Department 5 (Glaskatze & Attari)

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    • Department 5 (Glaskatze & Attari)

      Das grellweiße Licht der Stationslampen ließ seine Hand fremdartig erscheinen. Langsam knickte Marik seine Finger ein, jeden einzeln, bis sich seine Hand zu einer Faust geformt hatte. Mit genau so viel Bedacht öffnete er sie wieder, drehte sie herum und betrachtete sie, als könnten ihm jeden Moment Klauen wachsen. Aber es geschah nichts. Mariks Hand blieb so, wie er sie schon seit vierundzwanzig Jahren kannte.
      Die gleiche Prozedur führte er auch mit seiner anderen Hand durch. Nun nicht mehr, weil er jeden Moment damit rechnete, statt seiner Hand etwas Fremdartiges zu sehen, sondern viel mehr, weil er nicht wusste, wie er sich sonst beschäftigen sollte.
      Man hatte ihm aufgetragen zu warten, sich bloß nicht aus dem Raum zu bewegen. Vielleicht fürchteten die Ärzte und Wissenschaftler, das die Prozedur nicht erfolgreich gewesen war und Marik sich in ein tollwütiges Wesen verwandeln würde, das, ließe man es unbeobachtet auf Station rumlaufen, töten würde.
      Ein wenig hatte diese unterschwellige Sorge auf ihn abgefärbt, aber nun saß er schon seit einer geschlagenen Ewigkeit in dem befliesten Raum auf einer Pritsche, betrachtete immer wieder seine Gliedmaßen und lauschte in sich hinein. Aber da war nichts, kein Drang, wild um sich zu schlagen, zu toben…zu töten.
      Den Teil des Parasiten schienen sie tatsächlich erfolgreich isoliert zu haben.
      Zum wiederholten Male fragte er sich, wie er in diese Lage gekommen war. Sein Vater hatte ihm davon abgeraten, verdammt sogar seine Schwester hatte ihm gesagt, er solle dies nicht tun und um alles Übernatürliche machte sie normal einen großen Bogen. Das Yanara sich eingemischt hatte zeugte davon, dass sie Mariks Vorhaben für eine wirklich selten dämliche Idee gehalten hatte. Wahrscheinlich tat sie das noch immer.
      Bei dem Gedanken an seine Schwester schmunzelte Marik. Sie hielt die meisten seiner Ideen für dämlich, diese eine jedoch ganz besonders.
      Quietschend öffnete sich die Tür zu seiner Zelle und ließ ihn aufschauen.
      Der Raum war keineswegs eine Zelle, zumindest nicht offiziell. ‚Beobachtungsraum‘, hatten sie es mit sorgenvollem Lächeln genannt. Vierundzwanzig stunden, hatten sie gesagt.
      Ob die Zeit schon um war? Tatsächlich hatte Marik, trotz der unbequemen Liege, die meiste Zeit geschlafen. Nach der Prozedur war er erschöpft gewesen, unglaublich müde. So hatte er sich ohne Protest in den Raum führen lassen und gar nicht mitbekommen, dass sie ihn einschlossen.
      Das hatte er erst gemerkt, als er zwischen zwei Nickerchen versucht hatte, den Raum zu verlassen. Die Türklinge hatte sich drücken lassen, aber die Tür blieb zu. Von da an bezeichnete Marik den Beobachtungsraum als Zelle.
      Der Beobachtungszeitraum schien jedenfalls um zu sein. In der Tür standen zwei der Wissenschaftler, die für die DNA-Veränderung verantwortlich gewesen waren und einer der Ärzte, die ihn nach seinem Aufwachen schon betreut hatten.
      Er schob sich seine Brille zurecht. Marik fiel auf, dass die drei so vor der Tür stehen blieben, dass sie sie schnell wieder schließen konnten. Keiner von ihnen betrat den Raum.
      „Wie geht es Ihnen? Irgendwelche Beschwerden?“, wandte sich der Arzt an ihn. Nervös schob er seine Brille noch ein Stückchen nach oben.
      Marik ließ seine Hände sinken und schwang sich von der unbequemen Liege herunter. Schwungvoll landete er mit beiden Füßen feste auf dem Boden. Der Arzt zuckte zurück und stieß in einen der Wissenschaftler hinter ihm.
      Amüsiert beobachtete Marik, wie er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen und sich wieder zu fangen.
      „Wenn Sie meinen, ob ich den Drang habe, tollwütig durch die Station zu rennen und alle zu zerfleischen –“, er beugte sich ein Stückchen vor und zeigte grinsend die Zähne. Die Hand des Arztes fuhr erneut zu seiner Brille. „- muss ich Sie leider enttäuschen.“
      Erleichtertes Ausatmen war zu vernehmen. Die Wissenschaftler kritzelten hastig etwas auf ihre mitgerbachten Blöcke.
      „Ich fühle mich großartig.“, fuhr er fort. „Vielleicht ein wenig gelangweilt, aber großartig.“
      „Das könnte eine Auswirkung der DNA sein.“, murmelte einer der Wissenschaftler in seinen Block. Dann sah er auf und schien Marik mit seinem Blick fast zu durchbohren. „Der kritische Beobachtungszeitraum ist um. Frühere Experimente haben gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit relativ gering ist, die negativen Effekte des Parasiten geerbt zu haben, wenn in den ersten vierundzwanzig Stunde nicht der Drang auftritt zu töten.“
      „Relativ gering?“, Marik hob eine Augenbraue.
      „Nun,“, setzte derselbe Wissenschaftler an. Nicht ohne sich darüber zu amüsieren, merkte Marik, wie der nervöse Arzt einige Schritte hinter den Wissenschaftler getreten war. „es ist nicht ganz auszuschließen, dass es Spätfolgen gibt.“
      Das hatte Marik zuvor niemand gesagt. Vor der Prozedur hatte es immer geheißen, wenn die ersten vierundzwanzig Stunden um waren, war er aus dem Schneider.
      Er wollte in den Außendienst und nicht Laborratte spielen.
      „Und was soll das heißen?“, fragte Marik ungeduldig.
      „Das heißt, dass wir Sie weiter beobachten müssen.“, schaltete sich nun der zweite Wissenschaftler ein, eine Frau, wie Marik erst jetzt merkte.
      „Aber nicht in dieser Box.“, stellte Marik fest. Es war keine Frage gewesen, dennoch antwortete die Wissenschaftlerin ihm. „Nein, nicht im Beobachtungsraum.“ Missmutig verzog sie den Mund. Ihr schien es nicht zu gefallen, dass Marik den Raum als ‚Box‘ bezeichnet hatte.
      „Sondern?“ Musste man diesen Leuten denn alles aus der Nase ziehen?
      „Wenn Sie bitte mitkommen würden.“, forderte ihn nun der männliche Wissenschaftler auf und trat zur Seite, um so die Tür freizumachen. Der Arzt tat einen großen Schritt nach hinten, presste sich schon fast an die Wand, als Marik an ihm vorbeiging.
      Wieso war so ein nervöser Typ überhaupt im Department 5 eingestellt?
      Marik wurde von den drei durch die verwinkelten Gänge von Department 5 geführt. Diese Abteilung der PCA hatte er noch nie sonderlich gemocht. Zu viele grelle Lichter, zu viele weiße Kittel und zu wenig Fenster. Außerdem roch es immer irgendwie nach Desinfektionsmittel.
      Vor diesem ganzen Schlamassel war Marik ein Teil von Department 2 gewesen.
      Department 2 kümmerte sich um die Außeneinsätze und war haut nah am Geschehen dran, wenn es mal wieder einen Vorfall mit übernatürlichen Einwirkungen gab. Mit dem Department der Wissenschaftler hatten sie nur in Ausnahmefällen zu tun. Ob Marik jetzt wohl als Laborratte von Department 5 zählte? Hoffentlich hatte ihn dieses Experiment nicht seinen eigentlichen Arbeitsplatz gekostet.
      Vor einer unscheinbaren Labortür kam das ungleiche Grüppchen letztlich zum Stehen. Sie unterschied sich nicht weiter von den anderen Türen im Department. Was ihn dahinter wohl erwartete? Es nervte ihn, dass er seinen Beobachtungszeitraum offensichtlich immer noch nicht hinter sich hatte und ihm niemand so richtig aufklärte, was nun Sache war. Aber trotz seines Gemütszustandes machte sich in ihm nicht der Drang breit, jemanden einen Kopf kürzer zu machen. Immerhin ein kleiner Erfolg.
      Der Arzt stand einige Schritte hinter Marik, während der Wissenschaftler ihn flankierte und die Wissenschaftlerin vorneweg die Tür öffnete.
      Nacheinander strömte das Grüppchen in den Raum dahinter. Marik verschränkte die Arme.
      „Das ist Doktor Aden. Er ist für Ihre weitere Überwachung zuständig.“, stellte die Wissenschaftlerin den Mann im Raum vor. Marik musterte das neue Gesicht mürrisch. Aha, sein neuer Aufpasser, also.
      „Alle weiteren Fragen klären Sie bitte mit ihm. Unsere Aufgabe ist hiermit erledigt. Doktor Aden.“ Die Wissenschaftlerin neigte den Kopf. Kaum hatte sie ihren Satz beendet, hastete der Arzt aus dem Raum. Die beiden Wissenschaftler folgten ihm ruhig.
      Hinter ihnen fiel die Tür ins Schloss und ließ Marik mit einem neuen Weißkittel zurück. Doktor Aden, also.
      „Wie genau läuft das jetzt ab? Stehe ich unter Quarantäne? Darf ich nach draußen?“, löcherte Marik den Mann, der nun für ihn ‚zuständig‘ war. An den verschränkten Armen und der gerunzelten Stirn war deutlich zu sehen, dass er nicht viel davon hielt, nun einen ‚Aufpasser‘ zu haben.
      So hatte er sich das alles nicht vorgestellt. Vielleicht hätte er doch auf Yanara hören sollen.

