so egoistisch gewesen und hätten ihn öfters Mal in den Hintern getreten, hätte er auch die Finger von Drogen und Alkohol gelassen.. Doch wie Vorbilder nun Mal für Kinder sind.. John konnte sich schnell von ihnen abkapseln, doch Ty war nicht stark genug.
      Er war schon immer der Schwächere von beiden. Auch jetzt lag er hier und konnte nicht gegen diese Krankheit ankämpfen.. oder einfach aufstehen und weiter machen. Nein er gab sich ihr voll und ganz hin.
      Schnell wurde er aus seinen negativen Gedanken gerissen und sah auf die Tüte. Überrascht sah er sie an. "Für.. mich..?" Ihre Großmutter war wirklich nicht zu toppen. Sie schien an alles gedacht zu haben und auch der Cookie der zum Vorschein kam roch himmlisch. Ihm lief der Speichel im Mund zusammen. "Versuchen... wir es.." Er wollte um jeden Preis diesen Cookie versuchen. Vorsichtig öffnete er seinen Mund und lies sich ein Stückchen geben. Beim vorsichtigen Kauen schloss er seine Augen und lies jede einzelene Komponete lies er sich auf der Zunge zergehen. "Schmeckt.. gut.. Hast du den ...gebacken?" Taylor bemerkte nicht das ihm ein Schokostückchen am Mundwinkel hing.
    • Charlie nahm das Angebot für einen Besuch in North Beach mit einem Nicken und einem warmen Lächeln zur Kenntnis.
      Andererseits konnte sie sich den Sänger in der zugegeben winzigen Buchhandlung und den gemütlich beineinander stehenden Tischen und Bänken nicht wirklich vorstellen. Er wirkte nicht wie die Sorte Mensche, die beiläufig in Geschäften stöberte und dabei gelassen durch die Straßen schlenderte. Zumindest machte sein Manager offenbar einen verdammt guten Job, da sie weder Jouranlisten noch hysterischen Groupies auf dem Weg begegnet war. In den Nachrichten war ebenfalls kein einziges Wort über Taylors Zusammenbruch gefallen. Sie fragte sich, wie anstrengend und hart es sein konnte, ständig über die Schulter sehen zu müssen. Die Aufmerksamkeit von Kameras und Fans war bis zu einem gewissen Grad sicherlich ein aufregendes Leben. Bis es zu privat und jedes Geheimnis in die Öffentlichkeit gezerrt wurde. Genaugenommen konnten ihre Leben gar nicht gegensätzlicher sein.
      Was jedoch völlig unbestreitbar war: Taylor liebte, was er tat. Bei dem Konzert war das auf der Bühne nicht zu übersehen gewesen. Die kratzige Stimme ließ Charlie schweigend hoffen, dass die Krankheit, welcher Art sie auch war, ihm das nicht wegnahm.
      Die Verwunderung in seiner Frage, überraschte Charlie dann doch etwas. Bekam er nicht ständig Geschenke und Dergleichen? Gegen das Leben, das er und seine Freunde auf der Überholspur führten, musste es doch Sachen geben, die für mehr Begeisterung und Spannung sorgten, als ein simples Gebäck?
      "Sie wird sich bestimmt über die Grüße freuen.", sagte Charlie.
      Bei dem verzückten Leuchten in den den Augen Taylors, konnte sich Charlie ein amüsiertes Kichern nicht verkneifen. So wie er den Cookie fixierte, könnte man glatt meinen, es gäbe nichts köstlicheres auf der Welt. Und Krankenhäsuer ware nicht gerade für ihre schmackhafte Hausmannskost berühmt. Vielleicht war das süße Gebäck auch einfach das Licht am Ende eines Tunnels von fadem Essen.
      "Okay, okay...", lachte sie nun offenherzig und brach die bereits abgebrochene Hälfte noch einmal in ein mundgerechetes Stück.
      Wieder huschte ihr Blick umher, ehe sie kurzentschlossen aufstand. Dabei achtete sie penibel darauf nicht alles voll zu krümeln, als sie sich mit äußerster Vorsicht auf die Kante des Bettes setzte. Ihr Arm war einfach nicht lang genug und offenbar legte es Taylor darauf an, dass sie ihm den Keks stückchenweise reichte. Dabei hatte sie genau gesehen, wie er zuvor seinen Arm noch bewegte hatte, als er auf das Buch gezeigt hatte. Seinem genüsslichen Blick nach zu urteilen, schmeckte es. Charlie schüttelte auf seine Frage hin den Kopf.
      "Nein, dieses Mal nicht. Nach gestern Nacht musste ich erstmal ein paar Stunden Schlaf nachholen. Hätte dein Bruder nicht darauf bestanden mich zu fahren, wäre ich vermutlich einfach auf dem Stuhl hier eingeschlafen. Übrigens, dein Bruder wirkt sehr nett. Er scheint sich große Sorge zu machen."
      Sie frage bewusst nicht nach seiner Krankheit. Die Blonde verhielt sich dahingehend zurückhaltend. Wenn er reden wollte, würde er es irgendwann auch tun. Zwischendurch musste Charlie sich, trotz der befremdlichen aber schönen Vertrautheit in Erinnerung rufen, dass sie keine Freunde waren.