      @Attari
      nur, weil du nicht paranoid bist, heißt das nicht, dass sie nicht hinter dir her sind.

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    • Die Flure des fünften Departements waren lang. Sie alle waren mit den selben Fliesen ausgestattet und im selben grellen weiß gestrichen worden. Die Decke war durch regelmäßige Lampen durchbrochen, ebenso wie die Wände. Die Türen waren groß und breit, wie in einem Krankenhaus, sodass Betten und andere Gerätschaften problemlos hin und her manövriert werden könnten. Zu bestimmten Zeiten tummelten sich die Weißkittel auf den Fluren und huschten von Labor zu Kantine oder zur Garage, wo die Autos standen, damit sie in den Feierabend könnten. Doch zu dieser Zeit waren die Flure leer und unberührt, so als wäre nie ein Fuß über die geschritten…
      An jeder der Türen hingen Schilder mit Nummern und Bezeichnungen, die ein Laie nicht verstehen würde. Die Abteilung baute sich auf wie ein Labyrinth, in dem man ohne Kenntnis über die Struktur aufgeschmissen war. Wie viele Gäste sich hier schon verlaufen hatten und an irgendeine Türe klopften in der Hoffnung Hilfe zu finden…
      In mitten eines Ganges, im regelmäßigen Abstand zu den umliegenden Türen und kurz vor der Kreuzung eines anderen Ganges, lag das Labor mit der Nummer S-36.
      Hinter der Tür lag an sich kein besonderer Raum. Er sah im linken Teil wie ein Arzt und Krankenzimmer aus. Eine Ecke war von einem Bett und Schrank, sowie ein paar Gerätschaften eingenommen. Dieser Teil ließ sich mit einem Vorhang vom Rest des Zimmers trennen. Dieser Rest war gefüllt mit weißen Schränken, zum Teil mit Glasfronten und einem großen Tisch, der von allen Seiten zugänglich war. Darauf stand ein geöffneter Laptop. Der Bildschirm war derart grell eingestellt, das er das Gesicht der darüber gebeugten Person anstrahlte. Jeder Arzt würde die ungesunde Körperhaltung des Doktors zu kritisieren wissen! Aber die wenigsten Wissenschafter besaßen selbst eine gesunde Beziehung zu ihrer Arbeit… So saß Doktor Aden stets im Schneidersitz auf dem Tisch, den Laptop auf dem Schoß oder davor und tippte flink in die Tasten. Das erwartete man zumindest. Das in diesem Moment ein Ballerspiel über den Bildschirm zuckte, kümmerte allerdings keinen in diesem Raum. Denn es war keiner da, ihn zu kritisieren.
      Irgendwie hatte er versucht die Wartezeit sinnvoll zu nutzen. Den Haufen an Papier gelesen, den man ihm zu seinem neuen Fall hatte zukommen lassen, aber mehr als fachliche Informationen, hatten sie ihm nicht gegeben… So verbrachte er die letzten 2 Stunden damit sein Level höher zu bekommen, in dem er mit der schlecht kalibrierten Art seines Laptops, versuchte das 45 Level zu meistern, doch immer wieder scheiterte. Als das nächste mal der Game over Screen erschien, schlug er das Gerät missmutig und und grummelte wütend über die Niederlage. Wie ein kleines Kind verschränkte er die Arme und blickte wütend vom Laptop auf zur eigenen Reflexion im Spiegel. Letztlich ließ sich aber nicht ändern und er schwang sich vom Tisch. Die Motivation für einen neuen Versuch besaß er nicht mehr, weshalb er ein weiteres Mal die Akten überflog.
      „ Marik Atef…“, murmelte er den Namen des Neulings, während er die Daten zu seiner Mutation durchsah. Keine auffälligen Werte oder andere Anomalien. Ein perfektes Diagramm zu einem scheinbar perfekten Experiment. Das die Bezeichnung von Marik Atefs Fall 04-0076 war, zeigte allerdings, dass er zu einer Generation neuer Versuche gehörte. Man passte die Art und Weise letztlich immer wieder an und hatte vor kurzem erst etwas Neues versucht, was man nun im Körper dieses Mannes vorfinden könnte.
      Heute sollte er in die Obhut Doktor Adens übergeben werden… Heute…? Aden schreckte hoch, sodass sein Haar durch die Lüfte flog. Heute war doch etwas…! Entsetzt huschte er zum Laptop zurück, öffnete jenen und schloss das Spiel, welches dem Kalender weichen musste. Sein weißes Gesicht wurde blasser, als er auf den Bildschirm sah und ihm ein peinlich berührtes Lachen entfloh.
      „ Ups…“, sagte er und schloss den Laptop wieder leise. Heute hatte er doch tatsächlich einen Termin mit General Henkins gemacht…
      Lange Zeit sich darüber Fragen zu stellen, wie er das mit seinem neuen Schützling anstellen sollte, hatte er allerdings nicht, da jener sich sogleich durch ein Klopfen ankündigte. Der Doktor fuhr zur Türe herum und blickte sogleich die Herzen kommenden an. Der im weißen Kittel wie er selbst und einer in der wunderschönen Tracht der Patienten. Er schien allerdings wenig begeistert über seine Ankunft hier… ebenso wenig wie sein Geleit, der das nötigste sagte und sich dann verzog. Adens Blick blieb ein wenig verwirrt, bis er letztlich den Kopf schüttelte und seinen Patienten an blickte. Jener kam sogleich mit seinem Unmut vor und fragte ihn die offensichtlichen Dinge ab. Die 24 Stunden in dem Beobachtungsfaum waren wohl gerade erst vorbei…
      Aden grummelte nachdenklich und betrachtete Marik Atef von oben bis unten, ehe er nickte. „ Sie haben ihre Rechte mit der Unterzeichnung des Vertrags vor dem Eingriff verwirkt. Sie stehen unter „Quarantäne“, bis ich anderes sage. Raus dürfen sie mit Erlaubnis und unter Aufsicht…“, antwortete er monoton auf die Fragen. Der Doktor trat auf seinen Patienten zu und blickte ihn näher an. „ Da man sie noch nicht informiert zu haben scheint, werde ich das übernehmen!“ er grinste leicht hämisch. Der Gedanke daran, wie gern sein Patient wohl raus wollte, amüsierte ihn, gegeben das dies dauern könnte.
      „ Ihr neues Zuhause ist hier!“, er deutete auf die kleine Ecke. „ Da sie zur vierten Generation gehören und die Fähigkeiten der neuen Objekte noch unklar sind, wurde entschieden sie unter fachliche Beobachtung zu stellen…“, er deutete dabei auf sich selbst. „… Laut Aufzeichnungen haben sie weder positive noch negative Anzeichen zum Erfolg der Veränderung gezeigt, weshalb wir damit anfangen werden, ihre Fähigkeiten zu triggern… Später sollte ein Training erfolgen und eine Resozialisierung in den Einsatz…“ Aden grinste erneut. „ Die gesamte Prozedur kann Wochen, aber auch Jahre dauern… also sollten wir miteinander auskommen!“ er hielt seine weiße Hand in den Raum zischen sie. „ Mein Name ist Aden. Es freut mich ihre Bekanntschaft zu machen, Mister Marik Atef!“

    • Marik entging nicht, dass der Wissenschaftler verwirrt aussah, was wiederum Marik verwirrte. Sollte der Mann nicht wissen, wenn ihm ein gefährliches Experiment übergeben wurde, dass jederzeit Amoklaufen könnte?
      So hatte der Arzt Marik zumindest angesehen und, seinem fortwährenden Aufenthalt in Department fünf nach, hatten den Gedanken wohl einige der Verantwortlichen.
      Dann schüttelte Doktor Aden jedoch seinen Kopf und schien sich zu fangen. Schlechter Zeitpunkt, was? Wer weiß, was der Wissenschaftler zuvor unbeobachtet an seinem Computer gemacht hatte.
      Das dieser ihn nun von oben bis unten musterte gefiel Marik allerdings auch nicht viel besser als der zuvor verwirrte Ausdruck in den eisblauen Augen des Mannes.
      „Soll ich mich vielleicht einmal drehen, dann haben Sie eine bessere Sicht.“, kommentierte Marik trocken.
      Doktor Aden musste wohl zufrieden sein mit dem was er sah, denn er nickte. Ob er wohl auch zufrieden gewesen wäre, wenn Marik ein zweiter Kopf oder ein drittes Auge gewachsen wäre? Wahrscheinlich nicht, darauf hatte das Experiment ja nicht abgezielt. Zum Glück, auf einen zweiten Kopf konnte Marik ganz gut verzichten.
      In einem monotonen Ton beantwortete er schließlich Mariks Fragen. Und wie er sie beantwortete, zog Mariks Laune nur noch weiter herunter. War er eben nur leicht genervt und etwas ungeduldig gewesen, so hätte er Williams nun den Hals umdrehen können und er war sich sicher, dass das nichts mit dem Parasiten zu tun hatte.
      Nein, das war allein Williams ekelhaften Verhalten geschuldet. Der Typ hatte ihm gesagt, dass es schnell gehen würde. Ein schneller Eingriff, etwas Beobachtungszeit und gute Erfolgsaussichten. Eine neue, bessere und sicherer Generation, das waren seine Worte gewesen.
      Davon, dass Marik seine Persönlichkeitsrechte abgab, hatte er nichts erwähnt, während er ihm den Kulli in die Hand gedrückt und den Vertrag vorgelegt hatte.
      Und das schlimmste an der Sache? Marik war darauf reingefallen. Er könnte sich selbst in den Arsch beißen.
      Natürlich hatte er den Vertrag nicht gelesen, bevor er ihn unterschrieben hatte. Wozu auch? Er war der Meinung gewesen, Williams hätte ihm alles Wichtige gesagt. ‚Eine reine Formalie‘, pft. Was ein Arsch.