      Etwas lehnte sich Charlie auf der Matratze zurück und hakte ihre Fußknöchel bequem ineinander, wobei ihre Füße ein wenig hin und her schwangen. Ein Grinsen stahl sich auf ihr Gesicht, als sie sich ebenfalls ein Stück von der Nascherei gönnte und mit einem genießenden Laut seufzte. Granny war einfach die Königin der süßen Versuchungen.
      "Machst du das öfter, dich von unbekannten Frauen mit Süßkram verpflegen lassen? Gehört das zum Leben eines Rockstars", fragte sie neckend, wobei ihr Grinsen noch breiter wurde. "Übrigens. Du hast da was." Damit deutete sie in gespiegelter Geste auf ihren eigenen Mundwinkel, um ihn auf den Schokosplitter aufmerksam zu machen.
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”
    • Dieser Cookie war das Beste was er jemals gegessen hatte. Verständlich das sie heute nicht dazu kam um zu backen. Schließlich war sie die ganze Nacht hier. Ihr Lobgesang über seinen Bruder konnte Taylor nur bestätigen. Er wusste was er an ihm hatte. John war ein guter Kerl. Ohne ihn wäre er sicher nicht so weit gekommen. Man könnte behaupten das er wie ein "Vater" die letzten Jahre für ihn war. Eine Führungsperson zu der man gerne aufschaute. Taylor schluckte kurz als Charlie diesen Kommentar ablies. Er verzog das Gesicht. "Nein!" Innerlich wusste er das, das was er mit manchen Groupies anstellte nicht unbedingt jugendfrei war.. Doch das sollte sie nicht wissen. Sie sollte nicht schlchet über ihn denken. Verschmitzt grinste er sie an. "Ich finde es nur gerade schön so umsorgt zu werden."
      Den Schokosplitter leckte er verspielt mit seiner Zunge weg. Ob er sich vielleicht gewünscht hätte das sie ihn weg gewischt hätte? Die Fantasie ging mit ihm durch. Schnell versuchte er sich wieder zu konzentrieren. Er war eben ein Mann..
      Taylor rückte ein wenig auf dem Bett hin und her und betrachte die Frau neben sich. Sie war zwar nicht unbedingt sein Typ, aber schlecht sah sie nun wirklich nicht aus.
      "Sag mal.." Er blickte sie direkt an. "Hast du einen Freund?" Sofort schnellte die Röte in sein Gesicht und er blickte verlegen nach unten. Diese Frage kam unüberlegt einfach so aus seinem Mund. Nicht das er an ihr interessiert wäre.. Aber er war schlichtweg neugierig.

      Die Köpfe rauchten bei jeden von den Männern. Überall lag zerknülltes Paper herum. Sie versuchten schon seit Stunden irgend einen Weg zu finden damit Taylor ein unbeschwertes Leben haben kann. Doch das schien unmöglich. "So wird das nichts!" Liam schmiss den Block samt Stift vom Tisch hinunter. "Wir hocken hier schon so lange und nichts passiert. Wir können ihn nicht helfen. Es geht nicht." Die Verzweiflung war ihm ins Gesicht geschrieben. John nahm ein Schluck vom Kaffee und lehnte sich im Stuhl zurück. "Erst muss Ty kooperieren, sonst bringt das alles nichts. Dann können wir ihn sofort abschreiben und das möchte keiner von uns. Ich muss die Tage mit ihm darüber reden. Koste es was es wollte." John wusste das es schwer sein wird ihn zu überzeugen. "Wenn nicht müssen wir ihn zu seinem Glück zwingen. Ich hoffe er hasst mich nicht dafür. Doch was bleibt mir anderes übrig.." Sein Plan B stand schon seit ein paar Stunden fest. Sollte Taylor keine Hilfe annehmen so wollten John ihn gegen seinen Willen behandeln lassen. Er würde dann isoliert werden.. Geld würde für John keine Rolle spielen, solange Taylor gut behandelt wird. Es mag hart klingen, doch aus ihm sprach nur die Pure Verzweiflung.. Er wollte ihn das nicht antun, doch etwas besseres schien ihm selbst nicht einzufallen.
      James klopfte John auf die Schulter. "Er wird schon ja sagen. Schließlich haben wir noch viel vor uns." Sein sanftes Lächeln berrührte John und er nickte leicht. "Wir sollten jetzt schlafen gehen. Ihr müsst sicherlich Morgen noch etwas für die Uni tun und ich hab eigentlich auch noch ein Haufen Arbeit vor mir." Die Jungs erhoben sich und räumten die Papierknüller vom Boden auf und verschwanden dann in ihre Zimmer. John kochte sich noch eine Kanne Kaffee und nahm sie mit nach oben ins Gästezimmer. Sofort wurde es Still im Loft.
      An Schlaf dachte er keines wegs. Er versuchte sich mit Arbeit abzulenken.

      Ihm brannten schlichtweg noch viele Fragen auf der Zunge.. Doch was wenn er sie damit jetzt komplett überfordert hatte. Ihm schossen tausend Gedanken im Kopf herum.. ´War die Frage zu direkt? Vielleicht habe ich ja einen wunden Punkt getroffen?..´ Die Stille machte ihn beinahe wahnsinnig. Sanft griff er nach ihrer Hand und sah sie an. "Ich wollte dich damit nicht überrumpeln.. Wenn es dir unangenehm ist dann musst du nichts antworten.. Doch sag bitte irgendwas.. Ich kann dir gerne auch meine Beziehungsgeschichten erzählen, wenn dir das irgendwie hilft.." Taylor sah sie liebevoll an. Beinahe so als wäre die schier fremde Frau doch interessanter als anfänglich gedacht.
    • Die vorschnelle Antwort entlockte Charlie ein amüsiertes Kichern.
      Ihr war sehr wohl bewusst, dass Taylor keinesfalls die Wahrheit sprach und vermutlich die wildesten Geschichten zum Besten geben konnten. Wirklich interessiert war sie an seinen abenteuerlichen Bettgeschichten allerdings nicht. Tatsächlich aber schien es ihr sichtlich Freude zu bereiten, wie er sich unter ihrem fragenden Blick buchstäblich hin und her wandt. Die wichtigste Frage war nur: Warum machte er sich so viel darauf, was Charlie über ihn dachte? Grinsend schob sie sich den Rest des Cookies in den Mund und ging dazu über eine der bereit gestellten Tassen an sich zu nehmen. Der heiße Tee war mittlerweile auf eine angenehme Temperatur herunter gekühlt.
      Als Taylor sie so verschmitzt anlächelte, blickte sie ihn schmunzelnd über den Rand ihrer Tasse hin an. Dass der Sänger es genoß umsorgt zu werden stand völlig außer Frage und doch lachte Charlie leise versteckt hinter dem dampfenden Tee. Flirtete er etwas gerade mir ihr? Die junge Frau versuchte nicht zu viel in den Satz hinein zu interpretieren, obwohl Taylor im Augenblick nicht den Eindruck eines Casanovas erweckte. Dafür wirkte er zur verunsichert, was sie tatsächlich überraschte. Vielleicht hatte sie seine Person ganz falsch eingeschätzt.
      Bei der nächsten Frage verschluckte sich Charlie beinahe an dem nächsten Schluck. Mühsam unterdrückte sie den Hustreiz und stellte die Tasse vorsichthalber zurück, um nicht den restlichen Inhalt über den Boden zu verteilen. Der nächste Blick auf Taylor lieferte ihr erneut eine ungeahnte Überraschung. Taylor Davis, Leadsänger und gefeierter Star lief errötete zu der Farbe einer überreifen Tomate.
      Bevor sie überhaupt über eine Antwort nachdenken konnte, hatte er bereits ihre Hand ergriffen. Er befrüchtete wirklich ihr eine zu direkte und offenherzige Frage gestellt zu haben. Dieser Mann überraschte sie von Sekunde zu Sekunde ein wenig mehr. Vielleicht musste sie das klischeebeladene Bild von ihm doch noch einmal überdenken.
      Die Unruhe Taylors zeichnete sich in den beschleunigten Pieptönen der medizinischen Geräte an seinem ab. Der beschleunigte Rhythmus konnte niemand überhören. Obwohl die Situation schon ziemlich komisch an, überwog die Sorge. Sanft erwiderte sie den zögerlichen Druck seiner Hand und schüttelte den Kopf.
      "Es ist okay. Mich stört die Frage nicht.", sagte sie mit einem Lächeln und legte ihre verschlungenen Hände auf ihrem Oberschenkel ab. "Und um deine Neugierde zu stillen, bevor eines der Geräte noch explodiert: Nein, ich habe keinen Freund. Und du musst mir gar nichts erzählen, wenn du nicht willst."
      Für wie naiv und unschuldig mochte Taylor sie wohl halten? Charlie mochte zwar nicht das klassische Partygirl sein, mit denen er sich gewohnheitsmäßig abgab, aber eine Nonne war sie auch nicht.
      "Entspann dich.", lachte sie schließlich und warf einen Blick auf die Anzeige des EKGs. Der Herzschlag schien sich langsam wieder zu beruhigen. "Sag mal, wie lange musst du eigentlich hier bleiben?", lenkte sie das Thema wieder in eine andere Richtung.
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”
    • Er bemerkte das sein Herz schneller schlug. Die Geräte neben ihn fingen an zu piepen. Irgendwie musste er sich beruhigen. Nicht das gleich eine Schwester anmaschiert kommt und Alarm schlägt. Schnell schritt die junge Frau neben ihn ein. Ein wenig erleichtert über ihre Antwort kontrollierte er seinen Herzschlag wieder. Taylor atmete langsam tief ein und aus. Bis alles wieder normal war.
      "Oh.. Das tut mir leid. Jemand wie du sollte nicht alleine sein.." Es war komisch das er so einfühlsam war, doch bei ihr war er anders. Sie gab ihm das Gefühl von Sicherheit und ein wenig Geborgenheit.