      „Und wann sagen Sie anderes?“, fragte Marik sichtlich genervt, aber um einen ruhigen Ton bemüht. „Mir geht es gut, ich brauche keine Quarantäne.“ Noch war Marik bemüht darum, seine schlechte Laune nicht an dem Wissenschaftler vor ihm auszulassen. Doktor Aden konnte nichts dafür, dass Marik nun in dieser Lage war.
      Aber dann grinste der Mann hämisch, offensichtlich amüsiert über Mariks Unwissenheit. Schlagartig beschloss Marik, keine Rücksicht mehr zu nehmen.
      „Oh, bitte.“, jetzt triefte seine Stimme vor Sarkasmus. „Informieren Sie mich, ich kanns kaum erwarten.“
      Und das tat Doktor Aden dann auch.
      Nicht, dass irgendwas von dem was er sagte, es besser machte. Hier? Hier sollte sein zuhause sein?
      Mit zusammengekniffen Augen sah Marik sich um.
      Niemals. Das war doch ein Witz.
      Locker gestikulierte der Doktor herum, zeigte an der passenden Stelle auf sich selbst und grinste. Es nervte Marik, dass er auf seine Kosten so gute Laune hatte.
      Dennoch ergriff Marik die dargebotene Hand. „Ah, Ihr neues Objekt ist gerade ziemlich getriggert. Und da ich weder mir noch Ihnen etwas angetan habe, ist das doch der beste Beweis dafür, wie unnötig eine Quarantäne wäre.“, Marik bleckte grinsend die Zähne. „Ich bin mir sicher, Sie haben andere wichtige Dinge zu tun, bei denen Ihre kostbare Zeit besser aufgehoben wäre.“
      nur, weil du nicht paranoid bist, heißt das nicht, dass sie nicht hinter dir her sind.
    • Das Licht über ihren Köpfen flackerte leicht. Es war schon lange kaputt und schien immer in angespannten Momenten zu reagieren. Als wäre es ein Mensch, dessen ungeduldiges Augenlied zuckte. Empört über die Stimmlage des neuen Patienten.
      „ Das ist nicht nötig!“, entgegnete Aden noch immer trocken und in seliger Ruhe auf den bissigen Kommentar des Neulings. Es gab einen Grund, warum man spezielle Fälle in seine Hände gab… Oder zumindest sollte man das glauben. Eigentlich wurde auch immer ein ganzes Team abgestellt, sich um Fälle zu kümmern. Mehrere Ärzte und auch Pfleger und Sicherheitskräfte. Schon im ersten Durchgang der DNA-Experimente, musste mit Schmerz und Blut festgestellt werden, dass neben den positiven Effekten auch negative sich auf den Wirt übertragen konnten. Ein Exemplar war wie ein tollwütiger Hund herumgelaufen und hatte alles, in dem Blut pulsierte gebissen. Seid damals waren die Sicherheitsvorkehrungen strenger geworden und jeder, der die 24 Stunden überstand, wurde unter Aufsicht gestellt. Fälle die zu Aden kamen, durften sich einer Sonderbehandlung erfreuen, da er allein für einen zuständig war. Neben dem Arztteil der Nachversorgung, traute man ihm auch das alleinige Handling eines Durchgedrehten zu.
      Die Augen des Doktors funkelten auf, als sein Patient ihm mit der Wut und Empörung über seine Umstände entgegen trat. „ Oh, mit Sicherheit habe ich wichtigeres zu tun, als sie zu babysitten!“, die fröhliche Stimmung hatte sein Gemüt verlassen und der unscheinbare Mann baute sich so gut es ging vor dem ägyptischen Mann auf. „ Sie sollten sich im klaren über meine Rechte sein…!“ er verzog keine Miene, als er bestimmt mitteilte, dass Marik auch wieder in die kleine Zelle zurück könnte.
      Das Licht flackerte erneut leicht auf, als Aden ein Lächeln auf seine Lippen setzte und herum fuhr. Sein langes Haar und sein Kittel flatterten dabei durch die Lüfte und er machte sich auf den Weg zu einem der Schränke. Während seine Bewegungen auf dem Hinweg gemächlich waren und er sich so stellte, dass Marik nicht sehen konnte, was er heraus holte. Erneut fuhr er herum und stand mit einem Mal vor dem Neuling. Bevor ein Wort über seine Lippen kam, ertönte ein metallisches klicken. Was gerade passiert war?
      Aden hatte ein Halsband um den Patienten gelegt. Ein solches zu Regulation… Er grinste leicht bei seinem erfolgt und trat wieder auf Abstand. „ Ich sage jetzt anders!“, erklärte er dann. „ Meine Termine sind wichtig und die Aufsicht für Sie auch… Ihre Kleidung wurde im Schrank deponiert! Ziehen sie sich um!“

    • Der Doktor hatte etwas an sich, das Marik furchtbar reizte und so stellte er, nicht ohne ein Fünkchen Schadenfreude, fest, dass Aden ihn anfunkelte. Aden ließ sich leichter provozieren, als gedacht.
      „Ah, sehen Sie.“, Marik lächelte süßlich und ließ sich nicht davon beirren, dass die Stimme des Doktors jegliche Freundlichkeit eingebüßt hatte. „Dann sind wir uns ja einig, dass sie Ihre Zeit nicht mit Babysitten verschwenden sollten. Ich schlage also vor, dass wir uns hier trennen.“
      Im nächsten Moment richtete sich Aden zu seiner vollen Größe auf. Das sollte auf Marik wohl einschüchternd wirken, aber er konnte nicht umhin festzustellen, dass der Doktor trotzdem ein wenig kleiner war als er. In seinen Büchern war das ein Sieg. Zugegeben, das war etwas lächerlich, aber in der Situation in der Marik sich befand, nahm er alles, was er kriegen konnte.
      Aber die Genugtuung hielt nicht lange an. Augenblicklich erstarb Mariks Lächeln, als Aden ihm durch die Blume mitteilte, dass er ihn jederzeit wieder in die kleine Zelle stecken konnte, wenn er nicht kooperierte.
      Und das Schlimme war, dass der Doktor das wahrscheinlich wirklich konnte. Ein Anruf und er würde wieder in den Beobachtungsraum gesteckt werden, wie ihn die Wissenschaftler so liebevoll nannten. Der Gedanke war Marik zuwider. Noch schlimmer fand er es, dass Aden überhaupt damit drohte.
      Aber es war effektiv, denn Marik stellte seinen Widerstand ein und verzog nur schlecht gelaunt das Gesicht. Leider saß er hier nicht am längeren Hebel.
      Aden schien dies auch zu wissen, denn nun war er es, der wieder lächelte.
      Marik war nicht dumm. Er wusste, wenn er verloren hatte. An dieser Stelle würde er nicht weiterkommen.
      Aber das hieß nicht, dass er es nicht anders versuchen konnte.
      Schlecht gelaunt beobachte er, wie Aden gemächlich zu einem Schrank schlenderte und bohrte dem Doktor dabei seinen Blick in den Rücken. Fast schon zu seinem Bedauern stellte er fest, dass Aden seinen Weg unbeirrt fortsetzte. Schade.
      Marik hatte gehofft, dass er durch seine tollen neuen Kräfte den Doktor dazu bringen konnte, mit dem Gesicht voran auf dem Boden zu landen. Das war sehr kleinlich, aber Marik fühlte sich gerade danach.
      Er fand, er durfte ein wenig kleinlich sein. Immerhin hatte er gerade erfahren, dass man ihn seiner Rechte beraubt hatte und er sein Leben in nächster Zeit in der Anwesenheit eines Aufpassers fristen musste. Eines Aufpassers, den er nicht sonderlich leiden konnte.
      Dennoch juckte es Marik in den Fingern, Aden ein Stückchen zu folgen, um zu sehen, was er da tat. Der Doktor hatte sich ohne Zweifel extra so positioniert, dass Marik nichts erkennen konnte.
      Doch bevor Marik sich auch nur von der Stelle rühren konnte, stand Aden plötzlich vor ihm. Viel zu schnell für das menschliche Auge hatte er die Strecke von dem Schrank zu Marik überwunden.
      Es klickte und um Mariks Hals legte sich ein kühles Gewicht. Was zum?
      Irritiert sah er an sich herunter und tastete mit den Händen, was Aden da gerade an ihn gelegt hatte.
      War das ein Halsband?
      Ein gottverdammtes Halsband? Ernsthaft?
      „Soll das ein Witz sein?“, stieß Marik zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Seine Augen blitzten. Der Doktor grinste schon wieder. Und dann gab er ihm auch noch Befehle?
      „Wenn Sie so nett fragen.“, fauchte Marik. In ihm brodelte es, aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt. Außerdem wollte er aus diesem Patientengewand raus.
      Er stapfte zum Schrank herüber und zog sich stumm um. Dabei warf er dem Doktor immer wieder finstere Blicke zu. Vielleicht konnte Marik ihn ja während seines ach so wichtigen Termins stören.
      Wenn Aden glaubte, ihn mit Drohungen über die Zelle und diesem lächerlichen Halsband ruhig zu stellen, würde er noch ein unsanftes Erwachen haben. Im Gegenteil feuerten diese Dinge Mariks Wut nur weiter an.
      nur, weil du nicht paranoid bist, heißt das nicht, dass sie nicht hinter dir her sind.
    • Das süße Klicken, mit welchem das Gewicht die Hand des Doktors verließ und sich um den Hals des Dunkelhäutigen schmiegte, gefiel den Ohren des weißen Schattens. Der zufriedene Ausdruck verließ sein Gesicht aber und wurde durch ein Grinsen ersetzt. Marik stieß seinen Unmut über die Lippen und funkelte in das kühle Blau, welches ihn ruhig betrachtete. Der Doktor wank nur mit großer Geste ab und blickte zufrieden drein, als sein Patient sich endlich einmal ohne großes Theater dem Befehl hingab und sich umzog. Vermutlich auch, weil das Gewand, dass er trug kein angenehmes war. Das übergroße Leibchen reichte bis über die Knie und wurde mit einer weiten Hose darunter ergänzt. Beides aus einem harten, fein gepunkteten Stoff. Um diese Kleidung war es nicht schade, würde sie beschädigt oder dreckig werden… zu mal jene gar nicht dem Anlass entsprach, zu dem der Patient seinem Aufpasser folgen müsste.
      Marik schlüpfte allerdings schon in die private Kleidung. Ob diese angemessener war, sei dahin gestellt. Aber auch Aden hatte nicht in Betracht gezogen sich umzuziehen. Eigentlich lief er zu jeder Tages und Nachtzeit in seinem Kittel umher …
      Während sein Patient sich umzog, setzte der Doktor sich auf den Tisch und begann wieder sein Computerspiel zu spielen. Dieses Mal tatsächlich mit Erfolg, welchem er nach intensiven Minuten mit einem erfreuten Laut Ausdruck verlieh…
      Er blickte zu seinem fertigen Patienten und schob den Laptop wieder von sich. „ Perfekt!“, sagte er. „ Ich hoffe sie mögen die französische Küche…!“, sagte er dann und grinste. Henkins wählte immer sein liebstes Restaurant für die Treffen mit dem quirligen Doktor aus. Da dieser nicht darüber klagte, dass keine Variation in die Küche kam, wie es so viele seiner anderen Geschäftspartner zu tun pflegten. Der General war die zuständige Aufsichtskraft für das erste Departement. Jenes kümmerte sich um die Organisation der einfacheren Missionen… wo man die Leute aus dem zweiten auf die Harten schickte!
      Auch Marik kam aus diesem Umfeld, was seine Ungeduld wohl nur noch mehr befeuerte. Die Tatsache, dass er die nächste unbestimmte Zeit bemuttert werden würde und jeder seiner Schritte beobachtet wurde. Ganz anders, als das aktive Leben von vorher.

    • Missmutig schlüpfte Marik in seine ungleichen Socken und beobachtete ungläubig, wie sich der Doktor auf seinem Schreibtisch niederließ. Sein prüfender Blick wanderte zu dem Bürostuhl, der vor dem Tisch stand. Marik fand, dass der aussah, als würde er nicht sofort auseinanderbrechen, nur weil man sich auf ihn setzte. Wozu er gebaut war. Zum Sitzen.
      Im Gegensatz zu dem Schreibtisch. Der…zum Schreiben war.
      Irritiert zog Marik die Augenbrauen zusammen und beobachtete, wie sich Aden so über seinen Laptop beugte, dass Mariks Nacken schon allein vom Zusehen schmerzte. Was zum Teufel stimmte mit dem Typen nicht und wieso war gerade Marik an ihn geraten? Eintausend Plätze im Stadion und er bekam den Ball an den Kopf, typisch.
      Grummelnd zog er sich seine Schuhe über, band energisch die Schnürsenkel zu und dachte darüber nach, an welchem Punkt in seinem Leben er die falsche Ausfahrt genommen hatte.
      Aden schrie erfreut auf, Marik zog die Augenbrauen zusammen. Ziemlich genau da, wo er diesen verdammten Vertrag unterschrieben hatte. Williams würde noch sein blaues Wunder erleben, wenn er hier raus war.
      Was noch eine Ewigkeit dauern konnte.
      Es sei denn, er konnte den Doktor mit der ungesunden Sitzhaltung davon überzeugen, keine Gefahr für sich und, wohl vor allem, andere zu sein. Missmutig verschränkte Marik die Arme und sah dabei zu, wie besagter Doktor seinen Laptop ein Stück zurückschob.
      Vielleicht würde er den Weißkittel schneller los, wenn er einfach kooperierte?
      …Nein, ausgeschlossen. Der Sack hatte ihm ein Halsband um die Kehle gelegt, als sei er ein räudiger Straßenköter, den es zu zähmen galt.
      Marik verstand den eigentlichen Sinn hinter der Gerätschaft um seinen Hals. Es konnte jeder Zeit sein, dass das Experiment ungeahnte Folgen hatte. Die Möglichkeit, schnell eingreifen zu können war unerlässlich.
      Trotzdem war er sauer. Und genervt. Aber vor allem sauer.
      Hätte der Typ nicht eine weniger auffällige Stelle wählen können?
      Wenn er nett gefragt hätte, hätte Marik sicher ganz freundlich seine Fessel dargeboten. Zum Teufel, sogar sein scheiß Handgelenk wäre ihm lieber gewesen. Aber der Hals?
      Urgh. Die offensichtliche Kennzeichnung als ‚Objekt‘ fand er demütigend. Er hätte sich nie darauf einlassen sollen. Wehe, er war jetzt kein verdammter Superheld.
      Ein Schnauben entfuhr ihm, als Doktor Aden etwas über französische Küche sagte. Klar, Marik war absolut in der Stimmung, Essen zu gehen. Oh, und von der französischen Küche hatte er schon die ganze Nacht geträumt. Schnecken und Froschschenkel, lecker.
      Nein, Marik war nicht so hinterwäldlerisch zu glauben, dies sei alles, was die französische Küche zu bieten hatte, aber im Moment war er einfach sauer auf alles und jeden.
      „Kann’s kaum erwarten.“, murrte er, bewegte sich aber nicht von der Stelle. Brachte ja eh nichts. Ohne das Doktor Aden ihn dazu aufgefordert hätte, durfte er wahrscheinlich nicht mal auf die Toilette gehen.
      nur, weil du nicht paranoid bist, heißt das nicht, dass sie nicht hinter dir her sind.

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    • Aden hatte schon mit den verschiedensten Menschen Bekanntschaft gemacht. Die Zeit war mit ihnen nicht gnädig gewesen, besonders das vergreisen der ersten Menschen, den Aden seinen Freund genannt hatte, nahm den weißen Schatten mit. Ihm war der Fortschritt dieser Spezies in den Tiefen des Schnees nie aufgefallen. Gefühlt alle Jahre kamen sie vorbei, jagten und gingen wieder… erst Roland Henkins blieb. Penetrant jagte er die Bestie, die die Einwohner zu sehen glaubten und stieß letztlich auf ein Geschöpf, dass seine kühnsten Fantasien übertroffen hatte. Roland Henkins war ein Wissenschaftler durch und durch, ein brillanter Geist, der Aden die Menschen sympathisch gemacht hatte. Heute war von jenem Abenteurer und Genie nicht mehr viel übrig. Eine leere Hülle, die seine Tage dahin siechte…
      General Henkins, mit welche, Aden sich heute treffen sollte, war der einzige Sohn Rolands. Bei Längen kein Genie wie sein Vater, aber dem weißen Schatten ein ebenso guter Freund.
      Aden überlegte kurz der alten Zeiten halber. Der inzwischen anerkannte Mann war noch ein halbwüchsiger Jüngling gewesen, als sie einander das erste mal gesehen hatten. Verzogen und den Eltern eine Pein. Mehr in den Muskeln, als im Kopf… Doktor Aden hatte ihn zahlreiche Male im Kampf besiegt, bis er eines Tages die Schwäche der anderen Spezies entdeckte und inzwischen immer neckend etwas davon bei sich hatte.
      Als das Go von seinem Patienten kam, nickte Aden und erhob sich von seinem Tisch. „ Dann wollen wir mal!“, sprach er, während er glücklich zur Türe setzte und den anderen hinaus wank. Die Tür schlug er zu, verriegelte sie und schritt den Flur entlang. Der Doktor legte ein gutes Tempo vor, bis hinab in die Garage. Hier blieb er abrupt stehen und hob seine Hand. Jene war kurz vorher in seinem Mantel verschwunden und hatte einen Autoschlüssel hervorgeholt. Er drückte auf den entriegeln Knopf und reckte sich herum, wo es blinkte.
      Man mochte denken er hatte vergessen, wo er sein Auto abgestellt hatte. Tatsächlich aber war es gar nicht seins, sondern dass von Frau Doktor Klay. Den Schlüssel hatte er am Morgen entwendet. Mit einem Grinsen folgte er dem Licht zu einem brandneuen Mercedes. Seine Augen leuchteten auf, als er das Auto sah.
      „ Hallo Schatz…!“, sagte er und öffnete die Fahrertür. Einen Führerschein besaß er nicht und auch an Erfahrung mangelte es eigentlich…
      Er wank Marik hinein, startete den Wagen und setzte unachtsam zurück, dabei einen der Pfeiler streifend. Die Bremsen quietschten, als er herum zog und ins Gas latschte. Mit einem Ruppen ging es letztlich los. Aden fuhr aus der Garage hinaus auf die Straße, zwei Ampeln bei rot nehmend und dann auf den Highway.
      Nach 20 Minuten Höllenritt kamen sie an. Aden parkte das Auto auf dem Gehweg und stieg aus. „ Da wären wir!“, prahlte er und wies auf ein schickes Restaurant.

    • Mit langen Schritten folgte Marik dem Doktor durch die verwinkelten Flure des Department Fünf und hatte dabei keine Schwierigkeiten, mit dem zügigen Tempo des Mannes mitzuhalten. Viel mehr war Marik überrascht, dass der Wissenschaftler dazu in der Lage war, sich so schnell fortzubewegen. In seiner Vorstellung waren die meisten Mitglieder von Department Fünf unsportliche Bücherwürmer, die kaum dazu in der Lage waren, den Weg von ihrem Labor bis zur Kantine hinter sich zu bringen, ohne in Schnappatmung auszubrechen.
      Trotz seiner schlechten Laune und obwohl es ihn eigentlich nicht interessieren wollte, betrachtete Marik neugierig die wippenden Haare des Doktors und versuchte, einen besseren Blick auf seine Statur zu kriegen. Der gerade herabhängende Kittel machte dies jedoch unmöglich.
      Moment mal…wollte der Typ wirklich in seinem Kittel Essen gehen? In der Öffentlichkeit?
      Marik selbst war nicht besonders eitel, man musste nur auf sein ungleiches Sockenpaar oder die eigenwilligen Haare schauen, aber selbst er hätte den Anstand besessen, nicht in einem Laborkittel Essen zu gehen.