      Das sie nicht darauf bestand das er seine beziehungsgeschichten preisgibt, empfand er als sehr postiv an. Sie schien Interesse an seiner Person zu haben, war aber dennoch nicht so eine, die sein komplettes Leben auseinander nehmen wollte.
      Taylor zierte sich ein wenig und griff unruhig nach seiner Decke. "Nun um ehrlich zu sein.." Ein wenig peinlich war es ihm schon, doch jetzt kam er aus der Nummer nicht mehr heraus.
      "Ich hatte noch keine richtige Beziehung.." Taylor sah verlegen vor sich hin. "Mit Sicherheit denkst du das so ein Typ wie ich immer wieder Beziehungen hatte. Falsch gedacht. Ich bin leider nicht in den Genuss gekommen eine ernsthafte Beziehung zu führen. Ich schäme mich auch nicht unbedingt dafür.." Er nahm die Tasse und nippte am bereits abgekühlten Tee. "Für mich war, nachdem ich die Jungs kennengelernt hatte, die Musik das was mein Leben ausmachte."
      Das er früher anders lebte und gerne zum Alkohl und Drogen griff, wollte er ihr nicht unbedingt unter die Nase reiben. Schließlich hatte er sich dahin gegehend etwas geändert. Auch wenn seine Krankheit ein Teil dazu beitrug.
      Die ganze Zeit über setzte er eine Maske auf obwohl seine Schmerzen immer wieder hervorkamen.
      Taylor wollte nicht noch schwächer wirken, als er eh schon war. Die Tasse trank er bis auf einen Schluck leer und stellte sie vorsichtig wieder auf den Nachttisch. Ein leises Gähnen entwich ihn. Die Strapazen der letzten Nacht zeigten nun langsam seine Wirkung. Trotz das er stundenlang bewusstlos war, fühlte er sich abgekämpft.
      Ihre Frage erstaunte ihn ein wenig und er versuchte ein erneutes Gähnen zu unterdrücken. "Wenn es nach mir ging möchte ich so schnell wie möglich wieder hier raus sein. Schließlich warten eine Menge Auftritte auf uns. Ich möchte bis zum Sommerevent wieder fit sein." Ihm blieben vielleicht nur noch ein paar Monate.. oder Wochen zum leben. Ty wollte seine Zeit nicht unbedingt hier verbringen. Wertvolle Zeit. Zeit die er irgendwann nicht mehr haben wird...
      Vielleicht war es auch sein letzter richtiger Sommer.. Daher musste dieser in vollen Zügen genossen werden mit allem drum und dran.
      Koste es was es wollte.
      "Ich hoffe daher das ich bald wieder auf die Beine komme. Krankenhäuser sind nicht so mein Fall."
      Nach seiner Diagnose vor ein paar Jahren wollte er am liebsten jegliche Ärzte vermeiden, doch im Moment war dies nicht möglich.
      Er hoffte nur das sie ihm nicht mit irgendwelchen Therapien oder OP´s auf dem Leim gingen. Warum sollte er jetzt noch handeln? Wenn es für ihn eh schon zu spät ist, laut Dr. Mishigo.
      Doch niemand der hier Anwesenden wusste von dem Plan den John ausgetüfftelt hatte.
      Allmählich wurde es immer später und Taylor kämpfte damit nicht einzuscglafen, totz dem Smalltalk die sie hielten.
      Immer wieder schielte er auf das Buch, welches Charlie heute morgen vergessen hatte. "Kannst du mir daraus vorlesen?" Es würde sicher gut tun eine bruhigende Stimme zu hören damit er all die Sorgen für einen Moment vergessen könnte und ruhig einschlafen kann. "Das würde mich sehr freuen." Leicht lächelte er sie an.
    • Das Thema war Taylor unangenehm. Für diese Feststellung brauchte es lediglich einen Blick.
      Trotzdem überraschte er Charlie damit, dass er tatsächlich persönliche Details über sein Liebensleben bzw. das Fehlen dessen erzählte. Es wunderte die junge Frau sichtlich, dass er vertrauensseelig mit ihr über diese Dinge sprach. Zu seinem Glück hatte sie nicht vor, diese Informationen zu verwenden. Nicht eine Sekunde dachte sie über diese Möglichkeit nach. Beinahe charmant teilte Taylor sein ehrliches Bedauern mit, dass sie Single war. Jemand wie sie? Es reizte immer mehr ihre Neugierde, welches Bild sich der Sänger über sie machte.
      Das Lächeln auf ihren Lippen verblasste nicht, während er scheinbar widerwillig über seine Verflossenen sprach. Bei Charlie meldete sich das schlechte Gewissen, da sie genau das Gegenteil davon gedacht hatte. Wer Taylor ansah, lief spielend leicht Gefahr in oberflächlichen Klischees zu denken. Charlie seufzte.