      Als sie schließlich die riesige Garage der PCA betraten und Doktor Aden noch immer keinen Zwischenstopp eingelegt hatte, um zumindest den Kittel im Gebäude zu lassen, war Marik sich sicher, dass er an den seltsamsten Vogel im ganzen Department geraten war.
      Gegen seinen Willen breitete sich der Hauch eines Grinsens auf seinen Lippen aus. Der Gedanke, wie Aden in seinem Kittel in einem schicken Restaurant saß und seelenruhig ein Fünfgängemenü verputzte, während die Herren und Damen um ihn herum empört auf ihn zeigten und tuschelten, während es Doktor Aden nicht weniger hätte stören können, amüsierte ihn.
      Abrupt blieb der Doktor stehen. Verwirrt sah Marik sich um. Sie standen nicht mal annährend in der Nähe eines Fahrzeuges.
      Doktor Aden hob seine Hand, drückte auf den Autoschlüssel darin und reckte seinen Kopf in die Richtung, aus der die piepende Antwort des Autos auf den Knopfdruck gekommen war.
      Hatte er etwa vergessen, wo er sein eigenes Auto geparkt hatte? Und ihm wurde die Verantwortung für Marik übergeben? Echt jetzt?
      Als der Doktor dann schließlich das blinkende Auto fand, grinste er und lief darauf zu. Stumm folgte Marik ihm. Sein Blick wandelte sich in pure Entgeisterung als er sah, wie die Augen des Doktors aufleuchteten, als wäre er ein Kind, das zu Weihnachten ein nagelneues Spielzeug geschenkt bekommen hatte.
      Das war gar nicht sein Auto, oder?
      Langsam war Marik so verblüfft über die Eigenarten des Doktors, dass er ganz vergaß, das er eigentlich vor Wut brodeln sollte.
      Einen Moment stand er reglos da und beobachtet mit weiten Augen, wie der Doktor in den nagelneuen Merceds einstieg und ihn dabei ‚Schatz‘ nannte. Marik konnte den Gedanken nicht abschütteln, dass hier etwas nicht stimmte.
      Dann gab er sich einen Ruck und stieg auf der Beifahrerseite des Autos ein. Im Endeffekt konnte es ihm egal sein, ob es hier gerade mit rechten Dingen zuging. Im besten Fall würde Doktor Aden auffliegen und die Verantwortung für Marik würde ihm entzogen werden und Marik auf freien Fuß gesetzt. Im schlimmsten Fall bekam er einen neuen Aufpasser. Und wenn er nicht fragte, hatte er auch nichts gewusst.
      So oder so, ihm würde es nicht schaden und außerdem war der Mercedes echt verdammt cool. Wie viel PS der wohl hatte?
      Die Frage vergas Marik jedoch gleich wieder, als sich der Wagen ruckelnd in Bewegung setzte und schleifend gegen irgendetwas stieß. Es quietschte laut, der Geruch von angebranntem Gummi stieg Marik in die Nase und im nächsten Moment sprang der Wagen nach vorne.
      „Umpf.“, machte Marik, als er in den Sitz gedrückt wurde. Blitzschnell griff er zum Anschnaller, versicherte sich, dass das Teil eingesteckt war und langte dann nach dem Haltegriff am oberen Rand der Tür.
      Seine Fingerknochen ragten weiß hervor und auf seiner Stirn breitete sich Angstschweiß aus, während Doktor Aden seelenruhig zwei rote Ampeln mitnahm und sie auf den Highway beförderte. Während der Fahrt betete Marik zu allen alten und neuen Göttern, dass der Arzt sie nicht umbringen würde.
      Als sie schließlich zum Stehen kamen, hatte Marik eine trockene Kehle und seine Hand war so verkrampft, dass es schmerzte, als er den Haltegriff losließ. Seine Augen waren aufgerissen und er brauchte einen Moment, bevor er dem Doktor folgte und ausstieg.
      Seine Beine wackelten ein wenig, unter seine natürliche Bräune hatte sich eine ungesunde Blässe gelegt. Unsicher beugte er sich vor, stützte die Arme auf die Oberschenkel und hielt den Oberkörper vorgebeugt. Eine Minute länger und sein Frühstück wäre ihm hochgekommen.
      Längst war die Wut auf der Doktor Aden und das Ding um seinen Hals vergessen. Im Moment war er einfach nur froh, noch zu leben. Diese Fahrt war tausendmal gefährlich gewesen als alles, was die DNA-Veränderung hätte bewirken können, davon war Marik fest überzeugt. „Können wir zurück laufen?“, keuchte er.
      Er nahm einen tiefen Atemzug und richtete sich langsam auf, nachdem er sicher war, sich nicht übergeben zu müssen.
      Marik ließ seinen Blick über die Fassade des Restaurants gleiten und registrierte nebenbei, dass es sich um ein ziemlich schickes Restaurant zu handeln schien.
      Bei dem Gedanken an Essen wurde ihm fast augenblicklich wieder schlecht.
      Wer hatte dem Doktor seinen Führerschein gegeben? Derjenige musste wahnsinnig gewesen sein, der Typ war im Straßenverkehr eine Bedrohung für sich und alle anderen!
      Um sich selbst zu beruhigen nahm Marik einen weiteren, tiefen Atemzug. Danach ging es einigermaßen, auch wenn er sich noch Immer ziemlich wackelig fühlte. Hoffentlich bliebt ihm die Fahrt zurück erspart.
      Er betete darum, dass ein Baum auf den Mercedes stürzen und das Auto komplett Schrotten würde. Schade um den stilvollen Wagen, aber wenn er dafür mit seinem Leben davonkommen würde...Keine zehn Pferde würden ihn dazu kriegen, noch einmal bei Doktor Aden einzusteigen.
      nur, weil du nicht paranoid bist, heißt das nicht, dass sie nicht hinter dir her sind.
    • Aden beachtete seinen Beifahrer nicht. Generell achtete der Mann, mit dem vermeintlichen Doktortitel auf nichts in seiner Umgebung. Zahlreiche Hupen hätten ihn zu Maßen ermahnen sollen, doch sie stießen auf taube Ohren, während der schwarze Wagen durch die Straßen sauste und am Steuer ein verrückter Wissenschaftler saß. Die Autos bereiteten ihm schon immer Freude. Sein erstes Mal in einem würde er niemals vergessen, weshalb er stets versuchte dieser Erfahrung mit den Ritten in der Karosse erneut zu erfinden.
      Als sie ,it einem quietschen zum stehen kamen, erschreckte er eine Gruppe älterer Damen, die gerade auf dem Weg ins Restaurant war. Die Blicke der Alten waren empört und erschrocken, als Aden aus dem Wagen stieg und sein zerzaustes Haar über die Schulter zurück strich. Er warf nun einen ersten Blick auf seinen Patienten, welcher langsam auf wackelnden Beinen folgte. Sofort war der Arzt bei ihm, mit einem Ruck zog er Marik von dem Auto weg und blickte ihn an. Ihm war bleich um die Nase und das Schaukeln, als hätte er zu tief ins Glas geguckt, waren offensichtliche Anzeichen in den Augen des Doktors. Aber nicht für einen Anfall des Parasiten, sondern für Reisekrankheit.
      „ Das hätten sie angeben müssen!“, mahnte er mit strenger Stimme. „ Sie können mir doch wohl sagen, dass sie Reisekrankheit werden…“ Aden schüttelte seinen Kopf. An der Kommunikation mussten sie beide noch arbeiten, dringend. Doch so schnell, wie er seine ärztliche Fürsorge ausgelebt hatte, vergaß er sie auch schon wieder, als jemand seinen Namen rief.
      „ Aden!!“
      Auf dem Ansatz der Treppe stand ein ergrauter Mann in feinem Anzug und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Die Alten Damen blickten nun jenen an, allerdings weniger erbost, als erleichterte und angetan von seiner schnittigen Gestalt. Für die Hexen musste General Henkins eine wahre Augenweide sein. In seinem Alter noch Sportlich und kein Gramm Fett irgendwo. Im Moment allerdings blickte er nur den Arzt an, der von seinem Patienten abgelassen hatte und die Treppe hochkam.
      „ Henkins!!“, rief er voller Elan und nahm die letzten Stufen mit einem Satz, sodass er vor seinem alten Freund stand. Jener blickte von Aden zu dem Auto und seinem Beifahrer. Mit ausgestreckter Hand nahm er den Schlüssel entgegen und bewegte sich die Stufen hinab. „ Geh rein und setz dich hin, Aden!“, befahl er über die Schulter. Er trat an Marik heran und legte eine Hand auf seiner Schulter. Ein wissender Blick zu dem Auto und ein Nicken, welches sagte, er selbst hatte schon einmal Ähnliches erlebt.
      Aden war hinein stolziert und hatte sich zum reservierten Tisch begeben, während Henkins sich das Auto ansah. Ihm war es immer lieber, wenn Aden einen Wagen nahm, der leichter zu ersetzten war, als ein brandneuer Mercedes, der ausgerechnet Doktor Klay gehörte. Sie war kein Fan von Aden und dies noch weniger, nachdem er ihren alten Wagen ebenso behandelt hatte. Doch Tatsache war, egal wo man die Schlüssel hatte, er fand sie und nahm sue auch. Und je mehr man sie versteckte, desto heißer wurde er auf die Belohnung.
      „ Ich schicke nächstes mal jemanden, der Euch abholt…“, sprach der General entschuldigend. „ Aden hat es leider versäumt sie zu erwähnen…“ Er hielt ihm eine Hand hin. „ General Henkins, mit wem habe ich die Ehre, der den Höllenritt überlebt hat?“

    • Angeben...was? Reisekrankheit?
      Dachte der Doktor wirklich, Marik hätte eine Reisekrankheit? Wie konnte er jeden Morgen zur Arbeit fahren und denken, Marik hätte eine Reisekrankheit? Eine Reisekrankheit. Reise-Krankheit. Das musste man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.