      "Um ehrlich zu sein.", sagte sie und beobachtete, wie ihre Daumen stetig Kreise über seine Knöchel zog. "Ich hätte dich nicht als den Typ Mensch eingeschätzt, der überhaupt Gedanken an eine ersthafte Beziehung verschwendet. Du bist umgeben von Fans, Freunden und sicher auch jeder Menge hübscher Frauen, die sich dir an den Hals werfen. Versteh mich nicht falsch, das ist völlig okay."
      Charlie lachte ein wenig verlegen und strich sich mit der freien Hand durch das blonde Haar, ehe sie ihn wieder direkt ansah und sein kränkliches und blasses Gesicht in Augenschein nahm. Die Erschöpfung ließ sich unmöglich abstreiten und sie kämpfte mit dem schlechten Gewissen seine Zeit und Energie so lange in Anspruch zu nehmen. Aber letztendlich hatte Taylor sie daraum gebeten ihm einen Besuch abzustatten.
      "Ein Blinder könnte sehen, wie sehr du die Musik liebst.", murmelte sie und drückte zart seine Hand. "Niemand mag Krankenhäuser. Und ich verstehe, dass du so schnell wie nur möglich zurück auf die Bühne willst, aber sollte nicht deine Gesundheit im Vordergrund stehen? Der Zusammenbruch gestern...Das war heftig. Der Notarzt musste dich wiederbeleben, Taylor. Vielleicht ist das ein Warnschuss, damit du dich etwas zurücknimmst und das Leben auf der Überholspur etwas bremst. Ich kenne dich nicht und habe mir wahnsinnige Sorgen gemacht. Also möchte ich mir nicht vorstellen, wie deinen Freunden oder deinem Bruder zumute ist. Sie müssen krank sein vor Sorge."
      Die nächste Stunde verbrachte Charlie entspannt auf dem Bett sitzend und hörte sich Geschichten über peinliche Auftritte und den Marotten seiner Bandkollegen an. Alles in Allem klangen die Jungs sehr sympathisch und unterhaltsam. Ein chaotischer Haufen am Anfang ihrer Karriere und mittlerweile nicht nur in San Francisco eine große Nummer. Charlie lachte noch amüsiert und herzlich, über seine letzte Geschichte, als er unvermittelt die Bitte an sie richtete.
      Langsam sah sie zu dem Buch herüber und ließ ein wenig widerstrebend seine Hände los, um das Buch vom Nachttisch zu nehmen.
      "Natürlich kann ich das.", antwortete sie zögerlich und schlug das Buch "Stolz & Vorurteil" an der Stelle auf, an der ihre Visitenkarte als Lesezeichen steckte und lachte verlegen. "Aber ich glaube nicht, dass es deinen Geschmack trifft. Einen Moment, ich brauche mehr Licht."
      Ein kurzer Augenblick des Abwägens, dann erhob sich die Blonde und trat an das Kopfende des Bettes. Sorgsam auf die Maschinen und Schläuche achtend setzte sie sich nun direkt neben Taylor auf das Bett, den Rücken an das Kopfteil gelehnt. Das sanfte Licht der Lampe auf dem kleinen Beistelltisch fiel nun perfekt auf die abgenutzten Seiten des alten Buches. Sie versuchte sich von der Wärme, die der Sänger neben ihr ausstrahlte nicht aus dem Konzept bringen zu lassen.
      Mit dem Finger fuhr sie die Zeilen entlang, um eine geeignete Passage für den Einstieg zu finden, wobei sie ihre Lippen stumm mit den Worten mitbewegten. Das Lächeln auf ihren Lippen wurde breiter, als sie die gewünschte Textstelle erreicht hatte.
      Charlie liebte und empfand gleichzeitig großes Bedauern an diesem Punkt der Geschichte. Zwei Menschen, die sich offensichtlich liebten und nicht über ihren Schatten springen konnte. Mit ruhiger Stimme begann sie zu lesen.

      [...]
      »Sie irren sich sehr, Mr. Darcy, wenn Sie glauben, daß die Art Ihres Antrages irgendeinen anderen Einfluß hatte, als daß sie mich der Mühe enthob, das Mitleid mit ihnen zu haben, das ich sonst wahrscheinlich empfunden hätte, hätten Sie sich etwas feinfühliger und taktvoller aufgeführt.«
      Sie bemerkte, wie er bei diesen Worten zusammenfuhr; doch er sagte nichts und sie fuhr fort: »Aber ganz gleich, in welcher Weise Sie Ihren Antrag auch vorgebracht hätten, es wäre mir doch niemals eingefallen, ihn anzunehmen.«
      Ihre Worte versetzten ihn in offensichtliches Erstaunen; er sah sie an, als könne er seinen Ohren nicht trauen. Aber sie war noch nicht zu Ende.
      »Von Anfang an, vielleicht sogar schon vom ersten Augenblick unserer Bekanntschaft an überzeugte mich Ihr Auftreten von Ihrem anmaßenden Dünkel, Ihrer Einbildung und Ihrer eigensüchtigen Nichtachtung der Gefühle anderer Menschen; schon damals faßte ich eine Abneigung gegen Sie, die durch alles, was später noch geschah, immer stärker und unerschütterlicher geworden ist. Ich kannte Sie noch nicht lange, da wußte ich schon, daß Sie der letzte Mann in der Welt seien, der mich dazu überreden könnte, ihn zu heiraten.«
      [...]

      Charlies Stimme erfüllte das abgedunkelte Zimmer, während sie hin und wieder zur Seite blickte und beobachtete, wie die Augenlider des Sänger immer schwerer wurden.
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”
    • Ihre Anwesenheit war wirklich angenehm. Sie lies ihn zur Ruhe kommen und regte ihn kein bisschen auf. Das sie ihn als Frauenschwarm ansah, nahm er ihr überhaupt nicht übel. Er erfüllte eben dieses typische Klischee eines Rockstars. Die Anfänge waren schlimm. Hier und da gab es immer jemanden. Doch das hatte sich schlagartig geändert und er nahm sich zurück. Niemand sollte sehen wie kaputt er war.
      Was würde das für eine Welle los treten, wenn man herausfindet das er ernsthaft krank war. Das würde das Ende der Band bedeuten, denn niemand würde sie buchen. Sie hätten Angst das er auf der Bühne zusammenklappte.
      Es war erstaunlich das er bis letztens so lange durchgehalten hatte. Doch der Körper rächt sich eines Tages für alles.
      Langsam wurde ihm bewusst das er sich zu viel vornahm und nicht auf sich achtete. Das war jetzt die Quittung.
      Vorsichtig lehnte er sich auf dem Bett zurück und beobachtete Charlie wie sie sich umsetzte und ihm näher kam.
      Er rückte etwas das sie Platz hatte und konnte ihr Parfum einatmen. Es roch sehr gut. Sanft sah er ihr dabei zu wie sie die Seite aufschlug wo sie stehen geblieben war. Er kannte das Buch zwar nicht und er wusste auch nicht was für ein Genre es war, doch er genoss jegliche Minute wo er nicht alleine hier war.
      Taylor lauschte ihren Worten und es dauerte nicht lange fielen ihm langsam die Augen zu. Die Müdigkeit holte ihn ein und er atmete ganz ruhig.
      Dieses Mal konnte er richtig tief und fest schlafen und hatte auch keine Alpträume. Er bekam noch nicht einmal mit wann Charlie gegangen war.
      Die Sonnenstrahlen, die durch das Fenster hinein schienen, weckten den jungen Mann ganz vorsichtig auf.
      Langsam öffnete er seine Augen und sah das der Platz, der gestern noch von der blonden Frau besetzt war, leer ist.
      Er rieb sich vorsichtig die Augen und blickte sich im Raum um.
      Taylor war alleine. Leicht seufzte der Sänger und betätigte den Notruf. Es dauerte nicht lange und eine Schwester kam hinein. "Guten Morgen. Wie geht es ihnen heute?" "Soweit gut." "Schön dann können wir langsam mit der Mobilisation anfangen. Ich hole noch schnell einen Rollstuhl, dann helfe ich ihnen beim Umsetzen und sie können sich dann so gut es geht im Bad fertig machen."
      Ein wenig unangenehm war es ihm schon gewesen wie er hier versorgt wurde. Das fremde Menschen ihn wuschen und er nicht selbst auf Toilette konnte. Taylor wollte so schnell es geht wieder selbstständiger werden.
      Nachdem die Schwester den Rollstuhl ins das Zimmer brachte, nahm sie seine Beine und setze ihn an den Bettrand. Ihm war kurz schwindelig und schwarz vor Augen. Vorsichtig hielt er seinen Kopf. "Das ist am Anfang ganz normal, deshalb habe ich ja gesagt wir gehen das Ganze langsam an." Sie stöpselte die Schläuche ab und als seine Füße den Boden berührten fühlten sich seine Beine wie Wackelpudding an. Die Schwester stellte den Rollstuhl schon so hin das er sich nur umsetzen musste, doch das war leichter gesagt als gedacht, wenn man die ganze Zeit unter Medikamenten stand und diese langsam nachließen.
      Vorsichtig griff er um und die Schwester packte ihn unter dem Arm und dann sahs er das erste Mal wieder.
      "Dann kann es ja los gehen." Sie lächelte ihn an und fuhr ihn in den Sanitärbereich. "Ähm ich müsste ganz dringend.." Die Schwester fackelte nicht lange und drehte den Rollstuhl zur Toilette. "Hier können sie sich festhalten und versuchen hochzuziehen." Es war nicht einfach, doch Taylor gab nicht auf. Es dauerte ein paar Anläufe, dann stand er endlich und drehte sich langsam um. "Wenn sie fertig sind klingeln sie einfach,"
      Sie verlies den Raum und Taylor atmete tief aus. "Verdammt ist das unangenehm.." Der Scham stand ihm ins Gesicht geschrieben.
      Nachdem er seine Notdurft erledigt hatte versuchte er sich selbst umzusetzen. Es dauerte etwas, aber es ging dann einigermaßen. Er bewegte sich mit dem Rollstuhl zum Waschbecken und zog sich sein altes Shirt aus. Nun betrachte er das erste Mal seinen Körper wieder. Ihm fiel beinahe die Kinnlade herunter, als er sich ansah. "Fuck.." In welch einen Zustand er sich gerade befand wurde ihm schlagartig bewusst. Tränen stiegen in seinen Augen auf und kullerten über seine Wangen.