      Der Gedanke war so abstrus, dass Marik gar zu perplex war, um darauf richtig zu antworten. „Reisekrankheit…?“, wiederholte er nur blass.
      Was ging in dem Kopf des Doktors vor und warum war er noch nicht hinter Gittern? Bei seinem Fahrstil musste er doch regelmäßig irgendwelche Stromkästen oder Ampeln mitnehmen. Oder Menschen. Ganz besonders Menschen.
      Doktor Aden schüttelte den Kopf, als wäre Mariks nicht vorhandene Reisekrankheit hier das Problem und nicht seine nicht vorhandenen Fahrkünste. War der Mann blind und taub? Hatte er vielleicht eine Rot-Grün-Schwäche? Aber die Hupen der anderen Autos musste er doch gehört haben?
      Ganz zu schweigen von der Truppe an alten Frauen, die er beim Parken auf dem Bürgersteig fast umgefahren hätte. An diesem Satz war so viel falsch, Marik verstand die Welt nicht mehr. Aber klar, er hatte eine Reisekrankheit.
      Im nächsten Moment war der Doktor jedoch schon wieder von seiner Seite gewichen.
      Am oberen Absatz auf der Treppe vor dem Restaurant stand ein älterer Herr in einem feinen Anzug. Marik kannte sein Gesicht, einfach, weil es sich bei ihm um jemanden handelte, den man kennen musste, wenn man in der PCA aktiv war. General Henkins, zuständig für das erste Department. Er wiederum würde Marik wahrscheinlich nicht kennen, war er doch weder Teil seines Departments noch selbst ein hohes Tier in der PCA.
      Verwundert darüber, ein jemanden wie ihn hier zu sehen, zog Marik die Augenbrauen zusammen, während er sich mit der rechten Hand an einem Laternenpfahl abstütze. Lieber auf Nummer sicher gehen.
      Doktor Aden nahm eilig die Treppe und überwandte die letzten Stufen mit einem großen Satz. Wie konnte der Mann nach so einer Autofahrt so energisch sein? Marik traute seinen eigenen Beinen kaum, ihn ohne die Hilfe des Laternenpfahls zu halten.
      Ungeahnt dessen, das Mariks Zustand von einer Reisekrankheit nicht weiter weg sein konnte – er hatte eine Nahtoderfahrung hinter sich – stolzierte Doktor Aden auf Henkins Anweisung hin in das Restaurant. Wippend verschwand sein weißer Schopf hinter den großen Doppeltüren.
      Der Typ machte Marik echt sprachlos und das war bei weitem nichts, wofür er bekannt war.
      Am Rande registrierte er, dass Henkins auf ihn zukam. Der General legte ihm mitfühlend eine Hand auf die Schulter und sah ihn so an, als wüsste er ganz genau, was Marik da gerade durchgemacht hatte. Sofort war der Mann ihm sympathisch.
      Wenigstens einer hier, der anerkannte, das Doktor Aden ein Fahrer aus der Hölle war. Mal im Ernst, diagnostizierte er jedem seiner Beifahrer einfach eine Reisekrankheit?
      „Höllenritt ist eine passende Bezeichnung.“ Marik konnte nicht umhin, Henkins schief anzulächeln. Endlich! Der erste normale Mensch, mit dem er heute Kontakt hatte!
      Mit einer fließenden Bewegung, die kaum auffiel, wischte Marik mit seiner Hand über seine Hose, eher er die Hand des Generals ergriff und trotz seiner wackeligen Beine feste schüttelte. Natürlich stützte er sich mit der anderen Hand immer noch an seinem neuen Vertrauten, der Laterne, ab. „Marik Atef, freut mich.“
      Und das war nicht mal gelogen. Marik freute sich wirklich, dass die Verabredung des Doktors Henkins war. Nicht, weil Henkins ein hohes Tier innerhalb der PCA war und vielleicht etwas bewirken konnte, was seinen Quarantänestatus anging, sondern weil der ältere Herr ihm einfach sympathisch war.
      Okay, vielleicht auch ein klitzekleines bisschen, weil er eventuell etwas zu Mariks Vorteil drehen konnte, aber die Möglichkeit würde Marik nur ergreifen, wenn sie sich von selbst bot.
      „Meines Zeichens seit heute offiziell Objekt der vierten Generation.“, fuhr er fort. An dem Drecksteil um seinen Hals hätte Henkins das bestimmt so oder so erkannt, daher fiel Marik einfach mit der Tür ins Haus. Und sollte er die Halsbänder des fünten Departments nicht kennen, so ersparte Marik sich so wenigsten wegen dem Ding verurteilt zu werden. Wer trug heutzutage schon ein Halsband? Marik jedenfalls nicht.
      Im Normalfall.
      Wie auch immer.
      Weil der General ihm wie ein Mann mit Humor vorkam, hängte Marik gleich noch hinten an: „Bis jetzt bissfrei.“ Das Lächeln auf seinen Lippen wandelte sich in ein kleines Grinsen.
      nur, weil du nicht paranoid bist, heißt das nicht, dass sie nicht hinter dir her sind.
    • Doktor Aden war auch Henkins von Zeit zu Zeit nicht gänzlich geheuer. Der Mann besaß diese Art, die selbst einen gestandenen General mit völliger Überraschung treffen könnte. Besonders wenn er eine Weile nichts zufrieden bekommen hatte, wurde der weiße Schatten ungehalten. Henkins hatte den Doktor erst einmal in völliger Rage erlebt. Man vergaß gern, dass er eigentlich nur einen menschlichen Mantel trug und darunter seine wahre Natur verbarg. Dies gelang ihm bestens, bis auf diese seltenen Fälle. In solchen bemerkte man das unterdrückte Raubtier, welches jahrelang in Grönland allein gejagt hatte…
      Henkins Augen verengten sich, als er das Band um den Hals des Patienten sah. Eigentlich keine gängige Praxis mehr, sogar verboten. War dieses Ding doch gegen die menschliche Würde und den Anstand eines fühlende Wesens. So hieß es heute. Das Aden es an seinen Patienten nutzte, zeigte, wie nachtragend er doch gegenüber den Menschen war. Man war eine von vielen in seinem Kopf. Nur wenige Individuen merkte er sich und akzeptierte sie als unabhängig vom großen Ganzen. Dieser Patient konnte zwar nichts für die Behandlung, die von der Zeit her seine Großeltern hätten durchführen können, musste sie aber ausbanden… Henkins schüttelte seinen Kopf. Das Abend war genau das, dass Aden hatte tragen müssen, die Nummer, der Rost…
      Der ergraute Mann stieß einen leisen Seufzer von sich bei den Gedanken an die Vergangenheit. In den meisten Fällen erfrischte Adens unkonventionelle Art den General. Sie war eine angenehme Abwechslung zu den strengen Regulationen und Vorschriften der PCA. Trotz aller Eigenarten war er ja durchaus liebenswert.
      Der Alte General lächelte, als Marik Atef ihm antwortete und ihm zustimmte. Er entschied sich ihm nicht zusagen, dass Aden keinen Führerschein hatte und das es in der PCA eine Rangliste gab, wessen Autos er am liebsten hatte. Einige führten interne Experimente zu seinen Vorlieben durch und glaubten, dass er helle Autos weniger lieb hatte, als schwarze.
      Der General erwiderte den festen Händedruck und lächelte leicht. Als er sich vorstellte, musste der alte Mann schmunzeln. „ Sie sind kein Objekt… Nur weil Sie wie eines behandelt werden!“, er räusperte sich. „ Ich verrate ihnen, wie sie Aden dazu bekommen ihnen mehr Freiheit zu geben…“ er lächelte leicht verschmitzt und blickte hinauf zur Türe, die aden vor nicht allzu langer Zeit passiert hatte. Sie sollten ihm bald folgen, sonst bestellte er schon mal das ganze Menü vor und saß bereits vor einem vollen Tisch, bevor die anderen überhaupt einen Fuß hinein gesetzt hatten.
      Bei seinen letzten Worten musste er lachen. „ Einen Maulkorb sollte es auch noch geben!“, fügte er an, während er die ersten Stufen hinauf ging und letztlich dem Jüngeren die Türe öffnete.

    • So ganz konnte Marik nicht deuten, was er in Henkins Blick sah, aber hätte man ihn gefragt, würde er auf Missfallen tippen. Die Art, wie sich seine Augen verengten, während er einen Blick auf das Teil um Mariks Hals warf, zeugte auf jeden Fall nicht von Zustimmung.
      Ha. Marik hatte schon gewusst, warum ihm der Mann so sympathisch war. Konnte er nicht seine Aufsicht übernehmen? Henkins hätte ihm bestimmt nicht so ein unbequemes Halsband aufgezwungen.
      Schließlich schüttelte der General so resigniert seinen Kopf, als könnte er nicht glauben, was er da sah. In Marik machte sich Hoffnung breit, dass er Doktor Aden ins Gewissen reden würde, ihm das Teil abzunehmen. Rein theoretisch hatte das Department von Henkins nichts mit dem fünften Department zu tun und Marik war sich nicht einmal sicher, ob der General überhaupt Befehlsgewalt über die Vorgänge in einem anderen Department hatte, aber bestimmt konnte er dem Doktor zumindest ins Gewissen reden. Wenn er nur vorsichtig das Thema auf das Halsband lenken würde…Aber vorsichtig war nicht seine Stärke und so brütete Marik jetzt schon darüber, wie er es anstellen konnte, ohne direkt mit der Tür ins Haus zu fallen. Ganz so aufdringlich wollte er dann doch nicht sein, immerhin hatte er hier den Leiter des ersten Departments vor sich und er konnte nicht umhin, trotz seiner Sympathie auch einen Riesenrespekt für den älteren Herrn zu empfinden.
      Henkins schmunzelte ihn an und trotz der scherzenden Natur seiner Aussage korrigierte er Marik, dass dieser kein Objekt sei.