      Eine Weile sahs er nun da und starrte sein Spiegelbild an.
      Dann kam die Schwester wieder hinein und sah ihn besorgt an. "Ist alles in Ordnung." In Taylor kochte plötzlich die Wut nach oben. "Nein! Sehe ich etwa so aus als würde es mir gut gehen?" Die Schwester schritt zu dem Sänger hin. "Es wird alles gut." "Nein wird es nicht! Sie wissen nicht was in mir vorgeht! Holen sie mir bitte meine Klamotten. Ich kann das nicht mehr sehen.."
      Die Schwester eielte schnell nach Draußen und nahm ein paar frische Sachen aus dem Kleiderschrank und legte sie ihm hin. Wi derwillig lies er sich von ihr versorgen und ankleiden. Ein Dankeschön kam nicht über seine Lippen.
      Das Frühstück wurde ihm anschließend serviert sowie die Medikamente. Taylor sahs am Tisch in seinem Zimmer und starrte das Essen an.
      Ihm war der Appetit vergangen. Eine ganze Zeit lang sahs er nur da und starrte ins Leere. Bis ein Klopfen ihn aus seinen Gedanken riss.
      Die Tür öffnete sich und John trat hinein. "Guten Morgen kleiner Bruder." Taylor drehte sich mit dem Rollstuhl zu ihm um und beide fingen an zu weinen. "Ach Taylor." John legte die Blumen und eine kleine Papiertasche auf dem Bett ab und ging auf ihn zu. Er nahm Ty sofort in den Arm und drückte ihn vorsichtig. "Ich seh furchtbar aus. Ich habe mich heute im Spiegel betrachtet und beinahe einen Herzinfarkt bekommen. John ich möchte wieder der Alte werden!" John wischte sich die Tränen weg und sah ihn besorgt an. "Du weißt ich würde alles für dich tun, aber du musst mir dabei helfen." Der dunkelblonde Mann nahm sich einen Stuhl und setzte sich direkt vor ihn hin. Er schluckte kurz und nahm seine Hände in seine. "Taylor ich weiß wie krank du bist.. Die Ärzte mussten es mir sagen.." Die Tränen kullerten bei beiden wieder. "Ich möchte dir jetzt keine Moralpredigt halten, aber ich möchte wissen warum du mir gerade das verschwiegen hast. Ich tue alles für dich und beschütze dich. Das hat mir echt weh getan."
      Ty Hände fingen an zu zittern. "Ich wollte dir keine Last sein.." "Das bist du nicht für mich und das weißt du auch. Du bist mein kleiner Bruder. Meine Familie. Wie lange geht das jetzt schon so?" "Eine ganze Wele..Ich hab es nicht übers Herz gebracht es dir zu sagen.. oder den Jungs.." "Du weißt gar nicht wie froh ich darüber bin das diese junge Frau dich gefunden hatte. Du hast ihr dein Leben zu verdanken also möchte ich dich bitten das du auch etwas daraus machst und dich behandeln lässt. Hier sind verdammt gute Ärzte. Die----` "Sei still! Ich möchte das nicht hören.. Ich brauche keine Behandlungen. Ich bekomme das alleine hin." "Taylor sei doch vernünftig, ich meine es nicht böse.. Ich möchte das du darüber nachdenkst. Tu es für mich und deine Jungs und für die Band. Vielleicht auch für die Frau." Taylor senkte seinen Blick, er wusste das John Recht hatte.. Doch was würde es bringen wenn er sich behandeln lassen würde? Ob es wirklich Sinn machte? "Okey.. ich denk darüber nach." John sah erleichtert auf und stand auf um die Blumen in die Vase zu stecken und die Tasche auszupacken. "Ich hab dir was mitgebracht. Das Essen hier kann man ja nicht wirklich genießen." Er packte zwei Kaffeebecher, zwei Nougatcroissant und zwei Cookies aus der Tasche. Der Cookie erinnerte ihn gleich wieder an Charlie und ihr kleines Café. "Ich war fix beim Bäcker um die Ecke. Hoffe es ist nach deinem Geschmack." "Besser wie nichts." Die Gemüter schienen sich ein bisschen beruhigt zu haben und beide aßen und tranken Kaffee und unterhielten sich über jegliche Sachen. "War sie wieder hier?" Neugierig sah John Taylor an. Er nickte leicht mit einem kleinen Lächeln. "Gut. Schön das sie nach dir schaut." "Naja sie hatte hier ihr Buch vergessen und kam deshalb wieder." "Verstehe." John schmunzelte ihn an. Er wusste wann eine Frau seinem Bruder gefiel. Er benahm sich anders. War wesentlich ruhiger und entspannter. "Wie dem auch sei. Nachher haben wir noch ein Gespräch mit dem Arzt." "Muss das sein?" "Ja! Ich besteh darauf. Vielleicht rüttelt er dich dann endlich wach." John nippte an seinem Kaffeebecher. "Ihr hast du es aber noch nicht gesagt oder?" Taylor sah ihn an. "Nein! Das werde ich auch nie machen. Sie soll sich nicht unnötig Sorgen um mich machen.." "Gut deine Entscheidung. Ich sage ihr auch nichts." Vorerst..
      Die beiden Frühstückten in Ruhe zu Ende und unterhielten sich noch etwas ehe sie den Termin beim Arzt wahrnehmen mussten.
    • Die Klingel über den Ladentür riss Charlie zurück in die Realität.
      Mit einem fröhlichen Lächeln begrüßte sie die neue Kundschaft und konnte schon aus der Entfernung sehen, dass es sich um klassische Touristen handelte. Charlie verließ den Platz hinter der Theke aus Altholz und ging auf die Neuankömmlinge zu, um ihnen einen hübschen Platz am Fenster zu zeigen. Die routinierte Arbeit half der jungen Frau die Ereignisse der letzten 48 Stunden ein wenig besser zu verarbeiten. Mit der aufgenommenen Bestellung eilte Charlie zurück hinter die Theke und schaltete den modernen Kaffeevollautomaten ein. Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie sich ihre Großmutter vor nicht allzu langer Zeit noch mit Händen und Füßen gegen dieses Stück Technik gewehrt hatte. Leise kichernd drückte sie die Taste für Milchkaffee und summte eine fröhliche Melodie, während das Gerät vor ihr piepte und zischte.
      Der Kaffee floss langsam in die bereits gestellten Tassen und Charlie dachte zurück an den gestrigen Abend. Taylor war bereits nach wenigen Minuten tief und fest neben ihr eingeschlaffen. Bei der Erinnerung, dass sie noch eine geschlagene halbe Stunde einfach neben ihm gesessen und beim Schlafen zugesehen hatte, breitete sich ein verlegener Rotschimmer um ihre Nase aus. Seufzend verschränkte Charlie die Arme vor der Brust und schielte etwas zur Seite. Besagtes Buch lag hinter dem Tresen und schien sie förmlich damit aufzuziehen. Ein frustrierter Laut löste sich aus ihrer Kehle, ehe sie ein Handtuch unzeremoniell über den Einband warf.
      Zu allem Überfluss hatte sie ihre Visitenkarte zusammen mit den restlichen Cookies auch noch auf dem Nachttisch liegen lassen. Die junge Frau fuhr sich über das Gesicht. Das Ganze erweckte den Eindruck als bettelte sie darum, dass der Sänger sie anrief oder anschrieb. Innerlich schämte sich Charlie in Grund und Boden.
      Das eindringliche Piepen der Maschine lenkte sie für einen Augenblick ab. In liebevoller Art und Weise packte sie zwei hangemachte Kekse auf die Untertassen und balancierte die dampfenden Getränke zu den Gästen.
      "Bitte sehr.", lächelte sie freundlich und deutete dann auf die Regale, die sich überall an der Wand befanden. "Bedienen Sie sich ruhig, während Sie ihren Kaffee genießen. Und wenn ihnen eines davon gefällt, sagen sie mir Bescheid. Alle Bücher, die sie hier sehen, stehen zum Verkauf. Viel Vergnügen!"
      Während sie zurück schlenderte, fuhr sie mit den Fingerspitzen träumerisch über die Buchrücken. Hinter jedem Einband verbarg sich eine kleine, eigene Welt voller Drama, Abenteuer oder großer Gefühle. Aber das Leben war nun mal keine Geschichte in einem Roman. Und ein Mann wie Taylor würde sich nie für ein unscheinbares Mädchen wie sie interessieren. Sie war von grundauf gewöhnlich und langweilig. Im Vorbeigehen zog sie ein Buch aus dem Regal. Der Titel "Die Schatzinsel" sprang Charlie entgegen und sie setzte sich auf den Hocker hinter der Theke.
      Das Touristenpaar war eindeutig frisch verliebt. Die Körper steckten immer nah beieinander, während sie die Leute vor dem Schaufenster beobachteten. Hin und wieder hörte sie ein leises Kichern und sah zu, wie sich Hände unter dem Tisch zusammenfanden. Es war klischeehaft und kitschig, aber erfüllte Charlie mit einer glücklichen Zufriedenheit. Die Menschen, die diesen Laden betraten, brachten immer eine Geschichte mit sich. Manchmal traurig. Und manchmal glücklich.
      Sie erwischte sich dabei, wie sie zum unzähligsten male auf das Display ihres Smartphones starrte. Als sie den Kopf hob, blickte ihr eigenes tadelndes Gesicht aus der spiegelnden Oberfläche der Kaffeemaschine an.
      "Jetzt schau mich nicht so an...", murmelte sie und legte das Telefon mit etwas mehr Kraft als nötig auf den Tisch.
      Verwirrt schaute das Pärchen von seinem Kaffee auf und Charlie winkte mit einem Lachen ab, während sie noch einen Hauch roter wurde.
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”
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