      Der Funke Hoffnung in Mariks Brust verwandelte sich ein loderndes Feuer. Henkins war gottgesandt.
      Bei der Aussicht, einen Trick für den Umgang mit dem seltsamen Doktor zu erhalten, beugte Marik sich ein Stückchen vor. In seinen Augen blitzte es verschwörerisch. Er würde jedes kleine Detail der nächsten Aussagen aufsaugen.
      Marik folgte dem General über die Treppe und war froh, als er auf seinen Witz einging. Henkins war also tatsächlich ein Mann mit Humor. Bei seiner Erwiderung lachte Marik kurz tief auf.
      He, ein Halsband und ein Maulkorb! Dann würde nur noch eine Leine fehlen und das Bild wäre perfekt. Die Vorstellung war allein war so abstrus, dass Marik gar nicht anders konnte, als darüber zu lachen. Er schätzte die Situationskomik des Generals.
      Die großen Doppeltüren des Restaurants öffneten sich vor ihnen, als sie den obersten Treppenabsatz erreichten.
      Verblüfft stellte Marik fest, dass hinter den Türen zwei Kellner im schwarzen Anzug standen, die keine andere Aufgabe zu haben schienen, als die Türen zu öffnen. Was ein langweiliger Job.
      Einer der beiden war unprofessionell genug, bei Mariks Anblick das Gesicht zu verziehen. Was ein Schnösel.
      In einer auffälligen Bewegung zog Marik seine Hosenbeine höher, so dass seine ungleichen Socken zu Tage gefördert wurden.
      Der Kellner folgte der Bewegung und sah nun aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Ob er bei dem Anblick des bekittelten Doktor Adens wohl eine Verzweiflungsträne vergossen hatte?
      Marik unterdrückte den kindischen Drang, ihm die Zunge rauszustrecken, während er Henkins an den Kellnern vorbei in das Innere des Restaurants folgte und grinste zufrieden in sich hinein.
      Von Innen war der Laden noch schicker als von außen. Mit seiner legeren Kleidung stach Marik aus der Menge hervor. Aber nicht nur er, wie er amüsiert dachte und an Doktor Adens Kittel denken musste.
      Marik hatte in seinem Leben noch nicht in so einem feinen Restaurant gegessen und fürchtete, dass er die Rechnung nicht würde bezahlen können, müsste er sie selbst tragen.
      Ach was. Jetzt, wo Doktor Aden für ihn verantwortlich war, musste er bestimmt den Lebensunterhalt von Marik decken. Ha. Wurde wohl mal Zeit für ein neues paar Schuhe. Während Marik auf den super tollen Geheimtrick wartete, der ihm seine Freiheit von Aden bringen würde, stellte er innerlich eine Einkaufsliste zusammen. Er würde schon noch seine Rache für das Scheißband - äh, Halsband - bekommen.
      nur, weil du nicht paranoid bist, heißt das nicht, dass sie nicht hinter dir her sind.

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    • Man kannte Aden in dem schicken französischen Restaurant, dessen Einrichtung ein einziger Traum aus rotem Samt und feinem Holz war. Man bemühte sich die gehobene Atmosphäre mit Musik und heimlichen Düften zu untermauern. Alle Kellner, gleich ob männlich oder weiblich, trugen die selbe Uniform und hatten den gleichen höflichen Ton, wenn sie sich der Gäste annahmen. So auch als der Weißkittel herein trat und seinen aufgeregten Blick über die hohen Decken und Kronleuchter warf. Ihm kamen gleich zwei Kellner entgegen, die ihn direkt davon abhielten einen Rhythmus auf der Glocke zu klingeln, der 2 Minuten andauern würde und alle Gäste stören würde. Man sah sichtlich, wie sie sich ein Lächeln abrangen und sich wie immer fragten, warum dieser Mann noch immer Einlass in ihr Etablissement erhielt.
      Sie führten ihn zu dem Tisch, welchen Henkins reserviert hatte und wo zu ihrer Erleichterung schon Gläser und Wein standen. Die Prozedur war stetig die selbe: Aden kam und wenn sein Gastgeber nicht da war, bestellte er die gesamte Karte raus und runter. Der älterer Herr hielt ihn für gewöhnlich in Schach, doch genau dieser war im Moment nirgends zu sehen. Die Kellner tuschelten: „ Wo ist Mister Henkins hin?“, fragte sie ihren älteren Kollegen und musterte Aden, welcher die Karte gefunden hatte. „ Ich weiß es nicht. Er ist bei dem Autorums draußen aufgestanden und kümmert sich wohl um den verunfallten Wagen…“ auch kein erstes Mal, dass ein von Aden gefahrenes Auto direkt vor ihren Türen stand und auf den Abtransport wartete.
      Henkins unterdessen beugte sich zu dem Patienten herab. Wie sehr der Junge sich wünschte mit Aden klar zu kommen und wie sehr er wohl auf den ultimativen Tipp hoffte. Ein bisschen gewieft war der alte Mann nun doch, er würde nicht alles einfach so ausplaudern. Die ganzen Weisheiten zur Kontrolle des weißen Schatten waren ein gut gehütetes Geheimnis. „ Wenn du was von ihm willst, musst du ihn bestechen… Menschlcihes Blut kommt besonders gut!“, sagte er also und erhob sich wieder aus der leichten Beuge. Er lachte munter und grinste, ehe er durch die Tür Schritt. Die Kellner munterten Marik so, wie sie es auch immer mit Aden taten. Den weißen Kittel, den er nicht mehr ablegen wollte und sein gesamtes Auftreten, passten einfach nicht in diesen Laden. Aden saß schon am Tisch, vor sich die Karte und eine verzweifelte Kellnerin. Henkins lachte bei dem Anblick. Heute wäre er einen Teufel tun Aden zu stoppen.
      Er setzte sich schlicht dazu, grüßte die Kellnerin nett und ignorierte ihren Hilfesuchenden Blick in seine Richtung. Stattdessen widmete er sich einer Karte und reichte sie Marik. „ Bestell was du möchtest, es geht auf Aden!“, sagte er, während sein gegenüber weiter munter bestellte.
      Wie immer hatte der Doktor auch für den General gleich mit bestellt. Endlich fertig schlug er die Karte zu und blickte die Kellnerin an. „ Das wars!“, sagte er grinsend. Sofort danach wandte er sich an Henkins und Marik. „ Was wollt ihr lahmen Schnecken noch?“

    • Hatte Marik etwas an den Ohren oder hatte Henkins gerade Menschenblut gesagt?
      Nein, Marik hörte genau, wie sich der schnöselige Kellner bei dem anderen über die heutigen Gäste beschwerte. Er hatte definitiv nichts an den Ohren, wenn überhaupt, hörte er viel besser als sonst.
      „Erst der Kittel und dann diese Socken! Wo kommen wir nur hin, wenn das so weiter geht?“
      „Laisse tomber.“, erwiderte der zweite Kellner. ‚Lass gut sein‘. „Monsieur Henkins ist ein Freund des Hauses.“
      "Aber er bringt immer mehr von diesen Gestalten mit!"
      Zufrieden stellte Marik fest, dass sein französisch noch immer saß. Die Unterhaltung der Kellner amüsierte ihn, aber das ließ er sich nicht anmerken. In seinem Kopf spukte vordergründig immer noch Henkins Aussage herum.
      Menschenblut. Das war aber doch ein Witz gewesen. Das konnte er nicht wörtlich meinen.
      Oder?
      Und wenn ja, woher wusste er das? Und warum ließ Aden sich damit überhaupt bestechen? Moment.
      Marik dachte daran zurück, wie schnell der Doktor vorhin im Labor den Weg vom Schrank zu ihm zurück überwunden hatte. Henkins Aussage, mit dem Menschenblut. War Aden etwa…ein Vampir?
      Neugierig linste Marik zu Doktor Aden, als sie sich dem Tisch nährten, an dem dieser bereits eifrig die Karte studierte. Die blasse Haut würde auf jeden Fall passen. Aber da hörten die Ähnlichkeiten auch schon auf und überhaupt war nicht jeder Vampir blass. Das Vorurteil hielt sich, weil die Medien sie in Filmen und Büchern so darstellten, die Realität sah jedoch anders aus. Nicht, dass die Öffentlichkeit überhaupt ahnte, dass diese Wesen wirklich unter ihnen lebten. Dafür sorgte die PCA.
      Marik ließ sich auf einem der Stühle nieder und nahm dankend die Karte entgegen, die General Henkins ihm reichte. Kurz hielt er sie sich über die Nase und schielte zu Aden. Bestellte der gerade echt die gesamte Karte?
      Den Kommentar mit den Schnecken überhörte Marik einfach, dann tat er einen Wimpernschlag lang so, als würde er die Karte studieren, eher er sie mit einem charmanten Lächeln schloss und der Kellnerin reichte. „Die Empfehlung des Hauses, bitte.“ Marik hatte keine Ahnung, was die Empfehlung des Hauses war, aber aus Erfahrung wusste er, dass sie meist die teuersten Gerichte der Restaurants enthielt. Immerhin wollte das Haus Geld.
      Wenn Aden bezahlen würde, würde er dies ausnutzen. Wäre der General nicht hier gewesen, hätte Marik die komplette Karte einmal rauf und runter bestellt. Einfach, damit Doktor Aden es im Geldbeutel spürte. Wenn er schon sonst nichts zu spüren schien - zumindest im Straßenverkehr.
      Wobei der Doktor die Karte schon komplett selbst bestellt hatte. Ob er wohl auf einem Goldberg saß? Vielleicht musste Marik sich eine andere Vorgehensweise einfallen lassen.
      Marik ließ seine dunklen Augen zwischen dem Doktor und dem General hin und her wandern und fragte sich zum wiederholten Male, wie er hier gelandet war.
      Aber jetzt war es so, da konnte er auch das beste aus seiner Situation machen. Und das Beste war in diesem Moment zu warten, was Doktor Aden und General Henkins zu besprechen hatten.
      Vielleicht würde Marik ja Insiderinformationen über die Geschehnisse der PCA bekommen. Zumindest aber würde er ganz genau hinschauen und von Henkins lernen, wie man mit Doktor Aden umzugehen hatte.
      Das mit dem Menschenblut musste ein Witz gewesen sein.
      nur, weil du nicht paranoid bist, heißt das nicht, dass sie nicht hinter dir her sind.
    • Auch an den feinen Ohren der Kreatur gingen die einmal mehr aufkommenden hässlichen Worte nicht vorbei. Wie konnten Menschen nur solche Hässlichkeit in ihren Mund nehmen?! Ohne die Anwesenden zu kennen oder verurteilen zu können? Diese Art von Hochmut war ihm schon immer zu wieder gewesen! Egal in welchem Zeitalter, die Menschen nahmen sich immer als das wichtigste auf der Welt und das einzig wahre Tier am Ende der Nahrungskette…
      Doktor Aden wurde von Henkins Hand auf seiner Schulter beruhigt. Der Alte General schüttelte nur seinen Kopf. Der weiße Schatten sollte nicht auch hier noch für ein Blutbad sorgen… Sein Gegenüber antwortete mit einem empörten schnaubten und schob die faltige Hand von seinem Kittel ab. Der Alte General lachte nur heiter und warf seinen Blick wieder auf Marik, welcher zu Grübeln schien. Seine Aussage musste tiefe Gedankengänge in Bewegung gesetzt haben. Der Gedanke daran, was der Junge sich in seinem Kopf zusammen spinnen mochte, amüsierte den alten Mann sehr.
      Als Marik sich entschieden hatte, wank Henkins die Kellner weg.
      Er streckte sich ein wenig und blickte Aden an, welcher seinen Blick eindringlich auf den Patienten geworfen hatte und zu überlegen schien. „ Sie sollten viel essen, Marik Atef!“, sagte er dann in seiner üblich belehrenden Stimme. „ Morgen wird ein anstrengender Tag für sie…“
      General Henkins zog einen Augenbraue hoch und schüttelte nur munter den Kopf. „ Vergiss nicht die Einweisung, Aden!“, entgegnete er. „ Du solltest deine Patienten nicht immer auf 180 jagen und dann plötzlich fest, dass du die wichtigsten Dinge vergisst…“ er klang sehr belehrend, was Aden nicht gefiel. Er schnaubte nur.
      „ Misch dich nicht in meine Angelegenheiten ein!“ Aden verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte seinen alten Freund an. Er mochte es nicht, wenn man ihm in die Arbeit pfuschte und ließ dies auch gern an den Leuten aus.

    • Marik beobachtete erstaunt, wie Doktor Adens Gesicht sich verzog. War er etwa wütend, weil Henkins und er so lange gebraucht hatten?
      Der alte General legte dem Doktor eine Hand auf die Schulter. Das schien Aden wieder zur Ordnung zu rufen. Zumindest etwas, denn er schnaubte empört und schob die Hand unachtsam beiseite.
      Niemals hätte Marik sich getraut, so mit einem General umzugehen. Die Art, wie Doktor Aden nicht zweimal darüber nachzudenken schien, ließ darauf schließen, dass Henkins für ihn nicht nur ein General war. Viel mehr wirkte ihr vertrauter Umgang so, als seien sie alte Freunde.
      Alte…Freunde. Darum bemüht, nicht zu neugierig zu wirken, schielte Marik unauffällig zu dem Doktor, dem man sein Leben überantwortet hatte. Mittlerweile war Marik sich fast sicher, dass er kein Mensch war. Nur, was er stattdessen war, das war ihm noch immer ein Rätsel. Eines, dessen Lösung er nicht näherkam und das ihn, sollte er nicht bald wenigstens eine Ahnung haben, verrückt machen würde.
      Vielleicht würden die Gespräche bei Tisch ihm die nötigen Puzzleteile liefern.
      Nachdem Henkins den Kellner weggeschickt hatte und Marik immer noch darum bemüht war, eine möglichst uninteressierte Miene zu machen, nahm er am Rande seines Sichtfeldes wahr, dass Doktor Aden ihn eindringlich anblickte. Marik war versucht, ihn zu ignorieren. Wieder hielt die bloße Anwesenheit des Generals ihn jedoch davon ab, sich so kindisch aufzuführen.
      Langsam drehte er seinen Kopf ein Stück nach rechts, so dass er dem Doktor nun vollkommen zugewandt war. Was guckte der so? Marik erwiderte seinen Blick unter zusammengezogenen Augenbrauen und starrte zurück.
      Als der Doktor dann endlich sagte, was ihn zu beschäftigen schien, lockerten sich Mariks Augenbrauen. Betont unbetont sagte er: „Wenn Sie besser Autofahren könnten, wäre ich dazu vielleicht in der Lage.“
      Marik mochte es nicht, dass der Doktor so belehrend mit ihm sprach. Etwas in ihm sträubte sich dagegen, ohne dass er es genau hätte benennen können.
      General Henkins brachte es jedoch fertig, das Ganze mit einer munteren Kopfbewegung aufzulösen. Tatsächlich war er es nun, der Doktor Aden belehrte, was diesen wiederum zu einem Schnauben veranlasste.
      Offensichtlich schien auch er es nicht besonders zu mögen, belehrt zu werden. Das er es also trotzdem bei Marik tat, machte Marik wieder schlechte Laune. Hätte er das Gefühl nicht gekannt, dass es in einem hervorrief, wenn man wie ein unwissendes Kind behandelt wurde, wäre Marik seinen ständigen Belehrungen gegenüber vielleicht milder gestimmt gewesen.
      So aber brachte er dafür kein Verständnis auf.
      „Oh, ich finde, der General hat da einen guten Punkt.“, mischte Marik sich ein um die Flamme weiter anzufachen. „Sie sollten auf ihn hören.“
      Mit derselben neutralen Miene wie eben nahm er sein Glas in die Hand und einen tiefen Schluck von dem Wein.
      nur, weil du nicht paranoid bist, heißt das nicht, dass sie nicht hinter dir her sind.
    • General Henkins lachte munter und betrachtete seinen alten Freund: Aden war ein weißer Anblick. Sein Kinn auf die Hand gestützt, fiel das lange zum Zopf gebundene Haar über seine Schultern und wurde eins mit dem Kittel, den - wenn Henkins es sich recht überlegte - sein alter Freund kaum ablegte. Der Doktor ohne dieses noch erstaunlich weiße Kleidungsstück, bedachte man seinen Lebensstil, war ein in den Augen des Generals falscher Gedanke. Der Kittel gehörte zu ihm, so wie die blassen Augen, die glasig hellen Wimpern und sein schmollender Mund - welchen er als Antwort auf die Bemerkung seines Schützlings zog. Ihm entwich einmal mehr ein kühles schnauben, welches ein paar der feinen, ihm ins Gesicht hängenden, Strähnen in die Luft versetzte...
      Sein Blick schwang zu Marik, dessen Genuss über den kurzen Sieg man in seinen Augen funkeln sehen konnte. Ein Anblick, den auch Henkins einst in seinen Augen trug, wann immer er es geschafft hatte Aden gegen seinen Vater aufzuspielen. Es schmerzte den alten Mann seiner Jugend zu gedenken, unter diesen Prämisse. Faktisch hatte sein Vater immer ein Ohr mehr für die kuriosen Kreaturen und ihre Welt übrig, als für seinen Sohn. Als Aden mit ihnen unter einem Dach gehaust hatte, fühlte Henkins sich mehr als nur außen vor. Erst im Alter realisierte er, dass diese Kreatur niemals verstanden hatte, warum er anfänglich solch einen Groll auf ihn gehabt hatte.
      Tatsächlich hatte Aden sich nicht verändert... Abgesehen...
      Seine Augen verengten sich, als er das Halsband betrachtete. Aden zwang jeden in seiner Obhut ein solches zu tragen, nicht zu letzt weil es einmal seines gewesen war. Der silberne Reif stand keinem Hals wirklich gut und musste nach allen Angaben, die Henkins bekommen hatte auch nicht sonderlich bequem sein. Wie fraglich wäre es, dass auch Aden bald wieder einen tragen würde? Nicht unwahrscheinlich... Obwohl die meisten Mitarbeiter der PCA den Doktor als quirlige und seltsame Seele beschreiben würden und seine Übermenschlichkeit Platz unter dem Teppich fand, wussten genug wichtige Personen um seine wahre Natur...
      Ein dumpfer Schlag riss Henkins aus seinen Gedanken. Aden hatte die flache Hand auf den Tisch geschlagen und blickte den General wütend an. „ Suchst du dir wieder Verbündete gegen mich?!“, fragte er den alten Mann, dessen überraschter Ausdruck wieder ein amüsiertes Lächeln annahm. „ Aber natürlich! Wie soll ich sonst gewinnen?“ Adens Augen verengten sich und sein Blick schwang zu Marik.
      „ Das war das letzte Mal, dass Sie die Zelle verlassen haben!“, grummelte er, bevor er sich in den Stuhl zurück warf und grummelnd die Arme verschränkte.
      Henkins lachte und begann Marik zu erklären: „ Machen Sie sich keine Sorgen. Er wird es bald wieder vergessen haben... „, sagte er und wank leicht mit der Hand. Von Zeit zu Zeit konnte man meinen Aden sei eine nachtragende Seele, doch tatsächlich waren die Jahre ihrer gemeinsamen Jugend für ihn wesentlich präsenter, als sie es für einen Menschen sein könnten. Henkins hatte gelernt schnell zu schalten und sich zu erinnern, dass Aden sich zeitweise auf kindische Spielereien ihrer Vergangenheit bezog.
      „ Aber reden wir über Sie...“, lenkte er ab. „ ... Wie kommt ein junger und gesunder Mann dazu sich für die Genversuche zu melden?“